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Rontgendiagnostik in Der Pferde Praxis

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Beate Münzer

Kontgendiagin der Pferdepraxis93 Abbildungen

Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1982

Dr. med. vet. Beate Münzer

Klinik für Pferdekrankheitenund allgemeine Chirurgieder FU Berlin1000 Berlin 31

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Münzer, Beate:Röntgendiagnostik in der Pferdepraxis / BeateMünzer. - Stuttgart : Enke, 1982.

ISBN 3-432-92771-1

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über-setzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie,Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages repro-duziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oderverbreitet werden.

© 1982 Ferdinand Enke Verlag, POBox 1304, D-7000 Stuttgart! - Printed in Germany

Satz: Kruszinski GmbH, 7300 EsslingerDruck: Offsetdruckerei Karl Grammh'cl

Für Edith

Geleitwort

Die Röntgendiagnostik hat in den letzten Jahren in der Veterinärmedizin standigan Bedeutung gewonnen. Das gilt nicht nur für die Kleintierpraxis, sondern ganzbesonders auch für die Pferdepraxis. Die weite Verbreitung des Reitsportes hat da-zu geführt, daß sich immer mehr Tierärzte wieder mit dem Pferd als Patienten be-schäftigen müssen. Dabei erwartet der Tierbesitzer vom Tierarzt, nicht zuletzt we-gen des teilweise erheblichen Wertes der Tiere, eine ausgefeilte Diagnostik, die ohneRöntgenuntersuchung häufig nicht denkbar ist.

Nachdem in den letzten Jahren eine Reihe von Büchern auf den deutschsprachi-gen Markt gekommen ist, die sich mit der Röntgentechnik und Diagnostik beson-ders beim Kleintier beschäftigen, gab es bisher kein Buch, das sich an den Pferde-praktiker wendet. Frau Dr. Münzer und dem Ferdinand Enke Verlag ist es zu dan-ken, daß sie die Initiative ergriffen haben und diese Lücke auf dem Markt füllen.

Das vorliegende Buch soll verschiedene Gruppen in unserem Beruf ansprechen.Dem Studenten und Anfänger in der Praxis kann es die Grundlagen der Röntgeno-logie am Pferd vermitteln; ebenso wird es dem älteren Kollegen, der sich mit derMaterie noch nicht intensiv beschäftigt hat, eine Hilfe sein. Aber auch der erfah-rene Pferdepraktiker wird dem Buch eine Reihe von Hinweisen und Tips entneh-men können.

Man merkt diesem Buch an, daß Frau Dr. Münzer als erfahrene Radiologin aneiner Pferdeklinik ständig selbst praktisch Röntgenuntersuchungen von Pferdendurchführt und darüber hinaus in der Ausbildung von Studenten im Fach Radio-logie engagiert ist.

Ich hoffe, daß dieses Buch eine weite Verbreitung findet und damit den inter-essierten Kollegen zu einem erweiterten Wissensstand auf dem Gebiet der techni-schen und diagnostischen Grundlagen der Röntgenologie verhilft und auf dieseWeise die Röntgendiagnostik im ganzen verbessert wird.

Berlin, April 1982 K. Härtung

Vorwort

Auf den in den letzten Jahren regelmäßig stattfindenden Fortbildungsverantaltun-gen auf dem Gebiet der Röntgenologie für Tierärzte hat sich das Bedürfnis nachpraktischer Anleitung zur Anfertigung aussagekräftiger Röntgenbilder herauskristal-lisiert.

Die Röntgenologie stellt in der Veterinärmedizin im deutschsprachigen Raumimmer noch ein entwicklungsbedürftiges Gebiet dar, dem ganz besonders im Rah-men der tierärztlichen Ausbildung mehr Gewicht beigemessen werden sollte. Diesspiegelt sich auch auf dem Literatursektor wider, wenn auch in den letzten Jahreneinige Bücher zu diesem Thema auf den Markt gekommen sind. Sie beschäftigensich allerdings schwerpunktmäßig mit dem Kleintier.

Das vorliegende Buch wendet sich hauptsächlich an den in der Pferdepraxis tä-tigen Tierarzt. Es wird versucht, die für die täglichen Arbeit nötigen Grundkennt-nisse der Röntgenologie zu vermitteln. Neben der Beschreibung der Technik derRöntgenaufnahmen wird auch auf die Röntgendiagnostik eingegangen. Ich hoffe,daß dadurch der eine oder andere Hinweis zur Auswertung der Aufnahme gegebenwerden kann.

Herrn Prof. K. Härtung danke ich herzlich für seine ständige Bereitschaft, michmit seinem erfahrenen Rat zu unterstützen. Herr Prof. Keller half mir sehr durchseine kritische Durchsicht des Manuskriptes, Frau Ch. Schipke bei der Anfertigungder Reinschrift und Herr F. Schlögel bei der Anfertigung der Aufnahmen.

Dem Enke Verlag und besonders Herrn J. Niendorf danke ich für die freundli-che Zusammenarbeit und die gute Gestaltung des Buches.

Berlin, Sommer 1982 Beate Münzer

Inhalt

Vorwort

Geleitwort

Einleitung l

I. Röntgentechnik 2

1. Erzeugung von Röntgenstrahlen 21.1. Aufbau einer Röntgenröhre 51.2. Lebensalter einer Röntgenröhre 51.3. Blenden und Tubusse 6

2. Gerätetypen 62.1. Generatoren 62.2. Apparatetypen2.3. Durchleuchtungsapparaturen 122.4. Geräteauswahl 12

3. Zusatzausrüstung 12

3.1. Kassetten 133.2. Folien 133.3. Filme 153.4. Streustrahlenraster 163.5. Kassettenhalterungen 193.6. Filmidentifizierung 193.7. Weiteres Zubehör 22

4. Technik der Röntgenaufnahmen 224.1. Aufnahmebegriffe 224.2. Bildschärfe und Kontrast 234.3. Dunkelkammer 254.4. Archivierung 26

5. Eigentumsrechte 27

6. Strahlenschutz 296.1. Eigenschaften und Wirkungen von Röntgenstrahlen 296.2. Praktischer Strahlenschutz 30

II Spezielle Röntgenuntersuchungen 34

1. Vorbereitung des Patienten 341.1. Zwangsmaßnahmen 341.2. Zusätzliche Maßnahmen 35

2. Bemerkungen zu Richtungs- und Seitenbezeichnungen 35

2.1. Gliedmaßen 352.2. Kopf 37

3. Spezielle Aufnahmetechniken 383.1. Vordergliedmaße 383.2. Hintergliedmaße 503.3. Kopf, Halsbereich 4 533.4. Wirbelsäule, Becken 573.4.1. Wirbelsäule 583.4.2. Becken und Hüftgelenke 603.5. Thorax 603.6. Abdomen 62

4. SpezialUntersuchungen 624.1. Xeroradiographie 624.2. Kontrastmitteluntersuchungen 64

III Röntgendiagnostik 67

1. Allgemeine Röntgendiagnostik 67

2. Spezielle Röntgendiagnostik 682.1. Röntgenbild der Epi- und Apophysenfugen 682.2. Röntgenbild der Skelettvarianten 732.3. Röntgenbild der Knochen und Gelenke 762.4. Röntgenbild der Arthropathia deformans 792.5. Röntgenbild der Periostitis und der Knochensequester 842.6. Röntgenbild der Fraktur und Frakturheilung 852.7. Röntgenbild der Weichteilveränderungen 872.8. Röntgenbild der Thoraxorgane 88

3. Interpretation von Röntgenaufnahmen 91

4. Fehlinterpretation von Röntgenaufnahmen 924.1. Belichtungsdaten 924.2. Lagerung des Patienten und Projektionsrichtung 924.3. Artefakte 934.4. Dunkelkammerarbeit 96

Literaturverzeichnis 100

Sachverzeichnis 102

Einleitung

Die röntgenologische Untersuchung als ein diagnostisches Mittel im Rahmen einerklinischen Untersuchung hat in den letzten Jahrzehnten in der Veterinärmedizinganz erheblich an Bedeutung gewonnen.

Dies gilt auch für die Pferdepra^üs, wo Röntgenaufnahmen in steigendem Maßeneben der diagnostischen Auswertung auch zur Dokumentation in der Forensikherangezogen werden. Ankaufsuntersuchungen z. B. sollten praktisch nicht mehrohne die Anfertigung von Röntgenaufnahmen durchgeführt werden.

In Streitfällen, m denen es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Tier-arzt und Tierbesitzer kommt, können Röntgenaufnahmen immense Bedeutung er-langen, stellen sie doch die bildhafte Fixierung eines Organzustandes zu einem be-stimmten Zeitpunkt dar.

So soll dieses Buch für den in der Pferdepraxis tätigen Tierarzt bei der Anferti-gung und Auswertung von Röntgenaufnahmen eine Hilfe sein.

Zum Verständnis der Arbeit mit der Materie Röntgenstrahlen ist ein gewissesMaß an technischem Wissen notwendig; dies ist unumgänglich. Jedoch wurde ver-sucht, dieses Maß so klein wie möglich zu halten und nur die Dinge anzusprechen,die für die Anfertigung und Auswertung einer Röntgenaufnahme unserer Meinungnach unbedingt notwendig sind.

I Röntgentechnik

Die Sichtbarmachung von Organen und Organsystemen mit Hilfe von Röntgenstrah-len beruht auf relativ komplizierten physikalischen Wechselwirkungen zwischen denionisierenden Strahlen und der Materie.

Im Folgenden soll auf die Erzeugung von Röntgenstrahlen und ihre Wirkung imGewebe nur in dem Maße eingegangen werden, wie es zum Verständnis für das Ar-beiten mit diesem speziellen diagnostischen Hilfsmittel unbedingt notwendig ist.

1. Erzeugung von RöntgenstrahlenRöntgenstrahlen, auch als Röntgenquanten bezeichnet, entstehen immer dann, wennschnelle Elektronen im Umfeld von Atomkernen eine rasche Abbremsung erfahren.Um diese Prozesse für die Röntgendiagnostik nutzbar zu machen, bedient man sicheines hochevakuierten Glaskolbens, in den zwei Elektroden eingeschmolzen sind.Die eine Elektrode besteht aus einer Spirale aus Wolframdraht (Kathode), die ande-re Elektrode stellt eine Prallelektrode dar (Anode). Der Wolframdraht wird durcheinen Heizstrom zum Weißglühen gebracht. Dadurch treten aus der Kathode Elektro-nen aus, die durch eine zwischen Kathode und Anode angelegte Hochspannung aufletztere zu beschleunigt werden, auf die Anode prallen und dort sehr schnell abge-bremst werden. Die Bewegungsenergie der Elektronen wird dabei zum größten Teilin Wärmeenergie (ca. 95%) und zu einem kleinen Teil in elektromagnetische Strah-lungsenergie (Röntgenstrahlen) umgewandelt (Abb. 1).

Diese hohe Wärmeproduktion erfordert ein Anodenmaterial mit sehr hohemSchmelzpunkt. Hierfür hat sich Wolfram mit einem Schmelzpunkt von 3350° C seitlangem bewährt. Heute wird im allgemeinen eine Legierung mit einem anderen Ele-ment mit hohem Schmelzpunkt (Rhenium) als Material verwendet, um die mit derZeit eintretende Minderung der Strahlenausbeute, bedingt durch die Aufrauhung derzunächst glatten Wolframoberfläche (sog. Alterung der Röntgenröhre, Abb. 2), sogering wie möglich zu halten.

Abb. l Schematischer Aufbaueiner Drehanodenröhre,l Wolframdraht (Kathode) 2 Brenn-fleckbahn 3 Strahlenaustrittsfenster4 Anodenteller (Prallelektrode)5 Rotor (Antrieb für den Anodentel-ler) 6 evakuierte Glasröhre 7 Hoch-spannungsleitungen.

Erzeugung von Röntgenstrahlen 3

Abb. 2 „Alterung" der Röntgenröhre. Deutliche Aufrauhung der Brennfleckbahn, dadurchbedingte Eigenabsorption von Röntgenstrahlen durch die Anode.

Röntgentechnik

In kleinen, leistungsschwachen Geräten werden heute oftmals noch Stehanodenverwendet. Wie der Name sagt, steht die Anode fest, d. h. die enorme Wärmebe-lastung beim Aufprall der Elektronen erfolgt immer an ein und demselben Punkt.Die Ableitung der Wärme erfolgt über einen Kupferblock, in den die Wolframanodeeingelassen ist.

In leistungsstärkeren Geräten werden Drehanoden verwendet, die sich zum Zeit-punkt des Aufpralls der Elektronen mit Geschwindigkeiten von ca. 3.000 bis 9.000U/min drehen. Die Rotation bewirkt eine Verteilung der im Anodenmaterial umge-setzten Energie auf eine Kreisbahn, wodurch die maximale Punktwärme wesentlichkleiner bleibt. Durch einen Verbundanodenteller, bei dem der Wolframscheibe einePlatte aus Molybdän — einem Material mit außerordentlich hoher Wärmekapazität -hinterlegt wird, leitet man die bei Belastung der Röhre auftretende Wärme von demglühenden Anoden teuer sehr schnell an die umgebenden großen Räume der Röhreund ihres Gehäuses ab. Würde es z. B. durch einen Betriebsfehler im Augenblick desSchusses zum Stillstand des Anodentellers kommen, käme es zu einer Zerstörungder Anode durch Überhitzung und Einschmelzung des Materials an diesem Punkt.

Die Fläche, auf die die Elektronen zum Zeitpunkt der Exposition aufprallen,wird als Brennfleck oder Fokus bezeichnet (Abb. 3). Die Brennfleckgröße variiertbei den einzelnen Röhren zwischen 0,3 und 2,0 mm. Eine Anzahl von Gerätetypenist mit zwei Brennflecken ausgestattet, so daß man die Wahl zwischen einem großenund einem kleinen Fokus hat. Der kleine Brennfleck findet seine Anwendung beider Herstellung sehr scharfgezeichneter Aufnahmen. Die Strahlenausbeute ist jedochrelativ gering, und man muß längere Belichtungszeiten in Kauf nehmen als bei Ver-wendung des großen Brennflecks, daher dürfen die Objekte keine oder nur ganzgeringe Eigenbewegungen aufweisen. Der große Brennfleck mit seiner höheren Strahlenausbeute in der Zeiteinheit führt also zu kürzeren Belichtungszeiten, wodurch die

Abb. 3 Wahrer und optisch wirk-samer Brennfleck einer Drehanoden-röhre. Der optisch wirksame Brenn-fleck kommt bei der Strahlenaus-beute zum Tragen.

Erzeugung von Röntgenstrahlen 5

durch die Eigenbewegung des Objektes hervorgerufenen Bewegungsunschärfen herab-gesetzt werden. Die Zeichenschärfe ist jedoch nicht so brilliant wie beim kleinenBrennfleck.

1.1. Aufbau einer Röntgenröhre

Die Röntgenröhre selbst ist in einem Schutzgehäuse untergebracht. Dieses Schutz-gehäuse ist mit Öl gefüllt, das einerseits als Isoliermantel zwischen den hochspan-nungsführenden und den geerdeten Teilen der Röntgenröhre dient, andererseits aberauch zur Kühlung herangezogen wird. Deshalb sollte jeder Öltropfen aus dem Röh-rengehäuse sorgfältig registriert werden, da es bei einem Ölverlust zu einer Über-hitzung und Zerstörung der Röhre kommen kann.

Aus Strahlenschutzerwägungen enthält das Schutzgehäuse eine fast vollständigeBleiauskleidung, so daß die von der Anode in alle Richtungen divergierenden Strah-len die Röhre nur durch das Strahlenaustrittsfenster verlassen können (Nutzstrahlen-bündel).

1.2. Lebensalter einer Röntgenröhre

Die Lebensdauer einer Röntgenröhre im Routinebetrieb kann recht unterschiedlichsein. Sie hängt nicht nur von der oben erwähnten Aufrauhung des Anodentellers ab,sondern ist auch durch den Niederschlag von verdampftem Wolfram am Austritts-fenster (Gefahr der Rückzündung, Abb. 4), durch Abnutzung der Kugellager beiDrehanoden und auch der Abnutzung des Glühfadens (Kathode) zeitlich begrenzt.

Abb. 4 Drehanodenröhre. Niederschlag verdampften Wolframstaubes am Glaskolben (Pfeil).

6 Röntgentechnik

Bei sachgemäßer Bahandlung kann aber eine Röntgenröhre durchaus die Anferti-gung von einigen 10.000 Aufnahmen gestatten. In diesem Zusammenhang sei hierder oft gehörten Meinung widersprochen, eine kaum gebrauchte Röntgenröhre sei„wie neu". Ein gebrauchtes Röntgengerät, daß über die Jahre hinweg kaum einge-setzt wurde, muß vor dem Ankauf sorgfältig auf seine jetzt vielleicht stärkere Be-lastung geprüft werden. Es kann passieren, daß durch eine ungewohnt hohe Bela-stung der nie oder kaum eingesetzte Anodenteller der plötzlich auftretenden Wärmenicht standhält und Risse im Material entstehen, die zur Unbrauchbarkeit der Röhreführen können. Dies sollte man besonders bei den Geräten beachten, die man aushumanmedizinischen Krankenhäusern gebraucht erwerben kann, die aber zuvorjahrelang im Keller standen und deshalb auch „wie neu" sind.

1.3. Blenden und Tubmse

An das Strahlenaustrittsfenster müssen Blenden oder Tubusse angebracht werden.Sie dienen der Einengung des Nutzstrahlenbündels und ermöglichen — besondersbei Verwendung eines Lichtvisiers — die genaue Eingrenzung des Strahlenbündelsauf die zu untersuchende Körperregion. Neben den Erwägungen, daß aus Strahlen-schutzgründen immer eine Eingrenzung des Nutzstrahlenbündels erfolgen sollte, re-sultiert aus der Eingrenzung auch eine schärfere Bildzeichnung durch Verminderungdes Streustrahlenanteils.

Bei den sog. Tiefenblenden — die bei allen Geräten selbstverständlich sein solltensind in verschiedenen Abständen Blenden miteinander kombiniert und bieten damitden Vorteil einer akkuraten Bildeingrenzung sowie einer guten Abschirmung gegen-über extrafokaler Strahlung.

2. Gerätetypen

2.1. Generatoren

Da die zum Betrieb einer Röntgenröhre benötigten Spannungen dem gebräuchlichenWechselstromnetz nicht entnommen werden können, braucht man zu ihrer Erzeu-gung Transformatoren. Der Heiztransformator dient der Erzeugung der zur Erhit-zung des Wolframfadens (Kathode) notwendigen Spannung. Ein weiterer Transfor-mator liefert die Hochspannung, die zur Beschleunigung der Elektronen von derKathode auf die Anode zu nötig ist (Hochspannungstransformator).

Da die Röntgenröhre als reine Elektronenröhre die Wirkung eines Gleichrichtershat, d. h. den Strom nur in Richtung Kathode zur Anode fließen läßt, kann siegrundsätzlich direkt an den Hochspannungstransformator angeschlossen werden.Dies macht man sich bei den sog. Einpulsgeneratoren (auch Halbwellengeräte genannzunutze, bei denen zur Strahlenerzeugung nur der positive Anteil einer Wechselstromperiode herangezogen wird (Abb. 5,1). Diese Geräte sind dadurch aber nur zu einerrecht geringen Leistung fähig. Würde man nämlich die Anode zu hoch belasten, d. h.würde sie zu stark erwärmt, könnte sie selbst Elektronen aussenden, die dann zu eiruRückzündung an der Glühkathode führen und diese damit zerstören. Bei diesen Ge-räten können Spannungen bis zu 90 kV bei 1 0 - 5 0 m A angelegt werden.

Gerätetypen 7

Um auch die negative Welle eines hochgespannten Wechselstromes zur Erzeugungvon Röntgenstrahlen heranziehen zu können, verwendet man besondere Gleichrich-tungsschaltungen. Bei den Zweipulsgeneratoren werden vier Gleichrichter eingesetzt,die zu einem in Abb. 5,2 gezeigten zeitlichen Verlauf der Spannungen führen.

Früher wurden Ventilröhren verwendet, daher auch der heute noch gebräuchlicheName „Vierventiler". Heute werden fast nur noch Festkörpergleichrichter eingebaut,die gegenüber den Ventilröhren große technische Vorteile aufweisen (z. B. raumspa-rend, betriebssicher, langlebig und wartungsfrei).

Diese Zweipulsgereratoren führeVi im Vergleich zu den Einpulsgeneratoren zu ei-ner sehr viel höheren Strahlenausbeute. Es können Spannungen bis zu 120 kV ange-legt werden bei 100 - 500 mA.

Aus der Abb. 5,2 geht hervor, daß auch diese Generatoren noch einen pulsieren-den Gleichstrom liefern, d. h. die Spannung wechselt zwischen U0 und Umax. Dasbedeutet, daß die Strahlenausbeute in hohem Maße von dieser sog. Welligkeit ab-hängig ist.

Um diese Welligkeit soweit wie möglich herabzusetzen, werden Röntgengenerato-ren mit Drehstromtransformatoren angeboten. Hier unterscheidet man zwischen denSechspuls — und Zwölfpulsgeneratoren. Abb. 5,3 zeigt das Schema derartiger Span-nungsverläufe. Beim Sechspulsgererator sind für die Gleichrichtung der drei Phasendes Wechselstromes sechs Gleichrichter notwendig, entsprechend sind es beim Zwölf-pulsgererator für sechs Phasen zwölf Gleichrichter. In beiden Fällen wird die Wellig-keit des Spannungsverlaufes in hohem Maße herabgesetzt und immer mehr eine An-näherung an den kontinuierlichen Verlauf einer konstanten Gleichspannung erreicht.Die Vorteile derartiger Anlagen liegen in einer enormen Verkürzung der Belichtungs-zeit bei gleichzeitig hoher Strahlenausbeute. Diese Geräte liefern bei 120 bis 200 k V300 bis 1000 m A.

Allen Spannungsverläufen gemeinsam ist jedoch, daß nur ein Teil der in einerHalbwelle gelieferten Spannung tatsächlich zur Röntgenstrahlenproduktion führt.

Abb. 5 Schematischer Verlaufvon Röhrenspannungen bei Rönt-gendiagnosikgeneratoren. l Ein-pulsgenerator (Halbweller)2 Zweipulsgenerator (sog. Vier-ventiler) 3 Sechs- bzw. Zwölfpuls-generator.

Röntgentechnik

Röntgenstrahlen entstehen erst ab einer Spannung von 5 kV. Nur bei höherer Span-nung jedoch (etwa ab 35 kV aufwärts) besitzen sie eine genügend hohe Energie, umden Patientenkörper zu durchdringen. Die im Spannungsbereich von 5 — 35 kV er-zeugten Röntgenstrahlen (weiche Strahlung) werden größtenteils vom Glasgehäuseder Röhre und dem vorgeschalteten Filter absorbiert. Sie tragen deshalb praktischnicht zum Bildaufbau bei. Daraus folgt, daß es im ansteigenden und abfallendenSchenkel einer Halbwelle einen Spannungsbereich gibt, in dem keine diagnostischverwertbaren Röntgenstrahlen entstehen (Abb. 5,1,2). Das trägt erheblich zur Ver-längerung der Belichtungszeit bei. Bei den Halbwellern macht sich dies natürlich be-sonders stark bemerkbar, bei den sog. Vierventilern schon weniger; bei den Sechs-und Zwölfpulsgeneratoren tritt diese Einbuße an Röntgenstrahlen nicht auf, da dieSpannung bei Drehstrom nie auf den Nullpunkt abfällt.

2.2. Apparatetypen

Die derzeit üblichen Ausführungen der Röntgengeräte sind fast ausnahmslos für denEinsatz in der Humanmedizin konzipiert. Man muß daher der mechanischen Beweg-lichkeit große Aufmerksamkeit schenken. Besonders in der Pferdepraxis muß unbe-dingt darauf geachtet werden, daß die Röntgenröhre tief auf den Boden abgesenktwerden kann, da sonst Zehengelenksaufnahmen vom Pferd ein Problem werden können.

Grundsätzlich kann man die Geräte in transportable, bewegliche und stationäreAnlagen einteilen.

Transportable Röntgengeräte lassen sich leicht in Einzelteile zerlegen und im Autimitführen. Sie sind sehr robust und können an jede Steckdose angeschlossen werdendie mit 10 bis 15 A abgesichert ist. Sie haben jedoch eine sehr niedrige Leistung,i. d. R. zwischen 50 - 90 kV bei 10 - 50 m A (Abb. 6). Damit ergeben sich sehrlange Belichtungszeiten.Trotzdem lassen sich mit solchen Geräten ohne ProblemeZehengelenksaufnahmen bis einschließlich Röhrbein anfertigen. Bei Karpal- und Tar-salgelenksaufnahmen, aber auch bei Strahlbeinaufnahmen kann es aufgrund der Be-wegungs- und Streustrahlenunschärfe zu unbefriedigenden Ergebnissen kommen.

Bewegliche Röntgengeräte, zu denen die Zweipulsgeneratoren (sog. Vierventiler)gehören, können wegen der kompakten und raumfordernden Ausführung nicht mehrjim Praxiswagen mitgeführt werden. Sie lassen sich lediglich im Röntgenraum hin-und herschieben und sind im ganzen so schwerfällig, daß es in Gefahrenmomentenschwierig sein kann, einem widersetzlichen Pferd rechtzeitig auszuweichen.

Die Leistungen der relativ teuren Vierventiler (Abb. 7) gehen bis 125 kV bei300 mA, sie erfordern normalerweise eine Absicherung des Netzes mit 30 A bzw.einen Drehstromanschluß. Die Kosten einer derartigen Anlage erhöhen sich damitum die zusätzlich notwendige Verstärkung der zuführenden elektrischen Leitungen.

Beachten sollte man, daß in die Gruppe der beweglichen Geräte auch eine Reihevon Apparaten gezählt wird, die zwar sehr kompakt gebaut sind, aber von ihremtechnischen Aufbau Einpulsgeneratoren mit Zusatzventilen sind, also keine echten„Vierventiler" darstellen. Diese Geräte erbringen natürlich auch nicht die Leistungeines Vierventilers, sondern sind in diesem Punkt eher den transportablen Gerätenvergleichbar.

Abb. 6 Einpulsgeneiatorgerät.(Elinos 90/40, Physia).

Eine Sonderstellung nehmen in der Gruppe der beweglichen Röntgengeräte diesog. Kondensatorapparate ein. Ihre Arbeitsweise ähnelt einem Batteriebetrieb; dergesamte Strom wird im Kondensator gespeichert und steht für die Aufnahme zurVerfügung. Die Kondensatorapparate können an Steckdosen mit 220 V, die mit 10 Aabgesichert sind, angeschlossen werden, ihre Betriebswerte liegen zwischen 50 — 100kV bei 30 - 300 mA.

Mit den Geräten dieser Gruppe können sehr befriedigende Aufnahmen der Glied-maßen einschließlich Karpal- und Tarsalgelenke angefertigt werden. Aufnahmen vomSchulter- oder Kniegelenk, Kopf oder Teilen der Wirbelsäule sind möglich; hier führteine Sedation oder eventuell Narkose des Tieres zur deutlichen Reduzierung der Be-wegungsunschärfe.

Stationäre Röntgenanlagen sind fest im Röntgenraum installiert. Die Röhre mitStativ werden getrennt vom Transformator montiert und sind nur durch die Hoch-spannungskabel miteinander verbunden (Abb. 8).

Zu dieser Gruppe gehören Vier-, Sechs- und Zwölfventiler. Sie liefern Leistungenvon mindestens 120 kV bei 300 mA und gehen bis zu 200 kV und 1000 m A.

10 Röntgentechnik

Abb. 7 Zweipulsgenerator. Schaltpult des Medio 20 (C.H.F. Müller).

Bei diesen Anlagen ist besonders deutlich zu erkennen, daß sie für die Humanme-dizin konzipiert worden sind. Oftmals reicht die Beweglichkeit der Röhrenstative fürveterinärmedizinische Belange, besonders in der Pferdepraxis, nicht aus. Die Herstel-lerfirmen sind aber meist bereit, Sonderkonstruktionen anzufertigen.

Mit diesen Anlagen ist eine optimale Röntgendiagnostik möglich. Es können auchAufnahmen vom Körperstamm wie Thorax und Becken angefertigt werden. DieseAnlagen werden aber nur in begrenztem Umfang Eingang in die tierärztliche Praxisfinden, da sie sehr teuer sind und große Räumlichkeiten erfordern. Man wird siei. d. R. nur in Universitäts- oder Privattierkliniken finden, die sowohl räumlich alsauch personell entsprechend ausgestattet sind.

Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß man eine derartigeAnlage auch gebraucht von einem humanmedizinischen Institut erwerben kann. Sieliegt dann preislich zumindest nicht höher als die Neuerwerbung eines Vierventilersaus der Gruppe der beweglichen Geräte.

Wenn es also die Räumlichkeiten gestatten, eine derartige Anlage zu installieren,kann es durchaus von Nutzen sein, einen Sechsventiler gebraucht zu erstehen. Beider Anschaffung eines derartig leistungsstarken Gerätes müssen also besonders ein-gehend die Vor- und Nachteile erwogen werden.

Gerätetypen 11

Abb. 8 Sechspulsgeneratoranlage Super 100 (C.H.F. Müller). Die Röntgenröhre ist an Bän-dern aufgehängt, dadurch freie Beweglichkeit. Schaltpult und Generator im Nebenraum. DieFenster sind mit Bleiglas bestückt.

12 Röntgentechnik

2.3. Durchleuchtungsapparaturen

Durchleuchtungen sind beim Pferd nicht sinnvoll durchzuführen. Wer sich wegeneines hohen Kleintieranteiles trotzdem für Durchleuchtungsgeräte interessiert, sei aufdie entsprechende Literatur verwiesen.

2.4. Geräteauswahl

Welches Gerät ist für welchen Zweck sinnvoll? Die Beantwortung dieser Frage hängtsehr von der Arbeitsweise des Tierarztes ab. Ist man den ganzen Tag unterwegs, umvon Patienten zu Patienten zu fahren, wird man sich sicherlich für ein auseinander-nehmbares, transportables Gerät entscheiden.

