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Sakrale Denkmäler

Sacred Sights

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Sakrale Denkmäler

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In dieser Broschüre werden Sie die bedeutendsten und schönsten sakralen Denkmäler Tschechiens vorfinden, etwas über deren Geschichte lernen und Ausflugstipps in die nähere Umgebung erhalten. In den Mauern der Kirchen, Dome, Synagogen und Klöster ist die Geschichte dieser bemerkenswerten Orte eingraviert und möchte entdeckt werden. Die Broschüren kann als ein kleiner Leitfaden dienen, um jene Orte zu entdecken, die für die Entstehung des späteren tschechischen Staates entscheidend waren. Viele der sakralen Denkmäler werden Sie auf eine spirituelle Reise mitnehmen und Ihnen einen Einblick in jene Epochen gewähren, in denen sowohl der christliche als auch der jüdische Glaube eine entscheidende Rolle spielten. Herzlich willkommen in Tschechien – entdecken Sie mit uns die sakrale Geschichte Böhmens und Mährens!

Die spirituellen Traditionen Tschechiens

Zahlreiche Ereignisse, die sich auf dem Staatsgebiet der heutigen Tschechischen Republik abspielten, hatten eine grenzüberschreitende Dimension. Viele dieser Ereignisse waren mit dem Einfluss des Christentums verbunden, denn diese vorherrschende religiöse Strömung wirkte sich auch auf die politischen Entscheidungen des jeweiligen Herrschers aus. Bei Ihrer Reise durch Tschechien auf den Spuren der sakralen Denkmäler werden Ihnen Bau- und Kunstwerke der verschiedensten Epochen begegnen, die die Fertigkeiten unserer Vorfahren widerspiegeln. Hinter jedem menschlichen Werk stecken Schicksale, Inspiration, Glauben, Gottesfurcht und das Streben des Menschen danach, die großen Zusammenhänge zu verstehen.

Inhaltsverzeichnis

Die spirituellen Traditionen Tschechiens .................................................................... 1

Die Anfänge des Christentums .................................................................................... 2

Die Wege von Pilgern, Mönchen und Baumeistern ................................................... 7

Die Wege eifriger Prediger und Ketzer ....................................................................... 15

Barockkunst im Dienste der katholischen Kirche .................................................... 18

Die Wege der orthodoxen Christen ........................................................................... 22

Die Wege des Judentums .......................................................................................... 26

Znojmo

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Tschechien befindet sich im Herzen Europas, an der Grenze zwischen der östlichen und der westlichen Kultur. Somit kreuzten sich in diesem relativ kleinen Land nicht nur Handelswege sondern auch spirituelle Wege.

Die Anfänge des Christentums

Die St.-Georgs-Rotunde auf dem Říp

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Auf den Spuren der hl. Kyrill und MethodAus dem fernen Südosten, aus Thessaloniki, kamen im Frühling des Jahres 863 die Brüder Konstantin (der später den Mönchsnamen Kyrill annahm) und Method nach Großmähren. Sie kamen auf Einladung des großmährischen Fürsten Rastislav, um den christlichen Glauben bei den slawischen Völkern zu verbreiten. Und sie waren erfolgreich, was unter anderem daran lag, dass sie den Gottesdienst in der für das Volk verständlichen altslawischen Spache feierten, und nicht wie bis dahin üblich, auf Latein. Außerdem arbeitete Kyrill eine Schrift aus, die Glagoliza (später wurde das Kyrillische Alphabet nach ihm benannt).

Velehrad

Dieses Städtchen im Südosten Mährens ist der wichtigste Wallfahrtsort Tschechiens. Vermutlich befand sich hier im 9. und 10. Jahrhundert die Hauptstadt des damals mächtigen Großmährischen Reiches. Vermutlich ist hier auch der Apostel und Erzbischof Method bestattet. Im Jahr 1985 schenkte Papst Johannes Paul II. der Basilika von Velehrad die sogenannte „goldene Rose“ ― ein Ehrengeschenk, das außer Velehrad bislang nur die Wallfahrtsorte Lourdes in Frankreich, Guadeloupe in Mexiko und Częstochowa in Polen erhalten haben. www.velehrad.eu

Die Wallfahrt zu Ehren von Kyrill und Method findet immer am 5. Juli, am Gedenktag der Heiligen, statt.

Svatý Hostýn

Der Wallfahrtsberg Svatý Hostýn ist wegen der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (Basilica minor aus dem Jahr 1748) und ihrer Marienstatue der beliebteste Wallfahrtsort Mährens. Besonders sehenswert ist die Kapelle, in der eine Heilwasser-Quelle entspringt. Der Ort ist ebenfalls für seinen einzigartigen Kreuzweg berühmt, der vom namhaften Jugendstil-Architekten Dušan Jurkovič gestaltet wurde. Der Berg ist mit dem Wallfahrtsort Velehrad über einen Pilgerweg verbunden, auf dem viele weitere sakrale Sehenswürdigkeiten zu sehen sind.

Das frühe Christentum in Prag

Die Prager Burg

Dieser Burgkomplex, der zu den weltweit größten gehört, war der Herrschaftssitz sowohl von böhmischen Königen als auch von römischen Kaisern. Heute ist es die offizielle Residenz des tschechischen Staatspräsidenten und befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Wahrzeichen der Prager Burg ist der St.-Veits-Dom (Katedrála sv. Víta, Václava a Vojtěcha). Ursprünglich befand sich hier eine Rotunde aus dem 10. Jahrhundert. Kaiser Karl IV. begann im Jahr 1344 mit dem Dombau, der erst 1929 abgeschlossen wurde. Im zweiten Burghof kann in der Heilig-Kreuz-Kapelle (Kaple sv. Kříže)

eine interessante Ausstellung zum Domschatz besichtigt werden. www.hrad.cz

Stift Břevnov

Das Stift Břevnov (Břevnovský klášter) wurde 993 als erstes Benediktinermännerkloster auf böhmischem Gebiet vom heiligen Adalbert (Vojtěch), dem zweiten Bischof von Prag, und Fürst Boleslav II. gegründet. Unter der St.-Margareta-Klosterkirche befinden sich in der Krypta noch Überreste der ursprünglichen romanischen Kirche. Anfang des 18. Jahrhunderts jedoch wurde die Kirche samt Kloster im barocken Stil umgebaut. www.brevnov.cz

Kosten Sie das Bier aus der Klosterbrauerei Břevnovský Benedict, dessen Geschichte ins 13. Jahrhundert zurück reicht. Die Brauerei ist in einem barocken Gebäude, dem ehemaligen Reitstall, untergebracht.

