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338 Rezensionen / Dissertationen Stahlbau 75 (2006), Heft 4 Zum bekannten und in Baubestim- mungen erfaßten Zugfeldmodell gibt es keine Beispiele für Versagen. Kritisiert werden muß, daß keine Angaben zu den Parametergrenzen gemacht werden, für die es angewandt werden darf. Der Abschnitt 5 über Schalenbeulen beginnt wieder mit einem kurzen Abriß zur Geschichte und belegt, daß im frühen englischen Großbrückenbau rohrartige Fachwerkstäbe mit großen Abmessungen verwendet worden sind. Herausragendes Beispiel ist die Firth of Forth-Brücke von 1890. Das Beispiel des Einsturzes der Tjörbrücke im Jahr 1980 durch Anstoß eines vom Kurs ab- gekommenen Schiffes an den Bogen- hauptträgern aus Rohren mit 3,8 m Durchmesser wird mit dem wichtigen Hinweis auf die Empfindlichkeit derarti- ger Druckstäbe gegen Kräfte auf die Rohrwände verbunden. Abschließend werden 12 Beispiele vorgeführt, die Studenten gut als Übungsaufgaben gestellt werden und aus denen sie lernen können. Die Be- rechnung der Traglasten orientiert sich weitgehend am Eurocode 3. In der zu je- dem Fall angegebenen „Message“ steckt der Wert des Buches. Zusammengefaßt: Das Buch – und so war was offensichtlich geplant – führt Studenten gut in die Gefährdungen von Brücken durch mögliche Instabilitäten flächenartiger Tragwerksteile ein. Es sen- sibilisiert sie ohne große Theorie, sich dieser beim Entwurf bewußt zu sein. Literatur [1] Werner, E.: Britannia- und Conway- Röhrenbrücke. Düsseldorf: Werner-Ver- lag 1969. [2] Scheer, J.: Versagen von Bauwerken. Band 1: Brücken. Berlin: Ernst & Sohn 2000. (dort Tabelle auf S. 58). em. Univ. Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Joachim Scheer, Hannover/Braunschweig Bundesingenieurkammer (Hrsg.): Inge- nieurbaukunst in Deutschland. Jahr- buch 2005/2006. Hamburg: Junius Ver- lag 2005. 208 S., zahlr. Bilder, Br., 24 x 30 cm. ISBN 3-88506-563-0. 39,90 € Wie seine Vorgänger besticht das von der Bundesingenieurkammer herausgegebene und von Dr. Ulrich Schwarz konzipierte und redaktionell betreute Jahrbuch zur Ingenieurbaukunst durch Inhalt und Ge- staltung. Es enthält insgesamt 25 Beiträge, die unter den Titeln „Projekte“ (17 Bei- träge), „Porträts“ (2 Beiträge) und „Ge- schichte, Forschung, Essays“ (6 Beiträge) rubriziert sind. Vorgestellt werden ausge- wählte Ingenieurleistungen in Praxis und Forschung aus Deutschland, welche von der Bundesingenieurkammer und dem Beirat – bestehend aus dem Präsidenten der Bundesingenieurkammer Dr.-Ing. Karl Heinrich Schwinn und den Professo- ren Reinhard Erfurth, Werner Lorenz, Ste- fan Polónyi und Fritz Wenzel – als we- sentlich zur Förderung der Baukultur qua- lifiziert wurden. Folgende Projekte wurden essayför- mig beschrieben: Allianz Arena München (Gerd Gregor Feth), Museum MARTa Herford (Klaus- Dieter Weiß), Umweltbundesamt Dessau (Klaus Siegele), Dachlandschaft der Neuen Messe Mailand (Ursula Baus), Peek & Cloppenburg Köln (Falk Jaeger), Living Bridges (Dirk Meyhöfer), Timur Shah Mausoleum Kabul (Helmut Pliett und Fritz Wenzel), Hochhaus Taipeh 101 (Georg Küffner), Puente Centenario über den Panamakanal (Reiner Saul, Karl Humpf, Siegfried Hopf und Armin Patsch), Neuer Bangkok International Airport (Werner Sobek und Josef Lind- ner), Formel 1-Rennstrecke in Shanghai (Anno Hecker), Tornado Towers Doha/Qatar (Stephanie Loose und Olaf Neumann), Neue Terrasse Dresden (Falk Jaeger), Dresdner Frauenkirche (Fritz Wenzel), Jahrhunderthalle Bochum (Christian Holl), Olympische Dächer in Athen (Georg Küffner) und Rückbau von Kernkraftwerken am Beispiel des AKW Würgassen (Georg Küffner). Mehrere dieser Projekte bildeten bereits Gegen- stand von Aufsätzen in den Zeitschriften STAHLBAU, BAUTECHNIK, BETON- UND STAHLBETONBAU und MAUER- WERK – allerdings – mit deutlich ande- rem Verhältnis von Detail und Übersicht. In die wunderschönen Porträts zu Jo- hann August Röbeling von Nele Güntheroth und Andreas Kahlow sowie zu Frei Otto von Rainer Barthel flossen Forschungsergebnisse ein. Das Kapitel „Geschichte, Forschung, Essays“ wird durch einen Kurzessay von Bernhard Weller und Martin Tasche mit Fotografien von Hans-Christian Schink zu den „Verkehrsprojekten Deutsche Einheit“ eingeleitet. Ihm folgt ein Bei- trag über die moderne Zivilisation und Naturkatastrophen von Hans Dieter Sauer, wo insbesondere auf die Erdbebe- gefahren und die neue deutsche Bau- norm E-DIN 4149 hingewiesen wird. Ein essayistisches Meisterstück lieferte Werner Lorenz mit „Archäologie des Konstruierens“; sein außergewöhnliches Konzept entwickelt Werner Lorenz ex- emplarisch an konstruktionshistori- schen Forschungen zu Klenzes Walhalla und Eremitage sowie Stülers Neues Mu- seum Berlin. Der Stahlbauwissenschaft- ler Udo Peil faßt den Forschungsstand zum Thema „Monitoring von Brücken“ einfach und verständlich zusammen. Die beiden letzten Beiträge von Tibor Rákóczy und Klaus Siegele sind der ra- tionellen und ökologischen Energiever- wendung in Gebäuden gewidmet. Dem Herausgeber, den Autorinnen und Autoren, dem Beirat, der Redaktion und dem Verlag ist mit vorliegender Pu- blikation ein exzellenter Beitrag zur Baukultur unseres Landes gelungen, der geeignet ist, das gesellschaftliche Anse- hen des Bauingenieurs zu heben. Mögen die Beteiligten auf diesem Pfad weiter erfolgreich voranschreiten. Karl-Eugen Kurrer, Berlin