Arbeitet man jedoch überwiegend in einer Tierklinik oder Praxis, in die die Pa-tienten in der Regel gebracht werden, würde man die Wahl treffen zwischen einembeweglichen oder einem fest installierten Gerät. Wird neben der Klinik noch eineAmbulanz betrieben, kann es sogar sinnvoll sein, sowohl ein transportables als auchein stationäres Gerät zu betreiben. Ganz sicherlich beeinflussen nicht zuletzt die Ko-sten für die gewünschte Anlage die Entscheidung in erheblichem Maße.

Weiterhin können folgende Überlegungen bei der Auswahl einer Röntgenanlageausschlaggebend sein:- wie hoch ist die Aufnahmefrequenz pro Woche oder Monat?- handelt es sich bei den Patienten überwiegend um Großtiere oder stellen Klein-

tiere ebenfalls einen gewissen Prozentsatz der Patienten?- geht es nur um Zehengelenksaufnahmen beim Pferd oder sollen auch Schulter-,

Kniegelenks oder Kopfaufnahmen möglich sein?- ist es sinnvoll, gleich eine „ordentliche" Anlage zu kaufen, oder fängt man bes-

ser mit einem kleinen, relativ leistungsschwachen Gerät an und erwirbt nach ei-nigen Jahren ein leistungsstärkeres?

Alle diese Fragen sind aber, wie schon erwähnt, sehr von der Arbeitsweise des Tier-arztes abhängig, die vorangegangene Beschreibung der einzelnen Geräteklassen und-gruppen sollte daher nur eine Hilfestellung bei der Entscheidung sein.

Zum Abschluß noch eine Bemerkung:Jeder röntgenologisch tätige Tierarzt muß mit den technischen Möglichkeiten undden Zusatzgeräten seiner Röntgenanlage vertraut sein!

Dies gilt ganz besonders für den ambulanten Einsatz transportabler Röntgenge-räte. Da die Aufnahmen erst zuhause entwickelt werden, hat man keine Möglichkeitder sofortigen Kontrolle über die technische Ausführung. Nur eine hohe „Treffer-quote" qualitativ guter Aufnahmen rechtfertigt die Arbeit mit einem Röntgengerät.

3. Zusatzausrüstung

Als wichtigste Zusatzgeräte seien Kassetten mit lichtemittierenden Folien, Filme,Raster, Kassettenhalterungen und Geräte zur Filmbeschriftung genannt.

Zusatzausriistung 13

3.1. Kassetten

Bei den überwiegend aus Aluminium gefertigten Kassetten sollen Vorder- und Rück-wand mit einer Verriegelung ausgestattet sein, die ein bequemes, aber dabei licht-sichereres Schließen und Öffnen gewährleistet. Es ist zu empfehlen, Kassetten zuverwenden, die auf der Rückseite eine Bleieinlage enthalten, die zur Eindämmungder Rückstreustrahlung dient. Darüberhinaus ist es aus Strahlenschutzgründen wich-tig, so wenig wie möglich Nutzstrahlung hinter der Kassette auftreten zu lassen.

Die Kassetten sollen pfleglich Gehandelt werden. Durch unvorsichtigen Gebrauchwie Herumwerfen oder Anstoßen können Schäden nicht nur am Aluminiummantel,sondern auch am Verriegelungsmechanismus entstehen. Durch Dellen oder Knickesowohl in den Folien als auch am Aluminiummantel sind ein lichtdichtes Schließensowie ein exaktes Anpressen der Vorder- und Hinterfolie an den inliegenden Filmnicht mehr gewährleistet.

Bei sorgfältigem Umgang jedoch wird man mit der einmaligen Anschaffung einesSatzes Kassetten wahrscheinlich sein „Praxisleben" lang auskommen.

3.2. Folien

Folien führen zur Herabsetzung der benötigten Strahlendosis und damit zur Verkür-zung der Belichtungszeit, ein gerade in der Veterinärmedizin äußerst wichtiger Fak-tor. Die Folienblätter bestehen aus einer Schicht von Leuchtstoffkristallen auf einerTrägersubstanz. Das Wirkungsprinzip beruht darauf, daß bei der Exposition durchRöntgenstrahlen von jedem Kristallkorn ein Lichtblitz ausgesandt wird, der zurSchwärzung des Filmes führt.

Natürlich wird der Film auch durch Röntgenstrahlen selbst geschwärzt, dies stelltja eine der wichtigsten Eigenschaften der Röntgenstrahlen dar. Aus der reinen Rönt-genstrahlenexposition würde jedoch eine zu lange Belichtungszeit resultieren. Da derRöntgenfilm gegenüber sichtbaren Lichtstrahlen sehr viel empfindlicher reagiert alsgegenüber Röntgenstrahlen, führen die Folien zu einer deutlichen Reduzierung derRöntgenstrahlendosis.

Als Leuchtstoffmaterialien dienen für die auf dem deutschen Markt vertriebenenFolien Kalziumwolframat (CaW04) und Seltene-Erden.

Bei den Kalziumwolframat-Folien unterscheidet man zwischen feinzeichnenden,Universal- und hochverstärkenden Folien. Die Unterschiede beziehen sich auf diekristalloptischen Daten des verwendeten Leuchtstoffmaterials und dessen Kristall-größe. Diese ist bei den feinzeichnenden am kleinsten und bei den hochverstärken-den am größten. Je kleiner das Kristallkorn ist, desto schärfer und genauer wirdauch die Detailzeichnung in der Röntgenaufnahme, desto geringer ist allerdings auchdie Lichtausbeute. Dies bedingt eine höhere Strahlendosis und damit eine verlängerteBelichtungszeit, d. h. Begünstigung der Bewegungsunschärfe.

Bei den Universal- und hochverstärkenden Folien sind die Kristalle und damit dieLichtausbeute pro Korn größer, entsprechend kann an Belichtungszeit gespart werden.

In den letzten Jahren gewinnen die Seltenen-Erden-Folien immer mehr an Bedeu-tung. Bei diesen Folien werden als Leuchtstoffe z. B. Lanthane, Gadolinium oderTerbium verwendet. Die Ausnutzung der absorbierten Energie der Röntgenstrahlenzur Lichterzeugung ist bei diesen Seltenen-Erden wesentlich höher als bei Kalzium-

14 Röntgentechnik

wolframat. Sie sind allerdings auch ebenso deutlich höher in den Anschaffungsko-sten gegenüber den Kalziumwolframat-Folien. Die Zeitverkürzung, die durch die Ver-wendung dieser Seltenen-Erden-Folien erreicht wird, erhöht die Zeichenschärfe ganzbeträchtlich. Das macht sich besonders bei den leistungsschwächeren Geräten bemerk-bar.

Die Seltene-Erden-Folien werden mit unterschiedlichen Verstärkungsfaktoren an-geboten, wobei entweder der folienlose Film oder die Universalfolie als Bezug heran-gezogen werden. Nach unseren Erfahrungen lassen sich allerdings die von den Fir-men angegebenen Faktoren nicht ohne weiteres übernehmen (Münzer u. Härtung,1976). Es empfiehlt sich, für das eigene Gerät und die jeweilige Folie eine Belich-tungstabelle zu erarbeiten.

Ein großer Unterschied zwischen den von den Firmen angebotenen Verstärker-folien liegt in dem unterschiedlichen Spektralbereich der Lichtemission. Ein Teil derFolien weist ein Lichtemissionsmaximum im grünen, ein anderer Teil im blauenSpektralbereich auf.

Kalziumwolframat-Folien weisen ihr Maximum im blauen Spektralbereich auf,während Seltene-Erden-Folien — je nach Leuchtstoff — ihr Maximum entweder imblauen oder im grünen Spektralbereich zeigen. Die beim Einsatz von Kalziumwolfra-mat-Folien verwendeten Röntgenfilme weisen ihre höchste Lichtempfindlichkeitdementsprechend im blauen Spektralbereich auf. Entscheidet man sich zusätzlichfür Seltene-Erden-Folien, die ihr Lichtemissionsmaximum im grünen Spektralbereichaufweisen, müssen auch entsprechend „grünempfindliche" Röntgenfilme verwendetwerden. Dies erfordert also eine doppelte Filmvorratshaltung ( „blau" für Kalzium-wolframat, „grün" für Seltene-Erden), ganz abgesehen davon, daß die Dunkelkam-merbeleuchtung sich ebenfalls nach „Grünempfindlichkeit" oder „Blauempfmdlich-keit" der verwendeten Röntgenfilme richtet. Es ist daher sehr anzuraten, beim Er-werb von herkömmlichen Kalziumwolframat und Seltenen-Erden-Folien sich auf die„Farbe blau" zu einigen.

Seit 1981 ist eine Weiterentwicklung der Seltenen-Erden-Folien auf dem Markt. Eshandelt sich dabei um Folien mit einem Zweibanden-Leuchtstoff, d. h. es wird Lichtin Form zweier Emissionsbanden abgestrahlt. So kann bei dem Seltene-Erden-Leucht-stoff Yttriumoxisulfid durch Beimischung einer entsprechend hohen Terbiumkonzen-tration eine gleichmäßige Abstrahlung von blauem und grünem Licht erreicht werden.Es werden also bei etwa gleicher Belichtung sowohl bei grünempfmdlichen als auchblauempfindlichen Röntgenfilmen durch Verwendung einer derartigen Zweibanden-Folie nahezu gleiche Filmschwärzungen erzielt (Degenhardt, 1981).

Im Zusammenhang mit den Seltenen-Erden-Folien soll noch auf zwei weitereDinge hingewiesen werden:

1) Bei der Verwendung dieser Folien müssen die Belichtungszeiten teiweise so weitreduziert werden, daß die Schwärzung des Filmes zwar befriedigend ist, die Zei-chenschärfe jedoch durch eine stark auftretende Körnigkeit verringert wird. Ur-sache dafür ist das sog. Quantenrauschen.Emission und Absorption von Röntgenquanten (=Röntgenstrahlen) sind stati-stische Prozesse. Man kann davon ausgehen, daß bei einem genügend langen Zeit-raum von einer bestrahlten Fläche, z.B. von l cm2, alle Teilstücke etwa gleichhäufig von Quanten getroffen werden. Sind nun die Belichtungszeiten sehr kurz- d.h. es werden sehr wenige Röntgenquanten erzeugt — werden einige Teil-stücke voll, andere nur wenig, wieder andere gar nicht von den Röntgenquanten

Zusatzausrüstung 15

getroffen. In der Bildqualität drücken sich diese statistischen Schwankungen alsKörnigkeit = Quantenrauschen aus. Dies macht sich natürlich besonders stark beiden höher verstärkenden Folien bemerkbar. Aus dieser Beobachtung heraus läßtsich das Einsatzgebiet für die Seltenen-Erden-Folien insofern eingrenzen, das alle Ob-jekte, die eine geringe Strahlendosis erfordern, nicht mit diesen Folien geröntgtwerden sollten. Für eine Griffelbeinaufnahme z.B. sind eine Kalziumwolframat-Folie oder ein folienloser Film daher besser geeignet.

2) Werden Filme in den Kassetten. 11/2 bis 2 Wochen und länger zwischen hoch-verstärkenden Seltenen-Erden-Folien gelagert, kann der später exponierte Filmmit zahlreichen winzigen schwarzen Punkten überzogen sein. Entgegen den u.a.von Münzer u. Härtung (1976) geäußerten Vermutungen, es handele sich umeine elektrische Aufladung des Filmes bzw. die hochempfindlichen Folien wür-den durch terrestrische und kosmische Strahlung zur Lichtemission angeregt, han-delt es sich nach Mitteilung der Hersteller wahrscheinlich um ein technisches Pro-blem bei der Folienherstellung. Es ist bisher noch nicht möglich, die Seltene-Er-den-Leuchtstoffsubstanz völlig von Fremdmaterial zu reinigen, so daß eine mehroder weniger starke Verunreinigung mit radioaktivem Material angenommen wer-den muß. Dadurch kann es zu einer punktförmigen Belichtung des Filmes wäh-rend zu langer Lagerzeit kommen. Es empfiehlt sich daher, bei geringen Aufnah-mefrequenzen Kassetten mit Seltenen-Erden-Folien erst vor der Exposition zu„laden".

Eine Übersicht über Folientypen und Verstärkungsfaktoren gibt Tabelle l:

Tabelle 1: Folientyp und Verstärkungsfaktor

Folientyp Verstärkungsfaktor

Folienloser Film 1

Kalziumwolframat-Folien:

feinzeichnend 10Universal 25hochverstärkend 40

Seltene-Erden-Folien 40-100

3.3. Filme

Für die meisten Röntgenaufnahmen werden Filme in Verbindung mit Verstärker-folien verwendet, in speziellen Fällen auch Filme, die für die „Belichtung" mit rei-ner Röntgenstrahlung (folienlose Filme) gedacht sind.

Röntgenfilme sind beidseitig mit einer aus Bromsilber bestehenden Emulsion be-schichtet. Da diese Filme in Verbindung mit Folien zu über 90% durch das von denFolien emittierte Licht und nur zu ca. 5% durch die Röntgenstrahlen geschwärztwerden, wird durch die beidseitige Beschichtung des Filmes dessen Empfindlichkeitmerkbar gesteigert.

Folienfilme werden von verschiedenen Firmen angeboten und sind trotz gewisserUnterschiede im großen und ganzen sehr ähnlich. Man sollte nur zwischen Filmen

16 Röntgentechnik

für die Tank- und für die Maschinenentwicklung unterscheiden. Filme für die Tank-also Handentwicklung sind nicht für die Maschinenentwicklung geeignet. Im umge-kehrten Falle können jedoch Maschinenentwicklungsfilme für die Handentwicklungverwendet werden.

Die Direkt- oder folienlosen Filme weisen einen um 50% höheren Silbergehaltals die Folienfüme auf. Sie erfordern immer eine sehr viel längere Expositionszeitals Folienfilme, weisen dafür jedoch eine schärfere Detailzeichung auf. Man verwen-det sie oft in der Knochendiagnostik, z.B. bei einer frischen Periostitis, um das Sta-dium der schattengebenden Verknöcherung möglichst frühzeitig zu erfassen.

Alle Filme sollen kühl und trocken, d.h. bei Raumtemperaturen von 18-20° Cund einer Luftfeuchtigkeit von 50—60%, aufbewahrt werden. Sie haben nur einebegrenzte Haltbarkeit. Man sollte auf alle Fälle auf die von den Firmen angegebenenVerfallsdaten achten. Bei relativ geringer Röntgenfrequenz ist es daher günstiger, sichnur einen kleinen Filmvorrat zu halten. Nach ungünstiger oder zu langer Lagerungkann sich bei der Entwicklung ein Grauschleier entwickeln, der bei der Auswertungder Aufnahmen zu Schwierigkeiten führen kann.

Nach unseren Erfahrungen haben sich für die Pferdepraxis das Filmformat von18 x 24 cm Kantenlänge für Zehengelenks-, Karpal- und Tarsalgelenksaufnahmen,das Format von 30 x 40 cm Kantenlänge für alle anderen Objekte (Knie, Kopf,Schulter, Wirbelsäule usw.) bewährt. Je nach Bedarf und Aufnahmehäufigkeit kön-nen noch weitere Filmgrößen vorrätig gehalten werden. Im allgemeinen kommt manaber mit zwei Filmgrößen gut aus.

3.4. Streustrahlenraster

Bei jeder Durchstrahlung eines Objektes entsteht abhängig von der Dicke und Dichtedes Organs und von der Strahlenqualität mehr oder weniger Streustrahlung. Sie trägtebenfalls zur Belichtung des Filmes bei und kann, wenn ihr Anteil an der Gesamt-strahlenmenge zu hoch wird, zu einer Verschleierung des Filmes bis zur Unauswert-barkeit der Aufnahme führen. Der Streustrahlenanteil kann durch folgende Maßnah-men verringert werden:

- Einblenden des Nutzstrahlenbündels auf die zu untersuchende Region.- Verwendung eines Rasters.

Raster bestehen aus feinen Bleilamellen, die in einem bestimmten Abstand zueinanderin Kunststoff eingebettet und in einem Aluminiumgehäuse untergebracht sind. Dabeikönnen die Bleilamellen entweder parallel zueinander (Parallelraster) oder aber vonder Mitte ausgehend zu den Seiten immer geneigter angeordnet sein (fokussiertesRaster). Eine schematische Darstellung eines fokussierten Rasters und seiner Wirkungsweise gibt die Abbildung 9.

Die Wirkungsweise eines Rasters besteht darin, die divergierend in alle Richtungenverlaufenden Streustrahlen zu absorbieren und nur die Primärstrahlung zur Bild-schwärzung durchzulassen. Die ist natürlich eine ideale Vorstellung. Neben den eben-falls zur Bildschwärzung beitragenden Streustrahlen wird doch ein gewisser Anteilder Primärstrahlung absorbiert. So wird erklärlich, daß die Verwendung eines Rastersimmer eine erhöhte Strahlendosis erfordert. In welchem Maße, hängt von dem sog.Schacht Verhältnis (Höhe der Lamellen sowie ihr Abstand zueinander) und der Anzahlder Lamellen pro Zentimeter ab. In der Regel sind Angaben wie Schachtverhältnis

Zusatzausriistung 17

Abb. 9 Schematische Darstellungder Wirkungsweise eines Streustrah-lenrasters. O Objekt F Fokus PPrimärstrahl R Raster (fokussiert).

(Ratio), Lamellen pro Zentimenter und Fokus-FilmAbstand (FFA, manchmal auchals FFD = focus-film-distance bezeichnet) auf dem Raster angegeben.

Die Angabe des Fokus-Film-Abstandes ist insofern wichtig, da der Neigungswin-kel der Lamellen bei einem fokussierten Raster auf die Divergenz der Strahlung beieinem bestimmten Abstand von der Röhre eingerichtet ist. Bei einer Verkleinerungoder Vergrößerung des Fokus-Film-Abstandes würde eine zu hohe Absorption derPrimärstrahlung erfolgen und damit eine unterbelichtete Aufnahme resultieren.

Parallelraster sollten grundsätzlich erst bei Fokus-Film-Abständen von l ,20 m undmehr eingesetzt werden. Da bei kleinen leistungsschwachen Geräten oft mit demkürzesten vertretbaren Fokus-Film-Abstand gearbeitet werden muß (70-80 cm),empfiehlt sich der Einsatz von Parallelrastern hier nicht, da zuviel Primärstrahlungabsorbiert und dadurch die Belichtungszeit unvertretbar lang wird. Es ist daher demin der Pferdepraxis tätigen Tierarzt zu raten, mit einem fokussierten Raster zu arbei-ten.

Die der Röntgenröhre zugewandte Seite des fokussierten Rasters ist meist durcheine schwarze Linie gekennzeichnet, die den Richtungsverlauf (vertikal oder horizon-tal) der Lamellen angibt. Das Raster muß immer mit dieser Seite nach oben auf derKassette angebracht sien, da sonst die Wirkung der Fokussierung verloren geht undsich darüberhinaus noch ins Gegenteil verkehrt: fällt die Primärstrahlung auf die

'l

18 Röntgentechnik

Rückseite eines fokussierten Rasters, wird bis auf einen schmalen Teil in der Mittedes Rasters fast die gesamte Primärstrahlung absorbiert. Darüberhinaus muß strengdarauf geachtet werden, daß der Zentralstrahl senkrecht auf die Rastermitte auf-trifft, da sonst durch die Verkantung die Rasterlinien zu deutlich auf der Aufnahmezu sehen sind und u.U. eine Auswertung unmöglich machen (Abb. 10).

Raster sind sehr empfindlich gegenüber Stößen. Beschädigungen können zu einerVerbiegung der Lamellen und damit zu einer Unbrauchbarkeit des Rasters führen. Msollte daher ein Raster ebenso pfleglich behandeln wie die Kassetten.

Heute werden i.d.R. nur noch Rasterkassetten angefertigt, d.h. das Raster istfest in die Kassette eingebaut. Diese Maßnahme orientiert sich wie viele andere imBereich der diagnostischen Röntgenologie an den Bedürfnissen der Humanmedizin.Für den Tierarzt aber, der bei einem Patienten für mehrere Aufnahmen ein Rastereinsetzen will, bedeutet das die Anschaffung von mehreren Rasterkassetten, will ernicht nach jeder Aufnahme die Kassette leeren und erneut füllen. Da Raster unddamit auch Rasterkassetten technisch nicht ganz einfach herzustellen sind, sind sieentsprechend teuer. So kostet heute (Stand: Febr. 1982) eine Rasterkassette von18 x 24 cm Kantenlänge mit 40 Lamellen pro Zentimeter ca. DM l .700,-, bei derGröße von 30 x 40 cm Kantenlänge ca. DM 2.200,-. Der Wunsch nach einem losenRaster bedeutet also eine Sonderanfertigung, die im Vergleich mit einer Rasterkas-sette natürlich teuer wäre. Vergleicht man aber der Erwerb von zwei Rasterkassetten(18 x 24 cm Kantenlänge) für ca. DM 3.400,- mit den ungefähren Kosten für eineSonderanfertigung eines losen Rasters der gleichen Größe (ca. DM 2.000,-), so istes für den ökonomisch denkenden Praktiker durchaus sinnvoll, sich zu einer der-artigen Sonderanfertigung zu entschließen.

Abb. 10 Strahlbeinaufnahmenach Ox spring mit Raster. DerZentralstrahl war nicht zentriert,dadurch deutliche Abbbildungder Rasterlamellen.

Zusatzausrüstung 19

Für Röntgenuntersuchungen am Perd sollte ein Raster immer bei Strahlbeinauf-nahmen nach Oxspring eingesetzt werden. Bei Sprunggelenksaufnahmen kann eseine große Hilfe sein, ist aber nicht immer erforderlich. Schulter- und Kniegelenks-aufnahmen oder auch Aufnahen von Thorax können durch Verwendung einesRasters sehr an Bildschärfe gewinnen. Die Frage nach dem Einsatz eines Rastersist jedoch von der angewandten Technik abhängig. Da dies in den verschiedenenPraxen unterschiedlich gehandhabt wird, ist die Verwendung eines Rasters auch vonder Erfahrung des Röntgenologen abhängig.

3.5. Kassettenhalterungen

Gerade in der Pferdepraxis ist es oftmals notwendig, nicht nur aus Strahlenschutz-günden, sondern auch aus Gründen der allgemeinen Arbeitssicherheit einen bestimm-ten Abstand vom Patienten bzw. vom untersuchten Körperteil einzuhalten. Dafürgibt es nun teilweise recht aufwendige Gestelle. Nach unserer Erfahrung haben sichjedoch einfach gebogene Vierkantleichtmetallstäbe bewährt, an die ein in der Höheverstellbarer Rahmen angeschraubt werden kann, in den die Kassette eingelegt wird.(Abb. 11). Durch die Höhenverstellbarkeit des Rahmens kann man in der Regel so-wohl für die Zehengelenksaufnahmen als auch für Karpal- bzw. Tarsalgelenksaufnah-men denselben Metallstab verwenden. Für seitliche Schulter- und Kniegelenksaufnah-men sowie Thoraxaufnahmen kann ein nur gering aufwendiger Rahmen geschweißtwerden, wie er in Abb. 12 gezeigt ist. Wegen der erforderlichen hohen Strahlendosisund der daraus resultierenden Streustrahlenmenge sollte bei diesen Aufnahmen unbe-dingt mit einer Kassettenhalterung gearbeitet werden.

3.6. Filmidentifizierung

Röntgenaufnahmen sind Dokumente, man sollte sie daher genau kennzeichnen. Ausdieser Kennzeichnung muß eindeutig mindestens der Aufnahmetag und die Journal-nummer sowie die Praxis hervorgehen.

Abb. 11 Kassettenhalter für Kas-setten von 18 x 24 cm Kanten-länge. Kassettenrahmen in derHöhe verstellbar.

20 Röntgentechnik

Abb. 12 Kassettenhalter für Kas-setten von 30 x 40 cm und 40 x40 cm Kantenlänge. Die im Rah-men befestigte Platte stellt einRaster dar.

Bei Extremitätenaufnahmen sollten immer Seitenbezeichnungen und Kennzeich-nungen der Hinter- oder Vorderextremität angebracht werden. Das kann z. B. durchBefestigen von Bleibuchstaben auf der Kassette erfolgen.Für die Kennzeichnung von Filmen bieten sich zwei sehr gute Verfahren an:Film-Skribor. Erfolgt die Röntgenuntersuchung in den Praxisräumen, stellt nach un-serer Meinung die Arbeit mit dem Film-Skribor+) die sicherste und eindeutigste Me-thode dar (Abb. 13). Auf den exponierten Film wird nachträglich in der Dunkelkarrimer ein alle erforderlichen Patientendaten enthaltender Papierstreifen aufbelichtet.Zu diesem Zweck wird in den Kassetten ein durch schwarzes Band abgeklebter Be-zirk des Filmes erhalten, der bei der Exposition des Röntgenfilmes nicht belichtetwird. Dieser Bezirk steht dann der nachträglichen Skriborbelichtung zu Verfügung.

Es werden also alle für die Röntgenaufnahmen erforderlichen Pätientendaten unveränderbar und fälschungssicher auf dem Film vermerkt. Bei gerichtlichen Auseinarvdersetzungen ist das vom außerordentlicher Wichtigkeit.X-Rite- Verfahren. Wird die Aufnahme unterwegs, z. B. im Stall, angefertigt, bietetsich das X-Rite-Verfahren++ an (Abb. 14). Hierbei wird ein mit den Patientendatenschriftetes Plastikband auf einen sog. Blocker aufgezogen, der mit der Praxisangabeversehen ist. Vor dem Belichten der Aufnahme wird dieser Blocker auf der Kassette

•^Physikalisch-technische Werkstätten (PTW), Freiburg.

Zusatzausrüstung 21

Abb. 13 Filmskribor (Physika-lisch-technische Werkstätten, Frei-burg).

Abb. 14 X-Rite-Kennzeichnung(Physia, Neu-lsenburg).

befestigt. Das hat den unbestreitbaren Vorteil, daß gerade bei mehreren ambulantenRöntgenpatienten am Tag Verwechslungen so gut wie ausgeschlossen sind.

Auch bei dieser Methode sind die Patientendaten unverfälschbar sicher auf demFilm vermerkt.

Unserer Meinung nach besteht der (geringfügige) Nachteil dieser Methode gegen-über dem Skribor in der Größe des aufbelichteten Bezirks. Bei Aufnahmen, bei denendie volle Filmgröße zur Darstellung des Objektes benötigt wird (z. B. Kopf), kannes manchmal zu einer Verdeckung von Details kommen.

Natürlich können die Daten auch mit der Hand auf den Film geschrieben werden,sei es mit kräftigem Druck auf die Filmtüte bei folienlosen Filmen oder direkt vorder Entwicklung in der Dunkelkammer auf den Film selbst. Es muß jedoch immergesichert sein, daß die Notierungen nicht wieder entfernt werden können. Außerdemist die Gefahr einer Verwechslung vom Filmen in der Dunkelkammer hoch.

Wir möchten daher von dieser Art der Kennzeichnung von Röntgenfilmen abra-ten und die beiden weiter vorn genannten Methoden empfehlen.

22 Röntgentechnik

3. 7. Weiteres Zubehör

Als ein weiteres Zubhör sei der Block erwähnt, der bei Strahlbeinaufnahmen nachOxspring verwendet wird. Allgemein hat sich im deutschsprachigen Raum diese Auf-nahmetechnik zur Darstellung der Strahlbeine durchgesetzt. Der in Abb. 15 gezeigteBlock ist relativ einfach aus Holz oder Kunststoff herzustellen. Die Auflagefläche fürdie Hufsohle soll dabei derart geneigt sein, daß sich das Strahlbein in der dorso-pal-maren Projektion hinter dem Kronbeinschatten darstellt. Ein Winkel von 55° hatsich als Neigungswinkel für die Auflagefläche der Sohle bewährt.

Weiterhin ist ein einfacher Holzblock für die Anfertigung von seitlichen Zehenge-lenksaufnahmen sowohl der Vorder- als auch der Hintergliedmaße sehr nützlich. DerHuf kann auf diesen Block gestellt werden, so daß auch mit Geräten, bei denen dieRöhre nicht tief genug auf den Boden abgesenkt werden kann, befriedigende Auf-nahmen der Zehenspitze angefertigt werden können.

Abb. 15 Block für Strahlbein-aufnahmen nach Oxspring.

4. Technik der Röntgenaufnahmen

4.1. Aufnahmebegriffe

Kilovolt (kV), milliAmpere (mA) und das Milliamperesekundenprodukt (mAs) sindEinheiten, mit denen die erforderlichen Belichtungsdaten charakterisiert werden.

In der Röntgenologie ist ganz allgemein immer von „Belichtungswerten" die Re-de. Diese Bezeichnung soll auch verständnishalber im weiteren verwendet werden.

Die Belichtungswerte setzen sich aus folgenden Einzelwerten zusammen:1. Der Angabe der angelegten Spannung zwischen Kathode und Anode in Kilovolt

(kv).2. Der Angabe des Röhrenstroms zum Aufheizen des Kathodenglühdrahtes in milli-

Ampere (mA) und3. der Angabe der Zeit, in der Röntgenstrahlen erzeugt werden (sec).

Technik der Röntgenaufnahmen 23

Die eigentliche Menge an Röntgenstrahlen ergibt sich aus dem Röhrenstrom (mA)und der Zeit (sec), in der der Röhrenstrom fließt. Meßtechnischer Ausdruck dafürist das Milliamperesekundenprodukt (mAs).