Velehrad Der St.-Veits-Dom

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Die St.-Martins- Rotunde in Vyšehrad

Das älteste erhaltene frühchristliche Bauwerk in Prag ist die St.-Martins-Rotunde (Rotunda sv. Martina) in Vyšehrad. Sie wurde im 11. Jahrhundert gebaut und ist mit ihrem Durchmesser von 6,5 Metern auch die größte Rotunde in Prag. www.praha-vysehrad.cz

Die Umgebung von PragStará Boleslav

Stará Boleslav ist als jener Ort, an dem der böhmische Fürst und Heilige Wenzel (Václav) ermordet wurde, in die Geschichte eingegangen. Der hl. Wenzel ist der wichtigste Schutzpatron des Landes und zugleich ein Symbol der tschechischen Staatlichkeit.

An seine Ermordung erinnert der Gebäudekomplex Svatováclavský areál. Die Mariä-Himmelfahrts-Kirche (Chrám Nanebevzetí Panny Marie) in Stará Boleslav birgt ein kostbares Unikat: Das sogenannte Palladium České země, ein Metall-Relief auf dem Maria mit dem Jesuskind dargestellt ist. www.staraboleslav.com

Der Berg Říp

Der Berg Říp hat eine wichtige symbolische und historische Bedeutung. Auf dessen Gipfel befindet sich die wohl berühmteste romanische Sehenswürdigkeit Tschechiens: die St.-Georgs-Rotunde (Rotunda sv. Jiří). Der Legende nach sollen sich hier die Vorfahren der Tschechen niedergelassen haben und man sagt, jeder Tscheche sollte zumindest einmal im Leben diesen Berg besteigen.www.rip.ceskehory.cz

Seit dem 11. Jahrhundert ist auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens das Christentum der Westkirche der vorherrschende Glaube. Ab dem 11. Jahrhundert kamen vermehrt Mönche und Nonnen ins Land, bildeten die Menschen weiter und eröffneten ihnen eine neue Perspektive auf die Architektur. So entstanden Klöster, Kathedralen und die Tradition der Wallfahrten.

Die Wege von Pilgern, Mönchen und Baumeistern

Stift Břevnov

Svatý Kopeček bei Olomouc

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Die treibende Kraft beim Bau romanischer Rotunden, Kirchen, Basiliken und Klöster waren die Benediktinermönche. Sie verbreiteten außerdem auch die Tradition der Heiligenverehrung und alle Benediktinerabteien wollten bedeutende Wallfahrtsorte sein. Die Verzierungen der sakralen Bauwerke mit Wandmalereien und Skulpturen hatten neben dem ästhetischen auch einen pädagogischen Zweck: Man stellte nämlich sowohl das Leben der Heiligen als auch das der Herrschergeschlechter dar. Ab Mitte des 12. Jahrhunderts wirkte im Land ein weiterer bedeutender Orden: Die Zisterzienser, deren Klöster Wohlstand, Bildung und Kunst verkörperten. Außerdem kümmerten sich die Zisterziensermönche um Bedürftige. Durch die Weiterentwicklung und Perfektionierung des mathematischen und geometrischen Verständnisses waren die Menschen nun in der Lage, Bauwerke in einem neuen Stil zu errichten – und so entstand die Gotik. Fortan baute man nicht einfach nur Kirchen und Klöster,

sondern auch prächtige Kathedralen, deren Fenster Geschichten aus dem Leben der Heiligen erzählten.

KlösterKlöster und Bier

Das Besondere an den Klöstern in Böhmen und Mähren ist ihre bemerkenswerte Bierbraukunst. Bis ins 12. Jahrhundert war Bier ein fester Bestandteil des Speiseplans; es wurde täglich konsumiert und in den Klosterküchen gebraut. Wegen seiner Nährstoffe war Bier nämlich eine ideale Nahrungsergänzung, insbesondere während der Fastenzeit. Nach und nach entstanden dann in den Klöstern Brauereien. Manche Bier- und Brauereinamen erinnern noch heute an die enge Verbindung, die einst zwischen den Klöstern und der Bierbraukunst herrschte: Opat (auf Deutsch: Abt – das Bier des Stifts Broumov), Klášter (auf Deutsch: Kloster – das Bier der Gemeinde Klášter Hradiště nad Jizerou) und Sv. Norbert (auf Deutsch: Heiliger Norbert – das Bier des Klosters Strahov in Prag).

Vyšší Brod

Das Zisterzienserkloster in Vyšší Brod unweit von Böhmisch Krumau (Český Krumlov) wurde 1259 vom Adelsgeschlecht der Herren von Rosenberg gegründet. Der Bau dauerte insgesamt über 100 Jahre. Besonders wertvoll ist die hier aufbewahrte und gut erhaltene Madonna von Vyšší Brod – eines der schönsten gotischen Tafelbilder in Tschechien. www.klastervyssibrod.cz

Zlatá Koruna

Dieses malerische Zisterzienserkloster, das zu den wertvollsten gotischen Gebäudekomplexen Mitteleuropas gehört, thront auf einem Felsvorsprung über der Moldau unweit von Böhmisch Krumau. Das Kloster birgt eine Kuriosität, die ihm einst der französische König schenkte: einen Dorn aus der Dornenkrone Jesu. Daher stammt auch der Name des Klosters, denn „Zlatá Koruna“ bedeutet auf Deutsch goldene Krone. Das malerische Kloster birgt zahlreiche architektonische Schätze, unter anderem auch den größten Dom Südböhmens: die Mariä-Himmelfahrts-Kirche. www.klaster-zlatakoruna.eu

Das Kloster Zlatá Koruna ist stolzer Besitzer eines musikalischen Unikats. Im Jahr 2012 erwarb es einen einzigartigen Konzertflügel der renommierten Berliner Firma Carl Bechstein. Es handelt sich um ein besonderes Unikat, das auf Bestellung des Petersburger Zarenpalasts gebaut worden war. Dank des Flügels sind die regelmäßig im Kloster stattfindenden Konzerte ein nicht zu verpassendes Erlebnis.

Želiv

Kloster Želiv wurde im Jahr 1139 gegründet. Zunächst lebten hier Benediktinermönche, die aus der nahe gelegenen Abtei in Sázava gekommen waren. Später ließen sich hier Prämonstratensermönche aus dem rheinland-pfälzischen Steinfeld nieder. Im Laufe seiner Geschichte musste das Kloster nach verheerenden Bränden mehrfach umgebaut werden. Die umfassendsten Baumaßnahmen erfolgten zwischen 1713 und 1720 im

Stil der Barockgotik und wurden vom berühmten Baumeister Johann Blasius Santini-Aichl durchgeführt. Während des kommunistischen Regimes im 20. Jahrhundert wurde das Kloster zum Internierungslager für Geistliche umfunktioniert. Es befindet sich inmitten der malerischen Region Vysočina und ist von zahlreichen herrlichen Rad- und Wanderwegen umgeben.

