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REICH UND EUROPA

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REICH UND E UROPA

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AUSZUG VERSCHIEDENER DIE NEUE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDERSCHRIFFTEN

ma1701. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung: 5

D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, Titelblatt und S. 1–2.

Nachdem Johann von Besser Leibniz am 1. Februar 1701 einige Schriften zur Krönung gesandt hatte,schrieb Leibniz Besser am 19. März: »Un jeune homme chez moy, qui ne manque pas de scavoir, donnetous les mois une espece de journal des Scavans en Allemand se servant quelques fois de mes correspon- 10

dances quoyque a cause de mon absence et occupations je ne puisse pas tousjours lire ce qu’il fait. J’y faisinserer quelques fois ce que je trouve a propos et je feray faire une recension de ce qui regarde l’Erectiondu Royaume de Prusse, et les pieces qui m’ont este communiquees.« Am 9. April schrieb er an Besser:»Ecrivant aussi dernierement a son Excellence je luy ay mande, qu’un jeune homme savant que j’ay chezmoy donne chaque mois une espece de journal des scavans en Allemand, depuis un an et au dela ou il se 15

sert beaucoup de mes correspondances, avis et communications, sur tout quand je suis sur les lieux; je leferay employer presque un mois entier a faire recension des nouvelles pieces imprimees au sujet de laCouronne de Prusse, comme on fait recension d’autres livres ou pieces[,] que j’espere de le faire d’unemaniere qui ne deplaira pas entierement mais que je souhaiterois ce qu’il y aura eu de cette nature au delade ce que vous, Monsieur, aves eu la bonte de m’envoyer.« Auch gegenüber anderen nannte Leibniz nie 20

sich selbst als Verfasser der Besprechungen, sondern stellte sich nur als denjenigen dar, der Eckhart dazuveranlaßt habe, die beiden Hefte der Köngiskrönung zu widmen. An Morell schrieb er am 26. Juli 1701etwa, »je le fais destiner un mois a ne faire que la recension de plusieurs pieces en vers et en prose faitessur la nouvelle Royaute[,] et comme quelques uns ont touche ce mot: Gloria novi seculi, j’en feray adjouterles desseins de medailles« (I,20 S. 304; genauso I,20 S. 561 an Fuchs, 9. November 1701). Damit stimmen 25

die Angaben überein, die Eckhart selbst in seiner Biographie gibt: Leibniz habe die am »am Anfang desJuli« abgedruckten »Glückwunschgedancken zur Königskrönung« geliefert (damit dürfte unser Stück ge-meint sein) und für das August-Heft die beiden Anhänge N. ma1883 und N. ma1894 (Eckhart, S. 173; vgl.auch Lebens-Beschreibung Herrn Gottfried Wilhelm von Leibnitz, Amsterdam 1720, Bl. [I 7r], mit eigenerPaginierung in Essais de Theodicee, Oder Betrachtung Der Gütigkeit GOttes, Amsterdam 1720). Von 30

Eckhart stammten demzufolge also alle Buchbesprechungen. Wenn Leibniz die Autorschaft eines Texteseinem (nicht namentlich genannten) anderen zuschreibt, dann heißt das aber noch nicht, daß nicht er selbstder Verfasser ist; auch die »Fable de l’Astre et du Hibou« (unsere N. f147) sandte er Besser mit derAngabe, es stamme von einem seiner Freunde, obwohl es eindeutig von Leibniz selbst stammt (I,20 S. 218,Z. 22 – S. 219, Z. 9 (L an Besser 21. Juni 1701). Dennoch müssen einige, wenn nicht alle Besprechungen 35

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4 N. ma1701III. REICH UND EUROPA

von Leibniz stammen. Denn am 17. Mai schrieb er Eckhart: »Weilen ich sobald mit den Excerptis ausdenen zu dem Neuen Konigreich gehorigen schrifften nicht fertig werden kan, so rathe ich nur gewohnlichfortzufahren, konnen sie nicht den junium machen, so machen sie wils Gott den julium.« (I,19 S. 112)Leibniz hat auch Friedrich August Hackmann, der sich in Frankfurt an der Oder aufhielt, gebeten, ihm zusenden, »was auff die neue Crohn . . . gemacht worden« (I,19 S. 605, Z. 2), woraufhin ihm Hackmann am5

16. April 1701 Liths Panegyricum (Vorlage zu N. ma1765), Rings teutsches Carmen (Vorlage zuN. ma1748) und Ludewigs De auspicio regum sandte (Vorlage zu unserer N. ma1859). Außerdem existiertein Manuskript von Leibniz’ Hand, das N. ma1883 enthält und (davor) L unserer N. ma1859 undN. ma1881. Dieses Manuskript könnte als Druckvorlage gedient haben. Bei diesem Manuskript handelt essich offensichtlich um ein Fragment. Es setzt mitten im Text unserer N. ma1859 ein und reicht bis zum10

Ende unserer N. ma1883 und enthält auch noch die deutsche Überschrift unserer N. ma1894. Die 3 Bogen,die handschriftlich überliefert sind, umfassen die Seiten 77–94 der Druckfassung. Sie tragen die alte (wohlvon Leibniz stammende) Blattzählung 5–10. Offenbar existierten also noch mindestens 4 weitere Blättervon Leibniz’ Hand. Sollten diese ungefähr so dicht beschrieben gewesen sein wie die 6 erhaltenen, dannhätte sie etwa 12 Seiten des Monathlichen Auszugs enthalten. Unsere N. ma1859 beginnt auf S. 59, in dem15

Manuskript fehlen also etwa 18 Seiten der Rezension, bei der es einsetzt. Da aber der Anhang, Leibniz’eigener Text, sehr viel mehr Korrekturen aufweist, als die vorhergehenden Rezensionen, und da daher dasManuskript des Anhangs vergleichsweise mehr Platz beansprucht, kann man wohl davon ausgehen, daßder erste Teil unserer N. ma1859 auf den verlorenen Blättern 1–4 der Druckvorlage Platz fand. Mögli-cherweise bewahrte Leibniz diese Bogen der Druckvorlage auf, weil auf ihnen seine eigene Schrift stand;20

die Manuskripte seiner »excerpta«, die kaum mehr leisten, als den Inhalt zu referieren, und so wenigerRezensionen als eher Exzerpten im modernen Sinne gleichen, hielt er offenbar für entbehrlich. Offensicht-liche Druckfehler wurden in diesem wie in den folgenden Stücken aus dem Juli- und August-Heft still-schweigend korrigiert.

Auszug25

VerschiedenerDie neue Preußische

Croneangehender Schrifften.

Verfertiget im30

JULJO MDCCI.

Zu findenbey Nicol. Förstern / Buchhändl.

in Hanover.

I.35

DIe Auffrichtung des Neuen Preußischen Königreichs / ist eine der grösten Begebenheitendieser Zeit / so nicht / wie andere / auff wenige Jahre ihre Wirckung erstrecket / sondernetwas nicht weniger beständiges als vortreffliches herfür gebracht. Sie ist eine Zierde desneuen Seculi, so sich mit dieser Erhöhung des Hauses Brandenburg angefangen / und ihme

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5N. ma1701 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

mit einem so herrlichen Eingange sich gleichsam zu dauerhafftem glück / ((GOtt gebebeständigst)) verbindet. Und wann der Käyser Friedrich der andere1 nach Aussage einesgleich-zeitigen Historien-Schreibers befohlen / daß der Tag / da er ein neues Hertzogthumim Reiche zuwege gebracht / zu ewiger Gedächtniß / den Jahrbüchern einverleibet werdensolte / was soll man nicht von der herfürbrechenden neuen Crone in der Christenheit 5

sagen?Weil es nun auff alle Weise / und allen umständen nach eine überaus wichtige und

seltene Sache / die nächst GOtt des neuen Königs in Preussen / Friderichs grosser Macht /und hoher Weißheit zuzuschreiben / dadurch Seine Majestät gegen vieler auch wolgesin-neter Besorgniß / und noch mehrer Neider Verhoffen / zu dero höchsten Glorie schleunigst 10

durchgedrungen / und so wohl den Käyerlicher Majestät / alsso fort sonst den fast allge-meinen Beyfall und glückwünschenden Zuruff erhalten: Und dann bey solcher Gelegenheitviel Schrifften herfür kommen / deren einige billig hochzuschätzen / die übrigen aber sobewand / daß doch auch so gar in denjenigen so am wenigsten geistreich / sich immer einoder ander guter Gedancke findet; und daraus des menschlichen Gemüths Fruchtbarkeit / 15

so wohl als der Sache selbst unerschöpffliche Lobwürdigkeit erhellet; So hat man die Lusthaben wollen / auff Art der in Europa schon viele Jahre her gebräuchlichen MonathlichenNachrichtungen oder Auszüge der gelehrten Wercke / ein gutes Theil / der auff die neuePreußische Crone heraus gekommenen Schrifften / wozu auch Medaillen und Inscriptionenbillig zurechnen / fürzunehmen und zu recensiren / und wird man zuletzt einige eigene 20

Gedancken beyzufügen sich erkühnen. Folget die Recensirung.

1 Godefr. Monachus S. Panta Leonis ad an[num] 1235. schreibt: Diem rogav i tImpera to r omn ibus anna l i bus asc r ib i , eo qvod tunc Romanum [. . .]Imper ium novum pr inc ipem creando aux i s s e t , etc.

11 Majestät: Leopold I. 19 Medaillen: vgl. unten, N. ma1842. 19 f. Inscriptionen: vgl. un-ten, N. ma1828 und N. ma1838. 22–24 Diem . . . aux i s s e t : GOTTFRIED VON ST. PANTALEON,Godefridi monachi S. Pantaleonis apud Coloniam Agripp. annales ab a. 1162–1237, gedr. in: M. Freher[Hrsg.], Germanicarum rerum scriptores aliquot insignes, Bd. 1, 1600, S. 239–303, hier S. 299.

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6 N. ma1702III. REICH UND EUROPA

ma1702. BESTAND DER WÜRDE UND CRON DES KÖNIGREICHS PREUSSEN[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 2–10.5

Fettdruck bei deutschen und Kursivdruck bei lateinischen Lettern werden durch Sperrung wiedergegeben.Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert.

I I . Bes tand der Würde und Cron des Kön igre i chs Preus sen . Anno Chr i s -t i 170 1 . i n 4 to . 4. Bog.

ES ist eine an sich selbsten (wenigst in dem vom Brunquell geflossenen / und zu einer10

unbedencklichen Communication gemeinten Inhalt)) sehr wohl gefassete Schrifft noch fürAnnehmung der Cron in einigen vertrauten Händen gewesen / und daraus / oder auffdergleichen Schlag damahls von einigen annoch bloß Churfürstlichen Ministris hin undwieder / wegen Absicht der neuen Cron / denen Confidentioribus Nachricht gegeben wor-den.15

Es ist aber hernach anstatt solcher rechten Schrifft dieß jetzt gemeldte Büchlein ohnebehörige Approbation von gewinsüchtigen Leuten in Druck gegeben / und dergleichenUnternehmen an dem Königlichen Hofe / wie billig / übel auffgenommen / auch dasWerck desavouiret worden / also das man sich keines weges auff diese Edition zu verlassenhat / sondern besorgen muß / es möchte ein und anders ausgelassen / von einigen nach20

ihrem Sinne wohl gar zugesetzet / oder sonst unrecht vorgebracht worden seyn; Welcheshiemit zu erinnern dienlich geschienen. Sonst ist gleichwohl viel gutes darinn / so aus demrechten fonte geflossen seyn mag. Davon ein und anders zu excerpiren und nach Gele-genheit zu fassen / man kein Bedencken siehet. Wird demnach sub dato den13. Decembr[ris] 1700. angeführet / daß / weil seine Churfürstl[iche] Durchl[aucht] zu25

Brandenb[urg] etc. etc. nunmehro entschlossen / Sich [. . .] nach dero Souverainen Hert-zogthum Preussen zu begeben / und [. . .] allda / zum Könige proclamiren zu lassen; sowollen sie nicht hoffen / daß jemand hernach rechtmässige [. . .] Ursachen zu haben ver-meynen werde / Ihro den [. . .] Titul eines Königes / und andere von dieser neuen Würde in

11 Schrifft: Eine Abschrift dieser Denkschrift befindet sich in LH XIX Bl. 1–16. Sie stimmt mitBestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, abgesehen von den zwischen verschie-denen Abschriften und Drucken eines Textes gewöhnlicherweise auftretenden kleinen Differenzen überein.24 f. den . . . 1700.: Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 31; LH XIXBl. 16r. 25–S. 7.2 weil . . . unschädlich: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen,1701, S. 3 f.; LH XIX Bl. 1r.

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7N. ma1702 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Europa dependirende honores zu [verweigern]. Denn es sey diese Annehmung des König-lichen characteris so wohl an sich selbsten zulässig / als auch andern unschädlich. Zulässigsey sie an sich selbst / dieweil in solchen Vornehmen nichts ohngerechtes / und auch nichtsohngereimtes zu finden. Und solches wird bewiesen aus der Natur der Independentz sozumahl mit anständiger Macht vereiniget. 5

Es habe nehmlich der Höchste seiner Chur-Fürstl. Durchl. ein freyes / Niemand alsGOtt und Sie selbsten zum Oberherren habendes Land / und nicht allein in demselben /sondern auch sonst so viel Macht und Vermögen verliehen / daß Sie die königliche Würdemit behörigen Splendore führen können. Nun sey bekannt / daß gleich wie [. . .] in einesjeden freyen Volckes [. . .] Gutfinden stehe / was für eine Regierungs Form / und daraus 10

erfolgenden Nahmen es annehmen wolle; also auch ein Souverainer Fürst von seinem Thunund Lassen niemand als GOtt Rechenschafft zu geben habe / und folglich (wenn er der-gestalt hat / was dazu gehöret) ihn nichts hindern könne [. . .] den Königlichen Titel anzu-nehmen. Zu welchem Ende Autores und Exempel beygebracht werden; aus welchen letztenman sich begnüget anzuführen / R og e r ium Hertzogen der Normannen in Sicilien und 15

Neapolis, der sich selbst zum Könige gemacht / und H en nr i c u m de n VI I I . Kön i g inEngland / der / wie Seldenus de titulis honorum part. I. c. 4 berichtet / den [. . .] überIrrland geführten Titel eines Domin i H ibern iae mit dem Titul Reg i s H ibern iaeeigenmächtig verwechselt / zugeschweigen der Exempel der Herrn / so theils ohnstreitigunter höherer Macht gestanden / und doch durchgedrungen / oder durchgedrungen haben 20

würden / als R ud o l ph i Comitis minoris Burgundiae [. . .] ((Regin. ad ann[um] 888. [. . .]Gvilliman. [. . .] Orig. Habspurg. ad [. . .] 894.)) B o l e s l a i Hertzogs in Pohlen (OttoFrising. lib. 6. Chron.) und des Printzen von Piemont C a r o l i E m a n u e l i s , des Hertzogsvon Savoyen / und C a tha r i na e Infantin aus Spanien ältesten Sohnes / welcher Meyland[. . .] sammt Piemont unter dem Titel eines Königes von Longobardien / wenn er nicht 25

frühezeitig in Spanien verstorben wäre / hätte haben sollen. Gleich wie nun die Independ-

1 verwegern D ändert Hrsg. nach Bestand der Würde

2 Zulässig . . . vereiniget: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701,S. 3–12; LH XIX Bl. 1r–6r. 6–9 Es . . . können: vgl. Bestand der Würde und Krohn des KönigreichsPreussen, 1701, S. 7; LH XIX Bl. 3r. 9–14 Nun . . . anzunehmen: vgl. Bestand der Würde und Krohndes Königreichs Preussen, 1701, S. 5; LH XIX Bl. 1v–2r. 14–26 Zu . . . sollen: vgl. Bestand der Würdeund Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 5–7; LH XIX Bl. 2r–3r. 17 Seldenus: vgl. J. SELDEN,Tituli honorum, 1696, S. 63–69. 22 Gviliman.: FR. GUILLIMANN, Habsburgiaca, Regensburg 1696,S. 129 f. 23 Frising.: vgl. OTTO VON FREISING, Chronicon, sive rerum ab orbe condito ad sua usquetempora gestarum libri octo, lib. 6, c. 28, hrsg. v. P. Pithoeus, 1569, S. 122. 23 Printzen: PhilippEmanuel von Savoyen.

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8 N. ma1702III. REICH UND EUROPA

entz / des von Pohlnischer Oberbothmäßigkeit eximirten Preussens verursachte / daß dasUnternehmen n ic h t u n r e c h tm ä s s ig ; also verschaffe die Churbrandenb. bereits haben-de Macht und Ansehen / sammt andern Umständen / daß es nicht allein n i c h t oh ng e -r e im t / sondern vielmehr b i l l i g und a n s t ä n d ig .

Die Churfürstliche Dignität sey nicht allein nach [den] Gesetzen des Römischen5

Reichs ((vid[e] Capitulation[is] Leopol[dinae] artic. 5.)) sondern auch [. . .] usu et obser-vantia den gekrönten Häuptern gleich. In Preussen seyen (wie aus Ortelio und andern [. . .]bekannt) [. . .] vor uhralten Zeiten Könige gewesen. Andere Herrn hätten ihre honoresvermehret: Die Könige [. . .] das praedicat Reg ia d ign i t a s mit dem Wort [. . .] Ma-je s ta s verwechselt / einige Fürsten [. . .] das Praedicat de r Kön i g l i chen Hohe i t10

erlanget / freye Republiken gegen den alten Gebrauch Königliches Tractament erhalten /verschiedene Grafen [. . .] sich in [. . .] Fürstenstand erheben lassen; Und in Summa vieleHerrn und Puissancen in Europa von einem Seculo her / auch die an Macht / Land undLeuten sich wenig oder nichts vergrössert / dennoch [. . .] neue vorhin nicht gehabte Ho-nores [. . .] erworben: [. . .] Und wer wolte dann [. . .] Churfürstl. Durchl. verdencken / da15

GOtt [. . .] dero [. . .] Chur-Hauß [. . .] so reichlich gesegnet / daß selbiges 2. oder 3. mahlso viel Lande besitzet / als eigentlich zu der Chur gehören / [. . .] wann sie auch dieHonores ihres Hauses [. . .] durch Erlangung des Königlichen Titels / als welcher ja vordem ihrigen immediate hergehet / zu vermehren bedacht. [. . .] Ob sich die Chur-Branden-burgische bißherige Krieges und Friedens Actiones, Krieges-Völcker / Gesandschafften /20

Bündnisse / Verwandschafften / und [. . .] dergleichen nicht zu der [. . .] Königlichen Dig-nität reimen / liesse man Verständige urtheilen. [. . .] Denen Chur-Fürsten zu Brandenburgseyen von andern Nationen / Cron und Scepter [. . .] angetragen worden / so sie auswichtigen Ursachen großmüthig abzuleinen gut befunden / welche Modestie [. . .] GOtt[. . .] in ihren Nachkommen nun also belohnet / daß [. . .] Churfürstl. Durchl. [. . .] durch25

den [. . .] freyen und gerechten Weg Ihro und Ihrer Posterität auff die Macht ihres eignenHauses einen Thron erbauen können.

5 dem D ändert Hrsg. nach Bestand der Würde

5–7 Die . . . gleich: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 7; LHXIX Bl. 3r. 6 artic. 5.: s. Theatrum Europaeum, Bd. 8, 1693, S. 439 f. 7 f. In . . . gewesen:vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 4; LH XIX Bl. 1v. 7 Ortelio:vgl. A. ORTELIUS, Theatrum orbis terrarum, Antwerpen 1579 oder vielmehr 1584, Bl. 87r.8–19 Andere . . . bedacht: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 9 f.; LHXIX Bl. 4r–5r. 19–27 Ob . . . können: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen,1701, S. 11; LH XIX Bl. 5v–6r.

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9N. ma1702 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Daß auch durch Annehmung Königlichen Preussischen Tituls niemand [. . .] zu nahegeschehe / erhelle in Ansehen / des Römischen Reiches / [. . .] des Königreichs Pohlen /und des übrigen Europä. Was das Römische Reich betrifft / werde durch Verwandlung desniemand über sich erkennenden Hertzogthums Preussen in ein Königreich / wegen derReichs-Lande / Sessionis, Voti, und Praecedentiae auff Wahl- Reichs- Collegial- Deputa- 5

tions und andern das Reich principaliter concernirenden Zusammenkünfften nichts ge-ändert; und sey also solche Erhöhung des Churfürsten zu Brandenburg eben so wenigpraejudicirlich, als da Christianus / Graff zu Oldenburg zum König in Dennemarck / Pfaltz-Graff Carl Gustav zum König in Schweden und jetzo der Churfürst in Sachsen zum Königin Pohlen worden. Daß aber in denselben / wo [. . .] nicht principaliter der Churfürst / 10

sondern der König [. . .] compariren wird / die bißher vorsitzende Churfürsten ihrem nun-mehr erhöhten Mitgliede zu weichen hätten / dessen könten sie um so viel weniger Be-dencken tragen / da sie so gar einem [. . .] Edelmann der durch Wahl in Pohlen zumKönig / oder in Teutschland zum Churfürsten worden / den Vorgang gönnen. Churfürstl.Durchl. würden bey denen Respectu ihrer Reichslande [. . .] habenden nexibus, Schuldig- 15

keit und Eyfer pro [. . .] conservatione Imperii, [. . .] auch der in den Reichs-Constitutionengegründeten praeeminentien des Churfürstl. Collegii, ohne Veränderung / wie bißhero /verbleiben.

Daß dem Römischen Reich und Teutschen Orden auff dem Lande Preussen in altenZeiten zugestandene Recht sey bekannter massen gäntzlich erloschen / und derelinqviret; 20

das Land lange vorher / ehe es an das Chur-Hauß Brandenburg kommen / von der CronPohlen eingenommen / mit selbiger auch nach der Hand dieses Hertzogthums halber garviel Pacta [. . .] sciente imo cooperante Caesare et Imperio geschlossen worden. [. . .]Conring. [. . .] de Fin[ibus] Imper[ii] cap. 24. Also daß auch Käyserl. Majest. und das [. . .]Reich [. . .] dem Könige in Pohlen / und dem Churfürsten [. . .] den Titul eines Hertzogen 25

in Preussen beylegen / da denn qvoad jus in regionem et rei substantiam eins ist / ob manden Titel eines Hertzogs oder Königs gebe. Pohlen betreffend / so seye es eine blosseCeremonial- und Titular-Sache / worinn die Könige [. . .] ihres Gefallens verfahren / wiezusehen als hiebevor der König in Portugall / und leztens von Johanne III. der jetzige

1–10 Daß . . . worden: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701,S. 12–14; LH XIX Bl. 6r–7r. 9 Churfürst: Kurfürst Friedrich August I. der Starke wurde 1697 alsAugust II. König von Polen. 10–18 Daß . . . verbleiben: vgl. Bestand der Würde und Krohn desKönigreichs Preussen, 1701, S. 14–16; LH XIX Bl. 7r–8v. 19–24 Daß . . . cap. 24: vgl. Bestand derWürde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 16 f.; LH XIX Bl. 8v–9r. 24 Conring.:vgl. H. CONRING, De finibus imperii Germanici libri duo, 1680, lib. II, cap. 29, S. 820–828.24–27 Also . . . gebe: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 17 f.; LHXIX Bl. 9r–9v. 27–S. 10.3 Pohlen . . . geschehe: vgl. Bestand der Würde und Krohn des KönigreichsPreussen, 1701, S. 18–20; LH XIX Bl. 10r–11r. 29 König: Johann IV.

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10 N. ma1702III. REICH UND EUROPA

König in England / Wilhelmus, erkennet worden / ohne daß deßwegen mit der Republicgehandelt / oder von derselben denen [. . .] Königen [. . .] Ziel und Masse gegeben worden;wenn es nur [. . .] salvis juribus Reipublicae geschehe: Nun halten die von der Republickin plenis Comitiis ratificirte, [. . .] und [. . .] von Königen zu Königen [. . .] beschwohrnePacta Velaviensia art. 6. diese Worte in sich: Ducatum Prussiae iis finibus circumscriptum5

qvibus Serenissimus Elector illum olim jure Feudi ante hoc bellum excitum possidebat;ipse deinceps et descendentes omnes, donec qvisqvam supererit ex descendentibus mas-culis Suae Serenitatis Electoralis j u re Supremi Domin i i , cum summa absolutaqvepotestate possidebunt regentqve: welches denn wohl eben so viel ist als vis et potestasRegis [majestativa], wenn man nur von [. . .] der Titulatur und dem Ceremonial abstrahiret.10

Zumah len s i ch ja von dem Nahmen e ine s Kön iges n i emand e ine andereI deam machen kan / a l s daß er den j en igen bedeu t e / we l cher e in gros se sLand [ . . . ] j u r e supremi Domin i i cum summa abso lu taqve po t e s ta t e be -he r r sche t . Daß aber Krafft derselbigen Pactorum nach Abgang des Chur- und Mar-gräfl[ichen] Hauses / das Land wieder an [. . .] Pohlen fället / und dieß mit Preussen15

aeterno foedere [. . .] verbunden / [. . .] auch die Churfürsten [. . .] certo casu der CronPohlen eine gewisse Volck-Hülffe schicken sollen / so hat nicht allein solches mit dieserSache nicht die geringste Gemeinschafft / sondern es haben [. . .] Churfürstl. Durchl. zumUberfluß nicht nur gegen [. . .] Königliche Majest. in Pohlen / [. . .] sondern auch durchein besonders Scriptum ad Rempublicam sich [. . .] dahin erkläret / daß durch die Preus-20

sische Erhöhung nichts praejudiciret werden solle / sondern sie vielmehr auffs Neue undverbindlichste sich [. . .] dazu [devinciret] [. . .] haben wollen. Und ob schon die Marg-grafen zu Brandenburg in Francken nach Abgang des jetzigen Churhauses [. . .] die Preus-sischen Lande [. . .] wieder von [. . .] Pohlen [. . .] zu Lehn nehmen müssen / kan dochsolches die freye Macht der jetzigen Chur-Linie in Annehmung des Tituls / oder sonst im25

geringsten nicht beschräncken. Zu geschweigen / daß andere Potentaten / und in Speciedie Könige von Neapolis und Sicilien unstreitige Könige seyn / [. . .] ob sie gleich ihrKönigreich zu Lehn tragen / und Jährlich recognosciren. Letzlichen habe man zu den

10 majestatica D ändert Hrsg. nach Bestand der Würde 22 deviniret D ändert Hrsg. nachBestand der Würde

3–10 Nun . . . abstrahiret: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701,S. 20 f.; LH XIX Bl. 11r. 5–9 Ducatum . . . regentqve: vgl. Vertrag von Wehlau (19. September 1657),Art. 5. 11–14 Zumah l en . . . beher r s che t : vgl. Bestand der Würde und Krohn des KönigreichsPreussen, 1701, S. 22; LH XIX Bl. 11v. 14–22 Daß . . . wollen: vgl. Bestand der Würde und Krohn desKönigreichs Preussen, 1701, S. 22 f; LH XIX Bl. 11v–12v. 22–28 Und . . . recognosciren: vgl. Bestandder Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 24–26; LH XIX Bl. 12v–13v.28–S. 11.6 Letzlichen . . . zuführen: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701,S. 29 f; LH XIX Bl. 15v–16r.

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11N. ma1702 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

sämmtlichen Puissancen von Europa / absonderlich im Reich dieß Vertrauen / daß sie /nach Art grosser Gemüther von aller Mißgunst entfernet / einem [. . .] so innocenten [. . .]Wercke sich nicht wiedersetzlich erweisen [. . .] werden / bevorab / da alles mit verschie-denen der grössesten Puissancen [. . .] bereits dergestalt [. . .] gefasset / [. . .] daß / wenngleich ein oder ander sich auffhalten wolte / [. . .] die Sache schon ihren Gang gehen / und 5

GOTT Gnade verleihen werde / dieselbige mit Ehren und Vergnügen hinaus zuführen.

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12 N. ma1710III. REICH UND EUROPA

ma1710. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 10–16.5

Die besprochene Schrift hatte Johann von Besser Leibniz am 1. Februar 1701 (unsere Ausgabe I,19 S. 379,Z. 5 f.)

III. Reglement / welcher gestalt die Königliche Salbung den 18. Jan[uarii] des 1701. Jah-res zu Königsberg in Preussen in der Kirchen verrichtet werden soll. 4. 3 Bog.

Es werden hierinnen alle Solennitäten und Ceremonien / so in der Kirche vorgegangen /10

deutlich beschrieben. Vor andern ist notabel / daß dieser Verordnung nach der Königl.Ober-Hofprediger / Consistorial- und Kirchen-Raht / Herr Benjamin Ursinus als Conse-crator und erster Bischoff /1 wie auch der Königliche Preussische Ober-Hoffprediger undAssessor des Samländischen Consistorii Herr Bernhard von Sanden SS. Theol. Doct. undProf. Primarius bey der Königsbergischen Universität / als Assistirender Bischoff nebst15

andern sechsen / sie begleitenden Herrn Predigern den König und die Königin / da sie indie Schloß-Kirche traten / unterthänigst empfangen / und derHerr Consecrator zu ihrenEingang und Ausgang für dem Herrn Segen und Glück gewünschet. Darauff sind dieGeistlichen Personen nach dem Altar gegangen / Ihro Königliche Majestäten aber habensich auff ihren Thron gesetzet. Da denn gesungen und musiciret worden: Es woll uns GOtt20

genädig seyn / etc. In dem letzten Verse gienge der Herr Consecrator vom Altare ab [. . .]in die Sacristey / [. . .] der Herr Assistent aber hat gegen die Königliche Majestäten sichwendend zu GOTT gebetet / daß er die bevorstehende Salbung an dem Leibe und derSeelen des Königs und der Königin heiligen wolle. Drauff ist / Allein GOtt in der Höh seyEhr / etc. gesungen worden / und hat der Herr Consecrator [. . .] eine kurtze Predigt25

gehalten / über die Worte Gottes I. Sam. II. 30. Wer mich ehret / den will ich auch ehren.Nach der Predigt sind die Worte aus dem XXI. Psalm [. . .] v. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, und 14musicaliter gesungen worden. Gegen das Ende der Music haben sich der Herr Consecrator

1 Es ist zu mercken / daß schon vor diesen Evangelische Bischöffe von Samland inPreussen gewesen / wie sich denn Morlinus und andere nach ihn so geschrieben.30

11–18 Vor . . . gewünschet: vgl. Reglement, [1701], S. 3 f. 18–20 Darauff . . . gesetzet:vgl. Reglement, [1701], S. 4. 20–24 Da . . . wolle: vgl. Reglement, [1701], S. 4–7. 24–28 Drauff. . . worden: vgl. Reglement, [1701], S. 7. 28–S. 13.9 Gegen . . . geleget: vgl. Reglement, [1701], S. 8 f.

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13N. ma1710 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

[. . .] und [. . .] Assistent wieder vor den Altar gestellet / und ist von der [. . .] Gemeine:[. . .] Komm Gott Schöpffer Heiliger Geist / etc. gesungen worden. Drauff haben sich diePaucken und Trompeten [. . .] mit einen kurzen Stücklein hören lassen / und unterdessensich Seine Majestät der König zur Salbung dargestellet. Der Herr Consecrator und [. . .]Hr. Assistente sind auch vom Altare an das Bänckge getreten / darauf der König knien und 5

die Salbung annehmen sollen. Der Herr Consecrator hat in seinen Händen einen güldenenTeller / oder Paten, auff welchen des [. . .] Herrn [. . .] Reichs-Grafen von WartenbergKöniglichen Ober-Kammer-Herrn Hoch-Gräffl. Excellentz ein Gefäß von Jaspis mit demSalböle geleget. Beydes hat der Herr Consecrator dem Herrn Assistenten zuhalten gege-ben. Der König hat hierauff die Crone selbst abgenommen / und [. . .] solche / wie auch 10

den Zepter neben sich auff ein Küssen geleget und ist niedergekniet. Der Herr Graff vonWartenberg hat ihm die Peruque ein [. . .] wenig zurück geschoben / daß die Stirne [. . .]frey geworden. Der Herr Consecrator hat also das Gefäß mit dem Salböle genommen /sich etwas auff dizwey fordersten Finger seiner rechten Hand gegossen; Seine Majestätden König / erstlich auf die Stirne / hernach auf den Puls der rechten und [. . .] lincken 15

Hand gesalbet / und [. . .] das Gefäß mit dem Salböle wieder auff den güldnen Tellergeleget. Da haben die Trompeten auffgehöret / und der Herr Consecrator laut gesprochen:Eure Königliche Majestät empfahen und nehmen auff diese Salbung / als ein GöttlichesWahrzeichen / dadurch GOtt ehemahls durch seine Priester und Propheten denen Königenseines Volcks bezeugen lassen; daß er selbst / der höchste Gott / Sie zu Königen gemacht / 20

eingesetzt und verordnet hat. Und der HERR unser GOtt / salbe hiebey auch selbsten mitdem heiligen Geiste / E. Königliche Majestät / daß Sie als ein Gesalbter des Herrn mitmuntern / tapferm und willigem Hertzen biß ihr Volck und Königreich beherrschen undregieren / auch bey guter Gesundheit / viele Jahre und Zeiten / dem Rath und dem Willenihres GOttes dienen! durch unsern HErrn JEsum CHristum / Amen! Nach diesem ist 25

gesungen worden: Amen! Amen! Glück zu dem Könige! Gott verleyhe ihm ein langesLeben. Und ist mit Paucken und Trompeten wieder angestimmt worden. Der Herr Graffvon Wartenberg hat das Salb-Oel Sr. Majestät dem Könige von der Stirne und beydenHänden mit einem besondern Tüchlein abgewischet / und selbiges dem Herrn Consecra-tori, und dieser hingegen des Herrn Grafen Excellentz das Gefäß mit dem Salb-Oel auff 30

dem güldenen Teller [. . .] wieder zurückgegeben. Und ist alsdann der König wieder auffseinen Thron sitzen gegangen. Mit Ihr. Majest. der Königin Salbung ist es eben so mutatismutandis zugegangen / nur daß Ihr der Hertzogin von Hollstein Durchl. das Salböl von der

9–17 Beydes . . . geleget: vgl. Reglement, [1701], S. 9 f. 17–25 Da . . . Amen: Reglement,[1701], S. 10–12. 25–27 Nach . . . worden: vgl. Reglement, [1701], S. 12. 27–32 Der . . .gegangen: vgl. Reglement, [1701], S. 12 f. 32–S. 14.4 Mit . . . empfangen: vgl. Reglement, [1701],S. 13–15.

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14 N. ma1710III. REICH UND EUROPA

Stirn und den Händen abgewischet und das Tüchlein / womit solches geschehen / demHerrn Consecratori gereichet: Des Herrn Ober-Kammerhern Hochgräfl. Exellentz aberhaben auch hier den güldenen Teller mit dem Gefäß des Salböls dargereicht / und wiederzurück empfangen. Nach also vollbrachter Salbung sind der Herr Conscr. und Assistentvor den Altar gegangen / und haben / da die Trompeten stille worden / beyde in Begleitung5

der andern Herrn Prediger für Seine Majestät dem König / sich auffs tieffste gebücket undsie angebetet / wie die Schrifft redet. Dann hat der Herr Consecrator gesprochen: Glück zudem Könige Friderico, Könige in Preussen: Und es sage der HErr / der GOtt, unsersKönigs auch also! Wie der HERR bißher mit ihm gewesen ist / so sey er auch ferner mitihm gewesen / daß Sein Königlicher Stuhl immer grösser und grösser werde. Amen! Drauff10

ist ihm Chor gesungen: Amen! Amen! Glück zu dem Könige! etc. Gleichfals sind sie fernerauch vor [. . .] die Königin getreten und hat der Herr Consecrator laut gesagt: Gück zu derKönigin! Sophien Charlotten / Königin in Preussen / der HErr unser GOtt / setze Sie /seinem Volcke zum segen / daß Sie sehe die Wohlfahrt Ihres Königl. Hauses / und ihrerKinder-Kinder in dem Frieden Israels! Amen! Drauf wieder der Chor musiciret [. . .]:15

Amen! Amen! Glück zu der Königin! etc. Nach einer kleinen Weile hat man Ehre sey GOttin der Höhe musiciret: und sind die [. . .] Prediger nach abgelegter tieffer Reverenz gegenbeyde Majestäten abgetreten; der Herr Consecrator und [. . .] Assistent haben sich vor denAltar gestellet / und / wie alles stille [. . .] mit lauter Stimme [. . .] zum Volck gesprochen:Fürchtet Gott / Ehret euren König unn auch eure Königin. Ihre Hülffe komme von dem20

HErrn / der Himmel und Erden gemacht hat! der HErr wolle ihren Fuß nicht lassengleiten! der HErr behüte sie / und sey ihr Schattenüber ihrer rechten Hand! daß sie desTages die Sonne nicht steche / noch der Mond des Nachts! der HERR behüte sie für allenÜbel! Er behüte ihre Seele! der HErr behüte ihren Ausgang und Eingang von nun an bißin Ewigkeit. [. . .] Hierauf ist musiciret [. . .]: HERR hebe an zu segnen das Haus deines25

Knechts Friedrich etc. und von dem Volck gesungen worden: Sey Lob und Ehr etc. Endlichhat der Herr Assistent [. . .] vor dem Altar ein Gebet vor das Königliche Haus gethan.Worauf der gewöhnliche Seegen gesprochen / und ist unter Trompeten und Paucken / Leu-tung aller Glocken / Lösung der Stücke und Salven-Gebung das: HErr Gott dich loben wiretc. gesungen worden. Zu allerletzt ward ein General Perdon ausgeruffen / und haben /30

beyde Königliche Majestäten sich unter dem Klange der Paucken und Trompeten aus derKirche begeben.

4–7 Nach . . . redet: vgl. Reglement, [1701], S. 15 f. 7–11 Dann . . . etc.: vgl. Reglement, [1701],S. 16. 11–15 Gleichfals . . . Amen: vgl. Reglement, [1701], S. 17. 15 f. Drauf . . . etc.: vgl. Regle-ment, [1701], S. 17. 16–25 Nach . . . Ewigkeit: vgl. Reglement, [1701], S. 18 f. 25 f. Hierauf . . .etc.: vgl. Reglement, [1701], S. 19. 26 f. und . . . gethan: vgl. Reglement, [1701], S. 20–22.28–32 Worauf . . . begeben: vgl. Reglement, [1701], S. 22.

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15N. ma1716 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1716. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 16–29. 5

Offensichtliche Druckfehler stillschweigend korrigiert, Fettdruck gesperrt.

IV. Ravaglio dell Incoronatione fatta in Konigsberg citta Reale Capital della Prussia perle Sacre Maesta il Sereniss[imo] e Potentissimo Frederico Re di Prussia, Margravio diBrandenburgo, Arcicamerario e Prencipe Electorale del S. R. J. etc. etc. etc. E la Sere-nissima Sophia Charlotta Regina di Prussia, Margravia et Elettrice di Brandenburgo, nata 10

Prencipessa Elettorale di Brunsvich e Luneburgo etc. etc. etc. Danzick. MDCCI. fol.

E rzeh lung von de r zu Kön igsbe rg in P reus sen geschehenen K ön ig l i chenKr ön un g e t c . 8. Bog.

DEr Herr Verfertiger / so ein Venetianischer Cavalier, mit Nahmen B . C or na r o , hatschon die Solennitäten / so be y Vermäh lung Ih r . Kön ig l i chen Maje s t . P r i n - 15

c eß in mi t dem Erb -P r in t zen von Hessen -Cas se l vorgegangen / in ItaliänischerSprache auffgesetzet / damit sie auch seiner Nation kunt werden möchten; zu welchenEnde er auch die itzige Erzehlung von der Königl. Krönung / da er bey allen gegenwärtiggewesen / verfasset. Die vorangefügte Dedications-Schrifft an den König / ist gleichsameine Lobrede desselbigen / und wird darinnen auch gedacht / daß man schon Ihr. König- 20

lichen Majestät / was itzt geschehen / bey ihrer Gebuhrt in Königsberg propheceyet indiesen Disticho:

Nascitur in Regis Fr ide r i cus monte, qvid istud?Praedicunt Musae: Rex Fr ider i cus erit.

Die Erzehlung selbst hält kürtzlich dieses in sich. Es habe Ihr. Churfürstl. Durchl. / da sie 25

sich vorgesetzt den Titel und die Würde eines Königs in Preussen anzunehmen / im De-cember 1700. den Durchl. Chur-Printz mit dessen Ober-Hoffmeisters / des Herrn Grafenvon Dona Excellentz / und einen Theil der Hoffstadt voran nach Königsberg gesandt; Sieaber selbst sey mit dero Durchläuchtigsten Frau Gemahlin / den beyden Jüngern Herrn

23 f. Nascitur . . . erit: B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701,Bl. [a 2r]. 25–S. 16.18 Es . . . wiederhohlet: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta inKonigsberg, 1701, Bl. Ar – Bl [A 2r].

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16 N. ma1716III. REICH UND EUROPA

Marggrafen / ihrer Gebrüdern Durchll. / des Ober-Cämmer-Herrn Hochgräfflichen Excel-lentz / und den übrigen Grossen und Hoffstaat den 17. Dec. von Berlin abgereiset / und den29. zu Königsb. angelanget; Allwo deroselben biß zur Krönungs-Zeit täglich von denvornehmsten Preußischen Herrn / und andern Ausländern auffgewartet worden. Sonna-bens / den 15. Jan. 1701. ist die bevorstehende Königliche Krönung / durch 4. auff Rö-5

misch bekleidete Herolde / mit Trompeten und Herrpaucken / in Begleitung einer schönenvornehmen Cavalcade / in den dreyen Städten daraus Königsberg bestehet / nemlich inAl t s t a d t / Kn e iph o f f und L öb en i c h t in folgenden Worten geschehen / so der Hoff-Fourier als einer der Herolde ausgeruffen.

Publication10

DEmnach werden d i e a l lwe i s e F ü r sehung Go t t e s e s dah i n g e r i ch t e t / daßd i e se s b ißhe r gewesene Souve ra i ne Her t zog t hum P reus sen / zu e i nemKön ig re i che au f fge r i ch t e t / und des se lben S ouve ra in d e r Al l e rdu rch -l auch t i g s t e / Großmäch t i g s t e F ü r s t und Her r / H e r r F r i ede r i ch / Kön i g i nP reus sen geworden : s o wi rd so l ches Männ ig l i chen kund g e than / pub l i -15

c i r e t und ausge ru f f en : L ange l ebe Fr i ede r i ch unse r A l l e rgnäd ig s t e r Kö-n i g . L an g l e be S op h ia C ha r lo t t a uns e re Al l e r gnä d ig s t e Kön ig i n . Welcheletzte Worte das Volck mit einem hellen Geschrey wiederhohlet.

Den 16. Jan. ist die Durchleuchtigste Hertzogin von Curland / Ihrer Königl. Majest.Schwester mit ihres Herrn Sohns des Hertzogen von Curland Durchl. angelanget.20

Den 17. Jan. haben ihr Majest. im Audientz-Gemache unter einen Baldakin sitzend /und von der Leib- und Schweitzer-Garde umgeben / den ne u en R i t t e r -Orden ausge-theilet. Der Ober-Cammer-Herr Herr Graff von Wartenberg / hat also alle / die dieser Ehregeniessen sollen / mit Nahmen geruffen. Sie sind alsdenn vor Ihr. Majest. niedergekniet /welche das Collier vom Cammer-Herrn / Herrn Grafen von Dänhoff genommen / und25

ihnen umgehangen / davor sie Ihro die Hand geküsset / und mit einer tieffen Reverentzsich geneiget. Das Or d en s - Ze i ch e n ist gewesen e in gü l de n b l au - e ma i l l i r t e sCreu t z / i n d es sen M i t t en des Kön igs Z iphe r F . R . i n d en Ecken a be r d e rP r e uß i s c he Ad l e r s ch wa r t z an ge l a u f f e n gestanden / und hänget dieses Creutz aneinem Orange-Farben Bande / von der lincken Schulter gegen die rechte Hüffte. Uber30

dieses tragen sie noch auff dem Rocke zur lincken Seite einen Stern / in dessen Mittel derPreußische Adler erscheinet / mit der Klaue einen Zepter haltend und über dem Kopffe desKönigs Symbolum: S uu m c u iq ve habend. Der Ritter sind Neunzehn. 1. Des Cron-Print-

19–33 Den . . . habend: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701,Bl. [A 2]. 33–S. 17.12 Der . . . Tettau: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta inKonigsberg, 1701, Bl. [A 2v] – Bl. Br.

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17N. ma1716 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

zen / Königliche Hoheit / 2. 3. 4. der drey Durchläuchtigsten Hn. Marggrafen / Ihrer Maj.Gebrüdere Hoheiten / 5. des Hn. Hertzogen vor Curland / Ihr. Maj. Schwester-SohnsDurchl. 6. des Hn. Hertzogen von Holstein Durchl. 7. Ihr. Königl. Maj. Ober-Cammer-Herr / und Oberster Minister der Herr Reichs-Graff von Wartenberg / 8. der FeldmarschallHerr Graff von Barfus / 9. der Ober Hoffmeister des Cron[prin]tzen und Geheimer Rath / 5

Herr Graff von Dona 10. der Ober-Hoff-Marschal / Herr Graff von Lottum / 11. der Ge-neral-Kriegs-Commissarius / Herr Graff von Dänhoff / 12. der Cammer-Herr und Staats-Rath / Herr Graff von Dona: die vier Preußischen Ober-Räthe / als 13. der Land-Hoff-meister Hr. von Perbant / 14. der Ober-Burggraff Herr von Rauschke / 15. der CantzlerHerr von Creutz / 16. der Ober-Marschall Herr von Wallrodt / 17. der Königin Ober- 10

Hoffmeister herr von Bülau / 18. der Cammer-Herr und General-Major über die Königli-che Garde / Herr von Tettau / 19. der General Feld-Zeug-Meister Herr von Tettau.

Am 18. Jan. als angesetzten Krönungs-Tage / ist Ih. Königlichen Majestät die Kö-n i g l i c he C r o ne von des Herrn Ober-Cammer-Herrn Excellentz / in dem KöniglichenSaale in Gegenwart der Fürstlichen / und anderer vornehmen Persohnen präsentiret wor- 15

den. Der König hat sich dieselbe mit eigner Hand auffgesetzet; ist hierauff nach derKö n ig in Zimmer zugegangen und hat auch derselben / da sie ihr entgegen kommen / miteinen kurtzen Compliment ihre Crone auffgesetzet / nachdem sie ihm der Herr GeneralKriegs-Commissarius / Graff von Dänhoff präsentiret gehabt. Worauff mit einer Glocke zuder solennen Proceßion nach der Kirchen das Zeichen gegeben worden. 20

Wie diese prächtige und recht Königliche Proceßion beschaffen gewesen / und was inder Kirchen vor Ceremonien vorgenommen worden / wollen wir allhier übergehen / weildas erste fast in allen Zeitungen erzehlet; daß Letztere aber vorher aus den SalbungsReglement von uns beschrieben. Nur ist kürtzlich zu gedencken / das Ihr. Majest. derKönig die Crone auff dem Haupte / den Zepter in der Hand / in einen Schaarlacken / 25

reichlich gesteckten / und mit Diamantenen Knöpffen besetzten Kleide / unter einen Bald-akin gegangen. Der Königliche Mantel war von Rothen Sammit / mit Cronen und Adlernausgesticket / und mit Hermelin gefuttert; die mit Diamanten angefüllte agraffe oder Ha-ken daran / ist / wie Herr Cornaro berichtet auf 100000. Thaler geschätzet worden. DieDiamanten der Königlichen Crone seyn eines unaussprechlichen Wehrts gewesen / indem 30

auff dem Umfang derselben Steine gesessen / davon das Stück 60000. Thaler und andredavon ein Stücke 30. biß 40. tausend Thl. gekostet / ohne von den Diamanten zusagen / sodie Crone selbst formiret / welche / indem sie alle rein und von den aller vollkommensten /nicht gnugsam geschätzt werden konnen. Der güldene Zepter war mit den kostbahresten

13–20 Am . . . worden: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701,Bl. B. 24–S. 18.25 Nur . . . obgemeldet: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta inKonigsberg, 1701, Bl. [B 2r] – Bl. Cr.

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18 N. ma1716III. REICH UND EUROPA

Rubinen und Diamanten besetzet / auf seiner Spitze war ein Adler dessen Leib von eineneintzigen Rubin / welchen der Czaar von Moscau ihrer Majestät vor dem verehret / dasUbrige aber war von Rubinen und Diamanten dergestalt gebildet / daß dieser Adler miteiner Klaue einen Zepter / mit der andern einen Degen hielt. Des Herrn Ober-Cammer-Herrn Excell. hub Ihrer Königlichen Majestät den Königlichen Mantel von der Erden / und5

zwey vornehme Cavaliers trugen den Schweiff nach. Ihre Maj. die Königin gienge auchunter einen Baldakin zwischen der beyden Herrn Marggrafen Hoh. Hoh. und hatte einKleid an / von güldnen Ponsso-Stoff / so mit Diamanten und auch mit Perlen von erstau-nender und fast ihres gleichen nicht habender Kostbahrkeit und Schönheit besetzet; IhreKönigliche Krone war des Königs seiner in allen ähnlich / wie auch der Königliche Man-10

tel / welchen die Hertzogin von Holstein auffhub / und dessen Schweiff zwey sehr vor-nehme Damen trugen; Der Hertzogin Schweiff trug ein Cavalier. In der Proceßion trug derHerr Cantzler von Cr e u t z das Re i ch s - I n s ige l vor / auff einen roten Sammitnen undmit güldnen Fransen bordirten Küssen. Noch näher dem Könige trug der Hr. Land-Hoff-meister P e r b an d t auf dergleichen Küssen d e n R e ic hs - a p f f e l / so gantz von einen15

Stücke Japsis war / und ein Diamantenes Creutz / auch einen mit Diamanten gantz um herbesetzten Zirckel hatte. Der Herr Burggraff vo n R a usc h ke kam hernach mit de mS c hwe r t e . Worauff der C r on - P r i n t z mit dem Herrn O be r ho f fme i s t e r zur Seite;und endlich denn d e r Kön ig unter seinem / v on 8 . Cammer -Her rn getragenenB a lda k in folgte. Nechst seiner Majestät gieng der Hr. General Feldmarschall und zu-20

gleich R e ic hs -C o n e t ab l e Gra f f von Bar fu s mit dem Cap i t a in d e r Schwe i t ze rzur Seite; Die S c hwe i t ze r -Ga rde um den Baldakin herum; darauff die Le ib - Ga r de ;dann der H er r G r a f f v on Don a auff Reichswalde und Zamerot mit der R e i c hs f a h -ne ; und endlich der H e r r H er t zo g vo n Ho l s t e in . Nach diesen allen d i e Kön ig i nunter ihrem Baldakin / wie obgemeldet.25

Was in der Kirche zu sehen ungemeines gewesen / beschreibet Hr. Cornaro mit meh-rern / und gibt uns kund / daß alles / was das Ceremonial und die Anordnung in derselbenbetroffen / von dem Königl. Groß-Ceremonien-Meister / Herrn vo n B e sse r zu Ihr. Ma-jest. und allgemeinen Vergnügen klüglich und wohl veranstaltet worden. Die Ausziehrungder Kirchen mit Tapeten / Sammit und Tüchern / die Aufführung des Amphitheatri und30

Verfertigung der Thronen / verschiedener Baldakinen / und andere prächtige Anstalten /daran der Herr Os a nde r ein belobter Baumeister seine Kunst erwiesen / hat man auchsehr wohl befunden.

Die beyden Thronen vor Ihre Maj. Maj. waren an 2. unterschiedlichen Pfeilern gegendem Altar über / von beyden Seiten in Form zweyer Pavillionen galant angebracht / in35

26–S. 19.4 Was . . . waren: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg,1701, Bl. C.

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19N. ma1716 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

deren Mitten stunden zwey übergüldete Stühle von rothen Sammit / mit güldnen Fransen.Der güldene Stoff gieng an die Spitze der Pavillionen und waren Adler und Cronen dareingesticket. Uber alles schwebte ein Adler / der mit einer Klauen einen Zepter / mit derandern die güldnen Linien hielte / womit beyde Thronen geschlossen waren.

Herr Cornaro berichtet ferner / daß der Herr Consecrator und Assistent bey dieser 5

Ceremonie in Eng l i s c he n Ki r ch e n Ha b i t gekleidet gewesen; ingleichen / daß seineExcellentz / der Herr Ober-Burggrafe von Rauschke de n Ge ne ra l P e rdon vor alleGefangene ausgeruffen / da aber diejenigen / so die göttliche oder menschliche Majestätbeleidigt / wie auch die / so eines vorsetzlichen Mords oder Schulden wegen gefangen /ausgenommen gewesen. 10

Als sich Ihre Majestäten mit grosser Pomp aus der Kirchen erhoben / und in ihrZimmer begeben / ist das rothe Tuch / worüber ihre Maj. Maj. über den Schloß-Platz in dieKirche gegangen / Preiß gegeben / auch güldene und silberne Medaillen ausgeworffenworden / auf deren einer Seite das Bildniß des Königs / mit der Umschrifft: Fr ide r i cusRex und unten: Unc tus Reg iomon t i 18 . Jan . Auff der andern die Crone mit der 15

Umschrifft: Pr ima meae gen t i s und unten 1701. gestanden. Ihr. Königliche Majestäthaben hienechst auff den grossen Moscowiter Saale offne und prächtige Taffel gehalten. Esist auch ein mit Lämmern / Hasen / Gänsen und andern Geflügelwerck / bespickter undgebratener Ochse preiß gegeben worden / dabey man Wein aus zweyen Adlern springenlassen. 20

Nachdem die Sonne unter gegangen / ist die gantze Stadt Königsberg / welche / wieHerr Cornaro sagt / eine der Grösten in Europa / sonderlich aber die Kneiphöfische Lang-gasse auffs schönste illuminiret zusehen gewesen. Herr Cornaro setzet eine schöne Latei-nische Inscription, so gestanden vor dem Hause des nunmehr würcklichen königlichenGeheimen Raths / Herrn von Ilgen; Item das beste / derer Sinn- und Hieroglyphischen 25

Bilder / so sich an unterschiedenen Häusern befunden / wovon wir einige zu Probe neh-men. Ein illuminirter Adler hat die Uberschrifft gehabt: Sub umbra a la rum tuarum.Ein Adler so gegen die Sonne flieget / in welcher eine Crone gemahlet: Plus u l t ra . EineSonne und Fanal oder Liecht auff einen Pharo: I n pub l i ca commoda fu lgen t . Eingekrönter Adler: S i c jung i t u r v i r t u t i decus . Der Herr Abt Winckens Canonicus zu 30

Posen hat unter andern an seinem Hause sehen lassen / das gewöhnliche Zeichen derGottheit in seiner Glorie / oder Glantz / dessen Strahlen gleichsam eine Crone über denPreußischen mit ausgebreiteten Flügeln stehenden Adler gemachet / darüber die Worte Es.

5–10 Herr . . . gewesen: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701,Bl. [C 2r] – Bl. Dr. 11–20 Als . . . lassen: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta inKonigsberg, 1701, Bl. Dr – Bl. [D 2v]. 21–S. 20.2 Nachdem . . . t e r rae : vgl. B. CARNARO, Raguagliodell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701, Bl. [D 2v] – Bl. Ev.

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20 N. ma1716III. REICH UND EUROPA

LX. 1. G lor ia domin i super Te or ta e s t : Und drunter aus eben dem Propheten Es.VIII. 8. gestanden: Et e r i t e x t ens io a la rum e jus imp lens la t i t ud inem te r rae .Weiter war die Sonne mit dem bekanten Worten: Sua se luce corona t , auff den Königzielend. Der Mond mit dem Buchstaben S. wie er durch der Sonnen-Glantz zunimt mit denauch von andern gebrauchten Worten: Cresc i t , u t a sp i c i t u r . Welches auff die Kö-5

nigin gegangen. Der Planet Jupiter von der Sonne erleuchtet / stellete den Chron-Printz vormit den Worten: Magno de lumine lumen . Andere Planeten und Sterne der erstenGrösse die gantze königliche Familie bedeutend mit den Worten: Mutua to luminesp l enden t . Ein Adler / so einen Granat-Apffel hielt / darinnen man die reiffen Kernesahe / mit den auch bekandten Worten: Praes tan t i n t e rna Coronae . Das völlige10

Königliche Wapen mit den Worten: Habu i t j am omnia Reg i s . Der Aetna so Feuerauswirfft / und doch den auff der Spitze liegenden Schnee in seinen Wesen läst / unterwelchen der Schwartze Preußische Adler / nebenst dem Weissen Pohlnischen nistelt / mitden Worten: Sc i t n i v ibus se rvare are f i dem . Ein Adler in einer Klaue Cron undZepter / in der andern Donnerstrahlen haltend / mit den Worten: Qui s au f e re t? Herr15

Cornaro sagt / es seyn viele Chronologische Inscriptionen zum Vorscheine kommen / wel-che in einen e ig ne n vo lum i ne ne bs t de ne n G ra t u l a t i on e n / wom i t d i e g e -l eh r t en N or t l ände r u nd noch a nde re I h r e r Kön ig l i chen Maj . Ma j . Krö -nung ve reh r t e / e r s che inen werden . Ein Italiänischer von Adel / hat zum Exempeldie Jahrzahl in diesen Worten: DeCreta Corona MerentI gefunden.20

Den 19. haben Ihrer Königl. Majest. die Collegia / der Rath und Magistrat allerun-terthänigst Glück gewünschet. Dergleichen haben den 20. Jan. die von der Universität undConsistorio gethan. Ein Studente überreichte an diesem Tage Ihr. Maj. einige Verse; indemer nun eben im Wercke war / wurde er durch einen unvermutheten Zufall übern Hauffengeworffen / er kam aber doch deßwegen nicht aus seinen Concepte / sondern machte sich25

vielmehr den Unfall zu nutz / und sagte / man könne vor so einen grossen Monarchenkeine tieffere Reverentz machen / als sich zur Erden zu werffen. Welche Hurtigkeit Ihr.Majest. wohlgefallen / und er reichlich begnadiget worden.

Den 21. Jan. haben Ihr. Königl. Majestät nach der Taffel sich nach einem / zumKampffplatz der wilden Thiere gewidmeten Amphitheatro begeben / darinnen ein Auroch-30

5 Cresc i t doppelt gesperrt D

3–10 Weiter . . . Coronae : vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg,1701, Bl. [E 2]. 10–20 Das . . . gefunden: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta inKonigsberg, 1701, Bl. [E 2v] – Bl. Fv. 21–28 Den . . . worden: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’in-coronatione fatta in Konigsberg, 1701, Bl. [F 2]. 29–S. 21.11 Den . . . vorgegangen: vgl. B. CARNARO,Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701, Bl. [F 2v] – Bl. Gv.

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21N. ma1716 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

se / (dergleichen in keinem andern ihrer Lande als in Preussen) von ungemeiner Grösseunter andern Thieren gewesen / welchen zuletzt Ihr. Majestät selbst erschossen.

Den 22. Jan. ist bey der Königin Assemblee gewesen und gespielet worden.Den 23. Jan. haben sich Ihre Majest. Majest. mit den gantzen Hofe in die schön

auffgebauete neue Kirche begeben / und der durch Herrn Ursinum als ersten Bischoff 5

verrichteten Einweihung bey gewohnet.Den 24. Jan. hat sich des Königl. C r o n - P r i n t ze n Hoh. mit dem gantzen Hofe in

das Auditorium der Universität verfüget / wo nach einer herrlichen Musick der HerrS c h r e ibe r Prof. Eloqv. einen schönen Panegyricum zum Ruhme Ihr. Königl. Majestätgehalten / weswegen er von deroselben wohl beschencket worden. 10

Den 25. ist wegen vielen Regens nichts vorgegangen.Den 26. haben Ihre Majestät dem künstlichen Feuerwercke / so der Herr Artillerie-

Obriste Schlund / auf dem Felde machen lassen / und Herr Cornaro mit mehrern be-schreibet / zugesehen.

Schließlich kan man die Grösse und Kostbahrkeiten dieses gantzen Cron-Wercks / 15

auch sonderlich aus der Anstalt sehen / den so grossen Hoffstaat / und die Menge andrerLeute von Berlin nach Königsberg von Anfang biß zum Ende dergestalt zu überbringen /daß niemand zu verweilen nöthig gehabt / worzu allein dreißig tausend Pferde gebrauchetworden / ohne die ordentliche Post / und Ihr. Königlichen Majest. Maj. des Cron-PrintzenDurchl. der Herrn Marggrafen Durchll. und anderer hohen Hoffbedienten Pferde hierzu zu 20

rechnen.

12–21 Den . . . rechnen: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701,Bl. Gv – Bl. Hr.

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22 N. ma1729III. REICH UND EUROPA

ma1729. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 29–30.5

Stückeinleitung.

V. Relation von der Crönung Ihr[er] Königl[ichen] Majest[ät] in Preussen. 4. 1. Bog[en].

Gegenwärtige Relation hält nicht mehr in sich / als nur / was den 18. Jan. zu Königsberggeschehen / und ist auch hierinne sehr kurtz. Daß man also / wo man des Herrn CornaroSchrifften gelesen / wenig daraus erlernen kan. Wir wollen also nur aus ihr erwehnen / daß10

der königliche Mantel 9. Ellen lang gewesen / und die kostbahre Agraffe an selbigen / ausdrey Steinen bestanden: daß nach der Kirche die Insignia [. . .] in ein Gemach niederge-leget worden / damit sie ein jeder [. . .] sehen können; die Cronen aber [. . .] beyderseitsMajestäten biß nach geendigter Taffel auff ihren Haupte behalten haben: daß die Insigniaüber der Taffel bey Seiner Maj. von den Herrn Ober-Räthen gehalten worden: und daß15

beym Anfang der Taffel / der Herr Hoff-Marschall von Wensen und der Herr OberschenckeGrumkow mit ihren Stäben in der Hand nebst etlichen Cavalieren geschickt / ein Stück vondem auff dem Stall-Platz gebratenen gantzen Ochsen zu hohlen / so man Seiner Maj. auffdie Taffel gebracht; und darauff den gedachten Ochsen preiß gegeben[.]

10 Schrifften: B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701; vgl. unsereN. ma1716. 10–12 daß . . . bestanden: vgl. Relation von der Kröhnung, 1701, Bl. )( 4v. 12–19 daß. . . gegeben: vgl. Relation von der Kröhnung, 1701, Bl. [)( 5].

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23N. ma1730 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1730. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 30. 5

Stückeinleitung

VI. Ausführliche Relation dessen / was bey Königlicher Crönung Ihro Chur-Fürstl.Durchl. zu Brandenburg den 18. Januarii dieses 1701. Jahres zu Königsberg in Preussengehalten worden 4. 1 Bogen

Es hebt sich diese Relation von 15. Jan[uarii] als dem Publications Tage an / ist kurtz und 10

dabey in Erzehlung etlicher Umstände sehr falsch. Es sind darinnen nur 16 neue Ordens-Ritter benennet / da ihrer doch würcklich 19 gewesen / wie wir aus dem Herrn Cornaroerzehlet. Es wird gesagt / der König habe sich die Crone selbst auffgesetzt / und hernachauch Ihre Majest. die Königin die Ihrige; welches letztere falsch / indem der Königin dieCrone vom Könige auffgesetzet worden. 15

10 Es . . . an: vgl. Ausführliche Relation, 1701, S. [1]. 11 f. benennet: vgl. ebd., S. [2].12 f. Cornaro: vgl. B. CARNARO, Raguaglio dell’incoronatione fatta in Konigsberg, 1701, Bl. [A 2v] –Bl. Br; vgl. auch oben, S. 16, Z. 33 – S. 17, Z. 12. 13 Es . . . Ihrige: vgl. ebd.

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24 N. ma1731III. REICH UND EUROPA

ma1731. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 30–32.5

Stückeinleitung

VII. Das in Flammen der Freuden an dem höchst erfreulichen Crönungs-Tage Sr. König-lichen Majestät in Preussen glänzende halle 8 vo. I Bog.

Man hat zwar Nachricht / daß in der hauptstadt / nemlich Berlin / und in andern vorneh-men Städten / sonderlich wo Regierungen seyn / vortreffliche Illuminationen und andre10

Freuden-Bezeugungern an diesen Tag der Crönung gesehen worden / weil man aber keineabsonderliche Relation dvon erhalten / und heir das Absehen eigentlich in Druck gekom-mene Schrifften zu recensiren / so hat man es diesesmahl / pro specimine / bey Erzehlungdesjenigen / was in dern Magdeburgischen dießfals vorgegangen / bewenden lassen wol-len. Nur dienet zur Nachricht / daß die zu Clene celebrirte Crönungs-Feyer in der Raison-15

nierenden Welt dieses Jahrs I. Theil p. 97. sq. beschrieben. Was zu Königsberg zusehengewesen / ist von herrn Cornaro vorher beschrieben.

Nun auf Halle zu kommen / so sind die dasselbst wahrgenommenene Solennitäten /sonderlich aber die vornehmsten Illumniationen der Strassen / nebst deren Sinbildern indiesne Bogen beschrieben. Unter andern sind vorgestellet worden: ein Churhut mit einer20

Crone verbunden / mit der Beyschrifft: Quam bene jungimur ambo. Ein sehr hoher grünerBerg / auf welchen eine Crone ruhet / mit der Uberschrifft: Nec virtus altius irepotest. Einmit ausgebreiteten Flügeln in din Lufft schwebender rother Adler mit der devise: virtutiinvia nulla viaest. Und viel andere / welche zu erzehlen zu weitläuffig fallen würden.

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25N. ma1732 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1732. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 32–35. 5

Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Mag-deburgensia, Das ist / Ausführliche Beschreibung / Was An dem zur Krönung Des . . . Herrn Friderichs desErsten / Königes in Preussen / Angesetzt-gewesenen 18. Tage des Januarii, 1701. Die Stadt Magdeburg /Vor Solennitäten . . . angestellet. Magedburg 1701

VIII. Ausführliche Beschreibung / was an dem Crönungs-Tage Friederichs I. Königs in 10

Preussen / [. . .] die Stadt Magdeburg vor Sollennitäten [. . .] angestellet / sammt beyge-fügten Kupfferstichen der Illuminationen. [. . .] Magdeburg / bey [Johann] D[aniel] Mül-lern Buchdruck[ern] 4. 3 Bog[en]. 16 Kupfferblätter.

In dem vorhergesetzten Discurse wird gesagt / daß / wenn es wahr seye / daß es dem [. . .]Lande wohlgehe / wenn es dem Könige desselben wohl gehe; so können die Unterthanen 15

nichts besser thun / [. . .] als sich über ihrer Regenten Wohlstand freuen / und dessengewisse Zeichen von sich geben. Die Persen haben unter andern dieses in acht genommen /und offt den Weg / wodurch ihre Monarchen bey öffentlichen Freuden gegangen / mitBlumen und Cräntzen bestreuet / die Lufft mit angenehmen Geruch erfüllet und häuffigOpffer geschlachtet / wie nach Herodoto Xerxi verschiedentlich geschehen. Eben so emp- 20

fingen die Babylonier [. . .] Alexandrum den Grossen / wie Curtius erzehlet: die Griechenhaben es von den Persern erlernet und ihre Helden / wann sie von den OlympischenSchauspielen / als Sieger zurück gekommen / mit Blumen und Cräntzen verehret. Bey denRömern sey es ebenso gewesen / wie aus den prächtigen Einzuge Julii Caesaris in die StadtRom erhelle. Es sey auch von Augusto an die Gewohnheit gewesen / die Regierung von 25

fünff zu fünff Jahren zu erneuern und da seyn allezeit öffentliche Gelübde geschehen /Opffer geschlachtet / [. . .] Schauspiele angestellet / Geld ausgeworffen / Processionen an-

12 [Johann] G. D ändert Hrsg.

14–17 In . . . geben: vgl. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. Ar.17–23 Die . . . verehret: vgl. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. Av.22 Olympischen: Müller: Cyclopischen. 23–25 Bey . . . erhelle: vgl. J. D. MÜLLER, Vota DevotaPublica Magdeburgensia, 1701, Bl. A 2r. 25–S. 26.10 Es . . . gewesen: vgl. J. D. MÜLLER, VotaDevota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. A 2v–A 3r.

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26 N. ma1732III. REICH UND EUROPA

gestellet / und die Strassen / Tempel und Häuser [. . .] illuminiret worden. Und dieses seyndie Vo ta pub l i ca , welche die Römische Medaillen / so drauff geschlagen / [. . .] zeigen /in welchen auff einer Seiten des Keysers Bildniß vorgestellet / auf dem Revers aber: votaqvinqvennalia oder Decennalia in einem Crantz oder Schild zusehen sey. Dergleichengrosse Freudenbezeugungen seyn auch bey vielen andern Solennitäten vorgenommen wor-5

den. Als wenn ein Keyser aus entfernten Provintzen [. . .] zu Rom angelanget / da sie dennauch Müntzen geschlagen / mit der Umschrifft: FELIX ADVENTVS AVGVSTI. Nicht we-niger habe man die Gebuhrts-Tage und übrige Landes-Freuden mit dergleichen feyerlichenCeremonien begangen / darunter doch das Blumen / Lorber und Rosen Streuen / und Il-luminiren der Häuser das vornehmste gewesen. Das Volck habe ihnen Gluck gewünschet /10

und der Röm. Rath viele Wünsche beygefüget. Vor andern seyn merckwürdig die Worte /so man Keyser Alexandro Severo bey seiner Erwehlung zugeruffen [. . .]: Di i t e s e rven tA l exander Impera to r , D i i t e s e rven t , D i i t e nob i s dederun t , D i i conse r -ven t , D i i t e pe rpe tuen t ! Fe l i c e s nos imper io tuo , f e l i c em Rempub l i cam!Di i immor ta l e s A lexandro v i t am! Gordiano habe man ebener massen zugeruffen15

[. . .]: Gord iane Augus t e . D i i t e s e rven t , f e l i x impere s ! Tu nos l i be ras t i ,pe r t e sa l va Respub l i ca , omnes T ib i g ra t i a s ag imus . Ein gleiches sey ge-schehen / wenn die Keyser eine [. . .] Victorie [. . .] erhalten / da man Bothen in alleProvintzen mit des Keysers Bildniß ausgesandt / welche den Sieg verkündiget. Dem KeyserClaudio sey / als er die Illyrier überwunden / dieser Zuruff geschehen: Claud i , Dux20

f o r t i s s ime , habeas v i r t u t i bus Tu i s , devo t i on i t uae ! C laud io s ta tuamomnes d i camus , qv i ama t Rempub l i cam, s i c ag i t an t i qv i m i l i t e s s i c ege -run t : Uber die Freuden-Bezeugungen [. . .] schickten auch alle Provintzien [. . .] demKeyser zu Erweisung ihrer Unterthänigkeit / güldene Cronen zur Verehrung / daraus her-nach Aurum coronar ium entstanden. Sie schlugen zum [. . .] Andencken [. . .] Schau-25

stücke mit dem Worten: LAETITIA PVBLICA. Wenn sich die Keyser wohl um die StadtRom verdient gemacht / so hiessen sie auf den Müntzen: RESTITVTORES ORBIS, RES-TITVTORES GENERIS HVMANI, FVNDATORES PACIS und dergleichen mehr. Sie habendie Thaten ihrer Regenten mit Statuen / Thriumph-Bogen und [. . .] Sieges-Zeichen zuverewigen gesuchet / wie denn noch heutiges Tages die Columna Trajani und Antonini, der30

Triumph-Bogen Septimii Severi etc. übrig seyn. Es habe dieses biß zu der Fränckischen undTeutschen Keyser Zeit gewehret / und sey sonderlich Carolo M. bey seiner Ernennungzugeruffen worden: Caro lo Augus to d i v in i t u s corona to magno e t pac i f i co

10–15 Das . . . v i t am : vgl. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. A 3v.15–31 Gordiano . . . seyn: vgl. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. [A 4].31–S. 27.1 Es . . . v i c t o r i a : vgl. J. D. MÜLLER, Vota Devota Publica Magdeburgensia, 1701, Bl. [A 4 v].

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27N. ma1732 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Impera to r i v i t a e t v i c to r ia ! Der Herr Autor schreitet hierauf fort / appliciret diesesauf den neuen König der Preussen / und erzehlet / was man seiner Crönung wegen inMagdeburg vor Freudenbezeugungen vorgenommen. Da denn vornehmlich die Illuminir-ten Sinnbilder auf den Strassen zu mercken / deren an der Zahl über 200. gewesen / undallhier in Kupffer gestochen sich befinden. 5

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28 N. ma1735III. REICH UND EUROPA

ma1735. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 35–40.5

Stückeinleitung.

IX. In Coronam Prussiae Borealem – – – Friderico Prussorum Regi – – ipso Coronationisdie 18. Jan[uarii] a[nni] 1701. a Deo impositam; [. . .] Joannes Gottsched Med. Licent. etP.P. Regiomonti. fol.

Auf die Preußische Nord-Crone so Fridrichen Könige der Preussen bey seiner Crönung /10

den 18. Jan. 1701 von GOtt aufgesetzet Joh. Gottsched. 3. Bog.

Wie an eben den Königlichen Crönungs-Tage die Nord-Crone am Himmel über den Kö-nigsbergischen Horizont gestanden / so hat sie dem Herrn Gottsched Gelegenheit gegebenzu dichten / als sey ihm dieselbe von der Uranie mit ihren acht Sternen gezeiget / undHistorisch ausgeleget worden. Weil nun diese Erfindung sehr artig heraus kommt / und15

auch im zierlichen Versen verfasset / so kan man nicht umhin / die Worte so er der Uraniezuschreibet anzuführen:

Quam conspexisti coelum irradiare Corona ,Est tua per totum celebrata Borus s ia mundum.Stellae octo sunt octo Duces, quibus inclyta Tellus20

Secula per retroacta duo regnata quievit.Rex solio residens audit Fr ide r i cu s , eburnoInque alio Regina Throno,1 Car lo t t a Soph ia .Utque; tibi Veterum pateant penetralia rerum,Vera at nunquam audita loquar, quae maxima natu25

Nostra soror Clio nuper, cum Praeside Phoebo

1 Er hat vorher gesagt er habe in C o r ona Bo r ea l i T h r on um g e m inu m durchden Tub um observiret.

18–S. 29.24 Quam . . . illo: J. GOTTSCHED, Coronam Prussiae borealem . . . Friderico, Prussorumregi, . . . a Deo impositam, exili carmine cernuus adorabat, [1701], Bl. A 3r. 21 regnata: J. GOTT-SCHED, Coronam Prussiae borealem, [1701], Bl. A 3r: moderata. 27 gesagt: vgl. ebd., Bl. A 2v.

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29N. ma1735 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Jussa perantiquos esset depromere Fastos,Digna cedro cecinit, Regnumque et gesta Borusc i .Scilicet immersae fera post diluvia terrae,Et coelo illatam Babylae miracula Turrim,Multumque inversae contraria schismata Linguae, 5

Fulmine percussi quando periere Gigantes,Et nova desertum sparsi fusique per orbemDeucalionei quaerebant regna nepotes;Ad Nigrum primus tentoria fixit et AlbumRex R ipha t Pontum, nulli seu dulcia Pacis 10

Tempora respicias, seu clara trophaea secundus.Ex multis foecunda sinu quos Caucasa conjuxGestarat Reges, medius cognomine RuscusNutus erat, Scythicae succensus amore Puellae,Quam Tana in dixisse ferunt; Hac conjuge ternam 15

Suscepit prolem, senio confectus et aevo.Ordine primus erat Moscus , Sauroma tus alter,Tertius at reliquos superans virtute, Boruscus .Hunc sibi vix natum, post tristia fata Parentum,Balthica lactandum sumsit, Thetis. Utque viriles 20

Attigit abjectis nucibus puerilibus annos,Et Regno maturus erat, socialia lectiFoedera juncturus, regali sanguine cretamDuxit in uxorem Venedam. Felicior illoFratrum nemo fuit, tot gentes regnaque sceptro 25

Subjicens, Borea quot florent clara sub Arcto.Hoc tamen infelix, solio quod mascula ProlesDeficeret; quae mente rotans noctuque diuque,Occubit, viduae concredens sceptra Maritae.Qua simul extincta; successit filia regno 30

Unica, Borusco de Patre Borussia dicta.Virgo erat, Imperii cum frena capesseret, omnesIn thalamos exosa Viros: quot nubilis illaNon magnis quaesita Procis? sed caelibe sponda

25–S. 30.26 Fratrum . . . Pr inceps : J. GOTTSCHED, Coronam Prussiae borealem . . . adorabat,[1701], Bl. A 3v. 33 f. nubilis . . . quaesita: J. GOTTSCHED, Coronam Prussiae borealem . . . adorabat,[1701], Bl. A 3v: nubila magnis non fuit illa petita.

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30 N. ma1735III. REICH UND EUROPA

Voverat Heroina suam consumere vitam.Non tulerat tantam tumidus patiente repulsamFronte Gothus; bellumque parans desciscere RegesSubjectos stimulat: quos compositura tumultusRegina, ingentem S u d i n e in l i t t o r e classem5

Solvit et aurata residens secat aequora puppi.Obruta nimbosis ratis ast infausta procellisNutat et admisso fractum latus undique PontoEbria, cum reliquis, nulla remanente, carinisTendit in expansos Neptuni succuba rictus.10

Heu mihi! discissis ut non ruptisque capillisReginam Dryades mersam flevere Ga l indae 2!Tota per abruptos lacrymarum turgida montesIn mare praecipiti volvebant flumina cursu.Quae simul ac gelidos tetigerunt fervida fluctus15

In guttas gemmis similes, et Electra, petrasque,Succina, quas dicunt hodie, concreta feruntur.Quo facto, dum quisque sibi vicina rebellisExcusso rapit orba jugo diademata Princeps,In Coe lum t rans la ta fu i t submersa Corona .20

Utque olim veterum cecinerunt carmina Vatum,Addita fulgenti sunt oc to s ide ra limbo.Quae casu ne facta putes, sed signa ministrantServanda astrifero quod sit tantisper Olympo,Ad Pregelae ripas, post plurima secula donec25

Sep t enosque Duces Oc tavus in ord ine Pr incepsNascatur, cunctos superans virtute parentes,Ceu septem reliquas nitidissima stella Coronae.Tertius implevit praesagia jam Fr ide r i cus ,Princeps ille bonus, fortis, clemensque piusque30

Nec, nisi Regalem, quam bello invicta Virago

2 Popu lus Occ iden ta l i s Prus s iae , l i t u s o l im hab i tans .

5 S u d i n e i n : J. GOTTSCHED, Coronam Prussiae borealem . . . adorabat, [1701], Bl. A 3v: Sudino.15 Statt simul, ac: simulac 27–S. 31.2 Nascatur . . . Coronam: J. GOTTSCHED, Coronam Prussiaeborealem . . . adorabat, [1701], Bl. [A 4r].

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31N. ma1735 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Gestavit vivens Regina Borussia quondam,Restat, ut imponat Regali in fronte Coronam. etc.

Hinten an hat der Herr Gottsched gehänget ein Epigramma / darinnen er aus der CoronaBoreali, welche / wie oben gesagt / an dem Crönungs-Tage und zwar in eben dem Monath /da der Crönungs Actus geschehen am Himmel über dem Königsbergischen Schlosse ge- 5

standen /3 eine glückliche Vorbedeutung also machet:

Culminat e Coelo Borea l i s in Arce Corona ,Dum scandis solium, Rex Fr ide r i ce , tuum.Quis Regem dubitet? Reliquos terrena coronatDextera, Te regem nunciat ipse Polus! 10

3 Dieses hat auch oben der gedachte Herr Cornaro nebst andern erwehnet.

2 in fehlt 3 gehänget: Der Schrift J. GOTTSCHED, Coronam Prussiae borealem . . . adorabat,[1701], ist, auf eine Seite eines Foliobogens im Hochformat gedruckt, beigefügt: DERS., Felicissimumaugurium, ex corona boreali, sidere coelesti, anno M DCCI. die 18. Januarii, eo ipso momento, quo actuscoronationis celebraretur, super arce Regiomontana, in coelo culminante, desumptum, [1701].

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32 N. ma1740III. REICH UND EUROPA

ma1740. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 40–42.5

Stückeinleitung.

X. Jani Brouckhusii Ode gratulabunda de Regia dignitate, quam in Borussia – Fridericus,Borussiae primus e Christianis Rex – suscepit – coronatus in Regio monte d. 18. Jan.MDCCI. fol.

Jani Brouckhusens glückwünschungs-Ode zur Königl. Würde / die Friedrich der erste10

Christliche König in Preussen angenommen da er den 18. Jn. 1701 zu Königsberg ge-krönet. 1 Bog.

Des Herrn Brouckhusens galante Schreibart in Versen ist bekannt / und wird der Leser alsoleicht erachten können / daß diese Ode überaus wohl aufgesetzet. Unter andern singt er vondem neuen Könige, also:15

Te dives anteit Copia, fertiliSuccincta cornu, te Cerealibus

Evincta Culmis FaustitatumLaeta cohors Dominum salutant.

Electra Tethys Balthica mollibus20

Evolvit Algis, mella capacibusCeris Aristaeus, novumque

Deproperat calathis Lyaeum.In censa multae sidere purpuraeForti lacerto vellera fert Pales,25

Prussi gregis formosum amictum,Muricibus medicata Prussis.

Aplaudit alto flumine Vistula,Laetusque amoenis Pregela fontibus

Fusaeque in herbosis Borussae30

Naides adsonuere ripis.Ac Tu, Deorum cura potentium,Rex magne, tantum cui licuit boni

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33N. ma1740 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Struxisse de privo, TuumqueInque Tua ditione regnum

Fundasse, nullo munere debitum,Nullis revinctum conditionibus,

Hoc macte virtutis tropaeo 5

Macte Tuis generose sceptris.Quod si vetustis in tituls decusRelucet ingens, ac speciosius

Effulta majestas avorumNominibus radiat potentum; 10

Et Tu (quod omnis, qua patet, arbitraEuropa vidit, quod sibi tradictum

Mirentur exemplum nepotes)Rex poteras sine lite nasci.

Oblata pridem (nota loquor) licet 15

Aulae volentis ac populariumClamore votorum petiti

Sprevit Avus [Genitorque] regna.Imago quantae quanta modestiae!Tibi faventis magna manus Dei 20

Dilata praeclaris priorumPraemia pro meritis rependit. etc.

18 Genirorqve D ändert Hrsg. nach Broekhuizen

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34 N. ma1742III. REICH UND EUROPA

ma1742. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 42–44.5

Stückeinleitung

XI. Petri Francii Amstelia Musa qvae – – Friderico Borussiae Regi – – – de Regiis ho-noribus et insignibus – – gratulatur an[no . . .] MDCCI. fol.

Pe t e r F rancens A ms te rdammische Muse / we l che F r i ede r i che Kön i ge i nP r e us s en z u d e n k ön i g l i c he n E hr e n u nd In s i gn i e n Gl üc k wün sc he t . 2 Bog.10

WAs vor gute Freunde Herr Brouckhusen und Francius seyn / ist aus ihren Versen be-kannt / durch welche sich so wohl jener als dieser einen nicht geringen Nahmen gemachet.Daher man sie auch hier billig zusammen gesetzet. Dasjenige was Herr Francius von desKönigs Thaten Anfangs hat / ist wohl gegeben:

Qva patet, immensum dudum Te Fama per orbem,15

Dispersit, Frederice, suo Te gloria curruSustulit et comitata Tuos in praelia gressusInnumeras Tibi concessit Victoria palmas.Te Bellatorem Rhenus, Te maximus IsterSensit et attonitas ad Brennica fulmina retro20

Egit aqvas, pavidumqve imo caput abdidit alveo.Assurgit meritis tellus Germania tantis;Assurgunt vallesqve cavae, collesqve supini;Assurgit nemus Hercynium, frondesqve per omnesTe resonat, laudesqve Tuas et fortia facta25

Aemula vicinis iterat de montibus Echo.

Preussen redet er also an:

Accipies Regem. Titulo non moribus alterIlle reget miti vestras moderamine terras.

15–26 Qva . . . Echo: P. FRANCIUS, Amstelia musa, 1701, Bl. A 2r. 28–S. 35.4 Accipies . . .ostro: P. FRANCIUS, Amstelia musa, 1701, Bl. A 2v.

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35N. ma1742 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Nec Tu jam, in geminas divisa Borussia partes,Altera sub Ducibus, sub Regibus altera, posthacNomen eris bifidum, nec te minor: utraqve RegemAgnosces Dominum et parili fulgebis in ostro.

Daß Ihr[e] Majestät vorlängst Königliche Macht gehabt / sagt er in diesen Versen: 5

Ipse Ducis titulus, qvem magni morte parentisJure potestatis crevisti et robore summae,Dat tibi Regalem, nec fas dubitare, Coronam.Regis adhuc nomen deerat tibi: cetera cunctaRegis erant: verum spirabant omnia Regem. 10

Er schliesset:

Vive diu regniqve tui pomoeria proferLongius: et regale tuum, Rex magne, sed olimCum vitae fueris satur et maturus Olympo,In gnatum ac seros sceptrum transmitte nepotes. 15

Hoc omnis laeto populus vovet ore BorussusHoc Germana vovet Tellus; hoc Belgica, et illeProximus a [nostris divulsus] finibus orbis.

18 nostri divisus D ändert Hrsg. nach Francius

6–10 Ipse . . . Regem: P. FRANCIUS, Amstelia musa, 1701, Bl. A 3v. 12–18 Vive . . . orbis:P. FRANCIUS, Amstelia musa, 1701, Bl. [A 4v].

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36 N. ma1744III. REICH UND EUROPA

ma1744. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 44–47.5

Stückeinleitung.

VI. B[enjamin] N[eukirchs] Verse auff die königliche Preussische Crönung.

Herr B[enjamin] N[eukirch] hat sich durch seine artige Feder in der Poesie / von einigerZeit her berühmt gemacht / und gegenwärtige Verse können diesen Ruhm zuvermehrendienen. Er redet anfangs Homerum also an:10

Weltgepriesener Homer /Dessen kunst mit dir verschwunden /Warum wahrstu doch so sehrAn Achillens Zeit gebunden?heute solt’st du lebend seyn;15

Da die ungestimmte FlötenSo viel hungriger PoetenFast auf allen Gassen schreynUnd dennoch mit ihren klingenkaum ein hartes Lied erzwingen20

Er fähret fort zu dichten / als habe sich Homer verwundert / daß die BrandenburgischeHelden und Churfürsten von keinen rechten Poeten besungen worden und von sich gesagt:

Mich empfing ein solches Land /Wo die Helden Menschen waren /Gleichwohl wust ich mit Verstand25

Sie den Göttern beyzupaaren:Hätt’ ich in der Marck gelebt /Wo man mehr von einen helden /Als von Göttern weiß zu melden /

11 Weltgepriesener . . . erzwingen: B. NEUKIRCH, Als Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sichzum Könige in Preussen erklährten, [1701], S. [1]. 23 Mich . . . abgesungen: B. NEUKIRCH, Als Se.Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sich zum Könige in Preussen erklährten, [1701], S. [2].

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37N. ma1744 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Ach wo hätt’ ich hingestrebt!Ach was hätten unsre ZungenNicht für Thaten abgesungen!

Herr B. N. fährt selbst fort:

O Homer du klagest recht 5

Denn da Macht und hoheit steiget /Ist die Poesie [so] schlecht /Daß sie nichts / als Schüler zeiget.Friedrich pflanzt ein Königreich;Wir vergessen unsre Reimen: 10

Oder so wir ja was träumen /Ists kaum seiner Jugend gleich etc.

Was wir gantze Jahre dichtenKan er einen Tag verrichten.Eh’ man einen Vers erzwingt / 15

Weiß er Schlösser auffzubauen;Eh’ man seine Chur besingt /Läst er sich als König schauen.Würde / Glücke Macht und RuhmSind bey ihm vereinte Sache. 20

Was sonst Kriege pflegt zu machen /Fällt ihm von sich selber zu:Was viel mit Geschencken heben /Hat ihm GOtt und Recht gegeben.Andre erben ihren Thron 25

Er wollt’ ihn vorher verdienen etc.

Im Schlusse singt er:

7 zu D ändert Hrsg. nach Neukirch

5 O Homer . . . gleich: B. NEUKIRCH, Als Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sich zum Königein Preussen erklährten, [1701], S. [2]. 12 Jugend: Neukirch: Kindheit. 13 Was . . . verdienen:B. NEUKIRCH, Als Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sich zum Könige in Preussen erklährten,[1701], S. [3 f.]. 19 Ruhm: Neukirch: Ruh 20 Sache: Neukirch: Sachen 24 und: Neukirch: mit

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38 N. ma1744III. REICH UND EUROPA

Vormahls pflegte wie bewust /Keysern diß gewünscht zu werden:Hersche weiter als August /Besser als Trajan auf Erden!Zeit und Wunsch verändert sich /5

Und man wird hinkünfftig sagen:Wer will Cron und Zepter tragen /Herrsche so wie Friederich!

Es sind zwey Sinn-Gedichte beygefüget / welche auch vermuthlich aus des Herrn B.N.Feder geflossen. Das Erste heist:10

Was Cäsar abgeziehlt / ward vom August volzogen /Was Friedrich Wilhelm wünscht / hat Friederich gethan.Er legt ein neues Reich! wie dort Augustus an.Doch hierinn hat er noch den Römer überwogen;Daß er mit Ruh betritt / was jener blutig schaute /15

Daß er dem Sohne pflanzt / was jener Frembden baute.

Das andere lautet also:

So bald dich / Friederich dein Königsberg gebohren /So kündigte sein Dach1 dir Preussens herrschaft an.Was meinte doch der Mann?20

Es war ja Carl Aemil damahls noch unverlohren.Ach! er sah’ wie es scheint / viel weiter / als dein HaußDrum rieff er dich bey zeit für seinen Fürsten aus.Beglückter Friederich!Ich bin zwar Dachen nicht an Geist und Kräfften gleich;25

1 Simon Dach war ein Preußischer Poet / und hat in einem Gedichte / welches er beyder Gebuhrt des allergnädigsten Königs verfertiget folgende Worte:

Nicht vergebens ahnt es mir /Daß wir werden unter dir /Unserm haupt und Fürsten leben etc.30

1 Vormahls . . . Friederich: B. NEUKIRCH, Als Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sich zumKönige in Preussen erklährten, [1701], S. [5]. 11–S. 39.5 Was . . . getroffen: B. NEUKIRCH, Als Se.Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Sich zum Könige in Preussen erklährten, [1701], S. [6]. 15 mit:Neukirch: in 23 Fürsten: Neukirch: König 28–30 Nicht . . . leben: S. DACH, Erst-JährlicheGebuhrtß-Feyer Sr. Fürstl. Durchl. Hn. Hn. Friedrichs / Marggraffen zu Brandenburg / . . . 1658. schul-digst begangen, in: DERS., Poetische Wercke / Bestehend in Heroischen Gedichten, 1696, Bl. Z ijv-[Z ivr],hier Bl. Z iijv.

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39N. ma1744 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Doch scheint es / daß sein Trieb sich heut in mir verneue?Wohlan! Ich phrophezeyeDir oder deinem Sohn ein zweites Königreich.Wie? sind wohl einige / die es nicht können hoffen?Dach war ein Mensch wie ich / er hat es doch getroffen. 5

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40 N. ma1748III. REICH UND EUROPA

ma1748. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 48–51.5

Leibniz erhielt das Werk mit einem Schreiben Friedrich August Hackmanns vom 16. April 1701 (s. I,19S. 605, Z. 3).

XIII. Bey der Crönung – – Friederichs Königs in Preussen – – – hat hiermit seine tieffsteDevotion bezeugen sollen – – – Wilh. Siegfr. Ring. Franckf. an der Oder. fol. 2. Bog.

DIeses Gedichte ist wohl und gelehrt auffgesetzet / und zeiget / daß der Herr Verfertiger in10

der Teutschen Poesie sich mehr als einmahl versuchet habe. Er sagt Anfangs / es sey zuverwundern / daß jedes Reich gewisse Fatale Sachen und auch Nahmen habe / davon ihmeetliche glücklich / die andern allezeit unglücklich gewesen. So habe das Hauß Brandenburgjederzeit in seinen F r i e d r i c he n etwas ersprießliches erlebet.

Der er s t e Fr i eder i ch hat glücklich angefangen /15

Mit ihm ist Brandenburg der Glückstern aufgegangen /So bald sein Adler nur den Zepter überkahm /Den er durch schnellen Flug mit an die Sonne nahm.Er hat den Baum gepflantzt / der jetzt Granaten träget /Und der in Teutschland sich zur höchsten Zeder macht;20

Doch hat er nur den Grund zum Ad le r -Re i ch gelegetDas du / Großmächtigster / zum Gipffel hast gebracht;Das Glücke Brandenburgs hat doppelt zugenommen /Nun zu dem Zepter auch ist eine Crone kommen.Im andern Fr i eder i ch stieg auf sein erblich-Glück /25

Und warff auf Brandenburg vermehrte Sonnen-Blick;Zwey Reiche wolten ihm die Herrschafft anvertrauen /Und ihre Sicherheit auf diesen Atlas bauen.Er aber wolt auch hier dem grösten Glücke zeigen /

11–14 Er . . . erlebet: W. S. RING, Bey der Crönung Des Allerdurchlauchtigsten / GroßmächtigstenFürsten und Herrn / Herrn Friderichs Königs in Preußen . . . hat hiermit seine tieffste devotion bezeugensollen, [1701], Bl. )( 2v – Bl. )( 2. 15–S. 41.15 Der . . . weichet: W. S. RING, Bey der Crönung DesAllerdurchlauchtigsten / Großmächtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friderichs Königs in Preußen . . .hat hiermit seine tieffste devotion bezeugen sollen, [1701], Bl. )( 2v – Bl. )( 3r.

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41N. ma1748 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Daß es wohl Helden dient / doch sie nicht meistern kan:Deßwegen mocht’ er nicht auf frembde Throne steigen /Und nahm den Zepter nicht von einen andern an.Es solte noch nach ihm ein größre r Fr i edr i ch leben /Dem sein selbst-eignes Reich muß eine Crone geben. 5

Wer kan wohl grösser Glück als Friedrich Wilhelm haben?Mit dem ein Wunderwerck Europens ward begraben.Er war dem Vaterland ein rechter Alemann /Er fesselte das Glück wie jener Löwen / an;Und wie kein Adler nie vor Zeiten war gebunden / 10

Und nur den Wagen zog vom grossen Jupiter /So hat auch er sich selbst den Lorbeer-Crantz gewunden /Der Herrscher aller Welt blieb nur sein Ober-Herr.Doch / da Philippus nicht dem Alexander gleichet /Was Wunder daß er dir / als seinem Sohne weichet. 15

Von der trefflichen Statua welche Ihr. Königl. Majest. ihrem Herrn Vater setzen lassen /schreibt er also:

August mag Cäsars Ruhm in ertz und Marmar hauen /Und ihm als einem Gott Altär und Tempel bauen:Das Bild / das deine Treu dem grossen Vater setzt / 20

Daran Minerv und Mars des Helden Thaten ätzt /Wird deinem Weiten Reich zum Sieges-Bilde werden /Den Schutz-Gott Teutschlands schließt kein enger Tempel ein;Sein immerwährend Lob / wird auf der gantzen Erden /Verlescht schon Vestens Gluth / doch unerlöschlich seyn. 25

Weiter singt er von Ihr. Königl. Majest.

Darius ist zum Reich durchs Pferde Wiehern kommen /Ein ander hat den Thron mit Tücken eingenommen:

22 werden / etc. streicht Hrsg. nach Ring L

18–25 August . . . seyn: W. S. RING, Bey der Crönung Des Allerdurchlauchtigsten / Großmächtigs-ten Fürsten und Herrn / Herrn Friderichs Königs in Preußen . . . hat hiermit seine tieffste devotion be-zeugen sollen, [1701], Bl. )( 3r. 27–S. 42.6 Darius . . . seyn: W. S. RING, Bey der Crönung DesAllerdurchlauchtigsten / Großmächtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friderichs Königs in Preußen . . .hat hiermit seine tieffste devotion bezeugen sollen, [1701], Bl. )( 3v.

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42 N. ma1748III. REICH UND EUROPA

Dich krönet deine Macht und deine Trefflichkeit /Die dir den Purpur schon vorlängst hat zubereit.Dein Königlicher Muth erfordert eine Crone /Die flicht den Lorbeer-Crantz in Diamanten ein;Dein Himmelhoher Geist erhebet dich zum Throne5

Es kan dein Königs-Berg nicht ohne König seyn.

Hernach steht:

Es mag Hesperien mit ungeheuren Drachen /Und Masinissen Leib mit Hunden sich bewachen;Dein Zepter decket sich mit einer höhern Macht /10

Weil Gottes Auge selbst für deine Crone wacht.Bricht nun der Donner loß / und sind die Wolcken trübe /So weißt du / daß es nur auf deine Feinde blitzt.Nechst Gott bewachet dich der unterthanen Liebe /Die besser Reich und Thron als Furcht und Schrecken schützt:15

Und muß der Serer gleich die lange Mauer bauen /Kanst du mit Sparta dich doch deinen Bürgern trauen!

8–17 Es . . . trauen: W. S. RING, Bey der Crönung Des Allerdurchlauchtigsten / GroßmächtigstenFürsten und Herrn / Herrn Friderichs Königs in Preußen . . . hat hiermit seine tieffste devotion bezeugensollen, [1701], Bl. [)( 4r].

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43N. ma1751 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1751. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 51–52. 5

Stückeinleitung

XIV. Der dem [. . .] Churhause Brandenburg [. . .] an die dreyhundert Jahr höchstbeglück-te Namen [FRIDERICH bey der Krönung] Friederichs / des [. . .] Königs in Preussenvorgestellet [. . .] von Benedict Heinrich Thering aus Cölln an der Spree. fol. 2 Bog[en].

Von dem glücklichen Namen Friederich im Brandenburgischen Hause ist schon etwas 10

erwehnet / daher wir dem Leser nur die erste Strophe aus gegenwärtigen zur Prob über-reichen wollen.

Das erste was die Welt von dieser Zeit erzehltIst / daß Großmächtigster / dich eine Crone zieret:Es hat zwar Brandenburg dieß Klenod längst gebühret / 15

Allein der Himmel hat vor allen dich erwehlt etc.

9 von . . . Spree: B. H. THERING, Der Dem Aller-Durchlauchtigsten Chur-Hause Brandenburg fastan die dreyhundert Jahr höchstbeglückte NAHME FRIDERICH bey der Krönung Friderich Des ErstenKönigs in Preussen vorgestellet, [1701], S. [5]. 13–16 Das . . . erwehlt: B. H. THERING, Der DemAller-Durchlauchtigsten Chur-Hause Brandenburg fast an die dreyhundert Jahr höchstbeglückte NAHMEFRIDERICH bey der Krönung Friderich Des Ersten Königs in Preussen vorgestellet, [1701], S. [1].

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44 N. ma1752III. REICH UND EUROPA

ma1752. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 52–53.5

Stückeinleitung.

XV. Allerunterthänigstes Freuden-Opfer mit welchem Friedrichen dem Ersten Könige inPreussen zu dero Crönungs-Feste gratuliren wolte / Andreas Wolffgang Amandernendevon Runckel. Franckf[urt] an der Oder. fol. 1 Bog[en].

Es wird dieß freuden-Lied / mit diesen Wunsch geschlossen:10

Herrsche König / Fürst der Heerevon dem Meere

Drein das Haff und Pregel fälltHerrsche über deine Hasser

von dem Wasser15

Biß ans Ende dieser Welt.Herrsche / Siege / Triumphire:

Ja regiereGlücklich / sonder Leid und Pein /Daß dein Saame / deine Ehre20

Sich vermehreBiß der Mond nicht mehr wird seyn.

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45N. ma1753 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1753. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 53–56. 5

Stückeinleitung.

XVI. Aureum seculum inter ipsa initia Regni Borussorum [. . .] Friderico I. etc. cecinitAcademia Viadrina. Fol.

Die güldne Zeit beym Anfange des Preussischen Königsreichs besung die Universität zuFranckfurt an der Oder. 2 Bog. 10

Die Universität Franckfurt wird hier in einigen Orthen redend eingeführet / und sagt sehrwohl:

Id praescivi equidem Reges aliquando futurosGentis Zolleriae, qui Brandenburgica sceptraAeterno imperio regerent et ad aethera ferrent. 15

Namque ita praemonuit cum primum nascerer, AuctorFundatorque meus Joachimus nomine primusQuem sua facundam Germania Nestora dixit.Lux erat Aprilis sexta atque vigesima mensis,Lux mea natalis, memori quam pectore servo. 20

Cum meus ad templum Rector felicibus iretAuspiciis primus, caperetque Academica sceptraAtque inter geminos procederet Electores,Augustos fratres, patriae duo maxima fulcra.Poplite succiduo tantum venerabar honorem, 25

Et prae laetitia lacrymis affabar obortis:Sis bonus et felix nostris, pater optime, MusisO Joachime meum decus et mea summa voluptas!O utinam tumulo tua sicuti fama carebit,

13–S. 46.2 Id . . . possent: Aureum seculum, inter ipsa initia regni Borussorum sempiterni et aus-picatissimi . . . Friderico, regum in Borussia Christianorum primo . . . triumphans cecinit academia Vi-adrina, [1701], Bl. A 2v. 14 sceptra: Vorlage: Regna. 18 facundam: Vorlage: facundum.19 atque: Vorlage: et.

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46 N. ma1753III. REICH UND EUROPA

Sic etiam nulli tua membra obnoxia bustoAeternum superare mihi, mihi vivere possent. etc. etc.Talia dicentem verbis erexit amicisMagnanimus Genitor: mordaces exue curas,Non totus moriar cum me Libitina vocabit,5

Sed mea progenies virtutis compos avitaImperium sine fine geret nomenque paternumIn moestos cineres nunquam patietur abire etc. etc.Et quoniam casus fas est tibi scire futuros,Ne dubita; nam vera canam praesagia coeli.10

Hercule majores ex me mea Marchia natosClava elisuros furialia monstra videbit.Quin etiam reges a nostro sanguine cretosAccipiet, quorum rutilo caput ardeat auro.Sic stellarum obitus mihi pollicitatur et ortus,15

Fatorumque monet series inscripta columnisMarmoreis, quibus immensus requiescit Olympus.Nec prius absolvet Titan duo secula cursu,Quam mea posteritas sceptrum regale capessatInque suas terras saturnia regna reducat.20

Hoc pater edidicit primus Joachimus ab astrisHoc ego servari taciturna mente repostum. etc. etc.Iam ferme exegi duo secula nil nisi lustrumDeficit, ut Phoebus mihi tertia secula pandat:Et jam te Regem, Friderice, Borussus adorat:25

Et manifesta fidem Joachimi oracula servant.Europa acclamat melior, quantosque secundiCommeruit laudes Friderici ferrea virtus,Sarmatici pariter cum sperneret atque Bohemi.Imperii sceptrum, patriae perculsus amore;30

Hanc ne desereret, populique precaria regnaExterni caperet: Tanta est Tibi gloria, RegemTe praebere tuis, atque in Regalibus ungi

3 Talia . . . abire: Aureum seculum, [1701], Bl. [A 3r]. 9–32 Et . . . Regem: Aureum seculum,[1701], Bl. [A 3v]. 15 pollicitatur. Vorlage: pollicitantur. 27 quantosque: Vorlage: quantasque.33–S. 47.5 Te . . . effert: Aureum seculum, [1701], Bl. [A 4r].

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47N. ma1753 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Montibus in quorum tua vita cacumine coepit1

Nec Jove se tantum quondam jactavit alumno,Curetum sociis Corybantibus hospita tellus[Urbibus insignis centum redimitaque Ponto;]Quantum Rege suo se nunc mons Regius effert. etc. 5

1 Wir erinnern uns hiebey / was wir oben aus des Herr Cornare Relation vernom-men / daß nemblich ein Poet bey Ihr. Königl. Majest. Gebuhrt in Königsberg propheceyet /sie würden dermahleinst würcklich König werden. Wenn nun dergleichen Propheceyungennicht ohngefähr geschehen / so finden sich auch einige gleicher Art von der Allerdurch-lauchtichsten Königin. Denn als in ihrer Jugend 1673 zu Oßnabrüge eine P a s to r a l e 10

pou r r ega l e r Mess [ e i ]g [neu ] r s l e s j eunes P r ince s de Bronsv i ck e t Lune -b u r g o r d o n n e e pa r M ad a m e d e M e yse n bou c h hernach Gräfin von Plate / ge-halten und gedruckt worden / ist die Durchl. Sophie Charlotte / als damahlige Princeßin /wie eine verkleidete Schäfferinn von dem Pöeten also redend eingeführet:

Vo us qu i cou r t i s e s su r l a ve r t e f ouge re , 15

Peu t e s t r e a i l l eu r s m e fe r e s vous l a Cour ;A pre sen t j e su i s Be rge re ,J e p u i s e s t r e R e i n e u n j o u r .

6 oben: S. 15, Z. 23 f.

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48 N. ma1756III. REICH UND EUROPA

ma1756. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 56–61.5

Stückeinleitung.

XVII. [Natalitia] Augusta in Augustissimis Regni Natalibus Invictissimi ac PotentissimiD[omi]n[i] Dn. Friderici Regis in Prussia etc. etc. etc. veneratur – – – Polycarpus Lyserus,Hala Saxo, SS. Theol. D. Sereniss. Electori Brunsv[ico] Lun[aeburgico] a Consiliis Ec-clesiasticis, Capituli Wunstorpiensis Praesul et Ecclesiarum per universum Ducatum Ca-10

lenbergicum Superintendens Generalis. Anno MDCCI. fol.

De r G ebuhr t s -Tag Fr i ed r i chs Kö n i gs i n P reus sen / i n d em Gebuhr t s -Ta ge se ine s Kön ig re i chs ve reh re t von P o l yca rpo L yse ro e t c . 9. Bog.

WIr kommen nunmehr von den Versen zu den Reden / setzen ihnen aber gegenwärtigeInscription vor; weil deren Schreib-Art mit den Versen etwas gemein hat / und heut zu15

Tage / Poesis politica genennet wird / vermuthlich nach dem Exempel der letzteren Grie-chen / die gewisse Arten von nicht gnugsam gebundenen Versen / Versus politicos benen-net / dergleichen TZeZes und andere gebrauchet. Der gelehrte Herr Autor hat durch dieseInscription als ein in Königl Majest. Landen zu Halle Gebohrner / seine allerunterthänigsteDevotion zu erkennen geben wollen. Und weil die Stadt Halle sonderlich Uhrsache hat20

sich über den 1. Julii als den Gebuhrts-Tag ihr Königl. Majest. zu erfreuen / an welchenauch im Jahr 1694 die anitzo daselbst blühenden Universität aufgerichtet ist / und gleich-fals / wie schon gedacht / der Tag da grosse Herren die Regierung angetreten / Na t a l i sgeheissen worden; so mitunter Gelegenheit Ihr. Majestät rechten Gebuhrts-Tag mit diesenzu vergleichen / und was an jenem glückliches und bono omine geschehen / auf diesen zu25

appliciren. Es würde viel zu weitläuffig fallen / alles merckwürdige nach der Reihe herauszu ziehen / daher wir nur eine und andere Stelle / ohne uns an die Connexion zu bindenhierzu auslesen wollen.

7 Natalia D ändert Hrsg.

18 Johannes Tzetzes 20–26 Und . . . appliciren: P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. A 3v –Bl. A 4r.

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49N. ma1756 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Nicht weit vom Anfange redet er Halle also an:

Non denasci voluit Tibi abiens et absens longius Elector,Sed Rex natus natalibus renasci regionibus.Magnus Genitor magnis Heroibus satus,Majorum vero Pater et sator futurus Heroum 5

Lapides dicavit dedicandae sedis et aedis Regiae,Supremus Prussiae dux ab invitis dictus et invidis.Cedenti alteri Dav id et decedenti,Qui egregio publico ad egregie gerenda bella erat natus,alter succedit Sa lomo , 10

Salomonem omine et nomine referens Fr ide r i cu s ,ut magno genitus Genitore et Patre major Filiusstructuram recte substructam rectius instruat,molemque Regiam molimine molesto surgentemdivina praestruente manu exstruat rectissime 15

Superobrutis quasi caementis cruore multo tinctis.

Er mercket an / daß Anno Urbis Conditae DC C I de n 1 . J u l i i in Rom zum erstenmahldie Burgermeister feyerlich inaugurirt worden: daß an eben diesem Tage Lu de wi g derletzte König in Ungarn und Böhmen Anno 1506; F r i e d r i c h II. König in Dennemarck /welcher sich um die Religion auch vermittelst der Coppenhagner Universität wohl verdient 20

gemacht 1534; und endlich I h re K ön i g l i c he M a je s t . 1657 gebohren: daß an ebendiesem Tage Anno Christi 69 Vespasianus bey den Römern / Mauritius Anno 580 bey denGriechen und La n dgr a f He in r i c h von Thüringen An[no] 1246 bey den Teutschen zuKeysern ernennet worden. Er berichtet / daß eben dieser Tag C . S u l p i t i um S e r .F .Q .N . Lo ngu m An. U[rbe] C[ondita] 439 über die Samniter; beyde Ve sp as i a no s 25

An. Chr. 72 über die Juden triumphirend gesehen. Daß dieser Tag F l . Ve spa s i a no , An.68 indem er Jotapatam zerstöret; de ne n C hr i s t e n 1098 / indem sie in Romanien dieSaracenen überwunden; eben denselben 1189, indem sie den Syrischen und EgyptischenSultan geschlagen; He i n r i c h I I I . Kön i ge i n Enge l and [1346] / indem er Caen in

29 1381 D ändert Hrsg. nach Leyser

2–16 Non . . . tinctis: P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. A 4r. 17 f. Er . . . worden:P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. A 4v. 18 Burgermeister: Gemeint sind die Konsuln.18–21 daß . . . gebohren: P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. [A 6r]. 21–S. 50.4 daß . . . gewesen:P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. B. 25 314 v.Chr. 25 f. Ve s p a s i a n o s : Kaiser Vespasianund sein Sohn, der spätere Kaiser Titus. 27 68: Vielmehr 67. 29 H e i n r i c h I I I . : Gemeint istvielmehr Eduard III.

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50 N. ma1756III. REICH UND EUROPA

der Normandie erobert; den Ve ne t i a ne r n 1381 / indem sie den Genuesern Clodiamabgenommen; Friederich dem I. Churfürsten in der Pfalz 1462 indem er Carln von Baden /Ulrich von Würtenberg und den Bischoff von Metz überwunden und gefangen bekommen;glücklich gewesen. Wie er denn auch anzeigt / daß die M ar p u r g i s c he Universität ebenals die hallische den 1. Julii zum Gebuhrts-tage habe: Daß L ude w ig de r XI I . 14975

gekrönet; Marce l l i nus 296 zum Römischen Bischoffe ernennet / und 105 Th eo ba l -du s B i s c ho f f von Vienne mit der Marter-Crone an diesem tage gezieret worden.

Er betrachtet ferner den Adler mit seiner Crone und Zepter / den Ihr. Majest. imWapen führen / und suchet die meisten lemmata, so man in Emblematibus über besagteSachen geschrieben / artig von dem neuen König / und dessen Königlichen Tugenden10

auszudeuten.Er erzehlet / wie F r i ed r i c h de r e r s t e / der die Chur zuerste bekommen / nach

sich F r i ed r i c h d en I I . zum Nachfolger gehabt; daß aber F r i e d r i c h de r I I I . und deritzige neue König erst nach langer Zeit erschienen / davon redet er also:

Miror intervalla inter Fridericos I I . et I I I . intercedentia15

ter tribus inter utrosque in Electoratum succedentibus,cum nullo intervallo primum secundus sit secutus.Sed intervallis tempora indigebant ingentibus,ut partu maturo maturescens tardius Regnum pareretur.Bis renovatum seculum parturire debat regnum novum,20

cujus [parturam] tertium renovatum erat perfecturum.

Den Wunsche vor die gantze Königl. Familie hat er endlich aus den votivis inscriptionibusder Römischen Medaillen genommen.

21 partum D ändert Hrsg. nach Leyser

5–7 Daß . . . worden: P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. B 2r. 12–21 Er . . . perfecturum:P. LEYSER, Natalitia augusta, 1701, Bl. C 3r.

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51N. ma1761 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1761. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 61–65. 5

Stückeinleitung.

XVIII. Discours adresse a sa Majeste Frideric I. Roy de Prusse, sur son Elevation a laRoyaute le 18. Januier 1701 jour de la solemnite; par Charles Ancillon, l’un des Conseil-lers d’Ambassade de sa Majeste et Juge superieur de tous les Francois, qui sont dans sonRoyaume et dans ses autres Etats. 8vo. 10

Eine an Ihre Majes. Friederich den I. König in Preussen über deren Erhebung zur Königl.D i gn i t ä t den 18. Jan. 1701 durch Carl Ancillon etc. gerichtete Rede. 4. Bog.

Herr Ancillon hat diesen Discurs in form eines Panegyrici geschrieben / und darinnen vieleschöne Gedancken über die Königliche Preussische Krönung gehabt. Er sagt ihre Majest.seyn nicht von einem niedrigen Orte auf den Königlichen Thron gestiegen / wie etwa Saul 15

der erste König der Israeliten / und es habe sich bey Ihro kein Hirten-Stab in einen Zepterverwandelt / wie dort beym David geschehen. Sie sey auch nicht von mittelmässigenStande zur Königlichen Würde gerahten; sondern habe nur den Titel und Ehre angenom-men / davon sie die Sache selbst vorlängsten besessen. Man finde ferner in der historiehauptsächlich / nicht mehr als fünf Mittel zu der Königlichen Würde zu gelangen; als 1. 20

Die Waffen / durch deren Hülfe Cyrus Alexander und Cäsar sich zu Monarchen gemacht;2. eine unmittelbare Gnade GOttes / wie Moses / David etc. regirt; 3. die Nachfolge / die inden erblichen Königreichen stat habe; 4. die Wahl / da durch Printzen auf einen Thronkommen können / zu dem sie sonst kein Recht gehabt; 5. die Ernennung von einemFürsten / auf welche Art Marcus Antoninus Lucium Verum / Diocletianus Maximianum / 25

Gratianus Theodosium etc. zu ihren Nachfolgern ernennet. Mann könne aber sagen / eshabe Ihre Königliche Majest. von Preussen die Sechste Art nehmlich durch die Klugheitoder vielmehr das Verdienst und die Tugend / eingeführet. Indem sie alleine sagen können /sie seyn vor die Königliche Würde niemand im geringsten verbunden. Es habe ihre Klug-heit die Krone gemacht / ihr Verdienst und Tugend aber andre Potentaten bewogen ihr 30

unternehmen zu billigen und sie vor König zu erkennen.

14–19 Er . . . besessen: vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a sa majeste Frideric premier, roy dePrusse, sur son elevation a la Royaute, [1701], S. 3 f. 19–31 Man . . . erkennen: vgl. CH. ANCILLON,Discours addresse a sa majeste Frideric premier, [1701], S. 11 f.

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52 N. ma1761III. REICH UND EUROPA

Er fährt fort / man sehe fast hier was in Buch Samuel stehe. Denn wenn dort der vonGott getriebene Prophet alle Söhne Isai zu Bethlem einen nach den andern vor sich her-gehen lassen / und / ungeachtet sie alle gewisse grosse Gaben gehabt / David den 8tenunter ihnen erwehlte und zum Könige geweihet: so schiene es hier / als habe Gott es ebenalso mit dem berühmten und alten Brandenburgischen hause gemacht.; die Vorfahren Ihrer5

Majest. ob sie gleich sehr grosse Verdienste gehabt / einen nach dem andern hingehenlassen / und mit der Königlichen Crone nur auf besagte Ihre Majest. gewartet. Doch seygleichwohl wahr / daß sie alles Königliche vor der Crone gehabt / und von ihr sich sagenlasse / wie Plinius von Trajano sagt (panegyr[icus] cap. [9]) Eras imperator ((Rex)) et esseTe nesciebas. Sie auch der Cron zum wenigsten so viel Glantz gegeben / als von ihr10

empfangen / und die Völcker nicht weniger sich selbst als ihr mit gratuliren.Er meinet diese Krönung könne den Satz bestätigen / da man glaubet / es habe der

Anfang und daß Ende eines jeden Jahrhunderts etwas fatales vor grosse häuser bey sich;und mercket an / daß gegenwärtige Kröhnung im anfange eines Jahrhunderts geschehen /und just sieben Jahrhunderte nach der Aufrichtung des Königreichs Pohlen unter welches15

Preussen so lange gehöret / biß der grosse Albrecht / der zuerst die Reformation eingefüh-ret und die Universität zu Königsberg gestifftet / es dem Brandenburgischen Hause unter-würffig gemachet. Denn Bolislaus I. habe von Keyser Otten dem III. die Königliche Crone999. erhalten / wie solches die Polnischen Scribenten wieder Baronium behaupten / der dahaben will / es hätten die Pohlen um selbige Crone zur Zeit Keyser Henrichs des Heiligen20

den Pabst angesprochen.Er bemercket / daß man die Quellen grosser Ströhme / da sie auf einmahl aus der Erde

herfür gebrochen / gleichsahm als etwas Göttliches verehret / und also auch der Ursprungeiner Crone die Veneration der Menschen verdiene. Und da sonst selten etwas grosses ohnehindernis entstehe / und die Sonne gemeiniglich nicht ohne Wolcken aufgehe / so sey doch25

bey dieser grossen Sache alles glücklich abgangen.

9 14 D ändert Hrsg.

1–7 Er . . . gewartet: vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a sa majeste Frideric premier, [1701],S. 18 f. 1 Samuel: vgl. 1. Sam 16,1–13. 7–10 Doch . . . nesciebas: vgl. CH. ANCILLON, Discoursaddresse a sa majeste Frideric premier, [1701], S. 5. 10 f. Sie . . . gratuliren: vgl. CH. ANCILLON,Discours addresse a sa majeste Frideric premier, [1701], S. 6 f. 12–21 Er . . . angesprochen:vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a sa majeste Frideric premier, [1701], S. 19–23. 18 Bolis-laus I.: Bolesław I. Chrobry. 22–24 Er . . . verdiene: vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a samajeste Frideric premier, [1701], S. 15 f. 24–26 Und . . . : vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a samajeste Frideric premier, [1701], S. 8–10.

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53N. ma1761 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Wo er von der glücklich geführten Regierung ihrer Königlichen Majest. redet / ge-dencket er / es haben dieselbe beständig zwo Regeln in acht genommen / worinnen / nachAussage eines Römischen Keysers / die allerfeinste Staats-Klugheit stecke: daß man nem-lich 1. den Krieg weit von seinen Ländern führe und dieselbe in frieden zuerhalten wisse.2. Daß man nicht zu Waffen greiffe um etwas / so andern gehöret / einzunehmen / sondern 5

vernehmlich sich und seine Bundsgenossen zu verthädigen / und das Seinige nebst demIhrigen zu erhalten. Daher die Priester des Tempels des Hercules in Sicilien verkündiget /daß man Sieghafft seyn würde / wenn man den Krieg nicht anfinge / sondern sich undandere beschützte / weil Hercules alle seine glückliche Thaten dergestalt ausgeführet.

Er führet in übrigen an / wie glücklich ihrer Mt. Unterthanen / unter dero Schutz 10

seyn / und bringt viel andere feine und wohlgefaste Gedancken herbey / so man um Kürzewillen / so wohl als in recensirung folgender Schrifften / übergehen muß.

1–9 Wo . . . angesprochen: vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a sa majeste Frideric premier,[1701], S. 38 f. 10 f. Er . . . seyn: vgl. CH. ANCILLON, Discours addresse a sa majeste Fridericpremier, [1701], S. 40–45 und passim.

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54 N. ma1765III. REICH UND EUROPA

ma1765. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 65–67.5

Leibniz erhielt das Werk mit einem Schreiben Friedrich August Hackmanns vom 16. April 1701 (s. I,19S. 605, Z. 2 f).

XIX. Panegyricus qvo – – Friderico I. Borussiae Regi – – ipso inaugurationis regiae diesummisse gratulata est – – Academia Viadrina, interprete Tidone Henrico de Liht Eloqv.Prof. Ord. Francofurti ad Viadr[um]. in Fol.10

Lob rede / wodurch Fr i ed r i chen dem I . K ön ig im P reus sen a n dem Krö-nungs -Tage d i e F ranck fu r t i s che Academi e g ra t u l i r e t ha t du rch T i doHenr i ch von L ieh t .

IN dem Programmate, wodurch die Universitäts-Genossen zu Anhörung dieser Lobredeeingeladen / stehet / es wäre lächerlich heraus kommen / daß / als Keyser Claudius zum15

sechsten mahle nach Erbauung der Stadt Rom / Ludos seculares gefeyert / der Herold zumVolcke geruffen / es habe diese Spiele niemand gesehen: da doch Leute zugegen gewesen /die sie vor 63. Jahren angeschauet. Mit allem Rechte aber könne man eine solche Redens-Art von dem gegenwärtigen Krönungs-Feste gebrauchen / als dergleichen denen Brande-burgern noch niemahls erschienen;20

In der Rede selbst erwehnt er / daß / wie Keyser Gratianus ein neues Seculum ange-fangen / haben die Römer ihm unter andern eine Müntze mit seinem Bildniß und derUberschrifft: GLORIA NOVI SECULI zu ehren schlagen lassen. Welches elogium man mitguten Fuge beym Anfang dieses Seculi dem neuen Preußischen Könige beylegen könne.Denn / fähret er fort / es haben zwar seine hohen Vorfahren vorlängst die Sache gehabt /25

aber auch den Titel davon zu führen / habe GOtt Ihrer Königl. Majest. vorbehalten. SeineWorte sind: Jamdudum itaqve, Rex Auguste, re, dignatione ac majestate talis fuisti anteq-

14–20 IN . . . erschienen: vgl. T. H. VON DER LITH, Rector et senatus academiae Viadrinae, diemXVIII. Januarii . . . Friderici regis in Borussia . . . inauguratione regia . . . sacrum, festum ac solennem . . .indicunt, atque ut ad audiendam orationem panegyricam, qua iidem . . . regiam . . . majestatem, interpreteeloquentiae professore ordinario . . . gratulabuntur, in auditorio majori benevoli ac frequentes adsint,quosvis reipublicae literariae fautores optimos . . . invitant, [1701], Bl. A 2. 21–24 In . . . könne:vgl. T. H. VON DER LITH, Panegyricus, quo . . . domino Friderico I. Borussiae regi . . . ipso inaugurationisregiae die summisse gratulata est . . . academia Viadrina, [1701], Bl. [A 2v]-Br. 22 Müntze: vgl. un-sere N. ma1894. 27–S. 55.9 Jamdudum . . . accepisti: T. H. VON DER LITH, Panegyricus, quo . . .domino Friderico I. Borussiae regi . . . ipso inaugurationis regiae die summisse gratulata est . . . academiaViadrina, [1701], Bl. [B 2v]-Cr.

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55N. ma1765 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

vam dicereris . . . ac Divini numinis benignitas cum imperium jam diu dedisset, Regiamqvoqve dignitatem et nomen tribuit, qvae hanc tibi laudum ac gloriae materiam et segetemintactam ac illibatam servare voluit. Adeo ut Serenissimi Majores Tui jamdudum qvidemutrumqve meruisse, Tibi primo, qvod et merueris et consecutus sis, divinitus contigissevideatur. Tu nunc, Rex Auguste, illis, qvae jecerunt Avi Ataviqve tui incomparabilibus 5

meritis ac virtutibus suis, fundamentis, tam immortale ac non interiturum gloriae monu-mentum superstruis, qvod vigebit memoria seculorum omnium, qvod posteritas alet, ae-ternitas usqve intuebitur, ut infinitis numeris majorem aliqvando gloriam posteris tuis sisrelicturus, qvam a majoribus traditam accepisti.

Er erzehlet hienechst den alten und neuern Zustand Preussens / und sagt / es sey die 10

itzige Königliche Würde gar nichts unvermuthetes / sondern Chur-Fürst Joachim der I.1

habe vorlängst schon aus den Gestirnen gesehen und propheceyet / es werde einer ausseinen Nachkommen zu derselbigen gelangen.

1 Dieses ist auch oben in den Carmine der Franckfurtischen Universität berühret.

10 Er . . . Preussens: vgl. T. H. VON DER LITH, Panegyricus, quo . . . domino Friderico I. Borussiaeregi . . . ipso inaugurationis regiae die summisse gratulata est . . . academia Viadrina, [1701], Bl. Cr-Ev.10–13 sagt . . . gelangen: vgl. T. H. VON DER LITH, Panegyricus, quo . . . domino Friderico I. Borussiaeregi . . . ipso inaugurationis regiae die summisse gratulata est . . . academia Viadrina, [1701], Bl. [F 2r].14 oben: vgl. S. 45, Z. 13 – S. 45, Z. 18. 14 Carmine: Aureum seculum, inter ipsa initia regniBorussorum sempiterni et auspicatissimi . . . Friderico, regum in Borussia Christianorum primo . . . tri-umphans cecinit academia Viadrina, [1701].

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56 N. ma1767III. REICH UND EUROPA

ma1767. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 67–72.5

Stückeinleitung

XX. Friderici I. Augusti Borussiae Regis – – – et Sophiae Charlottae Augustae BorussiaeReginae, Regiae inaugurationi consecrata et [. . .] nomine Academiae publico, [. . .] ipsosolennium inauguralium Regiorum die XIIX. Jan. 1701. dicta oratio ab Henrico Christianode Hennin D. Histor[iarum] ac Eloqventiae Graecae et Lat[inae] Ordinario, Medicinae10

extra ordinem Professore. Duisburgi ad Rhenum. fol.

