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ROBYN YOUNG Die Blutsfeinde

ROBYN YOUNG Die Blutsfeinde - weltbild.de fileverlangt wurde, war die Gegenwart der Männer im Schatten und dieAngst vor dem, was geschehen würde, wenn er sich weigerte. Aber er wollte

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ROBYN YOUNG

Die Blutsfeinde

Buch

Im Jahr 1295 nach Christus: Das Heilige Land liegt in Ruinen, dieÜberlebenden des letzten Kreuzzugs sind auf dem Rückweg in ihreHeimat. Unter ihnen befindet sich der Ritter Will Campbell, vonTrauer geplagt ob des Verlustes seiner Geliebten Elwen, und vollerSorge um seine Tochter Rose. Er hat nur ein Ziel: Rache zu nehmenan König Edward I. von England, seinem größten Feind, der denTod Elwens zu verantworten hat. Doch auf dem Kontinent ist dieAtmosphäre angespannt. Nicht nur wird der Verlust des HeiligenLandes beklagt, auch stecken England und Frankreich inmittenkriegerischer Auseinandersetzungen. Nach Jahren der politischenRänkeschmiede hat Edward es nun zudem auf den NachbarnSchottland abgesehen. Während Will auf Rache sinnt, entgeht ihm,dass längst eine weit größere Gefahr heranwächst. Denn auf demThron von Frankreich sitzt ein skrupelloser Mann, der in seinemStreben nach Macht keine Grenzen kennt und auch vor Rose nicht

haltmacht, um seine ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen ...

Autorin

Mit ihrem Debüt Die Blutschrift gelang der Britin Robyn Young inGroßbritannien und den USA ein großartiger Durchbruch, der sieauf die Bestsellerlisten schnellen ließ. Geboren 1975 in Oxford,begann sie schon früh, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben.Aber erst während eines Seminars in Kreativem Schreiben, fand sieden Mut, ihre Ideen zu Die Blutschrift zu Papier zu bringen. Heutelebt Robyn Young in Brighton und wenn sie nicht gerade an einerhistorischen Trilogie schreibt, unterrichtet sie Creative Writing an

verschiedenen Colleges.

Bei Blanvalet von Robyn Young außerdem bereits erschienen:

Die Blutschrift (38360) ∙ Die Blutritter (38402)Rebell der Krone (37246) ∙ Krieger des Friedens (37247)

ROBYN YOUNG

Die BlutsfeindeHistorischer Roman

Aus dem Englischen von Nina Bader

Die Originalausgabe erschien 2008unter dem Titel »Requiem« bei Hodder & Stoughton,

a division of Hodder Headline, London.

Verlagsgruppe Random House FSC® N001967Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier

Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

1. AuflageTaschenbuchausgabe Mai 2015 bei Blanvalet Verlag,

einem Unternehmen derVerlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © by Robyn Young 2007Copyright © für die deutsche Ausgabe 2008 by Blanvalet Verlag,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenUmschlaggestaltung und -illustration © Johannes Wiebel |

punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.comRedaktion: Werner Bauer

LH ∙ Herstellung: samDruck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in GermanyISBN: 978-3-7341-0159-5

www.blanvalet.de

Courtrai

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PrologDie eisige Kälte des Bodens drang durch den dünnen Stoff sei-ner Hose, als der junge Mann auf die Knie sank. Der Stein unterihm fühlte sich hart und unnachgiebig an, dennoch zog er fast soetwas wie Trost daraus: Die Fliesen schienen das einzig Solidein dieser Kammer zu sein. Dichter Weihrauchnebel umwaberteihn; der beißende Geruch erinnerte ihn an brennende Blätterund hatte nichts mit dem süßlichen, vertrauten Duft gemein, derihn willkommen hieß, wenn er die Kirche betrat. Ringsum tanz-ten verschwommene Schatten über die Wände, wenn Gestaltenan den Kerzen vorbeihuschten, die in so weit voneinander aufdem Boden aufgestellten Haltern steckten, dass das schwacherötliche Licht nur noch stärker zu seiner Disorientierung beitrug.Ein paar Schritte links von ihm waren die steinernen Fliesen miteiner feucht schimmernden Substanz bespritzt. Im Dämmerlichtwirkten die Flecken fast schwarz, doch der junge Mann wusste,dass sie am helllichten Tag in einem abscheulichen Rot leuch-ten würden.Trotz des schier erstickendenWeihrauchqualms stiegihm der scharfe metallische Geruch in die Nase, der von ihnenausging, und er musste mehrmals schlucken, weil ihm sein Ma-geninhalt in die Kehle zu steigen drohte.

Nichts war so, wie er es erwartet hatte. Ein Teil von ihm warfroh darüber – hätte er gewusst, was ihm in dieser Nacht bevor-stand, hätte er vielleicht nicht den Mut aufgebracht, sich hiereinzufinden. Das Einzige, was ihn davon abhielt, blindlings dieFlucht zu ergreifen, statt auszuharren und zu tun, was von ihm

verlangt wurde, war die Gegenwart der Männer im Schatten unddieAngst vor dem, was geschehen würde, wenn er sich weigerte.Aber er wollte keinerlei Schwäche zeigen. Trotz seines wach-senden Unbehagens wollte er die Zeremonie durchstehen, alsostarrte er – die bloße, bleiche Brust vorgestreckt, die schweiß-feuchten Hände hinter dem Rücken gefaltet – mit unbewegterMiene vor sich hin.

Die Männer waren stehen geblieben, und da in der Kammerjetzt Totenstille herrschte, konnte er das Vogelgezwitscher hören,das durch die mit schweren schwarzenTüchern verhängten hohenFenster drang. Die Morgendämmerung musste bald anbrechen.

Links neben ihm regte sich etwas. Er sah eine Gestalt auf sichzukommen. Nagende Furcht breitete sich in seinem Magen aus.Es war ein Mann, dessen Umhang aus Hunderten einander über-lappender runder Seidenstücke in allen Schattierungen von Blauund Rot – Kobaltblau, Saphirblau, Rosa und Violett – gefertigtzu sein schien. Hier und da war der Stoff mit Silberfäden durch-wirkt, die glitzerten, wenn sich das Kerzenlicht darin fing undden Eindruck erweckte, die unheimliche Gestalt sei in Fisch-schuppen gekleidet. Der junge Mann wusste, dass es sich um ei-nen Mann handelte, denn er hatte während der Zeremonie oftdas Wort ergriffen, hatte seinen Schützling angeleitet und ihmBefehle erteilt, aber bislang war sein Gesicht von einer Kapuzeaus demselben Material wie der Umhang verdeckt geblieben. Siehing ihm fast bis zur Brust herab; es war erstaunlich, dass er nichtständig stolperte. Unter dieser Kapuze wirkte sein Kopf merk-würdig missgestaltet, und wenn er sprach, klang seine Stimmedumpf und wie erstickt.

»Du hast deinen Weg gewählt und eine weise Wahl getroffen.Du hast dein Gelübde abgelegt und dich im Angesicht von Ver-suchungen und Furcht als standfest erwiesen. Nun steht dir dieletzte und gefährlichste Probe bevor. Gehorche mir, so wie dues geschworen hast, und dir wird nichts geschehen.« Die Gestalthielt inne. »Wirst du mir gehorchen, jetzt und immerdar?«

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»Das werde ich«, gelobte der junge Mann.»Dann beweise es«, grollte die Gestalt, schlug die Kapuze zu-

rück und kauerte sich vor dem jungen Mann nieder, der vor demunter dem Stoff zum Vorschein gekommenen grinsenden Toten-schädel erschrocken zurückwich. Der Kerzenschein ließ das Ge-bein noch gelber, die großen, leeren Augenhöhlen noch schwär-zer erscheinen.

Obwohl er wusste, dass der Schädel nur eine Maske war; obwohler hinter denAugenhöhlen dunkle menschlicheAugen glitzern sah,wollte sein Entsetzen nicht weichen, und als der Mann ein kleinesgoldenes Kreuz aus den Falten des Fischschuppenumhangs zog,meinte er, das Herz müsse ihm in der Brust zerspringen.

»Spuck darauf.«»Was soll ich tun?«»Befreie dich von seiner Macht über dich. Beweise, dass du

nur mir allein ein treuer Diener bist und dass du dich zu deinenBrüdern bekennst.«

Die Augen des jungen Mannes schossen nach rechts und nachlinks, als die anderen Männer sich aus den Schatten lösten.Auchsie trugen Masken: blutrote, auf denen vorne der Kopf eines wei-ßen Hirsches prangte.

»Spuck darauf!«, erscholl der Befehl von neuem.Als er spürte, wie sich die anderen Gestalten so eng um ihn

scharten, dass er das schwache Kerzenlicht nicht mehr wahrneh-men konnte, beugte sich der junge Mann über das Kreuz. Müh-sam sammelte er Speichel im Mund, schloss die Augen und spieaus.

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Erster Teil

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1Bordeaux, Königreich Frankreich23. November A.D. 1295

Mathieus Handflächen waren glitschig vor Schweiß. Er packtesein Breitschwert fester und schielte zu seinem Kommandantenhinüber, der rechts von ihm Kampfhaltung angenommen hatte,doch der Blick des Mannes war auf die mächtigen Flügeltürenam Ende der Halle gerichtet.Während Mathieu ihn beobachtete,rann eine ölige Schweißspur über seine Wange. Wieder ertöntedas donnernde Krachen, die Tür erzitterte heftig, und die neunin der Halle aufgereihtenWächter zuckten zusammen. In der da-rauffolgenden kurzen Stille sogen alle scharf denAtem ein. EinenMoment später wurde das Holz von einem neuen dröhnendenStoß erschüttert. Die Türen zerbarsten, ein Regen von Eichen-holzsplittern ergoss sich in die Halle und übersäte die Wand-behänge und Fliesen. Der an der Spitze mit Eisen beschlageneRammbock wurde knirschend zurückgezogen, dann strömten Sol-daten durch die Bresche.

