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02.05. 2015 unizeit 83 | campus + kultur | seite 4 Eindrucksvoll, wie ein voll geblähtes Segel, ragt die Dreiecksform der Universitätskirche am Westring auf. Wer sich durch diese klare For- mensprache und die Lichtdurchlässig- keit der farbigen Glasfenster an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin erinnert fühlt, täuscht sich nicht: Die Kieler Architekten Hermann Weid- ling und Erhart Kettner waren Schüler des Berliner Baumeisters Egon Eier- mann, der den Neubau der Gedächt- niskirche entworfen hat. Zum 300-jäh- rigen Bestehen der Universität wurde die neue Kirche 1965 fertiggestellt. Sie zählt seitdem zum Gebäudebestand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und ist eine Einrichtung der Universität. Die- ses Jahr feiert sie nun ihr 50-jähriges Jubiläum. »Pfingsten wird in der Regel als ›Geburtstag der Kirche‹ gefeiert – daher haben wir den Jubiläumstermin auf diesen Zeitpunkt gelegt«, sagt Uni- versitätsprediger Andreas Müller, der seit dem ersten Advent 2010 im Amt ist. »Der Gottesdienst ist eingebettet in ein kleines Fest, das wir aus dem freudigen Anlass feiern. Wir hoffen sehr, dass die Kirche bis dahin auch im Inneren renoviert ist und in neuem alten Glanz einen schönen Raum für die Feier bietet.« Die Predigt des Jubiläumsgottesdiens- tes hält Bischof Gothard Magaard. Auch die katholische und die evange- lische Studierendengemeinde engagie- ren sich für die Feierlichkeiten, denn der Gottesdienst soll ein ökumenisch geprägter sein. Dass die Universitäts- kirche explizit eine Anlaufsstelle für die gesamte Universität bietet, ist Andreas Müller besonders wichtig: »Die Unikir- che ist ein wichtiger Ort der Bildung in unserer Stadt. Sie bietet die Möglich- keit, auf dem geschäftigen Campus zur Ruhe zu kommen. Ich halte es für sehr wichtig, solche Orte des Innehaltens in unserer Gesellschaft vorzuhalten. Die Unikirche kann deshalb auch tagsüber als Raum der Stille aufgesucht werden. Und sie ist für alle da, egal was sie glau- ben und denken.« Der Festgottesdienst findet am Pfingst- sonntag, dem 24. Mai, um 10:30 Uhr in der Universitätskirche am Westring statt. Celia Ehlke Ein Gottesdienst zum Jubiläum Zum 50-jährigen Bestehen der Universitätskirche steht am Pfingstsonntag ein Festgottesdienst auf dem Programm. Beeindruckend: Ein Blick ins Kircheninnere Foto: Jürgen Haacks Um »Meilensteine aus 350 Jahren For- schungsgeschichte« geht es in einer neuen Ausstellung der Theologischen Fakultät. Die von Studierenden erarbeiteten Poster präsentieren dabei sowohl bekannte Kieler Forscher der Auslegung (»Exegese«) des Neuen Testaments als auch solche, die selbst in Fachkreisen eher vergessen sind. 7. April bis 26. Juli 2015. Veranstaltungsort: Fachbibliothek Theologie, Leibnizstraße 4. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 8 bis 19 Uhr, Samstag: 8:15 bis 12:45 Uhr. Der Eintritt ist frei. ehl Neues Testament in Kiel Das Barockensemble der Universitätskir- che hat zum Jubiläumsjahr eine neue CD mit Konzertmitschnitten produziert. Die CD bietet Kammermusik von Wolfgang Ama- deus Mozart und Carl Philipp Emanuel Bach, einem Sohn Johann Sebastian Bachs. Enthalten sind auch Lieder zu Texten von Johann Andreas Cramer, der im 18. Jahr- hundert Kanzler der Christian-Albrechts- Universität war. Die CD ist im Büro der Studierendenpasto- rin erhältlich (Büro Frau Drilling, Westring 385, Telefon 0431-880-2655) sowie in den Hugendubel-Filialen auf dem Campus und in der Holtenauer Straße. Preis: 10 Euro. ehl Neue CD der Universitätskirche Das Romanische Seminar befasst sich mit den aus dem Latei- nischen hervorgegangenen Sprachen, vorrangig Französisch, Spanisch, Itali- enisch und Portugiesisch sowie deren Literatur und Kultur. Es ist bislang die einzige Einrichtung der Lehramtsaus- bildung im Land, die gleichzeitig zu historischen und zu aktuellen