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Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden Bericht an: KfW Bankengruppe von: Dr. Andreas Hermelink, Sigrid Lindner, Bernhard von Manteuffel Navigant Energy Germany GmbH Albrechtstr. 10 c 10117 Berlin T +49 30 2977 3579-0 Vorhaben: FKZ 12345 Projektnummer: 205357 14.03.2019 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht. Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier gemäß RAL UZ14 (Blauer Engel).

Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Page 1: Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH

Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Bericht an:

KfW Bankengruppe

von:

Dr. Andreas Hermelink, Sigrid Lindner, Bernhard von Manteuffel

Navigant Energy Germany GmbH

Albrechtstr. 10 c

10117 Berlin

T +49 30 2977 3579-0

Vorhaben: FKZ 12345

Projektnummer: 205357

14.03.2019

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen

verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier gemäß RAL UZ14 (Blauer Engel).

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite ii

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung .................................................................................................. 3

2 Analyse zum Stand des Wissens ............................................................ 6

1.1 Wohngebäude ..................................................................................................................... 6

1.2 Nichtwohngebäude ............................................................................................................ 13

1.2.1 Struktur des Gebäudebestandes, Energieverbrauch und Einsparziele ............... 13

1.2.2 Übersicht Effizienzmaßnahmen und Sanierungsaktivitäten ................................. 19

1.2.3 Sanierungsmarkt .................................................................................................. 22

1.2.4 Sanierungsentscheidung ...................................................................................... 23

1.2.5 Hemmnisse ........................................................................................................... 26

1.2.6 Zwischenfazit ........................................................................................................ 31

1.2.7 Förderung gewerblicher Nichtwohngebäude........................................................ 32

1.2.8 Energieberatung im Mittelstand ............................................................................ 35

1.2.9 Entwicklung Förderung des Bundes ..................................................................... 38

3 Zusammenfassende Diskussion ........................................................... 40

1.3 Übertragbarkeit der Erkenntnisse aus Wohngebäuden .................................................... 40

1.4 Einteilung der Nichtwohngebäude in Segmente ............................................................... 41

1.5 Förderung .......................................................................................................................... 42

4 Empfehlungen ........................................................................................ 43

Anhang – Liste der analysierten Literatur ............................................................ 45

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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1 EINLEITUNG

Für den Erfolg der Energiewende ist es wichtig, dass alle Gebäude in Deutschland im Jahr 2050 nahezu

klimaneutral sind. Für dieses Ziel sind die bestehenden Bauten ausschlaggebend. Die

Entscheidungsfindung von potentiellen Sanierern ist vielschichtig. Teil I der Untersuchung zu

Sanierungshemmnissen bei gewerblichen Nichtwohngebäuden offenbart Motivatoren und Hemmnisse

von Sanierern aus der umfangreichen Literaturrecherche und skizziert, wie diese Erkenntnisse in die

künftige Förderung einfließen können.

Auf gewerblich und öffentlich genutzte Nichtwohngebäude entfällt in Deutschland insgesamt gut ein Drittel des

deutschen Endenergieverbrauchs aller Gebäude, obwohl ihr Anteil an der Zahl von Gebäuden nur etwa ein

Siebtel ausmacht (Abbildung 1)1.

Quelle: Dena, dena-Gebäudereport kompakt 2018

Abbildung 1: Anzahl der Nichtwohngebäude und deren Anteil am deutschen Gebäudeenergieverbrauch

Laut Energieeffizienzstrategie Gebäude des BMWi entfallen knapp die Hälfte aller Treibhausgasemissionen aus

dem Gebäudebetrieb auf die Nichtwohngebäude.2.

Das Ziel der Energiewende, nahezu klimaneutrale Gebäude im Jahr 2050, kann nur erreicht werden, wenn die

Energie hierfür wesentlich effizienter eingesetzt wird und im Wesentlichen aus erneuerbaren Quellen stammt. Es

müssen daher Sanierungsanreize gesetzt werden, um die Sanierungsrate und -tiefe des Gebäudebestands

1 Die dena geht in Ihrer Gebäudestudie (2017) von einer Erhöhung der sog. Vollsanierungsäquivalente von derzeit ca. 1%/a auf 1,4%/a aus, allerdings unter

Annahme einer deutlichen Verringerung der THG-Emissionen zwischen 2015 und 2050 (Gas: konstant; Öl: -99%; Strom und Fernwärme: -90%; Biomasse: -

67%). Aufgrund der mangelhaften Datenlage bei Nichtwohngebäuden wurden Annahmen von Wohngebäuden übernommen.