Wegen der großen Einflußnahme eines jeden dieser Einzelwerte auf die Qualitätder Aufnahme empfiehlt es sich, in der Praxis eine Belichtungstabelle zu benutzen.Dabei sollte man jedoch keine allgemeingültige Tabelle verwenden - die es z. B. inder humanmedizinischen Röntgenologie gibt -, da die darin enthaltenen Werte nurRichtwerte sein können. An jedem Arbeitsplatz haftet der Röhrenspannung — unab-hängig vom jeweiligen Ortsnetz — dlne gewisse Ungenauigkeit an, mit dem Alter derRöhre verringert sich auch die Strahlenausbeute eines Gerätes. Außerdem sind dasverwendete Filmmaterial sowie Verstärkerfolien maßgeblich für die Wahl der Belich-tungswerte. So wird jeder, der mit einem ihm zunächst unbekannten Röntgengerätarbeiten will, sich selbst eine Belichtungstabelle zusammenstellen müssen, die die andem spezifischen Arbeitsplatz gesammelten Erfahrungswerte zusammenfaßt. In derRöntgendiagnostik wird man normalerweise in einem Spannungsbereich arbeiten,der zwischen 40 kV und 100 kV liegt. Besonders der Kontrast einer Aufnahme kanndurch die richtige Wahl der Kilovoltwerte entsprechend der Dicke und Dichte einesObjektes beeinflußt werden. Bei steigender Röhrenspannung werden Röntgenstrahlendurchdringungsfähiger. Aus dieser Erkenntnis leitet sich auch die in der Praxis häufigangewendete Faustregel ab, nach der man bei Erhöhung der Spannung um 10 kVdie mAs-Zahl um etwa die Hälfte kürzen kann.

Um die notwendige Schwärzung des Filmes zu erreichen, muß man das mAs-Pro-dukt so wählen, daß die erforderliche Dosis runter dem Objekt erzielt wird. Dabeiwird man bei den leistungsschwächeren Geräten gezwungen sein, kleine mA-Mengendurch eine relativ lange Zeit auszugleichen. Hierzu ein Beispiel: um ein Produkt von20 mAs zu erreichen, müßten bei 50 mA 0,4 sec belichtet werden. Bei einem lei-stungsstärkeren Gerät könnte sich dagegen das Produkt von 20 mAs aus 400 mAbei 0,05 sec zusammensetzen.

4.2. Bildschärfe und Kontrast

Grundsätzlich bedeuten Bildschärfe- und Kontrast objektive, physikalisch meßbareGrößen. Die Auswertung des Röntgenbildes erfolgt aber zumindest in der Veterinär-medizin ausschließlich durch das menschliche Auge. Es müssen also bei der Bewer-tung des Bildes noch Übertragungseigenschaften des Auges berücksichtigt werden, diezu einem ganz erheblichen Teil von den Betrachtungsbedingungen abhängen. Damitwandeln sich physikalische Größen zu subjektiven Begriffen, die ganz entscheidenddurch die Übung des Betrachters geprägt sind.

Bei der photographischen Aufzeichnung eines Röntgenbildes bezeichnet man alsKontrast die Schwärzungsdifferenz zwischen zwei Bildpunkten Sj und 82 (Abb. 10).Dabei ist der Kontrast abhängig von der Dicke und Dichte des Objektes (= Anteilan Streustrahlung, die ja auch zur Filmschwärzung beiträgt), den Belichtungswerten(hier besonders von den kV), den verwendeten Verstärkerfolien sowie den Filmen.Bei einer Fesselbeinaufnahme vom Pferd z. B. ist der Kontrast am Übergang von derKompakta zum total geschwärzten Film am höchsten (der Weichteilschatten kannhier vernachlässigt werden) und wird im Bereich der Gelenke oder der Spongiosa

Abb. 16 Schematische Darstellungdes Röntgenbildkontrastes.KI sehr hoher Kontrast, Schwarz-Weiß-Punkte liegen direkt neben-einander. K2 sehr wenig Kontrast,anstatt Schwarz- und Weiß-Tönenexistieren zahlreiche Grautöne.8182 Schwärzung auf dem Rönt-genfilm.

immer geringer, da das Auge hier Schwärzungsunterschiede zwischen zwei Punktennicht mehr so eindeutig erkennen kann.

Aufnahmen, die einen hohen Anteil an Grautönen aufweisen, zeigen einen gerin-gen Kontrast. Das ist besonders auffällig bei den Aufnahmen, wo der Anteil desFilmes, der nicht durch das Objekt selbst eingenommen wird, nicht total geschwärztist, sondern grau erscheint.

Das Röntgenbild sollte daher einen großen Bereich an Schwarz-Weiß-Grau-Tönenaufweisen, um für das Auge eine gute Detailerkennbarkeit zu ermöglichen.

Als Bildschärfe werden physikalisch mehr oder weniger steile Übergänge im Schwäzungs- oder Leuchtdichteverlauf zwischen einzelnen Details bezeichnet. Bildschärfeist ein Begriff, der von der reinen Betrachtung eines Bildes nicht eindeutig definiertwerden kann. Die Objektdetails werden bei jeder Bilderzeugung aufgrund der Unge-nauigkeiten, die den Übertragungssystemen anhaften, mehr oder weniger scharf dargestellt. So ist die Bildschärfe durch verschiedene Faktoren beeinflußt, von denen diewichtigsten im Folgenden genannt werden sollen.

1) Absorptions- oder auch anatomische bzw. morphologische Unscharfe. Röntgenstralen werden besonders an den Objektgrenzen- oder Kanten unterschiedlich stark geschwächt, so daß die Übergänge zwischen den einzelnen Grenzen ebenfalls unter-schiedlich scharf sind.

2) Geometrische Unscharfe. Die schärfste Abbildung eines Gegenstandes erhält man,wenn die jeweilige Strahlenquelle — sei es nun sichtbares Licht oder Röntgenstrahlen - punktförmig ist. Da dies aus technischen Gründen für eine Röntgenröhrenicht durchführbar ist, ist man den Kompromiß eines strichförmigen Fokus oderBrennflecks eingegangen. Daraus resultieren natürlich geometrische Unscharfen,die jedoch in ihrer Auswirkung für die diagnostische Auswertung einer Aufnahmekaum zu einer beträchtlichen Behinderung führen. Schwerwiegender sind hierschon die Unscharfen, die aus einem zu großen Film-Objekt-Abstand resultieren.Je weiter der Film vom Objekt entfernt im Augenblick der Exposition gehaltenwird, desto unschärfer werden sich die Konturen des dargestellten Organs zeigen.Die Kassette soll deshalb immer direkt an den zu untersuchenden Körperteil gehalten werden.

3) Bewegungsunschärfe. Dieser Faktor hat in der Vererinärmedizin sicherlich diegrößte Bedeutung. Schon die im Augenblick des „Schusses" erfolgte vermehrteBelastung einer Gliedmaße, z. B. bei einer Fesselgelenksaufnahme, kann zu einersichtbaren Unscharfe des Röntgenbildes führen. Hat man an seinem Gerät die

Technik der Röntgenaufnahmen 25

Möglichkeit der Wahl zwischen zwei Brennflecken verschiedener Größe, kann maneinen Kompromiß schließen. Man wählt den größeren Brennfleck, der zwar miteiner relativ großen geometrischen Unscharfe behaftet ist, kann aber durch diegrößere Strahlenausbeute eine kürzere Belichtungszeit einstellen. Dies empfiehltsich hauptsächlich bei dickeren und dichteren Objekten (z. B. Kniegelenks- oderSchultergelenksaufnahmen am Pferd), bei denen man dann die ohnehin längerenBelichtungszeiten in einem vertretbaren Maß halten kann.

4) Streustrahlenunschärfe. Wie schon ^rwähnt, trägt neben der Nutzstrahlung auchdie im Objekt entstehende Streustrahlung zur Schwärzung des Filmes bei. Gleich-zeitig wird dadurch jedoch sowohl der Kontrast als auch die Bildschärfe einerAufnahme beeinträchtigt.

5) Folien und Filmschärfen. Abhängig von der Korngröße der Emulsion des Filmessowie der der Leuchtschicht der Folien wird eine mehr oder weniger starke Un-scharfe hervorgerufen. Für die Folien kann als Faustregel gelten, daß Verstärkungs-faktor und Zeichenschärfe voneinander abhängig sind, d. h. bei höherem Verstär-kungsfaktor ist die Zeichenschärfe geringer, ein geringerer Verstärkungsfaktor be-dingt dagegen eine höhere Zeichenschärfe (s. a. Nr. I. 3. 2.: Folien).

4.3. Dunkelkammer

Lagerung der Filme. Filme sollen kühl, trocken und absolut lichtsicher gelagert wer-den (s. a. Nr. I. 3. 3.: Filme). Hat man eine genügend große Dunkelkammer, bei derder Naß- und Trockenarbeitsplatz eindeutig voneinander getrennt sind, ist es vomArbeitsablauf her sinnvoll, die Filme in der Dunkelkammer aufzubewahren. Hierkönnen auch die Kassetten geladen werden. Auch wenn die Filme vorschriftsmäßiggelagert werden, d. h. bei einer Raumtemperatur von 18 - 20° C und einer Luft-feuchtigkeit von 50 - 60%, haben sie nur eine begrenzte Haltbarkeit. Die Filme soll-ten stets stehend aufbewahrt werden, um Druckeinwirkungen durch Aufeinander-stapeln zu vermeiden. Dadurch könnten irritierende Schatten hervorgerufen werden.

Dunkelkammer. Die Arbeit in der Dunkelkammer ist neben der aufnahmetech-nischen Herstellung eines Röntgenbildes der zweite sehr wichtige Schritt bei der Er-stellung einer Röntgenaufnahme. Die beste Aufnahmetechnik nützt nichts, wenn inder Dunkelkammer nicht sorgfältig gearbeitet wird.

Die Dunkelkammer muß — abgesehen von der speziellen Beleuchtung — absolutlichtdicht sein.

Eine Dunkelkammer ist zweckmäßigerweise in einen Naß- und einen Trockenar-beitsplatz eingeteilt. Die Wände hinter und an den Seiten des Naßarbeitsplatzes soll-ten möglichst gekachelt, aber mindestens mit einem wasserfesten Ölanstrich versehensein, um eine problemlose Reinigung von Chemikalienspritzern vornehmen zu können.Aus dem gleichen Grunde muß darauf geachtet werden, daß in dem Raum ein Bo-denabfluß vorhanden ist.

Die Entwicklungseinheit selbst besteht aus je einem Becken für die Entwicklung,Zwischenwässerung, Fixierung und Endwässerung. Ein zusätzliches Becken für einNetzmittel ist sehr zu empfehlen. Diese 4 bzw. 5 Tanks stehen in einer Art Wanne,die zumindest im Bereich des Entwicklungstanks mit temperiertem Wasser gefülltsein soll, um eine konstante Entwicklungstemperatur (ca. 20° C) zu gewährleisten.

26 Röntgentechnik

Diese Regulierung der Temperatur erfolgt über einen Thermostaten und sollte regel-mäßig mit einem Schwimmthermometer überprüft werden.

Günstiger als einzeln in der Wanne aufgestellte Tanks sind natürlich sog. Entwick-lungseinheiten, bei denen die Behälter fest miteinander verbunden sind. Leider wirddie Herstellung dieser Einheiten aber in zunehmendem Maße von der Industrie zu-gunsten der Entwicklungsmaschinen vernachlässigt, so daß es heute schon schwersein kann, eine derartige Einheit in der gewünschten Größenordnung zu erwerben.

Das Wasser in dem Becken für die Schlußwässerung sollte möglichst ständig zir-kulieren. Abgestandenes und erwärmtes Wasser fuhrt zu einem „Blühen" der Bak-terienflora, die im schlimmsten Fall (z. B. Hängenlassen einer Aufnahme über dasWochenende im stehenden Wasser) die gesamte Filmemulsion „auffrißt" und nurnoch den glasklaren Film übrigläßt, (s. a. Kapitel Fehlinterpretation).

Über dem Becken für die Endwässerung kann ein Betrachtungskasten für eineerste Beurteilung der Aufnahme angebracht werden.

Es empfiehlt sich sehr, die Aufnahmen nach der Schlußwässerung in ein Netzbadzu tauchen. Durch Herabsetzen der Oberflächenspannung des Wassers wird ein gleich-jmäßiges Ablaufen auf der Filmoberfläche gewährleistet und so der Tropfen- undSchlierenbildung auf der trockenen Filmoberfläche vorgebeugt. Bei hohem Arbeits-anfall kann die Trocknung der Aufnahmen in einem Trockenschrank erfolgen. Sonsthängt man die noch in den Rahmen befindlichen Aufnahmen in einen Metallständerund läßt sie an der Luft trocknen. Dabei sollte bedacht werden, daß sich unter denFilmrahmenclips das Wasser immer besonders lange hält.

Am Trockenarbeitsplatz werden die Kassetten ent- und geladen. Hier erfolgt auchdie Beschriftung des Filmes, bevor er entwickelt wird. Über der Arbeitsfläche sinddie Filmrahmen aufgehängt, so daß die Filme direkt aus der Kassette in die Rahmeneingeklemmt werden können. Da hier ein Großteil der manuellen Arbeiten in derDunkelkammer erfolgt, sollte über dem Trockenarbeitsplatz die Dunkelkammerbe-leuchtung angebracht werden.

Bei der Lampenauswahl muß man sich allerdings nach der Lichtempfindlichkeitder Röntgenfilme richten. Bei blauempfindlichen Filmen wird eine Quecksilberdampf]lampe verwendet, die im gelben Lichtspektrum emittiert, die Blauanteile sind durcheine Filterkombination vollständig ausgefiltert. Für grünsensibilisierte Röntgenfilmeempfehlen sich Neonhochdrucklampen, bei denen die grünen Spektrallinien ausgefil-tert sind und die Rotlichtlinien emittiert werden.

Für die Fälle, in denen bei Handentwicklung eine Kontrolle der Aufnahme wäh-rend des Entwicklungsganges notwendig ist, kann über dem Entwicklerbecken eineRotlichtbirne angebracht werden. Hierbei muß es sich allerdings um eine spezielleBirne für orthochromatisches Material handeln, es darf keine Photorotlichtbirne ein-gesetzt werden.

4.4. Archivierung

Die Archivierung der Röntgenaufnahmen erfolgt in Papiertüten. Diese weisen entwe-der außen einen Aufdruck zur Beschriftung mit den Patientendaten auf oder es sindblanke Tüten, die nachträglich mit den zur Beschriftung der Röntgenaufnahmen durc^den Skribor verwendeten Papierstreifen beklebt werden können. Letzteres Verfahrenist billiger und erfüllt seinen Zweck genauso gut.

Eigentumsrechte 27

Zur Archivierung sollten nur absolut trockene Aufnahmen verwendet werden, umein Zusammenkleben der Röntgenfilme und unter Umständen der Taschen zu ver-meiden.

Abhängig von der Frequenz der Aufnahmen bedeutet die eigene Archivierung u. U.viel Platz für das Aufstellen der Archivschränke. Besonders wenn man bedenkt,daß Röntgenaufnahmen als Aufzeichnungen im Sinne der Röntgenverordnung in derHumanmedizin 30 Jahre, angelehnt daran in der Veterinärmedizin sicher 10 Jahreaufbewahrt werden müssen.

Andererseits hat die Archivierung der selbst angefertigten Röntgenaufnahmenauch unbestreitbare Vorteile. Man sollte bei den Überlegungen zu dieser Frage nichtnur von der Problematik der Streitfälle ausgehen, wo es zu gerichtlichen Auseinan-dersetzungen kommt. Auch in der Pferdepraxis betreut man einen Patienten oftüber Jahre hinweg. Dann kann es von großem Vorteil sein, „chronologische" Rönt-genaufnahmen miteinander zu vergleichen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß von derkurzen Notiz oder Beschreibung einer Organveränderung auf der Patientenkarteikar-te oft nicht auf das tatsächliche Röntgenbild geschlossen werden kann. Was bedeutetder Vermerk: „Fesselgelenksarthrose"? Wieviel verschiedene Bilder einer Arthrosegibt es! Und welches Bild war nun für den Patienten zutreffend? ! Ganz abgesehendavon, daß es ja nicht nur die Streitfälle gibt, bei denen sich Tierbesitzer und Tier-arzt gegenüberstehen. Wie oft werden tierärztliche Gutachten gegeneinander gestellt!

Wir empfehlen daher jedem Kollegen - trotz eventueller Belastung der räumli-chen Gegebenheiten - die eigene Archivierung der Röntgenaufnahmen.

5. Eigentumsrechte

Immer wieder wird man von Tierbesitzern gefragt, ob sie die Aufnahmen mit nachHause nehmen können. Manche sind dann verärgert, wenn sie hören, daß die Auf-nahmen beim Tierarzt archiviert werden, und manchmal kann es über diese Fragesogar zu einem Streit kommen.

Wegen des einerseits großen Interesses an diesem Fragenkomplex und anderer-seits auch der großen Unsicherheit bei diesen immer wieder auftretenden Problemensind Literaturhinweise gesondert am Ende dieses Abschnittes gegeben.

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Stellungsnahmen zu diesem Problem,so hat sich z. B. das Bundesgesundheitsamt durch Prof. Dr. F. E. Stieve folgender-maßen geäußert:

„Die Richtlinien über die Aufzeichnungen nach § 29 der Verordnung über denSchutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (RöVO) vom 1. 3. 73 entsprechen demgeltenden Recht und stimmen insbesondere mit dem BGB und mit dem Urheber-recht überein: Röntgenaufnahmen sind Eigentum des Herstellers. Die Röntgenauf-nahmen sind archiviert. Ausgabe erfolgt nur leihweise zur Einsicht gegen umgehendeRückgabe. Verwendung der Aufnahmen und Befundberichte für Gutachten und zurVeröffentlichung sowie zur Herstellung von Kopien der Röntgenaufnahme sind nurmit vorheriger Erlaubnis des Herstellers gestattet."

Die Röntgenverordnung vom 1. 3. 73 gilt bekanntermaßen für den Umgang mitRöntgenstrahlen, und zwar für jeglichen Umgang, d. h. für technischen als auch fürmedizinischen oder anderweitigen Umgang. Wenige Paragraphen (§§ 20 - 29) be-schäftigen sich mit der Anwendung von Röntgenstrahlen speziell am Menschen, ein

28 Röntgentechnik

Paragraph betrifft ausschließlich den veterinärmedizinischen Bereich (§ 30). Es gibtunsererseits keinen Zweifel daran, daß die Verordnung sinngemäß für die Anwendungvon Röntgenstrahlen am Tier zutrifft. Daher greift in dem hier interessierenden Fra-genkomplex auch der § 29 (Aufzeichnungspflicht).

In höchstrichterlichen Entscheidungen, die aufgrund entsprechender Streitfällegefällt wurden, hat die Rechtsprechung einen Anspruch des Patientenbesitzers aufHerausgabe der Röntgenbilder meist verneint (Urteil des OLG Stuttgart vom 21. 10.1958 - 6 U 35/57 - in NJW 1958/2118, Urteil des OLG Stuttgart vom 4. 2. 1958in NJW 1958/2118; Urteil des Bundesgerichtshofes vom 6. 11. 1962 - 6 ZR 29/62 -in Lindenmaier-Möhring Nr. 19 zu § 611 BGB; OVG Celle, AG Verden vom 29. 6.1979 - 2 C 189/79 -, zitiert nach Pribilla, 1979).

So kann auch „eine Vorlage der Röntgenbilder nicht auf Grund des § 810 BGBgefordert werden, demzufolge derjenige, der ein rechtliches Interesse daran hat, einein fremdem Besitz befindliche Urkunde einzusehen, von dem Besitzer die Gestattungder Einsicht verlangen kann, wenn die Urkunde in seinem Interesse errichtet ist. DieRechtsprechung sieht in Röntgenbildern keine Urkunde im Sinn des § 810 BGB, daals solche nur Verkörperungen eines Gedankeninhaltes anzusehen sind, die rechtsge-schäftlichen Charakter haben". (Heinecke, 1976).

Sicherlich hat sich die Rechtsprechung bisher „nur" mit Fällen aus der Human-medizin befaßt, „es bestehen aber keine Bedenken, die Ergebnisse, die die Recht-sprechung in Bezug auf die Humanmedizin gefunden hat, auf die Veterinärmedizinunverändert anzuwenden". (Heinecke, 1976).

Um aber gerade gegenüber den Tierbesitzern alle Unsicherheiten zu dieser Frageauszuräumen, sollte man nach dem Prinzip der Vertragsfreiheit in die Behandlungs-bögen oder in die allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Klinikaufnahmebescheini-gungen einen Passus aufnehmen, in dem ganz klar gesagt wird: „Die in meiner Pra-xis bzw. in der Klinik angefertigten Röntgenaufnahmen sind Eigentum des Tierarztesbzw. der Klinik".

Wenn man auch nach der z. Zt. gültigen allgemeinen Rechtsprechung die Röntgen-aufnahmen nicht aus der Hand zu geben braucht, ist der Tierbesitzer doch nichtganz rechtlos. Weigert sich nämlich ein Tierarzt, in einem Zivilprozeß die Röntgen-aufnahmen als Beweismittel vorzulegen, so kann diese Weigerung zur Folge haben,daß der vom Tierbesitzer vorgetragenen Sachverhalt in Anwendung der §§ 427, 444Zivilprozeßordnung als bewiesen angenommen wird. Einem Tierarzt werden alsoaus der Weigerung, die Aufnahmen herauszugeben, in einem Zivilprozeß Nachteileerwachsen.

Unbenommen von diesen ganzen Überlegungen ist natürlich die Tatsache, daßdie Röntgenaufnahmen selbstverständlich einem anderen Kollegen, der mit der wei-teren Untersuchung bzw. Behandlung des Tieres beauftragt wurde, zur Einsicht aus-gehändigt werden müssen (RöVO § 29,5).

Literatur zu Kapitel 5.: Eigentumsfragen

Bichof, W.: (1982) Persönliche Mitteilung zur Kommentierung der RöntgenverordnungFellmer, E.: (1980) Leserbriefbeantwortung „Wem gehören die Röntgenaufnahmen? " St. Georg

l, 13.

Strahlenschutz 29

Heinecke, D.: (1976) Ist der Tierarzt zur Herausgabe von Röntgenaufnahmen an den Tierbesit-zer verpflichtet? Der prakt. Tierarzt 8, 510.

Heinecke, D.: (1976) Nochmals: Zur Pflicht des Tierarztes zur Herausgabe von Röntgenaufnah-men. Der prakt. Tierarzt 10, 710.

Pribilla, O.: (1979) Haftungsprobleme in der ärztlichen Praxis. Tierärztl. Prax. 7, 131-140.(1977) Urheberrecht an Röntgenaufnahmen - aus einer Stellungnahme des Bundesgesundheits-

amtes —. DRG Information 1.

6. Strahlenschutz

Mit einem Medium umzugehen, daß man nicht hört, sieht oder fühlt, erfordert stän-dige Aufmerksamkeit und Vorsicht. Röntgenstrahlen sind für menschliche Sinnenicht wahrnehmbar, die Kenntnis von der Wirkung der Strahlung im lebenden Ge-webe ist daher Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Arbeit in der Röntgen-diagnostik. So sollen im Folgenden die wichtigsten Eigenschaften und Wirkungender Röntgenstrahlen in einem Umfang angesprochen werden, wie er uns für die The-matik dieses Buches notwendig erscheint.

6.1. Eigenschaften und Wirkungen von Röntgenstrahlen

Röntgenstrahlen sind elektromagnetische Wellenstrahlen und breiten sich im leerenRaum gradlinig und mit Lichtgeschwindigkeit aus. Sie werden in verschiedenen Ma-terialien unterschiedlich stark geschwächt bzw. absorbiert. Dies ist eine Grundvor-aussetzung für die Entstehung eines Röntgenbildes. Daß sie dabei auch verschie-den stark gestreut werden, ist in der Diagnostik ein Nachteil, der durch den Ein-satz von Rastern bzw. durch genaues Einblenden des Nutzstrahlenbündels so kleinwie möglich gehalten werden soll.

Röntgenstrahlen unterliegen dem Abstandsquadratgesetz, auf das im Kapitel„praktischer Strahlenschutz" näher eingegangen wird.

Neben diesen physikalischen Eigenschaften sind die biologischen Wirkungen vonbesonderem Interesse.

Verantwortlich für somatische und genetische Schäden ist das Maß an absorbier-ter Energie in der betroffenen Zelle. Sicherlich sind uns noch viele Zellwirkungenunbekannt, es gibt jedoch eine Reihe von gesicherten Wirkungen der Röntgenstrah-len auf die Zelle. Kurz erwähnt seien hier nur Veränderungen des Gewebs- undZellwassers, enzymatische Störungen bis hin zur völligen Ausschaltung eines Enzyms(wichtig: behinderte DNS-Synthese sowie Veränderungen an den Chromosomen(Mutationen).

Die einzelnen Gewebsarten sind unterschiedlich stark gegenüber Röntgenstrahlenempfindlich. Die sog. Mausergewebe (Gonaden, Dünndarmepithelien, hämatopoeti-sches System, Wachstumsgewebe (darunter besonders der Metaphysenbereich desjungen Knochens)) weisen dabei die höchste Empfindlichkeit auf, aber auch dieHaut (Stratum germinativum) und die Linse des Auges (Strahlenkatarakt, Durch-leuchtung!) gehören in die Reihe der empfindlichen Organe. Andere Organe wieder,wie z. B. das adulte Zentralnervensystem oder der erwachsene Knochen (hier jedochdie Nachbarschaft des Knochenmarks beachten!) sind relativ strahlenresistent.

30 Röntgentechnik

Die wichtigsten Eigenschaften und Wirkungen der Röntgenstrahlen für den dia-gnostischen Bereich sind in Tabelle 2) zusammengestellt:

Tabelle 2: Eigenschaften und Wirkungen von Röntgenstrahlen

Eigenschaften

— elektromagnetische Wellenstrahlung- gradlinige Ausbreitung mit Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum- unterliegen Abstandsquadratgesetz

— unsichtbar, geruchlos, geschmacklos— Wechselwirkung mit Materie (Schwächung, Absorption)

Wirkungen Anwendung bzw. Auswirkung

Ionisation von Gasen DosimetrieLumineszenserregung Verstärkerfolien, LeuchtschirmeBiologische Prozesse Strahlenschäden, TherapiePhotographische Prozesse Filmschwärzung (Röntgenaufnah-

men, Filmdosimeter)

6.2. Praktischer Strahlenschutz

Einen Grundsatz sollte man sich immer vor Augen halten:Es gibt keinen Schwellenwert für die biologische Schädigung durch Röntgenstrah-

lung!Andererseits ist es so, daß gesundes Gewebe eine relativ hohe Regenerationsfähig-

keit hat. Außerdem ist gerade in der Röntgendiagnostik, bei Einhaltung der Strah-lenschutzbestimmungen, die Strahlenbelastung für den Organismus kein unzumutba-res Risiko.

Um diese Strahlung zu diagnostischen und auch therapeutischen Zwecken einset-zen zu können, muß man sich auf für den menschlichen Organismus tolerierbare Be-lastungen einigen. Derartige Überlegungen und Abschätzungen werden von der Inter-nationalen Kommission für Strahlenschutz (International Commission on Radiologi-cal Protection, ICRP) angestellt:

„Jegliche Strahlenexposition trägt vermutlich das Risiko schädlicher Folgen insich. Wenn man auf eine Tätigkeit, die mit einer Strahlenexposition verbunden ist,nicht verzichten will, muß man das Strahlenrisiko kennen und die Strahlendosis aufeinen Wert begrenzen, bei dem das angenommene Risiko für den einzelnen und dieAllgemeinheit im Hinblick auf den Nutzen, der aus dieser Tätigkeit erzielt wird, alszumutbar anzusehen ist. Diese Dosis kann als „akzeptierbare Dosis" bezeichnet wer-den, was das gleiche bedeutet wie der Begriff „zugelassene Dosis" (ICRP, 1965)".

Ihre Empfehlungen schlagen sich u. a. in der Röntgenverordnung nieder, in derz. B. verfügt ist, das schwangere Frauen (embryonales Gewebe) oder auch Jugendli-che unter 18 Jahren (wachsendes Gewebe) keinerlei Strahlenbelastung ausgesetztwerden dürfen, d. h. daß diese Personen sich nicht im Kontrollbereich aufhalten dür-fen. (Dies betrifft natürlich nicht die medizinische Indikation). Eine Ausnahme hatman in der Weise zugelassen, daß Jugendliche unter 18 Jahren zu Ausbildungszwek-ken (aber nur zu diesen, keineswegs zur Routineröntgendiagnostik) im Röntgenbe-trieb tätig werden dürfen.

Strahlenschutz 31

Diese Regelung ist also z. B. auf Lehrlinge anzuwenden, die den Beruf des Tier-arzthelfers erlernen möchten.

Auch in einer Praxis, in der die Strahlenschutzbestimmungen peinlich genau ein-gehalten werden, kann man nicht davon ausgehen, daß die beruflich strahlenexpo-nierte Person (in diesem Fall also der Tierarzt bzw. auch sein Helfer) keinerlei Strah-lenbelastung erfährt. Eine Nullbelastung bei der Arbeit mit Röntgenstrahlen ist nichtmöglich!

Um die in der Röntgendiagnostik tätigen Personen weitgehend zu schützen, hatder Gesetzgeber den Begriff der höjhszulässigen Dosis eingeführt (RöVO § 32 - 36).Sie beträgt bei beruflich strahlenexponierten Personen 5 rem (roentgen equivalentman) als Ganzkörperdosis im Jahr und 60 rem als Teilkörperdosis. Als Teilkörpergelten die Füße, Knöchel, Hände und Unterarme. Die Einheit „rem" wird ab 1985auf Vorschlag der ICRU (International Commission on Radiological Units) in Sv(Sievers = Joule/kg) geändert werden. Diese Maßnahme ist im Rahmen der interna-tionalen Vereinheitlichung aller Maße zu sehen (System international).

Die Dosierungskontrolle über die Strahlenbelastung ist durch zwei voneinanderunabhängige Meßmethoden vorzunehmen (§40 RöVO):

1. Meßfilm (Filmdosimetrie)Die Filmplakette ist unter der Schürze am Körperrumpf zu tragen. Der Film liegtzwischen unterschiedlich dicken Kupfer- und Bleifiltern. Je nach Bestrahlungshärte,-häufigkeit und.-richtung wird anhand der Schwärzung des Filmes durch eine un-abhängige Auswertungsstelle die Belastung festgestellt, die im Normalfall kleiner als20 mrem (Nachweisgrenze) sein sollte. Die Auswertung erfolgt einmal monatlich. DieAuswertungsstelle wird in jedem Bundesland behördlich festgelegt.

