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AUGUST 2004 Ein kleines Stück Olympia «Es hat schon ganz schön im Bauch gekribbelt. Eine einmalige Geschichte, auf die ich stolz und für die ich sehr dank- bar bin», so Petz, der als 99. Läufer an dem 48 Kilometer langen Fackellauf in München teilnahm. Walter Petz hat sein Leben lang Sport betrieben und war ambitionierter Marathonläufer. Die Startberechtigung für den New York Marathon 2001 hatte er schon in der Tasche, als er einen Bandscheibenvorfall erlitt. «Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich habe alles versucht, um das Problem in den Griff zu kriegen, u. a. eine Reha. Denn ein Leben ohne Sport konnte ich mir nicht vorstellen. Durch eine Empfehlung bin ich auf Kieser Training gestoßen. Das Training hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich heute meinen Sport wieder begrenzt ausüben kann und an dem Fackellauf teilnehmen konnte. Es war überwältigend, denn ich hatte das Gefühl, zumindest ein kleiner Bestand- teil der Olympiade zu sein. Niemals zuvor waren 400 Meter schöner, aufre- gender und unvergesslicher.» Das Olympische Feuer, das am 25. März im Hain des antiken Olympia ent- zündet worden ist und am 13. August im Olympiastadion von Athen ankommen wird, passierte erstmals alle fünf Konti- nente – symbolisiert durch die fünf Olym- pischen Ringe. München, Austragungsort der Sommerspiele von 1972, war eine der insgesamt 33 Städte in 26 Ländern, durch die der Fackellauf führte. Rund 10.500 Athleten aus 199 Na- tionen kommen bei den 28. Olympi- schen Sommerspielen vom 13. bis zum Die Hausnachrichten von Kieser Training Editorial: Fit fürs Leben oder Olympia im Alltag 2 Aktuelles: Eröffnungen «Lebensentwürfe / Zukunftschancen» 3 Themen der Zeit: Krafttraining im Leistungssport 4 Persönlichkeiten: Kraft kann man nie genug haben! 6 Dialog: Wenn Kraulschwimmen zur Hölle wird 7 Kolumne: Wettkampf der Gene 8 Reflex 04 29. August zusammen. Deutschland ist mit etwa 440 Sportlern vertreten. Bei den Paralymischen Spielen, die vom 17. bis zum 28. September ausgetragen werden, messen sich rund 4.000 Athleten. TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION FOTO: SAMSUNG ELECTRONICS GMBH Rund 400 Meter durfte Walter Petz, Kunde bei Kieser Training Wiesbaden, die Olympische Fackel auf ihrer insgesamt 78.000 Kilometer langen Reise tragen.

Reflex 04, Ausgabe August 2004

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Page 1: Reflex 04, Ausgabe August 2004

AUGUST 2004

Ein kleines StückOlympia

«Es hat schon ganz schön im Bauchgekribbelt. Eine einmalige Geschichte,auf die ich stolz und für die ich sehr dank-bar bin», so Petz, der als 99. Läufer andem 48 Kilometer langen Fackellauf inMünchen teilnahm.

Walter Petz hat sein Leben lang Sport betrieben und war ambitionierterMarathonläufer. Die Startberechtigungfür den New York Marathon 2001 hatteer schon in der Tasche, als er einenBandscheibenvorfall erlitt. «Für mich isteine Welt zusammengebrochen. Ich habealles versucht, um das Problem in denGriff zu kriegen, u. a. eine Reha. Dennein Leben ohne Sport konnte ich mirnicht vorstellen. Durch eine Empfehlungbin ich auf Kieser Training gestoßen. DasTraining hat wesentlich dazu beigetragen,dass ich heute meinen Sport wieder

begrenzt ausüben kann und an demFackellauf teilnehmen konnte. Es warüberwältigend, denn ich hatte dasGefühl, zumindest ein kleiner Bestand-teil der Olympiade zu sein. Niemalszuvor waren 400 Meter schöner, aufre-gender und unvergesslicher.»