Mathieu überkam eineWelle heißer Angst. Eine Sekunde langstand er wie gelähmt da. Unzusammenhängende Gebete und Be-teuerungen gingen ihm durch den Kopf. Er war erst neunzehnJahre alt. Mit dem, was sich hier abspielte, hatte er nicht ge-rechnet, als sein Vater ihm diesen Posten verschafft hatte. LieberGott, bitte verschone mich! Doch als er seinen Kommandantenden Befehl zum Angriff bellen hörte und sah, wie seine Kamera-

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den den Soldaten entgegentraten, zwang er sich, zusammen mitihnen vorzurücken.Viel zu schnell drang ein Soldat auf ihn ein.Mathieu konnte gerade noch einen mit Eisennieten besetzten,blauen und scharlachroten Schild vor sich aufblitzen sehen, derzu dem Überwurf des Mannes passte, dann musste er mit seinemBreitschwert auch schon einen gegen seinen Kopf gerichtetenHieb abfangen. Überall ringsum waren seine Gefährten in erbit-terte Zweikämpfe mit den Gegnern verstrickt. Schwerter klirrten,unterdrückte Schreie drangen an seine Ohren, Schilde zerbarstensplitternd unter wuchtigen Angriffen, schwere Stiefel ließen denBoden der Halle erzittern. Im Gegensatz zu den in lange Ketten-hemden gekleideten und mit eisernen Helmen bewehrten Sol-daten trugen dieWächter nur gefütterte lederneWämser und ge-polsterte Beinschienen, um Rumpf und Schenkel zu schützen.

Mathieu knirschte mit den Zähnen, als sein Gegner erneutauf ihn losging und ihm beinahe das Schwert aus der Hand ge-schlagen hätte. Er versuchte, sich umzudrehen und zu flüchten,doch der Soldat trieb ihn zurück, bis er gegen die Wand prallteund in der Falle saß. Ein verzweifelterAufschrei entrang sich sei-ner Kehle, als es ihm nicht gelang, seinen Widersacher zur Seitezu drängen. Schweiß rann ihm in die Augen und blendete ihn.Ihm fehlte der Raum, um sein Breitschwert zum Einsatz zu brin-gen. Er wich einem auf seine Seite zielenden Hieb aus, wehrteeinen weiteren, gegen seine Brust geführten ab und holte dannungeschickt zum Gegenangriff aus. Der Soldat duckte sich un-ter der Klinge hinweg. Scharlachrot und Blau flammte vor Ma-thieu auf, als der Mann ihm seinen schweren Schild mitten in dasGesicht schmetterte. Ein greller Schmerz durchzuckte ihn, Blutschoss aus seiner Nase und seinem Mund, er taumelte gegen dieWand zurück, und seine Klinge verfehlte ihr Ziel. Im nächstenMoment bohrte sich etwas Weißglühendes hoch oben in seineSeite – das Schwert des Soldaten war in das weiche Fleisch unterseiner Achselhöhle gedrungen, das an dieser Stelle nicht von derledernen Rüstung geschützt wurde. Mathieu kreischte laut auf,

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als der Mann mit seiner behandschuhten Hand gegen das Hefthämmerte und ihm die Klinge mit einem angestrengten Grunz-laut tiefer in den Leib trieb.

Er spürte, wie das Breitschwert seinen Fingern entglitt.Auf deranderen Seite der Halle sah er weitere Soldaten, die sich durchdie geborstenen Türen drängten, um den anderen zu Hilfe zukommen. Doch dazu bestand wenigAnlass; Mathieus Kameradenwaren in der Unterzahl und den Gegnern hoffnungslos unterle-gen.Alles war so schnell gegangen.Vom Haupthaus aus hatten siemit angesehen, wie die Wachposten am Torhaus niedergemetzeltwurden, dann waren die Soldaten auch schon wie entfesselt überden Hof galoppiert und hatten ihnen kaum Zeit gelassen, dieTüren zu verriegeln. Als er zu Boden sank, sah Mathieu einenseiner Kameraden über dem Schwert zusammenbrechen, das sei-nen Magen durchbohrt hatte. Die anderen wichen zu den Stufenzurück, die zu einer Galerie emporführten.Wie aus weiter Fernehörte er irgendwo donnerndes Gebrüll, doch bevor er die Quelledavon ausmachen konnte, verlor er das Bewusstsein und sackteschlaff in sich zusammen, wobei er eine rote Spur an der Wandhinter sich zurückließ.

Das Brüllen wurde lauter, übertönte das Getöse in der Halle.Dann kam ein Mann die Treppe herunter. Bei seinem Anblickließen die Soldaten einer nach dem anderen von ihren Gegnernab. Der Mann stapfte, noch immer etwas in einem schwer ver-ständlichen Französisch brüllend, die letzten Stufen hinunter. Erhob das Schwert, das er in einer Hand hielt, schwang es überden Kopf, drängte sich an seinen Männern vorbei und stürmteauf die Soldaten zu, die jetzt alle stehen geblieben waren und un-ter ihren Helmen keuchend nach Atem rangen. Aber sie wichenkeinen Schritt vor dem zornigen Neuankömmling zurück. Die-ser machte kurz vor ihnen Halt und musterte ihre Überwürfe.Dass er sie sofort erkannte, schien nicht gerade zu seiner Beru-higung beizutragen. »Was hat das alles zu bedeuten?« In seinerStimme schwang ein Anflug von Furcht mit, doch sein Schwert-

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arm zitterte nicht. »Wie könnt ihr es wagen, hier so rüde einzu-dringen? Und meine Männer anzugreifen!« Er deutete mit derfreien Hand auf die Leichen seinerWächter. Sein Blick verharrteeinen Moment lang auf dem reglosen Körper von Mathieu, demJüngsten von ihnen. »Wer ist euer Kommandant? Ich will mitihm sprechen, und zwar sofort!« Als ihm nur eisiges Schweigenentgegenschlug, herrschte er sie an: »Antwortet mir!«

»Ihr könnt mit mir sprechen, Pierre de Bourg.« Ein weitererMann betrat die Halle und sah sich nach allen Seiten um, als erüber die Überreste derTür hinwegstieg. Er mussteAnfang dreißigsein, hatte ein längliches Gesicht, brauneAugen und einen fahlenTeint, der darauf schließen ließ, dass er schon lange keine Sonnemehr gesehen hatte. Sein Haar wurde von einer weißen Seiden-kappe verdeckt, und er trug einen bodenlangen Reitumhang, derihn größer und breiter erscheinen ließ, als er tatsächlich war. DerUmhang war schlicht, aber offenbar von einem ausgezeichnetenSchneider gefertigt, und wurde vor der Brust von einer kostbarenSilberkette zusammengehalten.

»Wer seid Ihr?«, schnarrte Pierre.Der Mann streifte ein Paar seidene Handschuhe ab und ent-

blößte blau geäderte, spindeldürre Hände. Sein Blick heftete sichauf den Fremden. »Mein Name ist Guillaume de Nogaret.«

Er befleißigte sich der langue d’oïl, doch Pierre hörte einenweichen südlichen Akzent aus der rauen Mundart des Nordensheraus. Die Soldaten traten zur Seite, als Guillaume de Noga-ret auf sie zukam, hielten ihre Waffen aber weiterhin auf Pierregerichtet. Dessen Leibwächter hatten sich schützend hinter ihmaufgebaut.

Nogaret deutete auf ihn. »Lasst Euer Schwert sinken.«Pierre rang um Fassung. Er wusste, dass er angesichts von No-

garets unerschütterlicher Ruhe nicht seine Autorität einbüßendurfte. »Ich werde nichts dergleichen tun. Ihr seid gewaltsam inmein Haus eingedrungen und habt meine Leute getötet.Wer hatEuch das Recht dazu gegeben?«

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»Ich bin Minister König Philipps IV. und handele auf seinenBefehl.«

Pierre schielte zu den Soldaten in ihren scharlachrot und blaugemusterten Überwürfen hinüber: die Farben der unter demKommando von Charles de Valois, dem Bruder des Königs, inBordeaux stationierten königlichen Leibgarde.

»Uns wurde zugetragen«, fuhr Nogaret fort, »dass Ihr unsereTruppen ausspioniert und dann die Engländer in Bayonne infor-miert habt.«

»Lächerlich! Wer hat so etwas behauptet? Wer beschuldigtmich?«

»Ihr werdet Euer Schwert sinken lassen«, wiederholte Noga-ret. »Oder meine Männer werden Euch dazu zwingen.«

Nach einer langen Pause gehorchte Pierre widerstrebend.»Sagt Euren Männern, sie sollen ihre Waffen auf den Boden

legen und zurWand zurücktreten.«Pierre wandte sich mit einem knappen Nicken an seineWäch-

ter. Sowie diese ihre Schwerter fallen gelassen hatten, brach hek-tische Aktivität im Raum aus. Die königlichen Soldaten sammel-ten die Waffen ein und drängten die geschlagenen, verbittertenMänner an dieWand. Die Leichen von Mathieu und den anderenGefallenen wurden zu einer Seite der Halle geschleift.

