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1 Freie Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum Sektion für Sozialwissenschaften RUNDBRIEF Sommer 2009 Die Revolution sind wir! Das Wesen der „Geistigen Stiftung“ Ethik oder Gier? Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum Veranstaltungsrückblicke Berichte aus der Sektionsarbeit Veranstaltungsvorblick

Rundbrief Sommer 09

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Rundbrief der Sozialwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum Sommer 2009

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Page 1: Rundbrief Sommer 09

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Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Goetheanum

Sektion für Sozialwissenschaften

R U N D B R I E F

Sommer 2009

Die Revolution sind wir!

Das Wesen der „Geistigen Stiftung“

Ethik oder Gier?

Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum

Veranstaltungsrückblicke

Berichte aus der Sektionsarbeit

Veranstaltungsvorblick

Page 2: Rundbrief Sommer 09

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Geleitwort 3Aus der Forschungsarbeit Die Revolution sind wir! 4 Das Wesen der „Geistigen Stiftung“ 13 Ethik oder Gier? 23 Finanzmarktkrise und sozialer Organismus Goetheanum 28

Veranstaltungsrückblick und Arbeitsgruppen Hochschultreffen der Familienkultur (Kolloquium) 33 Menschenwürde (Kolloquium) 35 Die Herausforderung der Globalisierung 39 Konfliktforschung (Kolloquium) 40 Initiativkreis Ernährung 2009 (Kolloquium) 42 Arbeitskreis Verbraucher 46 Bericht vom Verbrauchertreffen 52

Berichte aus der internationalen Sektionsarbeit Indien: Stand der Demeter-Bewegung 53 Indien: Gateway-Zweig in Mumbai 54 Indien: Sadhana Village 56

Veranstaltungsvorblick Ins Gespräch kommen – soziale Verantwortung fördern 58

Veranstaltungsüberblick 59

Hausmitteilungen und Impressum 60

I N H A L T

Page 3: Rundbrief Sommer 09

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Liebe Freunde

Es ist mir eine Freude, Ihnen

diesen neuen Rundbrief

vorstellen zu dürfen. Mit Hilfe

von Benjamin Kohlhase-Zöllner

haben wir es geschafft, einen

Rundbrief zu konzipieren, der

unserer Arbeit ein neues Gesicht

gibt. Der Sektionsbrief soll dazu

dienen, ein Gespräch „unter

den Sektionsangehörigen“

zu ermöglichen. Er soll ein

Austauschorgan sein für alle

Menschen, die weltweit mit

der Sektion in Zusammenhang

stehen. Projekte, Ideen und

Arbeitsergebnisse sollten

vorgestellt werden können.

G r u s s w o r t

So hoffe ich, dass mit der

neuen Gestalt des Rundbriefes

dieses „Gespräch unter den

Beteiligten an der Sektion“ eine

Intensivierung erfahren darf.

Gerne wünsche ich Ihnen alles

Gute für Ihre Arbeit.

Mit herzlichen Grüssen

Paul Mackay

Page 4: Rundbrief Sommer 09

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Die Revolution sind wir! (Joseph Beuys)

Individualität als der Quell für soziale Veränderung

von Ulrich Rösch

Viele Menschen erschrecken heutzutage,

wenn sie etwas von Revolution hören.

Soziale Revolutionen bringen meistens nur

äußere Veränderungen mit großem Leiden

für die betroffenen aber unschuldigen

Menschen mit sich. Man muss sehen, dass

Revolutionen meistens dadurch verursacht

wurden, dass nötige Veränderungen

nicht rechtzeitig auf evolutionärem Wege

stattgefunden haben.

Entwicklungen gehen ihren Weg! Ähnliches

geht aus Ähnlichem hervor. Manchmal

gibt es Stauungen oder Stockungen, dann

braucht es wieder Sprünge. Konservative

oder phlegmatische Menschen fürchten

heftige Veränderungen. Manchmal muss

sich der Organismus aber bei Stauungen

wehren, damit nicht ganze Organe

absterben. Und so meint Beuys, dass

unser sozialer Organismus dringender

Veränderungen benötigt, damit er nicht

ganz in seiner Totalität zugrunde geht.

Beuys weist mit seinem Multiple „La

rivoluzzione siamo noi“ darauf hin, dass

wirkliche Transformation nur vom Menschen

ausgehen kann. Der Mensch selbst kann

nur der Quell für eine menschengemäße

Aus der Forschungsarbeit

Veränderung sein. Dazu kommen muss aber

das „wir“! In der modernen Zeit kann der

Einzelne nicht mehr autokratisch und solitär

handeln, sondern immer nur in Abstimmung

mit den anderen Menschen. Eine solche

Evolution wäre die Grundlage für ein

gesundes Zusammenleben.

Unser soziales Leben ist in eine tiefe Krise

gekommen. Die Finanzkrise ist davon nur

ein äußeres verdichtetes Phänomen. Alles

schreit nach Veränderung. Bestehendes ist

aber träge und möchte verharren. Wo sind

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die Vorbilder, das Neue zu gestalten? Damit

wir das Neue finden, bedarf es zunächst

einmal Zukunftsbilder, Visionen. Diese

dürfen nicht willkürlich und spekulativ sein.

Sie müssen einem klaren und vertieften

Denken entspringen. Das aber bedarf einer

willensmäßigen Anstrengung in unserem

Denken. Der Begriff, die Idee, als Grundlage

unserer Vision sozialer Prozesse und

Gestaltungen muss von jedem einzelnen

individuell auf dem Schauplatz des je

konkreten Bewusstseins hervorgebracht

werden. Diese unabdingbare Voraussetzung,

um unsere Welt zu einer besseren zu

machen, ist schon schwer genug – doch

nicht ausreichend. Hinzukommen muss die

Verständigung mit einer genügend großen

Zahl von Menschen, damit eine neue Idee

wirksam werden kann.

Man könnte sagen: Zu dem

erkenntnismäßigen Erfahren des gesetz-

mäßig Wirkenden muss ein künstlerisch-

kreativer Prozess des freien Entwerfens

sozialer Möglichkeiten hinzukommen.

Dieser künstlerische Prozess kann aber nicht

vom Einzelnen vollzogen werden, sondern

nur in der Gemeinschaft, einem Kollegium,

einer Assoziation freier Individualitäten. Hier

kann und muss die Soziale Plastik wachsen,

ein erneuerter, erweiterter Kunstprozess.

So hätten wir uns also auf den Weg zu

begeben von der Sozialwissenschaft zur

Sozialen Kunst, d.h. wir müssen den

Wissenschaftler durch den Künstler in uns

ergänzen. Darin können wir die Beuyssche

Nachfolgeschaft antreten. Er kann uns da

als eines der bedeutendsten Vorbilder in der

neueren Zeit gelten.

Damit sind wir bei der Sozialen Kunst.

Die bestehenden sozialen Verhältnisse,

die menschlichen Beziehungen und

Organisationen sind das plastische

Material, mit dem der Künstler zu arbeiten

hat und deren Gesetzmäßigkeiten er

selbstverständlich kennen muss. Die

„schöne“, künstlerische, soziale Form ist

es, die es zu schaffen gilt. Die sozialen

Fähigkeiten, die wir uns erworben

haben, entsprechen dem handwerklichen

Können des Künstlers. Die Idee, nach

der wir hinarbeiten, entspringt den

Gesetzmäßigkeiten des Sozialen. Es bedarf

jedoch der künstlerischen Intuition, mit

den anderen Menschen gemeinschaftlich,

zum rechten Zeitpunkt, das Richtige zu

tun. So können im Zusammenwirken freier

Individuen der soziale Organismus oder

Teile davon als Kunstwerk erscheinen.

Nicht darum geht es, ein „Utopia“ zu

schaffen, sondern die Welt nach ihren

Gesetzmäßigkeiten so umzugestalten, dass

sie den „schönen Schein“ (Schiller) einer

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dem Menschen würdigen Gesellschaft

erhält.

So findet man Beuys‘ politische Aktionen in

vollständiger Übereinstimmung mit diesem

Freiheits- und Sozialimpuls. Besonders

durch sein Wirken auf der Dokumenta

1972 in Kassel wurde der Zusammenhang

mit der damals beginnenden neuen Drei-

gliederungsbewegung, den „Demokratie-

und Dreigliederungsimpulsen“ deutlich.

Angeregt durch diese Begegnungen

mit den Vertretern des Achberger

Dreigliederungszentrums beschäftigte

sich Joseph Beuys nun auch mit dem

bedeutenden Goetheanisten und Mitglied

der Dornacher Freien Hochschule,

Wilhelm Schmundt, dem er anlässlich

des Jahreskongresses 1973 in Achberg

begegnete. Eigenständig erforschte

dieser die Wirklichkeit des sozialen

Organismus. Klar und eindeutig zeigte

er sich als Platoniker, der ganz in seinen

erlebten Ideengefügen beheimatet war.

Phänomenologie statt Ideologie war sein

Grundsatz. Sein Grundwerk „Der soziale

Organismus in seiner Freiheitsgestalt“

wurde durch Herbert Witzenmann,

dem Leiter der Sozialwissenschaftlichen

Sektion und Vorstand am Goetheanum,

als Studienmaterial der Freien Hochschule

herausgegeben.

Viele der treuen anthroposophischen

Sozialkundler fanden Schmundts Arbeiten

viel zu eigenständig und nicht mit ihrem

eigenen Ansatz und ihren Vorstellungen

übereinstimmend. Ganz anders Beuys,

der von Anfang an die Bedeutung dieser

goetheanistisch-sozialwissenschaftlichen

Arbeiten Wilhelm Schmundts verstand.

Er verehrte ihn als „unseren großen

Lehrer“. Seinen Brief an den „lieben, sehr

verehrten Wilhelm Schmundt“ endet er

„In nicht nachlassender Liebe zu Ihnen und

Ihrem Werk, stetig Ihr Joseph Beuys“. Das

Beuyssche Werk lässt sich nach 1973 ohne

Berücksichtigung dieser entscheidenden

Begegnung mit Schmundt nicht richtig

verstehen.

Die Tafel zeigt die Verbindung Beuys‘ zu den

Ideen der Dreigliederung und wie er gerade

in der Kunst, dem künstlerischen Gestalten

die Grundlage für die Kapitalbildung sah.

Aber auch die – heute wieder ganz aktuelle,

in die öffentliche Diskussion getretene

– Trennung von Arbeit und Einkommen

findet ihren Niederschlag in der Tafel: Arbeit

kann und darf nicht bezahlt werden. „Wenn

also bezahlt werden muss, dann muss mit

Kunst bezahlt werden; es muss mit dem

erweiterten Kunstbegriff, der identisch

mit dem erweiterten Ökonomiebegriff

ist, bezahlt werden. Und wenn nur mit

diesem Kapital (siehe Tafel) bezahlt werden

kann, muss es mit Menschenwürde und

Menschenrecht bezahlt werden.“

Der soziale Organismus entwickelt sich. Er

macht Verwandlungen, Metamorphosen

durch. So hat er sich von der Tauschwirtschaft

zur Geldwirtschaft und schließlich zur

Fähigkeitenwirtschaft gewandelt. Die

Produktion findet ausgehend von den

individuellen Fähigkeiten in umfassender

Zusammenarbeit statt. Das Wirtschaftsleben

hat sich zu einem „integralen System“

(Eugen Löbl) entwickelt.

Innerhalb des Wirtschaftslebens haben

wir es ausschließlich mit Waren- und

Werteströmen zu tun. Dem sozialen Glied

des Wirtschaftslebens steht gegenüber das

Geistesleben, welches im Wesentlichen

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auf den menschlichen Fähigkeiten beruht.

Dazwischen liegt das dritte Gebiet, das

Rechtsleben. Dort soll nur das allgemein

Menschliche, nicht das Individuelle,

nicht das Kollektive wirken. In diesem

und durch dieses Rechtsgebiet muss die

Menschenwürde geschützt werden.

Das Geld vermittelt die Rechtsprozesse in den

wirtschaftlichen Vorgängen. Es hat in der

heutigen Zeit keinen Warencharakter mehr,

es wird von den Zentralbanken in einem

freien Vorgang geschöpft. Der geschöpfte

Kredit wird über die Kreditbanken als

kurzfristiger Kredit an die Unternehmen zur

Finanzierung der Produktion weitergegeben

und somit zum Unternehmerkapital. Es

fließt durch die Einkommen aller Mitarbeiter

in den Konsumbereich und wird dort

zur Berechtigung, alle produzierten

Waren und Dienstleistungen am Markt

zu kaufen. Da sich der Geldkreislauf im

modernen Wirtschaftsleben zu einem

Ausschnitt aus einer Tafel von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler – Auf dem Weg zur

Freiheitsgestalt des sozialen Organismus“, die am 23. März 1978 in Achberg entstanden ist.

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geschlossenen System entwickelt hat,

muss das Bankensystem dafür sorgen,

dass alles herausgegebene Geld innerhalb

eines bestimmten Zeitrahmens wieder

zurückfließt, so dass der Kreislauf wieder

geschlossen wird.

Schon aus diesen wenigen Andeutungen

kann deutlich werden, dass das Geld ein

reines Rechtsdokument geworden ist.

Überall dort, wo das Geld Warencharakter

annimmt, muss es die sozialen Zusammen-

hänge behindern. „Dadurch aber, dass

das Geld ein wirkliches Wirtschaftsobjekt

geworden ist, spiegelt es wirklich etwas

Imaginäres den Menschen vor, und indem

es so wirkt, tyrannisiert es zu gleicher Zeit

die Menschen.“ (Rudolf Steiner: Soziale

Zukunft, Dornach 1977, S. 50).

Das dritte soziale Gebiet, das Rechtsleben,

beinhaltet also alles das, was nicht

unmittelbar mit der kreativen menschlichen

Individualität zu tun hat und nicht mit der

Zirkulation der wirtschaftlichen Werte. Es ist

der Bereich, der jeden Menschen in gleicher

Weise betrifft, darum nur das allgemein

Menschliche zur Wirksamkeit kommen

soll. So sieht man durch das unbefangene

Studium der Phänomene, dass sich der

soziale Organismus in der neueren Zeit zur

Dreigliederung entwickelt hat: Erstens

haben wir den Bereich, der es mit den

Fähigkeiten des Menschen zu tun hat, die

ganz an seine Individualität gebunden sind,

das Geistesleben. Das, was der einzelne

aus seinem persönlichen Schicksal mit auf

die Erde bringt, kann auch nur aus dem

einzelnen Bewusstsein beurteilt werden.

Hier darf nur eines zum sozialen Prinzip

werden: die Freiheit, „die Selbstbestimmung

eines jeden Tätigen aus der Erkenntnis des

Notwendigen heraus“ (Wilhelm Schmundt:

Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des

sozialen Organismus, Achberg 1982, S. 44).

Dem gegenüber steht das Gebiet, in dem

es um die Verwirklichung sozialer Initiativen

geht, das Wirtschaftsleben. Freie

Angebote der Produzenten werden hier

beurteilt durch gemeinschaftlich handelnde

Konsumenten. Rudolf Steiner spricht hier

von Assoziationen. Die Zusammenarbeit

bringt die Warenwerte hervor, die immer

auf andere Menschen gerichtet sind.

Hierin verwirklicht sich in objektiver

Weise das Prinzip der Brüderlichkeit.

Dazwischen steht der ganze Bereich des

Vereinbarens, Verpflichtens, Berechtigens,

das Rechtsleben. Aus dem Prinzip der

Freiheit, die wir aus dem Wesen der

Individualität jedem Menschen zugestehen

müssen, erfolgt konsequent, dass für die

Rechtssphäre das soziale Prinzip für jeden in

gleicher Weise Gültigkeit haben muss und

somit die Gleichheit hier Grundbedingung

sein muss.

Hier müsste ein neuer Begriff von „Unter-

nehmereigentum“ gebildet werden,

der es dem Unternehmer ermöglicht,

seine freie Initiative, seine Kreativität mit

den entsprechenden Produktionsmitteln

auszustatten. Er kann im Rahmen seiner

Beauftragung durch die Assoziation

selbstverantwortlich darüber verfügen. Die

Produktionsmittel dürfen nicht willkürlich

verkauft oder vererbt werden, der Begriff

des privaten Eigentums entfällt – dieser

macht im modernen Wirtschaftsleben

keinen Sinn.

Der zweite sinnwidrige Begriff ist Profit

als Wirtschaftsantrieb. Der Überschuss

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der Einnahmen über die Ausgaben kann

kein Verfügungsrecht über irgendeinen

Wirtschaftswert begründen. Es kann also

das Erzielen eines solchen Gewinns nicht

die Absicht sein, so wie dies die heutige

Wirtschaft aus ihren tauschwirtschaftlichen

Begriffsbildungen heraus praktiziert. Diese

kann nur sein, qualitativ hochwertige

Waren mit möglichst wenig Aufwand an

Arbeit und Ressourcen für den Bedarf der

Konsumenten unter menschenwürdigen

Arbeitsbedingungen zu erzeugen. An

die Stelle des materiellen Anreizes wird

das Interesse am anderen, bedürftigen

Menschen treten können. Dazu bedarf

es aber der Vermittlung von Einsichten in

den Gesamtzusammenhang der sozialen

Verhältnisse, welche selbstverständlich alle

Menschen auf der Erde einschliessen.

Lohnarbeit ist der dritte Begriff, der noch aus

der mittelalterlichen, tauschwirtschaftlichen

Begriffswelt herrührt. Damit stehen die

wichtigsten sozialen Konflikte und Probleme

der Industriegesellschaft in Verbindung.

Die Forderung von Karl Marx: Arbeitskraft

darf nicht zur Ware werden, resultiert aus

diesen überkommenen Lohnarbeitsver-

hältnissen. Der moderne Mensch fühlt sich

dadurch, dass seine Arbeitskraft zur Ware

wird, in seiner Menschenwürde verletzt. In

Wirklichkeit ist das Einkommen-Geben an

die Mitarbeiter und an den Unternehmer

selbst, überhaupt kein Wirtschafts-, sondern

ein reiner Rechtsvorgang. Eine Bezahlung

der Arbeit widerspricht der modernen

Unternehmenswirtschaft. Also kann es sich

nur darum handeln, allen Mitarbeitern im

Rahmen des sozialen Ganzen ein gerechtes

Einkommen zu gewährleisten. Der Vorgang

des Einkommen-Gebens muss aus dem

Wirtschaftsleben herausgehoben werden

in die Sphäre des Rechtslebens. Jeder

Mensch hat Recht auf ein Einkommen,

damit er ein menschenwürdiges Auskom-

men hat. Nur dann kann er seine Fähigkeiten

den Mitmenschen in Freiheit zur Verfügung

stellen.

Man sieht, wie sich aus dem gewandelten

Kapitalbegriff weite Konsequenzen

ergeben. Es handelt sich nicht darum,

Verbesserungsvorschläge zu machen, wie

man das heutige Leben etwas humaner

gestalten könnte. Es geht darum,

Prozesse, die überall schon geschehen,

mit den wesensgemäßen Begriffen zu

schildern. Hat man jedoch einen solchen

gewandelten Kapitalbegriff zur inneren

Erfahrung gebracht, so kann sich daraus

eine umfassende volkspädagogische

Bewegung ergeben, die bei einer breiten

Öffentlichkeit Verständnis findet. Joseph

Beuys ging mit großem Beispiel voran!

Erst wenn eine genügend große Zahl von

Menschen aus solchen neuen Einsichten

und Begriffen heraus die Gestaltung der

Welt in die Hand nehmen wird, werden wir

eine Gesundung der sozialen Verhältnisse

erfahren können. Es kann sich nicht darum

handeln, einen paradiesischen Zustand

anzustreben, sondern die Krankheitsherde

unserer Gesellschaft zu heilen, damit sich

der soziale Organismus seinem Wesen

entsprechend in einer gesunden Weise

entwickeln kann.

Alle Menschen, die daran aktiv

mitwirken, sind Mit-Gestalter, Mit-

Künstler an der Sozialen Skulptur.

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Auf der Tafel „Kunst = Kapital“ findet man den Geldkreislauf in erweiterten

Zusammenhängen.

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Anhang von Ulrich Rösch in „Was ist

Geld?“, FIU-Verlag Wangen

Unter diesem Titel zeichnet Beuys einen Pfeil

von der Kunst zur Ökonomie und darunter

den gegenläufigen Pfeil, wobei er die

wechselseitige Abhängigkeit kennzeichnet.

Darüber erläutert er, indem er schreibt:

„Kunst – Gestaltung – Kreativität = Arbeit“.

Damit zeigt Beuys seinen Arbeitsbegriff auf.

Die Arbeit urständet im Kreativitätspotential

des Menschen. Sie wird tätig in den

Unternehmen, um die Natur zu verwandeln,

sodass sie ein konsumierbares Gut wird.

Einen ganz wesentlichen Gesichtspunkt

erhält diese Tafel dadurch, dass die

demokratische Zentralbank hier als

Herzorgan gezeichnet wird (mitte/links).

