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Metamorphosen Reise der Gesellschaft der Ingenieure der SBB nach Kopenhagen vom 6. bis 11. September 2000 Urs Wili Waldriedstrasse 16A 3074 MuriBE [email protected] C:\Dokumente und Einstellungen\All Users\Dokumente\SBB\GDI\2000-09-06Kopenhagen\Reisebericht\Meta.doc 1

Reise der Gesellschaft der Ingenieure der SBB ... - GDI-ADI · Jens Wad, der Projektleiter des neuen S-Bahn-Zugs, empfängt uns mit launigen Worten. Wie bei einer Geschichte der Olsen-Bande

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Metamorphosen

Reise der Gesellschaft der Ingenieure der SBB nach Kopenhagen vom 6. bis 11. September 2000

Urs Wili Waldriedstrasse 16A

3074 MuriBE [email protected]

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6./7. September 2000

Die Reise nach Kopenhagen

In nova fert animus mutatas dicere formas corpora. Di, coeptis – nam vos mutastis et illas- aspirate meis primaque ab origine mundi ad mea perpetuum deducite tempora carmen!

Ovid, Metamorphosen, Prooemium

Meine Absicht ist es, von den Verwandlungen der Formen in einen neuen Körper zu erzählen. Götter, begünstigt mein Vorhaben und führt mein erzählendes Lied vom ersten Ursprung der Welt bis zu meiner Zeit, denn auch ihr habt ja die Verwandlung vollbracht!

„Was machst du jetzt eigentlich“ war wohl die amhäufigsten gestellte Frage auf dieser Reise. Robert Huber wollte es von mir wissen, als wir uns kurz vor der Ankunft des Schlafwagenzuges im Bahnhof Kopenhagen trafen. Was sollte ich ihm sagen? Y2k, der von der Computer-industrie selbst hervorgerufene Riesenrummel, war ja dank seiner guten Vorarbeit und dank des intensiven Engagements der Geschäftsleitungen aller Grossunter-nehmungen zu einem eigentlichen non-event geworden. Meine Tätigkeit bei Telecom SBB hatte mir zu vielen neuen Bekannten, zu meinem ersten Natel und zur Erkenntnis verholfen, dass ich eher zum Ingenieur als zum Manager geboren sei. Und schliesslich konnte ich dem Ruf zur Mitarbeit im Ingenieurbüro von Furrer+Frey nicht widerstehen.

Natürlich ist in der Privatwirtschaft immer noch alles anders als in der noch jungen SBB AG. Damit hatte ich gerechnet und mich auch darauf gefreut. Am meisten er-staunte mich aber die Veränderung meiner eigenen Reisegewohnheiten! Früher zog ich andere Verkehrs-mittel als die Bahn gar nicht in Betracht. Trotz des Geschäftsautos hatte ich für die ganze Familie sogar Generalabonnemente gekauft. Aber für die Reise nach Kopenhagen siegte doch das Flugzeug. Der Liegewagen schien meiner Frau und mir zu unbequem, und nach Preisvergleich mit dem dank Rückflug am Montag verbilligten Flugticket entschieden wir uns auch gegen den Schlafwagen.

So erhoben wir uns denn schmetterlingsgleich in die Lüfte, um am nächsten Tag die Kollegen in Empfang nehmen zu können, deren Zug sich wie eine Raupe durch die Nacht geschlängelt hatte. Die geruhsame Fahrt und die Zwischenhalte hatten es sogar den von der ursprünglichen Einladung Fehlgeleiteten erlaubt, noch dazu zu stossen, obwohl sie zuerst nach München gefahren waren.

