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10 Künstlerportrait www.kulturvernetzung.at Vor Kurzem ist es ihm gelungen, ein Ensemble für „Neue und improvisierte Musik“ ins Leben zu rufen, das MAX BRAND Ensemble. Darüber hinaus engagiert er sich bei Institutionen, die sich die Anliegen der Komponistinnen und Komponisten auf ihre Fahnen geheftet haben: Er ist Vorstandsmitglied beim Öster- reichischen Komponistenbund und nicht zuletzt seit 2009 Präsident der INÖK, der Interessengemeinschaft Niederösterrei- chischer KomponistInnen. Im Zusammenhang damit betont Graf, dass gerade materielle Investitionen in Kunst und Kultur für die Entwicklung einer Gesellschaft notwendig sind. Nicht-Alltägliches ausprobieren Warum er komponiert, beantwortet Richard Graf so: Es ist zum einen die Neugier, immer wieder Nicht-Alltägliches auszuprobieren und auf einen künstlerischen Wert „abzu- klopfen“. Zum andern sieht er in seiner Musik aber auch eine Botschaft. Er ist also ein Urheber, der etwas sagen will, dem es wichtig ist, persönliche Gedanken und Visionen mit einem dafür offenen Publikum zu teilen. Dazu muss man selber ebenfalls offen sein, und es verwundert daher nicht, dass seine musikalischen Anregungen von überall her kommen: Populäres steht neben der sogenannten avantgardistischen E-Musik, die Einflüsse des Jazz und der Improvisation neben dem großen Bereich der Elektronik. Katalysator und Beobachter Graf ist ein mit Preisen und Ehrungen ausge- zeichneter Komponist, der sich am liebsten als Katalysator sieht und sich gerne beobach- tend an die Seite stellt. Für die nähere Zukunft hat er mehrere spannende Projekte aufgesetzt, die seine kompositorische Tätig- keit in den Fokus rücken: eine CD mit dem MAX BRAND Ensemble, für die er gerade komponiert, ein Fachbuch zum Thema Kompositionspädagogik sowie eine Konzert- reihe mit improvisierter Musik unter dem Titel „Freispiel“. Dabei wird er Musiker und Musikerinnen aus verschiedenen Genres und Kunstsparten einladen, spontan in Interak- tionen Neues entstehen zu lassen. www.richardgraf.com Mag. Hannes Heher ist Komponist, Musikwissenschaftler sowie redaktioneller Mitarbeiter der Musikabteilung von Ö1 R ichard Graf ist Komponist – aber auch Gitarrist, Organisator, Musikwissen- schaftler und Lehrer. Für Graf sind alle diese Berufungen bloß unterschiedliche Ausprägungen, sich kreativ mit seinem Lebensinhalt auseinanderzusetzen. Geboren 1967 in Wiener Neustadt, zog ihn die Musik schon bald in ihren Bann. Am elterlichen Klavier improvisierend erforschte er faszinie- rende Klangwelten; der Besuch des BORG (natürlich mit Schwerpunkt Musik) und ein- schlägige Studien an der Wiener Musikhoch- schule, am Konservatorium Wien und später am Berklee College of Music in Boston (USA) waren die nächsten Stationen. Pädagoge, Gitarrist und vieles mehr Danach ist die musikalische Karriere nicht mehr aufzuhalten: Als Komponist erhält er Aufträge bedeutender Institutionen und Interpreten, als Pädagoge wiederum wirkt er an namhaften Lehranstalten (etwa an der Uni- versity of Southern California, Los Angeles). Immer wieder wird Richard Graf zudem zu Gastvorträgen und Workshops eingeladen. Er konzertiert als Gitarrist solistisch, aber auch mit bekannten Ensembles, ist Heraus- geber und Autor musikwissenschaftlicher Publikationen. Und er initiiert und realisiert wegweisende Projekte, wie beispielsweise ein neues Studium, „Komposition und Kom- positionspädagogik“, oder die „Tage der Neuen Musik in NÖ“. Gründung des MAX BRAND Ensembles Ein besonderes Anliegen ist ihm die Hinfüh- rung von Jugendlichen zu hochwertiger Musik. Dabei arbeitet er unter anderem mit dem österreichischen Jugendmusikwettbe- werb „prima la musica“ zusammen und kura- tiert dort „Jugend komponiert“. Dem Musiker und Komponisten Richard Graf ist die Arbeit mit Jugendlichen ein besonderes Anliegen. VON HANNES HEHER Von Wien nach Boston und retour Leidenschaftliches Engagement für zeitgenössische Musik: Richard Graf, Präsident der INÖK kunstStoff Nr. 20 / August 2015

Richard GRAF im Portrait

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Richard GRAF im Gespräch mit Hannes Heher (ORF, Ö1). Das Interview ist in der Kunst- und Kulturzeitschrift "KUNSTSTOFF" im August 2015 erschienen.

