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Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie,1941 Präsentatio n von Katrin Röhlig Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung Die 15 wichtigsten Schriften der Kirchengeschichte. Kirchengeschichtliches Proseminar, Gerhard-Mercator Universität Duisburg, Sommer-Semester 2001

Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie,1941

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Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie,1941. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung. Präsentation von Katrin Röhlig. Die 15 wichtigsten Schriften der Kirchengeschichte. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie,1941

Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie,1941

Präsentation vonKatrin Röhlig

Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung

Die 15 wichtigsten Schriften der Kirchengeschichte.Kirchengeschichtliches Proseminar, Gerhard-Mercator Universität Duisburg, Sommer-Semester 2001

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Katrin Röhlig: Rudolf Bultmann, Neues Testament und Mythologie (1941), Duisburg 2001

Inhaltsverzeichnis

Einführung und Problemstellung Das Programm der Entmythologisierung Hinweise zur Edition Quellenauszüge Wirkungsgeschichte Kritische Anmerkung Biographische Notizen Quellen- und Literaturverzeichnis Linkliste

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Einführung und Problemstellung

Fundament aller christlicher Theologie ist die Bibel. Sie gilt als die Quelle des Glaubens und als das Wort Gottes an alle Menschen. Wie aber können Worte und Geschehnisse, die sich vor 2000 und mehr Jahren ereigneten und aufgeschrieben worden sind, für uns heute noch bedeutungsvoll sein?Das Problem wird noch dringlicher dadurch, dass die Welt- und Wirklichkeitserfahrung sich in den vergangenen Jahrhunderten einschneidend gewandelt haben. Die historisch kritische Forschung in der Philologie und die kausale Wirklichkeitsanalyse in den Naturwissenschaften machen ein unmittelbares natürliches Verständnis der heiligen Schrift unmöglich.Bultmann ist nicht der erste, der die Dringlichkeit und Unabweisbarkeit einer neuen Verständigung über das, was das Wesen der biblischen Botschaft ausmacht, angemahnt hat (Problem der biblischen Hermeneutik).Seine Besonderheit besteht jedoch darin, dass er die existenz-philosophische Begrifflichkeit des Marburger Professoren-Kollegen Martin Heidegger hermeneutisch für die Aktualisierung der biblischen Botschaft zu nutzen verstand.

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Das Programm der Entmythologisierung

Rudolf Bultmann stellte 1941 in seinem Vortrag „Neues Testament und Mythologie“ sein Entmythologisierungsprogramm vor. Es ist für ihn die Voraussetzung dafür, die biblische Botschaft, das Kerygma, in der Gegenwart adäquat formulieren zu können.Mythologisch ist eine Vorstellungsweise dann, wenn das göttliche Wirken in Analogie zu menschlichem Handeln dargestellt wird, auch wenn das göttliche Handeln die menschlichen Möglichkeiten übersteigt. Mythologische Vorstellungen im Neuen Testament sind z. B. die Wunder, die Jungfrauengeburt, die substanzhafte Gottessohnschaft Jesu wie die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse sie formulieren, das leere Grab, die Sühneopfertheorie, die Himmelfahrt, die apokalyptische Wiederkunft und das Jüngste Gericht.Solche mythologischen Vorstellungen bilden oft ein Glaubenshindernis für den modernen Menschen, der in seinem Alltag ständig von einer differenten Wirklichkeitserfahrung ausgeht. Nur wenn die mythologischen Vorstellungen als solche erkannt werden, kann die mythologische Schale aufgebrochen werden. Dann kommt die eigentliche Botschaft, das Kerygma, das sich der mythologischen Vorstellung nur bedient, um formuliert werden zu können, wieder zum Vorschein.

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Hinweise zur Edition

Der Beitrag Neues Testament und Mythologie geht zurück auf einen Vortrag, den Bultmann 1941, also Mitten in der Zeit der Kirchen-Spaltung im Protestantismus zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche, vor der Gesellschaft für evangelische Theologie, zunächst in Frankfurt/Main, dann in Alpirsbach gehalten hat. Zusammen mit einem Aufsatz: Die Frage der natürlichen Offenbarung, in dem er das deutschnationale Sendungsbewusstsein kritisiert, wurde der Vortrag in den von der bekennenden Kirche herausgegebenen Reihe: Beiträge zur Evangelischen Theologie im gleichen Jahr publiziert.