»Wie viele Menschen halten sich in diesem Haus auf?«, fragteNogaret barsch.

»Nur meine Familie und unsere Dienstboten, aber was immerIhr von mir wollt, betrifft sie nicht.«

»Durchsucht die oberen Räume.« Nogaret winkte fünf Solda-ten zu sich. »Bringt jeden herunter, auf den ihr stoßt. Leisten sieWiderstand, wendet Gewalt an.«

Pierre sah ihnen angsterfüllt nach, als sie die Treppe hinauf-trampelten. »Tut ihnen nichts, ich bitte euch!« Er wandte sichan Nogaret. »Meine Frau und meine Kinder haben nichts verbro-chen!«

»Führt ihn ab«, befahl Nogaret zwei weiteren Soldaten. Er

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deutete auf einen düsteren Gang, der von der Eingangshalle ab-zweigte. »Geht es dort zur Küche?«, fragte er. Als Pierre keineAntwort gab, trat er drohend einen Schritt vor.

Pierre nickte stumm. Die Soldaten packten ihn und schleiftenihn den Gang entlang. Nogaret folgte ihnen etwas langsamer. DerRest seiner Leute blieb in der Halle zurück.

Die Küchenräume waren weitläufig, die Hauptkammer wurdevon einem mächtigen Arbeitstisch beherrscht, auf dem zwei mitgewürfeltem Gemüse gefüllte Töpfe standen. Daneben lag einBündel knorriger Karotten neben einem Messer. Über dem Feuerbrodelte ein dampfender Kessel. Zwei Fasane hingen an einemDeckenbalken. Ihre bronze- und türkisfarbenen Federn schim-merten im Licht, das durch eine Reihe hoher Fenster fiel. DerRaum war warm und duftete nach Kräutern.

Nogarets Blick blieb auf den Karotten haften. Eine war zurHälfte gehackt, die Stücke lagen neben dem Messer verstreut.»Wo sind die Köche?«

»Oben.Als derAlarm gegeben wurde, habe ich alle nach obengeschickt. Sie sollten dort warten, bis ich herausgefunden hatte,was hier vor sich geht.« Pierre funkelte Nogaret finster an. »Aberdazu habt Ihr mir ja keine Zeit gelassen, Ihr habt einfach meineTür eingeschlagen und meine Männer angegriffen.«

»Verräter werden für gewöhnlich nicht vorgewarnt, und es wa-ren Eure Männer, die mir den Zutritt verwehrt und mich somitgezwungen haben, gewaltsam in Euer Haus einzudringen. EureWachposten sind auf meine Soldaten losgegangen, ohne ihnendie Gelegenheit zu geben zu erklären, wer sie sind und was siewollen.«

»Ich bin keinVerräter«, entgegnete Pierre mit fester Stimme.»Das wird sich zeigen.« Nogaret trat zu dem Tisch und griff

nach dem Messer. »Haltet ihn gut fest.«»Wartet… bitte«, stammelte Pierre, als die Soldaten ihn pack-

ten.Nogaret betrachtete das Messer. Die dünne Klinge war mit Ge-

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müsesaft verklebt. »Wir wissen, dass Ihr mit den englischenTrup-pen in Bayonne in Verbindung gestanden und ihnen Informatio-nen über unsere Armee in Bordeaux geliefert habt. Die genaueAnzahl unserer Männer. Berichte über ihre Ausrüstung und überdie Art unsererWaffen.«

»Ich weiß nicht, von wem diese Behauptungen stammen, abersie sind falsch, das schwöre ich Euch. Ich habe nie etwas mit eng-lischen Soldaten zu tun gehabt.«

»Und das soll ich Euch glauben?« Nogarets Lippen verzogensich zu einem spöttischen Lächeln. »Während der Zeit, zu dersich König Edward in der Stadt aufgehalten hat, müsst Ihr ja ge-radezu über sie gestolpert sein.«

»Das ist etwas ganz anderes.«»Ihr habt Edward als Euren Lehnsherrn anerkannt, als sich das

Herzogtum in seinem Besitz befand. Ihr habt ihm sogar Arbei-ter zurVerfügung gestellt, um seine befestigten Städte zu bauen.«Nogaret schnaubte verächtlich. »Ihm geholfen, die gesamte Ge-gend damit zu überziehen… wie ein Hund, der sein Territoriummarkiert!«

»Wie Ihr ganz richtig bemerkt habt, ist Edward mein Lehns-herr, und ich verwalte mein Land in seinem Namen.Wie hätte ichoder sonst irgendein Edelmann in dem Herzogtum Guyenne esdenn vermeiden können, irgendwann einmal mit einem Englän-der in Berührung zu kommen?«

»Edward war Euer Lehnsherr«, berichtigte Nogaret ihn scharf.»Dieser Titel steht ihm seit über einem Jahr nicht mehr zu. Solange herrscht König Philipp nämlich wieder über dieses Herzog-tum, aber mir scheint, dass Eure Loyalität noch immer Eurem al-ten Herrn gilt.«

»Das stimmt nicht. Ich bin ein treuer Untertan meines Königs.«Pierre hob den Kopf. »Trotz allem, was er hier angerichtet unduns angetan hat.«

»Was er Euch angetan hat?«, echote Nogaret.»Ich bin nicht blind; ich weiß, was sich in der gesamten Region

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abspielt. Königliche Truppen kommen immer noch in Strömenvom Norden hierher und nehmen Städte und Burgen ein – nurdass sie jetzt auch noch die Edelleute vertreiben und ihr Landund ihr Gold beschlagnahmen. Ich habe das alles während dervergangenen Monate mit angesehen und es mit zusammengebis-senen Zähnen geduldet. Aber trotz alledem hatte ich keinerleiKontakt mit Edwards Truppen und habe auch nie beabsichtigt,mit ihnen inVerbindung zu treten.«

»Ihr habt es ›geduldet‹?« Nogarets Stimme klang gefährlichleise. »Ihr sprecht von Eurem König wie von einem ungezogenenKind, das Euer Missfallen erregt hat. Der rechtmäßige Herrscherdieses Königreiches entreißt sein eigenes Land einem Fremden,der durch seine Taten jeden Anspruch darauf verwirkt hat, undIhr habt es ›geduldet‹?« Seine braunen Augen wurden schmal.»Bringt ihn her«, wies er die Soldaten an.

Die Männer zerrten Pierre trotz seines Widerstandes zu demTisch in der Mitte der Küche hinüber.

»Presst seine Hand flach auf den Tisch und haltet sie fest.«Pierre setzte sich verzweifelt zur Wehr, als einer der Soldatensein Handgelenk packte. Der andere legte ihm einen Arm umden Hals und schnürte ihm den Atem ab. Sein Kamerad drücktePierres Hand mit der Handfläche nach unten auf die Tischplatte.Nogaret reichte ihm das Messer. »Wir werden Euren Stolz schonbrechen, Pierre de Bourg.«

Draußen im Gang entstand plötzlich ein Tumult. Nogaret fuhrherum, als er eine unbekannte ärgerliche Stimme hörte. Die Türwurde geöffnet, und ein Mann trat in die Küche. Zorn und Be-sorgnis spiegelten sich in seinem geröteten Gesicht wider. Er warungefähr in Nogarets Alter, klein und schlank, hatte eine Haken-nase und einen hängenden Mund, der zu einem schwach aus-geprägten Kinn abfiel. Ein königlicher Leibgardist hielt sich un-schlüssig hinter ihm. Nogaret achtete nicht auf die gemurmeltenEntschuldigungen des Soldaten, sondern musterte den Eindring-ling mit undurchdringlicher Miene. Er trug einen voluminösen,

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mit braunem Pelz gesäumten Umhang mit Kapuze und daruntereine bis zum Boden reichende weiße Tunika. Unter den Faltendes Gewandes ragten Sandalen hervor. Seine Kleidung ließ da-rauf schließen, dass er dem geistlichen Stand angehörte.

Sein Blick heftete sich auf das über Pierres Hand schwebendeMesser. »Ich befehle Euch, diesen Mann unverzüglich freizuge-ben!«

»Wie kommt Ihr dazu, mir Befehle erteilen zu wollen?«, bellteNogaret. »Wer seid Ihr überhaupt?«

»Ich bin Bertrand de Got, Bischof von Comminges.« Der Bi-schof sah Pierre an, der seinenWiderstand aufgegeben hatte undihn mit neu erwachter Hoffnung anstarrte.

»Ihr habt Euch weit von Eurer Diözese entfernt.«»Ich habe einen meiner Neffen besucht, er bekleidet hier in

Bordeaux ein Priesteramt. Ich befand mich gerade in seiner Kir-che, als ich erfuhr, dass königlicheTruppen auf demWeg zu LordBourg sind, um ihn festzunehmen.«

»Was geht Euch das an?«Bertrand holte tief Atem. »Pierre de Bourg hat die Kirche mei-

nes Neffen stets mit großzügigen Spenden bedacht und ist ein an-gesehenes Mitglied dieser Gemeinde. Ich kann mir nicht vorstellen,dass er etwas getan hat, was eine solche Behandlung rechtfertigt.Ein Bote ist bereits auf demWeg zum Erzbischof, um ihn von demVorfall in Kenntnis zu setzen«, fügte er viel sagend hinzu.

