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JUNI 2007 Das Kundenmagazin von Kieser Training Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (3) 2 Aktuelles: Einsatz für die Nephrokids / Geschichten um den Wasserbrunnen / Das Kieser Tagebuch (9) / Herzlichen Glückwunsch / Firmenchronik 3 Themen der Zeit: Krafttraining zur Prävention und Behandlung des Metabolischen Syndroms 4 Persönlichkeiten: Kinder, Kegel, Kieser 6 Dialog: Bewegung im Alter bremst den Abbau der Hirnleistung 7 Kolumne: Muskel-Geschichten (3) Eine «kraftvolle Bewegung des menschlichen Körpers»: Wie die Renaissance die Leibesertüchti- gung entdeckte 8 Reflex 21 Was verbindet Gesundheitsanbieter wie Ärzte, Apotheken, Sanitätshäuser, Ergonomiespezialisten und Kieser Training? Sie alle helfen bei Haltungsproblemen und Rückenschmerzen. Bis dato tat dies jeder in seinem Fachbereich. Jetzt geht erstmals eine Gesundheitskampagne an den Start, die einen integrierten Ansatz verfolgt. Der Rückenschmerz soll an allen Fronten bekämpft werden – bundesweit. Seit dem 15. März läuft in Deutschland die «Rückenoffensive 15». Dr. Thomas Zimmermann, gesundheitspolitischer Sprecher der CSU und Schirmherr der Rückenoffensive 15 in Bayern, in der LE-Therapiemaschine mit Werner Kieser Foto: © MED-Magazin Deutschlandweites Netzwerk für Rücken- gesundheit gegründet «Ziel der Rückenoffensive 15 ist es, mög- lichst viele Menschen für die Rücken- gesundheit zu begeistern», erklären die Initiatoren, Peter Müller und Sascha Chowdhury. «Deshalb schaffen wir erst- mals in Deutschland ein flächendeckendes Netzwerk aus Produzenten und Dienstleis- tern, deren Metier die Rückengesundheit ist.» Rückengerechte Produkte, Veranstal- tungen, Tests und Schnupperkurse laden dazu ein, präventiv die Rückengesundheit zu fördern oder therapeutisch Rücken- schmerzen zu lindern. Kieser Training ist deutschlandweiter Partner und möchte im Rahmen der Kampagne verstärkt über die Zusammenhänge zwischen Rückenbe- schwerden und Muskulatur aufklären und zur Eigeninitiative motivieren. FORTSETZUNG SEITE 4

Reflex 2007|21 - Deutschlandweites Netzwerk für Rückengesundheit gegründet

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Was verbindet Gesundheitsanbieter wie Ärzte, Apotheken, Sanitätshäuser, Ergonomiespezialisten und Kieser Training? Sie alle helfen bei Haltungsproblemen und Rückenschmerzen. Bis dato tat dies jeder in seinem Fachbereich. Jetzt geht erstmals eine Gesundheitskampagne an den Start, die einen integrierten Ansatz verfolgt. Der Rückenschmerz soll an allen Fronten bekämpft werden – bundesweit. Seit dem 15. März läuft in Deutschland die «Rückenoffensive 15». Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (3) – Aktuelles: Einsatz für die Nephrokids / Geschichten um den Wasserbrunnen / Das Kieser Tagebuch (9) / Herzlichen Glückwunsch / Firmenchronik – Themen der Zeit: Krafttraining zur Prävention und Behandlung des Metabolischen Syndroms – Persönlichkeiten: Kinder, Kegel, Kieser – Dialog: Bewegung im Alter bremst den Abbau der Hirnleistung – Kolumne: Muskel-Geschichten (3) Eine «kraftvolle Bewegung des menschlichen Körpers»: Wie die Renaissance die Leibesertüchtigung entdeck

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JUNI 2007

Das Kundenmagazin von Kieser Training

Editorial: Meilensteine einer40-jährigen Firmengeschichte (3) 2

Aktuelles: Einsatz für die Nephrokids / Geschichten um denWasserbrunnen / Das Kieser Tagebuch (9) / Herzlichen Glückwunsch / Firmenchronik 3

Themen der Zeit: Krafttrainingzur Prävention und Behandlungdes Metabolischen Syndroms 4

Persönlichkeiten: Kinder, Kegel,Kieser 6

Dialog: Bewegung im Alter bremst den Abbau der Hirnleistung 7

Kolumne:Muskel-Geschichten (3)Eine «kraftvolle Bewegung desmenschlichen Körpers»: Wie dieRenaissance die Leibesertüchti-gung entdeckte 8

Reflex 21

Was verbindet Gesundheitsanbieter wie Ärzte, Apotheken,

Sanitätshäuser, Ergonomiespezialisten und Kieser Training? Sie alle

helfen bei Haltungsproblemen und Rückenschmerzen. Bis dato

tat dies jeder in seinem Fachbereich. Jetzt geht erstmals eine

Gesundheitskampagne an den Start, die einen integrierten Ansatz

verfolgt. Der Rückenschmerz soll an allen Fronten bekämpft

werden – bundesweit. Seit dem 15. März läuft in Deutschland

die «Rückenoffensive 15».