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Page 1: Richard GRAF im Portrait

10 Künstlerportrait

www.kulturvernetzung.at

Vor Kurzem ist es ihm gelungen, ein Ensemblefür „Neue und improvisierte Musik“ ins Lebenzu rufen, das MAX BRAND Ensemble. Darüberhinaus engagiert er sich bei Institutionen, diesich die Anliegen der Komponistinnen undKomponisten auf ihre Fahnen geheftethaben: Er ist Vorstandsmitglied beim Öster-reichischen Komponistenbund und nichtzuletzt seit 2009 Präsident der INÖK, der Interessengemeinschaft Niederösterrei-chischer KomponistInnen. Im Zusammenhangdamit betont Graf, dass gerade materielleInvestitionen in Kunst und Kultur für dieEntwicklung einer Gesellschaft notwendigsind.

Nicht-Alltägliches ausprobieren

Warum er komponiert, beantwortet RichardGraf so: Es ist zum einen die Neugier, immerwieder Nicht-Alltägliches auszuprobierenund auf einen künstlerischen Wert „abzu-klopfen“. Zum andern sieht er in seinerMusik aber auch eine Botschaft. Er ist alsoein Urheber, der etwas sagen will, dem eswichtig ist, persönliche Gedanken undVisionen mit einem dafür offenen Publikumzu teilen. Dazu muss man selber ebenfallsoffen sein, und es verwundert daher nicht,

dass seine musikalischen Anregungen vonüberall her kommen: Populäres steht nebender sogenannten avantgardistischen E-Musik,die Einflüsse des Jazz und der Improvisationneben dem großen Bereich der Elektronik.

Katalysator und Beobachter

Graf ist ein mit Preisen und Ehrungen ausge-zeichneter Komponist, der sich am liebstenals Katalysator sieht und sich gerne beobach-tend an die Seite stellt. Für die nähereZukunft hat er mehrere spannende Projekteaufgesetzt, die seine kompositorische Tätig-keit in den Fokus rücken: eine CD mit demMAX BRAND Ensemble, für die er geradekomponiert, ein Fachbuch zum ThemaKompositionspädagogik sowie eine Konzert-reihe mit improvisierter Musik unter demTitel „Freispiel“. Dabei wird er Musiker undMusikerinnen aus verschiedenen Genres undKunstsparten einladen, spontan in Interak-tionen Neues entstehen zu lassen.

www.richardgraf.com

Mag. Hannes Heher ist Komponist,Musikwissenschaftler sowie redaktioneller

Mitarbeiter der Musikabteilung von Ö1

Richard Graf ist Komponist – aber auchGitarrist, Organisator, Musikwissen-schaftler und Lehrer. Für Graf sind

alle diese Berufungen bloß unterschiedlicheAusprägungen, sich kreativ mit seinemLebensinhalt auseinanderzusetzen. Geboren1967 in Wiener Neustadt, zog ihn die Musikschon bald in ihren Bann. Am elterlichenKlavier improvisierend erforschte er faszinie-rende Klangwelten; der Besuch des BORG(natürlich mit Schwerpunkt Musik) und ein-schlägige Studien an der Wiener Musikhoch-schule, am Konservatorium Wien und späteram Berklee College of Music in Boston (USA)waren die nächsten Stationen.

Pädagoge, Gitarrist und vieles mehr

Danach ist die musikalische Karriere nichtmehr aufzuhalten: Als Komponist erhält erAufträge bedeutender Institutionen undInterpreten, als Pädagoge wiederum wirkt eran namhaften Lehranstalten (etwa an der Uni-versity of Southern California, Los Angeles).Immer wieder wird Richard Graf zudem zuGastvorträgen und Workshops eingeladen.Er konzertiert als Gitarrist solistisch, aberauch mit bekannten Ensembles, ist Heraus-geber und Autor musikwissenschaftlicherPublikationen. Und er initiiert und realisiertwegweisende Projekte, wie beispielsweiseein neues Studium, „Komposition und Kom-positionspädagogik“, oder die „Tage derNeuen Musik in NÖ“.

Gründung des MAX BRANDEnsembles

Ein besonderes Anliegen ist ihm die Hinfüh-rung von Jugendlichen zu hochwertigerMusik. Dabei arbeitet er unter anderem mitdem österreichischen Jugendmusikwettbe-werb „prima la musica“ zusammen und kura-tiert dort „Jugend komponiert“.

Dem Musiker und KomponistenRichard Graf ist die Arbeit mitJugendlichen ein besonderesAnliegen.

VON HANNES HEHER

Von Wien nach Boston und retour

Leidenschaftliches Engagement für zeitgenössische Musik: Richard Graf, Präsident der INÖK

kunstStoff Nr. 20 / August 2015