Zum Klostergelände gehört auch die Klosterbrauerei Želivský klášterní pivovar, in der nach traditionellen Verfahren sechs verschiedene Biersorten hergestellt werden. Das Kloster bietet ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten für jene, die auf der Suche nach Ruhe, Einkehr und Spiritualität sind.

Stift Tepl

Das Prämonstratenserkloster Stift Tepl (Klášter Teplá) wurde Anfang des 12. Jahrhunderts inmitten einer malerischen Landschaft unweit von Marienbad (Mariánské Láznĕ) gegründet. Zur Jahrhundertwende des 17./18. Jahrhunderts wurde das Kloster von Christoph Dientzenhofer im barocken Stil umgebaut. Die Klosterbibliothek beherbergt 100.000 Bände und gehört zu den ältesten und bedeutendsten Bibliotheken Tschechiens. Zum Klostergelände gehören außerdem auch ein Park mit einem kleinen See und ein Kreuzweg.www.klastertepla.cz

Gleich hinter der Klostermauer befindet sich ein 9-Loch-Golfplatz. Während der Hochsaison von Ostern bis Ende Oktober bietet das Klosterhotel Unterkunftsmöglichkeiten.

Kloster Vyšší Brod

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Kathedralen

Kutná Hora

Das Städtchen Kutná Hora hat gleich zwei beeindruckende Kathedralen zu bieten: Auf dem Gelände des ehemaligen Zisterzienserklosters im Stadtteil Sedlec befindet sich die Basilika Mariä Himmelfahrt (Kostel Nanebevzetí Panny Marie) (siehe Seite 21). Die zweite Kathedrale ist der Schutzpatronin der Bergarbeiter, der heiligen Barbara, geweiht: der Dom der heiligen Barbara (Chrám sv. Barbory). Beide Bauwerke belegen, dass Kutná Hora und dessen Bewohner im Mittelalter sehr reich gewesen sein mussten, was den unweit der Stadt gelegenen Silberminen zu verdanken war. Im Jahr 1388 wurde der Grundstein für den Bau des Doms gelegt, er dauerte jedoch insgesamt 500 Jahre und wurde von den besten Künstlern und Baumeistern durchgeführt.

Im ehemaligen Jesuitenkolleg ist heute die Galerie GASK untergebracht.www.kutnahora.cz

Die künstlerisch bemerkenswertesten Elemente im Dom der heiligen Barbara sollten scheinbar vor menschlichen Blicken geschützt werden und können daher nur mit dem Fernglas bewundert werden: Wenn man ganz genau hinschaut, erblickt man an den Wandelgängen verschiedene Tiere, Dämonen, Harpyien und geflügelte Widder. Dank seiner perfekten Akustik ist der Dom ein angenehmer Ort für Orgelkonzerte.

Die Galerie GASK lockt mit bildender Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Wir empfehlen das Kombi-Ticket, das den Eintritt zur Galerie GASK, zum Sedlec-Ossarium (Kostnice Sedlec), zum Dom der heiligen Barbara und zur Klosterkirche Mariä Himmelfahrt einschließt.www.gask.cz

Der St.-Veits-Dom in Prag

Der St.-Veits-Dom (Katedrála sv. Víta, Václava a Vojtěcha) ist das Wahrzeichen der Prager Burg. Er ist den drei wichtigsten böhmischen Heiligen geweiht: Veit (Vít), Wenzel (Václav) und Adalbert (Vojtěch). Der Dombau begann im Jahr 1344, und wurde erst 1929 vollends abgeschlossen.www.hrad.cz

Der Wenzelsdom in Olomouc

Der Bau des Wenzelsdoms (Katedrála sv. Václava) begann im Jahr 1100. Bereits 31 Jahre später wurde die Kathedrale geweiht. Sie gehört zu den absoluten Spitzenwerken der mittelalterlichen Baukunst in Mitteleuropa. Der Hauptturm ist mit 100,65 m der zweithöchste Kirchturm in Tschechien. Im Wenzelsdom befindet sich außerdem auch die größte Glocke Mährens.www.dom-olomouc.webnode.cz

Die St.-Bartholomäus-Kathedrale in Pilsen

Der Bau der prächtigen gotischen St.-Bartholomäus-Kathedrale (Katedrála sv. Bartoloměje) begann Ende des 13. Jahrhunderts – etwa zur selben Zeit wurde die Stadt gegründet. Die kostbarste Sehenswürdigkeit in der Kathedrale ist die mittelalterliche Gottesmutter-Statue, die Pilsner Madonna.www.katedralaplzen.org

Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in Brünn

Dort, wo heute die Kathedrale (Katedrála sv. Petra a Pavla) steht, befanden sich einst eine Burg und eine romanische Kirche. Später wurde an deren Stelle eine frühgotische Kirche gebaut, die im Jahr 1777 zur Bischofskirche des neu gegründeten mährischen Bistums Brünn (Brno) wurde.

Der Wenzelsdom in OlomoucDer Dom der heiligen Barbara in Kutná Hora

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Wallfahrtsorteund Pilgerwege

Svatý Kopeček bei Olomouc

Früher legten die Menschen großen Wert auf Wallfahrten zu heiligen Stätten und der Wallfahrtsberg Svatý Kopeček (Heiliger Berg) war besonders beliebt. Am Stadtrand von Olomouc (Olmütz) befinden sich zwei architektonische Meisterwerke Mittelmährens: die Basilika Mariä Heimsuchung (Navštívení Panny Marie, Basilica minor) sowie das Prämonstratenserkloster. Dieses weitläufige Klostergelände aus dem 17. Jahrhundert ist das Wahrzeichen der Region und ein herrliches Beispiel für das mährische Barock. Bis heute kommen zahlreiche Pilger auf der Suche nach

Ruhe und Einkehr hierher. Die Basilika gehört zu den am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Region.

1995 besuchte Papst Johannes Paul II. anlässlich eines Jugendtreffens den Wallfahrtsort Svatý kopeček.

Im Stadtzentrum von Olomouc befindet sich die Dreifaltigkeitssäule (Sloup Nejsvětější Trojice) – ein absolutes Spitzenwerk der mitteleuropäischen Barockkunst.Es handelt sich hierbei um ein UNESCO-Denkmal.

