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615 Therapeutische Umschau Allgemeine Beobachtungen Virale Infektionen der Atemwege sind Ursache häu- figer Erkrankungen, von Hospitalisationen und auch von Todesfällen. So wird die Grippe zusammen mit Pneumonie als die häufigste Todesursache des 20. Jahrhunderts betrachtet [1]. Die Atemwege wer- den von verschiedenen Viren als Eintrittspforte benützt. Respiratorische Viren im engeren Sinne ver- ursachen eine breite Palette von Symptomen, welche von einer einfachen Erkältung bis zu einer schweren Pneumonie reichen. Übersicht der im Respirationstrakt vorkommenden Viren Eine große Zahl verschiedener Viren können in Proben aus dem Respirationstrakt nachgewiesen werden. Gewisse dieser Viren befallen die Atem- wege im Zusammenhang mit einer systemischen In- fektion oder können bei einer lokalen Reaktivierung wieder nachweisbar sein. Die Erreger werden in drei Kategorien unterteilt: 1. diejenigen Viren, welche bei immunkompetenten Erwachsenen gelegentlich, häufiger jedoch bei Immunkompromittierten oder Schwangeren Pneu- monien verursachen wie zum Beispiel Masern oder Varizella Zoster 2. diejenigen Viren, welche vorwiegend bei Immun- kompromittierten Probleme verursachen wie zum Beispiel CMV, HSV oder seltener HHV6 und 3. Erreger, welche vom Tier auf den Menschen (Zoonose) übertragen werden, wie zum Beispiel Hantaviren. Respiratorische Viren im engeren Sinne weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Sie treten weltweit auf, W. Wunderli 1 , Hj. Furrer 2 Zusammenfassung Eine beträchtliche Anzahl verschiedener Viren be- nützen die Atemwege als Eintrittspforte. Aber lange nicht alle Erreger verursachen Erkältungskrankhei- ten. Eine größere Anzahl Viren ist schon längere Zeit als Ursache von Erkältungskrankheiten bekannt. Dabei wurde aber bei gewissen Erregern deren kli- nische Bedeutung unterschätzt. Viren, welche wie das Influenzavirus zu Epidemien in der Bevölkerung oder wie das Respiratorische Syncytial-Virus und das SARS-assoziierte Coronavirus zu nosokomialen Ausbrüchen führen, haben einen großen Einfluss auf die öffentliche Gesundheit. Deren Prävention ist von großer Wichtigkeit. Durch den Einsatz neuerer und empfindlicherer Nachweistechniken konnten zu- sätzliche Informationen und Erkenntnisse erworben werden. Es zeigte sich, dass auch sogenannte banale Erreger von Erkältungen in gewissen Fällen zu schweren Infekten und Komplikationen führen kön- nen. Dies ist insbesondere für Patientengruppen wie Kleinkinder oder Immunsupprimierte der Fall. Aufgrund der Entwicklung neuer Techniken wurde es möglich, bisher unbekannte Erreger nachzuwei- sen und als Ursache von Erkältungskrankheiten zu identifizieren. Die wichtigsten darunter sind das Metapneumovirus und vor allem das SARS hervor- rufende Coronavirus. © 2003 Verlag Hans Huber, Bern Band 60, 2003 DOI 10.1024//0040-5930.60.10.615 Heft 10 1 Zentrallabor für Virologie, Universitätsspital Genf 2 Ambulatorium für Infektionskrankheiten, Inselspital Bern Respiratorische Viren

Respiratorische Viren

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Page 1: Respiratorische Viren

615

TherapeutischeUmschau

Allgemeine Beobachtungen

Virale Infektionen der Atemwege sind Ursache häu-figer Erkrankungen, von Hospitalisationen und auchvon Todesfällen. So wird die Grippe zusammen mitPneumonie als die häufigste Todesursache des 20. Jahrhunderts betrachtet [1]. Die Atemwege wer-den von verschiedenen Viren als Eintrittspfortebenützt. Respiratorische Viren im engeren Sinne ver-ursachen eine breite Palette von Symptomen, welchevon einer einfachen Erkältung bis zu einer schwerenPneumonie reichen.

Übersicht der im Respirationstraktvorkommenden Viren

Eine große Zahl verschiedener Viren können inProben aus dem Respirationstrakt nachgewiesenwerden. Gewisse dieser Viren befallen die Atem-wege im Zusammenhang mit einer systemischen In-fektion oder können bei einer lokalen Reaktivierungwieder nachweisbar sein. Die Erreger werden in dreiKategorien unterteilt:1. diejenigen Viren, welche bei immunkompetenten

Erwachsenen gelegentlich, häufiger jedoch beiImmunkompromittierten oder Schwangeren Pneu-monien verursachen wie zum Beispiel Masernoder Varizella Zoster

2. diejenigen Viren, welche vorwiegend bei Immun-kompromittierten Probleme verursachen wie zumBeispiel CMV, HSV oder seltener HHV6 und

3. Erreger, welche vom Tier auf den Menschen(Zoonose) übertragen werden, wie zum BeispielHantaviren.

Respiratorische Viren im engeren Sinne weiseneinige Gemeinsamkeiten auf. Sie treten weltweit auf,

W. Wunderli1, Hj. Furrer2

Zusammenfassung

Eine beträchtliche Anzahl verschiedener Viren be-nützen die Atemwege als Eintrittspforte. Aber langenicht alle Erreger verursachen Erkältungskrankhei-ten. Eine größere Anzahl Viren ist schon längere Zeitals Ursache von Erkältungskrankheiten bekannt.Dabei wurde aber bei gewissen Erregern deren kli-nische Bedeutung unterschätzt. Viren, welche wie dasInfluenzavirus zu Epidemien in der Bevölkerungoder wie das Respiratorische Syncytial-Virus unddas SARS-assoziierte Coronavirus zu nosokomialenAusbrüchen führen, haben einen großen Einflussauf die öffentliche Gesundheit. Deren Prävention istvon großer Wichtigkeit. Durch den Einsatz neuererund empfindlicherer Nachweistechniken konnten zu-sätzliche Informationen und Erkenntnisse erworbenwerden. Es zeigte sich, dass auch sogenannte banaleErreger von Erkältungen in gewissen Fällen zuschweren Infekten und Komplikationen führen kön-nen. Dies ist insbesondere für Patientengruppenwie Kleinkinder oder Immunsupprimierte der Fall.Aufgrund der Entwicklung neuer Techniken wurdees möglich, bisher unbekannte Erreger nachzuwei-sen und als Ursache von Erkältungskrankheiten zuidentifizieren. Die wichtigsten darunter sind dasMetapneumovirus und vor allem das SARS hervor-rufende Coronavirus.

© 2003 Verlag Hans Huber, Bern Band 60, 2003DOI 10.1024//0040-5930.60.10.615 Heft 10

1 Zentrallabor für Virologie, Universitätsspital Genf 2 Ambulatorium für Infektionskrankheiten, Inselspital Bern

Respiratorische Viren