Das Olympische Feuer, das am 25.März im Hain des antiken Olympia ent-zündet worden ist und am 13. August imOlympiastadion von Athen ankommenwird, passierte erstmals alle fünf Konti-nente – symbolisiert durch die fünf Olym-pischen Ringe. München, Austragungsortder Sommerspiele von 1972, war eine derinsgesamt 33 Städte in 26 Ländern, durchdie der Fackellauf führte.

Rund 10.500 Athleten aus 199 Na-tionen kommen bei den 28. Olympi-schen Sommerspielen vom 13. bis zum

Die Hausnachrichten von Kieser Training

Editorial: Fit fürs Leben oder Olympia im Alltag 2

Aktuelles: Eröffnungen«Lebensentwürfe /Zukunftschancen» 3

Themen der Zeit: Krafttrainingim Leistungssport 4

Persönlichkeiten: Kraft kannman nie genug haben! 6

Dialog: Wenn Kraulschwimmenzur Hölle wird 7

Kolumne: Wettkampf der Gene 8

Reflex 04

29. August zusammen. Deutschland istmit etwa 440 Sportlern vertreten. Bei denParalymischen Spielen, die vom 17. biszum 28. September ausgetragen werden,messen sich rund 4.000 Athleten.

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTIONFOTO: SAMSUNG ELECTRONICS GMBH

Rund 400 Meter durfte Walter Petz, Kunde bei Kieser Training Wiesbaden,

die Olympische Fackel auf ihrer insgesamt 78.000 Kilometer langen

Reise tragen.

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2 / EDITORIAL

Fit fürs Leben oder Olympia im Alltag

Liebe Leserin

Lieber Leser

Heute bin ich Designer – oder besser: Formgeber und Innovator für nationale und

internationale Unternehmen. In meinem ersten Leben war ich Sportler. Heute spricht

man von Profis – von Menschen, für die der Leistungssport zum Beruf geworden ist.

Aus dieser Zeit habe ich mein Verständnis für Arbeit gewonnen. Ich möchte Profi

sein – damals wie heut, hier wie da.

Für dieses Editorial gebe ich mich unbescheiden. Es geht mir sowohl um den Menschen

im Wirtschaftsleben als auch um den Menschen im Spitzensport: Ich, Peter Wirz, homo

oeconomicus und homo olympicus, habe das eine nie vom anderen getrennt. Der Sport

hat meiner Arbeit als Unternehmer seine Philosophie gegeben. Wer zu Olympia

nominiert wird, der kann was und gehört in seinem Fach zu den Weltbesten. Wer etwas

erreichen will, muss an sich glauben. Dazu braucht es konstante Leistung, für die man

täglich zu schwitzen bereit ist.

Der Blutdruck der Allgemeinheit steigt zwar auch vor dem Fernseher, bei Chips und

Bier, wenn die Nationalmannschaft aus dem Turnier purzelt. Doch der Sport vor dem

Fernseher zeichnet für mich eine Parallele zu dem, wie manche Zeitgenossen heute

auch das Berufsleben gestalten. Man ist von acht bis fünf Uhr dabei. Das Schwitzen

überlässt man den Anderen. Auch die Schmerzen der Niederlagen. Ihre Siege jedoch

werden automatisch zu den eigenen.

Beruf und Sport funktionieren nicht nach dem Minimax-Prinzip. Die Trittbrettfahrer

sind eine Zumutung für all jene, die ihr Billet lösen und hart dafür arbeiten. Sich Ziele

setzen und seine Aufgabe ernst nehmen – und man darf freilich Spaß dabei haben – ist

die Devise. Das wünsche ich all jenen, die sich für Kieser Training und ein persönliches

Ziel entschieden haben. Sie tun es fürs Leben.

Peter Wirz

Peter Wirz war von 1980 bis 1990 Mitglied der schweizerischen Leichtathletik-Nationalmannschaft, 1994 Europameister im 1500-m-Lauf und im selben Jahr bei der Olympiade in Los Angeles Sechster im 1500-m-Finale. Mit seinem Designbüro Process Product Design in Luzern und seinen Partnern von Process Corporate Design und Process Communications in Zürich hat Wirz schon mehrere internationaleDesignpreise und Auszeichnungen gewonnen.