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Kopenhagen In Kopenhagen sei die Stadt im ersten Stock, soll das Kind eines Kollegen gesagt haben. Tatsächlich liegen die Gleise in einem flachen Einschnitt und die Bahnhofshalle und Bahnhofsvorfahrt quer darüber auf dem Niveau der Strasse. Wenn die Bahnhofshalle wie in Zürich von den hässlichen, aber wohl lukrativen Einbauten befreit würde, könnte Kopenhagen einer der schönsten und praktischsten Bahnhöfe Europas sein. Auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan: Neben dem Gleichstrom hat auch der Wechselstrom mit 25kV, 50 Hz im Bahnhof Kopenhagen Einzug gehalten, und die Gleise der S-Bahn sind in der Bahnhofshalle, unter den anschliessenden Gleisüberbauungen und auf einem kurzen Streckenabschnitt im Freien mit der Stromschiene von Furrer+Frey ausgerüstet worden (ich hoffe, Sie erlauben mir diesen kleinen Werbespot). Dank der starren Bauart ist sie besonders robust und zuverlässig, kann unter niedrigen Überbauten montiert werden, braucht keine Verstärkung der Bauwerke zum Abfangen des Leiterzugs und sieht im Bahnsteigbereich erst noch elegant aus. Die Nachtreise haben selbst die Liegewagen-Passagiere erstaunlich gut überstanden. Auch anfängliche Probleme mit dem Wasser in den Doppelstock-Schlafwagen konnten gelöst werden. Bereits steht der Dampfzug bereit, der uns die riesigen Fortschritte, die die Bahntechnik in den letzten hundert Jahren gemacht hat, wieder vor Augen führen und uns nach Helsingør fahren soll. Dank der „stressfreien“ Organisation bleibt trotz der zwanzigminütigen Ankunftsverspätung genügend Zeit, den Zug zu fotografieren. Gezogen wird er von einer schwedischen Dampflok, die erst dank der neuen Øresund-Brücke nach Dänemark gekommen ist. Sie hat einen so guten Ruf, dass die DSB sogar auf eine Angstlok verzichtet.

Furrer+Frey-Stromschiene

Generationenwechsel

Kopenhagen – Helsingør Pünktlich, überraschend schnell und erstaunlich bequem fahren wir im Stil der vorletzten Jahrhundertwende nach Norden. Es ist noch gar nicht so lange her, dass nur wer auf einer Dampflok als Heizer gedient hatte, als „echter“ Lokführer galt. Die Strecke ist vierspurig, zwei mit 25 kV elektrifizierte Fernbahngleise, zwei Gleichstrom-S-Bahngleise. Wir überholen einen S-Bahn-Zug nach dem anderen. Dampf-Stimmung

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Fotohalt

gefrässiges Schweigen ?

Alle Plattformen sind von Fotojägern besetzt. Das Wetter spielt auch mit. Morgendlicher Dunst mischt sich mit dem Dampf der Lok und das fahle Sonnenlicht zaubert wundervolle Stimmungen hervor. Bald wird das Mittagessen serviert. Es schmeckt so gut und die Gespräche sind so lebhaft, dass beim Fotohalt sogar einige Mitreisende (vorwiegend Damen) im Zug bleiben. Die GdI ist halt doch nicht nur ein Verein von Pufferküssern! Viel zu früh fährt der Zug in Helsingør ein. Auf dem schönen, grossen Bahnhof ist es sehr ruhig. Stünde nicht ein moderner, elektrischer Triebzug im Hintergrund, könnte man sich um hundert Jahre zurückversetzt fühlen.

Helsingør

Das Verbindungsgleis zur Fähre liegt noch, wird aber nicht mehr benutzt, seit die Brücke über den Øresund in Betrieb ist. Vor 18 Jahren, bei meinem letzten Besuch hier, sah es noch ganz anders aus. Die Bahn wurde mit den vielen Fahrgästen kaum fertig. Hier ein Ausschnitt aus dem damaligen Reisebericht: Kopenhagen: Der Kondukteur steht als Cerberus vor der 1. Kl-Tür und lässt nur Eurail und Leute mit Reservatio-nen hinein. Ich empfinde das zuerst als Schikane, aber die 4 Wagen sind wirklich zu knapp für 500 Personen. In der 1. Klasse gibt es 2 Sechserabteile und einen 8-plätzi-gen Grossraum mit Tisch. Da hat man wenigstens Platz auf dem Koffer zu sitzen, wenn es schon nicht für einen Sitzplatz reicht. Statt um 07.34 fahren wir um 08.00 ab. Die bevorstehende Abfahrt wird am Lautsprecher angesagt, und es wird uns eine angenehme Reise gewünscht. Die 2. Klass-Sardinen werden sich freuen.