E ine F r i ede r i chen dem I . Kön ige in P reus sen und S oph i en Cha r l o t t ene r s t e r K ön ig in i n P reus sen au f ih r en Crönungs -Ta ge im Nahmen de r Du-i sbu rg i s chen Un ive r s i t ä t gewidme t e und von H er rn C hr i s t [ i an ] von Hen-n i n ge h a l t e ne R e de . 7 Bog.15

DEr Herr D. von Hennin mercket an / daß alles vor den Neuen König ein gutes omen beysich habe. Der Tag an welchem der Römische Rath dem Keyser Octaviano den ZunahmenAu gus tu s / zugeleget und von welchen Tage die Augustei anni in den Historien ange-rechnet worden / sey zu nechst vor dem Tage hergegangen / an welchen Ihre KöniglichePreußische Majest. consecriret worden. Der Monath Ja nu a r i u s habe bey den Römern /20

weil er dem Ja no C ons e rv a to r i zugehöret / eine glückliche Vorbedeutung in sich1. DerKrönungs-Tag sey der 18. des 18. Jahrhunderts und könne man also fast davon sagen:

Magnus ab integro seclorum nascitur ordo,Jam redit et virgo, redeunt saturnia regna!

1 He lv iu s P e r t i n a x hat an dem ersten Tage dieses Monaths die Regierung ange-25

treten und eine silberne Müntze deßwegen mit den Worten: IANO CONSERVATORI schla-gen lassen. vid. B eg e r i Th es a u r um Brand [enbu rg i cum] T . I I . p . 684 .

16–S. 57.2 DEr . . . Z e p t e r : vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . etSophiae Charlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 7 f.

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57N. ma1767 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Der Nahme Ihrer Königlichen Majest. bestehe aus F r i e de und R e ic h t hum / und dessenWapen aus Ad le r n und Ze p te r .

Das Hauß Brandenburg sey vorhin schon überall berühmt und habe so gar auch inAfrica seine Unterthanen. Der Hochseel. Churfürst F r i d r i c h Wi l he lm habe zu Embdenein Collegium zu denen Schiffarten aufgerichtet / grosse Last-Schiffe in das Goldreich- 5

Gvinea gesandt und unter dem Aeqvatore seinen Nahmen durch Fundirung verschiedenerFestungen / Städte und Colonien verewigt / dadurch die entlegensten Völcker zuverehrungdes Brandenburgischen Adlers angetrieben worden seyn2. Wie denn auch Ihre KöniglicheMajest. die Africanischen Schiffarthen nicht aus der acht gelassen.

Es sey das Königreich Preussen an Grösse vielen Reichen in Europa gleich und 10

übertreffe in dem Umfange einige in Spanien. Man habe darinnen vor diesen 55. grosseStädte / 93. Schlösser / 21000. Dörffer / 4. Bischoffthümer / 1637. Seen / 2. Meerbusen /12. Flüsse gezehlet / wie die Scribenten aussagen / und er selbst einmahl in einemCommen tar io de Regno Borus s iae zeigen wolle. Es sey dieses gantze Land / aus-genommen / das Marienburgische und Culmische Gebiethe und das Wermeland / so Pohlen 15

zustehe / Ihrer Königlichen Majest. unterworffen / es erstrecke sich in die Länge 58. und indie Breite 34. Teutsche Meilen und sey überal wohl bewohnt und sehr fruchtbahr. Ererzehlet ferner etwas von den uhralten Heydnischen Königen / davon Vedevutus umbs JahrChr. 373. der Lezte gewesen / sein Reich unter seine zwölff Söhne getheilet und sich im120sten Jahr seines Alters lebendig verbrandt haben soll. Im Jahre 1211. haben diese 20

2 In den Noten über diese Stelle schreibt er also: Anno Chr i s t i 1683. Ka l . Ja -nuar i i cond i t a e t app lausu curu l i um tuborum aeneorum inaugura ta e s tAusp i ce Divo Fr ide r i co Wi lhe lmo M [agno ] duce [. . .] Fr ide r i co Grabe -n io Lega to Soc i e ta t i s A f r i canae Brandebu rg i ae , qvae Embdae re s ide t ,Magna Fr ide r i copo l i s , i n mon te Man for t i , qv i d i s t a t mi l l i a r i a promon- 25

t o r io Tr inacr io , vu lgo Cabo t re s pun ta s . I n c l i en t e lam hu jus Urb i s Anno1684 . d i e 12 . Ma j i s e dederun t Inco lae Accadae e t Taccarar i , u t e t r e -g ion i s An tae , IV . Febr . a . Chr . 1685 ;

3 f. Das . . . Unterthanen: vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . etSophiae Charlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701,S. 8–10. 4–9 Der . . . gelassen: vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . etSophiae Charlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 10.10–17 Es . . . fruchtbahr: vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . et SophiaeCharlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 15 f. sowieS. 24. 17 Er . . . worden: vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . et SophiaeCharlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 16.18 Vedevutus: Widowuto, angeblich König der Prußen. 21–28 Anno . . . 1685: H. CHR. VON HENNIN,Friderici I. augusti Borussiae regis . . . et Sophiae Charlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inau-gurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 23.

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58 N. ma1767III. REICH UND EUROPA

Heydnische Preussen Conraden Hertzogen von Masovien stetig überfallen / daher er vonKeyser Friederich II. 20000. Teutsche unter den Kreutz-Rittern zu Hülffe erhalten / denener das Culmische Gebiethe und was sie mit dem Schwerte einbekommen würden zumLohne vermachet. Sey also Preussen unter dem IV. Ordens-Meister Herman von Saltzeund seinen Nachfolgern zum Christenthum gebracht worden. Unter dem XXXIV. Ordens-5

Meister A lbe r t v on Br a nd e nbu r g sey es auf gewisse Art und Condition zu einemLehn-Hertzogthum und er 1525. den 22. November öffentlich in Cracau zum H er t zo gv o n P r e u s s e n erkläret worden. Durch Alberts KindesKind A nn en / so Mar i en E le -on o r e n He r t z o g in von C le ve zur Mutter gehabt / und an Joh a n S ig i sm u nd Chur-fürsten von Brandenburg im Jahr 1593. vermählet / sey dasselbe P r e us s en / nebst C l e -10

ve / M a rc k und R a ve ns be r g zum Brandenburgischen gekommen. Im Jahre 1657. den19. Septembr. sey durch d i e Ve l a v i s c he Trac t a t en Preussen gantz frey und von nie-mand mehr dependirend dem grossen Friedrich Wilhelm zugestanden worden;

In der eingeruckten Ode sagt er von dem neuen Könige:

Te novit Afer, Maurus et Aethiops15

Est nota virtus hinc tua Concan i s .

Und legt das letzte Wort von den Ta r t e r n und Tür c k en aus / weil die Ta r t a r n nochitzt / als sonst von Concanis geschrieben wird / ihrer Pferde Blut trincken / wie solches hinund wieder in dem trefflichen Wercke des Herrn Wi t s e n Bürgermeisters zu Amsterdam /so er: Sep t emt r iona l e s e t Or i en ta l e s As iae e t Europae p lagae titulirt und20

zum Drucke fertig habe / vorkomme3.

3 Alleine wir haben schon vormahls aus des Herrn C e l l a r i i N o t i t . O r b i s a n t .erwehnet / daß die C o nc a n i eigentlich Spanische Völcker gewesen / und daß der VersHora t i i : e t l ae tum eqv ino sangu inem Concanum e t c . Von denselben zu ver-stehen sey. Erhellet also / daß die Türcken und Tartern im pr op r i e C o nc a n i genennet25

werden. Ob schon Herr Brockhausen sich dieser Redens-Art / nach S a r b i e v i i und anderExempel auch bedienet.

5–13 Unter . . . worden: vgl. H. CHR. VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . et So-phiae Charlottae augustae Borussiae Reginae, regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 17.10 1593: Vielmehr 1594. 15 f. Te . . . Concan i s : S. 19. 17–21 Und . . . vorkomme: vgl. H. CHR.VON HENNIN, Friderici I. augusti Borussiae regis . . . et Sophiae Charlottae augustae Borussiae Reginae,regiae inaugurationi consecrata . . . oratio, 1701, S. 25. 23 Vers: HORAZ, Carmina, 3, 4, 34.

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59N. ma1772 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1772. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 72–74. 5

Stückeinleitung

XXI. Panegyricus – – – Friderico Regi Borussiae – – – ipso Regalis auspicii et sacraeunctionis die, [. . .] Academiae Fridericianae publico nomine – – – dictus a ChristophoroCellario Eloqu[entiae] Professore. Halae Magdeb[urgicae]. fol.

Lobrede / auf Friedrich König in Preussen an seinem Königl. Einweihungs-Tage in Nah- 10

men der Hällischen Universität gehalten von Christ. Cellario. 7 Bog.

Herr Cellarius sagt / man habe zwar sonst den 1. Julii St[ilo] v[etere] als der HällischenUniversität und zugleich ihres hohen Stiffters Gebuhrts-Tag feyerlich begangen; müsseaber nunmehro den 18. Jenner mit eben so grosser / und wo es möglich / noch grössererFreude begehen: Weil an diesem Tage derselbe die Königliche Würde und crone überkom- 15

men / da er an jenem das Leben empfangen. So haben auch die Römischen Fürsten zweyGebuhrts-Tage gefeyret und also benennet: den einen an dem sie gebohren / den andern /an dem sie die Regierung angenommen. Vom Keyser Hadriano welcher IX. Kal. Febr.gebohren / schreibt Spartianus er habe III. Id[uum] Augusti seinen na ta l em imper i i zufeyern verordnet / da er zwey Tage vorher V. id. Aug[usti] seinen Adop t ion i s na ta l em 20

zu feyern befohlen; und dergleichen Tag nenne Trajanus an Plinium schreibend Diemimper i i su i .

Er kommt in der Rede auf die Preussen / die schon bey den Römern bekannt gewesen.Corn[elius] Tacitus nenne die an der rechten Seite des Swevischen Meers (Codan i s i -nus )) sich findende Völcker Aes t i o s und von Teutschen Uhrsprunge. Das diese an dem 25

Preussischen Ufer gewohnet haben müssen / erschiene daraus / weil ihnen Tacitus dasEinkommen des Agtsteins zuschreibe. Besagter Cornelius eigne auch den Aestiis der Swe-ven Tracht und Gebräuche / aber eine der Britannischen ähnliche Sprache zu; sage / sie

12–22 Herr . . . su i : vgl. CHR. CELLARIUS, Panegyricus . . . Friderico, regi Borussiae . . . ipso re-galis auspicii et sacrae unctionis die . . . academiae Fridericianae publico nomine . . . dictus, [1701],Bl. B 2. 21 f. Diem . . . su i : vgl. PLINIUS D. J., Epistolarum libri X, X, 103. 23–S. 60.11 Er . . .gewesen: vgl. CHR. CELLARIUS, Panegyricus . . . Friderico, regi Borussiae . . . ipso regalis auspicii etsacrae unctionis die . . . academiae Fridericianae publico nomine . . . dictus, [1701], Bl. Cr-C 2r.24–S. 60.1 Corn[elius] . . . Teutschen: vgl. TACITUS, Germania, 45.

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60 N. ma1772III. REICH UND EUROPA

hielten etwas mehr auf den Ackerbau als die Teutschen / daß es schiene sie seyen vomReine herkommen / als von dessen Anwohnern den Ubiern Caesar vor ihm dergleichenFleiß gerühmet: welches auch ihre vom Tacito angeführte Sprache einigermassen wahr-scheinlich mache. Andre sagen / es seyen die Aestii ein Gothisch Volck und aus Scandi-navia kommen / beydes aber könne noch nicht satsam bewiesen werden. Jornandes nenne5

sie paca tum hominum genus und bezeuge nebst Cassiodoro, daß sie lange um be-schriebne gegend gewohnet / auch an den Gothischen König Diedrich nach Italien Gesand-ten abgeschicket. Es sey aber nicht zu leugnen / daß sie durch andrer Völcker Coloniennach und nach vermischet und mit ihnen vereiniget worden. Doch habe es das Ansehen /als seyen sie allezeit frey und ihr eigen / biß die aus Palestina vertriebene Teutsche Or-10

dens-Ritter sie bezwungen / gewesen etc.Er bemercket / es sey der Nahme Friederich den Brandenburgern allezeit glücklich

gewesen: Friederich I. habe zu erst die Churwürde auf sein Hauß gebracht: Friederich demII. seyn zwey Königreiche / das Polnische und Böhmische angebothen; der dritte Friede-rich sey nun würcklich König in Preussen geworden. Und also seye die Aufnahme dieses15

glorwürdigen Hauses / mit ihm zur höchsten Dignität gestiegen.

12–16 Er . . . gestiegen: vgl. CHR. CELLARIUS, Panegyricus . . . Friderico, regi Borussiae . . . ipsoregalis auspicii et sacrae unctionis die . . . academiae Fridericianae publico nomine . . . dictus, [1701],Bl. Dr.

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61N. ma1774 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1774. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 74–76. 5

Stückeinleitung.

XXII. Oratio Panegyrica, qua – – – Friderico Regi Borussiae – – – de regali fastigio,diademate et unctione – – – gratulus est Wenceslaus Ludovicus Comes de Henckel. HalaeMagd[eburgicae] MDCCI. fol.

Lobrede / womit Friedrichen Könige in Preussen zu der Königlichen Hoheit / Crone und 10

Salbung glückwünschet Wentzel Ludewig Graff von Henckel.

Es wird hier unter andern die grosse Glückseligkeit und Aufnahme des Hauses Branden-burg im vergangnen Jahrhundert betrachtet / als da ihnen die Hertzogthümer Preussen undCleve nebst den Graffschafften Marck und Ravensberg zugefallen. Um die Mitte desselbenJahrhunderts habe durch Absterben B o g i s l a i des letztern Hertzogs in Pommern Chur- 15

Fürst Georg Wilhelm beyde Pommern geerbet; aber / weil sie im damahligen Kriege vonfrembden Waffen eingenommen gewesen / nicht besitzen können. Sein Sohn FriedrichWilhelm / dem hernach seine treffliche Thaten den Nahmen des Grossen erworben / habeeiniges genusses dieser Erbschafft nicht ehe habhafft werden können / biß hinter-Pommernder Westphälische Friedens-Schluß von den fremden Soldaten befreyet / zugleich aber 20

vor-Pommern an Schweden gegeben / und / damit dem Brandenburgischen Hause nicht zuviel geschehe / zum eqvivalent das Hertzogthum Magdeburg mit den drey FürstenthümernHalberstadt / Minden und Camin eingeräumet worden.

Habe also das Brandenburgische Hauß schon damahls Königliche Güter gehabt undeben derselbe grosse Chur-Fürst habe noch mehr den Weg zur Krone gebahnet / da er 25

durch die Velavische Tractaten das zwar unter Polnischen Schutz gehörende Preussen gantzsouverein gemacht / wiewohl er sich des Königlichen Nahmens nicht gebrauchet / sonderndieß gresse Werck seinem Erben Friedrichen dem III. auszuführen hinterlassen.

Es haben aber schon vorlängst die Glorwürdigsten Chur-Fürsten von Brandenburgetwas Königliches an sich gehabt / und wenn man ihre Friederiche / Alberte / Johannen 30

12–28 Es . . . hinterlassen: vgl. K. L. HENCKEL, Oratio panegyrica, 1701, Bl. Cr-C 2r.29–S. 62.5 Es . . . pu ta re tu r : vgl. K. L. HENCKEL, Oratio panegyrica, 1701, Bl. B 2v.

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62 N. ma1774III. REICH UND EUROPA

und Joachim / und andere aus ihnen betrachte / so begegne einen fast eben was vor diesemdem Epirotischen Cineae des Königs Pirrhi Gesandten an den Römischen Raht begegnet:der als ihm sein König von dem Zustande der Stadt Rom und des Raths befraget / ge-antwortet: Regum [. . .] s e pa t r i am v id i s s e : [. . .] t a l e s i b i f e r e omnes e s se ,qva l i s unus P i r rhus apud Ep i rum e t re l i qvam Graec iam pu tare tu r . Zu5

Lob Königlicher Majest[ät] selbst / wird auch viel dienliches angeführet.

4 f. Regum . . . pu ta re tu r : EUTROPIUS, Breviarium, II, 13.

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63N. ma1776 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1776. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 76–79. 5

Stückeinleitung.

XXIII. Al s – – – Fr i edr i ch Kön ig in Preus sen – – – s i ch – – – i n Kön igs -be rg zum Kön ig höchs t f e ye r l i ch sa lben l i e s s e / wo l t e bey Se ine r Kön ig -l i chen Ma j [ e s t ä t ] i n e ine r so l ennen Rede – – – se ine a l l e run t e r thän ig s t eGra tu la t i on ab l egen Erdman He inr i ch Gra f f Hencke l . Ha l l e . Fol. 8. Bo- 10

gen.

ES werden anfangs die grossen Veränderungen / so itzt in Europa bemerckt zu werdenverdienen / erwogen / und geschlossen: wenn Gebuhrt oder Wahl einem Printzen Cron undZepter ertheilet / so werde solches vor etwas grosses gehalten; doch dürfften wenig ge-funden werden / die sich nicht erinnern solten / daß dergleichen [. . .] geschehen. [. . .] 15

Aber ein Durchlauchtigstes Haupt mit einer Königlichen Krone und die Hände mit einemKöniglichen Szepter gezieret zusehen / da man noch keinen Vorgänger gehabt / solches seyeine Sache / welche auf den Schauplatze dieser grossen Welt sich kaum in vielen hundertJahren einmahl zugetragen habe / und dannenhero / wenn es geschehen sey / verdiene /unter die grösten Wunderwercke gezehlet zu werden. 20

In der Rede selbst betrachet er die grösten Thaten des Großmächtigsten Brandenbur-gischen Hauses und schliesset; man könne bey dem Aller-Durchlauchtigsten neuen Königedie Glückseeligkeit Friedrichs des I. die Großmüthigkeit Friedrichs des II. die WeißheitJohannis / die Tapfferkeit Alberti Achillis / die Gelehrsamkeit Joachims des I. die Gottes-furcht Joachim des II. und die Tugenden der übrigen Durchlauchtigsten Churfürsten dieses 25

Hauses als in einen kurtzen Begriff antreffen. Keiner aber komme Ihr[er] KöniglicheMajest[ät] näher als derselben grosser Vater; doch sey unter ihnen eben der Unterscheid /welcher sich zwischen Cäsar und Augustus befunden: Jener habe den Grund zum Keyser-thume geleget / dieser aber habe die Ehre gehabt das Werck auszumachen.

12–20 ES . . . werden: vgl. E. H. HENCKEL VON DONNERSMARCK, Als Der Allerdurchlauchtigste . . .HERR FRIEDRICH / König in Preussen / . . . Sich den XVIII. Januar. AN. MDCCI. in Königsberg zumKönig höchstfeyerlich salben liessen, [1701], Bl. Ar – Bl. A 2r. 21 f. In . . . Hauses: vgl. ebd., Bl. Br.22–29 man . . . auszumachen: ebd., Bl. Fr. 27 Vater: Friedrich Wilhelm.

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64 N. ma1776III. REICH UND EUROPA

Es werden auch hin wieder allerhand scharffsinnige Redens-Arten eingemischet.Z[um] E[xempel:] Cronen zu tragen und Zepter zu führen / ist wenigen erlaubet / abernoch wenigern / dieselben zuverdienen. [. . .]

Treu und Redlichkeit werden billig vor Königliche Tugenden gehalten / indem selbigenur Königliche Hertzen zu bewohnen scheinen / weil sie so sparsam gefunden werden.5

[. . .]Die Belohnung ist stets geringer als die Tugend. [. . .]Die Weißheit ist eine Gabe / welche selten gefunden wird / weil sie wenig Hertzen

findet / die sie würdig schätzet [. . .] in denselbigen [. . .] ihre Wohnung aufzuschlagen.[. . .]10

Joachim der I. hielte es zwar vor etwas herliches beredt und gelehrt zu seyn / abertugendhafft zu leben schätzte er uber alles.

Tugend und Weißheit ist ein schöner Pallast: die wahre Gottesfurcht aber ist derrechte Grund / worauf er beruhet. Sie ist eine Kette / die aus unzählbahren Gliedernbestehet: die Gottesfurcht aber das kostbahrste Kleinodt / so sich daran befindet. Die15

Tugenden sind gläntzende Sterne: doch die Gottesfurcht ist die helleuchtende Sonne / wel-che ihnen allen das Licht ertheilet. [. . .]

Die Früchte zeugen von dem Baume / der Glantz vom Lichte / und die Thaten von derTugend. Und dergleichen mehr.

2 f. Cronen . . . zuverdienen: E. H. HENCKEL VON DONNERSMARCK, Als Der Allerdurchlauchtigste. . . HERR FRIEDRICH / König in Preussen / . . . Sich den XVIII. Januar. AN. MDCCI. in Königsberg zumKönig höchstfeyerlich salben liessen, [1701], Bl. Br. 4 f. Treu . . . werden: ebd., Bl. Bv. 7–9 Die . . .aufzuschlagen: ebd., Bl. B 2. 11–17 Joachim . . . ertheilet: ebd., Bl. D 2. 18 f. Die . . . Tugend:ebd., Bl. Fr.

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65N. ma1779 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1779. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 79–83. 5

Stückeinleitung

XXIV. Der himmlischen HeroldsStimme / welche im 89. Pf. Verf. 21/22 David zu einemKönige und der Könige in Israel Stamm Vater / proclamiret / höchst erfreulicher Wieder-schall am Tage der Majestätischen Krönung und Salbung des Aller-Durchlauchtigsten /Großmächtigsten ersten Christl. Königs in Preußen Freiderichs dieses Namens des III. 10

Churf. zu Brand. rc.rc.rc. war der 18. Jan. 170 erkläret von Daniel Ernst Jablonski / Ihr.Königl. Maj. in Preussen Hoff-Predigern. Cölln an der Spree 1701.4.

Der Eingang wird genommen von den Worten Gottes-/ 1. Sam. 1.30. Wer mich ehret / denwill ich wieder ehren / welches auf Ihre Königliche Majest. wohl appliciret wird / undführet der herr hoff-Prediger Jablonski zum Zeugen der ungefärbten Gottesfurcht des Kö- 15

nigs an / Sein unter seinen Churfürstl. Zimmern so hoch geachtetes und so fleißig besuch-tes Oratorium oder geheiligte Beth-Kammer / seine daselbst zum täglichen Gebrauch be-reit-liegende heilige Bibel / und andere Werckzeuge des besondern Gottesdienst; Sein vonfleißigen Kniebeugen eingedrucktes Beth-Polster; Sein zum öffentlichen Gottesdienstrecht-brünstiger Trieb und Begierde; Seine zu solchen Gebrauch also zahlreich angelegte 20

Gottes-häuser / derer bey seinen annoch nicht so gar vielen Regierungs-Jahren meherereerbauet worden / als sonst unter einiger Regierung: Seine vor Gottes verreisete Kinder /vor Christi Vertriebene und sonsz verarmte Glieder mildigst getragene recht väterlicheVorsorge / welche aus Franckreich / Schweitz und Pfaltz / unter seinen Schutz-Flügerlnhülffe gefunden, Seine beym neulichen Abschied mit grosser Brünstigkeit ausgelassene 25

recht Königliche Worte: Daß bey aller seiner hoheit / und Anwachs seiner Würden / er alleTage an seinen Todt gedenckt / und um der gantzen Welt willen sein Gewissen nicht mitichtwas beflecken wolle. Wozu der herr Autor vermuthlich würde gefüget haben / daß vonIhr. Majest. selbst bey dieser grossen Gelegenheit gemachte vortreffliche Gebet / wennsolches damals schon kund gewesen. Der zu dieser und den anderen Danck-Fest-Predigten 30

wegen der Königl. Crönung verordnete Text steht im 89. Ps. Vers. 21.22. und lautet also:Ich habe funden meinen Knecht David / ich habe ihn gesalbet mit meinem heiligen Oel.Meine Hand soll ihn erhalten / und mein Arm soll ihn stärcken. Der Hr. hoff-PredigerJablonski betrachtet hieraus (1.) Davids Erwehlung zum Reich. (2.] Davids Einsetzung ins

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66 N. ma1779III. REICH UND EUROPA

Reich; (3.] Davids Bestätigung im Reich / und mercket an / daß David nicht nur PersonamRegis, sondern auch Personam Regum vorstelle.

Er bringt bey / es stehe nicht ohne Ursache im Text: Ich habe David meinen Knechtefunden; und werde dadurch angezeiget / daß ihn Gott deßwegen gefunden / und erwehlet /weil er sein Knecht gewesen / und ihm von hertzen gedienet. Sey also die geistliche Regel;5

Gott dienen / ist herrschen / bey ihm leiblicher Weise eingetroffen.Gott habe David mit Oele gesalbet / zu zeigen / daß der Glantz der Königlichen Krone

nicht mit Wasser / sondern mit Oel-Farben solte aufgetragen werden / damit er dauren undalles Gewitter aushalten könte. Es sey aber ein heilig Oel gewesen; Weil das leibliche indes Propheten oder Hohenpriester horn oder Schale / das innerliche Oel aber / damit Gott10

den David gesalbet unmittelbarer Weise von dem rechten himmlischen Oelbaum demheiligen Geiste getroffen. Und wie hernachmahls Johannes mit Wasser / der hErr Christusaber mit dem heiligen Geiste getauffet; So giesse Samuel auf Davids haupt das Oel derStiffs-hütte / und Gott giesse sein Freuden- und Gnaden-Oel aus dem himmel hinzu.

Den also gesalbten David verheisse Gott mit seiner Hand und Arm zu stärcken. Denn15

ob es gleich bey Gott einerley sey / so nenne er doch zwey / die Grösse dieses Schirms mitNachdruck vorzustellen.

Er thut ferner dar / daß Gott Könige ab- und einsetze. Bald verwandelt er höhereherrschafts-Formen in niedrige; So sey aus dem alten Königreich der Sachsen ein hert-zogthum unter den Witikind worden; das Königreich der Wenden habe sich in hertzog-20

thümer / Fürstenthümer / Marggraffschafften zertheilet; Preussen selbst / da es heydnisch /sey ein Königreich gewesen. Bald haben Staaten von geringer Würde sich zu höherergeschwungen / und seyn in den letzten Jahrhunderten zur Königlichen erhoben worden:Arragonien aus einer Graffschaft unter Sanctio Abara im Jahr 905. Pohlen aus einenhertzogthum unter Boleslao I. ums Jahr 999. Castilien aus einer Graffschaft unter Sanctio,25

Könige von Navarren / 1029. Böhmen aus einem hertzogthum unter Ladislao / 1086. Por-tugal aus einer Graffschaft unter Alphonso / 1139 Neapolis aus einem hertzogthum vonApulien / und Sicilien aus einer Graffschaft unter Rogerio / als Könige beyder Sicilien /1130. Algarbien aus einer Graffschaft unter Alphonso III. 1246. Irland aus einer herrschaftunter henrico VIII. 1542. Denen nunmehr Preussen beygefüget werde unter seinem glor-30

würdigen Friederich dem Ersten. Er weiset hiernechst / wie der Letztere vor allen seinenhohen Ahnen und Vorfahren von Gott zur Königlichen Würde ausersehen und bestätigetworden: und weiter / was die Könige bey ihrer eignen und die Unterthanen bey der KönigeErhebung zu thun verbunden seyn. Er berühret auch kürtzlich / wie Gott dies hauß Bran-denburg sp trefflich gesegnet / im 12. Seculo finde ma sie als Graffen von Zollern und35

Burggraffen zu Nürnberg / im 13. Seculo sey dazu kommen die Graffschaft von Aden-berg / im 14ten das Fürstenthum so der Burggraffschafft zu gewachsen / im 15. sey ihm

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67N. ma1779 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

beygeleget worden die Marggraffschaft und Chur / (1417) im 16. Preussen / im 17. Clevemit Zugehör / hinter-Pommern / und die secularisirten hertzog- und Fürstenthümer im 18. /an diesem Tage / da die Predigt gehalten worden / die Königliche Crone.

Endlich bemercket er auch / daß der König unter den 12. Chur-Fürsten dieses hausesBrandenburg / der Letzte / und ein jeder wegen eines besondern Vorzugs der Leibes- und 5

Gemüthes-Gaben zwar der Cron würdig / der Letzte aber allein von Gott dazu versehengewesen.

Sonst sagt der herr Autor gar wohl in der Dedication an den König und die Königin /daß man zu dem grossen Friederich Wilhelm wünschen sagen können / wie die KnechteDavids zu ihrem herrn 1. Kön. 1,47 Dein Gott macht Salomo einen bessern Nahmen / denn 10

dein Nahme ist / und mache seinen Stuhl grösser / denn deinen Stuhl.

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68 N. ma1783III. REICH UND EUROPA

ma1783. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 83–85.5

Stückeinleitung

XXV. D e r vo n G ot t ge f un de ne G e sa lb t e u nd be sc h i r mt e Al l e r -du rch -l auch t i g s t e / Großmäch t i g s t e Er s t e Chr i s t l i che K ön i g in P reus sen F r i e -de r i ch des N ahmens de r Dr i t t e - / Chu r -F ü r s t z u Brandenb . e t c . a n demTa ge Sr . Ma je s t ä t i s chen au f dem Kön i g l i chen Berg i n P reus sen gesche -10

henen K rönung und Sa lbung (war de r XVI I I . J an . M DCCI . ) i n e ine rDanck -Fes t -P red ig t vo rges t e l l e t v on S amue l S t r i mes i o Reg i omon t anoBorus so , SS . T heo l . D . u nd Pro f . Ord . a uch Pas t . P r ima r io au f d e r Kö-n ig l . F r anck f . Un ive r s i t ä t . F r anck fu r t a n de r Ode r . 1701. 4to. 9. Bog.

IM Eingange sagt er / es habe der Prophet Samuel als er den von Gott erwehlten ersten15

König Saul vorstellen wollen / zu dem Ende das Volck Gottes nach Mitzpa / zu der vondem Patriarchen Jacob also genanten Warte oder Wachte des HErrn beruffen. Wie ebenalso David vorzuzeigen gewesen / habe sich Israel bey Hebron / einem von Josua gehei-ligten und den Leviten übergebnen Orte versamlet / an welchem Orte David mit denIsraelitischen Volcke einen Bund für dem HErren gemacht und daselbst zum Könige ge-20

salbet worden sey. Daher sey auch rühmlich / daß diesem zu folge der von GOtt ersehneKönig in Preussen an seinem Salbungs-Tage / den geheiligten Ohrt und die Warte desHErrn zu besuchen und des 89. Psalms vers. 21. 22. zu erklären befohlen. Er betrachtetalso nach Anlaß des Texts die Göttliche Erfindung / Salbung und Beschirmung (1) wie siealle drey ehemals den Israeliten David betroffen; (2) wie sie einem ieden Könige ins25

gemein zu kommen; (3) wie sie dieses mahl dem Märckischen Salomon zu eigen anheimfallen / als der dem David gleich von Gott zum König in Preussen gefunden sey / da er dereintzige unter seinen Durchl. Gebrüdern auf dem Königlichen Berge und zwar eben um dieZeit gebohren / da man seinem Hn. Vater die Souverenität über das Hertzogthum Preus-sen / zu übergeben im Wercke begriffen gewesen; wie dann solches wenige Jahre hernach30

würcklich vollenzogen worden. Er sey / wie David / vor allen seinen Brüdern / auch vordem ältesten hochseeligsten Carolo Aemilio gefunden /1 welchen selbst ein Samuel seiner

1 Hierüber hat oben gleiche artige Gedancken Herrn Ancillon in seinem Discours.

29 Vater: Friedrich Wilhelm. 33 oben: S. 52, Z. 1 – S. 52, Z. 7. 33 Discours: CH. ANCILLON,Discours addresse a sa majeste Frideric premier, [1701].

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69N. ma1783 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

vortrefflichen Leibes-Beschaffenheit und Gemüths-gaben wegen / der Preußischen Cronewürdig geschätzt haben würde. Endlich sey er ausgefunden theils zu Ende des vorigenSeculi, da er als souverainer Hertzog in Preussen die Erb-Huldigung eingenommen / theilsan gegenwärtigen Krönungs-Tage zu Königsberg. Gott habe ihn gesalbet / auch noch vor-her / ehe er an dem heutigen Tage das Zeichen der Göttlichen Salbung empfangen / und ihn 5

mit ungemeinen Königlichen Gaben des Heil. Geistes reichlich überschüttet. Er werdeauch von Gottes Hand erhalten / und durch dessen Arm gestärcket. Wie er dieses schonmehrmahl in Leibes Unpäßlichkeit und manchen äusserlichen Gefährlichkeiten bey schwe-ren Krieges-Bemühungen erfahren.

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70 N. ma1785III. REICH UND EUROPA

ma1785. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 85–88.5

Stückeinleitung.

XXVI. Zur Ehre GOttes und des Nechsten Erbauung durch Verkündigung des Wortes /Gebet und Geistl. liebliche Lieder angewandte Krönungs-Tag Sr. Königl. Majest. Fried-richs Königs in Preussen / [. . .] dargestellet von Aug[ust] Herm[ann] Francken SS . The -o l . Pro f . Ord . e t Pas t . Halle. 4to. 9. Bog.10

Zu erst ist die Predigt so der Hr. Francke zu Glaucha an Halle in der St. Georgen-kircheauf dem Krönungs-tage [. . .] über Ps. 89, v. 21. 22. [. . .] gehalten. Er glaubet sicherlich /daß wenn [. . .] in denen Psalmen [. . .] von David und von dem Sohne des Königs geredetwerde / so habe der Königliche Prophet vornehmlich sein Absehen auf GOtt und denMeßam / (wie er denn unter dergleichen Nahmen Hos. III. 5. Ezech. XXXIV. 23. und15

XXXVII. 24. etc. vorkommet) gerichtet. Weßwegen Hr. Francke auch aus den Versen des89. Psalms Christum den König unter dem Bilde Davids / und zwar 1. wie er von denHErrn gefunden; 2. von ihm gesalbet; 3. von ihm gestärcket und erhalten sey / vorstellet.

Es werde gesagt / Gott habe David gefunden / nicht als wenn [. . .] der allwissende[. . .] HErr etwa wie ein Mensch aus irgend einer Unwissenheit suchen dürffe / sondern20

damit man desto mehr die grosse Liebe / Gnade und Barmhertzigkeit so er an Daviderwiesen / erkennen möge. Gleich wie im 4. Capitel Joh. v. 24 gesaget wird / der Vatersuche ihm [. . .] Anbeter; Eben so habe auch Gott den Herrn Christum gefunden als dierechte köstliche Perle und seinen Knecht / welcher Nahme dem [. . .] Heylande der Welt[. . .] Es. XLIII., gegeben und durch diese Benennung (an die Hebr. III. 3.) seine Niedrig-25

keit angedeutet werde / da er erst [. . .] die Dornen-krone tragen müssen ehe ihm dieKrone der ewigen Herrlichkeit aufgesetzet werden sollen.

11 f. Zu . . . gehalten: vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So auf den Krönungs-Tag . . .gehalten, in: DERS.,Der Zur Ehre GOttes und des Nechsten Erbauung Durch Verkündigung des Wortes / Gebet / und geistlicheliebliche Lieder angewandte Krönungs-Tag Sr. Königlichen Majestät Friederichs Königes in Preussen,[1701], S. 3–16. 12–18 Er . . . vorstellet: vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So auf den Krönungs-Tag. . .gehalten, in: DERS., Der Zur Ehre GOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701], S. 7. 19–23 Es. . . Anbeter: vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So auf den Krönungs-Tag . . .gehalten, in: DERS., Der Zur EhreGOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701], S. 8. 23–S. 71.3 Eben . . . worden: vgl. A. H. FRANCKE,Predigt So auf den Krönungs-Tag . . .gehalten, in: DERS., Der Zur Ehre GOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701], S. 10.

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71N. ma1785 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

David sey dreymahl / als erstlich von [. . .] Samuel [. . .] in seiner Jugend; hernach zuHebron / da er würcklich das Regiment über Juda angetreten / und endlich von demgantzen Israel zum König [. . .] gesalbet worden. Unser Hr. Christus sey ebener massender Menschlichen Natur nach erstlich in Mutter Leibe gesalbet worden / da es geheissender Heil. Geist wird über dich ((Mariam)) kommen und die Krafft des Höchsten wird dich 5

überschatten; hernach wie er sein Ambt antreten wollen bey seiner Taufe / da der Heil.Geist [. . .] in Gestalt einer Tauben herab gekommen; und endlich da er gen Himmelgefahren und sich [. . .] als ein König über das gantze Geistliche Israel zur Rechten [. . .]Gottes gesetzet hatte: [. . .] da heisse es: daß er empfangen habe die Verheissung vomVater / dahero er aus seiner Fülle den Heil. Geist in grosser Maaß über seine Apostel und 10

Gläubigen ausgegossen. [. . .] Act. II.Drauf habe ihm Gottes Hand erhalten und sein Arm gestärcket / und wie in dem Arm

eine grössere Stärcke [. . .] als in der [. . .] Hand sey / so werde zu verstehen gegeben / daszwar der Messias sein Reich in Niedrigkeit anfangen solle / also daß sich erst nur dieElenden im Volck zu ihm samlen solten / es aber nichts desto weniger im Fortgange herlich 15

erhalten / erweitert und gestärcket werden solte. Wie etwa zum David sich erstlich nurschwache / verstoßne und vertriebene Leute gemachet / der aber hernach ein trefflichReich / und an stat der Verstossenen / [. . .] sieben und dreyßig [. . .] Helden gehabt habe /wie 1. Chron. XII. zu lesen sey.

Im Schlusse bringet er die Rede auf den neuen König / und wünschet / Gott wolle ihn 20

den Preußischen einen rechten Friederich seyn lassen / der in Frieden herrsche und re-giere / also daß der äussere und innere Friede [. . .] einander die hand bieten mögen.

Die Ermahnungs-Rede / so an eben dem Tage der Hr. Francke im Wäisen-Hausedaselbst gehalten / ist über den 89. Psalm / worinnen der HErr Christus in seiner Herrlich-keit vorgestellet wird. Wie denn auch in der Nachmittags-Predigt Hr. Joh. Anastasius 25

Freyling. P as t . A d j . zu Glaucha an Halle bey Gelegenheit Dan. II. 20. 21. von der Gött-lichen als herrlichsten und aller unbeschrencktesten Majestät gehandelt hat.

3–11 Unser . . . Act. II.: vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So auf den Krönungs-Tag . . .gehalten, in:DERS., Der Zur Ehre GOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701], S. 11. 12–19 Drauf . . . sey:vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So auf den Krönungs-Tag . . .gehalten, in: DERS., Der Zur Ehre GOttes . . .angewandte Krönungs-Tag, [1701], S. 12. 20–22 Im . . . mögen: vgl. A. H. FRANCKE, Predigt So aufden Krönungs-Tag . . .gehalten, in: DERS., Der Zur Ehre GOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701],S. 16. 23–25 Die . . . wird: Ermahnung / und Auffmunterungs-Rede, in: A. H. FRANCKE, Der Zur EhreGOttes . . . angewandte Krönungs-Tag, [1701] (eigene Paginierung).

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72 N. ma1788III. REICH UND EUROPA

ma1788. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 88–90.5

Stückeinleitung

XXVII: Die Königliche Salbung und Stärckung / als Friedrich König in preussen den Tagdero Königl. Cron- und Salbung zum allgemeinen Festtage allergrnädigst verordnet; insolenner Kirchen-Versammlung erkläret und vorgetragen von Joachim Just Breithaupt. D.der heil. Schrifft / Professore auch Semin. Theol. Directore zu Halle und Consistorial-Rath10

des Hertzogthums Magdeburg. Halle fol. 6. Bog.

Es sagt der herr Autor unter andern / es sey zwar gut / daß man auf die Frage; warum dochdie Könige im alten testament gesalbet worden; antwortete: daß damit gedeutete würde aufden Allerheiligsten / der da gesalbet werden solte. Es sey aber die Nothwendigkeit derSalbung vor allen zu erkennen nöthig / wo man ihren Grund besehen wolle. Eien Salbung15

sey also nichts anders denn eine Ersetzung und Erstattung der Kräffte / die da fehlen undmangeln. Indem wir leyder! alle Gnaden-Kräffte des heil Geistes durch den Sünden-Fallder ersten Eltern verlohren / daß der Mensch von sich selbst nicht tüchtig sey / weder zuwahrer Bekehrung und Besserung noch zu irgend einer Ampts-Pflicht / solche Gott gefäl-lig zu leisten rc.20

Solche Salbung und solches Oel der Herrlichkeit sey an denen Königen in Israel /Assa / Josaphat / Hiskias und Josias / welche gethan was dem Herrn wollgefallen / wohl zumercken. Im Neuen Testamente finde man den Göttlichen Schutz und Beystand im Gross-en Constantino und Theodosio I. un dzu unser Zeit an dem Allergnädigste Keyser Leopold;als dero Gebth Gott jederzeit erhöhret / sie in aller Gefahr so mächtig sich erhalten / und25

mit Sieg und Ehren gekrönet. Aus dem hohen Chur-hause Brandenburg könten dergleichenExempel beygebracht werden. Insonderheit aber sey merckwürdig von Friderico dem an-dern / wie das Oel der Heyligkeit sich in ihm hervor gethan; wovon noch seine Glaubens-Confeßion zeugen möge / welche dem Haupt-grunde nach so herzlich sey / daß man sichdarüber verwundern müsse. Von dem hochgepriesenen Alberto rühme man nicht allein30

seine äusserliche Tapfferkeit / sondenr fürnehmlich eine solche damit verknüpffte unge-meine Gottesfurcht / daß er nie auf sein Pferd gestiegen / er habe sich denn durchs Gebetmit Christo vereiniget / als dem Manne / auf welchem er sich eintzig und allein verlassenkönne / und gesagt: Wer stärcker ist als dieser Mann [nehmlich Christus] der komm und thi

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73N. ma1788 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ein Leid mir an. es sey noch unvergessen wie der Glorwürdigste friederich Wilhelm nacherhaltenen Siege sich nicht geschämet / vor jedermanns Augen auf seine Knie zu fallen undem Allerhöchsten allein die Ehre und Rettung zugeschrieben. Wie Ihr. Königl. Majest.selbst der Allmächtige zu seines himmlischen Reichs Erweiterung gesalbet / davon könntso gar die neu-gegründete Friederichs-Universität gnungsam zeugen. etc. 5

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74 N. ma1790III. REICH UND EUROPA

ma1790. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 90–91.5

Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert.

X X V I I I . Die S t imme Göt t l i che r Maje s t [ä t ] von e ine r gewürd ig t en Kö-n ig l i chen Majes tä t / we l che aus des 89 . Ps . v . 21 . 22 . a n dem Kön ig l i -chen Krönungs -Tage [. . .] Fr ieder i ch des I I I . [. . .] vorge t ragen [. . .] Wol f f -gang Me lch io r S t i s s e r / D . Kön ig l i che r Preuß [ i s che r ] und Chur -10

f ü r s t l [ i che r ] Brand [enburg i s cher ] I n spec to r in der S tad t Ha l l e / und imSaa l -Cre i s e Oberp fa r r und Pas to r zu U [nsere r ] L [ i eben ] Frauen / [. . .]des Min i s t e r i i Sen io r und Scho la rcha dase lb s t . Ha l l e . fol. 4. Bog.

DEr Herr Autor weiset im Eingange / daß man gar wohl an dem Crönungs-Tage mitSalomo im Hohen-Liede sagen könne: Gehe t he raus und schaue t an / i h r Töch -15

t e r Z ion den Kön ig Sa lomo / in der Crone / dami t i hn se ine Mut t e r ge -k röne t ha t am Tage se ine r Hochze i t / und am Tage der Freuden se ine sHer t z ens . Denn ob schon andre dieses von dem HErrn Christo ausgedeutet / so habe esdoch ein fein Morale bey sich / was Christlicher Unterthanen Gebühr sey / bey KrönungWe l t l i cher Kön ige / die ihre hohe Obrigkeit seyn.20

Aus dem Texte selbst stellet er vor d i e Himml i s che Rede und S t imme derGö t t l i chen Maje s tä t / von e inem Gewürd ig t en der Kön ig l i chen Maje s tä t .Und zwar wie er sey e i n I . von GOt t ause rweh l t e r / [ . . . ] I I . Mi t Go t t e s He i l .Oe l ge sa lb t e r / un d I I I . de s Gö t t l i chen Schu t z e s und Beys tandes ve r s i -che r t e r Kön ig . Welches alles er gelehrt ausführet und im Schlusse wünschet / daß GOtt25

[. . .] Ihre Königliche Maj[estät] vor andern Königen so glückseelig werden lassen wolle /

14 DEr . . . seyn: vgl. W. M. STISSER, Acroama divinae majestatis de candidato regiae majestatisDas ist / Die Stimme oder Rede Göttlicher Majestät / Von einem Gewürdigten Königlicher Majestät,[1701], Bl. A 2v – Bl. Br. 15–18 Gehe t . . . Her t z en s : Hoheslied 3,11. 21–25 Aus . . . Kön ig :vgl. W. M. STISSER, Acroama divinae majestatis de candidato regiae majestatis Das ist / Die Stimme oderRede Göttlicher Majestät / Von einem Gewürdigten Königlicher Majestät, [1701], Bl. B 2r. 25 Welches. . . ausführet: vgl. W. M. STISSER, Acroama divinae majestatis de candidato regiae majestatis Das ist /Die Stimme oder Rede Göttlicher Majestät / Von einem Gewürdigten Königlicher Majestät, [1701],Bl. B 2r – Bl. Dv. 25–S. 75.9 im . . . verleihen: vgl. W. M. STISSER, Acroama divinae majestatis decandidato regiae majestatis Das ist / Die Stimme oder Rede Göttlicher Majestät / Von einem GewürdigtenKöniglicher Majestät, [1701], Bl. D 2r.

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75N. ma1790 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

als den König David vor allen Königen Juda / unter welchen keiner über siebenzig Jahr altworden. Manasse habe LXVII. Jahr gelebet / XII. Jahr sey er alt gewesen / da er Königworden / und habe LV. Jahr regieret / 2. B[uch] der König XXI. 1. Asaria habe es noch einJahr höher gebracht. Denn er sey König worden / da er XVI. Jahr alt gewesen / und habeLII. Jahr regieret / [. . .] 2. B. Kön[ige] XV. 2. Dav id habe allein das LXX. Jahr überlebet. 5

Denn er sey im XXX. Jahre seines Alters auf den Königl[ichen] Thron erhaben [. . .] undhabe XL. Jahr und VI. Monath regieret. Und so wolle GOtt gleicher massen Ihr[e] königl.Majest. in Preussen / nebst glücklicher Regierung / ein hohes Alter über alle Könige dieserZeit verleihen.

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76 N. ma1792III. REICH UND EUROPA

ma1792. OHNE TITEL[Juli 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im JULJO MDCCI., Hannover 1701, S. 92.5

Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert.

XXIX. Die erste Königliche Crone in Preussen etc. etc. etc. Welche [. . .] in der Kirchen zuunser L[ieben] Frauen / [. . .] an [. . .] dem solennen Crönungs-Tage nach Anleitung desdazu aufgegebnen Texts aus dem II. Dan . v . 20. 21. in einer Vesper-Predigt andächtigbetrachtete [. . .] M. Fried[erich] Aug[ustus] Janus Archi-Diac. Leipzig 1701. 4to. 3. Bog.10

Die Worte des vorgeschriebnen Texts sind diese: Gelobet sey der Nahme des HErrn vonEwigkeit zu Ewigkeit / denn sein ist beyde Weißheit und Stärcke. Er ändert Zeit undStunde / er setzet Könige ab / und setzet Könige ein. Woraus Herr M. Janus die IhrerChurfürstlichen Durchl. zu Brandenburg aufgesetzte Königliche Crone in Preussen [. . .]als I. eine von GOtt gegebene; II. als eine recht zeitige Crone ansiehet. Und erwehnet / wie15

zwar anno [1446.] schon Friederich der II. Marggraf und Churfürst zu Brandenburg zumKönig in Pohlen [. . .] erwählet worden / [. . .] sich aber dafür bedancket und [. . .] die [. . .]Pohlen irinnert / daß hiedurch dem Hertzog in Lithauen Casimiro des verstorbnen KönigsBruder / als dem rechtmäßigen Erben zur Crone unrecht geschehen würde. Eben demsel-ben grossen Chur-Fürsten sey An[no] 1468. vom Pabste [. . .] das Königreich Böhmen20

angetragen worden / welches er aber nicht annehmen wollen. Denn Gott habe Friedrichden III. ausersehen / daß er im Anfang des 18. Seculi nebst dem Brandenburgischen Zepterim Wapen / auch den Königlichen Preußischen in der Hand zuführen anfangen solle.

16 1445. D ändert Hrsg. nach Jahn

11–13 Die . . . ein: vgl. F. A. JAHN, Die Erste Königliche Crone in Preussen, 1701, S. 7 f.13–15 Woraus . . . ansiehet: vgl. ebd., S. 10. 15–22 Und . . . ausersehen: vgl. ebd., S. 17; Jahn stütztsich auf M. GRUNDMANN, Geist- und weltliche Geschicht-Schule, Theil 2, 1678, S. 292. 18 f. Königs:Władysław III. 20 Pabste: Paul II. 22 f. daß . . . solle: vgl. F. A. JANUS, Die Erste KöniglicheCrone in Preussen, 1701, S. 15.

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77N. ma1801 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1801. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 1–5. 5

Stückeinleitung

AuszugVerschiedener

Die neue PreußischeCrone 10

angehender Schrifften.verfertigt im

AUGUSTO MDCCI.Zu finden

bey Nicol. Förstern / Buchhändl. 15

in Hanover.

I. Getreuer Unterthanen Gebet vor ihro Regenten auf gnädigst angeordnetes solennesCrönungs-Fest / als – – – Friedrich Marggr. zu Brand. des heiligen Römischen Reichs /Ertz-Cämmerer und Churfürst – – – zum König in Preussen den 18. Jan. 1701 in Königs-berg gesalbet wurde / in Berlin zu St. Nicolai vorgetragen [. . .] von Philipp Jacob Spe- 20

nern / D. des Königlichen Consistorii zu Cölln Assessore und Probsten zu Berlin. Berlin;Fol. 6. Bog.

IM Eingange sagt der Herr D. Spener / die Absicht GOttes in Verordnung der Obrigkeiten /darinnen also auch dieser Pflicht stecke / sey diese / daß die Unterthanen e in geruh igund s t i l l e s Leben führen mögen / i n a l l e r Go t t s ee l i gke i t und Erbarke i t / 25

und müssen sie also ihr eigen Bestes / Wohlfahrt und Lust der wahren Wohlfahrt derUnterthanen hinten nachsetzen / sie bey weltlichen und geistlichen Frieden zu erhalten undalle Boßheit zu dämpfen suchen. Der Unterthanen Pflicht hingegen sey / sich zu beflei-ßigen / ein ruhiges und stilles Leben nach denen Gesetzen zuführen / und b i t t e n ((daß ist /Gebete um Abwendung des Bösen /)) Ge b e t e ((um die eigentliche Erlangung des Gu- 30

23–25 Spener... Erbarke i t : Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 1. 26 f. Lust . . . Untert-hanen: Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 2. 28–S. 78.5 zu . . . gehe: Getreuer Unterthanen Gebet,1701, S. 3f.

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78 N. ma1801III. REICH UND EUROPA

ten /)) F ü r b i t t e ((Gebete / so vor andere geschehen /)) und Dancksagungen vor dieKönige und Obrigkeiten zu thun. Dieses habe Pau lus zur Zeit / da noch kein König odereigentliche Obrigkeit glaubig und Christlich gewesen / geschrieben / daraus erhelle / daßdie Pflicht des Gebets der Unterthanen vor ihre Obrigkeit / nicht allein auf die Gläubigen /sondern auch Ungläubigen / ja Verfolger gehe. Er erinnert hiebey seine Zuhörer des gross-5

en Wachsthums / so GOtt den Churhause Brandenburg in verflossenen Seculo zu gewen-det / und der sonderbahren Wohlthaten / so er unter der löblichen Regierung des itzigentheuresten Churfürsten in die 13. Jahre verliehen / daß sie daher die höchste Ursache hät-ten / die himmlische Güte vor die Wohlthat eines solchen Regenten [. . .] zu preisen / undvor dessen / wie nicht weniger des gantzen hohen Churhauses wahre Wohlfahrt stets zu10

bitten.Der Text ist der 21. und 22. Vers des LXXXIX. Psalms / woraus er eine doppelte

Betrachtung / nemlich (1) von dem Reich Christi; (2) von dessen Vorbilde / dem ReichDavids angestellet.

Es ist gewiß ((und schon oben erwehnet /)) daß der 89. Psalm nicht auf David allein /15

sondern auch auf den Meßiam gehe. Etliche alte Juden haben einiges daraus von den Zeitenund Reich des Meßias erkläret. Unsere alte Patres nehmen ihn von Christo an. Augustinussagt: Justum David ex semine David. Und ist zu mercken / daß / weil David der Letztegewesen / dem GOtt ausdrücklich verheissen / daß der Meßias aus ihm gebohren werdensolte / so werde Meßias nicht allein als Davids Sohn in den Propheten aufgeführet / [. . .]20

sondern es werde der Meßias selbst mit dem Nahmen Dav id genennet / wie wir deutlichsehen aus Jerem. XXX. 9. Ezech. XXXIV. 23, 24. und Cap. XXXVII. 24. Hos. III. 5. Jes.LV. 3. Apostel-Geschicht XIII. 34.

Wie der H Er r C hr i s t u s se in R e i c h von dem Vater empfangen / wie er dazugesalbet worden / und wie er sein Reich dahin gerichtet / daß GOtt sein Vater geehret / und25

der Menschen Seeligkeit befordert worden / wie auch GOttes mächtige Hand bey ihmseye / solches zeiget Herr D. Spener mit mehren.

Er schreitet hienechst zum R e ic he D a v id s / der von Christi Reiche ein herrlichVorbild gewesen / und thut dar / wie ihn Gott auserlesen / er sich aber nicht selbst darzugedrungen habe: er auch nach dem Wort des HErrn ((1. Chron. XII. 3.)) zu dreyen mahlen30

gesalbet worden / und also das Recht des Reichs und die nöthige Gaben überkommen.Daher er denn in seinem Reiche alles zur Ehre GOttes gerichtet / und zu seiner Unter-thanen wahren Heil und Wohlfahrt angewendet habe.

5–11 grossen . . . bitten: Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 5. 13 nehmlich . . . Davids:Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 6. 16 daraus . . . genennet: Getreuer Unterthanen Gebet, 1701,S. 6. 25 f. gerichet . . . Hand: Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 8f.. 28 f. herrlich: GetreuerUnterthanen Gebet, 1701, S. 10. 32 f. Reiche . . . habe: Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 11.

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79N. ma1801 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Aus allen ziehet der Herr Autor zur Lehre: was getreue Unterthanen ihren Regentenund also auch er mit seinen Zuhörern ihrem allergnädigsten Könige itzt zu erbitten haben:nemlich daß dero Regierung / so viel es seyn kan / der Regierung Christi und Davidsähnlich werde. Er sagt / Christus und David wären von GOtt darzu gesetzt; man habederohalben Dancksagung abzustatten / daß GOtt dergleichen beschehret. Christus und 5

David wären / wiewohl mit unendlichen Unterscheide zu ihren Reichen gesalbet; undUnterthanen haben auch vor ihrer Regenten innerliche Salbung [. . .] des Geistes [. . .] zubeten. Christus führe seine Regierung / und David habe sie geführet zur Ehre GOttes undder Unterthanen Besten: da haben [. . .] alle Unterthanen vor ihre Regenten zu bitten / daßsie die Regierung also führen / und sie von GOtt zu derselben regieret werden: wie nicht 10

minder / daß GOtt allen Regenten dieses Principium tieff ins Hertz eintrucken wolle / daßsie um der Unterthanen / nicht aber die Unterthanen um ihrentwillen auf der Welt seyn etc.Christi Reich stehe allezeit feste / Und werde durch Gottes Hand bewahret / dero Schutzauch Davids Reich zu seiner Zeit erfahren habe: Hier haben Unterthanen vor ihre Regen-ten zu beten ((wiewohl wo das vorige erhalten dieses von selbsten folgen wird)) daß 15

nemlich Gott zu derselben Regierung Schutz und Seegen gebe / alles gute Vorhaben vonStatten gehen lasse / alle Gefahr abwende / und in entstehender Noth kräfftig beystehe unddaraus helffe. Welches ingesammt er schließlich auff ihre Königl. Preußische Majestätausleget / und eines solchen Gebets vor die hohe Obrigkeit ungezweifelte Erhörung ver-heisset. 20

1–8 Lehre . . . beten Getreuer Unterthanen Gebet, 1701, S. 14. 8–12 beten . . . seyn: GetreuerUnterthanen Gebet, 1701, S. 15. 12–17 etc. . . . beystehe: Getreuer Unterthanen Gebet,1701, S. 17.

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80 N. ma1805III. REICH UND EUROPA

ma1805. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 5–7.5

vgl. Guhrauer, I, S. 364, Fn.

Den mit Seegen gekrönten Nahmen Friderich / Königs in Preussen / etc. stelte bey er-schienenen ersten Nahmens-Feste am 5. Merz des 1701. Jahres vor Gottfried Arnold.Qvedlinburg. 1. Bog.

Der Herr Autor rühmet vor andern Ihr. Königlichen Majestät löbliche Regierung / sonder-10

lich aber Dero Gütigkeit und Frömmigkeit mit nachdencklichen und ein gewisses absehenzeigenden Worten / welche man billig zum Besten ausdeutet. Sie lauten also:

Blüth nicht die Frömmigkeit durch dieses Königs Schutz?Muß seinen Purpur nicht die kluge Sanfftmuth decken?

Beuth nicht die grosse Macht den kleinen Feinen trutz /15

Daß kein Verfolgungs-Grimm mit Blut sich darff beflecken /nach Wunsch des Antichrists? dein gütig Regiment /

O König / wird vielmehr mit sanfften Stab geführet /Als mit dem blancken Schwerdt. Wer deine Wort kennt /

Der weiß wie Gnad und Ernst vermischt die Thaten ziehret.20

und recht / Gott hast den Zwang und liebet freyen Sinn /Der ihm aus Liebe dient mit ungebundnen Händen.

Nimmt doch ein Herr nicht gern gezwungen Diener hin /Wie solte sich denn GOtt zu Heuchel-Opffern wenden?

Das freyste Wesen will auch frey verehret seyn.25

Warum die Redlichkeit muß sich auf Freyheit stützen /Sonst mengt Furcht oder Lust die Heucheley darein /

Die weder GOttes-Reich noch einen Staat kan nützen.Ein Regiment voll Zwang steht / weil es steht / nicht fest /

Was mäßig ist, hält aus. Es pflegt zum Grund zulegen /30

Den Göttlichen Proces / der alle Welten lästDurch weise Gütigkeit in schönster Ordnung hegen.

hier leucht dein Beyspiel auch den andern Reiche vor

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81N. ma1805 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Mit angenehmen Schein / o HErr / durch deine Lande;Europa sieht erstaunt / wie hoch du steigst empor

Beym Schutz der Gottes-Furcht / von welcher du die BandeDes falschen Eifers wendst / der wieder Unschuld brennt /

Und hoch mit Christi ehr und Nahmen sich verdecket 5

GOtt lob! daß diese Larv kein Adlers-Auge blendt /Daß auch mit einem Blick die düstern Eulen schrecket. etc.

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82 N. ma1807III. REICH UND EUROPA

ma1807. DER GÖTTLICH WIEDERUM BEKRÖNTE ADLER[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 7–10.5

Fett- und Kursivdruck werden durch Sperrung wiedergegeben.

I I I . Der Gö t t l i ch w iederum bekrön t e Ad le r in der Kön ig l i chen Maje s -t ä t i s chen E in th ronung in Preus sen / [. . .] un t e r schöns t e r Vors t e l l - undI l l umin i rung den XV . M e r t z m o n a t h d i e se s 1701 . Jahre s devo t e s t beehr tund bepr i e sen von Ph i l i p Mül l e rn D. Fürs t l [ i ch ] Sächs [ i s chem ] Kirchen -10

und Cons i s t o r ia l -Ra th / Probs t en und Prä la t en des C los t e r s zu U [nse r ]L [ i eben ] Frauen zu Magdeburg / auch der He i l [ i g en ] Schr i f f t Pro f .Pub l . zu Jena ; nebs t denen s ämmt l i che r Kön ig l i che r Prov inc i en h i e -s e lb s t s t ud i r enden [. . .] Unterthanen. Jena fol. 6 Bog.

NAchdem zu Bezeugunge allerunterthänigster Devotion über die Königliche Preußische15

Crönung [. . .] Herr Probst Müller nebst den sämtlichen zu Jena studierenden KöniglichenPreußischen [. . .] Unterthanen / einige Freuden-Bezeugungen mittelst öffentlicher An-dacht in der Collegen-Kirche [. . .] vorgenommen / [. . .] intimirte es der Herr ProbstSontags zuvor [. . .] durch ein gedrucktes lateinisches Patent. Er saget in selbigen / esmachen die Churfürsten von Brandenburg auf dem Schauplatz Göttlicher Providentz ein20

sonderbahres Aufsehen. Es sey durch Gottes-Wunderführung so hoch kommen / daß siedenen Königen vorlängst gleich gewesen und [. . .] in [. . .] Obacht behöriger Ceremonienvon ihnen a l s Brüder [. . .] gehalten worden. Es sey das Preußische Reich recht wun-derbahr vor diesen aus seiner frembden Herrn Gewalt mit vielen Blutvergiessen entrissenund befreyet / und nun gar unter dem Sohne des Grossen Friedrich Wilhelms dem ta p -25

f e rn / w e i se n und f r i e d f e r t i g en Friederich zur Königlichen Würde gelanget. Dadieser Potentat [. . .] zu Königsberg [. . .] gebohren als Preussen eben [. . .] in Freyheit undFrieden gesetzt worden / habe er ein viel angenehmer und deutlicher Omen der ihm zuge-dachten Crone empfangen als etwa Vespasianus, dem das Gespenste eines Land-Herren

15–19 NAchdem . . . Patent: vgl. PH. MÜLLER, Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Kö-nigl. Majestätischen Einthrönung in Preussen, [1701], Bl. [B 4v]. 19 Sontags: 13. März 1701.19 Patent: s. PH. MÜLLER, Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Königl. Majestätischen Ein-thrönung in Preussen, [1701], Bl. A 2r–Br; deutsche Übersetzung ebd., Bl. Bv-[B 4r]. 19–S. 83.2 Er . . .mitgebracht: vgl. PH. MÜLLER, Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Königl. MajestätischenEinthrönung in Preussen, [1701], Bl. B 2v–[B 3r]; sowie Bl. [A 3r]–[A 4r].

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83N. ma1807 DER GÖTTLICH WIEDERUM BEKRÖNTE ADLER

Basilidis in dem Egyptischen Tempel vorkommen / und eben in Uberdacht solches Nah-mens den verlangten Götter-Ausspruch / ob er Römischer Keyser seyn solte / mitgebracht.Hiernechst schreitet der Herr Probst zur Application und ladet die sämtliche Universität zuder vorhabenden Solennität ein.

Den Montag drauf richtete man [. . .] in besagter Kirche 2. hohe Pilaren auf / die des 5

Königs und der Königin Bildniß in Römischen Habit trugen mit der Uberschrifft / desKönigs / PATRIIS VIRTVTIBVS, der Königin / ELECTA VT SOL. An den Pilaren erschie-nen aller Provintzen Wapen in ihren Farben sehr lebhafft: dazwischen hielten zwey wildeMänner / deren Länge 6. Elen / das erhobene Crönungs-Werck / so da [. . .] in einer [. . .]künstlichen Illumination bestunde / an welchen sich zu oberst der Schein Göttlicher Ge- 10

genwart in unzehligen Strahlen öffnete / worinne das Tetragramaton mit sonderbahrerKlarheit zuerkennen war / mit der [. . .] 8. Elen langen und schwebenden Uberschrifft:[. . .] PER ME REGES REGNANT. Hierunter und in denen Strahlen erschiene die König-liche Crone / sehr schön durchbrochen und mit Edelgesteinen und Perlen [. . .] besetzet.Unter der Crone stunde: FRIDERICVS REX BORVSSIAE ELECTOR BRANDENBVR- 15

GICVS. Darunter hielten der Preußische schwartze Adler mit der güldnen Krone am Halseund der Churbrandenburgische rothe Adler das Zepter / so sich gleichfals mit Jubelen[. . .] besetzet presentirten. Worauf der sämptlichen Länder Wapen alles [. . .] in Oval-Figur in einem Lorbeer-Krantz gefasset beschloß. [. . .] Durch die Kirche schwebten sechsgrosse Cronen blau angestrichen und mit vielen [. . .] Lichtern besetzt; wie solcher auch in 20

der gantzen Kirche herum ein grosse Anzahl branten. Man [. . .] gieng mit einer schönenProceßion in die Kirche / woselbst anfangs Nun lob me in See l den HErren [. . .]erschalte: denn ein Engel die Botschafft in teutschen Versen lieblich absunge / dem dieLänder sämtlich eben also antworteten und ein ander Glück wünschten; davon die Versehiebey gedrucket sind. Hiernechst trat der Herr Probst auf die Cantzel / trug die Sache 25

[. . .] in einer Lateinischen Oration vor / welche mit einen lauten Vivat der Zuhörer be-schlossen / so fort das Te Deum laudamus angestimmet / und letzlich eine [. . .] beweglicheArie [. . .] gesungen [. . .] wurde. etc. Die gantze Vorstellung wird in Kupferstücke nebstder Oration und Liedern verheissen!

3 f. Hiernechst . . . ein: vgl. PH. MÜLLER, Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Königl.Majestätischen Einthrönung in Preussen, [1701], Bl. [B 3v]–[B 4r]; sowie Bl. [A 4v]-Br. 5–29 Den . . .verheissen: vgl. PH. MÜLLER, Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Königl. Majestätischen Ein-thrönung in Preussen, [1701], Bl. [B 4v]. 5 Montag: Vielmehr Dienstag, 15. März 1701 (s. ebd.,Bl. [B 3v] und Bl. [A 4v]). 13 PER . . . REGNANT: vgl. Sprüche 8,15. 25 hiebey: vgl. PH. MÜLLER,Der Göttlich-wiederum-becrönete Adler / in der Königl. Majestätischen Einthrönung in Preussen, [1701],Bl. Cr-[C 3v].

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84 N. ma1810III. REICH UND EUROPA

ma1810. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 10–13.5

Stückeinleitung

IV. Panegyricus qvo – – – Friderico I. Borussiae etc. etc. etc. de felicissimis Regni Aus-piciis, auspicatissimoqve in Marchiam reditu d[ie] XVII. Martii MDCCI. gratulatus estFridericus de Brand. Francofurti ad Viadr. Fol.

Lobrede / wodurch Friedrich dem I. König in Preussen zu angenommener Königl[ichen]10

Würde und glücklichster Wiederkunfft in die Marck gratuliret Friedrich von Brand. 9 Bog.

Herr Fr. von Brand erhebet die gegen Ihr Majest. als einen Gottesfürchtigen Regenten sichhervorthuende Gnade Gottes und bricht endlich in diese Worte aus: Ibit in secula acposteritatem omnem Dei immortalis in Augustum Regem nostrum indulgentissima benig-nitas, docebitqve posteros nostros nihil in terris post Deum efficacius esse religioso prin-15

cipe, qvi ut omnia cum Deo, ita eadem, qvae Deus, agit. Er weiset / wie Gott es wunderlichalso schicke / daß nachdem ein Reich es bedürffe / bald Kriegerische bald friedliebendeHerren aufkommen. Sic, fährt er fort / in Romano Imperio bellatori Romulo pacificuspiusqve Numa, in Hebraeorum populo triumphatori hostium suorum Davidi, populi suitotiusqve orbis locupletator Salomon; sic Tu deniqve, Rex Auguste, divo parenti Friderico20

Wilhelmo Magno successisti, cui licet ille innumeris victoriis immensum qvantum Impe-rium auxerit, cum bellandi gloria non cesseris, majus in pace decus acqvisivisti, qvam illetriumphis omnibus.

Er sagt weiter / man habe sich vor alten Zeiten entweder eingebildet oder gedichtet /als werde von dem Meere / so an Preussen stößt / die Erde umbgeben und geschlossen / es25

gehe die Sonne alda auf / und könne man ihren Schall / wenn sie hervor breche hören undes würden alhier die Götter in einer viel schönern und fürtrefflichern Gestalt gesehen.Dieses aber treffe anjtzo würcklich zu / da Ihr. Königliche Majest. indem sie den verwun-derswürdigen Glantz ihrer hohen und Königlichen Tugenden durch den gantzen Erdbodenergossen / itzo in den Preußischen Landen durch Annehmung der Königlichen Würde einer30

neuen Sonnen gleich / viel herlicher und allerdurchlauchtigst hervor gebrochen. An wel-cher Herligkeit auch die Großmächtigste Königin ihren Theil nehmen könne. Comme-morata priscis seculis ac ob inusitatam fortunam commendata est Lacedaemonia Lampido,

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85N. ma1810 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

sagt er / qv od e a d em e t R eg i s f i l i a e t ux o r e t ma t e r f u e r i t . In hac vero uti nihil,si ab hoc uno recesseris, illustre fuit, qvo cum Augusta Regina nostra conferri qveat: sichac qvoqve in parte ab ea superatur, u t qv ae E le c to r i s , q v i pa r e s Reg i bus sun tF i l i a , So ro r e t Nurus , Reg i s Con j ux e t n on un i u s t an t um, qvem nob i sded i t , Reg i s Ma te r , s ed m ul to rum l ongo o rd ine secu tu ro rum, u t p r eca - 5

mur , gene t r i x fu tu r a e s t .Weiter hinunter stehet / es sey Preussen Ihr. Majestät eben so verbunden als wie

ehemahls die Provintzien des Römischen Reichs dem Keyser Hadriano, der alle seineLänder durchreiset und / wo sie es bedurfft / verbessert und ihnen aufgeholffen. Und wienun diese ihme hievor meistentheils ihre Müntzen untern Titel Achajae, Galliae, Hispaniae 10

oder Africae Restitutoris gewidmet / so könne ihre Königliche Majestät mit allen Fug undRechte Restitutor Borussiae und Felix Reparator temporum heissen / da er diesem berühm-ten Volcke die längst verlohrne Königliche Würde wieder gefunden und eingebracht. Undweil die Marck nicht weniger / wie auch insonderheit die Universität Franckfurt / sich desKöniglichen Schutzes erfreuet / so wünschet er mit gar nachdrücklichen Worten Ihr. Kö- 15

niglichen Majestät und dero Königlichen Hause zur Wiederkunfft aus Preussen Glück undalles hohe Wohlergehen.

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86 N. ma1813III. REICH UND EUROPA

ma1813. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 13–28.5

Stückeinleitung:

V. Grösseste Erhöhung von Preussen und höchste Glückseeligkeit aller Königl[ichen] undChurfürstlichen Lande insgemein und dieser Städte insonderheit unter und durch * * *Friederich König in Preussen etc. etc. etc. und das * * * Haus Brandenburg / nach derVorstellung wie solche geschehen in der Ehren-Pforte / welche gegen den ersten öffentli-10

chen Einzug Sr. Königlichen Majestät in dero Residentz Städte [. . .] nach der * * *Königlichen Salbung von E. E. Raht der Stadt Berlin * * * gesetzet / eingerichtet aber undbeschrieben worden von Sebastian Gottfried Starck. Berlin. Fol. 6. Bog.

Mit was vor Pracht und in was schöner Ordnung Ihr. Königl. Majest. Maj. der erstenEinzug nach ihrer Wiederkunfft aus ihrem Königreich Preussen in das Residentz-Schloß zu15

Cölln an der Spree gehalten / würde hierzu erzehlen viel zuweitläufftig fallen. Daher wirohne Verzug zu der einen Ehren-Pflorte des Raths zu Berlin und deren Inscriptionenschreiten. Wer aber gerne den Einzug geschrieben haben wolte / denselben verweisen wirin der Raisonn. Welt dieses Jars III. Theil p. 193. sq. allwo er seine curiosität in etwas wirdvergnügen können.20

Besagte Ehrenpforte1 nun ist von dem gelehrten Herrn Starck Conrectore in Berlinerfunden und unter des Königlichen Bau-Directoris Herr Grünebergs Aufsicht in Corin-thischer Ordnung aufgeführet. Die Höhe erstreckete sich auf 17. Werckschuhe / so in3. Aufsätze eingetheilet / mit 2. Haupt-Thoren im Bogen-Schluß / und 2. etwas niedrigerngevierdten Seiten-Pforten. Die figuren / Gemählde / Inscriptiones etc. stelten die Historie25

vor / wie Preussen an das Durchl. Haus Brandenburg kommen / an Praerogativen immergewachsen / und endlich zu einem Königreich erhoben worden. Im untersten Stock waraussen auf den 2. Seiten / da die Haupt-Thore durchgehen / die Acqvisition des Landes in

1 Diesen Auszug haben wir aus den Hamburgischen Remarqven guten Theils ent-lehnet.30

21 Starck: Sebastian Gottfried Starcke war 1698–1705 Konrektor am Gymnasium zum GrauenKloster.

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87N. ma1813 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

4. Statuen / und eben so viel Unterschrifften und Schildereyen vorgestellet. 1. Auf derSeite gegen das neue Königs-Thor / stund zur lincken die Statua Alberti letzten Groß-Meisters des Deutschen Ordens in Preussen / der Anno 1525. den 10. Apr. vom KönigeSigismund in Pohlen zum ersten Hertzoge in Preussen gemacht worden / und unter ihm dieWorte: Albertus Marchiae Brandenburgicus Prussiam Ducatum fecit A. O. R. M. D. XXV. 5

Uber der Statua war im Sinnbilde eine Landschafft gemahlet / über welcher ein großWetter stund / daß aber von der durchstrahlenden Sonne wieder zertrieben ward / ((zielen-de auf den damahligen Zustand von Preussen)) mit dem Beywort: Modela malorum. II.Auf eben der Seite zur rechten Hand stund die Statua Joachimi II. Churfürstens zu Bran-denburg / der nach erstbesagten Alberti [1568.] erfolgten Tode von Könige Sigismundo 10

Augusto in Pohlen die Mitbelehnung erhalten / und die Anwartung auf Preussen zu erst andie Chur-Linie gebracht / mit der Unterschrifft: Joachimus II. Elector BrandenburgicusPrussorum spem smpliorem reddidit A. O. R. M. D. LXIX. Und weil nach der Belehnungder König dem Hertzog das Privilegium ertheilet / in Religions-Sachen der Augspurgi-schen Confession zu folgen / so praesentirte sich über ihm wieder ein Land-Stücke / da die 15

Morgenröthe und der Sonnen-Aufgang vorgebildet / mit der Beyschrifft: Hac lucis origo.III. Auf der Seite gegen das Schloß / zur lincken Hand die Statua Joachimi Friderici Churf.zu Brandenb. der als Vormund des schwermüthigen Hertzogs in Preussen Alberti Fridericizum ersten aus der Chur-Linie die Regirung über Preussen geführet / auch sich Anno 1605.huldigen lassen / und unter ihm: Joachimus Fridericus Elector Brandenburgicus Prussiam 20

Tutor rexit A. O. R. M. DC. V. Weil er nach 2. Jahren wieder verstorben / und der Zustanddes Landes in so kurtzer Zeit nicht vollkommen können verbessert werden / war über ihmim Sinnbilde abermahl eine Landschafft / über welcher der Himmel mit Wolcken über-zogen / und die Sonne unterzugehen schiene mit der Beyschrifft: Hic ostendetur terris. IV.Zur Rechten die Statua Chur-Fürst Joh. Sigismundi, der Anno 1611. nebst seinen Herren 25

Brüdern vom Könige Sigismundo III. mit Preussen belehnet / auch er selbst / noch beylebzeiten des schwachen Hertzogs (der erst 1618. verstorben)) in die Völlige Possessioneingesetzt worden / mit der Unterschrifft: Johannes Sigismundus Elector BrandenburgicusPrussiam novo Regimine illustravit A. O. R. M. DC. XI. Dahero stund über ihm einLand-Stück gemahlet / da alles im besten Wohlstande / und die Sonne mitten am heitern 30

Himmel und im vollen Glantze zu sehen / mit dem Beyworten: Omnia sic rident.Im andern Aufsatz war die Erhaltung der Souverainete über Preussen durch den

grossen Friedrich Wilhelm vorgestellet. Daher auff der Seite gegen das Thor dessen wohl-erkäntliche Statua ohne Unterschrifft. Hinter ihm 2. Schildereyen / zielende auf den zu

10 1550. D ändert Hrsg.

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88 N. ma1813III. REICH UND EUROPA

Welau 1656. geschlossenen Vertrag (sonst der Friede von Ridgosc und Bromberg ge-nanndt) und die 1663. erfogte Execution des Friedens / da die erst souveraine Erbhuldi-gung in Königsberg geschen. Und also war

I. In der Schilderey zur Lincken der Friede / unter dem Bilde einer Jungfer / fast wiedie Victoria, auffm Kopff einen Lorbeer-Crantz in die Haare einefolchten habende / im5

lincken Arm lag ein Palm-Zeig / hinter ihr stunde ein Tropaeum an einen grünen Baumeaufgerichtet: auf der rechten führte sie eine Taube / so im Schnabel einen Oel-Zweig hielt:Vor ihr lag ein mit Früchten angefülltes Horn. Sie selbst führte noch auf dem Schoß eineCrone / war in Prupur und darüber in einen Königlichen Mantel gekleidet / die Souverai-nete anzudeuten. Sie saß / des Friedens Dauerhafftigkeit abzubilden. Der übrige Grund der10

Schildereyen war ein Land in der Höhe mit Palmen / im übrigen mit Oel- und andernBäumen besachsen / dabey die Jahr-Zahl M. DC. LVI.

II. Zur rechten eine sitzende Weibs-Person in Prupur und sonst prächtigem Habit /neben der auf einem Tische Vron und Scepter lagen. Hinter ihr auf dem Throne hielte derPreußische und Brandenburgische Adler an einer Crone ((Gloria Brandenburgica)) im15

lincken Arm hatte sie einen Oel-Zweig liegen. Vor ihr stund eine andere auch ansehnlichgekleidete Jungfrau / überreichende auf einem Polster mit einer Reverence ein paar Schlüs-sel. Neben dieser kniete eine andere in weisser Kleidung. Diese legte die HAnd auf dieBrust / die andere kehrte sie in die Höhe / und reckte als schwerende die vordern Fingerauf; Im Kleide war der Preußische Adler gestickt. Jene bedeutete die Execution des Frie-20

dens und Ubergabe des recordirten, die die Huldigung. Dabey stund M. DC. LXIII. undunter beyden Feldern zusammen: Pruussia sibi asserta.

Auff der Schloß-Seite stund mitten über der Pforte ein Herold in einem Wapen-Rockauf welchem der Preußische Adler zu sehen / in dem eine Crone eingestickt / in der Handein Scepter / auf dessen Spitze ein Adler ruhete. Hinter ihm war der Anno 1679. in Preus-25

sen zu Ende gebrachte Krieg in 2. Schildereyen vorgebildet.III. Zur lincken Hand eine Jungfer (die Brand. Tapfferkeit) wie die Pallas gebildet /

nur daß auf dem Helm der rothe Brandenb. Adler / aufgeschürtzt gehene / mit der Handeinen alten Mann zu Boden stossende / und über ihm hin eilende / auch an den FüssenFlügel habende (andeutende den March übers gefrorne Curische Haf / da die Armm in30

wenig Tagen bey 80. Meilen machiret). Der Alte (so der Winter) bließ zwar in grosserMenge Schnee-Flocken aus / allein sie flogen alle auf die Seite / und hinderten die Persohngantz nicht / welche bey der Hand / wo sie den Schild führete / von einer aus der Wolckengehende Hand geleitet ward. Der gantze übrige Grund praesentirte das mit Eiß bedeckteHaf / und den March der Chur-Brandenb. Armee in 3. Linien darüber / darbey die Jahr-35

Zahl M. D. LXXIX.

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89N. ma1813 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

IV. Zur Rechten die eben dieses Jahr erfolgte Action bey Tilsit / unter dem Bildeeiner Jungfer / so wie vorige gestalt. Vor ihr lag auf der Erde eine verwundete gantzschüchtern aussehende / sie um die Knie fassende und also um Barmhertzigkeit und Hülfftbittende Frau / in zerissenen Ober- und einem dunckel Trauerfarbigen unter-Kleinde; indenen das Preußische Wapen / ((als welches Land sie andeutete) gestickt. Uber diese 5

deckete die gewafnete Jungfer (die Brandenb. Tapferkeit) ihren Schild mit der Lincken; mitder Rechten aber führete sie einen Spieß / und eilete damit einem nach alter Röm. Artgewafnetem Soldaten nach: Derselbe hielt über sich einen Schild / so aber zerbrochen /und in der andern Hand führte er einen Degen / und war am Haupt und Brust verwundet /und übrigens in der Flucht vor der nacheilenden Jungfer begriffen (der verwundne Feind)). 10

Der übrgie Platz stellete ne Niederlage / als ob da eine Schlacht geschehen / vor / mitderJahr-Zahl M. DC. LXXIX. und unter beyden Stücken stund: Prussia sibi defensa.

Im obersten Stock / der etwas zugespitzet / war auf beyden Seiten folgende Haupt-Inscription eingebracht: FRIDERICO PRUSSIAE. REGI PRINCIPI. PIO. FELIC. AU-GUSTO. PATRIAE. PATRI. SUSCEPTO. DIADEMATE. REGIO. CUM. AUGUSTA. ET. 15

PRINCIPE. JUVENTUTIS. REDUCI. und die unter dem Haupt-Gesims darzu gehörigeWorte: Senatus. Populusqve. Berlinensis. fieri. fecit.

Uber diesen allen stund noch ein Auffsatz / der das nun aufgerichtete Königreichvorstellete / nemlich auf der Seite gegen das Thor ein Himmel unter welchem des KönigsStatua in vollem Curis mit Crone / Scepter und Mantel. Auf der andern Seite das gantze 20

Köngliche Wapen / wie solche itzo eingerichtet.Auf den 4. Ecken ausser den Tropaeis des andern Aufsatzes waren 1. zur lincken

gegen das Thor die STatua der Gottes-Furcht / darunter: Pietas Augusti. In dem Felde unterihr / ein die Wolcken übersteigendes Gebürge / auf welchem ein Adler in Ara Joris ruhigsitzende und den Himmel ansehende / da unterm Gebürge im Thale ein grosser Sturm und 25

Ungewitter zusehen / mit der Unterschrifft: Hoc fulcimine tutus. II. Zur Rechten die Statuader Gerechtigkeit / drunter: Justitia Augusti. Im Felde unter ihr / grosse und kleine Schif-fe / die doch mit einerley Wasser und Wind fahren / mit dem Worten: Suum cuiqve. III.Auf der Schloß-seite zur Lincken / die Statua der Klugheit / neben der einen Eule / als dasalte Vorbild der Vorsichtigkeit und Bedachtsamkeit / darunter: Providentia Augusti. Im 30

Felde unter ihr ein fliegender Adler / der die Augen nach der Sonnen wendete / und in dereinen Kaluen einen Donner-Keil / in der andern einen Mercurius-Stab ((Ernst und Güte))führte / mit der Beyschrifft: Congrua Mundo. IV. Zur Rechten die Tapferkeit / mit Forti-tudo Augusti. Im Felde unter ihr ein schlaffender Löwe / mit dem Zuwort: Nemo meimpune lacesset. 35

Inwendig waren die 4. Seiten zwischen den 4. Thoren mit 8. Schildereyen bekleidet /darinnen die vornehmsten Thaten des Königs vorgestellet. Die obern 4. präsentirten I. die

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90 N. ma1813III. REICH UND EUROPA

Aufnehmung der Frantzösischen und Pfältzischen Flüchtlinge / unter dem Bilde einer aufdem Thron sitzenden Königl. Person ( (Gloria et Clementia Brandenb.) so den Sceptergegen eine vor ihr niederfallende / ausgereckt. Hinter dieser war die Verfolgung fast einerFurie gleich / haltende in einer Hand Feuer und Schwerdt / in der andern eine Peitsche mit3. Knoten. Zur Seiten des Throns ein Altar / auf dem das Feuer gerade auf nach dem5

Himmel brennete: (Exercitium Religionis) dabey die Schirfft: Exulum multa millia recepta.II. Die Einrichtung des armen Wesens. Die Liebe in Gestalt einer Frauen / an die sich einKind drücket / worbey noch 2. vor ihr sich küssende Kinder. ((Einfalt und Unschuld.)) Sieselbst legte die Lincke auf die neben ihr stehende Barmhertzigkeit / und wiese mit derRechten auf die vor ihr auf den Knien liegende Armuth / welcher die Barmertzigkeit / Brod10

und Kleider bot. Auf der Seite das neue Berlinische Armen-Hauß / und dabey die Worte:Pauperum cura suscepta. III. Die Aufbauung unterschiedl. neuer Kirchen zu Berlin; dieReligion gantz in Prupur gekleidet / über den Kopff einen doppelten weissen und blauenSchleyer (unschuldig und den Himmel verwand) / in der Lincken ein aufgeschlagen Buch /darinnen die Schlange Mosis und ein Crucifix zu sehen ((A. und N. Testament)) auf Beyde15

gieng von oben her ein Strahl / auch von Beyden wieder zurück nach der Person Haupt undHertzen (Erleuchtung): Im Arm hatte sie ein Creutz / neben sich einen Ancker ((Glaubeund Hoffnung)) / in der Rechten einige über einander liegende Papiret / auf deren oberstendie in der Friedrichs-Stadt zu bauende Kirche gezeichnet. Auf der Seite war die schonfertige Kloster-Strasse zusehen / und dabey: Aedes sacrae instauratae.20

Die Aufrichtung der Universität Halle. Die Weißheit sitzende / unter einem blauenHimmel / hatte im lincken Arm den Mercurius-Stab (Geschicklichkeit und Beredsamkeit)aufn Kopf einen Hut / der mit einer Krone ausgesticket; neben ihr 3. Bücher mit den titeln.1. Biblia. 2. Corpus juris. 3. Hippocrates et Galenus: aufm Schoß ein aufgeschlagenesBuch / die Philosophie: mit der Rechten wiese sie auf einen vor ihr stehenden Jüngling /25

ihn der neben sich stehenden Jungfer gleichsam recommendirende. Der Jüngling (derFleiß) hatte in der Rechten eine Lampe / aufm lincken Arm Herculis Keule; (Muth diehinderne Laster zu überwältigen.) Vor ihm auf der Erden lag ein geflügeltes Kind / wie dieNacht / aufn Haupt einen Krantz von Mohnköpfen habende / dergleichen auch neben ihmlagen. Solche aber waren entzwey / auch die Pfeilen / so es nebst Bogen in der andern30

Hand führte / zerbrochen / schläfrig und weinend aussehhende / welches die von Kunstund Tugend niedergeschlagene Wollust und Laster bedeutet. Die Jungfer neben der Weiß-heit ist die Ehre / mit einem mit Edelgestein besetzten Diadema auf dem Kopf. Zu dieserstreckte der Jüngling die lincke Hand aus. An ihrem lincken Arm hiengen atliche Lorbeerund Epheu-Kräntze / und mit dieser Hand praesentiret sie ihm einen Ring / mit der rechten35

einen Doctor-Hut. Der übrige Grund war ein lust-Garten / auf der Seite ein Wald / Ameiß-Haufen / einige StadtThürme / und das Wapen von Halle / mit der Beyschrifft: Nova sedes

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91N. ma1813 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

studi- primis Halae data. Unter diesen waren wieder 4. Stück. 1. das Aufnehmer der Städ-te / sonderlich Berlins. Die Magnificence in einem kostbaren Gemach und Kleide / nebenwelcher Krone und Scepter lagen. Von 3. Kinder wurde ihr vorgewisen 2. Zeichnungen desKönigl. Schlosses und der langen Brücke. Ausserm Gemach ein Feld und Garten / da dieKinder ackerten und gruben / dabey eine Gärtnerin / die aufn Kopfe und untern Armen 5

Früchte trug / dabey: Splendor Urbin- cultius agrorum auctum. II. Das Aufnehmen derKauffmanschafft / und Manufacturen. Eine Frau am Tische litzend / vor sich viel Briefeund ein linirtes Buch habende und zum Schreiben sich anschickende (Correspondence undBuchhalten): auf der Erden lagen 1. Haupt-Buch. 2. Journal. 3. Schuld-Buch: zur Seitenviel Wahren: it. ein paar splielende Kinder / eins mit der Elle messend / das andere einen 10

Werfft haltende: vor ihr stund die Nutzbarkeit mit einem Krantz vom Oel und Eichen-Laubauf dem Kopfe / und reichte der sitzenden Jungfer etliche Geld-Beutel / im Lincken Armhatte sie ein Cornu copiae, aus dem Gold und kostbahre Geschirre fallen; neben ihr eineeiserne Geld-Kiste. In der Ferne die neue aufn Friedrichswerder erbauete Schleuse / mitder Beyschrifft: Mercatorum et opificum numerus amplificatus. III. Die Anno 1691. 1. Juli 15

zu Berlin aufgerichtete Kunst- und Mahler Academie. Ein fliegender Engel haltende in derLincken das Wapen der Mahler / dessen Schild-Halter der Preußische und Brand. Adler /darüber die Königl. Krone; und einen aufgesprungenen gekrönten Granat-Apfel / als derAcademie Signet; in der Rechten eine Posaune. Unter stunden 3. Kinder: 1. mit der Poli-te/Pinsel und Mahler-Stock / so die Mahlerey: 2. mit einem Senckbley etc. so die Archi- 20

tectur: 3. an einem steinernem Bilde arbeitende / so die Sculptur und Bildhauer-Kunstvorstellet. Auf deren Seiten allerhand Geometrische Instrumenten / ein höltzerner Glieder-mann / ein Gipskopf / und dergleichen Brustbild / zielende auf die zur Kunst nöthigenWissenschafften. Dabey geschrieben Academia Pictorum et Artificum fundata.

IV. Die am 1. Julii 1700 auffgerichtete Societaet der Wissenschafften. Eine sitzende 25

Jungfrau in blauen ober- und grünen Unter-Kleidern (die Weißheit) in der Rechten einenMercurius-Stab / in der Lincken vor sich auf dem Schoß ein Buch mit dem Titel: de Usu etNatura Rerum. Zu ihrer Rechten die Ober-Welt als eine Jungfrau / deren blaues Ober-Kleidmit Sternen / daß Untere / so Silber-weiß / mit Vögeln / Fliegen / und Mücken burchwirck-et / umb welches unter herumb eine güldne Borte / die Refraction der Sonnen-Strahlen 30

auzeigende: aufn Kopf einen Krantz von den 7. Planeten / umb den Leib einen Gürteldarauf der Zodiacus, in der Rechten einen Tubum, neben sich eine himmels-Kugel haben-de. Zur Lincken die Unter-Welt in grünen mit allerhand Blumen durchstickten Ober- undbraunen mit Silber und Gold gestreifften Unterkleidern / umb den Rock eine silberneFrange, und über diese noch eine Perlen-Schnur tragende / das die Erde umgebende Was- 35

ser und seine Schätze zubedeuten: aufn Haupt eine Krone von Castelen / umb den Leibeinen Gurtel mit Edelgesteinen: in der Lincken einen Compas mit der Magnet-Nadel;

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92 N. ma1813III. REICH UND EUROPA

neben ihr die Erd-Kugel / hinter ihr ein Löwe. Beyde geben hinter der Weißheit einanderdie Hände. Vor der Weißheit 3. Kinder: 1. ein Sceleton ansehend / und in den Händen eineAbzeichnung des Menschlichen Geäders habende (Anatomia) 2. mit Kolben / Retorten undSchmeltz-Tiegeln spielende (Chymia) 3. an einen Finger spielweise durch Hülffe einerMachine eine grosse Last in die Höhe windende (Mechanica.) In der Ferne das bald fertige5

Observatorium mit Tubis, Qvadranten etc. und über der Thür der Societät Symbolum, einnach den Sternen der Adlers fliegender Adler mit den Worten: Cognata ad sidera tendit.Die Schrifft zur gantzen Schilderey war: Nova Scientiarum Societas fundata.

Uber diesen Schildereyen waren zu beyden Seiten 2. Chore erbauet / darauf sic hdieMusic und Instrumenten hören liessen. Zu oberst aber mitten in der grossen Durchfahrt10

war an der Decke eine Schilderey / so die gantze Historie des Hauses Brandenburg vonFriderico I: biß auff den Königl. Cron-Printzen vorstellete. Oben waren etliche gantz helleaus einander immer ins grössere lauffende Creiße / biß ans Ende / da die Creiße nicht mehrso helle; die Ewigkeit andeutend. Mitten in den Creißen ein feuriger Triangel / der die3. Hebräische Buchstaben Jod enthiel / und das gantze Werck erleuchtete. In den Creißen15

umb den Triangel herumb eilff Sterne / und in deren jeden ein Chur-Hut / so viel nemlichChur-Fürsten aus diesem Hause schon gestorben. Weiter unter / ausser dem hellen Platz /flog die Zeit in Gestalt eines alten Mannes mit Wolcken umbgeben / sehende in die Ewig-keit / und weiende dahin mit der Rechten eine Krone / mit der Lincken einen Chur-Hut /Se. königliche Majest. zubedeuten. Am Ende des Stücks ein biß zum Wolcken ragendes20

Gebürge / darauf die Natur saß / als eine Frau mit vielen Brüsten. Diese hatte in denArmen ein Horn / aus dem eine menge Kinder-Köpffe heraus sahen / aufm Schoß einenoch nicht ausgearbeitete Crone. Vor ihr kniete eine emsich an der Crone arbeitendeJungfer / neben der 2. Bücher Historia Principum und Ars imperandi. wobey noch einigeMathematische Instrumenta und ein Globus; hinter der Natur eine Frau wie Pallas, tretende25

auf einer Medusae Kopff / und mit der rechten der arbeitenden Junger Edelgesteine zu-reichende (die Auferziehungs-Kunst und Tugend bedeutende / welche sammt der Natur denCron-Printzen vollkommen zu machen bemühet). Ins Gebürge hinein eine Grufft / darin-nen Bügel und Ringe zu Cronen / deren doch noch keine fertig / die künfftige Zeitenbe-ckende.30

Beym Einzuge selbst stunden in den 2. Neben-Thoren auf 2. Postamenten, 2 leben-dige Romanisch gekleidete Jungfern; die zur Rechten in roth / die Fasces im lincken Armhaltend; die zur Lincken in blacu / mit dem Berlinischen Stadt-Wapen aufm lincken Arm.Diese beyde sungen im Durchzuge drey schöne Arien auf Ihre Majestäten den König unddie Königin und ihre Hoheit den Cron-Printzen.35

12 Cron-Printzen: Friedrich Wilhelm.

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93N. ma1828 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1828. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 28–29. 5

Stückeinleitung

VI. Emblemata vesperi illuminata post vere Regalem primi e Christianis in Borussia Regisin Regiam Berolinii sedem ingressum die IX. Maji. fol.

Einige am Abend beym Einzuge Ihr[er] Königlichen Majest[ät] in Preussen illuminirteSinnbilder. 1. Bog. 10

Es sind ihrer an der Zahl fünffe / und jedem sind lateinische Verse zur Erklärung beyge-füget; das Letzte stellet einen auffliegenden Adler mit Scepter und Schwerdt vor; so daßauf jenen zu oberst das Auge der Klugheit stehet / dieses aber mit Lorbeerzweigen um-wunden ist. Worüber: H i sce a l i qvando . Unten: Qvod bene vor ta t O lympus !

12–14 das . . . Olympus : vgl. Emblemata vesperi illuminata, [1701], S. [4].

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94 N. ma1829III. REICH UND EUROPA

ma1829. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 29–20.5

Stückeinleitung

VII. Gedächtniß und Ehren-Pforte als [. . .] Friedrich / König in Preussen [. . .] seinenKöniglichen Einzug [. . .] in [. . .] Berlin / Cölln / Friedrichs-werder [. . .] hielte / [. . .]

gesetzet von C. Ransleben. Cölln an der Spree. Fol[io]. 3. Bog.

Diese Pforte ist nur aus dem Papiere erschienen und sind die Sinnbilder derselben von10

lauter Adlern hergenommen. Daher schickt sich gar wohl / daß er hinter die Titel-Seite ausEsa. 40. den 31. Vers gesetzt: Die auf den Herrn harren / Kriegen neue Krafft / daß sieauffahren mit Flügeln wie Adler. Unter den Versen womit geschlossen wird / ist dieseStrofe von Invention:

Der Zeiger an des Königs Uhr / der geht hirbey zurücke;15

Er stund auf drey 1 nun zeigt er eins; das deutet lauter Glücke.Der wahre GOtt / der eins und drey / bewahre Reich und Cron /Den König und die Königin und deren eintzgen Sohn.

1 Fridericus III. Elect[or] Brand. Fridericus I. Rex.

15–18 Der . . . Sohn: CHR. RANSLEBEN, Gedächtniß- und Ehren-Pforte, [1701], Bl. [A 6]v.

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95N. ma1830 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1830. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 30–34. 5

Stückeinleitung

VIII. Friderici Regis Borussorum S. R. J. Archicamerarii et Brandenb. Elect. etc. cumRegalis Imperii Insignibus susceptis e Regio monte redux prid. non Majas MDCCI. Co-loniam ad Svevum ingrederetur, exoptatissimum in Urbem introitum eodem die Vitem-bergae Saxonum solemnis gratulationis celeritate in templo Arcis publice instituta vener- 10

abatur Jö. Gvil. Bergerus Halis Saxo Poes. Prof. Publ. fol.

Joh. Wilh. Bergers zu Wittenberg üffentlich auf Ihr. Königl. Preußische Majest. prächtigenEinzug zu Cöln an der Spree nach vollendeter Crönungs-Somennität gehaltene Lobrede.6 Bog.

Der Professor Berger redet gleich anfangs von dem nach vollbrachter Crönung prächtigen 15

und recht Königlichen Einzuge in die Königliche Residentz zu Cölln an der Spree:

Ergo, Rex, Friderice, redis, meritoqve reportansVertice gemmari radiantia pondera Cinctus,obvia sidereo praestingis lumina vultu,Sceptra refers nulli majorum tradita, magnis 20

Major avis atavisqve Tuis, primusqve factatus,Regales patriis Fasces penetralibus infers.Te litui, flexaeqve Tubae, pulsataqve plectroTympana, Te strcito praecedunt Martia ferroAgmina, nec solito testantur gaudia cultu. 25

post bellatrces Aqvilas, ostroqve superbosCornipedes, interqve novae spectacula pompae,Nobilitas vestis pictai dives et auri,Flos veterum virtusqve virum, fulgentia vibratArma. Qvid Heroas reliqvos, currusqve micantes, 30

Cetera qvid memorem tanti miracula ritus?I⟨ – ⟩ medius, similisqve Deo, dum sidere flagrasArdet apex capiti, repetitaqve fulgura jactat.

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96 N. ma1830III. REICH UND EUROPA

QVolibet intendas aciem, ceu sole fulgataNubila dispellis, tempestatesqve serenas,Exiccasqve genis lacrymas et pectora luctuSolvis et impresso langventia membra vigoreInstauras, vitamqve novo cum sanguine reddis.5

Undiqve turba coit, vigil omnis et emicat aetas.Conspectu recreanda Tuo.

Von den hohen Verdiensten und der löblichen Regierung der Brandenburgischen Churfürs-ten / ihrer Königlichen Majest. Vorfahren / sagt er also:

Hic amor et cura fuit, defendere pulsas10

Virtutes, et dite novas propignere dono:Irasci gratiter vitio, poenisqve luendisProfligare nefas et caesa tollere stirpe.Ingeniis firmare decus, nec origine, frugiSed genio, finire bonos, usuqve futuro:15

Parcere subjectis et publica commoda semperImmensis augere bonis: commercia multisInvitare modis: fluvios aptare ferendisNavbibus, Aceanoqve graves immittere puppes:Desertos vastosqve lovos opplere colonis,20

Vrbibus et vicos aeqvare: fovere paternisImperiis alia cives regione vocatos:Iustitia placidae retinere feracia pacisOria, nec rupto vicinos laedere finesFoedere: qvin aliis, si perfida tela ministret25

Ambitio, pacem svadere, repellere bellum:Sin nihil effidiant monitus, occurrere ferro,Et conferre manus et debellare minaces.Artibus his, qveis summa stetit prudentia, tantumBrennopyrga domus valuit, successus ut omne30

Emensus voti spatium, pugnantia fataVenceret, et dominam vitrus fortunaqve gentemSuppositis pariter manibus sub sidera ferrent.

Nachdem er nun hierauf den grossen Friederich Wilhelmen / so wie er es verdienet /gerühmet / sagt er von dessen Sohne dem itzigen neuen König:35

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97N. ma1830 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Summa sed avectis alte fastigia rebusImponis, Friderice, datus, qvo moribus omnesAbsolvas nomeros perfecti Principis Orbi etc. etc. etc.

Es wäre der mühe werth alle artige Ausdrückungen und die poetischen Erdichtungen desgantzen Carminis / so sehr wohl gerathen / allhier vorzustellen / allein der enge Raum 5

heisset uns vor itzo mit diesen wenigen abbrechen.

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98 N. ma1834III. REICH UND EUROPA

ma1834. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 34–35.5

Stückeinleitung

Einige Sachen / so zuspät eingelauffen sind / und also nicht an ihrer rechten Stelle in derOrdnung erscheinen können.

Es ist darunter erstlich die:

IX. Ausführliche und richtige Beschreibung aller [. . .] Solennitäten und Freuden-Bezeu-10

gungen / nebst beygefügten Illuminationen / welche an dem Crönungs-Feste [. . .] Frie-derichs / Königs in Preussen etc. am 18. Jan[uari] 1701. die Stadt Halle allerunterthänigsterwiesen. Hall[e]. fol. 4. Bog.

Was hierinnen begriffen / zeigt der Titel klärlich an / und sind der Illuminationen ungleichmehr allhier / als in dem im vorigen Monathe n. VII. berührten Tractätgen gleiches Inhalts.15

Unter den Illuminationen hat nebst andern vor der Apotecke zum blauen Hirsch ge-mahlt gestanden / eine Kutsche / worinnen Churfürst Friedrich Wilhelm der Grosse und dieverstorbene Churfürstin / Frau Dorothea / höchst-seel[igen] [Andenckens] gesessen / nacheinem Hirsch geschossen und selbigen durchs Hertze getroffen / von welcher BegebenheitHr. Bernardus A lb inus Phil[osophiae] et Med[icinae] Doct[or] et Prof[essor] Publ.20

Ord[inarius] zu Franckfurt an der Oder (jetzo Königlicher Leib-Medicus) an[no] 1686.den 20. Nov. eine schöne Disputation gehalten untern Titel: De [ce rvo ] corde g landep lumbea t ra j ec to , [. . .] welche der Hr. Respondent [. . .] Georg Conrad Wolff / einBerliner der damahligen Churfürstin [. . .] dediciret: oben über dem Gemählde war ge-schrieben: in omen Reg inae . Unten aber: Miraculum Dorotheae Electricis Branden-25

burgicae.

18 Andencken D ändert Hrsg. nach Ausführliche und richtige Beschreibung 22 cervi D ändertHrsg.

15 n. VII.: Unsere N. ma1731. 16–S. 99.3 Unter . . . d igno : vgl. Ausführliche und RichtigeBeschreibung aller derjenigen Solennitäten und Freudenbezeugungen / nebst beygefügten Illuminationen;Welche an dem Crönungs-Feste Des . . . Herrn Friederichs / Königs in Preuszen / . . . am 18. Januari anno1701. die Stadt Halle allerunterthänigst erwiesen, [1701], Bl. Bv. 24 dediciret: s. B. ALBINUS [Praes.],Dissertatio de cervo corde glande plumbea trajecto a serenissima electrice Brandenburgica Dorothea,[Resp.] Wolff, G. C., 1686, Bl. Av-A 3v.

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99N. ma1834 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Sonst sind illuminirt erschienen ein [. . .] nach der Sonnen fliegenden Adler [. . .] denzwey Hunde anbelleten mit dem Beyworte: Supra inv id iam . Der fliegende Mercuriuseine Crone haltend mit der Uberschrifft: Non n i s i d igno .

Uber die Königliche Crone ist geschrieben gewesen: Dat nova nomina fa s t i s .Anders wo ist präsentiret worden: FrIDerICVs prIMVs ReX BorVssIae pIVs, strenVVs, 5

gLorIosVs. [. . .]Vor [. . .] des Fürstl. Anhaltischen Geh. Raths und Cantzlers zu Cöthen / [. . .] Herrn

von Timaes Behausung sahe man unter andern den Widder an dem Thier-Kreise mit derUberschrifft: Fe l i c e s inchoa t annos . [. . .] Eine Ehren-Pforte mit der Beyschrifft:Gaude t sub pondere Te l l u s . [. . .] Ein mit einen Lorbeer-Zweig umwundener Degen / 10

dabey: Utroqve c la re sce re pu l chrum.

4 Uber . . . f a s t i s : vgl. Ausführliche und Richtige Beschreibung, [1701], Bl. [C 2v]. 5 f. Anders. . . gLorIosVs: vgl. Ausführliche und Richtige Beschreibung, [1701], Bl. Dr. 7–11 Vor . . . pu l ch rum :vgl. Ausführliche und Richtige Beschreibung, [1701], Bl. Dv. 8 Timaes: Johann Heinrich von Timäus.

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100 N. ma1836III. REICH UND EUROPA

ma1836. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 36–38.5

Stückeinleitung. Vorlage: Allerunterthänigste DEVOTION, Welche Bey dem höchst-feyerlichen Crönungs-Fest Des Aller-Durchlauchtigsten / Großmächtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friederichs / Königs inPreussen . . . Aller-gehorsamst abstatten solte Das Gymnasium zu Halle. Halle [1701]. OffensichtlicheDruckfehler stillschweigend korrigiert.

X. Seculi novi novum in Borussia Regem in templo Gymnasii Hallensis [. . .] subjectissimo10

honoris cultu devenerandum indicit Joh[annes] Praetorius Gymn. Hall. Rector. Halae. fol.

Daß dem neuen Kön ig in P reus sen b ey Anfange des neuen Secu l i d i eun t e r t hän ig s t e Schu ld igke i t im Hä l l i s chen Gymnas io so l l e beze ige t w e r -den / s age t a n Joh . P rä to r i u s Rec t o r da se l b s t . Nebs t beyge fug t e r abge -sungenen Ar i e . 2 . Bogen .15

IN diesem Programmate wird angesaget / daß eine Lateinische Oration / und ein in deut-schen Versen abgefastes Panegyricus gehalten werden solle; welches auch den 21. Jan. mitgrossen Vergnügen der Zuhörer geschehen.

Die dabey wohl abgesungene Arie ist gut gemacht und läst sich hören. Wir wollenetwas daraus zur Probe anführen. Ihrer Königl. Majest. Gottesfurcht wird also gedacht.20

Du theurer Moses unsrer ZeitenDein Schwerdt ist dein Gebeht /Wenn Amaleck den Streit anfähtSo muß er dir den Sieg / sich selbst den Fall bereiten. etc.

Die Gerechtigkeit wird also heraus gestrichen:25

10 Seculi . . . Rector: Allerunterthänigste DEVOTION, Welche Bey dem höchst-feyerlichen Crö-nungs-Fest Des Aller-Durchlauchtigsten / Großmächtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friederichs / Kö-nigs in Preussen . . . Aller-gehorsamst abstatten solte Das Gymnasium zu Halle, [1701], Bl. Br.16 Programmate: Allerunterthänigste DEVOTION, Welche Bey dem höchst-feyerlichen Crönungs-FestDes Aller-Durchlauchtigsten / Großmächtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friederichs / Königs in Preus-sen . . . Aller-gehorsamst abstatten solte Das Gymnasium zu Halle, [1701], Bl. Br – Bl. B 2r. 16 Ora-tion: s. ebd., Bl. B 2r – Bl. Er. 17 Panegyricus: s. ebd., Bl. Er – Bl. [E 2v]. 17 welches . . .geschehen: s. ebd., Bl. B 2r. 21–S. 101.9 Du . . . Siege: ebd., Bl. Ev.

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101N. ma1836 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Du Josaphat in dem GerichteDu schreibst den Dienern fürDas Recht zu sprechen nach Gebühr /Dein kluger Wahl-Spruch 1 gibt dem Ausspruch das Gewichte.

Die Tapfferkeit lobt er an Ihr. Königl. Maj. mit diesen Worten: 5

Du führst getrost des Herren KriegeWie David ehmahls that.Von deinem Thron kommt That und Raht /Die öffnen dir das Feld zu einen frohen Siege:

Von der Glückseeligkeit wird so gesungen: 10

Dich muß das güldne Fließ ergetzen /So dir dein Preussen giebt /Das dich als seinen Jason liebtDrum will es auf dein Haupt die güldne Crone setzen.

Noch nach unterschiedlichen Strophen / schließet er mit dieser: 15

Durchlaucht’ster Friederich /Nimm gnädigst an die schlechten Gaben /Die dir Thalia bringt /Da ihre Demuth dieses singt.Du weist / daß Musen nichts als Kiel und Blätter haben. 20

Der Höchste segne dichDurchlaucht’ster Friederich.

1 S uu m c u iqv e ist Ihr. Königl. Majest. Wahl-Spruch.

11–14 Dich . . . setzen: ebd., Bl. [E 2r]. 16–22 Durchlaucht’ster . . . Friederich: ebd., Bl. [E 2v].

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102 N. ma1838III. REICH UND EUROPA

ma1838. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 38.5

Stückeinleitung

XI. Eine Lateinische Inscription 4to 1 Bog.

Der Autor derselben hat sich nicht genannt / auch keinen rechten Titel vorgesetzet. Indenen darinne beygebrachten wünschenden Zuruffe ist die Jahrzahl enthalten. Nemlichalso: VIVat FrIDerICVs BranDenbVrgensIs, PrVssiae VanDaLIaeqVe ReX.10

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103N. ma1839 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1839. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 38–42. 5

Stückeinleitung

XII. Auszug derer Dedicationen etlicher Bücher / darinnen Ihrer Königl. Preuß. Majest. zuraufgesetzten Crone glückgewünschet worden.

Es hat Johan Friederich Gleditsch Buchführer in Leipzig Ihr. Königlichen Majestät Hen-rich Anshelm Zieglers von Kliphausen Historisches Labyrinth der Zeit dediciret und in der 10

Dedication den [. . .] dem Brandenburgischen Hause [. . .] jederzeit glücklich gewesenenNahmen Friederich gepriesen. Er erwehnet / wie Graf Rudolph von Habsburg durch Frie-derich den III. Burggrafen zu Nürnberg zur Keyserlichen Crone nachdrücklich vorge-schlagen und hiedurch dessen Wahl befördert worden. [. . .] Friederich der IV. Marggraffzu Brandenburg habe den vom wütenden Pöbel zu Brügge in Flandern gefangnen Röm. 15

König Maximilianus I. heldenmüthig erlösen und beschützen helffen. Es sey merckwürdig /daß Friederich der I. den Churhut überkommen und Friederich dem III. die Königl. Croneüber Preussen aufgesetzet; da Albertus der III. der erste Hertzog [. . .] in Preussen gewe-sen / und stecke in diesen Erhöhungen ein sonderlich Geheimniß der gedritten Zahl. [. . .]Jedoch dasjenige wodurch Ihr. Königl. Majest. die Crone erworben / sey nichts anders als 20

dero eigene Tugend und Tapferkeit / welche dem getreuen Preussen schon dazumahl seinenkünfftigen König unter dero hohen Person gezeiget / als dieselben unerachtet ihres zartenAlters / die Nordischen Feinde in dieser Gegend tapffermühtig besiegen geholffen / undmitten im kältesten Winter / durch dero Helden Blut angefeuret / die herrlichsten Lorbeernerobert / wodurch dero unvergeßlicher Nachruhm grünen werde / so lange die Welt stehet. 25

Herr Christoph Cellarius Eloqv[entiae] und Histor[iae] Prof. zu Halle hat seine wohlausgearbeitete No t i t i a m Orb i s an t i qv i s i v e Geograph i am p len io r em, so zuLeipzig in 4to gedrucket / Ihr. Königl. Majest. nebst allerunterthänigster Gratulation über-reichet. Zu Ruhm Ihrer Königl. Majest. bricht er unter andern in diese Worte aus: Mereturid virtus tua, Rex Potentissime, merentur ingentia merita, qvibus non tuos modo, sed 30

exteros qvoqve et omnes Tibi devinctos tenes; ut hi faveant fortunae tuae, illi prompte

10 ZIEGLER UND KLIPHAUSEN, H. A. VON, Historisches Labyrinth der Zeit, Leipzig 1701.29–S. 104.5 Meretur . . . reverso: CHR. CELLARIUS, Notitia orbis antiqui, sive Geographia plenior, Bd. 1,1701, Bl. a 3.

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104 N. ma1839III. REICH UND EUROPA

pareant et obseqvantur Majestati. Vident omnes divina dona propitio Coelo in te collata,cumulata; vident, mirantur sapientiam, qva omnibus antecedis: obstu pescunt incredibilemet pace et bello tuam felicitatem: unde laudum, gratulationum concentus infinitus est.Ignosce Rex indulgentissime, qvod caeteras virtutes tuas non tam praetereo, qvam aliispraedicandas temporibus reservo . . . . Non unum argumentum tuae gloriae est, qvi om-5

nibus abundas: id mihi devote jam liceat attingere, qvod rei literariae est proprium.Magnorum Principum haec indoles est, etiam illorum, qvi literis non multam operamdederunt, ut illarum lumine res suas, qvas gerunt, illustrari cupiant et ad seram proferriposteritatem. Qvanto majus est, qvod Tibi et gloriae Tuae, Rex Sapientissime, a bonisliteris expectes, qvi non solum ipse illas a prima aetate coluisti et supra tot musarum10

templa, a Majoribus extructa, qvae benignissime conservas, etiam novum Tuis auspiciistuoqve sumtu maximo condidisti, Academiam Fridericianam ab Augusto nomine tuo ad-pellatam. In hac ornanda, [. . .] fixa stat cura Tua, qvia flore illius et incremento, qvod Tucoelo imputas, nos etiam Tibi, magnopere laetaris. etc.

Herr Christoph Frise Königlicher Preußischer Cammer-Consulente im Hertzogthum15

Magdeburg hat deroselben Majestät das Jus Doman ia l e ex Ce l eber r imorum IC-to rum praese r t im Germanorum Trac ta t i bus , D i spu ta t i on ibus , Qvaes t i -on ibus , Observa t i on ibus , Dec i s i on ibus e t Cons i l i i s nec non summorumqvorundam Pr inc ipum Cons t i t u t i on ibus par t i cu la r ibus repraesen ta tum ,in sex par t e s d i v i sum , so zu Franckfurt am Meyn dieses Jahr in folio gedrucket /20

gleichfals zugeschrieben / und damit zur neuen Königl. Würde gratuliret.So hat auch Herr M. Joh. Friedr. C o r v i nus Pastor Prim. zu Hornburg im Fürsten-

thum Halberstat sein Corpus doc t r i nae oder Fürbildung der Lehre von der wahrenund falschen [. . .] Gottseeligkeit nebst der beygefügten Untersuchung Gottfried ArnoldsKirchen- und Ketzer-Historie / den 18. Jan. als Krönungs-Tage aller unterthänigst gleich-25

mäßig offeriret.In übrigen hat der Hr. Autor der aufgefangnen Briefe (da Ihr. Königl. Majest. in

[Preussen] anitzt der zehende König in der Occidentalischen Kirche ist) von denen zehnKönigen / davon Daniel im 7. und Johannes in der Offenbahr[ung] im 17. Cap. weissagen /seine Gedancken und gute Muthmassungen von dem König in Preussen. Besiehe zweyte30

Ravage / des III. Pacqvets 192. Corresp. p. 248.

28 Peussen D ändert Hrsg.

5–14 Non . . . laetaris: CHR. CELLARIUS, Notitia orbis antiqui, sive Geographia plenior, Bd. 1, 1701,Bl. a 3v–br.

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105N. ma1842 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1842. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 42–45. 5

Stückeinleitung.

XIII. Kurtze Anzeigung derer auf die Preußische Krönung geschlagenen Medaillen oderSchaustücke / so hiebey in Kupfer gestochen befindlich sind.

Wir wollen in Erzehlung der Medaillen / beygelegten Kupffer-Blade nach / von den klei-nern Stücken und zwar von unten anfangen. Da finden wir nun erst eine / welche auf der 10

ersten Seite Ihr[er] Königl[ichen] Majest[ät] mit einem Lorbeer-Zweig umgebnes Hauptund herumgeschriebnen Worten: F r id e r i cu s R e x zeiget. In der Unterschrifft steht:Un c t . Re g iom o n t . d . 18 . J an . Auf der andern Seite erscheinet eine Königliche Cro-ne und die umher gesetzte Worte: P r im a meae Gen t i s . In der Unterschrifft aber ist:1701. 15

Die andre hat auf der einen Seiten eben wie die vorige / das Haupt Ihr. Königl.Majest. mit der Umschrifft: F r i d e r [ i c u s ] P r im u s D [ e i ] G[ r a t i a ] R ex Borus s i ae .Auf der andern Seite steht das Königliche Wapen / um welches das in Form eines Creutzesgesetzte und gekrönte Zeichen Ihr. Königl. Majestät FF mit gleichfals Creutzweis dazwi-schen gegrabnen R. und über allem 1701. unten aber des Medailleurs Nahme: L. G. S. zu 20

sehen.Die dritte ist sehr zierlich / hält auf der einen Seite gleichmäßig das mit Lorbeer-

Zweigen umkräntzte Königliche Haupt und die herum gegrabne Worte: F r id e r . P r i mu sD. G . R ex B or us s i ae in sich. Unten steht: R. F. woraus zu sehen / daß der in seinerKunst vortreffliche Herr Faltz den Stempel zu dieser Medaille verfertiget. Im Reverse sieht 25

man das Königliche Wapen und Zeichen / wie im vorigen gebildet.Die vierdte ist ebenfals von dem Hn. Faltz verfertigt. Die erste Seite kommt mit der

vorhergehenden Medaille überein. Auf der andern aber siehet man ein Wapen mit denPreußischen Adler / so einen Zepter in jeder Klauen hat: dieses Wapen ist von den Ordens-zeichen des Hosenbandes umgeben / darinne herum steht: Hon i s o i t , qu i m a l y pe n - 30

s e . Umb welches ferner das Kreutzformige und gekrönte Königliche Zeichen / wie imvorigen / gegraben.

Die fünffte ist groß und sehr künstlich gemachet. Die erste Seite stellet / wie in denvorigen / das Bild des Königs mit umhergeschriebnen Nahmen und Titel vor. Unter der

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106 N. ma1842III. REICH UND EUROPA

Achsel stehet der Nahme des schon belobten Herrn R . F a l t z . Die andre Seite ist Hie-roglyphisch / und präsentiret eine Crone und Zepter auf einen Altar liegend / an dessenvorderer Seite zwey erhobne Adler stehen / deren einer das Wapen von Preussen / so manzum Königreich machet / der andre das Wapen von Brandenburg / dem diese Zunehmungder Würde mitgetheilet wird / bedeutet / die Uberschrifft ist: I n c r em e n t um Do mu s5

augus t ae . Das Wort Inc r emen tum schickt sich hier deßhalben / weil man die Crö-nung Ihr. Königl. Majest. in Preussen nicht anders als eine Vermehrung des jenigen / so sievorher gehabt / ansehen kan. Nun heist I n c r emen t um eigentlich einen Zuwachs oderVermehrung / und sagt Vellejus Paterculus vom Cicerone: Omnia inc remen ta suas ib i debu i t C i ce ro . Das ist / Cicero hat sich sein Glücke selbst gemacht / oder / er ist10

der eintzige Meister seiner Grösse gewesen. Was das Dom us Au gus t a e betrifft / so istbekandt / daß es dem Chur-Brandenburgischen Hause auf alle Wege zu komme / undbeziehet sich sonderlich das Wort Aug us t a e auf den Altar / daran so wohl der Preußischeals Chur-Brandenburgische Adler stehen / und ist über dieß ein geheiligt Wort / indem esso viel als venerabile, sacrum, consecratum, majestatis plenum heisset: Welchen Bedeu-15

tungen nach / der Brandenburgische Stamm mit Fug und Rechte D om us Au gu s t a , auchvor Annehmung des Königlichen Titels hat können genennet werden. Die Unterschrifftsagt dasjenige kürtzlich und deutlich / was in der Uberschrifft angedeutet worden / in denWorten: R e g i a d ign i t a t e i l l a t a F a mi l i a e M DC C I .

Bißher die Erklärung dieser Medaille, wie sie uns / doch in Frantzösisch / von Berlin20

zu kommen.

9 f. Omnia . . . Cice ro : VELLEIUS PATERCULUS, Historiae Romanae ad Vinicium libri duo, II,34,3.

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107N. ma1845 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ma1845. OHNE TITEL[August 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.

Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 45–59. 5

Stückeinleitung

XIV. Dissertatio juridica de Auro Coronario von der Cronen-Steuer qvam [. . .] praesideDn. Jo. Samuele Stryckio J. V. D. et Professore Publ. Ordinar. [. . .] d. 29. Jan. MDCCI.publicae eruditorum disqvisitioni submittit Fridericus de Strauss Eqves Neomarchicus.Halae Magd. 4to. 10

Eine Juristische Disputation von der Cronen-Steuer unter Herrn Joh[ann] Sam[uel] Stryckam 29. Jan. 1701. gehalten von Friederich von Strauß. 9 1/2. Bogen.

In der Dedication an Ihre Königliche Majest. wird von den Thaten deroselben / und wiedas souveraine Preussen an sie gekommen / geredet.

Cap. I. wird von dem Uhrsprunge der Cronen-Steuer / ((welches Wort Lutherus in 15

I. Maccab. c. 10 v. 29. zu erst gebrauchet /)) gehandelt / die Griechen heissen es stefanh-tikoÁ n kano na ((Dion[ysius] Gothofr[edus] in not[is] ad l. un. c[odicis] de aur[o] coro-nar[io])) oder auch stefaniÂthn Fo ron ((Grot. ad. l. I. Maccab. c. 10. v. 29.)) / die La-teiner Aur u m C or ona r i um . Nun ist bekandt / daß vielerley Cronen / aller Zweck abergewesen ist / daß sie denen im Kriege wohl-verdienten Leuten zur Belohnung dienten. 20

Denn (auch nach Ulpiano in l. I. ff. de J[ure] et J[ustitia]) der Heyden feste doch nichtallerdings richtige Meynung gewesen / die Menschen würden nicht anders als durch vor-gesetzte Belohnungen tugendhafftig gemacht. Dahero erdachten sie allerhand Sachen / dieeben nicht zu viel kosteten / und doch ins Auge fielen / und unter diesen auch die Cronen /so der Belohnungen Stat vertreten solten. Vornemlich wurden die Generale bey den Rö- 25

mern noch bey den Democratischen Staate vom Rath und Volcke mit C o ro n i s t r i um -

13 f. In . . . geredet: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, Von DerKrohnen-Steuer, [Resp.] F. von Strauß, 1701, Bl. [a 1r]–[a 4v]. 15–19 Cap. I. . . . C o r o n a r i u m :vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 9 f. 17 c[odicis]: Gemeintist Corpus juris civilis, Codex Justinianeus 10, 74; die Erläuterung Denis Godefroys findet sich in derAusgabe JUSTINIAN I. Kaiser, Corpus juris civilis in 4 partes distinctum, hrsg. v. D. Godefroy, Frank-furt/M. 1663, Sp. 905. 18 stefaniÂthn Fo ron: H. GROTIUS, Annotationes in Vetus Testamentum, in:DERS., Opera omnia theologica, 1679, T. I, S. 746. 19–25 Nun . . . solten: vgl. J. S. STRYK [Praes.],Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 10 f. 25–S. 108.4 Vornemlich . . . CORONARI -UM : vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 11 f.

