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380 ANMERKUNGEN Buch IV 1. Anders als bei den Büchern I—III stellt der Auetor dem Buch IV eine ausführliche Vorrede voran (4,1-10), in der er seine These rechtfertigt, der Verfasser eines rhetori- schen Lehrwerkes müsse die exempla für seine Lehre selbst bilden und dürfe sie nicht - wie die Griechen leh- ren - ab oratore aut poeta probato entnehmen. - Aller- dings führt der Auetor selbst immer wieder exempla aus griechischen und römischen Dichtern und Rednern an. - Diese Vorrede ist folgendermaßen gegliedert: 4,1-3 wer- den die Gründe genannt, die die Griechen für ihr Verfah- ren anführen: 1. modestia und pudor (4,1.2): 2. die exem- pla dienen als testimonia vor Gericht (4,2); 3. es ist ein summum artificium, die passenden Beispiele aus Dichtern und Rednern auszuwählen (4,3). 4,4 - 7 widerlegt der Auetor die genannten Argumente; 4,7-10 werden weitere Gründe für die Verwendung eigener Bei- spiele dargestellt. K. Barwick, 1961 (Lit.ausw. 2.3) weist nach, daß sich die Polemik des Auetor nicht gegen die Graeei allgemein richtet, sondern allein gegen Hermago- ras (s. Einführung, S. 326; vgl. die Polemiken Cic. inv. 1,8 und 1,12-14). Außerdem ist die Vorrede nicht die eigene Leistung des Auetor, sondern er hat sie der ihm und Cicero gemeinsamen Quelle entnommen (s. Einführung, S. 335 f.). Dieser griechische Rhetor - Cicero und der Auetor benützten die lateinische Ubersetzung - wandte sich gegen Hermagoras. 2. ante rem - in einem Prooemium; praeter rem - in einem Exkurs (vgl. die in Anm. 1 genannten Polemiken gegen Hermagoras in Cic. inv. 1,8 und 1,12-14). 3- 4»i-3 4. In den folgenden Kapiteln sind häufig Beispiele aus Reden und Dichtungen miteinander verbunden. 5. Vgl. Hör. ars p. 444. 6. Ennius und Gracchus dienten auch Crassus als Beispiele (s. Cic. de or. 1,154). Bereitgestellt von | New York Univer Angeme Heruntergeladen am

Rhetorica ad Herennium (Lateinisch - Deutsch) || Buch IV

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380 A N M E R K U N G E N

Buch IV

1 . Anders als bei den Büchern I—III stellt der Auetor dem Buch IV eine ausführliche Vorrede voran (4,1-10), in der er seine These rechtfertigt, der Verfasser eines rhetori-schen Lehrwerkes müsse die exempla für seine Lehre selbst bilden und dürfe sie nicht - wie die Griechen leh-ren - ab oratore aut poeta probato entnehmen. - Aller-dings führt der Auetor selbst immer wieder exempla aus griechischen und römischen Dichtern und Rednern an. -Diese Vorrede ist folgendermaßen gegliedert: 4,1-3 wer-den die Gründe genannt, die die Griechen für ihr Verfah-ren anführen: 1. modestia undpudor (4,1.2): 2. die exem-pla dienen als testimonia vor Gericht (4,2); 3. es ist ein summum artificium, die passenden Beispiele aus Dichtern und Rednern auszuwählen (4,3). 4 ,4 - 7 widerlegt der Auetor die genannten Argumente; 4,7-10 werden weitere Gründe für die Verwendung eigener Bei-spiele dargestellt. K. Barwick, 1961 (Lit.ausw. 2.3) weist nach, daß sich die Polemik des Auetor nicht gegen die Graeei allgemein richtet, sondern allein gegen Hermago-ras (s. Einführung, S. 326; vgl. die Polemiken Cic. inv. 1,8 und 1,12-14). Außerdem ist die Vorrede nicht die eigene Leistung des Auetor, sondern er hat sie der ihm und Cicero gemeinsamen Quelle entnommen (s. Einführung, S. 335 f.). Dieser griechische Rhetor - Cicero und der Auetor benützten die lateinische Ubersetzung - wandte sich gegen Hermagoras.

2. ante rem - in einem Prooemium; praeter rem - in einem Exkurs (vgl. die in Anm. 1 genannten Polemiken gegen Hermagoras in Cic. inv. 1,8 und 1,12-14).

3- 4»i-3 4. In den folgenden Kapiteln sind häufig Beispiele aus

Reden und Dichtungen miteinander verbunden. 5. Vgl. Hör. ars p. 444. 6. Ennius und Gracchus dienten auch Crassus als Beispiele

(s. Cic. de or. 1,154). Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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7. Vgl. die Definition des exemplum 4,5 und 4,62 und Arist. rhet. 2,20 (1394a).

8. Iis und iudicium bedeuten möglicherweise das Verfahren in iure und apud iudicem (Calboli, 1969, 275).

9. Zur imitatio vgl. 1,3; 4,7.9. 10. Vgl. Anm. 6. 1 1 . Vgl. die gleiche Feststellung Cic. or. 173. 1 2 . Vgl. Cic. Brut. 190; 199 ff. u. ö. 13. = Graeci (d.h. Hermagoras; vgl. Anm. 1). 14. s. 4,1 . 15 . Ladas war ein gefeierter spartanischer Läufer, Olympia-

sieger, dem Myron (5.Jh.) eine Statue errichtete; Bois-cus ist sonst unbekannt (der Text ist korrupt).

16 . Vgl. Hör. epist. 1 ,3,15 ff. und Phaedrus, fab. Aesopi i > 3 -

17. Nur scheinbarer Widerspruch zu 4,57 exemplo conpro-batum: Hier ist das literarische Exempel gemeint, des-sen Aufgabe das demonstrare ist; die Aufgabe des exem-plum in 4,57 ist das confirmare; die letzte Art exemplum. ist auch in 3,9 gemeint: quam plurima rerum ante ges-tarum exempla proferre.

18. Zur Figur similiter desinens s. 4,28. 19. Zitat aus der berühmten Rede des L. Licinius Crassus

i. J . 106 v. Chr., als er sich für den Gesetzesantrag des Q. Servilius Caepio einsetzte, die Gerichtsbarkeit wieder den Senatoren zurückzugeben (vgl. Cic. de or. 1,225).

20. Vgl. 4,2 und Anm. 7. 21. Vgl. Cic. inv. 1,8: verum oratori mínimum est de arte

loqui, quod hic (= Hermagoras) fecit, multo máximum ex arte dicere, quod eum (= Hermagoras) minime potuis-se omnes videmus; vgl. Anm. 1.

22. Vgl. fabula (nv&og) 1 , 10; 1 , 1 3 ; 2,12. Das Abschreiben war Aufgabe von Sklaven, den scribae librarii.

23. 4 ,7 - 10 (vgl. Anm. 1). Nach der confutatio (4,4-7) folgt die confirmatio (Achard, 1989, 133, Anm. 22).

24. Nach Korax sollten die Beispiele nur aus einer Quelle Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst LibraryAngemeldet

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genommen werden. Beispiele aus vielen Quellen anzu-führen, war peripatetische Praxis.

25. Vgl. die Würdigung der genannten Männer in Cic. Brut. 63 ff., 293 ff. (Cato), 103 f., 296 (Ti. Sempronius Grac-chus), 125^, 296 (C.Sempronius Gracchus), 82ff., (C. Laelius, P. Cornelius Scipio Aemilianus, Ser. Sulpi-cius Galba), 95f. (M.Aemilius Lepidus Porcina), 139ff. (M. Antonius, L. Licinius Crassus).