Dr. Thomas Zimmermann, gesundheitspolitischer Sprecherder CSU und Schirmherr der Rückenoffensive 15 in Bayern, inder LE-Therapiemaschine mit Werner Kieser

Foto: © MED-Magazin

Deutschlandweites Netzwerk für Rücken-gesundheit gegründet

«Ziel der Rückenoffensive 15 ist es, mög-lichst viele Menschen für die Rücken-gesundheit zu begeistern», erklären dieInitiatoren, Peter Müller und Sascha Chowdhury. «Deshalb schaffen wir erst-mals in Deutschland ein flächendeckendesNetzwerk aus Produzenten und Dienstleis-tern, deren Metier die Rückengesundheitist.» Rückengerechte Produkte, Veranstal-tungen, Tests und Schnupperkurse ladendazu ein, präventiv die Rückengesundheitzu fördern oder therapeutisch Rücken-schmerzen zu lindern. Kieser Training istdeutschlandweiter Partner und möchte imRahmen der Kampagne verstärkt über die Zusammenhänge zwischen Rückenbe-schwerden und Muskulatur aufklären undzur Eigeninitiative motivieren.

FORTSETZUNG SEITE 4

2 / EDITORIAL

RedaktionTania Schneider, RedaktionsleitungLucile SteinerDr. Sven GoebelClaudia Pfü[email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstrasse 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

«Werner, wir haben das Rückenproblem gelöst. Komm vorbei.»

Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (3)Die Schweiz ist klein. Als 1987 der fünfzehnte Betrieb eröffnet wurde, wurde mir klar: Das Fest geht zuEnde. Jones hatte seine Firma Nautilus an eine Texanische Firma aus dem Ölgeschäft verkauft, inklusivePersonal und Vertretern. Da ich zu jener Zeit die Nautilusmaschinen in Europa vertrieb, gehörte ich zuletzteren. Beim ersten «Sales meeting» in Dallas wurde mir klar: Die neuen Inhaber hatten von Krafttrai-ning keine Ahnung. Der Kauf der Firma Nautilus war für sie eine Akquisition unter vielen. Hier war nichtmehr viel an Entwicklung zu erwarten.

Vielleicht noch drei bis vier Betriebe, dann, ja was dann? Ich liebe Tiere. Warum nicht Pferde züchten?Meine Frau und ich machten uns schon auf die Suche nach einer entsprechenden Liegenschaft. EinesNachts um 2 Uhr rief mich Arthur Jones an. «Werner, wir haben das Rückenproblem gelöst. Komm vor-bei.» Jones kümmerte sich nie um Nebensächlichkeiten wie interkontinentale Zeitunterschiede und sprachvon sich stets in der Wir-Form. «Fein, Arthur. Aber ich habe kein Rückenproblem.» «Du nicht, aber Millionen von Menschen haben das Problem und gehen fast drauf deswegen. Die Lösung ist einfach, aberich musste erst mal darauf kommen.» Ich flog nach Occala, Florida, wo Arthur Jones seine Farm hatte. Ichwürde im Marriott Hotel abgeholt, wurde mir ausgerichtet. Gegen Mitternacht erschien ein riesiger Kerlin der Lobby und fuhr mich zur Farm. Jones war allein. Er war schlecht gelaunt. Die Texaner hätten ihn

über den Tisch gezogen, meinte er. Dann führte er mich in sein Labor. Auf den ersten Blick erschien mirder Prototyp der Lumbal Extensions-Maschine (LE-Maschine) als eine Variante des elektrischen Stuhls.Ich setzte mich hinein und Jones betätigte die Spannvorrichtung, bis mein Becken sich nicht mehr bewe-gen konnte. Jones spielte die Funktionen an mir durch: erst den Krafttest in sieben Winkelstellungen, dannder Ermüdungstest. Ich war gut trainiert, doch als ich aus der Maschine stieg, kam ich mir vor wie einer,der noch nie trainiert hat. Mein Kreuz war wie paralysiert. Der Muskelkater dauerte fast eine Woche. Amnächsten Tag stellte Arthur mir Michael Pollok vor, den Professor, der die Studien mit Jones neuen Maschi-nen an der Universität von Florida in Gainesville leitete. Professor Pollok war ein Forscher, dem dasObjektivitätspostulat ins Gesicht geschrieben war. Die Arbeiten, die ich von ihm kannte, zeichneten sichdurch akribische Umsicht und Vorsicht aus. Umso erstaunter war ich, als er auf meine Frage, wie die Unter-suchungen von statten gingen, lapidar antwortete: «Die Ergebnisse sind fantastisch. Das Problem, das aufuns zukommt: Kaum jemand wird uns glauben.» Während meines Rückfluges in die Schweiz studierte ichdie neusten Studien von Pollok und jene des Orthopädieprofessors Vert Mooney von der Universität vonKalifornien in San Diego, der ebenfalls mit den Maschinen experimentierte. Der Zusammenhang vonMuskelschwäche der Rückenstrecker und den chronischen Rückenschmerzen war offensichtlich. Wiederzurück auf europäischem Boden wusste ich: Hier kann ich großen Nutzen bieten. Die Pferde müssen warten. (Immerhin einen Hund haben wir uns angeschafft.)

Ihr Werner Kieser

AKTUELLES / 3

«Mit den Schuhen kannst Du aber nichtmitlaufen», sagt Timur Kuscu (6 Jahre)und zeigt grinsend auf meine Balle-rinaschühchen. Gemeinsam mit seinemVater, Güngör Kuscu, Betriebsleiter des Kieser Training-Betriebes Köln-Zentrum, will er die 39 Nephrokids vonder «Selbsthilfe nierenkranker Kinderund Jugendlicher Rheinland» beim Zehn-Kilometer-Lauf durch die KölnerSüdstadt unterstützen.