Nogaret zeigte sich unbeeindruckt. »Dieser ach so angeseheneMann ist einVerräter. Er und seine Komplizen hier in der Gegendhaben Berichte über die Bewegungen unserer Truppen an dieEngländer weitergegeben, die, wie wir wissen, nur auf eine güns-tige Gelegenheit warten, um uns anzugreifen und das Herzogtumzurückzuerobern.«

»Das kann ich nicht glauben!«»Es ist bekannt, dass er in engem Kontakt mit Edward von Eng-

land steht.Was den Schluss nahelegt, dass er seinen ehemaligenHerrn auch weiterhin unterstützt.«

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»Aber die meisten Würdenträger hier haben irgendwann ein-mal mit Lord Edward zu tun gehabt oder gar Geschäfte mit ihmgetätigt«, hielt Bertrand ihm entgegen. »Ich bin ihm während sei-nes Aufenthaltes in der Gascogne selbst einige Male begegnet.«

»Ich bin Euch keine Rechenschaft schuldig, Bischof.« Nogaretverlieh dem letzten Wort eine besondere Betonung. Zum erstenMal schwang eine echte Gefühlsregung in seiner Stimme mit. Erwandte sich an den hinter Bertrand wartenden Soldaten. »Be-gleite ihn hinaus. Sorg dafür, dass er von hier verschwindet.«

»Das ist unerhört!« Bertrand durchbohrte Nogaret mit einemherausfordernden Blick. »Der Erzbischof wird eine solche Eigen-mächtigkeit nicht dulden, nicht in dieser Provinz!«

»Dieses Haus wurde konfisziert und befindet sich jetzt im Be-sitz des Königs von Frankreich. Macht, dass Ihr fortkommt, sonstwerde ich Euch wegen widerrechtlichen Betretens königlichenEigentums bestrafen lassen!«

»In dieserAngelegenheit ist das letzteWort noch nicht gespro-chen.« Bertrand de Got sah denAdeligen kopfschüttelnd an. »Estut mir leid, Pierre. Ich habe getan, was ich konnte.«

Pierre bäumte sich im Griff der beiden Soldaten auf. SeineAugen waren vor Angst geweitet. »Um der Liebe Gottes willen,Bertrand! So helft mir doch!«

Nogaret trat zu ihm. Um seine Mundwinkel zuckte es höh-nisch. »Gott übt in diesem Land keine Macht mehr aus.«

»Bertrand!«, kreischte Pierre schrill, doch der Bischof hattesich bereits abgewandt. Der königliche Wächter führte ihn ausdem Raum und schlug die Tür hinter sich zu, sodass Bertrandnicht sehen konnte, wie der Soldat das Messer hob, und PierresSchmerzensschrei, als es herabsauste, nur gedämpft vernahm.

NachVollzug dieses Folteraktes kehrte Nogaret in die Halle zu-rück und überließ es einem der beiden Männer, den halb bewusst-losen Pierre zu bewachen. Der andere folgte ihm in den Ganghinaus, dabei wischte er sich mit einem schmuddeligen Lumpendie Hände ab. In der Halle hatten sich unterdessen weitere Men-

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schen eingefunden: drei Männer und vier junge Mädchen, ihrerKleidung nach zu urteilen Dienstboten, und eine schlanke, blasse,in ein elegantes Gewand gehüllte Frau, die zwei kleine Jungen ansich drückte. Einer davon presste die Fäuste gegen sein Gesichtund schluchzte leise.

Als Nogaret den Raum betrat, hoben einige von PierresWäch-tern die Köpfe. In ihren Augen loderte ohnmächtige Wut. DieFrauen starrten den blutbespritzten Soldaten benommen an. Ei-ner der Diener, ein älterer Mann, machte Anstalten, auf Noga-ret zuzugehen, zog sich aber hastig zurück, als ein Schwert aufihn gerichtet wurde. Nogaret bemerkte, dass ein weiterer Wäch-ter neben den beiden lag, die zu Anfang des Kampfes getötetworden waren, und dass einer der Soldaten des Königs verwun-det zu sein schien. Er trat zu einem Mann, dessen Überwurf mitgelbem Brokat gesäumt war. »Was ist geschehen, Hauptmann?«

Der Hauptmann zog ihn zur Tür, wo sie sich außerhalb derHörweite der Gefangenen befanden. »Als sie den hohen Herrnschreien hörten, versuchten sie uns anzugreifen. Einem gelang es,einem meiner Männer sein Schwert zu entreißen. Ich hoffe, derverräterische Bastard hat gestanden«, fügte er grollend hinzu.

»Bis jetzt noch nicht.«Der Hauptmann runzelte die Stirn. »Es klang aber so, als hät-

tet Ihr ihn sehr… eingehend befragt.«»Habt Ihr getan, was ich Euch aufgetragen habe?«, fragte Noga-

ret, ohne auf die Bemerkung einzugehen.»Der Karren wird just in diesem Moment beladen.« Der

Hauptmann zögerte. »Aber sollten wir nicht warten, bis wirhieb- und stichfeste Beweise für seine Schuld haben, bevor wirweitermachen? Vielleicht waren unsere Informationen ja dochfalsch …«

»Ganz sicher nicht«, erwiderte Nogaret ungerührt. »DieseLeute müssen unschädlich gemacht werden, bevor sie uns bloß-stellen können. Zurzeit behaupten wir uns recht gut gegen dieEngländer, aber wir dürfen nicht zulassen, dass irgendetwas den

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momentanen Status gefährdet. Zu Beginn des Krieges haben sieuns Blaye und Bayonne abgerungen.Wenn sie mit genaueren In-formationen versorgt werden, könnten sie noch weitere Gebietean sich reißen.«

Der Hauptmann nickte zustimmend.»Sorgt dafür, dass der Hausherr und seine Familie in das Garni-

sonsgefängnis gebracht werden. Über ihr Schicksal wird zu gege-bener Zeit entschieden.« Der Hauptmann erteilte seinen Leutenein paar knappe Befehle, und Nogaret trat in den hellen Novem-bernachmittag hinaus.

Vor dem Haus herrschte geschäftigesTreiben. Knappen behieltendie Pferde imAuge, während die Soldaten eifrig damit beschäftigtwaren, durch eine Seitentür eine Vielzahl kostbarer Gegenständeherbeizutragen und sie auf einen großen Karren zu laden: kunst-voll verzierte Kandelaber, ein Bündel seidener Frauengewänder,wegen der der rotgesichtige Soldat, der sie an sich drückte, von sei-nen Kameraden gnadenlos verspottet wurde, Stapel silberner Plat-ten, Bücher, zwei Schwerter in bestickten Scheiden, ein Gewürz-kästchen aus Rosenholz.

Nogaret trat zu dem Karren und inspizierte die auf der Lade-fläche angehäuften Möbel und Kleider. Als er auf den Bretternetwas glitzern sah, bückte er sich und zog eine Glasperlenkettezwischen zwei ledergebundenen Büchern hervor, die er mit einemangewiderten Grunzen wieder fallen ließ. Er konnte nur hoffen,dass sich dieser ganzeTand zusammen mit der Beute früherer ähn-licher Überfälle als wertvoll genug erwies, um die dafür aufge-wandte Zeit zu rechtfertigen – vor allem, weil die Plünderungenseine Idee gewesen waren.

»Minister?«Ein Soldat deutete zum Haupttor hinüber. Nogaret blinzelte

in das Sonnenlicht und sah einen Reiter auf sich zukommen. DieHufe des Pferdes wirbelten feine Staubwolken auf. Einen Mo-ment lang dachte er, der Bischof habe sich anders besonnen undsei zurückgekommen, aber als der Reiter näher kam, sah er, dass

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er den vertrauten schwarzroten Umhang trug. Es war ein könig-licher Bote; Nogaret kannte ihn von Paris her.

»Minister de Nogaret«, grüßte er atemlos, als er sein Pferd zü-gelte, abstieg, in seinem staubbedeckten Lederbeutel wühlte undeine Schriftrolle zuTage förderte. »Die Stadtgarnison hat mir ge-sagt, wo ich Euch finden kann.«

Nogaret erbrach das Wachssiegel, entrollte den Pergament-bogen und überflog die Botschaft.

»Minister?« Der Hauptmann, der das Hufgetrommel gehörthatte, war gleichfalls ins Freie getreten.

Vom Haus her erscholl ein angstvoller Schrei. Zwei Soldatenzerrten die junge Frau, die aus vollem Hals nach ihren Kindernkreischte, durch die aufgebrocheneTür. »Seht zu, dass ihr hier fer-tig werdet.« Nogaret erhob seine Stimme über den Lärm. »Schafftden Karren auf direktemWeg zu Prinz Charles. Er wird sich darumkümmern, dass die Schätze an König Philipp weitergeleitet wer-den.«

»Wie Ihr wünscht.« Der Hauptmann warf dem Boten einenfragenden Blick zu. »Verlasst Ihr uns schon, Minister?«

»Ich muss nach Paris zurück.« Nogaret befahl den Knappen,der sein Pferd hielt, mit einem Fingerschnippen zu sich. »DerKönig hat mich zu sich befohlen.«

2Die Ufer der Seine, Paris19. Dezember A.D. 1295

Die Galeere glitt langsam an der Mole entlang. Männer auf demKai packten die Seile, die ihnen zugeworfen wurden, und zogensie durch in den Boden eingelassene Eisenringe, um das Schiff zuvertäuen. Die Planken wurden krachend herabgelassen, und eine

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Gruppe von Rittern schickte sich an, an Land zu gehen. Ihre Ge-sichter waren von Sonne und Wind gegerbt, ihre weißen Mäntelfeucht von dem Nebel, der träge über den Fluss und um den Mastherumwaberte, von dem ein buntes Banner schlaff herabhing.