Beuys verbindet damit auch eine neue

physiologische Anschauung, die im

Goetheanismus begründet ist, welcher das

Herz als ein Harmonisierungsorgan und

keinesfalls als Pumpe ansieht. So ist die

Zentralbank nie als hierarchisches Organ

zu verstehen, das Geld nach eigenem

Gutdünken in die Wirtschaft hineinpumpt,

sondern sie stellt sich als ein reines

Regulierungsorgan dar.

Die Bewegung des Geldes wird durch die

Initiative der Menschen hervorgerufen. So

schreibt Beuys bei den Unternehmungen

(rechts daneben) dass es die „Fähigkeiten“

der Menschen sind, die kreditiert werden. Sie

werden auch als das „Produktionskapital“

bezeichnet.

In diesem Bild finden wir ebenfalls die

Produktions- und Konsumtionsseite, die

durch eine horizontale Linie angedeutet

ist. Links unterhalb der Zentralbank

steht der Begriff „Rechtsdokumente“.

Das Geld ist kein Wirtschaftswert mehr,

sondern ein Element des Rechtslebens

geworden. Beuys zeichnet auf der

Produktionsseite die verschiedensten Arten

von Unternehmungen, charakterisiert durch

geometrische Figuren, darunter die „Natur“

in ihren vielfältigen Formen. Die Menschen

ergreifen in gemeinschaftlicher Produktion

mit ihren Fähigkeiten die Naturgrundlage

und verwandeln sie zu Konsumgütern.

Der Begriff „Lohn-Arbeit“ wird von Beuys

mit einem dicken „X“ durchgestrichen;

er ist Vergangenheit. Heute geht es um

„Trennung von Arbeit und Einkommen“.

Das eine ist die Tätigkeit im wirtschaftlichen

Bereich, das andere ein Rechtsanspruch.

Ganz unten auf der Tafel erwähnt Beuys

den tschechoslowakischen Wirtschaftswis-

senschaftler Eugen „Loebl“, der eine Zeitlang

Präsident der Staatsbank in Bratislava

war und der in seinen Untersuchungen

dargestellt hat, dass sich die gesamte

Produktionsseite heute zu einem integralen

System entwickelt hat.

Die in den Unternehmungen hergestellten

Konsumgüter fließen auf den Markt

(rechts/oben: „Schwelle“ u. großes

„M“). In die „Preise“ der Waren muss

all das Geld einkalkuliert werden, das

an die Unternehmungen innerhalb eines

Währungsgebietes herausgegeben wurde.

An der Schwelle des Marktes werden die

produzierten Güter dem Wirtschaftskreislauf

entnommen, das Geld fließt zu den

Unternehmen zurück. Es muss jetzt aber

dafür gesorgt werden, dass das Geld – so

Beuys – „ohne Beziehung zu irgendeinem

Wirtschaftswert“ (mitte/oben) zur

demokratischen Zentralbank zurückkommt.

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Über dem Herzorgan des modernen Geldkreislaufes schreibt Beuys den Namen des Goetheanisten

Wilhelm „Schmundt“, den er als „unseren großen Lehrer“ verehrt hat.

Gerade neu erschienen: Die zweite Auflage

der Podiumsdiskussion

WAS IST GELD?

Joseph Beuys diskutiert mit einem

Finanzwissenschaftler (Prof. Werner

Ehrlicher), einem Alternativ-Wirtschaftler

(Prof. Hans Binswanger) und einem

Alternativ-Banker (Freiherr von

Bethmann). Der Band enthält einen

erläuternden Text von Ulrich Rösch:

Zum Geld- und Kapitalbegriff von

Beuys – Man kann Joseph Beuys

erst verstehen, wenn man ihn schon

verstanden hat.

104 S., Taf.-Zeichn. - 24 x 20 cm

ISBN: 978-3-928780-00-1

Im FIU-Verlag Wangen, €uro 19

Dieser Artikel ist ein Beitrag für die Tagung im Threefold Educational Center in Chestnut Ridge (NY) USA „Inner Transformation and Social Renewal“ vom 8. - 11. August 2009.

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Vom Wesen einer „Geistigen Stiftung“von Peter Gutland

I. Vorwort

Im November 2006 wurde im Troxler-Haus

Wuppertal nach mehrjähriger Vorbereitung

die Troxler-Haus-Stiftung gegründet als

ein Instrument zur Zukunfts-Sicherung der

Arbeit mit und für Seelenpflege-bedürftige

Menschen.

Das ist angesichts der erkennbaren

Absichten des Staates, sich, zumindest

teilweise, aus der Finanzierung der sozialen

Arbeit in Deutschland zurück zu ziehen, ein

Akt der Überlebenssicherung.

Sollte diese ungünstige Prognose nicht

eintreffen, stellt die Stiftung ein Instrument

dar, das die bestehende staatliche

Finanzierung erweitern könnte für die

Bedürfnisse, die aktuell nicht oder nur

unvollständig genehmigt werden, und

deren Finanzierung durch ein ebenfalls

zurückgehendes und schwankendes

Spendenaufkommen nur partiell realisiert

werden kann.

Durch breite Unterstützung und eine

Erbschaft, ist das Stiftungsvermögen in

zwei Jahren zu einem beachtlichen Umfang

angewachsen. Dies dürfen wir aber nicht als

selbstverständlich hinnehmen, sondern als

Ansporn betrachten, das Interesse möglichst

vieler Menschen anzuregen, an dem

weiteren Wachstum mitzuarbeiten.

Matthias Reichert, ein langjähriger Freund

des Troxler-Hauses und Mitglied von

Trägerrat und Stiftungskuratorium, gab

uns die Anregung, neben der „äußerlich“

errichteten und wirksam werdenden Troxler-

Haus-Stiftung – eine „Geistige Stiftung“

zu gründen. Alles physische Geschehen

hat seinen Ursprung im Geistigen. Aus

dieser Erkenntnis sollte versucht werden,

der Stiftungsgründung eine geistige

Grundlage zu schaffen, die geistige Realität

anzuerkennen und zu würdigen. Doch:

Was ist eine „Geistige Stiftung“?

Die folgenden Überlegungen sind erste

Versuche, dies zu verstehen. Sie müssen

ergänzt und weiterentwickelt werden.

Zuvor werden die Begriffe „Stiftung“

sowie „Geld“ kurz dargestellt, um dann zu

versuchen, daraus Antworten zum Thema

abzuleiten.

II. Was ist eine Stiftung

Fragt man: „Was ist eine Stiftung?“

so findet man im Lexikon die Antwort:

„Zuwendung von Vermögenswerten zu

einem vom Stifter bestimmten Zweck.“

Das Grundprinzip der meisten Stiftungen ist

Aus der Forschungsarbeit

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deutlicher beschrieben:

„dass Vermögen bzw. Vermögenswerte

von einer oder mehreren Personen (auch

juristischen Personen wie Unternehmen oder

Einrichtungen) hingegeben, d.h., „gestiftet“

werden. Dieses Stiftungsvermögen soll

dann gewinn-bringend eingesetzt/angelegt

werden, um Erträge zu erzielen. Der

oder die Stiftungsgründer legen in der

Stiftungssatzung fest, wie und wofür die

Erträge zu verwenden sind. Zusätzlich ist

dort bestimmt, welche Personen hierüber die

Entscheidungsbefugnis erhalten bzw. wie

und durch wen diese Entscheidungsträger

(Stiftungsorgane) zu bestimmen sind.“

Wenn über Verwendung der Erträge

gesprochen wird, impliziert dies, dass mit

dem gestifteten Vermögen Gewinne erzielt

werden sollen. Der Begriff „Vermögen“

umfasst unterschiedliche Arten von

Eigentum (neben Geld, also Liquidität

z.B. Immobilien, Grundstücke, Aktien,

Anlagen etc.), die auch alle in eine Stiftung

eingebracht werden können.

Hier wird ausschließlich auf die

Vermögensart „Geld“ geschaut, da dies

eine häufige Art der Stiftungskapitalbildung

darstellt und die Betrachtungen auch auf

die anderen Vermögensarten übertragen

werden können.

Bevor auf den Begriff „Geld“ eingegangen

wird, soll die Entwicklung von Stiftungen

dargestellt werden, um einen umfänglichen

Eindruck vom Thema zu erhalten.

III. Die Stiftung in ihrer Entwicklung

„Stiftungen hat es immer gegeben. Die

Stiftungsgeschichte beginnt mit den

Kultstiftungen der Antike. Träger der antiken

Stiftungen waren gleichsam die Götter

selbst. Ihnen wurden die Tempelschätze

geweiht. Mit ihnen wollte man sich durch

Schenkungen vereinigen.

Eine „Verweltlichung“ des Stiftungs-

gedankens erfolgte durch die römische

Denkungsart. Diese verband mit Stiftungen

bereits den Wohlfahrtsgedanken und den

Gedanken der Mildtätigkeit.“ (1)

Stiftungen entwickelten sich dann weiter

(besonders im kirchlichen Zusammenhang

gewannen sie große Bedeutung) durchs

Mittelalter bis in die neuere Zeit und fanden

auch notwendigerweise ihren Raum in der

Rechtssprechung. Sie hatten aber hier wie

da lange Zeit keine wirkliche gesellschaft-

liche Bedeutung. Das änderte sich gegen

Ende des auslaufenden 20. Jahrhunderts.

„Nachdem das Stiftungsrecht über viele

Jahre ein Schattendasein geführt hatte,

kam in der zweiten Hälfte der neunziger

Jahre der Stein zur Modernisierung des

Stiftungsrechts ins Rollen“ (2)

Das „Gesetz zur weiteren steuerlichen

Förderung von Stiftungen“ im Jahre 2000,

das „Gesetz zur Modernisierung des

Stiftungsrechtes“ 2002, und dann ganz

besonders im Herbst 2007 das „Gesetz

zur Stärkung des bürgerschaftlichen

Engagements“ (2) haben den Rahmen und

die Anreize für eine deutliche Zunahme von

Stiftungsgründungen geliefert.

„Die Zahl der jährlichen Neugründungen ist

von 200 Stiftungen im Jahr 1990 auf rund

800 jährlich angestiegen.“ (3)

Immer wieder werden Neugründungen

einer Stiftung bekannt, die sich mit dem

Namen einer als sehr reich geltenden

Persönlichkeit verbinden wie z.B.: Bill

Gates, Warren Buffet oder in Deutschland

Page 15: Rundbrief Sommer 09

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Peter Schnell. Interessant ist hierbei die

Ähnlichkeit der Beweggründe: „82 %

der Stifter geben an, dass die Gründung

einer Stiftung einen konkreten äußeren

bzw. situativen Anlass hatte, zum Beispiel

das Erleben von Notsituationen, den Zufall

eines Vermögens, das Vorbild anderer, das

Erkennen sozialer Ungleichheit oder das

Erreichen fortgeschrittenen Alters.“ (4)

Betrachtet man aber die Zahl der

Personenstifter, also Menschen, die mit

ihrem Vermögen, oder einem Teil davon,

eine Stiftung gründen, so muß man diese

Zahl als relativ gering bezeichnen, wenn

man berücksichtigt, dass beispielsweise

2004 in Deutschland 800.000 Millionäre

lebten. Eine mögliche Erklärung wäre, dass

es an Wissen über Möglichkeiten und Wege

mangelt. (s. Krelhaus)

„Die Zahl der Stiftungsneugründungen

durch einzelne Personen nimmt nach

Aussage der Bertelsmann-Stifterstudie

dagegen deutlich ab. Der Stiftungsboom ist

demnach kein Stifterboom.“ (2)

Dagegen ist ein zahlenmäßiger Anstieg von

Stiftungsgründungen durch Unternehmen,

Körperschaften und öffentlichen

Einrichtungen zu verzeichnen.

Bei allen unbestreitbaren Erfolgen und

positiven Auswirkungen der Stiftungen

gibt es auch Kritikpunkte. Eine solche Kritik

richtet sich gegen die Dauer von Stiftungen.

„Dass Stiftungen „für die Ewigkeit“

gemacht wurden und werden sollten, das

galt und gilt im deutschen Stiftungswesen

und Stiftungsrecht, basierend auf

kirchenrechtlichen Vorgaben, als

ausgemacht, wenngleich diesbezüglich

Aufweichungstendenzen unübersehbar

sind. ...Der Rechtsgedanke dahinter

ist einleuchtend: Stiftungen wurden

ursprünglich von Todes wegen errichtet,

häufig zugunsten oder verwaltet von einer

schon bestehenden „moralischen Person“

(Kirche, Gemeinde, Kloster o.ä.)“ (5)

Die „ewige“ Dauer von Stiftungen

begründet sich in Deutschland aus dem

BGB, ist aber unter Rechtsgelehrten nicht

mehr unangefochten, d.h., die Diskussion

hierüber hat begonnen.

Festzuhalten ist, dass besonders in den

letzten Jahren die Zahl von Stiftungs-

Gründungen stark zunimmt und der

Gesetzgeber, besonders in den letzten

zwei Jahren, dies insbesondere durch die

deutliche Erhöhung der Steuervorteile

unterstützt.

Ist seit dem Römischen Reich der

Stiftungsgedanke mit Wohlfahrt und

Mildtätigkeit verbunden, so erweitert

sich langsam (notwendigerweise?) die

Zielrichtung von Stiftungszwecken.

Thomas Jorberg stellt fest:

„Dabei ist es längst keine neue Erkenntnis

mehr, dass sowohl die staatlichen Systeme

als auch das System der kapitalorientierten

Marktwirtschaft zunehmend außerstande

sind, die nichtmateriellen Bedürfnisse der

Menschen zu befriedigen. In den folgenden

drei Lebensbereichen ist weder der Markt

noch zunehmend auch der Staat wirklich

leistungsfähig:

1. Kunst, Kultur, philosophisch-religiöse

Entwicklung und Bildung

2. Solidarität, soziales Miteinander sowie

Gesundheit und Pflege

3. Pflege und Schutz der Natur.

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Auch die Kirchen sind nicht mehr in

der Lage, dieses zunehmende Defizit

auszugleichen. Und genau hier setzt die

Eigenverantwortung der Menschen, das

bürgerschaftliche Engagement ein, bei dem

das Stiftungswesen eine entscheidende

Rolle spielt. …..Es findet „Investition“ in

Kultur, Soziales und Umwelt noch in viel zu

geringem Maße statt.“ (6)

Wenn man die sozialpolitischen Signale

und die damit einhergehende Erhöhung

der steuerlichen Anreize durch den Staat

kritisch betrachtet, muß die Frage erlaubt

sein, ob auf politischem Feld langfristig an

einen Umbau des Sozialstaates gedacht

wird, dass sich der Staat ganz oder teilweise

aus der Finanzierung der sozialen Aufgaben

zulasten der Stiftungen zurückziehen will.

Das würde ein ganz anderes Licht auf

die eigentlich zu begrüßende, staatliche

Unterstützung der Stiftungsgründungen

werfen. Das ist aber nicht unser Thema.

Kommen wir nun zum Begriff des Geldes

sowohl allgemein als auch aus geisteswis-

senschaftlicher Perspektive.

IV. Was ist Geld?

Im Rückblick auf die Geschichte der

Menschheit wird deutlich, dass wir sehr

wenig aus der Zeit wissen, die mehr als

fünftausend Jahre zurückliegt, dennoch

können wir sagen, dass es damals noch kein

Geld in unserem heutigen Sinne gab.

Erste historische Hinweise auf „Vorläufer

des heutigen Geldes“ stellen Funde im

alten Sumer, Babylon, Ägypten und die

Keilschrifttafeln des Hammurabi dar.

Die ersten Münzen oder Metallstücke

dienten hauptsächlich dem Handel, der

Erleichterung des Tauschhandels und den

Abgaben an die Tempel. Die Tempel waren

auch der „Ort des Geldes“, Geld wurde

aufbewahrt, bewertet und der Handel nicht

unmaßgeblich beeinflusst. Im weiteren

Verlauf der Entwicklung wurden die Tempel

dann durch die Banken abgelöst.

Im alten Orient durchaus verbreitet, war

es im christlichen Europa verboten,

Geldgeschäfte zu machen und Zinsen beim

Geldverleihen zu nehmen. (kanonisches

Zinsverbot) Bis ins späte Mittelalter wurde

aus diesem Grunde „die Geldleihe“ fast

ausschließlich von Juden betrieben.

Die Handelstechnik bzw. Buchhaltung

fand ihre erste, wenn man so sagen darf,

wissenschaftliche Bearbeitung durch den

Venezianer Mönch Luca Paccioli 1494,

um sich dann immer weiter zur Volks- und

Betriebswirtschaft, also einer Wissenschaft,

zu entwickeln. (7) Sehr schnell wurde dabei

auch der Zins als Wirtschaftsfaktor entdeckt

und ist heute „frei von aller Moral“.

Von den vielen großen Denkern seien

stellvertretend genannt: Adam Smith

(1723 – 1790, Begründer der klassischen

Nationalökonomie) und J.M. Keynes (1863-

1946, Hauptwerk: „Allgemeine Theorie der

Beschäftigung, des Zinses und Geld“). Sie

alle machen Produktion, Geld und Handel

zu einer Wissenschaft.

Diese Wissenschaft schreibt dem Geld die

drei Funktionen zu (s. Woll, 1969):

- allgemeines Tauschmittel

- Recheneinheit

- Wertaufbewahrung

Zum Abschluß sei noch erwähnt, dass

das Geld einen großen Wandel in seiner

Erscheinungsform durchmachte. Sind

es in den Urzeiten der Menschheit zu-

nächst Metallstücke, kommen im 6./7.

vorchristlichen Jahrhundert die ersten

Page 17: Rundbrief Sommer 09

16 17

geprägten Münzen in Umlauf. Im späten

Mittelalter, von Goethe in seinem Faust

sehr prophetisch und zutreffend als

gefährlich erkannt, kommt der Geldschein

in die Menschheit. Mit dem Übergang ins

Maschinenzeitalter tritt dann das Buchgeld

auf, welches den bargeldlosen Geldverkehr

eröffnet und im Computerzeitalter

darin gipfelt, dass das Bargeld „seinem

Ende“ oder seiner Bedeutungslosigkeit

entgegenzugehen scheint.

Mit dieser Entwicklung geht die Zunahme

einer großen Gefahr einher, vor der nicht nur

Steiner gewarnt hat, die aber überwiegend

unberücksichtigt blieb. Fern der Zeit, wo

die Staaten als Monopolisten der Währung

diese noch durch Gold, zumindest teilweise,

decken mussten, haben wir heute eine Zeit

erreicht, wo ein gigantisches Finanzvolumen

in den Maschinen rund um den Erdball

„fliegt“, das fern jeder Deckung oder

tatsächlichen Produktion steht.

Den Finanzvolumina stehen heute nur noch

zum Teil tatsächlich produzierte Werte

gegenüber, zum immer größer werdenden

Teil bestehen sie aus Illusionen, aus

Hoffnungen und Erwartungen, die jederzeit

platzen können, wie gerade die jüngsten

Ereignisse zeigen.

Es soll nun kurz die Geldtheorie als Teil der

„Dreigliederung des sozialen Organismus“

von Steiner angedeutet werden.

V. Was ist Geld – geisteswissen-

schaftlich betrachtet?

Ab etwa 1917 beginnt Steiner mit der

Darstellung der, wie er es nennt,

„Dreigliederung des sozialen Organismus“.

Darin geht er von der Gesellschaft als einer

Gesamtheit, einem sozialen Organismus

aus, der eine gewisse Entsprechung im

menschlichen Organismus findet (siehe u.a.

6. Anhang in „Von Seelenrätseln“, GA 21).

In seiner Darstellung der Evolution der

Menschheit und des einzelnen Menschen

ist die dazu adäquate, gesellschaftliche

Gliederung, die das Wesen des heutigen

Menschen geradezu fordert, diese

Dreigliederung des sozialen Organismus

heute noch nicht erfüllt. Nur durch diese

Dreigliederung sei die soziale Not, so

Steiner, zu überwinden. Die drei Glieder

dieses Organismus definiert er als:

- Wirtschaftsleben (Warenproduktion, -

zirkulation, -konsumption)

- Rechtsleben (Staatsleben, Verhältnis von

Mensch zu Mensch)

- Geistesleben (Kunst, Wissenschaft,

Religion, Pädagogik)

Die damit verbundene Grundforderung

lautet, daß diese drei Glieder völlig autonom

und selbstverwaltet ihren Aufgaben

nachgehen müssen, wobei Geistes- und

Rechtsleben aus den Überschüssen des

Wirtschaftslebens finanziert werden.