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108 N. ma1845III. REICH UND EUROPA

ph a l i b us beschencket / so erst nur von Lorbeern / hernach / als der Hochmuth wuchs /von Golde gemachet wurden. Daher Gellius sagt lib. 5. c. 6. Tr iumpha le s coronaesun t aureae , qvae Impera to r ibus ob honorem t r iumph i mi t t un tu r , i d vu l -go d i c i t u r AURUM CORONARIUM . Sie wurden auch den Uberwindern von denFreunden / Bunds-genossen / Städten und Ländern zum Geschencke und zur Glückwün-5

schung durch Gesandten zugeschickt / in dem Triumphe ihnen vorgetragen / und zu ihremEigenthum gelassen. Wie aber Augustus die Monarchie befestiget / wurde diese Cronen-Steuer vielfältig vermehret / und da alle Macht bey den Keysern stunde / nicht allein beyerhaltenen Siegen / sondern auch bey andern Gelegenheiten / als etwas nothwendiges /dieselbe erfordert und eingeführet. Lex 4. C[odicis] Theod[osii] de Aur. Coron. sagt: Qvae10

diversarum Ordines Curiarum, vel amore propr io , ve l i ndu lgen t i a rum lae t i t i a ,vel r ebus prospere ges t i s admon i t i , i n coron i s aure i s , signisqve diversis ob -tu l e r i n t , in qvacunqve fuerint oblata materia, in ea suscipiantur etc. Antonino Pio istadop t ion i s suae causa aurum coronar ium offeriret. Capitol[inus] in Vita Anton.p. 18. Bey Antretung der Regierung ist es nach Eunapii Zeugniß Juliano gegeben worden.15

Valentiniano haben bey dergleichen Gelegenheit die Tripolitaner güldne Bilder der Victoriegesendet. Ammian. Marcell. l. 28. c. ult. und ist noch heutiges Tages Weise bey Antretungdes Regiments Könige und Fürsten zu beschencken. Die Edessener schenckten Juliano beyseiner Ankunfft Aurum Coronarium. Zosimus l. 3. p. 714. Eunapius sagt in Excerptis Le-gat. von eben demselben / daß er bey seiner Ankunfft sich von Städten und Ländern20

güldne Cronen verehren lassen / andrer Exempel zu geschweigen. Synesius wurde miteiner Crone zum Keyser Arcadio gesandt / damit er seinem Vaterlande der Stadt Cyreneaus der Noth helffen möchte. Die Uberwundene gaben Cronen-Steuer als ein Zeichen derUnterwürffigkeit und vor das ihnen geschenckte Leben / wie Servius ad l. 8. Aeneidosbezeuget. Und zwar / so bestund dieselbe nach der Hand nicht eben aus rechten güldnen25

Cronen / sondern auch andern aus Gold gemachten Sachen / wie aus theils obigen Exem-peln erhellet. Wie dieses Aurum Coronarium von der Obla t i one Vo torum e t c . unter-schieden sey / wird vom Hn. Autore weiter ausgeführet.

2–4 Tr iumpha l e s . . . CORONARIUM : Noctium Atticarum libri XX, 5, 6. 4–7 Sie . . .gelassen: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 12–14. 7–18 Wie. . . beschencken: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 17 f.15 Zeugniß: vgl. Excerpta de legationibus ex Dexippo, Paris 1609, S. 19 (Quelle Stryks: Codex Theodo-sianus, hrsg. von Jacques Godefroy, Leipzig 1740, S. 642) . 18–21 Die . . . geschweigen:vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 18 f. 21–25 Synesius . . .bezeuget: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 19. 25–27 Und. . . erhellet: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 20.27 f. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 20–24.

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109N. ma1845 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Cap. II. Von der freywilligen Lieferung der Cronen-Steuer sagt / weil die Cron-Steuervornemlich nach ihrem Uhrsprunge nicht der Republick oder demjenigen / welcher die-selbe regierte aus Noht oder zum Nutzen des gemeinen Wesens ((welche beyde der eint-zige Grund der Steuern und Tributen seyn)) sondern dem Feldherrn oder Uberwinder / alseine Belohnung des Sieges gegeben worden / und also das Ansehen eines Tributs oder 5

einer öffentlichen Collecte niemahls gehabt habe / zu dem auch nicht praecise von denBürgern / sondern von den Freunden / Bundsgenossen / Gehülffen und Provintzen zurGlückwünschungs-Bezeugung gesendet sey / so folge / daß zu dieser Steuer niemand ver-bunden worden / sie auch nicht aus der Nothwendigkeit / sondern aus freyen Willen her-geflossen. Indem nur dieses hier vor nothwendig genommen werde / was eine vollkom- 10

mene Verbindung bey sich habe / dasjenige zu contribuiren / was wir dem gemeinen We-sen schuldig seyn. Unter die freywilligen Steuern darff aber / wie der Herr Autor beyläufigerinnert / keines weges gerechnet werden / wenn ein Herr in Noht oder zum Nutzen desVolckes um gewisse Uhrsachen aus Klugheit die Steuren nicht ansagen läst / sondern mitdem / was sie ihm aus freyen Willen geben / sich vergnüget; weil obbesagter Grund der 15

nothwendigen Steuern da ist / nemlich die Nothwendigkeit und der Nutz des gemeinenWesens. Hieher gehöret diejenige Exaction, so die Engländer B e ne v o l e n t i a m Bitt-schatz nennen / welche Eduard IV. soll aufgebracht haben. Als der mit den Seinigen einsworden / sie solten nach eignen Belieben die nöthige Kriegs-Unkosten ausgeben / so wolteer glauben / daß der / so am meisten gegeben / [ihn] am meisten geliebet habe: Dieser 20

Weise soll Henrich VII. wieder gefolget haben / wie Klockius de Contribut[ionibs] c. I.n. 291. bezeuget / der auch König Richards I. Exempel anführet. Mit einen andern Nahmenpflegt man dergleichen auch wohl Subs id ium char i t a t i vum zu heissen / was ausserder Ordnung im Fall der Noth von den Unterthanen gefodert wird. Von den Königen Cyround Cambyse merckt Klock[ius] l. c. n. 24. an / daß sie der Tribute wegen nichts verord- 25

net / sondern sich mit dem / was die Unterthanen freywillig gegeben / vergnüget. Aufgewisse Art kan auch die Manier die Steuern einzutreiben freywillig / sie aber der Sacheselbst nach nothwendig seyn. Also sagt Tacitus von den Teutschen / ihre Städte hätten im

20 ihm D ändert Hrsg.

1–12 Von . . . seyn: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 27 f.12–26 Unter . . . vergnüget: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701,S. 33 f. 17–22 Hieher . . . anführet: vgl. C. KLOCK, Tractatus nomico-politicus de contributionibus inromano-germanico imperio. Köln 1699, S. 28, n. 291–293. 24 f. Cyro: Kyros I. 25 Cambyse: wohlKambyses I. 25 Klock[ius]: vgl. C. KLOCK, Tractatus nomico-politicus de contributionibus in romano-germanico imperio. Köln 1699, S. 8. 26–S. 110.6 Auf . . . sey: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatiojuridica, de auro coronario, 1701, S. 34 f. 28–S. 110.2 Also . . . subvenit: vgl. TACITUS, Germania, 15.

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110 N. ma1845III. REICH UND EUROPA

Gebrauch dem Fürsten von freyen Stücken Mann vor Mann eine Menge Vieh oder Früchtezu steuern / qvod pro honore acceptum, sind seine Worte / etiam necessitatibus subvenit.Woraus nach dem Hrn. von Rhetz in diss[ertatione] de Orbeda c. 2. n. 25. auch dieOrbeda uhrsprünglich herzukommen scheinet / und gleichsam eine freywillige dem Fürs-ten vor Zeiten geschehene Darbietung einer gewissen summe Geldes heisset; so daß Orbet5

so viel als erbethe / ein Erbiethen oder Erbiethung sey.Wieder auf die Cronen-Steuer zu kommen / so thut der Herr Autor auch aus den

Gesetzen dar / daß sie eine freywillige Collecte in Ansehung der Unterthanen / so siegegeben / gewesen. L. un. C. de aur. Coron. steht: ad co l l a t i onem aur i coronar i ip lacu i t neminem absqve consve tud ine e s se cogendum . Zu welcher Verord-10

nung die scharffen Eintreibungen des auri coronarii, so die Praesides provinciarum bey denDecurionibus, die es liefern musten / vornahmen / Gelegenheit gegeben. Denn die Keyserwolten durchaus nicht / daß jemand hierzu solte gezwungen werden / und so gar auch nichtdie Materie / darinnen sie solte geliefert werden / vorschreiben: ne id qvod voluntate of-fertur, occasione Obryzae incrementi, necessitatis injuria inseqvatur. L. 4. C. Theod. de15

aur. Coron. Besiehe Jac. Gothofr. ad l. 5. C. Theod. cit. tit. Daß aber durch obige Gesetzedas aurum coronarium nicht gantz abgebracht worden / solches beweiset der Herr Autorwieder Amayae argumente mit mehrern. Julianus Imp[erator] im l. I. Cod. Theod. de aur.Coron. sagt: Aurum coronarium, [. . .] qvod non solum Senatoribus, sed ne aliis qvidemdebet indici, licet qvaedam indictionum [necessitas postulaverit] etc. Welche Indulgentz20

des Keysers Juliani Ammianus [. . .] l. 25. c. 4. p. 425. rühmet / und Julianus sagt in Mi-sopogone von sich selbst / oyÆ d' eëpegra camen toÁ xrysiÂon, n eqve aurum ((sc. coro-narium)) i nd i x imus . Woraus erhellet / daß es seine Vorfahren zu einer Nohtwendigkeitgemacht und eingetrieben; dahingegen unter ihm ((L. cit. 1. et. 4.)) keinen Menschen undauch nicht [den] Decurionibus diese Steuer hat können angesagt werden; ja aus dem l. 4.25

cit. ist klar / daß die Decuriones auch zu Gratiani, Valentiniani II. und Theodosii zeiten dieCronen-Steuer freywillig geliefert. Es kam unterdessen auf / daß man in curia Alexandrinavon Verkauffung der Ehren-Chargen die Cron-Steuer auszahlte / welchen Ubel die Keyserl. 15. Cod. Theodos. de Legat. et decret. abgeholffen.

20 necessitasi postulaveris D ändert Hrsg. 25 dem D ändert Hrsg.

3–6 Woraus . . . sey: vgl. J. FR. RHETIUS [Praes.], Disputatio juridica de antiquissima Germanica-rum civitatum pensione, vulgo Orbede, [Resp.] M. H. v. Wedel, 1680, S. 22–24. 7–16 Wieder . . . tit.:vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 35–37. 16 Daß . . . tit.:vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 37 f. 18–27 Julianus . . .geliefert: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 38 f. 27–29 Es . . .abgeholffen: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 43.

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111N. ma1845 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Wie aber eine willkührliche Sache durch dazu gegebenen Consens nothwendig wer-den kan / so ist auch die einmahl dargebothene Cron-Steuer nicht mehr willkührlich /sondern nothwendig zu liefern; weil die Darbietung und die folgende Annehmung aufSeiten des Fürstens / dem Fürsten seine Schulden einzutreiben [berechtiget] / und die Un-terthanen das Verheissene zu bezahlen zwinget. Kan also diese Verbindung nicht anders als 5

durch die Erlassung des Fürsten gehoben werden. Dergleichen merckwürdige ErlassungAugusti führt Gothofr. ad l. I. C. Theod. de aur. Coron. an; davon einem Lapidi Ancyranodieses eingehauen: QVAE. MIHI. CONSTITERVNT. CIRCITER. MILLENSIS. AVRI. CO-RONARI. PONDO. TRIGINTA. QUINQUE. MILLIVM. MVNICIPIIS. ET. COLONIIS. ITA-LIAE. CONFERENTIBVS. AC. TRIVMPHOS. MEOS. QVINTVM. CONSVL. REMISI. ET. 10

POSTEA. QVOTIESCVNQVE. IMPERATOR. M . . . AVRVM CORONARIVM. NON. AC-CEPI. DECERNENTIBVS. MVNICIPIIS . . . QVAE ANTEA. DECREVERAM. Woraus derHerr Autor schliesset / es sey die Cronen-Steuer schon zu Augusti Zeit nicht eben ausgüldnen Cronen sondern auch aus güldner Müntze bestanden: und ferner / es haben vor-nehmlich die civitates municipales dieselbe ausgezahlet. 15

Cap. III. Von der nothwendigen Lieferung der Cron-Steuer sagt / es geschehe offt /daß aus willkührlichen Sachen nothwendige werden. Die Clienten pflegten bey den Rö-mern ihren Patronen gewisse Geschencke vor den geleisteten Schutz zugeben / worausman nach der Hand eine Nothwendigkeit gemacht / die durch Legem Cinciam gehobenwerden müssen vid. Jac. Brummer. in [. . .] Commen. ad Leg. Cinciam. Man hat vor diesen 20

im Nothfal ausser ordentliche Collecten auferleget und pro precario gehalten / die aberhernach zu ordentlichen und jährlichen Anlagen geworden / wie die Orbeda . Der KeyserLeo. III. ließ einen Zoll / die durch ein Erdbeben zerfallne Mauren zu Constantinopelwieder zu bauen / ansagen / der hernach viele hundert Jahre bestanden. Klock. de contri-bution. c. 7. n. 120. Die dreyjährige Subsidien / so von Paulo III. ausserordentlich einge- 25

fordert / sind hernach immerwährend geblieben. Id. l. c. Mit der Cronen-Steuer hat esgleiche Bewandtniß. Unter Juliano und Theodosio sey sie noch etwas freywilliges gewe-sen / daß sie aber schon vor ihnen zur Nothwendigkeit gemachet / zeiget L. I. C. Theod. deaur. coron. darinnen der Zwang zur Cronen-Steuer verboten wird. Nach Juliano haben sie

4 berechtiet D ändert Hrsg.

1–15 Wie . . . ausgezahlet: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701,S. 43 f. 16–26 Von . . . l. c.: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S.46 f. 22–26 Der . . . l. c.: vgl. C. KLOCK, Tractatus nomico-politicus de contributionibus in romano-germanico imperio. Köln 1699, S. 172. 22 f. Leo III. 717–741. 26 Mit . . . bezeugen:vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S. 48.

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Valentinianus und Valens eingetrieben / wie l. 2. C. Theod. de aur. coron. und l. 3 cit. t.klar bezeugen. Antonius Caracalla hat es sehr scharff eingefordert vid. Dio in Excerpt.Valesian. l. 77. p. 745. etc. Und L. ult. C. Theod. de aur. Coron. wird verordnet / daß alleSa t rapae secundum consve tud inem mor i s an t i qv i [. . .] pro devo t i one ,qvae Romano debe tu r Imper io , coronam, ex propr i i s f acu l t a t i bus se -5

ren i t a t i Impera to r iae offeriren sollen. Damit nun die Lieferung der Cron-Steuernothwendig werde / wird erfordert / daß sie continuirlich von einer undencklichen Zeit hergeliefert sey (Perez ad l. un. C. de aur. Coron.); so daß die Unterthanen dieselbe Lieferungvor eine Nothwendigkeit gehalten; und müsse man dabey auch / daß sie dem gemeinenBesten zu Nutzen komme / zum wenigsten supponiren. Wie bey der Zahlung der Cron-10

Steuer / so durch die Persische Satrapen geschehen muste / welche eben dadurch die Röm.Keyserl. Majest. recognosciret. So werde die Gewohnheit zum Gesetze / und pflege man inEintreibung der Steuern allzeit auf die alte Gewohnheit zu sehen; welches auch die Reichs-Satzungen de an. 1544. biß 76. beobachtet / da sie verordnet / die Collecten des Reichskönnen von den Unterthanen gefordert werden / wie [rechtmäßig] Herkommen und Recht15

ist. Der Hr. Autor disputirt weitläufftig / ob die Juden vor diesen mit Recht zu Zahlung derCron-Steuer / als einer nothwendigen Sache / haben können gehalten werden / und schlies-set / es habe ihre Cron-Steuer mit denjenigen / davon bißher gehandelt / fast nichts mehrals den Nahmen gemein. Weil sie (1) eine art eines ordentlichen Tributs gewesen / unddaher canon anniversarius geheissen worden; (2) Weil sie zu gesetzter Zeit hat müssen20

geliefert werden; (3) weil sie von der Pension, so man dem Patriarchen oder Hohen-Pries-ter zu reichen pflegen / entsprungen. Er weiset ferner / daß die Juden auch unsren Keysernals gemeiner Judischheit im Reich Obersten Obrigkeit / die Cron-Steuer oder / wie esanderswo heißt / den güldnen Opffer-Pfennig zugeben schuldig seyn. Wie nun die Rechte /so dem Keyser im Reich zukommen / auch ein jeder Reichs-Fürst in seinen Lande mit25

Recht ausüben könne / so glaube er / es könne derselbe / wenn er zur Königlichen Würdegelangte / die Juden vornehmlich zu dergleichen Steuer anhalten. Wie denn so gar inHamburg die dasige ganze Judenschafft / so offt ein neuer Bürgermeister erwehlet werde /demselben 1000. harte Thaler offeriren müsse. Die andern Unterthanen werden aber von

15 rechmäßig D ändert Hrsg. nach Stryk

2–6 Antonius . . . sollen: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S.49 f. 6–16 Damit . . . ist vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S.51 f. 16–29 Der . . . müsse: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701,S. 53–60. 29–S. 113.5 Die . . . empfangen: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de aurocoronario, 1701, S. 60 f.

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113N. ma1845 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

der Cron-Steuer gar nicht ausgenommen / wenn die Crönung eines neuen Königs sichzuträget. In den Königreichen Dennemarck und Schweden / andre zu übergehen / seydergleichen üblich; und hieher gehöre eigentlich die auserordentliche Collecte zum Rö-mer-Zuge / da die Keyser vor diesem mit einem grossen Gefolge und Kosten nach Romzogen / die Päbstliche Consecration zu empfangen. Ob nun gleich dieser Römerzug von 5

Carl dem V. zu letzt verrichtet / von den übrigen aber nur versprochen / und nicht insWerck gesetzet / und in Leopoldi Capitulation gar übergangen worden; so sey doch dieArth zu contribuiren nach dem Anschlag der Römer-Monath geblieben / wenn die Reichs-Nothurfft eine ausser ordentliche Beysteuer erfordert / v. [. . .] Strick. Ex. I. de Feud. c. 9.qv. 20. oder die Reichs-Völcker gegen den Feind geschickt werden müssen / da es denn 10

heisset: Welcher Standt sein Reichs-Con t i ngen t am Volck nicht schicket / der ist schul-dig [Römer-Monath] zugeben. Es pflegt sonst auch König-Steuer / Hos tend i t i ae oderOsten-Dienst (von Osten1 ein Feind) genennet zu werden. Hiebey mercket der Herr Autorals etwas nachdenckliches an / daß Keyser Sigismund Friederich dem ersten Churfürstenzu Brandenb. die Cron-Steuer / so daß Römisch-Teutsche Reich den Keysern damahls zu 15

geben pflegte / geschencket / weil er durch dessen Klugheit vornehmlich auf den Keyserl.Thron gelanget. Joh[ann] Wolffg[ang] Rentsch in Beschr[eibung] des Hauses Brandenb.p. 354. sagt hievon also: Welche glückliche Verrichtung der neue Keyser Sigmund / miteiner sonderbahren Gnade belohnet / indem er [dem] Burggrafen Anno 1411. einen Ge-boths-Brief an alle und jede des Reichs Städte in Schwaben / Francken / Beiern / Elsaß / 20

am Rhein und in Wetterau / oder wo die im heiligen Reich gelegen / dahin ertheilet / daßsie die gewöhnliche Stadt- und Juden-Steuer / güldne Opffer-Pfennig und dazu alle Ge-fälle / Renten und Nutzen / wie die genannt seynd / [an] Burggrafen Friederichen zahlensollen. Welches er als ein glückliches Omen der Königl. Crone / so Friedrich dem III.nunmehr mit Billigung des Keysers und vieler Könige zu gefallen ist / ausgeleget. 25

1 Ost ist in alt [Frantzösisch] und Italiänisch so viel als ein Kriegs-Heer / nicht aberein Feind.

12 [Römer-Motnath] D ändert Hrsg. 19 den D ändert Hrsg. nach Rentsch 23 am D ändertHrsg. nach Rentsch 26 Frantzöisch D ändert Hrsg.

5–13 Ob . . . werden: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701,S. 62 f. 13–25 Hiebey . . . ausgeleget: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coro-nario, 1701, S. 63 f. 18–24 Welche . . . sollen: J. W. RENTSCH, Brandenburgischer Ceder-Hein /Worinnen des Durchleuchtigsten Hauses Brandenburg Aufwachs- und Abstammung / auch Helden-Ge-schichte und Gros-Thaten . . . zusammen getragen, 1682.

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114 N. ma1845III. REICH UND EUROPA

Er sagt ferner / es seyn billig die Unterthanen bey ihrer Herren Crönung freywillig /zu Bezeugung ihrer Freude / dergleichen Steuern zu reichen verbunden. Und nimmt einExempel von der Liebe Ihr. Königl. Preußischen Maj. gegen ihre [Unterthanen] und derengrösten Verehrung / so diese gegen Sie getragen / da sie eine so angenehme Anlage mitVergnügen und reichlich gezahlet. Die Worte so er aus dem Rescript an die Hertzogl.5

Magdeburgische Regierung ausgezogen / sind diese: Wir geben euch hiemit in Gnaden zuvernehmen / was Gestalt wir entschlossen seyn / noch diese Woche / so Gott wil / von hieraufzubrechen / nach unsern Souverainen Hertzogthum uns zu erheben / und uns allda zumKönige proclamiren und Crönen zulassen. Ihr habet unsern dortigen Land-Ständen davonNachricht zu geben / und zweifeln wir nicht / daß dieselbe unsere exaltation gerne und mit10

Freuden annehmen werden. Gleich wie aber dieser A c t us wie leicht zu erachten / grosseKosten erfordert / so haben wir auch zu ermeldeten Ständen das gnädigste Vertrauen / siewerden bey so einer illustren Occasion und da eine solche Würde / mit vollkommenerApprobation und Zustimmung Ihr. Keyserlichen Majest. und verschiedner andrer Königeund Puissancen in Europa / in unser Haus gebracht wird / zu übertragung der dabey anzu-15

nehmenden S p es e n , mit einem freywilligen und erklecklichen ad ju to gerne an die Handgehen / allermassen sie denn auch dazu bestens zu disponiren und wie sie sich deßhalberklären werden / unterthänigst zu berichten. Wie der Herr Autor beweise / daß ein Herrseine ihm die Cron-Steuer nicht freywillich reichen wollende Unterthanen darzu antreibenkönne; und / daß in Bewilligung einer freywilligen Cron-Steuer die majora vota gültig20

seyen / kann bey ihm selbst nachgelesen werden.In den Corollariis setzt er folgende die Preussische Crone und daher dependirende

Rechte angehende Theses: Es könne aus der Schrifft nicht behauptet werden / daß dieAufsetzung der Crone von Geistlichen Personen verrichtet werden müsse / viel wenigerwerde darinnen angezeiget / daß sie Samuel den Saul und David aufgesetzet; indem er nur25

die Salbung verrichtet. Hingegen bezeuge die Schrifft mit etlichen Exempeln / daß dieCrönung von den Vornehmsten des Volcks verrichtet worden.

Er gläubt gewiß / es könne ein Herr der niemand auf Erden über sich erkenne / sichselbst die Crone aufsetzen / und daß dieses im Völcker-Rechte gegründet sey / zeigenetliche Stellen der Schrift an.30

3 Unthanen D ändert Hrsg.

1–18 Er . . . berichten: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701, S.64 f. 18–21 Wie . . . werden: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de auro coronario, 1701,S. 65–67. 22–S. 115.10 In . . . verleihen: vgl. J. S. STRYK [Praes.], Dissertatio juridica, de aurocoronario, 1701, S. 67 f. 25 Saul: vgl. 1. Sam 10,1. 25 David: vgl. 2. Sam 2,4.

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115N. ma1845 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Kein Recht verbiethe / daß ein König die Königin krönen könne; hingegen lehre dieSchrifft / daß dergleichen gebräuchlich gewesen.

Das Recht / Bischöffe zu machen / habe vor diesem dem Keyser in Teutschland un-streitig zugehöret / er sey aber hierinne vom Pabste gestöhret / und durch wieder ihnangefeuerte innerliche Kriege dessen fast beraubet worden; bis endlich durch die Concor- 5

data Germaniae einiger massen dem Keyser und Pabste gerathen worden; weil aber derPabst die Concordata nicht gehalten / so sey auch der Keyser nicht mehr daran gebunden.Können also die Evangelischen Fürsten / als welche die Concordata gar nicht binden / mitgrössern Recht sich der Macht Bischöffe nach Gefallen zu setzen / anmassen / und ihnenalle Bischöffliche Rechte verleihen. 10

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116 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

ma1859. DISSERTATIO JURIS GENTIUM DE AUSPICIO REGUM[August 1701.]

Überlieferung:L Konzeptfragment: BERLIN Archiv der BBAW Nachlaß G. W. Leibniz Nr. 1 Bl. 52.

54–58. 3 Bog. 2o. 1 5/6 S. auf Bl. 52r bis Bl. 52v oben. Entspricht unten, S. 128, Z. 20,5

»ste propria«, bis Textende. Auf Bl. 52v unten bis 54v oben L unserer N. ma1881, aufBl. 54v unten bis Bl. 58v oben L unserer N. ma1883, auf Bl. 58v unten L2 unsererN. ma1894. Am oberen Rande von Bl. 52r alte Stückzählung der Sozietät.

D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 59–80.10

Leibniz erhielt das Werk mit einem Schreiben Friedrich August Hackmanns vom 16. April 1701 (s. I,19S. 605, Z. 4–6) und äußerte sich in seiner Antwort vom 8. Mai über es (ebd., S. 652, Z. 26 – S. 653, Z. 2;vgl. auch I,20 S. 565). Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert.

DISSERTATIO jur i s Gen t ium DE AUSPICIO REGUM, qvam Rec to re Ma-gn i f i c en t i s s imo , Se ren i s s imo j uven t i s Pr inc ipe , FRIDERICO WILHEL-15

MO Regn i Borus s iae e t E l ec to ra tu s Brandenburg i c i p lu r iumqve Ger -man iae Prov inc ia rum fe l i c i s s imo haerede , Modera to re Joh . Pe t . Ludo -v i co Pro f . pub l . o rd . p ropugnab i t i n pub l i cum Johannes Lodov i cus S to -e s se r Ed le r von L i l i en f e ld . Januar [ i i ] mens [e ] d ie 20 . A [nno ] CIC ICCCI . Ha lae Hermund . S tanno Gruner iano 4 t o . 1 . A l p h .20

Von dieser Dissertation findet sich gleichsam ein Außzug / mit diesem Titul: De Aus -p i c io Regum ad so l enn ia Gen t ium jura revoca to , Rec to re Magn i f i c en t i s -s imo FRID. VILELMO Pru ten i c i a tque Brennon i c i s cep to rum haereded ign i s s imo te rqve f e l i c i , ad perpe tuandam coep tae per hos d i e s f e s t i v i -t a t i s memor iam thes ibus succ inc t i s amp l io r i s commen tar i i Ep i t ome d i s -25

s e ren t i n pub l i cum Joh . Pe t . Ludov i cus , e t Johannes Ludov i cus von S to -e s se r nob i l i s de L i l i en f e ld . Januar Mens . d i e 20 . A . CIC . IC CCI . Ha laeHermund . S tanno Gruner iano . In der Dedication der Dissertation selbst an denKönig wird gedacht / es habe einsmahls ein Poet auf Sr. Majest. Gebuhrts-Jahr nehmlich1657 dieses distichon gemacht.30

Qvid? Patriae pater qvaeris, qvo natus in anno?En tibi DeLICIUM nomen et omen habes.

15 juventis: Druck ivventvtis. 28–32 In . . . habes: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatiojuris gentium de auspicio regum, [Resp.] J. L. von Stösser, 1701, S. V.

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117N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Das Jahr der neuen Crohn wird in diesen Worten angedeutet: CapIs a Deo CoronaM. Wieauch durch das Wort ConCorDIaM. Es will auch der Herr Stösser von Lilienfeld in dieserDedication einen Vorbothen der Königlichen Dignität darinnen bemercken / daß Vater undMutter souverain gewesen; indeme dem Herrn Vater die Preussische freye Macht schonangetragen / die Frau Mutter aber von Uranien gewesen. 5

In dem Werck selbst wird zu foderst cap. 1. gehandelt von dem Nahmen König und be-mercket / daß man einen unbekanten den man ehren wollen / also genennet. Martial. adPriscum I. ep. 91. Cum [te] non [nossem] dominum Regemqve vocavi. Daß man Reges[. . .] sac rorum, ludorum, [. . .] puer i t i ae , e t c . gehabt auch minusculi territoriiDominos also genennet / also daß nach Dicty lib. I. [p. 22] und Darete lib. de excid[io] 10

Trojae p. 165. in dem Grichische Heer 70. Könige gewesen; daß Abraham ((den derHr. Autor als einen Privatum ansiehet)) mit seinem 318. Dienern 5 Könige geschlagenGen. XIV. 15.; Josua [31.] Könige vertrieben Jos. XII. 7. biß 24. Adonibeseck [70.]Könige im Gefängniß gehabt. Jud. I. 7. Ithaca, deren König Ulisses / sey eine arme rauheInsul gewesen. Strabo hat bemercket / daß eine jede Stadt der Phoenicier ihren eignen 15

König gehabt (lib. 17. p. 558.) die einige Graffschafft Kent / in England hatte zu CaesarisZeiten (lib. V. p. 103) 4. Könige: dergleichen sagt Diod[orus] Sic[ulus] vom übrigen Eng-land / VI. [. . .] 8. Griechenland hatte in uhralten Zeiten auch eine grosse Menge kleineHerren. Wie Thucyd. lib. I. Hist. p. 3. bezeiget / und Plinius lib. 6. Hist[oriae] nat. c. 9.sagt / singulis praefecturis et strategiis suis qvondam reges fuisse. Die Engel-Sachsen 20

8 [nossem] nossen D ändert Hrsg. 10 c. 29 D ändert Hrsg. 13 30. D ändert Hrsg. nachLudewig 13 f. 7. D ändert Hrsg.

1 Das . . . CoronaM: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. VI. 1 f. Wie . . . ConCorDIaM: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. VII. 2–5 Es . . . gewesen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. VII f. 3 Vater: Friedrich Wilhelm. 4 Mutter: Luise Henriette.6–8 In . . . vocavi: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701,S. 1. 8 f. Daß . . . gehabt: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 2. 9–S. 118.6 auch . . . gewiesen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 4–7. 10 Dicty: vgl. DICTYS CRETENSIS, Ephemeris belli Trojani,in: Dictys Cretensis, et Daretis Phrygii de bello Trojano historia, 1560, S. 22. 11 p. 165.: vgl. DARES

PHRYGIUS, De excidio Trojae historia, in: Dictys Cretensis, et Daretis Phrygii de bello Trojano historia,1560. 12 f. geschlagen: vgl. 1. Moses 14,1–15. 15 STRABO, Rerum geographicarum libri XVII.17 p. 103: vgl. CAESAR, Commentarii de bello Gallico, 1591. 17 Diod[orus]: Ludewigs Angabe paßtauf DIODORUS SICULUS, Bibliothecae historicae libri XVII., 1559 (s. dort S. 417); nach moderner Zählungfindet sich die Stelle in V,21. 19 Thucyd.: vgl. THUCYDIDES, Historiae de bello peloponnesiaco libriocto, I, 3. Ludewig zitiert möglicherweise die Ausgabe Frankfurt 1594 oder Straßburg 1614.

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118 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

hatten allein aus dem dritten Theil Britannio majoris, 7. Königreiche gemacht / davon ambesten La ng hor n i n Chron [ i co ] Reg [um ] Ang l [orum ] usq [ve ] ad f i nemHep tarch iae Lond . 1679. Daß aber Andalusia, Murcia Granata und andere Herr-schafften in Hispanien Königreiche gewesen / will der Herr Autor nicht zugeben / sondernhält es vor Irrthümer der Münche / und anderer so oratorio stylo die Sachen verdunckelt /5

so er in den Animadversionibus ad Pufendorfium gewiesen. Die Ursache der kleinenKönigreiche war / daß die Leute nicht so ambitios waren. Justinus sagt Lib. I. c. 1. Fines[. . .] tueri magis qvam proferre mos erat. Und: intra suam cuiqve patriam regna finie-bantur. Und Caesar von dem Teutschen: bella ex libidine pugnandi ducere, non ut regionesfacerent ampliores. Flaherty in Ogygia P. 1. p. 31. nennet es bey den Irrländern Reges10

provinciales. Hernach hat die ambition verursacht / das einer mehr Herrschafften unter seinjoch bracht. Eine solche grose Monarchi hat Ninus wieder aufgerichtet beym Diod. Sic II.[. . .] 5. Man weiß / wie die Römer endlich viel Königreiche unter sich bracht / die Landeunter den Barbaren wieder in viel Königreiche zerfallen / endlich in Spanien / Fran-ckreich / England wieder zusammen gezogen worden; darüber sey es kommen / daß man15

endlich den kleinen Königen / den Königlichen Nahmen nicht mehr geben wollen / diesich auch so prächtig nicht halten können. Welches der Herr Autor nicht billiget / sondernnach des Bodini Meynung [lib.] 1. [de] Rep[ublica cap.] 9. und Arnis. c. 1. de jur. Maj. derda sagt; non refere qvam multis [. . .] imperet, sed qvam libere; so ist Trapezus ein Key-serthum gewesen; so kan man Algarbien und Navarra den Königlichen Titel nicht dispu-20

tiren. Die Insel Eubonia sonst Manopia oder Man habe einen König davon WalsinghamHypodig[mate . . .] p. 546. n. [52.] fas huic regi corona aurea coronari. So hatte die InselWicht einen König Seld[enus] tit. hon. P. 1. c. 3. p. [. . .] 47. und Irrland hat deren 5.gehabt beym Seldeno und Flaherty. Die Spanische Könige hat man in Franckreich parvosReges genennet. Ducang. Gloss. latin p. 603. Inzwischen muß man keine Fabeln einmi-25

22 42. D ändert Hrsg. nach Ludewig

6–11 Die . . . provinciales: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 7–9. 7 Justinus: JUSTINUS, M. JUNIANUS, Epitoma Historiarum Philippicarum PompeiTrogi. 9 Caesar: vgl. CAESAR, Bellum Gallicum 6,23. 11–17 Hernach . . . können: vgl. J. P. VON

LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 10–12. 12 Diod.: vgl. DI-ODORUS SICULUS, Bibliothecae historicae libri XVII., 1559, S. 128–131. 17–21 Welches . . . dispu-tiren: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 12–15.18 Arnis.: vgl. H. ARNISAEUS, De jure Majestatis libri tres, 1610, S. 10. 21–25 Die . . . p. 603:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 15–17.23 Seld[enus]: s. J. SELDEN, Tituli honorum, 1696. 24 O’FLAHERTY, R.,Ogygia, seu, Rerum Hiber-nicarum chronologia, 1685, S. 34 f. 25 Ducang.: s. CH. DUFRESNE, SIEUR DU CANGE, Glossarium adscriptores mediae et infimae latinitatis, 1681, T. 3, Sp. 602 f. 25–S. 119.12 Inzwischen . . . gebunden:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 17–24.

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119N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

schen / wie mit dem erdichteten König von Iv e to t , den die andern dem Gaguino und demGilles wie es scheinet / bloß nachgeschrieben. Allein es ist zu Paris ein Buch eines An-onymi herauskommen: de fa l sa regn i I ve to t i an i nar ra t i one e ma jor ibus com-men tar i i s f ragmen tum Pa r i s 1615 . [ . . . ] apud Edmund [um ] Mar t in [um ]v ia Jacob [aea ] ad ins igne Cornu -Cerv i . Und Mornatius beym Limn[aeo] notit. 5

Franc. I. [. . .] 4. p. [104. seq.] nennet es l ongaevam fabu lam . Der Herr Autor hältgleichwohl dafür / daß etwas daran / und es zwar kein Königreich doch ein freyer princi-patus gewesen. Es hat aber das Parlement zu Roan dem König in Franckreich über Ivetotjus custodis nobilis zu gesprochen Chopin[us] doman[io] Franc[iae] tit. 9. p. 257. Daßfolge aber nicht / daß es kein Königreich sey / weil es kein Ertzbisthum noch Hertzogthum 10

oder Graffschafft unter sich gehabt. Inzwischen zeige doch die Opinion vom KönigreichJvetot, daß man das Königreich nicht an die grösse gebunden. Warum aber heut zu Tagenicht alle freye Herrn Könige genennet werden / dessen gibt der Hr. Autor folgende Ur-sachen: Offt wolle man den Schein einer freyen Herrschafft nicht haben / als wie Augustus((und zu unsern Zeiten Cromwell); etliche hätten es um den Neid und die Kosten zu 15

vermeiden unterlassen / als die Printzen von Uranien / die in diesem kleinen Land allzeitfrey gewesen / wie der Autor gegen den Frantzosen Cassan zu beweisen verspricht. DieHertzoge von klein Britannien hätten sich offt Könige genennet / wie Ber t rand d ’Arg -en t r e H i s to i r e de Bre tagne , und Ala in Bouchard Chron iqve s [. . .] de Bre -ta igne [. . .] 1531. bezeigen / hätten Bisthümer aufgerichtet / Müntze geschlagen / sich 20

Dei gra t i a geschrieben. Das Land Dombes liegt in Lugdunensi provincia, von dessenFreyheit Chopinus lib. 2. [. . .] doman. Fr. p. 257. Wegen des freyen Hertzogthums Bou-illon werde zwischen Lüttich und den Herrn von Sedan gestritten. Act. Noviomag. T. 3.p. 305. 400. 501. 534. und bey den Rißwickischen Tractaten / habe Lüttich deßwegen eineSchrifft eingegeben. Der Hr. Autor verspricht davon in seinem Comm. über den Rißwick. 25

Frieden und in seinem Sys t ema te prae t ens ionum zu handeln. So sey auch frey die

6 10. D ändert Hrsg. nach Ludewig

6 p. [104. seq.]: s. J. LIMNAEUS, Notitia regni Franciae, 1655, Bd. 1. 9 Chopin[us]: R. CHOPIN,De Domanio Franciae libri tres, 1588. 12–14 Warum . . . Augustus: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 24–26. 15–17 etliche . . . verspricht: vgl. J. P.VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 28. 17–21 Die . . .geschrieben: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 31–33.21–26 Das . . . handeln: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 33 f. 22 Chopinus: R. CHOPIN, De Domanio Franciae libri tres, 1588. 26–S. 120.1 So . . .Novocomensis: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701,S. 35 f.

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120 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

Herrschafft Neufchastel / oder Comitatus Novocomensis. In Schweden haben Berger((Cranz. lib. v. Svec. c. 23.)) und Steno ((Loccen[ius] lib. v. Hist. Svec. p. [. . .] 157.)) mitfleiß den Königl. Titel verminden / invidiae et sumtuum vitandorum causa; also auch inBöhmen ist er offt interrumpiret worden. Goldast Bohem. lib. 3. [. . .] c. 10. Veidevutus seycirca Ann. Chr. 370. von den Unterthanen primus Prussorum atqve Alanorum, qvi postea5

Lithuani dicti sunt, princeps genennet worden. Kojalovvicz Hist[oriae] Lith[uanae] part[e]1. lib. [1] p. 15. 17. Ob man ihn nun wol nicht König genennet so sey er es doch in derThat gewesen / daher die Litthauer als sie mächtiger worden / ihren Hn. Circa. ann. [. . .]1249. Magnum ducem gennet / idem lib. 4. p. 83. 84. Und als Mendogus ein Christeworden / habe ihm Innoc[entius] IV. den Titel eines Königs zugeleget und sey er vom10

Ertzbischoff zu Rige gekrönet / aber als die Christliche Religion wieder verlassen / solcherTitel auch abgangen. Beym Gratiano ist des Pabsts Pelagii II. Ausspruch c. scitote. c. VI.q. 3. daß sey eine Provintz / so einen König habe / und 10. oder 11. Städte / einen Me-tropolitanum und 10. oder 11. Bischöffe / daher der Cardinalis Hostiensis ad c. constitutis[2] x. de Test. et attest. und der Abbas Panormitanus, und andere Canonisten vermeynet /15

wo dieses fehle / da sey ein regnum minus proprium. Welches Goldast. lib. 3. [. . .] Bohem.p. 368. billig verwerffe und also auch im Buch de Majoratu lib. 1. c. 17. n. 5 ((von wel-chem der Hr. Autor sagt / daß er ein Exemplar habe / dabey Engelbrecht des Goldastiadversarius notas marginales geschrieben))[.] So refutirn es auch Godefroy Hist. CharlesVI. p. 590. Kirchner de Rep. disp. 3. Thes. 5. Arum[aeus] Jur. publ. disc. 1. n. 20. Also hat20

Petrus Pithoeus gemeynet lib. 1. advers[ariorum] subs[ecivorum] c. 8. p. 34. ein Hertzog-thum müste 11. oder 12. Graffschafften haben / so Alteserra lib. [2] de Comit. provinc.c. 9. wiederleget; daher zu verwundern / daß man annoch zum Königreich eine gewisseZahl Bischöffe erfordern wollen. Cabotius disp. jur. lib. 1, c. 12. Lansius [. . .] Leg. reg.conclus. [52] Cassan[us . . .] recherches lib. 2. c. 12. p. 120. Chifletius [. . .] vind. Hisp.25

c. 14. p. 130. und sey lächerlich / daß Joh. de Turre cremata ad c. scitote c. VI. q. 3. es aus

25 25. D ändert Hrsg. nach Ludewig

1–4 In . . . c. 10.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 36 f. 2 Loccen.: J. LOCCENIUS, Rerum Suecicarum historia a rege Berone III. usque adEricum XIV. deducta, 2. Aufl. 1676 unter dem Titel: Historiae Suecanae, a primo rege Sueciae usque adCarolum XI. . . . deductae, libri novem.. 4–12 Veidevutus . . . abgangen: vgl. J. P. VON LUDEWIG

[Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 37–39. 6 Hist[oriae] Lith[uanae]:Zitiert wird die Ausgabe Danzig 1650. 12–20 Beym . . . n. 20.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 40–42. 15 Panormitanus: Nicolaus von Tu-deschis: Volum. II. Oper. p. 86. edit. Lugd. 1578 f. 17 Ausgabe Frankfurt 1627. 20–S. 121.3 Also. . . wollen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 43 f.26 p. 141 edit. Lugd. 1555 f.

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121N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

der heiligen Schrifft beweisen will / weil 12. Aposteln / und gesagt werde / sie solten auf12. Stühlen sitzen und Israel richten / vieleicht komme es daher / daß die Römische Geist-ligkeit gern viel Bischöffe haben wollen. Bißher ist von freyen Herrn gehandelt worden;inzwischen bekennet der Hr. Autor daß auch Könige seyn / qvi alios [. . .] superioresaliqva ratione observant daher hätten sich die alten Könige der Egyptier (Diod. Sic. 3. 5

[. . .] 1. Plin. xxx. [. . .] 1.)) Perser und Parther genennet Reges Regum welchen TitelCyrus auf dem Grabe gehabt. Strabo lib. 15. p. [481.] Plutarch. vit. Alex. p. 703. Pompeiusaber nicht geben wollen / Plut. vit. Pomp. Romani imperatores dabant populis Reges((Trajanus so gar den Parthis)). Ein König in Spanien / weil er viel Königreiche hatte /meynte er könte sich einen Keyser schreiben / Pufend. [. . .] c. 2. p. 279. Wenn die Könige 10

von Aethiopien an die Könige in Spanien schreiben / geben sie sich entweder den TitelReg i s Regum nicht / oder geben ihn dem König in Spanien auch. Agamemnon hiesseRex Regum in einem andern Verstand / nemlich als Krieges-Haupt. Cic. lib. IX. Ep. fam.[. . .] 14. Aber besser qvadriret das Diploma beym Flaherty Hist. Hib. p. [39]. Ego Ed-garus Ang lorum Bas i l eu s , omn iumqve regum insu la rum Ocean i qvae 15

Br i tann iam c i rcumjacen t , cun ta rumqve na t i onum qvae in f ra eam inc lu -dun tu r Rex e t Impera to r . Den Keyser nennte Martialis Pr inc ipum Pr inc ipemlib. 6. Epig. 3. Maximilianus I. sagte se regibus imperare, doch muß man inter stylumoratorium et curialem distinguiren. Weil nun Reges Regum seyn / so kan wol ein König aufgewisse masse unter einem andern stehen. Ann. 1459. versprach der König in Cypern dem 20

Egyptischen Sultan tribut. Aen. Sylv. descript. As. min. c. 97. Teutschland selbst gab eseinmahl den Ungarn / der Siebenburgische König den Türcken / wie in den Consvet. Hung.

7 48. D ändert Hrsg. nach Ludewig 14 78 D ändert Hrsg.

3–8 Bißher . . . Pomp.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio re-gum, 1701, S. 44–47. 5 Diod.: vgl. DIODORUS SICULUS, Bibliothecae historicae libri XVII., 1559, S. 65und 74. 8 Romani . . . Reges: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 45. 9 f. Ein . . . p. 279.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. 46. 10 Pufend.: Ludewig verweist auf Annales Waverleienses ad An. 1154.(s. TH. GALE, Historiae Anglicanae scriptores quinque, Bd. 2, 1687, S. 158), wo es über Alfons VII.,König von Kastilien und Leon, heißt: quem, quia principatur regulis Ar ragonum , et Ga l i t i a e Impe-ratorem Hispan ia rum appellant; Ludewig fügt dieser Angabe hinzu: cons. Pufendorf. illustratus c. II.p. 279; damit dürfte gemeint sein PH. A. OLDENBURGER (Pacificus a Lapide), Dn. de Monzambano illus-tratus et restrictus, [1671]. 10–19 Wenn . . . distinguiren: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatiojuris gentium de auspicio regum, 1701, S. 48–50. 14–17 Ego . . . Impera to r : R. O’FLAHERTY,Ogygia, seu, Rerum Hibernicarum chronologia, 1685, S. 39. 17 Martialis: vgl. MARTIAL, Epigram-matum libri XV, VI, 4. 18 sagte: Von Ludewig nicht nachgewiesen, sondern mit der Bemerkungversehen, ob Maximilian das wirklich gesagt habe, überlasse er dem Urteil anderer (S. 50).19–S. 122.8 Weil . . . §. 21.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 50–52.

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zu sehen. Multi Reges Romanam rempublicam comiter observabant. Ein König war offtdes andern Vasall / also war vor alters Schottland eine Lehn von England; also sind Ne-apolis, Sicilien, Sardinien, Arragonien, Portugal, England, Hungarn zu Zeiten den Päbstenzu Lehn aufgetragen worden / vid. Ant[onii] Marcell[i] de Jure seculari Pont[ificum]Rom[anorum] ed[itionem] lat[inam] [1627.] Francof[urti]. Vom Herode kunte man zum5

Römischen Landpfleger Pilato appelliren. Und Huberus Jure publ. universal. lib. 1. c. 17.§. 33. sagt recht Tributarios, imo feudales non amittere summam in suos potestatem, soauch Grotii Meynung lib. 1, c. 3. §. 21. Wer aber einigen Königen nur die KöniglicheWürde / und nicht die Maj. geben wil (vid. Gold. lib. 3. de regn. Bohem. c. 13) wenn sienehmlich unterworffen / der veranlasse dadurch / daß auch Fürsten so andern unterthan10

Könige genennet werden könten. Der Hr. Autor aber macht diesen Satz / je freyer einerüber seine Unterthanen herrsche / je würdiger sey er ein König genennet zu werden / undsey nichts daran gelegen / ob er viel oder wenig Völcker beherrsche / und daher giebt erdiese definition: REX est persona qvae summam in subditos usu solenni tenet potestatem.Der usus solennis aber werde nicht ex rei natura sondern hodiernis cultiorum populorum15

moribus erfordert. Ein jeder freyer Herr sey König in Actu primo, ob er es aber werdenwolle in Actu secundo, stehe bey ihm[.]

Im andern Hauptstück handelt der Hr. Autor de appe l l a t i on ibus Reg i i s abImpera to re Rom. fac t i s . Er sagt / man hätte Romam patriam Regum nennen können /nicht so wie Cyneas Pyrrhi Gesanter / sondern weil allda ein Confluxus Regum, die sich20

allda schlecht aufgeführt / welches der Autor a m en t i am nennet / darüber haben sich dieRömer angemasset Könige zu machen und abzusetzen. Man lieset beym Suetonio in vitaAugusti, c. 60. Reges A ugus to non Romae modo sed e t prov inc ia s pera -gran t i qvo t i d iana o f f i c i a t oga to s ac s ine reg io in s ign i more c l i en tumprae s t i t i s s e und beym Eutropio lib. 7, p. 84. hab i t u Romano , t oga t i s c i l i c e t , ad25

veh i cu lum [ . . . ] ve l eqvum e ju s cucur re run t , darüber der Hr. Autor sich erei-fert / und sagt: o p lusqvam immanem pr inc ipum horum s tuporem! i t ane Re -g ia d iadema ta , qvae summae [pos t ] Deum po te s ta t i s o rnamen ta sun t ,v i l i s s imo servorum opere conspurcanda? Errav i t na tu ra , qvae vos in

5 1527. D ändert Hrsg. nach Ludewig 28 f. sunt, post streicht Hrsg. D

8 Grotii: vgl. H. GROTIUS, De jure belli ac pacis libri tres, Amsterdam 1642, S. 65–68.8–17 Wer . . . ihm: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701,S. 53 f. 18–22 Im . . . abzusetzen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. 56 f. 22–S. 123.1 Man . . . p i s t r i no : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 58 f. 25 Eutropio: vgl. EUTROPIUS, HistoriaeRomanae breviarium, 7, 10; Ludewig zitiert die Ausgabe Paris 1683.

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so l i um evex i t , cum vo lupe [ . . . ] s i t manc ip ia f i e r i i n p i s t r i no . Aber esscheinet wol / die guten Könige haben gefühlet / daß ihre Summa potestas unter der Rö-mischen Macht nur precaria gewesen.

Ariovistus der die Römer nicht fürchtete / wuste seine Hoheit besser in acht zu neh-men / qv a mv i s f u i s s e t R e x a s e na tu a dp e l l a tu s . Pompejus machte einen zum 5

König in Cappadocien Val[erius] Max[imus] lib. 5. c. 8. Wie nach des Antonii NiederlageHerodes zum Augusto nach Rhodis kam / legte er seine Crone nieder / biß sie ihm Au-gustus wiedergeben / Hr. von Spanheim diss. 9. de praest[antia] num[ismatum] p. 129.bringt einen schönen nummum bey / da auf der einen Seite Augustus, auf der andernP o l em o r e x pon t i , davon Dio. lib. 53. [. . .] p. 402. Thrac iae Regn i au to r heisset 10

Au gus tu s beym Tacito lib. 2. Annal. c. 35. p. 112. Armen i i s r egem ded i t T i be r i u sVell. lib. 2. [. . .] c. 22. Unterschiedene Nummi finden sich / darinn Rex Armen i s da tu s ,aber der nummus Antonini Pii ist vor / dawo Figuren eine nuda Reg i s QvadorumBarbar i , die andere Lega t i Caesar i s [. . .] dex t ram barbaro p o r r i g e n t i s , cuminscriptione Rex Qvad i s da tu s . Spanhim. diss. 8. p. 832. und Vaillant hat fast derglei- 15

chen nummum ediret. Tr a j a nu s r eg e m P a r th i s de d i t , davon ein nummus beymOiselio. Von den Laziis, Saracenis, Numidis, und andern ist nicht nöthig zu melden / alsoist beym Oiselio vom Trajano: REGNA ADSIGNATA Tab. 20. n. 12. p. [96.] Procopius inbell. vandal. lib. 2. c. 25. schreibet / pr i s co more apud Mauros recep tum f u i s s e ,u t nemo [. . .] e t i am Romanorum hos t i s , Regem se dec la rare t , n i s i r eg ia 20

i n s ign ia ab impera to re habu i s s e t . Add. Bulenger de imp[eratore] Rom[ano] lib. 3c. 28. und Brisson. form. lib. 2. p. [. . .] 233. sq. und meynet der Hr. Autor das Recht Regesdeclarandi hätten die Römer praescriptione erlanget und erhalten / doch lässet er nicht zu /daß die Keyser ein gewisses Recht in der gantzen Welt hätten / daraus die Macht flösse /die Königliche Würde beyzulegen: beruffet sich deßwegen auf Conringium und Beccle- 25

rum. Contraria sententia kommt theils von formulis oratoriis, theils von memoria veteris

18 92 D ändert Hrsg.

4–12 Ariovistus . . . c. 22.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 59–62. 6 König: Ariobarzanes II.? 6 f. Niederlage: In der Schlacht bei Actium 31v. Chr. 7 Rhodis: Rhodos. 12–16 Unterschiedene . . . ediret: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 62. 16–18 Unterschiedene . . . p. [96.]: vgl. J. P.VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 63–66. 17 Oiselio:J. OISEL, Thesaurus selectorum numismatum antiquorum, 1677, tab. XX, n. 11, Legende S. 96.18–26 Procopius . . . Becclerum: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 68 f. 26–S. 124.3 Contraria . . . Romano : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Disser-tatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 69 f.

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124 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

Magnitudinis Romanae, theils von den erroribus Decretistarum, die beym Corseto qva-est. 23. de potestate Regia p. [. . .] 95. gesagt: Omnes in orbe Reges in s ta r prae -f ec to rum prae to r io sub j i c i hod i enum impera to r i Romano . Dazu kam daßman bey den Juristen nicht recht verstanden was in tit. ad Legem Rhodiam stehet / v. Jac.Gothofr. ad hanc. leg. Majes t a s Impe ra to r i p rop r i a fu i t s t y lo Cur ia l i , v. Ma-5

bill. lib. 2. de [. . .] dipl. c. 6. es hätten aber die Reges diesen Titel superiori seculo recu-periret: der Keyser Recht / Könige zu benennen könne aus besserm Grunde hergeführetwerden / weil sie gleichwol primi principes, und Grotius wol sagt lib. 2. [. . .] c. 9. th. 11.§. 4. solere qvae corporis sunt [. . .] per primam personam [. . .] expediri. Und Hr. Coc-cejus fürnehmer JCtus sect. 2. disp. de Justitia Regni Portugall. qv. 1. p. 37. ad qvaesti-10

onem cu ju s s i t Reges face re antwortet: super io r po t e s ta s cu i imper ium un i -ve r sa l i u s compe t i t , qva l i s es t impera to r qv i po t e s t i n f e r iu s t e r r i t o r iumer ige re in regnum ve l ex pr inc ipe Regem facere . Und Hr. Joh. Schulz. diss.[. . .] de Polonia nunqvam tributaria §. 18. sage e r un t pon t i f i c e s Roman i [ . . . ] e tImpera to re s Causae in s t rumen ta l e s u tpo t e ap t i s s imae ad pub l i ca t i onem15

reg i i t i t u l i . Und Hr. Boecler diss. [. . .] de sacr. Rom. imp. hat wol gewiesen / daß demKeyser mehr gebühre / als ordinis praerogativa. Der Hr. Autor sagt auch § . 5 . h i c . ha ncMajes ta t i s p raeroga t i vam wie j u s Reges adpe l l and i von Hn. von Spanheimgenennet werde / i m pe ra to r e s qvoqve G e r m a n i c o s sanc t e s e rva s se , ad qvoscons ta t omnem imper i i Roman i d ign i t a t em s i ve be l l i , s i v e pac t o rum,20

s i v e a l i o [. . .] t i t u lo [. . .] devo lu tam fu i s s e [.] Conring[ius] diss. de imp[erio]Rom[ano] Germ. Boecl[erus] vit[a] Car[oli] M[agni]. Darauf erzehlet er die Könige so vonden teutschen Keysern die Cron bekommen / als Boso Uhrheber des ArelatensischenKönigreichs / autoritate Caroli Calvi. Regino ad [. . .] 877. wiewol Annales Bertin[iani] ad[. . .] 876. ihn nur zum Duce machen. Mehr Streit ist von Pohlen / Otto III. hat Boleslaum25

gekrönet An. 999. beym Matth. de Mechovia lib. 2. Chron. pol. c. 4. §. 26. ed. Cracov.1521. ist es in einer Figur vorgestellet / dergleichen haben Cromerus, Sarnicius, [. . .]Fulstin. Alex[ander] Gvagninus, [. . .] Neugeb. Jod. Lud. Decius, Joach. Pastorius; anderewollens wiederfechten. Ditmarus verschweig es / aber vielleicht ist es hostili in Polonosanimo geschehen / welches beweiset Lubienskius in Vitis Epp. Plocens. denn das andere30

vor Boleslao Könige genennet werden / ist nicht vom stylo Curiali zuverstehen. Regen-

3–7 Dazu . . . recuperiret: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 70–72. 7–17 der . . . praerogativa: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 73. 10 Coccejus: H. COCCEJI [Praes.], Justitia belli et pacis instatu regni Portugallici fundata, sive Historia Portugalliae, [Resp.] B. Neukirch, 1693, S. 37.17–25 Der . . . machen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 74 f. 25–31 Mehr . . . zuverstehen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentiumde auspicio regum, 1701, S. 75–78.

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125N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

volscius H. E. Slav. [. . .] l. [1. c.] 2. erzehlt ex Historia Calvimontis, der Pabst Bened[ic-tus] VIII. (al[iis] VII.) hätte nach dem Todt Mieceslai ersten Christlichen Fürsten demBoleslao eine Crone von Gold praepariret, als er aber erfahren / daß Boleslaus sich vomKeyser Crönen lassen / hätte er sie S t ephano duc i Hungar iae geschickt / Lubienskiaber will der Keyser hätte Sylvestrum II. der hernach Pabst worden / damahls als Legatum 5

a latere bey sich habt: das Epitaphium des Boleslai sagt:

Ob famam bonam tibi contulit Otto Coronam.Propter luctamen sit tibi salus. Amen.

Baronius will die Ehre dem Pabst zu schreiben / und macht Knoten in Hist. Henrici II. dieConringius aufgelöset. Wie Böhmen zum Königreich worden / davon hat Goldastus die 10

materi exhauriret. Balbinus wil lib. 7. Miscell. [. . .] c. 14. p. 58. Henricus Auceps hätteWenceslaum nach Erfurt beruffen / und allda zum König erkläret / aber gewisser ist / wasunter Henrico IV. geschehen 1086. Vor alters war Mo r av i a ein Königreich gewesen /solche Cron ist in der That auf Böhmen kömmen: Uratislaum machte Fried[rich] I. aber-mahl zum König; aber nur für sich und nicht für die Nachkommen / aber Philippus hat 15

endlich Böhmen beständig zum Königreich gemacht / welches Innoc. III. auch approbirt,als Premislaus sich zu Ottone IV. gewendet / und Frid. II. in confirmatorio diplomate apudBalbin. lib. 1. dec. 1. miscell. [. . .] vol. 1. p. 7. sagt: Verum e t i am scep t ra rega l i aqvod omn ibus gen t i bus no tandum, a nos t ra con f e ran tu r ma je s ta t e . Hun-garn betreffend sagt Petr. Ranzanus ind. 7. rer. Hung. p. 225. Opt i ma t e s reg iam e l e - 20

g i s s e d ign i t a t em , S t e ph a num a pp e l l a t um , R e ge m und Joh. de Thwrocz P. 1.Chron. H. c. 29. r eg iae Ce l s i t ud in i s coronam div in i t u s a de p t a m . Der Pabstschickte ihm die Cron / weil er sie vergebens dem Boleslao praepariret. Der BischoffChartuicius in vita S. Stephani erzehlet / es hätte sie der Pabst dem Mieseco Hertzog derPohlen so ein Christ worden / schicken wollen / aber ein Engel hätte ihm in der Nacht 25

gesagt / es würden Gesandten kommen / denen solte er die Cron geben. Aber Aventinusschreibt 5. Annal. Henricus S. hätte Stephanum zum König erkläret. Von dem streit der

1–10 Regenvolscius . . . aufgelöset: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. 79 f. 4 f. Lubienski: Investis Episcop. Plocensium p. 311 10 f. Wie . . .exhauriret: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 80.10 Goldastus: vgl. M. GOLDAST, De Bohemiae regni, incorporatarumque provinciarum, juribus ac pri-vilegiis . . . commentarii in libros VI. divisi, 1627. 11–19 Balbinus . . . maje s t a t e : vgl. J. P. VON

LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 81–87. 17 Premislaus:Ottokar I. Premysl. 19–23 Hungarn . . . praepariret: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 87 f. 20 nach Ludewig VIII. 23–27 Der . . . erkläret: vgl. J. P.VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 89 f. 23 f. Chartuicius:27–S. 126.1 Von . . . c. 17.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 93.

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126 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

Keyser und Päbste / Hungarn betreffend hat auch Conring lib. 1. de fin[ibus . . .] c. 17.Dennemarck / kan auch nicht in Abrede seyn / daß es einiger massen die Ehre der Cronvom Römischen Reiche angenommen. ((Arnold. Chron. Slav. [lib. 3.] c. 7. p. 313.)) undvielleicht schon sub Ottone M. nach Adami Brem. ann. 946. und ob zwar Conradus II. weilsein Sohn eine Printzeßin aus Dännemarck geheyrathet hat r emi se r i t j u ra imper i i5

Adam lib. 2. c. 41. so habe doch solche Lotharius wieder aufgerichtet nach Saxone lib. 9.[. . .] p. 409. und Trithemio; sonderlich aber Fridericus I. vid. Urstis p. 403. [. . .] OttoFris[ingensis] lib. 2. de Gest. Frid. lib. 1. c. 5. [. . .] Radevic[us] lib. 1. [. . .] c. 24. [. . .]Guntherus lib. 1. p. 293. lib. VII. p. 607. und Albertus Stadensis 1163. sagt: Waldema-rus duo regna Dan iae e t Svec iae [. . .] ab impera to re suscep i t . Sonderlich ist10

zu mercken / daß L o th a r i u s sa x o C an u t um D a num gemacht / zum R e ge S la vo r -um v e l O bo t r i t o r um Helmold. l. 49. Alb[ertus] Stad[ensis] 1133. und Crancius. lib. 6.c. 27. setzt dazu / daß daher sich die Könige in Dännemarck noch Danorum Vanda-lo rumqve Reges schrieben der Keyser H e nr i c us VI . hat A l m er i c um zum Königein Cypern gemacht Arnold. Lubec. lib. 5. [. . .] c. 1. ob es schon Ant. Mar. Gratianus de15

bello Cyprio p. 7. dem Pabst zuschreibet. So hat auch wegen Henrici VI. der Ertzbischoffzu Mayntz den König von Armen ien , der es sehr verlanget in Armenien selbst gekrönetArnold. lib. 5. c. 5. ob schon der Pabst auch daran Theil nehmen will und ein diploma inBullario Romano sich findet. Dem P h i l i p po B on o wolte F r i e d [ r i c h ] I I I . auf Pii II.anhalten (vid. Aen. Sylv. Epist. 395. p. 608.) r ega l em inves t i t u ram geben / und ihn20

zum v i c a r i o imper i i i n t e r r i s Ga l l i can i s machen / aber der Hertzog declinirte es /welches sein Sohn C a ro lu s Au da x hernach verlanget in congressu Trevirensi. v.Tom. 2. Freher[i] p. 155. und was Roo, Paradin, Fugger und Haraeus davon erzehlet. Also

1 Conring: vgl. H. CONRING, De finibus imperii Germanici libri duo, 1680, S. 269–304.2–7 Dennemarck . . . Trithemio: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 93–95. 3 Arnold.: vgl. HELMOLD VON BOSAU und ARNOLD VON LÜBECK, ChronicaSlavorum Helmoldi, Presbyteri Bosoviensis, et Arnoldi, Abbatis Lubecensis, hrsg. v. H. Bangert, 1659.7–10 sonderlich . . . su scep i t : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 95–97. 8 nach Ludewig p. 403 9 Albertus: s. ALBERT VON STADE, Chronicon acondito orbe usque ad A. C. MCCLVI, in: Piccolomini, Ae. S. (Papst Pius II.), Historia rerum Fridericitertii imperatoris . . . Subjuncti sunt praeterea alii ad Germanicam Historiam pertinentes Scriptores non-nulli rariores, hrsg. v. J. G. Kulpis, 1685, S. 289. 10–14 Sonderlich . . . schrieben: vgl. J. P. VONLUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 97 f. 14–19 der . . . findet:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 99–101.14 A l m e r i c u m : Amalrich I. 15 Arnold.: s. HELMOLD VON BOSAU und ARNOLD VON LÜBECK,Chronica Slavorum Helmoldi, Presbyteri Bosoviensis, et Arnoldi, Abbatis Lubecensis, hrsg. v. H. Bangert,1659, S. 433 mit Fn f auf S. 437. 15 Gratianus: s. A. M. GRAZIANI, De bello Cyprio libri quinque,[1674]. 16 f. Ertzbischoff: Konrad von Wittelsbach. 17 König: Leo I. 18 Arnold.:vgl. HELMOLD VON BOSAU und ARNOLD VON LÜBECK, Chronica Slavorum Helmoldi, Presbyteri Boso-viensis, et Arnoldi, Abbatis Lubecensis, hrsg. v. H. Bangert, 1659. S. 448. 19–23 Dem . . . erzehlet:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 102–105.23 Freher[i]: s. M. FREHER [Hrsg.], Germanicarum rerum scriptores aliquot insignes, Bd. 2, 1602.23 Roo: vgl. G. VAN ROO, Annales rerum belli domique ab austriacis habspurgicae gentis principibus . . .gestarum, 1592, lib. VIII, S. 301. 23 Paradin: vgl. G. PARADIN, Annales de Bourgongne, 1566, S. 959.23 Fugger: vgl. J. J. FUGGER, Spiegel der Ehren des Höchst-löblichsten Kayser- und Königlichen Erzhau-ses Oesterreich 1668, S. 778 f. 23 Haraeus: vgl. F. VERHAER, Annales ducum seu principum Braban-tiae totiusque Belgii, 1623, Bd. 2, S. 438 f. 23–S. 127.7 Also . . . sey: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 106–109.

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127N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ist es auch darauf gestanden / daß Oestereich mit Steyermarck zum Königreich gemachtwerden solte / davon ein Diploma F r id e r i c i I I . sich findet. M a x im i l i a n us I . beymCuspiniano in Austria war ein r e gnu m or i en t a l e aufzurichten willens. Es findet sichauf seinen Thalern: p lur iumqve Europae prov inc ia rum Rex e t p r inceps po -t en t i s s imus ; Und in einigen findet sich nom e n R e g i s zweymahl beym Titulo 5

Augus t i , und bey Burgund iae e t Aus t r i ae nomin ibus . Der Hr. Autor versprichtein mehrers / davon in seiner German ia pr inc ipe die unter der Preß sey. Der seel.Conring. in seinem opere de Finibus, argumentiret a c o l l a t i one d i a de m a t i s p e r Im -pe ra to r em fac t a a d Vasa l l ag ium; welches aber nicht folget. Also macht der KeyserFürsten / zum Exempel die Radzivil deswegen aber sind sie nicht des Rechts Lehn-Leute. 10

Und können die dignitates gar nicht deswegen ab imperatore empfahen / als ob er seyDo m inu s M un d i , wie Rosenthal de feud. c. 2. [concl.] 1. n. 3. gelehret (adde Ber-negg[erum . . .] notit. Hung. th. 368.) Joh. Bolognetus aber wiederleget ad. l. 9. [. . .] deJust. et jur. §. 27. p. 24. add. Textor. tit. 12. jur. publ. Caes. p. 435. Es schreibet Bemb[us]in Hist[oriae] Ven[etae] lib. 4. p. 307. Maxim[ilianus] I, hätte Lud[ovicum] XII. wollen 15

zum R e ge i n subrum ve l l ong ob a r d o r um machen.Das dritte Hauptstück handelt von denen / die aus eigner Macht Könige worden.

Otrococsi (welcher in Holland die origines Hungariae geschrieben / und in Hungarn dieRömische Religion angenommen haben soll) Orig. Hung. [. . .] I. c. 4. will aus Priscobeweisen / Attila hätte sich selbst zum Könige gemacht / da die Hunnen erst nur Hertzoge 20

gehabt. Dergleichen hätten auch die S ve v i , F r anc i , B u rgund i , Saxones gethan.S a nc t i u s Graf von A ra g on i e n hat sich unter seiner Unterthanen acclamationibus aus

12 concil. D ändert Hrsg. nach Ludewig

7–9 Der . . . folget: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 110. 9–14 Also . . . p. 435.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. 113 f. 14–16 Es . . . machen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatiojuris gentium de auspicio regum, 1701, S. 117. 17 Das . . . worden: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 118. 19–21 Orig. . . . gethan: vgl. J. P. VON

LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 122. 19 Orig.: s. F. FORIS

OTROKOCSI, Origines Hungaricae seu liber, quo vera nationis Hungaricae origo et antiquitas . . . pan-duntur, 1693, Bd. 1, S. 103 22–S. 128.2 S a n c t i u s . . . p. 366: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 122 f.

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128 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

einem Grafen zum Ersten König der Aragonier erklärt / Hier. Blanca. com. rer. Arag.p. [615.] Surita ind. rer. Arag. lib. 1, p. 17, Mariana lib. 8, rer. Hisp. p. 366, So hat auchgethan A lph ons us erster König in Portugal nach erhaltenen Siege / wie Vasconcell.lusitan. Anaceph. p. [15.] 56. und andere erzehlen / da er sich zuvor nicht ducem, wieBaronius meynet / ad ann. 1171. [. . .] n. 16. sondern C o m i t e m genennet. Ita ex fide5

diplom[atum] Duardus Nonius in Censura Texeirae IV. p. 379. Die Bulla pontificis 1179.da ihn der Pabst Alex[ander] III, i l l u s t r em Por tuga l l en s ium Regem nennet / istihm erst hernach zukommen. Es ist aber damahls nach Eduardi Galvani Zeigniß die Kö-nigliche Krieges-Macht nicht über duo fere millia, militum gewesen / woraus zu sehen /daß eben an der Grösse der Macht nichts gelegen. Also hat A lp hon su s I I I . sich selbst10

zum Rege Turde t ano rum v e l Algarb iae gemacht / als er das Land den Saracenenabgedrungen. Vasconcell. Hist. Lus. p. 73, Sanctius König von Navarra heyrathete ElviramTochter eines Grafen von Castilien, erlangte damit das Land / und nennete sich daraufKönig von Ca s t i l i e n . Alphons[i] a Carthagena Anacephal[aeosis] Reg[um] Hisp[aniae]c. 69, p. 275, und andere. Die Autores wollen gemeiniglich / Na va r r a sey von Anfang ein15

Königreich gewesen / welches Blanca com. rer. Arag. p. 598, und Jos[ephus] de Moretlib. [2.] investig[aciones] Hist[as] de las antiguedades del Regno de Navarra cap. 5.p. 294, aus documentis beweisen wollen; aber Luc[ius] Marineus siculus lib. 8, rer. Hisp.p. 365, meinet die 8 ersten Herrn hätten sich Hertzoge genennet. Es sey aber welcheswolle / so hat sich der erste propria autoritate einen König genennet. Henri. VIII. als er den20

Titel Regis Hiberniae 23. Januar. 1542. angenommen / wird in diplomate parlamenti an-

2 165. D ändert Hrsg. nach Ludewig 4 115 D ändert Hrsg. nach Ludewig 17 5. D ändertHrsg. 21 Regis Hiberniae unterstr. L 21–S. 129.1 angenommen / (1) fuhret ⟨er in⟩ [dip]lomate⟨an⟩ (2) wird . . . angeführet L

1 Blance.: vgl. J. DE BLANCAS Y TOMAS, Aragonensium rerum commentarii, in: J. PISTORIUS

[Hrsg.], Hispaniae illustratae seu rerum in Hispania et praesertim in Aragonia gestarum scriptores varii,Bd. 3, 1606, S. 615 f. 2–8 So . . . zukommen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 123–126. 4 p. [15.] 56.: vgl. vielmehr A. VASCONCELLOS,Anacephalaeoses id est summa capita actorum regum Lusitaniae, 1621, S. 15 f. 8–12 Es . . . p. 73:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 128 f. 12 p. 73:vgl. A. VASCONCELLOS, Anacephalaeoses id est summa capita actorum regum Lusitaniae, 1621.12–15 Sanctius . . . andere: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 131. 12 Sanctius: Sancho III. Garces. 12 f. Elviram: Vielmehr Mayor von Kastilien.13 Grafen: Sancho Garcıa. 14 Alphons[i]: vgl. ALFONSO DE CARTAGENA, Regum Hispaniae ana-cephalaeosis, in: A. SCHOTTUS [Hrsg.], Hispaniae illustratae seu rerum urbiumque Hispaniae, Lusitaniae,Aethiopiae et Indiae scriptores varii, 1603, Bd. 1, S. 248–291. 15–20 Die . . . genennet: vgl. J. P. VON

LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 132. 18 p. 294: Ludewigzitiert die Ausgabe Pamplona 1665. 19 p. 365: vgl. L. MARINEO, De rebus Hispaniae memorabilibusopus, in: A. SCHOTTUS [Hrsg.], Hispaniae illustratae seu rerum urbiumque Hispaniae, Lusitaniae, Aethi-opiae et Indiae scriptores varii, 1603, Bd. 1, S. 291–517. 20–S. 129.4 Henri. VIII. . . . per t i nen -t i bu s . : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 132–134.

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129N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

geführet (Seld. tit. hon. p. 1. c. 4.) daß die Könige von England allda gehabt omnem [. . .]reg iam jur i sd i c t i onem po te s ta t em e t praeminen t i am [. . .] cum qv i buscunqve ad [. . .] s ta tum reg i s imper ia l i s ( (K ing imper ia l ) ) [. . .] per t i nen -t i bus . Als M ar i a seine Tochter zur Cron kommen / hat sie sich das von Paulo IV.confirmiren lassen / der also gesprochen als ob er Irrland zu einem Königreich machte. 5

Spondan[us] contin. Baron. ad 1555. [. . .] Paul[us] Sarp[ius] Hist. conc. Trid. lib. 5.p. 354. B a s i l i u s He r t z og de r R us se n hat sich zum ersten C za r oder K ön i ggenennet / im Jahr 1525. au tore nemine , wie Ren. Chopi. sagt / Doman. Franc. tit. 1.p. 185. Daher glaubt der Freyherr von Herberstein nicht was Jovius lib. de Legat. Mos-covitar. p. 165. geschrieben / er hätte die Cron vom Pabst verlanget. Ein unbekandter 10

Florentiner de reb[us] Mosc[hoviticis] c. 8. ed. Patav[inae] 1680. sagt Uladomir Fürst derRussen habe 1065. den Königlichen Titel angenommen und von den Keysern zu Constan-tinopel erhalten. Ja Johannes Basilowiz hat M a gnu m H er t z og vo n Ho l s t e in z umKö n ig in L i e f f l a nd / so viel an ihm / erkläret. Chytr. Chron. sax. lib. 22. ad ann. 1570.Das aber Clem[ens] VIII. Theodoro Groß-Fürsten von Moscau den Königl. Titel nicht 15

geben wollen (Piasec. ad [. . .] 1593.) wird wohl nichts machen / da der Freyherr Augustinvon Mäyerberg Reiseb. p. 93. bezeiget / das der Keyser solchen gegeben.

Nun folgt das vierdte Hauptstück von den Päbstl[ichen] Unternehmungen Könige zubenennen. Caramuel in Philippo [. . .] Reg. portug. demonst. lib. 4. qv. 1. art. 3. nennet eseine berühmte Frage. Spanien solle vom Pabst verlangt haben titulum im pe r a t o r i s nov i 20

orb i s Langvet. Ep. secret. [89.] [. . .] vol. 2. Chiflet. Lum. Hisp. p. 371. Lud[ovicus] abAvila sagt lib. 2. [. . .] Bell. Germ. p. 36. der Pabst hätte per bullam Carolo V. den Titel

1 daß (1) ⟨d⟩ie vorhahren (2) die . . . England L 5 der . . . machte erg. L 9 glaubt (1) derHr. Autor (2) der . . . herberstein L 10 hätte (1) es vom Pabst v (2) die L 21 88. D ändert Hrsg.nach Ludewig und L

1 Seld.: s. J. SELDEN, Tituli honorum, 1696, S. 69. 4–7 Als . . . p. 354.: vgl. J. P. VON LUDEWIG

[Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 136 f. 7–13 B a s i l i u s . . . erhalten:vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 138–140.7 B a s i l i u s : Wasilij III. 9 Herberstein: s. S. V. HERBERSTEIN, Rerum Moscoviticarum commentarii,1557, Bl. 19. 9 Jovius: s. P. GIOVIO, Libellus de legatione Basilii, Magni principis Moschoviae, adClementem VII., in: S. V. HERBERSTEIN, Rerum Moscoviticarum commentarii, 1557, Bl. 163–179, hierBl. 165. 13–17 Ja . . . gegeben: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicioregum, 1701, S. 141 f. 13 Johannes: Iwan IV. 14 Chytr.: D. CHYTRAEUS, Chronicon Saxoniae etvicinarum aliquot gentium, 1593, S. 658. 15 Theodoro: Fjodor I. 16 Piasec.: s. P. PIASECKI,Chronica gestorum in Europa singularium, [1649], S. 112. 18–21 Nun . . . p. 371.: vgl. J. P. VON

LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 143 f. 21–S. 130.4 Lud[ovi-cus] . . . p. 100.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701,S. 145–147.

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130 N. ma1859III. REICH UND EUROPA

m a x im i gegeben / vielleicht ohngebehten. Die Titel Catho l i c i , [. . .] Chr i s t i an i s -s im i , [. . .] de f ensor i s f i de i , die der Pabst zugeleget / sind bekandt; sonderlich aberwil er den Königl. Titel zu geben macht haben / Caramuel sagt / er möge E c c l e s i a s t i -c o s r e ge s machen / aber nicht seculares lib. 2. art. 6. p. 113. und lib. 2. art. 3. p. 100.Innocen t i u s I I I . c. 34. X. de Elect. et Electi potest[ate] schreibt sich beym Kayser5

nichts als Unc t ion i s , co rona t i on i s e t consec ra t i on i s a c tum zu. Aber hernachsind die Päbste weiter gangen / Clem. pastoralis de sent. et re jud. Chr i s t u s rex regume t Dominus Dominan t i um nob i s conces s i t t rans f e r re imper ium de gen t ein gen t em . Sie gründen sich auf das ju s s a c r a e u nc t i on i s vid. Hubert. Morum tr. desacris unct[ionibus] haben daraus inferiren wollen Reges f i e r i quas i Va sa l l o s Ec-10

c l e s i ae Martin. de Caraziis tr. de Principibus qvaest. 23. wenigst hat der Pabst schlies-sen wollen / er habe zu urtheilen ob u nge n dus d ig nus sey. c, 34, x, de Elect. et El. potund die Könige würden gleichsam C l e r i c i , Nic, plove tr, 6. de sacram. c. 1. [. . .] Corsetde potestate regia qv. 40. [. . .] Hier[onymus] Albanus de pot[estate] pap[ae] p. 15. Voralters ist im ceremoniali Rom. nur v i e r Kö n ig e Sa l bun g erwehnet worden / von J e -15

r u sa l em / F ranck re i ch / Eng l and und S ic i l i en : hernach sind mehr dazu kommen.Vor alters sind die Christl. Keyser nicht gesalbet worden. Und Pet. Martyr in c. 19. lib. 3.Reg. p. 505. hat diese jüdische ceremonie nicht billigen wollen. Gilb[ert] Gaulmin in vit[a]Mos[is] lib. 2. c. 6. hat aus 2. locis Maimonidis gewiesen / das der hohe Priester oderProphet bey der Salbung ein blosser Bedienter gewesen / und den gesalbet / welchen Gott20

oder das Volck beliebet. Von der Muelen will in seiner diss[eratione] de ortu et interituimp[erii] Rom[ani] gegen Grotium behaupten / der Pabst kröne den Keyser als summusi t a l i ae Ep i scopus in sua d ioeces i , nicht als pr imas orb i s Chr i s t i an i , wel-chen primatum der Hr. Autor mit Salmasio und andern auch verwirfft. Die Exempel der

3 Caramuel (1) approbirt [die]s nicht (2) sagt L 7 sind (1) sie weiter (2) die . . . weiter L11 hat (1) Inno (2) der L 16 f. kommen. (1) Vor alters sind weder die französische (Chiflet. in Amp.Rem) noch Noviregisch Cypr. annal. Slesw. p. 61) noch Irlandische. Flaherty ogyg. (a) ⟨part.⟩ (b) ⟨2, 72⟩(2) vor L 22 Rom. ⟨c. 4⟩ gestr. (1) behaupten (2) gegen L

5 f. I nnocen t i u s I I I . . . . zu: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de aus-picio regum, 1701, S. 148 f. 6–14 Aber . . . p. 15.: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 151–153. 14 p. 15.: Gemeint ist die Ausgabe Venedig 1561.14–21 Vor . . . beliebet: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 154–156. 16 Erl. zum Textapparat: Chiflet.: Nach Ludewig, S. 155: Chifletius in ampullaRem; Cypr.: Cypreus in annal. Schlesv. p. 61; Flaherty: p. 72. 18 Gaulmin: G. GAULMIN, De vita etmorte Mosis libri tres, 1629, S. 318 f. 21–24 Von . . . verwirfft: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 158 f. 24–S. 131.2 Die . . . agnosciret: vgl. J. P.VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 159–162.

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131N. ma1859 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Könige / so die Päbste benennet / bringen nichts anders mit / als ihre approbation, nichtdaß sie die Dignität gegeben / sondern agnosciret.

Im fünfften und letzten Hauptstück schliesset der Hr. Autor mit dem applausu orbis infelici Regni Borussici auspicio. Wenn kleiner Lande Herren Könige genennet worden / wievielmehr gebühre der Titel dem hochmächtigen Hause Brandenburg / welches einige Kö- 5

nige übertreffe und unter sich 9. Lande habe / die für keine geringe Hertzogthümer pas-siren können / und der Ulysses italicus habe recht gesagt / de r C hur f ü r s t vo n B r a n d .könne 200 . me i l en r e i s en / daß e r a l l e ze i t bey Un t e r t hanen M i t t ag s -M a h lz e i t ha l t e . Die Brandenb. Waffen hätten zugleich in Hungarn / Italien und Nie-derlanden geblitzet / Brandenburg hätte Böhmen und Pohlen geschützet / England erhalten 10

helffen / die Königliche Pracht des Brandenburg. Hofes sey bekand / und Preussen habenur den alten Königlichen Titel wieder bekommen. Worauf der Hr. Autor mit einer Anredean den König endiget.

1 Päbste (1) genennet (2) benennet L 4 Wenn (1) kleine land⟨der⟩ kon (2) kleiner . . . herrenofft gestr. L 6 für (1) Herzogthümer (2) keine L 11 Königliche erg. L

3–9 Im . . . h a l t e : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium de auspicio regum,1701, S. 163 f. 9–12 Die . . . bekommen: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio juris gentium deauspicio regum, 1701, S. 164–167. 12 f. Worauf . . . endiget: vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.],Dissertatio juris gentium de auspicio regum, 1701, S. 167 f.

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132 N. ma1881III. REICH UND EUROPA

ma1881. DER CRONWÜRDIGE PREUSSISCHE ADLER[August 1701.]

Überlieferung:L Konzept: BERLIN Archiv der BBAW Nachlaß G. W. Leibniz Nr. 1 Bl. 52. 54–58.

3 Bog. 2o. Fünf Zeilen und 1 1/2 S. auf Bl. 52v unten bis Bl. 54v oben. Auf Bl. 52r bis5

52v oben L unserer N. ma1859, auf Bl. 54v unten bis Bl. 58v oben L unserer N. ma1883,auf Bl. 58v unten L2 unserer N. ma1894.

D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 80–83.

Stückeinleitung10

XVI. Der Cronwürdige Preussische Adler als der aller Durchläuchtigste und Großmäch-tigste Fürst und Herr / Herr FRIDERICH / erster Christlicher König in Preussen Marg-grav zu Brandenburg etc. etc. von der den 18. Jan. 1701. in Königs-Berg höchstfeyerlichvollbrachten Königlichen Salbung / ihren solennen Eintzug in dero Königlichen Residentzzu Cöllen an der Spree / mit ungemeiner Königlichen Pracht und allgemeinen Frohlocken15

hielten / [. . .] vorgestellet / von Johann Peter Ludwig pub l i co in Fr ide r i c i ana pro -f e s sore , Ha l l . f o l . pag. 12.

Der Hr. Autor hat hierinnen eben die Lehren / so sich in seiner weitleuftigen Dissertationde Ausp i c io Regum [finden] / und gehet dahin / daß / weil die Königliche Macht vonGott / und man in der gantzen Heil. Schrifft nicht lesen werde / daß [. . .] von einem20

einigen souverainen Fürsten ein ander Nahme als der Königliche gebraucht worden / so[scheine] ein jeder souverain gleichsam [. . .] verbunden / [. . .] die höchste Gewalt / in diederselben zukommende Würdigkeit durch den Gebrauch des Königlichen Nahmens zusetzen. Es gehe einen souverain ohne dem weder Crone / die er [mit] recht zuschliesse /noch Purpur / [. . .] Scepter / [. . .] Swerdt / [. . .] Reichs-Apfel oder Thron ab.25

Er habe an dem Tage da [. . .] vieler Millionen Unterthanen Liebe gegen ihren Königgebrennet / auch seine Devise in Illumination setzen wollen / womit er auf den Entwurffeiner Medaille zielet [/] davon hernach.

18 die (1) meynu (2) lehren L 18 seiner (1) weitlaüfftigern L (2) weitleuftigen D19 findet D ändert Hrsg. nach L 19 weil (1) gott die erg. könige ein (2) die L 21 f. so (1) sey(2) scheine L (3) schiene D ändert Hrsg. 23 Würdigkeit (1) zu sezen (2) durch L 23 Königlichen

Gebrauch des streicht Hrsg. nach L D 24 mit erg. Hrsg. nach L 25 Reichs-Apfel (1) und⟨auch⟩ gestr. L (2) oder D 26 Millionen (1) liebe (2) Unterthanen L 27 auf (1) das project

⟨ein⟩ (2) den L

18–24 Der . . . setzen: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 3.24 f. Es . . . ab: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 4. 26–28 Er . . .hernach: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 5.

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133N. ma1881 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Die Pohlen und Ungarn hätten / nach der meisten Scibenten Angeben / den Hertzog-lichen Namen [. . .] mit dem Königl. [. . .] in dem ersten Jahr eines neuen Seculi, nemlichAnn[o] Chr[isti] 1001. verwechselt / und also auch jetzo Preussen. Der Teutsche nestorhabe schon vor 200. Jahren [. . .] von dem Durchläuchtigsten Hause [. . .] Brandenburggesagt / daß seinen Nachkommen von Gott eine Königl. Crone aufgehoben / welches Zeug- 5

niß in öffentlichen Jahr-Büchern der Welt schon längstens vor Augen [. . .] lieget; DerKönig in Preussen habe 12. Fürstenthümer und viel Millionen Unterthanen / denn es nichtAfricanische Wüsteneyen sondern schöne Lande; daß einige Berlin bestehe in fünff Städ-ten. Er schliesset mit einem Glückwunsch.

Auf dem Titelblat ist in Kupferstich entworffen eine Medaille grosser Form / allwo 10

auf der einen Seite das Königliche Bildniß mit der Umschrifft: FRIDERICUS D[EI]G[RATIA] REX BORUSS[IAE] S[ANCTI] R[OMANI] I[MPERII] ELECTOR PLVRIVMQ-VE GERMANIAE PROVINCIAR[UM] PRINC[EPS] POTENTISSIMVS. Auf der andernSeite siehet man einen Adler / welcher in der Höhe mit ausgebreiteten Flügeln / habend inder rechten Klaue eine Welt-Kugel / in der Lincken ein Scepter / über dem Haupt eine 15

geschlossene Cron / auf dem limbo: SVMMVS, welches zugleich Basin eines Triangulimacht / dessen 2. übrige Latera gemacht werden / von den Worten:; QVOD VNO INFE-RIOR und fället solcher Triangel in den Glantz der Göttlichen Glori, als unter welcher dieKönigliche Macht alleine stehet. Die Umschrifft ist: QVI REX EST REGEM MAXIMENON HABEAT, der so aus dem bekanten Epigrammate Martialis ad Ma x im um genom- 20

men. In der Unterschrifft oder Exergue stehet: E. regIo Monte a Deo haeC Corona diexviii. mens. jan. secvli novi ingressum bonis avibus insignit.

3 verwechselt /01 also iezo auch (2) also habe iezo (3) und . . . iezo L 8 bestehe (1) aus L (2)in D 10 ist (1) entworffen das in kupferstück (2) im kupferstich entworffen L 14 welcher (1)gerade in die höhe (a) gehet (b) schießet (2) in L 16 SVMMVS, (1) und daruber (2) welches L17 dessen (1) ubrige (2) 2 L 20 HABEAT, (1) Und in der Unterschrifft oder Exergue (2) so L

1–6 Die . . . lieget: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 7.6 f. Der . . . Unterthanen: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 8.7 f. denn . . . Lande: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 9.9–20 Glückwunsch: vgl. J. P. LUDWIG, Der Kron-würdige Preussische Adler, [1701], S. 11 f. 19 QVI. . . HABEAT: MARTIAL, Epigrammatum libri XV II, 18, 8.

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134 N. ma1883III. REICH UND EUROPA

ma1883. ANHANG BETREFFEND DASJENIGE, WAS NACH HEUTIGEN VÖLCKERRECHT ZU EINEM KÖNIG ERFORDERT WIRD[August 1701.]

Überlieferung:L Konzept: BERLIN Archiv der BBAW Nachlaß G. W. Leibniz Nr. 1 Bl. 52. 54–58.5

3 Bog. 2o. 1/2 und 7 3/4 S. auf Bl. 54v unten bis Bl. 58v oben. Auf Bl. 52r bis Bl. 52v

oben L unserer N. ma1859, auf Bl. 52v unten bis 54v oben L unserer N. ma1881, aufBl. 58v unten L2 unserer N. ma1894. Mit einigen Eingriffen Eckharts (EiL). Verlusteiniger Wörter infolge von Beschneiden des Bogens am unteren Rande von Bl. 54v undinfolge von Papierschaden am Rande von Bl 55r.10

D Erstdruck: Auszug Verschiedener Die neue Preußische Crone angehender Schrifften.Verfertiget im AUGUSTO MDCCI., Hannover 1701, S. 83–94.

Weitere Drucke: 1. KORTHOLT, Epistolae, 4, 1742, S. 227–238 (nach D). 2. GUHRAUER,Deutsche Schriften, 2, 1840, S. 303–312. 3. Thesaurus oder Lesebuch zur älteren deutschenGeschichte, hrsg. von Ernst Busse, Paris 2005, S. 726–731 (nach GUHRAUER; teilw., ent-15

spricht unten, S. 139, Z. 1, »Wie«, bis Textende).

In L hat Eckhart eine Passage auf Bl. 54v unten mit einem Streifen überklebt, auf dem er den danngedruckten Text notiert hat (s. unten, S. 134, Z. 28, »Nahmen haben« – S. 135, Z. 9, »von wegen«). Indiesen Text hat Leibniz zwei kleine Korrekturen eingetragen, die in D nicht übernommen wurden (LiEiL).

XVII. Anhang / betreffend dasjenige, was nach heutigen Völcker Recht zu einem König20

erfordert wird.

Es ist bekandt / daß die Nahmen offt zu etwas Wesentliches werden / zumahl bey denenDingen / da die Sache selbst so wol als der Nahme in Menschlicher freywilliger Einset-zung bestehet / ob schon die Natur dazu einige Anleitung gibt / und den Grund leget. AlsoMaaß / Gewicht und Grösse betreffend / ob wol ein Fuß und eine Elle / damit man die25

Linien misset / von dem Menschlichen Fuß und Elbogen genommen; dennoch weil dieeinander nicht gleich / nimt man in der Bürgerlichen Gemeine eine gewisse Länge dafür /und wil / sie solt den Nahmen haben / ob man wol solche Länge / und den Verstand desWorts nicht definitione, sondern allein exemplificatione bedeutet / und ein solch Maaß inMetall oder Stein verwahrlich aufhebet. Und ob man schon jetzo vermittelst des penduli30

22 offt (1) in gewißen dingen zu (a) ⟨ – ⟩ (2) etwas wesentliches bey den dingen werden, wenn sienehmlich in Menschlicher ⟨E⟩ (4) ⟨ – ⟩ (5) zu L 23 Menschlicher (1) Einsezu (2) eigenwillig (3)freywilliger L 24 besteht, (1) als bey (2) ob L 24 Anleitung (1) gibt also (a) ⟨ein⟩ (b) in denSachen die (2) gibt . . . Also L 25 Maaß (1) und gewicht (2) gewicht und größe L 25 f. damit . . .mißet erg. L 28 sie (1) soll L (2) solt D 28 haben (1) [– – –] L (2) ob man wohl (3) da mande⟨nen⟩ LiEiL (4) ob man wol EiL D 29 exemplificatione (1) bedeute⟨t⟩ EiL (2) bedeuten kan LiEiLbedeutet D

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135N. ma1883 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

eine neue Manier gefunden / unsre Maassen der Nachwelt anzudeuten / wenn gleich alleCörperliche Maassen verlohren giengen; so beruhet doch solches auf einer andern bestän-digern exemplification, nemlich der Zeit der Himlischen Bewegungen / deren Beständig-keit man supponiren muß. Sonderlich aber hat der Nahme seine Wirckung bey denenWorten die Ehre und Hoheit bedeuten / welches eine quantitas existimationis ist. Und 5

obgleich die Natur auch darinne einen Grund gibt / so gibt doch die Beylegung des Nah-mens der Sache selbst ein gewisses complementum. Zum Exempel der Grund des Doc-torats ist Gelehrsamkeit / der Ritterschaft Tapfferkeit / allein sie machen keinen Doctoroder keinen Ritter / wenn der Nahme von wegen Oberkeitlicher Macht / von denen so dazuberechtiget / nicht dazu gethan wird. Wenn aber der Nahme gebührend gegeben / so folgen 10

daraus gewisse Vorrechte / die demjenigen in der Gemeine zukommen / der den Nahmenmit Recht führet. Daher / wer einen Equitem auratum, oder andern dergleichen Ritterbeschreiben wil / muß ohngefehr sagen / daß es einer sey / dem um angegebener Tapffer-keit willen der Nahme mit denen daran hafftenden Würden und Rechten / von dem derdessen Macht hat / wie es sich gebühret / zugeleget worden. Also ist es auch bewand mit 15

einem Bottschaffter oder Ambassador: denn wenn einer gleich ein Creditiv bringet / undeinen grossen sehr prächtigen Gefolg hat / wenn es gleich auch selbst ein vornehmer Herrist / dennoch / wenn in seinem Creditiv der Nahme eines Ambassadors oder Bottschafftersoder dergleichen sich nicht findet / so hält man ihn vor einen blossen Abgesandten. Alsomacht gleichsam der Nahme die Sache vollends aus. Wer kan heut zu Tage eine definition 20

von einem March-Graffen / Pfaltz-Grafen / Land-Grafen oder Hertzog geben? Vor alterswaren die March-Grafen solche Reichs-Fürsten so die Gräntzen verwahrten / die Comitesprovinciales hatten binnenländische mächtige Graffschafften / so vor Fürstenthümer pas-siren können; der Reichs-Hertzoge waren auch sehr wenig / und hatten gleichsahm gantzeReichs Kreise zu regiren / deren man etliche noch lange Zeit Königreiche genennet / wie 25

beym Ditmaro von Regno Francorum, Bajoariorum, Saxonum Lotharingorum, etc. ge-

9 f. dazu (1) bestellet nicht beygeleget (2) berechtiget . . . gethan L 13 muß (1) sagen (2)ohngefehr L 14 f. Rechten / (1) auf gewohnliche art beygeleget worden (2) von (a) denen die deßenmacht haben (b) dem . . . hat (aa) nach gewohnlicher art (bb) wie L 15 auch erg. L 17 grossen (1)pra (2) sehr L 17 prächtigen (1) Comita (2) gefolg L 17 hat erg. L 17 ein (1) großer Her (2)vornehmer L 18 f. Bottschaffters (1) nicht (2) oder L 21 Pfaltz-Grafen erg. L 23 vor (1)furste (2) herzogt (3) fürstenthümer L 24 können; die Pfalzgrafen erg. und gestr. L 24 aucherg. L 24 wenig / (1) und waren sie an die stelle getreten der könige in (2) und L 25 Kreise (1)⟨ – ⟩ (2) zu (a) ver (b) regiren L 25 Zeit erg. L 26 von (1) Regno (2) Regno Francorum L26 Saxonum ⟨und⟩ erg. und gestr. L

26 Francorum: vgl. THIETMAR VON MERSEBURG, Chronicon, II,6. 26 Bajoariorum: Nichtermittelt. 26 Saxonum: vgl. THIETMAR VON MERSEBURG, Chronicon, I,9 (6). 26 Lotharingorum:vgl. THIETMAR VON MERSEBURG, Chronicon, I,23 (13).

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136 N. ma1883III. REICH UND EUROPA

sprochen und der Käyser in jedem absonderlich gekröhnet wird. Und jedes solches Kö-nigreich oder Hertzogthum hatte seine eigene Aempter / und darunter sonderlich Comitespalatii Regii, oder Pfaltz-Grafen; also die Pfaltz-Graffen beym Rhein waren es in regnoAustrasiae oder Ducatu Francorum, die Witelsbacher in Bayern / die von Sommerschen-burg in Sachsen / die von Tübingen in Schwaben oder Regno Alamaniae; die Herren der5

freyen Graffschafft Burgund waren palatini Comites regni Burgundiae, und die von Cam-panien waren es in regno Franciae occidentalis. Es ist aber zu wissen / daß gemeiniglichdiese Herren neben denen Lehen-Landen so ihren Aemptern anhängig / auch eigne Erb-liche Allodial-Fürstenthümer hatten / biß nach langer Händ eines mit dem andern vermi-schet worden / welche Dinge von vielen nicht recht eingenommen werden / und daher10

wenige so wol von dem Ursprung der Teutschen Fürstenthümer als von den ursprünglichenArten derselbigen und von der Frage / ob es anfangs blosse Aempter ad Dies vitae ge-wesen / gebührend urtheilen. Ob nun schon dergestalt / solche Nahmen der Marck- Pfaltz-Landgrafen / Herztogen / etc. ihre gewisse Bedeutungen gehabt / so haben doch solchevorlängst auffgehöret und bleiben die blossen Nahmen oder Titel übrig / also das die Sache15

selbst keine andere definition als den Nahmen hat und man nichts anders sagen kan / als:ein Marggraff / Landgraf / etc. ist ein Fürst / der einen solchen Nahmen führet. Vor alterswurden ansehnliche Grafen sub nomine principum begriffen / wie Diplomata zeigen / da-her man hernach / als man anders zu raisonniren angefangen / etliche derselben gefürsteteGrafen genennet; ob sie schon anfangs deswegen nicht nöthig gehabt gefürstet zu werden.20

Anjetzo werden die Fürsten nicht nur den Grafen / contra-distinguiret / sondern auch vonden mit sonderbahrer qualität afficireten Fürsten / als Land- Pfaltz- Marck-Grafen / Hert-zogen / etc. unterschieden. Ob schon deswegen eben nicht folgt / daß einer der bloß einFürst heisset einem jeden dessen Fürstenthum einen sonderbahren Nahmen hat weichenmüsse / wie denn zum Exempel die Fürsten von Anhalt denen Landgrafen von Fürstenberg25

vorgehen. Kan man also auch jetzo einem blossen Fürsten keine andere Definition assi-gniren / als allein / daß sein Fürstenthum keinen besondern Nahmen habe.

1 jedem ⟨regno⟩ gestr. absonderlich erg. L 1 jedes (1) konigreich od[er] (2) solches L2 Aempter . . . sonderlich erg. L 3 Regii, (1) also (2) als (3) oder L 8 neben (1) ihren leh (2)denen L 10 vielen (1) vermischet werden (2) nicht . . . werden L 11 wol (1) ursprung der furst (2)von L 11 dem erg. L 11 f. von (1) ⟨der arth⟩ (a) solcher ⟨derartigen⟩ erg. fürstenthümergebuhrend urtheilen ⟨ – ⟩ (b) derselbigen (2) der ursprünglichen arth (a) derselbigen (b) derselbigen L (4)den . . . derselbigen D 12 es (1) ursprünglich (2) anfangs L 13 der (1) margrafen, (a) Pf (b)Pfalzgraf (2) Marck- Pfalz- (a) Lan (b) und gestr. L 14 f. so (1) höhren doch solch numehr auf (2)sind (3) haben . . . auffgehöret L 15 das (1) wenn man (2) die L 17 führet. (1) ⟨Dan⟩ (2) Warauß(3) Warumb solte (4) Vor alters ⟨legte⟩ man mächten grafen den (5) Vor L 18 wurden (1) mächtige (2)ansehnliche L 20 schon (1) vor alters (2) v (3) anfangs L 21 Grafen / (1) sondern (2)contradistingviret L 21 f. von (1) beson (2) denen L 23 etc. erg. L 25 müsse / (1) gleichsam(2) wie denn L 25 Exempel (1) ⟨an⟩ (2) Anh (3) die L 27 daß (1) er ⟨k⟩ (2) sein L

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137N. ma1883 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

Bey der hohen Würde eines Königes / hat es einiger maassen auch diese Bewandniß /daß der Titel der Sache ihr complementum Essentiae mitgiebet / und keiner ein König ist /der nicht König heisset / ob man gleich wegen Macht und andern Umstände von ihm sagenkönne / wie ehemahlen von jetziger königl. Maj. in Preussen: habet omnia Regis. Ist alsoder Nahme selbst mit zur Sache worden / und kan man sagen definitum ingredi definiti- 5

onem, quasi materialiter: Ein König ist / der also heisset / und dem die dem Nahmen derGewohnheit nach anhängende Ehrenrechte zukommen. Der Grund den die Natur dazulegetist die Macht / und sol ein König billig ein mächtiger grosser Fürst seyn / gleich wie einRitter tapffer seyn soll. Es bringt auch der Nahme mit sich praesumtionem rei. Daher alsowenn in einer Stadt erschallen solte / es sey allda ein König ankommen / wird sich jeder 10

man einbilden / es sey ein grosser Fürst vorhanden / der viel Macht habe gutes zu erwei-sen / und lange Hände zu straffen. Solte sich aber befinden / daß es etwa Johannes Casi-mirus gewesen / der zwar seine Macht verlassen / doch aber seine Würde gleichsam alseinen Characterem indelebilem behalten / würde man doch die Exeptionem a regula geltenlassen / und ihm gebührende Königliche Ehre anthun müssen. Und ob schon der Pöbel 15

vielleicht solches unterlassen / und wenig Respect zeigen möchte; würde doch die Obrig-keit und was sonst von verständigen Leuten vorhanden / und mit einem Wort / das Cere-monial und der Stilus curiae an der Gebühr nichts abgehen lassen. Sonsten würde das heutübliche Völcker-Recht verletzet. Daraus erscheinet / daß / ob schon ein König regularitermächtig seyn sollen / solches doch seiner Würde nicht essential seyn und es etlicher mas- 20

sen bewand / wie die Juristen bey den Contracten inter naturalia oder regularia et essen-tialia distinguiren: gesetzt zum Exempel / daß ein Keyser und die mächtigen Könige vonFranckreich und England sich in einem Feldzug im gelobten Lande gefunden / und es hätteallda ein kleiner freyer Fürst sich so vortrefflich woll gehalten / und um die Christenheitverdient gemacht / daß man gut gefunden / ihn vor sich und auf Lebenszeit zum Könige zu 25

erklären und zu krönen / auch ihm alle königliche Würde beyzulegen / so wäre er wahr-hafftig ein König geworden. Es wäre aber nicht desto minder rar und irregular, daß einkleiner Fürst König würde / und könte nicht anders als durch solche sonderbare Umstände

1 Bey (1) der (2) dem Titel und gestr. der L 2 der (1) Nahme L (2) Titel D 2 Essentiae(1) gibet L (2) mitgiebet D 3 f. sagen (1) kan (2) könne L 7 Grund aber gestr. L 8 Macht /(1) denn obschon einen abgesezten König seine⟨e⟩ (2) und L 10 wenn (1) man in einer Stadt sagenwird es ist (2) in . . . allda L 10 König (1) oder ein (2) ankommen L 11 vorhanden / (1) der große(2) der viel L 15 Königliche erg. L 19 verletzet. (1) Es stünde auch den mächtigen EuropaeischenOb (2) Daraus L 20 seyn (1) solle L (2) sollen D 20 essential (1) sey L (2) seyn D20–22 und es (1) etwas (2) etlicher maßen bewand, (a) daß (b) wie . . . distinguiren erg. L 22 Ex-empel / (1) als die Käyser und Konige (2) daß . . . und (a) Könige (b) die . . . Könige L 24 freyererg. L 25 vor . . . Lebenszeit erg. L 26 und (1) krönen zu laßen (2) zu krönen L27–S. 138.1 geworden. (1) Inzwischen ist (2) Es wäre aber (a) d[–] ⟨mod⟩[–] diese⟨r⟩ (b) daß ein ⟨ – ⟩ (c)nichts desto . . . Und also erg. ist L (3) Es . . . ist D

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138 N. ma1883III. REICH UND EUROPA

entschuldiget werden. Und ist einer deßwegen nicht König / weil er ein freyer Herr ist. Erhat auch nicht einst dazu Potentiam proximam, viel weniger Actum primum. Ja ein an-sehnlicher Fürst / der nicht so frey / hat mehr potentiae proximae König zu werden / alseiner der mehr frey / aber ohne Macht; wie solches nicht wenig Könige zeigen / die ihrKönigreich von andern zu Lehn erkennet / und theils noch erkennen. Aber zu Zeiten des5

Adonibesek hatte der Nahme / König / eine ganz andere Bedeutung / so anjetzo eben sowenig gilt / als die Bedeutung des Titels Imperator, der einem General von seiner Armeegegeben worden / wenn er etwas sonderbahres gethan / dergleichen Ciceroni auch in sei-nem Proconsulat wiederfahren. Nicht ohne ists / daß kleine Diamanten auch Diamantenseyn; aber sie können endlich so klein werden / daß Diamanten-Pulver daraus entstehet.10

Daher ob schon ein Rex Monae Insulae sich findet / davon auch im Codice juris Gentiumein Diploma handelt / so stehet doch dahin / ob er erkennet worden / und / ob ihm mäch-tige Hertzogen möchten gewichen seyn / welches gleich wohl ein untrügliches Consequenseines rechten Königs. Solten aber aus gewissen Ursachen grössere Herren einem kleinernauch dieses nachgeben / und ihm weichen / so ist nichts übrig / um dessen Willen er nicht15

vor einen rechten König paßiren könne. Denn wie bereits erwehnet / zum König wirdweder grosse Macht / noch völlige Freyheit von aller Verbindung an einem höhern / nochsonst etwas anders als der Titel / und die daran hangende Ehre erfordert / wie man an denKönigen siehet / die ihre Cron abgelegt haben.

Aber ein anders ist es / wenn man fragt ob ein Herr sich zum König machen könne /20

denn dazu ist nöthig / erstlich / daß er frey / vors andere / daß er mächtig sey. Jenes macht /daß die Sache zu Hause rechtmäßig sey / dieses / daß sie ausserhalb nicht ungereimt

1 ein (1) freyherr (2) freyer L 2 proximam, (1) sondern nur remotam (a) fähig ⟨so⟩ (b) ja eswäre heut zu tag eine irregularität wenn er König (aa) und zur (bb) würde (aaa) welche eben (bbb) undeben eine solche rarität als wenn dasjenige (2) viel L 2 ein (1) klein (2) mächtiger fürst, so (3) ei (4)mehr (5) ansehnlicher L 3 frey / (1) d⟨i⟩ (2) kan⟨n ehe⟩ König (3) hat . . . zu (4) hat . . . zu L4 f. Macht; (1) denn daß thut nichts ⟨zu sondern⟩ ist man (2) wie solches (a) mehr (b) nicht . . . zeigen,die (aa) andern Le (bb) ihr . . . Aber erg. zuzeiten L 7 als (1) der nahme Imperato (2) die L7 Bedeutung (1) des ⟨w⟩ (2) des worts (a) Epi (b) Imperatoris den die Armee ⟨dem⟩ Ciceroni gegeben, alser einen glücklichen zug (aa) als Proconsul gethan, der gethan (3) des Nahmens L (4) des Titels D7 Imperator, (1) den ein General gehabt (2) der L 7 General (1) gegeben worden wen (2) von L8 er (1) einen (2) etwas L 10 daraus (1) wird (2) entstehet L 11 Codice (1) diplomatico (2)juris L 11 f. Gentium (1) diplomati (2) ein L 12 f. stehet (1) doch dahin, ob ihn (a) große herzoge(b) mächtige herzoge (aa) ⟨ – ⟩ (bb) würden ⟨ge- ⟩, welches doch (aaa) ein zeiche (bbb) essentialis ⟨ – – – ⟩(ccc) ein gewißes conseqvens (2) doch . . . conseqvens L 14 Königs. (1) Absatz Wenn man aber nundie ⟨frage⟩ macht, ob sich ein Herr solbst (a) die (b) zum könig ⟨erclaren⟩ könne, so ist gewiß daß ⟨ – ⟩ (2)Solten L 14 gewissen (1) absehen (2) ursachen solche L Ursachen D 15 übrig / (1) warumb ernicht vor (2) umb deßen ⟨willen er⟩ (3) um L 16 paßiren (1) kann (2) könne L 17 von (1) allerverbindtligkeit (2) aller L 18 f. wie . . . haben erg. L 20 es erg. L 20 fragt (1) ob einer sich(2) ob L 22 daß (1) die ⟨ – ⟩ [–] niemand (2) man niemand (3) niemand seines ⟨Thun⟩ und bestens[re]cht zu geben habe, und sich ⟨ – ⟩ (2) die L

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139N. ma1883 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

erfunden werde. Wie dann solches in der Schrifft Vom B es t a nd e der P reuß i s chenCron / wohl angeführet / daß selbige Cron zuläßig / so wohl weil bey deren Einführungnichts ohngerechtes / als weil auch dabey nichts ungereimtes. Indem nehmlichen die In-dependenz mit anständiger Macht vereiniget / v ide su p r a pa g . 4 . Ist ein Herr frey / sokan ihm niemand wehren / wenn er sich in seinem Lande als ein König oder gar als Keyser 5

tituliren lässet / ist er aber nicht mächtig gnug / umb sich bey denen Auswärtigen erkennenzu machen / so wird er damit nichts als Spott erhalten! Dieweil es demnach mit derKöniglichen Würde kein Do me s t i c u m , sondern r e s j u r i s Ge n t ium , so ist nöthig /sich anderer zu versichern. Ein mächtiger freyer Herr hat po t e n t i a m pr o x im a m ; aberweilen andere in Posseßion gewisse Ehren von ihm zu empfangen / und gewisse Ehre ihm 10

zu geben / so erscheinet / daß die Annehmung Königlicher Würde nicht pu r e und aller-dings m e r a e F a c u l t a t i s sey / sondern eine gewisse Autorität zu deren Erlangung er-fodert werde; welche in der meisten oder größten Potentaten der Christenheit / mit denenman eigentlich c i r c a ho no r e s ju r i s ge n t i u m us i t a to s zu heben und zu legen hat /Beyfall bestehet / welchem andere sich mit Recht und Bestand nicht entgegen setzen 15

können / ohne wenigstens das Freundschafts-Band so auch dem Völcker-Recht nach /möglichstens zu unterhalten / aufzulösen / oder doch etwas zu schwächen. Und weil derKeyser in der Christenheit nicht nur die erste Person ist / sondern auch / in so fern solcheals ein To tum C iv i l e betrachtet wird / darinnen das Di r ec t o r i u m hat / wie der Au to rde sup rema tu ausgeführet / so ist billig / daß seine Autorität den Grund zum allgemei- 20

nen Beyfall lege. Hat man also gar nicht nöthig zu Behauptung der Freyheit andererPotentaten oder Potentzen / die Keyserliche Hoheit anzugreiffen. Und hat derjenige H i s -t o r i a m m e d i i a v i wohl nicht gnugsam untersuchet / der neulich in Holland gegen denGro t i um de t r ans l a t i one Imper i i Roman i in Caro lum M. streiten / und des

2 Cron erg. L 2 zuläßig / (1) erstlich (2) so wohl L 2 weil (1) dabey (2) dabe (3) bey L3 nichts (1) ohngerechtes, vors andere (2) ohngerechtes / als L 3 auch erg. L 3 nichts (1)ohngereimtes; weil (2) ohngereimtes. In dem L 5 f. Keyser (1) ⟨anspreche⟩ (2) ⟨auf-führet⟩ ist (3)tituliren . . . er L 9 sich (1) deren (2) anderer L 11 erscheinet / (1) daß eine gewiße Autoritatnöthig sey (2) daß L 11 p u r e und erg. L 13 meisten (1) und (2) oder L 16 Freundschafts-Band (1) (welches durch die jura gentium nicht weniger als ⟨ – ⟩ naturalia (2) so L 18 f. fern (1) sie alsein Corpus Civile (2) solche . . . civile L 19 f. wie . . . ausgeführet erg. Und ⟨wenn die ⟩⟨ – – –-transitum⟩ [–] die jura ⟨ – ⟩ imperii occident[ali] eben noch nicht ganz erloschen gewesen, als sie in CaroloM. wieder erwecket worden nacher auch aoff die ottones kommen erg. und gestr. L 20 Autorität

darinn gestr. L 21 f. lege. (1) ⟨ – – – ⟩ (2) Hat . . . anzugreiffen L 22 f. derjenige (1) vonHistoria medii . . . nicht gnugsam⟨e⟩ ⟨ku⟩ndschafft (2) Historiam . . . untersuchet L 24 Imperii (1) inCarolum M. ⟨diputiren⟩ (2) Romani L 24–S. 140.1 und (1) deßen vollige (2) des . . . völlige L

2–4 daß . . . vereiniget: vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen, 1701, S. 3–12.4 p a g . 4 : In unserem Band S. 7, Z. 2 – S. 7, Z. 5.

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140 N. ma1883III. REICH UND EUROPA

Römischen Reiches völlige Erlöschung behaupten wollen. Dergleichen pa radoxo l og i sAu to r i bus gegen uns selbst zu fügen / wir Teutschen weder Recht noch Ursach haben.Bey denen / so der Römischen Kirchen anhengen (wie die meisten Christen in Europa vorein baar S ec u l i s gewesen /) wird der Pabst als das Haupt aller Geistlichkeit betrachtet;und weil die Unction bey der Crönung als eine geistliche Function angesehen wird / so5

haben sich die Päbste auch in Erkennung der Könige (wie in vielen andern) einer grossenMacht angemasset / solche auch so gar zum theil mit der meisten Herrschaften Zulassungerhalten; so aber in allen auch bey denen Römischen selbst nicht mehr den Stich haltenwill. Beym I nc ho fe r o in Hi s to r i a E cc l e s i a s t i c a Hungar iae gibt man an desPabsts Sylvestri II. Brieff / oder D ip l om a e a d S t e pha n um D uc e m Hun ga r o r um10

de da t [o ] Romae VI . Ka l [endas ] Apr i l [ i s ] i nd i c t [ i one ] XI I I . das ist im JahrChristi 1000. darin er sagt: Cunc ta a nob i s e t Sede Apos to l i ca expos tu la ta ,d iadema nomenque Reg ium , S t r i gon i ensem me t ropo l i n e t r e l i quos Ep i s -copa tu s e t c . conces s imus , und scheinet / man habe damahls sich mit den Königli-chen Titel gegen Heidnische Herren / oder die im Christenthum noch etwas neu / desto15

sparsamer erwiesen / damit unter andern Ursachen auch die Hoffnung einer solchen Ehresie desto mehr zum Christenthum bewegen oder dabey erhalten möchte. Und weil solcheHeidnische Herren einiger massen Barbari waren / so giengen dergleichen Künste mitihnen desto besser an. Wie dann die Päbstliche Macht in weltlichen Dingen bey denFrancken / Longobarden / Wistgoten / Engel Sachsen / Beyern etc. eingeführet worden;20

weil alle Geschäfte / so einige Gelehrsamkeit erforderten / bey diesen Völckern in derGeistlichkeit Händen waren / die ihr Vortheil funden / des Pabsts Macht zu erheben / unddie Weltliche unter den Schein göttlicher Verordnung zu beschrencken. Wie dann auch dieBarbarische Leute / so nur auf Waffen bedacht waren / wohl etwas vonnöthen hatten /dadurch sie von verständigen Leuten ein wenig in Zaum gehalten werden können. Anjetzo25

aber hat Caramuel gar wohl geurtheilet / daß das Recht einen König zu machen einemPabst gar nicht zukomme / er wolle ihn denn sein P a t r im o n iu m P e t r i zum Königreichgeben; welches einer von den streitigen Päbsten mit einen so genannten neuen R e gn oAd r i a e thun wollen / wie aus dem Co d i ce Jur i s Gen t ium zu ersehen. Daher M a-

1 f. p a r a d o x o l o g i s (1) [a]utoribus gegen uns selbst erg. zu fugen die teutschen weder rechtnoch ursach haben (2) Autoribus L 3 denen (1) Romischen (2) so L 8 erhalten; (1) so aber (2) so. . . allen L 8 Römischen Kirchen gestr. L 8 selbst zum theil gestr. L 9 Hungar iae (1)findet sich L (2) gibt man D

9–14 I n c h o f e r o . . . conce s s imus : Falscher Brief Silvesters II. an den Herzog von Ungarn(vgl. Autour de Gerbert d’Aurillac) s. M. INCHOFER, Annales ecclesiastici regni Hungariae, T. 1, Rom1644, S. 256 f. 29 C o d i c e : G. W. LEIBNIZ [Hrsg.], Codex juris gentium diplomaticus, 1693, Nr. CVI:Litterae bullatae, quibus Clemens Papa VII. Regnum Adriae instituit, (comprehendens partem terrarumEcclesiae Romanae in Italia) ac Ludovico Duci Andegavensi tribuit. 15. Kal. Maji. 1382, S. 239–250.

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141N. ma1883 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

x i m i l i a nus I I . sich billig dawider gesetzet / als der Pabst Co sm um zum R e geHe t ru r i a e erheben wollen. Weil nun bey den Römischen selbst / und zumahl beymKeyser hierin den Pabst nichts eingereimet wird / hat man nicht Ursach sich allhier mitdem / so ihm zukommen mögen / aufzuhalten.

Als der König zu Preussen seine neue Cron aufzurichten entschlossen / hat Se. Maj. 5

alles aufs weißlichste überleget / und aufs beste dazu eingerichtet / und sich damit nichtvergnüget / daß sie alle Requisita der Cron gehabt / sondern auch wohl erwogen / daßanderer hohen Häupter und Potentaten Beyfall nöthig sey. Und ist die Sache so wohl undglücklich geführet worden / daß man fast nicht siehet wie ein besserer Succeß gewünschetwerden können. Zwar wurde von manchen besorget / es dürfften einige Wiedriggesinnete 10

den Ac tu m s um e nd ae P os se s s io n i s oder i nve s t i t u r a e R e ga l i s (denn i nv e -s t i t u r a nicht nur beym Lehn / sondern o m ni a d i t i o ne Po ss e s s i on i s statt hat) zuturbiren suchen. Allein es hat sich dessen niemand unterstanden; und der König hat P os -s e s ion em R e g ia e Ma j e s t a t i s s i ve d ign i t a t i s ohne einige Hinderniß ergriffen;und bereits von den meisten fürnehmsten Christlichen Potentaten die Glückwünschung und 15

völlige Agnition erhalten; also / daß nicht leicht eine grosse Sache so wohl geführet / undso schleunig bewerckstelliget worden. Dessen Ursache nechst GOtt / und der von GOttverliehenen Weißheit des Königs / hauptsächlich der Königlichen Präpotentz zuzuschrei-ben / da jederman so ohnpartheyisch gestehen muß / daß Seine Majest. noch vor demNahmen die Macht und den Glanz eines Königes gehabt. Die Protestirenden müssen er- 20

kennen / daß es kein geringes / den Vierdten König erlanget zu haben / der ihren Ange-legenheiten nun mit mehrerem Nachdruck beytreten kan. Die Römisch-Catholischenselbst / welche die Wohlfahrt von Europa suchen / werden auch gern sehen / daß bey dieserGelegenheit der neue König durch ein neues Band mit Keyerlicher Majest. verknüpffetworden / also daß der Europäische Beyfall bereits vorhanden. Und hat man derowegen 25

nicht die geringste Ursach / wenn von dieser neuen Cron die Frage ist / sich auf die

6 überleget / (1) ⟨dazu⟩ gerichtet (2) und . . . eingerichtet L 6 und über verhoffen gestr. L6 damit erg. L 7 Cron (1) haben (2) gehabt L 7 f. auch (1) dahin getrachtet daß ⟨andere⟩ hoheHäupter (2) wohl . . . Häupter L 10 von (1) einigen (2) manchen L 13 unterstanden; (1) ⟨uhr⟩ (2)sondern (a) konigliche majestaet haben die (b) der könig hat L (3) und . . . hat D 13 f. P o s s e s i -o n e m (1) dignitatis (2) majestatis Reg (3) Regiae (a) digni (b) Majestatis L 15 meisten (1) undfürnehmsten erg. L (2) fürnehmsten D 15 die (1) gratulationes erhalten (2) agnition und glückwün-schung (3) glückwünschung L 18 Weißheit (1) (a) ⟨ – ⟩ (b) des Königes erg. hauptsächlich (2) des. . . hauptsächlich L 18 Königlichen (1) ⟨Macht⟩ (2) praepotenz L 19 ohnpartheyisch (1)bekennen (2) gestehen L 23 selbst erg. L 24 neues (1) Vinculum (2) band L 25 also . . .vorhanden erg. L 26 die (1) ⟨Urs⟩ (2) geringste L 26 von (1) dem (2) diesem Neuen Königreich(2) dieser Neuen Cron L

1 Pabst: Pius V.

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142 N. ma1883III. REICH UND EUROPA

Exempel der alten oder neuen kleinen so genandten Könige zu beruffen: welche nach demheutigen Ju re G e n t i um dafür nicht paßiren würden. Denn daß vom ersten Könige inPortugall angeführet wird / als sey es ein kleiner Herr gewesen / da er nicht mehr als duo[. . .] mi l l i a Mi l i t um gehabt / ist solches nicht von 2000. Soldaten / sondern s ty l oa n t i qu o von 2000 Reutern schwerer Rüstung oder e q u i t i b us c a t a ph r a c t i s ( ( G e n s5

d ’ a rmes ) ) deren ein jeder ein oder zwey Diener hatte / ohne die übrige Soldatesca / zuverstehen. Aber was ist dies gegen die Macht des Königs in Preussen? Und da jemandsagen möchte / daß Königreich Preussen an sich selbst mache nur ein kleines Theil derBrandenburgischen Macht / und verdiene also nicht die Königliche Würde; so ist zu wis-sen / daß Preussen nicht so gering schätzig / als mancher vermeynen mag / indem es10

ohngefehr das dritte Theil der Königlichen Unterthanen in sich hält. Denn aus den Regis-tern soll sich finden daß von 65400. Menschen so in einem Jahr in allen KöniglichenLanden geboren / allein 22.680 in Preussen gezehlet worden. Es dienet im übrigen dieseObservation auch von des Königs Macht ein rechtes Urtheil zu schöpffen. Denn manbefindet / daß wenn man die Zahl der Gebohrnen etwa mit etliche 30 multipliciritet / die15

ganze Zahl der Menschen heraus komme; wenn man nun bloß 30. nimmt / gibt es doch1962000. das ist ohngefehr zwey Millionen. Und damit man nicht vermeyne / ob sey daswenig / so ist zu wissen / daß in dem ganzen mächtigen und Volckreichen KönigreichEngland nicht mehr als etwa fünff und eine halbe Million Menschen befunden werden.Nun besteht die wahre Macht eines Staats in Zahl der Menschen / denn wo Menschen / da20

1 alten (1) ⟨Nah⟩ (2) so genanten kleinen (3) kleinen so (4) oder . . . so L 1 Könige (1) und (2)oder Regulorum (a) zu (b) oder auch ⟨andere⟩ derglei (3) zu L 2 würden. (1) ⟨Parti⟩ (2) Wie dann⟨zumahl⟩ die konige in Spanien und Portugall sich von einigen konigreichen schreiben, dennoch solchewenn sie absonderlich ⟨ – ⟩ (3) So denn ob schohn zum exempel ⟨Trajanus⟩ ein ⟨keyserthum⟩ (4) Denn L2 f. daß (1) der konig in Portugall in seiner armee (2) vom . . . wird (a) als ⟨er zum konig worden⟩, sey esso (b) als sey (aa) ⟨ – ⟩ (bb) es so ein . . . gewesen daß er L (3) vom . . . er D 7 verstehen. (1) Derkonig in (2) Ab (3) Aber was ist das gegen die macht des konigs n Preüßen, der ein so großes theil vondem (a) teutschen ⟨ – ⟩ (b) Teutschland besitzet, Und (4) Aber L 7 f. Königs (1) in Preußen? und obman gleich (a) sagen (b) vermeynen (c) sagen möchte, daß königreich Preußen (2) in . . . möchte L8 selbst (1) sey gering (2) mache L 9 Macht / (1) so (2) und L 10 Preussen (1) ohngefehr das dr(2) nicht L 10 als . . . vermeynen (a) möchte (b) mag erg. L 11 der (1) brandenburgischen⟨unterthanen⟩ (2) Königlichen L 11 f. Registern (1) findet sich (2) soll sich finden L 12 allen (1)⟨Churf. lan⟩ (2) koniglichen L 13 worden. (1) ⟨ – – ⟩ (2) Und weil man (3) worauß auch zugleichohngefehr (4) ⟨ – – ⟩ (5)Es L 14 ein (1) gebuhrendes (2) rechtes L 15 man (1) 30 (2) die L15 mit (1) 30 ⟨ – ⟩ multipliciret, ⟨der⟩ (2) etliche 30 multipliciret L 16 ganze erg. L 16 man (1)nun allein (2) nun bloß L 19 als (1) sechsthalb Mill (2) etwa L 20 wahre (1) macht (2) Machteines Staats L

2 Könige: Alfons I. 3 f. duo . . . Mi l i t um : vgl. J. P. VON LUDEWIG [Praes.], Dissertatio jurisgentium de auspicio regum, 1701, S. 128 f.; vgl. auch oben, S. 128, Z. 9.