Einschiffen auf der

Eisenbahnfähre 1982

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Andocken in Helsingborgmit der heutigen Autofähre

In unserem Grossraum ist ein Fenster einen Spalt weit offen. Sobald wir fahren, strömt Dieselgeruch herein. Ich will es schliessen, da kommt ein Tunnel. Kein Licht; die Batterie ist leer. Ich falle fast über ein auf seinem Koffer sitzendes Amerikaner-Mädchen. Sie ist 10, nervös, weil ihre Grossmutter nicht im gleichen Abteil sitzt, und stolz, weil sie ihren eigenen Pass auf sich tragen darf. Alle 5 Minuten hält der Zug. Fahrplanmässig? Ich weiss es nicht, denn die gute Sitte des gedruckten Zugbegleiters ist noch immer nicht über Deutschland hinausgekommen. Eine hübsche Philippinin fragt, ob es auf diesem Zug Kaffee gebe. Man müsste die Becher aussen herum von Fenster zu Fenster reichen, so voll ist der Zug. Ich vertröste sie auf den Speisewagen, der in Helsingborg angehängt werden soll....

Helsingborg Die Überfahrt geht heute noch schneller als damals. Ans Kaffeetrinken denken die wenigsten. Viel schöner ist es, auf Deck das Herannahen der schwedischen Küste und das Anlegemanöver mitzuverfolgen. Terminal und Bahnhof sind in einem grossen, modernen Gebäude zusammengefasst. Die schwedischen Wagen sind äusserst bequem. Statt Abfallbehältern, die einem nur im Weg sind, hängen Stapel farbig bedruckter Plastic-Säcke. Die Einstiege sind relativ flach und mit einem einfach zu bedienenden Schräglift für Rollstühle versehen.

Schräglift für Rollstühleein- und ausgeklappt

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-06Kopenhagen\Reisebericht\Meta.doc

In Malmö bringt uns ein Bus zum Info-Pavillon am Brückenkopf des Øresund-Links.

Alle staunen und fotografieren.

Malmö Wir befinden uns an einem Ort, der im Laufe der Geschichte oft seine Rolle fundamental geändert hat: Seit dem Durchbruch des Meeres in den Baltischen Süsswasser-Eis-See vor rund siebentausend Jahren war der Øresund Bindeglied zwischen den Bewohnern der gegenüberliegenden Ufer, Handelsweg zwischen West und Ost, militärisch umkämpfte Grenze zwischen Schweden und Dänemark und schliesslich Ausgangs-punkt für die Bestrebungen zur Zusammenarbeit unterden skandinavischen Ländern. Die lang geplante und nun endlich gebaute Schienen-und Strassenverbindung ist die letzte Entwicklungsstufe in dieser langen Kette von Metamorphosen. Auch eisenbahntechnische Metamorphosen sind hier ausgestellt:

Robert Huber hat den Überblick,

Elsbeth Wili blickt durch.

Die immer dicker werdenden Schienenprofile und Schwellen, die Entwicklung der Signalanlagen von den Handzeichen über Form- und Lichtsignale bis hin zum ETCS mit Eurobalise, Zugfunk und Führerstands-signalisierung. Die moderne Technologie macht den Bahnverkehr über die historisch bedingten Systemgrenzen von Strom-versorgung und Sicherungsanlagen hinweg möglich, und Schengen sowie das gegenseitige politische Vertrauen der skandinavischen Länder erlauben den Verzicht auf Pass- und Zollkontrollen an der Grenze. Strasse und Bahn verbinden Malmö und Kopenhagen direkt. Die Bahn macht sogar einen kurzen Zwischenhalt im Flughafen Kastrup. Das Beispiel der Flughäfen von Kloten und Genf hat Schule gemacht – und umgekehrt könnte die Genfer Grenzabfertigung hier noch etwas lernen. Stolz schreibt Adtranz auf dem Firmenprospekt: „from coast to coast in 8 minutes; we turn visions into reality“.

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Frederiksborg Parallel zum Programm Technik besuchten die Kultur-beflissenen das Schloss Frederiksborg in Hillerød. Da der Verfasser an der technischen Exkursion teilnahm, stammt das Bild von Frederiksborg halt aus dem Internet...

Demokratische Wolken über dem dänischen Königshaus ?