2 10% Industrie, 38% GHD; 52% Wohngebäude. Zahlen für 2014 und nur für die von der Energieeinsparverordnung erfassten

Anwendungen laut BMWi, Energieeffizienzstrategie Gebäude, Tabelle 20: Verteilung der direkten und indirekten Emissionen im

Gebäudebereich der Sektoren Industrie, GHD und Haushalte, 2015. Die Gebäudestudie der dena kommt für 2015 auf ein

Treibhausgas-Verhältnis von 44% aus Nichtwohngebäuden zu 56% aus Wohngebäuden. Rechnet man laut dena bei den

Nichtwohngebäuden den „Nutzerstrom“ hinzu (hier im Wesentlichen IKT), erhöhen sich die zuvor ermittelten THG-Emissionen

von 100 auf 154 Mt CO2,äq, bei den Wohngebäuden (Haushaltsstrom) hingegen lediglich von 129 auf 149 Mt CO2,äq. (i.V.m. mit

Abb. 12 dena Bericht ohne Berücksichtigung von Vorketten).

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 4

selbst unter Berücksichtigung einer erheblichen Dekarbonisierung seitens der Energieversorgung deutlich zu

erhöhen.1

Im Auftrag der KfW ist Navigant daher u.a. der Frage nachgegangen, was die wesentlichen

Sanierungshemmnisse im Teilbereich der gewerblichen Nichtwohngebäude sind und wie dies in der Förderung

adressiert werden kann.

Fragestellungen zu den Hemmnissen bei der Sanierung wurden bereits im deutlich besser untersuchten Kontext

von Wohngebäuden aufgezeigt. Daher lag es nahe, zunächst zu prüfen, inwieweit die dort gesammelten

Erkenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Struktur des Gebäudebestandes, der Logik der Entscheider, der

prioritär zu hebenden Effizienzpotenziale sowie der vorhandenen Förderung vom Wohngebäudekontext auf den

Nichtwohngebäudekontext übertragbar sind, aber auch zu analysieren, inwieweit es bereits eigenständige

Analysen zum Thema Nichtwohngebäude gibt, die fruchtbare Erkenntnisse liefern.

Im Zuge einer breiten Recherche von nationaler und internationaler Literatur, die für die vorliegende Studie

durchgeführt wurde, sind über 100 Quellen rund um das Thema Sanierungshemmnisse in Wohn- und

Nichtwohngebäuden ausgewertet worden. Etwa 60 Prozent aller Quellen bezogen sich dabei auf

Nichtwohngebäude und die Aufteilung des geografischen Bezugs der Quellen betrug 55/45 Prozent

(Deutschland/EU bzw. weltweit).

Das Vorgehen ist daher wie folgt:

• Analyse des relevanten Wissenstandes zu Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden

• Diskussion der Erkenntnisse aus der Analyse

• Handlungsempfehlungen für Maßnahmen, die KfW zur Verbesserung der Energieeffizienz in

Nichtwohngebäuden ergreifen kann.

Die Literatur wurde nach folgenden Kriterien gesichtet, um die für diese Studie geeignetsten Quellen für eine

nähere Analyse auswählen zu können.

• Allgemeine Informationen

o Art der Studie („Schreibtisch“, Empirie)

o Gebäudetypen

o Geographischer Umfang der Studie

o Thematischer Schwerpunkt

o Umfang der Sanierung

o Übertragbarkeit/Relevanz für Nichtwohngebäude

o Lessons Learned

o Sanierungsaktivitäten

o Förderungen

o Nichtwohngebäude-Segmentierung

o Finanzierungsart

o Innovative Lösungen

o Perspektive

• Hemmnisse

o Technisch

o Organisatorisch

o Wirtschaftlich

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 5

o Regulatorisch

o Informatorisch

• Treiber

o Externe Auslöser

o Intrinsische Motivationen

o Anreize

Insgesamt wurde die Literatur auf 142 Unterthemen hin überprüft. Die detaillierte Literaturliste der

Literaturuntersuchung befindet sich im Anhang.

Die Erkenntnisse der wesentlichen Studien werden im Folgenden dargestellt.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 6

2 ANALYSE ZUM STAND DES WISSENS

Bei der Auswertung vorhandener Ergebnisse werden zunächst die relevanten Studien zu

Sanierungshemmnissen aus dem Wohngebäudebereich und deren Übertragbarkeit auf Nichtwohngebäude

ausgewertet. Anschließend werden die Ergebnisse aus Studien zu Nichtwohngebäuden dargestellt.

1.1 Wohngebäude

Hinsichtlich der Sanierungsentscheidungen bei Wohngebäuden konnten die folgenden wesentlichen Studien

identifiziert werden. Sie werden deshalb als wesentlich identifiziert, da Hypothesen zu Hemmnissen anhand

empirischer Studien innerhalb der Zielgruppen privater und institutioneller Investoren überprüft wurden.

• KfW, Sanieren oder nicht sanieren – Welche Gründe entscheiden über die energetische Sanierung von

Wohngebäuden?, 2017.

• IWU, Einflussfaktoren auf die Sanierung im deutschen Wohngebäudebestand, 2016.

• DENEFF, Von der Idee zum innovativen Finanzierungsansatz und Geschäftsmodell für energetische

Gebäudemodernisierung – Ein Leitfaden.