Will Campbell trat zur Seite, als die Männer vor ihm zum Kaihinunterstiegen. Seine Lunge füllte sich mit feuchter, kalter Luft,während sein Blick über das Gewirr der Dächer und Türme derGebäude der Stadt schweifte. Die Reihen der aus Stein und Holzerbauten, mehrere Stockwerke hohen Häuser wirkten in dem Ne-bel verschwommen, nahezu unwirklich. Fast unmittelbar vor ih-nen ragte das Hôtel deVille, derVerwaltungssitz der Kaufmanns-gilde, über der Place de la Grève auf. Das imposante Bauwerkbeherrschte das Labyrinth von Werkstätten, Märkten und Häu-sern, das sich quer über das rechte Ufer der Stadt hinwegzog:das Stadtzentrum von Paris.Will erkannte auch andere Gebäudewieder, aber der Nebel und die seit seinem letzten Aufenthalthier verstrichene Zeit bewirkten, dass er sich trotzdem seltsamdesorientiert vorkam. Es war Jahre her, seit er zum letzten Malan diesem Ufer gestanden hatte. Er drehte sich um. Hinter ihmerhob sich der höckrige Umriss der Ile de la Cité aus der Seine.Das Herz Frankreichs.Als er einen Blick auf die Palasttürme amWestende der Insel erhaschte, verhärteten sich seine Züge.

»Sieht immer noch genauso aus wie früher, findest du nicht?«Simon trat neben ihn und stützte die dicken Arme auf die Re-

ling.Während der Reise war sein Bart buschiger geworden, dochsein brauner Haarschopf begann auf dem Scheitel schütter zuwerden. Will, der den kräftig gebauten Pferdeknecht um fast ei-nen Fuß überragte, bemerkte eine nicht zu übersehende kahleStelle.

»Robert und ich versuchen uns zu erinnern, wie lange es herist. Meiner Schätzung zufolge über dreißig Jahre.«

»Neunundzwanzig.«Simon lächelte betreten, wobei er einen abgebrochenenVorder-

zahn entblößte. »Dann hat Robert mich geschlagen.«

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»Habe ich da eben meinen Namen gehört?«Die beiden Männer drehten sich um. Ein hoch gewachsener,

grauäugiger Ritter, dessen zerfurchtes Gesicht noch immer jun-genhaft anziehend wirkte, kam zu ihnen hinüber.

»Du hast dieWette gewonnen«, teilte Simon ihm mit.»Daran habe ich nie gezweifelt.« Robert grinste. »Du könn-

test noch nicht einmal die Finger eines einarmigen Mannes abzäh-len.« Er klopfte Simon auf den Rücken, dann sah er Will an, derverstummt war und versonnen über die Stadt hinwegblickte. »Einmerkwürdiges Gefühl, wieder hier zu sein, nicht wahr?« Sein Lä-cheln erstarb. »So viel ist in der Zwischenzeit geschehen.«

»Du solltest dich um die Pferde kümmern, Simon«, sagte Willabrupt. Er wandte sich ab und ging auf die Planken zu. Die letz-ten Ritter verließen gerade das Schiff und ließen die Sergeantenund die Besatzung zurück.

Robert wechselte einen Blick mit Simon, dann folgte er Will.»Der Großmeister wünscht, dass wir mit ihm an der Spitze desTrupps gehen. Ich glaube fast, er hat den Weg zum Ordenshausvergessen.«

Sie schritten die unter ihren Füßen vibrierenden Plankenhinab. Als Will die steinerne Mole betrat, überkam ihn plötzlichdas Gefühl, etwas Unwiderrufliches getan zu haben.Am liebstenhätte er kehrtgemacht, wäre wieder an Bord gegangen und wei-tergesegelt.

Gemeinsam stapften die beiden Männer über stinkende, mitUnrat – zerrissene Aalreusen, einem Holzschuh und toten Vö-geln – übersäte Schlammbänke hinweg, die bald braunem Sandund hartem Gras und dann einer morastigen Straße wichen. DieGegend wimmelte von Männern und Frauen, die nach dem Mor-gengottesdienst zur Arbeit hetzten. Eine Kutsche, in der zweikostbar gekleidete Edelfrauen saßen, rumpelte vorbei. Eine Scharzerlumpter Kinder rannte in der Hoffnung, ein paar Münzen zuergattern, hinter dem Gefährt her, doch die Frauen blickten miteinstudierter Gleichgültigkeit in die andere Richtung. Als die

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Kinder außer Sicht waren, strömte eine Schweineherde aus einerGasse, gefolgt von einem Hirten, der sie mit Stockhieben zumWasser hinuntertrieb, auf einen Kai zu, wo Karren mit Holz be-laden wurden.

Vor ihnen hatten sich die Ritter zu einer Gruppe zusammen-geschlossen, an deren Spitze der Großmeister stand. Jacques deMolay war ein Hüne von einem Mann,Anfang fünfzig, mit strup-pigem grauem Haar, das ihm in dicken Wellen bis auf die Schul-tern fiel.Wie alle Tempelritter trug auch er einen Bart, doch stattihn wie Will und Robert säuberlich zu stutzen, hatte er den sei-nen wachsen lassen, bis er ihm bis zur Brust reichte.Will hatte ei-nen Ritter einmal behaupten hören, der Großmeister würde ihnzu einem Zopf flechten und ihn in sein Hemd schieben, bevor erin eine Schlacht zog. Jacques wandte sich gerade an einen sei-ner Männer. Sein Französisch klang barsch und guttural. »Sprichmit dem Hafenmeister, und finde heraus, wo unser Schiff ankernkann, dann weise die Sergeanten an, uns mit unserem Gepäckzu folgen. Hoffentlich ist meine Nachricht rechtzeitig im Ordens-haus eingetroffen, und man erwartet uns.«

»Ja, Monsieur.« Der Mann wartete ab, bis ein Karren an ihmvorbeigerattert war, dann überquerte er die Straße.

Jacques’ Blick fiel auf Will, Robert und die letzten soeben zuihnen gestoßenen Ritter, er winkte die kleine Gruppe zu sich.»Kommandant Campbell, geht voran.«

Will nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu orientieren, dannführte er die sechzig Ritter in Richtung der Kirche St. Gervais, de-ren hoher Turm im Nebel verborgen lag. Ein paar Leute starrtensie an, als sie in einer geordneten Kolonne die belebte Straße ent-langmarschierten, aber die meisten schenkten ihnen keinerlei Be-achtung, sondern gingen unbeirrt ihrem Tagewerk nach. In Paris,dem Hauptsitz des Ordens imWesten, gehörten Templer zum all-täglichen Stadtbild, ebenso wie die Professoren und Studenten derSorbonne am linken Seineufer und die königlichenWürdenträgerder Ile de la Cité. Kurz vor der Kirche bog Will in eine schmale

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Seitenstraße ab, die sich durch ein Gewirr von Gassen und nied-rigen Treppen hindurchwand und von sich einander zuneigendenFachwerkhäusern gesäumt wurde. Die oberen Stockwerke einigerdieser Gebäude lagen so nah beieinander, dass die Bewohner sichüber die Straße hinweg die Hände schütteln konnten. Von Wä-schestücken, die an zwischen den Häusern gespannten Leinenhingen, fielen schwereWassertropfen auf die Köpfe der Ritter.Willwaren diese düsteren Sträßchen auf schmerzlicheWeise vertraut.Hinter jeder Ecke lauerten die Geister derVergangenheit auf ihn;machten leise in Form von verblassten Schildern und Fensterlä-den, von denen die Farbe abblätterte, und nachdrücklicher in Ge-stalt eines mit Wasserspeiern geschmückten Kirchturmes auf sichaufmerksam, der in einer Lücke zwischen den Gebäuden auf-tauchte. Mit derVertrautheit kamen die Erinnerungen. Sie hingenkörperlos in der Luft und materialisierten sich hier und da in Ein-gängen von Läden, abbröckelnden Fassaden und den Gesichternvorübereilender Menschen. Dinge, die er während der endlosenReise von Zypern hierher erfolgreich verdrängt hatte, drohten ihnnun zu überwältigen.

Zwei Fleischer mit blutbespritzten Schürzen standen müßig ineinemTürrahmen. Ein Bäcker schwatzte angeregt mit einer Kun-din, der er zwei Brotlaibe reichte. Will starrte sie an. Er fragtesich, ob er nach all dieser Zeit wohl irgendjemanden wiederer-kennen würde.Vor ihm glitt eine junge Frau im Schlamm aus undließ dabei ihren Korb fallen. Als sie sich bückte, um ihn aufzu-heben, verrutschte ihr Schleier und gab kupfergoldene Lockenfrei.Will blieb stehen. Sein Blick ruhte wie gebannt auf ihr, auchnoch, als sie sich aufrichtete und er ihr Gesicht sah – das Gesichteiner völlig Fremden. Er schrak zusammen, als Robert ihn amArm berührte.

»Stimmt etwas nicht?«Erst jetzt bemerkte Will, dass er einen Moment lang alles um

sich herum vergessen hatte. »Nein, nein. Ich musste nur überle-gen, wo es langgeht.«

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Robert musterte das weiterhastende Mädchen, dannWill, sagteaber nichts. Schweigend setzten sie ihrenWeg fort.