Das Kloster Svatá Hora bei Příbram

Über dem mittelböhmischen Städtchen Příbram erstreckt sich der Berg Svatá Hora (Heiliger Berg), der wohl deshalb so heißt, weil hier einer Legende nach einst ein Heiliger lebte. www.svata-hora.cz

Das Kloster Svatá Hora wird unter anderem auch wegen des berühmten gotischen Marienbildnisses Panna Marie Svatohorská aufgesucht, das wundertätig sein soll.

Das Prager Jesuskind

Diese kleine Jesusskulptur ist in der ehemaligen lutherischen Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) in Prag ausgestellt und im Ausland wesentlich berühmter als in Tschechien. Daher wird dieser Wallfahrtsort täglich von hunderten Pilgern aus der ganzen Welt besucht. Mit der rechten Hand segnet das Jesuskind und in der Linken hält es eine Weltkugel mit einem Kreuz – dies symbolisiert, dass Jesus die ganze Welt in seinen Händen hält.

Das Prager Jesuskind kam im Jahr 1556 aus Spanien nach Prag. Karmelitská 385/9 Praha 1 – Staré Městowww.pragjesu.info

Es heißt, das Prager Jesuskind sei wundertätig und habe bereits zahlreiche Menschen von ihren Gebrechen geheilt. Im Jahr 1655 wurde die Statue vom Prager Bischof gekrönt, woran jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai erinnert wird.

Die Via Sacra

Dieser 550 km lange Pilgerweg folgt dem einstigen Handelsweg, der hier entlang führte, und durchquert drei Länder: Tschechien, Polen und Deutschland. Der tschechische Teil des Pilgerwegs startet im Städtchen Hejnice. Hier befindet sich einer der berühmtesten

Das Prager Jesuskind Die Basilika Mariä Heimsuchung in Hejnice

Wallfahrtsorte der Region Liberec: die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Bazilika Navštívení Panny Marie). Weitere Stationen sind Český Dub, Mnichovo Hradiště und Jablonné v Podještědí. www.via-sacra.info

Dort, wo heute die Wallfahrtskirche in Hejnice steht, befand sich einst ein Baum, an den ein armer Handwerker eine kleine Marienstatue hängte, woraufhin ihm Engel erschienen sein sollen.

Von Hejnice ist es ein Katzensprung in den Kurort Láznĕ Libverda, der durch seine wunderschöne Kurkolonnade aus dem 19. Jahrhundert und ein Restaurant, das in einem riesigen Fass (aus dem Jahr 1931) untergebracht ist, besticht.

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Die Reformbewegung in Böhmen war vor allem von einer Person geprägt: Jan Hus. Nach dessen Tod brach in den Ländern der böhmischen Krone die Hussitenrevolution aus, die auch auf die Nachbarländer übergriff. Die böhmische Reformbewegung entstand somit bereits 100 Jahre vor der europäischen.

Die Wege eifriger Prediger und Ketzer

Klokoty

Der Jakobsweg in Tschechien

Auf nach Santiago de Compostela! Auch in Tschechien startet der beliebte Jakobsweg, der in der spanischen Pilgerstadt endet. Wer auf diese Weise reist, kann erahnen, wie einst die Pilger unterwegs waren. Der tschechische Teil des Jakobswegs geht in die deutschen und österreichischen Streckenabschnitte über.

Der nördliche Jakobsweg startet in Zbraslav bei Prag und führt über Burg Karlštejn, die Städchen Beroun und Plasy, den Berg Krkavec bis nach Kladruby. Von hier geht es weiter über die Städtchen Bělá nad Radbuzou und Železná Ruda bis zur deutsch-tschechischen Grenze. Hier geht der tschechische in den deutschen Jakobsweg über, der von hier

weiter Richtung Nürnberg verläuft.Der südliche Jakobsweg führt von Burg Karlštejn über Mníšek pod Brdy, Dobříš, Příbram, Nepomuk, Klatovy und Kdyni zum Grenzübergang Všeruby/Eschlkam und anschließend über den südostbayerischen Jakobs-weg nach Regensburg.

Der mährische Jakobsweg führt von Brünn (Brno) nach Mikulov. Anschließend geht er in den österreichischen Teil des Jakobswegs, der durch Weinviertel in Niederösterreich führt, über. Die Strecke wurde auch nach Norden ausgebaut und führt inzwischen von Brünn nach Olomouc und von dort weiter zur polnischen Grenze. Somit durchquert dieser Teil des tschechischen Jakobswegs ganz Mähren von Nord nach Süd.www.jakubskacesta.czwww.ultreia.cz

Der Hügel Svatý kopeček in Mikulov

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Die Reformbewegung des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts in Böhmen und Mähren war eng mit dem Leben und Wirken von Jan Hus verbunden, einem Universitätsprofessor und Theologen, der von der Weltanschauung des englischen Kirchenreformers John Wyclif beeinflusst war. Jan Hus wurde wegen seiner Ideale von der Kirche verfolgt und starb 1415 nach dem Konstanzer Konzil als Ketzer auf dem Scheiter- haufen. Als Reaktion auf seinen Tod brach in den Ländern der böhmischen Krone die Hussitenrevolution aus, die auch auf andere Länder übergriff. Der Kelch wurde zum Symbol der Reformbewegung und ist es in der protestantischen Kirche bis heute. Die böhmische Reformbewegung entstand somit bereits 100 Jahre vor der europäischen, die von einem anderen Theologieprofessor angeführt wurde: vom Augustinermönch Martin Luther.

Die Hussitenin Prag Die Teynkirche

Dort, wo einst eine romanische Spitalskirche stand, wurde Mitte des 14. Jahrhunderts mit dem Bau der Teynkirche (Kostel Matky Boží před Týnem) begonnen. An der Stirnseite brachte man eine Statue von Georg von Podiebrad, dem „Hussiten-König“, sowie einen großen Kelch als Symbol der Ultraquisten an. Im Jahr 1626 wurde die Hussiten-Statue durch eine Marienskulptur ersetzt. Der Kelch wiederum wurde eingeschmolzen und zu einem Heiligenschein für die Marienskulptur umgestaltet. Celetná 5, Staroměstské náměstí Praha 1 – Staré Městowww.praguewelcome.cz

In der Teynkirche ist der berühmte dänische Astronom Tycho Brahe bestattet.