26. Cicero plädiert ebenfalls dafür, nur einem Mann nach-zueifern (de or. 2,90); Quintilian ist im Anschluß an den Rhetor Seneca für die Nachahmung mehrerer Vorbilder (inst. 10,2,23).

27. non putare = putare non; vgl. die Sentenz Non omnia possumus omnes.

28. Vielleicht Anspielung auf die Auseinandersetzungen zwischen Philosophen und Rhetoren (z. B. Piaton); die drei Philosophen der sog. Philoscphengesandtschaft des Jahres 15 5 v. Chr. waren alle gegen die Rhetorik.

29. Plutarch, Demosth. 23. 30. Vgl. Ov. met. 5,646ff. 31. Eine häufig gebrauchte Metapher, z. B. Piaton, polit.

485c!; Quint, inst. 10,1,46. 32. Bildhauer (um 300 v. Chr.), Schüler des Lysipp, der den

„Koloß von Rhodos" geschaffen haben soll (Plin. nat.h. 34,41,44).

33. Vergleiche zwischen der Rhetorik und Plastik sind häu-fig, z.B. Cic. inv. 2,1; Brut. 70.

34. Eine weitverbreitete Forderung der antiken Rhetorik; vgl. 1 , 17; 2,47; 4,32; Cic. inv. 1,25 (Ende). (Weitere Belegstellen bei Caplan, 1954, 2jof., Anm. a)

35. Der Auetor ist sich der Sprödigkeit und sprachlichen Dürre, die seine Ausführungen auf weite Strecken kenn-zeichnen, bewußt (vgl. Einführung, S. 331); mögli-cherweise sind diese Bemerkungen aber der lateinischen Quelle unserer Schrift entnommen (vgl. Anm. 1 zu 4,1).

36. 4 , 1 1 - 1 6 37. 4, 17-18

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38. figurae - xaQaHTfjçeç; die Stilfiguren ( o x W a r a ) nennt der Auetor gewöhnlich exornationes (4,18).

39. Die erste erhaltene Einteilung in drei genera dicendi/ figurae. Cicero formuliert de or. 3,177: Itaque tum gra-ves sumus, tum subtiles, tum medium quiddam tenemus; de or. 3,199 spricht er von einer oratio plena quaedam, sed tarnen teres, et tenuis, non sine nervis ac viribus, et ea, quae partieeps utriusque generis quadam medioerita-te laudatur; or. 69 heißt es: Sed quot officia oratoris, tot sunt genera dicendi: subtile in probando, modicum in delectando, vehemens in flectendo. Brut. 201 nennt er nur zwei genera: unum attenuate presseque, alterum sublate ampleque (Hervorhebungen durch den Heraus-geber). Wahrscheinlich geht die Dreiteilung auf Theo-phrast zurück (Literaturangaben bei Caplan, 1954, 2 5 2 f., Anm. c). Auch bei der Behandlung der exornatio-nes (4,17 ff.) kommt der Auetor wiederholt auf die drei Stilarten zu sprechen.

40. 4,19ff.; zu den exornationes, die sich besonders für die figura gravis eignen, s. 4,19.21.22.32.39.41.

41. Eine amplificatio criminis in der conclusio einer Ankla-gerede.

42. Vgl. Cic. Verr. 2,2,16,40. 43. Vgl. den neunten locus communis in 2,49. 44. Eine sprachliche Analyse des exemplum s. Caplan, 1954,

2j6f., Anm. b und Achard, 1989, 140, Anm. 46. (Beide Autoren stützen sich auf J. Marouzeau, Traité de styli-stique appliqué du Latin, Paris 1935, 181 bzw. 1954, 194 f.) - Vgl. auch das dritte Beispiel für die descriptio 4.51-

45- 4.11 46. Das Beispiel ist der rationis confirmatio (vgl. 2,28) der

Rede entnommen, mit der der Volkstribun Qu. Varius Hybrida 90 v. Chr. seinen Gesetzesantrag (lex Varia de maiestate) begründete, wonach diejenigen angeklagt werden sollten, die Bundesgenossen gegen Rom aufwie-gelten (also genus deliberativum). 89 v. Chr. wurde Q. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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Varius Hybrida selbst nach dieser lex verurteilt. O b der

Wortlaut der tatsächlich gehaltenen Rede entnommen

ist oder vom Auetor für dieses exemplum geformt

wurde, wissen wir allerdings nicht.

47. Erste Erwähnung eines Imperium, orbis terrae.

48. Fregellae, eine alte Latinerkolonie in Mittelitalien,

wurde wegen Widerstandes gegen Rom 125 v .Chr. er-

obert und zerstört; an seiner Stelle gründeten die Römer

die Bürgerkolonie Fabrateria Nova; vgl. auch 4,22 und

4>3 7-49. Das folgende Beispiel ist eine narratio, ein Teil des

sermo (s. 3,23).

50. Die Sonnenuhr auf dem Forum war ein beliebter Treff-

punkt zum Plaudern.

51. In seiner sprachlichen Analyse hebt Marouzeau (s.

Anm. 44) besonders die umgangssprachlichen Merkmale

hervor (vgl. Caplan, 1954, 2Ö2f., Anm. b).

52. 4,15 f.

53. Verstöße gegen das ngenov (vgl. 3,26; 4,16.17.22).

54. In seiner sprachlichen Analyse hebt Marouzeau (s.

Anm. 44) besonders Archaismen, dichterische Formen,

Metaphern usw. hervor (vgl. Caplan, 1954, 264 f.,

Anm. c).

55. Vgl. Hör. ars p. 26t.

56. Z u m historischen Hintergrund dieses exemplum vgl.

Anm. 46 zu 4,13.

57. Vgl. 4,14 und Anm. 49 dazu. Marouzeau (s. Anm. 44)

analysiert auch dieses Beispiel sprachlich (vgl. Caplan,

1954, 266ff., Anm.d) .

58. 4,18 ff.

59. tractatio; vgl. 2,27 und Anm. 71 dazu.

60. Modifizierung des Schemas Theophrasts: 'EkXr)vioß6g

(Spracheinheit; vgl. Latinitas); oacprjveia (Deutlichkeit);

jiqsjiov (Angemessenheit); xazaaxevr) (Redeschmuck),

unterteilt in ¿Kkoyf] övofidzüjv (Wortwahl), äg/iovia

(kunstvolle Anordnung), axfjfiara (Stilfiguren). 'EXkr\-

VLOfiög und aatpfjveia werden durch elegantia erfaßt; Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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für JZQEJTOV fehlt eine Entsprechung; agfxovia = conposi-tio; xaxaaxevrj, wiedergegeben durch dignitas, ist auf die Stilfiguren beschränkt. (Nach Caplan, 1954, 268f., Anm. e)

61. s. Anm. 60. 62. soloecismus et barbarismus (Fremdwörter aus dem Grie-

chischen) wurden von den Stoikern unterschieden (s. Diog. Laert. 7,192; Quint, inst. i ,5 , j f f . und i,5,34ff.).

63. Früheste Erwähnung einer ars grammatica in Rom. Ob der Auetor ein solches Werk schrieb, ist nicht bekannt (vgl. 3,23 und 3,28).

64. Vgl. Cic. de or. 3,149. 65. Hiatus (avyxgovmg qxßvqevTwv) (hiare, hiuleus, -a,

-um); vgl. Cic. or. 150: ...ne extremorum verborum cum insequentibus primis concursus aut hiulcas voces ef-ficiat aut asperas. Quint, inst. 9,4,33: .. .tum vocalium concursus; qui cum accidit, hiat et intersistit et quasi la-borat oratio. In der heftigen Rede kann der Hiat aber auch positiv wirken.

