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Robert Hugh Benson · 2019. 7. 22. · Weltrepublik, die Beseitigung der Monarchien, die Aufrich-tung der Gewaltherrschaft des Sozialismus in ganz Deut-schland, der geplante Völkerbund

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Robert Hugh Benson

Der Herr der Welt

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Robert Hugh Benson

Der Herr der Welt

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019Übersetzung: F. R. von Lama, J. SchulzeEV: Verlag Josef Rösel & Friedrich Pustet, Münschen, 19232. Auflage, ISBN 978-3-954185-50-4www.null-papier.de

null-papier.de/katalog

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Inhaltsverzeichnis

Über dieses Buch 3 ..................................................... Über den Autor 5 ....................................................... Vorwort zur sechsten und siebenten Auflage 7 ................. Einleitung 10 ............................................................ Prolog 19 .................................................................. Erstes Buch – Die Ankunft 44 ......................................

Erstes Kapitel 44 ............................................................ Zweites Kapitel 76 .......................................................... Drittes Kapitel 113 .......................................................... Viertes Kapitel 143 .......................................................... Fünftes Kapitel 165 .........................................................

Zweites Buch – Der Zusammenstoß 185 ......................... Erstes Kapitel 185 ........................................................... Zweites Kapitel 217 ......................................................... Drittes Kapitel 255 ......................................................... Viertes Kapitel 295 ......................................................... Fünftes Kapitel 323 ......................................................... Sechstes Kapitel 350 .......................................................

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Siebentes Kapitel 379 ...................................................... Achtes Kapitel 400 .........................................................

Drittes Buch – Sieg 429 .............................................. Erstes Kapitel 429 .......................................................... Zweites Kapitel 457 ........................................................ Drittes Kapitel 483 ......................................................... Viertes Kapitel 505 ......................................................... Fünftes Kapitel 530 ........................................................ Sechstes Kapitel 554 .......................................................

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Danke

Danke, dass Sie sich für ein E-Book aus meinem Verlag ent-schieden haben.

Sollten Sie Hilfe benötigen oder eine Frage haben, sch-reiben Sie mir.

IhrJürgen Schulze

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Über dieses Buch

Der Herr der Welt (»Lord of the world«) gilt als wichtigerVorläufer der großen dystopischen Romane des 20. Jahr-hunderts wie George Orwells »1984« (1949) oder Aldous Hux-leys »Brave New World« (1932).

Zu Begin des 21. Jahrhunderts hat der amerikanischePolitiker Julian Felsenburgh den Weltfrieden erreicht, zahl-lose Nationen unterwerfen sich seinem Diktat. Dies jedochum den Preis einer technologisierten Gesellschaft, die nurauf den rationalen Verstand setzt und Religion als Aberglau-ben verteufelt und verfolgt. Waffenstarrende Zeppeline be-völkern die Lüfte, es gibt Elektroautomobile, drahtloseKommunikation, aber auch Terror, Bespitzelung undEuthanasiehäuser.

Als seinen letzten Gegner identifiziert Felsenburgh diekatholische Kirche, ihre Irrationalität und ihr Glaube siehter als Bedrohung. Als Konsequenz betreibt er deren voll-ständige Vernichtung.

Was nun folgt, sind aberwitzige, endzeitliche Schlach-ten mit Luftschiffen gegen Rom und gegen den Vatikan. Es

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kommt zum Endkampf zwischen dem Papst und dem Welt-präsidenten.

Benson sah in diesem Werk viele Schrecken der Zu-kunft voraus: Weltkriege, Massenvernichtungswaffen, Ent-menschlichung der Gesellschaft, Entfremdung der Fami-lien, Terrorismus und den »Kampf der Kulturen«

*

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Über den Autor

Robert Hugh Benson (18.11.1871 - 19.09.1914) war ein engli-scher Priester und Schriftsteller. Er ist der vierte undjüngste Sohn Edward White Bensons, Kanzler der Kathe-drale von Lincoln und später Erzbischof von Canterbury.

Benson studierte Theologie und Altphilologie am Tr-inity College in Cambridge. Im Jahre 1894 wurde er Diakon,1895 wurde er von seinem Vater zum Priester der Kirchevon England geweiht.