Kopenhagen, Hotel Admiral Hier die Internet-Homepage, falls Sie wieder einmal in diesem Hotel übernachten möchten: http://www.dkhotellist.dk/tysk/admiral/admiralstartframe.html

Das Hotel Admiral (Abbildung auf der Magnetkarte,

die als Türschlüssel dient)

Unser Hotel Admiral war früher ein Getreide-Lager. Mit grossem Geschick haben es dänische Architekten zum Hotel gewandelt und dabei die Eigenheiten des Hauses weitgehend bewahrt – eine Art „innere Metamorphose“. Auch heute noch ankern Segelschiffe am Quai; nur gegenüber kommt einmal am Tag die riesige Fähre aus Oslo. Sie ist fast so hoch wie das Hotel. Das Hotel Admiral

und die Fähre aus Oslo

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Freitag, 8. September 2000

S-Bahn oder Stadtrundfahrt, freier Nachmittag

Tempora mutantur et nos mutamur in illis. Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen.

Kaiser Lothar I, 795-855

S-Bahn-Hauptwerkstätte in Tastrup

Jens Wad, der Projektleiter des neuen S-Bahn-Zugs, empfängt uns mit launigen Worten. Wie bei einer Geschichte der Olsen-Bande fängt er an mit „we had a plan...“ (nämlich in Bezug auf die Inbetriebsetzung der neuen S-Bahn-Züge). Eine Entgleisung, deren Ursache nicht geklärt werden konnte, hat dann aber den ganzen Zeitplan durch-einander gebracht. Dazu kamen die Reorganisationen, denen auch die DSB unterworfen ist. Er schaue jeden Morgen zuerst, ob sein Stuhl noch da stehe, witzelt er. 1934 wurde eine erste Vorortslinie von Kopenhagen elektrifiziert, heute umfasst das mit 1650 Volt Gleich-strom elektrifizierte S-Bahn-Netz 317 Kilometer und 80Bahnhöfe, von denen 47 bedient sind.

Versammlung vor dem Museumszug der 1. Generation

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Die S-Bahn-Züge der ersten Generation sind heute bis auf ein Museums-Exemplar ausgemustert. Die zweite Generation, welche von 1967 bis 1978 beschafft wurde, deckt heute den grössten Teil des Verkehrs ab. Die dritte Generation wurde als erste mit Thyristor-Steuerung versehen und sollte eigentlich die zweite ablösen. Die Fahrzeuge wurden aber zu schwer und waren unwirtschaftlich. Statt über 200 wurden schliess-lich nur 32 gebaut. (we had a plan ...).

3.- (links) und 2.- Generation

1992 wurde nach langen Verhandlungen mit Linke-Hoffmann-Busch und Siemens eine 4. Generation nach einem völlig neuartigen Konzept mit passiv gelenkten Einachs-Antrieben bestellt. Die Länge der Wagenkästen wurde reduziert, die Breite dafür um fast 20% auf 3.60 m vergrössert, was eine Sitzteilung von 3 + 3 statt 2 + 2 erlaubt und die Sitzplatzkosten drastisch senkt.

Jens Wad sagt, böse Zungen behaupteten, das Wagen-profil sei von ihm abgeleitet worden….

Ein Zug der 4. Generation

Obwohl im unteren Bereich das UIC-Profil eingehalten wird, hat das neue Profil einige Anpassungen an der Infrastruktur nötig gemacht. Überfuhr-Fahrten auf dem normalen Netz erfolgen als Transporte mit Lademass-Überschreitung. Trotz aller Vorkehrungen passieren Pannen und wir sehen später in der Werkstatt einen nigel-nagel-neuen Zug mit wüsten Kratzern auf beiden Seiten, die von zu nahe aufgestellten Langsamfahr-signalen einer Baustelle stammen.

vlnr Heini Sautter, Armin Jucker, Hannes Maichle, Robi Brun,

Markus Pfeiffer, Fredi Vögeli

Mit dieser 4. Generation wurden auch sonst viele technische Neuerungen eingeführt: • Alu-Wagenkasten, 160 kg leichte GFK-Stirnfront

(ohne Glasscheibe; diese wiegt allein 150 kg und kostet 10'000 Schweizer Franken)

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• 10 luftgefederte Einzelachsen, davon 8 angetrieben (Umrichter)

• 2 Bildschirme als man-machine-interface, einer für die Fahrzeug-Diagnose und einer für die Fahr-ordnung; unter anderem kann der Lokführer die Besetzung jedes einzelnen Wagens ablesen (berech-net aus der Achslast)

• 3 Bremssysteme (Rekuperation, Widerstandsbremse und EP-Scheibenbremsen), die bei 120 km/h einen Bremsweg von weniger als 300 m ergeben!

• Hydraulisch gelenkte Radsätze (keine Spurkranz-schmierung)

• Eingebaute Rollstuhlrampe.