66. In der deutschen Ubersetzung kann die jeweilige Stil-qualität der folgenden Beispiele nicht erkannt werden; Caplan, 1954, und teilweise Achard. 1989, setzen die Ubersetzungen deshalb nur in die Fußnoten.

67. Übertriebene Anwendung der Alliteration. 68. Vgl. Prooemium 4, 1 - 10 . 69. Häufig verwendetes Zitat aus den Annalen des Ennius. 70. Es ist unbekannt, aus welchem Stück des Ennius das

Zitat stammt. Der Text ist verdorben; Marx, 1894, schreibt: quiquam quiequam quemquam, quemque quisque conveniat, neget. Die Ubersetzung ist über-nommen aus: Kuchtner, 1911 (Lit.ausw. 1). Caplan, 1954, 272f., Anm. b übersetzt unter Einbeziehung eines möglicherweise vorausgehenden cum debere carnufex: Da der Schurke leugnet, daß irgend jemand irgendwem irgend etwas verdankt, verklagt wer auch immer wen auch immer (quisque = quicumque im alten Latein).

71 . traduetio; s. 4,20. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst LibraryAngemeldet

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72. Jambischer Senar im Stil des Ennius (Marx, 1894, 118). 73. Homoioptoton; s. 4,28. 74. Spondeischer Hexameter, vielleicht von Ennius. 75. Hyperbaton; s. 4,44. 76. L. Coelius Antipater widmete nach 12 v.Chr. die 7

Bücher bellum Punicum dem L. Aelius Stilo. Nach Cic. Brut. 230 versprach er in der Vorrede zu Buch I, er wer-de das Hyperbaton nur wenn nötig anwenden. Das Zitat stammt aus der Vorrede zum II. Buch. (Die „normale" Wortstellung wäre: In priore libro, Lud Aeli, bas res scriptas ad te misimus.)

77. Zu dignitas s. Anm. 60 zu 4,17. Neben dignitas bewir-ken auch gravitas und suavitas eine ornata oratio (s. 4,69; vgl. Cic. inv. 2,49).

78. verborum exomationes: 4,19-46; sententiarum exorna-tiones: 4,47-68. Zum Begriff exomationes s. Anm. 38 zu 4,11 . Erfinder einer Figurenlehre war Gorgias (s. Einführung, S. 322). Die folgende Darstellung der Figu-renlehre ist die älteste erhaltene, bietet aber noch keine vollständige Systematik wie die Ausführungen Quinti-lians (inst. 8 und 9, bes. 9,1,1 ff.). Dort ist auch der Unterschied zwischen Wort- und Gedankenfiguren am besten dargestellt. Die Trennungslinie zwischen Tropen (4,42-46) und Figuren und zwischen Wort- und Ge-dankenfiguren wurde nicht immer scharf gezogen.

79. Anapher; vgl. conversio (4,19), conplexio (4,20) und con-duplicatio (4,38).

80. Vielleicht aus der Leichenrede für P. Scipio Aemilianus Africanus Numantinus (gest. 129 v.Chr.).

81. Vgl. Cic. de or. 2,226. 82. Epipher; s. Anm. 79. 83. C. Laelius der Ältere (ca. 235-ca. 160 v.Chr.), der

Freund des älteren Scipio; sein Sohn (ca. 190-nach 129) war kein homo novus mehr.

84. Eine freie Wiedergabe aus der Rede des Aischines (390/ 89-ca. 315 v. Chr.), des Gegenspielers des Demosthenes (384-322), gegen Ktesiphon.

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85. s. Anm. 79; vgl. conplexio als Teil der argumentativ 2,28 und adtenuatione aut conplexione eiusdam litterae 4,29.

86. Das nämliche Beispiel zitiert Quintilian inst. 9,3,31 für die repetitio. Es stammt möglicherweise aus einer De-batte zwischen Cato Maior und P. Scipio Nasica (vgl. Anm. 7 zu 3,2).

87. Alexander Numenii (1. Hälfte 2.Jh. v.Chr.), jtegi oxnndrav 3,37

88. Möglicherweise aus der Auseinandersetzung um die Ermordung des Sulpicius (vgl. Anm. 150 zu 4,31).

89. Stoischer Gedanke. 90. contraria significatio (dvravdxAaaig, öiaqpopa) -

Gebrauch eines Wortes in verschiedener Bedeutung; verwandt mit der adnominatio 4,29.

91. Vgl. Inschrift aus Pompeji (CIL 4,4971). 92. 4,19-21 93. Vgl. 4,58 und Anm. 276 dazu sowie das contrarium

4> 2 5-

94. In der Literatur häufig verwendete Antithese (z. B. Hör. ars p. 465).

95. Vgl. Hör. serm. 2,7,28. 96. Vgl. Hör. sat. 1 , 1 , 1 - 3 . 97. Die Gracchen. 98. Vgl. 4,13 und Anm. 48 dazu. 99. Vielleicht sind „Viertelerschleicher" - quadruplatores

bzw. delatores, indices angesprochen, d.h. diejenigen, die sich durch Anschuldigung vor Gericht den vierten Teil der Strafe oder des Vermögens des Beschuldigten erschlichen.

100. = rogatio (Cic. de or. 3,203). 10 1 . Das exemplum ist vielleicht der Rede des Q. Varius Hy-

brida 90 v. Chr. entnommen (s. 4,13 und Anm. 46 dazu). 102. Vgl. Cic. de or. 3,207: sibi ipsi responsio. Man unter-

scheide die ratiocinatio (ovXXoytouög) in der legitima constitutio (1,23) und die Figur der subiectio (4,33 f.; vgl. Anm. 155 zu 4,33 und Anm. 253 zu 4,61).

103. Dasselbe Argument bei Sen. Rhet. contr. 7,3 (18),6; Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst LibraryAngemeldet

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Quintilian schreibt es dem älteren Cato zu (inst.

5>n>39)-

104. Das trifft z. B. auf den letzten Makedonenkönig Per-

seus (179-168 v. Chr.) und den Numiderkönig Syphax

(203 v. Chr. von den Römern gefangengenommen),

aber nicht auf Jugurtha (nach 160-104 v- Chr.) zu.

105. Vgl. Cic. off. 1,35ff.; Verg. Aen. 6,853 u - ° -

106. Vgl. 3,23.

107. Die yvcójU?; wird in Arist. rhet. 2,21 (13943-1395^

behandelt; Quint, inst. 9,3,98 schließt die sententia von

den Figuren aus. Vgl. auch 4,27.

108. Stoischer Gedanke.

109. Epikureischer Gedanke.

110. Dem Pythagoras zugeschriebener Gedanke.

1 1 1 . Stoischer Gedanke; vgl. 4,27.

112. In der Komödie häufig geäußerter Gedanke; vgl. auch

Caes. B . C . 3,104,1. Vgl. das Distichon: Donec eris so-

spes, multos numerabis amicos; / témpora si fuerint nu-

bila, solus eris (Ov. trist. 1,95f.).

113 . Stoischer Gedanke; vgl. Cic. Tusc. 3,14,29.

114. Vgl. Terenz, Adelphoe.

115 . Vgl. Arist. rhet. 2,21 (1395b).

116. Vgl. contentio 4,21 und 4,58. Bei Aristoteles ist das

Enthymema ein Bestandteil der argumentado (vgl.

Anm. 72 zu 2,28); vgl. Quint, inst. 5,10,2: Sunt enim,

qui illud prius epichirema dicant, pluresque invenías in

ea opinione, ut id demum, quod pugna constat, enthy-

mema accipi velint, et ideo illud Cornificius (= Auetor

ad Herennium - Anm. des HrsgJ contrarium appellat.

1 1 7 . Vgl. Isoer. Callim. 56; Hör. sat. 2,3,i9ff.