Themen forscht. Dazu gehört die Beschäftigung mit der italienischen Renaissance-Lite- ratur oder der Literatur der spanischen und französischen Klassik im 17. Jahr- hundert. Die Sprachwissenschaften befassen sich aktuell mit der Stellung von Regionalsprachen wie Katalanisch in Spanien oder Bretonisch in Frank- reich. Ein großes Forschungsprojekt ist auch die literarische Untersuchung der Kulturen entlang des Jakobswegs. Am »Tag der Romania« am Donnerstag, dem 2. Juli, der anlässlich des 350-jäh- rigen Bestehens der CAU gefeiert wird, können sich Interessierte ab 10 Uhr über aktuelle Themen informieren. Neben Vorträgen werden zudem die Ergeb- nisse eines Forschungsseminars vorge- stellt, das Professor Elmar Eggert und Professor Ulrich Hoinkes im Winter- semester gemeinsam gehalten haben. Darin ging es um die geschichtliche Aufarbeitung der Romanistik in Kiel. »Die Studierenden erforschten eigen- ständig viele Bereiche der Geschichte des Romanischen Seminars in Kiel«, erläutert Eggert. Dazu untersuchten sie unter anderem den Professorenkatalog, Vorlesungsverzeichnisse und Archive. »Dadurch sollte herausgestellt wer- den, wer die Mitarbeiter des Seminars waren, welche Forschungsgebiete und Publikationen sie hatten oder wie die Beziehung zu anderen Universitäten waren.« Die Studierenden erarbeiteten auch die problematische Geschichte der Romanistik während des Dritten Reichs. Am frühen Nachmittag werden die »Räume der Romania« eröffnet. Die Ausstellung zeigt unter anderem aktu- elle Projekte, wie das zum Jakobsweg. Zudem präsentiert das Seminar die Vielfalt der Romania und Schnittstellen der romanischen Welt mit Schleswig- Holstein und Kiel. Dazu gehören die vielen unterschiedlichen Kulturver- eine, Gesellschaften und Sprachzen- tren wie die Deutsch-Iberoamerika- nische Gesellschaft (DIAG) und die Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG), das Centro Español oder das Centre Culturel Français, die thema- tisch von Tango bis Dante sehr weit aufgestellt sind. Aber auch einzelne Veranstaltungen, etwa zu moderner italienischer Kultur in der Stadtgalerie, zählen dazu. Einen kleinen Einblick geben Tanz- und Musikaufführungen, Filme und Theaterstücke, die ab 15 Uhr auf dem Programm stehen. Seinen Abschluss findet der »Tag der Roma- nia« mit einem Sommerfest ab 20 Uhr. Ann-Christin Wimber Tag der Romania, 2. Juli, 10 bis 22 Uhr Romanisches Seminar, Leibnizstraße 10 www.romanistik.uni-kiel.de/de Beim »Tag der Romania« am 2. Juli öffnet das Romanische Seminar seine Türen für Gäste und präsentiert die vielen Facetten der Einrichtung. Vielfalt der Romania Als die Menschen im heu- tigen Schleswig-Holstein vor etwa 6.000 Jahren vom Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht umstie- gen, war die sogenannte neolithische Revolution in Nordmitteleuropa ange- kommen. Statt die Landschaft auf der Suche nach Essbarem zu durchstrei- fen, gewannen unsere Vorfahren ihre Nahrung mehr und mehr an festen Orten. Parallel dazu begannen sie, feste Behausungen zu errichten, erste Sied- lungen entstanden. Doch nicht nur die Lebenden, auch die Toten sollten nun ein festes Dach über dem Kopf haben. Innerhalb weniger Generationen ent- standen zwischen Nord- und Ostsee tausende Megalithgräber (Megalith = großer Stein). Sie dienten als Orte ritu- eller Handlungen, die den noch jungen sesshaften Gemeinschaften Struktur gaben, möglicherweise auch als weit- hin sichtbare Landmarken. Zum 350. Jubiläum der Kieler Univer- sität wird am 14. Mai ein solches Groß- steingrab auf dem Christian-Albrechts- Platz neben dem Audimax aufgestellt. Das Besondere: Die tonnenschweren Decksteine, quasi das Dach der Anlage, sollen wie im vierten Jahrtausend vor unserer Zeit nur mit Muskelkraft und einfachen Hilfsmitteln an ihren Platz bugsiert werden. Erlaubt sind etwa Rundhölzer als rollende Unterlage. »Als Vorbild haben wir das Megalithgrab Wangels LA 69 in