Nach Kriegsende wurde der Beitrag in dem Sammelband Kerygma und Mythos I, 1948 wieder abgedruckt. Die Diskussion des Programms der Entmythologisierung hat sich nun international ausgeweitet. Der Sammelband fand bis 1967 fünf Auflagen.

Eberhard Jüngel hat die ursprüngliche Fassung von 1941 unter Berücksichtigung späterer Verbesserungen in der gleichen Reihe, in der der Beitrag ursprünglich erschienen war, als 2. Aufl. 1985 neu herausgebracht.

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Quellenauszüge

1. Das Weltbild des Neuen Testaments ist ein mythisches

2. Mythos und moderne Welterfahrung sind unvereinbar

3. Heilsereignis und reformatorische Rechtfertigungslehre

4. sola gratia und die Übervernünftigkeit der Offenbarung

5. Mit- und Ineinander von Mythos und Historie

6. Mythos und existentieller Bedeutungsgehalt

Im folgenden sind 6 Ausschnitte zusammengestellt. Die Überschriften sind frei gewählt. Der Ausschnitt erscheint durch Anklicken.

Zitiert wird nach der von E. Jüngel herausgegebenen 2. Aufl., 1985

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Wirkungsgeschichte

Bultmanns Entmythologisierungsprogramm hat seit den frühen 50er Jahren des 20. Jahrhunderts im In- und Ausland sehr viel Zustimmung gefunden, aber auch heftigste Kritik hervorgerufen. Von konservativer Seite wurde ihm vorgeworfen, die Objektivität der Heilstatsachen und des christlichen Dogmas in subjektive Beliebigkeit aufzulösen.

Hingegen wurde von „links“ kritisiert, das Bultmann im Begriff Kerygma einem neuen Objektivismus der Heilstatsachen gehuldigt habe: Die Heilstat Gottes in Christus und die Bindung der Gotteserfahrung an diese Heilstat, die Bindung an die Rechtfertigungslehre und an den Dualismus von Gesetz und Evangelium.

Wenn es gelänge, den Begriff existentiale Interpretation aus seinem engen, an Heidegger orientierten Bedeutungszusammenhang zu lösen, so wäre damit ein bis heute zentrales Anliegen biblischer Theologie formuliert.

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Kritische Anmerkung

Die Alternative: Mythologie / modernes Weltbild wird von Bultmann zu krass akzentuiert, was dazu verleitet, die existenz-philosophische Nomenklatur essentiell und der geschichtlichen Veränderung enthoben verstanden wird. Die Einsicht, dass das philosophische Vokabular wiederum eine zeitbedingte Hülle ist, genauso wie einst der Mythos, kommt nicht zum Tragen.

Anzustreben wäre eine Entmythologisierung, die die mythologische Redeweise durchaus beibehält (was ja auch Bultmann ständig macht, wenn er die Bibel zitiert, vgl. Quellenauszug 3), jedoch fundamentalistisches Missverständnis des Mythos, das die Bilder zu Dingen macht, bricht.

Die Bibel sollte wiederum zu dem gemacht werden, was sie ursprünglich war, ein Stück Literatur, die wie alle gute Literatur beansprucht, dem Leser eine wichtige Botschaft zu vermitteln. Mag diese Botschaft auch in absonderlichen Bildern formuliert sein: es ist die Botschaft, dass Gott und seinen Nächsten zu lieben, die größte Glückserfahrung darstellt, die dem Menschen möglich ist.

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Biographische Notizen

1884, 20.8 geboren in WiefelstedeStudium bei Joh.Wilh.Herrmann im Geist des Neukantianismus1916 Prof. in Breslau1920 Prof. in Gießen1921 Prof. in Marburg1976 gestorbenHauptwerke:Die Geschichte der synoptischen Tradition, 1921, 8. Aufl. 1970Jesus, 1926Glauben und Verstehen (Ges. Aufs.), 4 Bde., 1933-1965 (in vielen

Aufl.)Das Evangelium des Johannes, 1941, 19. Aufl. 1968.Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949Theologie des Neuen Testamentes, 1953, 5. Aufl. 1965

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellen

Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung. Nachdruck der 1941 erschienen Fassung hg. v. Ernst Jüngel, München 1985 (BEvTh 96).Literatur

Jaspert, Bernd (Hg.): Bibel und Mythos. Fünfzig Jahre nach Rudolf Bultmanns Entmythologisierungsprogramm, Göttingen 1991 (KVR 1560).