Seine religiösen Zweifel an der Autorität der anglikani-schen Kirche jedoch führten zur Hinwendung zum katholi-schen Glauben. Er trat am 11. September 1903 in die römi-sch-katholische Kirche ein und wurde schließlich in Romzum Priester geweiht.

1907 schrieb er sein bekanntestes Werk, den Endzeitro-man »Lord of the World« (»Der Herr der Welt«), welcherviele Auflagen und Übersetzungen erfuhr und als wichtigerVorläufer der großen dystopischen Romane des 20. Jahr-hunderts gilt.

Robert Hugh Benson erlag einem Herzinfarkt infolge ei-

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ner Lungenentzündung.

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Vorwort zur sechsten und siebentenAuflage

Durch die in den letzten Jahren anhaltende Teilnahme an»Herr der Welt« ist die erst kürzlich notwendig gewordene4. und 5. Auflage erschöpft und bedingt deshalb nunmehrdie 6. und 7. Auflage. Anfangs viel umstritten hat das Buchdoch allmählich sich durchzusetzen gewusst, nachdemmehr und mehr das Verständnis dafür obsiegte, dass Ben-son nichts weiter im Auge hat, als zu zeigen, wie die in denMassen verkörperten Gedanken unserer Zeit sich unter be-stimmten Voraussetzungen auswirken müssten, wenn dieEntwicklung ohne besondere Behinderungen und Ablen-kungen weiter sich vollzöge. Ihm schien die Entchristli-chung der Welt in nicht allzu ferner Zeit mit Notwendig-keit Zustände herbeizuführen, die ihren natürlichen Ab-schluss mit dem von der Vorsehung bestimmten Ende derZeiten finden würden. Die geistvolle Studie in Roman-form, für die der Verfasser selbst seinerzeit mir gegenüberden Charakter einer politischen Prophezeiung ablehnte, istja durch die Weltentwicklung in mancher Hinsicht in be-

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sondere Beziehung zu den heutigen Ereignissen getreten.Bensons Zukunftsgemälde hat nunmehr nach bald

zehn Jahren im Pariser internationalen Freimaurerkon-gress vom Juni — Juli 1917 seine Bestätigung und nach die-ser Seite hin auch seine theoretische Rechtfertigung gefun-den. Das Programm der internationalen freimaurerischenWeltrepublik, die Beseitigung der Monarchien, die Aufrich-tung der Gewaltherrschaft des Sozialismus in ganz Deut-schland, der geplante Völkerbund auf einer jede Jenseitsreli-gion ausschließenden Grundlage, die zunehmende Knebe-lung und Mattsetzung des Papstes durch einen besonderenVertrag, die Wilsonschen Ideen von maurerischer Weltver-brüderung, seine ganze dem christlichen Ideenkreise ent-nommene Phraseologie bei Unterdrückung ihres übernatür-lichen Inhaltes, all dies müsste, so möchte man meinen,Benson zum Vorbilde gedient haben, wenn es nicht erstdrei Jahre nach seinem Tode seine Festlegung und Erhe-bung zum Kriegsendziele erfahren hätte, zu dessen Durch-führung durch diesen »letzten Krieg« die Vorbedingungengeschaffen werden sollen. Des Deutschen Kaiserreichesletzter Herrscher hat jüngst noch einem englischen Presse-vertreter seine von Benson gewiss unabhängige Überzeu-gung ausgesprochen, Erregerin und Siegerin im Welt-kriege sei die Freimaurerei und allein die katholische Kir-

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che habe sich ihr gegenüber bisher zu behaupten vermocht.So wächst das Buch mehr und mehr in die Wirklichkeit

hinein und wird von Tag zu Tag mehr das, was man ›aktu-ell‹ nennt. Das beweist auch nicht zuletzt die wachsendeNachfrage unserer Zeit. Somit übergebe ich diese Doppel-auflage der Öffentlichkeit; möge sie recht vielen neuen Le-sern zum Genuss aber auch zur ernsten Gewissenserfor-schung werden.