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AKTUELLES / 3

Saarbrücken, 29. Juli 2004Ab dem 2. August können auch dieSaarländer in der Landeshauptstadt trai-nieren. «Wir möchten Kieser Training imletzten ‹kieserfreien› Bundesland eta-blieren. Eine spannende Herausforde-rung, der wir uns alle mit viel Spaß undEngagement stellen», so Franchiseneh-mer Reinhard Schuh.

Von Kieser Training erfuhr Schuh voneinem befreundeten Franchisenehmer.Als die Lizenz für Saarbrücken vakantwurde, zögerte er nicht lange. «Das Kon-zept, insbesondere die klare Abgrenzungzu den üblichen Fitnessstudios und diekonsequente Umsetzung, haben michvon Anfang an überzeugt.» Erste eigeneErfahrungen mit dem Krafttraining sam-melte Schuh zu einer Zeit, als es KieserTraining in Deutschland noch nicht gab.

Damals sei ihm jedoch schnell bewusstgeworden, dass sich seine Rückenpro-bleme mit einem Freihanteltraining undden üblichen Fitnessgeräten nicht lösenließen, so dass er das Training aufgab.«Wie positiv sich ein richtig dosiertesKrafttraining auf den Körper auswirkt,habe ich erst während meiner Ausbildungbei Kieser Training erfahren, als ichregelmäßig in den Betrieben in Bonn undWiesbaden trainieren konnte.»

Der Standort auf den Saarterrassenwird in allen Punkten dem vorgegebe-nen hohen Standard von Kieser Training gerecht. Im Erdgeschoss des neu errich-teten Gebäudekomplexes ließen sich diegroßzügig bemessene Trainingsfläche,die Kräftigungstherapie und die sonsti-gen funktionalen Einheiten optimal inte-grieren.

Dr. Abdel-Rahim Ahmad, Facharzt fürOrthopädie und Chirotherapie, leitet dieKräftigungstherapie. In Kürze bezieht erseine Praxisräume im ersten Oberge-schoss des Gebäudes. Damit ist er für dieKunden des Betriebes jederzeit erreich-bar. Die Mitarbeiter von Kieser TrainingSaarbrücken, überwiegend Physiothera-peuten und Sportwissenschaftler, sindbegeistert, hoch motiviert und freuen sichauf den Start.

Käthe-Kollwitz-Straße 13(Auf den Saarterrassen)D-66115 Saarbrücken+49 (0)681 761 805 [email protected]

Freiburg im Breisgau, 29. Juni 2004Am 29. Juni 2004 war Werner Kieser alsReferent zu Gast bei einer Vortragsreiheder «Bremer Gesellschaft» in Freiburg imBreisgau – einer 150-jährigen akademi-schen Institution. Der geladene Zuhö-rerkreis setzte sich aus Studierenden undProfessoren aus den FachbereichenSoziologie und Sport an der UniversitätFreiburg zusammen.

Kernthema des Vortrags war der theo-retische Überbau von Kieser Training.«Unser Körper ist der Verachtete, derGeschundene. Und das, obwohl wir ihnalle von morgens bis abends mit aller

Selbstverständlichkeit nutzen, einenDaueranspruch auf seinen Gehorsamreklamieren und uns – bei einem gele-gentlichen Ausfall – so benehmen, als seiuns Unrecht widerfahren. Es ist daher ander Zeit, unseren Körper unbefangen zubetrachten.» Sein Ziel sei es, so Kieser,die physikalischen Daseinsbedingungender Menschen durch ein gesundheits-orientiertes Krafttraining jenseits von«Sport und Show» signifikant zu verbes-sern.

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

Eröffnungen

«Lebensentwürfe / Zukunftschancen»

Reinhard Schuh (Franchisenehmer) und Werner Kieser auf der Franchisenehmer-Jahrestagung in Zürich, 2004

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Die olympische Devise «citius – altius –fortius» («schneller – höher – stärker»)wird auch bei der XXVIII. Olympiade inAthen die Athleten anspornen, imWettkampf ihr Bestes zu geben. UmTopleistung zu erbringen, trainieren dieAthleten verschiedenster Sportartennicht nur ihre eigentlichen Wettkampf-disziplinen, sondern führen zusätzlich einergänzendes Krafttraining durch.