Die Bethlehemskapelle

Die Bethlehemskapelle (Betlémská kaple) wurde in den 1950er Jahren an einer Stelle gebaut, wo sich einst eine Kapelle aus dem 14. Jahrhundert befand. In dieser ursprünglichen Kapelle hatte Jan Hus in der Muttersprache der Tschechen gepredigt. Jaroslav Fragner, der Architekt der neu errichteten Kirche, übernahm Elemente der ursprünglichen Kapelle. Besonders bemerkenswert sind die erhaltenen Original-Traktate von Jan Hus. Betlémské náměstí 255/4 Praha 1 – Staré Město

Die Reformation in SüdböhmenTábor

Die Hussitenhochburg Tábor wurde im Jahr 1420 gegründet. Der Name der Stadt verweist auf die Verklärung des Herrn auf dem Berg Tabor (im heutigen Israel). Heute ist Tábor ein malerisches Städtchen, in dem der historische Geist noch immer lebendig ist.www.taborcz.eu

Klokoty

Unweit von Tábor befindet sich der barocke Wallfahrtsort Klokoty, der während der Hussitenjahre deshalb berühmt wurde, weil hier Jan Žižka radikal gegen gemäßigte Gruppierungen innerhalb der Hussitenbewegung und gegen die sogenannten „Adamiten“

vorging – in Klokoty ließ er nicht wenige auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Daran erinnert heute die Skulptur von Františkek Bílek, dessen Werke zur Hussiten-Thematik übrigens an vielen Orten der Stadt zu sehen sind.

Besuchen Sie das Hussitenmuseum in Tábor, das im ehemaligen Rathaus untergebracht ist. Die Ausstellung erläutert die Geschichte der Hussitenbewegung und der Hussitenstadt Tábor auf anschauliche Weise. Ebenfalls einen Besuch wert sind die unterirdischen Gänge in Tábor.

Die Teynkirche Tábor

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Mit dem Begriff „Böhmisches Barock“ wird die besondere Ausprägung der Barock-Kunst in Böhmen und Mähren des 16. bis 18. Jahrhunderts bezeichnet. Der barocke Kunststil entstand ursprünglich in Italien und Spanien. In Böhmen und Mähren hingegen wurde diese Stilrichtung von den einheimischen Künstlern und Handwerkern um neue, eigene Elemente bereichert. So entstanden nicht nur prächtige Kirchen, Klöster und Paläste in den Städten, sondern auch kleine Kirchen und Kapellen sowie Bauernhöfe auf dem Land. Auf diese Weise verband man die neue Kunstrichtung mit der traditionellen Volksarchitektur und ließ beides zu einem harmonischen Ganzen, das sich perfekt in die heimische Natur einfügt, verschmelzen. Bis heute sieht man auf dem Land malerische Barockhäuser, die wunderschön mit der Natur harmonisieren. Sowohl in der Hauptstadt als auch in den Regionen Tschechiens ist der barocke Stil die am häufigsten vertretene architektonische Stilrichtung. In den Ländern der böhmischen Krone schufen zahlreiche berühmte Baumeister regelrechte Meisterwerke, unter anderem Christoph und dessen Sohn Killian Ignaz Dientzenhofer und Johann Blasius Santini-Aichl, der den weltweit einzigartigen Stil der Barockgotik geprägt hat.

Es empfiehlt sich, auf den Glockenturm der St.-Nikolaus-Kirche zu steigen, denn von hier hat man eine herrliche Aussicht auf die Stadt.

Auf den Spuren der DientzenhoferDie St.-Nikolaus-Kirche in Prag

Die St.-Nikolaus-Kirche (Kostel sv. Mikuláše) gehört zu den bedeutendsten barocken Bauwerken in Europa und gilt als das schönste Beispiel für den Stil des Böhmischen Barocks. Malostranské náměstí Praha 1 – Malá Stranawww.stnicholas.cz

Der wohl am weitesten verbreitete künstlerische und architektonische Stil nicht nur in Prag sondern in ganz Tschechien ist der Barockstil. Auch auf dem Land sieht man zahlreiche malerische Barockhäuser umringt von einer herrlichen Landschaft.

Barockkunst im Dienste der katholischen Kirche

Die Wallfahrtskirche des hl. Johannes Nepomuk

Die St.-Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite

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Die Barockkirchen in der Region Broumovsko

Die Barockkirchen in der Region Broumovsko an der tschechisch-polnischen Grenze sind in Europa absolut einzigartig. Sie wurden innerhalb von nur wenigen Jahren (von 1709 bis 1743) nach den Plänen von Christoph und Killian Ignaz Dientzenhofer auf dem Klostergelände Broumov errichtet. Aber nicht nur im Kloster Broumov findet man Barockkirchen vor, sondern auch in 9 angrenzenden Gemeinden: in Martínkovice, Vernéřovice, Ruprechtice, Otovice, Heřmánkovice, Bezděkov, Vižňov, Šonov und in Božanov. www.broumov.net

Am besten entdeckt man die Region Broumovsko und deren Barockkirchen vom Fahrradsattel aus. Der südliche Rundweg startet im Städtchen Broumov und führt über Šonov, Otovice und Božanov nach Martínkovice und anschließend zurück nach Broumov. Die Gesamtlänge beträgt 22 km.

Kosten Sie das hier gebraute Bier namens Opat, dessen Geschichte eng mit der Geschichte des Klosters Broumov verbunden ist.

Anfahrt: Von Náchod gibt es eine Zugverbindung über Meziměstí nach Broumov. Die Fahrt mit dem Auto dauert ab Prag ca. 3 Stunden.

Auf den Spurenvon Santini-AichlDem Baumeister Johann Blasius Santini-Aichl gelang es, in seinen Werken dynamische Barockelemente mit dem gotischen Baustil zu verbinden. Er erhielt von zahlreichen namhaften Persönlichkeiten Aufträge, weshalb seine Werke heute überall im Land zu sehen und ein nicht wegzudenkender Bestandteil der tschechischen Kultur und Landschaft sind.

Zelená Hora

Das berühmteste Werk von Santini- Aichl ist die Wallfahrtskirche des hl. Johannes Nepomuk (Kostel sv. Jana Nepomuckého), die über Žďár nad Sázavou thront und zum UNESCO-Welterbe gehört. Der Grundriss, der die Form eines fünfzackigen Sterns hat, symbolisiert sowohl die fünf Wunden Christi als auch die fünf Sterne, die erschienen als Johannes Nepomuk zu Tode gefoltert wurde. Die Kirche wurde unter Berücksichtigung der Grundsätze des mathematischen Symbolismus gebaut und bildet einen lichtdurchfluteten Raum voller ausgewogener und fließend ineinander übergehender Formen.