Zu der „Dreigliederung des sozialen

Organismus“ gehört auch eine neue

Geldtheorie, L. Vogel nennt sie eine

„organische Geldtheorie“. (9) Dieser

Geldtheorie liegt die Unterscheidung in

- Kaufgeld

- Leihgeld

- Schenkungsgeld

zugrunde, verbunden mit der Forderung,

dass das Geld altern und „sterben“ muß,

ebenso, wie die produzierten Waren nach

einer gewissen Zeit verderben. Steiner

warnt eindringlich vor der „Illusion Geld“

und davor, „Geld mit Geld“, also ohne

Page 18: Rundbrief Sommer 09

18 19

tatsächliche Produktion, zu verdienen.

Durch die heutige Verquickung und

Einflussnahme der Wirtschaft auf den Staat

und das Geistesleben, sowie des Staates auf

das Wirtschaft- und Geistesleben, herrscht

große soziale Not, und diese wird durch das

falsche Geldverständnis, der Faszination der

Geldillusion, immer größer werden.

Was z.B. die Bodenschätze eines Landes für

seine Wirtschaft bedeuten, das bedeutet

ein freies Geistesleben, die Entwicklung der

Fähigkeiten der Menschen, für den sozialen

Organismus, also die Gesellschaft. Wird

dieses Geistesleben durch Fördergelder oder

Forschungsaufträge korrumpiert oder durch

staatliche Regelungen eingeengt, kann es

sich nicht frei entfalten und seiner Aufgabe

gerecht werden – der soziale Organismus,

die Gesellschaft, erkrankt, es entsteht

soziale Not.

Unter Berücksichtigung derartiger

Gesichtspunkte könnte die Mittelver-

wendung einer Stiftung den anfänglichen

Beginn zur „Befreiung des Geisteslebens“

darstellen.

Bevor im letzten Kapitel ansatzweise

versucht werden soll, eine Antwort auf die

Frage: - „Was ist eine geistige Stiftung?” -

zu geben, muß ein letzter, wichtiger Aspekt

dargestellt werden.

VI. Warum „Wesen“ einer Stiftung?

Diese Ausführungen gehen davon aus,

dass, wenn Menschen zusammenkommen,

um gemeinsam zu wirken, um z.B. die

Stiftungsziele zu erfüllen, es nicht genügt,

dass diese Menschen eine Gruppe bilden.

Wenn auf anthroposophischer Grundlage

gearbeitet wird, besteht die eigentliche

Aufgabe darin, eine „Gemeinschaft“ zu

bilden.

Was ist also eine „Gemeinschaft“?

Der Begriff „Gemeinschaft“ wird heute von

Philosophie, Soziologie oder im kirchlichen

Zusammenhang unterschiedlich definiert.

Man unterscheidet z.B. Gruppen

und Schichten von Menschen, je

nachdem wie, wozu, für wie lange sie

zusammengekommen sind (z.B. Familie,

Nachbarschaft, Partei, Schule, Beruf, Verein

usw.).

Im Sprachgebrauch wird der Begriff

vielfältig benutzt, die Unterschiede sind

selten deutlich oder bewußt. Ist eine

Ehe, Familie oder ein Freundeskreis eine

Gemeinschaft? Kann die Belegschaft einer

Firma Gemeinschaft genannt werden? Ist

eine Gruppe von Menschen, die z.B. aus

höchster Not gerettet wird, damit eine

Gemeinschaft?

Lievegoed (10) unterscheidet

zusammenarbeitende Menschen, die in ihrer

Arbeit von der Anthroposophie ausgehen,

nach den Arbeitsfeldern

- Institute (Waldorfschulen,

heilpädagogische Einrichtungen,

Ausbildungen, Kunstausbildungen u.ä.)

- Gemeinschaften (Anthroposophische

Gesellschaft, Zweige u.ä.)

- Organisationen (Produktionsstätten,

Verteiler, Geschäfte u.ä.)

und engt dabei den Begriff Gemeinschaft

zu sehr ein.

Gemeinschaft wird hier so verstanden, dass

es nicht darauf ankommt, aus welchem

Anlaß, zu welchem Zweck oder auf was für

eine Dauer Menschen zusammenkommen,

dass also eine Definition über

Äußerlichkeiten erfolgt. Wann immer

Menschen zusammenkommen, bilden sie

eine Gruppe und können eine Gemeinschaft

Page 19: Rundbrief Sommer 09

18 19

werden. Worauf es ankommt ist, in welcher

Gesinnung, mit welchem Bewusstsein sie

dies tun, ob sie eine Gemeinschaft, nach

anthroposophischem Verständnis eine

Geistgemeinschaft, bilden wollen.

Um die Geistdimension anzudeuten, mit

der hier „Gemeinschaft“ in Zusammenhang

gebracht wird, und um zu zeigen, welch

hohe Geistwesen daran ihren Anteil haben,

muß auf den größtmöglichen Rahmen aus

geisteswissenschaftlicher Sicht hingewiesen

werden.

Im Werk Rudolf Steiners finden wir seine

Darstellung der Entstehung der Erde und

des Menschen vom alten Saturn, der alten

Sonne und dem alten Mond bis zu den

allerersten Anfängen der Entwicklungsphase

Erde, und wir erfahren, wie da in

gewaltigen, kosmischen Vorgängen,

geistige Wesenheiten, Wesenheiten der

höchsten Hierarchien, sich hingeopfert

haben, ihre eigene Substanz hingegeben

haben, um den Menschenkeim entstehen

zu lassen.

Ob es die Throne sind, die die erste

„Wärme-Feuer-Substanz“ durch ihr Opfer

entstehen lassen, aus der dann die ersten

Anlagen unseres heutigen physischen

Leibes entstehen, die Cherubim, die die

ersten Anfänge unseres heutigen Tierkreises

bilden und daraus die menschliche Gestalt

veranlagen, bis hin zu den Geistern der

Form (Exusiai), die aus dem eigenen Leib

die Substanz für unser menschliches Ich

hergeben.

Auch die Taten der dritten Hierarchie

gehören dazu, bis hin zu den Engeln, die

seit der atlantischen Zeit die Menschen

unterweisen, leiten und noch heute den

Menschen (d.h. sein Ich) von Inkarnation zu

Inkarnation begleiten. Wenn man dies alles

erfährt, kann uns nur tiefste Dankbarkeit

gegenüber diesen höheren Wesenheiten

erfüllen. (11)

Im Vortrag vom 01. Juni 1908 (12) erfahren

wir, dass der Mensch in grauer Vorzeit

„noch als ein zu einer Gruppenseele

gehöriges Wesen war“. Seit dem Mysterium

von Golgatha, wirklich deutlich erst in der

Neuzeit, ist unser Ich soweit entwickelt,

dass es sich seiner selbst bewusst wird

und immer mehr seine Entwicklung selbst

übernimmt bzw. übernehmen soll. Vorher

geschah all das durch das Wirken der

höheren Hierarchien. Wir erfahren dann

weiter: „Es wird für die Menschheit immer

unerlässlicher werden, das Wesen der

Gruppenseele zu begreifen. Denn dieses

Wesen der Gruppenseele zu erkennen, wird

auch in der rein äußerlichen Entwicklung der

Menschheit eine große Rolle spielen.“

Und weiter:

Aber dadurch, dass die Menschen

sich in freiwilligen Zusammenhängen

zusammenfinden, gruppieren sie sich um

Mittelpunkte herum. Die Gefühle, die so

zu einem Mittelpunkt zusammenströmen,

geben nun wiederum Wesenheiten

Veranlassung, wie eine Art von Gruppenseele

zu wirken, aber in einem ganz anderen

Sinne als die alten Gruppenseelen. ...

....… Diese neuen Wesenheiten aber sind

vereinbar mit der völligen Freiheit und

Aufrechterhaltung der Individualität der

Menschen. ...........Je mehr Zusammenhänge

gebildet werden, und je mehr da

Gemeinschaftsgefühle bei völliger Freiheit

ausgebildet werden, desto mehr erhabene

Wesenheiten werden zu den Menschen

Page 20: Rundbrief Sommer 09

20 21

heruntersteigen und desto schneller wird

der Erdenplanet vergeistigt werden.“ (12)

Wir verdanken also der geistigen Welt, den

Opfern höherer geistiger Wesenheiten,

unsere Erden- und Menschheitsentwicklung.

Die Ziele dieser Entwicklung sind „Freiheit“

und „Liebe“.

Freiheit beginnt mit dem Interesse an

Geistigem. Wirkliche Gemeinschaftsbildung,

das Ideal einer karmischen Gemeinschaft,

braucht die „Liebe des Nächsten“ von

jedem seiner Mitglieder – dann kann sich

der soziale Organismus in der richtigen

Weise entwickeln und Freiheit entstehen.

Steiner definiert „sozial“, wenn wir „die

Not des Mitmenschen zum Motiv des

eigenen Handelns machen“.

Es wird noch lange Zeit dauern, bis wir

den Weg unserer Entwicklung allein gehen

können. Doch schon heute, mit unserem

heutigen Wissen, ist zu berücksichtigen:

Die geistige Welt benötigt und wartet

auf das Erreichen unserer Erden-

Entwicklungsziele.

Der Mensch muß geistige Erkenntnis

erringen, u.a. die des Wesens der

Gruppenseele, und sich wieder mit der

geistigen Welt vereinigen. Wir schulden der

geistigen Welt Gemeinschaftsbildung, um

die Hierarchien zu unterstützen, zur Erde

herunterzusteigen und sie zu vergeistigen.

Noch eine weitere Aufgabe wurde uns

durch die Mitteilungen unseres Lehrers für

die Gemeinschaftsbildung gegeben. Mit

einer Gemeinschaft von Menschen, also

einem lebendigen Organismus, ist auch

immer, so Rudolf Steiner, ein geistiger

Organismus verbunden, und so wie ein

natürlicher Organismus physische Nahrung

zum Leben benötigt, so benötigt ein

geistiger Organismus „geistige Nahrung“,

die durch esoterisches Arbeiten entstehen

kann. (13)

Fazit:

Gemeinschaft, also das Ideal einer

Geistgemeinschaft, wird hier verstanden als

ein Kreis von Menschen, der in Dankbarkeit

und im Bewusstsein der Hilfe aus der

geistigen Welt und in Verantwortung für die

Entwicklungsziele der Menschheit intensiv

und kontinuierlich zusammenarbeitet im

Erkenntnisbemühen und in dem Vertrauen,

dadurch auch den „geistigen Organismus“

zu ernähren.

Das wird angedeutet mit dem Begriff „vom

WESEN einer geistigen .....“

Es bleibt die Aufgabe zu erarbeiten,

was unter einer „geistigen Stiftung“

verstanden werden kann. Dies ist eine

zukunftsorientierte Aufgabe, heute daran

zu arbeiten kann nur ein Anfang sein.

VII. Geistige Stiftung

Zur Gründung einer geistigen Stiftung

ist demzufolge eine Voraussetzung, dass

die beteiligen Menschen sich bewusst

entschließen, eine Gemeinschaft, also eine

Geistgemeinschaft, zu bilden.

Diese Gemeinschaftsbildung ist primär

Aufgabe der Menschen, die in der Stiftung

wirken –, ihr können sich auch andere

Menschen, z.B. von der „Empfängerseite“

anschließen.

Der Stiftung, d.h., den Menschen darin, stellt

sich dafür, neben den äußeren Aufgaben der

Verwaltung, noch eine weitere Aufgabe.

Axel Janitzki fragt in seinem Vortrag

„Vom Geist einer Stiftung“: „Gibt es eine

Möglichkeit, eine Stiftung aus der rein

Page 21: Rundbrief Sommer 09

20 21

seelischen Ebene heraus zu entwickeln in

einer Weise, dass sie einen eigenen Geist

erhält, der sich unabhängig von der Person

des Stifters begründen und weiterentwickeln

kann?“(14)

Janitzki kommt dann in seinem Vortrag zum

anthroposophischen Schulungsweg und

zur Meditation um den „Durchbruch zum

Geistigen“ zu schaffen.

Er sieht also in der Meditation eine

Möglichkeit, die Stiftung von der Person des

Stifters zu befreien, damit sie einen eigenen

Geist erhalten bzw. diesen finden kann.

Dies ist hier nicht das Ziel, – aber der Weg,

den er vorschlägt, ist notwendig, um eine

geistige Stiftungsgründung zu unterstützen.

Sinn einer geistigen Stiftung ist es, eine

geistige Parallele zum äußeren Wirken der

Stiftung zu finden.

Wie dargestellt, wird in eine Stiftung Kapital

gegeben, es wird „persönliches“ Eigentum

freigegeben, damit Erträge bzw. Gewinne

erzielt werden, die anderen Menschen und/

oder Zwecken bzw. unterschiedlichen Zielen

zur Verfügung gestellt werden.

Nun verfügt jeder Mensch über „geistiges

Kapital“, – seine Kenntnisse, Fähigkeiten,

Erfahrungen usw. in allen beruflichen und

privaten Bereichen.

Durch fachliche Fort- und Weiterbildung

erhöhen wir unsere Fähigkeiten – durch

das anthroposophische Arbeiten, durch

die Meditation und den Schulungsweg,

erweitern wir diese Fähigkeiten zu „geistigem

Kapital“, um dadurch zunehmend bewusster

die geistigen Qualitäten (Imagination,

Inspiration und Intuition) zu entwickeln, und

– wie Lievegoed sagt, – die notwendigen

Überschußkräfte – in unser Tun einfließen

lassen zu können.

Durch geisteswissenschaftliches Bemühen

entstehen also zusätzliche Erträge,

zusätzliche, höhere Fähigkeiten und

Erkenntnisse, die wir anderen Menschen,

vergleichbar einer Stiftung, zugänglich

machen sollten.

Zusammengefasst bedeutet das Ideal einer

geistigen Stiftung und damit verbunden die

Bildung einer Geistgemeinschaft:

- durch dieses Tun den Hierarchien für ihr

Geschenk an der Menschheit zu danken

- Geistgemeinschaften zu bilden, damit

erhabene Wesenheiten weiter Anteil

nehmen können an der Erdenentwicklung

- durch gemeinsames Arbeiten

Erkenntnisbemühungen zu unterstützen,

die Voraussetzung dafür sind, daß sich die

Menschheit wieder mit der geistigen Welt

verbinden kann

- durch dieses Arbeiten am Schulungsweg

den geistigen Organismus zu ernähren und

Zukunft zu gestalten und es bedeutet: durch

das gemeinsame Tun „geistiges Kapital“ zu

bilden und es „frei zu geben“, es anderen

Menschen zur Verfügung zu stellen.

Das führt im Troxler-Haus dazu, dass

bewusst an Gemeinschaftsbildung

gearbeitet wird und dass Angebote an Fort-

und Weiterbildung eingerichtet werden

für alle interessierten Menschen, nicht zu

vergessen unsere betreuten Menschen.

Hier, in der Stiftung, strömen

Gesinnungen und Gefühle zusammen,

um eine freie Geistgemeinschaft zu

bilden, die „eine regelrechte Bedingung

für das Wirksamwerden der Götter

in der Erdenzivilisation und damit ein

Mysterienimpuls ist.“ (15)

Diese Ausführungen sind erste Gedanken,

die als Ansatz verstanden werden wollen,

um weiterentwickelt und vertieft zu werden.

Page 22: Rundbrief Sommer 09

22 23

Dazu sind alle interessierten Menschen

eingeladen.

Literaturhinweise

(1) Axel Janitzki: „Vom Leben

einer Stiftung“, Vortrag vom 17.11.2006

anlässlich der Begründung der Troxler-Haus-

Stiftung in Wuppertal

(2) Bernd Andrick: Editorial in „Die

Stiftung, Jahresheft zum Stiftungswesen“ 2.

Bochumer Stiftungsrechtstag am 18. Januar

2008 an der RUB in Bochum

(3) Axel Janitzki: „Aktuelle

Entwicklungen im Stiftungs- und

Gemeinnützigkeitsrecht“, in Tagungsband

des 1. Stiftungsrechtstages an der Ruhr-

Universität Bochum

(4) Lisa Krelhaus: „Die Psychologie

des Stiftens“ in Tagungsband des 1.

Stiftungsrechtstages an der Ruhr-Universität

Bochum am 19. Januar 2007

(5) Klaus Neuhoff: „Zur historischen

Herkunft von („ewige“) Dauer und „Nach-

haltigkeit“ im Stiftungsrecht“ in „Die

Stiftung“ Jahresheft, 2. Stiftungsrechtstag

2008

(6) Thomas Jorberg: „Bürgerschaft-

liches Engagement durch Stiftungen“ in

Tagungsband, 1. Stiftungsrechtstag 19.

Januar 2007, Ruhr-Universität Bochum

(7) Erich Gutenberg: „Einführung in

die Betriebswirtschaftslehre“ 1958

(8) Joachim Luttermann: “Dreig-

liederung des sozialen Organismus“,

Dissertation Göttingen, 1988, Peter Lang

Verlag

(9) Zu dem Thema Geldtheorie siehe

insbesondere:

Rudolf Steiner: „Nationalökonomischer

Kurs“ (GA 340/341)

Georg F. v. Canal: „Geisteswissenschaft und

Ökonomie“

Lothar Vogel: „Die Verwirklichung des

Menschen im sozialen Organismus“

Rudolf Mees: „Was ist Geld?“

Hans G. Schweppenhäuser: „Das Mysterium

des Geldes“

Manfred Schmidt-Brabant: „Spirituell

verstandenes Bankwesen“

„Wesen und Funktion des Geldes“,

Sozialwissenschaftliches Forum, Bd. 3

(10) Bernard Lievegoed: „Über

Institutionen des Geisteslebens“ Heft 1,

Sonderheft zur Zeitschrift „Seelenpflege in

Heilpädagogik und Sozialtherapie“, April

1988

(11) Rudolf Steiner: insbesondere:

- Geheimwissenschaft (GA 13)

- Welt, Erde Mensch (GA 105)

- Ägyptische Mythen und Mysterien (GA

106)

- Geistige Hierarchien und ihre Wider-

spiegelung. (GA 110)

(12) Rudolf Steiner: „Das Hereinwirken

geistiger Wesenheiten in den Menschen“,

(GA 102), Vortrag vom 01.06.1908

(13) Rudolf Steiner: Vergangenheits-

und Zukunftsimpulse im soz. Geschehen,

(GA 190)

(14) Axel Janitzki: Vom Geist einer

Stiftung, Vortrag vom 10.04.2002,

Kurzfassung in „Die Drei“, Heft 11/2002

(15) Ingo Hoppe: “Die neuen

Mysterien“ in „Nachrichten für die

Mitglieder“ Gotheanum 06/09

Page 23: Rundbrief Sommer 09

22 23

Die Wirtschaftsentwicklung im regellosen

und globalen freien Markt ist zwar

erfolgreich, aber zugleich zerstörerisch und

zukunftslos. Was sind die Ursachen dieser

Fehlentwicklung?

Meine Antwort: Zwei grosse Geschenke

der Schöpfung an die Menschen

werden missbräuchlich benutzt und

missachtet.

Das erste Geschenk: Der Menschheit

wurden die Ressourcen der Erde

geschenkt: die beschränkten und

deshalb erschöpflichen Lager an Wasser,

Erzen, Kohle, Erdöl und Erdgas und die

unerschöpfliche Energie der Sonne.

Der neoliberale Kapitalismus ignoriert

weitgehend die Sonnenenergie, beutet

dafür rücksichtslos die beschränkten

Ressourcen aus. Die Preise sprechen nicht

die Wahrheit, weil die Erschöpflichkeit

und die sozialen und ökologischen

Kosten nicht berücksichtigt werden.

Die Menschheit und die Natur werden

dadurch auf äusserst effiziente Weise von

einer kleinen Minderheit von geldgierigen

Geschäftemachern geplündert.

Was sind die Fakten? 1992 zeigte das

UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), dass

der reichste Fünftel der Weltbevölkerung

82.3 % des Welteinkommens für sich

beanspruchte, während sich der ärmste

Fünftel mit 1,4 % begnügen musste, also 60

Ethik oder Gier?von Pierre Fornallaz

Mal weniger. Hat sich seither die Situation

gebessert? Nein, im Gegenteil! Richard

Gerster zeigt in seinem Buch „Globalisierung

und Gerechtigkeit“, dass 1960 der reichste

Fünftel nur 30 Mal mehr beanspruchte,

1990 waren es die oben erwähnten 60 mal

mehr und 2000 bereits 80 mal mehr! Die

wirtschaftliche Entwicklung der letzten 50

Jahre war also in höchstem Masse unsozial.

Die Klimaerwärmung beweist, dass sie

ebenso unökologisch war.(1)

Wir müssen also feststellen, dass

eine entfesselte Geldgier, welche auf

falschem Rechnen basiert und unsere

Lebensgrundlagen zerstört, weltweite

Verarmung, Klimaerwärmung, Hungersnöte

und als Letztes die Finanzkrise zur Folge hat.

Was kann man dagegen tun?