118. Die drei folgenden Figuren membrum, articulus, conti-

nuatio beziehen sich auf die Satzperiode; membrum und

articulus bezeichnen ursprünglich Teile des menschli-

chen Körpers; in die Rhetorik kamen die Begriffe über

die Musik. Vgl. die Darstellung bei Arist. rhet. 3,9

(i409aff.). Zu den lateinischen Begriffen s. Cic. or. 211:

... illa quae nescio cur Graeci xößßaTa et xmXov Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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nominant, nos non recte incisa (= articulas - Anm. des Hrsg.) et membra dicamus. Quint, inst. 9,3,9 8 übernimmt membrum und articulus nicht in die Liste der Figuren.

1 1 9 . Trikolon. 120. Caplan, 1954, 294, Anm. b weist darauf hin, daß dieses

und die folgenden Beispiele jeweils mit einem Ditro-chäus ( - " - - ) enden: consulebas - restitisti-(per-) terrui-sti - sustulisti - conlocavi - (ab-)esse possit - contulerunt - (domi-)nationem (vgl. z .B . B.F. Crusius, Römische Metrik. Eine Einführung, München 1955, 135).

1 2 1 . Vgl. Anm. 1 18 . 122. caesa oratione: Vgl. Cic. or. 211: incisum (s. Anm. 118). 123 . Vergleiche zwischen Redner und Kämpfer sind nicht

selten, z .B . Cic. de or. 1,242 u.ö. 124. Vgl. die continuado, eine Art der contentio 3,23. Vgl.

Cic. or. 204: . . . quem Graeci jzepioöov, nos tum amb-itum tum circuitum tum comprehensionem aut conti-nuationem aut circumscriptionem dicimus.

125. sententia s. 4,24; contrarium s. 4,25; conclusio s. 4,41. 126. Vgl. Anm. 107 und m zu 4,24. 127 . Ähnlich wie in 4,24 stoischer Gedanke. - Die Periode

besteht aus vier membra (vgl. 4,26 und Anm. 1 18 da-zu), der nach der antiken Rhetorik höchstzulässigen Zahl (s. Cic. or. 222 und Quint, inst. 9,4,125).

128. conpar, similiter cadens, similiter desinens (4,28), adno-minatio (4,29) und contentio (4,21) gehören zu den sog. Gorgianischen Figuren (s. Einführung, S. 322).

129. 4,26 130. Drei membra aus je sieben Silben. 1 3 1 . Zwei membra aus je 12 Silben. 1 32 . Caplan, 1954, 299, Anm.c und Achard, 1989, 162,

Anm. 145 verweisen auf die von Cicero bevorzugte Klausel éssé videätür (vgl. Anm. 120 zu 4,26).

1 3 3 . 4,18 und 4,32 äußert sich der Auetor kritisch zur über-triebenen Anwendung dieser Figur. Vgl. Anm. 128.

134. diligentia ..., neglegentia . . . : Vgl. Ter. Andria 20 f. neclegentiam ... diligentiam. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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135. Vgl. Anm. 128. Caplan, 1954, 300, Anm. b verweist zum Homoioptoton und Homoioteleuton auf K. Pol-heim, Die lateinische Reimprosa, Berlin 1925, 161 ff. und 463 ff.

136. In den beiden Beispielen entsprechen sich Adverbien und Verbalformen.

137. Vgl. 4,21 (Anfang) und Anm. 90 dazu. - Durch mutatio vocum wird die adnominatio bewirkt in den Beispielen 1-4, durch mutatio litterarum in den Bei-spielen 5-8. In de or. 2,256 führt Cicero Beispiele an, in denen Cato durch eine mutatio litterarum Wortwit-ze bewirkt, z. B. nobiliorem - mobiliorem.

138. Zur Bedeutung von verbum, nomen, vocabulum vgl. 2,45; 3,33 und Fuhrmann, i960, 54 (Lit.ausw.2,3).

139. Vgl. conplexio als Teil der argumentatio 2,28 und die Figur conplexio 4,20.

140. vincit = vinciit (Archaismus). 14 1 . Das nämliche Wortspiel verwendet Verg. Georg.

2,328: avia tum resonant avibus virgulta canoris. Quint. 9,3,69-71 führt dieses Zitat zusammen mit dem Wortspiel amori - amari 4,21 als nicht nachah-menswerte Beispiele an; er nennt es ein Beispiel für die traductio des Cornificius (= Auetor ad Herennium) (vgl. 4,20).

142. Hss.-Gruppe M: Curiam meretricem. Vgl. die kriti-schen Äußerungen Quintilians zu diesen vier Arten der adnominatio (inst. 1,5,6.38ff.).

143. Ein Wortspiel durch ein Verbum simplex und compo-situm ebenso bei Plaut. Stich. 399.

144. Wortspiel mit den nämlichen Wörtern bei Tertullian, apol. 50,12.

145. Die Aufforderung, man solle erst urteilen und erst dann lieben, und nicht umgekehrt, begegnet häufig, z.B. Cic. Lael. 85, Sen. ep. 3,2 u.ö.

147. Vgl. 4,29 temperare ... obtemperare und Anm. 143 dazu. Nach Quint, inst. 9,3,72 ist die Wirkung eines solchen Wortspieles trivial (vgl. Anm. 141).

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Z U S E I T E 2 3 I BIS 2 3 7 391

148. Polyptoton. 149. Der Eigenname Alexander steht in jedem Satz am

Anfang in einem anderen Kasus. Im folgenden Beispiel stehen verschiedene Eigennamen in verschiedenen Fäl-len am Satzanfang.

150. Zu diesem exemplum vgl. v. Ungern-Sternberg, 1973, 152-157 (Lit.ausw. 2,3). In dem stilistisch anspruchs-vollen Abschnitt einer Rede, „die etwa bei der Wieder-einsetzung einer demokratischen Regierung im Jahre 86 .. gehalten wurde" (F. Münzer in: RE XIII, 1926, 880) wird der gewaltsame Tod der fünf großen Volks-tribune Ti. und C. Gracchus, L. Appuleius Saturninus, M. Livius Drusus und P. Sulpicius Rufus dargestellt. Ti. Gracchus wurde 133 v. Chr., sein Bruder Gaius 121 v. Chr. ermordet. Saturninus wurde von Cicero als se-ditiosorum omnium ... eloquentissimus bezeichnet (Brut. 224). Er war Anhänger des Marius und bekleide-te 103 und 100 v.Chr. das Volkstribunat. Zunächst arbeitete Marius, der 100 v. Chr. zum sechsten Mal Konsul war, mit ihm zusammen. Aber dann ließ er ihn und andere Anhänger fallen und den Notstand erklä-ren (senatus consultum ultimum). Saturninus ergab sich ihm gegen Zusicherung der fides publica, wurde aber nach seiner Wahl zum Volkstribun für das folgende Jahr im Dezember 100 v. Chr. gefangen und in der Kurie ermordet.