Santini-Aichl baute bzw. restaurierte auch die Gebäude des Zisterzien-serklosters in Žďár: die Mariä-Himmelfahrts-und-St.-Nikolaus-Kirche (Kostel Nanebevzetí Panny Marie a sv. Mikuláše), sowie den Friedhof Dolní hřbitov, bei dem die Symbolik der Zahl drei eine tragende Rolle spielt. www.zelena-hora.eu

Die Mariä Himmelfahrtskirche in Sedlec

Das monumentale Meisterwerk im Stadtteil Sedlec von Kutná Hora, die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt (Chrám Nanebevzetí Panny Marie), gehört zum ältesten Zisterzienserkloster Tschechiens. Im 13. Jahrhundert wurde hier eine gotische Basilika errichtet, die während der Hussitenkriege stark beschädigt wurde. Damals brannte das Kloster bis auf die Grundmauern nieder. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche zunächst nach Plänen von Paul Ignaz Bayer renoviert, später übernahm der junge Johann Blasius Santini-Aichl die Arbeiten, der mit nur 25 Jahren bereits ein besseres Gespür und eine größere Ehrfurcht vor den gotischen Meisterwerken hatte. www.kutnahora.cz

Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche entweiht und Anfang des 20. Jahrhunderts war hier sogar eine Tabakfabrik untergebracht.

Das Kloster Kladruby

Santini-Aichl wurde auch von anderen Abteien angefragt und baute zusammen mit Killian Ignaz Dientzenhofer das Benediktinerkloster in Kladruby.

Das Kloster Plasy

Dieses prächtige Zisterzienserkloster entstand in der Barockzeit. Dem genialen Architekten Johann Blasius Santini-Aichl gelang es, mithilfe einer Konstruktion aus Eichenholz den äußerst feuchten Baugrund zu bebauen. Das ehemalige Kloster besticht durch die wunderschöne Barock-Kirche, sowie seine Bibliothek und Kapelle. www.klaster-plasy.cz

Das Hospital Kuks ist sozusagen eine „Insel der Barockkunst“ in Ostböhmen. Das gesamte Gelände wurde mit wertvollen Skulpturen verziert, von welchen manche in den umliegenden Wäldern stehen.www.hospital-kuks.cz

Der Dom in Sedlec Kuks

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Matěj Pavlík, der später zum ersten orthodoxen Bischof Tschechiens geweiht wurde, führte die tschechischen orthodoxen Gläubigen an. Als Bischof nahm er den Namen Gorazd an und ließ zahlreiche Kirchen bauen. Er prägte zudem maßgeblich die heutige Form der tschechischen Orthodoxie.

PragSeit 1935 gehört die St.-Cyrill-und-Method-Kirche (Katedrální chrám sv. Cyrila a Metoděje) den orthodoxen Gläubigen. Während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg ging diese Kirche in die Geschichte ein – nicht nur in die Geschichte der orthodoxen Kirche, sondern auch in die Geschichte Tschechiens. Denn in der Krypta dieser Kirche versteckten sich jene Widerstandskämpfer, die das Attentat auf den Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, verübt hatten. Das nahmen

die Nationalsozialisten zum Vorwand, um die tschechische orthodoxe Kirche zu verbieten, Priester und Gläubige zu verfolgen und zu töten. Bischof Gorazd wurde wegen seines heldenhaften Verhaltens und seines Märtyrertods im Jahr 1987 heiliggesprochen. Resslova 9aPraha 2

Die St.-Michael-Kirche (Kostelík sv. Michala) aus dem späten 17. Jahrhundert ist eine absolute Seltenheit: Diese orthodoxe Holzkirche mit Volksbarockelementen wurde ursprünglich in der Ukraine errichtet. Im Jahr 1929 wurde sie auseinander gebaut und im Park Kinského zahrada im Prager Stadtteil Smíchov neu aufgebaut. Petřín – Kinského zahrada Praha 5

Nach 1848 erwachte das Interesse der tschechischen Christen für den orthodoxen Glauben. Im Jahr 1874 wurde der orthodoxen Gemeinde die Prager St.-Nikolaus-Kirche auf dem Altstädter Ring zur Verfügung gestellt.

Die Wege der orthodoxen Christen

Die St.-Nikolaus-Kirche in der Prager Altstadt

Die St.-Cyrill-und-Method-Kirche

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Westböhmen Als Anfang des 18. Jahrhunderts Kuraufenthalte immer beliebter wurden und immer mehr Russen die wohltuende Wirkung der Karlsbader (Karlovy Vary) Heilquellen entdeckten, musste auch für das spirituelle Wohl gesorgt werden. Daher wurden in der Region mehrere orthodoxe Kirchen gebaut – die wohl berühmteste ist die St.-Peter-und-Paul-Kirche (Chrám sv. Petra a Pavla) in Karlsbad, die der Bürgermeister von Franzensbad (Františkovy Lázně), Gustav Wiedermann, in Auftrag gab. Er ließ außerdem auch weitere orthodoxe Kirchen im sogenannten Kurdreieck errichten: die Kirche des heiligen Wladimir in Marienbad (Mariánské Lázně) im typisch russisch-

byzantinischen Stil mit Zwiebelturm, sowie die Kirche der heiligen Olga in Franzensbad (Františkovy Lázně) mit einem zwiebelförmigen Glockenturm und einer kleineren Kuppel. Die Kirchen bestechen durch ihre wunderschöne Verzierung.Die jüngste orthodoxe Kirche befindet sich im Karlsbader Stadtteil Doubí: die St.-Nikolaus-Kapelle (Kaple sv. Mikuláše) aus Holz, die erst zur Jahrtausendwende geweiht und im sogenannten Susdal-Stil vom Mönch Nikolaj Genadijevič Stěpanov auf eigene Kosten gebaut wurde. Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in Karlsbad wurde nach Vorbild der altrussisch-byzantinischen Kirche im Moskauer Stadtteil Ostankinski gebaut.

Die Kirche der hl. Olga in Franzensbad

Die St.-Peter-und-Paul-Kirche in Karlsbad

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Die jüdische Bevölkerung kam über uralte Handelswege nach Böhmen und Mähren. Die ersten schriftlichen Nachweise über jüdische Siedler in den Ländern der böhmischen Krone stammen aus dem 10. Jahrhundert. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass hier bereits während der Römerzeit Juden lebten.