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143N. ma1883 AUSZUG DIE PREUSSISCHE CRONE ANGEHENDER SCHRIFFTEN

ist Nahrung / da sind Mittel. Und je fleißiger / arbeitsamer / nahrhaffter die Menschen / jemehr sind sie werth; sonderlich wenn sie zu nützlichen Arbeiten gebrauchet werden /dergleichen sonderlich die Manufacturen / welche unter keinem Herrn in Teutschland undNorden mehr als unter dem Könige floriren. Weil demnach aus diesem allen erscheinet /was Königliche Majest. für ein grosses Gewicht den Europäischen Sachen geben können; 5

Und es Ihro weder an Weißheit fehlet ihre Kräffte recht zu gebrauchen / noch an aufrich-tigen löblichen Absehen dieselbe zu Erhaltung der reinen Lehre / und der gemeinen Si-cherheit anzuwenden: so können alle Wohlgesinnete nicht anders / als sich bey diesengefährlichen Leufften ein grosses davon versprechen / und müssen GOtt mit mir anruffen /daß er allerhöchst gedachte S. Majest. samt der Königin Majestät / und des Cron-Prinzen 10

Königlichen Hoheit / wie auch der gantzen Königlichen Familie lange gesund erhalten /und Dero Regierung mit höchstem Glück bekrönen wolle.

5 f. können; (1) ⟨ – und hoffen- ⟩ (2) zweifeln die wohlgesinnete nicht Sie werden (3) und so wohl(4) Und L 6 Kräffte (1) zu gebrauchen noch an (2) recht L 10 Majest. (1) zu (a) gem (b)allgemeiner wohlfahrth lang (aa) erhalten (bb) ⟨ – ⟩ (cc) gesund erhalten (2) mit der konigin ⟨ – ⟩ (3) mit (4)samt L 11 Hoheit / (1) und auch erg. der ganzen koniglichen familie (2) wie . . . Familie L

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SPANISCHE ERBFOLGE

e330. VORWORT ZU: LA JUSTICE ENCOURAGEE[Februar bis Mai 1701.]

Überlieferung:L Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 94v. 2o. 0,5 S. 5

Kurz nach dem Erscheinen der französischsprachigen 1. Auflage von La justice encouragee im Mai 1701erwog Leibniz, dem Wiener Hof die Anfertigung entsprechender Übersetzungen vorzuschlagen (für Buch-haim, Ende Mai bis Anfang Juni 1701, I,19 S. 712). Die Erstauflage der Justice enthält neben einemAvertissement de l’Imprimeur nur die französische Fassung der Lettre ecrite d’Amsterdam (einschließlichExtrait du contract de mariage). Allerdings spricht der im vorliegenden Text gegebene Hinweis, dass man 10

den »französischen brief, welcher alhier wiederleget wird« – also die Lettre ecrite d’Anvers – nicht mitdrucken wolle, eher dafür, dass unser Stück in den Entstehungskontext der genannten Erstauflage derJustice gehört. Denn die vor Mitte September 1701 erschienene zweite Auflage enthält einen kommentier-ten Druck eben dieser Lettre d’Anvers (s. e333 a) mit Übersetzung (s. e333 b). Das hier ebenfalls erwähnteVorhaben, die »kurze und wohlgefaßete schrifft durch eine übersetzung mehr gemein zumachen« – also die 15

deutsche Fassung seiner Lettre d’Amsterdam (s. e334 b) – scheint Leibniz bereits für seinen Erstdruckverfolgt, dann aber wohl aus Zeitmangel fallen gelassen zu haben.

Der Übersezer an den Leser

Ob man schohn nicht an allem theil nimt, was ein Holländer und Reformirter herausgegeben, so findet man doch daß er nicht weniger vor die gerechtsame des Erzhauses 20

Osterreich an der Spanischen Erbfolge mit treflichen und unumbstoßlichen gründen ge-sprochen, als die bezeigung von Eng- und Holland, gegen die französische Thätigkeitenwohl vertheidiget. daher man dienlich geachtet, diese kurze und wohlgefaßete schrifft

18 den (1) Leser (2) Teutschen (3) Leser L 21 mit (1) gründen (2) treflichen (a) gründe, als ⟨–⟩der gegen (b) gründen gesprochen (c) und (aa) unwiederleglichen gründen gesprochen (bb) unumbstoß-lichen . . . gesprochen, L 22 als die gegenwärtige gestr. L 22 gegen . . . Thätigkeiten erg. L

23 schrifft: Gemeint sein dürfte Leibniz’ eigene Lettre ecrite d’Amsterdam, unsere N. e334 a und alsÜbersetzung N. e334 b.

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146 N. e330III. REICH UND EUROPA

durch eine übersetzung mehr gemein zumachen; als worinn auch dieses gezeiget wird, daßes hohe zeit sey franckreich zu stören, damit es in den Landen der so genanten SpanischenMonarchi nicht zu viel einnistete, sonst dürffte bald dem übrigen Europa die Reise zu spätan kommen. Den vorher in Holland zum vorschein gekommenen gedruckten französischenbrief, welcher alhier wiederleget wird, hat man, weil sein inhalt gnugsam hierinn enthalten,5

umb kürze willen nicht beyfügen wollen[.]

2 den (1) Spanischen Landen (2) Landen . . . Monarchi L

4 f. brief: Lettre ecrite d’Anvers, s. unsere N. e333 a.

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147N. e331 LA JUSTICE ENCOURAGEE. TITEL

e331. LA JUSTICE ENCOURAGEE. Titel[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L1 Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 94r. 2o. 0,2 S.L2 Reinschrift nach unbekannter Vorlage: LH XI 6 A,2 Bl. 96r. 2o. 1 S. 5

D1 Erstdruck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA // JUSTICE // ENCOURAGEE // Contre leschicanes et les mena-//ces d’un partisan des // Bourbons. // COLOGNE // Chez PIER-RE MARTEAU // MDCCI.

D2 Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Leschicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre, 10

qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // DerBorbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. (UnsereDruckvorlage.) 15

Die direkten handschriftlichen Vorlagen für die Titelblätter der beiden Druckausgaben konnten nicht er-mittelt werden. Zur Datierung siehe die Einleutungen zu N. e333 a und N. e334 a.

LA JUSTICEENCOURAGEE,

Contre 20

Les chicanes et les menacesd’un

Partisan des Bourbons,Contenues

dans sa Lettre, qu’on donne icy avec 25

la Refutation.SECONDE EDITION.

18–S. 148.10 Textanfang (1) Die aufgemunterte Absatz gerechtigkeit Absatz gegen die drohungenund Absatz Verdrehungen eines Anhängers (a) des ⟨–⟩ (b) der (aa) französischen Parthey (bb) franzosen.Absatz auß dem französischen ubersezt Absatz so gedruckt Absatz zu Cöllen bey Peter Marteau Absatz imjahr gestr. Absatz MDCCI. L1 (2) LA // JUSTICE // ENCOURAGEE // Contre les chicanes et les mena-//ces d’un partisan des // Bourbons. // COLOGNE // Chez PIERRE MARTEAU // MDCCI. D1 (3) LAIVSTICE Absatz ENCOURAGEE Absatz contre les chicanes et les menaces Absatz d’un partisan desBourbons Absatz contenues Absatz dans sa Lettre qu’on donne icy Absatz avec la Refutation AbsatzSECONDE EDITION Absatz DIE AUFGEMUNTERTE Absatz GERECHTIGKEIT Absatz gegen dieDrohungen und Verdrehungen Absatz eines Anhängers der Borbonischen Parthey; Absatz so enthaltenAbsatz in deßen briefe den man der Absatz Wiederlegung Absatz beyfügen wollen Absatz ZUM ANDERNMAHL HERAUSGEBEN Absatz MDCCI L2 (4) La . . . MDCCI. D2

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148 N. e331III. REICH UND EUROPA

Die AuffgemunterteGerechtigkeit /

Gegen die Drohungen und Verdrehungeneines Anhängers

Der Borbonischen Parthey /5

So enthaltenIn dessen Brieffe / den man der Widerlegung

beyfügen wollen.Zum andernmal heraus gegeben.

Im Jahr MDCCI.10

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149N. e332 A LA JUSTICE ENCOURAGEE. AVERTISSEMENT

e332 A. LA JUSTICE ENCOURAGEE. AVERTISSEMENT[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L1 Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 99r. 2o. 1 S.L2 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 199. 8o. 1 1/2 S. (Entspricht S. 150, Z. 5, »Il y a«, bis 5

S. 150, Z. 22, »succedent point«.)L3 Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 98. 2o. 2 S. Bemerkung von unbekannter Hand auf Bl. 98v

oben links: »ist auch deutsch da.«D1 Erstdruck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA // JUSTICE // ENCOURAGEE // Contre les

chicanes et les mena-//ces d’un partisan des // Bourbons. // COLOGNE // Chez PIER- 10

RE MARTEAU // MDCCI. Bl. A 2–A 4. (Entspricht S. 150, Z. 3 – S. 153, Z. 19.)D2 Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Les

chicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // Der 15

Borbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. Bl. a2–b.(Unsere Druckvorlage.) – Gedr.: FOUCHER DE CAREIL, Oeuvres, 3, 1861, S. 308–311.

Unser Stück findet sich als kürzere Fassung bereits im rein französischsprachigen Erstdruck der Justice(D1) vom Mai 1701. L1 dürfte vor D1 entstanden sein, während L2 und L3 dem Entstehungsumfeld von D2 20

zuzurechnen sind. Zur Datierung siehe Einleitung zu N. e333 a.

Avertissement.1

Un peu apres la mort du Roy d’Espagne et l’acceptation de son pretendu Testament onvit courir u ne l e t t r e impr im ee i n 4 t o da t e e d ’Anver s , mais fabriquee dans uneboutique Francoise. Quelque tems apres on vit l a r e ponse d’un Hol lando i s , qui 25

parut fort raisonnable et conforme aux vrais interets des provinces unies. On a trouve bonde les joindre ensemble avec l a t r ad uc t i on et avec des no t e s m ar g ina l e s su r l a

1 Am oberen Blattrand links: NB On a juge Absatz fangt von forn an (L 3)

22 Textanfang (1) Avis de l’imprimeur au Lecteur gestr. L1 (2) Avertissement (a) de l’imprimeurHollandois (b) mis devant l’Edition Hollandoise gestr. L3 (3) Avertissement de l’Imprimeur. D1 (4)Avertissement. D2 23–S. 150.2 Überschrift (1) il courut une lettre (2) Un . . . Hollande erg. L3

24 i n 4 t o erg. L3

23 mort: 1. Nov. 1700. 23 Testament: Karl II. hatte durch das auf den 2. Oktober 1700 datierteTestament Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt. 24 l e t t r e. . . d ’Anver s : N. e333 a. 25 r e ponse . . . Hol lando i s : N. e334 a. 27 t r a d u c t i o n :N. e333 b und N. 334 b.

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150 N. e332 AIII. REICH UND EUROPA

l e t t r e [. . .] d ’Anver s e t c e q u i su i t , dont une partie se trouve en forme de p re f acedevant la Reponse pub l i e e e n 12 . en Hollande.

On a juge cette piece (c’est a dire la Reponse) digne d’estre donnee au public, parcequ’elle paroist egalement solide et moderee, et qu’elle a plutost l’air d’un memoire bienpese, que d’un discours a l’avanture. Il y a particulierement trois endroits, qui meritent5

consideration, et qui n’ont pas este asses traitees dans un grand nombre de discours publiessur cette matiere. (1) On y fait voir §.7. que les provinces d’Italie et des Pays Bas n’ontpoint de dependence de l’Espagne, encor moins que l’Ecosse en a de l’Angleterre, quoyquece soit un meme Roy. Et qu’ainsi apres la mort du Roy d’Espagne les Vices-Rois, Gou-verneurs, et magistrats ne devoient point respecter les ordres de la pretendue Regence10

d’Espagne, mais recourir aux Seigneurs supremes, savoir a l’Empereur et au Pape; jusqu’ace que la succession fut reglee. (2) On s’attache principalement, §.13.14.15.16. a refuterl’echappatoire nouveau, que le pretendu Testament du feu Roy d’Espagne a mis sur letapis, et ou la France a maintenant recours, que la renontiation est valide, mais conditi-onelle, et ne doit estre entendue que du cas de l’union des deux couronnes ou monarchies15

dans une meme personne. On allegue contre cela dans ce petit traite des raisons de droit,qui ne se trouvent point ailleurs. (3) On justifie autant que des raisons, le traite de partage,par une raison qui ne se trouve pas observee dans les autres discours, en faisant voir §.21.que ce Traite ne donnoit pas a la France les provinces d’Italie etc. comme on le prendvulgairement, mais seulement au Dauphin et sa posterite male et femelle; et qu’ainsi ce20

qu’on donnoit ne devoit point estre uni a la Couronne de France, ou les femmes nesuccedent point suivant la supposition de la loy Salique.

D’ailleurs la sagesse et la bonne intention du Roy de la Grande Bretagne et deMessieurs les Estats sont mises dans leur jour icy, aussi bien que l’injustice de la preten-

1 s u i t (1) mis en forme de preface devant la Reponse public en Hollande (2) qvi se trouue en partieen forme (3) dont . . . forme L3 3 (c’est . . . Reponse) L3 D2 3 d’estre (1) ⟨–⟩ (2) consideree L3 (3)donnee L1 L2 D1 D2 4 egalement (1) fondee L1 (2) solide et moderee L1 L2 D1 D2 5 discours (1) enl’air L1 (2) a l’avanture L1 L2 D1 D2 5–22 Il . . . point L2 5–23 Il . . . D’ailleurs L3 D2

5 particulierement fehlt LA2 5 trois (1) choses dans ce petit liure, qvi L2 (2) choses qvi L3 (3) endroits,qui L3 D2 6 consideration particulierement L2 6 de (1) discours (2) traites L3 (3) discours L3 D2

7 cette (1) affaire L2 (2) matiere L3 D2 10 et (1) peuples L2 (2) magistrats L3 D2 10 point D2

10 pretendue erg. L3 11 mais (1) qu’ils devoient recourir L2 (2) recourir L3 D2 12 §.13 . . .16. erg. L3 12 f. refuter §.13 . . . 16. etc. L2 14 et . . . recours, fehlt L3 16 petit (1) discours L2

(2) traite L3 D2 17 autant . . . raisons erg. L3 17 f. partage entre autres par L2 18 §.21 erg. L3

19 comme . . . vulgairement erg. L2 21 devoit (1) pas L2 (2) point L3 D2 21 les (1) femelles L2 L3

(2) filles L3 (3) femmes L3 D2 24 icy L3 D2 24–S. 151.1 l’injustice de (1) la violation du traite departage, et (a) du (b) de la pretension (c) des pretensions des Bourbons. Ce qve l’auteur de l’ecrit craigne(2) la pretension (a) des Bourbons L1 (b) et des . . . violation L1 L3 D1 D2

1 p r e f a c e : D1, Bl A 2–A 4. 2 Reponse . . . 1 2 . : D1, Bl. A 5r. 17 partage: 2. Teilungs-vertrag (3./25. März 1700).

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151N. e332 A LA JUSTICE ENCOURAGEE. AVERTISSEMENT

sion et des entreprises du parti des Bourbons, et de la violation du traite de partage. LesC r a in t e s de l’auteur ne se verifient que trop depuis qu’il a ecrit. La France gouverne dejadespotiquement en Espagne, et y introduisant le pouvoir absolu d’un Roy qui n’est eneffect que le Vice-Roy du Monarque des Francois, celuy-cy rend les forces de la Monar-chie Espagnolle aussi formidables pour l’avenir sous la France, qu’elles l’estoient peu sous 5

les derniers Rois. Elle menace ouvertement les peuples, qui se sont detaches de l’Espagne,en parlant (dans la lettre du Roy T.C. a la Regence de Madrit) de porter la Monarchied’Espagne au plus haut point de gloire ou elle soit jamais parvenue. Cependant la Frances’empare sans facon des Pays Bas et du Milanois. Elle fait des frais pour les Espagnols, quiluy donneront tousjours pretexte de retenir pour son dedommagement ce qu’elle voudra. 10

Elle renverse notre barriere, elle refuse tout a l’Empereur sans luy vouloir rendre justice enaucune chose, elle se moque elle meme du Testament pretendu de Charles II. dont a laverite la nullite eclate de plus en plus, et qui ne peut rien sans doute contre celuy dePhilippe IV. lequel fait dans les formes suivant les traites et les loix d’Estat, lioit lesuccesseur comme pourroit faire un fideicommis. Cependant le Testament pretendu de 15

Charles II. estant le fondement des demarches des Regens et de la France; cette couronne

1 du parti erg. L1 L3 3 Espagne, (1) elle (a) se rend (b) s’empare des Pays bas et du Milanois et⟨–⟩ L1 (2) et L1 L3 D1 D2 3 f. qui (1) gouuerne ⟨– –⟩ (2) ne regne ⟨–⟩ qve (3) n’est . . . Francois erg. L1

4 Francois (1) ⟨–⟩ L1 (2) elle (3) et qvi L3 (4) elle D1 (5) celuy-cy D2 4 de (1) cette Monarchie L1 (2) laMonarchie Espagnolle L1 L3 D1 D2 5 sous . . . France L3 D2 6–8 Elle . . . parvenue erg. L1

8 f. parvenue. (1) Elle s’empare (a) ouuertement gestr. du pays-bas L1 (b) sans facon D1 (2) Cependant(a) elle s’empare (aa) ouuertement (bb) sans facon L3 (b) la France s’empare sans facon D2 9 f. Ellefait des frais, qui luy . . . voudra erg. L1 9 pour les Espagnols L3 D1 D2 10 tousjours (1) le pretexteL1 L2 D1 (2) pretexte D2 11 Elle (1) se moqve de L1 (2) renverse L1 L2 D1 D2 11 f. sans . . .chose, L3 D2 12–S. 152.2 elle (1) traite la Reine (2) se moqve du Testament dont la ⟨nullite⟩ commencea eclater et qvi cependant fait tout son pretexte. Elle s’en moqve dis je en traitant L1 (3) se moqve . . .traitant L3 D1 D2 12 pretendu L3 D2 13 verite la supposition et gestr. L3 14 lequel (1) (faitdans les formes suivant les traites et les loix de l’Estat;) D1 (2) fait . . . d’Estat, L3 D2 14 d’Estat, (1) etqvi lie le successeur L3 (2) lioit . . . successeur L3 D1 D2 15 successeur (1) puisqve L3 (2) com-me L3 D1 D2 15 fideicommis. (1) Mais qvi est pourtant le fondement (a) de la France (b) desdemarches de la France et des Regens, L3 (2) Cependant L3 D1D2 15 Cependant (1) celuy de CharlesII. (2) le Testament pretendu de Charles II. L3 (3) ce Testament pretendu de Charles II. D1 (4) le . . . CharlesII. D2 16 couronne (1) devoit D1 (2) devroit L3 D2

2 l’auteur: Leibniz selbst. 2 gouverne deja: Philipp V. zog bereits am 18. Februar 1701 inMadrid ein. 3 Roy: Philipp V. 9 Pays Bas: Französische Truppen besetzten Anfang Februar 1701die der niederländischen Republik in Rijswijk zugestandenen Barriereplätze in den Spanischen Niederlan-den. 9 Milanois: Da das Herzogtum Mailand zum spanischen Herrschaftbereich gehörte und sichitalienische Fürsten wie Viktor Amadeus II. von Savoyen und Herzog Karl IV. von Mantua mit denBourbonen verbündeten, konnten französische Truppen fast ganz Norditalien besetzen. 13 f. celuy . . .Philippe IV.: Für den Fall der Kinderlosigkeit seines Sohnes Karl sah Philipp IV. die Infantin MargarethaTheresia, Gemahlin Kaiser Leopolds I., und deren Kinder bzw. Leopold I. selbst als Erben vor.

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152 N. e332 AIII. REICH UND EUROPA

devroit au moins faire semblant d’y avoir egard, si elle vouloit menager le public. Mais elles’en moque, dis je, en traitant indignement la Reine douairiere dans une lettre des plusdures ecrite au nom du jeune Roy, et plus encor en la chassant avec un de ceux que le feuRoy nommoit Regens avec elle, et en reservant au Duc d’Anjou son droit sur la France,sans faire la moindre mention de la condition de quitter l’Espagne mise dans le Testament.5

D’ailleurs on met deja ordre a introduire les Francois dans l’Amerique, a fermer le detroitde Gibraltar, a entrer dans notre pays, a nous accabler par mer et par terre; sans quel’obligeante demarche que nous avons faite sans condition, de reconnoistre le Duc d’Anjoupour Roy d’Espagne, ait touche une puissance qui veut plus que jamais que tout se mette asa discretion, et que la mauvaise satisfaction, qu’elle a de la conduite de quelqu’un passe10

pour un crime des plus punissables.De l’autre coste l e s Esp e ra n ce s de l’auteur se justifient autant que ses craintes. On

voit que l’enchantement qui avoit transforme les Espagnols, commence a se dissiper, etqu’on ne les retiendra plus que par la force. On voit la fermete et les efforts de l’Empereur,

1 si elle (1) menagoit L3 (2) vouloit menager L3 D2 2–4 douairiere (1) en (a) chassant ceux qvele Testament nommoit Regens (b) la chassant avec (2) qv’on chasse avec un de ceux qve le feu Roynommoit Regens avec elle; et en reservant L1 (3) dans une lettre (a) du jeune Roy des plus dures, et ⟨–⟩ (b)des plus dures ecrite au nom du jeune Roy, et plus encor en la chassant avec un de ceux qve le feu Roynommoit Regens avec elle; et en reservant L3 (4) dans . . . reservant D1 D2 5 condition (1) duTestament, qvi dit (a) qve ce ne doit (b) qv’il n’en doit jouir qv’en qvittant l’Espagne. L1 (2) de . . .Testament. L3 D1 D2 6 D’ailleurs (1) elle pense deja a introdui (2) elle L1 (3) on . . . Fran-cois L1 L2 D1 D2 7 a entrer . . . pays erg. L2 7 f. sans que (1) nostre obligeante L1 (2) l’oblige-ante L1 L2 D1 D2 8 f. faite (1) en reconnoissant (a) le duc d’Anjou (b) sans condition le Duc d’Anjoupour Roy L1 (2) sans . . . Roy L3 D1 D2 9 d’Espagne, erg. L3 9 qui (1) desormais veut (a) qve (b)plus qve jamais qve tout L1 (2) veut . . . tout L3 D1 D2 10 f. que (1) c’est un crime punissable que de⟨–⟩ donner (a) ⟨–⟩ mauvaise satisfaction (b) sujet d’estre mal satisfaite (2) la mauuaise satisfaction qv’elle ade la conduite de qvelcun, est un crime punissable L1 (3) la mauuaise satisfaction qv’elle a de la conduitede quelcun (a) est (b) passe pour un crime des plus punissables L3 (4) la mauvaise . . . punissables D1 D2

12–14 coste (1) l’Esperances de l’auteur (a) ne sont pas (b) sont aussi bien (c) se justifient autant qve sescraintes. ⟨–⟩ On voit qve ⟨–⟩ l’enchantement qvi avoit transforme les Espagnols malgre les dangers et lesesperances ⟨–⟩ gestr. commence a se dissiper, et qv’on ne les retiendra que par la force. On voit L1 (2) les. . . voit L3 D1 D2 14 et . . . efforts erg. L1 14–S. 153.5 l’Empereur, (1) et sa consideration pournous jusqv’a nous ceder ce qv’il doit attendre de Brandebourg, ce qvi peut dissiper le soubcon (a) ⟨– –⟩donne (b) qv’on a qve la haine des protestans entretenue par la cour de Rome erg. u. gestr. pourroitprevaloir a (aa) Vienne (bb) la cour de Vienne aux veritables interests (aaa) de cette cour. (aaaa) On voitqve (bbbb) et qve le pape l’y pourroit porter ⟨– – –⟩ dont on apprend maintenant qve les veues (bbb) et qveRome l’y pourroit porter au lieu qv’on apprend maintenant, que les veues du nouueau Pape (aaaaa) sont(bbbbb) paroissent bien plus dignes du poste, qu’il tient. On voit aussi (aaaaaa) qve le ⟨–⟩ des Espagnolscommence a se dissiper et qve la (bbbbbb) les glorieux desseins L1 (2) et . . . desseins L3 D1 D2

2 Reine douairiere: Maria Anna von Pfalz-Neuburg. 3 un: Gemeint ist wohl KapuzinerpaterGabriel Pontifeser. 14 efforts de l’Empereur: Im Frühjahr 1701 rückte ein kaiserliches Heer unterFührung des Prinzen Eugen über die Alpen in Richtung Mailand vor.

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153N. e332 A LA JUSTICE ENCOURAGEE. AVERTISSEMENT

et sa consideration pour nous a l’egard de ce qu’il a negotie avec Brandenbourg et ailleurs;demarche capable de guerir les soupcons de quelques uns qui par prevention ont cru que lahaine des Protestants pourroit prevaloir a la cour de Vienne aux veritables interests, et queRome l’y pourroit porter, au lieu qu’on apprend maintenant, que les veues du nouveauPape paroissent bien plus dignes du poste, qu’il tient. On voit aussi les glorieux desseins du 5

Roy de Prusse proportionnes au degre sublime, ou il vient de monter, et dont rien ne lescauroit monstrer plus digne, que ce, qu’il va contribuer a la conservation de la religion etde la liberte publique. On voit les genereux sentimens de l’Electeur de Bronsvic et du Ducde Zell, inseparablement attaches aux principes d’honneur et de justice, et prests a nousrendre ce que nous leur avons preste l’annee passee. Enfin sans parler icy des couronnes du 10

Nord, (qui pourront s’appercevoir, qu’il est temps qu’elles ne se separent plus de l’interestgeneral, et qu’elles ne souffrent plus qu’on les gourmande en France; de peur que cela neleur arrive un jour bien d’avantage) on voit sur tout le zele des Anglois, et l’union du Royavec son peuple, dont depend le salut non seulement de l’Angleterre, mais encor du restede l’Europe. Dieu fasse, qu’on ne se demente nulle part dans la suite, qu’on mette bas ou 15

qu’on suspende pour un temps toutes les veues moins pressantes, qui pourroient faireobstacle; Et qu’on agisse avec tout le concert, et toute la vigueur dont on est capable. CesDispositions feront ou que la France se ravise, ou qu’elle se repente. Enfin si nous faisonsnostre devoir avec droiture, Dieu nous repond de son assistence; Car sa cause est la notre.

1 qu’il (1) doit (2) a negotie L3 (3) negocie D1 (4) a negotie D2 1 et ailleurs L3 D2 6 Prusse(1) dignes du degre sublime ou il est monte L1 (2) proportionnes . . . monter L1 L2 D1 D2 7 de la (1)veritable Religion L1 (2) religion L3 D1 D2 9 Zell (1) inebranslables dans les principes d’honneur (2)inebranslablement attaches L1 (3) inseparablement attaches L3 D1 D2 10–19 passee. (1) Mais sur touton voit la vigueur de l’Angleterre, et l’union du Roy avec son parlement, de qvi depend le salut nonseulement de l’Angleterre mais encor de l’Europe. Dieu fasse qv’on ne se demente nulle part dans la suite,qv’on mette bas ou qv’on suspende pour un temps toutes les veues moins pressantes, et qv’on agisse avec(a) un concert (b) tout le concert et (aa) avec une vigueur (bb) toute la vigueur dont on est capable. Cesdispositions feront ou qve la France se ravise; ou qv’elle se (aaa) repente de ne l’avoir point fait. (bbb)repente. Enfin si nous faisons nostre devoir avec droiture, Dieu nous repond de son assistance. L1 (2) Maissurtout gestr. on voit surtout la vigueur de l’Angleterre, et l’union du Roy L3 (3) Enfin . . . nost-

re. L3 D1 D2 10 icy D2 11 s’appercevoir en fin D1, gestr. L3 11 f. l’interest (1) du reste del’Europe L3 (2) general, L3 D1 D2 12 France (1) a moins qve de se mettre (2) de peur (a) qv’elles ne leL3 (b) qve cela L3 D1 D2 13 tout (1) la vigueur L3 (2) le zele L3 D1 D2 14 son (1) Parlement L1 D1

(2) peuple L3 D2 16 f. qui . . . obstacle erg. L3

1 Brandenbourg: Für die Unterstützung Brandenburgs gegen Frankreich anerkannte Leopold I. imGegenzug das preußische Königtum. 4 f. Pape: Clemens XI. 5 f. Roy de Prusse: Friedrich I.6 vient de monter: 18. Januar 1701.

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154 N. e332 BIII. REICH UND EUROPA

e332 B. LA JUSTICE ENCOURAGEE. ERINNERUNG[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L1 Abschrift nach unbekannter Vorlage: LH XI 6 A,2 Bl. 97. 2o. 1,2 S.L2 Abschrift nach unbekannter Vorlage: LH XI 6 A,2 Bl. 100r.101. 2o. 2,5 S.5

D2 Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Leschicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // DerBorbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung10

// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. Bl. a 2–b.(Unsere Druckvorlage.)

Zur Datierung siehe Einleitung zu N. e333 a.

Erinnerung.

Bald nach dem Tod des Königs in Spanien und der Annehmung des ihm zugeschrie-15

benen Testaments hat man ein gedrucktes Schreiben herum gehen sehen / datirt zu Antorff/ aber in einer Frantzösischen Werckstätte geschmiedet. Bald hernach ist eine Antwort inHolland heraus kommen / so vernünfftig und den wahren Grund-Regeln der vereinigtenNiederlande gemäß geschienen. Man hat gut befunden beydes hier zusammen wiederauffgelegt in Druck zu geben / mit Rand-Glossen über den Antorffischen Brieff / und mit20

folgenden Worten / so zum Theil als eine Vorrede vor der Holländischen Edition derAntwort in 12. sich finden / alles so wol Frantzösisch / wie es geschrieben / als mit einerUbersetzung ins Teutsche.

Man hat dieses Tractätlein (nemlich die Antwort) des Druckes würdig geachtet / weiles gründlich und glimpfflich geschienen / und mehr einem wohl überlegten Memorial, als25

14–23 Textanfang (1) Vorrede bey der Hollandischen Edition Absatz Man hat dieses Tractatlein desdrucks würdig geachtet, weil es grundtlich und glimpflich geschienen, und mehr einem wohl überlegtenMemorial als einen in die Welt hinein geschriebenen discurs ähnlich. Es sein L2 (2) Erinnerung Absatz Bald. . . Teütsche. L2 D2 18 den (1) ⟨rechten⟩ L2 (2) wahren L2 D2 19 gut (1) gefunden L2 (2)befunden D2 21 zum Theil erg. L2 24–S. 155.25 dieses (1) wercklein des druckes werth gehalten,weil es zugleich gründtlich und moderat scheinet, und mehr die art hat von einem wohl überlegtenmemoire, als von einer Scharteqve so auf gerath wohl dahin geschrieben worden. die weisheit und dasguthe absehen des königs in groß Britannien und der herrn GeneralStaaten, der Vereinigten Niederlandesind recht an das liecht gestellet, so wohl als die Ungerechtigkeit der forderungen, und thatlicher unter-nehmungen der Bourbonischen Parthey, so den theilungs tractat gebrochen. L1 (2) Tractatlein [nehmlich dieantwort] des drucks würdig geachtet, weil es gründtlich und glimpflich geschienen und mehr einem wohlüberlegten Memorial, als einem in die welt hinein geschriebenen discurs ähnlich. Für andern sind dreystellen, (a) welche betrachtungs würdig seyn, und ⟨–⟩ (b) betrachtungs würdig, so . . . Schrifften nirgendberühret. (I) Weiset . . . und obrigkeit, nicht . . . geschlichtet (2o) befleißet man sich hauptsachlich (aa) zuweisen (bb) §. 13. 14. 15. 16. die Neue außflucht, so . . . nicht finden. (3o) Man (aaa) spricht vor der (bbb)vertritt (aaaa) der billigkeit gemäß den Theilungs Tractat (bbbb) den Theilungs Tractat, nach maß derbilligkeit, . . . darinn gibt, keines weges also (aaaaa) genomme (bbbbb) verstanden werden kan, als . . .nicht erben. Absatz Sonsten wird in dieser Schrifft . . . des bruchs der Theilungs-bündniß. L2 (3) Tractätlein. . . Theilungs-Bündniß D2

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155N. e332 B LA JUSTICE ENCOURAGEE. ERINNERUNG

einem in die Welt hineingeschriebenen discurs ähnlich. Für andern sind drey Stellen Be-trachtungs würdig / so in einer grossen Anzahl der über dieser Materie herausgegebenenSchrifften sonst nirgend berühret. (1) Weiset man §. 7. daß die Niederländischen undItaliänischen Provintzen keine dependenz von Spanien haben / (so wenig und noch we-niger als Schottland von Engeland) obschon alle unter einem König sich befunden; und 5

daß also nach des Königes in Spanien Tod die Vice-Reges, Land-Verwesere und Obrig-keiten / nicht die Ordren der auffgeworffenen Spanischen Regierung erkennen / sondern zuden Ober-Herren / nemlich dem Kayser und Pabst ihre Zuflucht nehmen sollen / biß derStreit der Erbfolge geschlichtet. (2.) Befleisset man sich hauptsächlich §. 13. 14. 15. 16.die neue Ausflucht / so das vermeinte Testament des Königs in Spanien auff die Bahn 10

bracht / zu widerlegen / als ob die renunciation zwar kräfftig / aber bedinglich sey / undnur von dem Fall zu verstehen / wann die Vereinigung beyder Cronen oder Monarchien inder Person eines Monarchen sonst statt haben möchte / dagegen in dieser Schrifft solcheRechts-Gründe angeführet werden / die sich zum Theil anderswo nicht finden. (3) Manvertritt den Theilungs-Tractat nach Maaß der Billigkeit aus einem Grund / welcher sich 15

anderswo nicht bemercket findet / indem man weiset §. 21. daß dieser Tractat die Itali-änischen Provintzien gar nicht an die Cron Franckreich gebe / wie es insgemein genommenwird / sondern allein dem Dauphin und seiner Nachkunfft männliches und weiblichesGeschlechts; und daß also / was man ihm darinn gibt / keines Weges also verstandenwerden kan / als ob es der Cron Franckreich einverleibet werden sollen / als in welcher 20

nach dem praesupposito des Salischen Gesetzes die Weibes-Personen nicht erben.Sonsten wird in dieser Schrifft die Weißheit und das gute Absehen des Königs von

Groß Britannien und der Herren General-Staaten zu hellem Tage geleget / nicht weniger alsdie Ungerechtigkeit der praetension und des thätlichen Unternehmens der BourbonischenParthey / und des Bruchs der Theilungs-Bündniß. Die Besorgnissen des Verfassers dieser 25

25–S. 156.9 Die (1) Besorgungen unterstr. des Autoris machen sich nur alzuwahr, nach der Zeit daer geschrieben. Franckreich regiret schohn ganz despotisch in Spanien und fuhret alda ein die unbe-schränkte macht eines königs welcher in der that nichts anders doch ist als des französischen MonarchenVice Re. Franckreich in dem es Spanien beherrschet, machet die Spanische Monarchi so formidabel vorskünfftige, als Sie es (a) eine zeitlang (b) unter den lezten konigen hehr nicht gewesen. Es drohet öffentlichdenen Volckern die sich von Spanien abgerißen, in dem ja der A. Christl. Konig an die MadritischeRegirung schreibet, er wolle die Spanische Monarchi zu einer so hohen glori erheben, als sie iemahlserreicht gehabt. L1 (2) Besorgnißen des Verfaßers dieser Schrifft werden nur alzuwahr, von der Zeit an daßer geschrieben Franckreich regiret despotisch in Spanien, und führet alda ein die unbeschränckte Machteines Königes, welcher in der that nichts anders ist als ein Stadthalter oder Vicekönig des französischenMonarchen der die Spanische Macht unter frantzösischer direction erg. vors künfftige eben so sehr instand sezet, (a) von dem ein schrecken (b) sich förchten zu machen, als wenig sie unter denen leztenkönigen in solchem stand geweßen. Franckreich also bedrohet bereits erg. öffentlich die Völcker so sichvon Spanien entrißen, in dem der Brief des All. Christ. Konigs an die Madritische Regirung, verspricht dieSpanische Monarchi zu einer so hohen glori zu erheben als sie iemahls vorher gehabt. L2 (3) Besorgnissen. . . gehabt. D2

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156 N. e332 BIII. REICH UND EUROPA

Schrifft werden nur allzuwahr von der Zeit an / daß er geschrieben; Franckreich regieretDespotisch in Spanien / und führet allda ein die unbeschränckte Macht eines Königes /welcher in der That nichts anders ist / als ein Stadthalter oder Vice-König des Frantzösi-schen Monarchen / der die Spanische Macht unter Frantzösischer direction vors künfftigeeben so sehr in Stand setzet / sich fürchten zu machen / als wenig sie unter denen letzten5

Königen in solchem Stand gewesen. Franckreich also bedrohet bereits öffentlich dieVölcker / so sich von Spanien entrissen / indem der Brieff des aller-Christlichsten Königsan die Madritische Regierung verspricht die Spanische Monarchie zu einer so hohen glorizu erheben / als sie iemals vorher gehabt. Inzwischen bemächtiget sich Franckreich derNiederlande / und des Meyländischen / ohne viel ceremonien zu machen. Es thut grossen10

Vorschuß vor die Spanier / und erlanget dadurch eine Anforderung / Krafft deren es zuseiner Schadloßhaltung inne behalten könne / was ihm beliebet. Man wirfft unsere Land-wehre / oder Barriere darnieder / man versagt dem Kayser alles Recht; Man spottet schonselbst des vermeinten Testaments Carls des II. davon in der That die Richtigkeit ohne dem

9–S. 157.12 gehabt. (1) Franckreich bemächtiget ohne ceremoni der Niederlande und des Meylan-dischen. Es legt ein großes auß vor die Spanier, welcher ⟨Vurschuß⟩ allezeit praetext geben kan was es willdafür inne zubehalten die Barriere ohne den Schlagbaum, so es uns gegen die seite vom SpanischenNiederland versprochen gehabt, wirfft es übern hauffen, es schlägt dem Kayser alles ab; es stehet selbstüber das vermeynte Testament Caroli II. Spanischen Königs. deßen ungültigkeit zwar ie mehr und mehrherfür blicket, und welches zweifels ohne zurechte nichts vermag gegen Philippi IV. seines, als welchesnachdem er auf gebührende weise, und denen Tractaten und fundamental-gesäzen (a) der Cron, und (b) desStaats und der Monarchie gemäß gemacht, den successorem so wohl und fest gebunden gehabt, als ob esein fideicommiss gewesen wäre. weil doch aber gleich wohl das lezte vermeynte testament der grund seynsoll alles verfahrens der angemaßten regenten und der franzosen. So solte franckreich auch eillig sich zumwenigsten anstellen, als ob es L1 (2) Inzwischen . . . bindet, (a) inzwischen da (b) ohngeacht (c) gleichwohlsolte franckreich dem schein nach zum wenigsten das vermeynte Testament beobachten, wenn es nach demUrtheil der erbaren welt etwas fragte weilen es ja der grund seyn soll alles deßen so die aufgeworffeneRegierung und franckreich gethan. Allein man spottet deßen wie gedacht, in dem man zum Exempel derverwittibten Königin demselbigen zuwieder schimpflich begegnet, wie auß einem brief zu sehen, der imNahmen des (aa) neuen (bb) jungen angegebenen gestr. koniges an sie geschrieben; und in dem maneinen der Regenten abschafft, den der verstorbene könig mit ihr benennet. Item in dem man dem herzogvon Anjou sein recht auff franckreich vorbehält, ohne die geringste erwehnung zu thun von der bedingungSpanien alsdann fahren zu laßen, so im Testament enthalten L2 (3) Inzwischen . . . enthalten. D2

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157N. e332 B LA JUSTICE ENCOURAGEE. ERINNERUNG

mehr und mehr herfür leuchtet / und welches ja nichts vermag gegen den letzten WillenPhilippi des Vierdten / welcher nach den Friedens-Schlüssen und Grund-Gesetzen gemacht/ und den Nachfolger um des Willen nicht weniger als ein fideicommissum thun köndte /bindet / gleichwol solte Franckreich dem Schein nach / zum wenigsten das vermeinteTestament beobachten / wann es nach dem Urtheil der ehrbaren Welt etwas fragte / weilen 5

es ja der Grund seyn soll / alles dessen / so die auffgeworffene Regierung und Franckreichgethan. Allein man spottet dessen / wie gedacht / indem man zum Exempel der verwittib-ten Königin demselbigen zuwider schimpfflich begegnet / wie aus einem Brieff zu sehen /der im Nahmen des jungen Königs an sie geschrieben / und in dem man mit ihr einen derRegenten abschafft / den der verstorbene König mit ihr benennet. Item indem man dem 10

Hertzog von Anjou sein Recht auf Franckreich vorbehält / ohne die geringste Erwehnungzu thun von der Bedingunge Spanien alsdann fahren zu lassen / so im Testament enthalten.Uber dieß / so ist man schon beschäfftig die Frantzosen in America einzuführen / dieStrasse von Gibraltar zu schliessen / in unser Land einzubrechen / uns zu Wasser und Landzu unterdrücken; Also daß der Freund-verbindliche Schritt / den unser Staat gethan / als er 15

den Hertzog von Anjou ohne Bedingung vor König erkennet / wenig bey der hochmü-thigen Cron gefruchtet / welche wil / daß iederman sich in ihre Hände gebe / und ihrerGnade lebe / und daß wer nur etwas thut / so ihr mißvergnüglich / vor höchststraffbargehalten werde.

Andern Seits gleichwol ergeben sich allgemach / und bestärcken sich die Hoffnungen 20

des Schrifft-Verfassers / nicht weniger als seine Besorgnissen. Man beginnet zu sehen / daßdie Verblendung / dadurch die Spanier metamorphosirt worden / allmählich verschwinde /und man sie nun nicht mehr / als durch die Gewalt im Gehorsam halten werde. Man siehetdie Standhafftigkeit des Kaysers / die Dranstreckung seiner Kräffte / und seine auff unsnehmende Achtung / wie aus dem zu sehen / so er mit Brandenburg und sonst abgehandelt 25

/ welches den Argwohn einiger Leute vernichtiget / so sich aus vorgefasseten Wahn ein-gebildet / daß der Haß gegen die Protestirende zu Wien mehr als die wahren Angelegen-heiten Kayserl. Majestät gelten mögte / und daß Rom daran arbeite. Dahingegen manverspühret / daß der neue Pabst gantz andere Absicht habe / und die der Stelle / so erbekleidet / besser anstehen. Man verspühret auch das hochrühmliche Absehen des Königs 30

in Preussen / so die hohe Staffel der Ehren / welche er bestiegen / erfordert / deren er sichnicht besser würdig weisen kan / als wann er ein grosses zu Erhaltung der reinen Lehre /und der allgemeinen Freyheit beywürcket: Man siehet auch nicht weniger die rechtschaf-

22 Verblendung / (1) welche die Spanier metamorphosirt gehabt L2 (2) dadurch . . . worden D2

28 daran (1) arbeiten möchte L2 (2) arbeite D2

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158 N. e332 BIII. REICH UND EUROPA

fenen edlen sentimenten des Churfürsten zu Braunschweig / und des Hertzogs von Zell /welche sich bey den Gründen der Gerechtigkeit / Ehre und Redligkeit unabsetzlich halten /und uns gleichsam anitzo bezahlen / was wir ihnen vorm Jahre gelehnet. Endlich derNordischen Cronen zu geschweigen (welche nunmehr befinden werden / daß es hohe Zeitvom gemeinen Besten nicht mehr abzusetzen / und sich nicht mehr von Franckreich übel5

tractiren zu lassen; Damit diese hochmütige Art dermaleins von dieser Cron auff eineunleidliche Weise nicht noch viel weiter getrieben werde) so siehet man sonderlich denEifer der Engeländer / und die Einigkeit allda zwischen dem Könige und der Nation, worandie Wolfarth nicht nur von Engeland / sondern auch von Europa hänget. GOtt gebe / daßman sich im Verfolg nirgend abgängig erweise / daß man alle neben Absehen und Ge-10

schäffte von geringerer Wichtigkeit / in so weit sie diesem grossen Werck in Wege stehenkönnen / bey Seit setze / und mit allen Kräfften auch durchgehends mit guter Verständniß /bestens würcke; Ist man dergestalt gefasset / so wird Franckreich gezwungen werden / seinUnternehmen entweder zu verändern oder zu bereuen. Endlich wann ieder seine Schuldig-keit mit Eifer und auffrichtigem Gemüth verrichtet / so wird auch GOtt seinen Segen15

geben / nachdem ja unsere Sach die seine ist.

2 unabsetzlich (1) verbleiben L2 (2) halten D2 4 f. Zeit (1) nicht weiter von L2 (2) vom . . .mehr L2 D2 6 Damit (1) es nicht dermahleins L2 (2) diese . . . dermaleins L2 D2 12 f. Verständniß /müglichst gestr. L2

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159N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

E333 A. LETTRE ECRITE D’ANVERS[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:A Abschrift nach LETTRE // Ecrite d’Anvers le 9. Decembre par Monsieur P** // a

Monsieur N** en Hollande, au sujet du // Testament de Charles II. Roi d’Espagne. 5

[1700] (Exemplar: NLB, Gm-A 227): LH XI 6 A,2 Bl. 108–111. 2o. 8 S. Von Schrei-berhand. Mit zahlreichen Ergänzungen von Leibniz (LiA).

D Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Leschicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte 10

// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // DerBorbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. S. 1–25(Unsere Druckvorlage).

Leibniz hat seinen unter dem Gesamttitel La Justice encouragee veröffentlichten Traktat Lettre Ecrite 15

d’Amsterdam als Antwort auf die Ende 1700 anonym erschiene Flugschrift Lettre Ecrite d’Anvers verfasst.Die vermutlich aus dem Umkreis des spanischen Diplomaten Francisco Bernardo de Quiros stammendeSchrift verteidigt die Entscheidung Ludwigs XIV., das pro-französische Testament Karls II. von Spanienanzunehmen und den Herzog von Anjou als Philipp V. zum neuen König von Spanien auszurufen. EinExemplar dieser Lettre Ecrite d’Anvers schickte Leibniz zusammen mit einer handschriftlichen Fassung 20

seiner Replik, der Lettre Ecrite d’Amsterdam, Anfang Februar 1701 an Buchhaim (I,19 N. 189). Diegünstige Reaktion aus dem kaiserlichen Umfeld (vgl. Buchhaim an Leibniz, 26. Februar 1701, I,19 N. 230)ermutigte Leibniz zum Druck seiner Schrift. Jedoch wurde entgegen seiner ursprünglichen Absicht (vgl.I,19 S.383 f.) auf einen Druck der Lettre d’Anvers in der im Mai 1701 erschienenen Erstausgabe derJustice vorerst verzichtet. Eine kommentierte und ins Deutsche übersetzte Fassung (unsere N. e333 b) gab 25

Leibniz dann zusammen mit seiner Lettre d’Amsterdam (N. 334 a), die er dann ebenfalls in deutscherFassung brachte (N. 334 b), in der 2. Auflage der Justice (D) heraus. Als Terminus ante quem für dieErscheinung dieses Gesamtdruckes dient eine Angabe in [Andreas Stübel] Aufgefangene Brieffe, welchezwischen etzlichen curieusen Personen über den ietzigen Zustand der Staats und gelehrten Welt gewechseltworden. Der zweyten Ravage Achtes Pacquet, 1701, S. 761. In der mit dem Datum des 18. September 1701 30

versehenen 260. Correspondenz findet die zweite, französisch-deutsche Auflage der Justice (D) Erwäh-nung.

Als Vorlage für seinen Neudruck wählte Leibniz eine auf den 9. Dezember datierte Ausgabe derLettre Ecrite d’Anvers (Exemplar: GWLB, Gm-A 227). Ein offenbar späterer, »Bruxelles« als Erschei-nungsort nennender Druck gibt den 29. Dezember 1700 an (LETTRE // Ecrite d’Anvers le 29. Decembre 35

1700. // Par Monsieur N** a Monsieur P** en Hollande. // Sur le Testament de Charles II. Roy d’Espagne.Exemplar: Paris BNF, 4 Lb 37.4851). Außer der im Titel angegebenen Datierung bestätigen weitere, vonder Schreiberhand (A) übernommene orthographische Eigenheiten die Vermutung, dass die genannte, in derGWLB aufbewahrte Ausgabe als Vorlage diente. Auch ein direkter Textvergleich beider Drucke lässtweitere, zum Teil erhebliche Abweichungen erkennen, die den Brüsseler Druck als mögliche Vorlage für A 40

ausscheiden lassen. Leibniz versah seine Ausgabe der Lettre d’Anvers mit eigenen Kurzkommentaren, dieer in Form von Fußnoten präsentierte.

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160 N. E333 AIII. REICH UND EUROPA

LETTRE Ecrite d’Anvers le 9. Decembre par Monsieur P.** a Monsieur N.** en Hollan-de, au sujet du Testament de Charles II. Roi d’Espagne.

Monsieur,1. Lorsque j’eus l’honneur de vous informer de la mort du feu Roi, et du Testament

plein de sagesse et d’equite, par lequel il avoit appelle le Duc d’Anjou a la Couronne, je5

crus vous donner tout a la fois deux nouvelles, dont l’une seroit capable de calmer entie-rement les soucis que l’autre auroit pu vous causer; cependant je voi par les Lettres, dont ilvous a plu m’honnorer, que mes conjectures ne se sont pas rencontrees justes. Vous meparoissez surpris et consterne. A vous entendre le Testament du Roi est un coup inopine,terrible, et va devenir la source d’une infinite de maux et de miseres.10

2. Je ne sai Monsieur qui vous a pu suggerer ces notions etranges, mais je confesse nepouvoir comprendre comment un homme aussi eclaire que vous, a ete capable de lesrecevoir, ni comment vous pouvez accorder des idees aussi contradictoires, que celle dontil semble que vous soiez prevenu. Si vous craignez la grandeur de la France, pourquoi lavoulez vous augmenter en detachant deux Rojaumes, et deux Provinces de l’Espagne pour15

les lui donner? (a)1 Et si au contraire cette Couronne vous paroit [p]eu redoutable; pour-quoi vous alarmez vous de la pensee, qu’elle pourroit un jour vous faire la guerre, et quevous n’auriez pas l’Espagne pour vous soutenir? (b)2 La con t r ad i c t i on es t s ens i b l e .Mais comme ceux, qui embrassent une mechante cause, ont accoutume de la soutenir parde mechantes raisons, et que j’entrevois a peu pres celles que l’on vous aura alleguees pour20

vous inspirer les sentiments ou vous etes, je veux bien entrer avec vous en quelque dis-cussion.

3. L’affaire consiste en deux points generaux, qui renferment en eux tout ce qui peutetre dit sur cette matiere: l’un de Dr o i t , l’autre de c on ve na n ce . Dans le premier ils’agit de scavoir si le Testament du feu Roi Charles est juste et conforme a l’equite, et dans25

le second, si le Traite de Partage est plus convenable a l’interest commun de l’Europe quece meme Testament.

1 Am unteren Rande: (a) Non pas a la France, mais a la lignee du Dauphin masculineou feminine.

2 Am unteren Rande: (b) Non seulement elle ne nous soutient plus, mais elle est du30

parti contraire, c’est plus que les deux Royaumes.

24 d e D r o i t unterstr. LiA 24 d e c o n v e n a n c e unterstr. LiA 28 f. (a) (1) le partage neles donnoit pas a la France, mais a quelcun de la posterite masculine ou feminine du dauphin (2) non . . .feminine LiA 30 f. seulement (1) l’Espagne ne nous soutient plus, mais meme elle est dans le particontraire. Ainsi qvand la France ne seroit pas assez redoutable par elle meme, ou avec les provincesEspagnolles de l’italie; elle pourroit ne l’estre qve trop avec toute sa Monarchie Espagnolle qvi comprendmeme le nouueau monde. De sorte qv’il n’y a point de conseqvence dans ce raisonnement de l’auteur de lalettre. (2) elle . . . nous (a) tient (b) soutient . . . Royaumes LiA

4 mort: 1. Nov. 1700. 9 Testament: Karl II. hatte durch das auf den 2. Oktober 1700 datierteTestament Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt. 26 Partage:Gemeint ist der 2. Teilungsvertrag (3./25. März 1700).

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161N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

4. J’ai mis le Droit au premier chef, parce que toute cause qui en est denüee, estinsoutenable, et parce aussi que c’est le point le plus clair et le moins embarrasse. Effec-tivement pour demonstrer la justice du Testament du feu Roi dans le Reglement de laSuccession, il suffit de la simple exposition du fait.

5. Philippe IV. Roi d’Espagne eut quatre Enfans de ses deux Mariages avec Elisabeth 5

de France, et Marie Anne d’Autriche, savoir Marie Therese, Marguerite Therese, Balthazaret Charles.

6. Marie Therese fut mariee en 1660. au Roi Tres-chretien Louis XIV. et a eu post-erite. Marguerite Therese epousa en 1666. l’Empereur Leopold Ignace aujourd’hui regnant,et eut une fille, qui depuis a ete femme de l’Electeur de Baviere, mais dont il ne reste point 10

d’enfant. Balthazar mourut fort jeune, et Charles apres avoir regne 35. ans vient de mourirsans posterite. De sorte que la Couronne a du tomber en ligne collaterale. Que toutePersonne qui a jamais oui parler de succession, juge maintenant ou il faut chercher cetteligne, et si ce n’est pas en celle, qui tire son Droit de Marie Therese preferablement a touteautre. 15

7. Vous me direz sans doute, que cette Princesse, en se mariant renonca a son Droit desuccession, qu’ainsi on n’est plus a lieu d’y revenir pour le faire valoir de nouveau. Mais acela je vous repons par une distinction. L a r e no n t i a t i o n e s t v a l a b l e et doit subsisteren egard au motif, et dans le cas qui l’a causee. (c)3 J’en conviens. Mais qu’elle doive aussiavoir lieu dans le cas ou ce motif n’existe point, c’est ce que je nie, et ce que l’on ne 20

scauroit soutenir sans renverser toutes les constitutions et conventions du monde. Or lemotif qui avoit cause la renontiation de la Reine Marie Therese, n ’ e t o i t a u t r e (d)4 que lacrainte de voir les deux Monarchies reunies par succession dans une seule et meme per-sonne. Le fait est notoire, et le contract de mariage de la dite Reine Marie Therese le porteformellement, article IV. ou il est dit que la renontiation se fait a fin que les deux Cou- 25

3 Am unteren Rande: (c) La renontiation rejette cette chicane, devant avoir lieu quandmeme quelque descendens pourroient dire, que les motifs ne se peuvent point considereren leur personne.

4 Am unteren Rande: (d) Erreur. La renontiation: Susdites et autres justes raisons etnotamment celle de l’egalite. C’est parce que les princesses ne succedent point en France. 30

18 f. par . . . egard Auslassung von Schreiberhand, erg. LiA 22 n ’ e t o i t a u t r e unterstr. LiA26–28 (c) (1) le ⟨–⟩ contre (2) la renontiation rejette cette chicane (a) des⟨–⟩ qv’elle ⟨–⟩ (b) devant . . .motifs ne . . . personne unterstr. LiA (3) La . . . personne. D 29 f. Fußnote (1) [c] erreur. larenontiation ⟨– –⟩ susdites . . . l’egalite. unterstr. C’est . . . France LiA (2) (d) Erreur . . . France. D

5 Enfans: Philipp IV. hatte mit Elisabeth acht Kinder, mit Maria Anna fünf. Allerdings erreichtennur die vier genannten ein fortgeschrittenes Alter. 10 fille: Maria Antonia heiratete 1685 MaximilianII. von Bayern. 25–S. 162.3 Couronnes . . . jonction: H. VAST (ed.): Les grands traites du regne deLouis XIV., vol. I, 1893, 181.

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ronnes, [. . .] etant si grandes et si puissantes, elles ne puissent etre unies en une seule, etque d e s a p re sen t on prev i enne l e s occas ions ( e ) 5 d’une pare i l l e j onc t i -on . Le Te s t amen t du R o i Ph i l i ppe qu i su i vo i t p eu ap re s , s ’ exp l i que e nt e rmes peu d i f f e r en t s , a r t i c . XVI I . e t r emarque exp re s semen t , que l emo t i f de l a r enon t i a t i on e s t pou r p reven i r l e s g r ands dommages , qu i5

pou r ro i en t r e su l t e r de l a jonc t i on d es deux Couronnes e t de s E t a t s endependan t s .

8. Or je demande, ou est aujourd’hui l’existence de ce cas? Est ce donc le Dauphin oule Duc de Bourgogne que le feu Roi vient d’appeller a la succession? Ni l’un ni l’autre.C’est le Duc d’Anjou second fils de France, et fort eloigne (f)6 selon l’ordre de nature de10

parvenir a la Couronne de France, puisque son Ayeul, son Pere et son Aine, sont graces aDieu pleins de vie et de sante.

9. De plus supposons, ce que Dieu ne veuille permettre, que ces trois Augustes Tetesvenant a manquer, le Roi Catholique d’aujourd’huy se trouvat appelle a la Couronne deFrance; il ne s’en suivroit pas de la que les deux Etats vinssent a se reunir. Le Testament du15

feu Roi y a pourvu, (g)7 en ordonnant qu’alors son successeur seroit oblige d’opter, etqu’au cas qu’il voulut preferer la Couronne de France, le Duc de Berri son puisne devien-droit Roi d’Espagne aux memes conditions.

5 Am unteren Rande: (e) C’est pour cela qu’on a exclu non seulement les aines, maisencor les cadets, scavoir pour prevenir les occasions de l’union, car il pourroit arriver qu’il20

seroit difficile de faire quitter l’Espagne a un Roi, qui viendroit a succeder en France.6 Am unteren Rande: (f) Comment eloigne? Puisque le seul duc de Bourgogne fait

obstacle.7 Am unteren Rande: (g) Mais l’observerat-on?

2 d e s . . . o ccas ions unterstr. LiA 5 p o u r Leibniz ergänzt in der Abschrift hier einweiteres (c), das dritte im laufenden Text; möglichenfalls war die dazu passende, mit dreimal (c) markierteFußnote, die er schließlich wieder streicht, als eine Art Zusammenfassung für die vorhergehenden ge-dacht: (c) (c) (c) C’est une (a) erreur (b) faussete palpable contre la notoriete du fait. Car dans le contractde mariage il est dit expressement qve la renonciation se fait non seulement pour cette raison, unter-schlängelt mais encor pour autres causes unterstr. (aa) non moins raisonnables (bb) justes unterstr.Outre qv’il ne seroit pas aise ny seur de (aaa) qvitter (bbb) faire qvitter l’Espagne a un Roy qvi viendroit asucceder en France. (aaaa) C’est pourqvoy le contract des erg. (bbbb) Ainsi pour s’asseurer contre laconjoction des deux couronnes il falloit exclure entierement les princes Francois et ⟨– – –⟩ ont vouluprevenir des lors les ⟨occasions⟩, comme le contract le dit encor expressement LiA 10 fort (d)comment eloigne? puisqve jusque icy Un seul homme venant a mourir, la Couronne de France seroitasseuree au duc d’Anjou erg. u. gestr. LiA 19–21 Fußnote (1) (d) C’est . . . scavoir pour . . .occasions unterstr. de . . . France LiA (2) (e) C’est . . . France. D 22 Fußnote (1) (e) comment . . .obstacle LiA (2) (f) . . . obstacle. D 24 Fußnote (1) (e) (a) Belle (b) Grande seurete dans un papier. ons’en moqveroit alors autant qv’on le prone presentement (2) (f) (a) La France profite de ce Testament, maiselle ne dit point qv’elle le tient pour juste. unterstr. Demandes seulement (aa) si elle ne tient pas pour ⟨–⟩(bb) pour voir si elle avouera qv’apres les lignes des Ducs d’Anjou et de Berry celle de l’Archiduc doitsucceder au prejudice de la posterite du Duc de Bourgogne et du duc d’Orleans comme le testament leporte (b) Mais . . . on? LiA (3) (g) . . . on? D

17 Berri: Karl von Bourbon, Herzog von Berry, jüngerer Bruder Philipps V.

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163N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

10. Je ne scai si je me trompe, mais il me semble que des dispositions de cette naturesont entierement irreprochables. J’oserois meme avancer, que si un particulier se trouvantdans le meme cas, avoit teste d’une autre facon et avoit voulu regler autrement l’ordre desa succession, il n’y auroit de Tribunal qui ne declarat son Testament nul, comme en effectil ne seroit de droit. (h)8

5

11. Or si le Testament du feu Roi est (i)9 juste, ce que 1’on ne scauroit contester,comment pouroit-on s’y oposer justement? La justice et la verite sont uniques. Elles nepeuvent pas changer de nature en changeant de Paıs, ni proteger en meme tems deuxparties contraires. C’est aussi ce que le Roi Tres-Chretien a tres bien reconnu. S’il n’avoitvoulu consulter que ses interets, il s’en seroit tenu au traite de Partage, et au hazard d’une 10

guerre, il auroit essaie de se rendre maitre des Provinces qui lui estoient designees. Maisl’equite qu’il a remarquee dans le Testament du feu Roi Charles, lui a fait quitter toutes cespensees. Il a vu que son honneur, sa conscience, et la bonne politique ne lui permettoientpas d’entreprendre par complaisance (k)10 pour les etrangers une guerre, (l)11 dont l’uniquebut seroit de ravir a son petit fils une couronne, qui lui est legitimement echeue, mais qu’au 15

contraire il trou[v]eroit dans le parti qu’il a pris toute sorte de seurete, d’honneur etd’avantage.

12. Le sentiment d’un si grand Roi contre ses propres convenances (m)12 est sansdoute d’un poids considerable, mais ce qui decide entierement la question, c’est le cons-entement universel et unanime (n)13 de touts les Etats et ordres de la Monarchie. Jus e s t 20

i n Regn i s . On ne sauroit nous contester (o)14 le droit de reconnoitre celui a qui nous

8 Am unteren Rande: (h) Point du tout. Un Testament n’est point nul pour s’eloignerde la succession ab intestato a l’egard des collateraux, mais les Rois ne peuvent point testerde leur Royaumes.

9 Am unteren Rande: (i) On en profite en France, mais on ne dit point, qu’il est juste, 25

temoin la protestation du Duc d’Orleans.10 Am unteren Rande: (k) Observer les traites est ce une complaisance? Et peut-on se

servir de ces excuses, apres avoir declare en traitant, qu’on ne s’en serviroit pas non plusque des offres des Espagnols?

11 Am unteren Rande: (l) Il n’y auroit point eu de guerre. 3012 Am unteren Rande: (m) Gouverner les deux monarchies est ce contre les conven-

ances?13 Am unteren Rande: (n) Il n’y a point de tel consentement et il ne suffiroit pas.14 Am unteren Rande: (o) Le siege Apostolique et l’Empire le contestent avec raison.

20 f. Jus . . . Regn i s unterstr. LiA 22–24 Fußnote (1) (ee) (2) (g) (a) c’est nul ⟨– – –⟩ qvi n’aaucune ⟨–⟩ Quand un particulier s’eloigne ⟨– –⟩ testament ⟨– – –⟩ (aa) son testament (bb) sa dispositionn’est pas nulle pour cela. Au contraire ⟨– –⟩ pour ⟨– – –⟩ sans difficulte ⟨– – –⟩ mais ⟨– – –⟩ leur Royaumes.(b) point du tout. Un Testament n’est point nul pour qv’il s’eloigne de la succession ab intestato a l’egarddes collateraux. mais les Rois ne peuuent point tester de leur Royaumes LiA (3) (h) . . . Royaumes. D25 f. Fußnote (1) (h) on . . . d’orleans LiA (2) (i) . . . d’Orleans D 27–29 Fußnote (1) (i) observer lestraites est ce une complaisance? unterstr. LiA (2) (k) . . . Espagnols? D 30 Fußnote (1) (g) ce n’estpas une complaisance unterstr. qve de garder sa parole. Outre qv’il n’y auroit point eu de guerrre. (2) (k)il n’y (a) a (b) auroit point eu de guerre LiA (3) (l) Il . . . guerre. D 31 Fußnote (1) (h) comment contreses propres convenances unterstr. parce qv’il est maintenant le maistre de toute la monarchie d’Espagne +puisqve on vient de dire qv’il y trouue toute sorte d’avantage. peut on tomber dans une contradiction plusvisible erg. (2) (l) gouuerner les deux monarchies est ce contre ses convenances? LiA (3) (m) . . . con-venances? D 33 Fußnote (1) (iXi) ⟨– –⟩ il n’y a point de tel consentement, unterstr. et il ne suffit pas.on vous gestr. conteste Ce droit unterstr. ⟨– –⟩ car les pays bas sont terres de l’Empire (2) (i) il n’y a . . .suffiroit pas LiA (3) (n) . . . pas. LiA D 34 Fußnote (1) (n) le . . . raison LiA (2) (o) . . . raison. D

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devons obeır, et de juger s’il a les qualites requises pour cet effet. Cela est si vrai, que lefeu Roi, avant que de disposer de la succession, trouva necessaire de consulter les Conseilsd’Etat et de Justice, et que ce fut sur leurs consultes, (p)15 qu’il regla son Testament dans lamaniere qu’il fit. Nous adherons tous a ce Testament, et reconnoissons le Duc d’Anjoupour notre Roi et Seigneur. En faut il d’avantage? Et peut-il vous rester encore quelque5

difficulte sur la question de Droit? Je me persuade que non, et dans cette supposition, jepasse a la seconde, savoir celle de la C on ve na nc e a u b i e n p ub l i c .

13. Cette question paroit d’abord un peu plus embarassee que l’autre, et elle l’est eneffet, parce que la plus part des hommes accoutumez a ne reconnoitre p ou r b i e ns e an te t c onv en a b l e , que ce qui favorise l e u r s in t e r e t s pa r t i cu l i e r s , ne manquent10

jamais de raisonnements bons ou mauvais pour maintenir leur these, et que dans l’affaire,dont il s’agit, ces memes interets particuliers, etant fort differens les uns des autres, il nefaut pas douter aussi que chacun ne se fasse une convenance publique a sa maniere. Maispour peu que 1’on veuille apporter ici de bonne foi, et se defaire de tout prejuge, il ne serapas malaise de reconnoitre, que le Testament du feu Roi bien loin d’etre de nature a devoir15

troubler la tranquilite publique, comme on le publie en vos Provinces, il en a pose lesfondements solides, et peut servir tres utilement a l’etablir, et a la rendre durable, pourveuseulement que de votre part, et de la part de l’Angleterre on ne se laisse point engager mala propos dans une guerre, qui passeroit pour la plus injuste du monde.

14. Je scai que votre traitte (q)16 de Partage porte au frontispice le motif du bien public20

et de l’affermissement de la Paix generale, et je veux croire, qu’en le faisant vous aviezreellement ce but en vue. Mais la premiere chose que je vous repondrai la dessus, sera lameme que j’ai deja eu l’honneur de vous representer touchant la renontiation, c’est a direque la ou le motif (r)17 cesse, la constitution et la convention cessent aussi. Vous vous etesportez au traitte de partage pour empecher la guerre: et il se trouve que bien loin de25

l’empecher, il l’allumeroit dans le monde. Donc il doit rester nul et sans valeur. Que sivous me demandes, comment ce traitte, aiant ete fait dans une si louable intention, pourroit

15 Am unteren Rande: (p) Tout cela ne se trouve point, outre qu’il falloit convoquer lesEstats.

16 Am unteren Rande: (q) Il n’est pas plus le nostre que celuy de la France.3017 Am unteren Rande: (r) Quand on a donne sa parole, on la doit garder, ou bien il ne

la falloit donner que sous condition du motif: outre qu’il ne cesse point.

3 Testament (k) Cela ne s’est point fait, et n’auroit point este suffisant erg. u. gestr. LiA7 C o n v e n a n c e . . . p u b l i c unterstr. LiA 9 f. p o u r . . . c o n v e n a b l e unterstr. LiA 10 l e u r s. . . p a r t i c u l i e r s unterstr. LiA 28 Fußnote (1) (o) Tout . . . Estats LiA (2) (p) . . . Estats. D30 Fußnote (1) (p) il . . . France LiA (2) (q) . . . France. D 31 f. Fußnote (1) (q) (a) Beau pretexte ⟨– –⟩– et nouuelle jurisprudence propre a ⟨–⟩ renverser tous les traites. On n’a qv’a se forger des motifs, et a direqv’ils cessent[.] Mais on avoit permis de garder le traite qvoyqv’il en arrive . . . gestr. (b) Le motif est une⟨–⟩ jurisprudence propre a tout garder ⟨–⟩ n’est admise dans un ⟨–⟩ tribunal (c) quand . . . garder, ⟨–⟩ Ou . . .point LiA (2) (r) . . . point. D 32 outre (1) qv’il LiA (2) qui D, ändert Hrsg. nach LiA

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165N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

produire un effet si contraire a sa fin, je vous repondrai avec Monsieur de Quiros Am-bassadeur du Roy dans son Memoire (s)18 aux Etats du 12. Octobre 1699. S i l e s Pu i s -sances , qu i r echerchen t , ou qu i son t r echerch e e s de semb lab l e s Tra i t e z ,n ’on t en v u e que de rendre la Pa ix durab l e , comme ce la e s t a c ro i r e ,e l l e s do i ven t s ’a s sure r que ce se ro i t au con t ra i r e l e mo ien d ’a l l umer en 5

Europe l e f eu d ’une sang lan t e guer re , e t qu ’en t e l cas non seu l emen t onver ro i t p rendre l e s armes d ’un commun accord a t ou t ce qu ’ i l y ad ’Espagno l s e t d ’au t r e s su j e t s de la Couronne , depu i s l e s en fans dequ in ze ans ju sques aux v i e l l a rds de so i xan t e , ma i s que p lu t o t que desou f f r i r l e mo indre par tage des E ta t s qu i composen t l a Monarch i e , e t 10

qu ’on d i spos a t a in s i de l eur sor t , i l s auro i en t r ecour s a t ous l e s mo iensl eg i t imes qu ’ i l s j ugero i en t pouvo i r l eu r se rv i r , que l s qu ’ i l s pus sen t e t -r e , su i van t en ce la la max ime , qu i veu t , que dans l e s maux ex t r emes onemp lo i e d ’ex t r emes remedes , e t s e con f i an t que Dieu pro t ec t eur du bondro i t f avor i s e ro i t l eu r s ju s t e s e f f o r t s e t s e dec la re ro i t pour eux . 15

15. Voila, Monsieur, ce qui rendroit votre Traitte l’instrument de la guerre, et non pascelui de la paix. Monsieur de Quiros vous parloit en homme sincere lors qu’il vous faisoitces remonstrances, et l’evenement les a justifiees, puisqu’a peine a-t-on eu connoissancedu Testament du Roi en Espagne, que tous les differens Etats, (t)19 qui composent laMonarchie, ont declare, qu’ils sacrifieroient biens et vies pour le maintenir, et pour s’op- 20

poser a toute sorte de demembrement. J’espere que vous ferez la dessus une serieusereflexion, et que vous ne rejetterez pas les offres amiables de Paix et d’union, que l’onvous fait tous les jours de la part du Roi et de la Nation. (u)20 Il ne faut pas que vouscessiez de nous considerer comme vos Amis, ni que la bonne correspondance, qui vas’etablir entre les deux Couronnes, vous donne la moindre inquietude. Quoique nous ayons 25

recu pour Roi un Prince de France, il ne s’ensuit pas que nous devenions Francois pourcela, ni meme qu’apres avoir ete animez d’un zele si ardent et si unanime pour le maintien

18 Am unteren Rande: (s) Le Roy T. C. encor depuis le memoire de Don Quirospromit, qu’il garderoit le traite, quoy qu’il en pourroit arriver. Ainsi il a du croire, que cesraisons n’estoient point valables. 30

19 Am unteren Rande: (t) On ne les a point assemble.20 Am unteren Rande: (u) Ils ne sont plus les maistres en Espagne.

28–30 Fußnote (1) (n) (2) (r) le Roy T. C. (a) ignoroit il le memoire de Don Quiros? et cependant iln’a pas laisse d’insister sur le traite et de promettre qv’il le garderoit qvoyqu’il en pourroit arriver (b) encordepuis le memoire de don Quiros promit qu’il garderoit le traite, qvoyqu’il en pourroit arriver unterstr.LiA (3) (s) . . . valables. D 31 Fußnote (1) (s) (a) cela n’est point (b) on ne les a point assembles LiA(2) (t) . . . assemble. D 32 Fußnote (1) (t) ils ne sont plus les maistres c’est la France LiA (2) (u) . . .Espagne. D

1 Quiros: Der Diplomat Francisco Bernardo de Quiros, entschiedener Verfechter der Einheit desspanischen Imperiums, war zunächst Parteigänger Philipps V., später dann Erzherzog Karls. 2–15 S i. . . eux . : Als Beleg für die spanische Herkunft dieses Zitates vgl. P. RAPIN DE THOYRAS: Histoired’Angleterre, t. 11, liv. 25, 1749, 523 f.

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166 N. E333 AIII. REICH UND EUROPA

de l’honneur et des prerogatives de la Couronne, et pour la conservation de la totalite de laMonarchie, (x)21 nous desistions de ce but honnete et juste maintenant que nous l’avonsobtenu. Vous devez, Monsieur, avoir meilleure opinion de la Nation (y)22 Espagnole. On nelui a jamais reproche d’avoir le coeur bas, ni d’aimer l’esclavage, et elle ne donnera passujet de le faire a l’advenir. L’amitie du Roi T. C. nous est chere et pretieuse, et nous5

ferons toutes choses possibles et justes pour la cultiver et la conserver. Mais quelqueestime que nous en fassions, elle ne nous obligera pas a renoncer sans sujet a nos anciennesAlliances et confederations. (z)23 La Conduite que nous avons tenue par le passe avec labranche d’Autriche en Allemagne, pourra vous faire juger de celle que nous tiendrons al’avenir avec celle de Bourbon en France. L’union etoit etroite, elle avoit ete laissee pour10

maxime aux deux branches par les anciens Fondateurs, et de part et d’autre on s’efforcoitchaque jour de l’entretenir par toutes sortes d’egards et de bienseances. Mais cela n’em-pechoit point que l’une et l’autre branche ne tendist a ses propres interets (aa)24 et avan-tages dans toutes les choses, ou la raison d’Etat se trouvoit engagee. Je n’en veux pointd’autres exemples que ceux des Traittez de Munster, de Nimegue et de Ryswick, qui tous15

trois ont ete conclus separement, (bb)25 malgre les vives instances des Ministres respectifsde l’auguste Maison; ou bien la derniere guerre, dans laquelle le Roi Catholique ne s’en-gagea a la sollicitation des trois Puissances que long tems apres que l’Empereur s’y futinteresse.

16. Le peu d’exemples que je vous cite entre plusieurs autres, comme les plus recents20

et les plus remarquables, doivent suffire pour vous faire connoitre qu’il n’y a Parentage ni

21 Am unteren Rande: (x) Cette totalite consiste dans la perte totale ou du tout, qui esta la discretion de la France, et qu’on a conserve pour elle.

22 Am unteren Rande: (y) Passe pour la nation, mais la Cabale opprime ceux, qui sonttouches de l’honneur de la nation et de la perte de la patrie.25

23 Am unteren Rande: (z) Mais cela ne dependra plus des Espagnols, ils sont vendus etsousmis.

24 Am unteren Rande: (aa) C’est justement ce qui leur a nu[it]. La France met lesEspagnols en Estat de ne luy point faire autant.

25 Am unteren Rande: (bb) C’est que les affaires des deux branches alloient mal. Les30

Bourbons, si on les laisse faire, n’ont rien de pareil a craindre.

20 16. (1) Ce A (2) Le D 22 f. Fußnote (1) (w) cette totalite consiste dans la perte totale ou dutout, (a) puisqve (aa) vous estes (bb) tout est (b) qvi est a la discretion de la France, (aaa) c’est pour luyconserver le tout qv’on a empeche le demembrement (bbb) et qv’on a conserve pour elle LiA (2) (x) . . .elle. D 24 f. Fußnote (1) (x) ⟨–⟩ passe pour la nation mais la cabale opprime ceux qvi (a) sesouuiennent qve (b) sont touches de (aa) son honneur qvi va se perdre (bb) l’honneur de la nation et de laperte de la patrie LiA (2) (y) . . . patrie. D 26 f. Fußnote (1) (y) mais cela ne dependra plus desEspagnols. ils sont vendus LiA (2) (z) . . . sousmis. D 28 f. Fußnote (1) (u) c’est justement ce qvi les aruines. (a) ⟨Les –⟩ (b) la France met les Espagnols en estat de ne luy point faire autant. LiA (2) (aa) . . .autant. D 30 f. Fußnote (1) (x) (2) (aa) C’est qve les affaires des deux branches alloient mal. LesBourbons si on les laisse faire, n’ont rien de pareil a craindre LiA (3) (bb) . . . craindre. D

17 derniere guerre: Obwohl ein französischer Angriff im April 1689 Spanien zur Partei im Pfälzi-schen Krieg gemacht hatte, trat Karl II. der Großen Allianz erst im Juni 1690 bei. Den Grundstein desBündnisses hatten im Mai 1689 Leopold I. und Wilhelm III. (für England und die Niederlande) gelegt.

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167N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

union, qui puisse engager un Prince sage a se departir de ses vrais interets, pour faireplaisir a son Parent et a son Ami. D’ou vous devez conclure deux choses, l’une que saMajeste ne le feroit pas, quand meme Elle en seroit fortement sollicitee; L’autre que le RoiTres-chrestien ne lui demandera jamais rien, qu’elle ne puisse faire avec justice. (cc)26

17. D’ailleurs on scait avec certitude, (dd)27 que S. M. Tres-Chretienne ne veut point 5

la guerre, et que toutes ses intentions sont tournees du cote de la Paix. (ee)28 Vous nepouvez l’ignorer, Monsieur, apres la preuve eclatante de moderation, de justice et dedesinteressement que ce Monarque vient de donner en acceptant purement et simplementles dispositions du feu Roi Charles II. dans le point de la succession. Vous etes bienpersuade aussi que dans la conjoncture presente (ff)29 l’Espagne ne songe point a vous 10

attaquer. Ainsi voila toutes vos craintes et vos frayeurs reduites a un advenir incertain et ades soupcons et des speculations anticipees de ce, qui pourra arriver un jour. (gg)30 Avouezmoi, Monsieur, qu’il faut aimer bien peu son repos, pour se tourmenter reellement et defait sur des idees d’une possibilite future, dont Dieu seul par sa toutescience peut penetrerl’evenement. Mais si en cela il y a peu de raison, il y en auroit encore moins a se porter 15

sans cause a une guerre effective sur des apprehensions vaines, puisque ce seroit choisirdes a present pour remede le mal le plus grand que l’on pourroit craindre a l’avenir.

18. Quant aux bruits, qui courent parmi vous, comme si l’on avoit dessein de donnerles Paıs-Bas au Roi Tres-Chretien en echange de quelqu’autre Province, je puis vousassurer qu’ils sont faux, artificieux et controuvez, ainsi vous n’y devez pas faire plus 20

d’atention qu’a tant d’autres supositions aussi grossieres que malignes, dont certain[s]mechants esprits remplissent le public par le moien des libelles satyriques, qui paroissentjournellement sur ces matieres, et qui certainement ne devroient etre soufferts. Non seu-lement le Testament du feu Roi deffend (hh)31 expressement articles 13. et 50. de faire dans

26 Am unteren Rande: (cc) Le Roy T. C. trouve juste tout ce qu’il croit convenir au 25

bien de son Estat. Et l’Espagne ne luy pourra plus rien refuser.27 Am unteren Rande: (dd) Ou est cette certitude que dans les paroles?28 Am unteren Rande: (ee) Cela se pourroit pour un temps: depuis qu’il a le tout, il

sera bien aise de l’affermir par la paix.29 Am unteren Rande: (ff) L’exception est d’un homme sage, mais combien cela 30

durera-t-il?30 Am unteren Rande: (gg) Quand un avenir peut arriver fort aisement, il faut estre

sans raison pour n’y point penser, sur tout quand il regarde nostre salut.31 Am unteren Rande: (hh) On se moquera un jour de ce Testament comme de la

renontiation; quelle seurete dans ces paroles? outre que la France evitera le demembre- 35

ment, car elle aura le tout.

25 f. Fußnote (1) (y) (y) (2) (bb) le Roy T. C. trouue juste tout ce qv’il trouue convenir au bien a sonEstat. (a) Les Espagnols et Flamands ont ils oublies leur propres plaintes (b) Et l’Espagne ne sera pas enetat de luy rien refuser. LiA (3) (cc) . . . refuser. D 27 Fußnote (1) (z) (2) (cc) ou est cette certitude qvedans les paroles? LiA (3) (dd) . . . paroles? D 28 f. Fußnote (1) [a] Cela se peut (2) (dd) cela se pourroitpour un temps, depuis qv’il a (a) tout enleve (b) le tout il sera bien aise de l’affermir par la paix LiA (3)(ee) . . . paix. D 30 f. Fußnote (1) [b] (2) (ee) L’exception est d’un homme sage, mais ⟨–⟩ combien celadurerat-il? LiA (3) (ff) . . . durera-t-il? D 32 f. Fußnote (1) [c] (2) (ff) qvand l’avenir peut arriver fortaisement, il faut estre sans raison pour n’y point penser LiA (3) (gg) . . . salut. D 34–36 Fußnote (1) [d](a) pvisqve le Testament defend (b) il est plaisant (c) c’est qvelqve chose ⟨si⟩ plaisant qve d’entendre parledes reglemens erg. de ce Testament pour l’avenir erg. comme si c’estoit un oracle du ciel (aa) soutenu

par 12 legions d’anges (bb) dont les defenses sont (cc) soutenu par 12 legions d’anges. Car a moins de cela,fies vous a des parchemins. Outre qve la France n’a pas besoin de detacher les pays bas de l’Espagne, elleaime mieux de prendre le tout dans les memes filets (2) (gg) on se moqvera un jour de ce Testamentcomme de la renontiation. quelle seurete dans les paroles? outre qve la France evitera le demembrement,car elle aura le tout LiA (3) (hh) . . . tout. D

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168 N. E333 AIII. REICH UND EUROPA

la Monarchie aucune sorte d’alienation ou de separation, meme en faveur des Enfants dusuccesseur; mais ce qui est encore plus fort et fait voir clairement le peu de fondement deces bruits, est, que l’interest de la Couronne ne peut pas compatir avec un semblabledemembrement, sur tout dans une partie de la Monarchie aussi considerable que le Paıs-Bas, de la possession duquel dependent nos principales relations avec les Puissances du5

Nord, et diverses autres convenances et considerations d’Etat, non moins grandes que cela.19. D’ailleurs quelle apparence y a-t-il, que nous puissions (ii)32 abandonner les Pro-

vinces; (pour la conservation desquelles nous avons combatu tant d’annees et depense tantdes millions) maintenant, que par le moien de la bonne intelligence dans laquelle nousallons vivre avec la Couronne de France, nous avons lieu d’esperer de les posseder en10

repos et de les voir se retablir par une longue paix de leur dommages passes? Non Mon-sieur, vous ne les devez pas croire.

20. Les Flamands ont marque trop de fidelite, trop de constance, et trop de zele dansleur union a la Monarchie, l’amour que les Espagnols leur portent en consideration de ce,qu’ils ont souffert pour le maintien de cette union, est trop grand, et enfin il y a entre les15

deux Nations une estime trop mutuelle pour permettre jamais ni aux uns ni aux autres deconsentir a une separation. Aussi peu a-t-on songe a faire sortir de ce Pais les trouppesHollandoises pour y faire entrer celles de France, et tout ce qu’on vous debite la-dessus, netend qu’a vous jetter mal a propos en des soupcons capables de produire de tres mechanseffects. Ne vous y laissez donc point surprendre, et sur tout prenez garde, que les vaines20

allarmes que vous avez deja temoignees en faisant marcher vos Officiers avec tant deprecipitation (kk)33 dans les garnisons de Flandre et de Luxembourg, ne vous engagentencore en quelqu’autre demarche contraire a vos interets. Il ne tiendra qu’a vous, que lePaıs-Bas Espagnol ne vous serve de barriere a l’avenir, comme par le passe. Mais vousjugez bien que le moien de vous conserver cette Barriere ne seroit pas de faire la guerre a25

l’Espagne; Ce seroit au contraire celui de la perdre, d’ouvrir la porte aux Armees Enne-mies, de les introduire jusques au coeur de votre Paıs, et en un mot d’attirer sur vous tousles maux que vous craignez.

32 Am unteren Rande: (ii) Mais la chose ne depend plus des Espagnols: ceux qui ontpousse la Monarchie dans le precipice, ne veulent et ne peuvent plus en arrester la cheute.30

33 Am unteren Rande: (kk) Il n’y a point de precipitation a faire ce que veut ladiscipline et l’ordre dans des conjonctures extraordinaires: outre qu’on avoit commenced’en faire autant du coste des garnisons Espagnoles.

19 propos . . . mechans Auslassung von Schreiberhand, erg. LiA 29 f. Fußnote (1) [f] (2) (hh)mais la chose ne depend plus des Espagnols. Ceux qui ont pousse la Monarchie dans le precipice, neveulent et ne peuuent plus en arrester la cheute LiA (3) (ii) . . . cheute. D 31–33 Fußnote (1) [g] (2) (ii)il n’y a point de precipitation a faire ce qve veut la discipline et l’ordre dans des conjonctures extraordi-naires[.] Outre qv’on avoit (a) ⟨monstre⟩ le chemin (b) commence d’en faire autant du coste des garnisonsEspagnoles. LiA (3) (kk) . . . Espagnoles. D

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169N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

21. Voulez vous donc m’en croire, mettez fin a vos mefiances, ne differez plus derendre a sa Majeste l’honneur qui luy est du a son avenement a la Couronne: Montrez vousamis des Espagnols, et ne vous portez a aucune nouveaute. (ll)34 Par ce moien vousobtiendrez ce que vous avez eu en vue, le Paıs-Bas sera toujours votre seurete; la liberte devotre commerce ne recevra aucune atteinte; et vous trouverez dans la Nation Espagnole 5

une correspondance et une amitie reciproque. Vous voiez bien Monsieur, que je ne vousdonne pas des conseils interessez; du moins le devez vous voir, car enfin envoiez desAmbassadeurs pour feliciter Sa Majeste, ou n’en envoiez pas, oposez vous a son exalta-tion, ou marquez en de la joie, il n’en sera ni plus ni moins (mm)35 Roi et Monarqueuniversel de toute l’Espagne au grand contentement de ses peuples. Le plus grand malheur 10

qui nous pust arriver, si vous veniez a nous faire la guerre a ce sujet, seroit de nousdefendre, et je vous donne a considerer, si dans une telle occasion les secours du dedans etdu dehors nous manqueroient.

22. Si toute l’Europe a paru surprise, emerveillee, et indignee, quand vous (nn)36 avezentrepris de partager les Etats d’un Roi vivant; a combien plus forte raison entrera-t-elle 15

dans tous ces sentiments, si elle venoit a reconnoitre, qu’aussitot apres son trepas, vousvoulussiez prendre les armes contre son legitime (oo)37 successeur, et empecher l’executiond’un Testament, qui n’a pour objet que la conservation des anciens Domaines (pp)38 de laMonarchie et la tranquilite publique. (qq)39 Encore un coup vous y devez ref1echir meu-rement avant que de passer outre dans une chose de cette importance. Une guerre aussi 20

injuste que seroit celle-la ne pourroit pas etre favorisee de Dieu. A la verite il vous seroit

34 Am unteren Rande: (ll) Outre l’engagement ou l’on est avec l’Angleterre; on estoblige d’avoir egard a la justice, et de demander des seurete reelles.

35 Am unteren Rande: (mm) Si nous sommes si meprisables, pourquoy faisoit on letraite de partage avec nous? 25

36 Am unteren Rande: (nn) Pourquoy s’en prendre a nous plustost qu’a la France?37 Am unteren Rande: (oo) C’est justement ce qui est en question.38 Am unteren Rande: (pp) Les Estats des Pays-bas et de l’Italie ne sont nullement des

domaines de l’Espagne.39 Am unteren Rande: (qq) Est ce conserver la tranquillite que d’enlever a un grand 30

prince la Monarchie, qui luy est due, et de forcer le reste de l’Europe a l’assister par lacrainte d’un esclavage general?

2 Couronne (1) [k] (2) (kk) outre l’engagement ou l’on est avec l’Angleterre; on est oblige d’avoiregard a la justice, et de demander des seurete erg. LiA 24 f. Fußnote (1) [i] (2) (ll) si nous sommes simeprisables pourqvoy faisoit on le traite de partage avec nous. Qvoyqve ⟨–⟩ gestr. LiA (3) (mm) . . .nous? D 26 Fußnote (1) [k] (2) (mm) pourqvoy s’en prendre a nous plustost qu’a la France LiA (3)(nn) . . . France? D 27 Fußnote (1) [l] (2) (nn) C’est justement ce qvi est en question LiA (3) (oo) . . .question. D 28 f. Fußnote (1) [m] les Estats des pays bas (2) (oo) les estats des pays bas et de l’italie nesont nullement des domaines de l’Espagne LiA (3) (pp) . . . l’Espagne. D 30–32 Fußnote (1) [n] (2)(pp) Est ce conserver la tranqvillite que d’enlever a un grand prince la monarchie qvi luy est düe, et deforcer le reste de l’Europe a l’assister par la crainte d’un esclavage general? LiA (3) (qq) . . . general? D

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170 N. E333 AIII. REICH UND EUROPA

aise d’y entrer, mais fort difficile d’en sortir avec avantage. Songez aux maux sans nombrequ’elle entraineroit apres elle, et sur tout au prejudice qu’elle causeroit a votre commerce,a celui de l’Angleterre, et enfin a tous vos marchands, qui negotient si avantageusementdans les Ports d’Espagne, de France et d’Italie. Il n’y auroit plus rien a faire pour eux entous ces Ports, une simple Escadre aisee a entretenir leur fermeroit pour toujours le Detroit5

de Gibraltar, et par consequent la Mediterranee, d’ou depend le riche commerce du Levant.Cadix qui leur sert de clef et de Canal pour faire couler dans leurs coffres la meilleurepartie des tresors du nouveau monde, leur seroit aussi ferme, et selon le tour que prendrontles affaires du Nord, peut etre que la prise de Narva, (rr)40 et des autres places de la Livonieet de l’Ingrie vous oteroit encor la Mer Baltique, et vous reduiroit a la deplorable extremite10

de manquer de pain, (ss)41 et de n’en pouvoir pas obtenir pour de l’argent.23. Ne m’alleguez point vos forces maritimes, je scai qu’elles sont grandes, mais, je

scai en meme tems qu’elles coutent beaucoup, aussi bien que les troupes etrangeres quevous pouriez obtenir des Princes d’Allemagne, et qu’ainsi il vous sera tres difficile de lesentretenir. D’ailleurs l’experience ne vous a-t-elle pas fait voir pendant toute la derniere15

guerre, que malgre les nombreuses Flottes, que vous equipiez tous les ans avec l’Angle-terre, les Francois vous ont enleve un nombre infini de vaisseaux a l’embouchure meme devos Ports? (tt)42 Que sera ce donc s’ils viennent a unir leurs forces navales a celles desEspagnols, apres avoir mis ces dernieres en bon etat? comme il leur sera tres facile, pourpeu qu’ils veuillent ouvrir leurs magasins, et donner une partie de leur superflu. N’est il20

pas a craindre que la meme chose arrive encore une fois? Je ne dis rien de la difficulte quevos Flottes trouveroient a tenir la mer dans le tems orageux sans pouvoir se refugier enaucun Port d’Espagne ou de France. Peut etre esperez vous qu’a leur defaut ceux dePortugal vous seront ouverts, mais outre que la chose est encore douteuse, puisque vrai-semblablement sa Majeste Portugaise gardera des grandes mesures avec les deux Couron-25

nes; cette seule ressource ne suffiroit pas pour vous mettre a couvert de tout danger. Maisc’est a vous d’y penser. L’affaire vous regarde. Pour moi qui n’ai pris la plume, que pour

40 Am unteren Rande: (rr) Ce point a manque.41 Am unteren Rande: (ss) Ces maux ne sont que trop a craindre, mais plus on laissera

de temps a la France de fortifier sa domination sur la Monarchie d’Espagne, plus ils seront30

inevitables.42 Am unteren Rande: (tt) Les considerations sont fort bonnes, mais elles marquent

seulement, qu’il faut prendre un peu mieux ses mesures que par le passe. Graces a Dieucela se pourra, et les Espagnols y contribueront malgre la cabale.

28 Fußnote (1) [o] (2) (qq) ce point a manqve] LiA (3) (rr) . . . manque. D 29–31 Fußnote (1) [p](2) (rr) Tous gestr. ces maux ne sont qve trop a craindre, mais (a) ils le sont ⟨–⟩ plus (b) plus on laisserade temps a la France de fortifier sa domination sur la Monarchie d’Espagne plus ils seront inevitables. LiA(3) (ss) . . . inevitables. D 32–34 Fußnote (1) [q] (2) (ss) les considerations sont fort bonnes, mais ellesmarqvent seulement qv’il faut prendre un peu mieux ses mesures qve par le passe. Graces a Dieu cela sepourra, et les Espagnols y contribueront (a) qvand ce ne ⟨–⟩ (b) malgre la cabale LiA (3) (tt) . . . cabale. D

25 Majeste Portugaise: Peter II.

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171N. E333 A LETTRE ECRITE D’ANVERS

vous donner un Conseil salutaire, et vous detourner de prendre des engagemens qui pour-roient vous devenir prejudiciables, j’attendrai avec patience l’issue de tout ceci, et je vaifinir ma lettre, apres vous avoir conjure de penser meurement les choses que j’ai eul’honneur de vous dire, sur tout, Monsieur, je vous prie de bien considerer, que s’il est vrai,qu’il soit necessaire au bien commun qu’il y ait en Europe une Puissance capable de contre 5

balancer celle de la France, (uu)43 il n’est pas a propos de chercher a affoiblir celled’Espagne. Et qu’enfin il n’y a interet quelconque, ni raison divine ou humaine, qui puissevous conseiller de prendre les armes contre les Espagnols vos anciens amis et Alliez,uniquement parce qu’ils ne veulent pas fouler aux pieds les saintes et dernieres dispositionsde leur Roi, donner les mains a leur propre destruction et demembrement, et se rendre 10

coupables envers celui que Dieu leur a donne pour legitime Roi et Seigneur, mais queplutot vous devez rendre a Dieu des actions de graces infinies, de vous voir heureusementtires du terrible embarras, dans lequel vous seriez infa[i]lliblement tombez par les suitesd’un traitte aussi generalement desaprouve meme en Angleterre et en Hollande, (xx)44 quel’etoit celui du Partage. Je suis 15

MONSIEUR.

43 Am unteren Rande: (uu) Est il possible qu’on n’a pas de honte de parler desEspagnols comme balancans le pouvoir de la France, depuis que toute la Monarchie Espa-gnole est a la discretion de la France?

44 Am unteren Rande: (xx) S’il y a eu des Anglois ou des Hollandois de ce sentiment, 20

ils ne peuvent avoir este que mal informes ou mal intentionnes. Au reste ce traite departage n’a point este desapprouve des puissances desinteressees, et selon toutes les ap-parences il auroit eu son effect autant que de raison, s’il n’avoit este viole par la France,qui l’avoit fait; comme c’est sa coutume.

15 Partage. (1) Je suis Absatz MONSIEVR etc A (2) Je . . . MONSIEUR. D 17–19 Fußnote (1)[r] (2) (tt) Est il possible qv’on (a) puisse (b) n’a pas de honte de parler des Espagnols comme (aa) servantbalance (bb) balancans le pouuoir de la France, depuis qve toute la Monarchie Espagnolle est a la dis-cretion de la France LiA (3) (uu) . . . France? D 20–24 Fußnote (1) [s] (2) (uu) s’il y a eu des Angloisou des Hollandois de ce sentiment, ils ne peuuent avoir este qve mal informes ou mal intentionnes. Aureste ce traite de partage n’a point este desapprouue des (a) personnes (aa) interessees (bb) desinteressees(b) puissances desinteressees et selon toutes les apparences il auroit eu son effect, autant . . . raison erg.s’il n’avoit este viole par la France qvi l’avoit fait. LiA (3) (xx) . . . coutume. D

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172 N. E333 BIII. REICH UND EUROPA

E333 B. BRIEFF AUS ANTORFF[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 102. 107. 103. 104. 105v. 105r. 106r. 106v. 2o. 11 1/2 S.D Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Les5

chicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // DerBorbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. S. 1–2510

(Unsere Druckvorlage).

Unser Stück bietet die Übersetzung der N. e333 a. Zur Datierung siehe die dortige Einleitung.

Brieff Aus Antorff vom 9. Dec. 1700. von Hr. P.** an Hr. N.** aus Holland / betreffend dasTestament Carl des II. Königs in Spanien.

Mein Herr /15

1. Als ich die Ehre gehabt / demselben Nachricht zu geben von dem Tod und Tes-tament des letzt-verstorbenen Königs in Spanien / darinn er nach denen Gesetzen derWeißheit und Billigkeit den Hertzog von Anjou zur Cron beruffen; habe ich mir dieHoffnung gemacht / dieß hätte die Unruh / so von der ersten bösen Zeitung verursachtwerden mögen / gäntzlich stillen können. Aber aus meines Herrn Antwort sehe ich / daß20

ichs nicht getroffen; es scheinet / derselbe sey noch etwas verstöhret und erschrocken: Jaseine Worte lauten als sey dieß Testament ein unverhoffter gefährlicher Streich / darausunzehlbares Ubel und Elend entstehen werde.

2. Ich weiß nicht wer meinem Herrn dergleichen wunderliche Gedancken beyge-bracht / und bekenne / nicht zu begreiffen / wie eine Person von seinem Verstand sie an25

sich kommen lassen / und was sich selbst widerspricht / zusammen reimen können. Dennwenn man die Macht von Franckreich besorget / warum will man sie vermehren durchAbgliederung zweyer Königreiche und zweyer Provintzen von Spanien? (a)1 Oder wenn

1 Am unteren Rande: (a) Die waren im Theilungs-Tractat nicht der Cron Fran-ckreich / sondern des Dauphins männ- u. weiblicher Linie zugedacht.30

13 N.** (1) in L (2) aus D 16 und (1) ⟨– –⟩ und ⟨–⟩ billigkeit (2) Testament L 19 dieß (1)leztere L (2) hätte D 19 hätte (1) unruh so von jenem L (2) die . . . Zeitung D 23 entstehen (1)konne (2) werde L 26 lassen / (1) konnen und sich selbst widersprechen (2) und . . . wiederspricht L

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173N. E333 B BRIEFF AUS ANTORFF

die Cron Franckreich wenig zu fürchten; was macht man sich dann viel Sorge / als ob sieeuch angreiffen möchte / und ihr alsdann des Beystandes von Spanien ermangeln würdet?(b)2 Es ist sichtbar / daß diese Dinge einander widersprechen. Aber gleichwie die / so eineböse Sache haben / sie auch mit bösen Gründen befestigen: Daher weil ich ohngefehrsehe / was man meinem Herrn wird vorbracht haben / um ihn mit dergleichen Meynungen 5

einzunehmen / will ich mich mit ihm in eine genauere Untersuchung einlassen.3. Das gantze Werck bestehet in zwey Haupt-Puncten / welche alles in sich halten /

was man von dieser Materie sagen kan / der eine betrifft da s Rech t / der andere d i eF ug n iß . Beym ersten Punct ist die Frage / ob König Carls des II. letzter Wille derGerecht- und Billigkeit gemäß sey? Beym andern / ob der Theilungs-Tractat oder das 10

Testament der allgemeinen Angelegenheit von Europa mehr gemäß zu achten?4. Den Punct des Rechten setze ich billig für / denn wenn es einer Sach am Recht

fehlet / so ist sie nicht zu behaupten. Und denn so ist dieser Punct gantz klar und hell / undam wenigsten verwirret / oder zweiffelhafftig. Weil in der That die Rechtmäßigkeit desTestaments zu beweisen / man nichts anders brauchet / als das factum oder der Sachen 15

Beschaffenheit vorzustellen.5. Philipp der IV. König in Spanien / hatte vier Kinder von seinen zwey Gemahlin-

nen / Elisabeth aus Franckreich / und Maria-Anna von Oesterreich; welche waren / MariaTeresia / Margarita Teresia / Balthasar und Carl.

6. Maria Teresia ward im Jahr 1660. an den AllerChristlichsten König Ludwigen den 20

XIV. verheyrathet / und hat Nachkommen hinterlassen. Margarita Teresia ward im Jahr1666. mit dem itzt regierenden Kayser / Leopold / vermählet / und brachte zur Welt eineTochter / die hernach des Churf. in Bayern Gemahlin worden / aber von der kein Kindübrig. Balthasar starb gar jung / und Carl / nachdem er 35. Jahr regieret / ist anitzo ohneLeibes-Erben abgangen. Also daß die Cron auff die Seiten-Linie fället. Nun laß ich einen 25

ieden urtheilen / der iemals von Erbfolge reden hören / wo diese Seiten-Linie anzutreffen /und ob es nicht diejenige vor allen andern sey / so ihr Recht von Maria Teresia her leitet.

2 Am unteren Rande: (b) Nicht allein Spanien ist nicht mehr vor uns / sondern schlägtsich gantz zu Franckreich. Das ist ja mehr / als was man von Spanien abgliedern wollen.

3 ist (1) sichtbarlich (2) sichtbar L 5 ihn (1) dergleichen Meynungen (a) beyzubringen; (b) ⟨–⟩(2) mit . . . einzunehmen L 6 in (1) einige L (2) eine D 11 allgemeinen (1) gelegenheit L (2)Angelegenheit D 13 sie (1) mehr (2) nicht L 13 so ist (1) der (2) dieser L 22 ieztregirenden erg. L 23 des (1) konigen (2) Churfursten L 26 Seiten-Linie der erg. und gestr. L27 vor . . . andern erg. L

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7. Mein Herr wird mir ausser Zweifel sagen / daß diese Princeßin bey ihrer Vermäh-lung auff ihr Erbrecht Verzicht gethan / und also man anitzo damit nicht auffgezogenkommen könne. Aber darauff antworte ich mit Unterscheid. Die Verzicht ist gültig / undmuß bestehen / doch so weit deren bewegender Endzweck / und der Fall / so sie verursa-chen / sich erstrecket / (c)3 und damit bin ich allerdings einig. Aber daß sie auch statt haben5

solle in dem Fall / wo dieser Endzweck / und dieser Fall sich nicht befindet / das kan ichkeines weges zugeben / man kan es auch nicht behaupten / man wolle dann alle Verord-nungen und Verträge in der Welt übern Hauffen stossen. Nun der Endzweck / welcher derKönigin Maria Teresia Verzicht verursachet / wa r ke in a n de r / (d)4 als die Besorgung /es möchten die beyden Monarchien zusammen durch Erbfolgs-Recht in einer Person mit10

einander vereiniget werden. Diß ist eine kundbare Sache / und der Heyraths-Contract derKönigin Maria Teresia bringts ausdrücklich mit sich im 4 Artikel / allda gesaget wird / daßdie Verzicht geschicht / damit die beyden so grossen und mächtigen Cronen nicht verei-niget werden / und man v on n un a n d i e G e le ge nh e i t z u e in e r so l c he n Vere i -n igung ve rhü t e . (e)5 Das Testament König Philip des IV, so bald darauff gefolget /15

erkläret sich fast auff gleiche Weise artic. 17. und bemercket ausdrücklich / das motiv derrenuntiation sey / zu verhüten die grossen Ungelegenheiten / so entstehen könnten aus derVereinigung beyder Cronen und der daran hangenden Lande.

3 Am unteren Rande: (c) Diesen Behelff verwirfft die Renuntiation selbst / und sagt /sie solle gelten / wenn gleich einige Nachkommen würden sagen können / d aß d i e b e -20

wegende Ursachen in ih r e r Pe r son n i ch t s t a t t hä t t en .4 Am unteren Rande: (d) Dieß ist irrig. Die Renuntiation setzet: D i e se u nd a nd e re

b i l l i ge Ursachen / u nd in sonde rhe i t d i e / so von de r Gl e i chhe i t en t s t e -he t . Das ist! Daß die Frantzosen so wenig die Cron Spanien / als die Spanier Franckreichsollen erben können.25

5 Am unteren Rande: (e) Eben deswegen unter andern Ursachen / hat man nicht nurdie erst- sondern auch nachgebohrne / so fort / und ein vor allemal / gäntzlich ausge-schlossen / a l l e Ge le g en he i t b ey Z e i t e n z u v e r h ü t e n / u nd de ne n vo r zu kom -m e n . Weil ja klar / daß wenn einmal Spanien in Bourbonischen Händen / man nichtversichert / den König aus Spanien solch sein Königreich verlassen zu machen / wenn30

Franckreich ihm auch zufiele.

3 Die . . . gültig unterstr. Lx 4 deren (1) bewegende ursach (2) bewegender Endzweck L4 in (1) verursachet L (2) verursachen D 7 alle (1) Verordnung L (2) Verordnungen D 8 derEndzweck unterstr. Lx 9 a n d e r / Absatz (1) [c], am rechten Rand: [cc] L (2) (d) D 10 Monar-chien (1) durch die Erbfolge (2) zusammen . . . Erbfolgs Recht L 10 einer einigen gestr. L13 Cronen fehlt L 15 v e r h ü t e . (1) [d] L (2) (e) D 16 ausdrücklich / (1) daß das L (2) das D23 Gleichheit zwischen beyden Cronen gestr. L 26 unter . . . ursachen erg. L 28 G e l e g e n h e i tdazu erg. L 30 den (1) spanischen (2) König . . . Spanien L

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8. Nun frage ich / wo ist anitzo der Fall / den man vermeiden wollen? Ist es etwa derDauphin / oder der Hertzog von Burgund / den der verstorbene König zur Erb-Folge be-ruffen? Keinesweges einer oder der andere / sondern der Hertzog von Anjou, ander Frant-zösis. junger Printz / welcher nach Ordnung der Natur weit von der Cron FranckreichAnfall entfernet / (f)6 indem sein Groß-Vater / Vater und Erstgebohrner Bruder / GOtt Lob / 5

frisch und gesund.9. Uber dieß gesetzt (so GOtt gnädiglich verhüten wolle) diese drey hohen Häupter

giengen also ab / daß der itzige Catholische König zur Cron Franckreich beruffen würde /so folgte doch deßwegen gar nicht / daß die Lande und Leute vereiniget werden müsten.Dann des verstorbenen Königs Testament hat dem schon abgeholffen / (g)7 indem es ver- 10

ordnet / daß sein Nachfolger die Wahl haben / und wenn er die Cron Franckreich lieberhaben wollte / der Hertzog von Berry die Cron Spanien mit eben denen Bedingnissenerlangen solle.

10. Ich weiß nicht / ob ich mich betrüge, mich bedüncket doch gleichwohl / daßdergleichen Verordnungen allerdings untadelich / ja ich getraue mir zu sagen / daß wenn 15

eine Privat-Person sich in dergleichen Umständen befunden / und ein anders verordnethätte / kein Gerichte zu finden / so sein Testament nicht null und nichtig erkläret habenwürde / (h)8 wie es dann auch die Rechte also mit sich bringen.

11. Ist denn nun des letzt-verstorbenen Königs Testament rechtmäßig / (i)9 welchesman nicht in Zweiffel ziehen kan / wie kan man sich dann derselben mit Recht widerset- 20

6 Am unteren Rande: (f) Waß? entfernet / da ihm doch niemand noch zur Zeit / alsder eintzige Hertzog von Burgund / an der Frantzösischen Succession im Wege stehet.

7 Am unteren Rande: (g) Aber ist es auch wohl gewiß / daß man sich dermaleinsdaran kehren werde?

8 Am unteren Rande: (h) Das folgt keines weges. Ein Testament einer Privat-Person 25

ist nicht eben so fort null und nichtig / wenn es sich von den Regeln der Succession abintestato entfernet. Aber Könige können ihre Königreiche durch Testamente nicht verge-ben.

9 Am unteren Rande: (i) Man bedienet sich zwar in Franckreich des angegebenenTestaments zu seinem Vortheil / allein / daß man sich daran gebunden achte / erscheinet 30

nicht / wie des Hertzogs von Orleans Protestation beweiset / der man Statt und Raumgegeben.

5 entfernet / (1) [e] L (2) (f) D 9 f. müsten. (1) Und (2) Dann L 10 abgeholffen / (1) [f] L(2) (g) D 11 Wahl (1) ⟨– zu –⟩ Textverlust durch Papierschaden L (2) haben D 12 f. Bedingnissen(1) haben (2) erlangen solle L 16 f. verordnet (1) kein L (2) hätte D 17 finden / seyn gestr. L18 würde / (1) [g] L (2) (h) D 19 würde / (1) [h] L (2) (i) D 20 man dann gestr. L 20 dann(1) demselben L (2) derselben D 30 Vortheil / (1) daß man L (2) allein D 30 sich (1) aber daran L(2) daran D

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zen? Gerechtigkeit und Wahrheit sind einfach; und können ihre Natur mit dem Land oderder Lufft nicht verändern / noch zugleich zwey widerwärtige Partheyen beschützen. Dießist auch was der AllerChristliche König wohl begriffen. Wenn er bloß auff seinen Nutzengedacht / wäre er wohl beym Theilungs-Vergleich geblieben / und würde es auff einenKrieg hin gewaget haben / sich Meister von den angewiesenen Landen zu machen. Aber5

die Billigkeit / die er in König Carls Testament bemercket / hat ihn von solchen Gedanckenabstehen gemacht. Er hat wohl gesehen / daß seine Ehre / sein Gewissen / und auch dierechte Staats-Kunst ihm nicht erlauben / Frembden zu (k)10 gefallen sich eines Krieges (l)11

zu unternehmen / dessen einiger Zweck seinen Sohnes-Sohn einer Crone zu berauben / dierechtmäßig auff ihn kommen; da seine Majestät vielmehr bey der Parthey / so sie genom-10

men / alle Sicherheit / Ehre und Vortheil findet.12. Die Meynung eines so grossen Königs gegen seinen eignen Nutz (m)12 ist ausser

Zweiffel von sonderbarer Wichtigkeit / aber der allgemeine einmüthige Beyfall (n)13 allerLänder und Stände der gantzen Monarchie gibt den gäntzlichen Ausschlag. Man sagt: jusest in Regnis. Man kan uns (Spaniern) nicht streitig machen (o)14 das Recht / denjenigen /15

(nach unserm Gutbefinden) zu erkennen / dem wir gehorchen sollen; und zu urtheilen / ob

10 Am unteren Rande: (k) Heisset das einem was zu gefallen thun / wenn man die soernstlich gemachte / getriebene und versicherte Tractaten heiliglich unterhält? Und könnendergleichen Behelffe im geringsten statt haben / wenn man sich vorher schon gegen dieMit-Consorten erkläret / solchen nicht statt zu geben / und alles Spanische Anerbieten20

abzuschlagen?11 Am unteren Rande: (l) Wäre man beym Vergleich geblieben / wäre kein Krieg zu

besorgen gewesen.12 Am unteren Rande: (m) Ist das gegen seinen eignen Nutz / die Macht erlangen / mit

zwey so grossen Monarchien zu schalten und zu walten?2513 Am unteren Rande: (n) Dergleichen findet sich nicht / und würde auch gegen eines

dritten Recht nicht zureichen.14 Am unteren Rande: (o) Der Römische Stuhl so wohl als das Reich / machen es

freylich streitig und mit gutem Grunde.

2 widerwärtige (1) theile (2) Partheyen L 3 was der (1) allerchristlichste L (2) AllerChristli-che D 6 Testament (1) gesehen (2) bemercket L 6 ihn (1) machen (2) von . . . gemacht. L8 zu (1) [i] L (2) (k) D 8 Krieges (1) [k] L (2) (l) D 9 f. die (1) ihm rechtmäßig zu (a) gefallen (b)gekommen; und daß (2) rechtmaßig . . . da L 10 Majestät (1) vielleicht (2) vielmehr L 12 Nutz (1)[l] L (2) (m) D 13 Beyfall (1) [m] L (2) (n) D 13 f. aller (1) Lande L (2) Länder D 15 machen(1) [n] L (2) (o) D 19 wenn (1) sich vorher gegen L (2) man . . . gegen D

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er die dazu erforderte Beschaffenheiten habe. Diß ist so richtig / daß auch der abgelebteKönig / ehe er von dem Erb-Recht einige Verordnung machen wollen / die Raths-Ver-sammlungen von Staat und von der Justitz zu Rath zu ziehen nöthig geachtet / (p)15 umnach ihrem räthlichen Bedencken sein Testament einzurichten / wie in der That geschehen.Wir halten uns sämtlich an diß Testament / und erkennen den Hertzog von Anjou vor 5

unsern König und Herrn. Was braucht es weiter? Und kan man solchen Umständen nacham Recht zweiffeln? Ich zum wenigsten nicht / der ich demnach z um a nde r n P un c t /nemlich de r F üg n iß zu m ge m e ine n Be s t e n / schreite.

13. Diese Frage scheinet gleich anfangs etwas schwerer als die erste. Sie ist es auch inder That / dieweil die meisten Menschen den Gebrauch haben / daß sie nichts vo r a n - 10

s t ä nd i g und f ü g l i c h halten / was privat-Absehen nicht gemäß / und daher niemalsMangel leiden an guten oder bösen Gründen / ihre Sätze zu vertheidigen. Und weil dannhier die eigennützige privat-Absehen sehr gegen einander lauffen; so ist wohl nicht zuzweiffeln / ein ieder werde sich aus seinem Eigennutz ein gemein-nütziges Fügniß auffseine Weise machen und vorbilden. Nichts desto minder / wenn man nur ein wenig Auf- 15

frichtigkeit beybehalten und sich der gefasseten Vorurtheile abthun will; So ist ohnschwerzu sehen / daß des abgelebten Königs in Spanien Testament / an statt die allgemeine Ruhezu stören / wie man in ihren Provintzen sich bereden will / vielmehr einen festen Grund derRuhe leget / und sie beständig machet; wenn man nur ihres und Englischen Orts sich nichtzur Unzeit in einen Krieg verwickeln lässet / welchen iedermann vor unrechtmäßig halten 20

müste.14. Ich weiß / mein Herr / daß euer Theilungs-Vergleich gleich Eingangs das gemeine

Beste / und die Versicherung des allgemeinen Friedens im Munde führe; und ich will nichtwidersprechen / daß bey dessen Auffrichtung man ihres Orts diesen Zweck wahrhafftigund würcklich zur Absicht gehabt. Aber was ich meinem Herrn bereits wegen der Renun- 25

ciation zu sagen die Ehre gehabt / das antworte ich auch allhier: daß wenn die bewegendeUrsach auffhöret / die Verordnung und Abrede auch dahin falle. Ihrer Seits hat man sichmit dem Theilungs-Tractat eingelassen / den Krieg zu verhindern: und nun befindet sich /

15 Am unteren Rande: (p) Diß findet sich nicht allerdings also / über diß / so hätte mandie Reichsstände versammlen müssen. 30

3 geachtet / (1) und (a) auf ihr (b) nach ihrem räthlichen bedencken[o] sein Testament L (2) (p) . . .Testament D 5 und (1) halten (2) erkennen L 11 was (1) ihren privat-absehen L (2) privat-Absehen D 12 leiden erg. L 15 Weise (1) vorbilden (2) machen . . . vorbilden L 17 die (1)ruhe in Europa, wie man ihm schuld gibt zu stöhren (2) allgemeine . . . stöhren L 20 iedermann (1)wird vor unrechtmäßig halten müßen L (2) vor . . . müste. D 24 f. und würcklich erg. L 27 auch(1) ⟨–⟩ auf (2) dahin L

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daß an stat dessen er vielmehr das Kriegs-Feuer anzünden würde. Derowegen so ist undbleibt er allerdings null und nichtig. Wenn mich mein Herr aber fraget / wie es dannzugehe / daß ein Tractat mit einem so löblichen Absehen gemacht eine so gar widrigeWirckung gegen seinen abgezielten Endzweck haben könne; So antworte ich mit denWorten des Hn. von Quiros, Botschaffters meines Königs / welcher in seinem Memorial an5

die Hrnn. Staaten vom 12. Octob. 1699 also spricht: Wenn d ie Po tenzen / we l chederg l e i chen Trac ta t en suchen / oder dazu er suche t werden / ke in anderAbsehen haben / a l s den Fr i eden bes tänd ig zu erha l t en / w ie man danne in so l ches von ihnen g lauben wi l l ; So mögen s i e s i ch nur ve r s i chern /daß d iß v i e lmehr das rech t e Mi t t e l s eyn werde / das Feuer e ine s b lu t i -10

gen Kr i eges anzuzünden / und daß au f f so l chen Fa l l man d ie Span i e r undandere Un te r thanen der Cron wi rd e inmü th ig d i e Waf f en ergre i f f en se -hen von fun f f z ehen - jähr igen Jüng l i ngen an b iß au f f a l t e s echz ig - j ähr igeLeu t e ; und daß an s ta t t d i e ger ings t e The i l ung der Lande / daraus d i eMonarch i e bes t ehe t / zu ve r s ta t t en / und zu l e iden / daß andere derge -15

s ta l t m i t i hnen scha l t en und wa l t en wo l l en / s i e s i ch v i e l l i ebe r a l l e rmüg l i chen zu läß igen Mi t t e l / w i e d i e auch Namen haben möch t en / be -d i enen würden / d i e s i e dagegen würden d i en l i ch e rach t en können ; zufo lge der Haup t -Lehre / d i e da wi l l / daß gegen d i e äus se r s t e Ube l auchd i e äus se r s t e Mi t t e l gebrauche t werden müssen / und a l l e s im fe s t en20

Ver t rauen / daß GOt t de r Beschü t z e r des Rech t en und der Gerech t i gke i ti h r gerech t e s Un te rnehmen begüns t i gen und s i ch vor s i e e rk lä ren wür -de .

15. Da siehet mein Herr / was euren Tractat aus einem Instrumento pacis zum Werck-zeug des Krieges machen würde. Herr von Quiros hat auffrichtig gesprochen / als er bey25

ihnen oberwehnte Vorstellungen gethan; und der Ausgang hat sie bestärcket. Denn kaumhat man Nachricht erhalten von des Königs Testament / da haben alle Stände / daraus dieMonarchie bestehet / sich erkläret / daß sie Leben und Gut auffopffern wollen / solches zubehaupten / und alle Zergliederung zu widerfechten. Ich will hoffen / sie werden ihres Ortssich darauff wohl bedencken / und die Friedens-Vorschläge / die man wegen des Königs30

und der Nation ihnen täglich anträgt / nicht in Wind schlagen. Die Herren müssen nichtauffhören / uns vor ihre gute Freunde zu halten / noch durch das künfftige gute Verständ-

10 daß (1) anstatt (2) dieß L 12 Waffen (1) nehmen (2) ergreiffen L 16 viel lieber erg. L20 und (1) in Vertrauen (2) alles . . . Vertrauen L 26 ihnen (1) dergleichen (2) oberwehntermaßen (3)oberwehnte L 28 Gut zu deßen gestr. L

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niß der beyden Cronen sich im geringsten verunruhigen lassen. Ob wir schon einen Frant-zösis. Printz zum König angenommen / so folgt es doch nicht / daß wir deßwegen zuFrantzosen geworden / und daß wir uns unsers so einmüthig und eifrig getriebenenZwecks / die Ehre und Vorrechte der Cron und (x)16 Untheilbarkeit der Monarchie zuverfechten / nun erst begeben sollten / da wir solchen Zweck ja erhalten. Mein Herr soll 5

billich ein besser Vertrauen zu der Spanischen (y)17 Nation haben / als sie dergleichen fähigzu glauben. Man hat ja niemals ihr vorgeworffen / daß sie kein Hertz habe und zur Dienst-barkeit geneigt sey; Sie wird auch / ob GOtt will / künfftig dazu nicht Ursach geben. DesAllerChristlichsten Königs Freundschafft ist uns sehr lieb / und hoch schätzbar; und wirwollen alles thun / was immer müglich und zuläßig ist / um sie zu erhalten und zu ver- 10

mehren: Aber wir mögen sie gleich so hoch halten / als wir wollen / so wird sie uns dochnicht verbinden / unsern alten Freunden und Bündnissen ohne Ursach Uraub zu geben.(z)18 Unser ehemaliges Bezeigen gegen die Oesterreichische Teutsche Linie kan meinemHerrn und männiglich seines Orts gnugsam zu erkennen geben / wie wir es künfftig mitdem Hauß von Bourbon / so in Franckreich bleibet / halten werden. Eine genaue Verei- 15

nigung war von den alten Stamm-Vätern oder Urhebern beyden Linien als ein Grund-Gesetz bestens anbefohlen worden / und man bemühete sich auch beyderseits / solchedurch allerhand anständige Beobachtungen zu unterhalten. Aber diß hat gleichwohl eine sowohl als die andere Linie nicht verhindert / auff ihre eigne Angelegenheiten und Vortheilezu gehen / (aa)19 wo irgends der Staats-Grund solches erfo[r]dert. Dessen ich keine andere 20

16 Am unteren Rande: (x) Die unzergäntzte Untheilbarkeit der Span. Monarchie be-stehet in dem Verlust des gantzen / so man vor die Frantzosen beysammen behalten / undlieber ihnen alles / als etwas unterwerffen wollen.

17 Am unteren Rande: (y) Man redet nicht gegen die Nation / sondern gegen dieCabale / dadurch die unterdruckt werden / so sich die Ehre der Nation und Wohlfahrt des 25

Vaterlandes angelegen seyn lassen.18 Am unteren Rande: (z) Es stehet nicht mehr in der Spanier Macht zu thun oder zu

lassen / was sie wollen / sie sind verkaufft und vergeben.19 Am unteren Rande: (aa) Das ist eben / was beyden Linien den grösten Schaden

gethan. Aber Franckr. setzt Spanien schon bey Zeiten in den Stand / daß es ihm nicht thun 30

kan / was es gegen Oesterreich gethan.

3 uns nun gestr. L 4 Cron und (1) [u] L (2) (x) D 6 Spanischen (1) [x] L (2) (y) D7 glauben (1) alsdann man niemahls (2) Man . . . niemahls L 12 f. geben. (1) [y] (a) dieß (b) Es L (2)(z) D 13 kan (1) deren (2) meinem L 14 und (1) denen die auff seiner (2) seinen (3) männiglich L20 gehen / (1) [z] L (2) (aa) D 22 man (1) lieber den (2) vor die L

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Exempel anführen will / als aus den Friedens-Schlüssen zu Münster / Nimwegen und Ryß-wick. Da eine Linie absonderlich (bb)20 geschlossen / ungeachtet der dringenden Vorstel-lungen der Ministern der andern Linie. So zeiget es auch der letzte Krieg / da der Catho-lische König sich auff Anhalten der drey Potentzen erst lange nach dem Kayser eingelas-sen.5

16. Diese wenige Exempel / die ich aus vielen andern nehme / um solche meinemHerrn als die neuesten und mercklichsten vor Augen zu stellen / können gnugsam zuverstehen geben / daß weder Anverwandschafft noch andere Vereinigung einen verstän-digen Herrn von seinem wahren Interessen absetzen mache / seinem Anverwandten oderFreund zu gefallen. Daraus mein Hr. zweyerley zu schliessen hat / erstlich / daß unser10

itziger König es nicht thun würde / wenn man ihn gleich starck darum anlangen würde.Vors andere / daß der AllerChristl. König ihm nichts zumuthen werde / so er nicht mitRecht thun könne. (cc)21

17. Uber diß so weiß man gewiß / (dd)22 daß der AllerChristlichste König keinenKrieg verlanget / und daß alle sein Absehen auff den Frieden (ee)23 gerichtet. Daran kan15

mein Herr ja nicht zweiffeln / nachdem dieser Monarch eine so grosse Probe seiner Mä-ßigung / Gerechtigkeit / und nicht eigennützigen Gemüths gegeben / indem er schlechterDings die Verordnung des Königs Carl des II. die Erbfolge betreffend / angenommen. DieHerren sind ja auch versichert / daß (ff)24 Spanien bey gegenwärtigen Umständen gar nicht

20 Am unteren Rande: (bb) Dessen Ursach ist gewesen / daß beyder Linien Sachen20

nicht allzuwohl giengen. Die beyden Bourbonischen Linien sind also beschaffen / undpostiret / daß wenn sie wollen / sie nichts dergleichen zu befahren haben.

21 Am unteren Rande: (cc) Der AllerChristl. König hat den Gebrauch / daß er allesrechtmäßig findet / was seinem Staat zum besten gereichet. Und Spanien hat nicht mehrdie Macht ihm das geringste abzuschlagen.25

22 Am unteren Rande: (dd) Wo bestehet die Gewißheit anders als in Worten?23 Am unteren Rande: (ee) Das möchte wohl wahr seyn eine Zeitlang / nachdem er

alles weggerissen hat / so wird ers freylich gern in Frieden behalten wollen: Was von dergrossen von ihm gegebenen Probe folget / siehet einer ironie oder Schertz ähnlich.