Das zweite Geschenk sollte diesem

Zwecke dienen: Der Mensch ist zwar Teil

der Natur, aber nicht vollumfänglich von

der Biologie bestimmt. Er kann wählen

zwischen Egoismus und Willkür oder aber

Menschlichkeit. Menschlichkeit ist nicht

gegeben, sondern muss kulturell erarbeitet

und verankert werden. Alle Menschen haben

gleiche Rechte, haben denselben Anspruch

auf die Güter dieser Erde. Menschlichkeit

heisst auch Schutz der Schwachen.

Wir sind also aufgefordert, in Freiheit die

Regeln der Ethik zu wählen, an die wir

uns halten wollen. Damit schaffen wir

Menschlichkeit. Es geht nicht nur darum,

Aus der Forschungsarbeit

Page 24: Rundbrief Sommer 09

24 25

ein „guter Mensch“ zu sein, sondern vor

allem, die Zukunft unserer Nachkommen

zu sichern. (2)

Die zwei Realitäten

Wann triumphiert die Ethik über die Gier?

Um die Entwicklung der letzten Jahrzehnte

zu verstehen, müssen wir uns bewusst

werden, dass zwei unvereinbare Realitäten

bestehen:

- Einerseits die Realität der nachhaltigen

Entwicklung, die ethisch und wissenschaft-

lich abgesichert ist. Die Weltgemeinschaft

bekennt sich zu dieser Realität, glaubt aber,

in diesem Sinne nicht handeln zu können.

- Anderseits die heute ökonomisch

praktizierte Realität, die deshalb zukunftslos

ist, weil sie auf volkswirtschaftlich

falschem Rechnen basiert und langfristig

unsere Lebensgrundlagen zerstört.

Die Weltgemeinschaft fühlt sich aber

gezwungen, entsprechend dieser Realität

zu handeln.

Das gemeinsame Ziel muss durch

ehrliche Kooperation und Koordination

der Anstrengungen der Vertreter beider

Realitäten so rasch als möglich verwirklicht

werden. Statt gegeneinander anzutreten

und aneinander vorbei zu reden, geht es

darum, miteinander die Mängel der heute

praktizierten ökonomischen Realität ans

Licht zu bringen und nach und nach zu

beheben.

Wie könnte ein Miteinandergehen der

Vertreter beider Realitäten gestaltet

werden?

Die einen müssten bereit sein, die

Sachzwänge der heutigen ökonomischen

Realität anzuerkennen und auch nicht voll

befriedigende Kompromisse zuzulassen,

sofern sie Schritte in die richtige Richtung

sind. Die andern müssten bereit sein, den

ethischen Auftrag und die wissenschaftliche

Korrektheit einer gelebten nachhaltigen

Entwicklung anzuerkennen und deshalb

aktiv an der Eliminierung der heutigen

zukunftslosen Sachzwänge mitzuwirken.

Der Miteinander-Weg

Dieser Weg ist sehr anspruchsvoll und nicht

vergleichbar mit dem, was heute unter

dem Namen Nachhaltigkeit getan wird.

Um ein Miteinander zu ermöglichen, muss

die Bevölkerung wahrheitsgemäss über

die bestehenden Tatsachen und die zu

lösenden Probleme orientiert werden. Das

ist heute nicht der Fall. Politik, Wirtschaft,

Wissenschaft, Hochschulen, Organisationen

der Zivilgesellschaft, Kirchen und Medien

sind aufgefordert, im Rahmen ihrer

Möglichkeiten zu handeln.

Politik

Realpolitiker können der heute ökonomisch

praktizierten Realität in ihrer kurzfristig

orientierten Tätigkeit nicht ausweichen.

Umso mehr sollten sie den Gegensatz zu

den langfristigen Forderungen der ethischen

und wissenschaftlich abgesicherten

Realität betonen und echte, praktikable

Kompromisse auf dem Weg zu einer

gelebten Nachhaltigkeit erarbeiten und

durchsetzen.

Wirtschaft

Die Wirtschaft ist von der ökonomisch

praktizierten Realität abhängig. Sie ist

nur dann in der Lage zu handeln, wenn

die Mehrkosten der ethischen und

wissenschaftlich abgesicherten Realität

Page 25: Rundbrief Sommer 09

24 25

finanziert werden. Der Miteinander-Weg

sollte diese Finanzierung nach und nach

ermöglichen. Viele KMUs wünschen,

Schritte zur praktizierten Nachhaltigkeit

ausführen zu können. Grosskonzerne sind

weitgehend nur geldgesteuert und nicht in

der Lage zu handeln, solange die Aktionäre

es nicht fordern.

Organisationen der Zivilgesellschaft

Die meisten dieser Organisationen

vertreten grundsätzlich die ethische und

wissenschaftlich abgesicherte Realität,

aber sie bekennen sich nicht gerne

öffentlich dazu, wahrscheinlich aus Angst,

wohlhabende Geldgeber, die vom heutigen

System profitieren, zu verärgern. Auch ist

es leichter, Menschen zum Geldspenden

zu animieren, indem man auf Not und

Elend hinweist. Damit wird aber vor allem

Reparaturarbeit finanziert für Schäden, die

das heutige Wirtschaftssystem verursacht.

Viel heikler ist die Aufgabe, wenn man das

Fokus auf die notwendige Veränderung

des Systems legt, womit sich langfristig

Reparaturarbeit erübrigen würde.

Kirchen

Die Kirchen setzen sich grundsätzlich

für Ethik ein, ihre Wahl zwischen beiden

Realitäten ist also vorgegeben. Leider

weigern sie sich jedoch, angesichts ihrer

eigenen Finanzsorgen, die unethischen

Aspekte des Gelderwerbs, welches ohne

Leistung zugunsten der Gesellschaft

erfolgt, zu thematisieren. Die evangelisch-

reformierte Kirche Basel Stadt rühmte

sich sogar im September 2000 durch

Spekulation an der Börse „als erste und

bisher einzige Kirche Europas mit ihren

Finanzen neue Wege gegangen zu sein”.

Das Spekulationsgeld ermögliche ihr, Gutes

zu tun. Auf die Frage, wieviel Elend das

Spekulationsgeld wohl verursacht habe,

weigerte sie sich einzugehen.

Hochschulen

Als Vertreter der Wissenschaft sollten sie

unmissverständlich das langfristige Ziel

anstreben. Leider versagen sie oft und ziehen

es vor, die Argumente der kurzfristigen (und

kurzsichtigen) Interessen von Politik und

Wirtschaft zu übernehmen. Es wäre aber

für die Allgemeinheit äusserst wichtig, eine

sowohl geisteswissenschaftlich als auch

naturwissenschaftlich kompetente Auskunft

über den langfristig unausweichlichen Weg,

der zu beschreiten ist, von berufener Seite

zu erfahren. Auch hier eine persönliche

Erfahrung: Ich habe mit Bezug auf das

ETH Globe Magazin Nr.1/07, das sich mit

dem Thema „Zukunft Energie” befasst,

dem Rektor der ETH geschrieben. Ich

habe anhand von drei Beispielen die sehr

höflich formulierte Frage gestellt, warum

wissenschaftliche Aussagen immer vermischt

werden mit Aussagen aus Politik und

Wirtschaft, die zwar wissenschaftlich falsch,

aber leider realistisch sind. Er antwortete mit

einem Einzeiler: Er habe meinen Brief mit

grossem Interesse gelesen.

Medien

Auch in der alltäglichen Berichterstattung

wäre es wichtig, klar zwischen den zwei

Realitäten zu unterscheiden und falsche

Informationen zu vermeiden. So kann man

beispielsweise immer wieder lesen oder

hören, dass Energien aus unerschöpflichen

Quellen leider noch unwirtschaftlich seien

oder dass Atomenergie billig sei. Richtig

ist, dass die Erstgenannten oft teurer

Page 26: Rundbrief Sommer 09

26 27

erscheinen, weil die heute genutzten

erschöpflichen Energien ihre Kosten nicht

decken. Atomenergie ist ihrerseits nur

deshalb scheinbar billig, weil die Kosten

von Entsorgung und Sicherheit ignoriert

werden.

Der Weg des einzelnen Menschen

Mit Ausnahme der Opfer des heutigen

Systems, die sich aus Armut diesen Weg gar

nicht leisten können, kann selbstverständlich

auch jeder einsichtige, überzeugte

Mensch handeln. Er muss aber einen

anspruchsvollen Weg beschreiten, denn es

ist nicht der Weg der Mehrheit. Man muss

sich orientieren, Auskünfte suchen, der

Werbung widerstehen und vor allem: man

muss bereit sein, die Rolle des scheinbar

„Dummen” zu übernehmen, der freiwillig

höhere, aber echte Preise zahlt, und auf

unberechtigte Renditen verzichtet. Gelebte

Ethik kostet Geld. Es ist immer billiger, sich

egoistisch und rücksichtslos zu verhalten.

Man kann diesen anspruchsvollen Weg

folgendermassen zusammenfassen:

Diejenigen, die es sich leisten können, sollen

das verdiente Geld, das sie nicht zum Leben

brauchen, in die Realwirtschaft investieren

und nicht in spekulative Anlagen. Unter

Realwirtschaft verstehe ich eine Entwicklung,

welche Lebensqualität schafft, welche die

heutigen Probleme mindert oder löst und

keine neuen Probleme heraufbeschwört.

Die Rolle des Geldes und der Banken

Damit kommen wir zur Rolle der Banken

und zur Finanzkrise.

Wir verfügen über ein Geldsystem,

welches den Austausch von Leistungen

zwischen Menschen mit verschiedenen

Begabungen und Fähigkeiten, aber auch

mit verschiedenen Ansprüchen, sehr leicht

macht. Leider haben wir dieses System

pervertiert und missbrauchen es, um

masslose Geldgewinne zu ermöglichen,

ohne entsprechende Leistungen zugunsten

der Mitmenschen erbracht zu haben.

Man spricht gerne von Investoren und

vermeidet das ominöse Wort „Spekulant”.

Was ist der Unterschied? Der Investor

ermöglicht die Entwicklung der oben

definierten Realwirtschaft. Er setzt dafür

Geld ein, das er nicht für sein Leben braucht,

und ist deshalb auch bereit, Verluste in Kauf

zu nehmen. Wesentlich ist, dass für die

Zukunft wichtige Entwicklungen stattfinden

oder mindestens angestrebt werden.

Dagegen versuchen Spekulanten nur ihr

Vermögen zu vergrössern, ohne eigene

Leistung zugunsten der menschlichen

Gesellschaft und unter Ausbeutung der

ärmeren Menschen und/oder der Natur.

Die Banken müssen sich auf ihre

Grundaufgabe konzentrieren: die

Finanzierung der Realwirtschaft, welche

Leistungen zugunsten der ganzen

Gesellschaft ermöglicht. Leider haben

sie sich im Kasinokapitalismus zu

Spekulationszentren entwickelt. Spekulative

Geldgewinne ohne Leistung, die nur den

Reichen möglich sind, haben in den letzten

30 Jahren gewaltig zugenommen. Im Jahre

1975 dienten noch 50 % der globalen

Kapitalverschiebungen von 20 Milliarden

$ pro Tag der Bezahlung von Waren und

Diensten in der realen Wirtschaft. Die

andern 50 % waren spekulativer Natur.

Im Jahr 2000, 25 Jahre später, betrugen

Page 27: Rundbrief Sommer 09

26 27

die globalen Kapitalverschiebungen das

Hundertfache, nämlich 2000 Milliarden

$ pro Tag. 98 % davon waren reine

Spekulation auf leistungslose Gewinne und

nur 2 % dienten der realen Wirtschaft. Der

bekannte Finanzfachmann Bernhard Lietaer

stellt fest: „Die reale Wirtschaft ist nur noch

Dekoration auf dem Spekulationskuchen”.

(3)

Entsprechend haben sich die

Managerbezüge in Banken und Konzernen

entwickelt. Ich spreche ausdrücklich von

Bezügen und nicht von Verdienst, denn

im Begriff Verdienst ist das Wort „Dienst”

enthalten. Leistungsunterschiede ergeben

sich aus angeborenen und erworbenen

Fähigkeiten, sowie aus dem Willen und der

Kraft, diese Fähigkeiten in den Dienst eines

Unternehmens und/oder der Gesellschaft

zu stellen. Diese Leistungsunterschiede

rechtfertigen Verdienstunterschiede von

etwa 1 : 5. Als lobenswerte Beispiele

seien zwei erfolgreiche Unternehmungen

angeführt.

Die Alternative Bank Schweiz (ABS) weist

bei einem Jahresumsatz von rund 800

Millionen Franken eine Spanne vom tiefsten

zum höchsten Lohn von 1 : 3.1 aus.

- Die Metallbauunternehmung E.

Schweizer AG weist bei einem Jahresumsatz

von 124 Millionen Franken eine Spanne von

1 : 4 aus. Die Spanne bezieht sich auf das

Verhältnis vom tiefsten Vollzeitlohn zum

Durchschnittslohn der Geschäftsleitung.

Wie sind die heutigen Spannen von 1 : 100

bis 1 : 700 in Banken und Konzernen zu

rechtfertigen? Sie sind in höchstem Masse

unethisch! Sie ergeben sich offensichtlich

nur aus Vergleichen unter geldgierigen

Managern. Sie haben mit Verdienst und

Leistung nichts zu tun.

Der Lösungsweg

Der Weg aus den Problemen, welche die

wirtschaftliche Fehlentwicklung geschaffen

haben, ist vorgezeichnet:

- Die Menschheit und insbesondere

die reiche Minderheit der Menschheit,

die handeln kann, besinnt sich auf ihren

ethischen Auftrag.

- Die Institutionen beschreiten

beharrlich den Miteinander-Weg.

- Die Ökonomie berechnet Kosten

volkswirtschaftlich richtig.

- Die Banken dienen der

Realwirtschaft und verzichten auf das

Spekulationsgeschäft und auf Gewinne

ohne Leistung.

Das schreibt sich sehr einfach, ist aber

anspruchsvoll. Sollte man nicht die

Finanzkrise als Chance nutzen, um ein

System, das versagt hat, endgültig zu

verlassen und den Weg in die Zukunft

miteinander zu suchen ?

Lieteratur:

1.) Richard Gerster, „Globalisierung und

Gerechtigkeit”, h.e.p.verlag ag, Bern,

2001

2.) Hans Ruh, Thomas Gröbly, „Die Zukunft

ist ethisch – oder gar nicht”, Waldgut

Verlag, Frauenfeld, 2006

3.) Bernhard Lietaer, „Das Geld der

Zukunft”, Riemann Verlag, 1999.

Page 28: Rundbrief Sommer 09

28 29

Worauf kommt es heute an?

Diese Frage stellt sich mittlerweile

überall. Schon mehr als ein Jahr vor der

Finanzmarktkrise gab es viele Stimmen,

die auf diese Krise hinwiesen. Aber worauf

wiesen sie eigentlich genau hin?

Diese Stimmen wiesen allesamt darauf hin,

dass man dran und drauf war einer grossen

Illusion, angefacht durch ein hohes Mass

an Begeisterung und Überinterpretation,

entgegen zu gehen. Grundsätzlich

glaubte man vor der Krise, da nun alles

möglich war, auch gigantische Gewinne,

ein unbeschwertes Leben mit all seinen

Verführungen und Möglichkeiten realisieren

zu können. Eine Illusionsblase als Ausdruck

eines Vakuums, die stellvertretend einer

Sinn-, Werte- und Zielkrise auftrat.

Die Krise zieht mehr und mehr Unternehmen

und Organisationen in ihren Strudel. Nie

in der Geschichte der Menschheit wurden

solch gigantischen Finanzwerte zerstört

wie im vergangenen Jahr. Die Blase aus

Trug- und Wunschbildern ist zerplatzt.

Meist bleibt nur noch ein Scherbenhaufen

bei vormals glänzenden Unternehmen

und Organisationen zurück. Daneben ist

aber auch das Feld für Macht eröffnet.

Unternehmen gibt es nun teils zu

Spottpreisen. Dadurch entsteht eine Chance

Finanzmarktkrise und

sozialer Organismus Goetheanumvon Benjamin Kohlhase-Zöllner

Konkurrenten zu schlucken und der Staat

greift ebenfalls teils ordentlich zu.

Aber was geschieht eigentlich? Vielleicht

lässt es sich bildlich besser verstehen.

Es erscheint wie das Wechselspiel zweier

grosser Mächte. Dieses Wechselspiel ist

ein natürlicher Vorgang, der jedoch nur

in Krisen starke Schwankungen ausweist.

Vergleichbar ist das Wechselspiel mit dem

Rhythmus zwischen Winter, Frühling,

Sommer und Herbst. Diese Kräfte, die

einerseits luziferischer, andererseits

ahrimanischer Natur entstammen, ringen

um den Pol der individuellen Freiheit, der

Entwicklung und Leben ermöglicht.

In diesem Wechselspiel zwischen Ebbe

und Flut kann man jedoch auch folgende

Aus der Forschungsarbeit

Page 29: Rundbrief Sommer 09

28 29

Bewegungen beobachten. Waren es vor

der Krise eher ahrimanische Kräfte, die

vor einer Blase warnten und zu mehr

Bodenständigkeit und Realitätssinn

mahnten, sind es in der Krise nun eher

luziferische Kräfte, die davor warnen, jetzt

Beratern zu folgen, die nur auf Effizienz,

Kostenreduktion und der Frage nach den

Kernaufgaben setzen.

Welche Kräfte braucht es aber nun?

Einerseits braucht die Wirtschaft die

luziferischen Kräfte, um überhaupt zur

Kreativität zu gelangen und unmögliches

möglich zu denken. Andererseits braucht

es auch die ahrimanischen Kräfte, um

Unmögliches möglich zu machen. Und

gerade Krisen auf beiden Seiten stellen

immer auch eine Chance für Bewusstseins-

und Entwicklungsschritte dar.

Steckt eine Wirtschaft in der Depression,

braucht es vor allem die luziferischen

Kräfte, um wieder aufzustehen und gesund

zu werden. Diese Kräfte fragen vor allem

nach: Was wäre möglich? Umgekehrt,

wenn das Luziferische zu stark geworden

ist und krankhafte bzw. ungesunde

Züge angenommen hat, braucht es die

ahrimanischen Kräfte, die wiederum

heilend durch eine Krise ihre Wirkung tun,

in dem sie fragen: Was ist wirklich wichtig

und gewollt. Und zwischen diesen beiden

Kräften ringt der Mensch, aber auch die

Wirtschaft, um einen ständig labilen und

fluktuierenden, gesunden Zustand. Dieser

Zustand des Gleichgewichts, der Balance, ist

geprägt und Ausdruck zugleich von grosser

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Heute stehen wir mitten in der Krise. Sie

ist vermutlich noch eine ganze Zeit lang

nicht zu Ende. Daher wird es wichtig,

sich der Frage zu widmen, was für die

Zukunft wirklich wichtig ist. Es ist eine

Möglichkeit, wie im Winter, zur Besinnung

zu kommen, nachzudenken und sich der

Frage des „worauf kommt es wirklich an“

zuzuwenden.

Der Weg zur Antwort auf eine solche Frage

geht meist einher mit einem gewissen

Leidensweg. In Unternehmen wird zu erst

bei Produkten und Leistungen gestrichen,

die sich so oder so oft nicht selber trugen,

dennoch dazu führten, dass man den

Umsatz um ein letztes Quäntchen erhöhen

konnte und Leerzeiten ökonomisch nutzte

bzw. das Image aufpolierte. Nach diesen

ersten Maßnahmen geht’s schon bald an die

Substanz – bis zu einem ganz bestimmten

Punkt. Dieser Punkt betrifft in erster

Linie die Frage der Existenzberechtigung.

Dieser Scheitelpunkt kann sich, je nach

Beantwortung dieser Frage, zu einem

Wendepunkt in zwei Richtungen entwickeln,

wieder nach oben oder endgültig nach

unten.

In diesem Punkt kristallisieren sich jedoch

sämtliche Fragen und Werte des Seins,

weil es darüber hinaus ein gesunder,

ernsthafter, aber auch lebendiger Punkt

ist. Es ist eigentlich ein Punkt, an dem man

sich zurück erinnern kann an das, was

ursprünglich tendiert und gewollt war. Es

ist somit eine Rückschauübung, die deutlich

machen kann, ob sich der eingeschlagene

Weg noch zum gleichen und ursprünglich

motivierten Ziel führt oder korrigiert

werden muss. Es ist somit auch ein Punkt,

in dem es um Wahrheit und Offenheit

geht. Eine solche Situation lässt sich am

Page 30: Rundbrief Sommer 09

30 31

ehesten meistern, wenn die notwendigen

Rahmenbedingungen und eine gewisse

Kultur vorhanden sind. Eine Kultur, die vom

zuhören, erkennen, verstehen und vertrauen

geprägt ist.