• co2online – Trendreport Energie 3: Gebäudemodernisierung, Maßnahmen, Motivationen und

Hemmnisse

• Projekt "ENEF HAUS - Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen“ (mehrere Veröffentlichungen der

Jahre 2009 und 2010 )

Um die Sanierungsdynamik verstehen und durch entsprechende Maßnahmen beeinflussen zu können, ist es

wichtig, nicht nur die rein physische Struktur des Gebäudebestandes zu kennen, sondern auch die dahinter

stehende Eigentümerstruktur. Während im Wohngebäudebestand nahezu alle energierelevanten

Entscheidungen von den Eigentümern getroffen werden, obliegt im Bereich der gewerblichen Nichtwohngebäude

ein relevanter Anteil energierelevanter Aspekte den Mietern, wie später noch dargestellt wird. Daher sind bei den

hier zunächst betrachteten Wohngebäuden die Eigentümer im Fokus. Die oben erwähnte Studie des IWU (2016)

sowie eigene Auswertungen der Zensusdatenbank kommen zu folgenden Ergebnissen nach Wohngebäudetypen

(Stand 2011):

Tabelle 1. Anzahl von und Wohnungen in Wohngebäuden nach Eigentümern

Nr. Einfamilienhäuser Zweifamilienhäuser Mehrfamilienhäuser

Anteil (Gebäude) am

Wohngebäudebestand

65% 17% 18%

Anzahl der Gebäude 12,3 Mio. 3,2 Mio 3,3 Mio.

Anzahl der Wohnungen 12,3 Mio. 6,4 Mio. 21,7 Mio.

Eigentümer (Wohnung):

Privatperson

98% 77% 31%

Eigentümer (Wohnung):

Wohnungseigentümer-

gemeinschaft (WEG)

- 20% 35%

Eigentümer (Wohnung):

institutionelle Vermieter

2% 3% 34%

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 7

Rund 46% aller Wohnungen entfallen auf die energetisch ungünstigste Baualtersklasse 1949-1978.3 Ebenfalls

46% der Wohnungen insgesamt werden von den Eigentümern bewohnt, 54% von Mietern.4 Im Jahr des letzten

Zensus, 2011, gehörten 19,4% aller Wohnungen institutionellen Eigentümern. Davon entfielen gut 16% (ca. 6,6

Mio. Wohnungen) auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die zu annähernd gleichen Teilen auf

Wohnungsgenossenschaften, kommunale Wohnungsunternehmen und privatwirtschaftlichen Unternehmen

entfielen. Dies dürfte nach unserer Einschätzung deutlich weniger sein als gemeinhin vermutet wird. Insgesamt

befinden sich fast 9 Mio. Wohnungen im Eigentum von WEG (davon 7,6 Mio. in MFH) und fast 24 Mio. im

Eigentum von Privatpersonen, davon gut 17 Mio. in EFH und ZFH und 6,7 Mio. in MFH. Insgesamt standen im

Jahr 2011 18,8 Mio. Wohnungen in EFH und ZFH 21,7 Mio. Wohnungen in MFH gegenüber, ein Verhältnis von

46,4% zu 53,6%.

Aufgrund der erheblich größeren Wohnfläche pro Wohnung in EFH/ZFH (ca. 117 m2) und MFH (ca. 69 m2) kehrt

sich dieses Verhältnis um, und es befinden sich letztlich ca. knapp 60% der gesamten Wohnfläche in EFH und

ZFH und gut 40% in MFH.5 Berücksichtigt man schließlich, dass der spezifische Energiebedarf (kWh/m2) in EFH

und ZFH ebenfalls erheblich höher liegt als in MFH, ergibt sich eine Aufteilung von 62% / 38% zwischen

EFH/ZFH und MFH.6

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, nicht nur die Treiber und Hemmnisse von institutionellen Eigentümern zu

untersuchen, sondern auch diejenigen der bei EFH und ZFH deutlich überwiegenden Privateigentümer.

Tatsächlich überwiegen zu diesem Thema auch die empirischen Studien zu Eigentümern von EFH und ZFH.

2016 legte das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) den Bericht „Einflussfaktoren auf die Sanierung im deutschen

Wohngebäudebestand“ vor.7 Die IWU-Studie hält zunächst fest, dass „Sanierungsentscheidungen hochgradig

individuell verlaufen“, sich aber trotzdem wiederkehrende Entscheidungsmuster feststellen lassen. Aufgrund der

individuellen, subjektiven Einschätzung verschiedener entscheidungsrelevanter Aspekte, erklärt dies, dass

dieselben Aspekte teils als Anreiz und teils als Hemmnis wirken können.

Unter den TOP5-Einflussfaktoren selbstnutzender Sanierer und selbstnutzender Nicht-Sanierer finden sich

immer Gründe aus den folgenden Bereichen:

• Ökonomie

• Instandhaltung/-setzung

• Ökologie

• Wohnkomfort.