Der 23. Severinslauf startete am Sonntag,den 29. April mit 1.600 Läufern unter-schiedlichen Alters – pünktlich um 12.00Uhr bei strahlendem Sonnenschein.Die Nephrokids nahmen unter der ge-meinsamen Startnummer 1499 in einerArt Staffel am Lauf teil. Michaela Peer,Vorsitzende der Selbsthilfe, erklärt: «Jenach Kondition legen die Kinder zwi-schen 100 Meter und fünf Kilometerzurück. Kurz vor dem Ziel stoßen sie

dann wieder zum Feld, um gemeinsam insZiel zu laufen.» Michaela Peer und ihrMann Oliver engagieren sich seit 5 Jah-ren im Verein. Ihre beiden «Pänz» Max (8 Jahre) und Marie (5 Jahre) sind an diesem Sonntag mit von der Partie. Maxleidet seit sechs Jahren unter einerNierenerkrankung. Zwei Kilometer hater sich zum Ziel gesetzt und ist schon ganzaufgeregt. «Für die Kinder ist es unge-mein wichtig, durch ein solches Erlebnispositiv im Mittelpunkt zu stehen», so die Vereinsvorsitzende.

Mit dabei sind auch Andreas Lupzigund Jörg Mayr, ehemalige Nationalspie-ler der Kölner Haie. «Wir können stolzdarauf sein, hier mitmachen zu dürfen,das ist eine gute Sache», meint Lupzigund signiert die T-Shirts der begeistertenkleinen Läufer.

Bei der Siegerehrung strahlen diePänz, schließlich gibt es begeistertenApplaus von Zuschauern und Läufernund für alle von der Bürgermeisterin ElfiScho-Antwerpes die verdienten Medail-len. Für Max steht jetzt schon fest, dass erim nächsten Jahr eine längere Streckeschaffen will. Timur ist nach dem Laufbesonders stolz, denn er ist fünf Kilome-ter durchgelaufen. Und er sieht aus, alskäme er gerade vom Eis-Essen.www.nephrokids.de

Herzlichen Glückwunsch

Folgende Betriebe haben Geburtstag:Biel 20 JahreBraunschweig 5 JahreGoch 5 JahreMünchen-Pasing 5 Jahre

Einsatz für die Nephrokids

Werner Kieser gründet die interne Ausbildungs- und Dokumentationsstelle.

Der erste deutsche Pilotbetrieb eröffnet in Frankfurt.Dr. med. Gabriela Kieser eröffnet in Zürich mit den Therapiemaschinen von Arthur Jones (Foto) die ersteeuropäische Praxis für Medizinische Kräftigungstherapie.

Mit vier Betrieben in Hamburg,Köln und München beginnt die Expansion in Deutschland.

19941987

Firmenchronik

Ein Kunde kam an dieRezeption und fragte,warum er denn bei Kieserkeine Unterwäsche tragendürfe, er würde nun schon seit Wochen ohnetrainieren – und wiesdabei auf die Zeichen inder Umkleide.

Geschichten um den Wasserbrunnen

Das Kieser Tagebuch (9)

Bei Kieser ist es kein bisschen gemütlich.Wenn man reinkommt, bekommt man aneinem Tresen ein Vorhängeschloss aus-gehändigt. Das ist messingfarben. Damitfällt es farblich völlig aus dem Rahmen.

Denn ansonsten ist bei Kieser so ziemlichdie ganze Einrichtung aus Edelstahl, matt.Wie auch der Tresen selbst. Dann geht’sdie Treppe nach oben in die Garderobe.Dort empfangen einen die Reihen vonzwei Meter hohen Garderobenschränken,die gleichzeitig die Sichtbegrenzung sind.Sie stehen vor weißen Wänden, auf grau-en Fliesen und sind aus Edelstahl, matt.Wie auch die Bankreihe vor den Gardero-benschränken. Das alles macht den Ein-druck des Umkleideraumes einer Werft.Oder eines Stahlwerkes, in dem noch richtig gearbeitet wird und nicht nur amRechner gehockt.

In den Garderobenschränken hängen Ha-ken aus Edelstahl und an zwei von diesenHaken hängen Bügel aus Edelstahl. Nachdem Umziehen geht’s die Treppe wiederrunter und rüber zum Hängeordner-Schrank, in dem ich unter «Sch» meineTrainingskarte und das Klemmbrett finde.Obendrauf steht eine Stiftdose – ist dieauch aus Edelstahl? – mit den guten, bei-gen, mittelharten Faber-Castell-Bleistiftenaus Holz und einem roten Aufsteck-Radiergummi. Der Hängeordner-Schrankist übrigens aus – genau.

Sie haben den Eindruck, dass mir derganze Edelstahl auf den Senkel geht? Dastäuscht. Es dauert eine Weile, bis einemklar wird, dass hinter dem postindustria-len Kieser-Ambiente – natürlich – ein De-signer steckt. Er heißt Frank Gloor undlebt in Zürich. Der matte Edelstahl ist kühl,nicht kalt. Distanziert, nicht unfreund-lich. Praktikabel, aber geschmackvoll. Der matte detaillose Edelstahl wertet die Menschen auf: Er ist der Schnörkel, dasBesondere in diesen Räumen.

Nach dem Training wird es sogar richtignett! Dann darf man nämlich in eine die-ser drei runden Duschkabinen aus Edel-stahl, matt. Sie heißen Rotonda, sehenumwerfend wunderschön aus und klin-gen beim Duschen phantastisch.