24 Am unteren Rande: (ff) Die Beschränkung oder limitation ist vernünfftig / aber wie30

lange wird sie statt haben?

2 Da (1) ieder theil (2) ein theil L (3) eine Linie D 2 absonderlich (1) [aa] L (2) (bb) D4 Potentzen (1) nicht anders als ⟨bey⟩ (2) erst . . . lange L 6 ich (1) Meinem Herrn als unter vielen (2)aus vielen L 8 f. verständigen einen verständigen herrn gestr. von seinen L 13 könne (1) [bb] L(2) (cc) D 14 gewiß / (1) [cc] L (2) (dd) D 15 Frieden (1) [dd] L (2) (ee) D 16 Probe (1)gegeben in dem er (2) seiner L 19 Umständen [ee] die beschränckung . . . haben L 29 von (1)diesem konig (2) ihm L

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bedacht sey euch anzugreiffen. Also lauffet alle eure Furcht und Schrecken auff künfftige(gg)25 ungewisse Dinge hinaus / da man sich vor der Zeit mit Argwohn und Einbildungunglücklich macht. Und wird mein Herr gestehen müssen / daß wer dazu geneigt / seinereignen Ruhe feind sey / und sich mit dem Vorbilde der vermeynten künfftigen eine itzigewahre Plage anthue / da doch Gott allein bekannt / was geschehen soll. Ist nun solches 5

Verfahren der Vernunfft so wenig gemäß / so ist es noch weniger zu entschuldigen / daßman aus eitler Besorgniß zu einem würcklichen Kriege schreite / und ein Mittel wehle / soärger als das Ubel / welches man künfftig besorget.

18. Was das Geschrey belanget / so man bey ihnen höret / als ob man die Niederlandedem AllerChristl. Könige gegen einige andere Provintz geben wolle; da kan ich meinen 10

Herrn versichern / daß es falsche und ausgekünstelte Erfindungen seyn / darauff nichtweniger acht zu haben / als auff so viel andere Gedichte / die nicht weniger ungereimt alsboßhafft / damit einige böse Leute die Welt anfüllen / vermittelst Satyrischer Schrifften /die man täglich zum Vorschein kommen siehet / und die man warlich nicht leiden sollte.Nicht allein des höchstsel. Königs Testament verbeut (hh)26 dergleichen Vereusserung und 15

Abgliederung von der Monarchie ausdrücklich Artic. 13. und 50. wenn es auch gleich zumbesten der Kinder des Nachfolgers geschehen sollte; sondern was noch mehr den Ungrundsolches Geschwätzes zeiget / so kan der Cron Angelegenheit oder Interesse die Abson-derung eines so wichtigen Theils der Monarchie im geringsten nicht zulassen / weilenunsere vornehmste Geschäffte / die wir mit den Nordischen Potentzen haben / daran hen- 20

gen / ander nicht geringerer Bedencken zu geschweigen.19. Wie kan auch wohl ein verständiger Mensch sich einbilden / daß wir (ii)27 anitzo

diese Provintzen fahren lassen werden / um deren Erhaltung willen wir so viele Jahre

25 Am unteren Rande: (gg) Wenn das künfftige gar leicht geschehen kan / und unsregantze Wohlfahrt daran henget / so muß der / so nicht daran gedencket / unvernünfftig 25

seyn.26 Am unteren Rande: (hh) Man wird dermaleins / wenn man seine Rechnung dabey

zu finden vermeynen wird / dieses Testaments eben so sehr spotten / als itzo der Renun-ciation.

27 Am unteren Rande: (ii) Allein das stehet nicht mehr bey den Spaniern / diejenigen 30

1 Also (1) sind (2) lauffet L 1 Furcht furcht verdoppelt L, streicht Hrsg. x 1 f. künfftige (1)[ff] L (2) (gg) D 2 f. Einbildung (1) ⟨schlaget⟩ (2) unglücklich macht L 4 sich (1) mit demvorbildung ⟨–⟩ künfftiger mügligkeit (2) mit der vorbildeten (3) eine wahre (4) mit L 5 wahreohnge⟨–⟩ gestr. L 5 nun (1) wenig vernun (2) solches L 12 die (1) so plump als boßhafft (2) nicht

. . . boßhafft L 15 verbeut (1) [gg] L (2) (hh) D 16 von . . . Monarchie erg. L 20 vornehmstebeg⟨–⟩ gestr. L 22 19. (1) Welche ⟨–⟩ kan auch (2) Wie L 22 wir (1) [hh] L (2) (ii) D

24 geschehen (1) und unsre L (2) kan / und unsre D 25 daran . . . so erg. L 30 Spaniern / (1) dieso da (2) die jenigen L

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gestritten / und so viel Millionen angewendet; zumal da itzo vermittelst des guten Ver-nehmens mit der Cron Franckreich wir uns Hoffnung machen können / sie in Ruhe zubesitzen / und dermahleins / wenn sie sich durch einen langwierigen Frieden wieder er-holet / in besserm Zustande zu geniessen? Gewißlich / mein Herr selbst wird uns derglei-chen Unverstand unmüglich zutrauen können.5

20. Der Niederländer Treue / Beständigkeit und Eifer / sich bey der Monarchie zuerhalten; so wohl als der Spanier Neigung und Liebe zu ihnen in Ansehung dessen / so siedeßwegen gelidten / sind viel zu groß / und die Hochachtung / so eine Nation von derandern hat / viel zu tieff eingewurtzelt / um iemals zulassen zu können / daß ein oder anderTheil sich zu der Entgliederung verstehe. Wie man dann auch gar nicht bedacht gewesen /10

die Holländischen Hülffs-Völcker auszutreiben / um Frantzösische an deren Stelle kom-men zu lassen. Also / was man von dergleichen Dingen schwätzet / dienet zu nichts alsErregung des Argwohns / so allerhand böse Würckungen nach sich ziehen kan. Daher ichrathen muß / daß man sich ja von dergleichen nicht einnehmen lasse; und ja zusehe / daßsolche eitele Schrecknisse / wie dasjenige gewesen / so eure Officirer mit solcher Uberei-15

lung (kk)28 nach den Flandrischen und Luxenburgischen Garnisonen getrieben / euch nichtfernere Schritte thun machen / dadurch ihr euch selbst in Schaden bringet. Es stehet beydenen Herren / die Spanischen Niederlande zur beständigen Vormauer oder so genanntenBarriere zu behalten. Aber die Vernunfft gibt / daß der rechte Weg zu deren Erhaltung nichtseyn würde / daß man von euer Seite die Spanier befehde, weil ja solche dadurch ge-20

zwungen würden / denen euch feindlichen Krieges-Heeren solchen Schlag-Baum zu öff-nen / und sie biß in das Hertz eurer Provintzen zu führen / dadurch ihr euch den Krieg überden Hals ziehen würdet / den ihr besorget.

21. Daher / wenn mein treuer Rath noch etwas gilt / macht ein Ende einmal mit eurerMißtrauligkeit / verschiebet nicht länger Sr. Königl. Majestät die gebührende Ehre zu25

so die Monarchie so weit getrieben / daß sie nunmehr so plötzlich herab zu stürtzenangefangen / können sie nicht mehr halten.

28 Am unteren Rande: (kk) Was die Krieges-Disciplin und gute Ordnung in derglei-chen Läufften mit sich bringet / kan keine Ubereilung genen[net] werden. Zu geschwei-gen / daß man Spanischer Seits mit dergleichen Anstalten angefangen.30

10 nicht (1) ⟨geträuet (die nicht gestr.⟩ (2) bedacht gewesen L 13 Erregung (1) allerhand (2)des L 14 f. daß (1) dergleichen (2) solche L 15 Schrecknisse / (1) dergleichen (2) ⟨–⟩ L (3) wie D15 f. Ubereilung (1) [ii] L (2) (kk) D 16 Garnisonen (1) ziehen machen (2) getrieben L 16 f. nicht(1) einige fernere L (2) fernere D 25 länger (1) ihrer ⟨herr⟩ (2) Seiner L 26 Monarchie (1) biß in(2) so L

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geben. Bezeiget euch gegen die Spanier als Freunde / und schreitet zu keiner Neuerung.(ll)29 Auff diese Weise wird man eures Orts alles erhalten / was man verlanget / die Nie-derlande werden allezeit eure Sicherheit seyn / die Freyheit eures Handels wird keinenAnstoß leiden / und ihr werdet bey der Spanischen Nation hinwiederum gut Vernehmen /und alle Freundschafft finden. Mein Herr siehet zum wenigsten / oder soll doch billig 5

sehen / daß dieser mein wohlgemeinter Rath auff keinen Eigennutz ziele. Denn die Herrenmögen dem neuen Könige Glück zu wünschen Gesandten schicken oder nicht; Sie mögenseine Erhebung gern sehen oder widerfechten / (mm)30 so wird doch er deßwegen wedermehr noch weniger unser König und Monarch aller Spanis. Provintzen seyn / mit höchstemVergnügen der Lande und Leute. Das gröste Unglück / so uns begegnen könnte / wenn wir 10

von euch mit Krieg angegriffen würden / wäre / daß wir uns vertheidigen müsten. Auffwelchen Fall ich meinen Herrn urtheilen lasse / ob es uns an inn- und äusserlicher Hülffeermangeln würde.

22. Da gantz Europa betreten / verwundert / und gegen euer Unternehmen nicht wenigzu Zorn bewogen gewesen / als ihr (nn)31 eines lebendigen Königs Lande theilen wollen; 15

wie vielmehr wird man dergleichen Empfindlichkeit gegen euch hegen / wenn man ver-spühren sollte / daß gleich nach seinem Absterben ihr die Waffen gegen seinen rechtmä-ßigen (oo)32 Nachfolger ergreiffen / und die Vollziehung seines Testaments verhindernwolltet / das doch kein ander Absehen hat / als die alte Erblande und domania (pp)33 der

29 Am unteren Rande: (ll) Man stehet in Bündniß mit Engelland wegen der Spani- 20

schen Sachen / so Franckr. selbst gebilliget. Uber diß muß man ja der Gerechtigkeit / unddem / dessen Recht unterdrücket wird / beystehen / und für sich selbst Sicherheit fordern /die nicht allein in Worten bestehet.

30 Am unteren Rande: (mm) Wenn so wenig auf uns zu passen / warum hat dennFranckreich den Theilungs-Tractat mit uns gemacht? 25

31 Am unteren Rande: (nn) Warum will man denn dieses allein uns / und nicht viel-mehr Franckreich auffbürden?

32 Am unteren Rande: (oo) Das ist eben die Frage / worüber man streitet.33 Am unteren Rande: (pp) Die Italiänische und Niederländische Erblande der Oes-

terreichischen Linie in Spanien sind niemals keine domania der Cron Spanien gewesen. 30

1 f. Neuerung. (1) [kk] L (2) (ll) D 3 eures (1) handlung (2) handels L 5 wenigsten / (1) daßmein rath (2) oder . . . Rath L 8 widerfechten / (1) [ll] L (2) (mm) D 8 doch (1) deswegen wedermehr noch weniger geschehen (2) Er . . . unser L 14 22. (1) Wenn (2) da L 14 und (1) erzürnet (2)ubel zu sprechen gewe (3) gegen L 15 ihr (1) [mm] L (2) (nn) D 17 f. rechtmäßigen (1) [nn] L (2)(oo) D 19 domania (1) [oo] L (2) (pp) D

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Monarchie so wohl als die gemeine Ruhe zu erhalten. (qq)34 Ich sage es noch einmal / dieHerren werden grosse Ursach haben / sich noch ein wenig zu bedencken / ehe sie weitergehen in einer so wichtigen Sache. Ein so ungerechter Krieg hätte keinen Beystand vonGOtt zu erwarten. Zwar würde es ihnen leicht seyn / sich einzulassen / aber schwer wohlwieder daraus zu kommen. Sie belieben doch zu behertzigen / was vor unzehlbares Elend5

und Unglück daraus folgen / und denn was ihr Handel / so wohl als der Englische darob fürSchaden leiden würde; da eure Kauffleute bißher so vortheilhafft in den Spanischen /Frantzösischen und Italiänischen Häfen gehandelt haben; und nun an allen diesen Ortennichts mehr vor sie zu thun seyn würde / nachdem eine blosse Escadre / so leicht zuunterhalten / ihnen ein für allemal die Strasse von Gibraltar schliessen / und folglich den10

Levantischen Handel des gantzen Mittel-Meers zu Grunde richten würde. Cadix / so ihnenbißher der Schlüssel und Zufluß gewesen / dadurch der beste Theil des AmericanischenReichthums ihnen zugeflossen / würde auch vor sie verschlossen seyn. Und nachdem sichdie Nordischen Geschäffte lencken möchten / so könte geschehen / daß durch Eroberungder Festung Narva (rr)35 und ander Oerter in Lieffland und Ingermanland / ihnen so gar das15

Balthische Meer benommen / und dadurch die vereinigte Niederlande in die eussersteHungersnoth gestürtzet würden / und nicht einmahl Brod für Geld würden haben können.(ss)36

23. Mein Herr wolle nur die Mühe spahren ihre See-Macht mir dagegen heraus zustreichen. Ich weiß wohl / daß solche groß ist / aber ich weiß auch wohl / daß sie ein20

überaus grosses zu unterhalten kostet / so wohl als die frembden Hülffs-Völcker / welcheihr etwa von den Teutschen Fürsten erhalten möchtet; und daß euch also überaus schwerseyn wird / dieselbe zu unterhalten. Uber diß hat euch denn die Erfahrung des gantzenletzt-vergangenen Krieges nicht gnugsam gelehret / daß ohngeacht der zahlreichen Flot-

34 Am unteren Rande: (qq) Heisset das die gemeine Ruhe erhalten / wenn man einem25

grossen Potentaten eine gantze Monarchie wegnimmt / die ihm von rechtswegen gebühretund zugestanden / und wenn man durch dergl. Beginnen das übrige Europa zwinget / ausFurcht einer allgemeinen Unterdruckung ihm beyzustehen?

35 Am unteren Rande: (rr) Dieser Punct hat gefehlet.36 Am unteren Rande: (ss) Der Ruin unser Nahrung ist nur allzuviel zu besorgen / aber30

ie mehr man Franckreich Zeit lässet / seinen dominat über die Spanische Monarchie zubefestigen / ie weniger wird man sie verhüten können.

1 erhalten. (1) [pp] L (2) (qq) D 12 dadurch (1) mehr (2) der L 15 Narva (1) [qq] L (2)(rr) D 17 f. können. (1) [rr] L (2) (ss) D 31 Monarchie (1) befestigen L (2) zu befestigen D

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ten / die Engelland und Holland jährlich ausgerüstet / die Frantzosen euch eine unglaub-liche Menge eurer Schiffe weggenommen / und zwar offt vor euren Hafen selbst? (tt)37

Wie würde es euch dann gehen / wenn Franckreich seine See-Macht mit der Spanischenvereiniget / und diese letztere in guten Stand gesetzet haben würde? welches den Frant-zosen leicht / wenn sie ihre milde Hand auffthun / und den Spaniern etwas aus dem Über- 5

fluß ihrer Magazinen hinterlassen wollen. Ist denn nicht augenscheinlich zu besorgen / daßes euch wiederum also / und noch viel ärger gehen werde? Ich will nicht sagen / wieschwer es euren Flotten seyn würde / die See zu halten zu solcher Zeit / da das stürmigeWetter zu besorgen / wenn euch die Spanische Häfen entstehen. Ihr möget vielleicht anderen statt hoffen / daß euch die Zuflucht zu den Portugiesischen offen stehen werde. Aber 10

zu geschweigen / daß die Sache noch etwas zweiffelhafft / da vermuthlich Ihr. Maj. vonPortugall groß Absehen auff beyde Cronen nehmen wird / so ist ja diß einige Mittel nichtzureichend. Aber ich lasse die Herren dafür sorgen / die Sache geht euch am meisten an.Ich habe bloß die Feder ergriffen / meinem Herrn einen guten Rath zu geben / damit manihres Orts sich in nichts einlassen möge / daraus Schade entstehen könne. Ich meines Orts 15

werde des Ausgangs mit Geduld abwarten / und meinen Brieff beschliessen / nachdem ichabermahl meinem Herrn und seine gute Freunde zum höchsten ersuchet / was ich zuschreiben dißmal die Ehre gehabt / reifflich zu erwegen / und sonderlich zu bedencken /daß wenn man vermeynet / daß eine Potentz in Europa nöthig / so der Frantzösischen dieGegen-Wage halte / (uu)38 die Spanische nicht geschwächet werden müsse; Und endlich / 20

daß kein Göttlich oder weltlich Recht / auch kein wahres Interesse denen Herren Ursachgebe / gegen die Spanier / eure alte Freunde und Bundsgenossen / die Waffen zu ergreif-fen / nur darum / weil sie ihres Königs heilige und letzliche Verordnungen nicht mit Füssen

37 Am unteren Rande: (tt) Diß sind gar gute Bedencken / die aber nur beweisen / daßman künfftig die Sachen ein wenig besser zu machen suchen müsse; diß ist GOtt Lob 25

müglich / und wir wollen hoffen / daß die Spanier selbst dazu helffen werden / wider derCabale ihren Willen.

38 Am unteren Rande: (uu) Ists müglich / daß man sich nicht schämet / annoch von derGegen-Wage zu reden / so die Spanier gegen Franckreich machen Werden / nachdem nu-mehr die gantze Spanische Monarchie unter das Frantzösische Joch gerathen? 30

2 selbst (1) [ss] L (2) (tt) D 7 also erg. D2 9 besorgen / (1) da (2) wenn L 15 sich (1)von ⟨stelhen⟩ (2) in L 17 zum (1) ersuchet L (2) höchsten ersuchet D 20 halte / (1) [tt] L (2) (uu) D21 daß (1) keine (a) angelegenheit (b) göttliche (c) göttlich oder L (2) kein . . . oder D 22 f. ergreif-fen / (1) nun L (2) nur D 24 nur (1) dieses beweisen L (2) beweisen D 25 müsse (1) das L (2)diß D 26 hoffen erg. L 28 daß (1) ⟨mayt⟩ (2) man L 28 f. der vermeynten gestr. L

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treten / ihre eigne Zerrüttung und Zergliederung nicht befördern / und sich an GOtt / derihnen einen rechtmäßigen König gegeben / nicht versündigen wollen: Sondern daß viel-mehr man auch eures Orts GOtt höchlich zu dancken habe / daß er euch aus den greulichenVerwirrungen so gnädiglich geholffen / darein euch der Verfolg des durchgehends in derWelt / ja in Engel- und Holland selbst (xx)39 auffs äusserste getadelten Theilungs-Tractats5

ohnfehlbar verwickelt haben würde. Ich verbleibeMeines Herrn etc.

39 Am unteren Rande: (xx) Wenn einige Engelländer und Holländer im Hauptwerckdieser Meynung gewesen / so kan es nicht fehlen / sie müssen entweder übel gesinnet /oder übel berichtet gewesen seyn. Der Theilungs-Tractat ist bey denen un- intereßirten gar10

nicht übel angesehen gewesen / und allem Ansehen nach würde er seinen Effect gehabthaben / so wie es sich gebühret / wenn er von den Frantzosen nicht gebrochen worden /wie es ihr löblicher Brauch ist.

1 treten / (1) und zu ihrer eignen zerreißung und verderben, (2) ihre eigne zerrüttung und (a) zerstreu(b) zergliederung L 5 selbst (1) [uu] (a) höchst ver (b) aufs L (2) (xx) auffs D 5 äusserste (1)verworffenen L (2) getadelten L D

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187N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

e334a. LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L1 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 143–144r. 2o. 2 1/2 S. (Entspricht S. 189, Z. 1 –

S. 189, Z. 3; S. 210, Z. 5 bis »satisfaire« im Textapparat zu S. 213, Z. 1.) 5

L2 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 137–138. 2o. 3 1/2 S. (Entspricht S. 189, Z. 1 –S. 191, Z. 5; S. 193, Z. 5 – S. 195, Z. 2.)

L3 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 129r. 2o. 1/2 S. (Entspricht S. 190, Z. 1 – S. 191, Z. 5,»Estats«.)

L4 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 129r. 2o. 1/3 S. (Entspricht S. 190, Z. 1 – S. 191, Z. 5, 10

»Estats«.)L5 Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 139–140. 130–135r. 2o. 15 S.l Teilabschrift: LH XI 6 A,2 Bl. 141–142. 2o. 4 S. Von Schreiberhand mit Korrekturen

von Leibniz (Lil). (Entspricht S. 189, Z. 1 – S. 197, Z. 16, »succedat tousjours«.)D1 Erstdruck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA // JUSTICE // ENCOURAGEE // Contre les 15

chicanes et les mena-//ces d’un partisan des // Bourbons. // COLOGNE // Chez PIER-RE MARTEAU // MDCCI. (Exemplar: Landesbibliothek Eutin, IV m 161(1).

D2 Druck: G. W. LEIBNIZ, [anonym] LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Leschicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte 20

// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // DerBorbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. S. 26–76(Unsere Druckvorlage).

Leibniz reagierte mit seiner Lettre ecrite d’Amsterdam auf die Lettre ecrite d’Anvers (s. N. e333 a). Diese 25

Flugschrift entstand nach dem Tod Karls II. (1. November 1700), des letzten Habsburgers auf dem spa-nischen Thron, und verteidigt die französische Anerkennung von Karls Testament, das – entgegen dem 2.Teilungsvertrag vom März 1700 – Philipp von Anjou zum Universalerben einsetzt. Die Abfassung derLettre ecrite d’Amsterdam dürfte in den Januar 1701 fallen, nachdem Leibniz sich von Oktober bis zumJahresende 1700 in Göllersdorf bzw. Wien aufgehalten und die Nachrichten aus Spanien in unmittelbarer 30

Nähe zum Kaiserhof mitbekommen hatte (vgl. I,19 S. 437 Z. 15 Erl.). Anfang Februar 1701 sandte Leibnizdas Manuskript seiner Lettre ecrite d’Amsterdam an Buchhaim, um es dem Wiener Hof mit dem Ziel einerDrucklegung vorzulegen (I,19 N. 189). Am 26. Februar konnte Buchhaim Leibniz die positive Reaktiondes Kaiserhofes vermelden (I,19 N. 230). Caspar Florenz von Consbruch, Referendar der Reichshofkanz-lei, befürwortete eine zügige Drucklegung, vorzugsweise in den Niederlanden (I,19 S. 464, Anm. zu Z. 7). 35

Im Mai 1701 erschien anonym die Erstauflage der Lettre mit dem Titel La Justice encouragee contre leschicanes et les menaces d’un partisan des Bourbons und unter Angabe des fingierten Druckortes Cologne(chez Pierre Marteau) höchstwahrscheinlich in Holland. Leibniz bat Johann Bernoulli, Exemplare in Holl-and und England zu verteilen und an die kaiserlichen Gesandten im Haag und London zu schicken (s. I,19S. 710 Erl. zu Z. 17–19). Am 18. Juni 1701 meldete Buchhaim: »le petit livre a eu l’approbation de touts 40

ceux qui l’ont lu et on l’a envoye a Ratisbonne pour le faire r’imprimer« (I,20 N. 146; entsprechendeAusgabe nicht ermittelt).

Leibniz nutzte die Schrift für seine Bewerbung um eine Reichshofratsstelle: »nachdem die vonsolcher Person [Leibniz] aufgesezte in Holland gedruckte Schrifft eingelauffen, welche H. von Consbruck

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188 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

vor dem druck gesehen, und sehr approbiret, auch deren beforderung zum druck angerathen; wie sie dennauch so wohl in p° juris als utilitatis sehr nervos schiene, und vielleicht dienlich ware ⟨–⟩ auch in andernsprachen publiciret zu werden.« Kaunitz möge die Schrift zum Anlass nehmen, sich »durch dero hohespatrocinium forderlichst« für Leibniz einzusetzen (Leibniz für Buchhaim, Ende Mai/Anfang Juni 1701,I,19 N. 386, S. 709–712). Von den in Aussicht gestellten Fassungen in Lateinisch, Italienisch und Fran-5

zösisch mit jeweils deutscher Übersetzung kam es nur zu einer zweiten Auflage der Justice encouragee. Indiesem Werk veröffentlicht Leibniz u. a. einen Neudruck der Lettre ecrite d’Anvers, versehen mit eigenenKommentaren (N. e333 a) sowie einer deutschen Fassung (N. e333 b), und die Neuauflage seiner eigenenLettre ecrite d’Amsterdam (N. e334 a), ebenfalls mit deutscher Übersetzung (N. e334 b). Am 28. Oktober1701 meldete Leibniz Consbruch »eine Neüe Edition deßen, so sie vorlängst gesehen, sondern auch eine10

dem Vernehmen nach verlangte Teütsche übersezung enthalten« (I,20 N. 313). Als Terminus ante quem fürdie Erscheinung dieser Zweitauflage der Justice dient eine Datumsangabe in [Andreas Stübel] Aufgefan-gene Brieffe, welche zwischen etzlichen curieusen Personen über den ietzigen Zustand der Staats undgelehrten Welt gewechselt worden. Der zweyten Ravage Achtes Pacquet, 1701, S. 761. In der mit demDatum des 18. September 1701 versehenen 260. Correspondenz findet unsere französisch-deutsche Aus-15

gabe (D2) Erwähnung.L2 trägt die Überschrift »Lettre sur la revolution d’Espagne ecrite d’Amsterdam le 1 Fevrier 1701

. . .«. L5 bietet über dem Stücktitel »Lettre ecrite d’Amsterdam le 1. Fevrier 1701 . . .« die Sammelüber-schrift »Lettres sur la revolution d’Espagne«. Leibniz schlug Franz Anton von Buchhaim Anfang Februar1701 vor, sowohl die Lettre ecrite d’Anvers als auch seine Replik, die Lettre ecrite d’Amsterdam, unter20

dem Titel »Lettres sur la revolution d’Espagne« zu veröffentlichen (I,19 S. 383f.). Daher liegt es nahe, dieKonzepte L1 bis L5 der Entstehungsphase von D1 vor Mai 1701 zuzuordnen. Die Textgenese (s. 1. App.)bestätigt diese Annahme und weist auch l diesem Zeitraum zu. Die im Druck wiedergegebene Paragra-phenzählung findet sich nur in D1 und D2.

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189N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

LETTRE ecrite d’Amsterdam le 1. Fevrier 1701. par Monsieur N.** Hollandois, pourservir de reponse a celle de Monsieur Q.** datee d’Anvers le 9. Decembre 1700.

MONSIEUR,

1 f. Textanfang (1) Reponse de (a) M N (b) Monsieur N. Hollandois a la lettre de Monsieur P.Francois demeurant a Anvers, (aa) donnee a Ams (bb) d’Amsterdam 1 Feurier 1701 L1 (2) REPONSEecrite d’Amsterdam Absatz Monsieur (3) LETTRE (a) ecrite d’Amsterdam (b) SVR LA REVOLVTIONd’ESPAGNE Ecrite d’Amsterdam le 1 Feurier 1701 par Monsieur N** Hollandois pour servir de reponse acelle de Monsieur P** Francois demeurant a Anvers L2 (4) am Rand LETTRES SVR LA REVOLVTIONd’ESPAGNE Absatz LETTRE ecrite d’Amsterdam le 1. Feurier 1701. par Monsieur N.** Hollandois pourservir de reponse a celle de Monsieur P.** Francois demeurant a Anvers L5 (5) LETTRE ecrite d’Ams-terdam le 1. Feurier 1701. par Monsieur N.** Hollandois pour servir de reponse a celle de Monsieur (a)N.** ⟨– – –⟩ l (b) Q.** (aa) declaree a (bb) datee d’Anvers le 9 decembre 1700. Lil (6) LETTRE Ecrited’Amsterdam le 1. Fevrier 1701. par Monsieur** Hollandois, pour servir de response a celle de MonsieurQ** datee d Anvers ce 9. Decembre 1700. D1 (7) LETTRE . . . 1700. D2 1 Monsieur (1) ** D1 (2)N.** D2 2 d’Anvers (1) ce D1 (2) le D2 3–S. 190.1 MONSIEUR, (1) j’ay este fort surpris derecevoir par la poste une lettre imprimee qve vous (a) m’ecrives sur l’affaire de la succession d’Espagne(b) me faisies l’honneur de m’ecrire (c) m’ecrives sur la revolution d’Espagne. il (aa) me semble (bb)auroit este juste de me consulter, avant qve publier des considerations et craintes qve je vous avois confieescomme a un ami. Mais il paroist qve vous aves cru vos traits piqvans mal employes, si vous n’insultiesqv’a moy seul. il falloit donner des lecons a tous les Hollandois et se moqver de la prevoyance deMessieurs les Estats a fin qv’on scut de bonne heure ce qv’on doit attendre de l’insolence de vostre nation.gestr. les manieres hardies et offensantes dont ⟨– – –⟩ on se sert dans le parti qve vous soutenes, lors qv’oncroit qv’elles peuuent couurir le defaut des bonnes raisons. Absatz je ne crois pas vous avoir jamais dit,qve le testament du Roy d Espagne est un coup inopine et terrible, car je me (a) ⟨soumets⟩ (b) souuiens devous avoir marqve qu’on ne croit pas qv’il l’ait jamais fait. On l’a porte tout (aa) fait a un prince mouransqvi soit (bb) dresse a un prince des plus foibles qvi ait jamais este lorsqv’il se voyoit en danger de mourir(aaa) on l a force par la crainte d’une damna (bbb) et presqve a l’agonie et des gens qvi avoient un grandascendant sur luy par leur caractere et par leur emplois l’ont force de le signer en le menacant (aaaa) d’une(bbbb) de la damnation eternelle il n’y a point de Tribunal ou un tel testament ne soit declare gestr. L1 (2)Je L3 L4 L5 l (3) I. Je D1 D2

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190 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

I. Je vous suis

1–S. 191.5 suis (1) oblige (a) de l’honneur (b) de la peine qve vous aves prise de me mander vossentimens ⟨–⟩ sur la succession d’Espagne, et de les appuyer des raisons les plus specieuses qve vouspouuies trouuer. Mais je vou dites qve vous n’eussies eu qve moy en veue, qvi suis bien aise d’apprendre,(aa) sans y meler (bb) et qve vous (aaa) n’y eussies point mele (bbb) vous fussies expliqve sans y melerdes traits piqvans contre l Angleterre et la Hollande, comme si elles estoient tombees dans une contradic-tion grossiere, et sans vous eriger en censeur de la conduite de Messieurs les Estats, comme s’ils estoientfort erg. und gestr. precipites en envoyant ordre a leur officiers de se trouuer aupres de leur corps qvi

(aaaa) se trouuent dans les (bbbb) sont dans qvelqves places des pays bas Espagnols, qvoy qv’il n’y aitrien de plus conforme a la discipline militaire sur tout dans une telle conjoncture, (aaaaa) surtout apresl’Exemple qve (bbbbb) et qve ce fut apres l’exemple qve M. l’Electeur de Baviere leur en avoit (aaaaaa)donne (bbbbbb) monstre si vous aimes la paix, comme vous voules qu’on croye, vous deves eviter d’aigrirles esprits, par des manieres offensantes, car il semble qve vous nous renvoyes deux (ccccc) et apresl’exemple de M. l’Electeur de Baviere[.] il semble qve vous leur donnes des lecons comme a des ecoliers,et ces manieres offensantes dont vous en uses de vostre coste, font assez voir qv’on n’a rien moins que lapaix en veue et qve la France qvi vient de vider brusqvement un traite solennel a peine fait avec (aaaaaaa)eux, (bbbbbbb) l’Angleterre et le (ccccccc) deux puissances considerables veut joindre l’insulte a l’injure,au lieu de les appaiser par des honnestes et de leur donner qvelqve satisfaction. Mais puisqve vous marqvesde vouloir (aaaaaaaa) descendre (bbbbbbbb) vous humaniser un peu avec moi (cccccccc) qvitter un peugestr. pour un moment cette hauteur ou vous vous estes eleve en vous humanisant un peu, et de nous fairela grace d’entrer en qvelqve discussion, unterstr. profitons un peu gestr. de ce moment, pour vous direvos petites perites. mais il faut prendre les choses d’un peu plus haut. L2 (2) oblige Monsieur gestr. de lapeine qve vous aves prise de me mander vos sentimens sur la succession d’Espagne et (a) de les appuyerdes raisons les plus specieuses (b) d’appuyer le parti du (c) l’elevation du duc d’Anjou au trone par lesraisons les plus specieuses (aa) qve vous aves pu trouuer ⟨– – –⟩ (bb) et qu’on a pu trouuer dans le parti qvevous soutenes. On les voit chez vous en raccourci. Mais permettes (aaa) ⟨–⟩ me (bbb) de vous dire qvevous n’estes pas informe de celles du parti contraire qvi me paroissent bien plus solides, (aaaa) et vous(bbbb) qvi sont (cc) qu’on a pu trouuer (3) fort oblige de la peine qve vous aves (a) prise de me mander vossentimens (b) appuy (c) sur l’eleva (d) prise de me communiqver . . . allegue (aa) dans le parti du ducd’Anjou (aaa) en faveur du Testament pretendu de Charles II. Roy d’Espagne. (bbb) pour (aaaa) monstrer(bbbb) justifier ce qvi s’est fait (cccc) monstrer qv’il doit succeder en tout et partout a Charles II. Roy dEspagne (bb) pour justifier (aaaaa) le Testament pretendu de Charles II. dernier Roy (bbbbb) la presenterevolution d’Espagne je vous rendray la pareille (a) pour vous monstrer (b) en vous monstrant (aa) qve lajustice est pour ⟨–⟩, et qve la convenance estoit pour une Transaction telle qve le Traite de partage, qve leRoy T. C. avoit signe Mais permettes moy de vous dire qv’elles ne (aaa) sont point solides, et qve vousn’aves point sujet de prendre du ton de maistre, et encor moins d’insulter (bbb) nous paroissent pointsolides (bb) par ⟨cet⟩ abrege qve (aaaa) le droit de convenance vous (bbbb) tant le droit qve la convenancey sont contraires. Mais pour cet effect, il faut commencer par une narration gestr. jusqu’a insulter . . . esteconforme a la justice et pleine de moderation dans cette affaire; au jugement du Roy T.C. meme jusqv’a ceqve l’occasion d’elever son petit fils au trone d’Espagne l’a fait changer de sentiment je vais donc vousmonstrer, qve le droit est pour l’Archiduc, et qve la convenance est qv’on vienne a une Transaction. Etc’est a qvoy tendoit de traite de partage. gestr. Vous me permettres donc, Monsieur de vous (aaaaaa)manqver (bbbbbb) monstrer qve vous paroisses peu informe des fondemens de droit, et que vous neraisonnes pas trop juste sur les interests de l’Europe L3 (4) fort oblige de la peine qve vous aves prise de memander en raccourci les raisons qv’on allegue maintenant pour (a) justifier la presente revolution a laMonarchie (b) prouuer qve (aa) le droit et la convenance sont pour (bb) l’elevation du duc d’Anjou et laconvenance du bien public (c) justifier le parti qv’on a pris en France de se departir du traite de (aaa)Transaction par force donner la Monarchie ⟨–⟩ Espagnolle toute entiere au Duc d’Anjou petit fils du RoyT.C. (bbb) partage fait avec le Roy de la Grande Bretagne, et Messieurs des Estats et de vouloir laMonarchie Espagnolle pour Duc d’Anjou[.] Les amis a qui j’ay fait voir vostre lettres trouuent ces raisonspeu solides et sont surpris du ton de maistre qve vous y prenes L4 (5) oblige de la peine qve vous (a) avesprise (b) vous estes donnee . . . maintenant (aa) pour justifier le parti (bb) en faveur du parti pris en Franced’abandonner le traite de partage (aaa) qu’on (bbb) qv’elle avoit (ccc) qve le Roy T.C. avoit fait sisolennellement erg. avec le Roy . . . les Estats; et de vouloir la succession de Charles II. dernier Roy dEspagne, pour le duc d Anjou. L5 (6) oblige . . . Estats Lil D1 D2

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oblige de la peine, que vous vous estes donne[e] de me communiquer enraccourci les plus specieuses raisons, qu’on allegue maintenant en faveur du parti pris enFrance d’attribuer au Duc d’Anjou la succession de Charles II. Roy d’Espagne et d’aband-onner le traite que le Roy T. C. avoit fait si solennellement avec le Roy de la GrandeBretagne, et Messieurs les Estats. Mais vous me permettres de vous dire, que ces raisons 5

paroissent peu solides, et que vous n’aves point sujet de prendre un ton de maistre commevous faites, jusqu’a insulter a Messieurs les Estats, dont la conduite a este pleine demoderation, au jugement meme du Roy T.C. Car je ne crois pas, que l’occasion d’eleverson petit fils au trone des Espagnols, qui l’a fait changer de volonte, l’ait fait changer desentiment a leur egard; et ce grand prince n’approuvera pas sans doute le mauvais zele de 10

ceux, qui vous ont suggere des expressions si dures et si meprisantes.II. Sa Majeste se souvient trop bien de la reponse, qu’elle fit donner au Comte de

Sinzendorff, Ministre de l’Empereur a sa cour, et de la lettre qu’elle ecrivit au Comte deTallard son Envoye en Angleterre, pour asseurer sa Majeste Imperiale, et le Roy de laGrande Bretagne, qu’il n’accepteroit point les offres des Espagnols contraires au Traite de 15

partage, et que, quoyque il arrivat, il ne s’en departiroit jamais, comme en effect le Traite leportoit deja luy meme, sans parler d’une infinite d’autres asseurances semblables, dans destermes si forts, que je n’ose point les rapporter, de peur de blesser le respect qui est du a SaMajeste. Apres des declarations si precises, il n’y a que des personnes mal informees oupeu raisonnables, qui puissent trouver mauvais, que l’Angleterre et la Hollande ne veulent 20

point se rendre meprisables en applaudissant aveuglement a tout ce qu’on a fait en Franceau prejudice du Traite, sans leur faire meme l’honneur de la moindre communication. Lesprincipales puissances de l’Europe pour maintenir la seurete publique, doivent avoir en

7 este (1) conforme a la justice L5 l (2) pleine de moderation L5 l D1 D2 8 T.C. (1) jusqv’a ceqve l’occasion (2) Car . . . pas meme gestr. qve l’occasion L5 9 des (1) Espagnes L5 l D1 (2)Espagnols, D2 9 Espagnols, (1) l’a fait changer de sentiment (2) qvi . . . volonte L5 10 egard; (1)Sa Majeste voit plus clair (2) et . . . n’approuvera L5 10 zele (1) des faiseurs (a) d invectives (b) delibelles, qvi L5 (2) de . . . qvi L5 l D1 D2 14 Envoye (1) chez le Roy de la Grande L5 (2) enAngleterre L5 l D1 D2 14 asseurer (1) l’Empereur L5 l D1 (2) sa Majeste Imperiale, L5 D2

16 jamais, (1) Outre ⟨–⟩ qv’il estoit manifeste L5 (2) comme . . . meme L5 l D1 D2 17–19 sans . . .Majeste D2 20 f. Hollande (1) les ⟨–⟩ qv’elles sont par (2) le trouuent (3) demandent une justesatisfaction (4) suivant aveuglement (5) ne veulent point se rendre meprisables (6) ⟨–⟩ s’accommodant atout L5 (7) ne . . . tout L5 l D1 D2 22 prejudice (1) de l’engagement pris avec ceux sans leur faire L5 (2)du . . . faire L5 l D1 D2 23–S. 192.2 l’Europe (1) doivent (a) estre pour la justice ⟨– –⟩ de negligergestr. et pour la bonne foy des (aa) ⟨seuretes⟩ (bb) promesses (b) avoir en main la balance de la deesseThemis, c’est a dire elles doivent estre pour la justice L5 (2) pour . . . promesses Lil D1 D2

4 traite: Gemeint ist der 2. Teilungsvertrag (3./25. März 1700). 12 f. Sinzendorff: PhilippLudwig Wenzel Graf von Sinzendorff. 13 f. Tallard: Camille d’Hostun, comte de Tallard.

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main la balance de Themis, et se declarer pour la justice et pour la bonne foy des pro-messes et des sermens. Aussi, des qu’on abandonnera ce grand principe de la bonne foy,qui empeche les hommes de se dechirer comme les bestes, il faudra bruler tous les Traites,et fouler aux pieds les droits les plus sacres: tout sera au plus fort et le monde [ressem-blera] a une forest remplie d’assassinats et de brigandages.5

III. Le droit de l’Archiduc estoit reconnu encor dernierement en France meme, pu-isqu’on luy laissoit le corps de la Monarchie Espagnole, excepte les Estats d’Italie; main-tenant a vous entendre parler, tout est change et rien ne luy appartient, parce qu’on a faitparoistre un Testament pretendu valable de Charles II. et qu’un Cardinal Espagnol, avecquelques autres de sa Cabale, profitant de l’appuy de la France et du desordre d’un gou-10

vernement foible, pretend renverser ou eluder toutes les dispositions des Rois precedens, etdes Estats des Royaumes, avec les Maximes fondamentales de sa patrie; jusqu’a mettrel’Espagne dans le danger evident de subir le joug de la France, et l’Europe apres elle:Chose qui auroit paru incroyable, si on l’avoit dit aux Espagnols d’autres fois, dont lecourage n’estoit pas encor amolli. Quoyque je ne doute point qu’il n’y ait encor en Espa-15

gne des grands restes de l’ancienne vertu, et des gens qui ne souffrent qu’avec peine cettehonteuse degeneration; mais ces bons sentimens sont opprimes par le parti dominant.

IV. Vous me dires, Monsieur, qu’on a eu tort en France de tant accorder a l’Archiduc,et qu’on n’y connoissoit pas encor le grand secret, qu’on a appris dans le pretendu Tes-tament de Charles II. que la renontiation de la Reine Marie Terese estoit conditionelle, et20

ne devoit avoir lieu qu’en cas de l’union de la France avec l’Espagne. Vous adjouteres que

2 et des sermens D2 2–4 principe (1) qvi (a) ⟨–⟩ du droit des gens, (b) empeche les hommes dese dechirer comme les bestes (aa) ce qvi arrivera (bb) il faudra bruler tous les traites, et fouler aux pieds L5

(aaa) le droit des gens L5 l (bbb) les droits les plus sacres Lil (2) qui empeche . . . sacres; D1 (3) de . . .sacres: D2 4 tout (1) est (2) sera L5 4 f. fort et (1) il n’y aura plus qve brigandage L5 (2) le . . .brigandages L5 l D1 D2 4 rassemblera D2 ändert Hrsg. nach Lil D1 5 forest (1) pleine L5 l (2)remplie Lil D1 D2 6 encor dernierement D2 7 Espagnole erg. L5 8 a . . . parler erg. L5

8 parce (1) qve deux ou trois (2) qv’on L5 9 Charles II. (1) qve la France (a) declaroit (b) a proteste(2) comme si les Rois pouvoient disposer des estats par des Testamens; non obstant (3) et L5 10 f. et(1) des autres (2) de la crainte (3) du . . . foible L5 11 ou eluder erg. L5 12 Estats des (1) pays, ettous jusqv’a sous mettre (2) Royaumes . . . mettre L5 13 l’Espagne (1) en danger de (2) dans le dangerevident de L5 13 France, et . . . elle. erg. L5 13 f. elle: (1) Revolution (2) Chose L5 15 point(1) qve l’Espagne ne sort pleine encor remplie (2) qv’il L5 18 f. l’Archiduc, (1) ou du moins, qvemaintenant ⟨–⟩ droit cesse par la volonte des peuples (2) qve la (3) et L5 19 pretendu erg. Lil21 que (1) la voix des (2) les L5

6 droit: Der auch von Frankreich abgeschlossene 2. Teilungsvertrag vom März 1700 sah für Erz-herzog Karl die spanische Krone vor, für Philipp von Anjou u.a. Neapel, Sizilien und Mailand.9 Testament: Karl II. hatte durch das auf den 2. Oktober 1700 datierte Testament Philipp von Anjou zumErben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt. 9 Cardinal Espagnol: Luis Manuel Fernandez dePortocarrero, Kardinalerzbischof von Toledo.

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les peuples se sont declares pour le Duc d’Anjou, et enfin que le parti du Testament est lemeilleur qu’on ait pu prendre pour maintenir la tranquillite de l’Europe. Pour vous satis-faire sur tout cela, et avant que de venir a la discussion du droit, il faudra prendre lanarration du fait d’un peu plus haut, que vous n’aves juge a propos de le faire.

V. La Monarchie d’Espagne est un tout, dont les parties ne sont jointes par aucune 5

union ou dependance de droit autre que celle qui vient d’un meme Maistre, qui avoit choisisa residence en Espagne, ou plustost en Castille, comme ont fait tous ceux qui ont succedea Charles Quint. Ainsi lors que les Castillans ont donne la loy aux autres, et particulie-rement aux provinces d’Italie ou des Pays-Bas, et y ont envoye des gouverneurs, ils nel’ont fait que comme Ministres de leur Roy, et nullement comme de l’Autorite de la 10

Regence de Castille etablie a Madrit. Voici comme ce tout du corps entier de la MonarchieEspagnolle se forma.

VI. Ferdinand, surnomme le Catholique, Roy d’Arragon par succession, et de Naplespar l’investiture du Pape Jules II. acquit la Castille par le mariage de l’Infantin Isabelle.

1 d’Anjou, (1) et qve vox populi est vox dei; unterstr. ou comme vous dites qve jus est in regnis,c’est a dire selon vous erg. et (a) qv’ils (b) qve les Nations se peuuent donner a qvi bon leur semble ⟨–⟩

(2) et L5 1 que (1) c’est le parti (2) le parti (a) qvi est pour le prince (b) du Testament L5 2 qu’on. . . prendre erg. L5 3 du droit erg. L5 4 le D2 5–12 Monarchie (1) Espagnolle a este (a) uncorps (b) jusqv’a la mort de (c) jusqv’icy un tout dont les parties n’ont este ⟨–⟩ jointes par aucune union oudependance de droit, autre qve celle qvi venoit d’un meme maistre, qvi avoit choisi sa residence enEspagne depuis Philippe II. Ainsi si les (aa) Espagnols (bb) Castillans envoyoient des gouuerneurs et desordres en italie ou aux paysbas, ils ne le faisoient simplement comme Ministres de leur Roy, et nullementcomme (aaa) Regens (bbb) de la part de la regence de Castille etablie a Madrit. Voicy comme ce tout futforme L2 (2) d’Espagne . . . forma L5 l D1 D2 7 Espagne (1) depuis (a) Philippe II (b) Charles II sontL5 (2) comme . . . Quint L5 l D1 (3) ou . . . Quint D2 8 aux . . . particulierement D2 10 Ministres de(1) leur (a) Roy L5 (b) Roys Lil (2) leurs Rois D1 (3) leur Roy D2 10 comme de (1) la part L5 (2)l’autorite L5 l D1 D2 11 f. tout (1) se forma L5 (2) du . . . forma l D1 D2 13–S. 194.20 Ferdinand(1) le Catholiqve Roy d’Arragon par (a) heritag (b) succession, et de Naples par l’investiture du pape julesII. acqvit la Castille, par le mariage de l’infante Isabelle. leur fille jeanne epousa Philippe Archiducd’Austriche, fils de l’Empereur Maximilian I. et de Marie heritiere de la Bourgogne et des pays bas. Et laReine isabelle estant morte, le Roy Ferdinand fut oblige de ceder le Royaume de Castille a jeanne sa fille,et a l’Archiduc qvi prit le nom de Philippes I. Roy de Castille, mais qvi mourut avant Ferdinand, et jeanneayant l’esprit affoibli par le sentiment de la perte de son mari, l’Archiduc Charles leur fils depuis Empereurle cinqvieme de ce nom eut (aa) premierement la Castille avec les pays bas, et depuis encor Arragon,Naples et les (bb) les pays bas par la mort de son pere, mais Castille et Leon, avec les conqvestes dunouueau monde conjoinctement avec sa mere; gestr. a cause de l’alienation d’esprit de sa mere, qu’on nelaissoit pas de nommer avec luy dans les Actes; et enfin il eut les Royaumes d’Arragon avec ses depen-dances, de Naples, et de Sicile apres la mort de Ferdinand le Catholiqve son ayeul (aaa) le tout encorpendant sa minorite et (bbb) maternel, et fut (aaaa) enfin maistre de l’Austriche et de ce qvi en depend(bbbb) encor eleve a l’Empire apres la mort de Maximilien son ayeul paternel. il laissa les provincesd’Espagne, d’italie et des pays bas a son fils Philippes II. avec le Milanois acqvis apres la mort du dernierduc Sforze erg. et les terres hereditaires d’Austriche a son frere Ferdinand I qvi par son mariage avecl’heritiere de la Hongrie et de la Boheme joignit ces deux royaumes au corps de la Maison d’Austriche, etsucceda enfin dans l’Empire, de sorte qve les deux branches de la Maison d’Austriche sont venues del’Empereur Ferdinand I. et du Roy Philippe II. qvi (aaaaa) s’empara encor du portugal (bbbbb) auroitencor joint l’Angleterre a tous ses grands estats, s’il avoit eu des enfans de la Reine Marie sa femme, il yjoignit pourtant le portugal, l’ayant conqvis sur le fondement d’un droit de succession qv’on luy contestoit.Mais les portugais ont depuis secoue le joug des castillans gestr. L2 (2) surnomme . . . Castil-lans. L5 l D1 D2 13 surnomme erg. L5 14 mariage de (1) l’Infante L5 l D1 (2) l’Infantin D2

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Leur fille Jeanne epousa Philippe Archi-Duc d’Austriche, fils de l’Empereur Maximilian I.et de Marie heretiere de la Bourgogne et des Pays-Bas. Et la Reine Isabelle estant morte, leRoy Ferdinand fut oblige de ceder le Royaume de Castille, qui n’estoit plus a luy, a Jeannesa fille, et a l’Archi-Duc, qui prit le nom de Philippe I. Roy de Castille, mais qui mourutavant Ferdinand son beau-pere; et Jeanne ayant l’esprit affoibli par le sentiment de la perte5

de son mari, l’Archi-Duc Charles, leur fils aine, depuis Empereur le cinquieme de ce nom,eut les Pays-Bas par la mort de son pere, mais Castille et Leon avec les conquestes duNouveau Monde le reconnurent a cause de l’alienation de l’esprit de sa mere, qu’on nelaissoit pas de nommer avec luy dans les Actes. Et puis il obtint les Royaumes d’Arr-agon[,] de Naples et de Sicile apres la mort de Ferdinand le Catholique son ayeul maternel,10

et fut eleve a l’Empire apres la mort de Maximilian son ayeul paternel. Il laissa l’Espagne,Naples et Sicile, avec les Pays-Bas, a son fils Philippe II. aussi bien que le Milanois, dont illuy donna l’investiture vacante par la mort du dernier Duc Sforze. Mais il ceda les terreshereditaires d’Austriche a son frere Ferdinand I. qui par son mariage avec l’heritiere de laHongrie et de la Boheme joignit ces deux Royaumes au corps de la Maison d’Austriche, et15

succeda enfin dans l’Empire. De sorte que les deux branches de cette Auguste Maison sontvenües de l’Empereur Ferdinand I. et du Roy Philippe II. qui auroit encor joint l’Angle-terre a tous ses grands Estats, s’il avoit eu des Enfans de la Reine Marie sa femme, fille deHenri VIII. Il acquit pourtant le Portugal, l’ayant occupe sur le fondement d’un droit desuccession, qu’on luy contestoit. Mais les Portugais ont secoue depuis le joug des20

7 mais les Roy. erg. u. gestr. L5 9 Et (1) enfin (2) puis L5 10 f. maternel, (1) ⟨–⟩ et futenfin eleve L5 (2) enfin pour comble de grandeur il fut eleve L5 l (3) en fin il fut eleve L5 Lil D1 (4) et futeleve D2 12 II. (1) avec (2) aussi bien qve L5 13 l’investiture (1) apres (2) vacante par L5

13 il (1) laissa (2) ceda L5 16 branches de (1) la maison d Austriche (2) cette . . . Maison L5 18 safemme, erg. L5

13 dernier duc: Francesco II. 14 l’heritiere: Anna, Prinzessin von Böhmen und Ungarn.

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195N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

Castillans.VII. Maintenant il faut considerer, que chaque Estat, qui fait un membre de la Mon-

archie Espagnolle, ou plustost sousmise aux Austrichiens de la Ligne Espagnolle, garde ses

1 Castillans. Absatz (1) Or (2) Maintenant il faut scauoir qve (a) tous (b) chaqve Estat qvi faisoit unmembre de la Monarchie Espagnolle, a garde ses anciens droits, sans (aa) aucune dependance prend (bb)qv’il se soit . . . l’autre. Pendant le Regne de Charles V. les Espagnols . . . este eleve; mais . . . beaucoup ala revolte des provinces unies. Cependant . . . ou dependance, mais parce . . . servir par le ⟨–⟩ de leur paysdes ministres qv’ils voudroient. Et pour . . . a la Castille, ny la Castille a l’Aragon comme les Aragonoisont monstre en plusieurs rencontres erg. le Royaume . . . les pays bas en font un cercle (aaa) qvi (bbb)qv’on a coustume (ccc) qve Charles V. forma . . . directe et le tout ensemble . . . De sorte qve les pays baset le Milanois ne scauroient estre unis a l’Espagne; ny en . . . meme Roy, (aaaa) sans qve (bbbb) a moinsqve l’Empire y consente. Absatz Or il est bien seur qve ny le pape ny l’Empire n’ont jamais consenti a riende cette nature. Et qv’ainsi les Castillans et les Arragonois n’ont acqvis aucune superiorite sur les (aaaaa)Estats de l’italie (bbbbb) provinces des pays bas ou de l’italie il est bon de considerer ces choses pour nese point laisser eblouir par les ⟨–⟩ gestr. Et comme les Rois ne scauroient disposer par Testament de leurEstats gestr. Royaumes, ny des fiefs ou terres obligees qv’ils tiennent erg. il en resulte manifestement qve

les Napolitains, les Siciliens les Flamans ⟨–⟩ et ceux qvi (aaaaaa) gouuernent ces provinces (bbbbbb)tiennent des gouuernemens ou charges dans ces provinces erg. ont este (aaaaaaa) trompes (bbbbbbb)abuses ou violentes d’une estrange maniere, lors qv’on les a fait recevoir un nouueau prince pretendu, surle fantome d’un Testament du feu Roy Charles II. et sur les ordres de la Regence Castillane qvi n’a rien aleur commander apres la mort du Roy. (aaaaaaaa) Mais c’est de qvoy, on parlera plus ample (bbbbbbbb)Et c’est une chose etonnante qve tant de nations se sont si peu souuenes de leur droits ou privileges. Siqvelqve chose de cette nature (aaaaaaaaa) qv’on vante maintenant l’esprit et la vigueur des (bbbbbbbbb)fut arrive il y a cent ou 200 ans, on auroit vu beau jeu; et sans aucune ⟨Textverlust durch Papierschaden⟩ne scay qvelle ⟨–⟩ gestr. eblouissement fatal ⟨–⟩ plus grands avantages ⟨– – –⟩ qvi leur a jamais ⟨–⟩ il n’y aqve cinqvante ans qv’un ⟨–⟩ de qvelqve bicoqve auoit ⟨–⟩ la hardiesse de capituler avec la cour ⟨–⟩ deFrance et le Roy son maistre[;] cela n’estoit pas bien, mais cela marqve tousjours de la vigueur etmaintenant des grands princes, epaules des forces de la moitie de l’Europe, n’ont pas celle de marchandertant soit peu et se laissent priver sans ⟨coup –⟩ erg. mais maintenant tout paroist etourdi ou abbatu a lahonte de nos temps. Qv’on aille vanter (aaaaaaaaaa) maintenant (bbbbbbbbbb) a present l’esprit et lavigueur des hommes de nostre siecle. Mais peutestre faut il l’attribuer a la fatalite. la providence nousvoulant punir, et nous disposant au joug. Mais puisqve gestr. Absatz autrement il semble impossible,qv’on se puisse (aaaaaaaaaaa) negliger (bbbbbbbbbbb) oublier a ce point. il n y a qve 50 ans, qv’ungouuerneur de qvelqve bicoqve va capituler avec la cour de France et avec le Roy son maistre. cela n’estoitpas bien, mais il marqve tousjours de la vigueur. Maintenant par un eblouissement qv’on peut bien appellerfatal ⟨–⟩ (aaaaaaaaaaaa) un grand prince (bbbbbbbbbbbb) un des plus grands princes de nos temps qvi adonne dans les plus grands dangers des marqves eclatantes erg. d’une (aaaaaaaaaaaaa) courage(bbbbbbbbbbbbb) valeur heroiqve ayant en main les plus grands avantages qvi pouuoient jamais arriver asa maison, les abandonne sans marchander sur la premiere nouuelle d’un Testament suppose d’une reso-lution de trois ou qvatre Espagnols gagnes par la France (aaaaaaaaaaaaaa) estant epaule(bbbbbbbbbbbbbb) qvi se donnent la qvalite de ⟨– et – Roy –⟩ gestr. et dont il ne dependoit plus enaucune facon, qvand ils l’auroient este. Son droit est de conserver les pays bas pour le veritable successeur,qvelqv’il auroit pu estre, et qv’asseurement on ne pouuoit pas discerner si tost de convoqver les EstatsGeneraux de ces provinces, pour former un gouuernement par interim, et de se rapporter au reste auSeigneur supreme de ces terres, cest a dire a lEmpire, a qvi le jugement de la succession appartient a cetegard. C’est ou personne auroit pu trouuer a redire; (aaaaaaaaaaaaaaa) des petits gouuerneurs en ont useainsi dans les (bbbbbbbbbbbbbbb) puis qv’il y (aaaaaaaaaaaaaaaa) paroissoit (bbbbbbbbbbbbbbbb) estoitoblige; des petits gouuerneurs de place en ont use ainsi dans des rencontres semblables d’un droit⟨Textverlust durch Papierschaden⟩; et on s’y attendoit en France, ⟨–⟩ qv’on y marqva par apres, qu’on auoit⟨–⟩ agreablement surpris de sa facilite outre le droit ⟨–⟩, c’estoit sa convenance qve pouuoit il risqver? ⟨–⟩les Hollandois n estoient il pas a portee pour ⟨–⟩, et la moitie de l Europe pour le secourir par apres ⟨–⟩pouuoit on enlever en un moment, toutes les fortes places ⟨–⟩ si grand pays n’estoit il pas asseure deplusieurs ⟨–⟩ particuliers L2 (3) Maintenant L5 l (4) VII. D1 D2 33 ou . . . Ligne Espagnolle D2

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196 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

anciens droits, privileges, prerogatives et libertes, sans qu’il se soit passe aucun Acte dedroit, qui ait sousmis l’un a l’autre. Sous le Regne de l’Empereur Charles Quint, lesEspagnols se plaignoient du pouvoir des Flamans, chez lesquels ce prince avoit este ne eteleve; mais depuis, sous Philippe II. les Flamans se plaignirent avec bien plus de raison dela domination des Espagnols, dont la violence contribua beaucoup a la perte des Provinces5

Unies. Cependant ce n’estoit en vertu d’aucune union avec l’Espagne, ou d’aucune de-pendance, que les Pays-Bas en pussent avoir, que les Espagnols y gouvernoient, mais parceque les Rois s’attribuoient le droit de se pouvoir servir pour le gouvernement de leur paysdes Ministres, qui bons leur sembloient. Et pour en estre mieux persuade, on n’a qu’aconsiderer que le Royaume d’Aragon meme, avec les isles Baleares et autres dependances,10

n’a jamais este uni a la Castille, comme les Aragonois ont monstre en plusieurs rencontres.Le Royaume de Naples est un fief du Pape, et ne scauroit estre uni a quelque autreRoyaume malgre le seigneur directe du fief. Il en est de meme des Pays-Bas et du Mila-

1 anciens (1) droits sans L5 (2) privileges, prerogatives L5 l D1 (3) droits, . . . prerogatives D2

2 l’autre. (1) Pendant L5 (2) Sous L5 D1 D2 3 ne et D2 4 se (1) plaignirent et avec L5 (2)plaignoient et avec Lil D1 (3) plaignirent avec D2 5 a la (1) revolution L5 (2) perte L5 D1 D2 7 en(1) avoient, mais L5 (2) pussent avoir L5 D1 D2 11 Castille, (1) ny la Castille a l’Aragon, comme L5 l(2) comme D1 D2

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197N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

nois, qui sont des terres de l’Empire. Le duche de Milan en est un fief, et les Pays-Bas fontpartie d’un cercle de l’Empire, que Charles Quint forma des terres qui avoient deja este al’Empire et de celles dont Francois I. luy avoit quitte le droit de Seigneur directe. Et il unitle tout ensemble et a l’Empire par des Actes passes du consentement de l’Empire et desEstats de ces provinces la; de sorte que Naples, la Sicile, le Milanois et les Pays-Bas ne 5

scauroient estre censes unis a l’Espagne, ny en avoir aucune dependance autre que per-sonnelle d’un meme Roy. Et apres la mort du feu Roy ces pays et leur gouverneursn’estoient point tenus a respecter les ordres de la Regence d’Espagne, soit pour la succes-sion ou autrement; ou plustost ils estoient tenus a ne les point respecter, puisqu’ils depen-doient dans ce cas des Seigneurs directs et supremes. 10

VIII. De plus c’est une chose bien douteuse, si les memes loix de succession ont lieu al’egard de Castille, d’Aragon, de Naples et Sicile, des Pays-Bas et du Milanois: mais cen’est pas icy le lieu d’en faire la discussion, qui seroit fort longue. Il est vray qu’on a tachede faire en sorte que non obstant qu’il n’y avoit point d’union reelle ou des pays pour enformer un corps civil ou Estat, il y eut tousjours l’union personnelle d’un meme maistre, et 15

par consequent qu’un meme prince succedat tousjours par tout, pour conserver la puissanceunie; mais on a pourtant doute par exemple, si dans le Royaume d’Aragon et dans celuy deNaples les femelles peuvent exclure les males d’une autre ligne. Pour ne rien dire desdoutes formes la dessus dans la Castille meme, et de l’ancienne pretension des Empereurs,que le Milanois estoit un fief masculin: Suppose aussi que la renontiation de la Reine 20

5 la Sicile, erg. Lil 6 unis a (1) l’Empire L5 (2) l’Espagne L5 D1 D2 7–9 Roy. (1) Absatz ilresulte de cette (a) narration (b) exposition au fait, qve (aa) le Traite de partage ne faisoit (aaa) aucun (bbb)point de tort a l Espagne, qvi n’en a aucun droit sur les provinces qv’on en vouloit detacher, mais auveritable successeur de Charles II., au pape, a l’Empire et aux Estats de pays, dont on disposoit malgre ⟨–⟩(bb) ce n’estoient pas les Espagnols qvi avoient (2) Io. qve les Espagnols n’avoient aucun droit de seplaindre du (a) droit (b) traite de partage, et si on y faisoit prejudice a qvelcun, ce n estoit ny aux Royaumede Castille ny a celuy d’Aragon, mais au prince a qvi estoit du la succession de Charles II, au pape et a (aa)l’Empereur (bb) l’Empire seigneurs supremes de Naples et du Milanois et enfin aux Estats de ces pays,dont on disposoit sans leur communication (aaa) c’est qve (bbb) Mais la necessite public (ccc) Aussin’avoit on fait ce traite qve pour disposer l’Empereur et les ⟨–⟩ a une Transaction, (aaaa) et pour lier(aaaaa) la France par un traite a borner ses pretensions (bbbbb) les Bourbons par un traite (ccccc) lesprinces (bbbb) pour profiter de l’engagement ou la France se mettoit (cccc) il en resulte 2o. L5 (3) Et . . .autrement; L5 D1 D2 7 feu D2 9 f. ou plustost . . . supremes. erg. Lil 10 f. supremes. (1) AbsatzCependant comme on a L5 (2) VIII. De D1 D2 12 f. mais . . . longue erg. L5 13 f. vray (1) qveCharles V. y a travaille pour faire L5 (2) qu’on . . . faire L5 D1 D2 14 f. pour . . . Estat D2 19 f. etde . . . masculin: D1 D2 20–S. 198.1 de la . . . Terese erg. L5

2 cercle: Burgundischer Reichkreis. 7 mort: 1. Nov. 1700.

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198 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

Marie Terese fut renversee en Castille et en Aragon, (ce que non) elle subsisteroit tousjoursa l’egard de Naples, des Pays-Bas, et du Milanois, puisque les renontiations sont efficacessans doute a l’egard des fiefs, et a l’egard des terres de l’Empire. Ainsi les Espagnols nevoulant point s’arrester a la renontiation des Infantes mariees en France, seroient causepour cela meme du partage ou demembrement des pays, ou la renontiation doit avoir toute5

sa force; et n’auroient a imputer le demembrement qu’a eux memes.IX. Mais quand on accorderoit que l’ordre de la succession qu’on pretend estre au-

torise en Espagne, et qui appelle ordinairement les filles de la ligne regnante, au prejudicedes males collateraux, doit avoir lieu dans tous les pays compris dans ce qu’on appelloit laMonarchie Espagnolle; qu’il faut prononcer par tout de la meme maniere sur la renonti-10

ation, et qu’ainsi Charles II. devroit avoir encor pour cela un seul successeur universel detous ses Estats; il est aise de monstrer, que ce successeur doit estre pris dans la Maisond’Austriche, et non pas dans la maison de Bourbon. Je demeure d’accord que selon cettesupposition sans les renontiations des Infantes mariees en France, les Bourbons seroientpreferables, mais ces renontiations sont si claires, si precises, si [solennelles], et ont tel-15

lement passe pour parties des loix fondamentales des traites et des Estats, qu’on ne lesscauroit renverser, sans renverser en meme temps tout le droit des gens, et toute la bonnefoy des Actes les plus importans. De sorte qu’il n’y aura plus lieu de se fier a aucunespacifications, contracts de mariage ou autres dispositions, promesses, et conventions desprinces.20

X. Voicy cependant l’ordre de la naissance en elle meme. Philippe IV. pere du dernierRoy d’Espagne, donna son ainee Marie Terese en mariage a Louys XIV. Roy de France, etla cadette Marguerite Terese a l’Empereur Leopold. Louis XIV. a eu le Dauphin de sonmariage, et le Dauphin est pere de trois princes, qui sont les Ducs de Bourgogne, d’Anjou

1 Terese (1) n’eut point de lieu L5 (2) fut renversee L5 D1 D2 3 f. Ainsi (1) rien ne (2) lesEspagnols (a) voulant detruire chez eux la force de la renontiation (b) ne voulant point (aa) avoir egard L5

(bb) s’arrester a la renontiation L5 D1 D2 5 f. demembrement (1) puisqve cette renontiation subsisteailleurs L5 (2) des . . . force L5 D1 D2 6 et . . . memes. D2 7 Mais (1) accordant qve la successionL5 (2) qvand . . . succession L5 D1 D2 8 ordinairement D2 9 pays de la Monarchie gestr. L5

10 f. qu’il (1) faille (2) faut . . . renontiation, et erg. L5 11 Charles II. (1) doive avoir qv au ⟨–⟩ (2)n’ait de droit qv (3) devroit L5 11 encor . . . cela D1 D2 12 il (1) faut monstrer L5 (2) est aise demonstrer L5 D1 D2 12 successeur (1) devoit L5 (2) doit L5 D1 D2 13 f. selon . . . supposi-tion D1 D2 15 solennes D2 ändert Hrsg. nach L5 D1 18 foy des (1) traites L5 (2) Actes D1 D2

18 importans. (1) Et (2) de sorte L5 19 de . . . promesses fehlt D1 21 Voicy (1) comment (2)cependant (a) ⟨–⟩ l’ordre de la succession qve la naissance (aa) donneroit (bb) seule etabliroit L5 (b) l’ordre. . . meme L5 D1 D2 21 f. pere . . . d’Espagne erg. L5 24 est pere de erg. L5

23 Dauphin: Ludwig, gest. 1711. 24 trois princes: Ludwig (Petit Dauphin), Herzog vonBurgund; Philipp, Herzog von Anjou; Karl, Herzog von Berry.

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199N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

et de Berry. L’Empereur a eu de Marguerite Terese une fille mariee a l’Electeur de Ba-viere, qui luy laissa un fils mort en bas age. Philippe III. pere de Philippe IV. donna aussil’ainee Anne, a Louys XIII. et la cadette Marie Anne a l’Empereur Ferdinand III. De LouisXIII. et Anne sont nes Louis XIV. et son frere Philippe duc d’Orleans pere du duc deChartres. De Ferdinand III. et de Marie Anne est ne l’Empereur Leopold pere du Roy des 5

Romains et de l’Archi-Duc Charles. Enfin Philippe II. pere de Philippe III. a donne l’in-fante Catherine sa fille a Charles Emanuel duc de Savoye, dont descend le Duc de Savoyed’aujourd’huy. Ainsi sans les renontiations, et suivant certaines suppositions susdites, lasuccession de Charles II. appartiendroit au Dauphin et a sa ligne, et a son defaut au ducd’Orleans et a sa posterite, et apres eux a l’Empereur Leopold ou a la sienne; laquelle 10

manquant encor la succession devroit estre deferee au Duc de Savoie. C’est pourquoy leDuc d’Orleans et le Duc de Chartres auroient eu raison sans la renontiation de Anned’Austriche de protester contre le Testament de Charles II. qui leur prefere meme le Duc deSavoye, et les Archi-Duchesses filles de l’Empereur precedent aussi le Duc de Savoye, etdevoient estre nommees avant luy. On a receu en France la protestation du Duc d’Orleans, 15

et on n’a egard au Testament, qu’autant qu’il est utile.XI. Mais ce droit des Infantes Marie Terese et Anne d’Austriche Reines de France et

de leur posterite a este aneanti aux contracts de mariage par les renontiations les plussolennelles, jurees sur les Evangiles, confirmees par les sermens de leur epous, et par destraites les plus autorises. Particulierement celuy des Pirenees a este le traite de la paix entre 20

1 L’Empereur (1) n’a eu (a) qv’une fille de Marguerite Terese (b) de Marguerite Terese qv’une filleL5 (2) a . . . fille D1 D2 1 f. Baviere, (1) dont apres la mort du prince Electorat il ne reste (2) qvi luy (a)donna L5 (b) laissa . . . age L5 D1 D2 2 f. Philippe IV. (1) eut encor deux filles (2) donna . . . LouysXIII. en faveur d’un double mariage gestr. et . . . Ferdinand III. L5 4 f. frere (1) qvi a (2) a qvi (3) qvide Madame fille de Charles Louis Electeur palatin a eu le duc de Chartres. L5 (4) Philippe . . . Char-tres L5 D1 D2 8 d’aujourd’huy. (1) Et c’est a ⟨–⟩ L5 (2) Ainsi L5 D1 D2 8 et . . . susdites, D1 D2

9 defaut a remis gestr. L5 10 sienne; (1) et enfi L5 (2) laqvelle L5 D1 D2 11 encor (1) elle L5 D1

(2) la succession D2 11–13 C’est (1) pourqvoy le duc d’Orleans et (a) les ducs (b) le duc de Chartresont proteste (2) sans la renonciation d’Anne d’Austriche pourqvoy le duc d’Orleans et le duc de Chartresont eu Raison (a) de (b) svivant les principes de la France de protester L5 (3) pourquoy . . . protes-ter L5 D1 D2 14 f. Savoye, et (1) doivent D1 (2) devoient D2 17 Mais (1) cet ordre L5 (2) cedroit L5 D1 D2 17 f. et . . . posterite erg. L5 18 aneanti (1) avant leur mariages (2) En les mariantL5 (3) aux . . . mariage L5 D1 D2 19 jurees (1) et (2) sur les Saint gestr. Evangiles L5 19 par les(1) epoux et leur L5 (2) sermens L5 D1 D2 20 plus (1) solennels L5 (2) autorises L5 D1 D2

1 fille: Maria Antonia heiratete Maximilian II. von Bayern. 2 fils mort: Ferdinand Wenzel.4 f. Chartres: Philipp II. von Orleans war Titularherzog von Chartres. 6 Charles: Der spätere KaiserKarl VI. war ab 1703 spanischer Gegenkönig. 7 Duc . . . d’aujourd’huy: Viktor Amadeus II.14 Archi-Duchesses: Maria Antonia, Maria Elisabeth, Maria Anna, Maria Josepha, Maria Magdalena.

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les deux Couronnes, ou sans la renontiation le mariage ne se seroit point fait. Donc elledoit subsister, ou il faut dire, que les traites ne sont que des pieges, et que la justice n’estqu’une chimere. Quelques ecrivains Francois ayant cherche toute sorte de chicanes pourautoriser l’invasion des Pays-Bas par les armes de la France apres la mort de Philippe IV.s’emanciperent jusqu’a revoquer en doute la validite de la renontiation. Mais ils furent5

foudroyes par les raisons invincibles de l’auteur du Bouclier d’Estat et de justice, qui mitleur absurdite dans un tres grand jour. Rien ne fut plus ridicule, que la raison qu’ilsprenoient de ce que les 500. mille pistolles de dot n’avoient pas este payees a la reine, caroutre que les Espagnols avoient demande l’enregistrement dans les parlemens qu’on leurrefusoit; le bon sens dicte qu’il n’y a point de proportion entre cette somme et la Monar-10

chie d’Espagne, et que tout au plus la Reine en auroit pu demander les interests, et quefaute de ce payement on ne pouvoit renverser une clause, qui avoit este le fondement dumariage meme, qu’il auroit fallu revoquer aussi a ce compte avec ses effects. De plus ladot ne se donnoit pas en equivalent des Estats, mais des joyaux, meubles, et autres biensproprietaires, comme le texte le marque assez.15

1 Couronnes, (1) et sans la renontiation ny le mariage, ny (a) le traite de paix seroit fait (b) la paixseroit faite (2) ou sans la renontiation le mariage (a) ne (aa) se (bb) ce seroit point fait dont (b) qvi facilitela paix, gestr. ne . . . fait L5 2 doit (1) avoir lieu L5 (2) subsister L5 D1 D2 2 dire, quetous gestr. L5 4 f. IV. (1) et ils s’emanciperent alors L5 (2) s’emanciperent jusqu’a L5 D1 D2 6 de

l’auteur erg. L5 7 la (1) defaite dont ils se servoient L5 (2) raison L5 D1 D2 10 f. dicte (1) qve ceL5 (2) qv’il . . . d’Espagne, et L5 D1 D2 11 plus (1) ils en auroient pu demeurer L5 (2) la . . .demander L5 D1 D2 12 fondement (1) d’un L5 (2) du L5 D1 D2 13–15 De . . . assez D1 D2

3 ecrivains Francois: So z. B. ANTOINE BILAIN, Traitte des droits de la reyne tres Chrestienne surdivers estats de la Monarchie d’Espagne, 1667. Lateinische, spanische, niederländische, englische unddeutsche Fassungen trugen zur weiten Verbreitung dieses polarisierenden Traktats in Europa bei.4 l’invasion: Devolutionskrieg (1667–1668). Nach dem Tod Philipps IV. (17. September 1665) meldeteLudwig XIV. Ansprüche auf Teile der Spanischen Niederlande an. Zur Rechtfertigung wurde angeführt,daß die im Heiratsvertrag zwischen Ludwig XIV. und der Infantin Maria Theresia festgelegte Mitgift nichtausbezahlt und der Erbverzicht der Königin daher ungültig sei. Als weitere Rechtsgrundlage wurde vonfranzösischen Legisten das brabantische Erbrecht herangezogen. In diesem war die sog. Devolution vor-gesehen, ein privatrechtliches Instrument, das das Erbrecht von Kindern aus erster Ehe vor jenes derKinder aus zweiter Ehe stellte. Daraus folgerten französische Juristen, dass die Spanischen Niederlandenicht an den noch minderjährigen spanischen Thronerben Karl II. übergehen dürften, weil dieser nur ausder zweiten Ehe Philipps IV. stammte, Maria Theresia hingegen aus dessen erster Ehe. Deshalb sei siebzw. ihr Gemahl Ludwig XIV. in Brabant erbberechtigt. 6 Bouclier . . . justice: FRANZ PAUL VON

LISOLA, Bouclier d’estat et de justice, contre le dessein manifestement decouvert de la monarchie univer-selle, sous le vain pretexte des pretentions de la reyne De France, 1667.

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XII. Des personnes passionnees pour le parti et peu versees dans le droit ont plusieursautres petites raisons dans la bouche depuis long temps contre la force de la renonciation.Et comme on ne peut point faire prejudice au droit d’autruy, ils s’imaginent que la renon-tiation d’un pere ou d’une mere ne scauroit faire prejudice aux enfans, et qu’ainsi ce que laReine Marie Terese et le Roy son Epous ont promis, ne scauroit nuire au Dauphin. Mais 5

outre que le Roy ne pourroit donc pas appuyer au moins les pretensions du Dauphin et desa ligne, lie comme il est par son serment; il faut scavoir qu’il est vray qu’on ne peut pointderoger au droit acquis d’autruy, et que meme un pere ne peut point diminuer celuy de sesenfans deja engendres. Mais quant a celuy des enfans futurs, toute la jurisprudence lescompte pour non existans a cet egard; pour des non-estres, qui sont sans attributs; et par 10

consequent pour n’ayans encor aucun droit acquis, sans cela il seroit impossible de fairedes loix, pactes, alienations ou transactions stables, puisque ceux, qui ne sont pas encore,ne scauroient estre induits a consentir et seroient tousjours receus a s’opposer a ce qui aeste fait. Et cela auroit lieu sur tout entre les princes et Estats; et par consequent tous lestraites, cessions, echanges, compositions, seroient en danger d’estre renverses. 15

XIII. On a donc bien fait de se raviser maintenant en France, suivant ce qui paroistaussi dans vostre lettre, et de tenir la renonciation pour bonne et valable a fin de sauver lesapparences de la bonne foy des Traites et des sermens. Mais il semble que c’est dansl’esperance d’echapper par une porte de derriere, puisque on apporte une nouvelle Excep-

3 peut (1) pas L5 (2) point L5 D1 D2 3 f. renontiation (1) du pere L5 (2) d’un . . . mere L5 D1 D2

4 faire (1) ⟨–⟩ L5 (2) prejudice aux L5 D1 D2 5 scauroit (1) faire prejudice L5 (2) nuire L5 D1 D2

8 acquis erg. L5 9 deja (1) nes L5 D1 (2) engendres D2 9 quant (1) aux enfans (2) a . . . enfans (a)a naistre L5 (b) futurs L5 D1 D2 10 a . . . egard D1 D2 10 pour des . . . attributs D2 12 loix D2

12 stables (1) dans les familles; les L5 (2) puisqve L5 D1 D2 12 encore erg. L5 13 receus a (1)renverser L5 (2) s’opposer a L5 D1 D2 15 traites, (1) toutes les cessions, toutes dispositions L5 (2)cessions L5 D1 D2 15 f. renverses. (1) J’approuve fort, qv’on s’est ⟨– –⟩ (2) On a donc bien fait de seraviser maintenant L5 (3) XIII. D1 D2 17 aussi D2 17 et (1) qv’on tient la renonciation des L5 (2) de. . . renonciation L5 D1 D2 17 valable (1) pour L5 (2) a fin de L5 D1 D2 19–S. 202.7 derriere, (1)Comme (2) C’est comme dans un naufrage, lorsqv’on (3) car on a (4) par le moyen d’une (5) car (6) enemployant une nouuelle Exception qvi porte, qve le motif de la renontiation qvi estoit l’empechement del’union des deux Couronnes. (7) voici vostre (8) puisqv’on apporte une nouuelle Exception comme si laRenonciation cessoit parce qve son motif qui est l’empechement de l’union des deux couronnes cesse apresent. (a) voicy (b) Mais voici ce qvi renverse (aa) vostre (bb) cette Exception de fonds en comble, (aaa)premierement (bbb) Imo les jurisconsultes la rejettent en general, (aaaa) secondement (bbbb) 2do le contractde mariage la rejette en termes expres, (aaaaa) troisiemement (bbbbb) 3tio (aaaaaa) il est dit expres qv’il ya encor d’autres causes, motifs, dont qvelqvesuns (bbbbbb) le motif susdit ne cesse pas; (aaaaaaa) qva-triemement (bbbbbbb) 4to il paroist qv’il y (aaaaaaaa) a (bbbbbbbb) doit avoir eu encor d’autres motifs,et ⟨–⟩ je vous monstreray tout cela ⟨– –⟩ il est fait gestr. et 5to il est fait mention en termes expres.

(aaaaaaaaa) qvant au premier point, il faut qve je vous dise (bbbbbbbbb) ie vay vous monstrer tous cespoints mais il faut vous entendre auparavant L5 (9) puisque . . . auparavant. D1 D2

17 dans . . . lettre: s. N. e333 a, Abs. 7.

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202 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

tion, comme si la Renontiation cessoit parce que son motif, qui est l’empechement del’union des deux couronnes, cesse a present. Mais voici ce qui renverse cette exception defonds en comble. 1mo les jurisconsultes la rejettent depuis longtemps en general; 2do lecontract de mariage la rejette en termes expres; 3tio le motif susdit ne cesse pas; 4to ilparoist et est dit qu’il y doit avoir eu encor d’autres motifs; et 5to il est fait mention en5

termes expres d’un autre motif qui a lieu icy. Je vay vous monstrer tous ces points, mais ilfaut vous entendre auparavant.

XIV. La renonc ia t i on (me dites vous Monsieur,) es t va lab l e e t do i t subs i s -t e r en egard au mo t i f e t dans l e cas qu i l ’ a caus e e . [. . .] Or le mo t i f , qu iavo i t caus e l a renon t i a t i on de la Re ine Mar i e Tere se , n ’ e s to i t au t r e [. . .]10

que la c ra in t e de vo i r l e s deux Monarch i e s reun i e s par succes s ion dansune seu l e e t meme per sonne . On a lieu de s’etonner que cette invention n’a parudans le monde, que lors qu’on s’est avise de produire un Testament au nom du Roy CharlesII. ou cette interpretation contraire a toute la jurisprudence est autorisee. L’auteur desdroits de la Reine, non plus que l’Archeveque d’Ambrun Ambassadeur de France a15

Madrit[,] ne s’en sont point appercus, comme il paroist par leur ouvrage, marque bienclaire que le texte ne leur fournissoit aucune occasion de penser a cette glose. Car ils sontassez fertiles en echappatoires. Mais sans appuyer sur leur exemple il faut que je vous dise(Imo) qu’il n’y a point de vray jurisconsulte, qui ose raisonner ainsi de peur de se prostituer.Il faut n’avoir que ce qu’on appelle une j u r i s p r ud e nc e c e r e b r i ne , c’est a dire que les20

personnes peu instruites se forment de leur teste sur des legeres apparences pour confondrel a c o nd i t i o n avec l a c a us e exprimee dans quelque disposition. Les vrais jurisconsultesy ont pourveu il y a long temps, en rejettant cette exception que vous soutenes. XXXX

3 depuis longtemps D2 5 et . . . dit D2 6 d’un . . . icy. D2 8 r enonc ia t i on (1) (ditesvous) L5 (2) (me dites vous Monsieur) L5 D1 D2 13 de (1) fabriqver L5 (2) produire L5 D1 D2 14 ou. . . autorisee erg. L5 16 point (1) avises L5 (2) appercus . . . ouvrage L5 D1 D2 16 marque (1) qv’iln’y auoit bien claire qve c’est L5 (2) bien claire qve L5 D1 D2 17 leur (1) fournissent D1 (2)fournissoit L5 D2 17 f. glose. (1) Elle (2) Cellecy (3) cette exception aussi ne peut estre soutenue qvepar des gens. L5 (4) Car . . . echappatoires L5 D1 D2 18 f. dise (1) Monsieur L5 (2) (Imo) L5 D1 D2

20 Il (1) n’y a qve les gens qvi L5 (2) faut L5 D1 D2 20 f. les (1) ignorans L5 (2) personnes peuinstruites L5 D1 D2 21 de . . . teste erg. L5 23 rejettant (1) cette (a) chicane (b) exception (2)generalement cette exception qve vous (a) dites ⟨–⟩ (b) soutenes L5 (3) cette . . . soutenes. D1 D2

23 soutenes. (1) le Jurisconsulte Cajus L5 (2) Cajus . . . Romain L5 D1 D2

8–12 La renonc ia t i on . . . p e r sonne . : s. N. e333 a, Abs. 7. 15 l’Archeveque d’Ambrun:Georges d’Aubusson de la Feuillade. Von ihm stammt La defense du droit de Marie Therese d’Austriche,Reine de France a la succession des couronnes d’Espagne, 1674 (1699). Ein weiterer Verfasser wurdedazu nicht ermittelt. 20 j u r i s p r u d e n c e c e r e b r i n e , : Als feststehender Ausdruck nicht ermittelt.

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203N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

Cajus ancien jurisconsulte Romain dans la dixseptieme loy du titre des Digestes, qui traitedes Conditions et designations, remarque que si le Testateur dit: Je donne ma terre a Titius,parce qu’il a eu soin de mes affaires, ce leg est du, quand la raison se trouveroit fausse;mais si la raison avoit este marquee conditionellement; c’est a dire si le testateur avoit dit,je luy donne la terre s’il se trouve qu’il a eu ce soin la; rien ne luy seroit du en cas que cela 5

ne se trouvat point vray. Cette distinction est fort judicieuse. Il y a bien de la differenceentre s i et pa r c e q u e : L’enontiation modifiee par un si est en suspens; mais l’enontiationdont on veut donner la raison, est pure et absolue, et peut subsister quand cette raisonn’auroit point de lieu. Souvent les hommes n’expriment pas tous leurs motifs, ou se serventde pretextes pour couvrir leurs veritables raisons, et cela suffit sans deroger a leur volonte 10

et a son effect, surtout dans les cas ou leur disposition peut suffire, quand ils n’en don-neroient aucune. Cependant (IIdo) quand nous n’aurions point ny ces raisons ny l’autoritedes jurisconsultes, nous avons ce qui est encor plus positif, c’est que le contract de mariagememe rejette expressement cette exception, disant, que les descendans de [. . .] MarieTerese seront exclus n on ob s t a n t qu ’ i l s [. . .] pus sen t d i r e , [. . .] qu ’en l eur s 15

per sonnes ne [. . .] s e peuven t [. . .] cons ide re r l e s d i t e s ra i sons . Voyesl ’Ex t ra i t de l ’Ac t e de la Renon t i a t i on , mis a la fin de cette Lettre, que je vousenvoye avec elle, ou vous trouveres ce qui sert a refuter vostre explication, marque pard’autres Caracteres.

XV. Quoique tout cela soit plus que suffisant, neantmoins il y a bien d’autres choses a 20

dire, qui detruisent absolument cette chicane. Si l’intention de ceux qui sont intervenus a larenontiation avoit este d’empecher uniquement la jonction des deux Monarchies, et delimiter la disposition a ce seul cas, ils pouvoient et devoient parler comme on a coustume

2 designations, (1) dit expres (2) ecrit L5 (3) remarqve fort judicieusement gestr. L5 L5 D1 D2

3 leg luy gestr. L5 3 quand (1) cette L5 (2) la L5 D1 D2 3 f. fausse; (1) et (2) mais si (a) elle avoiteste comme (b) cette cause ⟨–⟩ avoit este conclue L5 (c) la . . . marquee L5 D1 D2 7–9 parce que: (1)la condition (2) l’enontiation (a) ⟨–⟩ (b) modifiee . . . l’enontiation (aa) ⟨–⟩ (bb) dont . . . lieu erg. L5

9 pas (1) toutes leur raisons L5 (2) tous . . . motifs, L5 D1 D2 10 veritables (1) motifs L5 (2) rai-sons L5 D1 D2 10 f. sans . . . effect D2 11 surtout erg. L5 12 aucune raison gestr. L5

12–16 aucune. (1) Mais ⟨–⟩ le contract de mariage dit expressement, qve (2) cependant . . . rai-sons erg. L5 14 de Marie Terese D1 D2 16 f. Voyes . . . Lettre D1 D2 17–19 que . . .Caracteres D2 19 f. Caracteres. Absatz (1) Mais en venons (a) a nostre cas ⟨–⟩ (b) au cas dont il s’agit(2) cela ⟨–⟩ (3) quoyqve tout cela soit plus que suffisant, neantmoins L5 (4) XV. . . . neantmoins D1 D2

21 chicane. (1) Supposons qve l uniqve motif allegue pour la renontiation, eut este d’empecher la jonctionde ces deux monarchies, et qv’on (2) ⟨–⟩ premierement l’intention de ceux qvi ont de la (3) N’est il pasvray que si l’intention L5 (4) Si l’intention D1 D2 23 devoient (1) dire L5 (2) parler L5 D1 D2

23–S. 204.1 a (1) dit en d’autres rencontres a L5 (2) coustume . . . rencontres L5 D1 D2

16 f. l ’Ex t ra i t : s. unten, S. 224, Z. 1 – S. 225, Z. 11.

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204 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

de s’expliquer dans des semblables rencontres d’une si grande importance pour obvier auxdoutes; c’est a dire ils devoient dire clairement, qu’en cas que le Roy Louys XIV. auroitdeux enfans males de la Reine Marie Terese, le second pourroit succeder en Espagne, ous’il n’auroit qu’un male avec des filles, ou des filles seulement; l’ainee des filles y pourroitsucceder etc. au lieu qu’il est dit tout le contraire, comme je remarqueray tantost. Peut on5

croire qu’un aussi habile negotiateur que le cardinal Mazarin et tout le Ministere de Franceauroit neglige de faire marquer distinctement une disposition de cette consequence enfaveur de la maison de Bourbon, s’il avoit scu, que c’estoit le sens de l’Acte, et s’il auroitose en faire la moindre mention? Il faut avoir perdu le sens commun, pour se le pouvoirpersuader. Mais qui plus est (3tio) ce motif de l’empechement de l’union des couronnes ne10

cesse point, et ces distinctions et reservations sont bien perilleuses en matieres d’estat, puisqu’on n’aura point d’asseurance contre ce qu’on craint, que dans la parole et bonne foy desBourbons. Ne peut il pas arriver que l’aine manquant en France ou sa posterite, le second,deja Roy d’Espagne, luy succede, qu’on aura bien de la peine de faire lacher prise? Dangerdes plus evidens [ou] il ne faut point s’exposer, sur tout si les promesses, traites et sermens15

ont si peu de force. Ainsi le moyen seur d’eviter la conjonction estoit, d’en eviter d e s l o r sl e s occas ions (comme le Contract de mariage le dit expressement pour prevenir cettechicane) et de couper entierement le fil de la succession des princes Francois pour fairecesser l’esperance des Francois et la crainte des Espagnols. Mais ce qui peut convaincre lesplus opiniastres, est (4to) que si la renontiation estoit si bornee au seul cas de la conjonc-20

tion presente des deux couronnes; pourquoi faire renoncer l’infante pour toute sa descen-

1 f. pour . . . doutes D2 2 clairement D2 3 males et femelles gestr. L5 5 au . . .tantost D2 6 et . . . France D2 7 de faire . . . distinctement erg. L5 7 cette (1) importance L5

(2) conseqvence L5 D1 D2 7 f. en . . . Bourbon D2 8 s’il (1) avoit L5 D1 (2) auroit D2

9 perdu L5 D2 9 f. commun (1) qve de se pouuoir persvader le contraire L5 (2) pour . . . persvader.L5 D1 D2 10–18 persuader. (1) il faut ⟨–⟩ adjouter qve ces distinctions (2) Mais . . . l’empechement (a)entre (b) de l’union . . . de faire (aa) qvitter (bb) lacher prise (aaa) et (aaaa) une ⟨–⟩ de ⟨–⟩ semblables qvine sont qve trop (bbbb) autres (cccc) plusieurs (bbb) danger . . . sur tout (aaaaa) qvand (bbbbb) si lespromesses et traites ont si peu de force. Ainsi le moyen seur d’eviter (aaaaaa) l’union (bbbbbb) laconjonction estoit (aaaaaaa) d’eviter toute occasion qvi pouuoit (bbbbbbb) tout ce qvi pouuoit donneroccasion a (ccccccc) d’en eviter (aaaaaaaa) toute occasion comme ledit (bbbbbbbb) deslors les occasions(comme le contract de mariage le dit expressement (aaaaaaaaa) et par conseqvent ⟨–⟩ pour prevenir ⟨–⟩(bbbbbbbbb) pour (aaaaaaaaaa) prevenir (bbbbbbbbb) detruire (cccccccccc) prevenir cette chicane et decouper entierement le fil de la succession des princes francois erg. L5 11–13 puis . . . Bourbons D2

15 au D2, ändert Hrsg. nach L5 D1 15 promesses, (1) et traites ont D1 (2) traites . . . ont D2

18 f. pour . . . Espagnols D2 19 f. qvi (1) sert de trait absolument, c’est qve (a) si c’estoit larenontiation (b) la renontiation ⟨–⟩ de tous les descendans premiers et seconds (2) peut (a) suffire (b)convaincre les plus opiniastres (c’est 4to) qve si la renontiation L5 (3) peut . . . renontiation D1 D2

21 presente D2 21 f. descendence ou erg. L5

17 Contract de mariage: S. 224, Z. 1 – S. 225, Z. 11.

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205N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

dence ou posterite sans distinction de sexe, ma l e s e t f eme l l e s , comme il est dit entermes expres; puisque 1’on scait et tient pour indubitable, que les filles ne succedent pointau Royaume de France. Donc il faut qu’il y eut encore [d’]autres motifs et que le sens de ladisposition ait este plus etendu.

XVI. Enfin (5to) pour Vous combler la mesure, en sorte que vous n’ayies plus le mot a 5

dire sur ce point, souffres Monsieur, que je vous fasse voir combien on vous a abuse, envous faisant croire, que le motif de la renontiation n ’e s to i t a u t r e que la crainte de voirles deux monarchies unies; car dans le dit endroit du contract de mariage de la Reine T. C.ou dans celuy de l’Acte de la Renontiation qu’on vous a cite, il est dit expressement:At t endu la qua l i t e d e s susd i t e s ET AUTRES jus t e s ra i sons , e t no tammen t 10

ce l l e de l ’ ega l i t e qu i s e do i t conse rve r . Et cette e ga l i t e ne peut signifier sansdoute que l a r e to r s i on contre les Francois, qui ne permettent point que d’autres etparticulierement les descendans des filles de France mariees en Espagne succedent chezeux. Ainsi quand le motif de la crainte de la conjonction cesseroit, il en reste a s s ezd ’ a u t r e s . Vous juges bien qu’il y en peut avoir encor eu, qu’on n’a pas voulu dire; par 15

exemple la puissante repugnance que les Espagnols non encor degeneres avoient a sesousmettre a un Prince Francois apres avoir este tant mal traites par la nation francoise; ledessein de conserver la Monarchie dans la Maison d’Austriche, dont le gouvernement estsi doux; l’exemple de la renontiation de la Reine Anne d’Austriche et beaucoup d’autresraisons, dont il est inutile icy de faire le detail. 20

1 posterite (1) masculine et feminine unterstr. L5 (2) sans . . . femelles L5 D1 D2 2 et . . .indubitable D2 3 f. France. (1) et ⟨–⟩ ce cas de la conjonction des couronnes n’estoit pas le seul motifde l’Acte (2) donc il faut qv’il y eut (a) aussi (b) encor d’autres motifs et qve le sens de la disposition (aa)soit (bb) ait este plus etendu L5 (3) Donc . . . etendu. D1 D2 5 mesure, (1) et pour vous ne point L5 (2)en L5 D1 D2 6 je vous (1) dise qu’on vous a L5 (2) fasse . . . abuse L5 D1 D2 7 que lemotif unterstr. L5 7 a u t r e que (1) le cas L5 (2) la crainte L5 D1 D2 8 car (1) il est ditexpressement (2) dans le dit (a) article cinqvieme du contract L5 (b) endroit du contract L5 D1 D2

8 f. ou . . . Renontiation D1 D2 9–15 expressement: (1) Ainsi qvand ce motif cesseroit et ne s’ensvitpoint qve tous les autres cessent. (2) le motif de la crainte de la conjonction cesseroit, il en reste assez pources causes et autres (a) aussi (b) non moins ⟨– –⟩ L5 (3) Attendu la qvalite des susdites et autres justesraisons et notamment celle de l’egalite qvi se doit conserver; unterstr. et cette egalite unterstr. ne peutsignifier sans doute qve la retorsion contre les Francois qvi ne permettent point qve d’autres succedent chezeux. Ainsi qvand le motif de la crainte de la conjonction cesseroit il en reste assez d’autres L5 D1 D2

12 f. et . . . Espagne D2 15 encor D2 16 non . . . degeneres erg. L5 17 f. le (1) droit deretorsion pour L5 (2) dessein L5 D1 D2 19 f. doux; (1) le droit de retorsion contre les francois qvi nepermettent point qve d’autres succedent chez eux; et qv’on peut meme avoir voulu marqver couuertementpar le mot ⟨– – des deux couronnes⟩ qu’on y a ⟨–⟩ dit devoir estre conservee. erg. (2) l’exemple de larenontiation de (a) l’infante (b) la Reine Anne d’Austriche et beaucoup d’autres raisons, dont il est inutileicy de faire le detail. L5 (3) l’exemple . . . detail D1 D2

1 ma l e s . . . f eme l l e s : S. 224, Z. 19. 9–11 At t endu . . . conse rve r : s. unten,S. 224, Z. 13 – S. 224, Z. 15.

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206 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

XVII. Ainsi la renontiation pure et simple de la Reine Marie Terese pour Elle et poursa posterite subsistant dans sa pleine vigueur, peut on plus douter du droit de l’Empereur etde sa lignee? Car je ne scay si vous oserez soutenir, que les peuples ont le pouvoir d’oster aun prince la couronne qui luy appartient, suivant leur bon plaisir; le principe des ennemisdes Monarchies, qui mettent tout le supreme pouvoir dans le peuple, estant hautement5

desapprouve et passant pour seditieux en France. Cependant, comme vous pourries avoirdouble poids et double mesure, approuvant ou desapprouvant des dogmes suivant vosinterets; il faut encor vous forcer dans ce dernier retranchement. Vous voules donc (cesemble) que les peuples d’Espagne et autres, ayans receu le Duc d’Anjou pour seigneur; ilest devenu par cela meme leur prince legitime. A cela je vous reponds, que ce consente-10

ment ne suffit pas, et qu’il ne se trouve point.XVIII. Pour vous monstrer qu’il ne suffit pas, et ne sauroit subsister en justice, c’est

assez qu’on ne peut oster a personne ce qui luy appartient sans qu’il soit coupable. Or ledroit estant pour l’Empereur et pour l’Archiduc comme il a este assez monstre, commentles peuples peuvent-ils detruire ce droit? Puisqu’on scait que les Rois et princes ne le15

peuvent pas meme faire ny tout l’Estat a l’egard de quelques particuliers, qui leur sontsujets, suivant l’ancienne clause ou les princes ou Estats disent: sauf nostre droit en autrechose et celuy d’autruy en toutes. Or que peut on imputer a l’Empereur, qui par un grand

1 pure et simple erg. L5 2 posterite (1) mais (a) demeurant (b) subsistant pure et simple dans savigueur L5 (2) subsistant . . . vigueur L5 D1 D2 3 de sa (1) posterite L5 (2) lignee L5 D1 D2 3 ont (1)droit L5 (2) le pouvoir L5 D1 D2 4 suivant . . . plaisir erg. L5 4 f. principe des (1) MonarcomaqvesL5 (2) ennemis des Monarchies L5 D1 D2 5 tout erg. L5 6 France. (1) comme l’auteur des avis auxRefugies a fort bien monstre. (2) Cependant comme (a) on remarqve L5 (b) vous L5 D1 D2 8 retran-chement. (1) il (2) Qvoyqve il soit tres vray qve les princes (a) sont faits (b) ont este establis soit par ordrede dieu, ou par le consentement des sujets, pour rendre les peuples heureux; il ne s’ensvit point qve lessujets puissent priver le prince de la couronne, (aa) a moins qv’il (bb) si ce n’est pour qv’en cas de laderniere necessite, qvi n’a point de loy. Car (aaa) c’est la liberte (bbb) la liberte L5 (3) vous L5 D1 D2

9 pour leur gestr. L5 9 f. il (1) le devient legitiment (2) l’est devenu par cela meme leur princelegitime L5 (3) est . . . legitime D1 D2 12 f. pas, (1) il suffit de vous dire, qv’on n’approuveroit pas enL5 (2) c’est assez qv’on ne peut oster L5 D1 (3) et . . . oster D2 13 a (1) chacun le L5 (2) person-ne L5 D1 D2 14 comme . . . monstre erg. L5 15 les (1) Espagnols L5 (2) peuples L5 D1 D2

15 Rois et D2 16 ny . . . l’Estat D2 16 f. de (1) leur sujets suivant L5 D1 (2) quelque . . .suivant D2 17 ou Estats D2 18–S. 207.4 toutes. (1) Car qve peut on imputer a l’Empereur, qvi parun grand principe de droiture, ⟨– – –⟩ a rejette les offres tres avantageuses de la France et des autrespuissances qvi avoient fait le traite de partage; (a) dans (b) la veue de (aa) l’Empereur (bb) Sa MteImperiale (cc) ce grand prince (aaa) la Reine (bbb) estant de ne rien faire dont le Roy et les peuplesd’Espagne (aaaa) pussent (bbbb) se pussent plaindre avec apparence de justice L5 (2) Car . . . justice D1 (3)Or . . . justice D2

4 ennemis . . . Monarchies: Monarchomachen. 17 f. sauf . . . toutes.: Dictionnaire de l’AcademieFrancaise, 4eme edition (1762), S. 687: On dit en termes de Chancellerie, »Sauf en autre chose notre droit,et l’autrui en toutes,« pour marquer que Le Roi n’entend jamais prejudicier a ses droits ni a ceux depersonne.

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207N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

principe de droiture, a rejette les offres tres avantageuses de la France et des autres puis-sances qui avoient fait le traite de partage; la veue de ce Grand Prince estant encor en celade ne rien faire dont le Roy et le peuple d’Espagne se pussent plaindre avec apparence dejustice. L’on sait aussi, que lors meme qu’il arrive qu’une force majeure oblige les sujets ettout un pays de prester hommage a un conquerant qui soit usurpateur, et d’abjurer leur 5

maistre comme il arrive dans la guerre; le veritable seigneur a toujours son droit sauf etentier, jusqu’a ce qu’il y renonce par le traite de paix ou autrement. Or si la force et lanecessite meme, qui excuse les peuples, ne detruit point le droit du seigneur legitime,combien moins sera-t-il detruit icy, ou cette necessite ne se trouve point? Le Roy Tres-Chrestien estoit dispose a une Transaction, et quand il ne l’auroit point este il n’avoit garde 10

de se rendre maistre de la Monarchie Espagnolle, asseuree du secours du reste de l’Europe.On dira peut estre que les Espagnols ont este forces a cette resolution de se donner a unprince de France, pour eviter le demembrement dont on les menacoit. Belle raison sansdoute pour les Espagnols, comme si ce n’estoit pas tomber de la fievre en haut mal, que dese perdre et le tout, pour ne point perdre une partie, qui meme ne leur appartient pas, 15

comme on a monstre cy dessus. Aussi Don Quiros semble-t-il reconnoistre dans le me-moire que vous cites qu’on se portera a une action de desespoir. D’ailleurs outre quel’Empereur comme il a este deja dit, n’avoit point de part a ce demembrement et n’enpouvoit estre responsable, et que ce n’estoit point encor une affaire certaine; il faut con-siderer comme nous avons monstre cy dessus, que l’Espagne n’a aucun droit sur les 20

provinces de dehors en Europe; et par consequent n’est pas en droit de nuire a personnepour se les conserver. Au lieu que l’Empereur, vray successeur dans toutes les provinces,

2 encor . . . cela D2 4–6 justice. (1) L’extremite necessite ne (2) L’extreme necessite les forces arecevoir un maistre ⟨injuste⟩ et a luy faire prester hommage a un usurpateur (3) Si meme (4) d’ailleurs lorsmeme qv’une force majeure oblige les sujets de prester hommage a un conqverant qvi soit usurpateurcomme L5 (5) Et lors meme qu’une force majeure oblige les sujets de prester hommage a un conquerant quisoit usurpateur, comme D1 (6) L’on . . . comme D2 6 seigneur (1) auroit (2) a L5 7–9 entier, (1)De les (2) Mais icy cette necessite ne se trouue point. L5 (3) jusqu’a ce qu’il y renonce par le traite de paixou autrement. Mais icy cette necessite ne se trouve point. D1 (4) jusqu’a . . . point? D2 12 f. donner a(1) la France (2) un . . . France erg. L5 13–15 dont . . . partie erg. L5 15 f. qui . . . dessus. D1 D2

16 f. Aussi . . . desespoir erg. L5 17 desespoir. C’est faire contre ses allies comme celuy, qvi imita lecastor pour faire depit a sa femme nicht gestr. L5 17 desespoir. (1) mais L5 (2) D’ailleurs L5 D1 D2

18 comme . . . dit D2 18 f. et . . . responsable erg. L5 19 affaire (1) asseuree L5 (2) certai-ne L5 D1 D2 20 les autres gestr. L5 21 en Europe D1 D2 21 f. Europe; et (1) qu’ainsil’Empereur et Archiduc gestr. L5 L5 D1 (2) par . . . l’Empereur D2

16 Quiros: Der Diplomat Francisco Bernardo de Quiros, ein Verfechter der Einheit des spanischenImperiums, war zunächst Parteigänger Philipps V., später dann Erzherzog Karls. 16 memoire: s. oben,S. 165, Z. 2 – S. 165, Z. 15.

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208 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

avoit le droit d’en aliener quelques unes independantes des autres, sans que les Espagnolsou autres eussent pu s’en plaindre avec justice. Mais quand meme les peuples de Castille etd’Aragon pourroient se donner au Maistre qui bon leur sembleroit, sans aucun egard audroit de l’heretier legitime, (ce qu’on ne vous accordera point) il ne s’en suit point que lesautres provinces de l’Allemagne ou de l’Italie le puissent; puis qu’elles dependent de5

l’Empire et du Pape, supremes seigneurs directes et juges naturels de la succession con-testee.

XIX. Maintenant je vay vous monstrer par surcroist, que la reception volontaire duduc d’Anjou pour seigneur ou Roy, que vous attribues aux peuples de la MonarchieEspagnolle, n’est point averee. La volonte des peuples ne s’explique point par les Magi-10

strats ou Regens, mais par les assemblees des Estats des Royaumes et des provinces. Ilfalloit donc que ceux qui se sont eriges en Regens, assemblassent les Cortes ou les Estatstant en Castille qu’en Arragon, avant que de prendre la moindre resolution sur la succes-sion. Car on scait bien qu’un Roy n’a point de droit de donner son Royaume par Testa-ment, comme les Francois l’ont assez monstre autres fois, lors qu’ils croyoient que les15

Testamens des Roys d’Espagne leur seroient contraires. Quant aux Gouverneurs et Vice-Rois des Pays Bas, du Milanois, de Naples et de Sicile, que le feu Roy doit avoir continues(quoy qu’ils n’en eussent point besoin) jusqu’a nouvel ordre du successeur; ne dependantplus de l’Espagne, ils avoient droit et obligation non seulement d’assembler les Estats des

1 quelques (1) ⟨droits⟩ L5 (2) unes . . . autres, L5 D1 D2 2 ou autres erg. L5 2–7 avec (1) lamoindre apparence de justice, pour veu qv’il n’eut rien demembre de Castille et d Arragon. il en est dememe des autres pourveu qve ce n’eut point este un demembrement des provinces unies entre elles[;] c’estpourqvoy le pretexte des Espagnols qvi (a) ont mis (b) se sont servis de ce pretexte estant sans fonde (2)justice. Mais qvand (a) toutes ces raisons cesseroient c’est tomber de la ⟨fierte⟩ en haut mal a (b) meme lespeuples de Castille et Aragon (aa) ⟨auront⟩ (bb) pourroient se donner un Maistre qvi bon leur sembleroit,sans aucun egard au droit de l’heretier legitime, (ce qv’on ne vous accordera point) il ne s’ensuit point qveles autres (aaa) nations (bbb) provinces de l’Allemagne ou de l’italie le puissent; puisqv’elles dependent(aaaa) de l’Empire et du Pape (bbbb) du pape et de l’Empire supremes seigneurs directes (aaaaa) qvi sontles (bbbbb) et (aaaaaa) veritables (bbbbbb) juges naturels de la succession contestee. L5 (3) justice . . .contestee D1 D2 8–10 monstrer (1) qve la reception volontaire du duc d’Anjou par les (2) qv’il n’estnullement avere qve les peuples de la Monarchie d’Espa L5 (3) par . . . averee L5 D1 D2 10 averee. (1)C’est la reception L5 (2) La volonte L5 D1 D2 10 ne (1) se connoist L5 (2) s’expliqve L5 D1 D2

11–13 provinces. (1) Mais (2) il falloit donc (a) les Regens (b) assembler las Cortes en Castille, les Estatsdu Roy a (c) qve ceux qve le dernier Roy d’Espagne auoit nommes pour Regens par interim ( ⟨–⟩ c’est ceqv’il auoit droit de faire) erg. L5 (d) qve ceux qvi se sont eriges en Regens assemblassent las Cortes enCastille et les Estats en Arragon L5 D1 (3) Il . . . Arragon D2 16 f. contraires. (1) Les Gouuerneursaussi et vice Rois (a) dans (b) des paysbas L5 (2) Quant . . . Pays Bas L5 D1 D2 17 f. Sicile, (1) Car (a)outre l’assemblee des (b) ne (c) comme ils pouuoient bien ⟨– –⟩, (2) qv’ils ne (3) qve (a) les Regens (b) lefeu Roy auoit continues (qvoyqv’ils n’en eussent point besoin) erg. jusqv’au nouuel ordre L5 (4) que . . .Roy (a) avoit continues D1 (b) avoit nicht gestr., streicht Hrsg. doit avoir continues D2 (quoy . . . ord-re D1 D2 19 plus (1) ny des Regens de l’Espagne n’auoient aucun sujet L5 (2) de . . . droit L5 D1 D2

19 droit (1) et obligation gestr. non seulement L5 (2) et . . . seulement D1 D2

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209N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

Royaumes ou Gouvernemens, mais encor de recourir aus seigneurs supremes, juges de lasuccession; et cependant de tout conserver dans son entier pour le vray successeur: Mais augrand etonnement de tout le monde rien de cette nature s’est fait nulle part, pour avoir leveritable sentiment des peuples et de tous les interesses. Tout au contraire quelques per-sonnes de la Cabale a la Cour d’Espagne se sont fait nommer pour Regens dans le Tes- 5

tament attribue au feu Roy, prince naturellement tres foible et infiniment moins proprequ’il ne falloit pour disposer de ses estats contre ce qui estoit establi: sur tout lors qu’ilapprochoit de sa fin. Ils ont proclame le Duc d’Anjou pour Roy; personne n’a ose s’yopposer, intimide par la crainte de la faction Francoise, et de peur d’estre mal traite par lapopulace de Madrit. La consternation, l’amour du repos, et la terreur d’un parti deja 10

prevalant, a fait le meme effect dans les provinces. Cependant ces manieres d’agir irre-gulieres ne scauroient donner du droit, et pour scavoir la volonte des peuples, il faudroits’en remettre a eux sans les faire craindre la force des armes. Une facilite fatale et presqueinconcevable, fondee apparement sur l’amour de la tranquillite et sur l’idee du pouvoirirresistible de la France a fait aussi, que pas un des Vice-rois ny des commendans a use du 15

pouvoir de sa charge, ny d’aucun avantage qu’il avoit en main; ce qui est d’autant plus

1–6 seigneurs (1) directes. (a) Or rien de cette nature a este fait. Or par je ne scay qvelle fatalite ourelachement ou eblouissement ⟨–⟩ les (b) Mais (c) Cependant rien de cette nature n’a este fait nulle part dela Cabale du Cardinal Portocarrero erg. (2) juges de la succession; et cependant de tout conserver dansson entier pour le veritable successeur[,] mais rien de cette nature (a) s’estant faite nulle part (b) s’est faitnulle part pour avoir le veritable sentiment des peuples et des interesses. Tout au contraire qvelqvespersonnes de la Cabale a la Cour d’Espagne se sont fait nommer pour Regens dans le Testament du feuRoy L5 (3) supremes . . . Roy, D1 D2 2 f. au . . . monde D2 6–8 propre (1) a disposer qv’il nefalloit, lorsqv’il approchoit de sa fin L5 (2) a disposer de ses estats qu’il ne falloit, sur tout lors qu’ilapprochoit de sa fin D1 (3) qu’il . . . fin. D2 9 opposer, (1) de peur d’estre maltraite par la populace (2)dans la premiere faction Francoise L5 (3) intimide . . . Francoise L5 D1 D2 10 f. du (1) Roy a fait lememe effect des (2) repos et la (a) crainte ⟨–⟩ L5 (b) terreur . . . provinces. L5 D1 D2 11 provinces. (1)Mais ces L5 (2) Cependant ces L5 D1 D2 11 d’agir (1) seditieuses ne scauroient etablir aucun L5 (2)irregulieres . . . donner L5 D1 D2 12 f. pour (1) faire (2) scavoir la volonte des peuples, il faudroit s’enremettre a eux sans (a) leur donner aucune crainte. Mais il n’est plus temps L5 (b) les faire craindre la forcedes armes L5 D1 D2 13 armes. (1) Les gouuerneu (2) Un eblouissement L5 (3) Une facilite L5 D1 D2

14 f. fondee . . . France erg. L5 15 un des (1) Gouuerneurs ou Vice Rois (2) Vicerois ny des (a)gouuerneurs particuliers L5 (b) commendans L5 D1 D2 15 f. du (1) droit L5 (2) pouuoir L5 D1 D2

16–S. 210.2 ny (1) des avantages mais L5 (2) d’aucun avantage qv’il auoit en main ce qvi est d’autant plusetonnant qv’autres fois de petits gouuerneurs de place (a) ou mieux scu s’en (b) ont scu s’en prevaloir,n’ayant pas tant a esperer, et beaucoup plus craindre mais L5 (3) d’aucun . . . mais D1 D2

4 personnes: Testament de Charles II. Roy d’Espagne, fait le 2. Octobre 1700, 1700; über dieZusammensetzung des »Junta« genannten Regentschaftsrates s. Abs. XV., S. 21 f. und Anhang S. 58;darunter Luis Manuel Fernandez de Portocarrero, der Anführer der profranzösischen Partei.

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etonnant qu’autres fois des petits gouverneurs de place ont scu s’en prevaloir, n’ayant pastant a esperer et beaucoup plus a craindre: mais cette condescendance surprenante nescauroit deroger aux droits du pape, de l’Empire et des peuples; ny a celuy du veritablesuccesseur.

XX. Apres le droit de l’Empereur ou de l’Archiduc pleinement etabli il ne nous reste5

plus que la discussion de ce que vous appelles l a Convenance , par laquelle vousentendes, Monsieur, ce qui seroit le meilleur pour assurer le repos et la liberte de l’Europe;et c’est icy que vous soutenes que l’acceptation du Testament valoit mieux que l’obser-vation du traite de partage. Vous imputes meme une contradiction sensible, c’est a dire unegrossiere absurdite, a ceux qui ont favorise ce traite: Il faut donc que le Roy de la Grande10

Bretagne et Messieurs les Estats ayent este bien simples pour ne s’en point appercevoir.S’ils craignoient la grandeur de la France (dites vous au commencement de vostre lettre)pourquoy la vouloient ils augmenter en detachant deux Royaumes et deux provinces del’Espagne pour les luy donner? Et si au contraire cette couronne leur paroissoit peu re-doutable, pourquoy s’allarmoient ils de la pensee qu’elle pourroit mettre la liberte publique15

en danger? Mais au lieu de la sensible contradiction que vous nous imputes, rien n’est plus

5–14 XX. (1) Ohne Kapitelzählung Mais venons (2) Vous debutes par la contradiction sensible qvevous (a) m’imputes. (aa) mais prenes garde qve l’argument (bb) car dites vous, si (aaa) nous craignons lapuissance de la France (bbb) la puissance de la France est a craindre pour qvoy (b) imputes a ceux qvi ontfavorise le traite de partage[;] il faut donc qve le Roy (aaaa) d’Angleterre (bbbb) de la Grande Bretagne etMessieurs les Estats soyent (aaaaa) des ⟨–⟩ gens (bbbbb) bien simples de s’appercevoir de l’absurdite ouils alloient tomber puisqv’il n’ont pas eu l’esprit de voir (aaaaaa) ce qve vous leur ⟨– –⟩ (bbbbbb) sensibleet manifeste selon vous[.] Mais (aaaaaaa) voyons l’absurdite, ou vous monstres qv’ils sont tombe.(bbbbbbb) voyons cette (ccccccc) voici cette contradiction surprenante. S’ils craignoient la grandeur de laFrance (dites vous) pour qvoy la vouloient ils augmenter en detachant deux Royaumes et deux provincesde (aaaaaaaa) la France (bbbbbbbb) l’Espagne pour les luy donner. L1 (3) Apres . . . donner? L5 D1 D2

8 mieux que (1) le traite L5 D1 (2) l’observation du traite D2 14–S. 211.18 donner? (1) Et si aucontraire cette couronne leur paroissoit peu redoutable pourqvoy (a) s’allarmer de la pensee (b) s’allar-moient ils de la pensee qv’elle pourroit mettre la liberte publiqve en danger. Mais permettes moy de vousdire Monsieur gestr. qve vostre raisonnement est pitoyable. (aa) premierement (bb) il faut scauoir, lorsqv’on faisoit le traite de partage qu’il ne s’agissoit nullement de la France, mais d’un droit pretendupersonel du dauphin et de posterite (aaa) c’est pourqvoy (bbb) car la France y a autant de droit ou depretension d’un coste qve pourroit avoir la Hongrie ou la Boheme de l’autre. Ainsi erg. c’estoit pourarriver a une maniere de Transaction entre (aaaa) l’Empereur et le Roy de France ou (aaaaa) sa (bbbbb) laposterite de la (bbbb) l’Empereur et le dauphin. on avoit raison (cccc) les Maisons d’Austriche et cel-le gestr. de Bourbon. car elle ⟨regneroit⟩ la France meme aussi peu qve l’Empire erg. u. gestr. Car onavoit raison L1 (2) Et . . . traitoit. L5 D1 D2

6 l a Convenance : s. N. e333 a, Abs. 3.

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sensible que la foiblesse de vostre raisonnement. Car il vaut mieux donner quelque choseaux Francois que de leur laisser le tout, et que la France est infiniment plus a craindre avectoute la monarchie Espagnolle, qu’avec certaines provinces detachees. De plus il fautscavoir que le traite de partage ne donnoit rien a la France du nombre des provinces de laMonarchie d’Espagne. Rien a la France? me dires vous. Oui, Monsieur, et je vay vous le 5

montrer par le Traite meme.XXI. Il faut donc considerer que lors qu’on faisoit le traite de partage, il ne s’agissoit

nullement de la France, mais du droit personel pretendu du Dauphin et de sa posterite; carla France y a autant de droit ou de pretension d’un coste que pourroit avoir l’Austriche oula Boheme de l’autre. Et tout homme qui entend le droit des gens scait bien que le plaisant 10

principe forge par quelques jurisconsultes Francois, qui voudroient nous persuader que laFrance a receu d’enhaut un privilege singulier en vertu duquel ce qui est acquis au Roy,doit estre uni inseparablement a la couronne, est insoutenable; car un Roy de France nonplus qu’un autre, ne sauroit tenir ce qui luy echeoit autrement que selon la nature et desconditions de la chose, et ne la sauroit transferer ny sur sa couronne, ny sur quelque autre 15

contre ces conditions; et la France ne peut etendre les privileges, qu’elle se donne, hors desa souverainete. Ainsi c’estoit pour arriver a une maniere de transaction entre les Maisonsd’Austriche et de Bourbon, qu’on traitoit. On avoit raison de craindre que celle de Bour-

1 Car (1) outre qu’il vaut L5 D1 (2) il vaut D2 2 f. et . . . De plus D2 4 France (1) Comment?(2) de la Monarchie d’Espagne L5 (3) du . . . provinces D2 5 France? (1) me dires vous (2) vousecrives vous L5 (3) me dires vous L5 D1 D2 7 donc (1) scavoir L5 D1 (2) considerer D2 9 f. avoir(1) la maison d’Austriche de l’autre (2) Ainsi c’estoit pour L5 (3) l’Austriche . . . l’autre L5 D1 D2

10 que le (1) present L5 (2) plaisant L5 D1 D2 11 principe (1) de quelques L5 D1 (2) forge . . .quelques D2 13 inseparablement D2 13–16 insoutenable; (1) puisque la France ne (a) pouuantetendre ⟨–⟩ au dehors d’elle les privileges L5 (b) peut etendre les privileges L5 D1 (2) car . . . privileges D2

18–S. 212.19 traitoit. (1) Car on avoit raison de craindre qve (a) le dauphin (aa) ne se saisit de l’Espa (bb)arme des forces du Roy son pere (cc) sous pretexte du droit de sa Mere l’infante Marie Terese, et arme desforces du Roy son pere ne se mit en possession de l’Espagne (b) ledit maistre de l’Espagne de tout aide etde panchans et (c) la maison de Bourbon (d) celle de Bourbon armee des forces de la France et profitant dumiserable gouuernement et desespoir des Espagnols prests a recevoir le joug ne se saisit de tout, commenous voyons qv’elle vient de faire maintenant en violant ce traite. (aaa) On tacha donc d’y remedier (bbb)a qvoy on tacha de remedier en accordant qvelqve chose aux Bourbons, plustost qve le tout. AbsatzDefaites vous donc, Monsieur, de l’erreur ou vous estes avec beaucoup d’autres mal informes, qve lesRoyaumes de Naples et de Sicile, avec les places maritimes de (aaaa) l’italie (bbbb) la Toscane devoientestre annexees a la Couronne de France, il ne s’agissoit qve du dauphin, et de sa posterite, males etfemelles. Comme le traite le porte en termes expres. Or vous scaves qve les femelles ne sont pas admises ala succession de la couronne de France: et comme il falloit laisser qvelqve vuide a remplir a l’Empereurdans ce traite pour l’y faire consentir erg. cela (aaaaa) avoit (bbbbb) tendoit a luy accorder, qve ces pays

seroient tousjours a un autre qve celuy qvi deuroit estre Roy de France, comme on le veut maintenant al’egard de l’Espagne meme. Ainsi il y a apparence qve si le traite de partage eut eu (aaaaaa) lieu (bbbbbb)son effect, Naples et Sicile seroient parvenus au duc d’Anjou. L1 (2) On . . . l’Europe. L5 D1 D2

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bon, armee des forces de la France, et profitant du foible de l’Espagne, ne se saisit de tout,comme elle vient de faire maintenant, en violant ce traite. On tacha donc d’y obvier parcette convention entre les Rois de France et d’Angleterre et Messieurs les Estats, que lesMinistres de ces trois puissances ont pronee et recommandee par tout. Mais afin que vousvous puissies defaire de cette opinion, qui vous est sans doute commune avec plusieurs;5

qu’on vouloit faire un demembrement de l’Espagne pour en donner des provinces a laFrance; vous n’aves qu’a considerer que les Royaumes de Naples et de Sicile avec lesplaces maritimes Espagnolles de la Toscane ne devoient nullement estre annexees a laCouronne de France; mais donnees au Dauphin, et a sa posterite, males et femelles; commele traite le porte en termes expres, or les femmes ne sont point admises a la succession de10

la Couronne de France; donc ce qui peut aller aux femmes ne scauroit estre cense y reuni.Et comme il falloit laisser quelque vuide a remplir a l’Empereur dans ce traite, pour l’yfaire mieux consentir; cela tendoit visiblement a luy accorder que ces pays d’Italie seroienttousjours a un autre que celuy qui seroit Roy de France; ce qui pouvoit paroistre d’autantplus conforme a l’equite; qu’on vouloit dans le meme traite que l’Empereur ou le Roy des15

Romains seroient tousjours exclus de la succession d’Espagne; ainsi le Duc d’Anjou auroiteste Roy de Naples et de Sicile, au lieu qu’on veut maintenant qu’il ait le tout. Juges vousmeme, lequel de ces deux auroit le mieux valu pour conserver la balance dans la Chres-tiente, et le repos dans l’Europe.

1 du (1) ⟨–⟩ miserable gouuernement L5 (2) foible L5 D1 D2 2 traite. (1) et qvoy on tacha deremedier en portant les (2) Et pour y obvier on engagea le R. T. a signer le traite Mais pour le vous fairemieux erg. comprendre, (a) n’est il pas vray (b) vous n’aves qv’a considerer Monsieur qve L5 (3)

On L5 D1 D2 2 obvier en engageant le Roy T. C. gestr. L5 5 qui . . . plusieurs; erg. L5 10 or(1) vous scaves qve les femelles ne L5 (2) les femmes ne L5 D1 D2 11 donc . . . reuni erg. L5

13 visiblement erg. L5 14–16 ce . . . d’Espagne erg. L5 17 Juges (1) maintenant ⟨–⟩ L5 (2)vous L5 D1 D2

10 traite: 2. Teilungsvertrag (März 1700), Art. 4. 13 pays d’Italie: Zu einem besonderenVertragsproblem wurde das Herzogtum Mailand. Im Austausch gegen das Herzogtum Lothringen, dasPhilipp von Anjou zugedacht war, sollte Mailand an den Herzog von Lothringen gehen. Kaiser Leopold I.wollte dieser Regelung nicht zustimmen, weil sie der Verbindung zwischen Österreich und Spanien emp-findlich geschadet hätte. 15 traite: Art. 9 des 2. Teilungsvertrages verfügte, daß für den TodesfallErzherzog Karls das ihm zugedachte Erbe an einen anderen Angehörigen des kaiserlichen Hauses fallensollte, aber weder an den Kaiser selbst noch an den Römischen König. Auch mit dem Hause Bourbondürfte Karls Anteil nicht verbunden werden.