Bei vermietenden Sanierern rangiert der Wohnkomfort nicht unter den TOP5, hinzu kommen jedoch

• Richtlinien

• Umsetzbarkeit

Vermietende Nicht-Sanierer werden innerhalb der TOP5 überdies beeinflusst von

• Ästhetik

• Meinung Dritter

3 Nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP) 2017 der Bundesrepublik Deutschland, S. 13 4 Statistische Ämter des Bunds und der Länder (2014). Erste Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 2011 5 Eigene Berechnung auf Basis der Daten aus der Gebäude- und Wohnungszählung 2011, GENESIS Online-Datenbank,

Tabelle - 31231-0001 6 Laut dena (2016). Dena-Gebäudereport. Statistiken und Analysen zur Energieeffizienz im Gebäudebestand.

7 Aus den Ergebnissen dieser nicht repräsentativen Befragung einer vergleichsweise kleinen Stichprobe (36 Interviews) sowie

aus einer repräsentativen Haushaltsbefragung durch GfK (ca. 2000 Haushalte) hat die KfW bereits im Jahr 2017 einen

Kurzbericht zu den Gründen für oder gegen eine energetische Sanierung von Wohngebäuden erstellt. (Sanieren oder nicht

sanieren – Welche Gründe entscheiden über die energetische Sanierung von Wohngebäuden?)

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 8

Allen Typen gemeinsam ist die „Ökonomie“ als wichtigster Entscheidungsgrund.

Diese Einflussfaktoren gehen in unterschiedlicher Weise in die Entscheidungsmuster ein. Gerade in den Fällen,

die zu einer Entscheidung zugunsten einer energetischen Sanierung führen, gibt es häufig einen konkreten

Anlass, der ausschlaggebend dafür ist, dass überhaupt weitergehende Überlegungen hinsichtlich einer

energetischen Sanierung angestellt werden. Die meistgenannten Anlässe sind:

• (akut) anstehender Instandsetzungsbedarf

• Erhöhung des Wohnkomforts

• Ökologische Überzeugung

• Einfluss dritter Personen

• Energiekosteneinsparung

• Gesetzliche Vorschriften

Diese Aspekte können jedoch auch – wenn sie nicht der eigentliche Anlass sind - als weitere Treiber oder

Motivatoren in Richtung einer positiven Sanierungsentscheidung oder einer umfassenderen energetischen

Sanierung dienen.

Besteht ein Sanierungsanlass, ist die endgültige Sanierungsentscheidung dennoch immer das Ergebnis eines

Abwägungsprozesses, in den auch die folgenden in der IWU-Studie identifizierten wesentlichen Hemmnisse

hineinspielen.

Diese sind:

• Finanzielle Restriktionen („Ökonomie“): (zu hohe) Investitionskosten, (zu geringe) Rentabilität, (zu

geringes) Einsparpotenzial, einschränkende Finanzlage

• Befürchtete Nachteile oder Schäden (Feuchtigkeit, Ungeziefer, Brandgefahr …)

• Ökologische Gründe (eigene oder fremde Einschätzung energetischer Zustand des Gebäudes sei „OK“

oder Dämmstoffe ökologisch bedenklich)

• Richtlinien (vor allem Denkmalschutz)

• Ästhetik (sofern Bedenken vorhanden, starkes Hemmnis).

Ohne konkreten Sanierungsanlass sinkt die Chance auf eine positive Sanierungsentscheidung bzw. eine

umfassende Sanierung erheblich. Es dominieren dann die o.g. Hemmnisse.

Inwieweit unterscheiden sich die Anlässe und Überlegungen zwischen den 32 befragten Privateigentümern und

den 4 institutionellen Eigentümern, denen zwischen 850 und 7000 Wohneinheiten gehören? Die institutionellen

Eigentümer gaben folgende Hemmnisse an:

• Auch hier dominieren ökonomische Erwägungen. Zentral ist die Wirtschaftlichkeit von

Einzelmaßnahmen, in die die Entwicklung der Wohnkosten, Mieterbindung, Vermeidung von Leerstand

sowie die wirtschaftliche Lage des Unternehmens (in Form des verfügbaren Budgets) eingehen.

• Zentral ist die „ganzheitliche Objektaufwertung“, basierend auf der Erfahrung, dass Mieter

Verbesserungen der Gestaltung und des Komforts mehr honorieren als den energetischen Standard.

• Energetische Instandsetzungen sind im Rahmen des praktizierten Portfoliomanagements nur ein

Bestandteil umfassenderer Maßnahmenpakete.

• Die Sanierung vieler Wohnungen auf mittleren Standard geht aus Budgetgründen häufig vor „tiefe“

Sanierung nur weniger Wohnungen bzw. Gebäude.

• Ökologische Aspekte sind nachrangig.

Auch wenn die Entscheidungsaspekte privater und institutioneller Eigentümer auf den ersten Blick ähnlich

erscheinen, zeigt sich also im Detail bei den Unternehmen mit großem Wohnungsbestand ein anderer

Blickwinkel auf die energetischen Sanierung, verursacht durch den Kontext, ein Gesamtportfolio wirtschaftlich

managen zu müssen.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 9

Die IWU-Studie thematisiert ebenfalls wie die genannten Hemmnisse überwunden werden können:

• Objektive Informationen/Kampagnen

• Erfahrungen anderer Sanierer (Pilot- und Demonstrationsvorhaben, Netzwerke)

• Expertenmeinungen (Qualifikation von Energieberatern, Schornsteinfegern, Handwerkern)

Interessant sind schließlich Art und Umfang, wie Fördermittel von privaten und institutionellen Eigentümern in

Anspruch genommen werden.