Rezension: Ingenieurbaukunst in Deutschland. Jahrbuch 2005/2006. By Bundesingenieurkammer (Hrsg.)

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Rezensionen / Dissertationen

Stahlbau 75 (2006), Heft 4

Zum bekannten und in Baubestim-mungen erfaßten Zugfeldmodell gibt eskeine Beispiele für Versagen. Kritisiertwerden muß, daß keine Angaben zu denParametergrenzen gemacht werden, fürdie es angewandt werden darf.

Der Abschnitt 5 über Schalenbeulenbeginnt wieder mit einem kurzen Abrißzur Geschichte und belegt, daß imfrühen englischen Großbrückenbaurohrartige Fachwerkstäbe mit großenAbmessungen verwendet worden sind.Herausragendes Beispiel ist die Firth ofForth-Brücke von 1890. Das Beispieldes Einsturzes der Tjörbrücke im Jahr1980 durch Anstoß eines vom Kurs ab-gekommenen Schiffes an den Bogen-hauptträgern aus Rohren mit 3,8 mDurchmesser wird mit dem wichtigenHinweis auf die Empfindlichkeit derarti-ger Druckstäbe gegen Kräfte auf dieRohrwände verbunden.

Abschließend werden 12 Beispielevorgeführt, die Studenten gut alsÜbungsaufgaben gestellt werden undaus denen sie lernen können. Die Be-rechnung der Traglasten orientiert sichweitgehend am Eurocode 3. In der zu je-dem Fall angegebenen „Message“ stecktder Wert des Buches.

Zusammengefaßt: Das Buch – und sowar was offensichtlich geplant – führtStudenten gut in die Gefährdungen vonBrücken durch mögliche Instabilitätenflächenartiger Tragwerksteile ein. Es sen-sibilisiert sie ohne große Theorie, sichdieser beim Entwurf bewußt zu sein.

Literatur

[1] Werner, E.: Britannia- und Conway-Röhrenbrücke. Düsseldorf: Werner-Ver-lag 1969.