Der Diagnose-Bildschirm auf

dem « Mercedes » der S-Bahn-Züge

Auf dem Rückweg in die Stadt können wir im Führer-stand eines der neuen Züge mitfahren. Die Bedienung ist erstaunlich einfach. Alles findet sich dort, wo man es erwartet. Die beiden Bildschirme sind sehr übersichtlich. Die ortsfesten Signale dienen nur als Rückfallebene.

Werner Schaufelberger und Walter Meyer als Lokführer

Kultur

Die Reiseführerin war eine seit 44 Jahren mit einem Dänen verheiratete Öster-reicherin, eine begeisterte Royalistin. Mit unseren Schweizer-Demokratinnen kam es zu einem eigentlichen „culture-clash“, aber nicht zu einer Palastrevolution. Für alle Freunde des dänischen Königshauses (der ältesten Monarchie Europas) hier ein Überblick über die letzten tausend Jahre. Die kursiv gedruckten Könige sind im Dom zu Roskilde bestattet, der am Samstag auf dem Programm stand:

Die Wikingerkönige (Jelling Dynastie): Gorm (der Alte) ca.943 - 950 Harald I.(Blauzahn) ca.950 - 985 Svend I. (Gabelbart) 985 - 1014 Harald II. 1014 - 1018 Knud I. (der Grosse) 1018 - 1035 Hardeknud 1035 - 1042 Magnus (der Gute) 1042 - 1047 Svend II. (Estridsen) 1047 – 1074 Die fünf Söhne von Svend II: Erik, Harald, Knud, Oluf, Niels 1074 – 1134 Erik II. (der Denkwürdige) 1134 - 1137 Erik III. (der Kleinmütige) 1137 - 1146 Svend III., Knud III. 1146 - 1157 Valdemar I. (der Große) *1131, 1154 - 1182

Knud IV.(Valdemarsen) 1182 - 1202 Valdemar II. (der Sieger) 1202 – 1241 Die drei Söhne von Valdemar II: Erik, Abel; Christoffer 1241 - 1259 Erik V. Klipping 1259 - 1286 Erik VI. Menved 1286 - 1319 Christoffer II. ohne Land 1319 – 1326 Valdemar III. 1326 - 1330 Christoffer III. 1330 - 1332 königlose Zeit 1332 - 1340 Valdemar IV. (Atterdag) *1321, 1340 - 1375 Oluf III. (Håkonsson) 1376 - 1387 Margrethe I. 1387 - 1396 Erik VII. (von Pommern) *1382, 1396 - 1439 Christoffer IV.(von Bayern)*1416, 1439 – 1448

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Die Oldenburg Dynastie: Christian I. *1428, 1448 - 1481 Hans *1455, 1481 - 1513 Christian II. *1481, 1513 - 1523 Frederik I. *1471, 1523 - 1533 ChristianIII. *1503, 1534 - 1559 Frederik II. 1559 - 1588 Christian IV. *1577, 1588 - 1648 Frederik III. *1609, 1648 - 1670 Christian V. 1670 - 1699 Frederik IV. 1699 - 1730 Christian VI. *1699, 1730 - 1746

Schloß Christiansborg Frederik V. *1723, 1746 - 1766 Christian VII. 1766 - 1808 Frederik VI. (Regent v.1784) 1808 - 1839 Christian VIII. *1786, 1839 - 1848 Frederik VII. *1808, 1848 – 1863

Die Glücksburg Dynastie: Christian IX. 1863 - 1906 Frederik VIII. 1906 - 1912 Christian X. *1870, 1912 - 1947 Frederik IX. 1947 - 1972 Margrethe II. *16.4.1940, 1972 -

Nachmittag zur freien Verfügung Natürlich hat fast jede und jeder diesen Nachmittag anders verbracht. Uns zog es unter kundiger Führung zu einem der besten Modellbahn-Geschäfte im Norden Europas. Auf dem Weg dorthin konnten wir trotz verpasster Stadtrundfahrt einen Überblick über Alt-Kopenhagen gewinnen. Am Abend tranken wir einen Lagavulin in der Library-Bar des Hotels Plaza (beides – Single Malt Whisky und Bar –sind ein Geheimtip).

Alt-Kopenhagen im Modelll

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Samstag, 9. September 2000, Hedeland

Kriechend zaudre die Raupe, der Schmetterling eile geschäftig, bildsam ändre der Mensch selbst die bestimmte Gestalt.