Private Eigentümer

• Hohe Bekanntheit der Existenz von KfW-Förderprogrammen, jedoch sehr unterschiedliche Kenntnistiefe

• Fördermittel sind häufig entscheidend, dass überhaupt energetische Maßnahmen durchgeführt werden

• Teilweise gibt es Mitnahmeeffekte, d.h. Maßnahmen wären ohnehin und in der ausgeführten Tiefe

durchgeführt worden

• Bei Nichtbeanspruchung werden ausreichende Eigenmittel, Abneigung gegen Verschuldung,

mangelnde Wirtschaftlichkeit oder allgemeine Skepsis gegen Förderprogramme angeführt.

Institutionelle Eigentümer

• In allen Fällen intensive Auseinandersetzung mit Fördermitteln

• Individuelle Abwägung, ob sich für eine Förderung die Einhaltung der geforderten Standards „rechnen“

• Inanspruchnahme von Förderung führt tendenziell zu „tieferer“ Sanierung als ohnehin geplant

• Bei Nichtinanspruchnahme ist entweder genügend Eigenkapital vorhanden oder geforderte Standards

werden als zu hoch (weil noch höher als EnEV) eingestuft.

Da es sich um institutionelle Eigentümer mit großen Wohnungsbeständen handelt, zeigt sich eine

professionellere Herangehensweise an das Thema „Fördermittel“. Wie schon bei den Sanierungsanlässen wird

klar, dass wirtschaftliche Überlegungen ein noch stärkeres Gewicht als bei privaten (vor allem selbst nutzenden)

Eigentümern haben. Die mit der (KfW-)Förderung verbundenen erhöhten Qualitätsanforderungen vor allem

hinsichtlich der „Tiefe“ der Sanierung werden kritischer nach Kosten und Nutzen für das Unternehmen bewertet

und können somit eher zu einer Nicht-Inanspruchnahme der Förderung führen als bei privaten Eigentümern.

Ausschließlich dem Thema energetische Sanierung in der Wohnungswirtschaft widmet sich die Deutsche

Unternehmensinitiative Energieeffizienz in einer jüngeren Publikation.8 Sie bestätigt in wesentlichen Aspekten die

IWU-Studie, denn die befragten Unternehmen9 geben als positive Effekte einer energetischen Sanierung an:

• Einen Beitrag zum Werterhalt bzw. zur Wertsteigerung der Gebäude

• Die langfristige Vermietbarkeit als Beitrag zur Umsatz- und Gewinnsicherung, z.B durch geringeren

Leerstand

• Unterstützen einer glaubhaften Stakeholder-Kommunikation auf Basis eines realen Klimaschutzbeitrags.

Als wesentliche Hemmnisse aus Sicht der Wohnungswirtschaft wurden identifiziert:

• Mangelnde Transparenz bezüglich der tatsächlichen Effizienzpotentiale je Gebäude und über das

Portfolio hinweg, weil personelle Ressourcen zur Bearbeitung der wirtschaftlichen und technischen

Komplexität fehlen und Lösungen oft gebäudeindividuell sind. Dies erschwert vor allem die Bewertung

des Portfolios.

8 DENEFF (2015). Von der Idee zum innovativen Finanzierungsansatz und Geschäftsmodell für energetische

Gebäudemodernisierung – Ein Leitfaden. 9 Es fanden mehrere Workshops mit 30 Teilnehmern aus Wohnungswirtschaft, Energieversorgung und Verbänden statt.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 10

• Investor-Nutzer-Dilemma

• Mangelnde Motivation, da Lage den Wert bestimmt

• Angst vor Fehlern in der Umsetzung gekoppelt mit fehlenden Garantieversprechen der planenden und

ausführenden Unternehmen

• Lückenhaftes Wissen über z.B. Contracting.

• Maßnahmen der energetischen Modernisierung und somit auch deren Kosten lassen sich nicht ohne

Weiteres von Maßnahmen der sonstigen Instandhaltung oder Renovierung abgrenzen. Aus Finanzsicht

führt dies auf die Betrachtung von Vollkosten.

• Die Optimierung von Portfolios erfordert ggf. die Zusammenarbeit mit Energieversorgern, die aber nicht

etabliert ist.

• Insbesondere die Lebensdauer von Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle geht über den

branchenüblichen Betrachtungszeitraum hinaus, worin langfristige Investitionsrisiken gesehen werden.

Abhilfe könnten etablierte Bewertungsmechanismen und -tools, Portfolio-Modernisierungsfahrpläne,

Warmmietenmodelle, Einsparversprechen und ein effektives Prozessmanagement leisten.