Füssen im Januar 1923H. M. von Lama

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Einleitung

Im Jahre 1908 erschien in London ein Roman: »The Lord ofthe World«, dessen Autor, Robert Hugh Benson, in literari-schen Kreisen schon seit geraumer Zeit einen nicht mehrgewöhnlichen Rang einnahm. Das Buch erregte sofort gro-ßes Aufsehen, was der Verfasser selbst vorausgesagt hatte,als er in der Vorrede schrieb:

»Ich bin vollständig davon überzeugt, dass dies ein au-ßerordentlich sensationelles Werk ist und aus diesemGrunde sowohl, als auch nach anderen Richtungen hin, ei-ner endlosen Kritik ausgesetzt sein wird. Aber ich wusstenicht, wie ich anders die Prinzipien, die ich darstellenwollte (und von deren Richtigkeit ich durch und durch über-zeugt bin), zum Ausdruck hätte bringen können, als indemich bei Darstellung ihres Entwicklungsganges die Form derSensation wählte. Ich habe mich jedoch bemüht, nicht zuschrille Töne anzuschlagen und, soweit es mir möglichwar, die Anschauungen anderer Leute mit Achtung undSchonung zu behandeln. Ob mir das gelungen, ist aller-dings eine andere Frage.«

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Ehe wir uns mit der literarischen Persönlichkeit Ben-sons näher befassen, mögen einige biografische Datenüber diesen bedeutendsten katholischen Schriftsteller desheutigen England vorausgehen. Robert Hugh Bensonwurde am 18. November 1871 zu Canterbury als der Sohndes 1896 verstorbenen anglikanischen Erzbischofs WhiteBenson von Canterbury geboren. Bekanntlich bekleidet derInhaber dieses Erzbischofssitzes, den im Mittelalter sogroße und glänzende Geister wie Dunstan, Lanfrank, An-selm, Thomas Becket und andere schmückten, die höchsteWürde der anglikanischen Hierarchie, er ist »Primas vonganz England« und tritt in der Rangliste des Britischen Rei-ches unmittelbar nach den Mitgliedern des Königshauses.Der junge Benson genoss eine vortreffliche Erziehung.Nachdem er das berühmte Kolleg zu Eton in Buckingham,die Pflanzstätte so vieler in der Geschichte Englands uns-terblich gewordener Männer, besucht hatte, widmete ersich in Cambridge dem Studium der Theologie. Hier, wodie Wiege des englischen Christentums stand, umrauschteihn der Geist einer glänzenden Vergangenheit, hier gossdas Mittelalter seinen vollen Zauber in das empfänglicheGemüt des Jünglings. Benson wurde nach Vollendung sei-ner Studien Vikar in Hackney Wick und in Kemsing. Erbrachte eine nach Wissen und Wahrheit dürstende Seele

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mit in seinen Beruf. Glühend vor Eifer gab er sich der Seel-sorgertätigkeit hin. Aber nur zu bald musste er sich geste-hen, dass die auf anglikanischer, hochkirchlicher Seite betä-tigte allgemeine Auffassung des Priesteramts seinem Idealnicht nachkam. In Benson regte sich das Gefühl der Unzu-friedenheit, das ihn bewog, von seinem Amte zurückzutre-ten und sich einem Kreise seeleneifriger, gleichgesinnterMänner anzuschließen, die unter der Leitung eines Ober-hauptes auf dem Gebiete der inneren Mission ihre Kräfteübten.

Widrige Gesundheitsverhältnisse nötigten Benson zu ei-ner Erholungsreise nach Ägypten und dem Heiligen Lande.Da ereilte ihn in Jerusalem die Kunde, dass das Oberhauptjener Missionsgenossenschaft zum Katholizismus überget-reten sei. Diese Nachricht löste eine schmerzliche Traurig-keit in Benson aus. Aber schon hatte die Gnade auch ihn be-rührt und seine Anschauung, als sei die anglikanische Kir-che eine Schwester, ja ein Glied der katholischen, der er an-zugehören meinte, wankend gemacht.