2. Kondensatorkammer (Stabdosimetrie)Hierbei wird ein Meßgerät verwendet, bei dem die Dosis sofort nach der Belastungabgelesen werden kann. Die entsprechenden Dosen, die im Verlaufe eines Tages auf-treten, sind täglich aufzuzeichnen und diese Protokolle 30 Jahre aufzubewahren. Siesind auf Aufforderung der Behörde zur Einsicht vorzulegen. Auch dieses Dosimetermuß am Rumpf unter der Bleischürze getragen werden.

Beide Dosimeter sind in Abb. 17 dargestellt.Selbstverständlich kann die Behörde zusätzliche Auflagen erteilen aber auch Aus-

nahmen genehmigen.Als Auflage kann z. B. das Tragen eines Fingerringdosimeters (Abb. 17) angeord-

net werden. Jeder im Röntgenbetrieb tätige Tierarzt sollte jedoch überlegen, ob ernicht in jedem Fall einen derartigen Fingerring tragen will. Sowohl in der Kleintier-praxis als auch in der Großtierpraxis ist man mit den Händen ständig am Patienten.Bleihandschuhe werden meist zuwenig getragen. Mit dem Tragen eines Fingerringdo-simeters hat man jedoch eine ständige Kontrolle über die Strahlenbelastung, der dieHände ausgesetzt sind. Diese Fingerringdosimeter werden ebenfalls durch eine unab-hängige Meßstelle ausgewertet.

Sowohl der Fingerring als auch die Filmplakette müssen vom Tierarzt gekauftwerden. Die monatliche Auswertung beider Meßmethoden erfordert die Entrichtungeiner Gebühr. Die Kosten sind jedoch eine relativ geringe Aufwendung im Vergleichzu der Sicherheit, die man durch diese Kontrollen für die eigene Gesundheit und diedes Personals gewinnt.

32 Röntgentechnik

Abb. 17 PersonendosimeterStabdosimeter. Filmdosimeter (Plakette geschlossen und aufgeklappt, dadurch sind die ein-zelnen Filter sichtbar. Dazwischen ein Meßfilm) Fingerringdosimeter.

Als Ausnahme kann die Behörde z. B. dem Antrag auf Befreiung von der zwei-fachen Dosismessung zustimmen. Sicherlich ist es nicht sinnvoll, einen Antrag aufBefreiung von der Filmdosimetrie zu stellen. Diese Meßmethode ist genauer als diemit dem Stabdosimeter, außerdem wird die Auswertung durch eine unabhängige Stel-le vorgenommen und nicht durch die eigene subjektive Beurteilung beeinflußt. EinAntrag auf Befreiung von der täglichen Personendosismessung mit dem Stabdosime-ter ist durchaus vertretbar, da bei Einhaltung der Strahlenschutzbestimmungen überJahre hinweg täglich eine Nulldosis eingetragen werden wird.

Über die Schutzkleidung ist in der Röntgenverordnung § 19 ausgesagt, daß allePersonen im Kontrollbereich eine ausreichende Schutzkleidung gegen Röntgenstrah-len zu tragen haben. Darunter ist das Tragen einer Bleischürze sowie u. U. von Blei-handschuhe zu verstehen. Wenn auch in der Verordnung über den Bleigleichwert derSchutzkleidung keine genauen Angaben gemacht werden, so hat es sich doch allge-mein als ausreichend erwiesen, bei Spannungen bis 100 kV Schürzen und Handschu-he mit einem Bleigleichwert von 0,25 mm Pb zu verwenden. Gehen die Spannungenüber 100 kV hinaus, z. B. bei Beckenaufnahmen, sollten Schürzen mit einem Blei-gleichwert von 0,5 mm Pb getragen werden.

Sehr wichtig ist im täglichen Strahlenschutz die Kenntnis vom Abstandsquadrat-gesetz. Da die Röntgenstrahlen den Brennfleck divergierend verlassen, nimmt ihreIntensität mit zunehmender Entfernung von der Strahlenquelle ab. So beträgt dieStrahlenintensität (Energieflußdichte) in der doppelten Entfernung vom BrennfleckF nur noch 1/4 der in einfacher Entfernung vorhandenen Intensität. Bildhaft darge-

Abb. 18 Schematische Darstellungdes Abstandsquadratgesetzes. Bei Ver-doppelung des Abstandes liegt nurnoch 1/4 der Strahlendosis bei glei-cher Feldgröße vor, bei Verdrei-fachung des Abstandes nur noch1/9 der Strahlendosis.

stellt ist diese Gesetzmäßigkeit in Abb. 18. Wenn diese Überlegungen für das Nutz-strahlenbündel gelten, so gelten sie natürlich auch für die im Objekt erzeugte Streu-strahlung.

Es soll an dieser Stelle ausdrücklich betont werden, daß alle hier genannten Strah-lenschutzmaßnahmen dem Schütze vor der Streustrahlung gelten. Das Nutzstrahlen-bündel sollte stets nur auf das zu untersuchende Objekt, nie auf den Untersucheroder Teile von ihm gerichtet sein. Durch die genaue Einblendung des Nutzstrahlen-bündels auf die zu untersuchende Körperregion des Patienten wird der überflüssigenEntstehung von Streustrahlung vorgebeugt und damit der Strahlenschutz erhöht.

Berücksichtigt man diese Gesichtspunkte, so wird ersichtlich, wie hoch die Schutz-wirkung eines genügenden Abstandes vom Patienten z. B. beim Halten der Kassetteist. In diesem Zusammenhang wird auch der Sinn von Kassettenhaltevorrichtungenals „verlängerte Arme" ersichtlich (s. a. Nr. 1.3. Zusatzausrüstung).

Wird Personal zu den Röntgenuntersuchungen herangezogen, ist man verpflichtet,in halbjährlichem Abstand eine Belehrung (§ 41 RöVO) durchzuführen, in der manüber röntgenologische Arbeitsmethoden und dabei auftretende mögliche Gefahrensowie anzuwendende Schutzmaßnahmen informieren muß. Über die Belehrung sindProtokolle anzulegen und 5 Jahre aufzubewahren. Darüberhinaus muß sich das beruf-lich strahlenexponierte Personal einmal jährlich einer Gesundheitsuntersuchung durcheinen ermächtigten Arzt unterziehen (§ 42 RöVO). Hier hat der Gesetzgeber aller-dings in der z. Zt. gültigen Form der Röntgenverordnung von 1973 eine Lücke offen-gelassen: der Praxisinhaber unterliegt dieser Untersuchungspflicht nicht. Dabei ist er -zumindest in der Großtierpraxis - i. d. R. derjenige, der mit Sicherheit an den rönt-genologischen Untersuchungen seiner Patienten immer teilnimmt. Diese Lücke solltejedoch bei der nächsten Überarbeitung der Röntgenverordnung, die z. Zt. vorgenom-men wird, geschlossen werden.

II Spezielle Röntgenuntersuchungen

In diesem Kapitel sollen die speziellen Techniken und die notwendigen Hilfsmittelbesprochen werden, die für die Erstellung aussagekräftiger Röntgenbilder am Patien-ten Pferd erforderlich sind. In der Humanmedizin ist es schon seit vielen Jahren üb-lich, Standardaufnahmen in genau festgelegten und beschriebenen Positionen des Pa-tienten anzufertigen. Wenn dies auch in der Veterinärmedizin in dem Maße nochnicht üblich ist, so haben sich doch für die meisten Aufnahmen vom Pferd allgemeinanerkannte Projektionen durchgesetzt.

Leider kann das von der Beschriftung der Aufnahmen, aus der die Projektions-richtung (lateral, medial, Vorder-, Hintergliedmaße, Winkelung) entnommen werdenkann, noch nicht gesagt werden. Teilweise werden recht aufwendige, alle Angabenenthaltende Plaketten verwendet, die vor der Belichtung auf der Kassette angebrachtwerden. Teilweise wird mit Bleibuchstaben bzw. -Zahlen gearbeitet, aus denen nurdie entsprechende Gliedmaße (rechts, links, vorne, hinten, lateral, medial) hervor-geht, wobei der Winkel der Projektionsrichtung als bekannt vorausgesetzt wird. Inwieder anderen Fällen gehen diese Angaben aus dem Skriborstreifen bzw. aus derX-Rite-Plakette hervor oder sind mit der Hand nachträglich auf dem Film vermerkt.

Zu diesem Problem sind schon versclüedene Vorschläge gemacht worden, es hatsich jedoch bis heute keine Methode als allgemein anerkannt durchsetzen können. Somögen es die Leser verzeihen, wenn bei der Beschreibung der nachfolgenden speziel-len Aufnahmetechniken auf die Kennzeichnung zurückgegriffen wird, die in unseremInstitut üblich ist und sich dort bewährt hat.

Eine weitere Bemerkung sei vorab gestattet: Man muß sich immer wieder vor Au-gen führen, daß ein Objekt röntgenologisch nur sicher und eindeutig erfaßt werdenkann, wenn es in zwei Ebenen dargestellt wird. Eine einzelne Röntgenaufnahme stelltjedes Objekt nur zweidimensional dar (Höhe und Breite), obwohl natürlich noch einedritte Dimension (Tiefe) besteht. So wird man z. B. eine Fraktur nur dann eindeu-tig beurteilen können, wenn zwei Aufnahmen angefertigt werden: eine seitliche(laterale) Projektion und eine in dorso-palmarer bzw. -plantarer Richtung. Auch dieAusdehnung einer Randwulstbildung an einem Gelenk ist erst in zwei Ebenen ein-deutig erkennbar. So sind zur routinemäßigen Darstellung eines Extremitätenabschnit-tes beim Pferd normalerweise zwei Aufnahmen erforderlich. Es können jedoch u. U.auch drei oder mehr Aufnahmen notwendig werden. Andererseits kann zur Abklä-rung einer Griffelbeinfraktur oder zur Darstellung eines Flüssigkeitsspiegels in einerOberkieferhöhle eine Aufnahme ausreichend sein.

1. Vorbereitung des Patienten

1.1. Zwangsmaßnahmen

Nach unseren Erfahrungen kann die Mehrzahl der Aufnahmen am unsedierten Pferdangefertigt werden. Eine Reihe von Kollegen vertritt aber die Ansicht, daß Röntgen-untersuchungen nur am sedierten oder narkotisierten Patienten durchzuführen sind.

Bemerkungen zu Richtungs- und Seitenbezeichnungen 35

Obwohl bei vielen Patienten auf Grund der teils unbekannten Umgebung und frem-der Geräusche, die durch das Bedienen des Röntgengerätes entstehen, eine gewisseNervosität eintritt, können nach einer Eingewöhnungszeit die meisten Tiere in einerruhigen Haltung gerönt werden. Aus Sicherheitsgründen sollte jedoch immer daraufgeachtet werden, daß die Pferde mit einer Trense und nicht nur am Halfter mit Führ-zügel gehalten werden. Sind die Tiere zu unruhig, so folgt die Anwendung von Zwangs-mitteln, wie z. B. Oberlippenbremsung. Nur bei sehr widersetzlichen oder hochgra-dig ängstlichen Tieren ist eine Sedierung angebracht.Eine Vollnarkose ist erforderlich: la. bei sehr schmerzhaften Prozessen,b. bei Aufnahmen der Halswirbelsäule, besonders bei Projektionen mit stark abge-

beugtem Kopf oder in ventro-dorsaler bzw. dorso-ventraler Strahlenrichtung undc. bei Beckenaufnahmen.

7.2. Zusätzliche Maßnahmen

Verbände und Bandagen sollten abgenommen werden, damit auf dem Röntgenbildkeine verwirrenden oder verdeckenden Schatten entstehen. Ebenso sollte bei Kopf-aufnahmen daran gedacht werden, Teile der Trense zu lösen oder zu verschieben,damit Leder- oder Metallteile nicht z. B. über die Oberkieferhöhlen oder Zahnwur-zeln verlaufen.

Bei Gliedmaßenaufnahmen muß sehr sorgfältig auf Verschmutzungen des Haar-kleides oder des Hornschuhs geachtet werden. Besondere Beachtung gebührt dabeider Vorbehandlung durch Medikamente, die äußerlich auf die Gliedmaße aufgetra-gen werden. Härtung u. Keller (1970) wiesen das unterschiedliche Strahlenabsorp-tionsvermögen verschiedener Präparate nach. So können z. B. Zinksalbe 10%, Ungt.hydrar. bijod. rubrum 16% oder auch Dimethylsulfoxyd (DMSO) störende Schattenhervorrufen. Das gleiche gilt für Verkrustungen der Haut, wie sie als Folge von schar-fen Einreibungen oder von Dermatitiden auftreten können.

Die Gliedmaße sollte also gegebenenfalls gründlich gereinigt werden. Geschiehtdas mit Wasser, muß dieses anschließend sorgfältig aus dem Haarkleid ausgestrichenwerden. Nasse, zusammenhaftende Haarsträhnen können streifige Verschattungen aufdem Röntgenbild ergeben, die zu Verwechslungen z. B. mit Ossifikationen führenkönnen.

Bei Huf- und Strahlbeinaufnahmen sind in jedem Falle der gesamte Hornschuhmit der Hufsohle und den Strahlfurchen sorgfältig von Sand, Steinchen oder ande-ren Verschmutzungen zu befreien. Ebenso ist das rissige Sohlenhorn zu beseitigenund die Strahloberfläche zu glätten.

Über weitere Fehlerquellen durch Artefakte soll im Abschnitt Nr. III. 4. „Fehl-interpretation von Röntgenaufnahmen" berichtet werden.

2. Bemerkungen zu Richtungs- und Seitenbezeichnungen

2.1. Gliedmaßen

Auf Grund von Nomenklaturänderungen in den letzten Jahren werden die Begriffe,,anterior" und „posterior" als anatomische Bezeichnung nicht mehr verwendet. Sie

36 Spezielle Röntgenuntersuchungen

sind an der Vorderextremität in „dorso-palmar" bzw. „palmaro-dorsal" (Hufbein biseinschließlich Karpalgelenk), an der Hinterextremität als „dorso-plantar" bzw. „plan-taro-dorsal" (Hufbein bis einschließlich Tarsalgelenk) umbenannt worden. Für dieGliedmaßenabschnitte oberhalb von Karpus und Tarsus wurden die Bezeichnungen„kranio-kaudal" bzw. „kaudo-kranial" eingeführt.

Die Begriffe „a.-p." bzw. ,,p.-a." (anterior-posterior bzw. posterior-anterior) sindaber seit Jahrzehnten so im röntgenologischen Sprachgebrauch verwurzelt, daß siesicherlich auch weiterhin in der täglichen Umgangssprache für diese Strahlenrichtungverwendet werden, da sie eine rasche und allgemein verständliche Information über-mitteln.

Für den seitlichen Strahlengang werden die Begriffe „latero-medial" bzw. „medio-lateral" verwendet, Begriffe, die in der täglichen Praxis oft einfach als „lateral" be-zeichnet werden.

An unserer Klinik werden zur Bezeichnung der Seiten Bleibuchstaben verwendet(L und R). Zur Kennzeichnung der Vorderextremität werden Bleibuchstaben ohnePunkt auf der Kassette befestigt, für die Hinterextrmität weisen die Buchstaben zu-sätzlich einen Punkt auf ('L und 'R). Auf diese Weise können Vorder- und Hinter-gliedmaßen eindeutig unterschieden werden. (Abb. 19).

Die Buchstaben werden grundsätzlich lateral auf der Kassette angebracht. D. h.,befindet sich die Kassette zur Anfertigung einer Fesselgelenksaufnahme in dorso-pal-marer Strahlenrichtung hinter der linken Gliedmaße, so ist der Buchstabe in der la-teralen oberen linken Ecke der Kassette befestigt. Entsprechend erfolgt die Befesti-

Abb. 19aAbb. 19 FilmbeschriftungsverfahrenAbb. 19a Folienkassette mit Bleibuchstaben(mit und ohne Punkt für Hinter- bzw. Vorder-extremität), Bleibuchstaben und -zahlen, X-Rite-Streifen und Skriborstreifen.

Abb. 19b

Abb. 19b Röntgenaufnahmen von Abb. 19a

Bemerkungen zu Richtungs- und Seitenbezeichnungen 37

gung bei der rechten Gliedmaße rechts lateral oben auf der Kassette. Wird dies kon-sequent durchgeführt, kann man z. B. bei Schrägaufnahmen ohne jede Schwierigkeitdie genaue Bezeichnung eines Knochenteils vornehmen: Griffelbein v. 1. lat., d. h.das Griffelbein befindet sich auf dem Röntgenbild auf der dem Buchstaben entspre-chenden Seite (s. Abb. 27b); oder: Gleichbein v. 1. med., d. h. das Gleichbein befin-det sich auf der Aufnahme auf der vom Buchstaben entfernten Seite (s. Abb. 26b).Aus der Position eines einzigen Buchstaben können so eine Reihe wichtiger Informa-tionen gewonnen werden, ohne daß die Bleibuchstaben viel Platz einnehmen oderAnteile des darzustellenden Organs Verdecken. Diese Methode ist für alle Gelenke undKnochenteile eindeutig und leicht durchzuführen.

2.2. Kopf

Bei Schrägaufnahmen des Kopfes werden die Buchstaben L oder R so auf der Kasset-te befestigt, daß sie in dem eingeblendeten Feld liegen. Sie dienen hier nur der rei-nen Seitenbezeichnung. Bei Aufnahmen des Kopfes in latero-lateraler Strahlenrich-tung sind gar keine Buchstaben notwendig.

Der Vermerk der Patientendaten erfolgt bei uns nach der Exposition des Filmes.In der Dunkelkammer wird mit dem Skribor der die notwendigen Daten enthaltendePapierstreifen auf den noch unentwickelten Film aufbelichtet. Da bei der Kennzeich-nung von Röntgenfilmen viele unterschiedliche Methoden angewandt werden (vonder nachträglichen Beschriftung per Hand auf das fertige Röntgenbild bis hin zur Be-schriftung mit Belichtungssystemen des exponierten, aber noch nicht entwickeltenFilmes), die teilweise keine eindeutige Aussage zulassen, haben Zeller et. al. (1976)in Anlehnung an amerikanische Vorbilder eine Kennzeichnung vorgeschlagen, die alsVersuch der Vereinheitlichung der verschiedenen Beschriftungsmethoden zu sehen ist.Dieser Vorschlag sieht die Angabe der Ein- und Austrittsstelle des Zentralsstrahls inder Reihenfolge des Strahlendurchtrittes vor. Zusätzlich wird eine Gradeinteilungvorgenommen, die an den Extremitäten am stehenden Tier von dorso-palmar bzw.-plantar = 0° ausgeht und stets über lateral über die Winkel 90° (latero-medial), 180°

Abb. 20 Bezeichnung des Strahlengan-ges an einer linken Gliedmaße nach Zel-ler et. al. 1976

38 Spezielle Röntgenuntersuchungen

(palmaro- bzw. plantaro-dorsal), 270° (medio-lateral) wieder zu 360° = 0° zurück-führt (Abb. 20). So wird folgende Einteilung vorgeschlagen:für Winkel von 0° bis 90° a. l.-p. m. (antero-lateral bzw. postero-medial)

90° bis 180° p. l.-a. m. (postero-lateral bzw. antero-medial)180° bis 270° p. m.-a. 1. (postero-medial bzw. antero-lateral)270° bis 360° a. m.-p. 1. (antero-medial bzw. postero-lateral)

Die Begriffe „anterior" und „posterior" werden hier entgegen den Nomenklaturän-derungen beibehalten. Zeller et. al. begründen dies mit der allgemeinen Verständlich-keit. Für die tägliche Praxis soll die Angabe der Grade ausreichen. Ähnlich wird beiden Aufnahmen an Kopf, Hals und Rumpf verfahren. Hier beginnt die Gradeintei-lung z. B. am Kopf bei dorso-ventral (d. v.) = 0° und geht vom Patienten aus gese-hen stets im Uhrzeigersinn weiter um die Körperachse, also dextro-sinister = 90°,ventro-dorsal = 180°, sinistro-dexter = 270°, dorso-ventral = 360° = 0°. Als Beschrif-tungsmethode wird das X-Rite-Verfahren empfohlen.

Für welche Methode man sich auch entscheidet, es muß sichergestellt sein, daßdie Röntgenaufnahme eindeutig, unverwechselbar und fälschungssicher gekennzeich-net ist.

3. Spezielle Aufnahmetechniken

Im folgenden werden Aufnahmetechniken am Pferd vorgestellt, von denen einige alsstandardisiert angesehen werden können.

Die Kennzeichnung der Röntgenbilder erfolgt nach der weiter oben beschriebe-nen und an der Klinik für Pferdekrankheiten, Freie Universität Berlin, üblichen Me-thode. Von einigen Röntgenbildern werden nur Ausschnitte gezeigt. Dadurch sinddie Buchstabenbezeichnungen zum Teil nicht mit reproduziert. Bei speziellen Win-kelangaben verweisen die in Klammern angegebenen Winkel auf die von Zeller et.al. vorgeschlagene Gradeinteilung. Zur Beschreibung der Strahlenrichtung gilt grund-sätzlich, daß der Zentralstrahl senkrecht auf der Kassette auftreffen soll. Wenn nichtanders beschrieben, handelt es sich um Aufnahmetechniken an ausgewachsenen Tra-bern oder Warmblutpferden.

Sicherlich sind für alle Aufnahmeobjekte auch andere Techniken denkbar undgut durchführbar. Die hier beschriebenen Verfahren sollen nur einen „roten Faden"für die tägliche Arbeit in der diagnostischen Röntgenologie am Pferde darstellen.

3.1. VordergliedmaßeZehengelenkeZu den Zehengelenken der Vordergliedmaße beim Pferd zählen das Hufgelenk (ge-lenkbildende Anteile Hufbein, Strahlbein und Kronbein), das Krongelenk (gelenkbil-dende Anteile Kronbein und Fesselbein) sowie das Fesselgelenk (gelenkbildende An-teile Fesselbein, Metakarpus und Gleichbeine). Zur Abbildung gelangen je eine Auf-nahme in latero-medialer und dorso-palmarer Strahlenrichtung der Zehengelenke alsÜbersichtsaufnahme (Abb. 21). Um die einzelnen Gelenke für sich darzustellen, sindAufnahmen mit den unten beschriebenen Techniken nötig.

Hufgelenk latero-medialDer Zentralstrahl wird auf das Hufgelenk in Höhe des Kronsaumes gerichtet. DerHuf kann dabei entweder auf einen Holzblock oder aber den Block gestellt werden,

Spezielle Aufnahmetechniken 39

der für die Strahlbeinaufnahme nach Oxspring (s. dort) verwendet wird. Da beikaum einem Röntgengerät die Röhre so tief auf den Boden gesenkt werden kann,daß das Gelenk tatsächlich horizontal getroffen werden kann, müßte ohne die Zu-hilfenahme eines Blockes die Röntgenröhre etwas nach unten gekippt werden, da-raus resultiert eine relativ starke Verkantung der Gelenkspalten. (Abb. 21a)

Hufgelenk dorso-palmar

Die Zehe steht entweder auf einer^auf dem Holzblock liegenden Kassette oder aberin dem sog. Oxspring-Block, die Kassette steht in diesem Fall hinter der Gliedma-ße. Der Zentralstrahl ist auf die Mitte des Kronsaumes gerichtet. Die auftretendenVerkantungen bei der Darstellung des Hufgelenkes und die Übereinanderlagerungenvon Hufgelenkspalt, Hufbein und Kronbeinkonturen sowie Konturen des Strahlbei-nes erschweren die Auswertung dieser Aufnahme erheblich (Abb. 23b).

Hufbein latero-medial

Wie Hufgelenk latero-medial (Abb. 21 a).

Abb. 21a Abb. 21b

Abb. 21 Übersichtsaufnahme der ZehengelenkeAbb. 21a Zehe latero-lateral. Darstellung desHuf-, Krön- und Fesselgelenkes. Geringe Ver-kantung der Gelenksflächen.

Abb. 21b Zehe dorso-palmar. Darstellung desKrön- und Fesselgelenkes, ebenfalls gering ver-kantet

40 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 22 Hufbein dorso-plantar. Darstellung desHufgelenkes sowie des Hufbeines. Hufgelenk durchÜberlagerungen und Verkantungen kaum zu beur-teilen. Der horizontal verlaufende weiße Streifenrührt von dem Kunststoffblock her, auf dem dieZehe steht.

Film

Abb. 23a

Abb. 23 Strahlbeinaufnahme nach Oxspring.Abb. 23a Schematische Darstellung der Techniknach Oxspring.

Abb. 23b

Abb. 23b Strahlbein dorso-palmar.

Spezielle Aufnahmetechniken 41

Hufbein dorso-palmar

Die Zehe wird in den Oxspring-Block gestellt und der Zentralstrahl auf die Mittedes Hufschuhs gerichtet (Abb. 22).

Strahlbein dorso-palmar bzw. -plantar

Zur Darstellung des Strahlbeines, besonders in dorso-palmarer bzw. -plantarer Strah-lenrichtung, sind von vielen Autoren röntgenologische Untersuchungen durchgeführtworden. Als heute in Deutschland laber allgemein anerkannte Methode wird die Auf-nahmetechnik nach Oxspring (1935) angewendet. Beabsichtigt ist dabei, das Strahl-bein so vollständig wie möglich hinter dem Kronbein darzustellen, um eine Überla-gerung durch den Hufgelenkspalt zu vermeiden.

Die Zehe wird hierzu in einen Block gestellt, der eine Neigung der Auflageflächefür die Sohle von 55° aufweist. Die Kassette steht senkrecht hinter dem Huf, derZentrahlstrahl wird auf die Mitte des Kronsaumes gerichtet (Abb. 23a).

Um das Strahlbein klar und scharf konturiert darzustellen, sollte mit einem Ra-ster gearbeitet werden (Abb. 23b).

Darstellung der Fades flexoria

Als ergänzende Untersuchung zur Beurteilung des Strahlbeines kann die Darstellungder Facies flexoria vorgenommen werden. Morgan (1972) und O'Brien et. al. (1975)berichteten ausführlich darüber. Bei dieser Methode wird der Huf auf die Kassette(möglichst in einem Kassettentunnel aus Plastik, um die Kassette1-nicht zu beschädi-gen) gestellt und der Zentralstrahl in kaudo-kranialer Richtung in einem Winkelvon 30", abweichend von dem auf die Kassette fallenden Lot, auf die Mitte zwischenden Ballenpolstern gerichtet. Die Gliedmaße wird dabei soweit nach hinten gestellt,wie es das Pferd zuläßt (Abb. 24).

Diese Methode ist nicht Bestandteil der üblicherweise durchgeführten Strahlbein-untersuchung, kann aber in angezeigten Fällen eine Bereicherung der Diagnostikdarstellen.

Ueltschi (1975) wendet diese Tangentialaufnahme routinemäßig an, vergrößertaber den Winkel von 30° auf 45°.

Krongelenk latero-medial

Die Zehe wird auf einen Holzblock gestellt und der Zentralstrahl etwas oberhalbdes Kronsaumes auf das Gelenk gerichtet (Abb. 21 a).

Krongelenk dorso-palmar

Die Zehe verbleibt auf der Erde. Der Zentralstrahl wird etwas oberhalb des Kron-saumes auf das Gelenk gerichtet. Da auch für diese Aufnahme die Röntgenröhremeist nicht tief genug auf den Boden gesenkt werden kann, muß sie gering nachunten gekippt werden. Dadurch kommt es zu Verkantungen, die aber für die Aus-wertung der Aufnahme nicht unvertretbare Ausmaße annehmen. Auch wenn dieZehe auf einen Holzblock gestellt wird und der Zentralstrahl dann horizontal ein-gerichtet werden kann, kommt es zu Verkantungen, da bei dieser Methode die Zehenach vorn gestellt ist (Abb. 21b).

42 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 24a Abb. 24b

Abb. 24 Darstellung der Facies flexoria des Strahlbeines nach Morgan.Abb. 24a Schematische Darstellung der Facies Abb. 24b Facies flexoria des Strahlbeines.flexoria.

Fesselgelenk latero-medial

Die Zehe verbleibt auf dem Boden oder wird auf einen Holzblock gestellt. Der Zen-tralstrahl wird auf die von außen angenommene Mitte des Fesselgelenkes gerichtet(Abb. 21 a).

Fesselgelenk dorso-palmar

Die Zehe bleibt auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird genau auf das Fesselgelenkgerichtet. Bei dieser Technik sind bei entsprechender Härte der Aufnahme auch bei-de Gleichbeine gut zu beurteilen (Abb. 21b).

Gleichbeine latero-medial

S. Fesselgelenk latero-medial. Wegen der Überlagerung beider Gleichbeine ist dieAussagekraft dieser Aufnahmen nicht so groß. Der Schrägprojektion sollte deshalbbei der Beurteilung der Gleichbeine der Vorzug gegeben werden.

Gleichbeine dorso-palmar

S. Fesselgelenk dorso-palmar. Die Qualität der Strahlung sollte sehr penetrierendsein, um die Gleichbeine klar konturiert und strukturiert darzustellen (Abb. 25).

Gleichbeine schräg

Die Zehe steht auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird von der dorso-palmaren Pro-jektion abweichend im Winkel von 30° von lateral bzw. medial auf den Fesselkopfgerichtet (30° bzw. 330°). Die Kassette steht parallel zum Strahlenaustrittsfensterder Röhre hinter den Gleichbeinen (Abb. 26).

Spezielle Aufnahmetechniken 43

Abb. 25 Gleichbeine dorso-palmar.

Griffelbeine latero-medial bzw. dorso-palmar

Die Zehe "steht auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird in Höhe der Mitte der Griffel-beine in latero-medialer bzw. dorso-palmarer Strahlenrichtung auf den Metakarpusgerichtet. Bei der Auswertung der Aufnahmen entsteht allerdings die Schwierigkeit,daß sich entweder beide Griffelbeine überlagern (latero-medial) oder hinter der Röh-re auf Grund ihrer geringen Knochendichte praktisch nicht zu erkennen sind (dorso-palmar).