Das Karma des Berufs Controlling

In einer solchen Situation ist es hilfreich, den

Patienten Wirtschaft bzw. Unternehmen

auch „ärztlich“ zu betreuen. Ein solcher

Arzt im Wirtschaftsleben kann im Berufsbild

des Controllers gesehen werden. Seine

Aufgabe fängt jedoch nicht erst an,

wenn es eigentlich schon zu spät ist. Das

Karma seines Berufs zeichnet sich vor

allem dadurch aus, dass er eigentlich von

Anfang an fragt: Was hält die Wirtschaft

bzw. die Organisation gesund? Er stellt

somit nicht nur das betriebswirtschaftliche

Gewissen dar, sondern geht weit darüber

hinaus. Neben dem Handwerkzeug der

Betriebswirtschaft stellt er auch sämtliche

Managementaufgaben sicher und diese

beziehen sich vor allem darauf, immer im

Sinne einer Navigation dem ursprünglich

anvisierten Ziel durch alle Situationen

hindurch zu folgen und einen sicheren

und gesunden Weg dorthin zu finden.

Das Ziel setzt er dabei meist nicht selbst,

denn das kann, wie beim Menschen, nur

der betroffene Organismus selbst für sich

entwickeln und entscheiden. Die Aufgabe

des Controller ist es aber, immerzu daran

zu erinnern, wo man eigentlich hin wollte,

mit welchen Mitteln und Motiven man zu

diesem Ziel wollte und was die einzelnen

Aufgaben und Etappen sind, um dieses

Ziel zu erreichen. Es ist wie bei einem

guten Arzt, der seinem Patienten schon

bei den allerersten Anzeichen ungesunder

Zustände Maßnahmen empfiehlt, damit

er gesund bleibt und sich eben nicht

Krankheiten wie Übergewicht, Magersucht,

Krebs oder andere ungesunde Situationen

entwickeln können. Sein Berufskarma steht,

richtig verstanden, zwischen den beiden

grossen Kräften und seine Aufgabe ist

es, heilend, gesundend und befruchtend,

durch zuhören, erkennen, verstehen und

vertrauen zu wirken. Er muss jedoch alle drei

Kräfte sehr genau kennen und wissen, wie

sie zueinander stehen und wirken.

Um sichere Diagnosen als Grundlage von

Therapieempfehlungen abgeben zu können,

braucht der Controller eine Reihe von

Werkzeugen und Reagenzmöglichkeiten,

um den Zustand einer Organisation

beurteilen zu können.

Die Arbeit des Controllers ist daher

tatsächlich vergleichbar mit dem Beruf

des Arztes. Seine Arbeitsfelder sind soziale

Organismen und deren Gesundheit und

Entwicklung.

Der soziale Organismus Goetheanum

Jeder Organismus, auch der soziale

Organismus, folgt seinem individuellen

Lebensprinzip. Ein solcher Organismus

gliedert sich in drei Wesensglieder, dem

Nerven-Sinnes-System, dem Rhythmischen

System und dem Stoffwechsel-Gliedmassen-

System. Diese drei Systeme haben ihren

seelischen Ausdruck so auch z.B. im sozialen

Organismus Goetheanum:

• das Denken dem Nerven-Sinnes-

Bereich (Freie Hochschule für

Geisteswissenschaft)

• das Fühlen dem rhythmischen

Bereich (Goetheanum

Kulturhaus)

Page 31: Rundbrief Sommer 09

30 31

• das Wollen beziehungsweise

Handeln dem Stoffwechsel-

Gliedmaßen-Bereich

(Gesellschaft)

Die drei genannten Bereiche sind nicht

isoliert voneinander zu denken, sondern

durchdringen sich kontinuierlich und

lebendig gegenseitig. So ist der Nerven-

Sinnes-Bereich bis in die kleinsten

Verästelungen überall im Organismus mit

wirksam, und eben nur konzentriert vor

allem im Kopfe lokalisiert. Die rhythmischen

Vorgänge finden sich auch nicht nur im

Brustkorb, sondern letztendlich im gesamten

übrigen Organismus in vielfacher Art und

Weise, und auch die Stoffwechselvorgänge

finden sich im gesamten Organismus,

wenngleich sie ihren Hauptsitz in den

Bauchorganen haben.

So wie der Nerven-Sinnes-Bereich wie

ein Netzwerk den gesamten Körper auf

vielfältige Art und Weise durchzieht, so kann

auch das auf den Nerven-Sinnes-Bereich sich

stützende Denken ein fast unendlich großes

Netzwerk sich gegenseitig stützender und

ergänzender Gedanken bilden.

Und so wie Herz und Lunge mit Anspannung

und Erschlaffung (Herz) beziehungsweise

mit Einatmung und Ausatmung (Lunge)

jeweils entgegengesetzte Vorgänge

ausführen (polare Tätigkeit), so ist das daran

sich anlehnende Gefühl ebenfalls polar

angelegt: Liebe-Hass, Antipathie-Sympathie,

Freude-Traurigkeit und so weiter.

Und so wie der Stoffwechsel letztendlich

zielgerichtet Stoffwechselprodukte

hervorbringt, so sind die daran sich

anlehnenden Handlungsimpulse ebenso eine

in eine Richtung zielgerichtete fortwirkende

Kraft, die Veränderungen bewirkt.

Alle drei Teile des Gesamtorganismus

sind Grundlage für das Übergeordnete,

die geistige Individualität – das Ich einer

Organisation. Diese Individualität ist

wandelbar und dadurch nur schlecht

greifbar. Sie lässt sich nur im Laufe

eines Entwicklungszyklus beschreiben,

Entwicklung wird dadurch nur durch

Rückschau sichtbar.

Wichtigste Grundlage einer Therapie ist es,

das Lebensprinzip eines Organismus gut zu

kennen. Am Beispiel Goetheanum (gemeint

ist das „geistige Goetheanum / die Idee

Goetheanum“) ist dieses Prinzip durch die

vielen Jahrzehnte meines Erachtens etwas

verwachsen bzw. versteckt. Folgt man

dem Lebensprinzip eines dreigliedrigen

Organismus und betrachtet sich den

heutigen Organismus Goetheanum, so

stelle ich fest, dass es diesen dreigliedrigen

Organismus auch in dem Goetheanum

in den drei Bereichen Freie Hochschule

für Geisteswissenschaft, Goetheanum

Kulturhaus und Gesellschaft (Allgemeine

Anthroposophische Gesellschaft) gibt.

Lebensprinzipien

Folgt man dieser These, so kann man dazu

kommen, dass das Nerven-Sinnes-System

als Prinzip der Freien Hochschule für

Geisteswissenschaft zugrunde liegt. Dieses

System ist ja eigentlich das produktivste

und entwicklungsfähigste System eines

Organismus. Gerade durch die Fähigkeit,

bewusst Gedanken zu bilden, Forschung

zu betreiben und über ein breites Netzwerk

mit anderen Gedanken (Verbandsarbeit) zu

verbinden und sich so weiter zu entwickeln

(Studium und Weiterbildung), zeichnet es

Page 32: Rundbrief Sommer 09

32 33

als ein Entwicklungsorgan aus, von dem

letzten Endes alles abhängt und alle geistig

ernährt.

Das Herz-Rhythmus-System wird vielleicht im

Goetheanum Kulturhaus am deutlichsten:

Zwischen den beiden Polen Wissenschaft

und Kunst, zwischen grösst möglicher

Öffentlichkeit und möglichster Intimität,

zwischen großem Interesse und leeren

Sälen, zwischen positiver und negativer

Kritik, zwischen Liebe und Unverständnis für

den Bau, eine Tagung bzw. Aufführung ist

ein Hin- und Herströmen wahrnehmbar. All

das drückt sich in der Gefühlsebene dieses

Ortes Goetheanum bei den Besuchern

aus und prägt gleichzeitig durch sein

durchweben den ganzen Organismus

Goetheanum (geistiges Goetheanum) und

lebt schlussendlich durch das, was aus

Hochschule und AAG/Weltgesellschaft

sichtbar und erlebbar werden will.

Und zuletzt das Stoffwechsel-Gliedmassen-

System in seiner Ausprägung der AAG/

Gesellschaft als Sitz der Weltgesellschaft

im Goetheanum (Gebäude) und als

juristisch/wirtschaftliche Person, das

sich vor allem durch das zielgerichtete

Wollen und unterstützen sowie

Veränderungswirkungen auszeichnet.

Mit seinen Gliedmassen: Mitgliedschaft,

Landesgesellschaften, Zweige, Infrastruktur

etc. schafft es juristische und wirtschaftliche

Rahmenbedingungen, damit Freiräume

für Hochschule und Goetheanum

entstehen können. Mit dem Finanzstrom

der AAG wird ein Stoffwechselprozess

im Gesamtorganismus Goetheanum

ermöglicht.

Das höhere Ich des sozialen Organismus

Goetheanum entwicklungsfähig

machen

In all diesen drei Bereichen schlummert

das eigentliche Geheimnis der Gesundheit

des Gesamtorganismus bzw. des „Wesens

Goetheanum“. Eine Fülle von Aufgaben

bzw. Kernaufgaben kann man so ausfindig

machen, die Grundlagen eines gesunden

Organismus bilden können.

Auch wenn diese Systeme einer gewissen

Unabhängigkeit und Abgrenzung bedürfen

(jede kleinste Zelle zeichnet sich durch

Abgrenzung nach Aussen und Innen aus

und schafft dennoch eine Verbindung bzw.

einen Austausch über eine Membrane nach

Aussen und Innen), haben sie jedoch ihre

Wirkung auf alle anderen Systeme und

können so zu Entwicklung und Bewusstsein

bzw. der Erfüllung der Gesamtaufgabe

beitragen.

Das Wichtige dabei ist meines Erachtens,

dass es um die Entwicklung des höheren

Ichs dieses Gesamtorganismus gehen

muss. Alle drei Systeme schaffen nur

Vorraussetzungen, damit sich dieses

höhere Ich, welches von Steiner meist als

das „geistige Goetheanum“ (Die Idee des

Goetheanum als Kulturimpuls, nicht als

Hochschule, nicht als Bau oder Betrieb)

beschrieben wurde, sich entwickeln kann.

Dieses geistige Goetheanum und seine

Individualität und Entwicklungssituation

zu beschreiben, würde hier den Rahmen

sprengen.

Worauf kommt es also heute an?

Für meinen Teil sehe ich in der aktuellen

Finanzmarktkrise die Chance und mögliche

Aufgabe, auch fürs Goetheanum, sich noch

Page 33: Rundbrief Sommer 09

32 33

Die Kindheit: eine Art „himmlischer

Nachklang„ – die Familie: eine „Schule

sozialer Gemeinschaft“.

So das Familienleben ansehen heisst,

andere Dimensionen mit einzubeziehen.

Dimensionen, die über den täglichen,

manchmal ermüdenden Alltag

hinausgehen bzw. diesen verändern.

Begegnungsqualitäten sind gefragt: Fühlen

wie der Andere, Eintauchen in den Anderen,

Verstehen durch den Anderen.

Das kann geübt werden, da kann gescheitert

werden. Denn ist man sich unmittelbar

nicht selbst immer am nächsten? Wirklich

Hochschultreffen der Familienkulturzur 16. Klassenstunde

„Zur Wärme und zum Nachtodlichen“

von Anneka Lohn

einmal ganz neu und frisch zu organisieren, seine Organe zu gesunden, sich der Wichtigkeit

dieser oben beschriebenen drei Grundprinzipien bewusst zu sein und mit einem deutlichen

Entwicklungsschritt sich auf die eigentlichen Grundmotive und Prinzipien (Kernaufgaben)

zu konzentrieren und so mit gebündelten Kräften, weltweiten Partnerschaften (Gesellschaft

und Hochschule), vielleicht etwas schlanker als vorher in eine selbstgestaltete freie Zukunft zu

gehen.

Das spannende ist für mich, dass die Anthroposophie dabei Therapie wie Ziel ist, oder anders

gesagt, der Weg ist das Ziel.

Veranstaltungsrückblick

einzugehen auf Fremdes und Anderes

erfordert eine Fähigkeit, aus dem Umkreis

die Verhältnisse zu betrachten, die Erlebnisse

zu beurteilen.

In den Inhalten der 16. Klassenstunde

klingen Blickrichtungen und Erlebnissphären

zu diesen Fragen an. Paul Mackay hatte

diese am Freitagabend frei gehalten.

Andreas Worel vertiefte in seinem Beitrag

aus diesem Zusammenhang Gesichtpunkte

zur Wärme. Wärme hat immer etwas mit

dem Zustand von mir und dem Umraum zu

tun. Wärme in uns und um uns als irdisch-

kosmische, Leben spendende Dimension.

Page 34: Rundbrief Sommer 09

34 35

Wärme als Begeisterung, als „brennen“ für

den Anderen oder für das Andere. Wärme

als Quelle der ureigensten Moralität von

Innen heraus. Wärme als alldurchdringende

Kraft.

Die gemeinsame Eurythmie mit

Gioia Falk hat in ruhigen Übschritten

erfahrbar werden lassen, welche

Hinwendungskräfte mobilisiert werden

können, wenn gleichzeitig eine Offenheit

„zum Empfangen“ vorhanden sein kann

– „erwecke – erschaffe – erbitte“.

Kurze Gedankenskizzen von Paul Mackay,

Urs Pohlman und Franziska Schmidt von

Nell haben in sehr verschiedener Weise

Erfahrungsfelder aufgezeigt, wie der

Bereich des Nachtodlichen seine Beziehung

zum Jetzt entfaltet. So wie der Schlaf als

kleiner Bruder des Todes angesehen werden

kann, so kann die Aufmerksamkeit, wenn

sie auf das Einschlafen und Aufwachen

gerichtet wird, ahnen lassen, was es heisst,

in „Schwellenluft“ zu bestehen.

Öffnet man seinen Blick dahingehend

zur Frage, wie im Leben hier und

jetzt Perspektiven des Nachtodlichen

anklingen, so können zum Beispiel auch

Biographiebetrachtungen diesbezüglich

Aufschluss geben.

Deutlich ist auch, dass das Aufgeben

von Gewohnheiten im Denken, Fühlen

und Wollen mit dem „wachen Sterben“

einhergehen kann. Das bewusste Gestalten

der Seelenkräfte ermöglicht, zu einer

Verantwortung für sich aus dem Umkreis

heraus zu gelangen.

Diese Haltung, so zeigte sich im

anschliessenden Gespräch, ist die Grundlage

für eine jeden Tag neu zu erringende

Offenheit den Kindern und überhaupt allem

gegenüber.

Am 22. - 23. Januar 2010 wird das nächste

Hochschultreffen zur Familien-Kultur

stattfinden. Die Grundlage wird diesmal die

17. Klassenstunde sein.

Am 5. September findet ein Seminar statt:

Spirituelle Kultur im Alltag von Müttern und

Vätern. Samstag 5.9.2009, 9 – 18 Uhr.

Page 35: Rundbrief Sommer 09

34 35

Forschungskolloquium

„Zur Zukunft der Menschenwürde“

von Johanna Guhr und KunstRaumRhein (Simon Mugier)

Themenschwerpunkt: Ethik

Die Initiatorin des KunstRaumRhein,

Dorothée Deimann veranstaltete

mit ihren Mitarbeitern und der

Sektion für Sozialwissenschaften am

Goetheanum und dem universitären

Nachdiplomstudiengang «Interdisziplinäre

Konfliktforschung und Konfliktanalyse» das

6. Forschungskolloquium «Zur Zukunft der

Menschenwürde» erstmals an der Uni Basel,

diesmal zum Thema Ethik.

Klaus Leisinger von der Novartisstiftung

für Nachhaltige Entwicklung sprach über

die Chancen und Probleme, welche

sich im Rahmen der Tätigkeit eines

globalisierten Grosskonzerns ergeben.

Nicht selbstverständlich ist die vom

Referenten dargelegte Erkenntnis, dass

die grundlegenden gesellschaftlichen

Wertvorstellungen weltweit geteilt werden:

«Ich glaube, dass die Menschen überall auf

der Welt ähnliche Wertvorstellungen haben;

eine gerechtere, weniger verschmutzte

Welt. Aber wer die Veränderungen in

der Welt sehen will, muss sie selber

leben.» Probleme für Mensch und Umwelt

ergeben sich oft mehr aus systematischen

und menschlichen Fehlleistungen denn

aus zynischen Berechnungen. Moralische

Anschuldigungen tragen heute wenig zur

Lösung von Problemen bei: Gefordert ist ein

mit-verantwortliches Handeln.

Auf den individuellen Aspekt nahm auch der

Völkerrechtler Ted van Baarda Bezug. Im

niederländischen Verteidigungsministerium

schult er Entscheidungsträger von global

agierenden Streitkräften. Diese stehen oft in

einem schier unlösbaren Konflikt zwischen

völkerrechtlicher Neutralität und der an sie

gestellten Forderung nach Parteilichkeit und

Gehorsam.

Militärische Befehlshaber müssen auf

Situationen vorbereitet werden, in denen

unverzügliches und über Leben und Tod

entscheidendes Handel gefordert ist.

Wichtig ist dabei die Entwicklung der

moralischen Fähigkeit, gleichzeitig aus

Dorothée Deimann, Simon Mugier

Veranstaltungsrückblick

Page 36: Rundbrief Sommer 09

36 37

der Sache wie auch aus sich selbst heraus

entscheiden zu können. Oft komme es vor,

dass Menschen in Ausnahmezuständen

durch starke Emotionen ihre Befähigung

zum klaren Urteilen verlieren.

Die Entscheidung und Handlung aus

einer übergeordneten und gleichzeitig

geistig-individuellen Souveränität heraus

nennt van Baarda im militärischen Jargon

«Helicopterview». Diese ermöglicht es, auch

in Extremsituationen Übersicht, Haltung und

Würde zu bewahren. Dazu ist eine Schulung

der Ich-Sensibilität notwendig, welche eine

feste Handlungsgrundlage werden kann.

Erst wenn die eigene Würde verloren

gehe, sei es möglich, die Würde anderer zu

verletzen; dies gelte es zu verhindern.

Paul Mackay, Leiter der Sektion für

Sozialwissenschaften und Vorstand am

Goetheanum nahm Bezug auf die Frage,

in welchem Zusammenhang Karma und

Reinkarnation zur Freiheit stehen. Explizit

wurde damit auf eine «Sternstunde

Philosophie»-Sendung am Schweizer

Fernsehen referiert, in welcher Helmut

Zander, Autor des Buches «Anthroposophie

in Deutschland» meinte, dass sich die Idee

der Freiheit mit Reinkarnation und Karma

zynisch anfühle.

Ist Freiheit überhaupt möglich, wenn

mir in diesem Leben Folgen und

Begegnungen entgegen kommen, die durch

vorangegangene Leben bedingt sind? Die

Antwort: Reinkarnation und Karma mache

Freiheit erst möglich. Dadurch nämlich,

dass Taten Konsequenzen haben und

diese Konsequenzen später wieder auf uns

zukommen, ergibt sich die Möglichkeit,

dass wir uns frei dem Wiederkehrenden

gegenüber verhalten und dem Schicksal im

Verbund mit anderen Menschen eine neue

Richtung geben können. Durch die neue

Positionierung besteht die Chance zum

Wandel. «Dass ich mich konfrontiert weiss

mit meinen letzten Erdenleben, das macht

mich überhaupt entwicklungsfähig. Das

gibt mir die Chance, Mensch zu werden,

Menschenwürde zu entwickeln, Freiheit zu

entwickeln.»

Reinhard Erös, ehemaliger Arzt und

Offizier bei der deutschen Bundeswehr,

berichtete von seinen Erfahrungen in

Afghanistan, wo er seit längerem mit seiner

Familie lebt. Aus eigenem Engagement hat

er mit seiner Familie bereits 25 Schulen

aufgebaut und ist zweifellos einer der

besten Kenner der gesellschaftspolitischen

Verhältnisse Afghanistans. Sein Vortrag

war eine «Mischung aus Erlebnisbericht und

Politikerschelte», wie er zu Beginn schon

Klaus Leisinger

Page 37: Rundbrief Sommer 09

36 37

ankündigte.

Die Erkenntnis für den Hörer war dann

auch, dass in den Medien und damit auch

in unseren unkritischen Köpfen und bei

den Politikern viele Vorurteile und falsche

Annahmen bestehen. Kein einziger Afghane

werde international oder national wegen

islamistischem Terrorismus oder Verdacht

auf Terrorismus gesucht, führte er aus –

und dennoch wird in Afghanistan seit 2001

bis heute der Krieg gegen den Terrorismus

geführt. Das Problem der radikalen Taliban

sei wohl gegeben, aber nicht zu verwechseln

mit dem internationalen Terrorismus

von Al-Kaida. Trotzdem führt der Krieg

am Hindukusch zu einer politischen

Radikalisierung. Die Taliban organisieren

sich energisch. Man beobachte dazu die

gegenwärtige Situation in Afghanistan und

im angrenzenden Pakistan.