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213N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

XXII. Mais vous me dires que le Traite de partage auroit este un Instrument de

1 XXII. (1) Ohne Kapitelzählung Vous en voules (a) tousjours (b) partout a ce traite de partage, etvous croyes qve si le Roy T. C. s’y fut tenu, il y auroit eu une guerre qv’on evitera en donnant le tout auduc d’Anjou. Mais (aa) d’ou scaves (bb) toutes les apparences font qve l’Empereur (cc) estes vous asseureqv’il y en aura ⟨–⟩ presentement? il n’y a pas plus d’apparence (dd) c’est sans doute un bon gestr. moyenseur d’eviter la guerre qve d’accorder le tout au plus fort; mais il est ny juste, ny honneste, ny seur.D’ailleurs il y a bien plus de raison de croire qv’il n’y auroit point eu (aaa) alors, toutes les apparencesestant qve (bbb) de guerre, si on s’estoit se (ccc) de guerre, si la France se fut arrestee au partage dont elleestoit demeure d’accord. les Espagnols n’estoient pas des gens a la faire seuls malgre toutes les ⟨deman-des⟩ de leur ministres, ⟨– –⟩ en est assez accoustume, et l’Empereur seroit entre aussi dans ce traite erg.avec la modification qve je viens de vous dire sur tout apres la mort du Roy d’Espagne, pendant la vie duqvel il (aaaa) ne luy paroissoit qve (bbbb) croyoit qve la justice et l’honnestete ne luy permettoient pas del’accepter ce fut (aaaaa) dans cette veue ⟨–⟩ qv’on protegea le terme en faveur de sa Mte imperiale duconsentement (bbbbb) Ce fut sans doute dans cette esperance qve du consentement de la France onleur gestr. protegea le terme a sa Mte Imperiale et ce terme n’estoit pas encor expire, lors qve le Roy d

Espagne mourut, et qve le Roy T. C. se desista de ce qv’il auoit promis si solennellement sur ce pretextepeu fonde gestr. qve (aaaaaa) c’estoit le moyen le plus seur (bbbbbb) la voye du Testament estoit un

moyen plus seur d’eviter la guerre. Car qvelle apparence qv’il eut pu ou voulu entreprendre la gverrecontre la France, l’Angleterre et la Hollande jointes ensemble, lors qv’on luy offroit incomparablementplus qve cette gverre ne luy pouuoit procurer. Maintenant ⟨–⟩ qve (aaaaaaa) le duc d’Anjou se (bbbbbbb)les Bourbons se saisissent de tout, (aaaaaaaa) estes vous (bbbbbbbb) est-on bien asseure qv’il n’y aurapoint de guerre; (aaaaaaaaa) De plus ce n’est pas une raison, qv’il faut tout donner au plus fort, a fin qv’iln’y ait point de guerrre. (aaaaaaaaaa) si le (bbbbbbbbbb) c’est parce (cccccccccc) cette maxime va vendretoute l’Europe esclave (bbbbbbbbb) et qu’on souffrira paisiblement qve les Bourbons se mettent en estat desoubs juger toute l’Europe L1 (2) Mais L5 D1 D2 1 Traite de partage (1) En me parlant vous l’appellestousjours Vostre traite de partage, unterstr. comme si la France n’y auoit eu aucune part. Cependantc’estoit elle qvi l’avoit pousse le plus, et l’Angleterre avec nous n’y entra qve pour eviter un plus grand malpar cette maniere de Transaction a fin qve ny la seule gestr. Maison de Bourbon ny celle d’Austricheobtinssent toute la Monarchie Espagnolle. (a) ils auroient (b) Nous aurions mieux aime sans doute qv’unprince de la Maison d’Austriche, tel qve l’Archiduc eut eu le tout, tant parce qv’il luy appartenoit svivant ledroit, qve parce qve (aa) cette Maison est moins formidable (bb) cette jonction auroit (cc) la jonction despays d’Austriche et de ceux d’Espagne est moins (aaa) formidable (bbb) a craindre qve celle de l Espagneavec la France dans un meme maison; mais le Roy de la Grande Bretagne et Messieurs les Estats, (aaaa)voyant l’impossibilite (bbbb) croyant voir l’impossibilite d empecher qve les Bourbons n’enlevassent lameilleur partie de la succession, (aaaaa) si on n’y remedioit (bbbbb) firent (aaaaaa) au moins (bbbbbb) ceqvi estoit (aaaaaaa) au moins possible (bbbbbbb) en leur pouuoir; en liant la France par un nouueau traite,mais qvi n’a pas este plus respecte qve celuy des pyrenees; ce qvi n’est pas leur faute. Et on a (aaaaaaaa)raison (bbbbbbbb) tout lieu de croire, qve la corruption (aaaaaaaaa) qv’on dit pour excuser le changementdu Roy T. C. (bbbbbbbbb) et foiblesse qvi regnoit en Espagne auroit tousjours (ccccccccc) et la foiblessedu gouuernement d’Espagne auroit tousjours gestr. eu le meme effect, qvand on n’auroit jamais songe ala Transaction Absatz Cependant il est tousjours estrange qv’un aussi grand Roy qve celuy de France sesoucie si peu des traites les plus solennels. pourqvoy (aaaaaaaaaa) promettre et ⟨– –⟩ (bbbbbbbbbb)renoncer par serment, si on ne se veut point tenir a la renonciation; pourqvoy faire des traites et les pronerpar toute l Europe jusqu’a en proposer l’affermissement a toutes les puissances de la chrestiente, erg. si onn’a pas la ferme volonte d’y satisfaire? Si cela se fait pour surprendre, c’est mauuaise foy, c’est mechan-cete; mais si c’est au commencement avec bonne intention, comme il y a lieu d’esperer, et qv’on changed’avis depuis c’est foiblesse peu digne d’un (aaaaaaaaaaa) Grand Prince, les (bbbbbbbbbbb) Heros etc’est tousjours manqvement de parole erg. les dieux memes dans la fable se trouuoient touches. qvand onleur disoit faites vous des sermens pour n’y point satisfaire L1 (2) auroit L5 D1 D2

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guerre, plustost que de paix, qui sera conservee, suivant vous par l’acceptation du Testa-ment. Mais c’est tout le contraire; il n’y a point de doute que l’Empereur, que la seuleconsideration de l’injustice qu’il croyoit qu’on faisoit au Roy d’Espagne avoit retenu, yseroit entre avec une due modification apres la mort du Roy; d’ou pouvoit donc venir laguerre? A moins que vous ne vous fondies sur la menace de Don Quiros, qui dit dans le5

memoire presente a Messieurs les Estats, que vous cites, que tous les sujets de la Monar-chie d’Espagne depuis les enfans de quinze ans jusqu’aux vieillards de 60, prendroient lesarmes contre le demembrement. Si vous estes d’humeur, a vous arrester a cette Espa-gnollade, je n’ay rien a vous dire. Ou estoient ils, ces braves combattans de tout age lorsqu’on leur enlevoit le Portugal, la Bourgogne et tant de places des Pays-Bas maintenant10

Francois? Ou estoient ils lors que les Francois se rendirent maistres autres fois de laCatalogne et lors qu’on prit Barcellone dernierement, ce qui fit precipiter la paix, malgreces magnifiques protestations precedentes que l’Espagne feroit seule la guerre a la France,quand elle seroit abandonnee de tous ses allies. Ne sont ce pas les coups et mauvaistraitemens qu’ils ont receus de la France qui les ont fait recevoir maintenant un prince15

Francois malgre les bons et vrais Espagnols honteux de cette foiblesse? Il est donc bienvisible que si on se fut tenu au partage modifie, les Espagnols n’auroient point eu de droitny de la force suffisante pour s’y opposer, et qu’il n’y avoit pas une ombre de guerre.Maintenant qu’on a viole ce traite, estes vous bien asseure que tout le monde dira Amen?

1 guerre (1) au lieu qve celuy L5 (2) plustost L5 D1 D2 1–5 Testament. (1) Vous vous fondes surla menace (2) mais (a) d’ou seroit ⟨– –⟩ (b) c’est tout le contraire il n’y a point de doute qve l’Empereurqve sa seule consideration ⟨de⟩ l’injustice qv’il croyoit qv’on faisoit au Roy d’Espagne ⟨avoit retenu yseroit⟩ sans doute ⟨–⟩ avec une due modification apres la mort du Roy d’ou pouuoit donc venir la guerre? Amoins qve vous ne vous fondies sur la menace L5 (3) Mais . . . menace D1 D2 5 dit (1) qve dans (a)cette (b) toute la Monarchie L5 (2) dans L5 D1 D2 6 que . . . cites D2 8–11 demembrement. (1) Lecroyes vous, Monsieur (2) Si vous le croyes, Monsieur, et si vous estes d’humeur a vous arrester a cetteEspagnollade, je n’ay rien a vous dire (a) lors (b) qv’ou ⟨estoient⟩ tous ces ⟨braves⟩ (c) Ou estoient ils, cesbraves combattans de tout age, de 15 et de 60 ans erg. und gestr. lors qv’on leur enlevoit les (aa)provinces unies (bb) pays, le Portugal, la Bourgogne et tant de places des pays bas maintenant francois L5

(3) Si . . . Francois? D1 D2 11 autres fois erg. L5 12 Catalogne et ⟨–⟩ du temps gestr. L5

14–16 allies. (1) ⟨–⟩ Apparemment (2) peut estre ils (a) ont (b) se sont sousmis a un prince Francois pour(aa) se vanger de tant d’injures de la France, car (aaa) ils (bbb) de dire qve (bb) repondre avec moderationdes (3) N’est ce pas (4) Ne sont ce pas les coups et mauuais traitemens qv’ils ont receus de la France, qviles ont fait recevoir maintenant un prince Francois (a) A moins qv’on (b) Si ce n’est qv’on veut le direqv’ils ont voulu suivre l’Evangile en rendant le (c) malgre les bons (aa) Espagnols veritables (bb) et vraisEspagnols honteux de cette foiblesse L5 (5) Ne . . . foiblesse? D1 D2 17 f. les . . . et qu’il D2

18 f. guerre. (1) Comptes pour rien L5 (2) Maintenant L5 D1 D2 19 estes . . . tout le (1) peuple (2)monde dira Amen, et erg. L5

6 sujets . . . demembrement: s. oben N. e333 a, Abs. 14.

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215N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

et comptes vous pour rien les puissances avec lesquelles on l’avoit fait, et qu’on traite avectant de mepris, aussi bien que l’Empereur, a qui on enleve tant d’Estats contre toute sortede justice? La paix est un des plus grands biens, mais la justice est un bien encor plusgrand. Car si on laisse tout faire aux plus forts, crainte de troubler la paix, les mechantsseront enfin les maistres de la terre, qui ne cesseront jamais de se dechirer et de tyranniser 5

les autres.XXIII. D’ailleurs cette conjonction de la France avec l’Espagne dans une meme

maison, est un des plus dangereux evenemens pour toute l’Europe, qui pouvoit jamaisarriver. Il faut s’aveugler pour ne le point voir: Combien a-t-on apprehende autre fois lapuissance et la bonne intelligence des deux branches de la maison d’Austriche? Cependant 10

l’Allemagne et la France estant entre deux, ces branches estoient peu en estat de s’aider;lors que le Turc et les protestans donnoient a faire a celle d’Allemagne et la France,l’Angleterre et les provinces unies a celle d’Espagne. Ainsi lors que les deux branches ontfait leurs affaires separement dans les exemples que vous allegues, c’estoit par necessite,car elles estoient en mauvais estat. Mais la France qui toute seule monstre tant de supe- 15

riorite, que ne sera-t-elle en estat de entreprendre? fortifiee de l’union de l’Espagne et surtout des forces et richesses immenses du nouveau Monde, dont elle s’attirera presque seuletout le profit. Vous dires que ces deux puissances se pourroient brouiller, mais cela n’ar-rivera pas sitost, et cependant on verra arriver bien des choses. Le monde est assez grandpour que la France et l’Espagne puissent se donner les mains et s’aider a faire des con- 20

questes ou a acquerir des avantages, sans s’entrechoquer. Outre que la France qui gou-vernera long temps en Espagne aura toute la commodite qu’il faut pour se l’asseurer. Et sinostre salut ne depend que des beveues des Bourbons, il est bien mal affermi. Le Roy T.C.dites vous, ne veut point de guerre. Je le crois, mais il veut ce qui y force les autres. Apres

2 mepris, (1) et L5 (2) aussy bien qve L5 D1 D2 3 justice? (1) Croies vous qv’on souffre L5 (2)La L5 D1 D2 3 paix est ⟨ensemble⟩ gestr. L5 4 Car (1) sans la justice L5 (2) si . . . faire L5 D1 D2

4 forts, (1) ⟨– –⟩ la terre sera au pouuoir des mechans (2) crainte de (a) gverre (b) troubler la paix, lesmechans L5 (3) crainte . . . mechants D1 D2 5 enfin erg. L5 5 qui . . . dechirer erg. L5

5 dechirer ⟨–⟩ Vous nous ⟨dites – –⟩ prones la generosite se demeure d’accord qve la gestr. L5 5 f. et. . . autres. D1 D2 8 est (1) une des plus terribles choses qvi L5 (2) un . . . evenemens L5 D1 D2

11 f. s’aider (1) outre que L5 D1 (2) lors que D2 12 f. et la . . . d’Espagne D2 14 f. necessite, (1)leur affaires L5 (2) car elles L5 D1 D2 17 elle (1) s’approprie L5 (2) s’attirera L5 D1 D2

19 cependant (1) arrivenant (2) ⟨– –⟩ L5 (3) on . . . arriver L5 D1 D2 19–23 choses. (1) Outre qve lemonde est encor assez grand pour qve chacune puisse faire des conqvestes ou acqverir des avantages sanss’entrechoqver, ou plus tost en le donnant les mains J’avoue qve le Roy T. C. est un des plus grandsPrinces en tout sens, qve le Dauphin marche sur les traces, le duc de Bourgogne (a) ⟨– –⟩ eux et qve le ducd’Anjou est un prince de tres grande (b) ⟨–⟩ manqve beaucoup pour son age, et le duc d’Anjou est unprince de tres grande ⟨–⟩. Mais les effects de ces grandes qvalites sont fort eqvivoqves pour les voisins. L5

(2) Le . . . affermi. L5 D1 D2 23 mal (1) asseure L5 (2) affermi L5 D1 D2 24 il veut (1) qve ⟨– il nepeut⟩ (2) ce qve ne se peut detenir qve par la force. L5 (3) ce . . . autres. L5 D1 D2

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216 N. e334aIII. REICH UND EUROPA

avoir fait son coup, on a raison de precher la paix. Il a assez fait pour meriter la gloire qu’ila acquise et au dela, de sorte que j’avoue qu’il se peut reposer. Mais maintenant son reposparoist plus dangereux que ses armes. Car il aura tout le loisir qu’il faut pour achever noschaines. Il peut laisser quelque chose a faire a son fils et a ses petits fils, en disant: Maneatnostros ea cura nepotes. Cependant qu’en scavons nous? Bien des choses peuvent encor5

arriver de nos temps, les conjunctures luy presentant trop de facilite. Car il ne manque pasencor de sante ny de vigueur. Je veux que le Roy T.C. ne sera plus emeu par le seulprincipe de la gloire, dont il doit estre rassasie. Mais il y en a d’autres qui peuventsurprendre sa religion. On luy fera voir que pour extirper l’heresie ou pour renverser lesOttomans il n’a pas assez fait, qu’il doit achever ce qu’il a si bien commence, que c’est10

pour cela que Dieu luy avoit envoye tant de bonheur et qu’il doit profiter de celuy qu’il luyenvoye encor a present au dessus de tous les autres pour fonder une puissance qui soitbientost en Estat de reunir les titres de l’Empire Romain et de Charlemagne et de resusciterpar apres celuy de Jesus Christ (apres la destruction au schisme d’occident) jusqu’au delade l’Euphrate et du Nil. Car des flatteurs peuvent trouver moyen de tout justifier par des15

veues et intentions si religieuses. Les plus specieuses couleurs pour les Zeles du parti nemanquent deja pas en particulier a l’egard de l’Angleterre, et de la Hollande[,] la foy destraites, qu’on a fait ceder si souvent a ce qu’on appelloit le bien de l’Estat, resistera-t-elleaux exceptions tirees de ce qu’on se figure necessaire pour la gloire de Dieu?

XXIV. Mais quand son regne comble de tant de bonheur s’ecouleroit desormais en20

repos, sans que nous eussions quelque chose a craindre sitost; devons nous negliger la

1–4 pour . . . chaines. erg. L5 4 laisser (1) le reste L5 (2) qvelqve chose a faire L5 D1 D2

4 petits fils, (1) je ⟨–⟩ L5 (2) en disant L5 D1 D2 5 nepotes. soit, mais voules vous qv’on ne ⟨–⟩ point⟨– – –⟩ erg. u. gestr. L5 7 vigueur. (1) Generalement les plus genereux princes sont les plus sujets atroubler le monde, les flateurs qvi les environnent y mettant tout heroisme cela fait un grand effect sur lessuccesseurs et plus grand qv’on ne pense, qvelqve estime qv’on fasse de Telemaqve; L5 (2) jeveux L5 D1 D2 7 seul erg. L5 8 de . . . rassasie erg. L5 9 f. ou . . . Ottomans erg. L5

10 qu’il doit . . . commence erg. L5 11–16 bonheur (1) ⟨– – –⟩ (2) ⟨et qv’il doit profiter de celuy qv’illuy envoye encor a present pour fonder une puissance⟩ (a) ⟨– – –⟩ (b) qvi soit . . . religieuses erg. L5

12 au . . . autres D2 14 (apres . . . d’occident) D2 17 deja erg. L5 17 en particulier erg. L5

17 f. Hollande[,] (1) Les traites L5 (2) la . . . traites L5 D1 D2 18 traites, (1) qvi a este obligee de cederau bien L5 (2) qv’on . . . bien L5 D1 D2 18 f. resistera-t-elle (1) a l’epreuue des raisons L5 (2)aux L5 D1 D2 19 Dieu? et n’est ce pas une maxime en France, qu’un Prince ne doit pas estre esclavede sa parole? D1 gestr. D2 20 Mais (1) qvand son Regne comble de tant de gloire s’ecouleroitdesormais erg. en repos ne gestr. devons nous (a) pour ⟨–⟩ (b) negliger la posterite C’est justement cela

qvi a cause la plus part des mauuais conseils (a) qvi ont cause tant d’effects funestes (b) dont nous voyonstant d’effects funestes. Non seulement le Roy est un des plus grands princes en tous sens, mais encor ledauphin marche sur ses traces; le duc de Bourgogne marqve beaucoup pour son age, le duc d’Anjou est unPrince de fort grande esperance. Mais les effects de ces grandes qvalites des princes sont eqvivoqves pourles voisins; generalement les plus genereux princes sont fort sujets a troubler le monde, les flatteurs qvi lesenvironnent y mettant tout l’Heroisme, cela peut faire un grand effect sur les successeurs du Roy et plusgrand qv’on ne pense qvelqve estime qv’on fasse de Telemaqve[.] (aa) ⟨–⟩ du pere (bb) meme tous ⟨– – –⟩tentations qve leur ⟨– –⟩ grande puissance. Et il faut estre ⟨– –⟩ s’endormir pour ⟨–⟩ qv’ils ⟨–⟩. Qvand onconsidere d’ailleurs en qvel gestr. estat ⟨–⟩ des autres puissances dans leur interieur meme, on a sujetdestre effraye des dissensions dans l’Empire, des ⟨brouilleries⟩ dans ⟨–⟩, la sante peu asseure du Roy de laGrande Bretagne et les (aaa) desordres qvi ⟨–⟩ (bbb) tragiqves revolutions qvi sont inevitables si on n’ypourroit de bonne heure qve promettant ces choses ⟨qve la⟩ destruction et le joug. Mais la matiere ⟨est⟩inepuissable et je ne veux pas faire ce tort aux hommes de ce temps pour ne croire, qv’ils s’en ⟨aspireront⟩mieux qve je ne scaurois. Mais ils ⟨–⟩ le mal s’ils ne s’appliqvent aux remedes avec toute la vigveurpossible L5 (2) quand L5 D1 D2 20 tant de (1) gloire (2) prosperite L5 (3) bonheur L5 D1 D2 21 sans. . . sitost; D2

4 Maneat . . . nepotes.: VERGIL, Aeneis III, 505.

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217N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

posterite? C’est le Conseil que vous nous donnes, en disant que nos craintes se reduisent aun avenir incertain. Comme si toute la prudence humaine n’avoit l’avenir pour objet. Caron doit prendre des precautions s’il est possible contre des grands maux qui peuvent arriveret qui le peuvent facilement, ou meme qui difficilement n’arriveront pas, veu l’estat ousont les choses. C’est justement cette negligence que vous nous recommandes, qui a cause 5

la plus part des mauvais Conseils dont nous voyons les funestes effects. C’est ce qui a faitnaistre le relachement des uns, qui negligent la patrie et ne pensent qu’a vivre doucementle reste de leur jours; et la corruption des autres qui tachent de profiter du present, et decontribuer meme aux maux de la patrie pour en tirer de l’avantage. Ces principes sontindignes des gens qui font profession de sagesse, d’honneur et de probite. Ne voit-on pas 10

que quand la France et l’Espagne ne feroient rien du tout pour quelque temps, ces deuxgrandes puissances creveroient bientost de prosperite sur leur voisins. Car le Roy d’Espa-gne sous son grand pere ou pere, seroit le maistre absolu de toute la Monarchie, il semettroit en estat d’en employer les grandes forces aux desseins communs, dont la Franceseroit tousjours l’ame et le premier mobile. De plus l’Espagne ne pouvant pas fournir seule 15

au commerce de l’Amerique, le communiqueroit avec la France a l’Exclusion des autrespuissances qui le partagent presentement, et qui manqueront par la des nerfs de la guerre.

1–5 C’est . . . n’avoit (1) les avenirs (2) l’avenir pour objet. (a) En prenant des precautions (b) Car(aa) c’est a elle de prendre (bb) on doit . . . facilement ou (aaa) plustost (bbb) meme . . . choses. erg. L5

5 que vous nous (1) conseilles (b) recommandes erg. L5 7 f. qui (1) ont pense a couler leur jours enrepos, qvoyqv’il arrive apres; L5 (2) negligent . . . jours L5 D1 D2 8 f. present, et (1) tirer (a) leur ⟨–⟩ (b)meme de l’avantage des maux de la patrie (aa) qv’ils (bb) dont ils (cc) qv’ils ne font point difficulte de L5

(2) de . . . l’avantage L5 D1 D2 10 profession de (1) l’honneur L5 (2) sagesse . . . probite L5 D1 D2

11 f. tout (1) elles (2) Ces grandes puissances pour long temps L5 (3) pour . . . puissances L5 D1 D2

12 voisins. (1) On s’appliqveroit a (a) remedier aux abus du gouuernement de l’Espagne, ou (b) levermille abus, qvi rendent la puissance (2) Si la France a L5 (3) Car L5 D1 D2 13 f. il (1) la mettroit enestat L5 (2) se . . . estat L5 D1 D2 14 f. dont . . . plus erg. L5 17 qvi (1) l’ont partage presentementet qvi manqveront par la des nerfs de la gverre. erg. L5 (2) le . . . guerre D1 D2 17 guerre. (1)

L’Espagne deviendroit L5 (2) On L5 D1 D2

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On introduiroit les Francois dans l’Amerique meme, sous pretexte que l’Espagne n’y suffitpas pour peupler. L’Espagne seroit plus puissante, mais tousjours pour long temps, de-pendamment de la France. Juges ou cela ira. Ce que vous nous dites de la fermete desEspagnols, qui tiendront la balance en Europe comme auparavant, est fort plaisant, etmarque bien qu’on se moque de nous. Voila des gens bien propres a tenir la balance. Ceux5

qui ont mis le prince Francois sur le trone, poussent leur surprenante conduite jusqu’amettre toute la monarchie a la discretion de son ennemie, qu’auroit-on dit autres fois detelles gens? Je ne scay si quelque jour ils en rendront compte a leur patrie, mais ce seratousjours trop tard pour nous et pour elle. Apres avoir accuse mille fois la mauvaise foydes Francois, ils s’abandonnent entierement a la France, ils se jettent a corps perdu dans un10

abime de perdition, et bien loin de vouloir qu’on les retienne, ils pretendent qu’on seprecipite avec eux. Le desespoir et la corruption ne scauroient gueres aller plus loin. LaFrance, dit-on, n’en veut pas profiter; si cela est, j’avoue que c’est un miracle et le premiermiracle de cette espece: pour s’y fier on a besoin d’une revelation; car hors de cela ou estla seurete, que dans les paroles? auxquelles on s’est repenti tant de fois d’avoir adjoute foy.15

Suivant le train que prennent les choses, le Roy T.C. (formidable deja auparavant a presquetoute l’Europe jointe a l’Espagne;) devient sous la figure de Curateur du Roy d’Espagneautant que le Monarque commun des deux Monarchies: Cinq ou six personnes luy donnentce pouvoir, et tout le reste a la foiblesse d’y applaudir. A-t-on jamais vu un eblouissementou relachement pareil?20

XXV. Parmy ces grands dangers tres prochains, celuy de la conjonction des deuxCouronnes sur une meme teste, qui seul nous devroit faire trembler, paroist a peine, parcequ’il n’est pas si pres de nous. Cependant pour en detourner la veue, vous en augmentesencor la distance. Vous dites, Monsieur, que le Duc d’Anjou est fort eloigne selon l’ordrede la nature de parvenir a la couronne de France, parce que son grand pere, son pere, et son25

1 l’Espagne seule gestr. L5 9 et . . . elle erg. L5 9 avoir (1) blame L5 (2) accuse L5 D1 D2

10–12 France, (1) et (a) en pretendent qv’on se precipite apres eux. Et cependant ils ont la hardiesse decolorer cette (b) pretendent qv’on se precipite avec eux. Leur desespoir et leur L5 (2) ils . . . eux. L5 D1 D2

12 eux (1) Qve peut on dire d’une L5 (2) Le L5 D1 D2 12 et . . . corruption erg. L5 14 fier (1) il enfaut L5 (2) on a besoin L5 D1 D2 15 fois (1) de s’y estre fie. C’est de la maniere L5 (2) d’avoir . . .foy L5 D1 D2 16–18 T.C. (1) ⟨– – bientost⟩ le (2) est (3) devient sous la figure (a) une facon de (b) de(aa) Tuteur (bb) Curateur du Roy d’Espagne (4) qvi ⟨–⟩ seul auparavant presqve toute l’Europe gestr.(formidable deja auparavant a (aaa) toute (bbb) presqve toute l’Europe jointe a l’Espagne) devient . . .d’Espagne L5 (5) (formidable . . . autant D1 D2 18 commun (1) de la France et de l’Espagne; L5 (2) des. . . Monarchies D1 D2 19 eblouissement ou erg. L5 20 f. pareil? Absatz (1) Vous (a) alles ⟨–⟩ (b)nous dites encor (2) parmy ces grands dangers (a) je ne scay (aa) celuy (bb) de luy (cc) qvi seul suffiroit(b) tres prochains celuy L5 (3) XXV. . . . celuy D1 D2 22 sur . . . teste erg. L5 22 f. parce . . .nous. erg. L5 23 pour en (1) eloigner L5 (2) detourner L5 D1 D2 23 f. vous en . . . encor (1)l’eloignement (2) la distance erg. L5

25 grand . . . aine: Ludwig XIV., Ludwig, der Dauphin von Frankreich, und dessen Sohn, der»kleine« Dauphin Ludwig, Herzog von Burgund.

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aine sont pleins de vie. A cela je vous dis que l’eloignement dont il s’agit, ne consiste pasdans les annees qui peuvent retarder son arrivee a la Couronne de France, mais dans ledegre de l’incertitude qu’il y a, d’y parvenir. Or il n’y a encor qu’une seule personne quiluy fasse obstacle, c’est son aine. S’il arrivoit que le Duc de Bourgogne n’eut pointd’enfans males, et qu’ainsi le Duc d’Anjou ou son fils fut destine a luy succeder; tout ce 5

delay dont vous parles, ne serviroit qu’a luy asseurer les deux Couronnes. Car il y a lieu dedouter qu’il feroit comme Henry III. fit en Pologne. Mais cela arriveroit sur tout lors que leprince de Bourbon Roy d’Espagne devroit quitter l’Espagne a un Archiduc ou a un princede Savoye suivant le Testament.

XXVI. Pour ne dire que lors meme que la ligne du Duc d’Anjou ou du Duc de Berry 10

se verroit manquer, on mettroit sans doute bon ordre que d’autres Bourbons descendus duDuc de Bourgogne ou du Duc de Orleans ne manquassent point de succeder en Espagne, eton se moqueroit alors de la substitution de l’Archiduc et du Testament du dernier Royd’Espagne: comme il y a bien de l’apparence, que s’il arrivoit que le Duc de Bourgogneeut plusieurs fils et que le Duc d’Anjou en manquat, on prefereroit un fils du Duc de 15

Bourgogne aux filles du Duc d’Anjou ou bien au Duc de Berry ou sa lignee, non obstant lememe Testament. Je crains meme que la Maison de Bourbon usant tout autrement de sesavantages, que la Maison d’Austriche n’a fait (dont la douceur estoit bien eloignee, d’en-treprendre sur les loix:) n’introduise despotiquement la loy salique, au moins modifiee,c’est a dire tant qu’il y a des males: tout ce que je viens de dire servant non seulement a 20

1 vie. (1) Mais (a) veritablement (b) le veritable eloignement L5 (2) A . . . l’eloignement L5 D1 D2

3 encor erg. L5 4 c’est . . . aine erg. L5 5 d’Anjou (1) pas asseure de succe L5 (2) ou . . .destine L5 D1 D2 6 delay (1) qve ⟨–⟩ seroit la vie du frere (2) ⟨–⟩ fera jusqves la (3) ne (a) seroit (b) ⟨–⟩qv’a s’asseurer l’Espagne pour n’avoir point (4) dont vous parles ne serviroit (a) a luy (b) qu’a asseurer ace prince les deux couronnes sur tout s’il en cas de l’avenement L5 (5) dont . . . Couronnes. D1 D2

9 suivant . . . Testament D2 9–S. 220.2 Testament. (1) Mais je vous avoue, (a) qve cet evenementincertain (b) Monsieur, (aa) qv’on (bb) qve le danger (aaa) n’est (bbb) est (ccc) paroist petit aupres desautres. (2) Pour . . . France L5 (3) XXVI. . . . France. D1 D2 11 manquer, (1) en Espagne, (a) elle nemanqveroit pas de L5 (b) on mettroit L5 D1 (2) on mettroit D2 12 en Espagne D2 14 f. que (1) si leduc (2) s’il arrivoit qve le duc (a) de Bourgogne eut plusieurs (aa) males et (bb) enfans (cc) fils et qve leduc d’Anjou en manqvat L5 (b) d’Anjou en manquat D1 (3) s’il . . . manquat D2 15 f. prefereroit (1) lesenfans du duc de Bourgogne au duc de Berry ou sa lignee, L5 D1 (2) un . . . lignee, D2 19 f. au . . .males: D1 D2

5 fils: Der spätere Ludwig I. wurde 1707 geboren. 7 Henry III.: Der 1574 zum König von Polengewählte französische König gab nur ein Jahr später den polnischen Thron auf und kehrte nach Frankreichzurück. 10 Berry: Karl von Bourbon, Herzog von Berry, jüngerer Bruder Philipps V.

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empecher que l’Espagne n’echappe aux Bourbons, mais aussi a la tenir tousjours aussi presqu’il est possible du cas qui la pourroit joindre avec la couronne de France.

XXVII. Apres avoir tache de nous cacher les maux a venir, vous nous menaces desmaux presens, si nous ne nous sousmettons aveuglement a tout ce qu’on veut en France.On passera par la barriere des Pays Bas Espagnols pour entrer dans le coeur de nostre pays,5

on nous privera du commerce des Indes, on nous fermera le detroit de Gibraltar pour nousoster le negoce du Levant; la mer Baltique meme nous sera defendue, sur tout si le Czarprenoit Narva et autres places de ce pays la, de sorte que nous seront reduits a la deplorableextremite de manquer de pain. Mais il est surprenant que vous ne vous estes point appercu,que ces craintes (excepte ce que vous dites du Czar qui a manque) sont autant de raisons10

contre vous. Car aurons nous moins a craindre a l’avenir ces memes evenemens? Ouplustost ne faudroit il pas les craindre incomparablement d’avantage quand le prince Fran-cois sera le maistre sans contredit, quand l’union des deux Monarchies sera plus affermie,quand on aura rendu l’Espagne plus propre a aider ou plustot a servir aux desseins de laFrance; et que nous serons bien plus foibles que nous ne sommes maintenant: Ce qui ne15

scauroit manquer d’arriver, si on laisse aller les choses, parce qu’on aura mille moyens deruiner nostre Commerce et de nous consumer a petit feu. Pour ne rien dire des change-mens, qu’on doit craindre en Angleterre, dont la bonne intelligence ou elle est a presentavec nous, est nostre soutien mutuel. L’Estat present aussi de l’Empire et des protestans nepromet rien de bon. Enfin le temps augmentera nos craintes et diminuera nos esperances. Il20

rendra le parti de la domination plus fort, et celuy de la liberte plus foible: Il faudrabientost obeir au moindre clin d’oeil de la Maison de Bourbon, ou se voir expose al’extremite dont vous parles, de mourir de faim; jusqu’a ce que lassee de nostre obeissanceelle trouve bon de faire de nous une reunion. Ainsi vos conseils ne sont que pour des

2 f. France. Absatz (1) En nous eloignant de (2) Apres L5 (3) XXVII. D1 D2 5 Espagnols D1 D2

7 oster (1) celuy L5 (2) le negoce L5 D1 D2 7 Levant; (1) on nous (a) menace meme de la (b) fermerameme la L5 (2) la . . . defendue L5 D1 D2 7 defendue, (1) et nous allons ⟨– – –⟩ L5 (2) sur L5 D1 D2

8 nous (1) allons ⟨–⟩ de faire L5 (2) seront L5 D1 D2 9 f. appercu, que (1) ces (2) tout cela L5 (3) cescraintes L5 D1 D2 10 Czar (1) qvi n’a plus de lieu, (2) ou vostre prediction a L5 (3) qvi a manqveL5 D1 D2 12 craindre (1) bien d’avantage (2) ⟨–⟩ L5 (3) incomparablement d’avantage L5 D1 D2

13 maistre de l’Espagne ⟨–⟩ gestr. L5 14 ou . . . servir D1 D2 15 France; (1) qvand on nous auracoutume ⟨– –⟩ par une bonne L5 (2) et . . . foibles L5 D1 D2 15 maintenant erg. L5 16 manquer (1)svivant le train qve les choses prennent L5 (2) d’arriver, . . . choses L5 D1 D2 17–20 feu. (1) Ainsi (a)toutes les fois qve la France (b) il faudra tousjours obeir au moindre clin d’oeil de la (c) les memes raisonsde craindre subsisteront et seront augmentees presqve indubitablement, le temps (2) pour ne rien dire deschangemens, qv’on doit craindre en Angleterre, dont (a) l’union est encor (b) la (aa) presente (bb) bonneintelligence ou elle est apresent avec nous, est nostre soutien mutuel. L’Estat present aussi de l’Empire etdes protestans ne promet rien de bon L5 (3) pour . . . bon D1 D2 21 rendra (1) la France (a) en (b) plusforte et nous L5 (2) le . . . fort, L5 D1 D2 22 la (1) France L5 (2) Maison de Bourbon, L5 D1 D2

22 f. a l’extremite erg. L5

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221N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

laches qui trahissent leur religion, leur liberte et leur patrie pour jouir de leur aises. En peude mots, il faut faire de tout coste des grands efforts de bonne heure, pendant qu’il estencor tems et qu’on le peut; ou se preparer a l’esclavage.

XXVIII. Comme on est bien aise de se flatter et de se deguiser sa mollesse, quelquesuns s’imaginent qu’apres la mort du Roy T.C. la France ne se soutiendra pas sous le 5

Dauphin ou sous son fils; que les Ducs de Bourgogne et d’Anjou sont ou seront malensemble; et plusieurs suppositions pareilles, destituees de tout fondement. Quand unegrande Machine est aussi elevee et affermie que la puissance ou nous voyons la maison deBourbon, elle se soutient d’elle meme, mole sua stat, comme une pyramide d’Egypte, et ilest difficil de l’ebransler. Le Roy est sans doute un grand prince, mais le Dauphin marche 10

sur ses traces. Il a fait voir sa valeur et son jugement quand il a eu les occasions de semonstrer. Et c’est prudence de ne les avoir point cherchees. Le Duc de Bourgogne marquebeaucoup pour son age; le Duc de Anjou est un prince de grande esperance, et (ce quiaccommode merveilleusement la France) on convient qu’il est d’une humeur tres douce, cequi le fera prendre aisement le pli qu’on luy voudra donner. Les effects des grandes et 15

belles qualites des princes sont fort equivoques pour leur voisins. Generalement les plusgenereux princes sans une piete fort solide, sont fort sujets a troubler le monde, les flatteursqui les environnent y mettant tout le Heroisme. J’ay peur que cela ne fasse plus d’effectqu’on ne pense, sur ces princes dont je viens de parler, quelque estime qu’on fasse deTelemaque. Il leur sera meme tres difficile de resister aux tentations dans les occasions que 20

cette grande et enorme puissance, et la foiblesse ou la faute des Voisins ne scauroit man-quer de fournir. Enfin il faut s’aveugler voluntairement pour croire qu’ils se voudront

1 laches (1) et non L5 (2) qvi L5 D1 D2 1 trahissent leur (1) patrie L5 (2) religion . . . pa-trie L5 D1 D2 2 faut (1) se mettre L5 (2) faire L5 D1 D2 2 de tout coste erg. L5 3 encor erg. L5

4 et de (1) couurir L5 (2) se deguiser L5 D1 D2 4 sa (1) paresse L5 (2) mollesse L5 D1 D2

4 f. mollesse, (1) on s’imagine L5 (2) qvelqves uns s’imaginent L5 D1 D2 7 plusieurs (1) bagatelles L5

(2) suppositions D1 D2 7 Quand (1) les choses sont L5 (2) une L5 D1 D2 8 Machine (1) ⟨–⟩ (2)comme celle de la L5 (3) est . . . affermie qve (a) celle de la Maison L5 (b) la puissance L5 D1 D2 9 mole. . . d’Egypte D1 D2 10 f. l’ebransler. (1) le dauphin a donne (a) mille (b) bien des marqves de valeuret de jugement qvand il a eu l’occasion (aa) ou ⟨–⟩ (bb) de les monstrer. L5 (2) Le . . . traces. L5 D1 D2

11 f. traces. (1) il a donne bien des (a) temoigna (b) marqves de valeur et de jugement, qvand il a eul’occasion de les monstrer L5 (2) il . . . monstrer. L5 D1 D2 12 Et . . . cherchees. erg. L5 13 f. qvi (1)est beaucoup pour la France) d’une humeur tres douce L5 (2) accomode . . . douce L5 D1 D2

14–16 douce, (1) des effects (2) ⟨mais avec tas des⟩ effects (a) de ces belles (b) des grandes et belles (3) ceqvi (a) luy (b) le fera prendre aisement le pli qv’on luy voudra donner et qve la france le demande gestr.L5 (4) ce . . . belles D1 D2 16 pour (1) leur L5 (2) les D1 (3) leur D2 17 sans . . . solide, D2

19 estime qu’on (1) aye L5 (2) fasse L5 D1 D2 20 tentations (1) qve leur ⟨–⟩ (2) qvand c’est L5 (3) dans. . . occasions L5 D1 D2

9 mole sua stat: VERGIL, Aeneis, lib. X, 771.

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borner et arrester dans la plus vaste et la plus belle carriere, qu’on ait jamais connue dansla Chrestiente depuis la decadence des Romains. Il faudroit qu’ils fussent Chinois et nonFrancois. Plus on considere l’Estat de l’Empire[,] de l’Angleterre, du Nord et de l’Italie, oupresque; tous les princes manquent de succession, plus on est effraye de l’avenir. Le Papememe en doit tout craindre: on le fera souvenir, comme on a fait depuis peu en France,5

qu’on battoit monnoye a Rome aux coins d’un fils ou petit fils de Charlemagne, et queLeon III. rendit compte de ses revenus a ce prince qu’il adora. Il faudroit bien des Chosespour remedier a nos craintes. Il faudroit que la France ne se melat point des affairesd’Espagne, il faudroit que l’Archiduc eut les Estats dans l’Italie, et les Pays-Bas, quel’Angleterre et la Hollande eussent des asseurances reelles, qu’on ne donneroit aucune10

atteinte a leur commerce dans l’Europe ou dans les Indes; et l’Angleterre en particulier,devroit estre bien asseuree qu’on ne fomenteroit aucuns troubles qui y peuvent causer lesplus tragiques revolutions et les plus inevitables, si on n’y remedie de bonne heure; commeon doit faire pendant qu’on jouit encor (et plut a Dieu pour long temps) d’un grand Roy,dont la sante n’est pas des plus asseurees. Et quand tout cela seroit obtenu, dont on est bien15

eloigne, je n’oserois point avouer qu’il suffiroit entierement pour nous guerir de nos justesfrayeurs.

XXIX. Enfin humainement parlant (sauf a Dieu d’exciter des Heros et de fournir descircomstances extraordinaires:) on ne scauroit manquer d’estre a la discretion de la Maison

1 et arrester erg. L5 1 dans la plus (1) grande L5 (2) vaste L5 D1 D2 1 f. connue (1) Apres lesRomains (2) ⟨– –⟩ L5 (3) dans la Chrestiente L5 D1 D2 2 depuis la (1) grandeur L5 (2) decaden-ce L5 D1 D2 3 Francois. (1) Ou il n’y (2) ⟨–⟩ (3) Enfin (4) ⟨–⟩ a moins de L5 (5) Plus L5 D1 D2 3 etde l’Italie erg. L5 3 f. ou . . . succession, D2 4–7 effraye (1) Enfin on ne scauroit manqver a estre ala discretion de la Maison de Bourbon a moins qu’on s’evertue; on avancera meme le mal, (a) si on pretend(b) et on sera plus tost esclave, si on ne s’y oppose avec toute la vigueur possible. Le pape meme sera leurChapelin et vous voyes qv’il s’enchante bien. A moins qve (2) de l’avenir. Le Pape meme (a) sera leurchapelin et vous voyes et ⟨il semble⟩ qv’il s’enchante bien erg. u. gestr. (b) en doit tout craindre: on lefera souvenir, comme on a fait depuis peu en France erg. qv’on battoit monnoye a Rome aux coins d’unfils ou petit fils de Charlemagne, (aa) et qv’il (bb) et qve (cc) qve Leon III. rendit compte de ses revenus ace prince qv’il adora. L5 (3) de . . . adora. D1 D2 7 f. Il . . . craintes. D2 9 faudroit que (1)l’Empereur L5 (2) l’Archiduc L5 D1 D2 9 f. Pays-Bas, que (1) les Anglois et Holandois (a) eussent desports (b) fussent asseures au moins comme l’infante Isabelle Claire Eugene[,] autres fois l’ArchiducAlbert; L5 (2) l’Angleterre . . . asseurances L5 D1 D2 10 f. reelles, (1) qve leur commerce (a) est (b)seroit (c) des Indes demeure L5 (2) qv’on . . . Indes L5 D1 D2 12 devroit . . . asseuree erg. L5

12–15 qui . . . asseurees erg. L5 14 (et . . . temps) D2 15–17 Et (1) a peine tout cela suffiroit etpour nous guerir de nos justes (a) apprehensions (b) frayeurs. L5 (2) quand tout cela seroit obtenu, jen’oserois point avancer qu’il suffiroit entierement pour nous guerir de nos justes frayeurs. D1 (3) quand . . .frayeurs. D2 18 f. d’exciter des (1) Gustaves et des Gvillaumes) (a) ⟨– nous – –⟩ (b) on ne scauroitmanqver L5 (2) Heros extraordinaires) on ne scauroit manquer L5 D1 (3) Heros . . . manquer D2

9 l’Archiduc: Erzherzog Karl, 1703 als Karl III. spanischer Gegenkönig und 1711 als Karl VI.Kaiser.

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de Bourbon a moins qu’on ne s’evertue au dela de tout ce qu’on a fait jusqu’icy: Onavancera meme le mal et on hastera nos chaines si on ne s’efforce que mediocrement. NosEsperances sont encor bien fondees pour maintenir la liberte publique. L’Empereur apresavoir triomphe si glorieusement des infideles, a les mains plus libres, et la conqueste de laHongrie a augmente sa puissance; si nos flottes l’assistent, il aura un pont sur la mer 5

Hadriatique. L’Empire apparemment suivra ses mouvemens pour soutenir les droits im-periaus et ne l’abandonnera pas dans un si pressant peril commun. Nous avons encorgraces a Dieu le meme Guillaume. Et si l’Angleterre et autres s’y prenent, comme il estnecessaire pour leur salut; ce ne sera pas une petite affaire a la France presentement, degarder dans l’un et l’autre monde les vastes espaces d’une Monarchie encor mal asseuree 10

aux Bourbons, et de tenir dans les fers les peuples et les grands, qui commanceront as’appercevoir de leur erreur, quand l’enchantement inoui, qui les aveugle a present, se seradissipe. Sans parler d’une infinite de personnes raisonnables que la force oblige de cacherencor le chagrin qu’elles ont de voir l’oppression de leur patrie et la honte de leur nation.Qu’on cesse donc de nous intimider, et que ceux qui trahissent leur patrie, et foulent le 15

droit aux pieds, ne pensent qu’en tremblant a la justice divine qui pourra se reveiller. Jesuis.

2 f. mediocrement. (1) Mais (2) Car on donne pretexte aux Espagnols (3) Mais (4) Les (5) Nos . . .publique. erg. Nous avons encor graces a Dieu le meme Gvillaume; qv’autres fois erg. u. gestr. L5

3 f. L’Empereur (1) y met en devost L5 (2) apres . . . infideles, L5 D1 D2 4 f. libres, (1) qv’autres foisL5 (2) et . . . puissance L5 D1 D2 6 Hadriatique. (1) il faut esperer qve nous avons encor graces a dieu lememe Gvillaume L5 (2) L’Empire L5 D1 D2 6–8 mouvemens (1) dans un si pressant (a) danger ou lapatrie et la religion se trouuent a l’Espagne (aa) Et (bb) La France (aaa) ayant encor l’Espagne le Portugal(bbb) aura des affaires L5 (b) peril. Nous avons encor graces a dieu le meme Guillaume. L5 D1 (2) pour . . .Guillaume. D2 8 l’Angleterre et (1) le Portugal s’y L5 D1 (2) autres s’y D2 9 f. de (1) soutenir L5

(2) garder L5 D1 D2 10 garder (1) les vastes dehors d’une Monarchie L5 (2) dans . . . Monar-chie L5 D1 D2 10 f. encor . . . Bourbons erg. L5 11 et . . . grands erg. L5 12 f. erreur, (1) ilfaudra qv’elle (2) qvand (a) le ⟨–⟩ de l’aveuglement inoui ⟨– – –⟩ sera dissipe (b) on ⟨–⟩ de l’aveuglementinoui se sera dissipe (aa) qvi (bb) ou ils se trouuent (c) l’enchantement inoui, qvi les aveugle a present sesera dissipe. L5 (3) quand . . . dissipe. D1 D2 13 f. dissipe. (1) pour ⟨–⟩ les personnes (a) ⟨– –⟩ (b)raisonnables (aa) qve (bb) qvi (cc) le juste changement (dd) qvi sont encor obligees de cacher (aaa) ces(bbb) leur chagrins (ccc) le chagrin (aaaa) qv’ils ont (bbbb) qv’elles ont de voir (2) ⟨–⟩ outre une infinitede personnes raisonnables, (a) qvi (aa) sont (bb) voyant avec un chagrin qv’elles sont oblige de cacherencor l’oppression de leur patrie (b) qve la force oblige de cacher encor le chagrin qv’elles ont de voirl’oppression de leur patrie et la honte de leur nation. L5 (3) Sans . . . nation. D1 D2 14–17 nation. (1)Cesses donc, Monsieur (2) Qu’on cesse donc, Monsieur, de nous intimider. Et (a) penses (aa) qve le Cielpeut estre (bb) qv’il se peut (cc) qve ceux qvi sont coupables ne pensent qv’en tremblant a la justice divineqvi pourra se reveiller. nicht gestr. enfin ⟨–⟩ gestr. de voir je suis. nicht gestr. Monsieur gestr. etc. (b)qv’on scache qve c’est au coupable de ne penser qv’en tremblant a la justice divine qvi pourra se reveillerL5 (3) Qu’on . . . suis. D1 D2

4 triomphe: Die erfolgreiche Beendigung des Großen Türkenkrieges mit dem Frieden von Karlowitz(1699).

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EXTRAIT du Contract de Mariage de Louis XIV. Roy T.C. et de Marie Therese Infanted’Espagne, dont les paroles sont repetees dans l’Acte de la Renontiation.

Que d’autant que leur Majestes Tres Chrestienne et Catholique sont venus, et viennent afaire ce mariage a fin de tant plus perpetuer et asseurer par ce noeud et lien la paixpublique de la Chrestiente et entre leur Majestes l’amour et fraternite que chacun espere5

entre Elles, et en contemplation aussi des justes et legitimes causes, qui montrent etpersuadent l’egalite et convenance du dit Mariage par le moyen duquel, et moyennant lafaveur et grace de Dieu chacun en peut esperer de tres heureux succes, et au grand bien etaugmentation de la Foy et Religion Chrestienne; au bien et benefice commun des Roy-aumes, sujets et vassaux des deux couronnes; comme aussi pour ce qui touche et importe10

au bien de la chose publique et conservation des dites Couronnes; qu’estant si grandes etpuissantes, e l l e s n e pu i s s en t e s t r e r e u n i e s en une seule, et que d e s a p r e s e n t o np r e v i e nne l e s oc c a s io ns d ’ un e p a re i l l e j onc t i on : donques attendu la qualited e s su sd i t e s e t a u t r e s ju s t e s r a i s ons et notamment ce l l e d e l ’ e ga l i t e qui sedoit conserver: Leur Majestes accordent et arrestent par contract et pacte conventionel15

entre elles, qui sortira et aura lieu, f o r ce , e t v igueu r de Loy ferme et stable a toutjamais, en faveur de leur Royaumes et de toute la chose publique d’iceux: Que la Sere-nissime Infante d’Espagne, Dame Marie Therese et les enfans procrees d’elle soyentm a l e s o u f e m e l l e s et leur descendans premiers ou second, trois ou quatre, nez cy-apresen quelque degre qu’ils se puissent trouver, voire a tout jamais ne puissent succeder ny20

succedent es Royaumes, Estats, Seigneuries, et dominations, qui appartiennent et appar-tiendront a Sa Majeste Catholique, et qui sont compris au dessous des Titres et qualitesmentionnees en cette presente capitulation, ny en aucun de ses autres Royaumes, Estats,Seigneuries, Provinces, isles adjacentes, fiefs, Capitaineries, ny es frontieres que Sa Ma-jeste Catholique possede de present, ou qui luy appartiennent, ou pourront appartenir tant25

dedans que dehors le Royaume d’Espagne, et qu’a l’avenir sa dite Majeste Catholique ouses Successeurs auront, possederont, et leur appartiendront, ny en tous ceux qui sontcompris en iceux ou dependans d’iceux, ny meme en tous ceux que par cy apres, enquelque temps que ce soit elle pourroit acquerir ou accroistre et ajouter aux susdits siensRoyaumes, Estats, et dominations, ou qu’elle pourroit retirer ou qui luy pourroit echoir par30

devoulus ou par quelques autres titres, droits ou raison que ce puisse estre, encor que ce futdurant la vie de la serenissime Infante Dame Marie Therese, ou apres sa mort, en celle dequi que ce soit de ses descendans premiers, seconds, troisiemes nez, ou ulterieure; que lecas ou les cas, par lesquels ou de droit ou par les Loix ou coustumes des dits Royaumes,Estats et dominations, soit par dispositions de Titres par lesquels ils puissent succeder ou35

pretendre pouvoir succeder aux dits Royaumes, Estats ou dominations, leur deust donner la

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225N. e334a LETTRE ECRITE D’AMSTERDAM

succession. En tous lesquels susdits cas des a present la dite Dame Marie Therese Infantedit et declare estre et demeurer bien et deuement excluse, ensemble tous ses enfans etdescendans males ou femelles, en c o r e qu ’ i l s voulussent o u p us s e n t dire et pretendrequ ’en l eu r pe r sonnes ne cou ren t ny ne s e peuven t e t do i ven t cons i de r e rl e s d i t e s r a i so ns de la chose publique, ny a u t r e s auxquelles la dite exclusion se 5

pourroit fonder; ou qu’ils voulussent alleguer (ce qu’a Dieu ne plaise) que la succession duRoy Catholique ou de ses serenissimes princes ou Infantes et d’abondant des males qu’il aet pourra avoir pour ses legitimes successeurs eust manque et defailli: parceque comme il aeste dit, e n a uc un c as , ny en a uc un t e m ps ny e n q ue lqu e m a n ie r e qu i p eu ta dv en i r , ny elle, ny eux, ses hoirs et ses descendans n’ont a succeder ny pretendre 10

pouvoir succeder, Non obstant etc. etc.

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226 N. e334bIII. REICH UND EUROPA

e334b. ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM[Vor Mitte September 1701.]

Überlieferung:L1 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 95r. 2o. 1 S.L2 Konzept: LH XI 6 A,2 Bl. 112–127. 2o. 31,5 S.5

L3 Teilkonzept: LH XI 6 A,2 Bl. 127v–128. 2o. 2,3 S.D Druck: G. W. LEIBNIZ [anonym], LA JUSTICE // ENCOURAGEE, // Contre // Les

chicanes et les menaces // d’un // Partisan des Bourbons, // Contenues // dans sa Lettre,qu’on donne icy avec // la Refutation. // SECONDE EDITION. // Die Auffgemunterte// Gerechtigkeit / // Gegen die Drohungen und Verdrehungen // eines Anhängers // Der10

Borbonischen Parthey / // So enthalten // In dessen Brieffe / den man der Widerlegung// beyfügen wollen. // Zum andernmal heraus gegeben. // Im Jahr MDCCI. S. 26–76.(Unsere Druckvorlage.)

Unser Stück bietet die Übersetzung der N. e334 a. Zur Datierung siehe die dortige Einleitung.

Herrn N.** eines Holländers / Antwort-Schreiben aus Amsterdam vom I Februarii / 1701.15

auff Herrn Q.** Brieff aus Antorff vom 9. Decembris 1700.

Mein Herr /I. Ich bin demselben wegen der Mühe verbunden / so er auff sich nehmen wollen / mir

die scheinbarsten Gründe mitzutheilen / deren man sich nun bedienen will / die bey derCron Franckreich genommene Entschliessung zu entschuldigen; welche dahin gerichtet /20

wie der Hertzog von Anjou König Carls des II. in Spanien gantze Erbschafft behaupten /

15 f. Textanfang (1) brief aus amsterdam den I Februar. 1701. geschrieben von herrn N.**. zurantwort auff ein gedruckt Schreiben von Herrn Q gegeben antwerpen den 9 decemb. 1700. L1 (2) Schreibenaus amsterdam vom I Febr. 1701 von herrn ** (3) herrn ** eines hollanders antwort-schreiben ausamsterdam vom I Febr. 1701 auff herrn Q.** brief aus antorff vom 9 decemb. 1701 L2 (4) Herrn . . .1700. D 18–S. 227.2 bin (1) ihm verbunden wegen der Mühe die er sich genommen mir (a) die (aa)scheinbarsten rationes mit zu theilen (bb) vornehmsten scheingründe die (b) in einem kurzen begriff diebest-auffgepuzten Scheingründe mit zu theilen, die man ietzo in franckreich anführet zu behuf der Partheydie man daselbst genommen, dem herzog von Anjou die succession Carls des andern königs in Spanienbeyzulegen, und den tractat fahren zulaßen, welchen der allerchristlichste könig (aaa) so (bbb) aufs fey-erlichste mit dem konig aus Groß Britannien und den herrn General-Staaten der vereinigten Niederlandegemacht gehabt. L1 (2) demselben wegen der mühe verbunden, so er auf sich nehmen wollen die schein-barsten (a) rationes (b) gründe mit zutheilen, deren man sich nun bedienen will die (aa) in franckreich (bb)bey der Cron franckreich genommene Entschließung zu entschuldigen; welche dahin gerichtet wie derhertzog von Anjou konig Carls des II. in Spanien gantze erg. Erbschafft behaupten und der Theilungs-tractat, wie feyerlich er auch von solcher Cron mit dem König von Groß Britannien und den herren GeneralStaaten gemacht, vernichtiget werden möge. L2 (3) demselben . . . möge D

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und der Theilungs-Tractat / wie feyerlich er auch von solcher Cron mit dem König vonGroß-Britannien und den Herren General-Staaten gemacht / vernichtiget werden möge. Eswird aber mein Herr mir erlauben / ihm hinwiederum dagegen anzudienen / daß solchevermeinte Schein-Gründe wenig Grund zu haben scheinen / und daß mein Herr wol nichtUrsach gehabt / sich damit viel zu wissen / und uns in die Schule zu führen / ja selbst die 5

Herren General-Staaten spöttlich anzugreifen / die sich doch dergestalt gemäßiget / undmit solcher Bedachtsamkeit auffgeführet / daß ich nicht zweiffle / der AllerChristl. Königmüsse es selbst erkennen; und ob er schon seinen Entschluß in der Materie der Span.Erbfolge geändert / werde er doch die Meinung / die er von ihrer Weißheit und gutemAbsehen gehabt / im Hertzen annoch hegen; ob sie ihm schon in allem nicht fugen können. 10

Daher ich versichert lebe / daß dieser grosse König selbst dergleichen harte und verächt-liche Reden gegen sie nicht billigen werde.

II. Seine Maj. erinnert sich noch allzuwohl der Antwort / so sie dem Grafen vonSintzendorff / Kayserl. Abgesandter an Ihrem Hoff / gegeben / und des Briefes / den sie anden Graff von Tallard / ihren eigenen Abgesandten in Engelland geschrieben / und damit 15

so wohl den Kayser / als den König von Groß-Britannien versichert / daß man die Spanis.Anbietungen gegen den Theilungs-Tractat nicht annehmen / und / mit einem Wort / sichvon diesem nicht abwenden wolle / es möchte gleich kommen wie es wolte. Wie dannauch der Tractat es von selbsten mit sich bringet. Anderer offt dißfalls gegebener Versi-cherungen zu geschweigen / deren einige mit so nachdrücklichen und rührenden Worten 20

geschehen / daß man sich solche hier anzuführen scheuet / um die Hochachtung / die man

2–12 möge. (1) allein der herr wird mir verzeihen, wenn ich ihm darauf mit trockner wahrheit sagenmuß daß die so genante gründe keinen grund haben, und daß der herr keine ursach gehabt, so hoch zusprechen, und gar (a) die hochstgedachte (b) den herrn Staaten zu insultiren, da doch ihr bezeigen diegröste moderation wieset, die man verlangen kan; welches der all. christl. Konig selbst nicht in abredesagen wird. denn ich nicht hoffen will daß die gelegenheit die er gefunden, seinen Enckel auf den Spa-nischen trohn zu erheben, nicht nur seinen willen sondern auch seine gedancken und Meynung die herrnStaaten betreffend werde geändert haben, daher er den verkehrten Zelum derer deren harte und verächt-liche reden der herr entlehnet, nicht billigen wird L1 (2) Es wird aber Mein Herr mir erlauben, ihmhinwiederumb dagegen anzudienen, daß solche Vermeynte erg. Schein-gründe wenig grund zu habenscheinen, und daß Mein Herr wohl nicht ursach gehabt, sich damit viel zu wissen und (a) sich zu ⟨stre-cken⟩ (b) nicht allein uns mit einander als seye (c) uns in die schuhle zu fuhren, ja selbst die herrenGeneral-Staaten spottlich anzugreiffen, die sich doch dergestalt gemäßiget, und mit solcher bedachtsamkeitaufgeführet; daß ich nicht zweifle der allerChristl. König müße es selbst erkennen, und ob er schohn (aa)seine meynung (bb) seinen Entschluß in der Materie der Spanischen Erbfolge geändert, werde er doch diemeynung die er von ihrer weißheit und guthen absehen gehabt, im herzen annoch hegen müßen gestr. obSie ihm schohn in allem nicht fugen können. Daher ich versichert lebe daß dieser große könig selbstdergleichen harte und Verächtliche Reden gegen Sie nicht billigen werde L2 (3) Es . . . werde. D14 Abgesandter an (1) seinem L2 (2) ihrem L2 D 21 anzuführen annoch L2 21 die man (1) einem⟨grossen der –⟩ L2 (2) ihrer L2 D

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I. Maj. schuldig / nicht zu verletzen. Wie kan dann nun / solcher Bewantniß nach / einigevernünfftige und der Sachen wohlberichtete Person es mißdeuten / daß Engel- und Hollandsich nicht verächtlich tractiren lassen / noch alles blindlings annehmen wollen / was man inFranckreich nun dem Tractat zuwider auf eine solche hochtrabende Weise unternommen /daß man sie auch nicht der geringsten communication gewürdiget. Welches unbillige Ver-5

fahren sie um so viel weniger zugeben würden / (wann sie auch so gar das Recht einesTractats nicht vor sich hätten;) nachdem die vornehmsten Europäischen Potentzen ohnedem verbunden / zu Erhaltung der gemeinen Sicherheit gegen ohnrechtmässige Gewalt dieWage der Gerechtigkeit in den Händen zu halten / und sich vor diejenigen zu erklären /welche vorlängst förmliche und endliche Erklärungen und Versprechen für sich haben.10

Dann wenn man diese Haupt-Regel / so Treu und Glauben halten heisset / fahren lassenwil / welche doch eintzig und allein machet / daß die Menschen beysammen leben kön-nen / und einander nicht wie die wilden Thiere niederreissen; so darff man nur alle Trac-taten u. Bündnisse verbrennen / und alles Recht / es sey so heiliglich versichert / als esimmer wolle / mit Füssen treten. Dadurch die menschliche Gesellschaft einem wilden15

Walde ähnlich werden würde / darin nichts als Raub und Mord zu sehen.III. Des Kaysers oder des Ertz-Hertzoges Recht hatte man in Franckreich noch jüngs-

thin selbst erkennet / indem man ihm das Corpus der Spanis. Monarchie biß auff dieItaliänischen Lande lassen wollen. Nun aber soll auff einmal / der Sprache nach / so meinHr. führet / alles verändert / und all solch Recht auffgehoben seyn; und zwar bloß und20

allein / weil man ein vermeyntes Testament König Carls des II. zum Vorschein bracht / undsich ein Spanischer Cardinal mit einigen andern von seiner Cabale, von Franckreich un-terstützet / und der Verwirrung der schwachen Spanischen Regierung sich bedienend /unterwunden / auff einmal alle Verordnungen der vorigen Könige und der Reichs-Stände /mit sammt den Grund-Regeln seines Vaterlandes umzustossen / oder zu verkehren; und25

zwar mit einer solchen unerhörten Künheit / daß er sich nicht entblödet / Spanien demFrantzösis. Joch zu unterwerffen / und folglich Europa zugleich mit. Welches eine Sache /so gewißlich denen alten hertzhafften Spaniern / so noch nicht zu feigen Memmen wor-den / würde unglaublich geschienen haben. Wiewol ich gleichwol nicht zweiffele / daßnoch einige ansehnliche Uberbleibsel der alten Tugend in Spanien sich befinden / und daß30

noch ehrliche Leute vorhanden / die eine so schändliche degeneration nicht anders / als mitder größten Empfindligkeit ansehen. Aber dergleichen wohlgesinnete Leute werden durch

3 wollen / (1) gegen L2 (2) was L2 D 4 Weise (1) unternimt L2 (2) unternommen L2 D5 Welches (1) unrechtmäßige Unternehmen L2 (2) unbillige Verfahren L2 D 6 so (1) weniger L2 (2)viel weniger D 17 noch (1) leztens L2 (2) jüngsthin L2 D 21 des (1) andern L2 (2) II. D28 denen (1) alteren L2 (2) alten L2 D 32 dergleichen (1) guth (2) wohl L2 (3) wohlgesinnete D

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das gewaltsame Verfahren der vordringenden Parthey dergestalt unterdrücket / daß sie sichnicht regen dürffen.

IV. Mein Herr wird mir hierauff sagen / daß man groß Unrecht in Franckreich ge-habt / dem Ertz-Hertzog so viel einzuräumen / und daß man damals das grosse Geheimnißnoch nicht gewust / welches man erst aus dem vermeynten Testament König Carls des II. 5

erlernet / als ob der Königin Mariä Theresiä Verzicht nur bedinglich / und eintzig undallein auff den Fall gerichtet sey / wann Franckreich und Spanien unter einem Hauptvereiniget werden möchten / so dadurch verboten / wozu mein Hr. fügen wird / daß dasVolck sich vor den Hertzog von Anjou erkläret / und endlich / daß die Parthey des Testam.so man ergriffen / die vorträglichste sey / allgemeine Ruhe in Europa zu erhalten. Worauff 10

ich aber meinem Hrn. in folgenden vergnügliche Antwort zu geben hoffe / und ehe ich zurFrage des Rechten komme / das Factum selbst ein wenig höher her leiten will / als meinemHerrn zu thun beliebet.

V. Die Spanische Monarchie ist ein gantzes / dessen Theile durch keine Einverleibungzusammen gefüget / noch durch einige Rechts-Bande zusammen verknüpfet / ausser daß 15

sie unter einerley Herren gestanden / so durch unterschiedene Rechts-Titul dazu gelanget /und welche hernach von Caroli V. Zeiten her ihre Residentz in Spanien / und sonderlich inCastilien genommen. Also wann die Castilianer andern / und sonderlich den Italiänisch-und Niederländischen Provintzen Gesetze oder Befehliche gegeben / und Befehlichhaberund Stathalter zugeschicket / so haben sie das eintzig und allein gethan / als Diener ihres 20

Königs / und gar nicht aus Recht oder Macht der Castilian. Regierung / so zu Madrit sichbefindet. Nun folget mit wenigem / wie solches gantze corpus der Spanischen Monarchiesich formiret / und zusammen gewachsen.

VI. Ferdinand / der den Zunahmen des Catholischen bekommen / war von väterl.Erbschafft her ein König in Arragonien / Neapolis erhielte er durch Belehnung des Pabsts 25

Julii des II. und Castilien kam ihm zu durch Heyrath der Infantin Isabella. Ihre TochterJohanna heyrathete Philippen Ertz-Hertzogen von Oesterreich / Kayser Maximiliani des I.und Marien / Erb-Fürstin der Burgundischen und Niederlande / Sohn. Als die KöniginIsabella mit Tode abgangen / mußte der König Ferdinand Castilien / so ihm nicht mehrgehörete / an seine Tochter Johannam und deren Gemahl / den Ertz-Hertzog / welcher den 30

Namen Philippi des I. Königs zu Castilien / bekam / abtreten / aber dieser König starb vorseinem Schwieger-Vater / und weil Johannä Verstand durch die schmertzliche Empfindung

9 und endlich erg. L2 14 keine (1) Einigung L2 (2) Einverleibung L2 D 15 f. ausser (1) ⟨–⟩unter einem Herrn L2 (2) daß . . . Herrn L2 D 17 gelanget / und (1) vor (a) Carl des (b) Caroli V (2)welche . . . Quinti L2 (3) welche . . . Caroli V. L2 D 17 f. Spanien / und . . . Castilien erg. L2

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des tödtlichen Abgangs ihres Gemahls geschwächet war / so erlangte Ertz-Hertzog Carlvon Oesterreich / ihr erstgebohrner Sohn / hernach Kayser / des Namens der fünffte / dieNiederlande zwar durch den Tod seines Hrn. Vatern / aber Castilien und Leon / samt derkürtzlich entdeckten neuen Welt / erkenneten ihn vor ihren König und Herrn / weil die Fr.Mutter der Regierung aus angeführter Ursach unfähig war. Doch wurde sie mit ihm in den5

Edicten / und andern öffentlichen Schrifften genennet. Endlich bekam er Arragonien /Napoli und Sicilien nach dem Tode Ferdinandi des Catholischen seines Groß-Vatern vonder Mutter; gleichwie er nach Absterben seines Groß-Vatern von der Väterl. Seite / nem-lich Kayser Maximiliani des I. das Röm. Reich erhalten. Er hinterließ Spanien / Napel undSicilien seinem Sohne Philipp dem II. sowol als das Meyländische / davon er ihm das10

durch des letzten Hertzogs Sfortza Tod erledigte Lehn gegeben / aber die OesterreichischeErblande übergab er seinem Bruder Ferdinand dem I. der durch seine Heyrath mit derErb-Tochter von Ungarn und Böhmen diese beyde Königreiche mit dem Corpore derMacht des Hauses Oesterreich vereiniget / und endlich im Reich ihm gefolget; also daß diebeyden Linien dieses grossen Hauses vom Kayser Ferdinand dem I. und König Philipp15

dem II. entstanden. Welcher letztere auch Engelland zu allen diesen grossen Ländernwürde gebracht haben / wann er von der Königin Maria / seiner ersten Gemahlin / Heinrichdes VIII. Königs in Engeland Tochter / Erben gehabt. Er erwarb doch gleichwol nochendlich Portugall / so er von Erbfolgs-Rechts wegen eingenommen / so ihm aber gestrittenworden / biß endlich die Portugiesen sich wieder vom Castilianischen Joch befreyet.20

VII. Nun ist zu betrachten / daß ein iedes dieser Lande / so ein Glied des Spanischen /oder vielmehr unter der Spanischen Linie stehenden Monarchie macht / seine alte Rechte /Privilegien / Frey- und Hoheiten behalten; ohne daß etwas zu recht vorgangen / welchesabzielen könnte / eines solcher Lande dem andern zu unterwerffen. Unter Kayser Carl demV. beklagten sich die Spanier über das Ansehen der Niederländer / bey welchen dieser25

Herr gebohren und gezogen. Aber unter Philippen dem II. beklagten sich die Niederländermit mehrerm Recht über der Spanischer Herrschafft / deren Gewaltsamkeit endlich zumVerlust dieser trefflichen Provintzen ausgeschlagen. Inzwischen kam solche der SpanierObermacht nicht her von einiger Einverleibung der Niederlande zu Spanien / oder einigerAbhängigkeit / so jene von diesem bekommen; sondern bloß daher / daß die Könige sich30

die Macht zugeschrieben / ihre Lande durch solche Leute zu regieren / die ihnen beliebten.

4 kürtzlich entdeckten erg. L2 5 Regierung (1) ohnfähig war L2 (2) aus . . . war. L2 D7 f. seines . . . Mutter erg. L2 9 Er (1) verließ L2 (2) hinterließ L2 D 21 f. Glied (1) derSpanischen Monarchi L2 (2) des . . . Monarchi L2 D 27 über (1) den Spanischen dominat L2 (2) der . . .herrschafft L2 D 28 Provintzen (1) gediehen L2 (2) außgeschlagen L2 D 29 Niederlande (1) mit(2) bey L2 (3) zu L2 D

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Welches um so viel mehr erhellet / da bekannt / daß Arragonien selbst / mit den Baleari-schen Inseln / und andern Zugehörungen / niemals mit Castilien einverleibt worden / wiedie Arragonier bey vielen Gelegenheiten gewiesen. Das Königreich Napel wird vom Pabstzu Lehen erkannt / und kan ja ohne Einwilligung des Lehen-Herren einem andern Reichnicht eingepfropffet werden. So ist es auch mit Meyland und den Niederländischen Pro- 5

vintzen / als Reichs-Landen bewand / weilen Meyland ein Lehen vom Reich / und das beySpanien gebliebene Niederland ein Theil eines Reichs-Creises ist / welchen Carolus V.formiret aus denen Landen / die schon dem Reich zugehöret / und denen die Franciscus I.ihm durch Aufflassung des Ober-Lehens-Rechts frey gegeben. Welches alles er zusammenund mit dem Reich verknüpffet / durch öffentliche actus, so mit des Reichs und der Stände 10

der Lande Bewilligung vorgangen / also daß man Napel / Sicilien / Meyland und die Nie-derlande gantz nicht als mit Spanien verknüpffet / oder daran hangend ansehen kan; mithinkeine reale / sondern nur personal-Vereinigung damit sich findet; welche allein darinnbestehet / daß beyderseits ein Herr ist. Daher nach dem Tode des letzt-verstorbenen Königsdiese Lande und ihre Regenten und Verweser im geringsten nicht die Befehlige der Spa- 15

nischen Regenten die Erbfolge oder sonst etwas betreffend anzunehmen schuldig / sondernvielmehr gehalten gewesen / dieselbige von sich zu weisen / und sich an die unstreitigenOber-Herren / als alleinige Richter des Streits biß zu Austrag der Sache zu halten.

VIII. Uber diß so ist es eine sehr zweiffelhaffte Sache / ob einerley Erbfolg-Recht inCastilien / Arragonien / Napel und Sicilien / Niederland und Meyländischen statt habe: 20

allein hier ist Ort und Zeit nicht / dergleichen zu untersuchen; es würde die Ausführungetwas weitläufftig fallen. Nicht ohne ist / daß man die Sache so viel müglich dahin zurichten gesuchet / daß in Ermangelung der realen Vereinigung so vieler Lande / so einenpolitischen Leichnam oder Staat daraus machen könnte / man wenigstens eine unionempersonalem, nemlich in der Person eines Beherrschers / und folglich dieses zu erhalten 25

getrachtet / daß allezeit ein Erbe überall seyn möchte / die Macht beysammen zu halten.Inzwischen hat man doch gleichwol bißweilen deßwegen gezweiffelt / als zum Exempel /ob in Arragonien / auch im Neapolitanischen die Weiber denen Männern einer andernLinie vorgehen; zu geschweigen daß in Castilien selbst zu Zeiten deßwegen Zweiffelentstanden / und die Kayser schon vor Alters Meyland für ein Mann-Lehen gehalten: 30

1 so (1) mehr L2 (2) viel mehr D 1 daß König Aragonien L2 3 Königreich (1) Napoli L2 (2)Napel L2 D 3 Napel (1) ist L2 (2) wird L2 D 5 den (1) Niederlanden bewand L2 (2) Niederlän-dischen Provintzen L2 D 12 Spanien (1) vereiniget L2 (2) verknüpffet L2 D 12 oder (1) damitverbunden L2 (2) daran hangend L2 D 12 kan; (1) also (2) und L2 (3) mithin L2 D 13 keine (1)andere L2 (2) reale . . . personal L2 D 17 vielmehr schuldig gestr. L2 19 ob eben gestr. L2

21 würde (1) dergleichen L2 (2) die L2 D 21 f. Ausführung der Sach gestr. L2 28 im konig-lich gestr. L2

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Gesetzt auch / daß die Verzicht der Königin Maria Teresia in Castilien und Arragonienübern Hauffen gestossen werden könnte / (so doch zu Recht nicht geschehen kan) sowürde sie doch allezeit in Napel / Niederland und Meyland stehen bleiben / weilen es eineunstreitige und in täglicher Erfahrung und practic bestehende Sache ist / daß bey Lehnen /und bey Reichs-Landen die Renunciationes kräfftig seyn; also daß die Spanier / indem sie5

sich an diejenige Verzicht nicht kehren wollen / so die nach Franckreich verheyratheteInfantinnen gethan / selbst dadurch einen Riß / Theilung oder Entgliederung der Landeverursachen / bey denen die Renunciationen ihre ungezweiffelte Gültigkeit behalten. Undalso dasjenige / darüber sie klagen wollen / niemand als sich selbst zu dancken haben.

IX. Aber wann man als richtig annimmt / daß das Erbfolgs-Recht / so in Spanien10

eingeführet seyn soll / und welches die nicht ausgeschlossenen Töchter der regierendenLinie denen Seiten-Erben männlichen Geschlechts vorziehet / in allen den Landen geltensoll / die in dem Corpore begriffen / so man bißher die Spanische Monarchie genennet; unddaß also überall darinn wegen der renunciation einerley Urthel zu sprechen / mithin Carlder II. auch um dieser Ursach willen einen allgemeinen Nachfolger in allen seinen Landen15

haben soll; so ist ohnschwer zu beweisen / daß solcher rechtmäßige Nachfolger in demHauß Oesterreich / und nicht im Hauß Bourbon zu suchen. Zwar ist man damit einig / daßobigem Satz nach (die renunciationen der nach Franckreich verheyratheten Infantinnenausgesetzet) die Bourbonische Printzen vorzuziehen seyn würden. Aber die Renunciati-onen sind so klar / so deutlich / so förmlich und feyerlich / und sind dergestalt zum Spa-20

nischen Grund-Gesetz und Hauptstück der Versicherung der Europäischen Tractaten wor-den; daß man sie nicht umstossen kan / ohne zugleich das allgemeine Recht der Völcker /auch Treu und Glauben der wichtigsten Handlungen zu Boden zu werffen / also daß mansich dergestalt auff keine Friedens-Schlüsse / Heyraths-Contracten / oder andere Verord-nungen / Versprechungen oder Verträge hoher Personen im geringsten zu verlassen haben25

würde.X. Inzwischen ist nicht ohne / daß folgendes die Geburts-Ordnung an sich selbst

darstellet: Philipp der IV. Vater des letztverstorbenen Königs in Spanien / gab seine ältesteTochter Mariam Teresiam dem König in Franckreich Ludewig dem XIV. zur Ehe / und diejüngste Margareten Teresiam dem Kayser Leopold. Ludwig der XIV. hat den Dauphin aus30

der Ehe erzeuget / und der Dauphin ist Vater worden dreyer Printzen / nemlich der Herz-toge von Burgund / Anjou und Berry. Der Kayser aber hat von gedachter seiner Gemahlin

6 an (1) dieselbige L2 (2) diejenige Verzicht L2 D 6 f. so . . . gethan erg. L2 10 man (1) vorL2 (2) als L2 D 11 nicht außgeschloßenen erg. L2 13 soll (1) so L2 (2) die L2 D 14 daßman gestr. L2 14 sprechen hat gestr. L2

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nur eine Tochter gehabt / so er an den Churfürsten zu Bayern verheyrathet / welche ihmeinen Sohn hinterlassen / so aber sehr jung gestorben. Philipp der Dritte des Vierten Vaterhat auch die älteste Tochter Annam dem Könige Ludwig dem XIII. und die jüngere Ma-riam Annam dem Kayser Ferdinand dem III. gegeben. Von dem Dreyzehenden Ludwigund Anna sind gebohren der Vierzehende und sein Bruder Philipp Hertzog von Orleans / 5

Vater des Hertzogs von Chartres. Von Ferdinand dem III. und Maria Anna ist der KayserLeopold / Vater des Röm. Königs und des Ertz-Hertzogs Caroli erzeuget worden. Endlichso hat Philipp der II. des Dritten Vater / seine Tochter Catharinam an Carl Emanuel Hert-zog von Savoyen gegeben / davon der itzige Hertzog herstammet. Also wann man dieRenunciationen beyseits stellen / und gewisse bereits erwehnte Sätze zum Grund anneh- 10

men wil / so muß man bekennen / daß Caroli des II. Erbschafft dem Dauphin und seinerLinie / und nach deren Abgang dem Hertzog von Orleans und der Seinigen / nach diesemdem Kayser Leopold und seinen Nachkommen / und wann diese alle fehlen solten / demHertzog von Savoyen gebühren würde. Und dergestalten würden der Hertzog von Orleansund der Hertzog von Chartres sein Sohn (wann Anna von Oesterreich Königin in Fran- 15

ckreich nicht Verzicht gethan hätte) Ursach gehabt haben / gegen Carl des andern Testa-ment / der ihnen so gar den Hertzog von Savoyen vorgezogen / zu protestiren. Wie dannauch die Kayserl. Töchter oder Ertz-Hertzoginnen ebenmäßig dem Hertzog von Savoyenvorgiengen / und vor ihm genennet werden müsten. In Franckreich hat man des Hertzogsvon Orleans protestation angenommen / und damit zu erkennen gegeben / daß man des 20

letzten Königs Testament nicht weiter achte / als man sich dessen zu seinem Nutz gebrau-chen kan.

XI. Aber all solches Recht der Infantinnen Mariä Teresiä und Annä Königinnen inFranckreich und ihrer Nachkommen ist gäntzlich vernichtiget worden in ihren Heyraths-Contracten / vermittelst solcher Verzichten / welche auffs feyerlichste geschehen / bey den 25

H[eiligen] Evangelien beschworen / durch die Eyde der Könige als Ehegemahlen bestärck-et / und durch die kräfftigste Tractaten versichert worden. Sonderlich kan man es von demPireneischen Tractat sagen / allwo der Friede zwischen beyden Cronen beschlossen wor-den / aber gewiß die Heyrath ohne eine Renunciation von vollkommener Gültigkeit nim-mermehr vor sich gangen seyn würde. Muß also solche renunciation bestehen / oder man 30

muß sagen / daß die Tractaten nichts als Fallstricke seyn / und die Justitz vor eine blosseEinbildung der Einfältigen gehalten werden wolle. Etzliche Frantzösische Causenmacherhaben allerhand Verdrehungen auffgesuchet / den Einfall der Frantzösischen Waffen in die

10 Renunciationen (1) außsezet, und L2 (2) beyseits stellen L2 D 10 Grund (1) annimt L2 (2)annehmen will L2 D 11 daß (1) Carl L2 (2) Caroli L2 D 20 f. des (1) herzogs von L2 (2) leztenkönigs L2 D

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Niederlande nach Philippi IV. Tode zu beschönigen / und zu dem Ende sich nicht entblödetdie Gültigkeit der Pirenäischen Verzicht anzufechten / aber sie sind zu Boden gelegt wor-den durch die unüberwindlichen Gründe des Buchs ge[n]annt Bouclier d’Estat et de ju-stice, so ihre ungereimte Grillen öffentlich zu schanden gemacht. Nichts schiene lächer-licher / als das Argument / so von den an die Königin nicht bezahlten 500000. Pistoletten5

Mitgifft her geholet: Dann zu geschweigen / daß solche Zahlung unterlassen worden / weildie Spanier die Einregistrirung des Contracts in den Parlamenten begehret / und nichterhalten / so gibt die gesunde Vernunft / daß keine Vergleichung sey zwischen dieserSumm und der Spanischen Monarchie / und daß die Königin auffs allerhöchste nichts alsdie Zinsen oder das interesse morae wegen unterlassener Zahlung fordern / deßwegen aber10

keines weges die Haupt-Clausula / die das gantze Fundament der Heyrath gemacht / nem-lich die Renunciation, umgestossen werden könne / weil ja auff solchen Fall nöthig ge-wesen wäre / daß die Heyrath selbst mit ihren Würckungen hätte wieder auffgehobenwerden können. Uber dieß so hatte die Mitgabe ja nichts mit Land und Leuten zu thun / alswelche darein nicht fallen / ward auch nicht genommen als eine Ersetzung des Abgangs15

der Lande / sondern sie trat an die Stelle der Jubelen / Mobilien und ander Eigenthümlig-keiten / die der Infantin ausser des Verzichts sonst zukommen mögen / wie der Text zurGnüge zu erkennen giebt.

XII. Leute / so vor die Frantzösische Parthey sich hitzig erweisen / aber wenig vonden Rechten verstehen / haben sich vorlängst mit allerhand kleinen Ausflüchten beholffen /20

damit sie die Krafft des Verzichts gern schwächen wolten. Und weil sie etwa gehöret / daßman von dem Recht eines Dritten nichts vergeben kan / so bilden sie sich ein / daß wanngleich Vater und Mutter ihres Rechten sich begeben / und ihre Nachkommen darunterbegriffen / solches denen Kindern doch nicht zu Nachtheil gereichen können / und alsowas auch Maria Teresia versprochen oder gethan haben möge / dem Dauphin nicht im25

Wege stehen können. Aber zu geschweigen / daß wenigst der König in Franckreich vorseine Person / und sein eigen Wort und Eyd nicht zu brechen / des Dauphins und seiner

2 Pirenäischen (1) Renuntia L2 (2) Verzicht L2 D 5 an . . . Königin erg. L2 7 desContracts erg. L2 8 erhalten / (1) theils weil die gesunde Vernunfft gibt L2 (2) so . . . Vernunfft L2 D10 wegen (1) solches beglichen L2 (2) unterlassener Zahlung L2 D 10 fordern / (1) ⟨–⟩ wegen solcheL2 (2) deßwegen L2 D 12 Fall (1) die ⟨–⟩ (a) hatt folgen (b) folgen müste, daß L2 (2) nöthig L2 D15 eine gleichgültige gestr. L2 17 die (1) ihr L2 (2) der . . . Verzichts L2 D 20 haben (1) allerhand⟨– –⟩ L2 (2) sich . . . allerhand L2 D 23 Mutter (1) auff L2 (2) ihres L2 D 23 Nachkommen (1)damit L2 (2) darunter L2 D 24 solches (1) ihnen (2) doch L2 (3) denen L2 D 27 eigen (1) Wort zuhalten des Dauphins (2) ⟨– –⟩ L2 (3) worth . . . Dauphins L2 D

3 Bouclier . . . justice: FRANZ PAUL VON LISOLA, Bouclier d’estat et de justice, contre le desseinmanifestement decouvert de la monarchie universelle, sous le vain pretexte des pretentions de la reyne DeFrance, 1667.

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235N. e334b ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM

Kinder Recht / so viel an ihm / nicht befordern noch unterstützen dürffte; So ist zu wissen /daß man zwar dem juri quaesito oder Rechten / so ein Dritter erlanget / keinen Eintragthun / und also auch ein Vater seinen bereits erzeugeten Kindern ihr bereits habendes Rechtnicht nehmen könne. Aber was die künfftige Kinder und Nachkommen betrifft / so nocherst gezeuget werden sollen / so werden solche in der gantzen jurisprudenz vor nicht 5

seyend gehalten / pro non Entibus, quorum nullae adhuc sunt qualitates, und die folglichauch kein jus quaesitum haben. Sonsten es ja unmüglich wäre / einige Gesetze / Pacten /Veräusserungen / Vergleiche / oder sonst etwas beständiges / so sie dermaleins angehenkan / zu machen; weilen die / so noch nicht verhanden / auff keinerley Weise zur Einwil-ligung gebracht werden können / und doch alllezeit die Thür zur Widersprach offen haben 10

würden. Welches zumahl und überall statt hat / wann die Sach Fürsten / Staaten / Land undLeute angehet; weil sonst alle Tractaten / Uberlassungen / Tausch und Verträge zwischenihnen Gefahr lauffen würden / übern Hauffen geworffen zu werden.

XIII. Man hat daher in Franckreich zwar überaus wohl gethan / wie es auch ausmeines Herrn Brieff erscheinet / daß man die bekandte grosse renuntiation vor gut und 15

gültig passiren lassen will; wenigst den Schein zu behalten / daß man noch in etwas auffTreu und Glauben / Königliches Wort und theure Eydschwüre sehe; aber es scheinet / daßman sich so weit erkläret / in Hoffnung durch die Hinter-Thür eine Ausflucht zu finden.Indem man eine neue bißher unerhörte Exception zum Vorschein bringet / gleich als obnemlich die Renunciation auff diesen gegenwärtigen Fall nicht passe / noch dißmahl statt 20

habe / weil der Bewegungs-Grund oder Zweck / dadurch man sich deren zu bedienengezwungen worden / nemlich damit die Vereinigung der beyden Cronen auff einem Kopffvermieden würde / nicht statt habe; indem solche Vereinigung anitzo keinesweges zu be-sorgen. Allein diese Ausflucht wird gäntzlich mit Strumpff und Stiel vernichtiget undausgereutet / aus folgenden Ursachen. (1) Haben die Rechtsgelehrten solche vorlängst 25

gäntzlich und insgemein verworffen / (2) so verwirfft sie die Heyraths-Notel der Königinmit ausdrücklichen Worten / (3) so ist es gar nicht an dem / daß der angeführte Bewe-gungs-Grund oder Endzweck anitzo nicht statt habe; (4) so ist dieses nicht der eintzigeEndzweck / sondern es wird mit klaren Worten ausgesagt / daß deren mehr seyn / und (5)so wird ein solcher noch vom vorigen unterschiedener / und anitzo schon statt habender 30

2 erlanget / (1) nichts ⟨–⟩ L2 (2) keinen . . . thun L2 D 3 auch erg. L2 5 erst (1) gebohrenwerden, so L2 (2) gezeuget . . . so L2 D 9 verhanden / (1) einzuwilligen L2 (2) auff L2 D17 Glauben / (1) ayde und L2 (2) konigliches L2 D 18 weit (1) eingelassen L2 (2) erclaret L2 D21 oder Zweck erg. L2 21 man (1) zu ⟨ihm⟩ (2) solche zu L2 (3) sich L2 D 23 würde / (1) welcheaniezo L2 (2) nicht . . . aniezo L2 D 25 ausgereutet / (1) aus (2) mit (3) auß folgenden (a) grunden L2

(b) Ursachen L2 D 25 f. (1) (1) Verwerffen Sie (2) haben die (a) fursten L2 (b) rechtsgelehrten solche. . . verworffen L2 D 27 dem / (1) so das solche L2 (2) daß . . . angeführte L2 D 30 wird (1)dergleichen L2 (2) ein solcher L2 D 30–S. 236.1 und . . . Endzweck erg. L2

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236 N. e334bIII. REICH UND EUROPA

Endzweck ausdrücklich angeführet. Diese fünff puncta will ich meinem Herrn ordentlichnach einander erläutern / nachdem ich dessen eigene Worte aus seinem Schreiben werdedargeleget haben.

XVI. D i e R en unc i a t i o n (so lauten meines Herrn Worte) i s t gü l t i g u nd mu ßbes t ehen / s owe i t da s mo t i f u nd d e r F a l l / de r s i e ve ru r s ache t / s i ch e r -5

s t r e cke t ; N un d ie Ursach und d as Absehen des Verz i ch t s de r Kön i g i nMar i ae Te re s i ae war n i ch t s ande r s / a l s d i e B eso rgn i s de r Ve re i n i gungde r beyden M ona rch i en in e ine r P e r son / de r en s i e beyde d u rch Erb fo l gez u f a l l en m ö ch te n . Allein man muß sich wol zum höchsten verwundern / daß dieschöne Erfindung dieser neuen Ausflucht der Welt so spat und zwar itzo erst kund worden /10

da man auf den Streich gefallen / uns ein Testament unter König Carln des II. Nahmenauffzubinden / allwo diese Auslegung der renunciation, ob sie gleich allen Rechten zu-wider / auff die Bahn bracht wird. Der Advocat, so die vermeynten Rechte der Königin inFranckreich heraus gegeben / und der Ertz-Bischoff von Ambrun, Frantzösischer Bot-schaffter zu Madrit, haben sich nicht darauff besonnen / wie man aus ihren Schrifften15

siehet / welches ein klares Zeichen / daß ihnen der Text dergleichen glosse nicht an dieHand gegeben / dann sonst sind sie reich genug an solchen Erfindungen. Aber ohne uns ansie zu kehren / so muß ich meinem Herrn sagen / daß (Erstlich) kein rechtschaffener JurisConsultus das Hertz habe / also zu raisonniren / aus Besorgung / daß er sich bey Verstän-digen prostituiren würde. / Wer sich dessen nicht schämet / der wird gewiß nichts anders20

als eine cerebrinam jurisprudentiam haben / das ist / die sich ungelehrte und übel berichteteLeute in ihre Köpffen selbst machen / wann sie die Sachen überhin betrachten / sonstenwürden sie eine B e d i ngu ng und eine U r sa c h einer Verordnung oder disposition miteinander nicht vermischen. Rechtschaffene Juris Consulti haben dem vorlängst vorgebie-get / und die von meinem Herrn aus dem vermeinten Testamente wiederhohlte falsche25

Erklärung verworffen. Cajus ein alter Römischer Rechtslehrer schreibt im 17. Gesetz desTituls der Digesten, so von Bedingungen und Bezeichnungen handelt / daß / wann einTestator sagt / ich gebe mein Gut dem Titius, weil er vor meine Sache Sorge getragen; Sogebühret ihm solches Legatum, ob sich schon finden solte / daß die Ursach irrig. Aberwann die bewegende Ursach bedinglich beygerücket worden / als zum exempel: Ich gebe30

2 ich (1) ihm zuvor seine L2 (2) deßen eigene L2 D 2 f. werde (1) angeben L2 (2) dargelegethaben L2 D 6 N u n (1) das motif ⟨–⟩ (2) die ursach solcher gestr. L2 10 schöne (1) invent L2 (2)Erfindung L2 D 11 gefallen / (1) dergestalt L2 (2) uns L2 D 12 auffzubinden / (1) da L2 (2)allwo D 17 reich (1) genug. Verdrehungen L2 (2) genug . . . erfindungen. L2 D 18 (Erstlich) un-terstr. L2 20 prostituiren (1) möge L2 (2) würde L2 D 20 gewiß (1) keine L2 (2) nichts L2 D25 wiederhohlte (1) außflucht L2 (2) falsche Erklärung D 26 Rechtslehrer (1) sagt gestr. ohne ErsatzL2 (2) schreibt D 30 exempel also L2

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237N. e334b ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM

ihm das Gut / wofern sich befindet / daß er Sorge für meine Sache getragen / so gebühretihm nichts / wann sich findet / daß er dergleichen nichts geleistet. Dieser Unterscheid istgar weißlich gemachet. Wof e rn und d ie w e i l sind sehr weit von einander entfernet. Waneine Rede durch ein wo fe r n beschräncket / so schwebet sie noch in Ungewißheit / aberdie Rede / davon man bloß die Ursach geben wil / bleibt an sich selbst ohnbeschränckt / 5

und kan bestehen / wann schon diese Ursach nicht statt hätte. Offtmals drücken die Men-schen nicht aus alle bewegende Ursachen / die sie haben / bedienen sich auch wol vonSchein-Ursachen die rechten zu verdecken. Und solches kan nicht hindern an ihrem Willenund dessen Würckung / zumahl in denen Fällen / da ihre blosse Verordnung zulänglich ist /wann sie auch keine Ursach anführten. Aber ( zu m a nde r n ) wann wir diese Gründe und 10

diese Zeugnisse der Rechtsgelehrten nicht vor uns hätten / so gegenwärtige Ausfluchtverworffen / so haben wir doch etwas noch deutlichers / nemlich den Text selbst desVerzichts / welcher sie ausdrücklich verwirfft und saget / daß die Nachkommen von MariaTeresia ausgeschlossen seyn sollen / wa n n s i e g l e i ch d e rm a le i n s m öc h t e n an f üh -r en könne n / daß in i h r e r Pe r son d i e ange füh r t en b ewegenden U rsachen 15

n i c h t s t a t t h ä t t e n . Zu welchem Ende / und die Nichtigkeit solcher Ausflucht besser zuerkennen / man besehen kan den Extract aus der Verzicht-Schrift / so ich meinem Herrn zuEnde des Briefes mit überschicke / und wird er darin / was hierzu dienlich / mit andernCharacteren bezeichnet finden.

XV. Wiewol nun dieses schon gnug / so ist doch sonst noch sehr viel zu sagen / 20

dadurch dieses Gedicht gantz und gar vernichtiget wird. Es ist ja unter andern klar / daß /wann das Absehen derer / die an dem Renunciations-Tractat theil gehabt / gewesen wäre /allein die Vereinigung der 2 Monarchien zu verhindern / und die Verordnung auff diesenFall allein zu restringiren / so hätten sie können und sollen reden / wie es in solchenwichtigen Fällen der Gebrauch ist / um allen Zweiffel zu benehmen / das ist / sie hätten 25

fein deutlich sagen müssen / daß im Fall König Ludewig der XIV. von der Königin MariaTeresia, seiner Gemahlin / zweene Söhne haben würde / so solte der Nachgebohrne aufbegebenden Fall zur Spanischen Cron gelangen können / wäre es aber nur ein Sohn mitTöchtern / oder Töchter allein / so bliebe denen Töchtern / und zuförderst der ältesten ihr

1 sich je L2 2 dergleichen (1) ⟨–⟩ (2) nichts (a) gethan L2 (b) geleistet L2 D 3 Wo f e r n (1)mit L2 (2) und L2 D 10 a n d e r n ) wann (1) man L2 (2) wir D 15 d i e (1) ⟨gedachten⟩ L2 (2)angefuhrten L2 D 16 f. und . . . erkennen erg. L2 18 mit (1) beygefuget, und (2) überschicke (3)beygefuget nicht gestr., streicht Hrsg. L2 (4) uberschicke L2 D 20 noch (1) gar L2 (2) sehr D24 restringiren / (1) sie hatten können L2 (2) so . . . können D 25 um gleich gestr. L2

27 Gemahlin / (1) 2 manliche L2 (2) zweene L2 D 27 so solte erg. L2 27 f. Nachgebohrne (1) inSpanien zur Cron L2 (2) auf . . . Cron L2 D 29 bliebe (1) der altisten tochter L2 (2) den töchtern L2 D29 und (1) sonderlich L2 (2) zuförderst L2 D

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238 N. e334bIII. REICH UND EUROPA

Erbrecht bevor etc. da doch das Gegentheil / wie bald folgen sol / gesaget wird. Ist es wolglaublich / daß ein so kluger Statsmann / als der Cardinal Mazarin, mit dem gantzenFrantzösischen Ministerio eine solche so wichtige und dem Hause Bourbon so günstigeVerordnung auffs nachdrücklichste und umständlichste als immer müglich / zu bedeutenund darzulegen versäumet haben würde / wann er gewust / daß es mit dem Actu die5

Meynung gehabt / und wann er sich unterstehen dürffen / die geringste Spuhr einer solchenErklärung auff die Bahn zu bringen? Wer sich eine solche unerhörte Fahrläßigkeit undgroben Unverstand von ihm einbilden kan / müste selbst den Verstand verlohren haben.Aber was noch mehr ist / so muß man wissen / daß (3) der Endzweck der Renunciation, inso weit er in Vermeidung der Vereinigung beyder Cronen bestehet / anitzo gar nicht er-10

reichet wird; blosse reservationes verbales geben schlechte Gewißheit / und sind in wich-tigen Staats-sachen / da es auff Wolfahrt der Lande und Leute ankommt / gar gefährlich.Indem man gegen dasjenige / so man fürchtet / dergestalt keine andere Sicherheit hat / alsdie in blossen Worten / und auff Treu und Glauben der Bourbonischen Herren beruhet /worauff eben keine Häuser zu bauen etc. Kan sichs zum exempel nicht leicht begeben /15

daß der Erstgebohrne des Dauphins, oder sein Stamm in Franckreich abgehe / und derfolgende / so bereits König in Spanien / ihm folge / wie schwer aber wird es alsdann seyn /ihn dahin zu bringen / daß er Spanien / so er einmal hat / mit allen seinen Landen fahrenlasse. Was kan gefährlicher und ungewisser seyn / und wer wil rathen / daß man sich insolche Gefahr begebe / zumahl da man siehet / daß Versprechen / Tractaten und Eyd-20

schwüre so wenig Krafft haben? Also der sicherste Weg die Vereinigung der beydenCronen zu verhüten / ist / da ß m a n be y ze i t e n d i e Ge le ge n he i t en / so d a z u f üh -r en / ve rme ide / (wie der Heyraths-Contract oder die Renunciation ausdrücklich undgleichsam mit Fleiß sagt / diesem Behelff vorzukommen /) welches nicht anders geschehenkönnen / als dadurch / daß man gäntzlich und auff einmahl den Faden der Frantzösischen25

Succession abgeschnitten / um damit den Frantzosen die Hoffnung / und den Spaniern dieFurcht zu benehmen. Was kan auch (4) kräfftiger / und / auch die halstarrigsten Verfechterdes gegentheils zu überweisen / bequemer seyn / als daß / wann die Verzicht auff demeintzigen fall der gegenwärtigen Vereinigung beyder Cronen gegangen / es eine ungereimteSach gewesen seyn würde / die Infantin für sich und alle ihre Nachkommen / auch so gar30

2 f. mit . . . Ministerio erg. L2 7 unerhörte (1) Nachlaßigkeit L2 (2) fahrläßigkeit L2 D8 kan / (1) muß L2 (2) müste D 9 (3) der ⟨notigen⟩ gestr. L2 11 wird; (1) solche distinctiones undreservationes verbales L2 (2) blosse . . . verbales D 15 etc. D 18 daß er (1) das Spanien L2 (2)Spanien D 19 lasse D 26 Succession (1) denen franzosen die hofnung abgeschnitten und den L2

(2) abgeschnitten . . . und den L2 D 27 Furcht (1) benommen L2 (2) zu benehmen L2 D 28 dasGegentheil D, korrigiert Hrsg. nach L2 29 Cronen (1) gienge L2 (2) gegangen L2 D 30 und (1)eine gantze (2) alle ihre L2

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239N. e334b ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM

ohne Unterscheid des Geschlechts / nemlich M an ns - s o w o l a l s We i bs -P e r sonen(wie die Wort ausdrücklich lauten) renunciiren machen / da man doch weiß und vor richtighält / daß die Töchter in Franckreich die Cron nicht erben. Folgt also nothwendig / daß dieRenunciation andere Ursachen gehabt haben müsse / und der Verstand solcher Verordnungweiter gehe / als mein Herr vermeinet. 5

XVI. Letztens und (5) damit ich meinem Herrn das Maaß vollmache / also / daß ernicht das geringste mit Bestande dagegen zu sagen habe / so ersuche denselben mir zuerlauben / daß ich weise / wie sehr derselbige mißleitet worden / durch die / so ihm weißgemachet / d e r E nd zw e ck der Renunciation se y n i c h t s a nd e r s / als die Vermeidungder Vereinigung der beiden Monarchien. Dann in dem offtgedachten Heyraths-contract 10

oder Renuncations-Actu, an dem Ort selbst / den mein Herr angeführet / wird ausdrücklichalso geredet: I n Ans eh un g de r B e sc h a f f enhe i t de r obgesag t en u nd ande rr e ch tm ä ß i ge r Ur sa c he n / un d so nde r l i c h de r Gl e i c hh e i t (zwischen beidenCronen) d i e m a n b i l l i g b ey be hä l t . Und solche G le i c h he i t kan allem Ansehennach nichts anders bedeuten / als das jus retorsionis gegen die Frantzosen / die nicht 15

zugeben / daß andere und sonderlich die Spanische Nachkommen der Königlichen Frant-zösischen Töchtere bey ihnen die Cron erben sollen. Also wann die bewegende Ursach derzuvermeidenden Vereinigung gleich nicht statt haben solte / so sind deren n oc h a nd e regn ug übrig. Mein Herr kan leicht erachten / daß deren einige gewesen / die man nichtdeutlich heraus sagen wollen / zum Exempel die grosse Entfernung der noch nicht aus der 20

Art geschlagenen Spanier / von der Herrschafft eines Frantzösischen Fürsten / von dessenNation sie so viel erlitten; das Absehen die Monarchi beym Hauß Oesterreich zu erhalten /dessen Regierung so sanfftmüthig; das Exempel der Verzicht der Königin Anna PhilippiIII. Tochter / und mehr andere Ursachen / anitzo ohnnötig zu erzehlen.

XVII. Nachdem nun also die schlechter dings unbeschränckete und unbedungene 25

Verzicht der Königin Maria Teresia vor sich und ihre Nachkunfft / in ihrer vollen Krafftund Würckung von rechtswegen bleibt / wer kan weiter an dem Recht des Kaysers undseiner Linie zweiffeln? Dann ich nicht glaube / daß mein Herr sich unterstehen werde / zusagen / es hätten die Unterthanen das Recht und die Macht einem Herrn die Cron / die ihmgebühret / ihres Gefallens zu nehmen. Zumahlen die Grundlehre der Feinde der Monar- 30

1 Geschlechts / (1) männliche so wohl (2) Manns- so wohl als Weibs-Personen (3) und (4) L2

nemlich . . . Weibs-Personen L2 D 2 f. und (1) behauptet, daß L2 (2) vor . . . daß L2 D 4 müsse /und folglich gestr. L2 6 damit (1) man L2 (2) ich L2 D 10–12 Monarchien. (1) Denn demofftgedachten Heyraths Contract oder in dem Renuntations-Actu, an dem orth selbst den man meinemherrn zu dem ende (a) auf (b) angeführet, (aa) ist (bb) wird außdrucklich also geredet L2 (2) Dann . . .geredet D 17 wann (1) das (2) der Endtzweck L2 (3) die . . . Ursach D 20 die (1) spanische L2 (2)große L2 D 29 das recht und die erg. L2 30 gebühret / (1) seines L2 (2) ihres L2 D30 Zumahlen (1) das principium L2 (2) die grundlehre L2 D

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chien in Franckreich höchlichen getadelt / und vor aufrührisch gehalten wird;1 inzwischenweilen man ihres Orts zweyerley Maaß und zweyerley Gewicht haben möchte / und ei-nerley Lehren bald schelten bald loben / nachdem sie anständig; so ist nöthig / daß ichgleichsam diesen letzten Abschnitt auch überwältige. Mein Herr wil demnach wie esscheinet / sagen / es hätten die Spanier den Hertzog von Anjou vor ihren Hrn. und König5

angenommen / und dadurch sey er genugsam ihr rechtmäßiger Beherrscher geworden.Worauf ich aber antworte / daß solche Annehmung an seiten der Unterthanen / wann siesich gleich finden solte / nicht zureiche / und daß sie auch in der That sich nicht finde.

XVIII. Damit nun mein Herr sehe / daß ein solches Verfahren der Unterthanen nichtzulänglich seye / noch zu recht bestehen würde / wann es auch vorhanden seyn solte; so ist10

ja ein untrüglicher Rechtsgrund / daß man einem das Seinige ohne seine Schuld zu nehmennicht Macht habe. Da nun das Recht sich allerdings an seiten des Kaysers oder des Ertz-hertzogs findet / wie bißher zur Gnüge angewiesen worden / wie können dann die Unter-thanen solches Recht auffheben und vernichtigen? Weiß man doch / daß Könige und Fürs-ten / ja der gantze Staat solches nicht einmahl gegen einige ihrer Privat-Unterthanen mit15

Bestand Rechtens zu thun vermögen / wie solches unter andern zeiget die alte Formul / dadie Herren / oder der Staat in ihren Verordnungen und Verwilligungen zu sagen pflegt /m i t Vorbe ha l t unse r s Rech t s i n a n de rn / und des Rech t s e i ne s d r i t t en i na l l en Din ge n . Nun was kan man dann gegen den Kayser sagen / oder ihm schuldgeben / dadurch er seines Rechten verlustig worden seyn solle? Da er doch bloß und allein20

aus grosser Liebe und Neigung zu der Gerechtigkeit / die so vortheilhaften Anbietungender Cron Franckreich und der übrigen Potentzen / so den Theilungstractat gemachet / aus-geschlagen / wobey dieses grossen Potentaten Absehen zugleich gewesen nichts zu thun /darüber der König in Spanien und die Nation sich beschweren könnten. Wenn es sich auchgleich begibt / daß eine über-grosse Macht die Unterthanen / ja ein gantzes Land zwinget /25

ihrem Herrn zu entsagen / und dem Uberwinder / ob er schon bloß ein Usurpator, zu

1 Am Rande: treu und glaube L 2

1 f. wird; (1) wie (2) wer autor (a) der (b) des buchs genant Avis (3) inzwischen weilen (a) Meinherr L2 (b) man L2 D 3 sie (1) anstehen L2 (2) anständig L2 D 6 ihr (1) rechter L2 (2)rechtmäßiger L2 D 7 solche (1) ein (2) bewilig (3) annehmung (a) der Unterthanen sich nicht findensolte wenn L2 (b) anseiten . . . wann L2 D 16 vermögen / (1) vermöge der alten L2 (2) wie . . .alte L2 D 17 und Verwilligungen erg. L2 17 f. pflegt / (1) vorbehalten (2) unter L2 (3) mitvorbehalt L2 D 20 bloß (1) auß dem haupt grund der gerechtigkeit, deren er (a) sich (b) so L2 (2)und L2 D 24 f. könnten. (1) Man weiß auch, daß wenn es sich gleich L2 (2) Wenn . . . gleich L2 D25 Unterthanen / (1) und eine (2) ja (a) eine gantze Nation oder L2 (b) ein . . . Land L2 D 26 Herrn (1)abzusagen L2 (2) zu entsagen L2 D 26 und (1) der Uberwältiger (2) thätlichen inhaber L2 (3) dem . . .Usurpator L2 D

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241N. e334b ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM

huldigen / wie es wol offt in Kriegesläufften herzugehen pfleget; so ist doch bekannt / undwird von iederman dafür gehalten / daß der vorige und rechte Herr deßwegen sein Rechtnicht verliere / biß er etwa bey dem nechsten FriedensTractat solches auffgibt und darauffVerzicht thut. Kan nun die dringende Noth und Uberwältigung / die die Unterthanen zwarentschuldiget / so viel nicht wircken / daß des rechtmäßigen Beherrschers Recht auffge- 5

hoben wird / wie viel weniger kan solches alhier geschehen / da dergleichen nothwendig-keit sich nicht findet? Denn der König in Franckreich war zu einem Vergleich geneiget /und wann er es auch nicht gewesen wäre / so war er doch nicht im Stande sich Meister zumachen von der Spanischen Monarchie, die des meisten übrigen Europä Beystandes ver-sichert war. Man wird vielleicht sagen / daß die Spanier zu dieser Entschliessung gezwun- 10

gen worden / sich an einen Fürsten vom Hause Franckreich zu ergeben / die Abgliede-rung / damit man sie bedrohete / zu vermeiden. Allein, das ist wohl eine schlechte Ent-schuldigung vor die Spanier / und heisset recht / sich aus dem Regen in die Treuffe geben /daß man nemlich lieber sich selbst und das Gantze verlieren / als ein Theil fahren lassenwill; Und zwar ein solches Theil / dazu / wie oben erwiesen / und bald ferner folgen soll / 15

Spanien gar kein Recht hat. Es scheinet auch / daß Don Qviros gestehet in dem Memorial,so mein Herr anführet / die Spanier würden etwas desperates thun. Uber dies / zu ge-schweigen / daß der Kayser / wie schon gedacht / an der Zergliederung kein Theil hatte /und davor nicht zu stehen schuldig / und es auch bey weitem noch nicht eine ausgemacheteSache; so ist hauptsächlich zu betrachten / daß die Cron Spanien zu allen denen Europä- 20

ischen ausserhalb gelegenen Landen an sich selbsten nicht berechtiget / und also nichtmacht iemand zu schaden / um sich dieselben zu erhalten. Dahingegen der Kayser alsrechtmäßiger Universal-Erbe allein macht hat einige von dem übrigen Corpore nicht zurecht dependirende provinzien zu veräussern / ohne daß die Spanier oder sonst iemand sichmit Fug darüber beschweren können. Und gesetzet (doch nimmermehr gestanden) daß die 25

Stände von Castilien oder Aragon sich an einen Herren / der ihnen beliebte / ergebenkönnten / und nicht schuldig / sich an den rechten Erben zu halten: So folget doch darausnicht / daß andere Provinzien in Teutschland oder in Italien dergleichen thun könnten /dieweil sie unter dem Reich / oder unter dem Päbstlichen Stuhl / als ober-Lehens- undCreißherren stehen / welchen Herren als Richtern zustehet zu sprechen / wem dießfals die 30

Erbfolge zukommt.

4 Noth ein solches nicht würcken, wieviel weniger gestr. L2 4 f. Unterthanen (1) entschuldigetL2 (2) zwar entschuldiget D 5 daß (1) der ⟨–⟩ herr sein recht (2) des rechten herrn L2 (3) desrechtmaßigen ⟨–⟩ beherrschers L2 D 15 und bald . . . soll erg. L2 19 schuldig / (1) so vor es L2 (2)und es L2 D 21 und (1) deswegen L2 (2) also L2 D 23 rechtmäßiger (1) Erbe L2 (2) universal-Erbe L2 D 24 sonst (1) sich mit L2 (2) iemand sich mit D 25 Und (1) wenn auch L2 (2)gesezt L2 D 26 Castilien (1) und L2 (2) oder L2 D 27 schuldig / (1) dem rechten L2 (2) sich . . .rechten L2 D

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242 N. e334bIII. REICH UND EUROPA

XIX. Ich will aber auch meinem Herrn nun weisen / daß nicht allein / wie itzo aus-geführet / die Unterthanen dem Kayser sein Recht nicht nehmen können / sondern auchihm solches nicht nehmen wollen / und daß die vermeinte freywillige Auffnehmung desHertzogs von Anjou zum König in Spanien / die mein Herr den Völckern der Spanis.Monarchie beyleget / sich in der That nicht befinde. Demnach ist zu wissen / daß der Wille5

eines Volckes sich nicht zu erkennen gebe durch die Magistraten oder Regierungen / son-dern durch die Versammlung der Stände eines Königsreichs oder einer Provinz. Hättendaher diejenigen / so sich zu Regenten auffgeworffen / die so genandten Cortes oderLandsstände so wol in Castilien als in Aragonien beruffen sollen / ehe sie die geringsteEntschliessung wegen der succession genommen. Dann man weiß ja / daß ein König die10

Macht nicht hat / sein Königreich durch ein Testament zu vergeben / wie die Frantzosenvormahls zur Gnüge bewiesen / als sie vermeinet / die Testamenten der Könige in Spanienwürden ihnen entgegen seyn. Und was die Landverweser oder Stathalter und Vice-Regesin Niederlanden / Meyland / Napel und Sicilien belanget / welchen der verstorbene Königihr Ammt ferner zu führen biß auff weitere Verordnung des Nachfolgers auffgetragen15

haben sol / (wiewol sie dessen hiezu nicht vonnöthen hatten /) so ist klar / daß nachdem sievon Spanien keine rechtmäßige dependenz mehr hatten / sie nicht allein berechtiget / son-dern auch verbunden gewesen die Stände der Königreiche oder Lande zu versammlen /und über dieß zu den Obersten Landesherren als Richtern der succession ihren Rückgangzu nehmen; inzwischen aber alles im Stand und Wesen zu erhalten / dem rechten Erben20

zum besten. Aber zu höchster Verwunderung von männiglich / ist nichts dergleichen aneinigem Ort vorgenommen worden / den rechten Willen und Meinung der Völcker / undder andern / denen es zukommt / zu wissen / vielmehr im Gegentheil haben einige von derFrantzösischen Caballe am Spanischen Hoff sich zu Regenten ernennen machen / in demTestament / so sie dem letzt verstorbenen König zugeschrieben / ohngeachtet iederman wol25

des Herrn Schwachheit / und wie er so gar nicht bequem / zumal bey Annäherung seinesEndes / von Land und Leuten zu disponiren gegen dasjenige / so bereits fest gestellet war.Sie haben den Hertzog von Anjou zum Könige ausgeruffen / niemand hat das Hertz gehabtsich dagegen zu regen / aus Furcht der Frantzösischen Parthey / und des blinden Pöbels zuMadrit. Die Verwirrung / die Liebe der Bequemligkeit / und die Furcht einer Parthey / so30

4 den (1) Unterthanen L2 (2) Völckern L2 D 6 oder (1) Regenten L2 (2) Regirungen L2 D13 Stathalter und (1) vice Rois L2 (2) vicereges L2 D 14 f. König (wegen anders) protegiret gestr. L2

15 biß . . . Nachfolgers erg. L2 22 vorgenommen (1) die wahre ⟨– –⟩ L2 (2) worden D24 Frantzösischen erg. L2 24 Regenten (1) ernennet L2 (2) ernennen machen L2 D 26 wie (1)wenig er beqvem L2 (2) er . . . beqvem L2 D 26 f. zumal . . . Endes erg. L2 30 Madrit. (1) derschrecken, die liebe zur ruhe (2) der schrecken und die liebe zur ruhe (3) die verwirrung, (a) der schreckenL2 (b) die . . . beqvemligkeit L2 D

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man bereits vor Meister gehalten / hat ein gleiches in den Provintzien gewürcket; aberdergleichen unrichtiges Verfahren kan kein Recht geben. Den Willen der Völcker zu wis-sen / hätte man es ihnen müssen anheim stellen / und sie dabey von Furcht der Waffenbefreyen. Eine fatale und fast ohnbegreifliche Hinläßigkeit / dazu gleichwol die Begierdezur Ruhe / und die Vorbildung der Unwiedertreibligkeit der Frantzösischen Macht nicht 5

wenig geholffen / hat auch verursachet / daß kein eintziger derer / so denen Landen undVestungen vorgestanden / sich der Macht seines Ammts / und des in Händen habendenVortheils bedienet / welches um so vielmehr zu verwundern / da bekandt / daß vor einigerZeit so gar schlechte Commendanten sich besser in die habende Gelegenheit zu schickengewust / die doch vielweniger zu hoffen / und vielmehr zu fürchten hatten. Aber diese 10

wunderliche Condescendenz und Beyfälligkeit derer / so sich dagegen zu setzen gehabt /kan weder dem Römischen Reich noch dem Päpstlichen Stuhl / noch denen Nationen, nochauch dem rechtmäßigen Erben sein Recht schwächen.

XX. Nachdem nun des Kaysers oder des Ertzhertzogs Recht volkommentlich festgestellet und erwiesen / so ist nun Zeit / daß wir schreiten zu Untersuchung der Conve- 15

nientz oder F u gn i ß / darunter mein Herr verstehet / was das beste sey / die Ruhe undFreyheit von Europa zu versichern. Und da will mein Herr behaupten / die Annehmung desvermeintlichen Testaments sey besser gewesen als die Haltung des gemacheten Theilungs-Tractats. Ja mein Herr entsiehet sich nicht eine merckliche Contradiction (das ist / einegrosse Absurdität) denen / die solchem Tractat gönstig / zuzuschreiben / welcher Gestalt 20

der König von Groß Britanien und die Herren Staaten wol recht einfältig gewesen seynmüsten / daß sie ein solches nicht gemercket; dann so sagt der Anfang seines Brieffes anmich: Wofern man die übergrosse Macht von Franckreich gefürchtet / warum hat man siedurch Abgliederung zweyer Königreiche und zweyer Provintzien von Spanien vermehrenwollen? Und wann im Gegentheil selbige Cron so sehr nicht zu fürchten geschienen / was 25

hätte man nöthig sich viel mit der Furcht zu plagen / daß sie die gemeine Freyheit inGefahr setzen könnte? An statt aber der sichtbaren Contradiction, die mein Herr hierinn zufinden vermeynet; so ist nichts sichtbarer / als die Schwäche seines Schlusses. Dann es istja besser den Frantzosen etwas zu geben als alles zu lassen / und Franckreich ist unver-gleichlich mehr zu fürchten mit der gantzen Spanischen Monarchie, als mit etlichen davon 30

2 f. wissen / (1) müste man es ihnen anheim stellen L2 (2) hatte . . . stellen L2 D 4 Hinläßigkeit /(1) gegründet wie es scheinet wie es scheinet so die begierde L2 (2) dazu . . . begierde L2 D 6 kein (1)einiger L2 (2) eintziger D 12 dem (1) kayser- L2 (2) Römischen L2 D 13 dem (1) Rechten L2 (2)rechtmäßigen L2 D 13 Recht (1) entnehmen L2 (2) schwächen L2 D 23 ubergroße erg. L2

25 Gegentheil (1) diese L2 (2) selbige L2 D 27 könnte? (1) Mehr (2) aber anstatt L2 (3) An stattaber D 28 finden (1) so ist L2 (2) vermeynet; so ist D 28 f. Schlusses. (1) denn (a) zugeschweigen daß (b) es ist ja beßer L2 (2) Dann . . . besser D

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abgeschnittenen Provintzen. Uberdiß ist zu wissen / daß der Theilungs-tractat von dergantzen Zahl der Spanischen Provintzen nichts an Franckreich geben. Wie? Nichts anFranckreich? wird mein Herr sagen. Ja mein Herr / ich will es aus dem Tractat selbstbeweisen.

XXI. Man muß demnach bedencken / daß als man den Theilungs-Tractat gemacht /5

nicht von Franckreich / sondern vom angegebenen personal-Recht des Dauphin und seinerNachkommen die Frage gewesen / dann Franckreich an sich selbst hat auff einer Seite zuder Spanischen Erbschafft nicht mehr Recht / als Oesterreich oder Böhmen auf der andern.Und wer nur etwas vom Recht der Völcker verstehet / der siehet wol / daß das lächerliche /von einigen Frantzösischen Juristen erdichtete principium, welche uns gern bereden wol-10

ten / Franckreich habe ein sonderlich privilegium vom Himmel erhalten / Krafft dessen /was dem König zufället / ewig bey der Cron bleiben müsse / zu recht nicht bestehenkönne / dann ja ein König in Franckreich so wenig / als ein ander das so ihm zufälletanders / als nach dessen Natur und Bedingungen haben / und denen zuwider nicht an seineCron oder sonst iemand veräusern kan / gleichwie auch die Cron Franckreich die privile-15

gia, die sie sich selbst gibt / ausser ihrer Oberbothmäßigkeit nicht erstrecken kan. Daherogieng die gantze Handelung dahin / wie zwischen den Häusern Oesterreich und Bourbonein Vergleich getroffen werden mögte. Man hatte grosse Ursach zu besorgen / daß dasHauß Bourbon von der Frantzösischen Macht unterstützet / und der Spanischen Schwächesich bedienend alles wegreissen mögte / wie es auch nunmehr gethan / indem es den20

Tractat gebrochen. Man bemühete sich derowegen diesem vorzukommen durch eine Ver-abredung zwischen den Königen von Franckreich und Engelland / und den Herren Staa-ten / welche auch die Ministri dieser 3. Potentzen überall umgetragen und angerühmet.Damit aber mein Herr die irrige Meynung / die ihm mit vielen gemein / ablegen möge / alsob man gewisse Provintzen von Spanien abnehmen wollen / um solche an Franckreich zu25

geben; So gebe ihm allein zu bedencken / daß Napel und Sicilien mit den SpanischenPlätzen am Toscanischen Meer nicht der Cron Franckreich einverleibet / sondern alleindem Dauphin und seinen Nachkommen Männliches und Weibliches Geschlechts gegebenwerden / wie der Tractat mit klaren Worten mit sich bringet. Nun ist bekant / daß man dieWeiber nicht die Cron in Franckreich erben lässet / was derowegen auff das weibliche30

Geschlecht kommen kan / solches kan der Cron Franckreich nicht einverleibet seyn / und

8 Spanischen (1) succession L2 (2) Erbschafft L2 D 11 sonderlich erg. L2 13 König (1) demetwas zufallet, L2 (2) in . . . zufället L2 D 21 durch (1) solche L2 (2) eine L2 D 25 Spanien (1)abgebe L2 (2) abnehmen wollen L2 D 26 So (1) ist allein L2 (2) gebe . . . allein L2 D 30 nicht (1)zur Cron in Franckreich nicht (2) die Cron in Franckreich nicht erben läßet L2 (3) die . . . lässet D

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weilen man auch etwas gleichsam in blanco lassen wolte / so vom Kayser auszufüllen /damit er desto besser zum Beytritt bewogen würde / so gieng solches sichtbarlich dahin /daß man ihm verwilligen könte / daß diese Italiänische Lande von der Cron Franckreichallezeit abgesondert zu halten. Welches so mehr billig / weilen man in eben dem Tractatgewolt / daß der Kayser oder der Römische König allezeit von der Spanischen succession 5

ausgeschloßen seyn solten. Würde es also endlich dahin gediehen seyn / daß der Hertzogvon Anjou einmahl König von Napel und Sicilien geworden wäre / an statt daß man ietzowil / er solle alles haben / da ich dann meinen Herren urtheilen lasse / welches unter denbeyden das Beste wäre / die Gegenwage in der Christenheit zu erhalten.