Zu Darstellung der Griffelbeine sollte man sich deshalb immer der Schrägpro-jektion bedienen.

Griffelbeine schräg

Die Zehe steht auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird, abweichend von der latero-medialen bzw. medio-lateralen Projektion, schräg im Winkel von 10° in kranio-kaudaler Richtung auf die Mitte des Griffelbeines gerichtet (80° bzw. 280°). Die Win-kelangabe von 10° ist in diesem Fall eine ungefähre, da die Griffelbeine von Tierzu Tier unterschiedlich stark an die Röhre angeheftet sind bzw. von dieser abstehen.Bei Schrägaufnahmen der Griffelbeine soll man sich daher stets vor der Aufnahmedurch Palpation über den Verlauf und die Länge der Griffelbeine informieren(Abb. 27).

44 Spezielle Röntgenuntersuchungen

posterior

Abb. 26aAbb. 26 Gleichbeine schräg.Abb. 26a Schematische Darstellung der Schräg-projektion der Gleichbeine. Die Gradzahlen inKlammern entsprechen der von Zeller et al.empfohlenen Bezeichnung.

Abb. 26b

Abb. 26b Gleichbeine schräg.

Wird bei diesen Projektionen vergessen, den Buchstaben anzubringen oder ist er aufder medialen Seite der Kassette befestigt (s. dazu Nr. II 2. „Bemerkungen zu Rich-tungs- und Seitenbezeichnungen"), gibt es eine Möglichkeit, anhand der Artikulations-flächen der Köpfchen das laterale vom medialen Griffelbein zu unterscheiden: daslaterale Griffelbein weist zwei röntgenologisch sichtbare, das mediale Griffenbeindrei röntgonologisch sichtbare Artikulationsflächen auf (Abb. 28).

Karpalgelenk latero-medial

Die Zehe steht auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird auf die Mitte des Karpalge-lenkes gerichtet (Abb. 29).

Karpalgelenk dorso-palmar

Die Zehe steht auf dem Boden. Der Zentralstrahl wird auf die Mitte des Karpalge-lenkes gerichtet (Abb. 30).

Karpalgelenk abgebeugt latero-medial

Der Karpus wird so abgebeugt, daß Metakarpus und Zehengelenke horizontal zurErde gehalten werden. Der Zentralstrahl zeigt auf das Zentrum des Karpalgelenkes.Durch diese Projektion ist eine bessere Beurteilung der kranialen Gelenksanteile mög-lich als in der latero-medialen Aufnahme (Abb. 31).

Spezielle Aufnahmetechniken 45

Abb. 27 a

Abb. 27a Schematische Darstellung derSchrägprojektion der Griffelbeine. DieGradzahlen in Klammern entsprechender von Zeller et al. empfohlenen Be-zeichnung.

Abb. 27b Griffelbeine schräg.

46 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 28a

lateral medial

Abb. 28a Schematische Darstellungder Artikulationsflächen der Griffel-beinköpfchen.

Abb. 28b

Abb. 28b Röntgenbild der Artikulationsflächedes lateralen Griffelbeinköpfchens .

Abb. 28c

Abb. 28c Röntgenbild der Artikulationsflächedes medialen Griffelbeinköpfchens.

Abb. 28 Darstellung der Artikulationsflächen der Griffelbeinköpfchen.

Spezielle Aufnahmetechniken 47

Abb. 29 Karpalgelenk latero-medial. Abb. 30 Karpalgelenk dorso-palmar.

Abb. 31 Karpalgelenk abgebeugt latero-medial

Karpalgelenk tangential (tunnel view)

Diese Technik, die der Abklärung der Größe von Frakturfragmenten (Chipfrakturen)dient, ist relativ schwierig. Die Gliedmaße wird im Karpus abgebeugt, die Kassettehorizontal unter das Karpalgelenk gehalten und der Zentralstrahl von schräg obentangential auf die zu untersuchende Gelenketage gerichtet (Abb. 32).

48 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 32 Karpalgelenk tangential.Abb. 32a Schematische Darstellung der tangen-tialen Aufnahmetechnik am Karpalgelenk (tun-nel view).

Abb. 32b Karpalgelenk tangential. Chip-Frakturam Os carpale III (Pfeile).

Abb. 33 Ellenbogengelenk medio-lateral. Abb. 34 Ellenbogengelenk kranio-kaudal. Ver-kalkungen im medialen Kapselbereich (Pfeile).

Diese Chipfrakturen kommen relativ häufig am Os carpale III vor, in diesem Fallwürde der Winkel zur Horizontalen ca. 70°betragen. Sind andere Karpalgelenk-knochen betroffen, sind die Winkel entsprechend zu wählen.

Ellenbogengelenk medio-lateral

Die Gliedmaße wird nach vorn ausgezogen und die Kassette an die Außenseite desGelenkes angelegt. Der Zentralstrahl wird leicht schräg von vorn in medio-lateralerRichtung auf das Gelenk gerichtet (Abb. 33).

Spezielle Aufnahmetechniken 49

Ellenbogengelenk kranio-kaudal

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird hinter das Olekranon gehaltenund der Zentralstrahl direkt auf das Gelenk gerichtet. Diese Technik kann insoweitSchwierigkeiten bieten, als die Kassette u.U. nicht weit genug auf den Brustkorbzu und in dorsaler Richtung hinter das Ellbogengelenk verbracht werden kann(Abb. 34).

Schultergelenk medio-lateral j

Die Gliedmaße wird am stehenden Pferd nach vorn ausgezogen und die Kassettelateral in Höhe des Schultergelenkes angelegt. Der Zentralstrahl soll von medialkommend im Winkel von 90° (270°) auf die Kassette fallen. Dies kann manchmalSchwierigkeiten bereiten, wenn sich das Tier die Gliedmaße nicht weit genug nachvorn ausziehen läßt. In diesem Fall muß der Zentralstrahl etwas schräg von vorn,im Winkel von ca. 70-80° (280-290°), auf das Gelenk gerichtet werden (Abb. 35).

Auf Grund der sehr hohen Dichte und Dicke des zu durchdringenden Gewebesmuß hier mit einer Rasterkassette gearbeitet werden.

Schultergelenk kranio-kaudal bzw. kaudo-kmnial

Eine Abbildung des Schultergelenkes in dieser Strahlenrichtung ist nicht möglich,da die Kassette bzw. die Röntgenröhre kaudal des Gelenkes nicht weit genug hinterdie Schulter verbracht werden können. Bestenfalls können das Tuberculum majuscaud. und der Proc. deltoideus am Humerus zur Darstellung gelangen.

Abb. 35 Schultergelenk medio-lateral. Er-strebenswert ist die Projektion des Gelenk-spaltes über die Trachea, da die Luft in derTrachea als Kontrastmittel wirkt und denGelenkspalt deutlich hervortreten läßt.

Abb. 36 Schulter kranio-kaudal. Die Pro-jektion ist hier nicht streng kranio-kaudal,da sich die Kassette nicht weit genur indie Schultermuskulatür eindrücken läßt.Die Tuberositas deltoidea ist jedoch gutzu erkennen. Abrisse könnten diagnostiziert

50 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Dazu wird die Kassette kranial vor der Schulter angelegt, die Röntgenröhre stehthinter dem Schultergelenk. Der Zentralstrahl wird gering schräg von lateral auf dieKassette gerichtet (Abb. 36). Es ist auch möglich, die Kassette so weit wie möglichhinter dem Schultergelenk in die Muskulatur einzudrücken, der Zentralstrahl wirddann von kranial kommend entwas unterhalb des Schultergelenkes auf die Kassettegerichtet.

3.2. Hintergliedmaße

Die Aufnahmetechniken für die Zehengelenke, Gleichbeine und Griffelbeine an derHintergliedmaße entsprechen denen der Vordergliedmaße und sind dort nachzulesen.Man sollte nur berücksichtigen, daß sich die Zehengelenke an der Hintergliedmaßeoft nicht so gut strecken lassen wie an der Vordergliedmaße, und dadurch die Ge-lenke i.d.R. in etwas gebeugter Haltung dargestellt werden. Auch die Konturen derGleichbeine sind hinten oft unregelmäßiger als vorn, ohne daß dieses krankhafteUrsachen haben muß.

Die Tatsache, daß die Hintergliedmaße meist ein wenig untergeschoben steht,führt dazu, daß bei der dorso-plantaren Darstellung der Zehengelenke die Verkan-tung im Röntgenbild noch stärker ist als bei der Vordergliedmaße.

Tarsalgelenk

Aufnahmen von den Sprunggelenken der Pferde sollen grundsätzlich in drei Projekt-ionen angefertigt werden. Die unter dem Begriff ..Spat" zusammengefaßten und das

Abb. 37 Tarsalgelenk latero-medial. Abb. 38 Tarsalgelenk schräg.

Spezielle Aufnahmetechniken 51

Bild einer Arthropathia deformans bietenden Veränderungen treten häufig an denkleinen straffen Gelenken dorso-medial auf. Das Ausmaß solcher Veränderungenkann also nur in je einer Projektion latero-medial und schräg erfaßt werden. DieSchrägaufnahme dient außerdem noch der Feststellung einer Fraktur (Schebitzet.all975) im Talocruralgelenk (oft auch als Bild einer Osteochondrosis dissecans(Zeller et.al. 1978)angesprochene Veränderung). Bei der dritten Projektion (kranio-kaudal) schließlich werden Veränderungen an der medialen und lateralen Seite desGelenkes erfaßt, wie z.B. die Ausbildung eines „Rehbeines".

l

Tarsalgelenk latero-medial

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird medial an das Sprunggelenk ge-halten und der Zentralstrahl senkrecht von außen auf das Gelenk in Höhe desproximalen Glenkspaltes gerichtet (Abb. 37).

Tarsalgelenk schräg

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird so hinter die Gliedmaße gehalten,daß der Zentralstrahl in einem Winkel von 45° schräg von vorn senkrecht auf dieKassette trifft (Abb. 38).

Abb. 39 Tarsalgelenk dorso-plantar. Abb. 40 Kniegelenk medio-lateral. DerPfeil deutet auf einen Ossifikationsdefektin der Fibula hin.

52 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Tarsalgelenk dorso-plantar

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird hinter die Gliedmaße gehalten, derobere Rand der Kassette soll mit dem oberen Rand des Kalkaneus abschließen. DerZentralstrahl wird auf den proximalen Gelenkspalt gerichtet (Abb. 39).

Bei allen Aufnahen des Tarsalgelenkes sollte die Kassette durch einen langenMetallbügel gehalten werden (s. Abschnitt Zusatzausrüstung, I.3.). Dies erscheintnicht nur aus Strahlenschutzgründen, sondern auch aus Sicherheitsgründen wichtig.Gerade bei Berührung der Hintergliedmaße mit der Kassette reagieren viele Tiereempfindlich und können ausschlagen.

Kniegelenk medio-lateral

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird lateral an das Gelenk angelegtund der Zentralstrahl von der anderen Seite des Tieres, unter dessen Bauch hin-durch, etwas schräg nach oben auf das Gelenk gerichtet. Dabei richtet sich derGrad der Neigung der Röhre nach der Wölbung des Bauches bzw. bei Wallachenoder Hengsten nach dem mehr oder weniger stark herabhängenden Präputium(Abb. 40).

Die Kassette kann auch an die Innenfläche des entsprechenden Gelenkes gelegtwerden. Der Zentralstrahl wird von außen horizontal auf das Kniegelenk gerichtet.Oftmals lassen sich die Pferde aber das Anlegen der Kassette an die Schenkelinnen-fläche nicht gefallen, weichen aus oder schlagen nach der Kassette. Wir empfehlendaher aus praktischen Erwägungen die zuvor beschriebene Methode, umso mehr,als bei der Qualität der erzielten Aufnahmen die Unterschiede zwischen beidenPositionen nicht erheblich sind.

Kniegelenk kaudo-kmnial

Die Zehe steht auf dem Boden. Die Kassette wird von kranial mit dem oberen Randgegen die Kniefalte gedrückt und an das Gelenk angelegt. Der Zentralstrahl zielt von

Abb. 41 Kniegelenk kaudo-kranial. Ossifika-tionsdefekt in der Fibula im oberen Drittel.

Spezielle Aufnahmetechniken 53

kaudal eine Handbreit über die Kniekehle, wobei die Röhre geringfügig nach untengeneigt wird (ca. 10°). Die Gliedmaße sollte bei dieser Technik nicht parallel zuranderen Seite stehen, sondern nach hinten gestellt sein, das Tier steht also „mittenim Schritt" (Abb. 41).In dieser Projektion arbeiten wir i. d. R. ohne Raster. Bei stark bemuskelten Tierenempfiehlt sich jedoch ein Raster, obwohl es bei einem so dicken Objekt wie derHinterextremität eines Pferdes schwierig sein kann, das Strahlenaustrittsfenster pa-rallel zur Rasteroberfläche zu richten. Die Schwierigkeit liegt beim eigenen optischenVermögen, die Parallelität zu erkennen, wenn von der Kassette nur noch die Rän-der zu erkennen sind.

Zur Darstellung des Kniegelenkes in kranio-kaudaler Richtung kann die Filmkas-sette allerdings auch kaudal an die Kniekehle angelegt werden, der Zentralstrahl istdann von kranial kommend auf die äußerlich sichtbare Delle unterhalb der Patellaeinzurichten. Wir meinen aber, daß durch den weiten Abstand, der durch diese Me-thode zwischen den knöchernen Anteilen des Kniegelenkes und dem Film entsteht,eine zu große Verzerrung und Vergrößerung im Röntgenbild auftritt. Das Anlegender Kassette kranial an das Kniegelenk entspricht dagegen der allgemein gültigenForderung, das Objekt immer so plattennah wie möglich darzustellen.

Wir bevorzugen daher einen Strahlengang in kaudo-kranialer Richtung.

3.3. Kopf, Halsbereich

Nach unseren Erfahrungen können Kopf aufnahmen am stehenden, unsediertenPferd angefertigt werden.

Da für Kopfaufnahmen ein Gerät Voraussetzung ist, das eine entsprechende Lei-stung bei kurzer Belichtungszeit bringt, müssen diese Aufnahmen meist im Rönt-genraum der Praxis angefertigt werden. Viele Pferde werden hier durch die unge-wohnte Umgebung und die fremden Geräusche leicht nervös. Mit etwas Geduld kön-nen diese Tiere aber beruhigt und an die Kassette und Röntgenröhre in Kopfhöhegewöhnt werden. Wenn unumgänglich, können Oberlippen- oder Ohrenbremsen ein-gesetzt werden, in wenigen Fällen wird eine Sedation notwendig sein.

Kopf latero-lateral

Die Kassette wird parallel an den Kopf angelegt, so daß der kaudale Rand der Kas-sette mit der temporalen Begrenzung des Auges abschließt. Der Zentralstrahl wirdvon der anderen Seite auf die Mitte der Crista facialis gerichtet und soll senkrechtauf die Kassette treffen. So werden große Anteile der Nasenhöhlen, die Kieferhöh-len und die Stirnhöhle abgebildet. Die Zahnwurzeln des Oberkiefers sind nur be-dingt zu beurteilen, da sich die rechte und linke Backenzahnreihe überlagern (Abb.42).

Darstellungen von Flüssigkeitsspiegeln sind nur in dieser Projektion möglich.

Kopf dorso-ventral bzw. ventro-dorsal

Bei der dorso-ventralen bzw. ventro-dorsalen Aufnahme kann die Kassette entwe-der auf den Nasenrücken gelegt oder unter die Unterkieferäste gehalten werden, jenachdem, wie es sich das Tier gefallen läßt bzw. ob es sich um ein großes oder

54 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 42 Kopf latero-lateral. 0 Osethmoidale. Spiegelbildung in derOberkieferhöhle (Pfeil).

Abb. 43 Kopf dorso-ventral.

kleines Tier handelt. Der Kopf muß in jedem Fall so weit wie möglich gestrecktgehalten werden. Der Zentralstrahl wird von der jeweils anderen Seite senkrechtauf die Kassette gerichtet (Abb. 43).

Diese Projektion erlaubt die Beurteilung der Nasenscheidewand und von Antei-len der Nasenmuscheln und Oberkieferhöhlen.

Kopf schräg

Bei Schrägaufnahmen der Oberkieferhöhlen und der Backenzahnreihen des Ober-kiefers wird die Kassette schräg an den Kopf gehalten (parallel zum Strahlenaus-trittsfenster der Röhre), der Zentralstrahl wird von der anderen Seite im Winkel

Spezielle Aufnahmetechniken 55

Abb. 44 Kopf schräg.

Abb. 44a Schematische Darstellungder Aufnahmetechnik am Kopf,Strahlenrichtung schräg.

Abb. 44b Kopf schräg. Freie Projek-tion der Zahnwurzeln einer Oberkie-ferseite. Stirn- und Kieferhöhlen derentsprechenden Seite sind gut zu be-urteilen.

Abb. 45 Backenzahnreihen des Unterkiefers. Die Sonde liegt in einem Fistelkanal, diePfeile weisen auf eine Empyembildung an einer Zahnwurzel hin.

56 Spezielle Röntgenuntersuchungen

von ca. 45°, etwa l cm oberhalb der Crista facialis auf die Oberkieferhöhle gerich-tet (Abb. 44a).

Man erhält eine Darstellung der der Kassette anliegenden Backenzahnwurzelreihedes Oberkiefers und der entsprechenden Oberkieferhöhle (Abb. 44b).

Backenzahnreihen Unterkiefer

Wegen der Dichte und Anzahl der sich in diesem Bereich überlagernden Strukturenist hier nur die Darstellung der Zahnwurzeln möglich. Dazu wird eine Kassette seit-lich an den Unterkiefer angelegt und der Zentralstrahl von der anderen Seite, vonunten nach schräg oben, in den Unterkieferwinkel auf die zu untersuchende Regiongerichtet (Abb. 45). Der Neigungswinkel der Röntgenröhre muß dabei entsprechendden Gegebenheiten gewählt werden.

Incisivi

Zur Darstellung der Incisivi ist es möglich, eine Kassette (18 x 24 cm oder kleiner)oder auch einen folienlosen Film in die Maulhöhle einzuschieben. Der Zentralstrahlwird dann entweder von unten oder von oben möglichst senkrecht auf den Filmgerichtet (Abb. 46).

Alle weiteren Aufnahmen, die im Kopfbereich notwendig werden können, wiez. B. die Darstellung von Frakturen des Gesichts- oder Hirnschädels, Frakturen imOrbitabereich, oder auch zur Abklärung einer versprengten Zahnanlage, erfordernProjektionen, die individuell vom Röntgenologen eingestellt werden müssen undnicht zu den Standardaufnahmen gehören.

Darstellung der Luftsäcke, des Zungenbein-Kehlkopfbereiches und der Trachea

Luftsäcke

Zur Darstellung der Luftsäcke wird die Kassette seitlich so an den Kopf angelegt,daß ihre nasale Begrenzung mit dem temporalen Augenwinkel und ihre dorsale Be-

Abb. 46 Schneidezähne. Querliegenderbleibender Zahn (Pfeil). Unter den Milch-zähnen sind die Anlagen der bleibendenZähne zu erkennen.

Spezielle Aufnahmetechniken 57

Abb. 47 Luftsäcke. Der kraniale Pfeilweist auf die Epiglottis, der kaudaleauf den Proc. corniculatus des Cartilagoarytaenoidea. Über dem Schatten derLuftsäcke kreuzen sich die Konturender Unterkieferkörper und der Zungen-beinäste.

grenzung mit dem Ohrgrund abschließen. Der Kopf wird dabei so weit wie möglichgestreckt. Der Zentralstrahl fällt senkrecht auf die Kassette (Abb. 47).

Zungenbein- Keh Ikopfb er eich

Die Kassette wird seitlich an das Viborgsche Dreieck angelegt und der Zentralstrahlvon der anderen Seite senkrecht darauf gerichtet (Abb. 48).

Trachea

Aufnahmen der Trachea können bei der Nachkontrolle einer Tracheotomie, zurAbklärung einer Säbelscheidentrachea oder auch zur Abklärung weiterer Stenosen-ursachen indiziert sein. Die Kassette wird seitlich in dem zu untersuchenden Be-reich an den Hals angelegt, der Zentralstrahl senkrecht darauf gerichetet. Diese Auf-nahme sollte „weich" geschossen werden (Abb. 49).

Ösophagus

Das Schlundrohr als weicher Muskelschlauch ist normalerweise nicht darstellbar.Ist er jedoch mit festem Inhalt oder Luft gefüllt, erfolgt seine röntgenologischeDarstellung wie die der Trachea.

3.4. Wirbelsäule, Becken

Aufnahmen dieser Körperregionen bieten grundsätzlich Schwierigkeiten, weil hierganz erhebliche Körpermassen durchstrahlt werden müssen, was hohe Anforderungenan die apparative Ausrüstung und an das Können des Röntgenologen stellt. Auch

58 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Abb. 48 Zungenbein-Kehlkopf-Bereichl Epiglottis, 2 Proc corniculatus cartilaginis arythenoideae, davon kaudal Verkalkung (Pfeil).Störende Schatten von Metallteilen des Halfters im Bereich der Zungenbeinäste.

Abb. 49 Trachea, Säbelscheidentracheabei einem Fohlen.

bei optimalen Bedingungen wird das Ergebnis immer nur einen Kompromiß zwi-schen dem Möglichen und dem Wünschenswerten sein.

Am „einfachsten" sind hier noch Aufnahmen der Halswirbelsäule.

3.4.1. Wirbelsäule

Bei latero-lateralen Aufnahmen der Halswirbelsäule wird die Kassette seitlich anden Hals angelegt und der Zentralstrahl von der gegenüberliegenden Seite senkrechtdarauf gerichtet (Abb. 50).

Spezielle Aufnahmetechniken 59

Abb. 50 Halswirbelsäule. Dar-stellung des Epistropheus (HW 2),des 3., 4. und kranialen Anteilsdes 5. Halswirbels. 2-jährigesWarmblutpferd, kaudo-distal nochoffene Epiphysenfugen.

Abb. 51 Dornfortsätze der Brust-wirbelsäulet = Tuberositas spinosa (Knochen-kern und verknöcherte knorpeli-ge Anteile).

Zur Darstellung der gesamten Halswirbelsäule sind bei größeren Pferden, beiKassettengrößen von 30 x 40 cm Kantenlänge, drei Aufnahmen nötig. Um genaueAnschlüsse zwischen den einzelnen Aufnahmen zu erhalten, empfiehlt es sich, dieBegrenzung der Kassette jeweils mit Klebestreifen und Bleibuchstaben oder -Zahlenauf den Haarkleid zu markieren.

Bei der Verdachtsdiagnose Wobbler-Syndrom sind Aufnahmen der stark abgebeug-ten Halswirbelsäule erforderlich. Diese Projektion und auch Aufnahmen in ventro-dorsaler Strahlenrichtung sind nur am narkotisierten und abgelegten Pferd möglich.

Im Bereich der Brust Wirbelsäule ist die Darstellung der Dornfortsätze und derWirbelkörper nur getrennt durch zwei verschiedene Techniken möglich.

Zur Darstellung der Dornfortsätze wird eine Feinkornfolie verwendet. Will maneinen größeren Überblick haben, empfiehlt sich die Filmgröße von 30 x 40 cm Kan-tenlänge, kommt es nur auf einen eng begrenzten Bezirk an, ist eine Filmgröße von18 x 24 cm Kantenlänge ausreichend. Die Kassette wird auf einer Seite im Abstandvon ca. 20 - 30 cm von den Dornfortsätzen auf den Rippenbogen aufgesetzt. DerZentralstrahl wird von der anderen Seite senkrecht auf die Kassette gerichtet (Abb.51). Durch den Abstand des Filmes vom Objekt werden die Dornfortsätze vergrö-ßert und gering verzerrt abgebildet.

60 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Zur Darstellung der Wirbelkörper wird eine Kassette von 30 x 40 cm Kantenlän-ge verwendet. Wegen des relativ hohen Anteiles an Streustrahlen ist hier der Ein-satz eines Rasters erforderlich. Die Kassette wird so an die seitliche Brustwand an-gelegt, daß der Schatten der Begrenzung des Rückens gerade noch am oberen Randder Kassette zu erkennen ist.

Der Zentralstrahl wird von der anderen Seite senkrecht auf die Kassette gerich-tet. Dabei sollte man sich sehr sorgfältig von der parallelen Postition des Strahlen-austrittsfensters mit der Kassettenoberfläche überzeugen, um eine zu starke Darstel-lung der Rasterlinien auf dem Film zu vermeiden.

Von der Lendenwirbelsäule sind nur die Dornfortsätze darstellbar. Die Wirbel-körper sind wegen ihrer Einbettung in die Muskulatur röntgenologisch kaum zuerfassen. Die Darstellung der Dornfortsätze erfolgt analog denen der Brustwirbel.

Die Darstellung der Schwanzwirbel hat im allgemeinen keine große Bedeutung.Man hält die Kassette entweder unter oder seitlich an die Schweifwirbel und rich-tet den Zentralstrahl senkrecht auf den Film.

3.4.2. Becken und Hüftgelenke

Die Darstellung des Beckens und der Femurköpfe und -halse ist nur mit Hochlei-stungsgeräten und am narkotisierten, abgelegten Tier möglich. Dabei wird das Pferdauf den Rücken gedreht und die Kassette in Höhe des Azetabulums unter die Glu-täenmuskulatur geschoben. Der Zentralstrahl wird von oben eine Handbreit parame-dian zur Linea alba auf das Azetabulum gerichtet. Auf diese Weise können auchbei großen Pferden Hüftgelenksluxationen oder Frakturen im Bereich des Gelenkesund des Beckens dargestellt werden (Abb. 52).

3.5. Thorax

Die Anfertigung auswertbarer Aufnahmen der Lungenfelder und des Herzschattensist — ebenso wie Beckenaufnahmen — nur mit Hochleistungsgeräten und geschul-

Abb. 52 Becken. Darstellung des Azetabulums,des Femurkopfes und Halses sowie der gelenks-nahen Anteile des Beckens.

Spezielle Aufnahmetechniken 61

Abb. 53 Thorax.l Aorta, 2 Pulmonalarterienstamm, 3 Venacava caudalis (Pfeile begrenzen die dorsale undventrale Kontur), 4 Zwerchfellskontur (Pfeile),5 kaudale Herzkontur (Pfeile), 6 Brustwirbel-körper.

tem Personal möglich. Wegen der ständigen Atembewegungen sind relativ kurze Be-lichtungszeiten notwendig. Man kann versuchen, durch Zuhalten der Nüstern einentiefen Atemzug zu provozieren, um dann auf dem Höhepunkt der Inspiration dieAufnahme zu schießen (Abb. 53).Es sind verschiedene Techniken möglich:

1. Konventionelle AufnahmetechnikDie in einem Metallrahmen befestigte Seltene-Erden-Folien-Rasterkassette (Format40 x 40 cm Kantenlänge) wird seitlich dem Thorax angelegt und der Zentralstrahlvon der anderen Seite senkrecht darauf gerichtet. Der Fokus-Film-Abstand soll1,50 m bis 1,70 m betragen.

2. HartstrahltechnikBei der Hartstrahltechnik arbeitet man mit Spannungen ab 100 kV. Es kommt da-bei zu einer starken Abnahme der Knochen-Weichteil-Kontrastunterschiede, abereiner nur geringen Abnahme der Weichteil-Luft-Kontrastunterschiede; mit anderenWorten: die Knochen, hier die Rippen, werden nicht mehr so deutlich dargestelltbei etwa gleicher Darstellung des Gefäßsystems und des Lungengewebes, verglichenmit „konventionellen" Aufnahmen. Die Lungenfelder sind dadurch besser zu beur-teilen.Anordnung von Rasterkassette, Tier und Röntgenröhre wie unter 1).

3. Groedelsche AbstandstechnikDie Groedelsche Abstandstechnik ist eine Methode zur Verminderung des Streustrah-lenanteils am Röntgenbild ohne Verwendung eines Rasters durch Vergrößerung desObjekt-Film-Abstandes. Die Wirkung beruht auf der relativ stärkeren Abnahme derungerichteten Streustrahlung im Verhältnis zur gradlinig vom Brennfleck ausgehen-den, bildgebenden Primärstrahlung bei Vergrößerung des Objekt-Film-Abstandes. DieAufgabe des Rasters soll in diesem Fall die 40 - 50 cm dicke Luftschicht zwischenObjekt und Film übernehmen. Es ist durch den vergrößerten Abstand zwischen Ob-jekt und Film natürlich immer mit einer deutlichen Vergrößerung des abgebildetenOrgans und dadurch mit einem gewissen Verlust an Detailerkennbarkeit zu rechnen.

62 Spezielle Röntgenunteruschungen

Abb. 54 Schematische Darstellung der Groe- Abb. 55 Abdomen. Im unteren Bereich derdel'schen Abstandstechnik Aufnahme ist deutlich ein stärkerer schatten-

gebender mit Sand gefüllter Darmteil zu er-kennen (Sandkolik). Darüber Gaskappenbil-dung in mit Flüssigkeit gefüllten Darmschlin-gen.

Die Verminderung des Streustrahlenanteils ist bei dieser Technik jedoch nichtso eindeutig wie bei der Verwendung eines Rasters. Fokus-Objekt-Abstand: Im.Objekt-Film-Abstand: 40 - 50 cm. Dazu kommt die Breite des Tieres mit ca. 50cm, so daß sich ein gesamter Fokus-Film-Abstand von ca. 2 m ergibt (Abb. 54).

3.6. Abdomen

Bei großen Pferden ist die Darstellung der Abdominalorgane, auf Grund der Dickeund Dichte, nicht möglich. Bei Trächtigkeiten ist es u. U. möglich, im letzten Drit-tel der Gravidität verknöcherte Skelettanteile des Foetus festzustellen. Besondersbei Ponys und Kleinpferden kann eine derartige Röntgenuntersuchung zu auswert-baren Aufnahmen führen.

Eine gezielte Aufnahme des Abdomens kann bei einer Sandkolik oder dem Ver-dacht auf einen Darmstein indiziert sein (Abb. 55).