Ostholstein ausge- wählt«, erläutert Dr. Walter Dörfler, der das Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, der Gra- duiertenschule »Human Development in Landscapes« und des DFG-Schwer- punktprogramms »Frühe Monumen- talität und soziale Differenzierung« koordiniert. Das gesamte Langbettgrab maß 32 mal 12 Meter, am 14. Mai soll die innere Kammer mit immerhin 6 mal 2 Metern Kantenlänge rekonstruiert werden. »Um das Original zu errichten, dürften rund 15.000 Arbeitsstunden nötig gewesen sein«, schätzt Walter Dörfler. Zum Vergleich: Angestellte mit Vollzeitstelle arbeiten etwa 1.800 Stun- den – im Jahr. Diese Zahlen machen deutlich, welchen gigantischen Auf- wand die jungsteinzeitlichen Gesell- schaften beim Bau der Anlagen betrie- ben. »Wir helfen mit moderner Technik nach, um das Grab an einem Tag weit- gehend fertigzustellen«, schmunzelt Dörfler. So werden die Orthostaten, die großen Seitenwandsteine, bereits vor- her gesetzt. »Trotzdem brauchen wir viele fleißige Hände, um die Decksteine über eine Rampe auf der Grabkammer zu platzieren. Freiwillige Helferinnen und Helfer werden ab 9 Uhr mit den Vorbereitungen beginnen«, sagt der Wissenschaftler. In den vergangenen Jahren haben Forscherinnen und Forscher der an dem Projekt beteiligten Institutionen die erhaltenen Reste von Wangels LA 69 ausgegraben und analysiert. Dabei stellten sie fest, dass über Jahrzehnte mehrere Dutzend Menschen in dem Großsteingrab beigesetzt wurden, des- sen Kammer mehrfach unterteilt und mit gebranntem Feuerstein ausgelegt war. »Dort bestattete man nicht nur höhergestellte Persönlichkeiten und deren Familien, wie es beispielsweise in Mausoleen oder ägyptischen Pyra- miden üblich war, sondern viele oder gar alle Toten der Umgebung«, berich- tet der Archäologe Jan Piet Brozio. Beigaben wie Keramik, Klingen, Beile und Bernsteinperlen fand das Kieler Grabungsteam. »Auch im Nachbau auf dem Christian-Albrechts-Platz soll es zum Abschluss der Rekonstrukti- on rituelle Deponierungen geben«, so Dörfler. »Dazu reisen Delegationen von norddeutschen und skandinavischen Forschungseinrichtungen an, um sym- bolisch die Zusammenarbeit der Insti- tutionen zu stärken.« Auch aus Flintbek rollt Unterstützung für das Projekt an: Ein mit Feuerstein beladener Ochsenkarren der Arche Warder bricht dort am Morgen des 14. Mai in Richtung CAU-Campus auf, wo er mittags erwartet wird. Mit dem Flint aus Flintbek wird der Boden der Grabkammer gepflastert. Ein buntes Begleitprogramm ab 14 Uhr und ein Abendvortrag (siehe Kasten) runden den Aktionstag um das Großsteingrab ab. Jirka Niklas Menke »Rolling Stones« auf dem Campus Am 14. Mai entsteht neben dem Audimax ein Großsteingrab – mit jung- steinzeitlichen Methoden. Interessierte können dabei sein und etwas über die Geschichte unserer Ahnen lernen. Ein Team des Instituts für Ur- und Frühgeschichte grub in den vergangenen Jahren das Megalithgrab Wangels LA69 aus, das nun als Vorbild für den Nachbau vor dem Kieler Audimax dient. Copyright: Institut für Ur- und Frühgeschichte Wenn am Nachmittag des 14. Mai neben dem Audimax tonnenschwere Findlinge mit steinzeitlichen Methoden zu einem Mega- lithgrab verbaut werden, sind interessier- te Gäste gern gesehen. Ab 14 Uhr werden Mitglieder des Archäologisch-Ökologischen Zentrums Albersdorf in alte Techniken der Getreideverarbeitung einführen. Flintbear- beitung und Bogenschießen stehen ebenfalls auf dem Programm. Die Graduiertenschule »Human Development in Landscapes« zeigt Exponate der Ausstellung »Manipulierte Landschaften«. Poster im Audimax infor- mieren über die Ernährungsgewohnheiten unserer jungsteinzeitlichen Vorfahren. Am Abend geben Professorin Wiebke Kirleis, Professor Johannes Müller und Professor Hans-Rudolf Bork in einem Festvortrag Ein- blicke in die Kultur rund um die Megalithik. Der Eintritt zur gesamten Veranstaltung ist frei. jnm Programm rund ums Großsteingrab