Nachdem sie den Fluss hinter sich gelassen hatten, wurde derNebel dünner, und bald ragten die vonTürmen flankierten Stadt-mauern aus gelbem Stein vor ihnen auf. In einiger Entfernunghatte sich vor dem Tempeltor eine Menschenmenge versammelt.Als die Ritter näher kamen, vernahmen sie eine weithin hallendeStimme.

»Weint, meine Kinder!Weint um denVerlust von Gottes König-reich auf Erden! Weint um den Fall Jerusalems und den AufstiegBabylons! Weint um die Männer, deren Sünden uns diese Zeitder Dunkelheit beschert haben!«

Will kniff die Augen zusammen und sah einen Mann mit weitausgebreiteten Armen auf den Stufen einer Kirche stehen. SeineStimme klang heiser, als habe er sich schon seit geraumer Zeitso verausgabt. Er war noch jung; seine Tonsur hob sich bleichvon seinem dunklen Haar ab. Seine graue Kutte war abgetragenund zerschlissen, die bloßen Füße schlammverkrustet. Er war einFranziskaner: einer der Anhänger des heiligen Franz von Assisi,die als Bettelmönche in die Welt hinauszogen, um das Evange-lium zu predigen, und sich darauf verließen, dass die Gläubigensie ernährten und kleideten.Will hatte schon lange keinen mehrgesehen.

»Weint um eure Könige und Prinzen, die die Heilige Stadt fürGold verkauft haben, um ihre Taschen zu füllen und ihre Hurenmit Geschmeide zu schmücken!«

Einige Zuschauer gingen desinteressiert weiter, aber die meis-ten blieben stehen, um zu lauschen, als der junge Mönch seine lei-denschaftliche Predigt fortsetzte. Ein paar bekundeten sogar miteinem nachdrücklichen Nicken ihre Zustimmung.

»Und vor allem weint um die Ritter, meine Kinder, deren Blut-durst nur erwacht, wenn es ihren Zwecken dient. Ist dies nichtder Fall, so lassen diese Krieger Mütter und Kinder, alte Männerund Blinde gewissenlos im Stich, sodass diese den Schwertern

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der Ungläubigen allein mit Gebeten entgegentreten müssen!« Erdeutete mit einer Hand auf das Tempeltor. »Sie haben die StadtGottes in einen Scheiterhaufen und unseren Traum in Asche ver-wandelt!«

Donnernder Jubel und Beifall brandeten auf.»Was hat das zu bedeuten?«, wandte sich Jacques mit einem

fragenden Stirnrunzeln anWill.Der Mönch holte tief Atem, um weitere Anschuldigungen fol-

gen zu lassen, hielt aber inne, als sein Blick auf die Ritter fiel.SeineAugen leuchteten auf. »Dies sind jene Männer!« Sein Zeige-finger richtete sich anklagend auf die Templergruppe. »Ihre Gierund ihre Gottlosigkeit haben dieses Unheil über uns gebracht!«

Zahlreiche Köpfe fuhren herum. Einige Zuschauer zogen sichangesichts der näher rückenden Gestalten in den weißen Mäntelnmit dem leuchtend roten Kreuz auf der Brust hastig zurück, dochviele andere starrten die Ritter herausfordernd an.

»Dies sind die Männer, die vor den Sarazenen geflohen sind,um ihre eigenen Reichtümer in Sicherheit zu bringen, statt Frauenund Kinder davor zu bewahren, geschändet und niedergemetzeltzu werden!«

»Achtet nicht auf ihn, Monsieur«, riet einer der hochrangige-ren Ritter, als Jacques einen Schritt vortrat. »Er weiß nicht, wo-von er spricht.«

»Dann wird es Zeit, dass jemand ihn darüber aufklärt«, grollteJacques, ihn zur Seite schiebend.

»Kommt mit.« Der Ritter bedeutete Will und Robert, ihm zufolgen.

»Bei allem Respekt, Sir«, warf Robert rasch ein, als der Temp-ler sich anschickte, sein Schwert zu ziehen. »Ich denke, das wirdnicht nötig sein.«Alle Ritter waren jetzt stehen geblieben. Die imhinterenTeil der Gruppe verrenkten sich die Hälse, um zu sehen,was da vorne vor sich ging. »Diese Menschen sind unbewaffnet«,fuhr Robert fort, als der andere Mann zögerte. »Wir werden nureine Panik auslösen.«

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»Was glaubst du, wer du bist?« Jacques stapfte mit grimmigerMiene auf den Mönch zu. Die Menge teilte sich vor ihm wieWasser. Er überragte fast alle Männer ringsum; das große roteKreuz auf seinem Rücken hob sich hell leuchtend von ihren tris-ten grauen und braunenTuniken ab. »Warum beleidigst du meineRitter?«

»Ich bin die Stimme derWahrheit«, erwiderte der Mönch trot-zig, dabei schritt er die Stufen hinab; sichtlich entschlossen, Jac-ques die Stirn zu bieten. Durch die Menge, die auf eine drama-tische Konfrontation hoffte, lief ein Raunen. »Ich komme jedenTag hierher und verkünde den Bewohnern dieser Stadt alles, wassie nicht wissen.«

»Und was soll das sein?«»Dass Ihr und Eure Männer das Heilige Land in der Stunde

der Entscheidung im Stich gelassen habt.« Der Mönch wandtesich an seine Zuhörer und hob die Stimme. »Zweihundert Jahrelang hat der mächtige Templerorden nicht nur Geld von Köni-gen und Prinzen erhalten, sondern auch Spenden von frommen,großzügigen Bürgern wie euch. Dieses Geld sollte zum Schutzchristlicher Pilger im Osten verwendet werden.Aber diese Män-ner ließen ebenjene Pilger tatenlos in die Hände der Sarazenenfallen, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren, ihr eigenes Le-ben und ihre Reichtümer zu retten.« Er konzentrierte sich wie-der auf Jacques. »Vielleicht haben die Templer einst gute Ar-beit geleistet und dem Christentum gedient, aber heute heißenEure Herren Stolz, Gier und Überheblichkeit. Euer Wohlstandfließt in bequeme Unterkünfte, kostbare Kleider und Fleisch undWein für EureTafel. EuerArmutsgelübde hat keinerleiWert mehr,denn selbst wenn Männer alles aufgeben, was sie besitzen, wennsie in Euren Orden eintreten, führen sie danach ein Leben imLuxus.«

Einige Ritter traten mit vor Zorn verdunkelten Gesichtern dro-hend vor.

»Du verbreitest bösartige Gerüchte, sonst nichts«, herrschte

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Jacques den Franziskaner an. »Tausende Ritter dieses Ordenshaben ihr Leben gegeben, um das Heilige Land zu verteidigen.«

Vor Will, der den Großmeister nicht aus den Augen ließ,flammte plötzlich ein Bild auf. Er sah sich selbst in einer Kircheauf einer Plattform neben einem anderen Großmeister stehen,der versuchte, eine aufgebrachte Menge dazu zu bewegen, Frie-den mit den Muslimen zu schließen. Die Bewohner Akkons hat-ten nicht auf ihn gehört, hatten ihn einen Verräter genannt undin dem darauffolgenden Massaker einen hohen Preis dafür be-zahlt.

»Wir konnten genauso wenig darauf hoffen, die Sarazenen auf-zuhalten, wie wir darauf hoffen können, der einsetzenden FlutEinhalt zu gebieten«, fuhr Jacques fort, dabei richtete er seinendurchdringenden Blick auf die Menge. »Als die ersten Breschenin die Mauern Akkons geschlagen wurden, gewährten wir Tau-senden von Christen Zuflucht und brachten so viele wie mög-lich nach Zypern in Sicherheit.« Seine Stimme klang mit einemMal gepresst. »Kurz bevor das Ordenshaus eingenommen wurde,setzte unser letztes Schiff mit mehr als hundert Flüchtlingen anBord die Segel, und viele der Unseren blieben zurück und sahendem sicheren Tod entgegen.«

Vor Wills geistigem Auge nahm ein anderes Bild Gestalt an.Die Mameluckenarmee strömte durch die Breschen in der MauernachAkkon hinein. Der Himmel über den wogenden Menschen-massen war schwarz von Rauch, die Luft von Pfeilhageln er-füllt. Überall rings um ihn herum schrien seine Kameraden vorSchmerz und Entsetzen, als sie erbarmungslos niedergestrecktwurden oder in Flammen aufgingen, wenn sie von explodieren-den Naphthageschossen getroffen wurden. Die Straßen warenmit Leichen übersät, es herrschte Chaos, Ströme von Blut wur-den vergossen, und überall loderten Feuer auf. Will schloss dieAugen. Furchtbare, alles verzehrende Feuer.

»Handeln so selbstsüchtige Männer? Oder Feiglinge?«Als nie-mand antwortete, donnerte Jacques: »Tun sie das?« Die Menge

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begann sich aufzulösen; kaum jemand vermochte dem stahl-harten Blick des Großmeisters standzuhalten. Jacques fuhr zudem Mönch herum. »Sollten mir deine Lügen je wieder zu Oh-ren kommen, lasse ich dich durch diese Straßen peitschen. MeineMänner haben den Traum der Christen jahrzehntelang aufrecht-erhalten, haben dafür gekämpft und sind dafür gestorben. Duwirst ihnen den Respekt erweisen, der ihnen gebührt!«

Er wandte sich ab und ging davon, doch der Mönch bahntesich einenWeg durch die Menge und folgte ihm. »Wenn Ihr mehrMut gezeigt hättet, wäreAkkon nicht gefallen.Während die Sara-zenen eine Armee zusammengezogen haben, habt Ihr unterein-ander belanglose Kämpfe ausgetragen. Es ist allgemein bekannt,dass Eure Zwistigkeiten mit den Hospitalitern unsere Truppenentzweit und geschwächt haben!«

Will schlug dieAugen auf, als die krächzende Stimme des Man-nes in seinen Ohren widerhallte. Jacques setzte seinenWeg unbe-irrt fort, doch der Franziskaner heftete sich an seine Fersen undzeterte weiter, ohne die Warnung in den grimmigen Gesichternder Ritter zu beherzigen.