Die beste Massnahme gegen die Ausbreitung

eines radikalen Islams sei es, so Erös,

Schulen zu bauen. Die Lösung liege in der

heranwachsenden Generation. Die Kinder

sind die zukünftigen Entscheidungsträger

des Landes, und die entscheidende Frage

ist, ob sie in den radikalen Koranschulen

aufwachsen oder in solchen, welche andere

Werte vermitteln.

Für die Afghanen selbst ist die grösste

Bedrohung nicht der Krieg direkt, sondern

die Armut: «Das Hauptproblem der meisten

Afghanen ist: Wie verhungere ich nicht?» So

lautet das Motto der Kinderhilfe Afghanistan

dann auch «Brot und Bildung statt Fatalismus

und Fundamentalismus.» Für Spenden,

Kontakt oder weitere Informationen zur

«Kinderhilfe Afghanistan» besteht die

Möglichkeit der Vermittlung über den

KunstRaumRhein. Infos Afghanistan:

www.kinderhilfe-afghanistan.de

Allen Rednern war gemeinsam, dass sie auf

die ethischen Fähigkeiten des Individuums

rekurrierten, welche nicht ohne weiteres

zugänglich sind, sondern in individueller

Arbeit erkämpft werden müssen. Dazu sind

umfassende Ansätze unumgänglich, die

auch die tieferen Aspekte der Problematiken

miteinbeziehen.

Dialoge sind dort möglich, wo die

Grundlagen Intelligenz und Bereitschaft

zur Anerkennung eines in der Spiritualität

fussenden Menschentums gegeben sind,

wo die westliche Welt bereit ist mit dem

Islam in Verbindung zu treten und wo dieser

seinerseits die Grundlagen des Christentums

kennen und akzeptieren lernt. Dies gilt auch

für die Binnengesellschaft. Die Moderatorin

Dorothée Deimann: «Zu den immer

positiver werdenden Wissensinhalten der

Reinhard Erös

Page 38: Rundbrief Sommer 09

38 39

intellektuellen Welt, die hauptsächlich unsere Köpfe versorgt, müssen wir den Mut aufbringen,

uns bewusst wieder den spirituellen Kräften zuzuwenden. Sonst bleibt es bei frommen Reden und

wirklichkeitsfremden Sozialprogrammen.»

Die bisherigen Vorträge können nachgelesen werden unter www.kunstraumrhein.com; eine DVD

mit allen Beiträgen erscheint in Kürze. Infos dazu ebenfalls auf der Webseite.

Die nächste Veranstaltung des KunstRaumRhein im Herbst findet wiederum an der Uni Basel statt,

u.a. mit Ueli Mäder über seine neueste Forschung zu Reichtum in der Schweiz und der kritischen

Würdigung von sechs Jahrzehnten Sozialer Marktwirtschaft.

Ted van Baarda / Paul Mackay

Page 39: Rundbrief Sommer 09

38 39

Veranstalter: Sektion für Sozialwissen-

schaften am Goetheanum, Dornach

zusammen mit der Sozialwissenschaftlichen

Forschungsgesellschaft e.V., Stuttgart

Mitte März fand in Stuttgart eine

Wochenendtagung zum Thema

„Herausforderungen der Globalisierung“

statt. Vor ca. 350 Menschen entwarfen

anthroposophische Redner wie Prof. Götz

Werner, Thomas Jorberg, Paul Mackay,

Ulrich Rösch, Gerald Häfner, Dr. Dietrich

Spitta und Dr. Christoph Strawe ein

facettenreiches Bild der wirtschaftlichen

Zusammenhänge im Zeitalter der Welt-

Finanz- und -Wirtschaftskrise.

In einem Punkt waren sich alle einig – es

ist Zeit für einen Paradigmenwechsel in der

Wirtschaft, für ein neues Bewusstsein, das

offen ist für zukunftsweisende Lösungen.

An die Stelle von Konkurrenzkampf,

Lohnarbeit und veralteten Strukturen, die

uns weltweit in die Krise gestürzt haben,

muss ein solidarisches Wirtschaften treten.

In diesem muss es um die bisher nicht

ausreichend erkannte Tatsache gehen,

dass die unterschiedlichen wirtschaftlichen

Interessen von Herstellern, Händlern

und Verbrauchern durch vertragliche

Zusammenarbeit ausgeglichen werden

können. Wir müssen miteinander

ins Gespräch kommen, müssen uns

zunehmend zu wirtschaftlichen Verbänden

Die Herausforderung der

Globalisiserung

von Katharina Offenborn

– Assoziationen – zusammenschließen

und gemeinsam Vereinbarungen treffen,

bei denen keiner Verlierer sein darf. Das

Wirtschaftsleben der Zukunft muss auf

„brüderlicher“ Kooperation aufbauen und

nicht auf Konkurrenzkampf.

Die Zeiten sind vorbei, in denen Politiker

und Wirtschaftsexperten allein entscheiden

können, wo es lang gehen soll. Angesichts

einer Krise, deren Folgen längst noch nicht

abzusehen sind, geht es mehr denn je

darum, die soziale Skulptur (Beuys), die wir

sind, mitzugestalten. Es ist höchste Zeit,

tatsächlich das Volk zu werden, von dem

alle Staatsgewalt ausgeht (Grundgesetz,

Art. 20).

Die Beiträge boten insgesamt

eine ausgewogene Mischung aus

zukunftsweisenden Gedanken und bereits

praktizierten Ansätzen. Was bleibt, ist eine

starke Impulsierung, „gemeinsam in eine

Bewegung zu kommen“, wie Gerald Häfner

es sich wünschte.

Mehr dazu finden Sie demnächst in

einem beim Johannes M. Mayer-Verlag

erscheinenden Sammelband aller Vorträge

sowie in dem Aufsatz von Dietrich Spitta,

„Kooperation statt Konkurrenzkampf.

Selbstverwaltung des Wirtschaftslebens als

Antwort auf die Weltwirtschaftskrise“ im

März-Heft 2009 von „Die Drei“.

Veranstaltungsrückblick

Page 40: Rundbrief Sommer 09

40 41

Kolloquium zur Konfliktforschung

von Peter Gutland

Am 24./25. April 2009 traf sich das

Konflikt-Forschungs-Kolloquium zum 25.

mal seit dem ersten Treffen im September

1996. Ort war das Hofgut Hohenkarpfen

nahe Villingen-Schwenningen in Baden

Württemberg.

Drei neue Mitglieder wurden in dem

Kreis begrüßt, danach wurde gemeinsam

auf die letzte Tagung „Was ist zwischen

dir und mir? Konfliktfähigkeit und

Rechtsgefühl“ vom 21.-23. November 2008

zurückgeblickt. Erstmals wurde die Tagung

gemeinsam mit dem juristischen Arbeitskreis

„Jura Nova“ unter dem Dach der Sektion

für Sozialwissenschaften am Goetheanum

ausgerichtet. Die Veranstaltung wurde

insgesamt, sowohl von den Inhalten als auch

von der Teilnehmerzahl her, positiv gesehen.

Ein Kreis von acht Menschen bereitet eine

weitere Tagung vor.

Am Freitagnachmittag stellte Peter Gutland

aus Wuppertal seine Forschungsergebnisse

zu dem Thema: „Die Wirkungen des

Tierkreises und seine Bedeutung für die

Gemeinschaftsbildung.“ vor. Diese werden

hier, in aller Kürze zusammengefasst,

dargestellt (an einer ausführlicheren

Darstellung wird gearbeitet):

Ausgangspunkt war eine Darstellung der

Bedeutung der „Gemeinschaftsbildung“ für

die Entwicklung der Menschheitsentwicklung

(Vorbereitung der 6. Kulturepoche), für

die geistige Welt und für die Wesenheiten

der Hierarchien, wie sie bei Rudolf Steiner

umfänglich zu finden sind. (s. auch den

Beitrag über die geistige Stiftung in diesem

Bericht). Gemeinschaftsbildung hat darüber

hinaus eine zentrale Bedeutung für die

Konfliktforschung und Konfliktbewältigung.

Der Ansatz ist, Gemeinschaftsbildung

als ein Prozess zur Geistgemeinschaft zu

verstehen und aus den Tierkreiswirkungen

12 Qualitäten zu finden, die in einem Ideal

zusammenfließen.

Im Zeitalter der Bewußtseinsseelenentwick-

lung und in anbetracht des „Soziologischen

Grundgesetzes“ darf bezweifelt werden, dass

man diesen Bildungsprozess automatisch

verlaufend erwarten kann. Kommen neue

Mitglieder in die Gemeinschaft, kann

nicht vorausgesetzt werden, dass sie sich

problemlos anpassen und eingliedern.

Gemeinschaftsbildung muß sich heute in

einem zunehmend bewussten und aktiven

Dialog zwischen Gemeinschaft und

Individualität vollziehen. Arbeitet man auf

anthroposophischer Grundlage, muß das

Ziel die Bildung eines geistigen Organismus

sein. Es arbeitet nicht nur eine Anzahl von

Menschen in einer Einrichtung an den Zielen

und Aufgaben zusammen, sondern die

Gemeinschaft muß aktiv von beiden Seiten

angestrebt und weiterentwickelt werden.

Wir kennen eine Vielzahl von

Darstellungen über Zusammenhänge der

Tierkreiswirkungen mit dem menschlichen

Leben. (12 Sinne, Farben, Töne,

Konsonanten, die menschliche Gestalt

Veranstaltungsrückblick

Page 41: Rundbrief Sommer 09

40 41

u.v.m.) Für diese Betrachtung sind einige

Wirkungen von besonderer Bedeutung.

In den Weltanschauungen wird beschrieben,

wie unterschiedlich die Möglichkeiten von

Menschen sein können, die geistige Welt

anzuerkennen und nach ihrer Erkenntnis

zu streben. Diese Angaben können helfen,

die Fähigkeiten neuer Mitarbeiter bzw.

Mitglieder einer Gemeinschaft zu erkennen,

inwieweit sie sich mit anthroposophischen

Inhalten verbinden oder sie überhaupt

verstehen können. (z. B. der Materialist, der

jegliche geistige Welt leugnet im Gegensatz

zum Spiritualisten, der im Extremfall

Gefahr läuft, jegliches materielles Leben zu

leugnen.)

Längst nicht mehr sind alle Menschen in

den anthroposophischen Einrichtungen mit

diesen Inhalten vertraut und verbunden.

Das Hören anthroposophischer Inhalte

garantiert nicht ihr Verständnis. Verstehen

uns wirklich alle Mitarbeiter, wenn wir

über Anthroposophie sprechen, bzw.

was verstehen sie? (Und was haben wir

verstanden?) Gerade bei jungen Menschen

kommen uns neue Fragen, teilweise

große Intensität, aber auch eine hohe

Engagementbereitschaft entgegen. Es

könnten sich auch Einstellungsgespräche

verändern, wenn man solche Aspekte

berücksichtigt.

Aus den Tugenden kann der Einzelne

Anregungen für seine Selbsterkenntnis

und Selbsterziehung erhalten. Diese

ethisch-moralischen Werte verändern die

Fähigkeiten der Individualität, die sie in die

Gemeinschaft einbringen kann.

Aus den Tierkreisgesten, die Steiner für

die Eurythmie gegeben hat, sind weitere

Erkenntnisse möglich, sie beschreiben das

ganze menschliche Wesen.

Diese mehr individuell geprägten Aspekte

der Anschauungen, Gesten und Tugenden

müssen aber auch ihre Entsprechungen in

der Gemeinschaft finden. Der Einzelne hat

Erwartungen an die Gemeinschaft und will

sie darin wiederfinden.

Eine besondere Bedeutung für das Thema

wird den 12 Stimmungen zugeschrieben,

sie bergen noch viele Geheimnisse und

Hinweise für die Gemeinschaftsbildung.

Ziel der Arbeit ist, Qualitäten für den

o.g. Dialog zwischen Individualität und

Gemeinschaft zu finden, um diesen Prozeß

immer bewusster und zielgerichteter

gestalten zu können. Erste Arbeitsergebnisse

davon wurden vorgestellt, an ihnen wird

weitergearbeitet. Umrahmt wurde der

Nachmittag durch gemeinsame Eurythmie

unter der Anleitung von Lilla Boros-Gmelin.

Der Freitag wurde durch eine beeindruckend

intensive und frei gehaltene Klassenstunde

von Hans Dackweiler beendet.

Am Samstagmorgen wurde über

Möglichkeiten der Anwendung der

vorgetragenen Erkenntnisse über den

Tierkreis für die tägliche Arbeit gesprochen

und beschlossen, an diesem Thema weiter

zu arbeiten.

Anschließend wurde über den

Teilnehmerkreis des Forschungskolloquiums

und die unterschiedliche Kontinuität der

Teilnahme diskutiert. Da die hohe Qualität

der Arbeit neben der Klassenmitgliedschaft

und der eigenen aktiven Arbeit an diesen

Themen, in engem Zusammenhang gerade

mit der Kontinuität der „Kerngruppe“

gesehen wird, sollen alle bisherigen

Teilnehmer angeschrieben werden. Wer die

kontinuierliche Mitarbeit nicht leisten kann,

Page 42: Rundbrief Sommer 09

42 43

soll zukünftig nicht mehr eingeladen werden.

Michael Rein stellte dann noch ein Jugendprojekt mit der Oberstufe der Waldorfschule Reutlingen

vor und lud zur Mitarbeit ein.

Zum Abschluß wurden die Termine für die nächsten Treffen festgelegt; diese sind:

23./24. Oktober 2009, 16./17. April 2010, 29./30. Oktober 2010.

Initiatiativkreis Ernährung

von Marianne Nitsche und Petra Kühne

Am 8. und 9. Mai kam der Initiativkreis für

Ernährung wiederum im Kuppelsaal des

Glashauses am Goetheanum in Dornach

zusammen, um sich auszutauschen,

Kontakte zu vertiefen sowie gemeinsam

zu arbeiten. Diesmal war sogar ein

Teilnehmer aus England dabei. Mit diesem

Rundschreiben wollen wir Sie etwas

miterleben lassen von dem Treffen.

Treffen des Initiativkreises für

Ernährung 2009

Zur Einstimmung diente der Vortrag

vom 2.1.1924 von Rudolf Steiner (GA

316), den wir gemeinsam bearbeiteten.

Dann wurde das Thema „Wie wird die

anthroposophische Ernährung praktisch

umgesetzt?“ mit Praxisberichten fortgesetzt

von einem Bauernhof, einer Klinikküche und

einer Schulküche.

Ein biologisch-dynamischer Hof

Frau Schneiter, Demeter Bäuerin aus

der Schweiz betreibt mit ihrem Mann

einen12 ha großen Hof, auf dem Getreide,

Lagergemüse, Zuckermais und Viehfutter

Veranstaltungsrückblick

Page 43: Rundbrief Sommer 09

42 43

biologisch-dynamisch angebaut und 13

Kühe, 2 Schweine, 2 Pferde und Hühner

gehalten werden. Der Boden wird mit

dem Pferd bearbeitet. Die minimale

Mechanisierung gibt die Möglichkeit

Nahrungsmittel hautnah zu erfahren. So

werden Getreide ab und an von Hand

gesät. Oft sind Kinder, manchmal ganze

Schulklassen an der Arbeit beteiligt. Zum

Kochen werden die reifen Produkte vom Hof

verwendet, deren Qualität sehr geschätzt

wird. Die Essenszeiten gelten als tägliche

Erholung für die Gemeinschaft. Geheimnis

der Rentabilität dieses Hofes liegt zum Teil

darin, dass man sich nicht verschuldet hat,

um viele Maschinen zu kaufen.

Eine Klinikküche für Menschen

Frau Hagg, Küchenleiterin der Ita-

Wegman-Klinik berichtete von der

Versorgung von über 60 Patienten und

50 Mitarbeitern pro Tag, ferner der

Belieferung von Kindertagesstätten und

der Cafeteria, für die Tagesmenü sowie

Kaffee und Kuchen bereitgestellt werden.

Getreide ist ein wichtiger Bestandteil der

Küche. Die Getreidearten werden im

Wochenrhythmus zubereitet. Wichtig ist

die Berücksichtigung der Jahresfeste und

-zeiten, um auch die Sinne zu ernähren. 40-

50% der verbrauchten Nahrungsmittel sind

biologisch-dynamischer Herkunft, weitere

40% stammen aus biologischer Erzeugung.

Essen in einer Schulküche

Frau Dobin leitet die Küche der

Waldorfschule in Braunschweig. Es wird

ein Komponentenessen angeboten.

wo sich die Schüler das Essen selbst

zusammenstellen und z. B. zwischen

verschiedenen Gemüsearten, Beilagen oder

einem Salat wählen können. In Absprache

mit Kollegen findet eine Verknüpfung

von Unterrichtsinhalten und Speiseplan

statt, z.B. im Erdkundeunterricht mit

dem Thema Italien wird von der Klasse

ein landestypischer Speiseplan erstellt.

Die Schüler der 7. Klasse absolvieren ein

1-wöchiges Mensapraktikum, wo sie

Grundtechniken der Nahrungszubereitung

lernen. Der Speiseplan wird jahreszeitlich

gestaltet, beliebte Speisen wie Pizza

kommen etwa alle zwei Wochen auf den

Tisch. Zurzeit wird im Auftrag des Vorstands

ein Konzept für die Mensa erarbeitet.

Zuckerstudie

Anschließend stellte Frau Dr. Kühne die

von ihr erarbeitete Studie zu R. Steiners

Aussagen zum Zucker vor. In vielen Ländern

steigt aufgrund besserer wirtschaftlicher

Verhältnisse der Zuckerverbrauch bis zu

einer Sättigung an. In der Vollwerternährung

wird Zucker oft negativ bewertet. R. Steiner

hat dies differenzierter gesehen, auch für

Kinder. So vermag der Genuss von Zucker

einem melancholischen Kind helfen sich

zu lockern, ein kleiner Sanguiniker sollte

allerdings nicht zuviel davon bekommen.

Dass die Zuckerqualität nach Pflanze

und Verarbeitungsgrad unterschiedlich

wirkt, wurde im Arbeitskreis für

Ernährungsforschung mit wahrnehmender

Verkostung erprobt. Dabei ist es auch

wichtig, aus welchem Teil der Pflanze

das Süßungsmittel gewonnen wurde

(z. B. Birnendicksaft oder Rübensirup).

Die Studie ist beim Arbeitskreis für

Ernährungsforschung für 10 € erhältlich.

Welternährung und ökologischer

Landbau

Nikolai Fuchs setzte das Thema

Welternährung vom Vorjahr fort. 2008

Page 44: Rundbrief Sommer 09

44 45

erschien der Bericht des Welt-Agrarrates,

in dem eine Neuausrichtung in der

internationalen Agrarpolitik auf ökologisch

nachhaltige Produktionsmethoden gefordert

wird. Die Situation ist besorgniserregend.

Preissteigerungen für Lebensmittel belasten

die Ärmsten der Armen und haben zu

Hungerrevolten sogar in Schwellenländern

wie Ägypten geführt. Es gibt zwei Konzepte

zur Bewältigung dieser Probleme: eine

zweite „grüne Revolution“ mit Hilfe der

Gentechnik und die vom Weltagarrat

befürworteten alternativen Anbauweisen.

Effektive Hilfe ist zu etwa 40% eine Frage

der Anbautechnik. Die Ernteerträge im

Ökolandbau erscheinen nur in der westlichen

Welt gering, für Länder mit traditionellen

Anbaumethoden führen sie zu einer

Verbesserung der Situation. Aufgabe eines

biologisch-dynamischen Landbaus wäre es,

in der Landwirtschaft einen Kulturwandel

von unten nach oben einzuleiten. Eine

Politik, die den Menschen, den Hungernden

nicht als zu Versorgenden, sondern als zu

Befähigenden sieht. Die westliche Welt

muss aber bereit sein, ihre Märkte für diese

Produkte zu öffnen. In der anschließenden

Diskussion wurde deutlich, dass Ernährung

und Lebensmittelqualität einen anderen

Stellenwert erhalten müssen, um den

Verbraucher zu einer Umorientierung zu

bewegen. Dazu gehört auch eine deutliche

Senkung des Fleischkonsums. Vielleicht,

so kam die Frage, müssen Menschen mit

anthroposophischer Einstellung von sich aus

aktiver handeln und nicht erst warten, bis sie

gefragt werden.

Qualitätsstandards

In zwei kleineren Gruppen wurde am

Abend an Leitlinien für die Anwendung

anthroposophischer Ernährung gearbeitet.