Das ergänzende Krafttraining einesLeistungssportlers lässt sich grob in zweiBereiche unterteilen: eine allgemeineKräftigung aller Muskelgruppen undeine spezielle Kräftigung der leistungsre-levanten Muskulatur. Ein Paradebeispielfür die Notwendigkeit eines ergänzendenKrafttrainings im Leistungssport stellen

Krafttraining im Leistungssport

4 / THEMEN DER ZEIT

die Sprintdisziplinen der Leichtathletikdar. Neben einer genetischen Veran-lagung (schnelle Muskelfasern) undeinem nahezu perfekten koordinativenZusammenspiel der Muskulatur ist es vorallem eine hohe Kraft der Bein- undRumpfmuskulatur, die für den Wett-kampferfolg entscheidend ist.

Allgemeines KrafttrainingWie sieht das allgemeine Krafttrainingeines 100-Meter-Sprinters aus?

Gerade für einen Leistungssportler istein allgemeines, den gesamten Körperumfassendes Krafttraining unerlässlich.Denn nur ein starkes, gut ausgeprägtesMuskelkorsett ist in der Lage, die hochin-tensiven Belastungen der Trainings-

und Wettkampfsituationen zu tolerieren.Ähnlich zu Ihrem Training werden hieralle großen Muskelgruppen des Körpersgekräftigt. Eine Sonderstellung kommtbeim allgemeinen Krafttraining des Leis-tungssportlers dem Ausgleich muskulärerDysbalancen zu. Dies bezeichnet einKräfteungleichgewicht von einem be-stimmten Muskel (Agonist) und seinemGegenspieler (Antagonist). Ein promi-nentes Beispiel ist die Dysbalance zwi-schen vorderer und hinterer Ober-schenkelmuskulatur. Diese führt zu einerFehlstellung des Beckens, die Rücken-beschwerden hervorrufen kann. Bei einem Großteil der Leistungs- aber auchder Gesundheitssportler ist die vordereOberschenkelmuskulatur im Verhältnis

Foto: Twight/Aurora/laif

Durch eine allgemeine Kräftigung einen Ausgleich zwischen den

einzelnen Muskelgruppen des Körpers zu schaffen, ist ein gesundheitlich

nicht zu vernachlässigendes Trainingsziel im Leistungssport. Dieses

Ziel ist mit Ihrem vergleichbar – eine Kompensation der im Alltag

auftretenden Belastungen zu erreichen.

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THEMEN DER ZEIT / 5

zur hinteren Muskulatur zu kräftig undneigt zur Verkürzung. Um diesen Zu-stand auszugleichen, ist es notwendig,die hintere Oberschenkelmuskulatur zukräftigen.

Spezielles KrafttrainingOhne die vorbereitenden Maßnahmeneines allgemeinen Krafttrainings wäre anein spezielles leistungssportorientiertesKrafttraining gar nicht zu denken. Meistsind die Übungen des speziellen Kraft-trainings den spezifischen Bewegungs-abläufen der Disziplin angepasst.

Werfen wir einen Blick auf die Trainingsziele des Sprinters: Einerseitsmöchte er den Fußabdruck bei jedemSchritt so kräftig wie möglich gestalten.Dazu benötigt er eine hohe Kraft. Ande-rerseits soll diese hohe Kraft möglichstschnell entwickelt werden, um die Bo-denkontaktzeit zu minimieren.

Zur Entwicklung der hohen Kraftversucht der Sprinter, möglichst vieleMuskelfasern gleichzeitig zu kontrahie-ren. Langfristiges Trainingsziel ist es, diemaximale Kraftleistung zu erhöhen,indem er die vorhandene Muskulaturverstärkt aktiviert. Ein Muskelwachstumsteht also bei ihm nicht unbedingt imVordergrund. Für diese Art des Trainingsmuss der Sprinter ein sehr hohes Trai-ningsgewicht wählen.

Bei der Entwicklung der schnellenKraft steht dahingegen die Geschwindig-keit der Muskelkontraktion im Vorder-grund. Eine schnelle Kraftentwicklungerhöht die leistungsbestimmende Sprint-fähigkeit. Das Trainingsgewicht musshierbei so gewählt werden, dass mehrereWiederholungen mit möglichst maxima-ler Geschwindigkeit durchgeführt wer-den können.