4. SpezialUntersuchungen

Zu den SpezialUntersuchungen, die beim Pferd mit Hilfe von Röntgenstrahlen durch-geführt werden, gehören die Xeroradiographie und Untersuchungen mit Kontrast-mitteln.

4.1. Xeroradiographie

Das Aufzeichnungsverfahren des Strahlenbildes erfolgt bei der Xeroradiographie nichtüber die üblichen Röntgenfilme, sondern über eine Aluminiumplatte, auf die eine

SpezialUntersuchungen 63

Selenschicht aufgedampft ist. Die dem Strahlenbild entsprechenden Röntgenquantenrufen in dieser Selenschicht eine Verteilung elektrischer Ladungen hervor. DurchBestäuben mit feinem Kunststoffpulver wird diese Ladungsverteilung sichtbar ge-macht. Dieses Bild wird dann entweder photographiert oder direkt auf Papier über-tragen. Zu einer Xeroradiographie-Anlage gehören ein Lade- und ein Entwicklungs-gerät.

Die Vorteile der Xeroradiographie liegen in einer besseren Darstellung von Rand-arealen, z. B. beim Übergang von Knochengewebe zum Weichteilgewebe, sowie ineiner deutlicheren Darstellung spong^öser Anteile im Knochen (Hertsch, 1978), ver-glichen mit herkömmlichen Röntgenaufnahmen. Sicher sind auch die einzelnen Bil-der in ihrer Strukturauflösung bestechend (Abb. 56).

Für diese Vorteile müssen aber deutliche höhere Strahlenbelastungen des Perso-nals in Kauf genommen werden. Die benötigten Strahlendosen liegen bei einerXeroraiographieaufnahme um mindestens das zehnfache (Strömberg, 1976) höherals Strahlendosen, die für herkömmliche Röntgenaufnahmen benötigt werden;Hertsch spricht sogar von Dosissteigerungen um das dreissigfache. Außerdem recht-fertigen nur wenige Fragestellungen die Anfertigung eines xeroradiographischenBildes. Nicht zuletzt sind die immer noch sehr hohen Anschaffungskosten sowiedie sehr hohen Kosten für ein einzelnes Bild eine Erklärung dafür, warum sich die-

Abb. 56 Xeroradiographie. Brilliante Dar-stellung der Spongiosastrukturen sowie derKompaktakonturen (Aufnahme New BoltonCenter, University of Pennsylvania, Philadel-phia, USA).

64 Spezielle Röntgenuntersuchungen

se Methode nicht durchgesetzt hat. Unserer Meinung nach ist die Anwendung derXeroradiographie in der Veterinärmedizin auf Grund der sehr hohen Strahlenbela-stung des Personals, verglichen mit einer nur gering verbesserten diagnostischen Aus-sage, nicht vertretbar.

4.2. Kontrastmitteluntersuchungen

Die Darstellung von Körperteilen oder -bereichen des Pferdes durch Kontrastmit-tel gehört nicht zur gängigen Praxis und bleibt Kliniken oder Instituten überlassen.Neben der notwendigen apparativen Ausrüstung ist auch gerade bei diesen Unter-suchungspraktiken geschultes Personal unbedingt Voraussetzung.

Kontrastmitteluntersuchungen am Patienten Pferd sind enge Grenzen gesetzt.Darstellungen des Magen-Darm-Traktes sind wegen der Dicke und Dichte des zudurchstrahlenden Objektes nicht möglich. Eine Ausnahme bildet hier nur die Öso-phagographie.

Bei der Darstellung von Gelenken oder Gelenksaussackungen muß mit äußersterVorsicht vorgegangen werden, da die Infektionsmöglichkeit bei Gelenkpunktionenund -injektionen hoch ist.

Vor jeder Kontrastmitteluntersuchung müssen Nativaufnahmen angefertigt wer-den.

Die Untersuchungen können mit positiven oder negativen Kontrastmitteln vor-genommen werden. Zu den positiven Kontrastmitteln zählen alle Präparate, die ei-ne größere Strahlenabsorption aufweisen als körpereigenes Gewebe (z. B. Barium-sulfat, Jodpräparate); zu den negativen Kontrastmitteln alle jene Gase, die eine we-sentlich geringere Strahlenabsorption als Weichteile aufweisen (z. B. Luft, Kohlen-dioxyd).

Die im Folgenden aufgeführten Verfahren werden nur kurz besprochen; interes-sierte Leser, die sich über die Vor- und Nachteile sowie genaue Techniken informie-ren wollen, seien auf die spezielle Literatur hingewiesen, die im Anhang dieses Ka-pitels zusammengestellt ist.

Arthrographie

Die Arthrographie zur Darstellung von Gelenken kann sowohl mit negativen alsauch mit positiven Kontrastmitteln durchgeführt werden. Beide Mittel zusammenangewendet, ergeben eine Doppelkontrastuntersuchung.

Als negatives Kontrastmittel wird im allgemeinen Luft verwendet, als positiveswasserlösliche trijodierte Präparate.

Punktions- und Röntgenaufnahmetechniken sind jeweils den Besonderheiten desGelenkes angepaßt. Vor der Injektion des Kontrastmittels sollte eine entsprechendeMenge an Synovialflüssigkeit abgezogen werden.

Tendographe

Die Tendographie wird vornehmlich zur Darstellung des Sehnenapparates distal desKarpal- bzw. Tarsalgelenkes eingesetzt. Als Kontrastmittel können 200 - 300 mlLuft oder Gas zwischen Sehnen und Sehnenscheiden appliziert werden. Es resultiertim Röntgenbild eine klare Abgrenzung einzelner Sehnenanteile gegeneinander, undVeränderungen wie Rupturen, Verklebungen o. ä. können diagnostiziert werden.

SpezialUntersuchungen 65

Die Untersuchung wird am stehenden Tier vorgenommen. Direkt im Anschlußsollten weiche Röntgenaufnahmen in verschiedenen Projektionen angefertigt werden.

Arteriographie

Gefäßdarstellungen beim Pferd werden fast ausschließlich an den Extremitätenspit-zen durchgeführt und können z. B. bei Hufrehe, bei Beugesehnenerkrankungen oderbei Durchblutungsstörungen unterschiedlicher Genese indiziert sein. Als Kontrast-mittel werden trijodierte wasserlöslfche Präparate verwendet, die Injektion soll nuram narkotisierten Tier erfolgen, da diese Medikamente einen Reiz auf die Gefäß-wände ausüben und somit beim nichtnarkotisierten Tier mit Abwehrbewegungenzu rechnen ist. Es wird eine für das zu untersuchende Gebiet geeignete Arterie auf-gesucht, freigelegt und das Kontrastmittel zügig injiziert. Da das Kontrastmittel sichsofort in dem zu untersuchenden Gebiet verteilt, muß die erste Aufnahme nochwährend der Injektion erfolgen. Die weiteren Aufnahmen erfolgen in kurzen Ab-ständen aufeinander, wodurch es möglich ist, auch die venöse Abflußphase festzu-halten. Automatische oder auch handbetriebene Kassettenwechsler sind für einederartige Untersuchung sehr hilfreich.

Myelographie

Die Darstellung des Rückenmarkkanales mit Hilfe von Kontrasmitteln kann nur amnarkotisierten Tier vorgenommen werden. Die Myelographie kann als ergänzendeUntersuchung zur klinischen und röntgenologischen Befunderhebung eine wertvolleHilfe sein und ist bei allen mit einer Einengung oder Erweiterung des Rückenmark-kanales verlaufenden Erkrankungen indiziert.

Als Kontrastmittel werden wasserlösliche jodhaltige Präparate eingesetzt. Sie sindin ihrer Anwendung nicht unproblematisch, da sie zu einer Reizung der Hirn- undRückenmarkhäute führen können. Ölige Kontrastmittel sollen nicht angewendet wer-den, sie werden nur sehr langsam aus dem subarachnoidalen Raum resorbiert undkönnen zu motorischen Ausfallerscheinungen führen.

Da wegen der technischen Schwierigkeiten nur die Halswirbelsäule und eventuellAnteile der Brustwirbelsäule mit dieser Methode untersucht werden können, erfolgtdie Injektion in die Cisterna magna bei abgebeugtem Kopf des Tieres. Kopf undHals des Tieres sollten während der ganzen Untersuchung in einem Winkel von min-destens 30° hochgelagert werden, um ein Abfließen des Kontrastmittels in die Hirn-ventrikel zu verhindern. Die Aufnahmen werden direkt im Anschluß an die Injek-tion im Abstand von 5 Minuten angefertigt, bis der Wirbelkanal so weit wie mög-lich dargestellt ist. Nach der Untersuchung soll das Tier 24 Stunden hochgebundenstehen bleiben.

Ösophagographie

Die Darstellung des Schiundrohres kann bei Schlundivertikeln, nekrotischen odereinengenden Prozessen indiziert sein.

Diese Untersuchung kann relativ einfach am stehenden Tier durchgeführt werden.Als Kontrastmittel können Bariumsulfat oder auch Luft verwendet werden. Bei An-wendung von positiven Kontrastmittels muß jedoch auf die Möglichkeit einer Aspi-rationspneumonie hingewiesen werden.

66 Spezielle Röntgenuntersuchungen

Das Kontrastmittel wird mittels einer Nasenschlundsonde appliziert. Noch wäh-rend des Abschluckens werden Röntgenaufnahmen in latero-lateraler Projektion an-gefertigt, die in kurzen zeitlichen Abständen wiederholt werden.

Fistulographie

Unter diesen Begriff fallen alle Darstellungen von Fistelkanälen und -höhlen durchKontrastmittel.

Wässrige jodhaltige Kontrastmittel werden in den entsprechenden Kanal injiziertund die Röntgenbilde r in direktem Anschluß angefertigt. Die Strahlenprojektion ent-spricht der zu untersuchenden Region

Dacriorhinozystographie

Die Darstellung des Tränennasenganges erfolgt durch die Injektion von wässrigemjodhaltigem Kontrastmittel in einen der beiden Tränenpunkte an den Augenlidernoder in die Ausführungsöffnung des Tränennasenkanales in der Nüster.

Röntgenaufnahmen werden direkt im Anschluß an die Injektion angefertigt.Die Projektion entspricht ebenfalls der zu untersuchenden Region.

Literatur-Verzeichnis - Kontrastmittel

AngiographieAckermann, H., H.E. Garner, J.R. Coffman u. J.W. Clement: (1975) Angiographie Appearance

of the Normal Equine Foot and Alterations in Chronic Laminitis. i. Amer. Vet. Med.Assoc. 166, 58.

Colles, CM. u. J. Hickman: (1977) The Arterial Supply of the Navicular Disease. Equine Vet.J. 9, 150.

Scott, E.A., G.A. Sandler u. M.H. Shires: (1978) Angiography äs a Diagnostic Technique inthe Equine. J. Equine Med. Surg. 2, 270.

ArthrographieAdams, O.R.: (1980) Lahmheiten bei Pferden. M. u. H. Schaper, Hannover, S. 525.MyelographieBeech, J.: (1979) Metrizamide Myelography in the Horse. J. Amer. Vet. Rad. Soc, 20, l, 22.Hertsch, B. u. R. Liske: (1978) Halswirbelfrakturen beim Pferd. Tierärztl. Prax. 6, 209-224.Nyland, T.G., L. Blythe, R. Pool, M. Helphsey u. T.R. O'Brien: (1979) Metrizamide Myelo-

graphy in the Normal Horse: Clinical, Radiographic and Pathologie Findings (an Abstract).J. Amer. Vet. Rad. Soc. 20, 2, 66.

TendographieVerschooten, F. u. A. De Moor: (1978) Tendinitis in the Horse: Its Radiographic Diagnosis

with Aii-Tendograms. J. Amer. Vet. Rad. Assoc, 19, l, 23-30.ÖsophagographieNagel, E.:(196S) Zur Röntgenologie der Speiseröhre beim Pferd und Rind. Schweizer Arch.

Tierheilkunde 110, 6, 320-328.

Allgemeine Röntgendiagnostik 67

III Röntgendiagnostik

Die Röntgendiagnostik ist innerhalb einer tierärztlichen Untersuchung in ihrem Stel-lenwert eindeutig Hilfs- oder Zusatzuntersuchung. Eine röntgenologische Untersu-chung sollte erst dann durchgeführt werden, wenn auf Grund einer sorgfältigen Er-hebung der Anamnese und der klinischen Untersuchung eine Verdachtsdiagnosebesteht. Als Ausnahme von dieser Regel kann das Röntgenbüd zum Ausschluß einerErkrankung herangezogen werden.

Im Abschnitt spezielle Röntgendiagnostik wird absichtlich nur auf allgemeineKrankheitsbilder eingegangen, da mit der Beschreibung spezieller Erkrankungen derRahmen dieses Buches gesprengt würde. Daher wird der Leser auch keine Abhand-lung über Themenkomplexe wie z. B. „Das Röntgenbüd der Podotrochlose" oder„Das Röntgenbüd der Arthropathia deformans am Sprunggelenk (Spat)" finden.

1. Allgemeine Röntgendiagnostik

In der Röntgendiagnostik stellt die rein technische Seite (Anfertigung der Aufnah-me und ihre Entwicklung) nur einen Aspekt dar. Der andere Aspekt ist die Inter-pretation des Röntgenbildes. Um die Information, die von einem Röntgenbüd aus-geht, sinnvoll in die Reihe der anderen Untersuchungsergebnisse einordnen zu kön-nen, müssen einige Prinzipien beachtet werden:

1. Prinzip: Die Röntgenuntersuchung soll einen klinischen Verdacht oder eine Dia-gnose erhärten, d. h. man muß sich darüber im klaren sein, warum eine Aufnahmeangefertigt und welcher genau definierte Körperteil untersucht werden soll.

2. Prinzip: Die Röntgenuntersuchung muß technisch einwandfrei durchgeführt wer-den. Dabei muß klar sein, daß - wie weiter vorn schon erwähnt - das dreidimen-sionale Objekt auf dem Röntgenbüd in eine zweidimensionale Bilddarstellung ver-wandelt wird. Berücksichtigt man dieses, ist es zwingend erforderlich, grundsätzlichzwei Aufnahmen anzufertigen, wobei die dabei gewählten Ebenen senkrecht zueinan-der stehen sollen; eine Aufnahme wird z. B. in dorso-palmarer und die andere inlatero-medialer oder auch medio-lateraler Strahlenrichtung angefertigt. Die techni-sche Qualität der Röntgenaufnahme hat eine Schlüsselstellung bei der Interpretationvon Röntgenbüdern. Näheres zu diesem Punkt soll in den Abschnitten „Interpreta-tion und Fehlinterpretation von Röntgenbildern" diskutiert werden.

3. Prinzip: Die Anatomie der untersuchten Region muß bekannt sein. Um eine Asu-sage über pathologische Veränderungen treffen zu können, müssen das „normale"Röntgenbüd um seine anatomischen Varianten zum Vergleich herangezogen werdenkönnen. Um sich im Einprägen „normaler" Bilder zu üben, ist es sehr empfehlens-wert, sich auf einer Röntgenaufnahme nicht nur die augenscheinlichen Veränderun-gen, sondern die ganze Aufnahme zu betrachten, um sich immer wieder zu erinnern,wie die normalen Strukturen beschaffen sind. Hier gilt uneingeschränkt die alteVolksweisheit: „Die Wiederholung ist die Mutter aller Wissenschaften".

68 Röntgendiagnostik

4. Prinzip: „Der Befund ist die sachgemäße und objektive Beschreibung der tatsäch-lichen Beobachtung, die Diagnose die Deutung dieser Tatsachen als pathologisch-kli-nische Zustände!" (Zeller, 1976). Dieses letzte Prinzip stützt sich auf alle vorgenann-ten und weist auch darauf hin, daß wir allzuleicht dazu neigen, den röntgenologi-schen Befunden den Vortritt gegenüber den klinischen zu lassen. Eine röntgenolo-gische Diagnose kann also nur unter Einbeziehung aller verfügbaren anamnestischenund klinischen Patientendaten erstellt werden. Zu jeder Röntgendiagnose gehörenebenfalls differentialdiagnostische Überlegungen.

Selbst bei Beachtung aller genannten Prinzipien kann eine Röntgenaufnahme zueiner Herausforderung an das Können eines Röntgenologen werden, dies aber — someinen wir — stellt wiederum auch den Reiz der Arbeit mit dieser Materie dar!

2. Spezielle Röntgendiagnostik

2.1. Röntgenbild der Epi- und Apophysenfugen

Zur Erkennung und Einordnung von Wachstums- und Entwicklungsstörungen beimjungen Pferd gehört die genaue Kenntnis des röntgenologischen Bildes der Epi- undApophysenfugen und des Zeitpunktes ihres Schlusses. Auftreten und Wachstum derFugen sowie ihr Verschwinden im Röntgenbild gehen gesetzmäßig vor, so daß sichdaraus auch das ungefähre Alter eines Tieres ermitteln läßt.

Da das Pferd zu den sog. Nestflüchtern gehört, ist sein Knochenskelett zum Zeit-punkt der Geburt weitgehend verknöchert. Bei einzelnen Knochen sind einige Epi-physenfugen röntgenologisch schon geschlossen, wie z. B. die des Hufbeines, diedistalen Fugen von Krön- und Fesselbein und die proximale Fuge des Os metatar-sale und metacarpale.

Genaue Untersuchungen über die Ossifikationsvorgänge und Fugenschlüsse anden Gliedmaßen des Pferdes liegen von Schmidt (196), MeyersjEmmerson (1966)und Adams (1972) vor. Hertsch (1977) berichtet über den Epiphysenfugenschlußan den Halswirbeln. Alle Arbeiten haben das röntgenologisch sichtbare Bild zumInhalt, im Gegensatz zum anatomisch-histologischen Schluß der Epi- und Apophy-senfugen, der teilweise wesentlich später liegt, nach Zietschmann u. Krölling (1955)erst im 6. - 7. Lebensjahr.

Nachfolgende Tabellen geben eine Übersicht über den zeitlichen Ablauf des rönt-genologischen Epi- und Apophysenfugenschlusses an der Vorder- und Hinterextre-mität sowie der Halswirbelsäule.

Tabelle 3: Epiphysenfugenschluß der Halswirbelsäule beim Pferd

Röntgenologischer Epiphysenfugenschluß an den Halswirbeln,untersucht an 140 Pferden (nach Hertsch, 1977)

Atlas Fuge des Dens 10.—12. Lebensmonat

Axis kraniale Fuge 4. Lebensjahrkaudale Fuge ab 6. Lebensjahr

3.—7. Halswirbel kraniale Fuge ab 5. Lebensjahrkaudale Fuge ab 6. Lebensjahr

Spezielle Röntgendiagnostik

Tabelle 4: Epi- und Apophysenfugenschluß an den Extremitäten beim Pferd.

Röntgenologischer Epi- bzw. Apophysenfugenschluß beim Pferd(Monate nach der Geburt)

69

Rasse:

Vorderextremität:

Scapula

Humerus

Radius

Ulna

Os metacarpale

Fessel bei n

Kronbein

Hinterextremität:

Femur

Tibia

Calcaneus

Fesselbein

Kronbein

Os metatarsale

distal

proximaldistal

proximaldistal

proximal

proximal

proximal

distal

proximaldistal

proximal

proximal

Adams(1972)

Thorough-breds,Quarter-horses

9-1214-18

15-1824-30

24-30

9-12

6- 9

6- 9

24-30

30-3622-26

6- 9

6- 9

9-12

Schmidt(1960)

verschie-deneRassen

vor 18

14

1424

über 1 8

6

6

6

vor 24

6

6

6

Meyers/Emmerson(1966)

Araber

2714-15

1424

27-30

7

8

8

22

3617

20

8

8

7

Der physiologische Fugenschlußt nimmt seinen Anfang im Zentrum der Fuge undschreitet immer weiter in die Peripherie fort. Kurz vor dem völligen Schluß ist dannnur noch eine mehr oder weniger große Kerbe zwischen Metaphysen- und Epiphy-senanteil zu erkennen, die nicht mit einem Einriß oder Teil einer Frakturlinie ver-wechselt werden darf. Bei sehr vielen erwachsenen Pferden ist die ehemalige Fugeein Leben lang als feine weiße Linie (Epiphysennarbe) zu erkennen (Abb. 57).

Zum Zeitpunkt der Geburt liegt zwischen Epi- und Apophysenkern und der Me-taphyse noch ein recht weiter Raum, die verknöcherten Anteile sind deutlich abge-rundet (Abb. 58). Im Verlaufe des Wachstums verbreitern sich die Verknöcherungen,es bildet sich eine regelrechte Fuge aus. Im Röntgenbild zeigt der periphere Anteilder Epiphyse die feinste und numerisch reichste Trabekelstruktur, während der der

70 Röntgendiagnostik

Abb. 57 Epiphysennarbe als feine weisse Abb. 58 Darstellung der EpiphysenfugenLinie zu erkennen (Pfeile). bei einem 3 Tage alten Fohlen. Der Ossifi-

kationskern für das Strahlbein fehlt (angebo-rene Missbildung).Im Bereich der distalen Epiphysenfuge desFesselbeines ist die Fuge zentral noch offen,peripher geschlossen — Hinweis auf eineEntwicklungsstörung.

Fuge anliegende Teil stärkere Trabekel mit weiteren intertrabekulären Zwischenräu-men aufweist. In diesem Bereich ist auch bei vielen Tieren ein Streifen kompaktenKnochens zu erkennen, der einen großen Anteil an der Bildung der späteren Epi-physennarbe hat. Die die Fugen begrenzenden Flächen von Epiphyse und Metaphy-se sollen glatt sein. Eine Ausnahme bilden das Schultergelenk und das Kniegelenk.Hier können Rauhigkeiten in der Kontur der Epiphysen normal sein.

Spezielle Röntgendiagnostik 71

Störungen der Skelettbildung werden beim Fohlen während der Wachstumspha-se relativ häufig gesehen. Sie zeigen sich im Röntgenbild besonders deutlich im Be-reich der Wachstumszonen der langen Röhrenknochen. Eine häufig gebrauchte Be-zeichnung für derartige Veränderungen ist die „Epiphysitis", als deren Ergebnis,auf Grund der unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten an verschiedenenWachstumszonen, Fehlstellungen der Gliedmaße mit Verbiegungen auftreten können.„Epiphysitis" ist sicherlich eine falsche Bezeichnung, da sie eine Entzündung im Be-reich der Wachstumszone impliziert. Tatsächlich handelt es sich aber mit großerWahrscheinlichkeit um Wachstumss&rungen, besonders bei schnellwüchsigen, kräf-tigen und schweren Fohlen, bei denen es in manchen Fugen zu einem verfrühtenoder aber gestörten und von den Außenzentren der Fugen ausgehenden Schlußkommt, als deren Folge dann durch zeitlich unterschiedlichen Seitenschluß Fehl-stellungen resultieren. Brown u. McCallum (1976) schlagen für derartige Verände-rungen den Begriff „Dysplasie der Wachstumszonen" vor und vermuten ursächlichGründe wie Fehlernährung, Übergewicht, fehlerhaft Anlage und Wachstum der Hu-fe, Muskelimbalance, intrauterine Fehlentwicklung, Radialisparalyse und Kompres-sion der Wachstumszonen.

Im röntgenologischen Bild stellen sich diese Störungen als Aufbiegung der Meta-und Epiphysenkanten (sog. Lippenbildung), Verbreiterung der Fuge oder als welli-ge, aufgelockerte Begrenzung der Meta- und/oder Epiphyse zum Fugenspalt dar(Abb. 59). Außerdem kann es zu einer verstärkten Ossifikation im proximalen Be-

Abb. 59 Ossifikationsstörungen im Bereich der Epiphysenfugen bei einem 10 Tage alten Fohlen.Abb. 59a Dorso-plantare Projektion. Abb. 59b Latero-mediale Projektion.Periphere Lippenbildung im Bereich Lippenbildung wie in Abb. 59a. Fehlstel-der distalen metatarsalen Epiphysenfuge, lung der Gliedmaße mit Verlagerung derFugenspalt unscharf begrenzt. Gleichbeine.

72 Röntgendiagnostik

reich der Epiphyse kommen. Nimmt der Schluß der Fuge seinen Ausgangspunktan den peripher liegenden Anteilen der Wachstumszonen, kann das Bild eines zy-stoiden Substanzverlustes im Zentrum der Fuge entstehen.

Auf alle Epiphysen- und Apophysenfugen des equinen Skeletts einzugehen,würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Für interessierte Leser ist im Anhangdieses Kapitels eine Literaturübersicht zusammengestellt, die allerdings nicht denAnspruch auf Vollständigkeit erhebt. Trotzdem sollen einige wichtige Fugen an-gesprochen werden, weil sie bei der Deutung von Röntgenbildern junger Pferdezu Interpretationsschwierigkeiten führen können.

Am distalen Ende des Radius findet sich ein Ossifikationszentrum als rudi-mentäre Anlage des Proc. styloideus ulnae. Dieses Zentrum verschmilzt mit derdistalen Radiusepiphyse. Vergleichbares findet sich an der Fibula: hier verschmilztdie distale Epiphyse mit der Tibia und wird zu deren lateralem Malleolus. DieVerschmelzung kann aber nach Sisson u. Grossman (1975) auch schon vor derGeburt stattgefunden haben.

Am Humerus ist neben der distalen Epiphysenfuge eine Verknöcherungsanlagefür den medialen Epikondylus und neben der proximalen Epiphysenfuge die An-lage für die Tuberositas lateralis zu erkennen.

Die Skapula weist in ihrem distalen Anteil ein Ossifikationszentrum für dasTuber scapulae und den Proc. coracoideus sowie eines für den kranialen Teil desSchultergelenkes auf.

Verglichen mit den Verhältnissen am Humerus findet sich am Femur im proxi-malen Bereich je ein Ossifikationszentrum für die Tuberositas major und den Fe-murkopf, im distalen Bereich jedoch nur ein Zentrum, das der distalen Epiphyseentspricht. Ein weiterer, röntgenologisch darstellbarer Verknöcherungspunkt ent-spricht der Anlage für die Patella, stellt also keinen sekundären Verknöcherungs-punkt des Femurs dar.

Die Tibia zeigt in ihrem proximalen Anteil eine Epi- sowie eine Apophysen-fuge. Die Apophyse bildet später die Tuberositas tibiae.

Literatur-Verzeichnis - Epiphysenfugen

Adams, O.R.: (1980) Lahmheiten bei Pferden. M.u. H. Schaper, Hannover.Brown, M.P., F.J. McCallum: (1975) A System of Grading Ossification in Limbs of Foals

to Assist in Radiologie Interpretation. Am. J. Vet. Res. 36, 5, 655—661.Brown, M.P., F.J. McCallum: (1976) Observations on Growth Plates in Limbs of Foals.

Vet. Rec. 98, 443-446.Fretz, P.B.: (1980) Angular Limb Deformities in Foals. Large Animal Practice Vol. 2, Nr. 1.Gabel, A.A., C.P. Spencer, F.S. Pipers: (1977) A Study of Correlation of Ciosure of the Dis-

tal Radial Physis wi th Performanee and Injury in the Standardbred. J. Amer. Vet. Med.Ass., 170, 2, 188-194.

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McCallum, F.J., M.P. Brown, H.O. Goyal: (1978) An Assessment of Ossification and Radio-logical Interpretation in Limbs of Growing Horses. Br. vet. J. 134, 366-374.

Meyers, V.S., M.A. Emmerson: (1966) The Age and Manner of Epphyseal Ciosure in theForelags of T wo Arabian Foals. J. Amcr. Vet. Rad. Soc., VII, 39.

Spezielle Röntgendiagnostik 73

Montfort, N.: (1968) A Radiographic Survey of Epiphyseal Maturity in Thoroughbred Hor-ses Foals from Birth to Three Years of Age. Ref. Chir. Vet. 5, 3.

Myers, V.W., J.K. Burt: (1966) The Radiographic Location of Epiphyseal Lines in EquineLimbs. 12. Procc. AmAss. Equine Pract., 21-24.

Schmidt, G.: (1960) Epiphysen und Apophysen in der röntgenologischen Darstellung anden Vorder- und Hinterextremitäten der Fohlen. Vet. Med. Diss., Hannover.

Vaughan, L.C.: (1976) Growth Plate Defects in Foals. Vet. Rec. 98, 165-168.

2.2. Röntgenbild der Skelettvarianten

Als Skelettvarianten sollen hier auf der einen Seite Bilder des Knochengewebes an-gesprochen werden, bei denen die normalerweise zu erwartenden Strukturen so aus-geprägt dargestellt sind, daß sie zu einer mißverständlichen Deutung des Bildes füh-ren können. Auf der anderen Seite sind es Bilder, die sich von dem in den meistenFällen zu erwartenden Bild eines gesunden Knochens oder eines gesunden Gelenkesunterscheiden, ohne daß sie für das Tier zu einer Beeinträchtigung der Funktionführen.

Dazu gehören z.B. überzählige Knochenbuckel, außergewöhnliche Formen einzel-ner Knochen oder auch einfach eine deutlich unterschiedliche Knochendichte imBereich der langen Röhrenknochen.

Da die Natur in diesem Sinne oftmals recht einfallsreich ist, sollen hier an Bei-spielen die häufigsten „normalen" Skelettvarianten im oben beschriebenen Sinne

Abb. 60 Proximale Tibiaapophysenfugekurz vor dem Schluss. Ossifikationsdefektin der Fibula.

Abb. 61 Atavismus bei einem Pony. Aus-bildung der Ulna als eigenständiger Knochenmit distalem Ossifikationsdefekt.Isolierter Proc styloideus ulnae (Pfeile).

74 Röntgendiagnostik

angeführt werden, die zu einer Fehlinterpretation bei der Auswertung des Röntgen-bildes führen können.

Proximale Tibiaapophysenfuge. Da sich die Apophyse in diesem Bereich spätermit dem Knochen vereinigt als die hier liegende Epiphyse, kann das Bild einer Kno-chenloslösung durch das rissige, sich verzahnende Ineinandergreifen der noch offe-nen Fugenanteile entstehen (Abb. 60).

