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Rekombinante Wirkstoffe Prof. Dr. Theo Dingermann Institut für Pharmazeutische Biologie Goethe-Universität Frankfurt [email protected] Dienstag, 11. Mai 2010

Rekombinante Wirkstoffe - user.uni-frankfurt.deuser.uni-frankfurt.de/~dingerma/Podcast/Rekombinante_Wirkstoffe_SS10_3.pdf · Zellinie eingeführt wird, in denen diese DNA exprimiert

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Rekombinante Wirkstoffe

Prof. Dr. Theo DingermannInstitut für Pharmazeutische Biologie

Goethe-Universität [email protected]

Dienstag, 11. Mai 2010

„Praktische“ Definitionen

GentechnikUnmittelbare neukombination von DNA am isolierten Molekül bzw. Molekülgemischen (Isolierte DNA ⇒ Rekombination ⇒ Reintegration in eine Zelle): In-vitro-Technologie

Dienstag, 11. Mai 2010

„Praktische“ Definitionen

GentechnikUnmittelbare neukombination von DNA am isolierten Molekül bzw. Molekülgemischen (Isolierte DNA ⇒ Rekombination ⇒ Reintegration in eine Zelle): In-vitro-Technologie

BiotechnikZellbiologische Verfahren unter Ausnutzung der vorhandenen biologischen Informations- (DNA) und Syntheseausstattung (Enzyme) der Zellen ohne Isolierung des Genoms und anschließender Manipulation am isolierten Genom: In-vivo-Technologie

Dienstag, 11. Mai 2010

„Praktische“ Definitionen

GentechnikUnmittelbare neukombination von DNA am isolierten Molekül bzw. Molekülgemischen (Isolierte DNA ⇒ Rekombination ⇒ Reintegration in eine Zelle): In-vitro-Technologie

BiotechnikZellbiologische Verfahren unter Ausnutzung der vorhandenen biologischen Informations- (DNA) und Syntheseausstattung (Enzyme) der Zellen ohne Isolierung des Genoms und anschließender Manipulation am isolierten Genom: In-vivo-Technologie

BiochemieIsolierung, Aufreinigung und Modifikation von Biomolekülen, wobei die Modifikation der Biomoleküle meistens mit Hilfe von Enzymen bewerkstelligt wird: In-vitro-Technologie

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

GVO

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

GVOKultivierung des GVO

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

GVORekombinantes Protein

BIOTECHNIK

Kultivierung des GVO

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

GVORekombinantes Protein

BIOTECHNIK

Isoliertes rekombinantes

Protein

Kultivierung des GVO

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

natürliches Ausgangsprotei

n

Herstellung rekombinanter Proteine

Zielgen

neukombiniertes Zielgen

GVORekombinantes Protein

BIOTECHNIK

Eventuellmodifiziertes

Protein

BIOCHEMIE

Isoliertes rekombinantes

Protein

Kultivierung des GVO

isoliertes Zielgen

GENTECHNIK

Dienstag, 11. Mai 2010

Genetische Informations-einheit = universellverständlich in allen

biologischen Organismen

”Target"-Organismus

”Quell"-Organismus

Rekombinante Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

Mechanismen der Transkription/Translation

Dienstag, 11. Mai 2010

Genetische Informations-einheit = universellverständlich in allen

biologischen Organismen

Kontrolleinheiten =extrem spezifisch

”Target"-Organismus

”Quell"-Organismus

Rekombinante Proteine

Promotor 1TF 1 POL

Dienstag, 11. Mai 2010

"genetic engineering"

Ziel-organis-

mus

Quell-organis-

mus

Kontrollregionen Informationseinheit

(Expressions-)Vektor

Selektionscassette

TransgenerOrganismus

(GVO) Extraktion undReinigung

Produktion rekombinanter Protein

Dienstag, 11. Mai 2010

Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

einfach,nicht glykosyliert

Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

komplex,glykosyliert

einfach,nicht glykosyliert

Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

E. coli oder Hefe

komplex,glykosyliert

einfach,nicht glykosyliert

Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

E. coli oder Hefe

CHO-Zellen oder BHK-ZellenPflanzenzellen oder humane/Maus-Zellen

komplex,glykosyliert

einfach,nicht glykosyliert

Proteine

Dienstag, 11. Mai 2010

E. coli

Sehr sicher, aberzu unflexibel für „komplexe“ Proteine

Robust und sicher, aber schlecht ge-eignet für Proteine mit anspruchsvollen Zuckergerüsten