Frank Gloor hat sie zusammen mit Hein-rich Haug gemacht. Hoch soll’n sie leben!Die Design-Belohnung nach dem Trainingist aber noch nicht ganz zu Ende. Dennvor dem Spiegel mit Edelstahlrahmen,kurz nachdem man beim Anziehen denSchuhlöffel aus Edelstahl vermisst hat,darf man den schönen, glänzenden,schweren Fön in die Hand nehmen. Auchwenn die paar Haare schon trocken sind –dieses Vergnügen gönne ich mir.

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

TEXT: FRANK SCHLÖßER, FREIER JOURNALIST

1990Der Artikel «Vom Krafttraining zur Krafttherapie» von Werner Kieser (Neue Zürcher Zeitung, 4.4.90) weckt dasInteresse der medizinischen Fachwelt.

Foto: Anna PorsOliver Peer (links vorne), Geschäftsleiter von Kieser Training Köln-Neustadt Nord, hat Kieser Training-Mitarbeiter zusammengetrommelt, um die Nephrokids beim Kölner Severinslauf zu unterstützen

4 / THEMEN DER ZEIT

UrsachenDie Ursachen des Metabolischen Syn-droms sind komplex und noch nicht voll-ständig geklärt. Ob Fettleibigkeit oderInsulinresistenz die Erkrankung erst ver-ursachen oder ob sie Nebenprodukteeiner zugrunde liegenden Stoffwechsel-störung sind, ist noch unbekannt. ImZusammenhang mit der Krankheit wur-den bestimmte erhöhte Proteinspiegel,Blut- und Immunwerte sowie anderesystemische Stoffwechselauffälligkeitennachgewiesen und könnten deren Ursa-che sein. Auch freie Radikale aufgrunderhöhter Harnsäurewerte kommen dafürin Frage. Obwohl noch keine spezifischeUrsache gefunden wurde ist auffallend,

dass die verbreitetste Form mit einer ver-mehrten Ablagerung inneren Bauchfettseinhergeht.

VorkommenWie häufig das Metabolische Syndromauftritt, hängt von der Bevölkerungs-gruppe ab, in der die Daten erhoben werden. Nach Schätzungen ist einer vonvier Amerikanern betroffen. Die Wahr-scheinlichkeit einer Erkrankung steigtmit zunehmendem Alter: So sind etwa 40Prozent der 60-Jährigen betroffen. Frau-en haben nach den Wechseljahren einerhöhtes Erkrankungsrisiko. Der alters-bedingt erhöhte Anteil von Körperfettund der geringere Anteil von Muskel-

Von einem Metabolischen Syndrom spricht man dann, wenn drei der vier genannten Risikofaktoren diagnostiziert werden.

Der Begriff «Metabolisches Syndrom» geht bis in die 1950er Jahre zurück und wird

auch als «Insulinresistenz-Syndrom» und «Syndrom X» bezeichnet. Das Metabolische

Syndrom ist durch Fettleibigkeit – vor allem durch vermehrtes inneres Bauchfett –

erhöhte Blutfettwerte, erhöhten Blutdruck und einen hohen Blutzuckerspiegel

charakterisiert. Diese Risikofaktoren erhöhen unabhängig voneinander die Gefahr, an

Herzleiden, Schlaganfall, peripherer Verschlusskrankheit oder Diabetes mellitus zu

erkranken. In Kombination steigern die Faktoren das Erkrankungs- und Sterberisiko

nochmals deutlich.

Krafttraining zur Prävention und Behandlung des Metabolischen Syndroms

Zur Person

James E. Graves, Ph.D.

Professor Graves gehört zu den Begründern des «Center for Exercise Science»an der University of Florida in Gainesville. Dort entwickelte er in Kooperationmit Arthur Jones, dem Erfinder der bei Kieser Training eingesetzten Trainings- und Therapiemaschinen, die Grundkonzeption der MedizinischenKräftigungstherapie. Mittlerweile ist Professor Graves Dekan des College ofHealth an der Universität Utah.

THEMEN DER ZEIT / 5

gesundheitliche Risikofaktoren und dieAusprägung der Stoffwechselstörung be-rücksichtigen. Wie generell im Krafttrai-ning gefordert, muss auf eine korrekteÜbungsausführung und eine sichere Trai-ningsumgebung geachtet werden.Wichtigsind eine genaue Trainingseinweisungund -begleitung in den ersten Trainings-einheiten. Große Muskelgruppen solltenvor den kleinen trainiert werden, umErschöpfungseinflüsse beim Training zuminimieren.

Es gibt relativ wenige Gründe, warumjemand mit Metabolischem Syndromkein Krafttraining ausüben sollte. Krank-heiten wie eine instabile Angina pectoris,nicht eingestellter Bluthochdruck, Herz-rhythmusstörungen oder eine Herzinsuffi-zienz müssen jedoch vor Aufnahme desTrainings behandelt und unter Kontrollegebracht werden. Vorsicht geboten ist beiPatienten mit zusätzlichen durch denDiabetes mellitus verursachten Kompli-kationen wie Retinopathie, Nierenleidenoder Neuropathie. Um eine Unterzucke-rung zu vermeiden, sollte der Blutzucker-spiegel vor, während und nach derÜbungsausführung kontrolliert werden.Grundsätzlich sollte ein Patient vor demStart seinen Arzt konsultieren und beineu auftretenden Problemen das Trainingbis zu deren Abklärung unterbrechen.