Drusus, ein bedeutender Vertreter der Nobilität, wur-de von Th. Mommsen „Gracchus der Aristokratie" ge-nannt. Im Jahre 91 v. Chr. trat er das Volkstribunat als Vorkämpfer der Senatspartei an in der Absicht, die schwebenden innenpolitischen Fragen zu lösen; u. a. forderte er das Bürgerrecht für alle italienischen Bun-desgenossen. Der Senat erklärte die von ihm einge-brachten Gesetze für ungültig. Die Ermordung des Drusus in seinem Haus auf dem Palatin wurde zum Anlaß für den Bundesgenossenkrieg. - vultum paren-tis: Wohl die Büste seines Vaters. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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Sulpicius, ebenfalls Angehöriger einer patrizischen gens, hat 91 v. Chr. zum engsten Freundeskreis des Drusus gehört, dessen Politik er fortsetzte. 88 v. Chr. wurde er Volkstribun. Um seine Ziele zu erreichen, verbündete er sich offenbar mit Marius. Bei der Erobe-rung Roms durch Sulla konnte er sich zunächst retten. Er wurde aber, nachdem er auf die Proskriptionslisten gesetzt war, von einem Sklaven verraten und ermordet. Sein Kopf wurde an den rostra auf dem Forum zur Schau gestellt (vgl. das Ende Ciceros). - Zur Verweige-rung der Bestattung vgl. z. B. Soph. Antigone. - Der Sklave wurde auf Befehl Sullas freigelassen (vgl. 1,25 u. Anm. 60 zu 1,24) und vom Tarpejischen Felsen ge-stürzt. - Auch von anderen Autoren werden die fünf Volkstribune als exempla angeführt, z. B. Cic. harusp. resp. 41 u. 43, wo allerdings Drusus nicht genannt wird. - Vgl. Anm. 243 zu 4,48 und 307 zu 4,65.

1 5 1 . 4,28-31 152. Zur Notwendigkeit der dissimulatio artis vgl. 1 ,17;

2,47; 4,10 und Anm. 34 dazu. 153. D. h. die drei Stilfiguren eignen sich eher für das genus

demonstrativum als für das genus iudiciale (vgl. Cic. or. 38 u. 84; Quint, inst. 8,3,12).

154. Vgl. Cic. de or. 3,97ff.; or. 150. 155. Nach Quint, inst. 9,3,98 gehört die subiectio zu den

sententiarum exornationes (vgl. Anm. 169 zu 4,35 und 173 zu 4,37). Die Figur der subiectio ist zu unterschei-den von der ratiortis subiectio 2,28 und 4,24. Im Unter-schied zur ratiocinatio (4,23) richtet sich die subiectio auch an die adversarii.

156. Zu den praemia vgl. Cic. inv. 2,110. Zum Unterschied von Iis und iudicium s. Anm. 8 zu 4,2.

157. Die sponsio in einem Zivilprozeß war die gegenseitige Verpflichtung der beiden Parteien, daß der Verlierer dem Gewinner eine gewisse Summe zu zahlen hatte.

158. Möglicherweise Anspielung auf die Ermordung des Sulpicius (vgl. 1,25 und Anm. 150 zu 4,31).

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159. Vgl. Anm. 102 zu 4,23: ratiocinatio. 160. Verteidigung des C. Popilius; vgl. Anm. 66 zu 1,25. 1 6 1 . Zusammen mit den Figuren der repetitio, conversio,

conplexio, traductio und der contraria significatio (4,19-21 ; s. Anm. 90 zu 4,21) bildet die gradatio ein vollständiges System der Wiederholung.

162. Vgl. Cic. Quinct. 94. 163. Nach Quint, inst. 9,3,55 ist dieses Beispiel eine Nach-

ahmung von Demosth. cor. 179; vgl. auch Augustinus, Confessiones 7,10: O aeterna veritas et vera Caritas et cara aeternitas!

164. Dasselbe Beispiel s. Quint, inst. 9,3,56. 165. Quint, inst. 9,3,91 rechnet die finitio nicht zu den

Figuren. - Vgl. 1 , 19.21 ; 2,17, wo die definitio der legi-tima constitutio zugeordnet ist.

166. Vgl. 1,21 und 2,17. 167. Zur iniuria im römischen Recht s. Th. Mommsen,

Römisches Strafrecht, 1899, 784-808. 168. Vgl. 3,6 und Anm. 23 dazu. 169. NachCaplan, 1954,317^,Anm.everbindetdietransitio

die Funktionen der enumeratio und expositio ( 1 , 17; 2,47 und Anm. 136 dazu). Nach Quint, inst. 9,3,98 ist die transitio wie die subiectio (vgl. 4,33 und Anm. 155 dazu) und die occultatio (4,37) eine sententiarum exornatio.

170. Vgl. Demosth. cor. 268. 1 7 1 . Zu verschiedenen Arten der correctio s. Calboli, 1969,

356. 172. sequeris - insectaris: insectari ist das Verbum frequen-

tativum zu insequi. - Vgl. Vellerns 1,9,6: eminentis for-tunae comes invidia und Hör. serm. 3,3,13: invidiam placare paras virtute relicta? Auch die occultatio zählt Quint, inst. 9,3,98 zu den sententiarum exornationes (vgl. Anm. 155 zu 4,33 und 169 zu 4,35). Vgl. die Figur der praecisio 4,41.

174. Wir wissen nicht, wer der Sprecher und der Angespro-chene ist; auch L. Labeo ist sonst unbekannt. Ebenso verhält es sich mit dem folgenden Beispiel. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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175- Vgl. Quint, inst. 9,2,75.

176. Quint, inst. 9,3,64 nennt diese und die beiden folgen-den Figuren adeo ... vulgaria, ut sibi artem figurarum adserere non possint.

1 7 7 . s. Anm. 48 zu 4,13.

178. Vgl. Isoer. Ad Demonicum 6 und Ov. ars am. 2,113. -Vgl. Anm. 176 zu 4,37.

179. Man unterscheide die coniunctio verborum (ovvöeo-fKig) 4,41.

180. Vgl. Anm. 178 zu 4,37.

181. Vgl. Anm. 176 zu 4,37.

182. Vgl. 4,16.

183. Vgl. die ähnlichen Figuren der repetitio (4,19), conver-sio (4,19) u n d complexio (4,20); v g l . C i c . d e o r . 3,206;

or. 135; Quint, inst. 9,3,28: adiectio. 184. Möglicherweise wieder bezogen auf die Ermordung

des Sulpicius (vgl. 1,25 und Anm. 150 zu 4,31). 185. Auch die interpretatio ist nach Quint, inst. 9,3,98 eine

sententiarum exornatio (vgl. Anm. 155 zu 4,33 und Anm. 169 zu 4,3 5).

186. Man unterscheide von der Stilfigur die commutationes in der dispositio (3,17), die commutatio vocis (3,25) und die commutatio gestus (3,26).

187. Dem Sokrates zugeschriebene Aussage; vgl. Gellius, n. a. 9,2,7 u. ö.

188. Dem Aristarchos von Samothrake (1. Hälfte 2.Jh. v. Chr.) zugeschriebene Aussage.

189. Dem Simonides (6.Jh. v.Chr.) zugeschrieben; vgl. Hör. ars p. 361: ut pictura poesis.

190. Nach Quint, inst. 9,3,88 kann die dubitatio den ver-borum exornationes oder den sententiarum exornatio-nes zugeordnet werden.

191. Vgl. Demosth. cor. 20. 192. Vgl. Demosth. cor. 22. 193. In anderen antiken Abhandlungen zur Rhetorik wird

die expeditio nicht zu den Stilfiguren gerechnet, son-dern als argumentorum genus ex remotione (Quint.)

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dargestellt; vgl. Arist. rhet. 2,23 (1398a); Cic. inv. 1,45 (enumeratio); Quint, inst. 5,10,66 ff.; 7,1,31 ff.

194. Man unterscheide das dissolutum genus orationis (4,16). Arist. rhet. 3,12 (1413b) empfiehlt diese Figur nur für Gerichtsreden.

195. Vgl. Anm. 179 zu 4,38. 196. Vgl. die occultatio (4,37). Andere lateinische Bezeich-

nungen für die Aposiopese sind reticentia (Cic. de or. 3,205), obticentia, Interruptio (Quint, inst. 9,2,54).