Die bislang wohl umfassendste qualitative Analyse zu Sanierungsentscheidungen mit Fokus auf selbstnutzende

Eigentümer von Einfamilienhäusern und einer größeren Stichprobe als in der oben dargestellten IWU-Studie

wurde in mehreren Veröffentlichungen der Jahre 2009 und 2010 im Rahmen des Projekts "ENEF HAUS -

Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen“ vorgelegt.10 Im Folgenden wird überprüft, inwieweit die dort

gewonnenen Erkenntnisse mit den Ergebnissen der IWU-Studie zu selbstnutzenden Eigentümern

übereinstimmen.

Tatsächlich werden ganz ähnlicher Aspekte wie in der IWU-Studie ermittelt.11 Sie werden allerdings in der

Tradition psychologischer Verhaltensmodelle in einem Modell zueinander in Beziehung gesetzt. Das

Entscheidungsmodell für eine energetische Sanierung stellt sich wie folgt dar:

Quelle: Stieß et al (2010a)

Abbildung 2: Entscheidungsmodell zur Sanierung von Einfamilienhäusern

Zunächst lassen sich wie vom Lewin’schen Verhaltensmodell bekannte Variablen der Person und der Umwelt

erkennen. Die Variablen, die der Person und ihrer individuellen Lebenssituation zugeordnet sind, sind die

soziodemographische Situation, allgemeine Einstellungen zum Bauen und Wohnen und Lebensstil,

10 Siehe Literaturliste im Anhang, Quellen Nr. 88-95 11 Auch eine weitere Hemmnisanalyse von co2online ermittelt ähnliche Aspekte als Hemmnisse, s. co2online (2012),

Gebäudemodernisierung: Maßnahmen, Motivationen, Hemmnisse.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 11

Sanierungsanlässe, „Ressourcen“ (Wissen, potenzielle, Unterstützer, handwerkliche Fertigkeiten, finanzielle

Mittel), die die spezifische Einstellung zur Sanierung beeinflussen. Interessant ist hierbei, dass zwischen der

Einstellung zum Sanierungsergebnis einerseits und dem Sanierungsprozess andererseits unterschieden wird. Ob

es tatsächlich zu einer energetisch wirksamen Sanierung kommt, hängt schließlich auch von den Variablen der

Umwelt ab, die hier als „Gebäude und Technik“ sowie „Rahmenbedingungen“ bezeichnet sind.

Wie in der IWU Studie spielen auch hier die „Sanierungsanlässe“ eine wesentliche Rolle, ob es zu einer

Sanierungsentscheidung kommt. Sie zielen jedoch stärker auf Sonderereignisse in den Lebensumständen ab,

wie z.B. den Kauf eines Eigenheims, eine Erbschaft, einen erforderlichen Umbau z.B. aufgrund von Nachwuchs

etc.

Auch in der englischsprachigen Literatur werden diese „windows of opportunity“ oder „trigger points“ in jüngeren

Publikationen verstärkt als Ansatzpunkte für energetische Maßnahmen thematisiert.12 Unter „trigger points“

(Auslösemomente) werden „Schlüsselmomente im Leben eines Gebäudes“ verstanden, wie z.B. Vermietung,

Verkauf, Nutzungsänderung, Reparatur oder Instandsetzung. Knüpft die energetische Sanierung an diese

Momente an, ist dies in der Regel wirtschaftlicher und weniger „disruptiv“. Teils sind diese Momente auch an

Veränderungen der persönlichen Lebensumstände geknüpft, wie z.B. Nachwuchs, Pensionierung oder Auszug

von Kindern. Diese engere Interpretation der Auslöser oder Anlässe deckt sich eher mit dem Ansatz aus

Abbildung 2 als mit dem der IWU-Studie. Beiden gemein ist jedoch der entscheidende Punkt, dass sie als

„Katalysator“ die Wahrscheinlichkeit einer energetischen Sanierung erhöhen können.

In einem weiteren Schritt werden im Rahmen der ENEF HAUS-Studie die Entscheider auf Basis verschiedener

Ausprägungen in fünf Gruppen segmentiert:

• überzeugte Energiesparer

• aufgeschlossene Skeptiker

• unreflektierte Instandhalter

• engagierte Wohnwertoptimierer

• desinteressiert Unwillige

Die obige Reihenfolge spiegelt einerseits das über eine reine Instandhaltung hinausgehende Interesse an

Energiesparmaßnahmen wider (hoch – gering), andererseits aber auch die Höhe des typischen

Sanierungsvolumens (hoch – gering). Als Zielgruppe für Effizienzförderprogramme kommen vor allem die ersten

beiden, mit Einschränkungen auch die dritte Gruppe infrage.

Schließlich legten Albrecht et al (2010) im Rahmen des ENEF HAUS Projekts eine Übersicht vor zur Frage der

Beeinflussbarkeit möglicher Hemmnisse und der Häufigkeit ihres Auftretens. Im unteren Drittel von Abbildung 3

sind die Hemmnisse dargestellt, die sich nach Ansicht von Albrecht et al (2010) eher leicht überwinden lassen,

sie fallen durchweg in die Kategorie „Ängste und Bedenken“.