[2] Scheer, J.: Versagen von Bauwerken.Band 1: Brücken. Berlin: Ernst & Sohn2000. (dort Tabelle auf S. 58).

em. Univ. Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h.Joachim Scheer, Hannover/Braunschweig

Bundesingenieurkammer (Hrsg.): Inge-nieurbaukunst in Deutschland. Jahr-buch 2005/2006. Hamburg: Junius Ver-lag 2005. 208 S., zahlr. Bilder, Br., 24 x30 cm. ISBN 3-88506-563-0. 39,90 €

Wie seine Vorgänger besticht das von derBundesingenieurkammer herausgegebeneund von Dr. Ulrich Schwarz konzipierteund redaktionell betreute Jahrbuch zurIngenieurbaukunst durch Inhalt und Ge-staltung. Es enthält insgesamt 25 Beiträge,die unter den Titeln „Projekte“ (17 Bei-träge), „Porträts“ (2 Beiträge) und „Ge-schichte, Forschung, Essays“ (6 Beiträge)rubriziert sind. Vorgestellt werden ausge-wählte Ingenieurleistungen in Praxis und

Forschung aus Deutschland, welche vonder Bundesingenieurkammer und demBeirat – bestehend aus dem Präsidentender Bundesingenieurkammer Dr.-Ing.Karl Heinrich Schwinn und den Professo-ren Reinhard Erfurth, Werner Lorenz, Ste-fan Polónyi und Fritz Wenzel – als we-sentlich zur Förderung der Baukultur qua-lifiziert wurden.

Folgende Projekte wurden essayför-mig beschrieben:

Allianz Arena München (Gerd GregorFeth), Museum MARTa Herford (Klaus-Dieter Weiß), Umweltbundesamt Dessau(Klaus Siegele), Dachlandschaft derNeuen Messe Mailand (Ursula Baus),Peek & Cloppenburg Köln (Falk Jaeger),Living Bridges (Dirk Meyhöfer), TimurShah Mausoleum Kabul (Helmut Pliettund Fritz Wenzel), Hochhaus Taipeh 101(Georg Küffner), Puente Centenario überden Panamakanal (Reiner Saul, KarlHumpf, Siegfried Hopf und ArminPatsch), Neuer Bangkok InternationalAirport (Werner Sobek und Josef Lind-ner), Formel 1-Rennstrecke in Shanghai(Anno Hecker), Tornado TowersDoha/Qatar (Stephanie Loose und OlafNeumann), Neue Terrasse Dresden (FalkJaeger), Dresdner Frauenkirche (FritzWenzel), Jahrhunderthalle Bochum(Christian Holl), Olympische Dächer inAthen (Georg Küffner) und Rückbau vonKernkraftwerken am Beispiel des AKWWürgassen (Georg Küffner). Mehreredieser Projekte bildeten bereits Gegen-stand von Aufsätzen in den ZeitschriftenSTAHLBAU, BAUTECHNIK, BETON-UND STAHLBETONBAU und MAUER-WERK – allerdings – mit deutlich ande-rem Verhältnis von Detail und Übersicht.

In die wunderschönen Porträts zu Jo-hann August Röbeling von NeleGüntheroth und Andreas Kahlow sowiezu Frei Otto von Rainer Barthel flossenForschungsergebnisse ein.

Das Kapitel „Geschichte, Forschung,Essays“ wird durch einen Kurzessay vonBernhard Weller und Martin Tasche mitFotografien von Hans-Christian Schinkzu den „Verkehrsprojekten DeutscheEinheit“ eingeleitet. Ihm folgt ein Bei-trag über die moderne Zivilisation undNaturkatastrophen von Hans DieterSauer, wo insbesondere auf die Erdbebe-gefahren und die neue deutsche Bau-norm E-DIN 4149 hingewiesen wird.Ein essayistisches Meisterstück lieferteWerner Lorenz mit „Archäologie desKonstruierens“; sein außergewöhnlichesKonzept entwickelt Werner Lorenz ex-emplarisch an konstruktionshistori-schen Forschungen zu Klenzes Walhallaund Eremitage sowie Stülers Neues Mu-seum Berlin. Der Stahlbauwissenschaft-ler Udo Peil faßt den Forschungsstandzum Thema „Monitoring von Brücken“einfach und verständlich zusammen.

Die beiden letzten Beiträge von TiborRákóczy und Klaus Siegele sind der ra-tionellen und ökologischen Energiever-wendung in Gebäuden gewidmet.

Dem Herausgeber, den Autorinnenund Autoren, dem Beirat, der Redaktionund dem Verlag ist mit vorliegender Pu-blikation ein exzellenter Beitrag zurBaukultur unseres Landes gelungen, dergeeignet ist, das gesellschaftliche Anse-hen des Bauingenieurs zu heben. Mögendie Beteiligten auf diesem Pfad weitererfolgreich voranschreiten.

Karl-Eugen Kurrer, Berlin