S. cerevisiae

Zellen, die fast alles können und extrem häufig verwendet werden

CHO-Zellen humane Zellen

Zellen, die fast alles können, die allerdings die höchsten Anfor-derungen an die Sicherheit stellen

Pflanzenzellen

Bisher nur in der Forschung einge- setzt. Keine Erfah-rungen im Bereich Arzneimittel

Die richtige Wahl der Produktionszelle

Dienstag, 11. Mai 2010

• Bacculovirus-System• Vibrio colerae Stamm213• E. coli• S. cerevisiae• Maus (SP2/0)• Maus (NS/0)• Maus (C127)• Maus-Hybridoma• CHO• BHK• Ziege• HEK 293• Humane B-Zelllinie• Humanzelle (HAT-1080)

Wirtssysteme

Dienstag, 11. Mai 2010

Die Bestimmungen dieser Monographie gelten im Zusammenhang mit den jeweiligen einzelnen Monographien des Arzneibuches über DNA-rekombinationstechnisch hergestellte Produkte. Die Anforderungen betreffen nicht notwendigerweise Produkte, die nicht Gegenstand solcher Monographien sind.

Die Monographie gilt nicht für modifizierte lebende Organismen, die für die direkte Anwendung am Menschen und am Tier vorgesehen sind, beispielsweise als Lebendimpfstoffe.

DNA-rekombinationstechnisch hergestellte ProdukteProducta ab ADN recombinante

Dienstag, 11. Mai 2010

Definition

DNA-rekombinationstechnisch hergestellte Produkte werden durch genetische Modifikation hergestellt, bei der die kodierende DNA für das benötigte Produkt gewöhnlich mit Hilfe eines Plasmids oder viralen Vektors in einen geeigneten Mikroorganismus oder eine geeignete Zellinie eingeführt wird, in denen diese DNA exprimiert und in Protein translatiert wird. Das gewünschte Produkt wird dann durch Extraktion und Reinigung gewonnen. Die vor der Aufnahme des Vektors vorliegende Zelle oder der Mikroorganismus wird als Wirtszelle bezeichnet, die im Herstellungsprozess verwendete stabile Verbindung der beiden als Wirt-Vektor-System.

DNA-rekombinationstechnisch hergestellte ProdukteProducta ab ADN recombinante

Dienstag, 11. Mai 2010

DefinitionHerstellungKlonierung und ExpressionCharakterisierung der Wirtszelle einschließlich der Herkunft, des Phänotyps und Genotyps sowie der ZellkulturmedienDokumentation der Klonierungsstrategie für das Gen und Charakterisierung des rekombinanten VektorsCharakterisierung des Wirts-Vektor-SystemsZellbanksystemHerstellung mit begrenzter PassageKontinuierliche HerstellungValidierung der ZellbänkeKontrolle der ZellenValidierung des HerstellungsprozessesExtraktion und ReinigungCharakterisierung des Bulkproduktes

Gleichförmigkeit der ProduktionAminosäure-ZusammensetzungPartielle AminosäuresequenzanalysePeptidmustercharakterisierung Bestimmung der MolekülmasseRetention des ExpressionskonstruktsGesamtproteinChemische ReinheitVon Wirtszellen stammende ProteineAus Wirtszelle oder Vektor stammende DNAHybridisierungsanalyseSequenzunabhängige TechnikenPrüfung auf Identität, Prüfung auf Reinheit und GehaltsbestimmungLagerungBeschriftung

DNA-rekombinationstechnisch hergestellte ProdukteProducta ab ADN recombinante

Dienstag, 11. Mai 2010

Der legale Markt:• 120 zugelassene Wirkstoffe• 23 Indikationsgruppe

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

• Angiogenesehemmer• Antiasthmatika• Antianämika• Antidiabetika (Wirkstoffe zur Aufrechterhaltung der Glucose-Homöostase)• Antiinfektiva und Atemwegstherapeutika • Antipsoriatika• Antirheumatika/Antiinflammatorika• Antithrombotika/Antikoagulanzien/Fibrinolytika• Gerinnungsfaktoren• Hämolyse-Inhibitor• Hormone bei Fertilitätsstörungen• Immunmodulatoren bei Multipler Sklerose• Immunsuppressiva zur Transplatat-Abstoßungsprophylaxe• Impfstoffe• Knochenwachstumsfaktoren• Mukoviszidose-Therapeutika• Osteoporose-Therapeutika• Sepsis-Therapeutika• Substitutionstherapeutika bei lysosomalen Speicherkrankheiten• Thrombozytenwachstumsfaktor• Tumortherapeutika• Wachstumshormone• Wundheilungstherapeutikum