197. Vgl. Demosth. cor. 3. 198. Vgl. Demosth. cor. 129. 199. Vgl. 4,27. 200. Alexander = Paris; Philoktet hatte vom sterbenden

Herakles dessen Bogen mit den Giftpfeilen erhalten. Auf dem Weg nach Troja hatten ihn die Griechen we-gen einer stinkenden Wunde auf Lemnos zurückgelas-sen. Im zehnten Kriegsjahr wird geweissagt, ohne den Bogen des Herakles könne Troja nicht erobert werden. Darauf holen Odysseus und Diomedes den Philoktet nach Troja (vgl. Sophokles, Philoktet).

201. Gemeint sind die Tropen; den Begriff tropus verwen-det der Auetor nicht. Vgl. Quint, inst. 8,6,1: Tropus est verbi vel sermonis a propria significatione in aliam cum virtute mutatio. Die Unterscheidung zwischen Tropen (TQÖJIOI) und Figuren (o^^uara) ist nach Cic. Brut. 69 griechischen Ursprungs. Noch zur Zeit Quintilians wurde zwischen Tropen und Figuren nicht scharf un-terschieden (vgl. Quint, inst. 9,1,1-9).

202. Zur Onomatopoiie vgl. die Aussagen Caesars nach Gellius, n. a. 1,104; Cic. de or. 3,152ff.; or. 68 und 81; Hör. ars p. 46ff. und ep. 2 ,2 , 1 19-121 und Quint, inst. 1,5,71 ff.; 8,3,35-37; 8,6,31 f. Die Bildung von Neolo-gismen wird für Gerichtsreden wenig empfohlen.

203. vagire - schreien (von kleinen Kindern und Tieren). 204. fragor - Krachen, Prasseln, Getöse sc. einstürzender

Häuser, des Donners, des Meeres (Georges); vgl. nau-fragia rei publicae (Cic. Sest. 15). Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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205. Vgl. Anm. 202. 206. Vgl. die permutatio per argumentum (4,46). 207. Nach Georges: „Ausschläger" („vielleicht anspielender

Name auf den Redner L. Philippus"). Der Name könn-te aus lat. plaga - Schlag und griech. xö tjüpoc; - das Schwert zusammengesetzt sein; vgl. „Hau-degen"; Caplan, 1954, 335 übersetzt „Swaschbuchler"; Achard, 1989, 182: „Coup-Fourree".

208. Vgl. 3,10: rerum externarum, corporis, animi. 209. pro certo nomine collocemus: pronominatio. 210. Vgl. 4,31. 211. Vgl. Caes. B. G. 1,26,3. 212. Die fehlerhafte Periphrase ist nach Quint, inst. 8,6,61

die jtEQioookoyCa. 213. Vgl. verborum transiectio (4,18). 214. Vgl. Quint, inst. 8,6,65. 215. virtüte pro vesträ (Klausel) statt pro vestra virtute. 216. Getrennt sind instabilis fortuna und omnes facultates;

fortünä välüit und casüs fäcültätes sind beliebte Klau-seln; vgl. Anm. 120 zu 4,26.

217- 2,47 218. Von den attizistischen Rhetorikern wurden die Lehren

zum Rhythmus nicht als Teil des regulären curriculum gelehrt (vgl. Cic. de or. 3,188). Der Auetor erwähnt in 4,18 den Rhythmus nicht ausdrücklich. Hier steht er jedoch unter asianischem Einfluß. Cic. or. 229 warnt vor einer zu offensichtlichen Umstellung von Wörtern nur um des Rhythmus willen. Zum Rhythmus in Poe-sie und Prosa äußert er sich auch de or. 1 , 151 und or. 187«.

219. Arist. rhet. 3,11 (1413a) betont, daß die Hyperbel ob ihrer großen Heftigkeit mehr zu jungen als zu alten Menschen passe; er subsumiert sie unter die Metapher.

220. In 4,19 führt der Auetor ebenfalls ein exemplum an, das die Notwendigkeit der concordia im Staate betont.

221. Vgl. Horn. IL 1,104 u-ö. 222. Vgl. Horn. II. 1,249 (bezogen auf Nestor).

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ZU S E I T E 2 5 9 B I S 2 6 7 397

223. Vgl. Cic. de or. 3,168. 224. Zu tibiae s. K. Schlesinger, The greek aulos, a study of

its mechanism and of its relation to the modal system of ancient greek music, London 1939.

225. Vgl. Cic. de or. 3,169; nach or. 94 rechnet Aristoteles die abusio der translatio (s. u.) unter. Der Auetor be-schränkt die abusio auf Adjektive; vgl. die folgenden Beispiele.

226. Man unterscheide die translatio der legitima constitutio 1,22 und die translatio criminis 2,22. Vgl. zur Metapher Arist. rhet. 3,2 (i40jaff.); Cic. de or. 3,155; or. 92; Quint, inst. 8,6,4 u- - Zum Unterschied zwischen abusio und translatio s. Anm. 225. Die translatio ist nicht zu vermengen mit der im nächsten Kapitel darge-stellten permutatio.

227. Vgl. Demosth. cor. 129 und Plaut. Cist. 43. 228. Vielleicht wieder bezogen auf die Ermordung des Sul-

picius (vgl. 1,25 und Anm. 1,50 zu 4,31). 229. Vgl. Cic. leg. agr. 2,5,13; Quint, inst. 8,4,28 zitiert

diese Stelle für die ratio minuendi. 230. Ähnlich Arist. rhet. 3,2 (1405a); Cic. de or. 3,165; fam.

16,17,1; Quint, inst. 8,3,37 usw. 231. Vgl. Anm. 226. Statt mit permutatio wird der griechi-

sche Begriff gewöhnlich mit inversio ins Lateinische übertragen; vgl. Quint, inst. 8,6,44: Allegoria, quam inversionem interpretantur ...

232. Der Text ist hier verdorben; Caplan, 1954, 344 schreibt: Drusum Graccum nitorem obsoletum und faßt Graccum als Gen. Plur. auf; seine Ubersetzung lautet: „faded reflection of the Gracchi" - ein verblaßtes Spiegelbild der Gracchen. - Vgl. die pronominatio 4,42.

233. Vgl. Quint, inst. 8,6,54ff.: ironia, illusio. 234. Atreus, der Vater des Agamemnon, ermordet mit sei-

nem Bruder Thyestes zusammen seinen Stiefvater. Spä-ter schlachtet er die Kinder des Thyestes und setzt sie ihrem Vater zum Mahle vor. Aigisthos, der Sohn des Thyestes, erschlägt Atreus. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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235. Aeneas wurde als pius bezeichnet wegen seiner pietas dem Vater Anchises gegenüber.

236. Hippolytos widersteht dem Versuch seiner Stiefmutter Phaedra, ihn zu verführen; vgl. Euripides, Hippolytos und Seneca, Phaedra.

237. 4,47-68 238. Vgl. distributio - Einteilung (1,27) und distributio -

abgehackter Vortrag (3,23) und die divisio (4,51). 239. Vgl. 1 ,13: duo genera narrationis: in negotiis und in

personis. 240. Aufgrund der lex Plautia iudiciaria 90/89 v. Chr. wur-

den die iudices aus dem Senatoren- und Ritterstand ausgewählt. Seit 82/81 v.Chr. konnten die equites nicht mehr zu iudices bestimmt werden (lex Cornelia).

241. Dieses exemplum ist der Verteidigungsrede des L. Lici-nius Crassus für die Vestalin Licinia entnommen (En-de 1 14/113 v.Chr.). L. Cassius Longinus Ravella, 127 v.Chr. Konsul, 125 v.Chr. Censor, der quaesitor in diesem Prozeß, führte gerichtliche Untersuchungen stets nach dem Grundsatz Cui bono? durch.

242. Cicero nennt die Figur vox libera (de or. 3,205; vgl. or. 138: ut liberius quid audeat). Nach Quint, inst. 9,2,27 und 9,3,99 gehört die oratio libera nicht zu den Fi-guren.