»Rolling Stones« auf dem Campus - uni-kiel.de · PDF fileunizeit 83 | campus + kultur | seite 4 No N8 3oN08 Eindrucksvoll, wie ein voll geblähtes Segel, ragt die Dreiecksform der

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02.05. 2015unizeit 83 | campus + kultur | seite 4

Eindrucksvoll, wie ein voll geblähtes Segel, ragt die Dreiecksform der Universitätskirche am Westring auf. Wer sich durch diese klare For-mensprache und die Lichtdurchlässig-keit der farbigen Glasfenster an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin erinnert fühlt, täuscht sich nicht: Die Kieler Architekten Hermann Weid-ling und Erhart Kettner waren Schüler des Berliner Baumeisters Egon Eier-mann, der den Neubau der Gedächt-niskirche entworfen hat. Zum 300-jäh-rigen Bestehen der Universität wurde die neue Kirche 1965 fertiggestellt. Sie zählt seitdem zum Gebäudebestand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und ist eine Einrichtung der Universität. Die-ses Jahr feiert sie nun ihr 50-jähriges Jubiläum. »Pfingsten wird in der Regel als ›Geburtstag der Kirche‹ gefeiert – daher haben wir den Jubiläumstermin auf diesen Zeitpunkt gelegt«, sagt Uni-

versitätsprediger Andreas Müller, der seit dem ersten Advent 2010 im Amt ist. »Der Gottesdienst ist eingebettet

in ein kleines Fest, das wir aus dem freudigen Anlass feiern. Wir hoffen sehr, dass die Kirche bis dahin auch

im Inneren renoviert ist und in neuem alten Glanz einen schönen Raum für die Feier bietet.« Die Predigt des Jubiläumsgottesdiens-tes hält Bischof Gothard Magaard. Auch die katholische und die evange-lische Studierendengemeinde engagie-ren sich für die Feierlichkeiten, denn der Gottesdienst soll ein ökumenisch geprägter sein. Dass die Universitäts-kirche explizit eine Anlaufsstelle für die gesamte Universität bietet, ist Andreas Müller besonders wichtig: »Die Unikir-che ist ein wichtiger Ort der Bildung in unserer Stadt. Sie bietet die Möglich-

keit, auf dem geschäftigen Campus zur Ruhe zu kommen. Ich halte es für sehr wichtig, solche Orte des Innehaltens in unserer Gesellschaft vorzuhalten. Die Unikirche kann deshalb auch tagsüber als Raum der Stille aufgesucht werden. Und sie ist für alle da, egal was sie glau-ben und denken.«Der Festgottesdienst findet am Pfingst-sonntag, dem 24. Mai, um 10:30 Uhr in der Universitätskirche am Westring statt. Celia Ehlke