Dieses spezielle Krafttraining zurhohen und schnellen Kraftentwicklungunterscheidet sich deutlich von der allge-meinen Kräftigung der Muskelgruppen,welches Sie aus Ihrem Kieser Training-

Betrieb kennen. Die Annahme, mit un-terschiedlichen Trainingsmethoden ver-schiedene Formen der Kraft trainierenzu können, basiert auf Beobachtungenaus dem Leistungssport und empirischgewonnenen Modellen.

WettkampfvorbereitungDas ergänzende Krafttraining des Leis-tungssportlers erfolgt in verschiedenenVorbereitungsphasen, die zeitlich aufden Saisonhöhepunkt, wie die Olympi-schen Spiele im August 2004, abgestimmtsind. Die Vorbereitungsphasen zielendarauf, durch die allgemeine und speziel-le Vorbreitung der Muskulatur die best-möglichen Wettkampfgrundlagen zuschaffen.

Die erste Vorbereitungsphase für dieOlympischen Spiele verlief von Oktober2003 bis Januar 2004 und bereitete durcheine Betonung des allgemeinen Kraft-trainings, also der Kräftigung aller wichti-gen Muskelgruppen, die Höchstleis-tungen des Athleten vor. Nach einer kurzen Hallenwettkampfsaison schlosssich bis Ende April eine zweite Vorbe-reitungsphase mit dem Schwerpunkt desspeziellen Krafttrainings an. Nahtlosschließt sich die Hauptwettkampfphasemit dem Höhepunkt der OlympischenSpiele in Athen an.

Leistungssportorientiertes undgesundheitsorientiertes Krafttrainingim VergleichBezogen auf den Leistungssport liefertdas allgemeine Krafttraining die Voraus-setzungen sowohl für den Wettkampf alsauch für das spezielle Krafttraining.Denn bei letzterem kommt es durch diehohen Gewichte und die schnellstmögli-che Ausführung der Übungen zwangs-läufig zu Belastungsspitzen. Ein leis-tungssportorientiertes Krafttraining istimmer auf die absolute Steigerung derLeistungsfähigkeit zugeschnitten, was oftmit einer überdimensionalen Ausfor-

mung der Muskulatur einhergeht. Hier-bei können Überlastungsschäden amaktiven und passiven Bewegungsapparatauftreten. Besonders die ruckartigeBewegungsumkehr an den Anfangs- undEndpunkten belastet die Gelenke, Bän-der und Sehnen stark.

Das gesundheitsorientierte Kraft-training zielt auf eine bestmöglicheAusprägung der allgemeinen Leistungs-und Funktionsfähigkeit der gesamtenKörpermuskulatur. Belastungsspitzenwerden durch die langsame und kontrol-lierte Bewegungsausführung im 4-2-4-Sekunden-Rhythmus gerade vermieden.

Sowohl hinsichtlich des Leistungs- alsauch hinsichtlich des Gesundheitssportsverhindert ein allgemeines, ausgewoge-nes Krafttraining der Muskulatur dieAusbildung muskulärer Dysbalancen

oder gleicht diese aus. Dies beugt dendaraus resultierenden einschlägigen Beschwerdebildern vor. Es schafftsowohl die Voraussetzungen für einenbeschwerdefreien Alltag als auch für dieerfolgreiche Umsetzung weiterführen-der sportlicher Ambitionen.

Dass diese sportlichen Ambitionennicht nur gemäß der olympischen Deviseden Sieg bzw. das Übertreffen seinereigenen Leistung zum Ziel haben sollten,verdeutlicht ein Satz aus der Predigt vonEthelbert Talbot, Bischof von Pennsyl-vanien. Anlässlich der Spiele von 1908 inLondon sagte er: «Teilnehmen ist wichti-ger als gewinnen!» Doch nur wer gesundist, kann auch dabei sein!

TEXT: PETER PREUß, DIPL. SPORTLEHRER

B6/Leg Press: Trainiert den vierköpfigen Schenkelmuskel, den zweiköpfigenSchenkelbeuger, den Halb- und Plattsehnenmuskel sowie den großen Gesäßmuskel.