243. Nach Calboli, 1969, 398 schließt dieses exemplum an das letzte exemplum in 4,31 an (s. Anm. 150 zu 4,31).

244. Die ampliatio, die Vertagung des Urteils durch den Gerichtsvorsitzenden, erfolgte, wenn die Richter er-klärten: non liquet; die Formel war: Amplius (sc. co-gnoscendum). Die lex Acilia repetundarum (123/122 v. Chr.) suchte Mißbrauch zu unterbinden.

245. Zur Textgestaltung verweist Achard, 1989, 192, Anm. 276 auf P. Hamblenne, Notes de lecture, in: La-tomus 1973, 385 f.

246. Vgl. Plato, Phaedo 91b und den von Cervantes dem Aristoteles zugeschriebenen Satz: Amicus Plato, sed magis amica veritas.

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247. Vielleicht ein Fragment aus der Rede des C. Gracchus De legibus promulgatis (122 v.Chr.) (vgl. F.Ellendt in: Meyer-Dübner: Orat. Rom. fragm., 1842,235).

248. Vgl. Cic. part. or. 22; Quint, inst. 10,1,12 u. ö. 249. Vgl. die demonstratio 4,68 und die consequentium fre-

quentatio in Cic. part. or 55; vgl. Quint, inst. 9,2,4off. - Vgl. den zehnten locus communis für die amplificatio

250. Ein häufig angewandter Vergleich, z. B. Arist. rhet. 3,3 (1406b); Cic. Cat. 2,1.

251. Vgl. Cic. Sex. Rose. Am. 135: ...passim per forum volitet... und das zweite Beispiel in 4,62.

252. Der Redner spricht seine Zuhörer zuerst als Quirites, am Ende als iudices an. - Vgl. das exemplum für die figura gravis 4,12. Zu der Schilderung der Greuel nach Einnahme einer Stadt s. Horn. II. 9,591 ff. und die Worte Caesars in Sali. Cat. 51,9.

253. Vgl. die duplex conclusio 2,38, die ratiocinatio 4,23 und die distributio 4,47. Cicero formuliert de or. 3,207: in distributissupposita ratio. Quint, inst. 9,3,93 bezweifelt, ob distributis subiecta ratio eine Stilfigur (schema) sei. -Man unterscheide die causarum divisio 1 ,17 (vgl. unten).

254. Vgl. Cic. inv. 1,45 (complexio). 255. Vgl. 4,50: causa avaritiae an egestatis. 256. 1 , 17 257. Vgl. die enumeratio 2,47 und Quint, inst. 9,2,103: con-

summatio. 258. Vgl. Cic. part. or. 40. 259. Das folgende Beispiel ist eine „wiederholende Zusam-

menstellung" in einer causa coniecturalis nach den 2,3 ff. zusammengestellten Prinzipien.

260. Vgl. die Ausführungen zur conlatio 2,6 und Quint, inst. 7,2,42-44.

261. Vgl. 2,8: In consequenti tempore ... 262. s. Calboli, 1969, 406-408. Durch die expolitio wird ein

bestimmter Gedanke nach bestimmten Regeln in allen Einzelheiten entwickelt. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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263. Vgl. Arist. eth. Nicom. 1169a 19 und Cic. off. 1,57.

264. 4,65

265. Das ist die quaestio infinita ({teerig); s. Quint, inst. 3,5,5 ff.

266. Vgl. 4,54.

267. Vgl. 4,25 f..

268. 4,59-62

269. 2,47 ff.

270. 4,41

271. Vgl. die Durchführung der argumentatio in fünf

Schritten 2,28ff.; die Durchführung der expolitio ist

freier. Das folgende Beispiel ist das älteste erhaltene für

die expolitio; es ist in den 4,56 genannten Schritten

durchgeführt:

simplex - XQeia\ knapp formulierte Behauptung;

rationes - amai: Begründungen;

duplex: weitere Behauptung;

rationes: Begründungen dazu;

contrarium - ex zov ¿vavriov: Begründung vom Ge-

gensatz her;

simile - ex JiagaßoXfjg: Begründung durch einen Ver-

gleich;

exemplum - ex KaQaöeiyfiäTOJV: Begründung durch

ein historisches Beispiel;

conclusio - eniKoyoq-. Schluß.

272. Der Opfertod des P. Decius Mus 304 v. Chr. gegen die

Latiner und/oder seines Sohnes 295 v.Chr. gegen die

Samniten war ein beliebtes historisches Beispiel für Va-

terlandsliebe; vgl. 4,62.

273. 2,28. 47ff.

274. Vgl. Arist. rhet. 3,17 (1418a); Cic. de or. 3,202; Quint,

inst. 9,2,4 usw.

275. Besonders bei der Behandlung der Stilarten sind Ver-

gleiche mit dem Körper des Menschen häufig; Einzel-

heiten und Belege s. Caplan, 1954, 347f-, Anm. e.

276. 4,21; die alten Rhetoriker bezeichneten die contentio

entweder als verborum exornatio oder als sententiarum

exornatio; der Auetor rechnet sie zu beiden Gruppen. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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277. Die similitudo wird mit den beiden folgenden Figuren exemplum und imago (4,62) in der nacharistotelischen Rhetorik gewöhnlich zu einer Trias zusammengefaßt. In Cic. inv. 1,49 sind imago, collatio und exemplum Unterteilungen zum comparabile - öfioCwoig; vgl. auch Cic. de or. 3,205; or. 138; Quint, inst. 8,3,72ff. u. ö.; vgl. auch die Wortfiguren translatio 4,45 und permu-tatio 4,46. Vergleiche sind erfunden, könnten aber aus dem wirklichen Leben stammen (vgl. Anm. 282 zu 4,62).

278. In Athen wurde an bestimmten Festen ein Fackellauf (kafwaör]ÖQOiiia) zu Fuß oder zu Pferd veranstaltet.

279. Vgl. Xen. mem. 4,1,3 und Quint, inst. 5 ,n ,24 f f . 280. Vgl. Cic. Lael. 58. 281. Zu dem sprichwörtlichen Gedanken vgl. Plaut. Stich.

520-522 u. ö.; vgl. Anm. 1 1 2 zu 4,24. 282. Vgl. Anm. 277 zu 2,59. Die exempla sind geschichtli-

chen Ereignissen entnommen (im Unterschied zur si-militudo; vgl. Anm. 277 zu 4,59). Arist. rhet. 2,20 (1393a) unterscheidet der Geschichte entnommene und erfundene Beispiele, wozu auch die Fabeln zu rechnen sind. Für den Auetor haben die exempla die Funktion der Ausschmückung (2,46) und des Beweises (3,4; vgl. auch 4,5): exempla ponuntur hic non confirmandi ne-que testificandi causa, sed demonstrandi.

283- 4>57 284. 4,59 285. Vgl. Anm. 277 zu 4,59. Vgl. Arist. rhet. 3,4 (1406bff.);

Cic. inv. 1,49; Quint, inst. 5,1,24 u. ö. 286. Vgl. Arist. rhet. 3,4 (1406b), bezogen auf Achilles

(Horn. IL 20,164). 287. Vgl. 4,51 und Anm. 251 dazu. 288. Die Eunuchpriester der phrygischen Kybele hießen

Galloi. 289. Eine in der Komödie beliebte Figur, z. B. Ter. Hec.

439-441. Quint, inst. 9,3,99 schließt die effictio ebenso wie die folgenden notatio von den Figuren aus. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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290. Diese exornatio wurde von Theophrast entwickelt und

von Lysias, Plautus und Terenz bevorzugt. Cic. de or.