Johann Wolfgang Goethe Die Metamorphose der Pflanzen

Während rund hundert Jahren wurde im Osten von Roskilde Kies abgebaut. Seit etwa 20 Jahren wird das 1500 ha grosse Gebiet der ehemaligen Kiesgruben renaturiert und für Freizeitaktivitäten hergerichtet. Wo der Boden früher mit Pickel und Schaufeln, Raupen-baggern und Lastwagen ausgehoben wurde, schwingen sich jetzt Golfbälle, Skifahrer, Worte und Töne aus dem Amphitheater und Rauchschwaden der Dampfloks in die Höhe. Neben einem Golfplatz, einem Amphitheater und einem Skilift gibt es auch eine Schmalspur-Dampfbahn, mit der wir fahren durften. Im Programm stand geheimnisvoll „Veteranenzug“. Da es heute auch schon E-Lok-Vetera-nen gibt, dachten nicht alle an Dampftraktion und offene Personenwagen. Das eine oder andere helle Kleidungs-stück hat darunter etwas gelitten. Das Mittagessen soll auf dem Schiff serviert werden; wahrscheinlich eher spät, denn das Schiff wird erst um 12.45 h ablegen.

Der E-Lok-Veteran.

Ruedi Röttinger wendet sich enttäuscht vom Rosthaufen ab

Der Güterwagen weckt

grösseres Interesse als die Dampflok

Zum Glück gibt es einen kleinen Kiosk, der nicht nur Ansichtskarten und Souvenirs, sondern auch Kaffee und Schokoriegel verkauft. So gestärkt werden die Dombesichtigung in Roskilde und der Spaziergang zum Hafen bewältigt.

Walter Meyer, Elsbeth Wili, Emil

Müller mit den Russ-Schutz-Brillen

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Roskilde, Dom, Dampfschiff, Wikinger-Museum

Gegen Ende des zehnten Jahrhunderts soll Harald Blauzahn an der Stelle, wo 1170 die heutige Backstein-kirche gebaut wurde, eine Holzkirche erstellt haben. Viele dänische Könige (siehe Liste auf den Seiten 10 und 11) sind hier bestattet worden. Einige Mitreisende kürzen den Dombesuch ab zu Gunsten eines längeren Apéro in der Sonne am Hafen. Das lang erwartete Mittagessen ist ein Buffet an Bord der Sagafjord, das so reichhaltig ist, dass die Fahrt fast zu kurz ist, um alles auszuprobieren. Nach der Schiffahrt besichtigen wir das Wikinger-Museum. Die Schiffe, mit denen die Vikinger ihre Eroberungs-reisen unternommen haben, liegen heute als morsche (wenn auch schön konservierte) Wracks in den Ausstel-lungshallen oder gondeln als getreue Nachbildung zum Ergötzen der erlebnishungrigen Touristen in Sichtweite des Hafens auf dem Wasser des Fjords herum. Wenn das die alten Helden sähen! Die Organisatoren Martin Gross, Markus Pfeiffer, Urs Fäh, Max Oetiker und Guido Suter haben das ganze Reiseprogramm stressfrei und mit einem wohltuenden Mass an Zeit zur freien Verfügung gestaltet. Wer will, kann immer noch auf eigene Faust für Unterhaltung sorgen.

Dom zu Roskilde

Zum adventure mutiertes Wikinger-Schiff

Foto Eric Wagner

Nervenkitzel kann man heute kaufen, und das nicht einmal teuer. Das halbe Tivoli lebt davon. Auch eine sonst seriöse Reiseteilnehmerin verfällt der Lockung und lässt sich fallen.

Nerven- kitzel im Tivoli fast wie Bungee- jumping

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Sonntag, 10. September 2000

Märchenschloss

„Ich weiß schon, was du willst!“ sagte die Meerhexe, „das ist zwar dumm von dir, aber du sollst trotzdem deinen Willen haben, denn er wird dich ins Unglück stürzen, meine schöne Prinzessin. Du willst gern deinen Fischschwanz los sein und dafür zwei Stümpfe haben, um darauf zu gehen, ebenso wie die Menschen, damit der junge Prinz sich in dich verlieben soll und du ihn und eine unsterbliche Seele bekommen kannst!“