12 Z.B. BPIE (2016). Trigger points as a “must” in national renovation strategies.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 12

Quelle: Albrecht et al (2010)

Abbildung 3: Beeinflussbarkeit und Häufigkeit von Hemmnissen

Aus dem Vergleich IWU, DENEFF und ENEF HAUS Studien kann Folgendes festgehalten werden:

• das Entscheidungsverhalten privater Eigentümer, insbesondere selbstnutzender Privateigentümer in

Einfamilienhäusern, ist sehr gut empirisch untersucht.

• Es besteht Einigkeit über die verschiedenen Aspekte, die die Sanierungsentscheidung beeinflussen und

dass diese aufgrund der Subjektivität der Entscheidungsfindung und des jeweiligen

Entscheidungskontexts sowohl förderlich als auch hinderlich sein können.

• Auch besteht Einigkeit, dass Auslösemomente, die einen Wendepunkt im Leben des Gebäudes oder

des Eigentümers bedeuten, den besten Anknüpfungspunkt bieten, um zu einer Entscheidung „pro

Sanierung“ zu gelangen, denn sie aktivieren den förderlichen Einfluss der verschiedenen

Entscheidungsaspekte.

• Die ENEF HAUS Studie geht mit dem Clustern in Entscheidungstypen einen Schritt weiter als die IWU-

Studie aus dem Bestreben heraus, die Typen nach Relevanz bzw. Erreichbarkeit für energetische

Sanierung zu sortieren und um zielgruppengerechte Ansprachestrategien entwickeln zu können.

• Während die IWU-Studie am Rande und die DENEFF Studie ausschließlich Entscheidungsaspekte

institutioneller Eigentümer untersucht, ist dies in ENEF HAUS kein relevantes Thema. Aus den Studien

von IWU und DENEFF wird aber deutlich, dass zumindest in größeren Immobilienunternehmen der

Aspekt „Wirtschaftlichkeit“ (idealerweise) unter dem Aspekt der Optimierung des Portfolios gesehen wird

und andere Aspekte wie Ökologie oder Komfort deutlich übertrifft.

• Zwar untersucht auch die DENEFF Studie das Entscheidungsverhalten in Wohnungsunternehmen nicht

explizit, die ermittelten Hemmnisse lassen allerdings erkennen, dass bei guten Lagen die Anreize zur

energetischen Modernisierung eher schwach sind. Außerdem überfordert die Komplexität einen

wirtschaftlich und technisch optimierten Investitionsplan aufzustellen viele Unternehmen, was sich als

empfundene mangelnde Transparenz der Entscheidungssituation äußert. Hinzu kommt das

empfundene Risiko des unsicheren wirtschaftlichen (Einspar-)Erfolges, das Investor-Nutzer-Dilemma

und mangelndes Wissen über alternative Finanzierungs- und Umsetzungsoptionen wie z.B. Contracting.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 13

• Gerade die Studie zeigt einige Wege zur Überwindung dieser Hemmnisse auf. Sie laufen im

Wesentlichen darauf hinaus, die Komplexität und das empfundene Risiko der Entscheidung durch

vereinheitlichte Bewertungstools und alternative Geschäftsmodelle wie Contracting, Einsparversprechen

oder Warmmieten zu reduzieren.

Im Hinblick auf die Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse auf Nichtwohngebäude lässt sich Folgendes festhalten:

• Die Erkenntnisse zum Entscheidungsverhalten privater Eigentümer dürften am ehesten auf

Einzeleigentümer im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) übertragbar sein. Welche

Bedeutung dieser Gruppe zukommt, wird später beleuchtet.

• Die Erkenntnisse zum Entscheidungsverhalten bzw. dem Entscheidungsprozess in

Wohnungsunternehmen dürften einen Anhaltspunkt dafür liefern, wie Entscheidungen bei Eigentümern

von größeren Gebäudebeständen ablaufen. Allerdings sind damit ggf. eher Unternehmen abgedeckt,

die die Immobilie als „Produktionsfaktor“ betrachten und weniger „Real estate“-Unternehmen, die die

Gebäude als „Asset“ betrachten, welches Bestandteil eines zu optimierenden Immobilienportfolios ist.

• Eine wesentliche Lücke in der Übertragbarkeit ergibt sich auch daraus, dass in einigen Immobilientypen

im Sektor GHD ganz wesentlich die Mieter über die Ausstattung vor allem mit Beleuchtung, Kühlung,

Lüftung und z.B. energieintensiven Kühlmöbeln entscheiden, die aber einen ganz erheblichen Anteil an

Energieverbrauch und -kosten des Gebäudes haben können. Diese Konstellation gibt es in

Wohngebäuden nicht. Sie hat zur Folge, dass im Bereich der gewerblichen Immobilien je nach

Gewerbetyp auch die Mieter als Zielgruppe in Maßnahmen zur Aktivierung energetischer Sanierung

bzw. Verbesserung einzubeziehen sind. Auch dies wird im Folgenden näher beleuchtet.