Ein Gottesdienst zum JubiläumZum 50-jährigen Bestehen der Universitätskirche steht am Pfingstsonntag ein Festgottesdienst auf dem Programm.

Beeindruckend: Ein Blick ins Kircheninnere Foto: Jürgen Haacks

Um »Meilensteine aus 350 Jahren For-schungsgeschichte« geht es in einer neuen Ausstellung der Theologischen Fakultät. Die von Studierenden erarbeiteten Poster präsentieren dabei sowohl bekannte Kieler Forscher der Auslegung (»Exegese«) des Neuen Testaments als auch solche, die selbst in Fachkreisen eher vergessen sind.

7. April bis 26. Juli 2015. Veranstaltungsort: Fachbibliothek Theologie, Leibnizstraße 4. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 8 bis 19 Uhr, Samstag: 8:15 bis 12:45 Uhr. Der Eintritt ist frei. ehl

Neues Testament in Kiel

Das Barockensemble der Universitätskir-che hat zum Jubiläumsjahr eine neue CD mit Konzertmitschnitten produziert. Die CD bietet Kammermusik von Wolfgang Ama-deus Mozart und Carl Philipp Emanuel Bach, einem Sohn Johann Sebastian Bachs. Enthalten sind auch Lieder zu Texten von Johann Andreas Cramer, der im 18. Jahr-hundert Kanzler der Christian-Albrechts-Universität war.Die CD ist im Büro der Studierendenpasto-rin erhältlich (Büro Frau Drilling, Westring 385, Telefon 0431-880-2655) sowie in den Hugendubel-Filialen auf dem Campus und in der Holtenauer Straße. Preis: 10 Euro. ehl

Neue CD der Universitätskirche

Das Romanische Seminar befasst sich mit den aus dem Latei-nischen hervorgegangenen Sprachen, vorrangig Französisch, Spanisch, Itali-enisch und Portugiesisch sowie deren Literatur und Kultur. Es ist bislang die einzige Einrichtung der Lehramtsaus-bildung im Land, die gleichzeitig zu historischen und zu aktuellen Themen forscht. Dazu gehört die Beschäftigung mit der italienischen Renaissance-Lite-ratur oder der Literatur der spanischen und französischen Klassik im 17. Jahr-hundert. Die Sprachwissenschaften befassen sich aktuell mit der Stellung von Regionalsprachen wie Katalanisch in Spanien oder Bretonisch in Frank-reich. Ein großes Forschungsprojekt ist auch die literarische Untersuchung der Kulturen entlang des Jakobswegs. Am »Tag der Romania« am Donnerstag, dem 2. Juli, der anlässlich des 350-jäh-

rigen Bestehens der CAU gefeiert wird, können sich Interessierte ab 10 Uhr über aktuelle Themen informieren. Neben Vorträgen werden zudem die Ergeb-nisse eines Forschungsseminars vorge-stellt, das Professor Elmar Eggert und Professor Ulrich Hoinkes im Winter-semester gemeinsam gehalten haben. Darin ging es um die geschichtliche Aufarbeitung der Romanistik in Kiel. »Die Studierenden erforschten eigen-

ständig viele Bereiche der Geschichte des Romanischen Seminars in Kiel«, erläutert Eggert. Dazu untersuchten sie unter anderem den Professorenkatalog, Vorlesungsverzeichnisse und Archive. »Dadurch sollte herausgestellt wer-den, wer die Mitarbeiter des Seminars waren, welche Forschungsgebiete und Publikationen sie hatten oder wie die Beziehung zu anderen Universitäten waren.« Die Studierenden erarbeiteten