Peter Wirz, 1500-m-Lauf, Schweizer Hallenmeisterschaften 1983

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Frau Harstick, Olympia ist nah... In welchen Wettbewerben werdenSie in Athen dabei sein?

Ich schwimme 200-m-Freistil und in der 4 x 200-m-Freistil-Staffel.

In Sydney gewannen Sie in der 4 x200-m-Freistil-Staffel Bronze. Wieschätzen Sie Ihre Chancen auf eineStaffelmedaille in Athen ein?

Die Chancen stehen gut, obwohl dieKonkurrenz sehr stark ist. Fünf Teamshaben nach dem derzeitigen Stand großeChancen auf eine Staffelmedaille. Eswird also auf die letzten Vorbereitungenund die Tagesform ankommen. Dies ist inden Staffeln immer sehr schwierig, da allegleichzeitig topfit sein müssen.

Mit welchen Zielen gehen Sie an denStart Ihres Einzelwettkampfs?Zurzeit stehe ich auf Platz zwölf in derbereinigten Weltbestenliste. Reservensind bei mir auf jeden Fall noch vorhan-den. Ob ich sie zum richtigen Zeitpunktabrufen kann, wird sich zeigen.

Wie bereiten Sie sich auf einen sowichtigen Wettkampf vor?

Zur Vorbereitung gehören viele, viele harte Trainingswochen und -lager. ZumBeispiel Höhen-, Klima- und Winterlagermit Schwerpunkt Langlauf. Meine Vorbereitung dauerte vier Jahre, eine Perspektivplanung von Olympia 2000 zu Olympia 2004. Meine Höhentrainings-lager absolviere ich meistens auf 1900Meter in den Pyrenäen – Frankreich. Diesedauern dann 23 Tage. Im Trainingslagerwerden Spitzenwerte bis zu 90 Kilometerpro Trainingswoche erzielt. Zusätzlichsteht Kraftgymnastik und Dehnungs-gymnastik auf dem Trainingsplan. Dasheißt, ich trainiere bis zu 15 Kilometer proTag und sechs bis sieben Stunden täglich.Dies gilt allerdings nur für die Trainings-camps. Außerhalb der Trainingslager sind25 Stunden in der Woche normal, d. h.vier bis fünf Stunden pro Tag. Dies setztnatürlich ein klar abgestimmtes Trainingmit ständigen Kontrollen voraus.

Wie wichtig ist der Kopf in derWettkampfphase?

Der Kopf spielt in einem Wettkampfeine entscheidende Rolle. Ist er nichtfrei, kann man keine Leistung bringen.Deshalb ist Abwechslung nötig. Ich habeim Olympiajahr mit einer Ausbildungbei der EVI (EnergieVersorgung Hil-desheim) begonnen und habe einenganz normalen Freundeskreis, gehe ins Kino, liebe Bowling, … Meine Leis-tungsfähigkeit hat nichts mit meinerPersönlichkeit und meinen Bedürfnissenzu tun.

Haben Sie vor Wettkämpfen ein Ritual?

Es klingt vielleicht komisch, aber blauerNagellack gehört zu meinen wichtigenWettkämpfen einfach dazu.

Herr Tylinski, Sie sind Landestrainerdes Schwimmverbandes Nieder-sachsen. Welchen Stellenwert hat einKrafttraining für Schwimmer?

Der Stellenwert der Kraft ist beimSchwimmen sehr hoch. Dazu eine Aus-sage von einem alten erfahrenen Trainer,

der mich mit ausgebildet hat: «Kraftkann man nie genug haben!»

Im Schwimmen unterscheiden wir vierverschiedene Arten der Kraft. DieGrundkraft ist durch die Natur vorgege-ben. Die allgemeine Kraft bezieht sichauf die gesamte Körpermuskulatur.Besonderes Augenmerk liegt hier aufdem Zusammenspiel der einzelnenMuskelgruppen (Agonisten und Anta-gonisten). Im Training geht es um denAusgleich muskulärer Dysbalancen, diedurch das spezielle und das spezifischeTraining aufgetreten sind. Bei der speziellen Kraft wird die besondereAntriebsmuskulatur für die jeweiligeSchwimmart und Streckenlänge aufdafür eigens entwickelten Zuggerätentrainiert. Die spezifische Kraft kann aus-schließlich im Wasser trainiert werden.Hierbei geht es vorwiegend darum, diean Land erarbeitete Kraft ins Wasser zubringen.