Schmithals, Walter: Art. Bultmann, Rudolf (1884-1976), in: TRE 7 (1981), S. 387-396.

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Linkliste

Lexikonartikel:

Dictionary of Modern Western Theology

Encyclopedia Britannica

Bultmann als Paulus Exeget

Texte von Bultmann on-line

Neues Testament und Mythology, engl.

Jesus, 1926 , engl.

Sekundärliteratur

Norman Perrin, Rediscovering the Teaching of Jesus, 1967

David L. Edwards, Rudolf Bultmann: Scholar of Faith, 1976

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Das Problem der Hermeneutik

Das Problem einer biblischen Hermeneutik gibt es, seitdem die jüdisch-christliche Überlieferung Eingang im hellenistischen Kulturraum gefunden hat. Anstoß hat insbesondere der alttestamentliche Anthropomorphismus erregt. Die klassische Problemlösung war die Allegorisierung. Die mit der Allegorisierung und Metaphorisierung biblischer Aussagen verbundene Unschärfe und Beliebigkeit wurde zum Problem, als die Reformatoren die Bibel erneut ins Zentrum der theologischen Debatte rückten und zum Grundstein ihrer Kritik an einer bibelfernen kirchlichen Autorität machten.Das zur Absicherung biblischer Autorität entwickelte Inspirations-Dogma brachte dann den Konflikt zwischen biblischer Autorität und naturwissenschaftlichem Weltbild, das sich seit dem 17. Jahrhundert zunehmen durchsetzte, zum Ausbruch. Nahezu jeder Theologe der Moderne hatte hier in irgendeiner Weise Stellung zu nehmen.

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Martin Heidegger, 1889 – 1976

Schüler des Phänomenologen Edmund Husserl (1859-1938). Heideggers Hauptwerk, Sein und Zeit, erschien 1927 (bis 1972: 12 Auflagen). Er versucht darin, eine Fundamentalontologie als Daseinsanalytik auszuweisen. Sein im eigentlichen Sinne ist das Dasein der menschlichen Existenz, im Gegensatz des bloßen Vorhandenseins der Dinge, mit denen es Naturwissenschaft und Technik zu tun haben. In der Geschäftigkeit des Besorgens verfällt das Selbst dem uneigentlichen Man des Alltags. Wer hingegen dem Gewissensruf folgt in seinen Tod vorläuft und dadurch auf sich zukommt, vermag in der Übernahme von Geschichte, sein eigenes Leben entwerfend, offen für das Gegenwärtige zu werden. Die Zeitlichkeit, die Einheit von Zukunft, Gewesenheit und Gegenwart, ist das entscheidende Charakteristikum des Daseins.Heidegger war von 1923-1928 Professor in Marburg, an der gleichen Universität, an der Bultmann seit 1921 Neues Testament lehrte.

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Quellenauszug 1: Das Weltbild des Neuen Testaments ist ein mythisches

Das Weltbild des Neuen Testaments ist ein mythisches. Die Welt gilt als in drei Stockwerke gegliedert. In der Mitte befindet sich die Erde, über ihr der Himmel, unter ihr die Unterwelt. Der Himmel ist die Wohnung Gottes und der himmlischen Gestalten, der Engel; die Unterwelt ist die Hölle, der Ort der Qual. ... In das natürliche Geschehen und Denken, Wollen und Handeln des Menschen greifen die übernatürlichen Mächte ein; Wunder sind nichts Seltenes. Der Mensch ist seiner selbst nicht mächtig; Dämonen können ihn besitzen; der Satan kann ihm böse Gedanken eingeben; aber auch Gott kann sein Denken und Wollen lenken, kann ihn himmlische Gesichte schauen lassen, ihn sein befehlendes und tröstendes Wort hören lassen, kann ihm die übernatürliche Kraft seines Geistes schenken. Die Geschichte läuft nicht ihren stetigen, gesetzmäßigen Gang, sondern erhält ihre Bewegung und Richtung durch die übernatürlichen Mächte [S. 12].