auch die problematische Geschichte der Romanistik während des Dritten Reichs. Am frühen Nachmittag werden die »Räume der Romania« eröffnet. Die Ausstellung zeigt unter anderem aktu-elle Projekte, wie das zum Jakobsweg. Zudem präsentiert das Seminar die Vielfalt der Romania und Schnittstellen der romanischen Welt mit Schleswig-Holstein und Kiel. Dazu gehören die

vielen unterschiedlichen Kulturver-eine, Gesellschaften und Sprachzen-tren wie die Deutsch-Iberoamerika-nische Gesellschaft (DIAG) und die Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG), das Centro Español oder das Centre Culturel Français, die thema-tisch von Tango bis Dante sehr weit aufgestellt sind. Aber auch einzelne Veranstaltungen, etwa zu moderner italienischer Kultur in der Stadtgalerie, zählen dazu. Einen kleinen Einblick geben Tanz- und Musikaufführungen, Filme und Theaterstücke, die ab 15 Uhr auf dem Programm stehen. Seinen Abschluss findet der »Tag der Roma-nia« mit einem Sommerfest ab 20 Uhr. Ann-Christin Wimber

Tag der Romania, 2. Juli, 10 bis 22 UhrRomanisches Seminar, Leibnizstraße 10www.romanistik.uni-kiel.de/de

Beim »Tag der Romania« am 2. Juli öffnet das Romanische Seminar seine Türen für Gäste und präsentiert die vielen Facetten der Einrichtung.

Vielfalt der Romania

Als die Menschen im heu-tigen Schleswig-Holstein vor etwa 6.000 Jahren vom Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht umstie-gen, war die sogenannte neolithische Revolution in Nordmitteleuropa ange-kommen. Statt die Landschaft auf der Suche nach Essbarem zu durchstrei-fen, gewannen unsere Vorfahren ihre Nahrung mehr und mehr an festen Orten. Parallel dazu begannen sie, feste Behausungen zu errichten, erste Sied-lungen entstanden. Doch nicht nur die Lebenden, auch die Toten sollten nun ein festes Dach über dem Kopf haben. Innerhalb weniger Generationen ent-standen zwischen Nord- und Ostsee tausende Megalithgräber (Megalith = großer Stein). Sie dienten als Orte ritu-eller Handlungen, die den noch jungen

sesshaften Gemeinschaften Struktur gaben, möglicherweise auch als weit-hin sichtbare Landmarken.Zum 350. Jubiläum der Kieler Univer-sität wird am 14. Mai ein solches Groß-steingrab auf dem Christian-Albrechts-Platz neben dem Audimax aufgestellt. Das Besondere: Die tonnenschweren Decksteine, quasi das Dach der Anlage, sollen wie im vierten Jahrtausend vor unserer Zeit nur mit Muskelkraft und einfachen Hilfsmitteln an ihren Platz bugsiert werden. Erlaubt sind etwa Rundhölzer als rollende Unterlage. »Als Vorbild haben wir das Megalithgrab Wangels LA 69 in Ostholstein ausge-wählt«, erläutert Dr. Walter Dörfler, der das Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, der Gra-duiertenschule »Human Development