Christian Andersen, die kleine Meerjungfrau

Auf einem Schloss wie Egeskov könnte der Prinz der kleinen Meerjungfrau gelebt haben! Nicht nur die Meerjungfrau, auch das Schloss und seine Besitzer, Bewohner und Besucher haben sich unwider-ruflich verändert. Das Schloss ist ein Museum, der Prinz ist Geschäfts-mann, die adeligen Gäste sind schnatternde Touristen geworden, und wie um diesen ewigen Reigen der Veränderungen zu unterstreichen, beherbergt das Schloss eine Sammlung von epochalen technischen Er-rungenschaften, die wir heute belächeln, bestenfalls be-staunen, sowie Exponate eher esoterischen Charakters:Die Gruft Draculas, den hölzernen Mann von Egeskov auf einem Kissen im Dachstock (nimmt man ihn weg, stürzt an Weihnachten das Schloss ein), einen Starfighter, ein hundert jähriges Elektroauto, dutzende von Motorrädern, das längste Gehörn eines Impala und einen Chevrolet Impala. Sogar Labyrinthe scheint der Schlossher gesammelt zu haben; es gibt gleich vier davon (plus das Schloss selber). Ist das Streben nach irdischen Gütern besser als das Verfolgen transzendentaler Ziele?

das Elektromobil von

Daisy Duck

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Eisenbahnmuseum Ein Vorteil des Individualverkehrs ist, dass er einen bis ans Ziel, ja direkt vor die Haustür bringt. Das tat auch unser Buschauffeur. Er hielt genau vor dem Eingang zum Eisenbahnmuseum an und liess alle aussteigen. Leider behinderte er dadurch den öffentlichen Verkehr, der sich mit lautem Hupen und wildem Gestikulieren bemerkbar machte. Da meine Frau und ich noch eine Nacht länger in Kopenhagen bleiben wollten, ent-schlossen wir uns spontan, mit dem Bus wieder zurück zu fahren. In der allgemeinen Hektik konnten wir uns nicht mehr ordnungsgemäss verabschieden. Hiermit (und mit den Zeilen dieses Reiseberichts) möchte ich dies nachholen. Es war ein grosses Vergnügen, auch in neuer Funktion mit den alten Kollegen auf die Reise zu gehen und über die Bahn und die Veränderungen, die sie gerade durchmacht, zu plaudern, die Welt zu verbessern und in Erinnerungen zu schwelgen. Ein herzlicher Dank gebührt denen, die die Reise möglich gemacht haben. Neben den Organisatoren Martin Gross, Markus Pfeiffer, Urs Fäh, Max Oetiker und Guido Suter waren dies die Lokführer und Zugbegleiter der Dampfzüge, Kapitän und Mannschaft der Sagafjord, Kollegen der DSB, und, last but not least, alle Reiseteilnehmer, denn was ist die schönste Reise, wenn niemand mitkommt. Für das Jahr 2001 ist als Ziel Lyon ausersehen. Ich bin gespannt, welche „Metamorphosen“ wir bis dahin erleben oder selber durchmachen werden.

Wie haben die das damals

gemacht ?Foto von Eric Wagner

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Reiseteilnehmer Bärlocher Helen Bermane Michel Boesch Daniel Brun Robert Dätwyler René Fäh Urs Fessler Hugo Furgler Hans und Milly Fux Willy Gerber Martin und Ursula Gränicher Rudolf und Denise Gross Martin Grossenbacher Peter und Silvia Gygax Robert und Suzanne Heymann Robert Hofmann Martin und Hanni Huber Robert und Marie-Antoinette Hunkeler Peter Imhof Rita Joos Bernard Jucker Armin Käppeli Hans Jörg Käslin Beatrice Kauer Thomas Kissling Franz

Lauber Paul und Brigitta Maichle Hannes Meyer Walter Moser Walter und Marianne Müller Emil und Erna Nicca Christopher und Margrith Oetiker Max und Ute Pfeiffer Markus Roth Alfred Röttinger Rudolf Sautter Heini und Irina Schaufelberger Werner Scherrer Martin Schlunegger Hans und Margrit Sennhauser Anny Steinmann Nicolas und Violaine Stolz Theo Sutter Guido Vögeli Fredi Von Allmen Arthur und Nelly Wagner Eric und Malou Wegelin Jürg und Ursula Wettstein Thomas und Yvonne Wili Urs und Elsbeth Zbinden Marcel

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