ülna und Fibula. Beide beim Pferd rudimentär angelegten Knochen könnenvereinzelt bis zum distalen Ende von Radius bzw. Tibia reichen. Dabei können Un-terschiede auftreten, von der Ausbildung eines haarfeinen Spanes bis zur Forma-tion eines kräftigen Knochens (Abb. 61). Besonders häufig kann solch ein Atavis-mus bei Ponys beobachtet werden.

Die Fibula zeigt beim erwachsenen Pferd oftmals Unterbrechungen, die häufigals „Fibulafraktur" angesehen werden (Abb. 62). Die embryonal als Knorpelstruk-tur angelegte Fibula kann jedoch im Verlauf der späteren Verknöcherung Ossifi-kationsdefekte aufweisen, die zu 85% im oberen Drittel auftreten (Zeskov, 1959).Es können bis zu drei oder vier dieser Defekte beobachtet werden.

Bandhöcker am Kronbein. Die Dorsalfläche des Kronbeines ist ausgesprochenrauh und weist Bandhöcker und -gruben von unterschiedlicher Stärke auf. Letzte-res gilt ganz besonders für die distalen Bandhöcker, die dorso-lateral dem Kron-bein aufsitzen. Sie können entweder von Natur aus stark ausgeprägt sein oderdurch die Strahlenrichtung und Stellung der Gliedmaße im Strahlengang so hervor-

Abb. 62 Ossifikationsdefekt an derFibula (Pfeil).

Spezielle Röntgendiagnostik 75

Abb. 63 Bandhöcker am Kronbein (Pfeil),durch gering schräge Projektion stärkerhervorgehoben.

gehoben sein, daß der Eindruck einer pathologischen Knochenauftreibung hervor-gerufen wird (Abb. 63).

Fesselbeindreieck. An der Volarfläche des Fesselbeines markieren sich die beid-seitigen distal konvergierenden Fesselbeinleisten, die das Fesselbeindreieck begren-zen. In einer dorso-palmaren bzw. -plantaren Projektion stellt sich dieses Dreieckbesonders im distalen Winkel oft als deutliche Aufhellung im Röntgenbild dar undkann das Bild einer Knochenzyste vortäuschen (Abb. 64).

Griffelbeinanheftung. Palmar bzw. plantar an beiden Seitenrändern des Os meta-carpale III bzw. metatarsale III befinden sich die Gelenkflächen für die Köpfchender Griffelbeine. Diese sind weiter distal durch Bandmassen an Rauhigkeiten desOs mc III bzw. Os mt III befestigt. Diese Bandmassen reichen je nach Abstand zwi-schen Röhre und Griffelbein unterschiedlich weit nach distal. Sie verknöchern mitzunehmendem Alter. Diese Verknöcherung ist physiologisch. Sie sollte nicht miteiner Periostitis in diesem Bereich verwechselt werden, die zur Bildung eines Über-beines führen kann (Abb. 65).

Crista transversa ossis radii. Das distale Ende des Radius weist auf seiner Pal-marfläche deutliche Rauhigkeiten auf, die anatomisch als Crista transversa bezeich-net werden. Diese Rauhigkeiten sind manchmal in einem Maße ausgeprägt, daß siemit einer periostalen Reaktion in diesem Gebiet verwechselt werden können(Abb. 66).

Sesama bina. Die Gleichbeine der Hintergliedmaße an den Fesselgelenken wei-sen - besonders häufig bei Trabern - oft recht eigenwillige Formen auf, die sichbemerkenswert von den Gleichbeinen an den Vordergliedmaßen unterscheiden.Dies hat jedoch unserer Meinung nach nicht in jedem Fall die Bedeutung einerpathologischen Konturveränderung (Abb. 67).

76 Röntgendiagnostik

Abb. 64 Fesselbeindreieck als Aufhellungs- Abb. 65 Griffelbeinanheftung. Rauhigkei-bezirks mit dichter Ringbildung. Distal di- ten zwischen Metatarsus- und Griffelbein-rekt anschliessend Knochenzyste. konturen durch vermehrte Kalkeinlagerung

in die Bandmassen bedingt (Pfeile).

2.3. Röntgenbild der Knochen und Gelenke

Wird in der Röntgendiagnostik vom „Knochen" gesprochen, so wird im allge-meinen damit die Tela ossea, das Knochengewebe, gemeint. Das Organ Knochensetzt sich jedoch neben der Tela ossea noch aus dem Knochenmark, Medullaossea, der Knochenhaut, Periost, sowie den zu- und abführenden Gefäßen zusam-men. Da wir aber im Röntgenbild nur die verkalkten Anteile des Knochens erken-nen, können wir primär die Kompakta der Diaphysen der langen Röhrenknochensowie der platten Knochen, die Kortikalis im Metaphysen- und Epiphysenbereichder Röhrenknochen und der kurzen Knochen (z.B. Hufbein) und die spongiösenAnteile, die Knochenbälkchen differenzieren.

Mitunter sind im Bereich der Kompakta schräg oder senkrecht verlaufendeSpaltbildungen festzustellen, die den Vasa nutritiva entsprechen und nicht mitFissuren oder Frakturen verwechselt werden dürfen (Abb. 68).

Spezielle Röntgendiagnostik 77

Abb. 66. Darstellung der Crista transversaossis radii als rauhe Konturen auf derPalmarfläche des Radius (Pfeile).

Abb. 67 Gleichbeine der Hintergliedmaße.Zipflige proximale Ausziehung des Gleich-beines ohne klinische Bedeutung. (Kron-gelenksarthrose, Fesselbeinleist, Corpusliberum im Fesselgelenk).

Das Knochenmark würde einen weichteildichten Schatten geben, es wird abervom Spongiosanetz sowie den kompakten Anteilen überdeckt und ist eigenständignicht zu differenzieren.

Periost und Gelenkknorpel ergeben ebenfalls einen weichteildichten Schatten,der sich jedoch vom angrenzenden Weichteilgewebe nicht unterscheidet.

In Höhe der Gelenkkapsel geht die Kortikalis in die Knochengrenzlamelle über,die das Insertionselement für die spongiösen Anteile der untereinander artikulieren-den Knochen darstellt. Es schließt sich die Kalkknorpelschicht an, die tiefste ver-kalkte Schicht des Gelenkknorpels. Beide - Knochengrenzlamelle und Kalkknor-pelschicht - bilden die röntgenologisch sichtbare Gelenkslinie (Abb. 69).

Der sog. Gelenkspalt entspricht nicht dem anatomischen Gelenkspalt. Der rönt-genologische Gelenkspalt wird gebildet durch die Knorpelschichten der gelenkbil-denden Knochen, sowie den dazwischen liegenden Synovialfilm. Er wird nur des-halb im Röntgenbild als Aufhellungslinie wahrgenommen, weil der Knorpel strah-lendurchlässig ist. Die gesunde Gelenkkapsel stellt sich ebenfalls im Röntgenbildnicht dar. Erst wenn es im Zuge von Traumen oder Entzündungsreizen zu einerEinlagerung von Kalk gekommen ist, tritt sie aus dem allgemeinen Weichteilschat-ten hervor.

Das gesunde Knochengewebe stellt ein Hartgewebe dar, das Zeit seines Lebensphysiologischen Umbauvorgängen unterliegt. Kommt es nun zu einer Störung die-

78 Röntgendiagnostik

Abb. 68 Darstellung von Gefäßkanälen (Vasa nutritiva).Abb. 68a Gefäßkanal im Metatarsus (Pfeil). Abb. 68b Gefäßkanal im Fesselbein (Pfeil).

Abb. 69 Darstellung der röntgenologisch sichtbaren Anteile des Knochens.Abb. 69a Schematische Darstellung. Abb. 69b Knochen in Scheiben geschnitten.

Spezielle Röntgendiagnostik 79

ser Vorgänge, sei es generalisiert oder lokalisiert, ist der Knochen in begrenztemUmfang in der Lage, auf diese Störungen zu reagieren. Mit zunehmendem Alternimmt diese Regenerationsfähigkeit jedoch deutlich ab.

Am ehesten bemerkbar machen werden sich diese Störungen im Bereich derehemaligen Epiphyse beim erwachsenen Tier, da sich hier auf Grund der relativstarken Blutversorgung der lebhafteste Stoffwechsel im Knochengewebe abspielt.Hier wird man in der Regel auch die ersten röntgenologischen Anzeichen für eineStörung feststellen können.

Und damit ist auch die eigentlidhe Problematik in der röntgenologischen Kno-chen- und Gelenksdiagnostik angesprochen: die Früherkennung von Ereignissen,die den physiologischen Knochenumbau pathologisch beeinflussen.

Kommt es z.B. im Zuge eines Entzündungsreizes zu einer Reaktion des Periostsbzw. dessen Kambiumschicht (die neben dem Knochengewebe ebenfalls zu einerNeubildung von Knochen fähig ist), so wird man diese Reaktion im Röntgenbildfrühestens nach 10 Tagen als verknöchernde Periostitis feststellen können.

Umbauvorgänge im Sinne einer Osteoporose werden im Röntgenbild erst mani-fest, wenn mindestens 30%, meist aber 40-50% des Kalkgehaltes verloren gegan-gen sind, dieser Vorgang benötigt mindestens zwei bis drei Wochen Zeit.

Die Kenntnis vom „zeitlichen Nachhinken" der Röntgendiagnostik hinter demursächlichen Insult sollte für uns eine Aufforderung sein, gerade auf feine undfeinste Veränderungen bei akuten Erkrankungen zu achten, während gröbere Ver-änderungen des Knochengewebes im Röntgenbild für den Beginn einer Chronizi-tät des Leidens sprechen.

2.4. Röntgenbild der Arthropathia deformans

„Als Arthropathia deformans wird eine chronisch verlaufende, progressive Erkran-kung eines oder mehrerer Gelenke bezeichnet, die gekennzeichnet ist durch Ver-änderung des Gelenkknorpels, der Struktur und Form der Gelenkflächen, der Ge-lenkkapsel und der Synovialbeschaffenheit" (Dämmrich, 1976).

Dabei unterscheidet man die primäre Form, bei der die pathologischen Verän-derungen im Knorpelgewebe ihren Anfang nehmen, und die sekundäre Form, beider Erkrankungen in Gelenknähe in ihrer weiteren Entwicklung auf den Gelenk-knorpel übergreifen und ihn sekundär in Mitleidenschaft ziehen.

Für die Behandlung eines Gelenkleidens gilt - wie für jedes andere Leidenauch - der Grundsatz, je früher therapeutisch eingegriffen werden kann, destogünstiger sind die Möglichkeiten einer positiven Beeinflussung. Es gilt also, patho-logische Veränderungen im Sinne einer Arthropathia deformans so früh wie mög-lich zu diagnostizieren. Die Röntgenuntersuchung stellt ein wertvolles diagnosti-sches Hilfsmittel dar; bei der Frühdiagnose können sich jedoch Schwierigkeitenergeben.

Degenerative Knorpelveränderungen als einziger pathologischer Befund sind anGelenken recht häufig, aber im Röntgenbild eben nicht nachzuweisen. Erst imZuge fortschreitender Progredienz im Sinne einer Osteoarthropathie entwickeltsich das außerordentlich formenreiche Bild der Arthropathia deformans, das nunauch röntgenologisch nachweisbar ist.

80 Röntgendiagnostik

Welche röntgenologisch sichtbaren Veränderungen sind nun bei der Arthropa-thia deformans des Pferdes zu finden?

V er schmälerung des Gelenkspaltes. Die Knorpelschichten der gelenkbildendenAnteile der Knochen enthalten keinen Kalk, sie sind daher im Röntgenbild nichtdarstellbar. Sie werden im allgemeinen Sprachgebrauch als „Gelenkspalt" bezeich-net. Man spricht daher auch von einer „Verschmälerung oder Erweiterung desGelenkspaltes", wenn die Knorpelschichten verdünnt oder verstärkt sind. DerWert dieser Aussage ist jedoch recht umstritten, da zur Beurteilung des Gelenk-spaltes die genaue Kenntnis der Höhe der normalen Knorpelschichten gehört undaußerdem bei jeder Aufnahme eine standardisierte Projektion so genau eingehal-ten werden muß, daß ein Vergleich möglich wird. Schon eine minimale Verkan-tung führt zu einem veränderten Bild des Gelenkspaltes. Außerdem muß berück-sichtigt werden, daß es auf Grund des fortgeschrittenen Alters des Tieres zu eineraltersphysiologischen Abnahme der Knorpeldicke kommen kann.

Die Gelenkslinie. Die sog. Gelenkslinie wird durch zwei Anteile gebildet: ein-mal durch die tiefste Lage des Knorpels, der hier schon Kalk eingelagert hat(Kalkknorpelschicht) und zum anderen durch die Knochengrenzlamelle, die alsInsertionselement für die Spongiosatrabekel dient. Bei erhöhter Anforderung andas Gelenk wird zuerst der Gelenkknorpel mit seinen beachtlichen Leistungsreser-ven, u.a. durch vermehrte Einlagerung von Kalk in die Kalkknorpelschicht, dieerhöhte Beanspruchung kompensatorisch auffangen. Ist diese Möglichkeit er-schöpft, kommt es zusätzlich zu einer Verstärkung der Knochengrenzlamelle. Jederöntgenologisch sichtbare deutliche Verstärkung der sog. Gelenkslinie ist also einHinweis dafür, daß abnorme Verhältnisse an der Knorpel-Knochengrenze vorliegen.

Trotzdem muß man mit der Beurteilung von Veränderungen der Gelenkslinievorsichtig sein. Zum einen muß die physiologische Stärke einer jeden Gelenks-linie genau bekannt sein, zum anderen muß mit berücksichtigt werden, daß durchVerkantungen sehr leicht der Eindruck einer Verstärkung hervorgerufen werdenkann.

Im Zuge des weiteren pathologischen Umbaus ist festzustellen, daß die an derKnochengrenzlamelle inserierenden Spongiosabälkchen ebenfalls verstärkt werden,man spricht dann von einer subchondralen Sklerosierung (Abb. 70). Kontinuitäts-verletzungen der Knorpelknochengrenze sind fast regelmäßig die Folge, wenndurch diese kompensatorischen Maßnahmen die veränderte statische Belastungnicht mehr abgefangen werden kann. Es kommt dann zu Einbrüchen an der betrof-fenen Stelle, die sich im Schattenbild ah Mulden oder Kerben darstellen (Abb. 71).Dämmrich meint, daß die Usur das Ereignis in der Pathogenese der Arthropathiadeformans ist, von dem die weiteren morphologischen Veränderungen, die zurBezeichnung Arthiopathia deformans geführt haben, ihren Ausgang nehmen.

Aus dem richtig gedeuteten Röntgenbild kann der Kliniker also erfahren, daßder subchondrale Knochen sich in einer Umbauphase befindet, in der er wohl Be-wegung, nicht aber Belastung verträgt.

Zystoide Knochendefekte. Über den Einbruch der Gelenkslinie kann es zu einemtiefgreifenden Prozeß kommen. Es bilden sich Höhlen, die im Röntgenbild alsmeist runde, porös aussehende Herde imponieren. Diese Höhlen werden als Kno-chenzysten oder als zystoide Knochendefekte angesprochen, da sie rein von derForm her Ähnlichkeit mit echten Zysten aufweisen. Um diese Knochenzysten kannsich ein skierotischer Ring ausbilden, der im Strahlenbild deutlich sichtbar ist. Diese

Spezielle Röntgendaignostik 81

Abb. 70 Subchondrale Sklerosierung proxi- Abb. 71 Kerbe im Hufgelenk, sichtbar anmal am Fesselbein (Pfeile). der Gelenkfläche des Hufbeines (Pfeil).

hier beschriebenen Zysten haben Zugang zur Gelenkshöhle und können Schmerzenbereiten. Davon zu unterscheiden sind die Zysten, die im Bereich der Meta- undEpiphysen auftreten und wahrscheinlich keinen Zugang zur Gelenkshöhle haben.Diese Zysten stellen oft Nebenbefunde dar. In unserer Klinik konnte in keinemFall einer derartigen Zyste ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dieser Knochen-veränderung und der Lahmheit des Patienten hergestellt werden (Abb. 72).

Randwülste. Zu den wohl bekanntesten Bildern der Arthropathia deformans ge-hören die Randwülste, die - daher ihr Name - besonders häufig in den Randge-bieten der Gelenke auftreten. Dies findet seine Erklärung darin, daß hier die Zug-und Druckwirkung auf ein Gelenk am stärksten ist. Obwohl die Randpartien nor-malerweise derartigen Belastungen gewachsen sind, ist die bei jedem Individuumkonstitutionell verankerte mechanische Qualität des Knorpels in weiten Grenzenvariabel. Den Randwülsten geht stets eine Reaktion von Seiten der Knorpel-Kno-chengrenze voraus.

Die äußeren Randwülste entstehen aus dem subchondralen Spongiosegebälk undwerden nach Überschreiten des Gelenkniveaus von neuem Knorpel überzogen(Abb. 73). Binnenrandwülste entstehen auf Gelenkflächen, die durch Bänder unter-brochen sind. Im Band selbst sowie in den Sehnenansätzen können Knorpelelementezu Wucherungen, Verkalkungen und Verknöcherungen führen. Den Binnenrand-wülsten ähnlich sind die Knochenbuckel, sie treten in zentralen Gelenkteilen aufund werden durch kleine Knochenusuren hervorgerufen. Es kommt daraufhin zu

82 Röntgendiagnostik

Abb. 72 Knochenzyste proximal im Fesselbein(Pfeile).Aufhellungsbezirk mit skierotischen Ring, rönt-genologisch kein Zugang zum Gelenk nachzu-weisen.

Abb. 73 Bild der Arthropathia de-formans.Randwulstbildung, gering am Kron-bein (Pfeil), deutlich ausgebildet amproximalen Fesselbein.Freie Körper im Fesselgelenk.Resorptionsrandwulst im Bereichdes proximalen Kapselansatzesdes Fesselgelenkes.

Spezielle Röntgendiagnistik 83

einer Einsprossung von Gefäßen und zu einer umschriebenen Knochenzubildung.Resorptionsrandwülste entstehen im Kapselansatzgebiet. Nach einem umschriebe-nen Knochenumbau - meist ausgelöst durch einen entzündlichen Zustand der Ge-lenkkapsel - kommt es in diesen grubigen Bezirken zu Knorpelneubildungen mitnachfolgender Ossifikation und damit zu Resorptionsrandwülsten. Diese Knochen-zubildungen sind oftmals von den weiter unten aufgeführten Exostosen im Kapsel-ansatzgebiet nicht zu unterscheiden (Abb. 73).

Gelenkkapselveränderungen. Für die Gelenkkapsel gilt ebenso wie für den Ge-lenkknorpel, daß sie im Röntgenbifc, auf Grund des fehlenden Kalkgehaltes, nichtdarstellbar ist. Überall dort, wo ihre fibrösen Anteile in das Periost übergehen,kann es zu Veränderungen kommen, die entweder vom Periost oder von der Telaossea ausgehen und u.U. röntgenologisch nachweisbar sind. Es ist aus wenigenStudien bekannt, daß auch in frühen Stadien einer Arthropathie Kapselverände-rungen auftreten, die sowohl degenerativer als auch entzündlicher Natur sind. Da-bei kann es bei der Entwicklung einer Osteoporose zu Knocheneinbrüchen kom-men, die sich als Kerben oder Mulden darstellen. Bei weiter fortschreitendem Pro-zeß bilden sich dann Exostosen im Kapselansatzgebiet aus (vgl. Resorptionsrand-wulst!).

Corpora libera. Die Ernährung des Gelenkknorpels wird überwiegend von demausreichenden Vorhandensein normaler Synovia gewährleistet. Durch jede einzelneder vorher beschriebenen Veränderungen können auch die Synovialzotten in Mit-leidenschaft gezogen werden. Es kann zu Knorpeleinlagerungen kommen, dieverknöchern können. Diese Verkalkungsherde können ihre Verbindung mit derGelenkkapsel verlieren und zu freien Körpern werden. Häufiger Entstehungsortist der proximale Fesselgelenkskapselansatz, wenn es in diesem Bereich zu Quet-schungen der Synovialzotten kommt. Inwieweit diese freien Körper das Produkteines „metaplastischen Irrtums" (Freund, 1937) der Synovialzotten sein können,ist noch nicht geklärt. Bei dieser Chondrombildung wird als Ursache die Bildungkleiner, hyaliner Knorpelknötchen in der Synovialmembran angenommen, wobeidie feinen Synovialzotten und die Umschlagsfalten der Synovialis bevorzugt wer-den. Diese Knorpelknötchen können später verkalken oder verknöchern (Scha-walder, 1980). Dies ist jedoch nur eine Form der Entstehungsmöglichkeiten freierKörper. Ebenso können sich auch bei Usuren Knorpelteile ablösen und in derGelenkfläche frei herumschwimmen. Weiterhin können sich Knochenbuckel oderRandwülste ablösen und zu Corpora libera werden (Abb. 73).

Alle beschriebenen Veränderungen können gemeinsam auftreten, aber aucheinzeln und in manchmal nur geringer Ausprägung das Bild einer Arthropathiadeformans hervorrufen. Gerade für die Diagnostik dieser feinen und damit für dieFrüherkennung so wichtigen Veränderungen ist eine solide Röntgentechnik un-entbehrlich.

Im gleichen Zusammenhang soll hier noch einmal auf die Problematik derzwei Ebenen hingewiesen werden. U.U. ist es sogar notwendig, von jeder Projek-tionsrichtung zwei Aufnahmen anzufertigen. SpongiosaVeränderungen, wie z.B.Verstärkung der Trabekel oder auch der Gelenkslinie, sind erst in einer relativharten Aufnahme sichtbar, während meist randständige Wulstbildungen oder auchschwach verkalkte Corpora libera nur in relativ weichen Aufnahmen sichtbar sind.Hier bietet sich die in einigen Kliniken angewandte Methode an, auf dem Kasset-tenfüm außen einen folienlosen Film aufzulegen. Bei einer für den Kassettenfilm

84 Röntgendiagnostik

gewählten Belichtung wird dieser „richtig" belichtet, der folienlose Film jedochauf Grund seiner geringeren Strahlenempfmdlichkeit unterbelichtet sein. So er-hält man auf diese Weise einen normal exponierten Film und eine sehr weicheAufnahme.

2.5. Röntgenbild der Periostitis und der Knochensequester

Die Periostitis. Als Periost wird die bindegewebige, mattglänzende und gering-dehnbare, gefäß- und nervenreiche Knochenhaut bezeichnet, die in die äußerefibröse und die innere Kambiumschicht gegliedert ist. Entwicklungsgeschichtlichhat das Periost einen Blastemcharakter. Daraus erklärt sich auch sein Vermögen,Knochengewebe zu bilden.

Die Ursachen, die zu einer Periostreaktion führen können, sind unterschied-licher Natur. So können Traumen, subperiostale Hämatome, lokal umschriebeneentzündliche Prozesse, toxische Erkrankungen des Knochens sowie reaktive Ver-änderungen in Folge eines Tumors zu periostalen Knochenneubildungen führen.Bleibt die Knochenzubildung nur auf den Bereich des Periosts beschränkt, han-delt es sich meist um gleichförmige, lamelläre Appositionen. Die als Brücken-Kallusgewebe bezeichneten Knochenzubildungen stellen eine ununterbrochenesolide Periostreaktion dar.

Daneben sind die unterbrochenen Periostreaktionen bekannt. Sie stellen diebeim Pferd am häufigsten beobachteten periostalen Reaktionen dar. Sie könneneinerseits in Form von Spikula auftreten, die im rechten Winkel zur Knochen-

Abb. 74 Periostitis am Ansatz des seitli-chen Zehenstreckers.

Abb. 75 Knochensequester lateral am Fes-selbein (lateral = auf der Seite des Buch-stabens).Deutliches Abheben eines Knochenspanes.

Spezielle Röntgendiagnostik 85

längsachse ausgerichtete Strukturen darstellen und z.B. im Verlauf von subperio-stalen Blutungen auftreten können. Die Knochenneubildung orientiert sich da-bei in ihrer Ausrichtung an den zwischen Tela ossea und Periost neugebildetenGefäßen.

Am häufigsten findet man jedoch umschriebene periostale Auflagerungen, dieals Osteophyten oder auch als Exostosen bezeichnet werden. Sie treten vornehm-lich an den Randstrukturen von gelenkbildenden Knochen auf und gehen oftmit ein in das Bild der Arthropathia deformans.

Weiterhin sind Ansatzstellen von*Gelenkkapseln, Bänder- oder Sehnenansätzeoder auch Faszienanheftungen prädisponierte Stellen für umschriebene periostaleAppositionen, die im Verlaufe eines akuten oder chronischen entzündlichen Reiz-zustandes entstehen können (Abb. 74).

Der Knochensequester. Knochensequester - auch als „Totenlade" bezeichnet- entstehen meist als Folge eines tiefreichenden Traumas. Sie sind die Folge ei-ner Ernährungsstörung des Knochengewebes mit Nekrose und nachfolgender lo-kaler Zerstörung und Abgrenzung der toten Knochenstrukturen vom noch vitalenGewebe. Die schon frühzeitig bestehende anatomisch-morphologisch feststellbareOsteonekrose ist erst nach Demarkation des nekrotischen Anteiles als Sequesterim Röntgenbild zu verifizieren (Abb. 75).

2 6. Röntgenbild der Fraktur und Frakturheilung

Die Fraktur eines Knochens kann als Ergebnis einer einmaligen Überlastung auf-treten und wird dann als traumatische Spontanfraktur angesprochen. Abzugren-zen wären davon Frakturen, die auf Grund einer vorangegangenen Schädigungdes Knochens, z.B. einer hochgradigen Demineralisation, eintreten. Diese Frak-turen werden als pathologische Frakturen bezeichnet (Abb. 76). Daneben sindnoch Frakturen bekannt, die als Ermüdungsbrüche angesprochen werden. Hierbeihat eine dauernde, sich wiederholende Einzelbelastung, die jeweils die Sicherheits-grenze nicht überschritten hat, auf Grund eines mit der Zeit entstehenden Sum-mationseffektes zu einer Fraktur geführt. Derartigen Brüchen kann eine Fissurvorangegangen sein. Als Fissur wird ein haarfeiner Riß in der Knochenstrukturbezeichnet, ohne daß eine Dislokation oder völlige Trennung der einzelnen Frag-mente vorliegt.

Zur röntgenologischen Abklärung einer Fissur oder Fraktur sind mindestenszwei Aufnahmen in verschiedenen Ebenen erforderlich, die im Winkel von 90°zueinander stehen. Wir sind der Meinung, daß die Anfertigung nur einer Auf-nahme bei dem Vorbericht Fissur- oder Frakturverdacht einen Kunstfehler dar-stellt. Nur durch die Darstellung des Organs in mindestens zwei Ebenen könnendas Ausmaß der Fraktur, der Grad der Dislokation und der Bruchverlauf abge-klärt werden. Oft sind sogar noch weitere Aufnahmen aus zusätzlichen Richtun-gen notwendig. Eine röntgenologische Kontrolle der nach dem Insult ablaufendenReparationsvorgänge ist unerläßlich.

Bei den Heilungsvorgängen ist zuerst ein Knochenabbau zu beobachten, dervon einer starken Vaskularisation des erkrankten Gebietes begleitet wird. An-schließend kommt es zur Bildung von Faserknorpel, in den Kapillarschlingen undOsteoblasten eindringen. Schließlich wird der Faserknorpel mehr und mehr von

86 Röntgendiagnostik

einer relativ dichten und engmaschigen Osteoidspongiosa ersetzt, die im weiterenVerlauf verkalkt. Schließlich ist im günstigsten Falle die erneute Anpassung derKnochenstrukturen an die wieder vermehrt einsetzende Belastung nachweisbar.

Diese Vorgänge werden im Röntgenbild in der ersten Ebene durch die zuersteinsetzende Verbreiterung des Fissur- oder Frakturspaltes sichtbar, dessen an-fangs scharf begrenzte Ränder unscharf und aufgelockert erscheinen. Dieses Bildist im Verlauf der zweiten und dritten Woche nach dem Trauma am stärkstenausgeprägt. Im weiteren Ablauf der Heilung kommt es dann immer stärker zueiner Sklerosierung um den Bereich des Bruchspaltes (Abb. 77), bis dieser schließ-lich völlig durchbaut ist. Die zurückbleibende Sklerosierungslinie kann u.U. nochjahrelang nachweisbar sein.

In der zweiten Röntgenebene werden diese Veränderungen nicht zu beobach-ten sein, dafür bildet sich hier an der Bruchstelle, ausgehend von dem durch dasHämatom abgehobene Periost, das sog. Codmansche Dreieck aus. Ausgefüllt wirddieses Dreieck durch einen Faserknochen, der den Fissur- oder Frakturspalt bo-genförmig überspannt, es kommt zur Ausbildung eines Brückenkallus. Dieserperiostale Kallus kann frühestens nach 10-12 Tagen als zarte wolkige Verschat-tung auf dem Röntgenbild zu sehen sein. Er verstärkt sich im weiteren Heilungs-

Abb. 76 Pathologische Fraktur des Metatar- Abb. 77 Frakturheilung,sus bei einem 11 Jahre alten Pony. Ursache: Spalt mit unscharfer Begrenzung, deutlicheOsteodystrophia fibrosa. Sklerosierung. Aufnahme 10 Wochen nach

Fraktur.

Spezielle Röntgendiagnostik 87

Abb. 78 Codman'sches Dreieck.Abb. 78a Schematische Darstellung des Cod-man'schen Dreiecks.

Abb. 78b Röntgenbild des Codman'schenDreiecks (Pfeil).

verlauf und ist nach Heilungsabschluß als aplanierte knochendichte Auflagerungzu erkennen (Abb. 78).