Hintergrund dieser Aufgabe sind die

Qualitätsrichtlinien, die von der Deutschen

Gesellschaft für Ernährung bereits für

Betriebe, Schulen und neuerdings für

Kindertagesstätten veröffentlicht worden

sind1. Sie regten den Initiativkreis für

Ernährung an, eigene Qualitätsstandards

oder -leitlinien zu erarbeiten, um die

Essensqualität nach weiteren Kriterien als

nur dem Nährstoffgehalt zu bewerten. Diese

Aufgabe konnte in der kurzen Zeit natürlich

nur in Ansätzen erfolgen. Allerdings wurde

bereits deutlich, dass die Lebensmittelqualität

jeweils im Mittelpunkt stand. So war

ein Ziel, möglichst viele biologisch-

dynamische Lebensmittel zu verwenden. Zur

Realisierung wurde von einer Gruppe eine

Rangfolge von konventionell, konventionell

regional über EU Bio, Verbandsbio bis zu

Demeter aufgestellt. Ebenso wurde die

soziale Qualität von „fair trade“ bis zum

Umgang mit Mitarbeitern erwähnt. Als

Grundlage stand bei beiden Gruppen die

anthroposophische Ernährung. Dazu gehört

z.B. inwieweit die Dreigliederung der Pflanze

bei der Speiseplanerstellung beachtet wird.

Milchqualität

Der Samstagvormittag war dem Thema

Milch gewidmet. Susanna Küffer Heer

erläuterte die Zusammenhänge zwischen

Milchqualität und dem Entstehen von

Allergien insbesondere im Kindesalter.

Mit einer Studie an 15.000 Kindern aus

verschiedenen europäischen Ländern

wurden Gründe für die Zunahme an

Allergien untersucht. Bauernkinder, die sich

in Ställen aufhalten konnten und mit Tieren

in Berührung kamen, wiesen größeren

Schutz auf. Daneben spielt die Art der Milch

Page 45: Rundbrief Sommer 09

44 45

selber eine entscheidende Rolle. Homogenisierung, aber auch Erhitzung der Milch hat negative

Wirkungen. Entscheidend für die Bekömmlichkeit von Milch auch im Hinblick auf möglicherweise

entstehende Allergien ist die Qualität ihres Fettes. Günstig wirken Omega-3-Fettsäuren (eine

Art der langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren) sowie der konjugierten Linolsäure.

Nikolai Fuchs stellte dar, dass diese Fettzusammensetzung von der Fütterung und Haltung der

Tiere abhängt. Bei intensiver Haltung muss ein Tier bis zu 12.000 Liter Milch pro Jahr liefern, bei

extensiver nur 5000 Liter. Hochleistungen verlangen eine Fütterung mit Kraftfutter wie Mais,

Getreide oder Soja. Die beste Qualität auch in Bezug auf die Fettzusammensetzung erhält man

durch eine extensive biologisch-dynamische Landwirtschaft. Weiteren Einfluss hat die Haltung im

Tal oder auf den Bergen. Auf den Bergwiesen leben die Tiere von frischem Gras und Kräutern,

während im Tal die Tiere auch Heu oder je nach Bewirtschaftung Silage bekommen.

Zum Abschluss der Veranstaltung konnte Milch erlebt werden. 5 verschiedene Milchsorten von

der Demeter-Milch bis zur Fertignahrung für Säuglinge wurden verkostet, wahrgenommen und

beurteilt. Hierbei wurde noch einmal sehr deutlich, wie gravierend Qualitätsunterschiede sein

können und was es für ein Kind bedeuten mag, wirkliche naturbelassene Milch trinken zu dürfen

und damit auch, wie wichtig es ist, an Qualitätsleitlinien weiter zu arbeiten.

Auf dem Treffen war Gelegenheit, dass sich die Teilnehmer und ihr Arbeitsumfeld vorstellten

und austauschten. Dies gab eine Vielzahl von Initiativen von einem Kochkurs in einem

Waldorfkindergarten in Prag über die Gründung eines Vereins für anthroposophische

Ernährungstherapie, der Fortbildung Anthroposophische Ernährung im Arbeitskreis für

Ernährungsforschung bis zum Führen eines Vollwertrestaurants und der Organisation

von Vorträgen. Im Anschluss an dieses Treffen trafen sich die Verbrauchervertreter der

Konsumentenvereine.

(Footnotes)1 “Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder” download

oder Bestellung unter: http://www.dge-projektservice.de/Produkte/FITKID-Medien/

Qualitaetsstandards-fuer-die-Verpflegung-in-Tageseinrichtungen-fuer-Kinder/132004.html

Dieser Bericht erscheint auch in der Sektion für Landwirtschaft.

Page 46: Rundbrief Sommer 09

46 47

Arbeitskreis Verbraucher

von Marc Theurillat

Assoziativer Markt und die Rolle der

Konsumentenorganisationen

Hier stelle ich dar, wie aus meiner Sicht

eine Alternative zum heute propagierten

„freien Markt“ aussieht. Der Text ist eine

knapp formulierte „Konzept-Skizze“ für

die Mitteilungen 2/09 des Konsumenten-

Vereines Basel und Umgebung.

(1) Thema und Fragestellung

(a) Assoziativ resp. Assoziationen

Schon lange interessiert mich, wie die

Angaben von Rudolf Steiner zur Wirtschaft

konkret umgesetzt werden können. In

seinen Angaben haben die „Assoziationen“

einen wichtigen Stellenwert. Es gibt eine

reiche Literatur über die „assoziative

Wirtschaft“, die jedoch praktisch nur

innerhalb der anthroposophischen

Bewegung beachtet wird. Die aktuelle

Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt aber, wie

nötig eine grundsätzliche Neuorientierung

wäre. Ich möchte meine aus den Hinweisen

Rudolf Steiners gewonnenen Erkenntnisse

und Vorstellungen so darlegen, dass sie

für jeden Interessierten, (mindestens)

nachvollziehbar sind.

(b) Nicht behandeltes Umfeld

Ich beschränke mich hier auf den Aspekt

der „Assoziationen“. Die Hinweise von

Rudolf Steiner betreffen ein viel breiteres

Gebiet, das hier nicht auch behandelt

werden soll. So erläutere ich weder die

Fragen des Menschenbildes noch die

des gesellschaftlichen Rahmens resp. der

„Dreigliederung“. Auch die Fragen der

Einkommensbildung („bedingungsloses

Grundeinkommen“), des Eigentums an

Produktionsmitteln und die Bedeutung der

drei Geldarten (Kauf-, Leih- und Schenkungs-

Geld) können hier nicht behandelt werden,

weil ich mich ganz auf den Ausschnitt

„assoziativ“, der sich auf die Gestaltung der

Märkte bezieht, konzentriere.

Veranstaltungsrückblick

Page 47: Rundbrief Sommer 09

46 47

(c) Schweizerischer

Demeterverband und der KVBU

Konzeptionelle Gedanken werden in

einem Spannungsfeld von grundsätzlichen

Erkenntnissen einerseits und ganz

konkreten Situationen andererseits

entwickelt. In diesem Text geht es um die

konkrete Situation des Schweizerischen

Demeterverbandes und des KVBUs.

(d) Die Fragestellung

In diesem Aufsatz soll also folgenden Fragen

nachgegangen werden: Wodurch zeichnet

sich eine „assoziative Marktgestaltung“

aus? Was könnte dies für die Demeter-

Bewegung der Schweiz bedeuten? Was

müsste die Konsumentenorganisation KVBU

dabei leisten?

(2) Der Markt und seine

Probleme

(a) Der Markt als „Transaktions-

Ort“

Wenn ich hier von „Markt“ spreche,

so meine ich den „Ort“ (in einem

umfassenden Sinne) mit Umfeld,

Strukturen und Verhaltensweisen, an dem

mehrere gleichwertige wirtschaftliche

Güter von verschiedenen „Akteuren“ (sei

es eine Firma oder Einzelperson) an mehrere

andere gegen Geld verkauft werden. Das

kann ein konkreter Marktplatz sein; aber

auch z.B. die Gesamtheit der Demeter-

Bauern in der Deutschschweiz mit ihren

Abnehmern. Kein Markt liegt vor, wenn

entweder eine Monopol-Situation und/oder

zentrale Zuteilungen (Planwirtschaft) die

Kaufentscheidungen bestimmen.

(b) Seine zu erhaltenden Vorteile

Die wichtigen, auch in einer fairen,

solidarischen Wirtschaftsweise erwünschten

Eigenschaften eines Marktes sind: Freie

(aber verantwortliche) Entscheidungen der

Akteure, Wettbewerb (zwischen Anbietern

und zwischen Abnehmern), Angebotsvielfalt

und Abnehmer-orientierte Qualitäts- und

Mengenfestlegungen.

(c) Die Probleme und heutigen

Lösungsansätze

Da die (wenigen und besser organisierten)

Anbieter ihre Gewinne maximieren wollen,

versuchen sie eine marktbeherrschende

Stellung (mit überhöhten Preisen) zu

erwerben. Um das zu verhindern, werden

durch die Kartell-Gesetzgebung Monopole

und alle Absprachen verboten. Eine effektiv

(oder vermutet) schwache Stellung der

Abnehmer (in sozialpolitisch relevanten

Gebieten wie Miete und Medikamente, etc.)

wird durch staatliche Eingriffe kompensiert.

Kapitalintensive Produktionskapazitäten

brauchen viel längere Auf- und Abbauzeiten

als die Verhaltensänderung der Abnehmer

(z.B. Auto- und Energie-Industrie). Dafür

besteht heute kein Lösungsansatz. Die

heutige Regelung, dass der aktuelle

Marktpreis auch den „Wert“ einer Ware

darstelle (und zu diesem Wert zu buchen

sei), führt bei grossen Unterschieden

zwischen Angebot und Nachfrage zu den

enormen Vermögensänderungen („Blasen“

und „Krisen“). Kleine zu „Sonderpreisen“

gehandelte Mengen bestimmen den Wert

der grossen Bestände. Auch hier gibt es

heute keinen Lösungsansatz.

(d) Die Mängel der heutigen

Regelungen

Zusammengefasst und vereinfacht sehe ich

Page 48: Rundbrief Sommer 09

48 49

folgende drei Haupt-Mängel:

1.) Es gibt keine idealen Märkte;

d.h. auch die behauptete automatische

Optimierung (der „unsichtbaren

Hand“) funktioniert nicht wirklich. Der

Zufall, d.h. die vielen unkoordinierten

Einzelentscheidungen führen nicht zu

nachhaltig geordneten Verhältnissen.

2.) Wenn, wie heute üblich, „frei“ mit

„willkürlich, so wie es meinen momentanen

Interessen entspricht“ gleich gesetzt wird,

so entsteht nie verantwortliches Handeln.

Mit der nun ein Jahrhundert propagierten

Aufforderung, nur für sich selbst zu schauen,

wurden viele gesellschaftlichen Strukturen

und das nachhaltige Gleichgewicht der

Umwelt zerstört. Wir brauchen ein „frei“ als

„aus meiner individuellen Verantwortung

mir und dem Umfeld gegenüber“!

3.) Die Einsicht, dass die Märkte

sich nicht ganz überlassen werden können,

sondern verschiedene „Regulatoren“

brauchen, hat einen politisch breiten

Konsens. Diese Eingriffe sind aber alle

politisch motiviert und gesteuert. Damit

sind sie, wie die resultierende Gesetzgebung

oft gezeigt hat, keineswegs immer sachlich

richtig. Nicht alle, aber viele Regulationen

sollten nicht politisch, sondern sachgerecht

sein.

(3) Das Konzept des

„assoziativen Marktes“

(a) Die Grundidee

Die Märkte sollen, neben den

gesetzgeberischen Rahmenbedingungen

von „Assoziationen“ „reguliert“ werden.

„Assoziationen“ sind Markt- resp.

Branchen-spezifische Vertretungen von

jeweiligen Anbietern und Abnehmern,

idealtypisch von Produzenten, Händlern und

Konsumenten. Die „Assoziationen“ haben

die Aufgabe, das Geschehen der Märkte zu

beobachten, gemeinsam zu analysieren, bei

Bedarf die notwendigen Massnahmen zu

formulieren und allfällige Vereinbarungen

abzuschliessen.

Im Gegensatz zur heutigen

Kartellgesetzgebung wären Zusammen-

schlüsse und Absprachen nicht nur erlaubt,

sondern gefordert; aber immer und nur

mit der „anderen Seite“ zusammen. Der

Interessenausgleich soll nicht durch den

anonymen Kampf im Wettbewerb, sondern

durch Transparenz und Reflexion der

Konsequenzen, herbei geführt werden.

Die notwendigen Regelungen, die sich aus

übergeordneten, rechtlichen und politischen

Sichten geben (Vertragsrecht, Arbeitsrecht,

Umweltschutz, Gesundheitsschutz, etc.)

sind als staatliche Rahmendbedingungen

zu formulieren und gelten für die ganze

Wirtschaft. Die Fragen nach Qualität,

Mengen und Preisen der Waren und

Dienstleistungen (von der Herstellung,

Veredelung über die Distribution bis zum

Konsum) sind diejenigen Fragen, die durch

den „assoziativen Markt“ beantwortet

werden sollen.

(b) Anmerkungen zur konkreten

Ausgestaltung

Vom einzelnen Akteur wird in seinem

Verhalten keine moralische Grösse erwartet;

weil in der Einrichtung der „Assoziationen“

der Interessensausgleich aber offen gelegt

wird, kann kollektiv verantwortlicher

entschieden werden. Das kann

gegebenenfalls auch zu transparenten,

Page 49: Rundbrief Sommer 09

48 49

bewusst vereinbarten Einschränkungen

führen. Für alle diejenigen, für die die

Wirtschaft zur Befriedigung der Bedürfnisse

– und nicht für die persönliche Bereicherung

zu lasten der anderen – da ist, eine

verlockende Perspektive.

Die „Assoziationen“ sind so vielfältig wie

die Märkte zu denken: regional, national

und international; je Branche und Teilschritt

der Wertschöpfungskette; immer mit Vor-

und Nachstufe, immer mit Handel/Agenten,

wenn es diese gibt. Die Zusammensetzung

der einzelnen „Assoziationen“ ergibt sich

aus dem konkreten Markt, der begleitet/

reguliert werden soll. Wer weiss, was

geschieht und warum? Wer kann eine

Gruppe von Akteuren vertreten? Viele

Verbände nehmen heute schon Teile der

Aufgaben der Assoziationen war. Auch

Fair-Trade-Organisationen, insofern sie

eine Plattform für gestaltete Anbau- und

Vertriebsverhältnisse bieten, sind im Sinne

der „Assoziationen“ tätig.

(c) Anwendung auf Demeter-

Schweiz

Der Demeter-Markt-Schweiz ist ein kleines

und erst noch heterogenes Gebilde im

Bereich Nahrungsmittel. Vor ein paar Jahren

haben wir den Marktanteil auf 0,5 bis

1 geschätzt. Die Marke „Demeter“ wird

vom Schweizerischen Demeterverband, der

von den drei „Poolpartner“ (Produzenten,

Handel und Konsumenten) gegründet

wurde, verwaltet. Neben der Verwaltung

der Marke (Marken-Schutz und Marken-

Förderung) haben wir (positive) Erfahrungen

mit den sogenannten „Marktgesprächen“,

in welchen Hersteller, Händler und

Konsumentenvertreter bei speziellen

Produktgruppen Qualitätsanforderungen,

Logistik, Margen und Preise besprechen. Es

besteht keine Übersicht über Mengen und

Warenflüsse.

Viele Produzenten und Verarbeiter beklagen,

dass sie einen grossen Teil der Demeter-

Produkte im „Bio-Kanal“ absetzen müssen,

weil die reinen Demeter-Kanäle nicht

genügend Volumen abnehmen könnten.

Andererseits klagen Grosskunden, dass

sie nicht genügend Demeter-Produkte zu

einem tragbaren Preis erhalten würden. Es

ist unbestritten, dass auch die organisierten

KonsumentInnen (wegen hohem Preis,

mangelnder Verfügbarkeit und schlechter

Zugänglichkeit) ihren Bedarf wohl nur unter

der Hälfte mit Demeter-Produkten decken.

Aus meiner Sicht die klassische Situation

kleiner, nicht-gestalteter Märkte.

(4) Die Rolle der Konsumenten-

Organisationen

(a) Ihre Aufgaben

Um kompetente Partner für eine assoziative

Zusammenarbeit zu sein, müssen die

Konsumentenorganisationen fähig sein,

das Geschehen der Märkte zu beobachten,

zu analysieren und Massnahmen zu

formulieren. Das können sie. Eine besondere

Herausforderung stellt jedoch das auch

notwendige, verbindliche Abschliessen einer

Vereinbarung dar.

Die „Grosskunden“ sind wohl in der Lage,

wenn sie zu einem Netzwerk zusammen

geschlossen wären, für die ganze Gruppe,

ihre Bedürfnisse klar zu formulieren und auch

verbindliche Vereinbarungen abzuschliessen.

Hier besteht die Herausforderung darin,

Page 50: Rundbrief Sommer 09

50 51

die meist unter Zeitdruck stehenden, sehr

unterschiedlichen Individualisten von den

Vorteilen zu überzeugen und „unter einen

Hut“ zu bringen.

Die bestehenden Konsumentenvereine

können die Sicht der Einzelhaushalte

dann gut vertreten, wenn sie eine

ausreichende Grösse und einen internen

Erfahrungsaustausch aufweisen. Verlässliche

Vereinbarungen können sie bei „Aktionen“

mit Vorbestellung abschliessen. Dazu zählen

z.B. die „Gemüse-Abonnemente“ oder

unsere „Grossmengen-Aktionen“. Ihre Sicht

wird präziser, die Transparenz klarer und

die Fähigkeit, verbindliche Regelungen zu

treffen, grösser, wenn die Detaillisten als

„Konsumenten-Vertreter“ mit einbezogen

werden. Auch wenn sie selbst Händler sind,

den Produzenten und dem Grosshandel

gegenüber können sie die Sicht der

Konsumentenschaft einnehmen.

Es kann und soll nie das Ziel sein, für alle

KonsumentInnen verbindliche Regelungen

zu treffen. Eine gut ausgestaltete

Konsumentenorganisation, die

„Grosskunden“ und Detaillisten einbezieht,

kann aber sehr wohl kompetenter

Gesprächspartner sein und auch Regelungen

im Sinne von „Rahmen-Verträgen“

abschliessen. Wie verbindlich die einzelnen

Aussagen werden können, wird sich aus den

konkreten Lebensumständen ergeben.

(b) Ihre aktuelle Verfassung

Die Konsumentenvereine der Schweiz

decken mehr oder weniger die ganze

Deutschschweiz ab und sind in einem

Dachverband zusammengeschlossen. Ihr

Mitgliederbestand ist stetig leicht sinkend.

Nur in Basel hat sich ein regelmässiger

Kontakt mit den Detaillisten etabliert.

Noch nirgends sind die „Grosskunden“

eingebunden. Im Demeterverband und im

„Marktgespräch“ wird aktiv mitgearbeitet.

(5) Schlussfolgerungen für den

KVBU

(a) Die zu bewältigende

Herausforderung des KVBU

Die im Vorangegangenen erläuterten

Überlegungen bestätigen den vom

Vorstand des KVBU schon eingeschlagenen

Weg: Mehr Mitglieder, Einbezug der

„Grosskunden“ in einer besonderen

„Sektion“, Festigung der Zusammenarbeit

mit den Detaillisten und Ausbau der

„Abonnemente“ und „Grossmengen-

Aktionen“ auf Vorbestellung.

(b) Ansätze zur Lösung

Es gilt, die klassischen PR-Wege einer

Interessenorganisation zu begehen.

(6) Zusammenfassung

Wir alle sind mit den dramatischen

Verwerfungen an den Finanzmärkten und

der damit ausgelösten Wirtschaftskrise

konfrontiert. Es ist hier nicht der Ort, alle

Hintergründe und Konsequenzen auszu-

euchten. Was hier aber versucht wurde, ist

ein Aspekt davon, nämlich das Funktionieren

„freier Märkte“ und das der Alternative,

der „assoziativen Märkte“, zu skizzieren.

Dabei haben wir Konsumentinnen und

Konsumenten eine besondere Bedeutung,

wenn wir nicht nur lamentieren, sondern

auch konkret an Verbesserungen arbeiten.

Überall freie Wahl gibt keine

Nachhaltigkeit!

Page 51: Rundbrief Sommer 09

50 51

Den „freien Märkten“, im Gegensatz zur staatlichen Planwirtschaft, verdanken wir viel:

Auswahl und attraktive Produkte dank Wettbewerb sowie auf die Abnehmer hin orientierte

Qualitäten und Mengen. Aber das heutige System hat auch seine Schwächen: Grösse und Stärke

gewinnt, die Wünsche der kleinen Minderheiten finden keine Beachtung, wir schwanken immer

schneller zwischen „Überhitzung“ und „Rezession“ und es braucht immer stärkere staatliche

Regulationen, um die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Eines ist klar

geworden: wenn jede und jeder Einzelne „frei“ als „willkürlich, so wie es meinen momentanen

Interessen entspricht“ versteht, dann entsteht in der Summe keine nachhaltig ausgewogene

Wirtschaftsaktivität.