Bei seiner Rückkehr nach England fand er die Genossen-schaft in Auflösung begriffen, nachdem noch mehr Mitglie-der das Beispiel des Oberhauptes nachgeahmt hatten. InBenson erstarkte jetzt das Sehnen nach der Erneuerung En-glands im katholischen Sinne immer mehr. Schon gehörte

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sein Herz dem Katholizismus und mächtig zogen ihn des-sen Wahrheit und Schönheit in seinen Bann. Das »Zurückzur heiligen Kirche!« dem bereits so viele Protestanten ge-folgt sind, klang unwiderstehlich auch dem Sohne des angli-kanischen Primas in der Brust. Doch ehe er den Letzten,den entscheidenden Schritt wagte, ging er auf Wunsch sei-ner innig geliebten Mutter die angesehensten Autoritätender Hochkirche, meistens persönliche Freunde seines vers-torbenen Vaters, um ihren Rat an. Aber die Hoffnung derMutter, dass es ihnen gelingen werde, den Sohn dem angli-kanischen Kirchentum zu erhalten, wurde vereitelt: ImJahre 1903 schied Benson aus demselben aus, um zur katho-lischen Kirche überzutreten; ein Jahr später wurde er inRom zum Priester geweiht. Als solcher lebte er bis zu sei-nem Tode im Oktober 1914 in der Nähe von Buntingford beiCambridge.

Es war in jener Zeit, da er die Wahrheit innerlich be-reits angenommen hatte, jedoch mit tausend Fäden nochan seinen bisherigen Standpunkt und so vieles, was ihmlieb und teuer geworden war, sich gebunden sah, in jenerZeit auch, da er von den widerstrebendsten Gefühlen undRegungen hin und her geworfen dennoch das unvermeidli-che Ende klar erkannte, dass ihm ein Manuskript über dieZeit der Königin Elisabeth unter die Hände kam. Es er-

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weckte sein Interesse, und um sich dem Bewusstsein sei-nes unerträglichen Gemütszustandes einigermaßen zu ent-ziehen, nahm er Veranlassung, eine Art historischer Erzäh-lung über den Gegenstand zu schreiben. So entstand seinerstes Buch »By what Authority«, von dem Benson selbst be-kennt: »Diese Arbeit war, glaube ich, ein ausgezeichnetesSicherheitsventil für meine Geistesverfassung, und hätteich sie nicht gefunden, ich weiß nicht, was geschehen wä-re.« Es ist bereits eine Apologie des katholischen Stand-punktes und hat zum Gegenstand die Hauptschwäche deranglikanischen Position, den Mangel an Autorität.

Die Wirkung des Buches auf den Verfasser war eine aus-gezeichnete, denn die strenge, konsequente Durchführungder einzelnen Charaktere, sowie ihres religiösen Stand-punktes hatte klärend, reinigend und beruhigend auf ihngewirkt, den gewonnenen Standpunkt erheblich gestärkt,viele Vorurteile in ihm niedergerissen und ihn die Haltlosig-keit vieler lieb gewordener Auffassungen erkennen lassen.Der Abschluss des Buches fällt mit dem Entschlüsse zusam-men, den unvermeidlichen Schritt in die Kirche zu tun. AlsProtestant hatte er begonnen, doch auch als Katholik legteer die Feder nicht nieder und zwei weitere historische Ro-mane entstanden in der Folge, »The Kings Achievement«(Des Königs Werk), das die gewaltsame Einführung des

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Protestantismus in England schildert, und dessen Folge»The Queens Tragedy«, in deren Mittelpunkt Maria die Ka-tholische steht.

Indem Benson diese Trilogie zum Dolmetscher seinerkatholischen Anschauungen und Empfindungen machte,verfolgte er mit seinem Werke offensichtlich eine apologeti-sche Tendenz. Dass sie sich nirgends aufdrängt, erklärtsich wohl besonders dadurch, dass er diese Bücher nur fürsich und zur Begründung seiner Überzeugung sich selbstgegenüber geschrieben hat, nicht aber, um andere zu beleh-ren oder zu beeinflussen. Deutlich und klar spricht auchdaraus, was mitgewirkt hatte, ihn zur katholischen Kirchezurückzuführen: das Studium der vaterländischen Ge-schichte und besonders der sogenannten Reformation, vonder vorurteilslose protestantische Engländer selbst urtei-len, dass sie für England keinen Ruhmestitel bedeute. Fa-ther Bensons historisches Gemälde, ausgezeichnet vor al-lem durch Verständnis- und liebevolles Erfassen der engli-schen Kirche des 16. Jahrhunderts, wurde auch von der pro-testantischen Kritik mit warmem Beifall ausgenommen,die nicht zögerte, dem Verfasser einen Platz zwischen demgroßen Kardinal und Konvertiten Newman und dem Schöp-fer des historischen Romans. Walter Scott, einzuräumen.