»Ihr solltet für all die toten Kinder und Frauen zur Rechen-schaft gezogen werden! Ihr solltet Euch schämen! Ihr habt sieschutzlos zurückgelassen, obwohl es Eure Pflicht war, sie notfallsmit Eurem Leben zu verteidigen. Ihr nennt Euch Krieger Christi?Ich sage Euch, dass Christus Euch verdammen wird!«

Will war mit einem Satz an der Seite des Mönches.Alles, waser sah, war der aufgerissene Mund des Mannes; ein dunkles, sichöffnendes und schließendes Loch, dem diese durchdringendeStimme entströmte. Er wurde nur noch von dem Gedanken be-herrscht, sie zum Schweigen zu bringen. Hinter ihm rief jemandetwas, doch er war taub für alles außer dem Protestgekreischedes Mönches. »Warst du dort?« Er packte den Franziskaner beiseiner Kutte. »Warst du dort?« Als er keine verständliche Ant-wort erhielt, ballte er eine Faust und schmetterte sie in das Ge-sicht des Mannes. Das Knirschen von Knochen und der Schmerz,

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der durch seine Knöchel zuckte, verschaffte ihm eine ebensotiefe Befriedigung wie das Blut, das aus dem Mund des Mönchesströmte, als sein Kopf zur Seite flog und ein gelblicher Zahn zuBoden fiel. Will holte gerade zu einem zweiten Schlag aus, alseine harte Hand ihn packte und von seinem Opfer wegzerrte.

»Schluss jetzt!«Jacques’ Stimme durchdrang den roten Schleier seiner Wut.

Will ließ den Arm sinken und atmete tief durch.Jacques funkelte ihn finster an. »Beherrscht Euch, Komman-

dant!Wir prügeln uns nicht wie betrunkene Strauchdiebe auf of-fener Straße, auch wenn wir noch so sehr provoziert werden.«

»Es tut mir leid, Großmeister«, murmelte Will. Als er sich mitdem Handrücken über den Mund fuhr, stellte er fest, dass seinBart mit Speichel durchtränkt war.

»Ihr werdet für Euer unziemlichesVerhalten Buße tun.«»Jawohl, Großmeister.«Die Gruppe wandte sich von dem im Schlamm kauernden

Mönch ab und setzte ihren Weg schweigend fort. Am Tempeltorhielten die Stadtwächter jeden zurück, der die Stadt betreten oderverlassen wollte, während die Ritter ihremWegerecht gemäß in ei-ner weißen Kolonne dasTor passierten.Will legte seine pochendeHand auf den Griff seines Krummschwertes, ohne auf die ver-stohlenen Blicke zu achten, die Robert ihm zuwarf. Sie überquer-ten den Stadtgraben und gelangten auf eine Straße, die an großenHerrenhäusern, einem Hospital für Leprakranke und mehrerenGasthäusern vorbeiführte. Die Stadtmauern von Paris waren vorüber einem Jahrhundert erbaut worden, doch schon Jahrzehntespäter hatte sich die Stadt über diesen steinernen Ring hinausausgebreitet;Abteien, Gebäude undWeingärten waren entstandenund bildeten jetzt überfüllte Vororte. Dahinter lagen von Korn-feldern umgebene Weiler und Dörfer. Hinter den majestätischenTürmen der Kluniazenserpriorei Saint-Martin-des-Champs erhobsich ein noch mächtigerer, von einer hohen Mauer umringter Ge-bäudekomplex über den winterlich braunen Feldern.

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Das Tempelgelände empfing Will wie einen alten, vor langerZeit verlorenen, aber nie vergessenen Freund. Seit er Akkon ver-lassen hatte, war er nie lange genug in einer Stadt geblieben, umsich dort heimisch zu fühlen. Hier in diesen feuchten Feldern,Welten von den trockenen Ebenen Palästinas getrennt, stiegdas überwältigende Gefühl in ihm auf, nach Hause gekommenzu sein, und verdrängte weniger angenehme Erinnerungen. Erdachte an die anderen Orte, an denen er längere Zeit gelebt hatte– London und den Landsitz bei Edinburgh –, und zum ersten Malseit Jahren sehnte er sich dorthin zurück.

Das höchste Bauwerk innerhalb der Mauern war der großeDonjon, dessen Türmchen sich dunkel vom weißen Himmel ab-hoben. Darum herum drängten sich zahlreiche andere Gebäude,deren unterschiedlich hohe und winkelige Dächer eine gezackteSilhouette bildeten. Als die Ritter sich dem Torhaus näherten,nahmen die wachhabenden Sergeanten Haltung an. Ihre Augenhefteten sich mit respektvollem Staunen auf die bullige Gestaltvon Jacques de Molay, dann schoben sie die Tore auf, die sichknarrend zu einem vom Wachhausturm überschatteten Hof öff-neten. Ein Sergeant eilte davon, um die Ankunft des Großmeis-ters zu melden, undWill betrat den Hof, wo er sofort von Erinne-rungen überwältigt wurde.

Dieser Ort war ihm so vertraut; er kannte hier jeden Winkel,jedes Haus, jedes Nebengebäude. Er kannte den beißenden Ge-ruch, der von den Ställen herüberwehte, und die Hitze, die in dervon Dienstboten wimmelnden Küche herrschte. Die tröstlicheWärme der nach Hefe duftenden Backstube war ihm ebenso ver-traut wie der Gestank der in den Lagerhäusern gärenden Äpfelund die morgendliche Kälte in der von den Gebeten von fünf-hundert Männern erfüllten Kapelle. Er wusste, wie es war,Wasserdirekt aus dem Brunnen zu trinken; wusste, wie die Fische in denTeichen nahe der Unterkünfte der Sergeanten zur Fütterungs-zeit ein silbrig zappelndes Meer bildeten, wie das Gehämmer inder Waffenschmiede in den Ohren dröhnte und was es hieß, auf

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einem mit Raureif überzogenen Übungsfeld sein tägliches Trai-ning zu absolvieren. Als störrischer dreizehnjähriger Sergeant,der keine Ahnung hatte, wie sein Leben weitergehen sollte, warer hierhergekommen, nachdem er Zeuge des Mordes an seinemHerrn geworden war. Hier hatte er Owein begraben, hier warer Everard begegnet, hier hatte so vieles seinen Anfang genom-men. Er hätte gern die Zeit zurückgedreht, um den von Kummerund Angst erfüllten Jungen davor zu warnen, das Ordenshaus zuverlassen und Everards Befehle zu befolgen. Hätte er das nichtgetan, würde er heute nicht hier stehen; ein Mann, der wie einGeist durch sein eigenes Leben huschte und nur Tod und Verrathinter sich her zog.

Der Rittertrupp strömte in den Hof, über dem die größten Ge-bäude des gesamten Komplexes aufragten: der Donjon und dieSchatzkammern, die Unterkünfte derAmtsträger, die große Halleund das Domkapitel. Dienstboten hielten mit ihren Tätigkeiteninne, als sie Jacques sahen, und starrten ihn an. Irgendwo erklangeine Glocke. Im nächsten Moment wurde die Tür des Hauses zuihrer Rechten geöffnet, und eine Gruppe von Menschen trat he-raus.Angeführt wurde sie von einem kleinen, untersetzten Mannmit öligem, streng aus dem Gesicht zurückgekämmtem Haar. Erhatte eine aufgeworfene Nase und dünne, von einem drahtigenBart umrahmte Lippen. Die Veränderung, die mit seinem altenKameraden vorgegangen war, riss Will aus seiner Versunkenheit.Er hatte Hugues de Pairaud vor über zehn Jahren zum letztenMal in Akkon gesehen. Damals waren sie beide Ende dreißig ge-wesen, und seither hatte das Alter Spuren bei dem Visitator desTemplerordens hinterlassen. Sein schwarzes Haar war mit grauenSträhnen durchzogen, seineWangen waren schlaff geworden, undunter seinem Überwurf zeichnete sich ein nicht zu übersehenderSchmerbauch ab.

Hugues nickte Will verhalten zu, dann richtete er seine Auf-merksamkeit auf den Großmeister. »Sire.« Er verneigte sich. »Esist mir eine Ehre.«

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Jacques winkte ungeduldig ab. »Ihr habt meine Botschaft er-halten?«

»Vor zwei Monaten.Wir haben EurerAnkunft mit großer Freudeentgegengesehen. Ich habe auch unsere Ordenshäuser in diesemKönigreich und in England von Eurem bevorstehenden Besuch inKenntnis gesetzt.«

»Schön, dass sich zur Abwechslung jemand freut, uns zusehen.« Als Hugues verständnislos die Stirn runzelte, berichteteJacques ihm von dem Zwischenfall mit dem Franziskaner.