Frau Harstick absolviert einen TeilIhres Krafttrainings im HildesheimerKieser Training-Betrieb. Haben Sie sie geschickt?

Wir sind auf Kieser Training gestoßen,weil Sara erhebliche Probleme mit mus-kulären Dysbalancen hatte und wir nacheiner Lösung suchten. Bei der Unter-suchung und einem Gespräch mit dembehandelnden Arzt bot sich diese Lösungan. Mit Erfolg! Weitere Sportler habensich daraufhin zeitweilig beim KieserTraining angemeldet, die ähnliche Pro-bleme hatten. Für eine allgemeine Kräf-tigung, bei therapeutischen Problemenund zur Vorbeugung muskulärer Dys-balancen ist das Kieser Training eine her-vorragende Möglichkeit, um die eigeneLeistungsfähigkeit zu steigern.

Vielen Dank für das Interview. Wirwünschen Ihnen und der deutschenOlympiamannschaft viel Erfolg inAthen.

Sara Harstick, Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 2000

in Sydney, schwimmt in Athen erneut um Medaillen. Einen Teil ihres

Trainingspensums absolviert die 22-Jährige bei Kieser Training in Hildesheim.

Kraft kann man nie genug haben!

INTERVIEW: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

6 / PERSÖNLICHKEITEN

Sara Harstick Foto: Hartmann

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DIALOG / 7

Wie ist ein Schultergelenk aufgebaut?

Der äußere Teil des Schulterblattesformt eine kleine Gelenkpfanne und bil-det mit dem Oberarmknochen dasSchultergelenk, welches von der Schul-terhöhe überdacht wird. Die Auflage-fläche des Oberarmknochens in derGelenkpfanne ist verhältnismäßig klein.Die schwierige Aufgabe, trotz größtmög-licher Beweglichkeit Stabilität zu errei-chen, ist durch die Anordnung derMuskeln, Sehnen und Bänder gelöst.Eine wichtige Rolle spielt dabei dieRotatorenmanschette, die sich um denKopf des Oberarmes bzw. um die Ge-lenkkapsel legt.

Was versteht man unter «Impingement-syndrom»?

Im Schultergelenk sind die Platzverhält-nisse knapp. Aus den unterschiedlichstenGründen kann der Raum noch engerwerden (z. B. durch falsch verheilteKnochenbrüche, Fehlstellungen, Über-belastungen, Instabilität, etc.). In derFolge wird die Bewegung, den Arm vomKörper weg über den Kopf zu führen(Abduktion), zur Qual. Teile der Rota-torenmanschette werden regelrecht indie Zange genommen. Das heißt, die teilweise bogenförmig um den Oberarm-kopf laufenden Sehnen und Sehnen-ansätze werden bei Anspannung derMuskulatur gegen die Schulterhöhegedrückt. Schulterschmerzen, die durcheine solche Einklemmung verursachtwerden, fasst man unter dem Be-griff Impingementsyndrom zusammen(impingement = engl. Zusammenstoß).

Was hat das alles nun mit Kraulschimmen zu tun?

Schwimmer leiden häufig unter einer sogenannten Schwimmerschulter, die oftauf ein Instabilitäts-Impingement zu-rückgeführt werden kann. Bei der Aus-führung eines Kraul-Armzugs wird derRaum zwischen Schulterdach und Ober-armknochen enger und die dazwischenliegenden Strukturen geraten wie obenbeschrieben in Bedrängnis. Aber auchandere Sportarten, die Überkopfbelas-tungen und -bewegungen erfordern wieHandball oder Tennis, verursachenSchulterschmerzen. Ein (zu) intensivesTraining und/oder mangelhafte Techniktragen dazu bei. Die Ursache ist haupt-sächlich in einem unausgewogenen oderzu schwachen Muskel-, Sehnen- undBandapparat zu finden.

Wenn Kraulschwimmen zur Hölle wird Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Von dieser

Eigenschaft profitieren wir im Alltag und bei vielen Sportarten. Doch der erstaunliche

Bewegungsumfang hat auch seine Nachteile: Die Beweglichkeit läuft schnell Gefahr in eine

Überbeweglichkeit (Hypermobilität) umzuschlagen. Das macht die Schulter verletzungsanfällig.