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

Auf den ersten Blick liegt es nahe:– diese Wirkstoffe entsprechen einem

natürlichen, humanen Vorbild

Rekombinante Arzneimittel

Humane, naturidentische Wirkstoffe

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

Der zweite Blick zeigt:– eine erhebliche Zahl dieser Wirkstoffe

entspricht nicht einem natürlichen, humanen Vorbild

Auf den ersten Blick liegt es nahe:– diese Wirkstoffe entsprechen einem

natürlichen, humanen Vorbild

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

Warum Modifikationen an authentischen Biomolekülen?

Dienstag, 11. Mai 2010

Warum Modifikationen an authentischen Biomolekülen?

Einige Modifikationen sind Konzessionen an die technische Machbarkeit – durchaus u.U. mit einem signifikanten Zusatzgewinn (Kasse-1 Biotechs)

Dienstag, 11. Mai 2010

Warum Modifikationen an authentischen Biomolekülen?

Einige Modifikationen sind Konzessionen an die technische Machbarkeit – durchaus u.U. mit einem signifikanten Zusatzgewinn (Kasse-1 Biotechs)

Einige Modifikationen sind in der Tat naturidentische Wirkstoffe(Kasse-2 Biotechs)

Dienstag, 11. Mai 2010

Warum Modifikationen an authentischen Biomolekülen?

Einige Modifikationen sind Konzessionen an die technische Machbarkeit – durchaus u.U. mit einem signifikanten Zusatzgewinn (Kasse-1 Biotechs)

Einige Modifikationen sind in der Tat naturidentische Wirkstoffe(Kasse-2 Biotechs)

Einige Modifikationen machen die Moleküle besser als die natürlichen Vorbilder, auch weil sie den signifikanten Unterschieden eines physiologischen und eines therapeutischen Delivery‘s Rechnung tragen (Kasse-3a Biotechs)

Dienstag, 11. Mai 2010

Warum Modifikationen an authentischen Biomolekülen?

Einige Modifikationen sind Konzessionen an die technische Machbarkeit – durchaus u.U. mit einem signifikanten Zusatzgewinn (Kasse-1 Biotechs)

Einige Modifikationen sind in der Tat naturidentische Wirkstoffe(Kasse-2 Biotechs)

Einige Modifikationen machen die Moleküle besser als die natürlichen Vorbilder, auch weil sie den signifikanten Unterschieden eines physiologischen und eines therapeutischen Delivery‘s Rechnung tragen (Kasse-3a Biotechs)

Einige Modifikationen sind ganz einfach „neu erfunden“(Kasse-3b Biotechs)

Dienstag, 11. Mai 2010

Authentisch vs. modifiziert:•40 „authentisch“•48 modifiziert•4 Maus-Antikörper•1 Ratte-Antikörper•6 chimerisierte Antikörper•12 humanisierte Antikörper•5 „humane“ Antikörper•1 humanisiertes Fab-Fragment•4 „Kunstprotein“

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

Pharmakokinetische Eigenschaften• 3 schnell wirksam• 101 normal wirksam• 16 verzögert wirksam

Rekombinante Wirkstoffe

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

M

Met-Somatropin (Protropin®)

Wachstumshormon

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

M

Klasse-1 Biotech

Met-Somatropin (Protropin®)

Wachstumshormon

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

Wachstumshormon

Somatropin

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

Wachstumshormon

Somatropin

Klasse-2 Biotech

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

längere Halbwertszeitmodifiziertes Wachstumshormon

Pegyliertes Somatropin

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

längere Halbwertszeitmodifiziertes Wachstumshormon

Pegyliertes Somatropin

Klasse-3a Biotech

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

D D

NARST

KS

GH-Rezeptor-AntagonistWachstumshormon

Pegvisomant (Somavert®)

Dienstag, 11. Mai 2010

H H

G

I E K D KR

D D

NARST

KS

GH-Rezeptor-AntagonistWachstumshormon

Pegvisomant (Somavert®)

Klasse-3b Biotech

Dienstag, 11. Mai 2010