in Landscapes« und des DFG-Schwer-punktprogramms »Frühe Monumen-talität und soziale Differenzierung« koordiniert. Das gesamte Langbettgrab maß 32 mal 12 Meter, am 14. Mai soll die innere Kammer mit immerhin 6 mal 2 Metern Kantenlänge rekonstruiert werden. »Um das Original zu errichten, dürften rund 15.000 Arbeitsstunden nötig gewesen sein«, schätzt Walter Dörfler. Zum Vergleich: Angestellte mit Vollzeitstelle arbeiten etwa 1.800 Stun-den – im Jahr. Diese Zahlen machen deutlich, welchen gigantischen Auf-wand die jungsteinzeitlichen Gesell-schaften beim Bau der Anlagen betrie-ben. »Wir helfen mit moderner Technik nach, um das Grab an einem Tag weit-gehend fertigzustellen«, schmunzelt Dörfler. So werden die Orthostaten, die großen Seitenwandsteine, bereits vor-her gesetzt. »Trotzdem brauchen wir viele fleißige Hände, um die Decksteine über eine Rampe auf der Grabkammer zu platzieren. Freiwillige Helferinnen und Helfer werden ab 9 Uhr mit den Vorbereitungen beginnen«, sagt der Wissenschaftler.In den vergangenen Jahren haben Forscherinnen und Forscher der an dem Projekt beteiligten Institutionen die erhaltenen Reste von Wangels LA 69 ausgegraben und analysiert. Dabei

stellten sie fest, dass über Jahrzehnte mehrere Dutzend Menschen in dem Großsteingrab beigesetzt wurden, des-sen Kammer mehrfach unterteilt und mit gebranntem Feuerstein ausgelegt war. »Dort bestattete man nicht nur höhergestellte Persönlichkeiten und deren Familien, wie es beispielsweise in Mausoleen oder ägyptischen Pyra-miden üblich war, sondern viele oder gar alle Toten der Umgebung«, berich-tet der Archäologe Jan Piet Brozio. Beigaben wie Keramik, Klingen, Beile und Bernsteinperlen fand das Kieler Grabungsteam. »Auch im Nachbau auf dem Christian-Albrechts-Platz soll es zum Abschluss der Rekonstrukti-on rituelle Deponierungen geben«, so Dörfler. »Dazu reisen Delegationen von norddeutschen und skandinavischen Forschungseinrichtungen an, um sym-

bolisch die Zusammenarbeit der Insti-tutionen zu stärken.«

Auch aus Flintbek rollt Unterstützung für das Projekt an: Ein mit Feuerstein beladener Ochsenkarren der Arche Warder bricht dort am Morgen des 14. Mai in Richtung CAU-Campus auf, wo er mittags erwartet wird. Mit dem Flint aus Flintbek wird der Boden der Grabkammer gepflastert. Ein buntes Begleitprogramm ab 14 Uhr und ein Abendvortrag (siehe Kasten) runden den Aktionstag um das Großsteingrab ab. Jirka Niklas Menke

»Rolling Stones« auf dem CampusAm 14. Mai entsteht neben dem Audimax ein Großsteingrab – mit jung-steinzeitlichen Methoden. Interessierte können dabei sein und etwas über die Geschichte unserer Ahnen lernen.

Ein Team des Instituts für Ur- und Frühgeschichte grub in den vergangenen Jahren das Megalithgrab Wangels LA69 aus, das nun als Vorbild für den Nachbau vor dem Kieler Audimax dient. Copyright: Institut für Ur- und Frühgeschichte

Wenn am Nachmittag des 14. Mai neben dem Audimax tonnenschwere Findlinge mit steinzeitlichen Methoden zu einem Mega-lithgrab verbaut werden, sind interessier-te Gäste gern gesehen. Ab 14 Uhr werden Mitglieder des Archäologisch-Ökologischen Zentrums Albersdorf in alte Techniken der Getreidever arbeitung einführen. Flintbear-beitung und Bogenschießen stehen ebenfalls

auf dem Programm. Die Graduiertenschule »Human Development in Landscapes« zeigt Exponate der Ausstellung »Manipulierte Landschaften«. Poster im Audimax infor-mieren über die Ernährungsgewohnheiten unserer jungsteinzeitlichen Vorfahren. Am Abend geben Professorin Wiebke Kirleis, Professor Johannes Müller und Professor Hans-Rudolf Bork in einem Festvortrag Ein-blicke in die Kultur rund um die Megalithik. Der Eintritt zur gesamten Veranstaltung ist frei. jnm

Programm rund ums Großsteingrab