Schulter Engstelle

Was kann man bei einem Instabilitäts-Impingement tun?

Da die «Einklemmungsbeschwerden»durch eine Instabilität bedingt sind, bie-tet sich Krafttraining als Lösung an.Verschiedene Aspekte des Problemskönnen damit behoben werden:

1. Das muskuläre Ungleichgewicht der Schultermuskulatur inklusive der Rotatorenmanschette wird ausge-glichen.

2. Die umliegende auf die Schulter einwirkende Muskulatur wird ent-sprechend gekräftigt.

3. Die Beweglichkeit des Gelenkes wird erhalten oder verbessert.

Vorrangiges Ziel des Krafttrainings isteine Druckverringerung in der Veren-gung unter dem Schulterdach, wobei dieZentrierung des Oberarmkopfes einewichtige Rolle spielt. Kieser Training ver-fügt exklusiv über eine Maschine, diezwei Übungen für die Schultermuskelnbietet: E4, Schulterdrehung nach innenund E5, Schulterdrehung nach außen.Diese Maschine in Kombination mitzusätzlichen Übungen für die Schul-tergürtelmuskulatur konnte schon man-chem geplagten Schwimmer – wie auchNicht-Schwimmer – helfen.

Rotatorenmanschette

TEXT: DR. MED. GABRIELA KIESER, KIESER TRAINING AG, MEDICAL DIRECTOR

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8 / KOLUMNE

Wettkampf der Gene1972 stand ein schlaksiger Junge vor mir. «Wie heißt Du? – Dani. –

Warum kommst Du hierher? – Ich will Weltmeister werden im

Armbrustschießen. – Aha.»

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

RedaktionDr. Sven GoebelTania SchneiderLucile [email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstraße 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

schwindigkeit usw. sind alles unverän-derbare, jedoch entscheidende Faktorenfür den Erfolg im Sport. Diejenige Sportart zu betreiben, für die man eineüberdurchschnittliche, ja nachgeradeabnormale Eignung mitbringt, ist somitBedingung für den sportlichen Erfolg.

Aus gesundheitsorientierter Sicht liegen die Dinge umgekehrt. Das ‹asthe-nische› Langstreckentalent würde besserdaran tun, seine Kraft zu entwickeln stattdie weißen Muskelfasern dem Energie-haushalt zuzuführen. Umgekehrt wäre esdem stark muskulös Veranlagten zuträg-lich, eine Sportart zu betreiben, die seinBlutversorgungsgebiet nicht noch weitervergrößert, sondern dessen Versorgungverbessert. Das Langstreckentalent wirdso zwar nie die Figur eines ArnoldSchwarzeneggers entwickeln und derMuskelmensch wird keinen Triathlongewinnen; aber ihre physikalischen Da-seinsbedingungen würden beide erheb-lich verbessern.

Vier Jahre später war Daniel NipkowWeltmeister im Armbrustschießen. Einevon vielen Episoden, die ich in denSiebzigerjahren erlebte, als ich vorwie-gend Leistungs- und Hochleistungs-sportler trainierte. Dani wurde nicht inerster Linie deshalb Weltmeister, weil erKrafttraining machte, sondern weil er fürdas Schießen die entscheidenden neuro-physiologischen Eigenschaften mitbrach-te: ein gutes Auge und eine ruhige Hand– Eigenschaften, die kaum trainierbarsind. Die zusätzliche Kraft brachte ihmmöglicherweise den entscheidenden Vor-teil gegenüber seinen Konkurrenten, dieüber dieselbe genetische Ausstattung ver-fügten, aber weniger Kraft hatten.

Spitzensportler stellen eine Auslesevon Menschen mit besonderer geneti-scher Ausstattung dar. Natürlich reichendie Gene allein nicht aus. Ohne Traininggelangt keiner in die Spitze. Aber keinTraining kann den Mangel an genetischerEignung kompensieren. Körpergröße,Beinlänge in Relation zur Rumpflänge,günstige Sehnenansätze, Reaktionsge- TEXT: WERNER KIESER