Um sicher zu sein, daß der Heilungsverlauf, mit oder ohne chirurgische Ver-sorgung, ohne Komplikationen abläuft, ist eine regelmäßige röntgenologischeKontrolle notwendig. Fast alle Fixationsmaterialien (wie z.B. Kunstharz oderGipsverbände) erlauben es, auch ohne Abnahme des Verbandes Aufnahmen an-zufertigen, die eine derartige Kontrolle zulassen. Natürlich muß bei Aufnahmendurch den stabilisierenden Verband hindurch mit höheren Belichtungswertengearbeitet werden. Trockene Gipsbinden erfordern z.B. ungefähr doppelte Be-lichtungswerte, nasse Gipsverbände die vierfache Belichtung (Abb. 79).

2.7. Röntgenbild der Weichteilveränderungen

Als Weichteilveränderungen sollen hier Prozesse in oder unter der Haut imBindegewebs-, Sehnen-, Muskel- und Gelenkkapselapparat angesprochen wer-den.

88 Röntgendiagnostik

Abb. 79 Gleichbeinfraktur.Röntgenkontrolle durch einen Hexalite-Ver-band hindurch. Der Frakturspalt ist deutlichzu erkennen.

Abb. 80 Ossifikationsherde im Sehnenap-parat. Die runde Verschattung distal desGleichbeines wird durch den Sporn hervor-gerufen. Daneben ein Artefakt-Kratzer inder Filmemulsion.

Klinisch können tumoröse Entartungen der Haut, Blutergüsse unter der Hautoder Ödeme und Empyeme festgestellt werden. Sehnenverdickungen oder Ent-zündungen im Gelenkkapselbereich gehen oft mit einer Umfangsvermehrung desumliegenden Gewebes einher. Alle diese Erkrankungen stellen aber in den sel-tensten Fällen eine Indikation für eine Röntgenuntersuchung dar, weil auf Grundder ungefähr gleichen röntgenologischen Dichte von Bindegewebe, Sehnen, Mus-keln, Gefäßen und Haut eine Differenzierung der einzelnen Anteile nicht möglichist. Lediglich Fett hat eine höhere Strahlendurchlässigkeit als das übrige Weich-teilgewebe.

Die Röntgenuntersuchung der Weichteile kann somit nur einmal zum Aus-schluß von Fremdkörpern oder als Nachweis einer Ossifikation im Sehnen- oderKapselbereich notwendig werden (Abb. 80).

2.8. Röntgenbild der Thoraxorgane

Röntgenuntersuchungen des Thorax gehören sicherlich nicht zu den Routineun-tersuchungen in einer Pferdepraxis. Dies liegt größtenteils an den technischenSchwierigkeiten. In den wenigsten Praxen wird ein derart leistungsstarkes Gerät

Spezielle Röntgendiagnostik 89

vorhanden sein, das die röntgenologische Untersuchung eines Pferdebrustkorbeszuläßt.

Ist die röntgenologische Diagnostik von pathologischen Veränderungen der Tho-raxorgane auf Grund der apparativen Ausstattung jedoch möglich, kann sie in eini-gen Fällen eine wertvolle Hilfe im Rahmen der allgemeinen Untersuchung dar-stellen.

Der Indikationsbereich für diese Untersuchung ist recht eng gesteckt. Zur Ab-klärung von Herzerkrankung stellt sie nur sehr bedingt die geeignete Methode dar.Während man es bei Aufnahmen voft Kleintieren gewöhnt ist, den gesamten Tho-rax mit seinen Organen auf dem Röntgenfilm darzustellen, um sie auch in ihrenGrößenverhältnissen zueinander zu beurteilen, ist dies beim Pferd nur bei Fohlen,Ponys und sehr zierlichen Kleinpferden möglich (Abb. 81). Für Thoraxaufnahmenvon großen Pferden verwenden wir Filmgrößen von 40 x 40 cm Kantenlänge.Aber auch mit diesem Format sind nur Teilbereiche des Thorax bzw. des Herzensdarstellbar. Die kranialen Konturen des Herzschattens werden außerdem meistdurch die Schultermuskulatur überlagert, so daß sie der Beurteilung durch denRöntgenologen entzogen sind. Es ist somit nicht möglich, die Größe des Herzschat-tens direkt zur Größe des Thoraxraumes ins Verhältnis zu setzen.

Die Suche nach Neubildungen im Thorax des Pferdes stellt eine so außerordent-lich seltene Indikation dar, daß hier nicht weiter darauf eingegangen werden soll.

JSo bleibt als tatsächliche Indikation für eine Röntgenuntersuchung des Thoraxbeim Pferde nur die Untersuchung der Lungenfelder übrig. Auch hier muß maneinschränkend sagen, daß zur Diagnose einer Bronchitis oder Bronchopneumoniedie Röntgenologie nicht unbedingt erforderlich ist. Sie kann jedoch eine wertvolleEntscheidungshilfe sein, wenn es um die Frage der Prognose und damit auch umdie Frage der Wirtschaftlichkeit einer Behandlung geht.

Abb. 81 Thorax eines Ponyfoh-lens, 9 Monate alt.Senkrecht über den Herzschattenverlaufende Pleuralinie (Pfeile) -Anzeichen eines verdichtetenmittleren Lungenlappens.

90 Röntgendiagnostik

Wenn bei der Beurteilung von Lungenaufnahmen von einer verstärkten Bron-chial- oder Lungenzeichnung gesprochen wird, ist dies vom Verständnis her irre-führend. Im Röntgenbild wird bei gesundem Lungengewebe nicht das Parenchymabgebildet, sondern ausschließlich die Lungengefäße. Es können höchstens direkthinter der Bifurkation der Trachea einzelne große Bronchien dargestellt werden,die entweder längs getroffen, als scharf begrenzter luftführender Kanal oder ortho-grad getroffen, als ebenfalls scharf begrenzter Ring zu erkennen sind. Die gesun-den Alveolarwände bzw. auch das interstititelle Gewebe sind so dünn, daß siegegenüber den Gefäßen nicht zur Darstellung kommen.

Erst wenn es auf Grund von entzündlichen Zuständen zu einer Verdichtungund Verdickung des Interstitiums kommt, kann man von einer „verschärften"oder auch interstitiellen Lungenzeichnung sprechen, da sich jetzt das Interstitiumvon den Gefäßen differenzieren läßt.

Abb. 82 Thorax einer Warmblut-stute, 8 Jahre alt.Dichter Bezirk (alveoläre Zeich-nung) im kaudodorsalen Lungen-feld. Kavernenbildung mit Flüsig-keitsspiegel (Pfeile).

Abb. 83 Thorax einer Kleinpferd-stute, 16 Jahre alt.Netzartige Zeichnung des Lungen-gewebes, kreisrunde ringförmigbegrenzte Bezirke (Pfeile). Lungen-emphysem.

Interpretation von Röntgenaufnahmen 91

Kommt es im weiteren Verlauf einer Lungenerkrankung zu Fliissigkeitsansamm-lungen in den Bronchiolie und Alveolen, können einzelne graue, dichte Bereicheim Röntgenbild festgestellt werden. Man spricht dann von einer alveolären Zeich-nung (Abb. 82). Vor diesem dichten Hintergrund heben sich nur noch die lufthal-tigen Bronchien und Bronchiolen als schwarze Kanäle ab (Luftbronchogramm).Können diese Luftbronchogramme diagnostiziert werden, ist differentialdiagnostischimmer an eine Lungenstauung, ein Lungenödem oder auch an eine Atelektase (hierwird die dichte Lungenzeichnung durch das Zusammenfallen von Lungenbläschenhervorgerufen) zu denken. *

Bei massiven Flüssigkeitsansammlungen im Lungengewebe und auch zwischenden Pleurablättern kann in der stets in latero-lateraler Strahlenrichtung angefertig-ten Aufnahme ein Spiegel festgestellt werden. Eine Teilbereiche oder auch größereBezirke erfassende Pleuritis wird sich im Röntgenbild als „verwaschene" Verschleie-rung darstellen, die mit allen vorher beschriebenen Bildern gemeinsam auftretenkann. Bilden sich im Bereich einer mittelgradig verschärften Lungenzeichnung luft-haltige Areale, die ringförmig von verstärktem Interstitium begrenzt sind und sichnetzartig wie Waben darstellen, handelt es sich um das Bild eines Emphysems(Abb. 83).

3. Interpretation von Röntgenaufnahmen

Um eine Röntgenaufnahme einwandfrei „lesen" zu können, müssen einige Grund-sätze beachtet werden.

Nur Röntgenaufnahmen einwandfreier technischer Qualität dürfen zur Auswer-tung gelangen. Das Alter einer periostalen Reaktion kann z.B. in einer durch Be-wegungsunschärfe „verwackelten" Aufnahme nicht beurteilt werden. SubchondraleKnochenveränderungen oder pathologische Spongiosastrukturen sind in einer un-terbelichteten Aufnahme nicht zu erkennen; die Frage nach einer Nekrose der Huf-beinspitze ist wiederum nicht in einer dorso-palmaren, überbelichteten Aufnahmezu entscheiden. Aufnahmen verminderter oder schlechter Qualität sollten nur inden Fällen zur Unterstützung der Diagnosefindung herangezogen werden, wenn derZustand des Tieres eine weitere Untersuchung nicht mehr zuläßt, oder die Auf-nahme aus anderen Gründen nicht mehr wiederholt werden kann.

Wichtig ist auch, Röntgenbilder vor dem richtigen optischen Hintergrund zu be-trachten. Der Raum sollte abgedunkelt sein, die Lichtquelle möglichst nur denFilm erhellen. Jede weitere Lichtquelle führt zu einer subjektiv verminderten De-tailerkennbarkeit auf Grund einer Miose beim Betrachter. Für spezielle Detailbe-fundung stellt der Einsatz einer Irisleuchte (Punktleuchte) eine wertvolle Hilfe dar.

Hat man auf Grund der klinischen Untersuchung einen bestimmten Verdacht,darf die Aufnahme nicht nur auf diesen Verdächt hin betrachtet werden. Oft fin-den sich Veränderungen auch am äußersten Bildrand, die z.B. durch das Einklem-men des Filmes an dem Betrachtungskasten übersehen werden können (Griffelbein-fraktur!).

Eine große Hilfe bei der Interpretation von Röntgenaufnahmen kann das Vor-gehen nach einem festen Schema bedeuten. Man kann z.B. bei Knochenaufnahmenam oberen Bildrand beginnen und zuerst die Konturen-, Kompakta- und Kortikalis-linien von oben nach unten nach Zusammenhangstrennungen, Verdünnung oder

92 Röntgendiagnostik

Verdickung der Knochenlinien, Auflagerungen oder Rauhigkeiten absuchen. An-schließend betrachtet man — wieder von oben nach unten — die Spongiosastruk-turen in jedem dargestellten Knochenteil. Zum Abschluß sollten noch einmal dieGelenke gründlich untersucht werden. Auch hier achtet man auf die einheitlicheDarstellung der Gelenkslinie, auf Sklerosierungen oder Osteoporosen im Bereichder Gelenkflächen, auf freie Körper, Usuren usw.

Abschließend sollte nicht vergessen werden, die Weichteile zu begutachten undauf die Stellung der Gliedmaße zu achten.

Röntgendiagnosen sollen nur anhand trockener Aufnahmen gestellt werden.Durch die glänzend-nasse, aufgequollene Emulsion des Filmes bleiben oft feineVeränderungen in Kontur und Struktur verborgen, die erst in der fertigen, trocke-nen Aufnahme erkannt werden können.

4. Fehlinterpretation von Röntgenaufnahmen

Jeder Fehler bei der Anfertigung, Bearbeitung und Auswertung der Aufnahmekann zu einer Fehlinterpretation führen.

4.1. Belichtungsdaten

Die Belichtungswerte richten sich nach dem zu untersuchenden Objekt und mitEinschränkungen auch nach den zu erwartenden Veränderungen. Bei einer kor-rekten Belichtung wird die Aufnahme einen hohen Informationswert aufweisen.Ist sie überbelichtet, gehen wichtige Details besonders im Weichteilbereich verlo-ren, ist sie unterbelichtet, werden Strukturveränderungen oder Informationenaus überlagerten Bereichen nicht übermittelt. Es kann jedoch im Anschluß aneine normal belichtete Aufnahme durchaus notwendig werden, eine weitere Auf-nahme entweder „über"- oder „unterzubelichten". So ist z.B. eine schwach ver-kalkte Knochenspange an einem Gelenk nur in einer unterbelichteten (Abb. 84),eine Absprengung im Bereich mehrerer sich überlagernder Knochenstrukturen gutin einer etwas überbelichteten Aufnahme sichtbar (Abb. 85).

4.2. Lagerung des Patienten und Projektionsrichtung

Der Patient bzw. das zu untersuchende Objekt soll möglichst parallel zum Filmgelagert werden, das Nutzstrahlenbündel soll senkrecht auf den Film auftreffen,um den Grad der Verzerrungen, Verkantungen und Überlagerungen möglichstklein zu halten.

Der Fokus-Film-Abstand (FFA) spielt eine große Rolle. Je größer der FFAgewählt wird, desto paralleler fallen die Strahlen ein und desto geringer wird dieVerzerrung sein. Allerdings muß dann auch die Strahlendosis erhöht werden, dahier das quadratische Abstandsgesetz in Kraft tritt, nach dem bei Verdoppelungdes Abstandes nur noch 1/4 der vorhandenen Energie pro Flächeneinheit zurVerfügung steht (Abb. 18). Diese erhöhte Strahlendosis wird in der Regel nurdurch eine stark verlängerte Belichtungszeit erreicht, was dann zu Bewegungsun-

Fehlinterprctation von Röntgenaufnahmen 93

Abb. 84 Tarsalgelenk. Knochenspange inetwas unterbelichteter Aufnahme gut zu er-kennen.

Abb. 85 Tarsalgelenk. Fraktur im Talokru-ralgelenk in einer „harten" Aufnahme deut-lich zu erkennen.

schärfen führen kann. In der Praxis hat es sich als günstig erwiesen, einen FFAvon 70 bis 100 cm einzuhalten, da hier bei geringer Verzerrung relativ kurzeBelichtungszeiten möglich sind. Der Lagerung des Patienten und der Strahlenrich-tung sollte gerade bei Frakturdiagnosen große Beachtung geschenkt werden. Dadie Röntgenaufnahme die zweidimensionale Darstellung eines dreidimensionalenGegenstandes ist, sollten grundsätzlich Aufnahmen in zwei Ebenen angefertigtwerden.

4.3. Artefakte

Die Möglichkeiten, Fehlinterpretationen auf Grund von Kunstprodukten zu stel-len, sind so vielfältig, daß hier nur auf die in der Praxis am häufigsten vorkom-menden Artefakte hingewiesen werden soll.

Verschmutzung des Patienten. Oft sind schon vor der RöntgenuntersuchungTherapieversuche unternommen worden, sei es daß antiphlogistische Packungenangelegt oder scharfe Einreibungen vorgenommen wurden, und es dadurch zuVerklebungen der Haare und Borkenbildungen auf der Haut gekommen ist. So-wohl Medikamente als auch verklebte Haare oder Borken rufen auf dem Rönt-genbild Schatten hervor, die entweder zu einer Fehlinformation einer Verkalkung(Abb. 86) führen können, oder eine vorhandene Periostitis nicht in Erscheinungtreten lassen (Abb. 87).

Bei Strahlbeinaufnahmen muß auf die gründliche Reinigung der Hufsohle undder Strahlfurchen großer Wert gelegt werden. Bei dieser Gelegenheit sollte dar-auf geachtet werden, ob Reste von Tinkturen (z.B. Jodoformäther) im Sohlen-und Strahlfurchenbereich vorhanden sind. Sind Tinkturen tief in die Strahlfurchen

94 Röntgendiagnostik

Abb. 86 Mediales Griffelbein hin-ten rechts.Borken auf der Haut und im Haar-kleid täuschen Verkalkungen imSehnenapparat vor.

eingedrungen, ist das oft äußerlich nicht mehr zu erkennen. Man muß also wis-sen, daß besonders jodhaltige Medikamente äußerst strahlendichte Schatten her-vorrufen (Abb. 88). Das Gegenteil davon - nämlich Aufhellungen - wird hervor-gerufen, wenn die Strahlfurchen nicht sauber ausgeschnitten und vollständig miteinem Material gefüllt werden, das sich bezüglich der Strahlenabsorption wieWeichteile verhält (Abb. 89). Wir verwenden zu diesem Zweck Schmierseife. Be-findet sich die Schmierseife jedoch einmal noch woanders als nur in den Strahl-furchen, kann auch sie störende Schatten hervorrufen (Abb. 90).

Bei Kopfaufnahmen sollte besonders auf Geschirrteile geachtet werden.Verschmutzung in der Kassette und auf dem Film. Da der Röntgenfilm in der

Kassette zu ca. 95% durch das von der Folie emittierte sichtbare Licht geschwärztwird, führen jegliche Schmutzpartikel zu einer Absorption des Lichtes. An dieserStelle wird das Objekt also nicht mehr naturgetreu abgebildet. Es empfiehlt sichdaher, die Kassetten von Zeit zu Zeit zu reinigen. Die Reinigung muß sehr vor-

Fehlinteipretation von Röntgenaufnahmen 95

Abb. 87a Ungereinigte Gliedmaße, Medikamen-tenreste lassen keine Diagnose zu.

Abb. 87 Karpalgelenk links.

Abb. 87b Gereinigte Gliedmaße.Jetzt werden periostale Reaktio-nen auf der Dorsalfläche des Ra-dius sowie Rauhigkeiten derDorsalkontur des Os carpi radialeerkennbar.(Ulna als deutlicher Knochenspanbis an die Crista transversa ossisradii ausgebildet).

96 Röntgendiagnostik

Abb. 88 Strahlbeinaufnahme. Technik.Störende dichte Schatten im Bereich derStrahlfurchen, hervorgerufen durch Jodo-formätherreste.

Abb. 89 Strahlbeinaufnahme. Technik.Nicht gründlich genug ausgeschmierte mittle-re Strahlfurche. Durch Aufhellungslinie kanneine Fraktur vorgetäuscht werden.

sichtig vorgenommen werden, um durch eine Beschädigung der empfindlichen Fo-lie nicht erneute Fehlermöglichkeiten hervorzurufen. Zu kräftiges, trockenes Rei-ben auf der Folienoberfläche könnte darüberhinaus zu elektrostatischen Aufladun-gen führen, die sich im Moment der Exposition entladen und zu teils sehr bizar-ren, aber störenden Flecken auf der Röntgenaufnahme führen (Abb. 91).

Am besten reinigt man die Folie mit einem feuchten Wattebausch. Auch aufdem Film kann es zu Verunreinigungen kommen, die zu irritierenden Schatten füh-ren (Chemikalienspritzer, Kratzer in der Emulsion, Wasserflecken usw.) (Abb. 92).

4.4. Dunkelkammerarbeit

Die Qualität der Röntgenaufnahmen wird nicht zuletzt in der Dunkelkammer ent-schieden.

Zur Dunkelkammerarbeit gehören im engsten Sinne der Entwicklungs-, Fixie-rungs- und Endwässerungsvorgang.

Röntgenfilme lassen sich bei geeigneter Dunkelkammerbeleuchtung und Hand-entwicklung „nach Sicht" verarbeiten. Das Betrachten von Aufnahmen währenddes Entwicklungsvorganges sollte jedoch nur sehr kurz erfolgen, um eventuelleNachbelichtungen (Schleierbildung) zu vermeiden. Außerdem stellt die Entwick-lung „nach Sicht" immer nur eine Notlösung dar, da die Aufnahmequalität von

Fehlinterpretation von Röntgenaufnahmen 97

Abb. 90 Strahlbeinaufnahme. Technik.Pflaumenkerngroße Verschattung im Bereich desHufgelenkes, hervorgerufen durch eingetrockne-ten Schmierseifenklecks auf dem Oxspring-Block.

Abb. 91 Bizarre Schwärzungen des Filmes,durch Entladungen elektrostatischer Aufla-dungen der Folie im Moment der Exposi-tion.

Abb. 92 Filmverunreinigung. Vortäuschungeiner Verkalkung proximal der Gleichbeine.

98 Röntgendiagnostik

Abb. 93 „Bakterienfraß", Zer-störung der Filmemulsion durchBakterienflora bei zu langer End-wässerung in zu warmen und zualten Wasser.

einer standardisierten Entwicklungszeit abhängig ist. Überentwickelte Aufnahmenergeben ein ähnliches Bild wie überbelichtete, unterentwickelte wie unterbelich-tete Aufnahmen.

Erfolgt eine ungenügende Fixierung, kommt es zu Nachbelichtungen; die Auf-nahmen weisen dann gelbe bis braune Schleier und Flecken auf, die sich bei derAuswertung als äußerst störend erweisen, wenn sie nicht gar eine Beurteilung völ-lig unmöglich machen.

In der Schlußwässerung werden die noch in der Emulsionsschicht des Filmesvorhandenen Chemikalien, besonders das Fixiermittel, abgespült. Dies muß sehrgründlich geschehen, da Chemikalienrückstände beim Trocknen kristalline Zerset-zungsprodukte bilden und die Haltbarkeit des Filmes stark beeinträchtigen, ganzabgesehen von der dann praktisch unmöglichen Auswertung der Aufnahme. DieSchlußwässerung sollte möglichst in fließendem Wasser erfolgen, zumindest solltendie Aufnahmen nicht längere Zeit in stehendem Wasser verbleiben (z.B. nicht überdas Wochenende!). Wird das Wasser nicht häufig genug gewechselt, kommt esdurch die normalerweise im Leitungswasser befindliche Bakterienflora zu einem„Blühen" dieser Flora. Das Ergebnis kann buchstäblich ein „Bakterienfraß" sein,d.h. die Bakterien zerstören die Filmemulsion (Abb. 93), u.U. sogar vollständig.Es kann dem Kollegen dann passieren, daß er zur Befundung vor einer Klarsicht-folie sitzt.

Fehlinterpretationen von Röntgenaufnahmen 99

Vor dem Trocknungsvorgang empfiehlt es sich, die Aufnahme in ein Netzmit-telbad zu tauchen, da durch das Herabsetzen der Oberflächenspannung des Wassersein gleichmäßiges Ablaufen gewährleistet ist. Wassertropfen, besonders aus denKlammern und Ecken der Filmrahmen, können beim Ablaufen über den halbtrok-kenen Film störende Flecken und Punkte hinterlassen, die ebenfalls zu einer Fehl-interpretation, z.B. eines Corpus liberum, führen können. Dies sollte man in ent-sprechenden Fällen immer durch eine kurze Kontrolle des Filmes ausschließen.Schaut man bei auffallendem Licht auf die Filmoberfläche, sind Wasserfleckeneinwandfrei zu identifizieren.

Ist eine wichtige Aufnahme einmal zu dunkel, und man hat keine Gelegenheit,sie zu wiederholen, kann man versuchen, das Bild mit Hilfe der Farmerschen Lö-sung etwas aufzuhellen. Diese Lösung besteht zu gleichen Teilen aus 10%igem Ka-liumferrizyanid (rotes Blutlaugensalz) und einer 20%igen Na-Thiosulfatlösung. Diestets frisch anzusetzenden Lösungen werden gemischt, und die trockene Rönt-genaufnahme darin unter ständiger Beobachtung bei normalem Licht geschwenkt.Nach genügender Aufhellung (u.U. schon nach wenigen Sekunden), wird die Auf-nahme erneut fixiert und gewässert. In ausgesprochenen Notfällen kann durchdiese Methode doch noch eine Aussage möglich werden.

100 Literaturverzeichnis

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102

Sachverzeichnis

Abstandsquadratgesetz 29, 32, 92Absorptionsunschärfe 24Anode 2Apophysenfugenschluß

s. EpiphysenfugenschlußArchiv 26Artefakte 93Arteriographie 65Arthrographie 64Arthropathia deformans 51- Röntgenbild 79

Artikulationsfläche, Griffelbeinköpfchen 44,46

Aufnahmetechnik 38- Abdomen 62- Becken 57, 60- Ellenbogengelenk 48- Facies flexoria 41- Gleichbeine 42- Griffelbeine 43- Luftsack 5 6- Karpalgelenk 44- Kehlkopf 5 7- Kniegelenk 52- Kopf 5 3- Ösophagus 57- Schultergelenk 49- Strahlbein 41

Tarsalgelenk 50Thorax 60Trachea 57

- Wirbelsäule 57, 58- Wirbelsäule Dornfortsätze 59

- Wirbelkörper 60- Zähne 56- Zehengelenke, Hintergliedmaße 50

- Vordergliedmaße 35

Bakterienfraß 98Belehrung 33Belichtungstabelle 23Belichtungswerte 22, 87, 92Bewegungsunschärfe 24Bildschärfe 23 ff.Binnenrandwulst 81Bleihandschuhe 32Bleischürze 32Blenden 6Brennfleck 4Bronchitis 89Brückenkallus 86

Chipfrakturen 47Codman'sches Dreieck 86Corpora libera 83

Dacriorhinozystographie 66Dosimetrie 31Drehanode 4Dunkelkammer 25, 96Dunkelkammerlampen 26Durchleuchtung 12

Eigentumsrechte 27 ff.Einpulsgenerator 6Endwässerung 26Entwicklung 96Entwicklungseinheit 25, 26Epiphysenfugen 72Epiphysenfugenschluß 68 ff.- Extremitäten 69- Halswirbelsäule 68- Störungen 71, 79

Epiphysennarbe 69, 70Exostöse 83, 85

Facies flexoria 41, 42Farmer'sche Lösung 99Fehlinterpretation, Röntgenaufnahmen 92Fesselbeindreieck 75Fibulafraktur 74Filmbeschriftung 12, 37Filmdosimeter 31Filme 12- Folienfilme 15- folienlos 15- Lagerung 25

Verfallsdaten 16- Verschmutzung 94

Filmformat 16Filmidentifizierung 19 ff.Filmplakette 31Filmschärfe 25Filmskribor 20Fingerringdosimeter 31Fistulographie 66Fixierung 98Folien 12- elektrostatische Aufladung 97- Lichtemission 14- Reinigung 96- Schärfe 25- Verstärkungsfaktor 14, 15- Wirkungsprinzip 13

Fokus,s. Brennfleck

Fokus-Film-Abstand 17, 92Fraktur, Röntgenbild 85 ff.Frakturheilung 85 ff.Frakturspalt 86Fuge,

s. Epiphysenfuge

Sachverzeichnis 103

Gelenke, Röntgenbild 76Gelenkkapsel 83Gelenkknorpel 77Gelenkslinie 77, 80Gelenkspalt 77, 80- anatomischer 77- röntgenologischer 77

Generator 6Geometrische Unscharfe 24Gesundheitsuntersuchung 33

Halbwellengeräts. Einpulsgenerator

Höchstzulässige Dosis 31

ICRP 30Interpretation, Röntgenaufnahme 91Irisleuchte 91

Kalkknorpelschicht 77Kalzium-Wolframat-Folien 13Kassetten 12 f.- Reinigung 94

Verschmutzung 94Kassettenhalterung 12, 19, 33Kathode 2Kilo-Volt 22Knochen

s. KnochengewebeKnochenbuckel 81Knochendefekt, zystoider

s. KnochenzysteKnochengewebe 76, 77Knochengrenzlamclle 77Knochen, Röntgenbild 76Knochensequester, Röntgenbild 85Knochenzyste 80Kondensatorapparat 9Kontrast 23Kontrastmitteluntersuchung 64Kortikalis 77Kosten, Raster 18

Lippenbildung 71Luftbronchogramm 91Lungenzeichnung 90- alveolär 91- interstitiell 90

Mausergewebe 29Muli-Ampere 22Milliamperesekundenprodukt 23Myelographie 65

Narkose 35Naßarbeitsplatz 25Netzbad 26Nutzstrahlenbündel 5, 6, 33

Ösophageographie 65Osteoporose 79Oxspring 40, 41Oxspring-Block 22

Patient, Lagerung 92- Verschmutzung 93

Vorbereitung 34Periost 77- Kambiumschicht 79, 84

Periostitis, Röntgenbild 84Projektionsrichtung 92Punktleuchte

s. Irisleuchte

Quantenrauschen 14

Randwülste 81Raster 12, 16- Einsatz 19- fokussiert 16 ff.- parallel 16 ff.- Wirkungsweise 16

Rasterkassetten 18Ratio,

s. SchachtverhältnisResorptionsrandwulst 83Richtungsbezeichnung, Gliedmaßen 35Richtungsbezeichnung, Kopf 37Röntgenaufnahmen, Technik 22- spezielle Technik 38- allgemeine 67- Prinzipien 67- spezielle 68

Röntgengerät 8- Auswahl 12- beweglich 8- mechanische Beweglichkeit 8- stationär 9- transportabel 8

Röntgenquantens. Röntgenstrahlen

Röntgenröhre, Alterung 2- Aufbau 5- Lebensalter 5

Röntgenstrahlen 2- Eigenschaften 29- Erzeugung 2- Wirkung 29

Röntgenuntersuchungen, spezielle 34Röntgenverordnung 30

Schachtverhältnis 16Schärfe,

s. BildschärfeSchutzkleidung 32Sechspulsgenerator 7Seitenbezeichnung, Gliedmaßen 35

104 Sachverzeichnis

- Kopf 37Seltene-Erden-Folien l 3Skelettvarianten, Röntgenbild 73 ff.Skribor,

s. FilmskriborSpannungsverlauf, Generatoren 7Stabdosimeter 31Stehanode 4Stiahlenabsoiption 35Strahlenbelastung 63Strahlenschutz 29- praktischer 30

Streustrahlung 16Streustrahlenunschärfe 25Subchondrale Sklerosierung 80

Tendographie 64Thorax 60- Groedelsche Abstandstechnik 61- Hartstrahltechnik 61- konventionelle Technik 61- Röntgenbild 88

Tiefenblenden,s. Blenden

Totenlade,s. Knochensequester

Trockenarbeitsplatz 26Tunnel view 47

Varianten, anatomische 67Vasa nutritiva 76, 78Verschmutzung 35, 93 ff.Verstärkungsfaktor 25Vierventiler,

s. Zweipulsgenerator

Wässerung 98Wasserflecken 26, 99Weichteil, Röntgenbild 87

Xeroradiographie 62X-Rite 20

Zwangsmaßnahmen 34Zweibanden-Folie 14Zwei Ebenen 67Zweipulsgenerator 7, 8Zwölfpulsgenerator 7, 9