Robert Hugh Bensons literarisches Schaffen zeugt von

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einer außerordentlichen Fruchtbarkeit und Regsamkeit sei-nes Geistes, zugleich aber auch von einer merkwürdigenEnergie im Streben nach künstlerischer Vollendung. Gernewendet er sich in seinen Romanen zeitgemäßen Problemenzu, wie dem Sentimentalismus, Konventionalismus, Spiri-tismus, wobei er sich mit Vorliebe von einem mystischenZuge treiben lässt.

Aber alles, was Benson auf dem Gebiet des historischenund modernen Romans geschaffen, wird übertroffen vonseinem Werke: »Der Herr der Welt«. Die bedeutendsten Ta-gesblätter Englands gingen einig in begeisterten Lobeserhe-bungen über diese grandiose Dichtung, die sich an dasKühnste wagt, was einem Dichter zu wagen vergönnt ist:an die Schilderung des Weltendes und der Erscheinung desAllmächtigen am Tage des Gerichtes.

Weit davon entfernt, etwa eine Prophezeiung zu sein,sucht das Werk mit visionärer Gewalt dem Laufe der Jahr-hunderte voranzueilen, um ein fantasievolles Gemälde derKulturmenschheit zu entwerfen, wie sich diese vielleicht ineinem Jahrhundert entwickelt haben mag. Vor dem inne-ren Schauen des Dichters erheben sich die gigantischen Tri-umphe des menschlichen Geistes, der die höchsten Spitzender Wissenschaft erklommen haben wird. Dann wird dieMenschheit nur mehr zwei große religiöse Lager erkennen,

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den Katholizismus und den Humanitarismus, zu denensich die Form strengster Gesetzgebung und mitleidslosesBlutvergießen als die schärfsten Gegensätze verhalten. Fürdie katholische Kirche aber wird eine neue Zeit heftigsterVerfolgung anbrechen, und dämonische Mächte werdensich am Ende der Zeiten auf sie stürzen, mit allen Macht-mitteln des menschlichen Fortschrittes ausgerüstet.

Mit hinreißender Beredsamkeit und einer erstaunli-chen Plastik stellt Benson jenes Zeitalter vor das erschau-ernde Gemüt des Lesers, der überwältigt wird von der dra-matischen Wucht der Ereignisse. Welch ein furchtbaresEpos, wenn die Luftschiffe des fanatisch hassenden Fein-des der Kirche über dem ewigen Rom erscheinen, um es zuzerstören! Wer würde da nicht erinnert an die OffenbarungJohannes’ von dem siebenköpfigen Tier: »Auch ward ihm ge-geben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu über-winden … Und es tat große Zeichen, sodass es sogar Feuervom Himmel fallen machte vor den Augen der Menschen«(13, 7.13.). Kein Michelangelo vermöchte die Schlusska-tastrophe der Menschheit, dieses große und schrecklicheBild, erschütternder in Farben zu fassen, als der genialeenglische Priester-Dichter sie im »Herrn der Welt« malt.Gewiss, dieser Roman ist sensationell im höchsten Grade,ohne dass dadurch dem künstlerischen Werte der Dich-

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tung Abbruch geschähe. Es ist ein ungeheurer Stoff, derhier gebändigt und mit einem überwältigenden Reichtumatmenden Lebens ausgestaltet worden ist. Gebildete Leserwerden hohen Genuss aus dem Roman schöpfen und, wasnoch weit mehr ist, den Anstoß zu ernstem, fruchtbringen-dem Denken empfangen.

Otto von Schaching

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Prolog

»Sie müssen mir einen Augenblick Zeit lassen«, sagte derGreis, indem er sich zurücklehnte.

Percy nahm wieder auf seinem Stuhle Platz und war-tete, das Kinn auf die Hand gestützt.