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Quellenauszug 2: Mythos und moderne Welterfahrung sind unvereinbar

Erledigt ist durch die Kenntnis der Kräfte und Gesetze der Natur der Geister- und Dämonenglaube. Die Gestirne gelten uns als Weltkörper, deren Bewegung eine kosmische Gesetzlichkeit regiert; sie sind für uns keine dämonischen Wesen, die den Menschen in ihren Dienst versklaven ... [S. 15].

Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muss sich klar machen, dass er, wenn er das für die Haltung christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht [S. 16].

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Quellenauszug 3: Heilsereignis und reformatorische Rechtfertigungslehre

Das in Christus sich ereignende Geschehen ist die Offenbarung der Liebe Gottes, die den Menschen von sich selbst befreit zu sich selbst, indem sie ihn zu einem Leben der Hingabe im Glauben und in der Liebe befreit. ... Glaube an die Liebe Gottes ist aber so lange Eigenmächtigkeit, so lange Gottes Liebe ein Wunschbild, eine Idee ist, so lange Gott seine Liebe nicht offenbart hat. Christlicher Glaube ist deshalb Glaube an Christus, weil er der Glaube an die offenbare Liebe Gottes ist. Nur wer schon geliebt ist, kann lieben; nur wem Vertrauen geschenkt ist, kann vertrauen; nur wer Hingabe erfahren hat, kann sich hingeben. „Darin gründet die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn sandte als Sühne für unsere Sünden“ (1. Joh. 4,10). „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh. 4,19) [S. 51].

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Quellenauszug 4: sola gratia und die Übervernünftigkeit der Offenbarung

Dies also ist das Entscheidende, das das Neue Testament von der Philosophie, das den christlichen Glauben vom „natürlichen“ Seinsverständnis unterscheidet: das Neue Testament redet und der christliche Glaube weiß von einer Tat Gottes, welche die Hingabe, welche den Glauben, welche die Liebe, welche das eigentliche Leben des Menschen erst möglich macht [S. 52].

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Quellenauszug 5: Mit- und Ineinander von Mythos und Historie

Es ist nun keine Frage, dass das Neue Testament das Christusgeschehen als ein mythisches Geschehen vorstellt. Aber das ist die Frage, ob es als mythisches Geschehen vorgestellt werden muss, ... Jesus Christus, als Gottes Sohn, als ein präexistentes Gottwesen eine mythische Gestalt, ist zugleich ein bestimmter historischer Mensch, Jesus von Nazareth; und das Schicksal seiner Person ist nicht nur ein mythisches Geschehen [wie in den anderen hellenistischen Kulten], sondern zugleich ein Menschenschicksal, das mit der Kreuzigung endigt. Historisches und Mythisches sind hier eigentümlich verschlungen: der historische Jesus, dessen Vater und Mutter man kennt (Joh. 6,42), soll zugleich der präexistente Gottessohn sein, und neben dem historischen Ereignis des Kreuzes steht die Auferstehung, die kein geschichtliches Ereignis ist [S. 53].

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Quellenauszug 6: Mythos und existentieller Bedeutungsgehalt

Neben der Vorstellung von der Auferstehung als der Erhöhung vom Kreuz oder aus dem Grabe stehen [in der neutestamentlichen Überlieferung] die Legenden vom leeren Grab und von der Himmelfahrt.

So wird die Frage dringlich, ob die mythologische Rede nicht einfach den Sinn hat, die Bedeutsamkeit der historischen Gestalt Jesu und seiner Geschichte, nämlich ihre Bedeutung als Heilsgestalt und Heilsgeschehen zum Ausdruck zu bringen. Darin hätte sie ihren Sinn, und ihr objektivierender Vorstellungsgehalt wäre preiszugeben [S. 53f].

... Seine [Jesu von Nazareths] Geschichte, sein Kreuz, ist nicht auf die historischen Gründe hin zu befragen; die Bedeutung seiner Geschichte ergibt sich aus dem, was Gott mir durch sie sagen will [S. 54].