ZusammenfassungDas Metabolische Syndrom beschreibtdas gehäufte Auftreten verschiedenerFaktoren, die das Risiko für Herzerkran-kungen, Schlaganfälle und Diabetes mel-litus erhöhen. GesundheitsorientierteVeränderungen der Lebensgewohnhei-ten, insbesondere der Ernährung und derkörperlichen Aktivität, sind die wichtig-sten Schritte im Behandlungsplan. Kraft-training ist ein wichtiger Teil eines aus-gewogenen Sportprogrammes, denn dieEntwicklung und der Erhalt der Muskel-masse durch das Krafttraining verbesserndie Körperzusammensetzung und damitdie Glucosetoleranz. Weiterhin kann esden Bluthochdruck senken. Auf dieseWeise vermindert Krafttraining das Risi-ko, an Folgekrankheiten bzw. dem Meta-bolischen Syndrom selbst zu erkranken.

masse sowie eine körperliche Schonung tragen zur Erkrankung bei. Besondershäufig erkranken Personen mit vermehrteingelagertem Bauchfett, einer Diabetesmellitus-Erkrankung bei sich oder in derFamilie, Insulinresistenz oder erhöhterTriglyzerid-HDL-Rate.

BehandlungBei der Behandlung sind eine verstärktekörperliche Aktivität und eine diätischeNahrungsumstellung einer Medikationvorzuziehen. Sind diese Maßnahmenallerdings nicht ausreichend, um Blut-druck, Cholesterinspiegel und Blutzuckerzu senken, müssen Medikamente ver-schrieben werden. Eine Diät bedeutetnicht nur, die Kalorien insgesamt, son-dern auch die gesättigten Fettsäuren unddie Cholesterinzufuhr zu reduzieren.Allerdings hilft eine Diät nicht, die Mus-kelmasse des Körpers zu erhalten. Einsportliches Training, insbesondere einKrafttraining, ist daher äußerst wichtig,um die Muskelmasse langfristig zu erhal-ten und damit den Energieverbrauch desOrganismus zu erhöhen.

Der effektivste Ansatz zur Verbesse-rung der Körperzusammensetzung ist es, durch Krafttraining den Muskelanteilzu vergrößern und gleichzeitig den Körperfettanteil durch Diät und Aus-dauertraining zu reduzieren. Da die Muskelkraft unabhängig von Alter undKörpergröße statistisch eng mit dem Auftreten des Metabolischen Syndromszusammenhängt, ist es wichtig, diesedurch ein Krafttraining aufzubauen undzu erhalten. Zudem kann die Muskel-masse als stoffwechselaktives Organ denBluthochdruck reduzieren, die Blutfett-und Blutzuckerwerte senken und denAnteil des «guten» HDL-Cholesterinserhöhen. Diese positiven Effekte kör-perlicher Aktivität werden meist dem Ausdauersport zugeschrieben. Allerdingsbelegen wissenschaftliche Studien derletzten Jahre diese Effekte auch für dasKrafttraining. Seitdem ist das Ansehendes Krafttrainings in der Gesundheits-prävention deutlich gestiegen und seineRolle hat zugenommen.

Leitlinien für das KrafttrainingDas Trainingsprogramm sollte das Alter,

Für Werner Kieser, CEO der Kieser Training AG mit deutschlandweit 118 Kieser Training-Betrieben, ist die Teilnahme an diesem Projekt selbstverständlich. «Seit 40 Jahren sind wir der Spezialist für gesundheits-orientiertes Krafttraining. In Therapie und Prävention machen wir Menschen stark – nicht nur, aber ganz besonders im Rücken. Und ein starker Rücken kennt keinen Schmerz.» Kieser Training ist somit der logische Partner für die Kampagne.

«Die Muskulatur spielt eine Schlüsselrolle bei der Behandlung desRückenschmerzes», so Kieser. «Oft verursacht nämlich eine zu schwacheRückenmuskulatur die Probleme. Durch gesundheitsorientiertes Kraft-training lassen sich diese in der Regel lösen.» Dr. med. Thomas Zimmer-mann, gesundheitspolitischer Sprecher der CSU und Schirmherr derRückenoffensive 15 in Bayern, machte sich bei der Auftaktveranstaltungam 15. März in München in einer Therapiemaschine von Kieser Training einBild vom Zustand seiner Rückenmuskulatur. «Es macht einen schon nach-denklich, wenn man die Ergebnisse eines solchen Rückentests sieht. Der Test öffnet einem die Augen. Durch mehr Eigeninitiative ließen sich dievolkswirtschaftlich astronomisch hohen Kosten für die Behandlung vonRückenschmerzen deutlich senken.»

«Eigeninitiative kann und soll auch Freude machen», betont Peter Müller. «Wer seine Schmerzen verliert, gewinnt schließlich wieder mehrLebensfreude». Und er fügt hinzu: «Wenn wir einmal soweit kommen, dassjede Bürogemeinschaft in Deutschland nicht nur an jedem 15-ten, sonderntäglich um 15 Uhr ein paar Rückenübungen macht, dann ist unser Zielerreicht.»

Über Aktionen und die Partner in den jeweiligen Bundesländern infor-miert die Website www.rueckenoffensive15.de.

Peter Müller, Initiator der Rückenoffensive 15

TEXT: JAMES E. GRAVES, PH.D.

FORTSETZUNG VON SEITE 1

TEXT: THOMAS MÜLLER

Foto: © MED-Magazin

nicht mehr so viel, wenn ich Bobbycarund Fahrräder schleppen musste. Ichlächelte sogar, wenn ich sie abends insHochbett hob. Und sie klatschten undjubelten vor Begeisterung, als ich meineFrau auf dem Rücken durch den Gartentrug. «Du kannst eine ganze Frau hochheben!», staunten sie.