XXII. Mein Herr sagt / der Theilungs-Tractat würde mehr gewesen seyn eine Krieges- 10

Trompet als ein instrumentum pacis, dahingegen der Friede durch acceptation des Testa-ments besser erhalten werde. Allein mich bedüncket / es sey das Gegentheil: Dann wohlkein Zweiffel / der Kayser / welchen die blosse Betrachtung des Unrechts / so man demKönig in Spanien thun möchte / zuvor abgehalten / würde sich nach dessen Tode mitgebührender Mäßigung auch eingelassen haben. Und dergestalt / wo wäre dann der Krieg 15

herkommen? Es sey dann / daß mein Herr sich gründe auff die Drohungen des Don Quiros,der in seinem an die Herren Staaten übergebenen / von meinem Herrn angeführten Me-morial saget / daß alle Unterthanen der Spanischen Monarchi von den funffzehenjährigenJünglingen an / biß auf die 60järige alte Männer / die Waffen gegen die Zergliederung derMonarchi ergreiffen würden. Wann mein Herr von dieser Rodomontischen Spagnolate 20

Staat machet / weiß ich ihm nichts zu sagen. Aber wo stacken dann diese streitbaren Leutevon allerhand Alter / als man Portugal, Burgund, und so viel treffliche Plätze in Nieder-landen der Monarchi entrisse? Wo stacken sie / als die Frantzosen vor alters Catalonienund noch neulich Barcellona eingenommen? Welches letztere den Rißwickischen Friedendie Post lauffen machen / ungeachtet der auffschneiderischen Spanischen Protestationen 25

kurtz vorher / daß sie allein den Krieg wider Franckreich fortsetzen wolten / wann allealiirte von ihnen absetzeten. Sind es nicht die Schläge und andere übele Tractamenten / diesie von den Frantzosen bekommen / so sie einen Frantzösischen Herrn annehmen machen?So ist es demnach klar / daß wann man bey dem moderirten Theilungs-Tractat geblieben /die Spanier weder Recht noch Macht gehabt sich dagegen zu setzen / und Europa deshal- 30

ben wol in Friede und Ruhe geblieben wäre / und nicht der geringste Schatten des Kriegeszu besorgen gewesen. Nun aber / da man diesen Tractat gebrochen / ist mein Herr denn so

10 XXII. aber gestr. L2 14 Spanien (1) thut L2 (2) thun möchte L2 D 15 gebührender (1)modification L2 (2) maßigung L2 D 28 f. machen? hat man nicht ursach zu sagen daß die Bourbonsmit dem brügel in der hand den Spanischen trohn bestiegen. gestr. L2

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gar versichert / daß die gantze Welt werde dazu sagen / Amen / und rechnet er dann vor garnichts die Potentzen / mit denen man den Tractat gemachet / und die man durch dessenBrechung so schimpflich verletzet / so wol als den Kayser / dem man wider alles Recht soviel Lande entreisset? Der Friede / (ich bekenne es) ist ein Grosses / aber die Gerechtigkeitist noch etwas Grössers; Dann wann man denen Stärckerern / alles hingehen lässet / aus5

Furcht den Frieden zu verlieren / so werden die boßhafften Menschen endlich über alleHerren werden / welche nimmer auffhören werden / sich untereinander anzugreiffen / unddie übrige Menschen zu tyrannisiren.

XXIII. Uberdiß so ist die Vereinigung der beyden Cronen Franckreich und Spanienbey einem Hause die gefährlichste Begebenheit vor gantz Europa, so immer entstehen10

können / wer das nicht siehet / der muß freywillig blind seyn. Wie sehr hat man vor altersgefürchtet die Macht und das gute Vernehmen der beyden Linien des Hauses Oesterreich?Gleichwol aber weil Teutschland und Franckreich zwischen inne lagen / so waren dieseLinien wenig im Stande einander beyzustehen / indem der Türck und die protestirendender Teutschen Linie, Franckreich / England / Holland der Spanischen zu schaffen mache-15

ten. Wann demnach iede Linie ihre Sachen vor sich so gut gemachet / als sie gekonnt / wiemein Herr dessen die Exempel anführet / so ist es aus Noth geschehen. Dann es stund mitihren Sachen schlecht / aber Franckreich / welches allein für sich eine solche Ubermachtzeiget / was wird es nicht im Stand seyn zu thun / da es durch die Vereinigung mit Spa-nien / und sonderlich durch die Macht und das Reichthum der neuen Welt verstärcket /20

dessen Profit es allein an sich ziehen wird? Man wird sagen / die beyden Potentzen Fran-ckreich und Spanien können wieder miteinander zerfallen. Aber das wird so bald nichtgeschehen / die Welt ist noch groß gnug vor Franckreich und Spanien / daß sie einander dieHände bieten und helffen können / hin und wieder Land und Leute zu erobern / und sichVortheil zu schaffen / ohne sich untereinander zu verletzen / überdiß so hat Franckreich (so25

noch lange in Spanien regieren wird /) inzwischen die herrlichste Gelegenheit von der Weltsich dessen zu versichern. Und wann unsere Wolfahrt allein auff den Fehlern des HausesBourbon beruhet / so steht sie wol auff einem ungewissen Grunde. Mein Herr sagt / derKönig in Franckreich verlange keinen Krieg. Das glaube ich wol / dann er hat / was erverlanget / aber er wil solche Dinge behaupten / die andere zum Kriege zwingen. Wann30

man seinen Streich gethan / so hat man gut Friede predigen. Dieser Herr hat nun gnug

1 und (1) recht L2 (2) rechnet L2 D 11 muß (1) mit fleiß L2 (2) freywillig L2 D14 beyzustehen / (1) zu geschweigen (2) in dem daß L2 (3) indem der D 16 demnach (1) die beydenL2 (2) iede L2 D 23 geschehen / (1) und in zwischen wird viel geschehen. die welt L2 (2) die Welt D23 ist (1) groß gnug L2 (2) noch . . . gnug L2 D 25 verletzen / (1) zu geschweigen L2 (2) Uber-dieß L2 D

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gethan um die Glori, so er erlanget / zu verdienen / also daß er wol ruhen kan / aber anitzoist seine Ruhe gefährlicher / als seine Waffen. Dann die gibt ihm Zeit und Weile unsereKetten vollends auszuschmieden. Er kan etwas seinem Sohn und seines Sohns Söhnen zuthun überlassen / und sagen: Maneat nostros ea cura nepotes. Aber gleichwol mit allemdem / wer weiß was noch zu unser Zeit geschehen kan / dann die Umstände sind ihm zu 5

günstig und geben ihm gar zu schöne Gelegenheiten an die Hand. Es mangelt ihm noch zurZeit weder an Gesundheit noch Kräfften. Gesetzt das eintzige Principium der Glori bewegeihn so sehr nicht mehr / nachdem er deren satt seyn kan / allein es sind noch andere Dinge /die zumal einen devoten Herrn rühren können. Es werden sich Leute finden / die ihmzeigen / daß er noch nicht alles gethan / so dienlich / die Ketzerey zu vertilgen / oder die 10

Türcken über einen Hauffen zu werffen / daß ihn GOtt versehen / was er so wol angefan-gen / auszuführen / und ihm deßwegen so viel Glück zugeschicket / und daß er sich son-derlich dessen bedienen müsse / so ihm GOtt noch itzo über alle andere verliehen / um einesolche Macht zu fundiren / welche bald die alten Rechte und Titulos des RömischenReiches und Caroli M. vereinigen / dadurch das Schisma Occidentis auffheben / und dann 15

das Reich Christi biß jenseits des Euphratis und Nili wieder auffrichten könne. Was könnendie Schmeichler mit so schönen und Christlichen praetexten nicht als rechtmäßig fürstel-len? Die Farben mangeln bereits denen devoten nicht / so sie denen geheimen Rath-schlägen gegen England anstreichen können. Treu und Glaube / welche der angegebenenAuffnahme des Staats so offt weichen müssen / werden sie etwas gelten gegen dasjenige / 20

so man zur Ehre GOttes nothwendig vermeynet?XXIV. Aber wann dieses mächtigen Königs so glückliche Regierung endlich gleich

vollends im Frieden verstreichen sollte / und also das Unglück uns selbst noch nicht sonahe wäre / als es besorglich ist; Sollen wir deßwegen der Nachkommen Wolfahrt ausserAugen setzen? Das ist der Rath / den mein Herr uns giebt / indem er sagt / daß unsere 25

Besorgnissen auf künfftige ungewisse Dinge hinaus lauffen; gleich als ob alle menschlicheVorsicht nicht künfftige / und gemeiniglich ohngewisse Dinge zum Objecto hätte. Dannman ja / wann es müglich / sich zu verwahren suchen muß gegen künfftige grosse Un-glücks-Fälle / die uns begegnen können / und sonderlich die uns leichtlich begegnen kön-

13 andere (1) zuschiept L2 (2) verliehen L2 D 17 und (1) gottsfurchti L2 (2) christlichen L2 D19 f. welche (1) der (a) Rationi (b) Status so offt weichen (2) dem so von des Staats aufnehmen nennet (3)der (a) Vermeynten L2 (b) angegebene auffnahme . . . so L2 D 23 Frieden (1) dahin streichen L2 (2)verstreichen L2 D 24 wäre / (1) und wie L2 (2) als es L2 D 26 f. menschliche (1) weißheit L2 (2)Vorsicht L2 D 29 sonderlich die uns (1) leicht L2 (2) leichtlich D

4 Maneat . . . nepotes.: VERGIL, Aeneis III, 505.

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nen / oder vielmehr / die nicht leicht ausbleiben werden. Dieß ist eben die Sorglosigkeit /die mein Herr uns rathen wil / welche meistentheils die bösen Consilia in Europa verur-sachet / deren traurige Würckungen wir itzo sehen. Diß ist / was verursachet hat / theils dieFahrläßigkeit derer / so ihres Vaterlandes Wolfahrt nicht bedencken / und nur dahin trach-ten / wie sie die Zeit in bequemer Ruhe zubringen mögen / theils die Boßheit der andern /5

die aus dem übeln Zustande des gemeinen Wesens ihren gegenwärtigen Nutzen suchen /und wann sie den anitzo finden / sich nicht scheuen / zu dessen künfftigem Unglück dieHand anzuschlagen. Welche Maximen bey Leuten von Ehr und Redligkeit billig auffsäusserste gehasset werden. Wer sichet nicht augenscheinlich / daß wann Franckreich undSpanien eine Zeitlang gleich still sitzen sollten / es doch nicht lange währen könne / und10

diese grosse Potentzen aus überflüßiger Macht bald gleichsam würden überlauffen / undihre Nachbarn überschwemmen müssen. Der König in Spanien wird unter seinem Groß-Vater und Vater ein freyer Beherrscher der gantzen Spanischen Monarchi seyn / er wirdsich in Stand setzen deren grosse Macht zu gemeinem Absehen des Bourbonischen Hausesanzuwenden / davon Franckreich allezeit gleichsam die Seele und der erste Trieb seyn15

wird. Weil auch Spanien doch das Americanische Commercium allein nicht bestreitenkan / so wird es Franckreich vor andern / so viel müglich / damit begünstigen / und dieNationen / die itzo daran Theil nehmen / ausschliessen / welchen dadurch ein grosses amnervo rerum gerendarum abgehen wird. Man wird den Frantzosen Thür und Thor öffnen inAmerica, unter dem Schein / daß Spanien nicht Leute gnug hat die Länder zu besetzen.20

Spanien wird mächtiger werden / aber wohl noch auff lange Zeit mit dependentz vonFranckreich. Wo wird das hinaus lauffen? Schwerlich kan ich mich des Lachens enthalten /wann mein Herr von der Spanier vermeinten Standfestigkeit spricht / welche / (scilicet)wie vor diesem / die Wage in Europa halten werden. Man muß uns ja vor sehr einfältighalten / wann man uns solch spöttliche rationes vorbringet. Die Spanier / so itzo die Re-25

gierung haben / sind eben die rechten Männer / welche bequem die Waage in Europa zuhalten; nachdem sie nicht nur einen Fürsten aus dem Hauß Franckreich auff den Throngesetzet / sondern auch ihre unerhörte Blindheit so weit getrieben / daß sie endlich die

1 werden. (1) das L2 (2) dieß L2 D 1 eben (1) diese (2) solche (3) die (a) fahrläßigkeit L2 (b)sorglosigkeit L2 D 2 welche (1) die meisten L2 (2) meistentheils L2 D 4 nur (1) darauff denckenL2 (2) dahin trachten L2 D 5 Zeit (1) ihres lebens in beqvemligkeit beschließen mögen; ⟨noch dies⟩ L2

(2) in . . . mögen L2 D 14 Absehen (1) beyder L2 (2) des L2 D 17 f. Franckreich (1) allein so viel(a) mit (b) müglich mit außschließung ander Nationen dazu ziehen L2 (2) vor . . . ausschliessen L2 D21 wohl . . . Zeit erg. L2 21 auff (1) eine lange L2 (2) lange D 22 f. lauffen? (1) Was Mein herrsagt von L2 (2) Schwerlich . . . von L2 D 24 die (1) balance L2 (2) wage L2 D 25 rationes (1)vorstelle L2 (2) vorbringet L2 D 25 f. vorbringet. (1) das sind die rechten Männer darnach L2 (2) Die. . . welche L2 D 27 halten; (1) welche nicht nur mit L2 (2) nachdem . . . nur L2 D

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gantze Monarchi ihrem Feind auff Gnad und Ungnad übergeben. Was würde man wol voralters von solchen Leuten / die dergleichen angestifftet / gesagt haben? Ich stelle dahin / obsie dermahleins ihrem Vaterland deßwegen werden Rechenschafft geben müssen. Es wirdaber solches vor dasselbige und vor uns zu spät seyn. Nachdem sie tausendmal die Frant-zösische Untreu verfluchet / so stellen sie ihre Wohlfarth zu Frantzösischen treuen Hän- 5

den / und stürtzen sich mit vollem Leibe in den Abgrund des Verderbens / wollen auchnicht allein sich nicht halten lassen / sondern andere mit ins Unglück ziehen. VerkehrtesWesen / Blindheit und Verzweiffelung können nicht wol weiter gehen. Man sagt / Fran-ckreich wolte sich der Spanischen Thorheit zu seinem Vortheil nicht bedienen. Wann daswahr ist / so bekenne ich / daß es ein Mirakel sey / und das erste Mirakel von dieser Art. 10

Aber sich eines solchen Mirakels zu getrösten / hat man eine göttliche Offenbarung nöt-hig / dann ausser dem / wo ist die Sicherheit als in Worten / mit welchen man sich so offtbetriegen lassen? Wie sich alles itzo anlässet / so wird der bereits vorhin fast an das gantzemit Spanien gebundene Europa so formidabele König in Franckreich nunmehr unter derPerson eines Curatoren seines Enckels als Königes in Spanien / so viel als der Universal- 15

Monarch beider Monarchien; fünff oder sechs Personen geben ihm die Macht / und dieübrigen folgen dem blindlings. Hat man wol jemals eine grössere Blendung gesehen?

XXV. Bey dieser so grossen und so nahen Gefahr / kan diejenige / die doch allein unsin Schrecken setzen solte / nehmlich die künfftige besorgliche Vereinigung beyder Cronenauff einem Haupt / fast kaum in Betrachtung kommen / weil sie noch etwas mehr entfernet. 20

Und dennoch wolte mein Herr sie gern in der Perspectiv noch etwas weiter hinaussetzen /um unsere Augen davon abzuwenden. Zu dem Ende sagt mein Herr / der Hertzog vonAnjou sey nach Ordnung der Natur von der Frantzösischen Cron weit entfernet / dieweilsein Großvater / Vater / und ältester Bruder noch frisch und gesund seyn. Darauff dienetzur Antwort / daß die Entfernung / davon allhier die Frage ist / nicht bestehe in den Jah- 25

ren / die seine Zukunfft zur Cron etwa auffhalten können / sondern in dem Grad derUngewißheit dazu zu gelangen. Nun ist es in der That nur eine eintzige Person / die ihmoder seiner Lini den Weg zur Crone verleget / nemlich sein ältester Bruder. Solte es sichnun nach Gottes Willen begeben / daß der Hertzog von Burgund keine männliche Erbenhätte / und also der Hertzog von Anjou oder sein Sohn ihm nachzufolgen versichert wäre / 30

würde der Verschub / von dem mein Herr sagt / zu nichts anders dienen / als ihm Zeit zu

2 die dergleichen angestifftet erg. L2 7 sondern (1) verlangen auch, daß man sich mit ihnen L2

(2) andere L2 D 7 mit (1) sich ins L2 (2) ins L2 D 7 f. ziehen. (1) bosheit, unverstand L2 (2)Verkehrtes . . . blindheit L2 D 13 so (1) ist L2 (2) wird L2 D 14 f. nunmehr (1) unter (2) gleichsamals Curator L2 (3) unter . . . Curatoren L2 D 17 grössere (1) Verblendung L2 (2) Blendung D21 dennoch (1) will L2 (2) wolte L2 D 23 Cron (1) sehr weit L2 (2) weit D 30 oder (1) sein Sohn(2) seine Lini L2 (3) sein Sohn L2 D

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geben / sich beider Cronen besser zu versichern; dann wol nicht zu vermuthen / daß er esmit Spanien machen würde / wie Henricus III. mit Pohlen. Und sonderlich wäre ein sol-ches zu besorgen / wann ein Bourbonischer Printz einem Ertzhertzog / oder einem Savo-ischen Printz dem Testament gemäß die Cron abtreten sollte.

XXVI. Zu geschweigen / daß / wann gleich die Lini des Hertzogen von Anjou oder5

Berry abgehen solte / man schon gute Anstalt machen würde / daß andere BourbonischeFürsten etwa vom Hertzog von Burgund oder vom Hertzog von Orleans herstammend / inSpanien nachfolgen müsten / und dann würde man über das letzte Testament / betreffenddes Ertz-Hertzogs substitution, eben so sehr spotten / als man es itzo erhebet. Wie es dannauch wol glaublich ist / daß / wann der Hertzog von Burgund mehr Söhne / und der von10

Anjou nur Töchter / oder gar keine Kinder hätte / man einen Sohn des Hertzogs vonBurgund den Töchtern des Hertzogs von Anjou oder dem Hertzog von Berry und seinerLini vorziehen würde / des Testaments ohngeachtet. Ja es ist zu besorgen / das HaußBourbon werde sich seiner Gelegenheit anders / als das Hauß Oesterreich / (dessen Sanfft-muth nichts dergleichen wider die Gesetze zu unternehmen zuließ) zu bedienen / und ohne15

sich an etwas zu kehren / das Salische Gesetz mit solcher Mäßigung einzuführen wissen /daß so lange männliche Erben vorhanden / die Töchter ausgeschlossen würden. Welchesalles dienen kan nicht nur zu verhüten / daß Spanien dem Hause Bourbon nicht wiederentgehe / sondern auch zu verschaffen / daß es immer so nahe als müglich bey dem Fallgehalten werde / der es dermaleins an die Cron Franckreich bringen könnte.20

XXVII. Nachdem mein Herr sich bemühet das künfftige Elend zu verbergen / be-drohet er uns mit dem / so gegenwärtig zu besorgen / wann wir uns nicht blindlings in allenDingen dem Frantzösischen Willen unterwerffen. Man wird die Land-Wehre / wo wirgegen die Spanische Niederlande behalten sollen / übern Hauffen werffen / um in dasHertz unsers Staats zu dringen / man wird uns das Westindische Commercium abschnei-25

den / wie auch das Levantische durch Schliessung der Strasse von Gibraltar; ja selbst dasBaltische Meer wird uns verbotten werden / sonderlich wann der Czar Narva und andereOrte der Gegend einnehmen sollte. Also daß wir zu der elenden Extremität der Hungers-Noth gebracht werden dürfften. Aber es ist zu verwundern / wie mein Herr übersehenkönnen / daß alle diese Besorgnissen (ausser was vom Czar gesetzet / so gefehlet) eben die30

stärckesten Gründe gegen euch selbst an Hand geben. Dann was für Sicherheit haben wirkünfftig gegen dergleichen Gefahr? Oder vielmehr wird man nicht alles dieses ohngleichmehr besorgen müssen / wann ein Printz von Franckreich ein ruhiger Besitzer von derSpanischen Monarchi seyn wird / und die Vereinigung beider Monarchien tieffere wurtzeln

6 Berry in Spanien gestr. L2 17 lange (1) Sohn ⟨–⟩ L2 (2) Mannliche L2 D

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251N. e334b ANTWORT-SCHREIBEN AUS AMSTERDAM

erlanget / mithin man Spanien mehr bequem gemachet haben wird / denen FrantzösischenAbsehen zu fügen / oder vielmehr zu dienen; und wir hingegen schwächer worden / als wiritzo seyn. Daran es dann nicht fehlen wird / wann die Sachen auff diesen Schlag fortge-hen / dann man tausend Mittel hat unsere Commercien zu verderben / und uns allmählichauszuzehren / ohne weitläufftig zu melden / von den Veränderungen / so man in Engeland 5

zu befürchten hat / welcher Nation itzige gute Verständniß mit uns / beyderseits die Si-cherheit machet. So hat es auch ohne dem mit dem Römischen Reich / und auch mit demprotestirenden Corpore ie mehr und mehr ein schlechtes Ansehen. Endlich die Zeit wirdunsere Gefahr und Furcht vermehren / und unsere Hoffnung und Wolstand hingegen ver-mindern. Sie wird die Parthey der Universal-Monarchi und der Unterdrückung stärcker / 10

hingegen die Parthey der Freyheit schwächer machen. Es wird nicht lange mehr währen /so wird man dem geringsten Augenwinck der Bourbonen gehorchen / oder die GefahrHungers zu sterben / die mein Herr vorstellet / ausstehen müssen / biß endlich das HaußBourbon unserer Demuth überdrüßig werden / und gut befinden wird / eine reunion ausuns zu machen. Ist also dieser Rath / den man von meines Herrn Seite uns gibt / nur vor 15

feige oder Ehrenvergessene Leute / die ihre Religion, ihre Freyheit / und ihr Vaterland voretliche faule Tage verkauffen und verrathen wollen. Mit einem Wort / man muß bey zeitensich recht angreiffen / oder sich nur in die bevorstehende Dienstbarkeit ergeben und schi-cken.

XXVIII. Gleichwie die Menschen gar geneigt seyn sich selbst zu schmeicheln / und 20

ihre Feigheit gleichsam vor sich selbst zu verbergen / also trösten sich viele mit angeneh-men Einbildungen / als ob nach des itzigen Königes Tode / Franckreich unter dem Dauphinoder seinem Sohn seine Macht nicht behalten würde. Item der Hertzog von Burgund undder von Anjou stünden nicht wol mit einander / oder würden künftig zerfallen / und wasdergleichen supposita mehr / die keinen Grund haben. Wann eine grosse Machina einmahl 25

so hoch aufgerichtet / und so wol befestiget / als die itzige Macht des BourbonischenHauses / so heisset es / mole sua stat, wie eine Aegyptische pyramis, sie stehet durch ihreigen Gewichte / und ist nicht leicht zu erschüttern. Der König in Franckreich ist zweiffelsfrey ein grosser Herr und von grossen Gaben / aber der Dauphin schlägt auch nicht schlim

5 melden / (1) daß die L2 (2) von den L2 D 6 uns / (1) unsere gemeine (2) beyder L2 (3)beyderseits die L2 D 9 f. hingegen (1) verhindern L2 (2) vermindern L2 D 14 eine (1) Provinz L2

(2) reunion L2 D 15 machen. (1) Sind also diese L2 (2) ist . . . dieser L2 D 18 f. Dienstbarkeit (1)ergeben (2) schicken L2 (3) ergeben . . . schicken L2 D 21 verbergen / (1) so bilden sich viele so L2 (2)also L2 D 29 Dauphin (1) geht L2 (2) schlägt L2 D

27 mole sua stat: VERGIL, Aeneis, lib. X, 771.

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ein / und gehet auf dessen Fußstapfen / er hat seine Tapferkeit und seinen Verstand beyGelegenheiten erwiesen / die sich an Hand gegeben; und es ist eine Vorsichtigkeit vonihm / daß er solche Gelegenheiten nicht zu viel gesuchet / um alles Nachdencken zuvermeiden. Der Hertzog von Burgund zeiget schon ein grosses vor sein Alter. Der Hertzogvon Anjou ist ein junger Herr von grosser Hoffnung / und welches Franckreich trefflich zu5

Passe kommt / so ist man versichert / daß es ein glimpflicher Herr / aus dem man itzomachen kan / was man will. Die Würckungen der grossen Tugenden und BeschaffenheitenFürstlicher Personen sind sehr zweydeutig vor ihre Nachbahren. Insgemein sind die edels-ten Gemüther der Fürsten (wan sie nicht mit einer grossen und wahren Gottesfurcht ange-füllet) sehr geneigt / die Welt in Unruhe zu setzen / dann darinn suchen die Schmeichler10

gemeiniglich alle Heroische Tugend. Und ist zu besorgen / es möchte dieses bey denengedachten Herren nur mehr als zu viel gelten / Sie mögen gleich noch so viel von demRoman des Telemachi halten. Ja wann sie noch so fromm wären / würden sie doch sehrviel zu thun haben / den Versuchungen zu widerstehen bey denen schönen Gelegenheiten /welche ihnen ihre unerhörte grosse Macht / und die Schwäche oder Fehler ihrer Nachbah-15

ren ausser Zweiffel an Hand geben werden. Ja man muß sich selbst gutwillig verblenden /wann man glauben will / daß sie in einem so herrlichen Laufplatz / den ihnen das Glückgeöffnet / und dergleichen die Christenheit von Abgang der Macht des alten RömischenReichs an nicht gesehen / sich selbst auffhalten / und zwingen werden. Es müsten nichtFrantzosen / sondern Chinesen seyn. Je mehr man betrachtet den Zustand vom Reich / von20

England / dem gantzen Nord und von Italien / auch (da es fast allen Fürsten an Erbenmangelt) je mehr wird man über den Anblick der künfftigen Dinge bestürtzet. Der Pabstselbst hat alles Aeusserste zu befürchten. Man wird ihn noch besser an das erinnern / soman in Frantzösischen Büchern noch unlängst gewiesen / daß man zu Rom Müntze ge-schlagen mit dem Gepräge des Sohns oder Sohns Sohnes Caroli Magni, und daß der Pabst25

Leo der III. dem grossen Carl zu Fusse gefallen / und ihm so gar Rechnung von seinenEinkünfften gethan. Es müsten viel Dinge geschehen / oder unterbleiben / wann man un-sern Besorgnissen ein Gnügen thun wolte. Franckreich müste sich mit den SpanischenGeschäfften nicht bemengen / der Ertzhertzog müste zum wenigsten die Italiänischen undNiederlande haben. England und Holland müsten werckthätige Sicherheit erhalten / daß30

1 auf (1) seinen L2 (2) dessen L2 D 3 er (1) sie nicht L2 (2) solche . . . viel L2 D 4 Burgund(1) verspricht (a) viel (b) vor seine jugend viel, (2) gibt große hofnung, der (3) zeiget schohn viel vor seinalter L2 (4) zeigt . . . alter L2 D 8 sehr (1) zweifelh L2 (2) zweydeutig L2 D 10 darinn (1) suchen(2) setzen L2 (3) suchen D 13 f. Ja (1) Sie würden zu thun haben L2 (2) wenn . . . haben L2 D21 England / Teutschland gestr. L2 21 f. (da . . . mangelt) erg. L2 24 noch unlängst erg. L2

25 Sohnes (1) von Carolo Magno L2 (2) Caroli Magni, L2 D 27 oder unterbleiben erg. L2

30 müsten würckliche gestr. L2

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man ihre Commercien in Europa und in dem Indien nicht stöhren wolte. England inson-derheit müste versichert seyn / daß man bey der Nation keine Unruhe hegen wolte/ darausja die erschrecklichsten und uns unvermeidlichsten Verwirrungen entstehen könnten /wann man nicht beyzeiten bey Regierung des / Gottlob noch / und Gott gebe noch langelebenden Grossen / aber dem Leibe nach nicht allzustarcken Königs denen vorkommt. Und 5

wann endlich solches alles geschehen seyn solte / davon man meistentheils doch noch soweit entfernet; so wolte ich mich doch nicht unterstehen zu sagen / daß die Ursachen unserrechtmäßigen Besorgniß gäntzlich gehoben.

XXIX. Endlichen menschlicher Weise davon zu reden (mit Vorbehalt Göttlicher Ober-macht / die sonderbahre Helden erwecken / und ungemeine Umstände dargeben kan) so 10

kan es nicht fehlen / man wird endlich der Gnade des Bourbonischen Hauses leben müs-sen / wann man sich nicht angreifft mit solcher Tapfferkeit / und mit solcher Weißheit / diealles dasjenige übertrifft / so man bißher geleistet. Ja man wird das Ubel nur beschleuni-gen / und unsere Ketten befördern / wann man sich nur mittelmäßig dran strecket. Gleich-wol hat itzo unsere Hoffnung die gemeine Freyheit zu erhalten noch guten Grund. Der 15

Kayser / nachdem er die Ungläubigen so rühmlich besieget / hat die Hände mehr frey / unddie Eroberung des nunmehr gantzen Königreichs Ungarn / hat seine Macht gar sehr ver-mehret. Wann unsere Flotten ihm beystehen / wird er eine Brücke über das HadriatischeMeer haben. Das Reich wird ihm folgen / die Kayserlichen Reichs-Rechte zu verfechten /und wird ihn in einer so grossen und gemeinen Gefahr nicht verlassen. Wir haben noch / 20

Gottlob / eben den Wilhelmum, der Holland und Engeland nächst Gott erhalten / und wannEngeland / und andere / sich also verhalten / wie es nöthig zu ihrer Wolfahrt / so wird esFranckreich eben so gar leicht anitzo nicht seyn / in der alten und neuen Welt / die weitenspatia einer Monarchi, die den Bourboniern noch nicht allerdings beygethan / zu bewah-ren / und die Völcker nicht weniger / als die Grossen in Fesseln zu halten; welche ihren 25

Irrthum mercken dürfften / wann das Blendwerck / so sie gleichsam bezaubert / ver-schwunden. Zu geschweigen unzehlich vernünfftiger Personen / welche durch blosse Ge-walt ihre Ungeduld / so sie wegen Unterdrückung ihres Vaterlandes / und Entehrung ihrerNation empfinden / annoch verbergen müssen. Mag man also die Mühe sparen / uns durch

2 bey (1) ihnen (2) dieser Nation in deßen L2 (3) der Nation L2 D 4 f. noch / (1) lebenden (a)großen (b) starken (c) aber nicht alzu starcken königs denen vorkomt; (d) großen, aber dem leibe nachnicht alzu starcken königs L2 (2) und . . . vorkomt L2 D 6 endlich (1) dieß L2 (2) solches D 6 man(1) doch L2 (2) meistentheils doch D 12 angreifft mit (1) einiger L2 (2) solcher L2 D22 Engeland / (1) auch Portugall L2 (2) und andere D 25 Völcker (1) und großen L2 (2) nicht . . .Großen L2 D 27 f. welche (1) die blosse (2) auß bloßer L2 (3) durch . . . gewalt L2 D 28 und (1)beschimpfung L2 (2) entehrung L2 D 29 müssen. (1) also daß man wohl auf⟨–⟩ mag L2 (2) Mag . . .spahren L2 D 29–S. 254.2 uns (1) vergebene furcht einzujagen und (a) das schrecken (b) die jenigenvielmehr schrecken L2 (2) durch . . . Schrecken L2 D

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vergebene Furcht von Besorgung unserer Wolfahrt abzuhalten / da hingegen diejenigenvielmehr Schrecken und Furcht / ob der zu rechter Zeit erwachenden Göttlichen Gerech-tigkeit zu empfinden haben / welche ihr Vaterland verachten / und alles Recht mit Füssentreten. Ich bin und verbleibe etc.

EXTRACT des Heyraths-Contracts Ludwigs des XIV. Königs in Franckreich und Marien5

Theresien Infantin von Hispanien / mit folgenden im Renunciations-Act der Infantin vonHispanien meist auch befindlichen Worten.

Nachdem auch Ihre Allerchristlichste und Catholische Majestäten so weit gekommenseyn / und itzo kommen diese Heyrath zu stifften / damit solches Band und Verknüpffungder allgemeine Frieden der Christenheit und zwischen Ihren Majestäten die Liebe und10

brüderliche Freundschafft / die iederman zwischen ihnen hoffet / mehr beständig gema-chet / und verknüpffet werde; auch in Betrachtung der rechtmäßigen und billigen Ursa-chen / so die Gleichheit und Fügniß solcher Heyrath zeigen / von welcher mit der Gnadeund Hülffe Gottes männiglich einen sehr glücklichen Verfolg hoffet / auch zum besten undAuffnehmen des Glaubens und der Christlichen Religion, dann auch zu gemeiner Wolfahrt15

der Königreiche / Unterthanen und Lehenleute beider Cronen / auch wegen dessen / so dasgemeine Wesen berühret / und zu Erhaltung beider Cronen in ihrem Wesen / damit dieselbeals so groß und mächtig / n i c h t i n e in s z usammen kommen / und man von n un anbe re i t s denen Ge legenhe i t en e ine r s o l chen Vere i n i gung z uvo rkomme /derowegen in Betrachtung der Beschaffenheit d i e se r und a nde r b i l l i ge n U r sa c he n20

und namentlich de r Gl e i c hh e i t (zwischen beiden Cronen) die man beyzubehalten hat:B e wi l l i ge n I h r e M a je s t ä t e n und vergleichen sich Contracts-Weise / und durch diesepactirung unter ihnen / welche d i e Kra f f t haben so l e i ne s bes t änd i gen und ewi -ge n G es e t z e s zum Besten ihrer Königreiche / und des gantzen gemeinen Wesens: Daßdie Durchläuchtigste Infantin von Spanien Maria Teresia und die Kinder von ihr mä n l i -25

2 Furcht / (1) wegen L2 (2) ob L2 D 3 Vaterland (1) verrathen L2 (2) verachten D3 f. Füssen (1) getreten haben L2 (2) treten D 4 verbleibe (1) Meines etc. L2 (2) etc. D 4 f. etc.Absatz (1) Außzug des Contr L3 (2) Extract L3 D 5–7 EXTRACT (1) des heyraths-Contracts Ludwigdes XIV. konigs in franckreich und Marien Teresien infantin (a) aus (b) von Hispanien; (aa) deßen (bb) mitfolgenden im Renuntiations-Act der infantin auch befindlichen worthen Absatz Nachdem auch ihre allerChristlichste und Catholische Maiestäten (aaa) gekommen seyn und (bbb) so weit gekommen seyn undkommen diese heyrath zu stifften, damit durch solches band und Verknüpfung der allgemeine frieden L3 (2)des . . . Worten. L3 D 7 Hispanien (1) auch befindtlichen L3 (2) meist . . . befindtlichen L3 D9 seyn / und (1) gekommen L3 (2) iezo kommen L3 D 13 zeigen / (1) aus L3 (2) von L3 D 17 in. . . Wesen erg. L3 18 n i c h t (1) zu einer werden (2) in . . . zusammen (a) fallen L3 (b) kommen L3 D19 Ve r e i n i g u n g (1) vermeide L3 (2) zu vor komme L3 D 20 in (1) ansehen L3 (2) betrach-tung L3 D 22 f. sich (1) durch contract, und Pactirung L3 (2) contracts weise . . . Pactirung L3 D25 Kinder (1) so von ihr gebohren worden, L3 (2) von ihr L3 D

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c he n oder we ib l i ch e n Ge sc h l e c h t s und ihre Nachkommen im ersten / andern / drit-ten / vierdten / oder einigen andern Grad, ja in Ewigkeit nicht sollen erben können / nocherben in den Königreichen / Landen / Herrschafften / und Gebieten / welche ihrer Catho-lischen Majestät zukommen oder zukommen werden / so wol die unter den Titeln undQualitäten / deren in diesem Vergleich gedacht / begriffen / als in andern Königreichen / 5

Landen / Herrschafften / Provintzien / beyliegenden Insulen / Lehnen / Hauptmanschaff-ten / weder binnen den Grentzen / die seine Catholische Majestät itzo besitzet / und ihrgehören / oder binnen denen / die ihr gehören können / so wol inn- als ausserhalb desReichs Hispanien / noch in allen dem / was künfftig seine Catholische Majestät oder derenNachfolger haben / oder besitzen werden / oder ihnen zugehören wird / noch auch in allen 10

dem / was darinn begriffen / oder davon dependiret / oder künfftig / zu welcher Zeit eswolle / von Ihr erworben / oder zu den gedachten Königreichen / Landen oder Herrschaf-ten / bey oder wiedergebracht werden / oder ihr durch devolution oder andere Titulos,Rechte oder Ursachen / wie die Namen haben / zukommen kan; wann es auch gleich nochbey Lebezeit der Durchlauchtigsten Infantin Maria Teresia, oder nach ihrem Tode ge- 15

schehe; es betreffe auch die Sach gleich sie oder ihre absteigende Nachkommen / ersten /andern / dritten / oder sonst einiges Gliedes / da die Erbschafft gedachter Königreiche /Lande oder Herrschaften auff einigen Fall / durch Recht / Gesetze und Gebräuche dieserKönigreiche / Lande und Herrschafften / oder sonst durch einige dispostion oder weisezukommen / oder zukommen zu sollen / praetendiret werden könnte. In welchen Fällen 20

sammt und sonders von nun an höchstgedachte Infantin Maria Teresia saget / und bekennetgäntzlich ausgeschlossen zu seyn und zu bleiben / wie auch alle ihre Kinder und Nach-kommen m ä n l i c he n und w e i b l i c he n Ge sc h l e c h t s / w a nn so l c he g l e i ch s a -gen und behaup t en kön t en ode r w o l t en / daß a u f f i h r e Pe r sohnen n i ch t zuz i ehen / n och von ihnen z u ve r s t e hen wären d i e obgedach t en U rsachen 25

des gemeinen Bestens / o de r an de r e / auf welchen die besagte Ausschliessung köntegegründet werden. Und wann sie auch (welches Gott verhüte) anführeten / daß die Nach-kunfft des Catholischen Königes oder seiner Durchlauchtigsten Printzen oder Infanten /und sonderlich der mänlichen / die er hat / oder zu seinen rechtmäßigen Erben haben kan /auffgehöret. Dieweil wie gedacht / in ke in e m Fa l l / z u k e ine r Z e i t / u nd a u f f 30

ke i ne r l e y We i s e / die sich zutragen möchte / weder sie selbst / noch ihre Erben undNachkommen sollen Erben / oder die Erbschafft fordern können. Ohngeachtet etc. etc.

3 Königreichen / (1) Staaten L3 (2) Landen L3 D 3 ihrer koniglichen gestr. L3 8 oder (1)kunfftig L3 (2) binnen . . . ihr L3 D 9 Hispanien / (1) und was L3 (2) noch . . . was L3 D 13 oder ihr(1) par L3 (2) durch D 15 f. geschehe; (1) solten (2) und L3 (3) es L3 D 17 Gliedes / (1) denn L3

(2) da D 17 f. Königreiche / (1) stande L3 (2) lande L3 D 20 In (1) allen L3 (2) welchen L3 D21 an (1) gedachte L3 (2) hochstgedachte L3 D 21 f. bekennet (1) sich gänzlich L3 (2) gäntzlich D

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256 N. se80III. REICH UND EUROPA

se80. ÜBER DAS PAMPHLET MIT DEM TITEL LE PARTAGE DU LION DE LAFABLE[1701.]

Überlieferung:L Konzept: LH XI 6 A Bl. 80–81. 1 Bog. 2o. 4 S. Oben links Vermerk: »Hispanica.»5

Abweichend von der durch die Überschrift gegebenen Angabe bezieht sich vorliegendes Stück auch aufden zweiten, 1701 erschienenen Teil des Partage du lion. Der Hinweis auf das Format kann als Beleg fürdie bereits vermutete Existenz einer weiteren Ausgabe in 12o neben der bislang nachgewiesenen in 8o

gelten (s. dazu J. Marchand, Le Partage du lion de la fable, 1955, S. 144.

Le partage du Lion de la Fable verifie [. . .] dans celuy de la Monarchie d’Espagne10

Die Theilung mit dem Löwen, die sich bey der Spanischen Monarchi begeben. Cöllen1700 pagg. 112. in 12o.

Der Autor scheinet mehr zu wißen, als ins gemein die Autores der in Holland herauskom-menden vermeynten Staats-bücher die sich mit ihrem gekrizel ernehren, und uns damitherumbziehen. Dieser erzeiget sich sehr eifrig vor kayserliche Mayt und schreibt als ob er15

sein werck zu papier gebracht, nach dem tode des Pabsts, und vor dem tode des königs inSpanien. Er ist so gar sehr gegen die zergliederung der Spanischen Monarchi daß ervermeinet, wenn auch Franckreich keinen daumenbreit landes dabey gewönne, würde esdoch dadurch zur allgemeinen Monarchi erhoben. Dieses und viel anders so hier enthalten,zeiget wie ein kurz gesicht die Menschen in zukünfftigen dingen haben; denn an seiten des20

Autoris würde ietzo zu wündschen seyn, was er so sehr verwirfft. Daher weil ⟨der⟩ andertheil verspricht, alda er über den fall, wenn die Spanier einem französischen Prinzen sichergeben würden, seine gedancken gehen laßen will, so wird man curios seyn zu sehen, wieer daß künfftige mit dem iezigen zusammen reimen werde[.]

13 scheinet (1) nicht ⟨ubele⟩ (2) mehr L 13 die (1) jenigen pflegen die (a) ⟨uns⟩ (b) sich inholland mit ihrem gekrizel ernehren, und uns damit (2) Autores L 14 f. damit (1) betriegen (2)herumbziehen L 15 Dieser (1) scheinet (2) erzeiget L 17 sehr erg. L 18 landes (1) dadurch(2) dabey L 19 erhoben (1) werden. (a) dieß (aa) ⟨scheinet⟩ (bb) ⟨zeig⟩ wie veränderlich der M (b)dieses und all (2) dieses und viel L 20 denn (1) wer wolte iezo nicht wündschen (2) an L21 ietzo hoch gestr. L 23 man erg. L

13 Autor: Francesco Tucci, seit 1693 Reichshofrat in Wien. 16 Pabsts: Innozenz XII. starb am27. September 1700. 16 königs: Karl II. starb am 1. November 1700. 17–19 zergliederung . . .erhoben: Le Partage du Lion de la Fable, verifie par le Roy Tres-Chretien dans celuy de la monarchied’Espagne, 1700, S. A 2v. 21 f. ander theil: F. TUCCI, Le Partage Du Lion De La Fable, Verifie Par LeRoi Tres-Chretien, Dans l’intrusion du Duc d’Anjou a la Couronne d’Espagne, 2. Teil, 1701, S. A 2r.

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257N. se80 ÜBER DAS PAMPHLET LE PARTAGE DU LION DE LA FABLE

Er sezt vor gewiß daß Franckreich den Ryßwyckischen Tractat gemacht, ohngeachtseine kisten voll geldes, und der Alliirten ihre sehr erschöpft gewesen; in hofnung bey demfrieden mit den Spaniern ein weit mehrers zu gewinnen. Daher es den herzog von Savoyentheuer gekaufft, den könig Jacob dem könig in England aufgeopfert, und durch Bouflersmit Portland sein maaß genommen, wie die Spanische Erbschafft auff den ChurPrinzen 5

von Bayern zu bringen, sowohl aus hofnung daß der Churfürst, umb durch französischehulffe dazu zu gelangen, sich an Franckreich hengen, und selbiger cron ein großes davonwürde laßen müßen; als auch weilen die [Erz]herzogin des Chur Prinzen mutter verzichtgethan, und wenn man diesem Prinzen dennoch deren ungeacht zu Spanien helffen wolte,des Dauphins recht dadurch in der that erkennet würde; also daß dieser es bey gelegenheit 10

dem bayrischen Prinzen streitig machen köndte.Als nun Franckreich gesehen, daß der kayser bald mit den Turcken glücklich schlie-

ßen würde, habe es nicht gesäumet in formliche tractaten mit den Meer-potenzen, (darunterder Autor England und Holland verstehet) sich einzulaßen, wovon in Holland nur etwazwey oder drey von des konigs von Groß Britannien betrautesten creaturen wißen dürffen. 15

Als aber der ChurPrinz darauff gestorben, hätte man die Batterien geändert, und weilFranckreich betrachtet, daß es sich ganz Europa auff den hals laden würde, wenn es dieganze Spanische Monarchi fordert und daß die Alliirten auch nicht trauen würden wennman sie gleich nur vor einen Enckel des koniges und nicht vor die Cron Franckreichbegehren solte; zumahl da (nach des Autoris meynung) der catholische konig sich unge- 20

acht der künste des Marquis von Harcourt zu Madrit (welcher in geschwinder Eil nach dem

2 gewesen; (1) aus (2) in L 6 Churfürst, (1) als (2) verbunden (3) umb L 7 gelangen, (1)von franckreich (2) franzo (3) sich L 7 und (1) selbigem (2) selbiger cron L 8 weilen (1) des (2)Churfürstin (3) die L 8 [Erz]herzogin Erherzogin L ändert Hrsg. 9 und (1) dergestalt (2) wenn L14 f. Holland (1) wenigen und nur des konigs (2) nur . . . konigs L 15 konigs (1) aus (2) von L15 betrautesten erg. L 16 der (1) Churfurst von (2) ChurPrinz L 16 f. weil (1) der (2) man infranckreich beherziget daß man sich durch (3) Franckreich . . . ganz L 17 wenn (1) man ganz Sp (2)es L 18 Monarchi (1) fordern würde ⟨ – ⟩ (2) fordert L 21–S. 258.2 (welcher . . . möchten) erg. L

1–8 Er . . . müßen: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 5–8. 3 Savoyen: VictorAmadeus II. 5 Portland: William Bentinck, Earl of Portland. 6 Churfürst: Maximilian II. Emanuel.8–11 als . . . köndte: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 11 f. 8 [Erz]herzogin: MariaAntonia von Österreich. 12–15 Als . . . dürffen: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 9 f., 13.12 schließen: Der Frieden von Karlowitz (26.1.1699) festigte Österreichs Großmachtstellung (vgl. unsereAusgabe I,16 N. 300, N. 337, N. 361). 13 tractaten: Gemeint ist wohl der 1. Teilungsvertrag(11.10.1698), in dem Ludwig XIV. mit Wilhelm III. ohne Konsultation Wiens das spanische Erbe aufteilte.16–20 Als . . . solte: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 12. 16 gestorben: Joseph Ferdinandstarb am 6. Februar 1699. 19 Enckel: Philipp von Anjou, seit 1700 Philipp V. von Spanien.20–S. 258.3 zumahl . . . einzulaßen: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 23–25.

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258 N. se80III. REICH UND EUROPA

frieden dahin gangen, und eine eigne post von seinen pferden und bedienten angeleget,damit seine briefe durch Spanien desto sicherer gehen möchten) beständig dagegen gese-zet; so hatte man endtlich guthgefunden sich in den theilungs-tractat einzulaßen. Solchenhat man anfangs geheim gehalten, es ist aber doch etwas davon außkommen, darüber Wienund Madrit sich sehr beweget, ungeacht die große unbilligkeit eines solchen vorhabens5

(nach des Autoris meynung) gemacht, daß man es anfangs kaum glauben können. Endtlichaber als es geschienen daß der könig in Spanien noch eine weile hinleben möchte und derkonig in Franckreich die sach gern bey seinen lebezeiten aus machen wollen, habe manguth gefunden die ⟨ – ⟩ abzuziehen, zumahl Franckreich gehoffet[,] auff allen fall würdendie Spanier dadurch gezwungen werden einen französischen Prinzen anzunehmen, umb die10

zerstückung zu verhuten, wozu man bereits in Spanien eine große parthey formiret; undder kayser dadurch entweder mit seinen vorigen Alliirten oder mit den Spaniern zerfallenmüßen. Der Autor macht den Theilungs-Tractat greülich auß, sagt es sey eine conjurationgegen das haus Österreich oder vielmehr gegen die freyheit von Europa, unrecht, gefähr-lich, unerhöhrt und von bösem Exempel. Zumahl da man es dem kayser und konig in15

Spanien nicht als einen vorschlag, sondern als ein außgesprochen Urtheil vortrage, undnicht einmahl sage daß die Neüe herrn denen ländern ihre rechte laßen sollen. Man sezedem kayser 3 monath frist nach deren verlauff, wenn er vor den Erzherzog Carl was ihmeangeboten nicht annehme, wolle man es einem andern Prinzen geben. Daß sey ein hochst-schimpfliches unleidliches beginnen. Doch wie sehr der Autor sonderlich auff den könig in20

England böß ist, so bedenckt er sich doch ein wenig, und meynet er habe die eröfnung destractats etwa aus guther meynung zugelaßen, damit der kayser desto mehr ursach habenmöchte sich zu verwahren und auff seiner huth zu seyn[.]

Der Autor untersucht darauff unterschiedene Clausulen des theilungs tractats. Von deraufrichtige freundschafft die der könig in Franckreich darinn gegen den könig in Spanien25

zu haben sage, spricht er das habe sich vom jahr 1667 an biß zum Ryßwickischen frieden

3 guthgefunden mit dem konig gestr. L 4 f. Wien und Madrit erg. L 7 als (1) manbesorget (2) es L 7 möchte (1) sey man (2) und L 9 zumahl (1) man (2) franckreich L12 dadurch (1) gezwungen ⟨wird⟩ (2) entweder L 13 auß, (1) ⟨–⟩ ein lateinisches x ohne erkennbareZuordnung (2) sagt L 14 Österreich (1) und (2) oder L 15 und . . . Exempel erg. L15 Exempel. aber iezo würde er vielleicht aus einem andern thon singen gestr. L 18 f. er (1) vor denErzherzog Carl nicht (2) Spanien vor den Erzherzog Carl nicht (3) vor . . . nicht L 22 tractats (1) deswegen (2) etwa . . . meynung L 22 kayser (1) und er zeit gewinnen ⟨gemöchten⟩ (2) auff sein (3) destomehr (a) auff seyne scha (b) ursach L 24 tractats. (1) er (a) lacht (b) sagt über die (2) von der L25 darinn (1) zum (2) gegen L 26–S. 259.1 sage, (1) das habe sich 1667. gezeiget und da er ihm indem durch (a) ⟨den⟩ Nimwegischen frieden (b) die Nimwegischen und Ry⟨sw⟩ erg. und gestr. friedengeendigten krieg noch soviel land genommen und biß auff den Rißwickischen übel mit ihm umbzugehennicht aufgehöhret (2) spricht . . . erwiesen. L

3–23 Solchen . . . seyn: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 13–24. 18 Carl:1703–1711 spanischer Gegenkönig, danach als Karl VI. Kaiser. 24 Der . . . wolle: vgl. Le Partage duLion de la Fable, 1700, S. 26–47. 26 1667: Beginn des Devolutionskrieges.

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259N. se80 ÜBER DAS PAMPHLET LE PARTAGE DU LION DE LA FABLE

erwiesen. Und da von des Dauphins forderung gesprochen, und solche des kaysers seinerentgegen gesezt wird, sagt der Autor daß sey eben der rechte französische kunst griff dieseinige mit der rechtmäßigen österreichischen auff gleichen fuß zu sezen. Darauff nimt erdes Dauphins angegebene recht für, und wiederlegt mit wenigen das alte französischemanifest, weiset daß Maria Teresia eben so renuntiirt, wie vor ihr Anna von Osterreich, 5

und wie Elisabet Philippi [IV] gemahlin, und Henrietta Maria[,] konig Carls des I. ge-mahlin. Item daß man den leuten eine blaue dunst zu machen in dem franz[ösischen]Manifest die renuntiation Mariae Teresiae auff ihre Legitimam gegen die außsteuer so imartic. 2 und 4. des heuraths-contracts enthalten mit dem verzicht auff konigreiche undlande im artic. 5. und 6. confundiren wollen, gleich als wenn 500000 pistolen dagegen in 10

betrachtung kommen köndten. Er komt wieder auff den Theilungs tractat man sage alda erwerde gemacht umb krieg zu verhindern, und damit ein herr nicht zu mächtig würde.Alleine Franckreich seye ja schuld daran wenn krieg entstünde, es solle thun wie Philipp IIwegen seiner anforderung auff Portugall, der habe die vornehmsten universitäten, juristen,und geistliche unter verdeckten nahmen erst drüber sprechen laßen, bey dem noch leben- 15

den konig Henrich und den Standen sein recht ordentlich vorgestellet, und die beystim-mung erhalten, habe auch die waffen nicht anders als aus Noth ergriffen, da der groß priordas konigreich usurpiren wollen. Weil auch seine gemahlin auff Franckreich nicht renun-tiiret, und also seine tochter Isabelle dazu recht gehabt, so habe er zwar denen recht, abernicht anders als durch güthliche vorschläge getrieben, und so gar die Niederlande ihr zur 20

mitgifft geben wollen, wenn Sie den Erzherzog Ernst heyrathen, und dieser in Franckreich

2 rechte erg. L 3 österreichischen zu vergleichen und gestr. L 5 daß (1) die (a) infantin (b)konigin Margareta (2) Maria L 6 Elisabet (1) Ludovici (2) Philippi L 11 f. alda er (1) geschehet(2) werde gemacht L 14 vornehmsten (1) theologos, (2) universitäten, L 16 vorgestellet, und (1)deßen (2) die L 21 wenn (1) Sie den (2) man ihren (3) Sie den L

4 f. manifest: Nicht ermittelt. Es ging nach dem Tod Philipps IV. von Spanien 1665 um die fran-zösischen Ansprüche auf weite Teile der Spanischen Niederlande, die Ludwig XIV. im Namen seinerspanischen Gemahlin Maria Theresia gestellt hatte. Dabei berief sich der französische König ungeachtetder 1659 vereinbarten Verzichtsklauseln auf ein in Teilen Brabants geltendes Privatrecht der »Devolution«.6 Philippi III L ändert Hrsg. 9 heuraths-contracts: Der Vertrag, der die Vermählung Ludwigs XIV. mitder spanischen Infantin Maria Theresia regelte, war Teil des Pyrenäenfriedens (1659). 10 500000pistolen: Wohl eine Anspielung auf die in Artikel 4 des Heiratsvertrages vereinbarte Mitgift von 500000ecus d’or. 17 groß prior: Antonio von Crato. 18 gemahlin: Elisabeth von Valois.

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zum konig angenommen würde. Hingegen gehe Franckreich so gewaltsam fort, daß esauch keinem Cardinal zum Pabstum hofnung mache, der das partage nicht billigen wolle[.]

Ferner sagt der Autor wenn solches vor sich gehe, werde Osterreich nicht mächtigerwohl aber Franckreich. Es habe schohn die Königin Elisabet in Henrici IV. bekandte vomSully beschriebene ideen gegen das haus Osterreich nicht anders willigen wollen, als wenn5

Franckreich keinen schritt breit dabey erlange. Da es doch iezo in weit andern stande, undman wiße daß alle vorsorge die man durch tractaten mit Franckreich nehme, verlohren.Daher auch was im Tractat von einer Neuen Renuntiation des Dauphin enthalten vergeb-lich, und hatten die Spanier bey dem Aachischen frieden bereits auff dergleichen anbietengeantwortet, wenn die erste renuntiation nicht helffe, würden andere auch zu nichts dienen.10

Die Garantie der theilung erfordere nicht nur den willen sondern auch die macht, nun seyeder könig in England schwächlich und der Nation beytritt mißlich, Holland leicht zuverwirren; mit andern potenzen in Europa stehe es auch nicht zum besten. Man sehe wieder Olivische friede garantiret werde. Anstatt den krieg zu vermeiden, verursache mansolchen, denn der kayser und Spanien so von der theilung nicht höhren wollen würden15

nicht drein gehohlen, so wenig als das übrige Europa. Man wurde auch diesen Meer-po-tenzen nicht mehr trauen, nachdem sie den kayser im stich gelaßen, der doch Holland nachdem jahr 1672 gerettet[.]

Des Erzherzogs theil gebe man ihm mit hochstgefahrlichen bedingungen. Es solle derkayser einwilligen, und damit Spanien vor den kopf stoßen, es solle im fall der verwe[i]ge-20

rung ein dritter Prinz gewehlet werden, da dann vielleicht Franckreich mit England undHolland sich nicht würde vergleichen, inzwischen wenn der konig in Spanien vorher stür-be, köndte Franckreich sich von allem bemächtigen. Wenn auch die theilung statt hätte, sowerde Franckreich meister vom mittel meer und deßen commercio, und die communica-tion zwischen den beyden österreichischen Linien auffgehoben. Franckreich könne Napel25

und Sicilien nicht so leicht mit gewalt einnehmen, gleichwie auch Guipuscoa, versichere

1 zum konig erg. L 3 wenn (1) das (2) solches L 4 f. bekandte . . . beschriebene erg. L5 ideen (1) zu ruinierung des hauses (2) gegen L 7 nehme, (1) vergeblich (2) verlohren L9 Aachischen (1) Tractaten (2) frieden L 9 anbieten erg. L 11 der (1) Meer-potenzen (2)theilung L 15 so . . . wollen erg. L 16 gehohlen, (1) auch (2) so L 17 Holland (1) in (2)nach L 22 würde (1) verglichen haben (2) vergleichen L 22 vorher (1) gestorben (2) stürbe L23 allem (1) Meister machen (2) bemächtigen L

3–18 Ferner . . . gerettet: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700, S. 47–60. 9 frieden: Derden Devolutionskrieg beendende Frieden von 1668. 19–S. 261.6 Des . . . vorgeschrieben: vgl. LePartage du Lion de la Fable, 1700, S. 71–78. 19 theil: Im 1. Teilungsvertrag (1698) war Mailand fürErzherzog Karl vorgesehen, im 2. Teilungsvertrag (1700) dann die spanische Krone. 24 meister:Neapel und Sizilien sollten nach dem 1. Teilungsvertrag an Philipp von Anjou gehen.

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sich deßen also durch tractaten, Meyland werde ihm hernach doch nicht entlauffen. Manwiße wie Franckreich schohn vorher den Meister in Italien, ja ohnlängst in Rom selbstgespielet, und das herz gehabt, den Pabst selbst durch einen Spruch des parlements zuParis vor einen jansenisten, quietisten, Schwermer und Kezer-freund zu erclären. Habeohne ursach Genua beschädiget und beschimpfet, dem herzog von Savoyen harte geseze 5

vorgeschrieben. Spanien könne unter dem Erzherzog ohne Italien nicht bestehen, die Spa-nier seyen faule leute, weil die fromme könige vom haus Osterreich ihren fleiß durch keinelasten erweckten, Italien müße ihnen zu hülffe kommen; und wenn die Toscanischen häfendahin, und sonderlich Final welches man bey Meyland dazu es gehöhre nicht laßen wolle,wie wolle der kayser nach Spanien hulffe schicken? Es sey nicht zu sagen was in Fontara- 10

bia, S. Sebastian, und dem Port du passage, zwischen diese beyden, so wegen seiner größeund sicherheit gegen alle winde vortreflich, und also an Guipuscoa gelegen. Franckreichercläre auch nicht wohl wie es die halbscheid der Pireneen verstehe, und werde sie seinesbeliebens austhenen. Durch Lothringen seze Franckreich seine grenzen auff 40 meilenweiter ins Römische Reich und werde umb soviel leichter vom Rhein meister seyn. Lo- 15

thringen allein könne 25000 mann unterhalten. Von Lothringen kan man ohne einwilligungdes Reichs nicht disponiren. So ist auch Meyland ein lohn davon, so zwar auf die töchtergehe, es habe aber ja des dauphin mutter alles recht daran verlohren. Unter allem was derautor sagt, hat ers damit am besten getroffen, daß er sagt weil man in Europa die theilungnicht annehmen werde, so werde Franckreich praetext bekommen, sich nicht daran zu 20

halten, und sich zu entschuldigen, wenn die Spanier sich aus noth entschließen solten einenfranzösischen Prinzen anzunehmen; wie in der that erfolget. Und stehet dahin (: weil dieß

3 f. gehabt, (1) den Pabst im parlement zu Paris (2) durch einen Spruch des parlements zu Paris denPabst (3) den . . . paris L 5 Genua (1) so schimpflich tractiret (2) beschädiget L 5 Savoyen (1)seine festungen ab (2) harte L 7 leute, (1) so lange (2) weil L 10 wolle (1) man etwas (2) der L15 Römische erg. L 15 seyn. (1) dieß land (2) Lothringen L 17 So (1) sey (2) ist L 18 ja (1)⟨drauf⟩ infantin (2) L 19 sagt (1) weil der kayser das partage nicht (2) franckreich würde durch ⟨–⟩ dertheilung (3) weil (a) der kayser das die theilung (b) man . . . theilung L 20 werde, auch solches nachdes Autoris meynung nicht thun könne, gestr. L 22 weil (1) das buch (2) dieß büchlein L

3 Papst: Wohl Innozenz XI. 3 Spruch: noch zu ermitteln. 5 Genua: Bombardierung 1684.5 geseze: Vertrag von Vigevano 1696. 6–14 Spanien . . . austhenen: vgl. Le Partage du Lion de laFable, 1700, S. 80–91. 14–22 Lothringen . . . anzunehmen: vgl. Le Partage du Lion de la Fable, 1700,S. 102–109. 14 Lothringen: Das Herzogtum Lothringen war bereits zwischen 1670 und 1697 vonFrankreich besetzt worden. Der Artikel 4 des Zweiten Teilungsvertrages (3./25. März 1700) sah die Ab-tretung Lothringens an den Dauphin vor. 17 disponiren: Lothringen war nach wie vor Teil des Reichesund behielt formell seine Reichsstandschaft bis 1766. 17 Meyland: Das Herzogtum Mailand solltenach dem Zweiten Teilungsvertrag an den Herzog von Lothringen kommen (Art. 4).

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262 N. se80III. REICH UND EUROPA

büchlein erst iezo zum vorschein komt :) ob der Autore dieses errathen, oder aus demaußgang erfahren.

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SONSTSIGES

c20. INITIUM SECULI XVIII[Nach dem 4. August 1701.]

Überlieferung:L Aufzeichnung: LH XI 6 A Bl. 208–211r. 2 Bog. 2o. 6 3/4 S. – Gedr.: FOUCHER DE 5

CAREIL, Oeuvres, 3, 1861, S. 298–307.

Die Datierung ergibt sich aus dem im Text vorausgesetzten Tod von Erzherzog Leopold Joseph am 4.August 1701. Als Titel nehmen wir die Marginalie auf Bl. 209v.

MDCCFinis seculi novam rerum faciem aperuit. Princeps Bavariae, Electoris principis filius 10

natu major, A. D. 1699. 16 Feb[ruarii] sexennis obierat: ei ex sententia Reginae aviaeHispaniarum Indiarumque regna destinabantur a Guilielmo, Magnae Britanniae rege, quasimissus a Deo arbitrer venisset. Carolo Archiduci ex tot magnis ditionibus unus, si diisplacet, Mediolani ducatus servabatur, Galli in aperto refragabantur. Imperator omnibusmodis; Nam matrem pueri filiam suam Hispanicae successioni renuntiasse norat. 15

9 MDCC Absatz (1) Ultimus seculi annus (2) Finis seculi L 10 faciem (1) apparuit (2) aperuit(a) cum (b) Princeps L 11 Feb[ruarii] (1) ⟨ – ⟩ (2) sexennis L 11 sexennis (1) obisset (2) obierat L11 ei (1) Guilielmus Rex (a) ⟨–⟩ sententiam (b) magnae Britanniae ei (2) ex . . . Reginae L 11 Reginae(1) Hispaniarum Rex (2) aviae (a) principis secutus (b) matris secutus (c) Hispaniarum L 12 f. regna(1) qvasi missus a deo arbitro (2) destinabantur . . . arbitrer L 13 f. Carolo . . . servabatur erg. L14 servabatur (1) sed fata Galli⟨ae⟩ (2) Galli L 14 refragabantur. (1) Austri (2) Imperator L14 f. modis. (1) Qvando (2) Nam matrem (a) principis (b) pueri filiam . . . norat erg. L

10 Princeps: Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern starb am 6. Februar 1699. 10 Electorisprincipis: Maximilian II. Emanuel von Bayern 11 aviae: Margarete Theresia von Spanien.13 Carolo: Erzherzog Karl, ab 1703 spanischer Gegenkönig, seit 1711 dann Kaiser Karl VI. 14 Im-perator: Leopold I. 15 filiam: Maria Antonia von Österreich, Mutter Joseph Ferdinands, hatte zwar fürsich und ihre Nachkommen auf die spanische Krone verzichtet, für den Fall eines frühzeitigen Todes ihresSohnes aber ihren Vater, Kaiser Leopold I., und dessen Verwandte testamentarisch als Erben eingesetzt.

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264 N. c20III. REICH UND EUROPA

Sed fata intercessere. Ergo Portlandus in Galliam missus a Guilielmo novi foederisleges molitur, quibus corpus ingens Hispanicae potentiae quasi familiae herciscundae ju-dicio in plures spargebatur. Truncus Monarchiae, id est Hispaniae Indiaeque regna cumBelgicis provinciis Carolo destinantur, Neapolis, Sicilia, et Tusciae ora Delphino, ejusqueposteris utriusque sexus, ne Galliae incorporata viderentur, Mediolanum Lotharingo. At5

Galliae Lotharingia, Guipuscoa et alia vicina Pirenaeis loca attribuuntur. Tunc in Beroli-nensi Aula monstrum vidi, Galliae, Magnae Britanniae, Foederatorum ordinum nominejunctim adiri Electorem principem, et ictum foedus denuntiari. Idem fiebat in aliis passimaulis, quae etiam ad comprobationem consiliorum invitabantur. Nunquam Hispanorumphlegma majori bile incaluit.10

Lenti dum sibi et Europae consulere debebant, et extraneam jam diu tutelam meriti,nunc magis alienae injuriae quam suae negligentiae meminerant. Sed fatali quadam sivesimplicitate, sive ignavia iram non qua debebant vertere. Ut canis lapidem mordet nonprojicientem, ita Guilielmum cum foedere diris devovent, Galliae Regem, totius machinaesupremum architectum haereditarium gentis hostem, sibi patronum asciscere decernunt[,]15

nepotem ejus throno destinant, invito Rege suo[,] id erat Hispaniam aemulae Galliae sub-mittere sed hoc quia delphinus plures genuerat, dissimulari posse videbatur[.]

Neque eos tam stultitia peccasse arbitror quam pejore vitio, cui latini veteres non satisnomen invenere; inhonestum est timiditatis genus, quod hodie Itali ex Germanico Poltro-neriam appellant. Haec non ad nationem pertinent, sed ad eos qui Rempublicam sub Rege20

administrabant, qui gaudebant datum sibi colorem immolandi patriam torpori suo: necdubito quosdam etiam ambitione et avaritia ad scelus impulsos, summa omnia sibi apudRegem futurum augurantes, qui regnum ipsis debiturus erat. At imperatorem, amicumRegis et gentis, certissimum et optime meritum, a foedere quod illi abominabantur maximealienum spernunt, jus ejus sanguine[,] testamentis, pactis, legibus, sacramentis firmatum25

1 Ergo nova consilia caduntur gestr. L 1 f. missus (1) a Guilielmo novum foedus (a) ⟨ – ⟩ (b)agitat, qvi (2) ⟨ – – ⟩ agitat, novi (3) a . . . qvibus L 3 spargebatur. (1) Corpus (2) Truncus . . . esterg. L 4 f. ejusque . . . viderentur erg. L 6 loca (1) incorporantur (2) attribuuntur L 6 Tuncerg. L 7 vidi (1) Legat (2) Galliae L 7 Galliae (1) Angliae et (2) Magnae L 9 etiam erg. L10 incaluit (1) ⟨ – – – ⟩ (2) Absatz Lenti L 11 debebant et (1) alienam (2) extraneam L11 f. meriti (1) aliis (2) nunc L 14 cum foedere erg. L 14 diris (1) devovebant, Gallum (2)devovent, Galliae Regem L 15 haereditarium . . . hostem erg. L 15 f. decernunt (1) filio (2)nepotem L 16 f. id . . . videbatur erg. L 18 pecasse arbitror erg. L 19 invenere (1) nostri extimiditate et (a) ⟨–⟩ (b) vecordia compostum est, hodie (2) inhonestum . . . Germanico L 21 patriam (1)qvieti suae et ambitioni suae (2) remissioni et qvieti (3) torpori suo L 23 erat. (1) Ita (2) At L23 f. amicum (1) certissimum (2) Regis L 24 certissimum . . . meritum erg. L 25 sanguine erg. L

1 Portlandus: William Bentinck, First Earl of Portland. 1 f. leges: 2. Teilungsvertrag (3./25.März 1700). 5 Lotharingo: Leopold Joseph.

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265N. c20 INITIUM SECULI XVIII

proculcant, haud aliam ob causam nisi quod non ipse sed Gallus metuebatur. Itaque ti-miditate multorum, corruptione paucorum, Hispania Gallis prodita est[.]

Imperator Ablegatis foedus nuntiantibus graviter respondit, Regis viventis haeredita-tem secari non debere[,] suo juri a quoquam derogari non posse, minime autem ab illis quivix ante decennium pactis A. D. 1689, initis, tueri spopondissent. Guilielmo beneficia 5

exprobravit, quem adolescentem paterne fovisset, et sub mole belli Gallici primi laboran-tem explicuisset. Sed ille sub vitae exitum ab Anglis male habitus et Galliae resisti possedesperans, honestas rationes quaesierat, exeundi perplexitate; quietis certus, si Gallia ser-varet recentia pacta; Sin minus saltem id lucraturus, ut potius deceptus quam victus vi-deretur. Crediderim etiam alienatos imperatoris Regisque animos, administrorum culpa, et 10

communis amici defectu, cui utrinque satis admissionis et fidei esset, ad interiorem com-municationem cavendasque offensiones. Ita dum quisque intra suos cancellos stat septus,primum frigus obrepsit, deinde in diversa itum est, magno utriusque et Europae malo.Caesarem autem sapienter partitioni restitisse crediderim, quamvis plura offerebantur,quam a bello sperari possent. Praevidebat enim, quod res erat, partitionem inanem futuram, 15

Hispanosque rei indignitate commotos, in Galliam inclinaturos, quorum perfidiae colorempraebere nolebat.

Interea Carolus II. Hispaniae Rex extremis appropinquabat. Is hactenus, constans,dum vitae spes erat, imperatorem nuntiis literisque sui animi securum esse jusserat sedtandem persuasus vel terrore coactus a circumstantibus, sed maxime a Cardinali Toletano, 20

2. Octobris Testamentum condit, quod unum totius ejus vitae factum memorabile haberi,quidam irridentes dicebant. Sed hoc quoque alieno jussu non suo arbitrio scripsit. AjuntCaesaream factionem in Hispania nimium fisam voluntati infirmissimi principis, Reginae

1 ipse . . . Gallus erg. L 4 secari (1) non posse; nec suo juri ⟨ – – ⟩ (2) non debere L5 decennium (1) foedere (2) pactis L 6 paterne fovisset erg. L 6 mole erg. L 7 ab . . . eterg. L 8 perplexitate (1) vel sperans (2) quietis L 10 etiam (1) dissi (2) alienatos L 10 animos(1) ⟨–⟩ cum altero ⟨–⟩ amico agit, (a) ⟨–⟩ (b) aut (c) ⟨neqve⟩ (d) qvisqvam ⟨–⟩ in ⟨– – –⟩ amici satis utrinquefidei (2) administrorum L 11 f. ad . . . offensiones erg. L 13 f. malo. Absatz (1) ⟨Galli⟩ magnisadjurationibus Absatz Anno domini 1700 Absatz Caesarem (2) Caesarem . . . sapienter L 14 credi-derim (1) ⟨–⟩ (2) qvamvis L 15 res (1) fuit (2) erat . . . futuram, L 16 Hispanosque (1) ejus (2)rei L 16 Galliam (1) ⟨–⟩ (2) inclinaturos L 16 inclinaturos (1) qvibus (2) qvorum perfidiae L18 Rex (1) jam diu desperatus (2) extremis L 18–20 appopinquabat (1) Itaqve (2) is . . . tandemerg. L 21 totius erg. L 21 vitae erg. L 22 quoque (1) ⟨ – ⟩ (2) alieno (a) arbitrio et pro (b)jussu L

5 1689: Große Allianz, Pfälzischer Krieg. 20 Toletano: Luis Manuel Fernandez de Portocarrero,Kardinalerzbischof von Toledo. 21 Testamentum: Karl II. unterschrieb am 3. Oktober 1700 das vonPortocarrero, dem Anführer der französischen Hofpartei, entworfene Testament, das Philipp von Anjouzum spanischen Universalerben machte. 23 Reginae: Maria Anna von Pfalz-Neuburg.

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266 N. c20III. REICH UND EUROPA

monita sprevisse, quae occultis Caesaris sumtibus fidam excubiarum cohortem mistamnationibus ali suadebat; ita facile tumultuantem Madriti plebem, et stimulantes eam Gal-licae factionis proceres comprimi posse, Regemque sui juris suprema voluntate nihil expristinis decretis mutaturum. Et laborante aerario Austriaco quam facile tantulum sumtussuppeditasset Guilielmus, si amicus mansisset. Sed fata inexpectatis itineribus salutem5

nostram per nostros errores moliebantur[.] Carolus Philippum ducem Andegavensem se-cundum delphini filium totius Hispanae Monarchiae nulla decerpta particula haeredemscribit, Leopoldum cum sobole praeterit; et dictata subtilitate, Pirenaeae paci et Tabulissororis Galliarum Reginae matrimonialibus hac ratione satis fieri novus (sub nomine Ca-roli) interpres contendit[.] Eam enim ideo tantum Hispaniae renuntiasse fingit, ne bina10

maxima sceptra in unius principis manu essent, Europae nimis formidandi; quae causalegis nunc deficeret, oblitus vel dissimulans, in ipsis Tabulis huic captioni obviam iri, nectantum plures alias rationes legis afferri et tantum continuae potentiae non tantum in unohomine sed et in una Domo timeri; sed et tandem diserte pronuntiari, renuntiationem tamesse necessariam, ut cessantibus etiam rationibus quaecunque allatae essent, stare tamen15

deberet.His actis Carolus secundus Rex Hispaniae Calendis Novembris fato fungitur, prin-

ceps nullo vitio culpabilis, nisi ipsa animi corporisque imbecillitas in maximo vitio esset.Certe tota vita sub tutela egit. Vix decesserat, cum apertis Tabulis, senatus Hispanus sum-mam sibi potestatem ubique arrogat, Reginae viduae nomine ex testamento in speciem20

ascito. Sceptrum Galliae Regi in nepote Philippo defertur. Ludovicus novissime testatuserat, sese ne oblata quidem omni Hispanica potentia a pacto partitionis discessurum. Legatiejus passim decepti terribiles adjurationes adjiciebant, etiam cum mors Caroli nuntiaretur.Sed mox verba cum animo mutavere. Rex christianissimus spiritum et literam in pactodistinguit, id quaesitum ait, ut pax in Europa servaretur. Creditum a se posse bello occurri25

1 occultis erg. L 1 cohortem (1) ex Belgis Helvetiis (2) mistam L 2 Madriti erg. L2 eam erg. L 4 laborante . . . Austriaco erg. L 7 nulla . . . particula erg. L 8 scribit, (1) nihilprorsus (2) Leopoldum L 9 hac ratione erg. L 9 (sub . . . Caroli) erg. L 10 interpres (1)pronuntiat (2) contendit L 10 f. bina (1) regna (2) maxima L 11 essent (1) oblitus (2) Europae L11 formidandi (1) ⟨– –⟩ (2) qvae causa L 12 nunc (1) cesseret tantum continuae potentiae in una domotimeri (2) oblitus (3) deficeret . . . dissimulans erg. L 12 huic (1) ⟨sophismati⟩ (2) captioni L13 rationes (1) renuntiationis (2) legis L 13 f. et . . . timeri erg. L 14 renuntiationem erg. L17 His actis erg. L 17 Hispaniae (1) ipsis (2) Calendis L 17 f. princeps bon⟨us⟩ gestr. L18 maximo erg. L 19 decesserat, (1) Tabulae ad Regem Galliarum deferuntur (2) cum . . . Tabulis L21 ascito. (1) Testamenti leges de (2) Sceptrum L 21 defertur. (1) Rex (2) Ludovicus L 22 seseerg. L 25 distinguit, (1) spiritum esse (2) id L 25 in Europa erg. L 25 servaretur. (1) porro(2) ⟨– –⟩ (3) ostend (4) sibi (5) Creditum L 25 a se erg. L

19 decesserat: 1. November 1700.

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267N. c20 INITIUM SECULI XVIII

per partitionem. Sed nunc faciliorem quietis divinitus viam ostendi si omnia in unumvolentibus populis conferrentur itaque verbis foederis se non teneri, dum mens salva es-set[.] Haec irridentis magis quam ratiocinantis erant: Nam ne id ipsum fieret, foederecautum erat, nec qualiscunque pax sed ea quaerebatur qua Austriaco quoque juri utcunqueconsuleretur, et potentia Borboniorum limitibus contineretur. Et insultantis erat, imbecil- 5

litatemque aliis aut vecordiam exprobrantis, pacem staturam dictitare, post tantam injuriamCaesari, Britanno, Batavo illatam, sed Caesaris aetas et cunctatio, Guilielmi domesticaedifficultates, foederatorum ordinum pacificae mentes usurpatori animos dabant, qui videbatimmensas ditiones sine periculo, sine sumtu acquiri, et bellum si nasceretur post tantamvirium accessionem facile propulsari posse credebat, aut si praeter spem fortuna destitu- 10

eret, semper redimi posse quietem aliqua ⟨–⟩ haereditatis portione; et et si pessime omniacederent, ad partitionem rediri posse. Itaque nulla jam fidei cura, nulla humani sanguinis,Ludovicus aleam jacit, et Hispanicae gentis oblata confoederatorum administrationibuspraefert. Crediturque apud haerentem adhuc et consilii ambiguum plurimum ponderis ha-buisse, pronam ducis Bavariae, et Vaudemontii principis voluntatem, quorum ille Belgas, 15

hic Longobardos Hispanis obnoxios regebat. Amboque Castellani senatus sententiam sinehaesitatione sequebantur: ita munitissima quaeque loca Gallo patebant. Bavarus exulceratodudum in Caesarem animo de quo ita se meritum credebat, ut nihil ambitioni suae negariposset, indignatus erat, filii sui jus in Hispanias Viennae non admitti, cui tamen ipse cumconjuge, non minus quam Gallus renuntiarat, nunc fatis iratus post amissam cum filio 20

immensae potentiae spem; damnatis prioribus amicitiis ad florentem Galliam sese applicuitoblitus Germani sanguinis, et suae dignitatis et juris imperii cujus primarium pene prin-cipem agebat.1 Vaudemontius Guilielmi commendatione ad gubernationem Mediolanen-

1 Am Rande quer zum Text: Initium seculi XVIII

3 erant: (1) ⟨–⟩ enim credibile erat (2) nam hic ipse casus (3) ⟨–⟩ (4) praevisus erat, mens foederis (5)itaqve pactum (6) Nam L 5 erat (1) pacem (2) imbecillitatemqve L 6 aut vecordiam erg. L7 cunctatio (1) Caesa (2) Guilielmi L 8 f. videbat (1) cuncta (2) immensas ditiones L 9 acquiri(1) posse (2) et (a) semper ⟨facem⟩ qvalicumqve (b) nascereturi vires (c) bellum . . . nasceretur L11 f. et (1) vix aliqvid durius extorqveri posse ipsa pacta partitione (2) si . . . posse L 12 f. sanguinis,(1) jacta alea (2) Ludovicus (a) Hispanorum gentis (aa) praefert (bb) oblata amicorum (b) jacta (c) aleam. . . confoederatorum L 14 adhuc . . . ambiguum erg. L 15 pronam (1) Bavari principis et (2)ducis L 16 regebat. (1) ita munitissima loca (2) loca cum opulentissimis (3) amboque (a) Hispani (b)Castellani L 17 Bavarus fatis iratus post (1) amissum filium ita jam (2) amissam cum filio (a) spem(b) immensae potentiae spem erg. und gestr. L 17 f. exulcerato (1) in Caesarem animo qvem salis aqvo ⟨ – ⟩ ambitionem suam (2) dudum . . . animo L 19 Viennae (1) negari (2) non admitti L21 damnatis . . . amicitiis erg. L

15 Vaudemontii: Karl Heinrich oder Karl Thomas, Prinzen von Vaudemont. 23 Vaudemontius:Als Gouverneur von Mailand trat Karl Heinrich im Gegensatz zu seinem Sohn Karl Thomas in die DienstePhilipps von Anjou.

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268 N. c20III. REICH UND EUROPA

sem provectus erat, ut fidus homo tantae provinciae praeesset. Sed ille indigno transfugiospem destituit. Testamentum defuncti Regis et mandata senatus Hispani obtentui sume-bantur. Sed non ignorabat uterque gubernator de feudis vasallum testari non posse, necHispaniam quicquam juris in Belgiam aut Mediolanum habere; etsi nuper in unius manu,Hispanica regna, et haec Imperii feuda fuissent. Cognitionem autem de jure successionis5

feudalis ad Dominum et quos vocant Pares Curiae pertinere. Gubernatorem denique nonsibi arrogare definitionem tantae controversiae, sed rem futuro cuicunque domino integramservare debere.

Hic annus Caesari ex Josepho filio nepotem dedit media nocte inter 28 et 29 Oc-tob[ris.] Leopoldus Josephus appellatus est, sed annum vitae non absolvit[.] Pontifex ma-10

ximus Innocentius XII ex Pignatellis, 27 Sept. obiit, qui per valetudinem functiones jubi-laei Bullionaeo mandarat. Successit Franciscus Albanus Urbinas laudatus ob doctrinam etmores, et ab Alexandro VIII purpura ornatus, qui Clementis XI nomen sumsit, quod dieClementis id est 23 Novembris suffragia fratrum habuisset. Eum recens pontificem miraexultatione mutationes Hispanas, et probatum Ludovico Caroli testamentum accepisse15

ajunt. Alius ipsi Romae periculosam judicasset nimiam unius familiae potentiam; hunccredidisse. Oportet rem Romanam non nisi per Borbonios stare posse; et in hos rerumsummam fatis conferri, fatis autem diisque accedi sapientes suadent. Sed vaticinandi fa-cultate destitutus, de divina voluntate non recte conjecerat, deceptus rerum specie, utplerique per Europam prudentes, qui vix dubitabant Galliam, caeteris populis Hispaniae20

conjunctis, hactenus plus quam parem, nunc translata in se omni Hispanica potentia, sinecontroversia superiorem fore. Sed bellorum eventus, ubi ad proelia ventum est, humanaprudentia gubernari satis non possunt.

Fridericus III. Marchio Brandeburgicus, S[ACRI] R[OMANI] I[MPERII] princepsElector, Borussiae ducatum, cujus suprema jura parens a Polonis Olivensi pacificatione25

impetrarat; consulto prius Caesare, et Poloniae Rege, quorum propius intererat; Britanno

3 gubernator de (1) Feudis (2) principa (3) Feudis (a) imperii (b) vasallum L 5 fuisent. (1)Neqve (2) pronuntiationem (3) Cognitionem L 5 autem erg. L 6 Gubernatorem (1) autem (2)deniqve L 16 ajunt. (1) Qva (2) Alius ipsi Romae periculosam (a) credidisset (b) judicasset nimiamunius familiae ⟨ – ⟩ potentiam; hunc credidisse. erg. L 17 Oportet (1) et crediderit (2) rem L17 Romanam (1) per Europam (2) non L 17 posse (1) ita (2) et L 18 conferri (1) ⟨qvibus ac-cedere –⟩ (2) fatis L 18–20 Sed (1) ille, ut pleriqve alij per Europam prudentes, rerum specie deceptus(a) fuit (b) est; neqve pontifici vaticinandi facultatem datam apparuit, (2) vaticinandi . . . prudentes L20 populis erg. L 21 hactenus (1) superiorem (2) plus . . . parem L 25 Elector, (1) Borussiamsuam (2) Borussiae ducatum L 26 intererat; (1) Guilielmo etiam probante (2) Britanno L

10 non absolvit: Leopold Joseph starb am 4. August 1701.

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269N. c20 INITIUM SECULI XVIII

etiam et Dano probante in regnum vertit, et in Regio monte suis sibi manibus, inde Reginaecoronam imponit die . . . Et frustra Pontifex Romanus, Teutonicus ordo et Poloni quidamcontra fremebant; pleraeque enim per Europam potestates, Caesaris et Guilielmi exemplapaulatim secutae sunt, nisi quae bello dissidebant. Cum Caesare foedus Rex futurus per-cusserat: quo ad tuendam successionem Hispanicam, cujus mox casus extiturus praevide- 5

batur, octo millia militum Brandeburgico sumtu p r o mi t t eb a n tu r . Sed et qui res novasin septentrione contra Sueciam moliebantur, spem Brandeburgici auxilii conceperant eo adconcedendum Regium nomen faciliores: Fridericus Augustus Rex Polonorum et dux Sa-xonum, imperii princeps Elector j a m a n no su pe r io r e bellum Sueciae Regi intulerat,tanquam Livoniam ab oppressione vindicaturus, quam durissime habitam nemo ambigebat. 10

Et Livoni cum se Suedis olim dedissent, stipulati erant antiqua privilegia salva fore quibuspenitus exuebantur, cum Suedi summum in se arbitrium Regi dedissent, tanquam incor-poratas provincias Regni exemplum sequi oporteret. Laeta invasionis initia successus tan-dem destituit. Polonus Dunamunda capta regionem vel vastare vel tributo summittere satishabuit. Interea Danus non contentus novas munitiones disjicere, quas Holsatus Suedo 15

foederatus affinisque struxerat, utendum occasione ratus, Sleswicum sedem ducis occu-parat, et unicum provinciae fortalitium Tonningam obsidione premebat. Ea res Guilielmumexcivit, qui Britannorum Batavorumque nomine fidejussorem se Holsato nuperae cumDano pacis constituerat. Accessere promtissime Luneburgii Elector et dux quorum eademquae Guilielmi obligatio erat. Itaque Luneburgii transmisso Albi Tonningam obsidione 20

liberant, Guilielmus autem classem in mare Balthicum mittit, qua fretus Carolus Adoles-cens Sueciae Rex in Sealandia excensionem facit. Fridericus Brandeburgicus nonnihil tunca Guilielmo dissidebat, et Dano favere videbatur, militemque viciniae admoverat. Et cre-debant plerique Gallos in partem venturos classe missa, nec passuros ut Britanni Bataviqueres septentrionis pro arbitrio circumagerent[.] Sed arcanum foedus ignorabatur, quod tunc 25

Gallus cum Guilielmo agitabat. Ita ille huic minutae expeditionis gloriam non invidit,quem ab Austriacis disctractum, sibique ad majora jam pene obnoxiam habebat. Et moxstupentibus omnibus partitio Hispanica erupit. Ita Brandeburgicus et quicunque Dano benecupiebant intra voluntatem stetere, sed et Luneburgii Danum coercitum non oppressum

4 nisi . . . dissidebant erg. L 4 foedus (1) novus (2) Rex L 4 futurus (1) percussit (2)percusserat L 7 contra Sueciam erg. L 7 f. conceperant (1) et faciliores Regio ⟨ – ⟩ (2) eo . . .faciliores L 11 olim erg. L 13 Regni erg. L 15 Interea (1) Carolus adolescens Sveciae Rexauxilio Guilielmi Regis et Luneburgicum Danum (a) ad pace (b) cum (c) hostem (2) Danus L16 affinisque erg. L 18 qui (1) Britannis et Batavis Holsat (2) Britannorum Batavorumqve L21 autem (1) in Sundense fretam classem (2) classem L 23 videbatur (1) militemqve ⟨ – ⟩ ad locavicina (2) ⟨ – ⟩ opprimeretur (3) militemqve L 23 admoverat. (1) Sed (2) Et L 26 Ita (1)Ludovicus (2) Guilielmo (3) ⟨ – ⟩ gloriolam (4) ille . . . gloriam L 29 Danum erg. L 29 oppressum(1) Regem (2) volebant L

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270 N. c20III. REICH UND EUROPA

volebant; indignante suis auxiliatoribus Holsato qui res per praelium in extrema impelleremaluisset. Ita pax coiit, quae Suedum militiae rudimento felicem ad majora animabat,Danica arma in aliquot annos distulit. Holsatus libertati asseritur, pacta Razeburgicammunitionem vetantia in Luneburgiorum gratiam abolentur. Haec anno 1699 acta, et tabulae. . . signatae sunt.5

At Suedus danici belli mole liberatus vim in novum hostem vertit. Russorum Mon-archa, quem vulgo Tzarem vocant, Poloniae Regi foederatus loca olim imperio suo aSuedis ademta repetit, Narvamque obsidione cingit. In itinere quod novo exemplo susce-perat legationis propriae male dissimulatus comes, Rigae sese apud Suecos minus hono-rifice habitum querebatur, nec aliae deerant hostilis animi causae maximaque omnium belli10

opportunitas dum adolescens Rex Polonum et Danum hostem habebat. Sed hic quoque utsaepe alias eventus speciosa consilia destituit. Rex Sueciae magno animo per Finnonicimaris oram mediocrem exercitum sed virorum robore validum, longo ambitu circumdu-cens, liberandae Narvae tempestivus advenit. Hostes turbati obsidionem solvunt, pars in-tercepta victoris vincula subit. Constat plures a paucioribus oppressos, etsi tanta virium15

differentia non fuerit, quanta vulgo jactabatur[.] Res Russicas absentia domini, et nonmultum dissimiliae absentiae Ducis inutilitas confuderat, qui linguae gentis expers a paucisintelligebatur, obsequentem neminem habebat. Victor Suedus etiam Livonia hostem ejicit,tandemque Saxone tractatibus pacis suspenso, qu⟨o⟩rum spem ablegatus Gallicus faciebat,Dunam fluvium improvisus transit. Ex eo Polonia in cladem patuit, Saxonibus passim20

pulsis; frustraque Respublica exortem sese belli vociferabatur.

1 Holsato (1) qvi praelium et internecium ad (2) et (3) qvi L 1 f. impellere (1) ⟨volebat⟩ (2)maluisset L 2 Suedum (1) primae ex (2) militiae L 4 in Luneburgiorum gratiam erg. L8 exemplo (1) specie ⟨ – ⟩ Legationis (2) susceperat L 10 querebatur (1) ⟨ – ⟩ et (2) nec infesto deeratarmorum (3) nec L 10 deerant (1) armorum (2) hostilis animi L 12 speciosa (1) initia (2)consilia L 13 oram (1) mediocres sed validus (2) sed (3) mediocrem L 16 Res (1) Moschicas (2)Russicas L 17 multum (1) similis absentiae (2) absentis (3) dissimiliae L 17 Ducis erg. L17 inutilitas (1) ⟨ – ⟩ (2) confuderat L

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271N. preu261 PROMEMORIA BETR. MEDAILLE AUF FRIEDRICH I.

preu261. PROMEMORIA BETR. MEDAILLE AUF KÖNIG FRIEDRICH I.[1701.]

Überlieferung:L Konzept: WARSCHAU Biblioteka Narodowa III. 4879 Bl. 257–258 (alt: Bl. 261–262).

2o. 4 S. 5

Zu Medaillen auf die Krönung vgl. auch I,19 S. 67, 379, 390, 509, 511, 544, 545–550, 580 f. Chuno am25. April 1702 an Leibniz, als Antwort auf zwei nicht gefundene Leibniz-Briefe, der spätere beider vom10. März 1702: »Mr Falz, a qui j’ay parle de votre part au sujet de suum cuique a mettre a sa Medaille,vous fait ses complimens et m’a deja dit il y a quelque tems que le Roy avoit agree ces paroles. Dans letems que vous m’ecrivites sur ce sujet il estoit fort malade. Mais apres qu’il a ete retabli il a obtenu cette 10

approbation. Il avoit dessein de vous en ecrire luy mesme, mais il ne m’a rien envoye pour vous.« (unsereAusgabe I,21 S. 196, Z. 8–12).

Nachdem eine solche Medaille beliebet worden, da auff der einen Seite Friderici Königs inPreüßen brustbild, auff der andern die Majestät vorgestellet werden soll in gestalt eineransehnlichen FrauensPerson, und zwar welche begriffen in dem Actu sich selbst die Crone 15

aufzusezen; Und man nun auff anständige Worthe bedacht; So ist beygefallen, daß nichtleicht etwas anständigers und auf alle Weise beqvemers werde gefunden können als selbstdas bekandte Symbolum des königes: SVVM CVIQVE in dem die majestät die iedermandas seinige zuleget, nun auch sich selbst recht thut, da Sie die Crone sich giebt, die ihrgehöret. 20

Bishero hat es diesem von dem konig schohn vorlängst geführten Wahlspruch aneinem Corpore gefehlet, dahero er auf deßen Medaillen, also, wie es sich wohl gebühret,noch nicht erschienen: Hingegen hat man iezo eine figur oder ein Corpus unter der hand,dem es fehlet an worthen. Wie köndte aber vor das königliche Symbolum eine schönerefigur gefunden werden, als diese so von der lezt verwichenen Haupt-Action des Lebens des 25

koniges genommen, welche allein diesen Herrn unsterblich machen würde, wann sonstnichts von ihm geschehen wäre. Und hingegen was kan bey der figur dero sich selbstCrönenden Majestät beßers gesagt werden, als daß Sie wie anderen also auch sich rechtthun müße, und also der grund rechtens dieser that darinn begriffen.

14 f. einer (1) FrauensPerson (2) ansehnlichen L 15 selbst (1) die Krohne (2) die Crone L16 f. daß (1) man nicht . . . beqvemers finden (a) werde (b) werden können (2) nicht . . . beqvemers (a)gefunden werden könne (b) werde gefunden können L 18–20 bekandte (1) Symbol oder wahlspruch(2) Symbolum (a) oder Wahlspruch gestr. Königlicher Majestät SVVM CVIQVE (b) des Königes:SVVM CVIQVE in . . . thut (aa) in dem (bb) da . . . gehöret erg. L 23 eine schohne gestr. L25 verwichenen (1) Haupt-Action seines Lebens ⟨welche⟩ (2) Haupt-Actions (3) Haupt-Action (a) desLebens ihrer Mt (b) des L 27 Und (1) was (2) hingegen was L 29 grund (1) und das recht der (2)rechtens dieser that L

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272 N. preu261III. REICH UND EUROPA

Gleich wie bey denen worthen SVVM CVIQVE die figur der justiz mit ihren wag-schahlen viel zu trivial wäre; so dürfften vielleicht bey dem Corpore der sich cronendenMajestät die worthe: Majestas sibi adserta etwas überflüßig seyn, und nur was in der figurstehet wiederhohlen[.] Es wäre denn, daß sie von der überschrifft in der Exergve transferirtund der zeitbedeütung beygefuget würden, dann das ist vor sich[.]5

Aber bey der sich selbst crönenden Majestät komt zum Motto oder zur uberschrifftsuum cuique vortreflich, auch doch unerwartet. Sagt auch ein mehrers als die figur inersten anblick zeiget, aber nicht ein mehrers als sie einem nachsinnenden andeutet.

Und das ist eben der rechte zweck des worths bey einer impresa oder Devise; so deswegen anima genennet wird, daß es dem gemüth anleitung gibt sich höher zu schwingen,10

und mit dem auge des verstandes ein mehrers in der figur zu sehen als die leiblichen augendarinn erblicken[.]

Will demnach dieses worth mit dieser figur ein höhers und größers sagen, als dasworth allein oder die figur allein andeüten kan. Denn daß ein großer Herr sagt er wolleseinem amt gemäß einem idem das seine beylegen, ist eben nichts ungemeines; Aber daß15

er mit einer großen und Heroischen That an sich selbst seinen wahlspruch beweise, und ihndadurch gleichsam zu einem besondern Charactere seines Lebens sich thätlich zu eigne;auch männiglich von sich deßelben beobachtung nachdrücklich und würcklich damit ver-sichere, das ist etwas hohes und ungemeines.

2 wäre; (1) so würden (2) so . . . vielleicht L 3 adserta (1) alzu viel (2) etwas L 3 undgleichsam gestr. L 4–7 wiederhohlen[.] (1) Aber bey der sich crönenden Majestät komt das suum

cuique vortreflich, und doch unerwartet. Sagt auch ⟨ – ⟩ (2) Aber bey der sich selbst crönenden Majestätkomt das (a) svvm cviqve (b) suum cuique (3) also daß (a) fast beßer wäre alle worth davon zu laßen; odersie in den Exergue zu verspahren. Aber bey der . . . komt (a) zur (b) zum . . . cuique (b) es fast beßer seynwürde alle worth eben davon zu laßen; und sie nur in den Exergue zu verspahren. Aber bey . . . cuique (4)Es . . . daß sie (a) in d (b) von . . . transferirt (aa) ⟨würde⟩ und der zeit (bb) und . . . ist (aaa) etwas ab (bbb)vor sich Absatz Aber . . . cuique L 14 allein (1) und (2) oder L 16 großen (1) Hero (2) und L16 selbst (1) beweise, und (2) seinen L 17 f. eigne; (1) und damit männiglich von sich (a) deße (b)deßelben beobachtung nachdrücklich (2) und männiglich dadurch von . . . nachdrücklich (3) auch . . .damit L 19–S. 273.1 ungemeines. Absatz (1) Ja es komt heraus gleichsam als ob der könig beyerwehlung seines Symboli (a) der (b) vorher gesehen, und der welt (aa) vohergesagt was er thun wolle;und als ob (aaa) ⟨ – ⟩ (bb) er die Königliche Würde angenommen, umb (bb) vorhergesagt, daß er sich (aaa)krönen wolle (bbb) dermahleins krönen wolle; und hinwiederumb als ob er bey annehmung der königli-chen würde erfüllen wollen, was er der welt mit seinem Wahl spruch gleichsam gestr. versprochen. Und(aaaa) gleichsam als (bbbb) auch gleichsam als ob er mit (aaaaa) annehmung (bbbbb) dem wahl (ccccc)wählung eines zum Symbolo gehohrigen Corporis auff diese Erfüllung gewartet, so dem Symbolo dengrösten Nachdruck (aaaaaa) giebet Wer (bbbbbb) giebet Wer (cccccc) gibt und beweiset gestr. Wer sichselbst nicht recht thut, noch das seinige gibt, wie kan der (aaaaaaa) sagen, daß (bbbbbbb) mit wahrheitsagen, daß er iederman das seine geben wolle. (aaaaaaaa) Die gerechtigkeit (bbbbbbbb) Wie (2) Uberdießso wird zu verstehen geben, daß wie die Liebe, also auch die gerechtigkeit, deren die Majestät sichbedienen (a) muß, sein (b) soll, sein selbst nicht vergeßen müße, und daß (3) Es ist auch hirbey (a)sonderlich (b) sehr angenehm und erg. nachdencklich erg. und gestr. Es L

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273N. preu261 PROMEMORIA BETR. MEDAILLE AUF FRIEDRICH I.

Es erscheinet ⟨auch⟩ wahrhafftig, daß diese that eine folge des wahlspruches sey, dennwer sich selbst nicht recht thut noch das seinige gibt, wie kan der sagen, daß er iedermandas seine gebe? Wird also dadurch zu wißen gemacht, daß der könig da er sich selbstgekrönet nicht nur recht gethan, sondern auch solches zu thun, krafft seines Spruchs ineiner gewißen verbindung gestanden. Nicht nur die liebe, sondern auch die Majestätische 5

gerechtigkeit muß ihr selbst nicht vergeßen; wer will sonst recht von der Majestät erwar-ten, wenn sie so nachläßig oder so ohnvermögend.

Damit man aber nicht meyne, ob sey es eben nichts sonderliches auf solche weise dassuum cuique zu üben, weil ein ieder ohne dem geneigt sich selbst etwas vortheiliges zugeben; so wird hiemit durch die figu das gegentheil erwiesen, denn daß man sich selbst 10

eine Neüe rechtmaßige Kron gebe, ist eine der schwehresten und der raresten thaten in derwelt, und deren in der Histori kaum exempel zu finden[.]

Es ist auch hiebey sehr angenehm und nachdencklich daß das konigliche Symbolumeben zur krönung zustatten komt, da man sich deßen am wenigsten vermuthen solte, unddas zwey so wenig zusammen gestimte dinge, doch qvasi fato qvodam, sowohl zu sammen 15

paßen, als ob eines auf das andere eigentlich gerichtet, und die versehung gottes es son-derlich also geschicket daß in dem wahlspruch sich ein omen futuri gezeiget, wie solcheswohl mehr mahlen bey großen Herren bemercket worden.

Ja es komt heraus, als ob der könig bey erwehlung seines Spruchs vorhergesehen, undder welt vorhergesaget, daß er sich dermahleins krönen wolle; und hinwiederumb, als ob er 20

bey annehmung der koniglichen würde erfüllen wollen, was er der welt mit seinem wahl-spruch versprochen; damit auch sonst iederman sich desto mehr auf seyn versprechenverlaßen und von ihm das seinige erwarten könne[.]

Es läßet auch gleichsam, als ob der könig mit wehlung eines zum Symbolo gehörigenCorporis auf diese Erfüllung warten wollen, so dem Symbolo den grösten nachdruck und 25

glanz giebt, nach dem die worth bey einer so großen gelegenheit mit der that so wohleintreffen: Andern zum Exempel, daß Sie ihre wohl klingenden Sprüche nicht in leerenworthen beruhen laßen[.]

3 also (1) gesagt, (a) daß (2) hiemit zu erkennen geben, daß (3) nicht (4) zu wißen gemacht, daß (4)⟨dad⟩ (5) ⟨dadur⟩ (6) dadurch . . . daß L 4 zu (1) thun (2) thun . . . Spruchs L 5–7 Nicht . . . muß(a) ⟨sei⟩ (2) ihr . . . so (a) ohnvermögend, oder so nachläßig (b) nachläßig . . . ohnvermögend erg. L10 f. daß (1) man selbst . . . Kron gemacht, ist (2) man . . . Kron (a) gegeben (b) gebe (c) gebe (aa) ist eineder (bb) ist . . . und der L 11 raresten (1) dingen (2) thaten L 13 hiebey (1) sonderlich (2) sehr L13 und nachdencklich erg. L 14 eben (1) zustatten (2) zur . . . zustatten L 15 doch erg. L20 wolle; (1) damit man sehe, daß er recht thun (2) und L 22 f. versprochen; (1) damit iederman dasseinige von ihm (a) ⟨er⟩warten konne, (b) desto mehr erwarten konne, (aa) und (bb) Und sich aufversprechen erg. (2) damit . . . desto (a) mehr auf sein (b) mehr . . . könne L

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274 N. preu261III. REICH UND EUROPA

Das denckworth: SUUM CUIQUE hat bey seiner ⟨ – ⟩ sinnigen körper auch dießbesonders daß es zugleich in sich ⟨hat⟩ eine sentenz oder lehr man soll einem iedem dasseine geben, (tribuendum est suum cuique) und auch eine erzehlung deßen das in der thatgeschicht, und wie man wurcklich ein solches erweise (tribuitur sic suum cuique) und istalso zu einer devise umb so viel mehr beqvem,5

Und das denckbild, nehmlich die sich selbst krönende Majestät ist zugleich Hiero-glyphisch und auch Historisch. Die Majestät ist als eine Person und Gottin vorgestellet,wie sie dann auch bey den alten also genommen worden. Und in dem Sie sich selbst dieKron gibt, zeiget sie dadurch ihre machtm, freyheit unabhängigkeit, und Heroischen muthund daß Sie niemand als Gott über sich erkennet. Und was kan für ein ⟨ – ⟩ bildniß für10

einen Herrn gefunden werden, der sich und andern was rechtmäßig geben will, als einsolches so andeütet wie er nebsten dem willen freye macht habe recht zu thun, und deßenExempel an sich zu zeigen. Aber wenn hohe gedancken durch eine hohe that zur würck-ligkeit brachtwerden also daß ein herrliches bild sich in eine vortrefliche Histori verwan-delt, und man nicht nur sagen kan, daß ist des herrn neigung, sondern auch das ist des15

herren verrichtung; da ist es über alles. Wie dann alhier das bildniß die Histori selbst ist[.]Dieses bey dem Revers der Medaille so glücklich angebrachte königliche Symbolum,

wird dem so sie beschreiben möchte, ein trefliches weites Feld öfnen, nicht nur von dergerechtigkeit der Neüen Cron, sondern auch von dem in allem Thun des Königes herfürblickenden Charactere, den er selbst in seinem Symbolo an sich bemercket, nach noth-20

durfft zu sprechen[.] Inzwischen möchte vielleicht, so wohl auff das Symbolum als auf diesolches erfüllende figur, und mit einem worth, auff dergleichen Medaille des koniges,folgendes distichon nicht übel lauten

Omine CVIQVE SVVM fatali Tessera spondet:Qvi sibi dat Regnum, debuit ille sibi.25

Wäre demnach endtlich die Medaille ohnmasgeblich also zu faßen:Auff der einen seite FRIDERICVS REX BORUSS. p. p. mit des koniges bildiß, wie

gebräuchlichAuff dem Revers, die Majestät in gestalt einer frauen; begriffen in dem Actu sich

selbst die Krone aufzusezen, mit dem worth oder uberschrifft: SVVUM SVIQVE30

Im Exergue oder unterschrifft MAIESTAS SIBI ADSERTA. REGIOMONTE XVIII.IANVAR. MDCCI.

Denn weil im Exergue eine Historische erzehlung so zu benennung des tages undjahres gehöhret, da man gerad zu gehet, und Scapham nennet, so dienen solche worth, sodie zeit begleiten, zugleich die figur also erklaren, daß keine dunckelheit übrig seyn kön-35

ne[.]

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275N. e5 92 AUS UND ZU DAVENANT, DISCOURSES ON PUBLICK REVENUES

e5 92. AUS UND ZU CH. DAVENANT, DISCOURSES ON THE PUBLICK REVE-NUES[1701 bis 1704 (?).]

Überlieferung:L Auszug mit Bemerkungen: LH XXXIV 2 Bl. 92. 94. 1 zerschnittener Bog. 2o. 1 S. auf 5

Bl. 92r (ab dem zweiten Viertel zweispaltig). 2 Spalten auf Bl. 92v. 2/3 Spalten aufBl. 94r. Bl. 94v leer. Auf Bl. 92r am oberen Blattrand »II.»

Vorlage unseres Stückes war CH. DAVENANT, Discourses on the Publick Revenues, and on The Trade ofEngland. In two parts. Part I. London 1698. Die Datierung beruht auf einem Wasserzeichen.

La Licente donne la quantite de la consomtion ce qui sert a connoistre le nombre du 10

peuple, et son accroissement ou sa diminution[.]Les droits d’entrees et des parties font connoistre le commerce[.]L’impost sur les ⟨cheminees⟩ fait connoistre assez bien le nombre des familles[.]L’impost sur teste ⟨kopfgeld est eleve selon⟩ les degres des personnes[,] fait conno-

istre les classes des hommes, ⟨les non solvans,⟩ ceux qui vivent d’aumone[.] 15

Les biens immeubles se font connoistre par les Taxes sur les ⟨revenus⟩ tel que celuyd’une vingtieme ou d’une dixieme partie du revenu[.]

L’impost sur les marriages[,] naissances et sepultures practique en Angelterre a servia connoistre distincement le nombre des hommes[.]

Il faut tacher d’apprendre combien il y a d’arpens de terre labourable, pasturages, 20

bois, landes, marais, montagnes, chemins eaux, lacs.Ce que la terre ne sauroit nourrir est nourri par l’industrie.Il ⟨faut estimer⟩ combien il faut a une personne par an pour vivre, en prendre en cela

quelque ⟨moyen;⟩ par exemple 30 ecus l’an, d’ou on peut juger combien il faut de revenupour nourrir tout le peuple. 25

Si la quantite des vivres ou autre necessites, que le pays fournit ne suffit pas au peuplele reste ⟨vient d’importation⟩[.]

12 parties (1) donnent le com (2) font L 15 ⟨les⟩ . . . aumone erg. L 27 reste (1) ⟨estimporte⟩ (2) ⟨vient d’importation⟩ L

10–13 La . . . familles: vgl. Discourses, S. 15. 10 Licente: Akzise. 14–17 L’impost . . .revenu: vgl. Discourses, S. 16. 18 f. L’impost . . . hommes: vgl. Discourses, S. 17. 20 f. Il . . . lacs:vgl. Discourses, S. 20. 22–25 Ce . . . peuple: vgl. Discourses, S. 21. 26 f. Si . . . ⟨importation⟩: vgl.Discourses, S. 21 f.

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276 N. e5 92III. REICH UND EUROPA

Il ⟨–⟩ apeu pres en Angelterre ⟨–⟩ revenu ⟨– de⟩ la nation est 44 millions de livressterlin ⟨–⟩ de 44, la terre fournit 14, le commerce 10, et le travail 20[.]

Pour exciter l’industrie ⟨il ne⟩ faut pas seulement charger les terres et le commerce,mais encor ceux qui travaillent aux arts et manufactures.

⟨Une1 livre 20 shel[ling.] 9 shel[ling] sont ⟨1 ducat⟩ d’or, ou ⟨2⟩ ecus en ⟨espece⟩. Un5

ecu est 4 marcs de Lubec monnoye au pied de Leipzic[.] Donc 9 schel[ling] sont 8 marcsou 4 florins, et ⟨18⟩ shel[ling] sont 8 florins de l’Empire, une livre sera a peu pres 9 florinsou 6 ecus[.]

Les donneurs ⟨–⟩ manquent ⟨de deux⟩ tiers dans leur compte sur les subsides.Des tables ⟨des entrees et⟩ sorties de chaque province et envers chaque province,10

chaque commerce estant mentionne.Le Credit et les billets share dites supplee au defaut de la monnoye. C’est le moyen de

mettre les banquiers ⟨et⟩ usuriers a la raison, en faisant on ⟨conte⟩ qu’il y a du profit a secharger de ces billets au lieu d’argent[.]

Il vaut ⟨mieux⟩ charger la consomtion, que les terres par exemple ⟨cette du malt⟩ ou de15

la biere charge les terres, qu’il est oblige de les donner a ferme a un plus bas prix, ellecharge le fermier, qui est oblige de vendre ⟨l’orge⟩ a meilleur marche; puis le malt encor,celuy qui vend houblon, le tonnelier, le brasseur y prennent part. Mais celuy qui fait laconsomtion est le plus charge de tous. Mais si les ⟨feriers⟩ sont chargees de tout ce poids,la charge tombe immediatement sur ⟨un⟩ seul[.]20

Il y a bien souvent ce desordre dans la charge qu’on impose aux marchandises, que sil’estat met un sol sur la marchandise ou commodite, celuy qui les vend en met encor unautre, de sorte que la charge est double pour le peuple, et l’estat ne profite que de la moitie.On l’a eprouve en Angelterre en chargeant le verre, le ⟨cuir⟩ etc.

L’Estat est trompe par les peuples dans les nouveaux impost, et par les officiers dans25

les vieux.L’an 1698. l’Angelterre devoit 17 1/2 millions de livres sterlins[.]Le Revenu annuel de la France ⟨c’est a⟩ dire du public et des particuliers va a

⟨84⟩ millions de livres sterlins.

1 Une . . . 6 ecus: Am Rande durch eine eckige Klammer gekennzeichnet30

1–4 Il . . . manufactures: vgl. Discourses, S. 23. 9 Les . . . subsides: vgl. Discourses, S. 26.15–18 Il . . . part: vgl. Discourses, S. 148. 16 il: Der Eigentümer des Landes. 18–20 Mais . . .seul: vgl. Discourses, S. 149. 21–24 Il . . . etc.: vgl. Discourses, S. 153. 25 f. L’Estat . . . vieux:vgl. Discourses, S. 154. 27 L’an . . . sterlins: vgl. Discourses, S. 171. 28 f. Le . . . sterlins: vgl.Discourses, S. 174.

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277N. e5 92 AUS UND ZU DAVENANT, DISCOURSES ON PUBLICK REVENUES

(+ Je trouve de la difficulte dans ce compte, parce que beaucoup de personnes ontcomme gages des autres et telles personnes a proprement parler n’ont point un revenupropre separe de celuy de ceux qui les payent[.] Mais ceux qui produisent quelque chosede nouveau qui rend les autres plus riches ou a proprement parler la nation plus riche etplus puissante doit estre compte[.] +) 5

On a trouve un MS ecrit apres la bataille de Landen fait par une personne qui paroistbien verse dans les affaires d’economie de son pays. Comptant les revenus publics il met

livre sterlinles tailles a 3,076,000cinq grosses fermes 5,220,000 10

⟨Parties⟩ casuelles 307,000eaux et forests 153,000⟨dixiemes du clerge⟩ordinnaires et extr. 153,000Postes 230,000 15

Dons gratuits 769,000Imposts des pays conquis 600,000

Somme de revenu 9,610,000

On pretend que les Taxes du regne precedent n’alloient par an que jusqu’a la somme de 20

4,615,000 livres sterl[ins]. On pretend que le Roy avoit charge le gouverne[ment] dequantite de nouveaux payemen[s] annuels en creant des charges, augmentant des salaires,et assign[ant] des pensions a l’hostel de ville d’une somme de 4,000,000 de livressterl[ins.]

Ces pensions 4,000,000 ostees du revenu clair, 25

restent 5,610,000 pour porter les charges de l’estat[.]

Que voici la cour ⟨coute⟩ 1,538,000 savoir les maisons du Roy et desprinces du sang

8 livre sterlin erg. L

6–19 On . . . 9,610,000: vgl. Discourses, S. 175 f. 6 Landen: Am 29. Juli 1693. 20–27 On. . . estat: vgl. Discourses, S. 177 f. 28–S. 278.10 Que . . . sterlins: vgl. Discourses, S. 179.

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278 N. e5 92III. REICH UND EUROPA

Depenses secretes 307,000Armees de terre 5,796,000 (+ Je doute de cet article +)Forces navales 1,923,000Pour les allies 1,000,000 (+ Je doute encor de celuycy +)

5

Somme 10,537,000, qui est presque le double du revenurestant[.] Ainsi la depense[.]

Les revenus 5,610,000

4,927,000 livres sterlins[.]10

Pour trouver cette somme il aura fallu ou se charger d’autant de nouvelles dettes tousles ans, ou lever cette somme ⟨sur⟩ le peuple savoir

9,600,000⟨– – –⟩ 5,000,000⟨les officiers – – ⟩15

⟨– – encor au peuple⟩pour lever ces sommes 1,500,000Ainsi toute la ⟨charge dupeuple⟩ sera apeu pres 16,000,000 ou 16 millions de livres sterlins, ce

qui sera la cinquieme partie de re-20

venu annuel de la nation.

Il peut estre que le revenu de la couronne au lieu des 9,610,000 livres st. n’alloit qu’a8,500,000 a cause de l’interruption du commerce de l’expulsion des protestans, etc. Ainsion peut compter ainsi les charges du peuple qui font les 16,000,000 liv. st.

pour payer les ⟨nouvelles25

pensions rentes salaires⟩ 3,500,000pour l’augmentation des⟨aides prives et parnouveaux imposts⟩ ⟨4⟩,600,000pour satisfaire au precedens30

revenu de la couronne 8,500,000⟨et pour⟩ les officiers

11–19 Pour . . . sterlins: vgl. Discourses, S. 180. 19–S. 279.6 ce . . . 77,000,000: vgl. Discour-ses, S. 181–183.

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279N. e5 92 AUS UND ZU DAVENANT, DISCOURSES ON PUBLICK REVENUES

qui servent a levertant d’argent 1,500,000

Somme 16,100,000[.]

Et la revenu de la nation par la guerre[,] diminuation du commerce[,] expulsion des 5

protestans etc est ⟨dit⟩ d’estre reduit en 1697 a 77,000,000[.]Si les revenus de la couronne ont este ⟨–⟩ c’est la meme chose icy[.] Les creations de

pensions nouvelles ne comptent que 3 millions et demi par an, ont fait en 9 ans 31 1/2 mill.dont les dettes de la couronne ont este augmentes; fait ces 31 1/2 mill. donnent 1,890,000d’interest par an, que la couronne doit payer les quels adjoutes a 4 millions de rentes par an 10

deja creees au par ⟨–⟩ il y a aura 5,890,000 par an, qu’il faut retrancher de revenu de lacouronne qui en temps de paix ⟨–⟩ estre 9 millions restent 3,110,000 par an, les quels ostesde 6 millions depenses necessaires pour la cour les armees et la flotte en temps de paix, ladepense passe le revenu de 2,890,000 par an[.] ⟨–⟩ pour maintenir le Credit public, il fautque les nouveaux imposten etablis pour la guerre soient continues quelques annees en 15

temps de paix. Le fonds des 5,890,000 l[ivres] st[erlins] annuels estant une dette contractepar un medium of 17 years purchase doit monter environ a 100 millions[.] Il faudra 11 anspour payer 50 millions, et cela en continuant les Taxes. On peut supposer qu’en temps depaix le total des revenus de la France remontera bien tost a 81 millions. Mais pour payerles 50 millions en XI ans, il faut que le peuple paye 13 1/2 millions de taxe par an. Ce qui 20

est le 6me de leur substance entiere en revenus.Le Revenu annuel des Provences unies qui peut venir des ⟨terres⟩, maisons, com-

merce, manufactures, peut aller anviron a 18,250,000 livres st[erlins]. Les Hollandois ontpaye au public plus que le tiers de leur revenu, savoir 6,900,000 liv. savoir la chargeordinnaire du gouvernement 2,750,000. L’interest a 4 pour 100 de 25 millions, 2,400,000; 25

les chargesextraordinaires de la guerre prenant un Medium3,150,000, ce qui fait les ⟨–⟩6,900,000.

En temps de paix ils payent au public apeu pres le qutrieme denier; les chargesex-traordinaires au lieu de 3,150,000, n’allant alors qu’a 500,000[.]

22 ⟨terres⟩ erg. L

7–12 Si . . . an: vgl. Discourses, S. 184 f. 12–16 les . . . paix: vgl. Discourses, S. 186.16 f. Le . . . millions: vgl. Discourses, S. 187. 17–20 Il . . . an: vgl. Discourses, S. 188. 20 f. Ce. . . revenus: vgl. Discourses, S. 189. 22 f. Le . . . st[erlins]: vgl. Discourses, S. 190. 23–29 Les . . .500,000: vgl. Discourses, S. 191 f.

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280 N. e5 92III. REICH UND EUROPA

Le fondement de ces calculs est le nombre ⟨– habitans⟩ y joignant, leur consomtiondifferentes et la difference de leur revenus selon le ⟨–⟩ et l’industrie[.]

Dans des monarchies absolues, comme en France le peuple paye ⟨9⟩me partie chacunde son revenu, et la Cour les officiers ou gens ⟨–⟩ et les forces militaires sont a peu pres1/26 de tout le peuple, et ces gens ⟨sont⟩ seuls ⟨a leur aise⟩. En France le peuple paye la 6me

5

partie de son revenu, et sera oblige de la payer pour un temps pour satisfaire au dettes quele Gouvernementa contractees. En Angelterre en temps de paix on paye un peu plus qu’un1/20 de son revenu, et en temps de guerre pas encor la huitieme parti[.]

7 pour cent moyen interest que le public a paye en Angelterre, durant la guerre[.]Les Especes encor ⟨–⟩ portees a la monnoye en France ont este de 22 millions li. sterl.10

La guerre ny sauroit consumer ⟨4⟩50,000 hommes par anl’interest que le public paye enFrance n’est point excessif leur piraterie, leur a servi en partie de ⟨–⟩ de l’interruption duCommerce.

(+ Les revenus reels d’un peuple sont les productions ⟨– des⟩ mines, plantes animauxet hommes. De ces productions il faut rabbattre, ce qu’il faut pour maintenir apeu pres la15

meme quantite de l’espece[.] Or les productions des Elemens sont, pierres, ⟨sel⟩, mineraux,metaux[,] ceux des plantes sont d’autres plantes et leur parties, et ⟨sucs⟩; ceux des animauxsont non seulement les animaux memes, et leur parties, mais aussi leur travail, commeceluy des chevaux, des boeufs. Le revenu des hommes consiste dans la production d’autreshommes, au dela de ce qu’il faut pour en maintenir la quantite. Car je suppose qu’elle se20

maintient durant quelques annees. Item dans la production des mains, et autres travaux, etdans ceux des arts.

Je compte parmy les productions l’habilite que des hommes et meme des animauxaquierent par l’exercice[.] Les emplois des choses ou servent a produire quelque chose, ousont morts[.] Tels sont les emplois au laxe et a des tels plaisirs qui ne sont point destines a25

maintenir ou a augmenter la perfection.

14 reels erg. L 14 f. productions (1) ⟨de la terre et des animaux⟩. (2) ⟨du terretoire⟩, des hommeset des animaux. Je ne compte point les productions des ⟨animaux, qui⟩ gestr. (3) ⟨–⟩ . . . hommes. (a) dela production de ⟨la terre⟩ des plantes et des (b) De L 16 pierres, erg. L 17 parties, ⟨jus⟩ gestr. L19 celuy des (1) boeufs (2) chevaux L 21 des (1) arts (2) mains L 22 f. arts. (1) ⟨Absatz⟩ il y acertaines productions ⟨mortes⟩ qvi (2) Je L 24 exercice (1) ⟨et⟩ (2) Mais les perfections des choses (3)Les L 24 choses (1) sont ⟨ou⟩ capables de pro (2) ou L 25 et (1) aux (2) a des tels L 26 ou aerg. L

1 f. Le . . . industrie: vgl. Discourses, S. 194. 3–9 Dans . . . guerre: vgl. Discourses, S. 195–197.10–13 Les . . . Commerce: vgl. Discourses, S. 214 f.

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281N. e5 92 AUS UND ZU DAVENANT, DISCOURSES ON PUBLICK REVENUES

Il y a des productions des choses naturelles ou des arts, qui ne servent a la seurete, a lareserve et a l’ornement[.] Et si ce qui sert a la reserve est remplace par autant, comme lesgrains, c’est comme si le meme restoit tousjours. C’est environ un an perdu a cet egard. Cequi sert au plaisir et a l’ornement, ne doit estre pris que du superflu, car il faut remarquer,qu’il n’est point ⟨a propos⟩, que les ⟨journees⟩ soyent trop a leur aise, car ils deviennoient 5

faineans. Il y a ⟨– ornemens et⟩ plaisirs ⟨qu’on peut compter⟩ pour ⟨–⟩[.]On peut estimer toutes les choses en argent, ⟨mais⟩ la maniere d’estimer le revenu de

tous les hommes en argent, est trompeur, car ceux qui vivent pour ainsi dire des gagesd’autruy, sans contribuer a la production ⟨–⟩ ne doivent point estre comptes.

La monnoye dans l’estat ne sert que pour la commodite, ⟨de⟩ faire des echanges, et si 10

le credit estoit parfaitement etabli dans l’estat, les billets autorises par le gouvernementvaudroient autant que l’argent dans le ⟨dedans⟩; et quand il n’y a nul rapport au commerceavec les estrangers.

Les Etudes sont au employ des hommes, qui est utile, autant qu’il les rend plusvertueux, mais il y a des etudes, qui sont une espece de luxe. Il est utile qu’il y ait quelques 15

personnes qui s’appliquent a ces etudes qui paroissent superflus, car il y a des cas ou ilspeuvent devenir utiles; comme les jeux memes meritent d’estre conserves et cultives.Cependant il y faut de la ⟨–⟩, afin que trop de personnes ne s’appliquent a des etudes depeu d’usage. Je suis bien aise qu’il y ait des gens qui fassent admirablement des tours depasse passe, ou qui fassent ce qu’Alexander ⟨remercia d’un⟩[.] 20

L’argent qui est dans le pays est une matiere d’autant plus importante, qu’elle peutestre prise pour tout ce qu’il vous plaira[. +)]

94r On a porte a la monnoye en France la derniere fois 22 millions de livres ster-lins[.] La guerre n’y a sauroit avoir consume au dela de 50.000 hommes par an[.] L’interestque le public paye nest pas exorbitant. L’interromption du commerce recompense par les 25

captures des armateurs.Angelterre, le mauvais estat de la monnoye ⟨–⟩ blessoit jusque dans les parties vitales;

on faisoit des grande pertes en mer tous les ans, qui augmentoient la force de l’ennemi[.]Nostre commerce d’Afrique estoit perdu, celuy des Indes orientales en danger de

l’estre; celuy de nos isles d’Amerique endommage par les maladies, tremblemens de terre, 30

autre Calamites, et les isles memes en danger d’estre prises.

1 servent a (1) la seurete et a l’ornement, ⟨et ne rapportent rien⟩ (2) a L 1 seurete, (1) a l’usage(2) a L 2 autant, (1) c’est (2) comme L 6 Il . . . ⟨–⟩ erg. L 7 estimer (1) les ⟨revenus⟩ (2) le L9 ⟨–⟩ erg. L 15 ait (1) des ho (2) qvelqves L 24 sauroit (1) consumer (2) avoir consume L

23–26 On . . . armateurs: vgl. Discourses, S. 214 f. 27–31 Angelterre . . . prises: vgl. Discourses,S. 215 f.

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282 N. e5 92III. REICH UND EUROPA

Le Credit apres le retablissement de la monnoye estoit si bas, que cinq millionsaccordees par le parlement, ne ⟨–⟩ qu’un peu au dela de 2 1/2 millions effectifs[.]

Et chaque annee la nation s’endeboit de nouveau de 3 millions.Cependant il ⟨s’est trouve⟩ plus d’or et argent en Angleterre qu’on n’avoit cru, il ne

circuloit dans le commerce qu’environ 4 millions d’or, et 5 millions d’argent: et les interest5

estoient si grands qu’ils sembloient devoir inviter les hommes a employer leur argent, maisil s’est trouve, que plusieurs avoient cache le leur, et l’arithmetique politique ne sauroitestre responsable des caprices des gens nor could any man possibly imagine, there shouldbe upwards of three millions four hundred thousand pound of broad , hammered monyhoarded in England. And yet ’tis now apparent no prospect of gain could bring this sum10

out, till the Law ⟨forc’d⟩ it into the Mint. Et on en peut conclure qu’il y avoit plus de Mill’dMony, guineas and old gold lock’d up in chests, than was [once believ’d.]

En France il y a une ⟨–⟩ qui pouvoit passer pour une famine, mais point en Angleterre.Le revenu de la nation en France n’est que double de la nostre, mais ils doivent 5 fois plusque nous[.]15

12 [once believ’d] erg. Hrsg. nach Discourses

1–3 Le . . . millions: vgl. Discourses, S. 216. 4–12 Cependant . . . believ’d: vgl. Discourses,S. 216 f. 13 En . . . Angleterre: vgl. Discourses, S. 220. 14 f. Le . . . nous: vgl. Discourses, S. 219.