Die Wege des Judentums

Im 13. Jahrhundert wurde den Juden in Böhmen und Mähren eine ganze Reihe von Rechten gewährt. Zur selben Zeit begann der Bau der Altneu-Synagoge in Prag. Die Städte Brünn (Brno), Olomouc, Jihlava, Litoměřice und Příbram wiesen eine recht große jüdische Gemeinschaft auf – die meisten lebten jedoch in segregierten jüdischen Siedlungen, was sowohl religiöse als auch politische Gründe hatte, 1848 wurden der jüdischen Bevölkerung in den Ländern der böhmischen Krone Freiheitsrechte gewährt und 19 Jahre später wurden sie gleichgestellt. Bis zum Jahr 1939 erlebte die jüdische Kultur in Böhmen und Mähren eine regelrechte Blütezeit weshalb auch zahlreiche architektonische und künstlerische Meisterwerke entstanden.

Prag In Prag lebte die jüdische Bevölkerung vorwiegend nahe der Dušní-Straße und der Altneu-Synagoge (Staronová synagoga). Man nannte die Siedlung Judenstadt bzw. Jüdisches Ghetto und zwang die Juden zum Wohnen in diesem abgegrenzten Stadtteil. Im Jahr 1851 wurde das Viertel an Prag angegliedert und in Josefstadt (Josefov) umbenannt.

Bis heute ist die neogotische Maisel-Synagoge (Maiselova Synagoga) erhalten, die der Primas der jüdischen Gemeinde Prags, Mordechai Maisel, zwischen 1590 und 1592 im Renaissance-Stil errichten ließ. Hier befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der böhmischen und mährischen Juden. In der wunderschönen Spanischen

Synagoge (Španělská synagoga) ist der zweite Teil dieser Ausstellung zu sehen. Die zweitälteste erhaltene Synagoge in Prag ist die Pinkas-Synagoge (Pinkasova synagoga), an deren Wänden fast 80.000 Namen der Opfer der Shoa zu lesen sind. An die Synagoge grenzt der Alte Jüdische Friedhof (Starý židovský hřbitov) an. Der älteste Grabstein dieses Friedhofs gehört zum Grab von Avigdor Kara und stammt aus dem Jahr 1439. Außerdem ist hier auch der berühmte Rabbi Löw bestattet, der Erschaffer des sagenumwobenen Golem. Neben dem Friedhof kann die frühbarocke Klausen-Synagoge (Klausova synagoga) besichtigt werden. www.kehilaprag.cz

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Der Alte Jüdische Friedhof

Die Altneu-Synagoge

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Die Große Synagoge in Pilsen

WestböhmenPilsen

Ein Beleg dafür, dass in der Region um die Stadt Pilsen (Plzeň) einst eine große jüdische Gemeinde lebte, sind zwei Synagogen in der Stadt und viele erhaltene jüdische Sehenswürdigkeiten in der ganzen Region. 1859 wurde die Alte Synagoge (Stará synagoga) im neoromanischen Stil errichtet und der Gottesdienst wurde fortan nach dem Neuen Ritus gefeiert. Als zwischen 1888 und 1892 die Große Synagoge (Velká Synagoga) gebaut wurde, verringerte sich die Bedeutung der Alten Synagoge zusehends. Seit Herbst 2013 befindet sich hier eine Ausstellung.

Die Große Synagoge gehört zu den weltweit größten und vereint sowohl neoromanische als auch Neorenaissance-Elemente mit orientalischen Motiven. In den 1990er Jahren wurde sie renoviert und ist seither das kulturelle Zentrum Pilsens. www.pilsen.eu Unweit der Alten Synagoge befinden sich Überreste der Pomocná-Synagoge, in der ein Holocaust-Mahnmal untergebracht ist. Der sogenannte Garten der Erinnerung (Zahrada vzpomínek) besteht aus 2.600 Steinen, in die die Namen der Opfer des Holocaust eingraviert sind.

Pilsen ist die Stadt des Biers. Bei einer Besichtigung der Brauerei und des Brauereimuseums können Sie die geheimnisvolle Geschichte des Pilsner Urquells entdecken. www.prazdrojvisit.cz

Mähren Třebíč

Eines der wichtigsten jüdischen Denkmäler Tschechiens ist das erhaltene, UNESCO-geschützte Jüdische Viertel in Třebíč. Es besteht aus 116 erhaltenen Häusern und zwei Synagogen: der Vorderen (Přední synagoga) und der Hinteren Synagoge (Zadní synagoga). In letzterer kann eine Ausstellung über die Stadt, wie sie im 19. Jahrhundert ausgesehen hat, besichtigt werden. Von hier gelangt man auch zum Jüdischen Friedhof (Židovský hřbitov).www.trebic.cz

Třebíč gehört wegen seiner zahlreichen erhaltenen Denkmäler und Häuser zu den absoluten Highlights der jüdischen Kunst und Kultur.

Brünn

In der Hauptstadt Mährens, Brünn (Brno), lebten vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 12.000 Juden und es gab vier Synagogen. Davon ist heute jedoch nur noch eine erhalten: die Funktionalistische Synagoge, die zwischen 1934 und 1936 von Otto Eisler erbaut wurde. In der Region ist dies die einzige Synagoge, die bis heute ihrem ursprünglichen Zweck dient. Im Stadtteil Židenice befindet sich der 1852 gegründete Jüdische Friedhof. In dessen neoromanischer Zeremonienhalle sind Fragmente mittelalterlicher Grabsteine in der Wand integriert und hinter ihr befindet sich ein Holocaust-Mahnmal.www.brno.cz

Boskovice

Auch in Boskovice lebte einst eine große jüdische Gemeinschaft, denn im 18. und 19. Jahrhundert war die Stadt für ihre berühmte jüdische Schule (Jeschiwa) und ihr Zentrum für Talmudstudien bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts war über ein Drittel der Bevölkerung jüdischstämmig. Der Jüdische Friedhof in Boskovice birgt über 2.400 Grabsteine. Von den ursprünglich 138 Häusern sind nur noch 79 erhalten, darunter eine Schule, ein Kurbad, ein Spital, eine Mikwe und barocke Synagogen. www.boskovice.cz

Seit 1999 sind die wichtigen Sehenswürdigkeiten durch einen Lehrpfad miteinander verbunden.