Es war ein sehr stilles Gemach, in welchem die dreiMänner saßen, und dem Geschmack der Zeit entsprechendeinfach ausgestattet. Es hatte weder Fenster noch Türe,denn es waren bereits sechzig Jahre vergangen, seitdemder Mensch zur Einsicht gekommen war, dass der bewohn-bare Raum sich nicht nur auf die Oberfläche der Erdkugelbeschränkte, und er hatte infolgedessen ernstlich zu gra-ben angefangen. Des alten Herrn Templetons Haus standungefähr vierzig Fuß unter dem Niveau des Themseufers,in einer allgemein als günstig bezeichneten Lage, dennman hatte nur hundert Meter weit zu gehen, bis man zurHaltestelle der zweiten Zentral-Motorbahn kam, und eine

Viertelmeile bis zur Luftschiffstation von Blackfriars.1

Mr.Templeton war jedoch über neunzig Jahre alt und ging jetzt

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nur selten mehr aus. Die Wände des Zimmers waren voll-ständig mit dem mattgrünen, von der Sanitätsbehörde vor-geschriebener Emaille bekleidet und mit dem vor vierzigJahren von Reuter erfundenen künstlichen Sonnenlicht er-leuchtet; im Farbenton glich es einem Frühlingswalde, undWärme und Ventilation wurden durch das klassische Fries-gitter so geregelt, dass die Temperatur stets genau acht-zehn Grad Celsius betrug. Mr. Templeton war sehr einfachund begnügte sich damit, so zu leben, wie sein Vater es ge-tan hatte. Die Möbel waren, wenn auch in Bezug auf Aus-führung und Form etwas altmodisch, dem Zeitgebrauchentsprechend aus mit weichem Asbestemail überzogenemEisen, daher sehr dauerhaft und bequem, und hätten fürMahagoni gehalten werden können. Auf beiden Seiten desniederen, aus Bronze gefertigten elektrischen Kamins, vorwelchem die drei Herren saßen, standen einige gut ausge-stattete Bücherschränke, und in den Ecken des Zimmersfanden sich die hydraulischen Personenaufzüge, von wel-chen der eine in das Schlafzimmer führte, wogegen manmittelst des anderen in den fünfzig Fuß oberhalb gelege-nen Korridors und aus diesem auf den Kai gelangte.

Father2

Percy Franklin, der ältere der beiden Priester,eine ziemlich imposante Erscheinung, war trotz höchstens

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fünfunddreißig Jahren bereits vollkommen ergraut; aus sei-nen grauen, von dunklen Brauen überschatteten Augenleuchtete eine auffallende Lebhaftigkeit, doch ließen seinestark markierten Züge und die Entschlossenheit, die sichin seinen Lippen ausdrückte, keine weiteren Zweifel überdie Festigkeit seines Willens entstehen.

Father Francis, der jüngere hingegen, der in dem ho-hen Stuhl auf der anderen Seite des Kamins saß, war einDurchschnittsmensch; denn wenn auch seine braunen Au-gen angenehm und ausdrucksvoll blickten, so konnte mandoch in seinem Gesichte keine Spur von Entschlossenheitfinden; seine Mundwinkel und sein Augenaufschlag ließenvielmehr einen Hang zu der dem schwächeren Geschlechteigenen Melancholie vermuten.

Mr. Templeton war ein sehr bejahrter Mann mit energi-schen Zügen, tiefen Runzeln, wie jedermann glatt rastert,und so lag er nun, in eine Steppdecke gehüllt, bequem aufseinem Wasserkissen. Endlich ergriff er das Wort, indemer zuerst einen Blick auf den zu seiner Linken fitzendenPercy warf.