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283N. e5 93 AUS UND ZU DAVENANT, ESSAY UPON METHODS

e5 93. AUS UND ZU DAVENANT, AN ESSAY UPON THE PROBABLE METHODSOF MAKING A PEOPLE GAINERS IN THE BALLANCE OF TRADE[1701 bis 1704 (?).]

Überlieferung:L Konzept: LH XXXIV Bl. 93. 2o. 1 1/4 Spalten auf Bl. 93r. Bl. 93v. 5

Unser Stück entstand in Zusammenhang mit unserer N. e5 92 (vgl. die dortige Stückeinleitung). Leibniz’Vorlage war CH. DAVENANT, An essay upon the probable methods of making a people gainers in theballance of trade, das zuerst 1699 und in zweiter Auflage 1700 erschien. In der NLB sind beide Ausgabenvorhanden. Auf dem Vorsatzblatt der Erstausgabe (Gg-A 262) befindet sich ein handschriftlicher Eintrageines früheren Besitzers (»GK Ex dono authoris CD LLD. The author mentions M.r King in this: Pages 10

. . .« ). Die zweite Auflage (Gg-A 257) besitzt denselben Einband und Goldschnitt wie die beiden Bändevon CH. DAVENANT, Discourses on the Publick Revenues, and on The Trade of England. In two parts,1698 (Gg-A 259). Möglicherweise läßt sich daraus schließen, daß Leibniz’ Vorlage die zweite Auflagewar. Wenn eine dieser beiden Ausgaben Leibniz’ Vorlage war, dann eher die Zweitausgabe. Gg-A 262 hatdie Bibliothek wahrscheinlich erst später von einem Vorbesitzer erworben. Eventuell prüfen, ob die fol- 15

genden Werke von Davenant der NLB die gleichen Einbände aufweisen: Discourses upon grants andresumptions, London 1700 (Gg-A 256); Essay upon peace at home, London 1704 (Gg-A 258); Essay uponways and means . . . war, London 1701 (Gg-A 260); Essays uopon I. The balance of power, London 1701(Gg-A 261).

Les males aux femelles, comme 27 a 28[.] 20

De tout un peuple1 les maries sont 0345, les veufs 0015, les veuves 0045. Les enfans045, les valets et servantes 015, les solitaires 004 somme 1000. Supposons que le peuplesoit 5 millions et demi

hommes femmes de deux sexesMar i e s 950,000 950,000 1,900,000 25

Ve u f s 90,000 240,000 330,000E nf a ns 1,300,000 1,200,000 2,500,000Pe r sonnesq u i s e rv e n t 260,000 300,000 560,000S o l i t a i r e s 100,000 110,000 210,000 30

S o mm e s 2,700,000 2,800,000 5,500,000

1 Darüber: 1000

22–S. 284.14 Supposons . . . 3,260,000: vgl. CH. DAVENANT, An essay upon the probable methodsof making a people gainers in the ballance of trade, London 1699, Scheme B, nach S. 22.

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284 N. e5 93III. REICH UND EUROPA

Males femelles de deux sexesNouveaux nes ––– ––– 190,000au dessous

d’une annee 88,500 81,500 170,000de 5 ans 413,300 406,700 820,0005

10 762,900 757,000 1,520,00016 1,122,000 1,118,000 2,240,000

au dessusde 16 1,578,000 1,682,000 3,260,000

21 1,300,000 1,400,000 2,700,00010

25 1,132,000 1,248,000 2,480,00060 600,000 270,000 330,000

au desous de 16 de deux sexes 2,240,000 en tout 5,500,000au dessus de 16 3,260,000

(+ Mais j’y trouve de la dfficulte +)15

De 5 1/2 millions il y a communians 3,260,000 et gens portans les armes entre 16 et60, 1,308,000[.]

Les communians sont plus que 59 1/3 par 100 du nombre total du peupleLes gens portans les armes sont un peu moins que 24 par 100Les garcons a marier sont 28 par 100, mais ceux au dessus de 25 ans sont 25 1/2, et20

ceux au dessus 2 1/2 par 100Les filles a marier sont 28 1/2 par 100, dont il y en a 26 1/2 par 100 au dessous de 25

ans et 2 par 100 au dessus[.]L’un portant l’autre chacun peut passer pour age de 27 1/2 ans[.]De 5 1/2 millions ames, il y a 1,349,568 familles. Les chefs de famille sont de deux25

especes[.] Les uns gagnent plus qu’ils ne depensent, et leur familles peuvent estre comp-tees a ⟨5⟩ 1/3 testes; et d’autres depensent plus et sont a charge du public, et chaque famillepeut estre compte a 3 1/4 teste. Dans les premieres familles la depense par teste est a larecette, comme 12 a 13: dans les secondes la depense par teste est a la recette comme 3 1/2

a 3 1/4; Les familles qui gagnent sont a celles qui perdent comme 50 a 85 ou comme 10 a30

17. C’est l’estimee de M. King, et apres luy de M. Davenant, et ils prestendent que lesofficiers, gentils hommes gens du clerge et gens de lettres sont parmy les gagneurs, (in-

16–24 De . . . 27 1/2 ans: vgl. CH. DAVENANT, An essay upon the probable methods of making apeople gainers in the ballance of trade, London 1699, S. 22. 25–S. 285.2 De . . . kingdom:vgl. CH. DAVENANT, An essay upon the probable methods of making a people gainers in the ballance oftrade, London 1699, Scheme D, hinter S. 23.

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285N. e5 93 AUS UND ZU DAVENANT, ESSAY UPON METHODS

creasing the wealth of the kingdom,) et que les gens de marine, gens de travail, cotagers etpauvres soldats sont du nombre des percans (decreasing the wealth of the kingdom.) Maisj’croirois que toutes les personnes dont la famille et la patrimoine ne produit pas ce qu’ilfaut pour subsister est a charge au public; lorsqu’elle est pour ainsi dire a gages, et ne faitpas ce qu’il faut pour les meriter. Comme font les soldats et gens de marine quand ils sont 5

sans employ; il est utile de les fermer, c’est une perfection ou acquisition a l’estat d’avoirdes gens exerces, mais quand ils sont formes et demeurent sans exercise c’est perdre. Ainsiil faut joindre l’exercise ⟨–⟩ pour les maintenir dans la capacite, a quel usage ou employ.Les gens riches qui vivent de leur terre, et rentes, quoyque peu utiles pour leur personnes,le sont par leur patrimoines terres, ou argent qui produit. Et on compte tout pour une piece 10

avec eux.Il est vray que si leur personne valoit quelque chose, leur famille seroit plus utile. Il

faut donc distinguer les familles qui sont a charge au public, et les personnes qui le sont, ungentilhomme est un pere de famille utile. Si les terres luy valent plus qu’il ne depense;mais sa personne, item ses laquais, et autres tels faineans sont a charge[.] 15

On peut compter 200 grands seigneurs dont les familles sont entre 40 et 20 testes;4000 seigneurs mediocres dont les familles sont de 16 a 10 testes, comme baronets knightsesquires; 20.000 personnes considerables dont la famille a 8 testes, comme celles desgentelmen, gens en charges de quelque consequence ⟨– – –⟩, marchands en gros; 65000familles a 6 testes, comme celles des ⟨elus⟩ de charges moins considerables, ecclesiastiques 20

et marchands moins considerables[,] Avocats, freeholders, ou proprietaires de terre. 2.285000 familles mediocres a cinq testes comme celles des proprietaires de moindre sorte,fermiers, gens de lettre; 120.000 familles un peu plus mediocres a 6 testes, comme gensqui tiennent des boutiques, artisans, officiers inferieurs; de querre ou de marine.

Si la depense par teste dans toutes ces familles [bricht ab.] 25

16 grands erg. L 17 f. comme . . . esquires erg. L 18 dont . . . famille erg. L

16 On . . . : vgl. CH. DAVENANT, An essay upon the probable methods of making a people gainers inthe ballance of trade, London 1699, Scheme D, hinter S. 23.

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BIBLIOTHEK, LITERATUR, S OZIETÄT, BILDUNG

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SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN

soc44. EINIGE PUNCTA, SO BEY KONIGLICHER MAJESTAT VON WEGEN DERSOCIETÄT DER WISSENSCHAFFTEN ALLERUNTERTHÄNIGST VORZU-TRAGEN9. November 1701 5

Überlieferung:L Konzept: BERLIN Archiv der BBAW Bestand PAW (1700–1811) I-I–2 Bl. 44–45.

1 Bog. 2o. 2 1/4 S. Bl. 45v leer. Am oberen Rande von Bl. 44r alte Stückzählung derSozietät.

Stückeinleitung 10

Einige1 Puncta, so bey koniglicher Majestat von wegen der Societät der wißenschafftenallerunterthanigst vorzutragen

1. Für allem ware das Negotium Missionum Evangelicarum et propagatio fidei per Scien-tias, über Moscau nacher Persien und Indien, sonderlich aber nacher China, und sonstenallmahlig zu stande zu bringen, damit vortrefliche Leüte in pietate sprachen, Mathesi, und 15

physico-Medicis, forderlichst beyhand bracht, und verschicket werden können. Zu wel-chem ende ein fundus auszufinden, zumahlen keine geringe kosten erfordert werden, und

1 Am oberen Rande: 9 Novemb. 1701

13 1. (1) Daß (2) das negotium . . . et propagationem (3) wäre das negotium (3) für . . . propagatio L14 Persien . . . nacher erg. L 14 f. sonsten (1) zu befördern, zu welchem zweck ein fundus nöthig (2)allmahlig . . . bringen L 15 vortrefliche (1) Docentes (2) Leüte (a) in sprachen (b) in . . . sprachen L15 Mathesi, (1) Medic (2) und L 16 forderlichst . . . und erg. L 17–S. 290.2 fundus (1) etwaohnmaßgäblich dergestalt außzufinden, daß (a) von allen (b) bey allen Tauffen von denen gevattern eingewißes (aa) geringes (bb) leidliches gestr. gegeben, (aaa) als würde (bbb) damit bey dem Eintritt desTauflings in das Christenthumb (aaaa) auch ferner die außbreitung des Reiches Christi zu befordern (bbbb)das reich Christ ferner außgebreitet werde Und weil man ohngefehr auß den Tauffregistern die (aaaaa)proportion weiß (bbbbb) proportion der kirchen weiß, köndte deswegen ein gewißes von den kirchengerechnet, und bey ihnen erhoben werden. (aaaaaa) Doch weil solches (bbbbbb) Mit vorbehalt deßen, waskönigl. Mayt. etwa von denen beneficiis Ecclesiasticis hierzu zu wiedmen allergdst geruhen mochten.Weilen doch ein so großes werck keiner geringen hulff von nöthen hat (aaaaaaa) dieweilen (bbbbbbb)zumahlen auch das negotium Irenicum per missiones vorgeschlagener Maßen treflich befordert würde, (2)auszufinden . . . missiones (a) treflich befordert werden kan, wie auff vorgeschlagener (b) bekandter . . .kan L

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290 N. soc44VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

auch das hochangelegene negotium Irenicum per missiones bekandter maßen treflich be-fordert werden kan[.] ((Dergleichen Mittel etwa zu nehmen von den gratiis Ecclesiasticis,item kondte bey den tauffen als auch einem actu so ohne dem zu erweiterung des ReichsChristi gewiedmet, von den gevattern und sonst hierzu etwas gesteuert werden. Es köndteauch bey den ultimis voluntatibus item ⟨ – ⟩ reqviriret werden, daß etwas ad pias causas5

vermachet und die helffte davon zum armenwesen, die andere aber ad missiones Sacrasverwendet werde, dergleichen auch ex haereditibus die nicht ⟨ad⟩ descendentes vel ascen-dentes sondern an ⟨lachende⟩ Erben gehen ⟨erweitert⟩ werden kondte))

2o. Kondte auch Seine Mayt. anietzo nacher Moscau mit ihrem Residenten eine vonder Societat allerunterthänigst vorschlagende Person schicken so einer der Slavonischen10

Sprachen (als ⟨pohlnisch⟩, bohmisch oder wendisch) kundig, und beym Residenten anfangssubsistiren hernach aber von dem TZar herumb geschicket werden köndte die declinati-onem Magnetis und andere wichtige dinge zu observiren dadurch die schiffart deren derTzar ein großer Patron ⟨ – – leicht – wurde⟩. Zu welchem ende auch diese Person vonwegen des konigs an den Tzar zu recommendiren. Stunde dahin ob nicht . . . dazu beqvem.15

3o. Es kondte auch konigl. Mt. bey dem Tzar verhoffentlich leicht erhalten, daß dieserMonarch der Societat ein Privilegium ertheile auff den druck [Slavonischer] Bücher der-

2–8 ((Dergleichen mittel erg. . . . item (1) wäre (2) kondte . . . tauffen (a) von den gevattern etwas(aa) zu steüern; köndte auch (bb) gesteuert (aaa) w (bbb) und in d⟨– ⟩ (ccc) und (b) als . . . und sonsterg. . . . auch (aa) ad validitatem (aaa) Testa (bbb) ultimorum voluntatum (bb) bey den ultimis volun-tatibus (aaa) etwas (bbb) item . . . vermachet und (aaaa) ⟨ – – ⟩ (bbbb) etwas davon (cccc) die . . . armen-wesen, (aaaaa) ⟨den⟩ (bbbbb) die . . . dergleichen auch (aaaaaa) de haereditalibus (bbbbbb) ex haeredit-alibus (aaaaaaa) ad collaterales (bbbbbbb) die . . . ascendentes (aaaaaaaa) gehen ⟨sehr⟩ (bbbbbbbb) son-dern . . . gehen ⟨sehr⟩ gestr. . . . kondten)) erg. L 9 2o. (1) daß (2) kondte auch L 9 nacherMoscau erg. L 9 f. Residenten (1) eine (2) eine . . . vorschlagende L 10 Person nach Moscaugesr. L 10 so (1) der (2) einer (a) der (b) der L 11 Sprachen (1) kundig; welche als secretaireoder gentilhomme gestr. (2) (als . . . und L 11 Residenten (1) eine zeitlang (2) anfangs L12 subsistiren (1) könne, und ⟨denen⟩ (2) hernach L 12 TZar (1) an welchen (a) solche Person (b)solche Peron von wegen des koniges (aa) recomm (bb) recommendirt wurde (2) herumb L 12 ge-schicket (1) würde (2) werden köndte L 14 Patron (1) vortrefliche befordert würde. (2) ⟨ – – leicht –wurde ⟨und ein neues – erlangen wurde⟩ gestr. L 14 f. Zu . . . recommendiren wäre gestr. erg. L15–17 beqvem. Absatz (1) 3o. den Tzar zu (2) 3o (a) dem Tzar zu recommendiren, daß solcher (b) Es . . .

auch erg. Mt (aa) dem Tzar recommendiren, daß dieser Monarch (bb) bey dem Tzar (aaa) leichterhalten, daß (bbb) verhoffentlich . . . Monarch L 17 ertheile (1) in dem ⟨gangen⟩ S (2) auf Slavo-nische Bücher sonderlich die (3) auff den druck Slavonische ändert Hrsg. Bücher (a) sonderlich der (b)dergleichen . . . die L (4)

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291N. soc44 EINIGE PUNCTA SO VON WEGEN DER SOCIETÄT VORZUTRAGEN

gleichen sonderlich die heilige schrifft, Homilia patrum Calender, etc. so auß Moßkauanhero zu schicken und getreulich zum druck zu bringen damit man aldort kein mißtrauenzu hegen ursach habe. Worauff sowohl als das vorige der Resident zu instruiren.

4o. Königl. Mayt. köndte nebenst der auff die Societät resolvirten inspectione reilibrariae ihrer bereits habende instruction gemaß, derselben allergnädigst auftragen auch 5

auff guthe anstalt circa informationem juventutis, gedencken, Weilen darinn viel verbe-ßerung nöthig; Welchem nach die societat mit gelehrten leuten zu communiciren und unterandern dahin zu sehen hatte daß rechtschaffene bücher bey den Schuhlen eingeführet undrecht gebrauchet würden worauff sie allergnädigst zu privilegiren[.]

5o. Beforderung der Topographie de la Residence Royale de Berlin et des environs 10

durch ein oder anders Membrum der Societät[.]6o. Weilen das Corpus Evangelicum einen Schluß wegen der verbeßerung des Calen-

ders gefaßet, solcher aber noch etwas unvollkommen, und verschiedenes wo müglich vordem jahr 1704 zur richtigkeit zu bringen; So wäre konigl. Mt. von wegen dero Societatetwas aller unterthanigst an hand zu geben, so in die instruction an die gesandschafft zu 15

Regensburg einfließen, und darau⟨ß⟩ mit andern membris corporis Evangelici communi-ciret werden köndte. Und weilen ein und anders von Regenburg auß, auf einiger Leuteveranlaßung in dieser Materi ohne gnugsame communication hin und wieder vorgenom-men werden wollen, so stunde dahin ob von wegen konigl. Mt., daß dero gesandtschafft

1 patrum (1) und dergleichen (2) etc. (3) Calender L 1–3 so auß Moßkau (1) zum druck (2)anhero . . . schicken und (a) ⟨ – ⟩ (b) getreulich . . . aldort erg. . . . mißtrauen (aa) auf sol (bb) zu . . .habe erg. L 3 instruiren. und auch dem Ambassadeur (1) wo dien (2) wo es dienlich geachtet wird,davon zu sagen gestr. L 4 4o. (1) Daß Königl. Mayt. (2) Königl . . . köndte L 4–6 nebenst (1)dem (a) aller gdst resolvirten Bücher Commissariat, derselben auftragen (aa) dahin ⟨beda⟩ (bb) auff (b)

(so viel ⟨ – ⟩ vernehme) gestr. auff die societät aller gdst gestr. resolvirten Bücher Commissariat undinspectione rei literariae, (aa) derselben (bb) dero (aaa) inst (bbb) bereits habenden instruction gemaßerg. auch auff . . . juventutis, und dienliche Schulbücher zu machen (2) der . . . gedencken L6 f. darinn (1) eine uberauß große (2) viel verbeßerung L 7 f. communiciren (1) und darauff zugedencken hätte, wie (a) nüzliche bücher (b) rechtschaffene bücher (2) und . . . dahin zu (a) trachten (b)sehen . . . hätte wie rechtschaffene bücher (3) und . . . hätte (a) wie rechtschaffene ⟨Schuhl⟩ erg. bücher(b) daß . . . Schuhlen L 8 f. und (1) gebrauch (2) selbige (3) selb gestr. L 9 worauff (1) ihr einerg. privilegium (2) sie L 10 Residence (1) de (2) Royale L 13 unvollkommen, (1) und ein oderand (2) und L 13 verschiedenes (1) zur richtigkeit ⟨zu bringen,⟩ ehe (2) wo (a) moglich (b) müglich L16 und (1) ⟨denen⟩ (2) darau⟨ß⟩ L 18 wieder (1) veranstaltet (2) vorgenommen L 19–S. 292.1 so(1) ⟨ware⟩ (a) in specie an die gesandtschafft zu rescribiren, daß (b) von wegen konigl. Mt zu verordnen,daß (2) stunde . . . Mt. zu verordnen, daß dero gesandtschafft dahin vigilire damit (3) stunde . . . Mt., daßstreicht Hrsg. . . . damit L

12 Schluß: Gemeint ist wohl das Conclusum des Corpus Evangelicorum vom 23. September(3. Oktober) 1699; gedr. in: E. CHR. W. V. SCHAUROTH, Vollständige Sammlung aller conclusorum,Schreiben und anderer übrigen Verhandlungen des . . . corporis evangelicorum, T. 1, Regenspurg 1751,S. 183 f.

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292 N. soc44VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

dahin zu instruiren daß sie vigilire damit was künfftig in dieser materi vorkomt, vorerst adreferendum angenommen zur nachricht der konigl. societat eingeschicket, und derselbenaus den relationibus die passus concernentes communiciret werden. Zumahlen bekandt daßbey dem Corpore Evangelico annoch keine gemeinsame anstalt in Astronomicis gemachtworden; und konigl. Mt. allein noch zur zeit durch fundirung der societat hierinn an ihren5

allerhochsten orth dem publico zustatten kommen. Wozu komt daß aniezo der Pabst eineeigene congregationem pro emendendo Calendario Gregoriano angeordnet, darinn der Car-dinal Noris sich sonderlich bemühet und der abt Bianchini die stelle eines Secretarij ver-tritt, welche beyde mit dem praeside societatis in kundschafft; also dienlich, daß man auchdießfals in bereitschafft stehe, umb denen Römischen der gebühr zu2 begegnen.310

((7o. Es ist in dem Konigreichen Dennemarck und Norwegen einerley Maß und ge-wicht durch konigl. Mathematicos eingefuhret worden wodurch viele betrugligkeiten ver-hutet werden. Ein gleichmaßiges kondte in konigl. Mt. von Preußen landen geschehen, unddurch die Societat der wißenschafften bewerckstelliget werden. Und wenn keine andere alsdecimal divisiones gebrauchet würden, so wurde es in rechnung eine große beqvemligkeit15

geben[.]))8o. Allerunterthanigst zu erinnern daß königl. Mayt. dem inventori Luminis perpetui

ein wurckliches gnaden zeichen sehen zu laßen geruhen mogen. Es ist eine der schönstendecouuerten dieser zeit. Man kan ehe schöhne verse und andere wercke ex ingenio ma-chen, aber man soll wohl zeit seines lebens vergebens suchen, ehe man ein solches arca-20

num naturae entdecket[.] Der Autor ist zu Gröningen in den vereinigten Niederlanden aber

2 Am Rande: NB. wegen ⟨mortualium⟩ ex morbis3 Am Rande: Rom[.] Hamburger Remarques no. 44. 1701[:] Der Pabst hat wegen der

Calender sache eine congregation deputirt dero haupter die Cardinale Noris, Pamphilio undFerrar⟨a⟩ seyn sollen, der secretarius aber Monsegnor Bianchini, Pebstl. titulatur Cammer25

herr[.]

1 f. vorerst . . . angenommen erg. L 2 und (1) auß den Relationibus (2) derselben L 8 Noris(1) das directorium hat (2) die meiste (3) sich . . . bemühet L 9 kundschafft stehen gestr. L9 also (1) darauf zu denc (2) guth (3) dienlich L 11 ist (1) im ganzen konigreich (2) in denKonigreichen L 12 durch konigl. Mathematicos erg. L 15 so erg. L 17 8o. (1) Zu (2)Allerunterthanigst L 18 sehen (1) laße (2) zu laßen (3) zu . . . mogen L 19 kan (1) wohl schohne(2) ehe schöhne L 19 ex ingenio erg. L 20 lebens (1) finden (2) suchen, ehe (a)⟨es⟩ (b) man ein(3) vergebens L 21 in den vereinigten Niederlanden erg. L

17 inventori: Johann Bernoullis »ewiger Phosphor«, von dem Leibniz der Sozietät bereits im Januar1701 berichtet hatte (s. unsere Ausgabe I,19 N. 182) und den er dem Berliner Hof im Herbst oder Winter1701 vorführte.

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293N. soc44 EINIGE PUNCTA SO VON WEGEN DER SOCIETÄT VORZUTRAGEN

ein membrum der konigl. Societät. Und weil der Mann schon sehr beruhmet würde die[Konigl.] gnade, in Holland, England, Franckreich und sonst nicht wenig eclatiren. Mandarff auch nicht besorgen, daß solches ad conseqventiam gehen, und ihre Mt. wegendergleichen offt angelauffen werden möchten, Weilen es nur alzu rar daß man etwasdergleichen entdecke. Ja es wäre zu wündschen, daß es offt geschehe, es köndten guldene 5

medaillen nicht beßer angewendet werden. Man wird bedacht seyn wie dieses inventumdurch dienliche machinas zu mehrerm usu zu bringen.

1 membrum (1) Societatis (2) der . . . Societät L 1 f. Und (1) was man (2) würde die Konigegnade, w nicht gestr., streicht Hrsg. (3) weil . . . die Konige ändert Hrsg. gnade L 2 England,Franckreich erg. L 3 Mt. (1) deswegen mit mehr dergleichen (2) wegen L 5 Ja (1) ich ⟨mei⟩ (2)es L 6 f. inventum (1) per (2) durch dienliche L 7 machinas (1) nuzlich (2) zu L

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294 N. soc11VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

soc11. PROMEMORIA BETR. LOTTERIE ZUM BESTEN DER ARMEN UND DERSOCIETÄT[Vor dem 25. November 1701.]

Überlieferung:L Reinschrift: BERLIN Archiv der BBAW Bestand PAW (1700–1811) I-I–3 Bl. 10–11.5

1 Bog. 2o. 2 S. Bl. 11 leer.

Der Bogen eingelegt in einen weiteren Bogen (Bl. 8. 12), auf dem sich folgende Notiz von den Händen derUnterzeichneten vom 25. November 1701 findet: »Nach dehm es S[einer] K[öniglichen] M[ajestä]t aller-gnadigst gefallen, das bey gehender vohrschlag / wegen einer Loterie, zum besten der armen, und derSocietaet der wissenschaften / solte examiniret werden, so habe ich solchen mit fleis durch gelesen und so10

viehl an mir ist, befunden, das nicht leicht was bessers solte können ausgefunden werden[.] Berlin den 25novemb[ris] 1701[.] // Dohna // Ich finde den vorschlag auch gar gut[.] // E. v. Brandt // Ich gleichfalß ⟨S.v. Chwallenokii⟩ // auch ich[.] Ilgen«. Daraus ergibt sich der Terminus ante quem. Aufgeklebt auf Bl. 10findet sich die Notiz von Chuno vom 24. Februar 1703: »Den 24. Febr. 1703 gab Mihr der H. Geh.Secretarius Schaper dieses von wegen Sr Exc. des H. von Fuchß mit vermelden daß des H. von Fuchß Exc.15

dabey nichts zubedencken hetten,« (Bl. 9). Ebd. Bl. 17–21: Vorschlag von J. Th. Jablonski, undatiert.

Nachdem Königl. Mayt allergn[ä]d[ig]st geneigt dero Societät der Wißenschafften miteiner zulanglichen Hülffe zu statten zu kommen, damit Sie etwas nüzliches zu gemeinembesten und Glori des allerdurchleüchtigsten Fundatoris unternehmen könne, Und aber dieallergndst verwilligte, und annoch etwa verwilligende Privilegia und Gnaden zwar etwas20

mit der zeit thun möchten, so bald aber einen mercklichen Nuzen darzugeben nicht ver-mögen;

So ist, umb etwas gegenwärtiges zu erhalten, und zu einem anfang zu gelangen nichtsdienlichers vorkommen, als die anstellung der Loterien, nach dem Exempel ander orthen,da dergleichen, zumahl in causis piis et favorabilibus, veranstaltet worden[.]25

Nun ist diese Sach zum höchsten favorabel, in dem der zweck der Societät, und derenInstruction dahin gehet, wie die wißenschafften zu mehrer vollkommenheit bracht, unddadurch der Menschen bestes zu deren vergnügung, gesundheit, beqvemligkeit, und nah-rung besorget; sonderlich aber die Ehre Gottes befördert, und die Tugend samt der Got-tesfurcht und wahren Religion nicht nur bey Uns gehandhabet, sondern auch so gar biß zu30

den entlegensten Völckern außgebreitet werde[.]Iedennoch aber, weil vielleicht der gemeine mann, und andere so nicht gnugsam der

Sach berichtet, ein solches noch nicht allerdings begreiffen möchten; So ist dafür gehaltenworden, daß man wohl thun würde hierinn causam cummunem mit dem pio negotio c u -r a e pa up e r u m zu machen, also daß loterien in communi angestellet würden, und die35

34 f. c u r a e erg. L

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295N. soc11PROMEMORIA BETR. LOTTERIE ZUM BESTEN DER ARMEN UND DER SOCIETÄT

helffte des genußes dem armen-Wesen, die andere helffte der Societät zu geleget würde.Wie man dann auch noch andere Nüzliche und sehr thunliche vorschläge zu gleichemzweck zu thun gemeinet; davon das Armen-wesen auch eine hülffe haben köndte.

Es wird auch dieses ohnmaßgäblich beygefüget, ob nicht Königl. Mayt in gnadenverwilligen möchten, die jenigen, so etwa sich künfftig zu loterien und Auctionen angeben 5

wolten, dahin zu verweisen, daß Sie dießfals sich hiebey anzugeben, abzufinden, und einergewißen direction zu folgen hätten; umb allerhand sonst einschleichende Mißbraüche zuverhüten[.]

Die bevorstehende Vorgeschlagene Loterie meynet man vor iezo also einzurichten,daß niemand von denen Losenden leer außgehe, sondern ieder auff seinen zeddel etwas 10

anständiges überkomme, also daß ihn der Einlage mit fug nicht gereüe.Zu welchem Ende folgender Entwurff Exempels weise vorgestellet wird, mit vorbe-

halt näherer überlegung:Gesezet man stelle an eine Loterie von 20.000 zeddeln vor deren ieden zu bezahlen

2 thl, so köndten die Loße also eingerichtet werden 15

Loße werth ertragRegula 1 a 1000 thl thut 1000 thliidem numeri in 2 a 500 1000una columna sursum, 4 250 1000qvi in altera deorsum 5 200 1000 20

et qvidem 8 125 1000prodit semper 1000 10 100 1000ita evitando fractiones 20 50 1000alij numeri adhiberi 25 40 1000non potuere. 40 25 1000 25

50 20 1000100 10 1000125 8 1000200 5 1000250 4 1000 30

500 2 10001000 1 1000

Restiren 17660 Loße, wofern a 1/2 thl würde es thun 8880 thl

Summa der Loße 20000 deren Ertrag 24880 thl oder außgabe35

die Einnahme dafür 40000 thl 40000 thl Einnahme15120 thl Profit

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296 N. soc11VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Wären der zeddel oder Loße mehr, als etwa 25000, so würden Restiren 22660 loße, dafür a1/2 thl. wäre 11330 thl. Also würde die außgabe seyn 27330 thl, und der Profit 22670 thlalso daß es auff die zahl der zeddel dergestalt ankommen würde. Und vermeynet manetwas angenehmes außzufinden, so den jenigen, die die geringen zeddel bekommen nichtmißfallen dürffte[.]5

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297N. soc10 VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

soc10. OHNE TITEL[November 1701.]

Überlieferung:L Konzept: LH XIX 19 Bl. 101–102. 2o. 3 1/2 S. – Gedr.: 1. KLOPP, Werke, 10, 1877,

S. 361–366 (ohne den letzten Absatz). 2. HARNACK, Geschichte, 2, 1900, S. 145–147 5

(ohne den letzten Absatz).

Offenbar eine frühere Fassung oder erster Entwurf unserer N. soc96 (vgl. etwa unten, Textapparat zuS. 299, Z. 22 f. sowie S. 300, Z. 15 – S. 300, Z. 20 einschließlich des Textapparats mit S. 305, Z. 10 –S. 305, Z. 16).

In der General-Instruction welche S. Königliche Majestät der neu fundirten Societät der 10

Scienzen vorm jahr ertheilet, sind bald nach dem Eingang diese Worth enthalten: Undwe i l Wi r Uns der geme inen Ange l egenhe i t der evange l i s chen Ki rchena l l e z e i t hoch l i ch angenommen , So haben Wir auch [ . . . ] Unser Absehendah in ger i ch t e t , w i e mi t t e l s t de r Sc i enzen bey ung läub igen oder sons t i nI r r t hum s t eckenden Vö lcke rn d i e Bahne bere i t e t werde , dami t an deren 15

Bekehrung zur re inen Chr i s t l i chen Lehre , un t e r Go t t e s Seegen f ruch t -bar l i ch gearbe i t e t , und denen Evange l i s chen ke ine Nach läß igke i t da -r inn au fgebürde t werden konne .

Als nun hin und wieder erschollen, daß Propagatio Fidei per Scientias eines derHaupt-Absehen bey Fundirung dieser neuen Königl. Societät gewesen, haben viele theils 20

fürnehme, gelehrte, und wohlgesinnte Personen in und außer Landes eine sonderbare Freu-de darüber bezeiget, Königl. Mt. so Christliche und zugleich großmüthige gedanckenhochgerühmet, sich wegen des Fortgangs erkundiget, selbst dienliche Vorschläge gethan,auch Hofnung zu nachdrücklicher Mithülfte und Beystand gezeiget.

Alß auch dieser Königi. Societät bestalte Praeses bereits vor einigen Jahren Seine 25

Gedancken auff diesen zweck der christlich-gelehrten Missionen, sonderlich nach demgroßen Reich Tschina, gerichtet, auch zu dem Ende mit denen dahin gehenden italieni-schen und französischen Missionariis, damit er beßere Nachricht erlangen möchte, Briefegewechselt, mithin auß solchen Correspondenzen die Novissima Sinica herausgeben, in

11 jahr (1) ertheil (2) allergnadigst (3) ertheilet L 20 viele (1) vornehme und (2) theils L22 f. Königl. . . . hochgerühmet erg. L 23 erkundiget, (1) angenehme (2) selbst erg. dienliche L24 f. gezeiget. (1) Also daß man dießfals (2) Absatz Alß L 25 auch (1) der Praeses (2) dieser L25 Jahren (1) seine (2) Seine L 26 diesen (1) Punct (2) zweck L 26 f. dem (1) ⟨konig⟩ (2)großen L 27 auch erg. L 27 gehenden (zwar Romischen) gestr. L 28 Missionariis (1)⟨gerichtet⟩ (2) briefe gewechßelt (3) damit L 29 gewechselt, (1) und (2) mithin L

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298 N. soc10VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

deren Vorrede er sonderlich denen Evangelischen dieß große Werck eifrigst recommen-diret; so sind deßen Gedancken absonderlich in England von dem Primate Regni, fürneh-men Episcopis, und andern Theologis sehr gebilliget worden: es ist auch endtlich erfolget,daß dieses Jahr eine neue englische Königl. Societas propagandae fidei durch ein König-liches Patent aufgerichtet worden, welches von einem Capellano Regni, so deren Glied,5

gedachtem Praesidi mit einem Schreiben sub dato . . . und mit Beziehung auff gedachteNovissima Sinica zugesendet worden.

Weil nun die Sach dergestalt gottlob im Fermento und gleichwohl die Anregung unddas Exempel von uns nacher England kommen, und sichs sehr wohl füget, daß bey derneuen Königi. Societät zu Berlin nicht nur die Objecta [der] beyden Königl. französischen10

Academien (nehmlich der Wißenschafften und der Sprach) sondern auch der beiden Kö-nigl. engl. Societäten (nehmlich der Scienzen, und der glaubensbeförderung) zusammengefaßet werden; und in der that nichts Christloblichers, nichts gott und Menschen Ange-nehmeres geschehen kan; und sonderlich das qvaerite primum regnum dei et caetera ad-jicientur vobis, uns billig für augen schwebet, so hat man an Seiten der Societät bey diesen15

umbständen dafür gehalten, daß bey königlicher Mayt., als deren christfürstliche hohe, jaheroische Neigungen bekand, die dießfals thuende anregung und ohnmaßgebliche Vor-schläge zu allergnadigstem wohlgefallen gereichen würden.

Zu welchem komt, was bereits mehrmahlen hiebey überleget worden, daß die gele-genheit der Lande, so wohl als die Macht des Königes und Sr. Mt. guthes vernehmen mit20

dem moscovitischen Tzar, und auch wohl selbst dem könig in Persien, sonderlich aber derin dero Cronlande fast einzig und allein fallende, in ganz Orient bevorab aber in Tschina sohoch geschätzte Bernstein, und andere ursachen hierzu vortrefliche bequemligkeit darge-

1 er erg. L 5 worden, (1) welches ein (2) darinn die ⟨bey⟩ (3) welches L 6 Praesidi (1) mit(2) mit ⟨mehrern⟩ (3) mit L 6 dato . . . (1) zugeschicket worden (2) und L 6 auff (1) deßen (2)gedachte L 8 f. und das Exempel erg. L 9 und (1) in hiesiger So (2) sichs L 10 nur (1) die (2)die Objecta die ändert Hrsg. L 11 Academien (1) der wiße (2) (nehmlich L 13 der (1) thatnichts christliches (2) that L 14 kan; (1) so wäre nun zeit (2) und L 14 caetera (1) Societa (2)adjicientur L 15 f. bey diesen umbständen erg. L 16 bey erg. L 16 f. als . . . hohe, jaheroische erg. . . . bekand erg. L 17 und (1) vorschläge (2) ohnmaßgebliche L 17 f. Vorschläge(1) allergnadigst billigen und (2) ⟨ – – ⟩ (3) zu L 19 mehrmahlen (1) in betrachtung kommen (2)hiebey . . . worden L 20 der koniglichen gestr. L 21 und . . . Persien erg. L 21 f. der (1)Agtstein, welcher in dero Reichen fast (2) in L 22 f. fallende (1) Agtstein (2) in . . . ursachen L23 bequemligkeit (1) geben (2) dargeben L

1 recommendiret: vgl. etwa in unserer Ausgabe IV,6 S. 409, Z. 1–8. 4 Societas: Die Society forthe propagation of the gospel. 6 Schreiben: Edward Gees Schreiben vom 5. (16.) August 1701 (unsereAusgabe I,20 N. 224; vgl. unten, S. 304, Z. 8). 11 Wißenschafften: Die Academie royale des sciences.11 Sprach: Die Academie francaise. 12 Scienzen: Die Royal Society. 21 Tzar: Peter I.

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299N. soc10 VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

ben, und nicht zu zweifeln, daß wenn dermahleins Leute mit recommendation des der weltden bernstein allein mittheilenden Konigs in Tschina erscheinen würden, dieß selbst beydem dasigen gegen die Europaeer so geneigten, und so wißensbegiergen Monarchen vongroßen gewicht seyn würde. Und indem aus England von Seiten der See vermittelst dernun sich vereinigenden beyden ostindischen Compagnien der Eingang gesuchet würde; so 5

köndten die brandenbg. Missionarii durch die Moscau zur landseite nach Persien, Indienund Tschina kommen und einer dem andern die hände bieten.

Ob nun schon diese Missiones auch Türcey, Persien und Lidien nicht ganz außerAugen zu sezen, so wäre doch hauptsächlich bey der Societät das absehen durch Moscauwie gedacht, nacher Tschina zurichten, weil daselbst viel zu erlangen, auch alda ein für- 10

treflicher Monarch und weise leute, die Scienzen und Europaeer hochgeachtet, und dieErndte des Herrn reiff; man auch nur zweyer Sprachen anfangs nöthig hat: nehmlich derslavonischen unterwegens (welche so vielen Königl. Unterthanen bekand) und der Mant-schou-Tartaren an der stelle; und vor die literal-Slavonische oder bey den gelehrten Rußengebräuchliche Sprache Dictionaria in arbeit; und der tschinesische Monarch selbst seine 15

tartarische auf dergleichen art, laut aus Tschina an den Praesidem eingelauffenen Schrei-bens, bestens faßen läßet. Und ist bekand daß wenige, aber an gelehrsamkeit, verstand undtugend vortrefliche Personen in Tschina mehr außrichten können, als anderswo ganzeregimenter der Missionarien. Wie man dann sagen kan, daß die Jesuiter alle ihre progres-sus in Tschina dreyen trefflichen Mathematicis und sonst lobwürdigen Personen, dem 20

Riccio, dem Adam Schall, und dem Verbiest, zu dancken haben, welche die Monarchenselbst, an denen alles hanget, gewonnen.

1 dermahleins (1) von ⟨dem wegen⟩ (2) Leute unter protection und gestr. L 4 Und (1)nachdem (2) indem L 4 England (1) zur See (2) zur See dahin (3) von L 4 f. See (1) dahingearbeitet würde (2) vermittelst . . . Compagnien (a) gearbeitet wurde (b) ⟨in⟩ (c) in diesem weinberg (d)der (aa) weg (bb) eingang in diesen weinberg des Herrn gestr. gesuchet würde L 6 f. landseite (1)dahin (2) nach (a) Indien (b) Persien . . . Tschina L 10 f. zurichten, (1) weil (a) ⟨nicht⟩ (b) alda einfürtreflicher (2) ⟨ – – – ⟩ (3) weil . . . fürtreflicher L 11 Scienzen (1) hoch (2) und L 12 Sprachen(1) nothig hat (2) anfangs L 13 (welche . . . bekand) erg. L 13 der (1) Tartarischen (2)Mantschou-Tartaren L 14 stelle; (1) und vor beyde aniezo trefliche Dictionaria ⟨ver⟩ (2) und L14 die (1) Slavonische aniezo trefliche Dicti (2) gelehrt-Slavonische (3) literal (4) literal-Slavonische L14 oder (1) ⟨die⟩ Rußische aniezo (2) in (3) Rußen (4) bey ⟨ – ⟩ (5) bey den (6) bey L 15 Sprache

vortreffliche gestr. L 15 Dictionaria (1) unter (2) in L 20 dreyen (1) ⟨vortrefflichen⟩ (2)trefflichen L 22–S. 300.1 gewonnen. Absatz (1) Zu diesem zweck nun wäre nöthig (a) etliche derSlavonischen Sprach kundige, (aa) tugend (bb) an tugend und (aaa) ⟨be⟩ (bbb) verstand bewerthe jungeLeute, (aaaa) ⟨unter⟩ (bbbb) nächst der (b) anstalt zu machen (2) Zu diesem zweck nun wäre nothig, anstaltzu machen, daß an tugend und verstand bewehret, mit ungemeiner fahigkeit begabte junge Leute, (a) innöthigen (b) in (c) nachst der Gottes gelehrsamkeit in der Mathematick und Medico-chirurgicis, als vorwelchen wißenschafften ganz Orient die knie beuget, gründtlich (aa) unterrichtet (bb) sowohl als in dennöthigen Spra (cc) unterweisen und (aaa) in den (aaaa) ⟨ – ⟩ (bbbb) nöthigen Sprachen (bbb) zu denerforderten Sprachen angeleitet würden; umb sich an solche entfernte orthe unter königlicher protection,mit instruction der Societat erheben (aaaa) zu können (bbbb) und nuzen schaffen zu konnen (aaaaa) Man(aaaaaa) ⟨muste⟩ (bbbbbb) müste haben docentes (aaaaaaa) theils (bbbbbbb) so theils in den (aaaaaaaa)wißenschafften (bbbbbbbb) besagten wißenschafften selbst vo (bbbbb) und damit (aaaaaa) ⟨ – ⟩ (bbbbbb)diese discedentes in solcher anstalt ⟨zu⟩ vortrefligkeit gelangen mochten (ccccc) damit sie den PabstlichenMissionari (3) Wobey kein (4) Nun ist kein L

3 Monarchen: Kangxi. 4 Erl. zum Textapparat: vgl. Matth 20,1–16. 5 Compagnien: Die1600 gegründete English East India Company und die 1698 gegründete English Company Trading to theEast Indies (New East India Company).

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300 N. soc10VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Nun ist kein Zweifel daß es die Evangelischen den päbstischen Missionariis zuvort-hun konnen, dieweil unsere reine von dem Aberglauben entfernte Religion der naturlichenTheologie und wahren Ideae von Gott ungleich mehr gemäß, also beqvemer verständigeGemüther zu vergnügen, und was die Scientien belanget, ist bekand, daß die päbstischenMissionarij die wahre Astronomi, nehmich das in ⟨Preußen⟩ aufgerichtete Systema mundi5

Copernicanum den Tschinesen verhehlet, die wahre philosophi unterdrucken und dabeywegen ihrer der weltl. obrigkeit gefahrlicher Maximen in verdacht gehalten werden, undauch deswegen aus Japan vertrieben worden. Es hat auch der Tschinesische Monarchbereits den Moscovitern nicht weniger als drei Päbstlern die übung ihres Glaubens ver-stattet, also daß er den Brandenburgern und Englandern außer zweifel ein gleichmäßiges10

verwilligen würde[,] wie dann auch sonst bekand, daß er denen Jesuitern einzig alleinwegen der Europaeischen wißenschafften günstig, und er also sich der Ankunfft Mehrererfreuen würde, umb welcher ursach willen er auch den Moscovitern so wohl begegnenlaßen, wie auß der Jesuiter eigenen Relationen zu sehen.

Zu diesem Zweck nun der Missionen, et ad propagandam per scientias fidem, wäre15

nothig anstalt zu machen, daß an tugend und verstand bewehrte, mit ohngemeiner fähigkeitbegabte, mit dem geist gottes außgerüstete junge Leute nächst der gottes gelehrtheit, in derMathematic (sonderlich arte observandi astra) und Medico-Chirurgicis, als vor welchenwißenschaften ganz Orient sich neiget, gründtlich unterwiesen, und zu etwas vortrefflichesangeführet, dabenebenst auch in den erforderten Sprachen in etwas geübet würden. Zu20

welchen wohl ausgewehlten discentibus auch verschiedene und zwar an tugend und wiß-enschafft Vortreffliche Docentes erfordert würden, da dann, wo möglich, zu behuf der

1 f. zuvorthun (1) würden (2) konnen L 2 dieweil (1) die Un (2) die Pabstlichen (3) die reine (4)unsere . . . Religion der (a) ⟨ver⟩ (b) naturlichen . . . Missionarij L 5 ⟨Preußen⟩ (1) entsta (2) ⟨wieder⟩(3) ⟨ent⟩ nicht gestr. (4) aufgerichtete L 5 f. mundi erg. L 7 ihrer (1) ⟨den Monarchen⟩ (2) derweltl. obrigkeit erg. L 12 f. günstig, (1) und (2) und sich vielmehr (a) freyen w (b) freuen (3) und . . .sich vielmehr gestr. . . . freuen L 13 den (1) Jesuitern (2) Moscovitern L 15 der (1) Missionenw (2) königl. (3) Missionen (a) wäre nöthig (b) et L 17 mit . . . außgerüstete erg. L 18 (sonderlich. . . astra) erg. L 19 Orient (1) die knie beuget (2) sich L 20 Sprachen (1) geübet (2) in L21 zwar (1) vor (2) an L

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301N. soc10 VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Sprachen einige außzusuchen, so auß den Landen bürtig, oder wenigst eine zulänglichezeit alda gewesen. Uberdieß würden ungemeine inventa, instrumenta, compositiones, etarcana vel rara naturae et artis anzuschaffen seyn, sich gehorigen orths beliebt zu machenund würden dergestalt qualificirte Missionarij unter Königl. Protection, versehen mit die-sem apparatu, und instruction der Societät, in die entfernte lande sich erheben, und mit 5

gottes hülff großen Nuzen schaffen können[.]Weil auch alda mit den Reformirten die eigentlich sogenannte Evangelische außer

zweifel ohne unterscheid zugebrauchen, und deswegen aller Collision beyzeiten vor zukommen, wird auch dazu dienlich seyn, das große werck des guthen vernehmens beyderTheile, wenigst dahin vor der hand zu befördern daß ein theil bey dem andern in casu 10

necessitatis, ohne einige erfordernde retractation die heiligen Sacramenta empfangen kön-ne; und also an frembden Orthen keine zertheilte gemeine nothig sein möge. Und ist nichtzu zweifeln, daß andere Protestirende Potenzen, fursten und Städte hin und wieder beytre-ten, auch wohl in den Königl. Seminarien ihre alumnos pro missionibus unterweisen laßenwürden, zumahlen ohne dem konigl. Mt. sich vor andern in Teutschland des protestirenden 15

wesens und Corporis Evangelici annehmen.Es würde auch das Negotium Missionum mit denen Commercien sich trefflich com-

biniren laßen, zumahlen ohnedem die Scienzen, mit den Künsten und Manufacturen, undUntersuchung der Naturalien jedes Orths sehr genau verbunden; insonderheit ist vorkom-men, daß dienlich, slavonische Druckereyen anzustellen, zumahlen zu deren Schadloßhal- 20

tung eine gewiße Person, so vom Tzar dießfalls ein Privilegium in Holland auff die sla-vonische Bibeln erhalten, beyzutreten erböthig, damit viel Nuz zu schaffen, dafern durchden Königl. Ministrum beym Tzar die Manutenenz und extension des privilegii erhaltenwürde.

1 wenigst (1) alda gewesen (2) eine L 2 f. instrumenta, (1) medicamenta (2) compositiones (a)und (b) et arcana vel L 3 seyn, (1) sich bey den volckern beliebt zu machen (2) sich L4 Missionarij (1) unter Gottes (2) mit der gnade Gottes (3) unter L 5 lande (1)abgefertiget (2) sich L7 alda (1) Evangelische (2) mit L 13 andere (1) Evangel (2) Protestirende L 13 fursten undStädte erg. L 13 f. beytreten, (1) sich der (2) die ihrige (3) auch wohl erg. in L 14 promissionibus erg. L 15 dem (1) des Evangelischen (2) konigl. L 15 des (1) Ev (2) protestirenden L16 wesens (1) anzu (2) und L 16–20 Evangelici (1) anzunehmen haben (2) annehmen (a) Absatz Esist auch vorkommen, daß der Tzat einer gewißen gelehrten erg. Persohn (aa) in holland (bb) so derSlavonischen (aaa) Spr (bbb) literal-Sprach sehr kundig in Holland ein privilegium auff (aaaa) die (bbbb)den druck der Slavonischen Bibeln geben (aaaaa) ⟨ – – – ⟩ (bbbbb) so aber hernach durch gewiße intrigveneines Ministri auf andere transferiret werden sollen, nachdem aber solcher nicht mehr am leben und diePerson (b) Durch (c) Es ist auch vorkommen (d) Es . . . laßen (aa) und (aaa) mit den (bbb) neben denScienzen auch die manufacturen und nahrungs mittel, (bb) zumahlen . . . vorkommen L 21 Person

⟨Copiewiz Lithauer⟩ am Rande erg. und gestr. L 21 f. auff . . . Bibeln erg. L 22 damit (1) nichtallein (2) viel L 23 den (1) churfurstl. (2) konigl. L

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302 N. soc10VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Es würde auch das negotium missionum zugleich denen Commerciis den weg ofnen.

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303N. soc96 BEDENCKEN WIE PROPAGATIO FIDEI ZU VERANSTALTEN

soc96. BEDENCKEN, WIE BEY DER NEÜEN KONIGLICHEN SOCIETÄT DER WIS-SENSCHAFFTEN DER ALLERGNADIGSTEN INSTRUCTION GEMÄSS,PROPAGATIO FIDEI PER SCIENTIAS FORDERLICHST ZU VERANSTAL-TENNovember 1701. 5

Überlieferung:L Konzept: LH XIX Bl. 97–100. 2 Bog. 2o. 5 2/3 S. auf Bl. 98–100. Auf Bl. 97 L3 von

N. preu95 in Band IV,8 unserer Ausgabe. – Gedr.: 1. KLOPP, Werke, 10, 1877,S. 353–361. 2. HARNACK, Geschichte, 2, 1900, S. 141–145. 3. G. VAN DEN HEUVEL,Leibniz in Berlin. Ausstellung im Schloß Charlottenburg, 10. Juni bis 22. Juli 1987, 10

Berlin 1987, S. 41 f. (teilw., entspricht unten, S. 305, Z. 8 – S. 305, Z. 26, »befindet«).4. BRATHER, Leibniz und seine Akademie, 1993, S. 161–167.

Stückeinleitung

Bedencken,1 wie2 bey der Neüen Konigl[ichen] Societät der wißenschafften der allergna-digsten instruction gemäß, propagatio fidei per scientias forderlichst zu veranstalten 15

Konigl. Mt in Preußen sind in der that das Haupt der Evangelischen in Teutschland, undnehmen sich die Angelegenheiten des Corporis Evangelici hauptsächlich an.

Sie haben auch in der ihrer Neu fundirten Societät der Wißenschafften al-lergn[ä]d[ig]st ertheilten Instruction einfließen laßen, daß Sie die Ehre Gottes und wohl-fahrt der Menschen und in sonderheit propagandam per Scientias fidem dabey vornehmlich 20

intendiren[.]Der bey solcher Societät bestalte praeses, hat nun von vielen jahren hehr mit denen

italianischen und französischen Missionariis nach China briefe gewechselt, und aus sol-chen correspondenzen vor geraumer zeit seine Novissima Sinica herausgegeben, darinn erhanc curam Apostolicam denen Evangelischen eiferigst recommendiret. 25

1 Am oberen Rande links: Novemb. 17012 Am oberen Rande rechts: Berlin Novemb. 1701

16 in der that erg. L 19 daß (1) Sie propagatio (2) Sie L 20 der (1) Menschen sonderlich(2) Menschen (a) und also (b) und insonderheit pr (3) und L 20 dabey (1) hauptsächlich (2)vornehmlich L 22 hat (1) nun correspondirt (2) nun L 23 italianischen und erg. L 24 f. er (1)curam (2) hanc L

25 recommendiret: vgl. etwa in unserer Ausgabe IV,6 S. 409, Z. 1–8.

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304 N. soc96VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Zumahlen bekand daß die pontificij aus ihren Missionibus eine vermeinte NotamEcclesiae machen wollen, und denen protestirenden hierinn eine fahrläßigkeit vorzuwerf-fen, sich wiewohl ohne gnugsamen grund unterstehen.

Solche seine gedancken haben viel vornehme Leüte sonderlich der primas Regni inEngland und andere sehr Gebilliget und beherziget.5

Es ist auch endtlich erfolget, daß dieses jahr in England eine Nova Societas propa-gandae fidei unter Königl. Patent fundiret worden, welches ein Capellanus Regius so einmitglied derselbigen, obgedachten Praesidi zugeschickt, und sich dabey in seinem schrei-ben de dato 5 Aug. 1701 auff deßen Novissima Sinica bezogen.

Wobey gleichwohl mercklich daß nicht nur die anregung[,] wie aus Correspondenzen10

erhellet, von Uns nach England kommen sondern auch ein Exempel geben und die Bran-denburg. Konigliche Societät der Scienzen schohn vorm jahr fundiret worden, auch deskoniges hohen absehen gemaß diese einzige societat sowohl die objecta der beyden fran-zösischen Academien, (nehmlich die wißenschafften und Sprachen) als auch der beydenEnglischen Societaten (nehmlich die wißenschafften und die Glaubensbeforderung) in sich15

begreiffet.Ist demnach die Sach nunmehr in fermento, und als hin und wieder erschollen, daß

propagatio fidei per scientias eines der Hauptabsehen bey Fundirung dieser Neüen Königl.Societät gewesen; haben viele gelehrte, und wohlgesinnete auch theils vornehme Personen,inn und außer Landes eine sonderbare Freude darüber bezeiget, Königl. Mt so Christliche20

als zugleich großmüthige gedancken höchlich gerühmet, sich wegen des fortgangs erkun-diget[,] selbst dienliche Vorschläge gethan, auch hofnung zu nachdrücklicher Mithülffeund beystand gemachet[.]

Es kömmt dazu, daß Königl. Mt aniezo mehr als iemahls auff die Entfernte Com-mercia zu dencken ursach finden, in dem nicht allein sie mit dem Tzar dießfals in guthem25

3 gnugsamen erg. L 4 f. gedancken (1) sind von vielen vornehmen Leüten (a) ⟨ – ⟩ (b)sonderlich (aa) in England (aaa) sehr gebilliget worden, allwo (bbb) und allda von dem Primate Regni,(aaaa) Episcop⟨– ⟩ (aaaaa) Salis (bbbbb) Salisberiensi, und andern vornehmen Leuten sehr (bbbb) undEpiscop⟨– ⟩ Salisberiensi gebilliget und beherziget worden (2) haben . . . sonderlich (a) in England (aa)und (bb) als (cc) der primas Regni selbst allda (b) der . . . beherziget L 9 dato (1) . . . . (2) 5 Aug.1701 L 10–12 nur (1) die anregung, sondern auch das Exempel von uns nach England kommen, (a)und (b) in dem die (aa) konigl. (bb) Brandenburg. (2) die . . . erhellet (a) bey uns (b) ⟨v⟩ (c) von . . . Uns(aa) ⟨k⟩ (bb) ⟨seyn – ⟩ (cc) nach . . . Brandenburg. L 13 koniges (1) absehen (2) hohen L13 absehen (1) gemäß (2) gemaß . . . societat L 18 scientias (1) eines der (2) das L 19 haben (1)viele theils vornehme (2) viele L 19 auch theils vornehme erg. L 25 ursach (1) haben (2)finden L

4 Erl. zum Textapparat: Salisberiensi: Gilbert Burnet. 4 Regni: Thomas Tenison. 6 Societas:Die im Jahr 1701 gestiftete Society for the propagation of the Gospel in foreign parts. 8 f. schreiben:Edward Gees Schreiben vom 5. (16.) August 1701 (unsere Ausgabe I,20 N. 224).

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305N. soc96 BEDENCKEN WIE PROPAGATIO FIDEI ZU VERANSTALTEN

vernehmen und avantageusem bündniß stehen, sondern auch England und Holland selbstbey gegenwärtigen Conjoncturen da die Straß von Gibraltar mehr und mehr unsicher wird,einen Theil des Levantischen Commercij, durch die Königl. Lande zu führen bedacht[.]

Hat man also an seiten der von allerhochstgedachter Ihrer Mt in Berlin Neü fundirtenSocietät der Scienzen dafür gehalten, daß Zeit sey, wegen dieser materi der missionen 5

allerunterthänigst fernere anregung zu thun, und daß solches zu Seiner Mt allergnadigstemwohlgefallen gereichen würde.

Bey denen Missionibus nun, so zu denen nicht barbarischen, sondern civilisirtenvolckern gehen, ist bekand daß nächst gottes beystand, die Realen Wißenschafften dasbeste Instrument seyen, wie solches die Erfahrung an tag geleget, und wäre demnach 10

nöthig anstalt zu machen, daß an tugend und verstand bewehrte, mit ohngemeiner fahigkeitbegabte, und mit dem geist gottes ausgerüstete junge Leüte, aufgesuchet, und nächst dergottesgelehrtheit in der Mathematick (sonderlich in arte observandi astra) und Medico-chirurgicis, als vor welchen wißenschafften ganz Orient sich neiget, gründtlich unterwie-sen, und zu etwas vortrefliches angeführet, dabenebenst auch in den erforderten Sprachen 15

in etwas geübet wurden.Solche Subjecta zu wege zu bringen wären docentes nöthig, so in diesen Dingen

excelliren, theils auch was die Sprachen betrifft selbst, wo es müglich in den entferntenLanden gewesen oder gar daraus burtig. In Mathesi aber und Natura müsten die Docentesso vortreflich seyn, daß man durch unsere Leute es den Jesuitern und andern Römischen 20

Missionariis bevorthun könne. Woran nicht zu zweifeln, dieweilen diese durch ihre Sla-vische Inquisition nicht nur das verum systema Mundi (nehmlich das in Preußen entstan-dene Copernicanum) zuverhehlen, sondern auch der wahren philosophi sowohl als derreinen Lehre sich zu widersezen gezwungen werden; und Unsere Evangelische wahrheitnicht weniger der Recht erleuchteten Vernunfft, als unsere wißenschafft den observatio- 25

nibus et Experimentis sich gemäß befindet Uberdieß die Lehre der Päbstler an vielen

1 vernehmen (1) stehen, sondern auch ein solches bey dem konig in Persien zu gewarten haben; Und(2) und . . . stehen tractaten mit (a) demselben (b) Persien haben, gestr. (aa) zu geschweigen (bb)sondern L 2 f. wird erg. L 5 sey erg. L 6 fernere erg. L 7 f. würde. Absatz (1) Nun wirdman zwar die Missiones nacher Turckey, Persien und Indiennicht außer augen sezen sondern unter derhand vorberei (2) Bey L 8 nun, (1) et ad propagandam (a) per (b) per scientias fidem (2) so L8 nicht mehr gestr. L 15–17 erforderten (1) Sprachen in etwas geübet würden, wozu (2) Sprachen. . . wären L 18 excelliren, (1) theils auch (2) theils . . . betrifft L 18 in (1) frembden (2) den L19 und Natura erg. L 19 müsten (1) sie (2) die Docentes L 21 diese (1) insonderheit (2) dasverum Systema (3) durch L 22 f. Inquisition (1) das . . . (nehmlich . . . Copernicanum) erg. zuübergehen und gestr. zuverhehlen, und (2) nicht (a) ⟨nur⟩ (b) nur . . . auch L 24 Evangelische (1)lehre (2) wahrheit L 25 wißenschafft philosophi und Astronomi erg. und gestr. L 25 f. obser-vationibus et erg. L 26–S. 306.3 Uberdieß . . . selbst (1) unter einander (2) wegen . . . zerfallen (a) undsich durch (b) welches . . . kommet erg. L

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306 N. soc96VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

orthen der hohen Landesobrigkeit verdächtig, und sie deswegen aus Japan vertreiben wor-den, auch aniezo bekandter Maßen selbst wegen der Chinesischen Missionen unter einan-der zerfallen welches Uns wohl zu statten kommet.

Ferner müsten die Missionarij mit einigem apparatu ohngemeiner Inventorum, In-strumentorum, compositionum, et arcanorum vel rariorum naturae et artis versehen wer-5

den, umb sich gehörigen orths beliebt zu machen. Und wurden dergestalt qualificirteMissionarij, mit diesen subsidiis, unter Koniglicher protection, nach der von der Societäthabenden Instruction durch Gottes Hulff großen Nuzen schaffen konnen.

Wobey sonderlich zu bedencken, daß hierinn etliche wenige an tugend, und wißen-schafft vortrefliche Leüte mehr außrichten können, als ganze trouppen anderer von ge-10

meiner sorte wie die Erfahrung bezeiget. In dem zum Exempel die Jesuiter in sonderheitalle ihre progressus in China dem Riccio, dem Adam Schall, und dem Verbiest zu danckenhaben[.]

Des Königs der Preußen recommendation auch würde überaus großen Nachdruckhaben, sobald nur dieß bey denen Orientalischen Königen erschallen würde, daß die Leüte15

von demselben Konig recommendiret wären, der auß seinen Cronlanden allein der Weltden bey ihnen so hochgeschäzten Bernstein mit theilet.

Nun würden zwar die Missiones nach Turckey, Persien und Indien nicht außer augenzu sezen, sondern unter der Hand vorbereitungen auch dazu zu machen seyn, alleine vorder Hand und das nachste, auch thunlichste scheinen die Missiones durch die Moscau20

nacher China. Denn in Moscau haben Konigl. Mt und die ihrige vom Tzar alle gewogen-heit zu erwarten. In China ist ein vortreflicher die Europäer und die Scienzen LiebenderMonarch und weise Leüte. Man braucht auch biß dahin zu kommen, keine andere als dieSlavonische Sprach, und dann an der stelle, die Mantchou-Tartarische zu anfangs, alswelche in China dominiret, und ungleich leichter ist als die Chinesische selbst. So thun25

auch ihre Mt hierinn ganz etwas Neües, so niemand so wohl thun kan als sie, dieweil siedurch Moscau zu lande dahin handeln zu laßen vom Tzar die erlaubniß haben; und bekand

7 Missionarij, versehen gestr. L 7 f. protection, (1) nach denen von . . . habenden Instructi-onen durch (2) nach . . . durch L 9 zu (1) beherzigen (2) bedencken L 10 f. trouppen (1) vonandern, so (a) ihnen (b) ⟨jenen⟩ auf keine weise zu vergleichen (2) anderer . . . sorte L 11 dem (1) dieJesuiter (2) zum .–. . Jesuiter L 12 in (1) ⟨Tschina⟩ (2) China L 15 nur dieß erg. L 15 würde,(1) daß es der könig (2) daß L 21 nacher (1) ⟨Tschina⟩ (2) China L 21 alle (1) hulffe und ⟨gew⟩(2) gewogenheit L 22 In (1) ⟨Tschina⟩ (2) China L 24 dann erg. L 25 in (1) ⟨Tschina⟩ (2)China L 25 die (1) ⟨Tschinesische⟩ (2) Chinesische L 27 dahin (1) zuhandeln (2) handeln zulaßen L 27–S. 307.1 haben; (1) und wohl in Persien und (2) und (3) und . . . daß L

23 Monarch: Kaiser Kangxi. 27 erlaubniß: Der brandenburg-russische Vertrag von Königsberg(22. Juni 1697 ) sah vor, daß kurbrandenburgischen Untertanen die Reise und der Handel durch Rußlandnach Astrachan, Persien und China gestattet werden sollte (s. F. F. MARTENS [Hrsg.], Recueil des traites etconventions conclus par la Russie avec les puissances etrangeres, T. 5, St. Petersburg 1880, Nr. 181,S. 45–50, hier S. 48).

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307N. soc96 BEDENCKEN WIE PROPAGATIO FIDEI ZU VERANSTALTEN

daß zwar wohl in Turckey, Persien und Indien, niemahls aber in China, zumahl von derLandseite, Evangelische Missionarij kommen. So ist auch in China ein großes zu erlernen,und gleichsam ein tausch von wißenschafften zu treffen, mehr als bei andern Volckern, undüberdieß wurde ein uberauß vortheilhafftes Commercium von dannen anhero angestelletwerden können, wozu der alda so beliebte Barnstein selbst ein großes thun müste. 5

Es zeigen sich auch dazu diese besondere leichtigkeiten daß iezo Leüte vorhanden, soan einem dictionario Slavonico literali arbeiten, welches den Missionariis Evangelicis inMuscovien hoch nöthig. Und daß (laut eines aus China an den praesidem dieser Konigl.Societät eingelauffenen Schreibens) der Monarch daselbst ein Mantschou-Tartarisches sehrausführliches dictionarium verfertigen läßet. 10

Es hat auch der Tzar bey seiner anwesenheit in Holland einem Lithauischen Refor-mirten in Slavonico literali sehr erfahrnen Prediger ein privilegium auff den druck Sla-vonischer Bibeln und anderer bücher geben, deßen execution aber durch intriguen einesandern (so numehr cessiren) etwas behindert worden. Weil aber ein solches zumahl auffmehr libros pios Slavonicos, extendirte privilegium von einem uberauß großen Nuzen 15

seyn, und ein ansehnliches betragen würde, und gedachte Person mit der Societät sichdeswegen einzulaßen gemeinet, so köndte verhoffentlich durch Konigl. recommendationbey dem Tzar sowohl die billige Manutenenz, als anstandige Extension des privilegij zugroßem Nuzen dieser Missionen erhalten werden.

Und nachdem die Königl. Mt aniezo einen Residenten nach der Moscau gehen laßen, 20

so köndte ein HauptIngrediens von deßen instruction seyn das absehen der Königl. Societatauff alle weise bey dem Tzar und sonst zu befördern. Vielleicht köndte man auch einePerson außfinden, die forderlichst mit dem Residenten, (oder wo er nicht so lang aufzu-halten) nach ihm zu schicken, so sich anfangs bey ihm auf gewiße weise aufhielte, hernachaber von dem Tzar in die provinzien zu observiren geschickt wurde, welches aus folgender 25

Ursach verhoffentlich leicht zu erhalten.

1 in (1) Tschina (2) China L 2 in (1) Tschina (2) China L 4 ein (1) ⟨sehr⟩ vo (2) uberauß L5 der (1) Barnstein (2) alda . . . Barnstein L 5 thun (1) würde (2) müste L 6 besondere (1)Faciliteten (2) leichtigkeiten L 7 einem (1) dictionario arb (2) hoch höthigen (3) dictionario L8 daß (1) (laut auß Tschina (2) (laut . . . China L 9 Mantschou-Tartarisches (1) dictio (2) sehr L12 privilegium (1) auff (2) auff den druck L 13 und anderer bücher erg. L 13 geben, (1) sohernach durch intrigven (2) daß (3) deßen L 14 (so numehr cessiren) erg. L 14 aber (1) solches(2) ⟨ – ⟩ (3) ein privilegium auff (4) dieses (5) ein L 17 gemeinet, (1) und durch konigl. recommen-dation (2) so L 18 Tzar (1) die (2) sowohl L 19 Nuzen (1) der missionen (2) dieser Missionen L21 köndte (1) in deßen instruction hauptsachlich (2) ein L 21 von erg. L 21 instruction (1) seyn,dergleichen absehen (2) das L 23 mit (1) ihm (2) dem Residenten L

9 Schreibens: Joachim Bouvets Scheiben vom 19. September 1699 (s. unsere Ausgabe I,17 S. 492,Z. 9 f.). 11 f. Reformirten: Elias Kopiewicz.

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308 N. soc96VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Es ist nehmlich bekand daß der Tzar die Schiffarts-sachen überauß liebet, und derCompaß gleichsam vor die Seele der Seefahrt zu achten, selbiger aber von Norden etwasabweichet, und zwar an unterschiedenen orthen unterschiedlich. Worinn ein noch nichtaufgelösetes Aenigma naturae stecket, welches aber wenn es vollends entdecket, ein Suc-cedaneum der Longitudinum und eine uberauß große hulffe vor die piloten dargeben5

würde, zu welchem ende man vorlangst gewundschet, daß lineae magneticae auff der Karteoder auf dem globo terrestri gezogen werden möchten, dergestalt daß eine lini durch dieörther gienge, so eandem declinationem haben. Diese Karte hat nun ein Englander auseignen und andern diariis nauticis ganz neülichst entworffen. Weilen aber die Linien darinnnur auf der See gezogen, und aufhöhren wo das Land angehet, so wäre hochst nuzlich, und10

dieses Arcanum vollends zu entdecken dienlich[,] daß in Konigl. Mt Landen vom Rheinbiß an die Pregel, und denn ferner durch das Muscovische Reich biß nach Persien, Indienund China, die observationes Magneticae fortgesezet und damit die Linien durch denSeptentrionalischen Orient, allwo man am wenigsten von dieser Sach observationes hat,fortgezogen würden. Wozu eine Person eigentlich zu instruiren, und ist kein Zweifel, es15

wurde auff Konigl. Mt recommendation und aus eignem trieb zu allem dem[,] so dieNavigation angehet, der Tzar sich der sach als seines eignen wercks annehmen, und diesePerson uberall mit fuhren und nothdurfft versehen laßen; Wurde also dieses werck nichtweniger Königl. Mt glorios und dem Publico nuzlich, als zu dem Christlichen werck derMissionen ersprießlich seyn[.]20

Es ist auch zu vermuthen, wenn Konigl. Mt obangefuhrtermaßen auff alleruntertha-nigsten vorschlag dero Societät der scienzen gleichsam ein Seminarium junger zu denMissionen bequemer Leute auffrichten würden, daß andere Evangelische Potenzen zumahlin Teutschland damit concurriren, auch wohl alumnos dabey halten würden; welches auchzu verminderung der kosten gereichen müste.25

Und weilen Konigl. Mt beyder protestirenden Partheyen Leute ohne unterschied zubrauchen geneiget, aber gleichwohl nicht thunlich, daß in entfernten Landen die ihrige in

1 nehmlich erg. L 3 an (1) versch (2) unterschiedenen L 4 es (1) zur vo (2) vollends L5 Longitudinum (1) seyn, und (a) ⟨ – ⟩ (b) den piloten (2) und eine (3) und L 7 gezogen (1) würden(2) werden L 7 möchten, (1) vermittelst (2) dergestalt L 8 so (1) nullam (a) oder 0v vel (2)eandem L 11 Landen (1) von (a) ⟨ – ⟩ (b) Hallen (2) vom L 12 durch (1) Muscau (2) das L14 allwo (1) Sie am wenigsten bek (2) man L 15 Person (1) ⟨zu inst⟩ (2) eigentlich L 16 f. wurde(1) der Tzar (a) das (b) auff . . . recommendation (2) auff . . . recommendation (a) der Tzar (b) und . . . dem(aa) zu denen See sachen (bb) so . . . Tzar L 21 auch (1) kein zweifel (2) zu vermuthen L21–23 Mt (1) auff ⟨an⟩rathen dero (2) nach ⟨ -eben⟩ (3) auff allerunterthanigsten erg. . . . Seminarium(a) ob (b) dienlicher (c) junger zu den Missionen (aa) wohl beqvem (bb) beqvemer Leute obgedachter-maßen (4) obangefuhrtermaßen . . . Leute L 24 f. welches . . . müste erg. L 27 daß (1) alda (2) dasschisma gegen ih⟨– ⟩ (3) in L 27 Landen (1) eine zertheilte Ecclesia (2) die L

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309N. soc96 BEDENCKEN WIE PROPAGATIO FIDEI ZU VERANSTALTEN

einer zertheilten Ecclesia stehen, und das Schisma herfürblicke, deßen die Papisten sichbey den infidelibus gegen Uns sehr zu nuz machen wurden; so würde in diesem NegotioMissionum sich finden ein treflicher Cuneus auch das negotium pacificum zu treiben; daßman nehmlich mit Saxonicis selbst uberlegte, wie die sach zu faßen, damit in den entfern-ten Landen beyderseits protestirende de iisdem sacris participiren könnten. Und zu dem 5

Ende die negotiation auff den bekandten fuß, doch in arcano fortzustellen, biß wenigst inhunc casum etwas zulängliches geschloßen.

Weil aber zu einem so großen werck keine geringe kosten erfordert werden, so sindunterschiedene Vorschläge ins Mittel kommen einen gewißen fundum dazu außzufinden.Sonderlich ware thunlich daß von den successionibus der lachenden Erben etwas ad cau- 10

sam tam piam gehoben auch lege publica eingefuhret wurde, daß bey iedem vermachtnißein legatum ad pias causas sub certo modo et sub certa poena nicht vergeßen werdendurffte. Von welchen beyden Capitibus ein theil zu dem armenwesen, und das andere adnegotium propagandae fidei et missiones zu wiedmen. Man kondte auch etwas finden,entweder bey den Ecclesiis, zumahl denen so vermöglich, wie in Preußen zu einem andern 15

Zweck geschieht, oder ex gratiis, zumahl Ecclesiasticis, darunter die praebenden, so oft einpraebendarius zur possession gelanget, als welche zumahl vor alters ad res pias destinirtgewesen, oder auch wohl dabeneben durch eine freywillige samlung zumahl bey denentauffen, welcher Actus ohne deme gewiedmet das reich Christi zu vermehren[;] [Andererwege] so einem machtigen Konig nicht fehlen können, zu geschweigen, weil keine geringe 20

kosten nothig, und ein oder ander weg allein nicht zureichen durffte.Was nun in dergleichen ordinariis vel extraordinariis zu den Missionibus destiniret,

wurde die Konigliche Societät absonderlich zu berechnen, und einzig und allein zu demScopo anzuwenden nicht ermangeln, und sich dieses wercks als ihrer Haupt Sach anzu-nehmen haben, weilen die Arcana naturae et artis nicht beßer als dergestalt zur Ehre Gottes 25

und der Menschen Heil angewendet werden köndten. Der unsterblichen Glori des Fun-datoris, und des anwachses der dem Menschlichen Leben dienlichen wißenschafften, somit darauß fließet, zu geschweigen.

1 Schisma (1) daselb (2) angesicht der Papisten, und (3) herfürblicke L 2 f. würde (1) hierinnsich finden (2) in dem Negotio . . . finden (3) in .–. . finden L 4 f. entfernten (1) Landen die beyden (2)Landen L 5 protestirende (1) mit einander einerley (2) de iisdem (a) sacramentis (b) sacris L9–15 außzufinden (1) entweder bey den Ecclesijs (2) Sonderlich . . . vermöglich L 16 f. so . . .gelanget erg. L 18 samlung (1) ander wege (2) zumahl . . . vermehren erg. Anderer wege gestr.,erg. Hrsg. L 20 f. weil . . . durffte erg. L 22 dergleichen (1) fixis (2) ⟨ – ⟩ (3) ordinariis velerg. extraordinariis L 26 Heil (1) (der unsterblichen Glori des fundatoris zu geschweigen (2)angewendet L 28–S. 310.1 geschweigen. Absatz (1) Schließlich hat (2) Und (a) hatten demnach (aa)⟨ – ⟩ (bb) schlußlichen königl. Mt (b) stunde . . . anheim L

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310 N. soc96VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Und stunde demnach schlußlichen Konigl. Mt anheim in gnaden zu resolviren, wie zudem Nöthigen Fundo anstalt auszufinden, und die Mensurae Irenicae hierbey zu nehmenauch wie etwa dero nacher Moscau destinirte Resident, und andere dießfals forderlichst zuinstruiren.

2 und . . . Irenicae (1) dießfals (2) hierbey zu nehmen erg. L 3 dero (1) Resident (2) nacher L

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311N. soc13 PROMEMORIA BETR. EVANGELISCHE MISSION UND REUNION

soc13. PROMEMORIA BETR. EVANGELISCHE MISSION UND REUNION[November 1701.]

Überlieferung:L Konzept: BERLIN Archiv der BBAW Nachlaß G. W. Leibniz Nr. 1 Bl. 69–70. 1 Bog.

4o. Mit Resten eines Sigels. Am oberen Rande von Bl. 69r alte Stückzählung der 5

Sozietät.

Stückeinleitung.

Nachdem Königl[iche] Majestät zu Preüßen die fortsezung des Negotij Irenici zu verlan-gen allergnadigst bezeiget; so ist vorkommen, daß in dem bey deroselben bereits auf dastapet und in deliberation brachten consilio Missionum Evangelicarum ad remotas gentes, 10

sonderlich durch Moscau nacher China ein treflicher cuneus sich finden würde, auch remjrenicam zu treiben. In dem allerhochstgedachter Ihre königl. Majestät dero neu fundirteSocietät der wißenschafften dahin allergnadigst instruiret, daß vermittelst derselben mitgottes beystand, unter koniglicher protection propagatio fidei per Scientias veranstaltetwerden möchte[.] 15

Denn weilen Konigliche Majestät Ihre protestirende geistliche und Unterthanen, ohneunterscheid der beyden partheyen in fernen landen zu den Missionibus zu brauchen ge-sonnen, aber keines weges billigen würde, daß selbige aldorten in spaltung gehen, und einegetheilte kirche machen solten; welches den feinden der Evangelischen wahrheit ein an-genehmes Spectaculum geben, und den fortgang des heilsamen vorhabens verhindern wür- 20

de; so hätten Konigl. Majestät nach resolvirten Missionen hohe Ursach auff mittel undwege zu dencken, wie man sich dahin praeliminariter vergleichen möchte, daß wenigst incasu necessitatis, und in den entfernten landen, beyde theile von einerley Sacris partici-piren und gleich wie die Reformirten den Evangelischen augsburgischer Confession ein

8 Irenici (1) allerg (2) zu L 9 daß (1) ein treflicher cuneus dazu seyn wurde, das (2) in L9 bereits (1) in delibe (2) auf L 12 dero (1) Societät (2) neu L 13 Societät so fort gestr. L13 der wißenschafften erg. L 13 f. derselben (1) unter gottes sch (2) unter (3) mit . . . protectionerg. L 16 Majestät (1) ohne Unterscheid protestiren (2) Ihre L 19 solten; (1) so wäre zu uberlegenw (2) welches auch gestr. (a) zu (b) den (aa) adversariis (bb) feinden . . . wahrheit L 20 vorhabens(1) sehr (2) verhindern L 21 Missionen (1) große (2) hohe L 22 sich (1) da (2) wenigst gestr.dahin L 22 praeliminariter erg. L 22 vergleichen (1) könne (2) möchte L 23–S. 312.4 par-ticipiren (1) köndten; (a) und gleich . . . zulaßen (aa) diese (aaa) ein gleiches den (bbb) ein solches denihrigen (bb) diese . . . Reformirten verstatten. Absatz (aaa) Damit (bbb) Damit (b) wobey (aa) unmaßgeb-lich (aaa) die (bbb) der Englischen (bb) man soviel thunlich (aaa) ⟨ – ⟩ (bbb) mit der Englischen kirchconformiren (3) und . . . verstatten (a) ⟨kon⟩ (b) köndten (aa) Es köndte (bb) wobey (aaa) nicht ⟨undien-lich⟩ seyn wurde, so (bbb) ⟨man⟩ sich soviel thunlich (aaaa) respectu (bbbb) bey . . . kirche conformirenköndte (ccc) rathsam . . . conformiren Absatz Damit L

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312 N. soc13VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

solches bey ihnen zulaßen, diese es den ihrigen erlauben, und ein gleiches den Reformirtenverstatten köndten wobey rathsam sich soviel thunlich, bey der kirchen disciplin undagendis mit der Englischen kirche zu conformiren[.]

Damit aber die Evangelischen Augsburgischen theils, zumahl Saxonici (mit dereneinigen der vornehmsten hievon in geheim zu handeln,) den ernst sehen und das Missi-5

onswerck, vor keine simulation oder praetext halten mögen; so wäre nöthig das forderlichstmit den Missionibus deswegen ein wurcklicher Schritt offentlich gethan und etwas vonKonigl. Majestät wegen verordnet und publiciret, auch ein fundus dazu wenigst zum theilausgefunden würde.

((Zu solchem fundo sind zwey mittel in vorschlag kommen; Erstlich daß bey denen10

Tauffen, da man ohnedem die vermehrung des Reiches Christi besorget, ein kleines opferhierzu mit angewendet würde, damit solches reich ferner außgebreitet, und auch die nochunglaubigen zur heiligen tauffe befordert werden mogen[.] Und köndte demnach von den[gevattern] auch wohl da es thunlich von andern ein kleines nach iedes gelegenheit hiezugesteüert werden. Und weil man ohngefehr die proportion der kirchen und deren tauflinge15

weiß, köndte etwas von ihnen überhaupt erhoben, und bey ihnen wieder einzeln einbrachtwerden[.]

Das andere Mittel wäre, daß konigl. Majestät von denen gratiis Ecclesiasticis eingewißes hiezu zu wiedmen allergn[a]d[ig]st geruhen mochten. Es wären auch beyde mittelzu conjungiren, weilen das werck wichtig, und keine geringen kosten erfordern dürffte.20

Und würde bey der konigl. Societät, wegen des gebrauchs der einlauffenden Gelder adusum Missionum Sacrarum eine eigne richtige rechnung gefuhret, und diese cassa mitandern ein und ausgaben nicht vermischet werden[.]))

Sobald nun Konigl. Majestat etwas dergleichen allergndst publiciret, wäre die gehei-me negotiation mit einigen Theologicis selectis Augustanae Confessionis zumahl saxonicis25

fortzustellen und dadurch wils gott auch zu diesem großen werck ein rechter grund zulegen[.]

4 f. mit (1) welchen (2) deren einigen (a) hievon in (b) der . . . in L 5 sehen (1) und (a) ⟨ – ⟩ (b)die Missiones (2) und L 6 mögen erg. L 6 wäre (1) von solchen anzufangen (2) forder (3)nöthig L 7 mit den Missionibus erg. L 7 gethan (1) würde (2) und L 8 Majestät (1) wegenpubliciret (2) deswegen (3) wegen . . . publiciret L 10 fundo (1) geben sich (2) sind L 10 kommen(1) welche beyde zusammen zu nehmen, in dem das werck wichtig und keine geringe (a) auß (b) kostenerfordern wird Erstlich daß (aa) die (bb) bey denen Tauffen die gevattern (aaa) ⟨im⟩ ger (bbb) etwas (aaaa)nach ⟨adven – ⟩ (bbbb) nach gelegenheit ihres standes zu dies (bbb) ein kleines opfer (2) Erstlich L11 man (1) die (2) ohnedem die L 14 gevatterrn L ändert Hrsg. 14 wohl (1) nach gelegenheit (2)da es thunlich (a) ieder ein (b) von L 15 ohngefehr (1) weiß (2) die L 15 f. kirchen (1) weiß (2)und . . . weiß L 20 und (1) große (2) keine L 24 dergleichen (1) pu (2) allergndst L

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313N. soc27 PROMEMORIUM BETR. FEUERVERSICHERUNG

soc27. PROMEMORIUM BETR. FEUERVERSICHERUNG[1701 bis 1705.]

Überlieferung:L1 Konzept: BERLIN Archiv der BBAW Bestand PAW (1700–1811) I-I–2 Bl. 26. 2o. 2 S.L2 Reinschrift: BERLIN Archiv der BBAW Bestand PAW (1700–1811) I-I–2 Bl. 27–28. 2o. 5

2 1/2 S.Weitere Drucke:

Stückeinleitung.

Es ist bekand daß viel Menschen durch Feüerschäden in unglück und Elend gesezetwerden. Woraus denn folget daß man auß Christlicher Liebe schuldig auff Rettung zu 10

gedencken, und sonderlich die hohe Obrigkeit, so für alle wachet, sich deßen anzunehmenhabe; wie von Königlicher Mt zu Preüßen höchstloblichst und Christfürstlich geschicht.

Hier ist nun auff zweyerley zu sehen, nehmlich wie der Schade einiger maßen so wohlverhütet als ersezet werden möge.

Die Verhütung des Schadens geschicht durch eine guthe Feüerordnung, auch dazu 15

behörige Leüte und Instrumenten, welche letzern aber bishehr in Teütschland an den meis-ten orthen schlecht bestellet gewesen, und numehr viel beßer außgefunden. Immaßen vonder Sozietät der Wissenschafften dießfals vorschläge geschehen, und von KöniglicherMayt ehemahlen in gnaden approbiret worden.

Die Ersetzung des Schadens, so nicht allerdings zu verhüten, ist bißher geschehen 20

durch Allmosen und Collecten; an desen statt eine Feüer Cassa in vorschlag kommen, nachdem Exempel einiger Compagnien, so sich in gewißen großen Städten zusammen gethan,welches man in den Königlichen Landen auch auf das glatte land extendiren, und invorschlag bringen wollen, daß von iedem Hauß, in Städten, Flecken, und dörffern, oder wodie sonst belegen, jährlich nach deßen Anschlag ein gewißes gesteüert, und die Schäden 25

davon aus ge⟨mei⟩ner Cassa, so weit es verglichen, ersezet würden.Ob nun die Sach auff solche Weise, wie sie in vorschlag kommen, in allen stücken

thunlich oder nicht, unternimt man sich nicht zu decidiren; Solte aber gleichwohl ohn-maßgeblich dafür halten, daß wegen einen oder andern etwa unterlauffenden Mißschlags,so bey einer neüen Sach schwehrlich zu verhüten, das ganze Werck nicht eben so fort zu 30

verwerffen, sondern per gradus zu verfahren, und mit dem gradu da der Nuz am schein-barsten, anzufangen.

17 außgefunden: Nämlich Feuerschlangenspritzen (vgl. Band 8, N. soc92 »Und Unß denn von Un-serer Neufundirten« bis »im wercke selbsten befunden worden«). 18 vorschläge: IV,8 N. soc34,Absatz 3. 19 approbiret: vgl. das von Leibniz zumindest entworfene Privilegium pro SocietateScientiarum wegen der feuer Spruzen vom 25. Juni 1700 (IV,8 N. soc92).

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314 N. soc27VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Nun scheinet daß die Sach wenigstens in Städten thunlich, und alda am meistennöthig und nüzlich. Zumahlen alda die Haüser näher beysammen, mithin der Schadengrößer, hingegen es auch durch guthe anstalt alda ehe zu verhüten. daher auch die meistenLeüte, so von der Sach sprechen, solche mehr bey den Städten zu approbiren geneigtbefunden werden.5

Es möchte aber gegen dieses ganze Werck auch bey den Städten selbst, von einigenopponiret werden (1°) bey den oberwehnten Compagnien sey es ein voluntarium hier wolleman ein necessarium daraus machen. Allein es dienet zur antwort, saepe qvod est volun-tatis id per autoritatem publicam fieri necessitatis, qvia interest rei publicae ut singulisconsulatur, ist also gnug, wenn die Sach guth und zu gemeiner wohlfart gereichet, zumahl10

da sie beßer ex publico als von privat-compagnien, und a toto als per partes zu bestreiten.Es müßen die Menschen gar offt zu ihrem eignen besten durch guthe ordnungen von derObrigkeit angehalten werden. Immaßen auch iederman aus Christlicher Liebe dafür haltensoll, daß sein guth soviel die wohlfart des Nechsten betrifft, ein gemein guth sey, und istalso eines dem andern zu hülff zu kommen schuldig nicht allein zur ersezung sondern auch15

zur verhütung des Schadens, welches nicht beßer als vom publico geschehen kan, in demdie Machinae und anstalten, so für 1000 haüser zureichen, auch für 100 nöthig seynwürden, denen aber die kosten schwehrer fallen müsten.

Eine mehr erhebliche Objection ist (2do) diese, daß die collecten auch von den Con-ductoribus der Haüser, ja auch außer Landes gesuchet worden. Aniezo aber der onus allein20

auf die proprietarios fallen würde. darauf solte vielleicht zur antwort dienen, daß nichtohnbillig seyn dürffte, ein theil der Last von den Proprietariis auff die Conductores zulegen, denn ob gleich hauptsächlich hierdurch Res immobilis ihrem Herrn dem Proprie-tario salviret wird, so genießet doch der Conductor des Hauses auch saltem tempore con-tractus, und bezahlet also auch billig etwas pro tempore seines genußes. Zumahlen da25

durch die guthe anstalt auch seine mobilia illata gesichert machen. Viel auch im fall derFeüerschaden nicht verhütet werden kan, nicht alles sondern nur ein theil des Schadensersezet wird, so sind die collecten zumahl außer Landes dem beschädigten unbenommen.

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315N. soc41 INSINUANDA BEY KÖNIGLICHER MAJESTÄT IN PREUSSEN

soc41. INSINUANDA BEY KÖNIGLICHER MAJESTÄT IN PREUSSEN[1701.]

Überlieferung:D Erstdruck nach nicht gefundener Vorlage: KAPP, Sammlung, 1745, S. 441–442. Über-

schrift: Insinuanda bey Königlicher Majestät in Preussen, das Negotium Irenicum, 5

Missionum und Societatis Regiae Scientiarum betreffend.

Stückeinleitung.

1.

Retroacta zu recensiren:Der erste Vorschlag, Commissic, Schrifft, Gegenschrifft, deren Approbation. 10

Necessitas arcani propter Pontificios et Gallos, damit Pontificii darüber nicht in Ia-lousie gesetzet werden.

2. Fortzusetzen, so wohl in essentialibus, als disciplinaribus, essentialibus, rationecoenae, verba Confessionis Thoruniensis, Confessionis Gallicae et Belgicae, damit susc-picio nudae figurae removiret werde, so den Socinianis Thür und Thor öffnet. 15

Ratione praedestionationes, Gratia universalis, auch wohl particularis selbst, mit rech-tem Verstande und also, daß electio divina nicht ex nudo jure Dei in creaturas et summapotestate quasi tyrannica, sondern sapientia et justitia, licet modo nobis arcano, zu deri-viren.

In disciplinaribus. Hierarchiae Anglicae, so viel immer dienlich, zu folgen, dazu an 20

Seiten Chur-Braunschweig gern zu concurriren.Die übrige Fortsetzung, von Seiten der Evangelischen, bey dem Chur- und Sächsi-

schen Hause, auch den nordischen Cronen.Ob Seiten der Reformirten, sonderlich beym König in Engelland und dessen Clero.Geheime Verschickungen solcher Leute, so nicht suspect, doch gründlich von der 25

Materie informiret:Herr Benzelius in Schweden, Herr Gersdorff und Herr Carpzov inzu Dreßden, Herr

Looß zu Weißenfels, Herr Bachov zu Gotha, Herr Probst Müller bey dem hause Sachsen.Occasio egregia a missionibus.Schrifft, so von diesem Negotio aufgesetzt. 30

Wegen der übrigen Geschäffte. Calender mehr zu variiren, nicht zu sec.

29 Occasio . . . missionibus: vgl. oben, S. 308, Z. 26 – S. 309, Z. 7.

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316 N. soc41VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Feuer-Spritzen beym Commissariat pro Mechanicis.Bücher-Zoll durch Herrn von Ilgen, pro diario eruditorum et literis humanioribus.Herrn Neukirchs Vorschläge pro rebus Germanicis mit Herrn Grauens Gedancken.Herrn Jablonski mein Commerce mit dem Hrn. Bischoff von Meaux zu communici-

ren.5

Bey dem Apothecer Zorn und sonst wegen der vermeynten Projection etc. etc.

2 Bücher-Zoll: vgl. unten, S. 322, Z. 7 – S. 322, Z. 15. 3 Gedancken: vgl. Christian GottliebGraus »Einige unmaßgebliche Überlegungs-Stücke« vom 3. August 1700 (unsere Ausgabe I,18 N. 454)und Leibniz’ Gutachten vom 4. August (ebd., N. 456). 4 Meaux: Jacques-Benigne Bossuet.6 Projection: Johann Friedrich Böttger hatte bei dem Apotheker Friedrich Zorn in Anwesenheit mehrererweiterer Personen angeblich Silber in Gold verwandelt. Leibniz schrieb am 8. November 1701 an Sophie(I,20 N. 46), er wolle die Augenzeugen darüber befragen, und berichtete am 3. Dezember, er habe »parleamplement et distinctement avec l’Apotiquaire« (I,20 S. 92, Z. 16 f.).

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317N. ber81 IN BERLIN ZU ERLEDIGENDE GESCHÄFTE

ber81. IN BERLIN ZU ERLEDIGENDE GESCHÄFTE[Oktober 1701 bis 1702 (?).]

Überlieferung:L Aufzeichnung: BERLIN Archiv der BBAW Nachlaß G. W. Leibniz Nr. 1 Bl. 81. Strei-

fen, ca. 16,5 × 5,5 cm. 2/3 S. Bl. 81v leer. 5

Stückeinleitung.

Vor die koniginNot. mist. 9 Am. holländ.Brief aus China[.]

Societ[ät] 10

Bücher privileg[.]⟨8 Prinz⟩ von Düßburg, Holland, ⟨Broiß⟩[.]Anstalt zu einem journal[.]H. Hofmann obs[ervationes]. Von H. Jakewiz die sach etwa zu projectiren, wie es

dem könig vorzustellen[.] 15

Diplomata wem geschickt[.]Das mir gegebene Versprechen 300 thl.Ms. Lucretij wird erwartet[.]Von M. Cuneau des invalides[.]Von H. Reiher bey ⟨dem⟩ H. OberCammerherrn. Deßen Heiducke. 20

9 China ⟨ – – – Hr. v. Beßer Hr. Falz⟩ gestr. L 20 Reiher (1) wegen des nicht gestr. (2) bey⟨dem⟩ L

9 Brief: Gemeint sein dürfte Joachim Bouvets Schreiben an Leibniz vom 19. September 1699 (un-sere Ausgabe I,17 N. 296). 11 privileg: vgl. unten, S. 322, Z. 7 – S. 322, Z. 15. 14 obs[ervationes]:Gemeint sind wahrscheinlich Friedrich Hoffmanns medizinisch-metereologischen Beobachtungen, die alsUnternehmen der Sozietät auf alle Provinzen Brandenburg-Preußens ausgedeht werden sollten (vgl. unsereN. soc119, N. soc80 und N. preu34). Der König stimmte dem Vorhaben noch im Oktober 1701 zu.14 Jakewiz: Friedrich Jägwitz. 17 Versprechen: Leibniz war ein jährliches Gehalt von 600 Reichs-talern zugesagt worden (s. IV,8 N. soc101). 18 Lucretij: Ein Übersetzung von A. Marchetti u. d. Tit.Di Lucrezio Caro, della natura delle cose (HANNOVER NLB Ms IV 311). Leibniz ließ diese Handschrift fürSophie Charlotte auf einer Auktion 1701 in Holland erwerben (vgl. I,20 S. 53, Z. 18). Erhalten hatte er sieoffenbar Ende 1702 über Koch, der sich zu dieser Zeit in Holland aufgehalten hatte. Am 30. Mai 1702schrieb Leibniz an Johann Caspar von Bothmer, die Königin sei »impatiente de l’avoir« (I,21).

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318 N. ber81VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Commerce de Perse[.]De Groot hatte Dictionarium Slavonicum[.]Ein gedrucktes Slavonico-russicum p[erge].In der Bibliothec nachsehen nach den Tractatibus reciprocis mit Pohlen.Methodus Apodemica Zwingeri, item Frölichij Bibliotheca Viatoria[.]5

Vom Laboranten Sievert schrifftl[iche] relation[.]

Bey der koniginDaß das buch von Hohenzollern nicht alzu rathsam zu ediren[.]

1 Commerce: Gemeint ist wohl der geplante Austausch von Seide und Bernstein. 5 Bibliotheca:D. FRÖLICH, Bibliotheca, seu Cynosura peregrinantium, hoc est, viatorium, 2 Bde., 1643–1644.

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319N. soc42 ERZÄHLUNG VON DER ABSICHT

soc42. ERZÄHLUNG VON DER ABSICHT DER PREUSSISCHEN SOCIETÄT DERWISSENSCHAFFTEN[Anfang 1702.]

Überlieferung:D: Erstdruck: KAPP, Sammlung, 1745, S. 442–448. 5

Weitere Drucke: 1. GUHRAUER, Deutsche Schriften, 2, 1840, S. 284–289. 2. FOUCHER DE

CAREIL, Oeuvres, 7, 1875, S. 628–630 (mit französischer Übersetzung). 3. KLOPP, Werke,10, 1877, S. 366–371. 4. LEIBNIZ, Deutsche Schriften, Bd. 1: Muttersprache und völkischeGesinnung, hrsg. von Walther Schmied-Kowarzik, Leipzig 1916, S. 70–71 (teilweise). 5.HARNACK, Geschichte, 2, 1900, S. 148–150. 6. BRATHER, Leibniz und seine Akademie, 10

1993, S. 138–142 (nach KAPP).

Stückeinleitung

Erzählung von der Absicht der Preußischen Societät der Wissenschafften, was sie bishergeleistet, und wodurch sie gehindert worden, ingleichen einige Vorschläge, was vor ein

fundus ausser dem Calender-Wesen ihr zu Statten kommen können, wobey nebst den piis 15

caussis, und was aus allerhand Gnaden-Concessionen fallen könnte, ein aufzurichtendesBücher-Commissariat, Receptur-Büchlein, Richtigkeit von Maaß und Gewicht, in Betrach-

tung kommen.

Es haben Königl. Majest. zu Preussen Dero Societät der Wissenschaften bereits im Jahr1700 fundiret, und so wohl in dem diplomate fundationis als in der allergnädigsten In- 20

struction Dero höchst erleuchtetes Absehen dabey zu Tage geleget, daß nehmlich nichtallein die Fortpflantzung und Vermehrung der Wissenschaften, sondern auch, vermittelstderselben die Beförderung der Ehre Gottes und des gemeinen Bestens gesuchet werdensollte, als insonderheit durch Verbesserung der Unterweisung, durch bessere Ausübung derTeutschen Haupt-Sprache und Historie, durch neue Erfindungen in der Natur und Kunst, 25

durch Bemerckungen der natürlichen Dinge, und unter andern des Laufs der Sterne, nichtohne einig Absehen dermahleins durch diese Mittel bey entlegenen annoch in Finsternißsitzenden Völckern denen Evangelischen Predigern den Eingang zu verschaffen, gleichwie die Weisen durch den Stern zu Christo geführet worden. Zu solchem Ende sind einigeGliedmassen in und ausserhalb den Königl. Landen zusammen getreten, man hat Astro- 30

nomische Observationes angestellet, so viel vor Ausbauung des Observatorii füglich ge-schehen können, man hat neue Rechnungs- und Meßkünste angewiesen, dadurch schwehreund nützliche Aufgaben aufzulösen. Es ist ein neuer Phosphorus von einem Gliedmaß

30 Gliedmassen: 33 Gliedmaß: Johann Bernoulli der Societät erfunden worden, so in einemverschlossenen Glaß durch bloße Bewegung allezeit leuchtet, und die vermeynten Lucernas immortales derAlten dargeben kan, auch sind andere schöne Experimenta gewiesen worden. Man hat auch besonderemachinas 33 machinas:

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320 N. soc42VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

ausgedacht, dadurch Dinge von Nutzen und Wichtigkeit auszurichten, man hat einigeuralte Zeichen der Chineser erläutert, so sie nun von 2000 Jahren her selbst nicht mehrverstehen, und die doch einen neuen Mathematischen Schlüssel in sich halten. Man hat indem Alterthum der Teutschen-Sprache nicht wenig entdecket, das Celtische mit dem Teut-schen zusammen gehalten, alte Teutsche Manuscripta nützlich angewendet, auch monu-5

menta der Teutschen Historie ans Licht bracht, und hoffet, dermahleins zu einem recht-schaffenen Teutschen Wörter-Schatz gelangen zu können, sonderlich da durch hohe Hülffedie Kunst- und andere besondere Wörther, so bey verschiedenen Sorten der Menschen inGebrauch, zusammen zu bringen seyn möchten, so den Sprachen und Künsten zugleich zurBeförderung gereichen würde. Es würde auch verhoffentlich Königl. Majest. bereits einen10

oder mehr Observatores durch Moscau in die große Tartarey und bis nacher China habengehen lassen, in den fast noch unberührten Ländern gantz neue Dinge zu entdecken, undzugleich Missiones Evangelicas zu veranlassen, wenn nicht der Nordische Krieg darzwi-schen kommen. Und jetzo ist man begriffen, die Sache also zu fassen, daß jährlich einigeMiscellanea, durch Veranlassung der Societät, herfür kommen mögen.15

Weilen aber der Fundus der Societät bißher einig und allein in dem Calender-Wesenbestanden, welcher nicht weit reichen, und so gar die Nothdurft selbst nicht einst anBüchern und Instrumentis Observatorii bestreiten kan, geschweige daß man zu dienlichenmachinis und gar zu einem Laboratorio gelangen können, so hat man sich und andere mitder blossen gegebenen Hoffnung abspeisen müssen, welches aber sich nicht länger schi-20

cken will, sondern es erfodert so wohl die glori des Königes, als der gute Nahmen derKönigl. Societät, daß etwas rechtes, so der Unternehmung werth, dermahleins geleistetwerden möge. Man hat nicht Mangel an Materie. Es sind Astronomische Observationesvon vielen Jahren vorhanden bey dem Observatore der Societät, deren Publicirung vongroßem Nutzen seyn würde, aber ohne Kosten nicht zu bestreiten, da hingegen der Abgang25

nicht jedermans Werck. Man hat machinas astronomicas in Vorschlag, womit alles, wasdießfalls in China und Europa geschehen, nicht zu vergleichen. Andere Mechanische Er-

2 erläutert: vgl. Joachim Bouvet Brief an Charles Le Gobien (unsere Ausgabe, I,20 N. 329), dendieser am 10. November 1701 an Leibniz weitergeleitet hatte (unsere Ausgabe, I,20 N. 328). 16 f. Ca-lender-Wesen: vgl. das Kalender-Patent vom (10. Mai 1700). 24 Observatore: Gottfried Kirch.26 astronomicas: In einem undatierten Briefkonzept (LH XIX Bl. 218; gedr. in: BODEMANN, Leibniz-Handschriften, 1895, S. 224 f.) berichtet Leibniz von einer astronomische Maschine, die er entworfen habeund die besser sei als diejenige, die Ludwig XIV. dem chinesischen Kaiser Kangxi gesandt habe. Gemeintist hiermit eine Planetenmaschine Ole Christensen Rømers (vgl. unsere Ausgabe I,14 S. 832, Z. 18–20;III,3 S. 627, Z. 1 und III,6 S. 448, Z. 2 f.).

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321N. soc42 ERZÄHLUNG VON DER ABSICHT

findungen von nicht geringer Wichtigkeit zu Kriegs- und Friedens-Zeiten anjetzo zu ge-schweigen. Weilen auch bey dem Corpore Evangelicorum zu Regenspurg das Werck derverbesserten Jahr-Rechnung nicht gantz zu Ende bracht worden, sondern noch ein undanders unausgemacht geblieben, so hat man sich deßwegen mit vortrefflichen Astronomisvernommen, und wäre im Stande, Sr. Majest. mit einem allerunterthänigsten Bedencken an 5

Hand zu gehen, damit durch Dero allerhöchste Autorität (zumahl kein anderer Evangeli-scher Potentat in Europa mit einem solchen Collegio irgend versehen) das Werck zuergäntzen, und zwar vor künftigen Friedenschluß zu Ende gebracht, und bey demselbenauch in den Punct die Evangelische Freyheit unter Römischer Herrschaft zu den Zeiten, woman dem Gregorianischen nicht blindlings, sondern dem Schluß des corporis Evangelici 10

folgen würde, gesichert werden möge. Nun haben Se. Königl. Majest. sich allergnädigsterbothen gehabt, so wohl zu Vermehrung des fundi, als auf andere Weise bey Gelegen-heiten hülfreich zu erscheinen. Es ist von einigen Gratien, Präbenden, Straf-Gefällen undandern dergleichen Zufälligkeiten gesprochen worden, der Societät zum besten anzuwen-den. Weilen aber niemand hierinn vor die Societät füglich wachen können, ist Königl. 15

Majest. allergnädigstes Absehen dießfalls ohne Würcklichkeit blieben. Gleichwohl wennetwas ist, so ad pias causas zu rechnen, ist es dieses Werck, welches nicht nur die Studienund Nahrungen, sondern auch vermittelst derselben die Erkäntniß der Wunder des Schöp-fers, mithin die Tugend und Gottes-Furcht, befördern, daher bey dem, so zu milden Sachenverwendet wird, dieß Werck auch billig in Betrachtung zu ziehen wäre. Und weilen junge 20

Leute bey der Societät in Mathesi und Natur-Kunde, Mechanicis, Astronomicis, auchsonderlich zum Absehen der künftigen Evangelischen Missionen an zu ziehen, so könntedenselben vermittels Stipendien und Communitäten nach Gelegenheit unter die Arme ge-griffen, und hernach denen, so es verdienen, zu Beförderungen geholffen werden. Undwerden verhoffentlich Se. Majest. in Gnaden geruhen, einige Verordnungen zu thun, daß 25

so wohl bey den gratiis casualibus, als piis causis, stipendiis und promotionibus des ge-meinnützigen Absehens der Societät nicht vergessen werde.

2 Corpore: vgl. das Conclusum des Corpus evangelicorum vom 23. September (3. Oktober) 1699und dasjenige vom 10. (20.) Januar 1700; gedr. in: E. CHR. W. V. SCHAUROTH, Vollständige Sammlungaller conclusorum, Schreiben und anderer übrigen Verhandlungen des . . . corporis evangelicorum, T. 1,Regenspurg 1751, S. 183 f. bzw. S. 194 f. 5 Bedencken: Gedacht ist wohl an Instruktionen für dieGesandtschaft Brandenburgs beim Reichstag; vgl. Band 8 N. soc56 unter Punkt 50; Leibniz’ Schreiben anDaniel Ernst Jablonski vom 26. März (I,18 S. 482, Z. 16–18) sowie Christoph Schraders Schreiben anLeibniz vom 8. April 1700 (I,18 S. 560, Z. 7–10); vgl. auch die Schrift vom 9. November 1701 mit demTitel »Einige Puncta, so bey koniglicher Majestat von wegen der Societät der Wißenschafften allerunter-thänigst vorzutragen« (BERLIN Archiv der BBAW Bestand PAW (1700–1811) I-I–2 Bl. 44–45, hier Bl. 44v.12 erbothen: vgl. in der »General-Instrvction« den Absatz von »Wir wollen auch ferner und förderlichst«bis »nöhtige bestritten werden könne«.

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322 N. soc42VI. BIBLIOTHEK, LITERATUR, SOZIETÄT, BILDUNG

Weilen aber gleichwohl auch ein gewisser Zuwachs des fundi nöthig, darauf manStaat machen könne, so ist ein- und anders in Vorschlag kommen, und zwar so dürfftensich vielleicht 1) annoch Objecta finden, daraus etwas ohne des publici Beschwehrung undSchaden zu heben. Es könnte auch 2) die Veranstaltung einiger gemeinnützigen Dinge,daraus zugleich ein besonder Nutz zu ziehen, der Societät aufgetragen, auch endlich 3)5

gewisse unbedenckliche privilegia gegönnet werden, zumahl da etwas neues und nützli-ches dadurch eingeführet werden könnte. Alles dreyes würde concurriren in dem bereitseinsmahls vorbrachten, und nicht übel angesehenen Vorschlag des Bücher-Commissariats.Denn da anjetzo die Welt mit so viel Schriften überhäuffet wird, also der Handel nichtmehr so favorabel, da zumahl fast wenig in den Königl. Landen verlegt wird, hingegen viel10

untäugliches Zeug eingeführet wird, so wäre dadurch auf eine Remedirung zu gedencken,die Einführung frembden Drucks etwas zu beschwehren, den Einheimischen zu befördern,der Societät so wohl die Aufsicht und Censur, als gewisse privilegia impressoria zu ver-statten, diejenigen, so andern gegeben werden, mit selbiger vorher communiciren zu las-sen, und von solcher Anstalt aus obigen etwas der Societät zu gönnen.15

Es ist auch in Vorschlag kommen einige Receptur-Büchlein mit den Calendern zucombiniren, und solche an selbige hefften lassen, und um ein leidliches durch die Obrig-keiten und Beamte an die Unterthanen jährlich distribuiren zu lassen, in welche hernachdie Obrigkeitliche Einnehmer, wie die Nahmen haben mögen, an statt Quittungen, was sieempfangen, jedes mahl zu schreiben hätten, welches männiglich zu mehrer Bequemlichkeit20

und Richtigkeit gereichen würde.Und weiln an Richtigkeit von Maaß und Gewicht dem gemeinem Wesen nicht wenig

gelegen, und viele Leute durch deren Mißbrauch vervortheilet werden, so könnte, nachdem Exempel einiger Königreiche und Lande, in den Königlichen dießfalls eine Gleich-förmigkeit, etwa die Maaß nach dem Rheinländischen Fuß durchgehends eingeführet, die25

Abtheilung zu grosser Bequemlichkeit, Nutz des publici und Aufhebung der Brüche inDecimal-Zahlen gemacht, die hin und wieder in locis publicis und privatis befindlicheGewichte und Maße darnach gerichtet, und etwas aus dieser nützlichen Anstalt abgeworf-fen werden.

Es ist auch von mir vorlängst der Punct einer Assecurations-Cassa angebracht wor-30

den, dabey nicht allein auf die Einsammlung der Gelder in der Feuer-Casse, sondern auchauf eine gute Feuer-Ordnung und Einführung nützlicher Instrumenta, sonderlich der Feuer-Spritzen, die Gedancken gangen, und Königl. Majest. solche Anstalt der Societät derWissenschafften bereits aufgetragen. Nachdem man nun itzo die Feuer-Casse im Werck

8 vorbrachten: vgl. Leibniz’ Entwurf eines entsprechenden Edikts vom Sommer 1700, den er um denNovember 1701 überarbeitete (Band IV,8). 34 aufgetragen: vgl. das Privilegium pro SocietateScientiarum wegen der feuer Spruzen vom 25. Juni 1700 (Band 8 N. soc92).

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323N. soc42 ERZÄHLUNG VON DER ABSICHT

begriffen, so dürffte es an dem seyn, daß Königl. Majest. Verordnung die Societät betref-fend, exequiret, zu Aufrichtung dieses gemein-nützigen Werckes mit der Societät com-municiret, und deren Aufnahme dabey befördert würde.

Nachdem auch nicht wenig Oerther in den Provincien Königl. Majest. allda duchEinteichung Land zu gewinnen, so könnte dadurch der Königl. Societät etc. 5

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GEDICHTE

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f121. IN PETRUM I. APUD NARVAM VICTUM[Januar 1701.]

Überlieferung:L Aufzeichnung: LH V 4,3 Bl. 120. 121b. 1 Bog. 4o. 2 Verse und links daneben durch

einen senkrechten Strich abgesetzt die Berechnung. Auf Bl. 120r am oberen Blattrand 5

Bibliotheksvermerke. Bl. 120v leer. Auf Bl. 121b L unserer N. f221. – Gedr.: 1. PERTZ,Werke, I, 4, 1847, S. 323 (nur die Verse). 2. GUERRIER, Leibniz, 1873, Dokumententeil,S. 48 (nach PERTZ).

Die Summe der als römische Zahlen gelesenen Versalien unseres Chronostichons bezieht sich auf dieSchlacht bei Narwa am 30. November 1700. Wir gehen davon aus, daß unser Stück etwa zur gleichen Zeit 10

entstand wie unsere N. f221, die Leibniz im Januar 1701 auf demselben Bogen notierte.

Caesar eras, nVnC CaesVs. Vt haeC tVa VVLnera VeLes,non tIbI LarVa Deest, hanC tIbI narVa DabIt[.]

bis D 1000quinquies C 500 15

ter L 150nonies V 45quinquies I 5

1700 20

12 Caesar: Peter I. von Rußland. 12 CaesVs: In der Schlacht bei Narwa am 30. November 1700unterlagen die russischen Truppen den Schweden.

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328 N. f221VIII. GEDICHTE

f221. PARODIA IN HYMNUM, DIES IRAE DIES ILLA ETC. LEODIO MISSA[Januar 1701.]

Überlieferung:L Reinschrift: LH V 4,3 Bl. 120. 121b. 1 Bog. 4o. 2 S. Auf Bl. 120r unsere N. f121.D1 Erstdruck: Monathlicher Auszug, Dezember 1700, S. 915–916. (Unsere Druckvorlage.)5

A Abschrift: WIESENTHEID Graf von Schönborn’sches Archiv Kurf. Johann Philipp vonSchönborn 2987 13b Leibniz-Acc, 1667–73, II Bl. 89. Überschrift: »Naenia Holland-ica«. 4o. 1 1/2 S. mit 2 1/2 Sp.

D2 Druck: LH V 4,3 Bl. 121a. 4o. 2 S. mit 4 Sp. Links unser Stück, rechts Johann Ber-noullis Altera Editio a mendis castigata et Leodium remissa.10

Weitere Drucke: 1. PERTZ, Werke, I, 4, 1847, S. 327–328 (nach D2; in der linken Spalteunser Stück, in der rechten Bernoullis Fassung). 2. GUHRAUER, Deutsche Schriften, 2, 1840,S. 371–372 (nach D1). 3. F. K. LISCO, Dies irae, Hymnus auf das Weltgericht. Ein Beitragzur Hymnologie, Berlin 1840, S. 110–113 (nach GUHRAUER).

Die Datierung ergibt sich aus dem gestrichenen Eintrag in der Titelzeile von L. Da kein handschriftliches15

Konzept vorliegt, kann nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden, ob das politische Spottlied vonLeibniz stammt – und ob das Parodia also nur auf die literarische Form oder auch auf den Inhalt zubeziehen ist. Der Monathliche Auszug jedenfalls stellt die so genannte Naenia Batavorum als von Lüttignacher Cölln gekommene feindseelige Parodiam eines Römischen Geistlichen vor, der da hoffet, daß dieVereinigung der Cronen Franckreich und Spanien in dem Hause Bourbon der ganzen Reformirten Religion20

den gar aus machen werde (worauf aber die Evangelische wohl auch würde folgen müssen, dagegen manEine feste Burg ist unser GOtt, billig singet) (Monathlicher Auszug, Dezember 1700, S. 911 f.). Im Vorfelddes Drucks erteilte Leibniz Johann Georg Eckhart am 12. Februar 1701 den Auftrag, das Lied auf sepa-raten Druckplatten setzen und 50 zusätzliche Exemplare drucken zu lassen (vgl. unsere Ausgabe I,19 S. 57,Z. 7–10), von denen er im Frühjahr 1701 zumindest einige an ausgewählte Korrespondenten verschickte25

(vgl. I,19 N. 286 und N. 297 mit Erl.). Besonders erfolgreich war Leibniz bei Johann Bernoulli, der dieParodia um eine eigene Variante ergänzte, beide Versionen im Parallelsatz drucken ließ (D2) und ver-breitete, woran Leibniz sich wiederum beteiligte (vgl. Bernoullis Schreiben an Leibniz vom 26. Mai 1701,in: GERHARD, Mathematische Schriften, III/2, 1856, S. 655; sowie Leibniz an Johann Fabricius, 5. April1700 (I,19, S. 577, Z. 17) und Johann Friedrich Pfeffinger an Leibniz, 10. April 1701 (ebd., S. 594, Z. 2–530

mit Erl.). Die Herkunft der im Archiv WIESENTHEID überlieferten Abschrift A ist ebenso unklar wie ihreDatierung. Prinzipiell wäre es denkbar, dass sie nach einer Abschrift von D1 angefertigt wurde; vermutlichist der von Leibniz in Umlauf gebrachte Druck nicht nur von einem seiner Korrespondenten handschriftlichvervielfältigt worden. Ebenso möglich ist aber, dass A von einer gänzlich anderen Quelle stammt, denn das(im übrigen teilweise fehlerhafte) Manuskript weicht an mehreren Stellen von D ab und enthält zudem eine35

Ergänzung, die in D fehlt.

Parodia in Hymnum, Dies irae dies illa etc. Leodio missa.

37 missa januar 1701 gestr. sub tit. NAENIA BATAVORVM erg. L

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329N. f221 PARODIA IN HYMNUM, DIES IRAE DIES ILLA

DIes i r ae d i e s i l l aSo lve t f oedus in f av i l l aTe s t e Tago , Sca l d i , S cy l l a .

Q u a n t u s t r e m o r e s t f u t u r u s ,Dum P h i l i ppus e s t v en tu ru s , 5

Has pa ludes agg re s su rus .Tu ba mi rum s pa rgens sonum

Per un i t a r eg ionumCoge t omnes an t e t h ronum.

Mars s tupeb i t e t Be l l ona , 10

Dum Rex d ice t , r edde bona ,Pos thac v ive s sub Corona .

Mi l e s sc r i p tu s a dduce t u r ,Cum q uo Ga l lu s un i e t u r ,Unde Leo sub juge tu r . 15

H i c R e x e r g o c u m s e d e b i t ,Ve ra f i de s r e fu lg eb i t ,N i l C a l v i n o r e m a n e b i t .

Qu id sum mise r t unc d i c tu ru s ,Quem Pa t ronum roga t u ru s , 20

Cum n ec Ang lus s i t s ecu rus .Rex inv i c t ae po t e s t a t i s

Dep re s s i s t i nos t ro s 1 s a t i s ;S i cadendum, cedo fa t i s .

Pos thac co l am Roma m pi e , 25

1 Hugonotos Galliae.

2 foedus cum A 3 Teste Scaldo, Tago, Silla A 4 futurus // Cum A 10 Bellona // Tum A12 Posthac vincet A 15 Unde loco subjungetur // Philippus A 18 Nil Calvini A 22 R e x

Rex Galliae Anmerkung L 24 Si cadendo A 25 Posthac Romam, colam A 26 Galliae fehltin der Anmerkung L

2 S o l v e t Am Rande: le partage L 2 f o e d u s : Der am 12./25. März 1700 unterzeichnete2. Teilungsvertrag, der den Erzherzog Karl als Generalerben der Herrschaft über Spanien, die spanischenNiederlande und die spanischen Kolonien eingesetzt hatte. 3 Ta g o : Tajo, spanischer Fluß.3 S c a l d i : Schelde. 5 P h i l i p p u s : Philipp V., König von Spanien. 10 B e l l o n a : RömischeKriegsgöttin. 15 L e o : Ludwig XIV. 21 A n g l u s : Wilhelm III. von England, Prinz von Oranien;mit Anspielung auf dessen Beendigung der von den Stuarts betriebenen Rekatholisierungspolitik.

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330 N. f221VIII. GEDICHTE

Esse no lo causa v i ae ,Ne me pe rdas i l l a d i e .

P r o L e o n e m u l t a pa s s u s ,U t h i c s t a r e t , 2 e r a s l a s sus ,Ta n tu s l abo r n on s i t c a s sus .5

M a g n e r e c t o r l i l i o r u m ,Amor , t imor popu lo rum,P a r c e t e r r i s B a t a v o r u m .

Ingemisco t anquam reus ,Cu lpa r ube t vu l t u s meus ,10

Cadam ni s i j uve t Deus .Dum I be rum domui s t i ,

Lus i t anum erex i s t i ,Mih i quoque spem ded i s t i .

P r ece s meae n on sun t d ignae ,15

Sed Rex magne f ac b en i gne ,Ne bomborum cr emer i gne .

In t e r t uos locum praes t a ,U t R o m a n a c o l a m f e s t aE t u t t ua canam ges t a .20

Con fu t a t i s Ca lv i b ru t i s ,Pa t r e , 3 na to , r e s t i t u t i s ,Redde mih i spem sa l u t i s .

Oro supp l ex e t acc l i n i s ,Ca lv in i smus f i a t c i n i s ,25

L a c r y m a r u m u t s i t f i n i s .

2 Cum Gallia Batavos olim juvaret.3 Iacobo Rege.

1 Esse volo A 2 die // quares me fecisti lassus A 3 passus // Tantus A 11 Deus // TuHispanum domuisti A 17 Ne tuorum A 20 Et sit A 21 Confutatis Calvinistis // Terris A26 finis. // Fiat, fiat. Amen p. p. p. A 27 Cum . . . juvaret fehlt L 28 Rege et principe Walliae L

27 juvaret: In den Friedensverträgen von Nimwegen hatte Frankreich den Niederlanden umfangrei-che Gebiete, u. a. das Fürstentum Oranien, zurückerstattet. 28 Iacobo: Der exilierte König Jakob II.von England.

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331N. f181GLÜCKWÜNSCHUNG AM GEBURTS-TAGE DER FRAUEN SOPHIEN CHARLOTTEN

f181. GLÜCKWÜNSCHUNG AM GEBURTS-TAGE DER FRAUEN SOPHIEN CHAR-LOTTEN[Oktober 1701.]

Überlieferung:D Erstdruck: Glückwünschung // Am // Geburts-Tage / // Der // Allerdurchlauchtigsten / 5

Großmächtig- // tigsten Fürstin und Frauen / // Frauen // SOPHIEN // CHARLOT-TEN / // Königin in Preussen / // . . . // Im ersten Jahr des Königreichs // Ihrer Majestät.// Allerunterthänigst abgestattet // Von // Dero ältesten am Hof sich befindenden Die-ner. // Cölln an der Spree / druckts Ulrich Liebpert / Königl[icher] Hoff-Buchdr[ucker]// M D C C I. 1 Bog. 2o. 3 S. 10

H Handexemplar von D: LH V 3,4 Bl. 18–19. 2o. 2 S. Mit einer korrigierten Zeile (LiH).(Unsere Druckvorlage.)

Weitere Drucke: 1. PERTZ, Werke, I, 4, 1847, S. 326–327. 2. KLOPP, Werke, 10, 1877,S. 85–86.

Stückeinleitung. 15

GlückwünschungAm

Geburts-Tage /Der

Allerdurchlauchtigsten / [Großmächtig- 20

sten] Fürstin und Frauen /Frauen

SOPHIENCHARLOTTEN /

Königin in Preussen / 25

Marggräfin und Chur-Fürstin zu Brandenburg / gebohrner aus Churfürstlichem Stamm derHertzoge zu Braunschweig und Lüneburg / zu Magdeburg / Cleve / Jülich / Berge / Stet-tin / Pommern / der Cassuben und Wenden / auch in Schlesien zu Crossen / Hertzogin /

Burggräfin zu Nürnberg / Fürstin zu Halberstadt / Minden und Camin / Gräfin zu Hohen-zollern / der Marck und Ravensberg / Frauen zu Ravenstein / und der Lande Lauenburg 30

und Bütau / etc.Im ersten Jahr des Königreichs

Ihrer Majestät.

20 f. Großmächtig- //tigsten D ändert Hrsg.

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332 N. f181VIII. GEDICHTE

Allerunterthänigst abgestattetVon

Dero ältesten am Hof sich befindenden Diener.Cölln an der Spree / druckts Ulrich Liebpert / Königl[icher] Hoff-Buchdr[ucker]

M D C C I.5

Diß war / o Königin / ein Jahr von Ihrem Leben /Da Gott und Friderich Ihr hat die Crone geben;

Da dreyer Cronen Recht die Britten haben brachtSophien in die Hand / Charlotten mit-bedacht.

Der Himmel schrieb es für; den Menschen hier auf Erden /10

Die wohlgesinnet / kund nichts angenehmers werden.Zwar in den Hertzen war der Trohn längst aufgestelt /Die Majestät in Euch erfülte schon die Welt;

Die wahre Majestät / die sich nicht läst benehmen /Die sich mit Liebe kan in einem Sitz bequemen /1

15

Des hohen Geistes Liecht / die Gabe der Natur /Der Menschen Hertzens-Lust / der Götter rechte Spur.

Doch war es Zeit der That den Namen beyzufügen /Der grosse Friderich der must den Neid besiegen.

Der Cron-Printz bracht zwar auch den König auf die Welt /20

Nach Seiner Eltern Art / die sich durch Ihn erhält /

Geerbt mit Blut und Reich. Doch wer wil uns verschreiben /Daß stets Verdienst / wie Macht / beym Blute werde bleiben?

Drum war es nöhtig daß die Cron ward festgemacht:Nicht jeden König hat die Mutter2 angelacht /25

Die gütige Natur / daß er wär König worden /Eh’ Ihn das Völcker-Recht gezehlt zum Zepter-Orden.

1 Auf dem Schau-Pfenning vor die Königin steht: In una sede morantur Majestas etAmor. Ex Ovid[io].

2 Cui non risere parentes, Nec DEUS hunc mensa etc. Virgil[ius].30

27–S. 333.1 Zepter-Orden. // (1) Drum was schon ihnen war ⟨ – – – ⟩ D (2) Nachdems die Welterkent und gibt den Willen drein (3) Nun . . . drein LiH

28 f. In . . . Amor: OVID, Metamorphoses, II, 846 f. 30 Cui . . . mensa: VERGIL, Eclogae siveBucolica, IV, 62 f.

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333N. f181GLÜCKWÜNSCHUNG AM GEBURTS-TAGE DER FRAUEN SOPHIEN CHARLOTTEN

Nun, weils die Welt erkent und gibt den Willen drein,So wird die Cron im Stamm / (GOtt geb es!) ewig seyn.

Glück zu der Königin! Ich wünsche viele Jahre /Ihr und dem König so beglückt wie dieses ware.

Erhalten / ist an Ruhm fast dem Erwerben gleich. 5

GOtt unterstütz in Ihm Sein und des Kaysers Reich!