Mikulov

Mikulov besticht durch seine 90 erhaltenen jüdischen Häuser, wovon 45 als Kulturdenkmäler klassifiziert sind. Vom 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1851 hatte der Landesrabbinervon Mähren hier seinen Sitz. Durch das Jüdische Viertel führt ein etwa 1 km langer Lehrpfad mit 13 Stationen, die die wichtigsten jüdischen Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte erläutern. Der Lehrpfad endet bei der mittelalterlichen Mikwe. Mikulov hatte eine wichtige religiöse Bedeutung in Mähren. Zur Wallfahrtskirche auf dem Hügel Svatý kopeček führt der älteste Kreuzweg Mährens.www.mikulov.cz

Mikulov befindet sich inmitten des mährischen Weinbaugebiets, weshalb es hier zahlreiche Weinstraßen und Weinkeller gibt. Fahrradfahrer werden hier auf ihre Kosten kommen, denn die Landschaft eignet sich dank ihrer vielen Radwege perfekt für Ausflüge.

In Mikulov wurde Geschichte geschrieben. Napoleon übernachtete 1809 in Mikulov, als er auf dem Weg zum Schlachtfeld von Austerlitz war. 1866 wurde hier der Waffenstillstand zwischen Österreich und Preußen ausgehandelt - der sogenannte Frieden von Nikolsburg (Nikolsburg ist die deutsche Bezeichnung für Mikulov). Man kann daher sagen, dass Mikulov eine „Stadt der Aussohnung“ ist.

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Theresienstadt

Litoměřice

TheresienstadtDie Festung Theresienstadt (Terezín) wurde im Jahr 1790 zum Schutz vor den Preußen errichtet. Es handelte sich um ein wahres Meisterwerk der Fortifikationskunst, die Weiterentwicklung der Waffen und Militärstrategie hatte jedoch zur Folge, dass sie militärisch nie genutzt wurde. Theresienstadt ist heute jedoch auch ein Mahnmal, das an die im Zweiten Weltkrieg verübten Gräueltaten erinnert. In der Kleinen Festung (Malá pevnost) richteten die Nationalsozialisten ein Gestapo-Gefängnis ein und aus der Hauptfestung machten sie ein Konzentrationslager. Hier wurden unter anderem auch bekannte Politiker, Wissenschaftler und Künstler interniert. Die Nationalsozialisten deportierten die jüdische Bevölkerung von hier in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka. In 63 Transportzügen wurden etwa 87.000 Menschen deportiert. Nur 3.600 davon kehrten nach dem Krieg wieder zurück. Theresienstadt war eine Art Durchgangslager für insgesamt etwa 155.000 Menschen. Nach dem Krieg wurde hier die Gedenkstätte KZ Theresienstadt (Památník Terezín) eingerichtet – ein nationales Kulturdenkmal, das jedes Jahr von tausenden Menschen aus der ganzen Welt besucht wird.

Im Ghetto-Museum (Muzeum ghetta) ist eine Ausstellung über die Rolle Theresienstadts im nationalsozialistischen System der „Endlösung der Judenfrage“ zu sehen. An dieser Ausstellung arbeiteten ehemalige Häftlinge des KZ

Theresienstadt mit Wissenschaftlern zusammen und trugen hunderte Dokumente, Zeichnungen, Gegenstände, Briefe und Filme über das Leben der Gefangenen zusammen. In der Magdeburger Kaserne (Magdeburské kasárny), dem ehemaligen Sitz der jüdischen Selbstverwaltung, werden regelmäßig Ausstellungen über das kulturelle Leben im Ghetto organisiert. www.pamatnik-terezin.cz www.terezin.cz

LitoměřiceUnweit von Theresienstadt befindet sich an der Elbe die historische Stadt Litoměřice, wo schon seit Jahrhunderten Qualitätswein angebaut wird.

Weinliebhaber sollten sich auf keinen Fall die interaktive Ausstellung über den böhmischen Weinbau in der neu renovierten Burg im Stadtzentrum von Litoměřice entgehen lassen. Natürlich darf man den Wein hier auch kosten.

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Verzeichnis der Orte / Sehenswürdigkeiten

Boskovice .............................................. 1Brno ...................................................... 2Broumov ............................................... 3Český Dub ............................................. 4Františkovy Lázně ................................ 5Hejnice .................................................. 6Jablonné v Podještědí .......................... 7Karlovy Vary ......................................... 8Kladruby ............................................... 9Klokoty ................................................. 10Kuks .................................................... 11Kutná Hora ......................................... 12Lázně Libverda .................................... 13Mariánské Lázně ................................ 14Mikulov ............................................... 15Mnichovo Hradiště ............................ 16Olomouc ............................................. 17Plasy .................................................... 18Plzeň .................................................... 19Praha ................................................... 20Příbram ............................................... 21Říp ........................................................ 22Stará Boleslav ..................................... 23Svatý Hostýn ....................................... 24Svatý Kopeček u Olomouce ................ 25Tábor ................................................... 26Teplá ................................................... 27Terezín ................................................ 28Třebíč .................................................. 29Velehrad .............................................. 30Vyšší Brod ........................................... 31Zlatá Koruna ....................................... 32Znojmo ................................................ 33Žďár nad Sázavou – Zelená Hora ...... 34Želiv ..................................................... 35

Der Jakobsweg in Tschechien Der nördliche Jakobsweg ................... 36Der südliche Jakobsweg ..................... 37Der mährische Jakobsweg .................. 38

Via Sacra .............................................. 39

Sakrale Denkmäler

Herausgegeben von: CzechTourism, Prag 2013 ©Vinohradská 46, 120 41 Praha [email protected]: Agentur HelpTour - Magni | Geschichtsreisen, www.magni.czÜbersetzung: Anna TaucFoto: © Ladislav Renner, Libor Sváček, Pavel Hron, Dagmar Veselková, Petr Lněnička www.kvpoint.cz, Sdružení České dědictví UNESCO, CzechTourismGestaltung: Verlag MCU, www.mcumedia.czJahr: 2013, 1. AusgabeISBN: 978-80-87824-17-7Alle Angaben sind trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr.

Offizielle Tourismus-Präsentation der Tschechischen Republikwww.czechtourism.com

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Die Anfänge des Christentums

Die Wege von Pilgern, Mönchen und Baumeistern

Die Wege eifriger Prediger und Ketzer

Barockkunst im Dienste der katholischen Kirche

Die Wege der orthodoxen Christen

Die Wege des Judentums

Der Jakobsweg

Straße, Autobahn

50 km

Praha

Brno

Plzeň

Karlovy Vary

Kutná Hora

Olomouc

Zlín

Ostrava

České Budějovice

Ústí nad Labem

HradecKrálové

Pardubice

Liberec

Jihlava

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Polska

SlovenskoÖstrerreich

Deutschland

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Via Sacra

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Český Krumlov

Kroměříž

Litomyšl

Lednice – Valtice

Telč

Holašovice

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