Neulich zog die kleine Rotznase denÄrmel hoch, stützte seine milchweißenÄrmchen mit dem Ellbogen auf denTisch, ballte die Faust und forderte michheraus: «Ich wette, ich bin stärker, Papi!»Beim Armdrücken in der Küche hattedann jeder seinen Heidenspaß. Die Kinder schummelten, zerrten zu zweit,kicherten und schrien und setzten alles daran, den nicht mehr so schlappen Vaterzu besiegen. Sie fanden es toll, ihre Kräfte zu messen und ich fand es toll, ihr«Sparring Partner» zu sein.

Diese Erfahrung der Kraft gehört zumgesunden, auch zum psychischen Wachs-tum unabdingbar dazu. Kinder brauchendafür allerdings halbwegs starke, halb-wegs strapazierfähige Eltern. Das regel-mäßige Schwitzen an den Maschinen imKieser-Betrieb hat mir und meiner Fami-lie etwas Wertvolles gebracht:einen robus-teren Vater, der das turbulente Leben mitKindern leichter schultert und genießt.Und der gelegentlich von einem drittenKind fantasiert. Die Kraft dafür wäre da.

6 / PERSÖNLICHKEITEN

beruhigen lässt? Fünf Kilo? Fünf Zentnersind es! Wie viel Kraft benötigt man, umKind, Kinderwagen und noch den Ein-kauf bis in den dritten Stock einer Alt-bauwohnung zu hieven? Oder um alle diesich wundersam vermehrenden Stofftierevom Boden wegzuräumen?

Stark und flink war ich schon malgewesen. Aber meine Familienplanungfolgte dem heute normalen Trend zur verspäteten Elternschaft: Die Kinder und die ersten Symptome der gängigenZivilisationskrankheiten kamen gleich-zeitig. Mit 35 hatte ich eine Tochter undein knackendes Knie; mit 40 einen Sohnund einen steifen Rücken.

An manchen Tagen fiel es mir sogarschwer, die Socken anzuziehen. Den Kleinen auf den Wickeltisch zu heben war dann schon eine harte Übung. Mitden Kindern raufen und toben? Das war so gut wie unmöglich. Es war keine angenehme Erfahrung, wenn Tochter und Sohn am frühen Sonntagmorgen auf das Ehebett sprangen und ich vorRückenschmerzen erstarrte. Sie warenenttäuscht, dass sie nicht mit mir spielenkonnten. Und ich war es auch, dass ichnicht mit ihnen spielen konnte. Kinderhaben ist schön. Man muss sie aber auchverkraften.

Irgendwann hatte das Christkind wohlMitleid mit diesem schlappen Papi undlegte einen gelben Gutschein unter denTannenbaum: Ein Probeabonnement fürdas Kieser Training. Die Ergebnissewaren verblüffend und die ersten, die siebemerkten, waren die Kinder. Sie merk-ten, dass ich nicht mehr jammerte, wennsie sich auf mich stürzten. Ich stöhnte

«Schau mal Papi, ich bin ein Affe», träl-lerte meine Tochter. Sie sprang hin undher, machte Geräusche mit dem Mundund begann, die Seitenteile des Hoch-bettes hoch zu klettern. Wie ein echterSchimpanse hangelte sie von einer Strebezum nächsten Pfosten, während ich ihrUngestüm mit einer Mischung aus Stolzund Neid betrachtete. Behände hatte siegeschafft, sich durch alle möglichen Öffnungen des Bettgerüstes hinein undwieder hinaus zu schlängeln.

Inzwischen war sie ganz oben ange-kommen. Sie richtete sich auf der Matrat-ze auf, spreizte die Arme, blickte auf diepausbackigen Gipsengelchen, die uns vonder Decke beobachteten, und jauchztebegeistert: «Und jetzt bin ich ein Vogel,ich kann fliegen!» Dabei sprang sie ver-trauensvoll in die leere Luft.

Hochbetten sind eine teuflische Erfin-dung. Insbesondere für Väter, die ihre

nicht ganz flugfähigen Küken vorm siche-ren Absturz retten wollen. Denn was inmeinen Armen landete, war kein zarterSpatz, sondern ein massiger Wackerstein,den ich nur mit Mühe halten konnte.«Noch mal!», forderte sie. «Nee, ein ande-res Mal», stöhnte ich leise. Der wunder-bare Flug meiner Tochter hatte mich eineschlimme Zerrung des Nackenmuskelsgekostet. Zwei Wochen lang musste icheine lästige Halskrause tragen. «Ein bis-schen schwach der Rücken, nicht wahr?»,diagnostizierte der Orthopäde.