3,204 nennt sie morum ac vitae imitatio.

291. Vgl. Plaut, mil 209: columnam mento suffigit suo.

292. Vgl. die ähnliche Erzählung bei Athenaeus 6,230.

293. sannio - Grimassenschneider, Hanswurst (vgl. Cic. de

or. 2,251). Für einen verna - Haussklaven ist dieser

Name also unpassend. Die isti barbari sind niedriger-

gestellte Sklaven.

294. Vgl. Theophr. char. 21,4 und Ov. Pont. 1,1,47.

295. Zu dieser Pferderasse s. Plin. n. h. 8,166.

296. xogayiov. Alle Requisiten usw., die zu einer Theater-

aufführung nötig sind.

297. Ca. 16 Uhr wurde die cena, die Hauptmahlzeit, einge-

nommen; vgl. Mart. 4,8,7.

298. Vgl. Plaut. Pseud. 960-962.

299. Vgl. Plaut. Asin. 444 ff.

300. Auf samischem Tongeschirr wurde das Dekor von

Metallgefäßen nachgeahmt, es war aber von geringe-

rem Wert.

301. Vgl. 4,55. Quint, inst. 9,2,29 verbindet die sermocinatio

und die im nächsten Kapitel dargestellte conformatio

zu einer Figur: fictiones personarum.

302. Das sagum ist das Zeichen für Krieg wie die toga Zei-

chen für Frieden.

303. In griechischen Tragödien häufig verwendete Wendun-

gen, z . B . Eur. Andr. 892f.; Eur. Ale. 1065; Soph. Ant.

1030; s. außerdem Ov. Pont. 4,16,51.

304. Vgl. Isoer. Demon. 21; Soph. Oed. Col . 567ff. usw.

305. Der pedisequus „folgt auf dem Fuße".

306. Vgl. Horn. Ii. 6,490: Hektor zu Andromache.

307. Das Beispiel bezieht sich wahrscheinlich wieder auf

den Tod des Sulpicius (vgl. Anm. 150 zu 4,31). Auf ihn

könnte auch sententiose loqueris (s. o.) zutreffen; Cic.

Brut. 203 nennt ihn einen tragicus orator; s. auch Cic.

Brut. 205.

308. Vgl. Cic. de or. 3,205; or. 138; Quint, inst. 9,2,9-37 Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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(vgl. Anm. 301); andere lateinische Begriffe sind fictio personarum, personarum ficta inductio, deformatio, effiguratio.

309. homunculus: Deminutiv in peiorativem Sinne. 310. L. Iunius Brutus, der legendäre Begründer der Repu-

blik und des Konsulats; vgl. Tac. ann. 1 , 1 , 1 . 311 . Die beiden exempla für die conformatio spiegeln die

Agitation plebeischer Politiker gegen die Nobilität wi-der. Achard, 1989, 221, Anm. 347 verweist auf ähnlich empörte Worte des C. Memmius im Jahre 1 1 1 v. Chr. (s. Sali. Jug. 31,2) und des Volkstribunen des Jahres 73 C. Licinius Macer (s. Sali. hist. 3,48).

312. Vgl. 2,48-50. 3 13 . Nach Caplan, 1954, 400, Anm. c ist die significatio

mehr ein Tropus als eine Figur. Quint, inst. 8,3,83 un-terscheidet zwei Arten, 1. die significatio, die mehr an-deutet, als ausgesprochen wird, 2. die significatio, die auch meint, was nicht gesagt wird.

314. Vgl. superlatio 4,44. 315. Das Beispiel könnte aus der Rede stammen, die L. Lici-

nius Crassus 91 v.Chr. gegen M. Iunius Brutus hielt, der sein Vermögen verschleudert hatte (vgl. Cic. de or. 2,223-226).

316. Vgl. Quint, inst. 6,3,47ff. Der juristische t.t. cernere hereditatem bedeutet: eine Erbschaft annehmen. (In der deutschen Ubersetzung ist die Zweideutigkeit nicht zu erkennen.)

317. Eine gängige Redensart, um auf niedrige Herkunft hin-zuweisen; vgl. z. B. Sueton, vita Horatii 1 , 1 , vom Vater des Dichters.

318. Vgl. praecisio 4,41. 319. Vgl. 4,59-61. 320. Vgl. Anm. 150 zu 4,31. 321. Vgl. Cic. de or. 3,202: distincte concisa breviter und

percursio. Quint, inst. 9,3,99 rechnet die ßga'/vXoyia nicht zu den Figuren; inst. 9,3,50 behandelt er sie als eine Form des Asyndeton. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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322. A u f welches historische Ereignis sich dieses Beispiel

bezieht, ist unklar und umstritten. In der Literatur ge-

nannt w u r d e n u. a. die Expedit ion Philipps V. v o n M a -

kedonien 202-200 v. Chr . und das Vorgehen des L u -

cullus gegen Mithridates 85/84 v . C h r . Mögl icherweise

ahmte der Auetor auch D e m o s t h . Phil. 3,27 nach. (Li-

teraturangaben und weitere Einzelheiten s. Caplan,

1954, 404^, A n m . a u n d Achard. 1989, 223, A n m . 358).

323. Eindeutig auf Marius bezogen: 1 0 7 - 1 0 0 v. C h r . w u r d e

er sechsmal Konsul ; 100 v. C h r . w a r er der primus civi-

tatis; 99 v. C h r . reiste er nach Asien ins freiwill ige Exil ;

nach der Auseinandersetzung mit Sulla z u m Staats-

feind erklärt, f l o h er nach A f r i k a ; Mitte 87 v. C h r .

kehrte er nach Italien z u r ü c k und erhielt das p r o k o n s u -

larische imperium; für 86 v. C h r . w u r d e er z u m siebten

M a l z u m Konsul gewählt , starb aber im Januar. - In

den Rhetorenschulen w u r d e n gerne Beispiele aus dem

Leben des Marius g e n o m m e n ; vgl. Sen. Rhet . contr.

1,15 und Val. Max. 6,9,14.

324. Vgl. A n m . 2 4 9 z u 4,51; andere lateinische Begri f fe für

diese Figur sind: evidentia, repraesentatio, sab oculos

subiectio (vgl. C i c . de or. 3,202; Q u i n t inst. 8,3,61 f.;

9,2,40 usw.).

325. D a s folgende Beispiel ist eine parteiische Schilderung

der E r m o r d u n g des Ti . Gracchus durch P. Corne l ius

Scipio Nasica Serapio im Jahre 133 v . C h r . ; es ist wahr-

scheinlich einer controversia u m dieses Ereignis ent-

n o m m e n ; vgl . auch die Darstel lung des Plutarch, Ti .

G r . i 7 f f .

326. P. Cornel ius Scipio Nasica Serapio.

327. Vgl. C i c . Verr. 2,5,62,161. Q u i n t , inst. 9,2,40 zitiert

diese Cicero-Stel le als exemplum für die evidentia (vgl.

A n m . 324).

328. Beginn der zusammenfassenden Schlußbemerkung.

329. Vgl. 1,1 und A n m . 4 dazu.

330. Vgl. E inführung, S. 330.

331. Vgl. 1 ,1. Bereitgestellt von | New York University Elmer Holmes Bobst Library

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332. Der Epikureer Philodemos aus Gadara (1.Jh. v.Chr.), dessen Werke durch die Papyrusfunde in Herculaneum wieder zugänglich gemacht werden können, sagt in sei-ner Schrift Jtegi ÖTjTooixfjq 1,250, die Redekunst brin-ge keinen Nutzen für ein glückliches Leben.

333- Vgl. Einführung, S. 333. 334. Vgl. die Schlußbemerkung des Dionysios von Halikar-

nassos, De compositione verborum 26.

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