Die Alternative: Assoziationen

Die Grundidee der Alternative: innerhalb der gesetzlichen Randbedingungen sollen die Märkte

von „Assoziationen“, d.h. Vertretungen jeweiliger Anbietern und Abnehmern, mit auf konkrete

Situationen abgestimmten Vereinbarungen, reguliert werden. Im Gegensatz zur heutigen

Kartellgesetzgebung wären Zusammenschlüsse und Absprachen nicht nur erlaubt, sondern

gefordert; aber immer und nur mit der „anderen Seite“ zusammen. Der Interessenausgleich soll

nicht durch den anonymen Kampf im Wettbewerb, sondern durch Transparenz und Reflexion

der Konsequenzen, herbei geführt werden. Qualität, Mengen und Preise sollen durch den

„assoziativen Markt“ bestimmt werden.

Die Voraussetzung: verantwortliches Handeln der Konsumentenschaft

Das Konzept setzt allerdings voraus, dass wir KonsumentInnen beginnen, „Freiheit“ als „aus

meiner individuellen Verantwortung mir und dem Umfeld gegenüber“ zu leben. Auswahl ja,

aber falls nötig, mit Einschränkungen. Das Konzept setzt ferner voraus, dass sich nicht nur die

Hersteller und der Handel, sondern auch die Konsumentenschaft organisieren, um die Bedürfnisse

artikulieren zu können. Auch der Konsum muss zu verbindlichen Vereinbarungen fähig werden.

Der Konsumentenverein will das entwickeln

Genau das, am Beispiel der Demeter-Produkte, zu entwickeln, das ist das Ziel und die aktuelle

Tätigkeit des Konsumentenvereins Basel und Umgebung. Aber um wirksam werden zu können,

brauchen wir noch mehr Menschen, die das selbe auch tun wollen. Wir suchen <Jung und Alt>,

die unser Engagement mit den nächsten Schritten im Alltag und einer Mitgliedschaft bei uns

unterstützen. Nur zusammen werden wir stark!

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Bericht vom Verbrauchertreffenvon Hans Ueli Eisenhut

(Präsident des Schweizerischen Verbandes der Konsumentenvereine zur Förderung der

biologisch-dynamischen Landwirtschaftsweise und assoziativer Wirtschaftsordnung)

1. Planung eines Konsumentenkongresses in

Zürich im März 2010

Arbeitstitel: Konsumenten – Auftraggeber

der Wirtschaft – ein Beitrag zu einer neuen

Finanz- und Realwirtschaft

2 Vorträge zum Tagungsthema

2 Vorträge von Wirtschaftsunternehmer

Forum: moderiertes Gespräch mit Vertretern

aus Politik, Landwirtschaft, Handel und

Konsumenten

Zurzeit werden Sponsoren gesucht.

2. Projekt neue Homepage

www.demeterkonsumenten.ch

Die Delegiertenversammlung vom 25.4.2009 hat

beschlossen, bis Ende Oktober 2009 eine neue

Veranstaltungsrückblick

„lebendige“ Homepage zu gestalten. Bedingung ist, dass diese regelmässig gewartet

wird und möglichst aktuelle und interessante News, Umfragen, Infos, Listen etc. bietet.

Ein wichtiger Faktor ist die Mitgliederwerbung.

3. Mitarbeit an der Sozialen Charta DEMETER

Als Mitglied eines der drei Poolpartner des Demeter Verbandes Schweiz hat eine

Arbeitsgruppe des Verbandes im April zuhanden des Demeter Verbandes einen Text

erarbeitet. Er besteht aus fünf Punkten: 1. Präambel, 2. Kulturelles Engagement,

3. Verbindlichkeit in sozialen Beziehungen, 4. Partnerschaftliches Wirtschaften, 5.

Erklärung. Wünschenswert wäre, wenn unsere Inhalte in die bestehende Version des

Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft einfliessen könnten.

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Blick fürs Ganze

Anlässlich des Jahrestreffens der Biologisch-

Dynamischen Assoziation von Indien

(BDAI) in Bangalore am 10. Januar 2009

reiste Ulrich Rösch von der Sektion für

Sozialwissenschaften am Goetheanum nach

Indien. Thema war die Verbindung mit der

weltweiten Bewegung.

Unser Weg in den Süden Indiens führte

uns durch Kerala, wo auf verschiedenen

Farmen Kaffee, Tee, Gewürze und Früchte

biologisch-dynamisch angebaut werden.

Er ging durch das Kardamom-Gebirge,

durch die West Ghats auf die Kurinji-Farm

nahe Madurai, wo vor allem Mangos und

Birnen angepflanzt und verarbeitet werden.

In vielen in Europa vertriebenen Demeter-

Säften sind Kurinji-Mangos enthalten.

Kerala heißt in Indien ‹God’s own land›.

Wenn man die Fruchtbarkeit dieses Landes

und die freundlichen Menschen sieht,

kann man glauben, dass das stimmt. Aber

es ist nicht nur Paradies. Wälder wurden

abgeholzt, dafür Monokulturen für Tee,

Kaffee und Kautschuk angelegt. Trotz

vieler Bemühungen – Kerala hat die kleinste

Zahl von Analphabeten in Indien – ist die

Bevölkerung zu stark gewachsen und damit

vor allem der Mensch und Natur zerstörende

Autoverkehr.

Bei allem Erfolg – Gefahr der Isolierung

Von der Kurinji-Farm fuhren wir mit dem

Stand der Demeter-Bewegungvon Ulrich Rösch

Präsidenten der BDAI, Jakes Jayakaran,

nach Bangalore. Hier fand das Jahrestreffen

der BDAI statt. Die biologisch-dynamische

Bewegung, so erfolgreich sie in Indien

ist, dürfe sich, so Ulrich Rösch von der

Sektion für Sozialwissenschaften am

Goetheanum, nicht isoliert von den anderen

anthroposophischen Bestrebungen sehen.

Auch Umesh Chandrasekar, Direktor des

Instituts für Marktökologie in Indien, wies

darauf hin, dass bei aller erfolgreichen

Arbeit der letzten Jahre wegen großer

Arbeitsbelastung der einzelnen Initiativen

der Blick auf das Ganze manchmal etwas zu

kurz komme.

Carolin Hedman von der Initiative Sophia,

Järna (SE), bekräftigte die Bedeutung des

Internationale Sektionsarbeit: Indien

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weltweiten Netzwerkbildens. Sie begleitet junge Menschen, die von Schweden aus nach Indien

entsandt werden, um dort vor allem in ländlichen Initiativen mitzuarbeiten, zum Beispiel bei

der Initiative in Sevapur. Dort gibt es im Rahmen eines größeren sozialen und pädagogischen

Projektes auch eine biologisch-dynamische Farm.

Nirmala Diaz von der Sloka-Waldorfschule in Hyderabad gab einen Einblick in die Arbeit der

Waldorfschulen in Indien. Von einigen der landwirtschaftlichen Initiativen kam der Wunsch, eine

Erweiterung durch eine Schule zu bekommen.

Die biologisch-dynamische Ausbildung in Indien war Thema von David Hogg, dem Sekretär

der BDAI. In Zentralindien stellten vor allem Frauen die Landwirtschaft eines ganzen Dorfes auf

biologisch-dynamisch um. Hogg berichtete vom wachsenden Maikaal-Projekt und von der von

Rithu Baruah geleiteten Landbauschule. Einen herzlichen Dank sprach er an Peter Proctor aus, der

in Indien über viele Jahre biologisch-dynamische Ausbildungskurse durchgeführt hat und dort als

Lehrer ‹par excellence› verehrt wird. Jetzt musste er aus Gesundheitsgründen nach Neuseeland

zurückkehren.

Und Jakes Jayakaran berichtete über seine Arbeit in China, wo er auf großes Interesse stieß

und mehrere Kurse durchgeführt hat. Dort wird allerdings Wert darauf gelegt, dass biologisch-

dynamische Landwirtschaft mehr eine Methode und Technik ist; der weltanschauliche Hintergrund

muss sehr zurückgestellt werden.

Soziale Bedeutung

In der Weihnachtszeit 2008 besuchte Ulrich

Rösch vom Goetheanum den Gateway-

Zweig in Mumbai. Eine kleine Impression

von der Stimmung vor Ort.

Es ist für einen Mitteleuropäer schon

Gateway-Zweig in Mumbaivon Ulrich Rösch

eigenartig, wenn man am frühen

Weihnachtsmorgen nach Mumbai einfliegt

und es dort, mitten in der Nacht, noch 26

Grad Celsius hat. Obwohl die Anschläge von

Mumbai noch nicht einmal vier Wochen her

sind, ist äußerlich wie immer ein geschäftiges

Treiben vorzufinden.

Internationale Sektionsarbeit: Indien

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Am zweiten Weihnachtstag treffe ich

einige Mitglieder des Gateway-Zweiges der

Anthroposophischen Gesellschaft bei der

Familie Bana im Zentrum von Mumbai. Dort,

mitten in der Stadt an der lärmigen Grant

Road, treffen sich die Zweigmitglieder.

Die bescheidene Wohnung der Familie

Bana, wo neben Aban auch die Schwester

Dilnawaz und der 98-jährige Vater wohnen,

welcher noch täglich studiert und kleine

Dichtungen schreibt, wird links und rechts

von muslimischen Familien eingerahmt.

Im Raum fällt mein Blick sofort auf die

aufgebaute (‹Ostheimer›-)Krippe mit den

Hirten, den Königen, Maria und Joseph

und dem Christuskind. So fühle ich mich

angeregt, über das Weihnachtsgeschehen

und seine soziale Bedeutung zu sprechen,

das Hereinkommen der Weisheit durch die

Könige, das soziale Zusammenwirken der

Hirten und des Zentrums, des Christuskindes,

das uns aufruft, miteinander in eine

gerechte soziale Beziehung zu treten.

Ich bin mir bewusst, dass vor mir Hindus aus

verschiedenen Kasten, auch Brahmanen,

sitzen, Muslime, Christen und Parsis, die auf

die zarathustrische Strömung zurückgehen.

Es ist eine dichte Atmosphäre, die uns den

tosenden Straßenlärm in Mumbais Zentrum

ganz vergessen lässt.

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Sadhana Villagevon Ulrich Rösch

Soziale Umsichtigkeit

Bei Pune liegt die heilpädagogische

Einrichtung Sadhana Village. Sie wurde

vor 15 Jahren von V. N. Deshpande mit

Unterstützung der Camphill-Gemeinschaft

Copake (US) eingerichtet. Neben ihrer

heilpädagogischen Aufgabe kümmert sich

die Gemeinschaft von Sadhana Village auch

um bessere soziale Bedingungen in der

Umgebung.

Sadhana Village liegt in einem herrlichen Tal

etwa 35 Kilometer nordöstlich von Pune.

Obwohl die Einrichtung sehr abgelegen

ist, umgeben von ursprünglichen Dörfern,

hat sie neben den Beziehungen zu den

Camphill-Einrichtungen in den USA auch

zahlreiche Praktikanten aus Europa, welche

durch die Freunde der Erziehungskunst

Rudolf Steiners vermittelt und betreut

werden. Die Gemeinschaft lebt in drei

verschiedenen Häusern.

Neben der heilpädagogischen Arbeit holt

man Kinder mit Bussen nach Sadhana

Village, um ihnen in ‹Freizeitschulen›

Bildung zu ermöglichen. Viele von ihnen

weigern sich, in die vom Staat betriebenen

Schulen zu gehen.

Während meines Besuchs bemerkte ich bei

der gemeinsamen Eurythmie aller Bewohner

der Einrichtung mit Aban und Dilnawaz Bana

sofort an der Freude und dem engagierten

Mitmachen der Betreuten, dass die beiden

schon öfters dort gearbeitet haben. Es war

erwärmend zu beobachten, wie sich die

Betreuten liebevoll gegenseitig helfen. Alle

machten mit: die Betreuten, die Mitarbeiter,

die Praktikanten und die Gäste.

Aufbrechende Sozialstrukturen

Nach der Eurythmie spreche ich mit

den Praktikanten, meist ehemalige

Waldorfschüler, über den sozialen Impuls,

der einer solchen Einrichtung zugrunde

liegt. Dar?über hatten sie an ihren Schulen

nicht viel gehört. Umso engagierter war

das Gespräch, das sich an die Darstellung

anschloss. Wahrscheinlich hätte es noch

den ganzen Abend gefüllt, wenn nicht eine

Gruppe ihre 36-stündige Reise nach Kolkata

hätte antreten müssen, wo ein gemeinsames

Treffen aller Praktikanten in Indien auf

Einladung der ‹Freunde› stattfand.

Am nächsten Tag fuhren wir in die

umgebenden Dörfer. Die sozialen Strukturen

sind dort völlig am Aufbrechen. Von dem,

was einmal dort stabilisierend war, ist nur

noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben.

Nachdem die Gemeinschaft das über eine

Studie wahrgenommen hatte, fing sie an, mit

den Dorfbewohnern Projekte aufzubauen:

den Bau von Bewässerungsanlagen,

Toiletten und ersten Anfängen einer

Abwasserbeseitigung. Insbesondere

Frauen bildeten Selbsthilfegruppen, die

Internationale Sektionsarbeit: Indien

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neben wirtschaftlichen Hilfen vor allem

Bewusstsein für sauberes Trinkwasser

entwickelten. Darüber hinaus wird den

Frauen dabei geholfen, häusliche Gewalt

abzuwehren und über Kleinkredite

unternehmerisch tätig zu werden.

Wunsch nach Waldorfschule fürs Dorf

Am nächsten Tag kam der Gründer von

Sadhana Village, um gemeinsam mit uns

zu besprechen, ob nicht in absehbarer

Zeit eine Waldorfschule für die Dorfkinder

eingerichtet werden könne. Es wäre eine

English Medium School, die bis zur 8. Klasse

relativ frei arbeiten könnte. Das Problem ist,

wie überall, die geeigneten Lehrerinnen für

solch eine Schule zu finden.

Aban Bana sagte ihre Hilfe zu und

empfahl, alle Interessenten zu ihrem

Lehrerbildungskurs, der jeden Mai im

nahegelegenen Kandhala stattfindet,

zu senden. Es war beeindruckend

wahrzunehmen, mit welcher sozialen

Umsichtigkeit der über siebzigjährige V.

N. Deshpande diesen Schritt einer eigenen

Schule vorbereitet.

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„Was ist erquicklicher als Licht?Das Gespräch.“ Aus Goethes Märchen von der Grünen Schlange und der Schönen Lilie.

Wenn über soziale Verantwortung gespro-chen wird, sind viele berührt, dass heute noch Millionen von Menschen an Hunger sterben. Wäre aber nicht ein erster nötiger Schritt, dass wir anfangen den anderen Menschen in seiner Einmaligkeit wahrzu-nehmen? Leidet nicht unsere Welt darunter, dass wir es nicht verstehen, miteinander ins Gespräch zu kommen, uns zu begegnen?

In vorbereitenden Treffen wurde deutlich, dass das Gespräch mit den anderen wichtig wurde. Wir erfuhren von Begegnungen, in denen vieles durch ein Gespräch entstanden ist. Möglichkeiten eröffneten sich oder aus der Situation wurde etwas ganz besonderes geboren. Im aktiven Interesse am anderen Menschen, das im nächsten Schritt zu einem menschheitlichen Interesse werden kann, erschließt sich eine zukünftige Dimension. Ins Gespräch kommen heißt auch geistige Zusammenhänge wahrnehmen. Wie kann ich mich als Individualität mit der ganzen Menschheit verbunden fühlen?Will ich mich selbst finden, dann muss ich In-teresse für die Nöte der Welt entfalten. Will ich die Welt verändern, so kann ich das nur aus der Wahrnehmung der anderen Men-schen und einem selbstbewusstem Denken. Welche Qualität muss das Denken bekom-men, damit richtige Gedanken über neue

VeranstaltungsvorblickIns Gespräch kommen - soziale Verantwortung fördern vom 27.-28.11.2009von Katie Dobb, Ulrich Rösch

soziale Einrichtungen entstehen können? Wie müssen Einrichtungen aussehen, damit die Menschen die richtigen Gedanken und Empfindungen gegenüber den anderen in sozialer Beziehung haben können? Die Drei-gliederung des sozialen Organismus kann uns eine Orientierung geben, damit wir in den zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Gestaltung unserer Einrichtungen aber auch im Gestalten der Gesellschaft als Ganzem einen Beitrag leisten können. Nur so können wir einen Weg aus dem Chaos der Gegenwart heraus finden.Begegnung kann dann zu einem künstleri-schen Prozess werden, eine soziale Skulptur kann zwischen den Menschen entstehen. Wir wollen Begegnungsmöglichkeiten schaffen, in denen viele Menschen die erquickende und schöpferische Kraft des Gesprächs entdecken, mit dem Ziel, immer mehr die gegenwärtigen Nöte der Zeit und unsere aktuellen sozialen Aufgaben wahr-zunehmen.Diese Veranstaltung der Sektion für Sozial-wissenschaften und der Jugendsektion soll helfen, dass sich bei allen Teilnehmenden ein „neues“ tätiges Mitempfinden ent-wickeln kann. Das Erfahren des sozialen Ganzen benötigt die Wahrnehmung des anderen – und daraus kann ein neues sozia-les Verantwortungsgefühl entstehen. Wenn wir in der rechten Weise zusammenwirken werden, so kann dieses Wochenende zu einem einmaligen sozial-künstlerischen Er-eignis werden.

Veranstaltungsvorblick

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Veranstaltungsübersicht200908.-11. August Tagung in Nordamerika, Chestnut Ridge (NY)

Inner Transformation and Social RenewalSocial Science Section in North America

11.-12. August Treffen der Sektionsmitglieder in Spring Valley, USAKollegium der Sozialwissenschaftlichen Sektion in Nordamerika

04.-05. September Nachhaltige Entwicklung als Schicksalsfrage – das Böse stel-len Values & More (Alexandra Traun) und das Goetheanum

05. September Spirituelle Kultur von Müttern und VäternArbeitstag der Familienkultur

10.-11.September Geschwindigkeit im Unternehmen2. interdisziplinäres Wirtschaftsforum am GoetheanumPerspektiven für Veranwortliche in Wirtschaft und KulturChristine Blanke

12. September Religion - Tätigkeit der Freiheit und LiebeFortbildung zur Selbsterziehung am FamilienlebenClaudia Stockmann

20.-21. September Aufgaben einer neuen Wirtschaftswissenschaft„Methodik und Grundbegriffe des Nationalökonomischen Kurses und ihrer Beziehung zur Wirtschaftspraxis“ (auf Ein-ladung) Einleitungen: Paul Mackay, Prof. Dr. Marcelo da Veiga und Ulrich Rösch

24.-27. September Gemeinschaftsbildung im Lichte MichaelsMichaeli-Tagung 2009Allgemeine Anthroposophische Sektion

08.-11. Oktober Darwin und der Soziale Organismus (Kolloquium)Naturwissenschaftliche Sektion und Sektion für Sozialwissenschaften (auf Einladung)

23.-24. Oktober Kolloquium zur Konfliktforschung

13.-14. November Nervosität und IchheitFortbildung zur Selbsterziehung am FamilienlebenRudy Vandercruysse

26.-27. November Zukunfts-Perspektiven der SektionKolloquium (auf Einladung)

27.-29. November Ins Gespräch kommen – Soziale Verantwortung fördernSektion für Sozialwissenschaften und Jugendsektion

Veranstaltungsvorblick

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Hausmitteilung Initiative: Benjamin Kohlhase-Zöllner sucht seitens der Sektion für Sozialwissenschaften Kontakt zu Studenten mit sozialwissenschaftlichen Forschungsfragen. Gerne hilft er mit Tipps und Recherche bei Haus-, Diplom- und Doktorarbeiten um anthroposophsiche Fachliteratur in diese Arbeiten einfliessen zu lassen. Gerne können Sie ihm auch eine Kopie ihrer Arbeit für das Sektionsarchiv und die Studenten vor Ort senden. Für Fachfragen im Schwerpunkt VWL, BWL und Management steht er Ihnen gerne zur Verfügung. Aber auch beim Vermitteln von Praktikums- und Praxissemesterplätzen helfen wir nach Möglichkeit gern.Kontakt: [email protected]

ImpressumHerausgeber und Copy right: Freie Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum - Sektion für SozialwissenschaftenRedaktion: Ulrich Rösch, Hanna KoskinenLayout und Gestaltung: Kohlhase Verlag und Consulting www.kohlhase-consulting.comRechtshinweis: Alle Texte sind Urheberrechtlich geschützt. Die Texte spiegeln nicht zwingend die Auffassung der Sektion wieder.

201022.-23. Januar Hochschultreffen Familienkultur

Zur 17. Klassenstunde

05.-07. März In Gegensätzen miteinander

Akives Recht im Streit um die Mitte

Öffentliche Tagung zum Rechtsleben

16.-17. März Kolloquium zur Konflicktforschung in Deutschland

10. Oktober Treffen zur Altenarbeit

29.-30. Oktober Kolloquium zur Konfliktforschung

Tickets online bestellen unter: www.goetheanum.org