»Ja«, sagte er, »es ist wohl schwer, sich an alles genauzu erinnern. In England wurde unsere Partei während derTagung vom Jahre 1927 zum ersten Male wesentlich beunru-higt. Diese zeigte uns, wie tief die ganze soziale Atmo-

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sphäre vom Hervéismus3

durchdrungen war. Es hatte wohlvorher Sozialisten gegeben, aber keiner derselben konntemit dem greisen Gustav Hervé verglichen werden, — we-nigstens war keiner so einflussreich gewesen. Er lehrte,wie Sie vielleicht gelesen haben werden, absoluten Materia-lismus und Sozialismus, die er bis zu ihrem logischen Aus-gang verfolgte. Der Patriotismus, sagte er, wäre ein Über-rest der Barbarei und das wahrhaft Gute nur in sinnlichenVergnügungen zu finden. Natürlich wurde er überall ausge-lacht. Man sagte, dass es ohne Religion unmöglich wäre,unter den Volksmassen einen angemessenen Beweggrundzu selbst der einfachsten Form sozialer Ordnung zu finden.Aber allem Anschein nach hatte er recht. Nach dem Fall derfranzösischen Kirche zu Beginn des Jahrhunderts und denMetzeleien von 1914 begann die Bourgeoisie sich zu organi-sieren; diese außergewöhnliche Bewegung setzte in allemErnst ein und wurde von den mittleren Volksklassen weiter-geführt, unter Beiseitesetzung allen Patriotismus, allerRangunterschiede und nahezu ohne Waffen. Natürlichstand alles unter der Leitung der Freimaurer. Sie verbrei-tete sich nach Deutschland, wo bereits der Einfluss vonKarl Marx —«

»Gewiss, mein Herr«, unterbrach ihn Percy in sanfter

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Weise, »aber möchten Sie uns, bitte, sagen, was in Englandgeschah.«

»Ja richtig, England. Nun, im Jahre 1917 ergriff die Ar-beiterpartei die Zügel, und der Kommunismus nahm da-mit eigentlich seinen Anfang. Daran kann ich mich aller-dings nicht mehr erinnern, doch pflegte mein Vater ihnvon diesem Zeitpunkte an zu datieren. Es war nur ein Wun-der, dass alle diese Bewegungen nicht schneller um sichgriffen, doch ich vermute, es steckte noch ein gutes Stück

Torytum4

im Volke.Auch vergeht ein Jahrhundert gewöhnlich nicht so sch-

nell, wie man es erwartet, besonders dann nicht, wenn esmit großen Aufregungen begonnen hat. Aber damals ent-stand die neue Ordnung, und die Kommunisten haben, mitAusnahme des unbedeutenden Falles im Jahre 1928, nie wie-der einen ernstlichen Rückstoß erlitten. Blenkin gründete›Das neue Volk‹, und die ›Times‹ kam in Verfall, aber son-derbarerweise hielt sich das Oberhaus bis zum Jahre 1935,wo es zum letzten Male fiel. Die Staatskirche hatte sich imJahre 1929 endgültig aufgelöst.« —

»Und welche Wirkung hatte dies in religiöser Bezie-hung?«, fragte Percy schnell, da der Greis innehielt, sichräusperte und seinen Inhalationsapparat höher stellte.

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Dem Priester lag viel daran, bei diesem Punkte stehenzub-leiben.

»Es war weniger ein Ereignis«, erwiderte der andere,»als vielmehr eine Wirkung an und für sich. Sehen Sie,nachdem die Ritualisten, wie man sie zu nennen pflegte,ihr Möglichstes getan hatten, um mit der Arbeiterparteivoranzukommen, vereinigten sie sich nach dem Kongressvon 1919, wo das Nizäische Glaubensbekenntnis abkam,mit der Kirche; und wahre Begeisterung war nur unter ih-nen selbst zu finden. Aber insofern als die endgültige Auflö-sung eine Wirkung hervorbrachte, bestand diese, glaubeich, darin, dass das, was von der Staatskirche übrig geblie-ben war, sich mit der Freien Kirche vereinigte, und dieFreie Kirche war, im Ganzen genommen, nichts weiter alseine Schwärmerei. Nach den in den zwanziger Jahren statt-gehabten erneuten Angriffen von deutscher Seite her wardie Bibel als Autorität vollständig aufgegeben worden, undeinige sind der Meinung, dass der Glaube an die GottheitChristi schon im Beginn des Jahrhunderts nur noch dem

Namen nach bestand. Dafür hatte die Kenotische5

Theorieschon gesorgt. Jene sonderbare kleine Regung unter denAnhängern der Freien Kirche hatte sogar schon früher be-gonnen, damals, als die Pastoren, die eben nur mit dem