»Diesen Unruhestifter kennen wir.Wir haben schon des Öfte-ren versucht, ihn zu vertreiben.«

»Ihr habt ihn zu vertreiben versucht? Er hätte verhaftet wer-den sollen, wenn er sich Eurem Befehl widersetzt. Es gab einmaleine Zeit, da war es ein Verbrechen, uns zu beleidigen. Habensich die Zeiten so geändert, dass ein Mann unbehelligt an einerStraßenecke stehen und uns verleumden kann?«

Ein neben Hugues stehenderTemplerbeamter antwortete. »Wirwollten seinen Predigten keine übermäßige Bedeutung verleihen,indem wir großesAufhebens darum machen.Wir fürchteten, manwürde glauben, dass seineWorte eine Spur vonWahrheit enthal-ten, wenn wir ihn in den Kerker geworfen hätten.«

»Ich versichere Euch«, warf Hugues rasch ein, als sich die Au-gen des Großmeisters verdunkelten, »dass wir uns eingehendermit diesem Franziskaner befassen werden, wenn Ihr es befehlt.«

»Mir macht nicht der Mann als solcher Sorge, sondern derUmstand, dass die Leute ihm so aufmerksam zuhören. Machensie uns wirklich für den Verlust des Heiligen Landes verantwort-lich?«

»Nur eine unzufriedene Minderheit«, erwiderte Hugues nachkurzem Zögern. »Und nicht nur uns, sondern auch noch vieleandere: die Hospitaliter, die Deutschordensritter und…« Erlachte geringschätzig auf. »Sogar die Franziskaner, weil sie an-geblich nicht inbrünstig genug gebetet haben. Als wir vom FallAkkons erfuhren, herrschte zuerst allgemeine Panik. Die Men-

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schen waren überzeugt, dass Gott sich von uns abgewandt hatte.Einige sind sogar zum Islam konvertiert und nach Granada geflo-hen, andere haben nach Gründen für die über uns hereingebro-chene Katastrophe gesucht und nach möglichen SündenböckenAusschau gehalten. Aber inzwischen hat sich die Lage beruhigt,Akkon ist nicht mehr das Hauptgesprächsthema in der Stadt.«Hugues presste die Lippen zusammen, als habe er dem nichtsmehr hinzuzufügen, fuhr dann aber doch fort: »Die Abdankungvon Papst Coelestin und natürlich der Krieg beschäftigen dieLeute jetzt weit mehr.«

Jacques sog zischend den Atem ein. »In der Tat. Ihr erwähn-tet das in der letzten Botschaft, die ich auf Zypern erhielt, abernach unsererAbreise nach Rom erwies es sich als äußerst schwie-rig, weitere Informationen zu bekommen. Für einen ausführ-lichen Bericht wäre ich Euch sehr dankbar.«

»Selbstverständlich, Großmeister. Aber wollen wir das nicht ineiner angenehmeren Umgebung besprechen? Ich werde die Dieneranweisen, Eure Privatgemächer herzurichten. In der Zwischenzeitkönnen wir uns in mein Studierzimmer zurückziehen.«

»Meine Offiziere werden sich uns anschließen. Das erspart unsdie Mühe, uns wiederholen zu müssen. Lasst den Rest der Män-ner zu ihren Unterkünften bringen.«

Hugues nickte zwei in seiner Nähe stehenden Rittern zu, diedie erschöpften Neuankömmlinge über den Hof auf ein niedrigesGebäude zuführten.

Jacques deutete auf sechs Templer, die sich um ihn gescharthatten. »Und Ihr kommt auch mit, Campbell.« Er winkteWill zusich. »Ein Kommandant sollte bei dieser Besprechung anwesendsein. Ihr könnt hinterher die restlichen Männer über die wichtigs-ten Punkte informieren.«

Robert schloss sich der Rittergruppe an, Simon führte zusam-men mit den Sergeanten die Pferde, die sich gleichfalls an Bordbefunden hatten, zu den Ställen hinüber, und Will trottete müdehinter demVisitator und dem Großmeister her.

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»Die Nachricht, dass Großmeister Gaudin so kurz nach sei-ner Wahl verstorben ist, war ein schwerer Schlag für uns«, sagteHugues gerade. »Und dann hat sich diese Tragödie auch noch sobald nach Guillaume de Beaujeus Tod in Akkon ereignet.Aber«,fügte er rasch hinzu, »wir sind über Eure schnelle Ernennung allesehr froh.«

Jacques maß ihn mit einem schwer zu deutenden Blick. »Ichbin der Erste, der zugibt, dass meineWahl zum Großmeister sehrüberraschend kam,Visitator de Pairaud. Immerhin bin ich ein Mi-litärkommandant und kein Diplomat, wie es einige meiner Vor-gänger waren.«

»Aber Ihr dient dem Orden weit länger als die meisten vonuns. Wenn ich mich recht erinnere, führte mein Onkel HumbertEure Initiation durch, als er der Meister von England war, odertäusche ich mich da?«

»Nein, das tut Ihr nicht.«Als Jacques nicht weiter darauf einging, wechselte Hugues das

Thema. »Eure Reise von Italien hierher verlief ohne Zwischen-fälle?«

»Ja.Wir sind, so wie es uns empfohlen wurde, von Genua nachMontpellier gesegelt, obwohl ich gerne unser Ordenshaus in Col-liure besucht hätte.«

»Die östliche Route war die sicherste. Seit die Engländer Ba-yonne und Blaye eingenommen haben, sind die unter Charlesde Valois in Guyenne stationierten königlichen Truppen immerunberechenbarer geworden. Die Gewaltbereitschaft wächst, vorallem gegen die Barone der Gascogne und des Umlands. Ge-rüchten zufolge hat König Philipp die Konfiskation des gesam-ten Besitzes aller Edelleute angeordnet, denen eine Verbindungzum König von England nachgewiesen werden kann, aber da fastder ganzeAdel Lord Edward während seiner Herrschaft über dieGrafschaft als Regenten anerkannt hat, wurde so gut wie jederGroßgrundbesitzer südlich der Garonne verhaftet.«

Jacques duckte sich unter der niedrigen Tür eines großen Ge-

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bäudes hinweg. »Soweit mir bekannt ist, wurde diese ganze Krisedurch dieVersenkung einiger Handelsschiffe ausgelöst. Hätte mandem Problem nicht auf andereWeise beikommen können?«

»Leider ist die Sachlage sehr viel komplizierter, Großmeister«,entgegnete Hugues. Er führte die Männer eineTreppe aus polier-tem Holz empor, die in einem von Fackeln erleuchteten Gang en-dete. Ritter und Schreiber gingen geschäftig ihremTagewerk nach.Alle gaben dem Großmeister und seinem Gefolge respektvoll denWeg frei. IhreAugen blieben auf dem vorbeirauschenden Jacqueshaften. Die Goldstickerei, die das rote Kreuz auf seinem Man-tel säumte, schien im Fackelschein zu glühen. »Es ist über drei-ßig Jahre her, seit König Louis den Vertrag von Paris mit HenryIII. von England unterzeichnet und ihm zugesagt hat, Guyennean ihn und seine Erben abzutreten. Im Süden dieses Herzogtumsliegt die Gascogne, eine der reichsten Regionen Frankreichs. Un-ser König teilt seine Macht nicht gerne mit anderen, und es wareine schwere Bürde für ihn, dass ein anderer Monarch über ei-nenTeil seines Reichs herrscht – noch dazu über einen für ihn sowichtigen Teil. Edward mag ja nur einVasall sein, aber er verfügtüber eine beträchtliche Macht. König Philipp war nie wirklich ge-willt, den Vertrag von Paris anzuerkennen, ihm war jedes Mittel,ob nun legal oder nicht, recht, um zu verhindern, dass Edwarddie Gesamtherrschaft an sich reißt.« Hugues stieß eine Flügel-tür auf und betrat eine geräumige Kammer. Neben dem Fensterstand ein mit Schriftrollen und Karten übersäter Tisch, dahinterein hochlehniger Stuhl. Über dem Kamin hing das Templerban-ner, aber außer dem Schreibtisch und einem mächtigen Schrankan derWand war der Raum fast leer.

Jacques blickte sich flüchtig um. Die kahle Schlichtheit derKammer schien ihm zuzusagen. Er wandte sich wieder an Hu-gues. »Ihr klingt, als hätte Philipp diesen Krieg ganz allein zuverantworten, Pairaud, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass esdie Engländer waren, die die französischen Kaufleute angegriffenund ihre Schiffe versenkt haben.«

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Robyn Young

Die BlutsfeindeHistorischer Roman

ERSTMALS IM TASCHENBUCH

Taschenbuch, Broschur, 704 Seiten, 12,5 x 18,7 cmISBN: 978-3-7341-0159-5

Blanvalet

Erscheinungstermin: April 2015

Liebe, Abenteuer und Intrigen! 1275 nach Christus: Das Heilige Land liegt in Ruinen, die Überlebenden des letzten Kreuzzugssind auf dem Rückweg in ihre Heimat. Unter ihnen befindet sich der junge Ritter Will Campbell,dessen größtes Ziel es ist, Rache zu nehmen an König Edward I., den er für den Tod seinerGeliebten Elwen verantwortlich macht. Doch während Will seine Pläne verfolgt, entgeht ihm eineweit schlimmere Gefahr: Auf dem Thron Frankreichs sitzt ein skrupelloser Mann, der in seinemStreben nach Macht vor nichts zurückschreckt – auch nicht vor Wills Tochter Rose ...