Auf diese Weise lernte ich es: Einschlapper Papi ist nichts. Kraft brauchtman nicht bloß, um übermutige Töchter-chen in letzter Sekunde vor dem Unheil zubewahren, sondern auch, um die banalenAufgaben des Elternseins zu meistern.Wie viel wiegt ein Baby auf dem Arm,wenn es um drei Uhr nachts wegenBauchschmerzen schreit und sich nicht TEXT: SERGIO DI FUSCO

«Ein schlapper Papi ist nichts. Kraft braucht man nicht bloß, um übermutige Töchterchen in letzter Sekunde vor dem Unheil zu bewahren,sondern auch, um die banalen Aufgaben des Elternseins zu meistern. »

Zur Person

Dott. Sergio di Fusco

Sergio di Fusco, Jahrgang 1960, studierte Geschichte und Literatur in Italien, lebt seit 1988 in Deutschland und arbeitet seit 1994 als FreierJournalist für Hörfunk und Presse. Der Vater von zwei Kindern trainiertseit über zwei Jahren im Kieser Training-Betrieb Lübeck.

www.difusco.de

Kinder, Kegel, Kieser

DIALOG / 7

Wer viel radelt, läuft und klettert, rechnetbesser als ein Stubenhocker. Dass abernicht nur junge Menschen von einer ver-mehrten körperlichen Aktivität profitie-ren, sondern auch ältere, zeigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Galt bisvor wenigen Jahren die Auffassung, dass das zentrale Nervensystem ein statischesOrgan ist und die Zahl der Nervenzellen(Neuronen) bei der Geburt weitgehendfestgelegt ist, muss diese Aussage nunrevidiert werden. Mittlerweile weiß man,dass unser Nervensystem zu den anpas-sungsfähigsten Organen gehört und dasbis ins hohe Alter.

Eine intensive und regelmäßige Be-wegung bremst die abnehmende geistigeLeistungsfähigkeit im Alter. Und mehrnoch – sie verbessert bei älteren Men-schen sogar messbar die Hirnleistung.Bewegung fördert die Durchblutungunseres Gehirns, wodurch das Wachstumneuer Nervenzellen angeregt und die Verknüpfung dieser Zellen im Gehirnverbessert wird. Diese Erkenntnis istbedeutsam für die Prävention und Be-handlung von Alzheimer und anderenDemenzerkrankungen. So können mögli-cherweise Symptome im Anfangsstadiumverzögert und die Demenz in ihrer Ent-wicklung gebremst werden. Denn um dieLeistungsfähigkeit unseres Denkorgansaufzubauen und zu erhalten, ist Bewe-gung allen bisher verfügbaren Medi-kamenten weit überlegen. Sogar bei Depressionen kann körperliche Aktivitätähnlich gut helfen wie Medikamente.Gerade für ältere Menschen bietet dasgesundheitsorientierte Krafttraining dieChance, durch mehr Kraft und Beweg-lichkeit zurück zu finden zu einem beweg-ten Leben.

Stärker, gesünder – und klüger sind nach heutigem Stand der Wissenschaft

diejenigen Menschen, die sich bewegen, denn Bewegung wirkt sich

auch auf die Leistungen unseres Gehirns aus. Dies macht sich vor allem

in der Kindheit und Jugend bemerkbar.

Bewegung im Alter bremst denAbbau der Hirnleistung

Großhirn

Wie funktioniert unser Gehirn?Als Gehirn bezeichnet man den im Kopf gelegenen Teil des Zentralnervensystems (ZNS). Es weist etwa 100Milliarden Nervenzellen auf und wiegt durchschnittlich 1.245 g bei Frauen und 1.375 g bei Männern. Denmeisten Platz nimmt das Großhirn ein, das aus zwei Hälften (Hemisphären) besteht. In der linken Hirnhälftesind z.B. Sprache, Umgang mit Symbolen und Sequenzen (Mathematik, Musik) sowie Denkprozesse ver-ankert, in der rechten Hemisphäre visuell-räumliche Wahrnehmung, Gefühle, Kreativität, Fantasie und Körperkoordination. Männer mögen wohl mehr Gehirnmasse haben, nutzen aber verstärkt nur eine Gehirn-hälfte (die linke) – Frauen setzen hingegen beide Hemisphären gleichmäßiger ein.

Vereinfacht ausgedrückt wird das Gehirn in vier Hauptbereiche unterteilt. Das Großhirn ist der Ort desBewusstseins, Denkens, Fühlens und Handelns. Von hier aus werden die willkürlichen Bewegungen der Skelettmuskeln gesteuert. Ferner werden hier Meldungen aus Sinnesorganen miteinander und mit Infor-mationen aus anderen Gehirnteilen verknüpft. Das Kleinhirn ist für Gleichgewicht, Bewegungen und derenKoordination verantwortlich. Ist es ausgeschaltet, gehen Einzelbewegungen eines Ablaufes nicht gleich-mäßig ineinander über, man taumelt und kann keine schnell aufeinander folgenden Bewegungen ausführen.Neben den automatisierten Bewegungsabläufen wird dem Kleinhirn auch eine Funktion beim unbewusstenLernen zugeschrieben. Im Zwischenhirn laufen alle Informationen der Sinnesorgane zusammen und werdenweiter vermittelt. Es filtert den Informationsfluss von den Sinnesorganen zum Großhirn. Unwichtiges wirdnicht weitergemeldet. Damit schützt es das Gehirn vor Überlastung. Das Zwischenhirn ist insbesondere ver-antwortlich für die Schlaf-Wach-Steuerung, die Schmerzempfindung und die Temperaturregulation. ImHirnstamm werden eingehende Sinneseindrücke und ausgehende motorische Informationen verschaltetund verarbeitet. Er ist außerdem für elementare und reflexartige Steuermechanismen zuständig. Das Nach-hirn, ein Teil des Hirnstamms, ist die Übergangsstelle zwischen Rückenmark und Gehirn. Hier ist das Zentrumvieler lebenswichtiger Reflexe wie Schlucken, Husten, Kauen, Erbrechen, Niesen, Atmung und Kreislauf.

Das menschliche Gehirn ist sehr aktiv und benötigt daher enorme Mengen an Sauerstoff und Energie. Esmacht etwa zwei Prozent unserer Körpermasse aus, beansprucht jedoch etwa 20 Prozent des Energieumsatzes.

Zwischenhirn

Hirnstamm

Kleinhirn

TEXT: DR. MARTIN WEIßARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN

UND CHIROTHERAPIE, PRAXIS FÜR MEDIZINISCHE

KRÄFTIGUNGSTHERAPIE ROSENHEIM

8 / KOLUMNE

MUSKEL-GESCHICHTEN (3)

in diplomatischer Mission nach Rom ge-schickt worden. Er nutzte seinen Aufent-halt jedoch auch zum Stöbern in den zahl-reichen gut ausgestatteten Bibliothekender Metropole. Insbesondere die medizi-nischen und philosophischen Schriftender griechischen und römischen Antikeweckten sein Interesse – Hippokrates,Galen, Seneca, Plinius und Vitruv sindnur einige der Autoren, deren Werke erintensiv studierte. So wurde die Idee zu«De arte gymnastica» geboren, eineumfangreiche Zusammenstellung derwichtigsten Lehren des Altertums zuErnährung, Bäderwesen und Leibeser-tüchtigung. In der Einleitung betont Mercuriale die Bedeutung, die in der anti-ken Medizin gerade den Leibesübungenzugemessen wurde – ein therapeutischerAspekt, der für seine Zeitgenossen etwasvöllig Neues war.

Mercuriale definiert Leibesübung alseine «kraftvolle, freiwillige Bewegung desmenschlichen Körpers, bei der sich dieAtemfrequenz erhöht», die «die Gesund-heit schützt» und «den Körper ertüch-tigt». Zahlreiche Übungen hat er in seinem Werk gesammelt, das mit 21 Holz-schnitten aufwändig illustriert wurde.Eines der kunstvollen Bilder zeigt männ-liche Athleten unterschiedlichen Altersbeim Krafttraining in einer Turnhalle.Während die drei jüngeren Männer imVordergrund mit zylinderförmigen Han-teln trainieren, betreiben die beiden älte-ren im Hintergrund mit rechteckigenSteinplatten in beiden Händen ihre gym-nastischen Übungen. Die beiden demons-trieren eine Frühform des Trainings mitprogressivem Widerstand: Während derrechte nur eine Platte hebt, hat der linkesein Gewicht bereits auf zwei Plattengesteigert.

Im Studium der Antike war Mercuria-le zu der Unterscheidung von drei Artender Gymnastik gekommen: eine zu mili-tärischen Zwecken, eine athletische sowieeine medizinisch-therapeutische Form.Letzterer widmete er ein eigenes Kapitelseines Buches und wurde damit zum Vorreiter einer Theorie des gesundheits-orientierten Krafttrainings in der Neu-

zeit. Übertriebenes sportliches Traininglehnte Mercuriale allerdings ab, weil er inunausgewogenen Belastungen ein Risikosah – sei es im Hinblick auf physische Verletzungen wie auch auf psychischeSchäden. Diese Haltung entspricht dem griechischen Ideal einer ausgeglichenenLebensführung, welche das altgriechischeMotto «Nichts im Übermaß!» (medénágan) ausdrückt.

Das Buch «De arte gymnastica» wur-de ein echter Verkaufsschlager. Schonvier Jahre nach dem ersten Erscheinenschuf der Autor eine erweiterte Neuaufla-ge, die er Kaiser Maximilian II. widmete,der ihn nach Wien berief und zu seinemLeibarzt machte. Es folgte ein Ruf an diemedizinische Fakultät in Bologna undschließlich an die Universität von Pisa.Mercuriale veröffentlichte noch zahlrei-che weitere wissenschaftliche Studien,wie etwa eine Monografie über den grie-chischen Arzt Hippokrates und ein Buchüber Kinderkrankheiten. 1606 starb er inForlí – das dem berühmten Sohn derStadt 2006 / 2007 mit vielen Jubiläums-aktivitäten gedachte.

Literatur:

Sirasi, N. G. (2003). History, Antiquarianism,and Medicine. The Case of Girolamo Mercuria-le. In: Journal of the History of Ideas (64) 2003.

Kühnst, P. (1996). Sport. Eine Kulturgeschichteim Spiegel der Kunst. Dresden: Verlag derKunst.

Wendt, F. R. (1940). Die Idee der Leibeserzie-hung in der italienischen Renaissance. Ein kritischer Beitrag zum Verständnis des Werkes«De Arte Gymnastica» von Hieronymus Mercurialis. Würzburg: Triltsch.

Die «ars gymnastica», die Kunst der

Gymnastik, diente in der Antike dem Aufbau

von Muskulatur. Ein italienischer Arzt

entdeckte diese Form der Leibesertüchtigung

im 16. Jahrhundert wieder und schrieb den

ersten sportwissenschaftlichen Bestseller

der Geschichte.

1569 wurde ein junger Arzt an die Uni-versität von Padua berufen, dessen Erst-lingswerk gerade für Furore gesorgt hat-te: «De arte gymnastica» hieß das Buchdes Girolamo Mercuriale (1530–1606),das als erste neuzeitliche Publikation

zur gesundheitsfördernden Wirkung vonSpielen, Gymnastik und Leibesübungengelten kann.

Der in der oberitalienischen Stadt Forlí geborene Humanist war nach demStudium in Bologna und Padua eigentlich

De arte gymnastica,Girolamo Mercuriale, 1569

TEXT: DR. MILA HORKY

Eine «kraftvolle Bewegung des menschlichen Körpers»:

Wie die Renaissance die Leibesertüchtigung entdeckte

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