1.2 Nichtwohngebäude

Um Sanierungsentscheidungen bei Nichtwohngebäuden besser zu verstehen ist es hilfreich, zunächst die

vorhandenen Informationen zum Bestand gewerblicher Nichtwohngebäude zusammenzufassen, um daraufhin

die Eigentümer- und Mieterstruktur und die in diesem Kontext tatsächlich stattfindenden Investitionen

darzustellen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD).

1.2.1 Struktur des Gebäudebestandes, Energieverbrauch und Einsparziele

Vor dem Hintergrund der Schaffung eines Index zur Preisentwicklung eindeutig klassifizierter gewerblicher

Immobilien (CPPI – Commercial Property Price Index)13 wurde 2016 unter Federführung des Zentralen

Immobilienausschusses (ZIA) sowie des Arbeitskreises der Oberen Gutachterausschüsse eine Strukturierung

wirtschaftlich genutzter Immobilien vorgelegt.14

Untersucht wurden sogenannte „Wirtschaftsimmobilien“, die bis dahin auch als „Gewerbeimmobilien“ bezeichnet

wurden. Laut der Strukturierung sind „Wirtschaftsimmobilien … solche Immobilien, die der Nutzer zur Erstellung

eines Produktes oder einer Dienstleistung als Produktionsfaktor einsetzt. Nutzer solcher Wirtschaftsimmobilien

sind Unternehmen oder die öffentliche Hand.“

Für die Zwecke dieses Projektes ist diese Definition geeignet, wenn allein Unternehmen als Nutzer betrachtet

werden. Wirtschaftsimmobilien werden insoweit abgegrenzt von Wohnimmobilien, Agrar-/Forst-

/Fischereiimmobilien sowie übrigen Immobilien. Eine weitere Untergliederung der Wirtschaftsimmobilien erfolgt in

die Segmente:

• Handel

• Büro und Praxis

13 Siehe dazu auch Eurostat (2017): Commercial property price indicators: sources, methods and issues. 2017 edition. 14 ZIA (Hrsg., 2016): Strukturierung des sachlichen Teilmarktes wirtschaftlich genutzter Immobilien für die Zwecke der

Marktbeobachtung und Wertermittlung.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 14

• Industrie und Produktion

• Beherbergung und Gastronomie

• (Gesundheit und Soziales)

• (Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtung)

• (Gebäude für technische Infrastruktureinrichtungen)

• (Übrige Wirtschaftsimmobilien mit begehbaren Bauwerken (Gebäude))

• (Übrige Wirtschaftsimmobilien mit nicht begehbaren Bauwerken)

Die nicht in Klammer gesetzten Segmente sind diejenigen, die vor allem von Unternehmen genutzt werden und

insofern in dieser Studie zu Energieeffizienzmaßnahmen grundsätzlich im Fokus stehen.

Weitere Untergliederungen wurden für die Segmente Handel sowie Büro- und Praxisimmobilien erarbeitet.

Abbildung 4 zeigt beispielhaft die Aufteilung des Segments „Handel“. 15

Quelle: ZIA et al (2016)

Abbildung 4. Aufgliederung des Wirtschaftsimmobiliensegments „Handel“ (ZIA 2016)

Von der Immobilienwirtschaft wurde der Wert der in Unternehmenshand befindlichen Immobilien im Jahr 2016

mit ca. 3000 Mrd. EUR beziffert.16 Dabei wird festgehalten, dass „das wirtschaftliche Gewicht einer Branche [ …]

im Großen und Ganzen mit dem Immobilienbestand, der von dieser Branche gehalten wird [korreliert].“17 Dieser

Wert verteilt sich wie folgt auf die verschiedenen Segmente:

• Büro- und Verwaltungsgebäude: 28,8 %

• Fabrik und Werkstattgebäude: 21,9 %

• Handels- und Lagergebäude: 34,6 %

15 Auf Anfrage teilte der ZIA mit, dass Aufgliederungen weiterer Segmente bislang nicht vorgenommen wurden. 16 Just, Tobias et al (2016). Aurelis-Praxisstudie: Wie Corporates die Märkte und das Management für produktionsnahe

Immobilien einschätzen. 17 Ebenda.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 15

• Hotels und Gaststätten: 4,3 %

• übrige Nichtwohngebäude: 10,4 %.

Im Hinblick auf die heutige und künftige Eigentümerstruktur ist weiterhin zu beachten, dass Büroimmobilien sowie

Immobilien des großflächigen Handels in Deutschland als von Investoren akzeptierte Anlageobjekte gelten,

während dies im Unterschied z.B. zu den USA für Immobilien von „produktionsnahen“ Immobilien (noch) nicht

der Fall ist.18 Das bedeutet, dass diese häufig im Eigentum des Nutzers oder eines Privateigentümers sind.

Konkret liefert die Literatur für „Produktionsimmobilien eine Eigentumsquote von 85% (Bezugsgröße unklar),

worunter 43% der Unternehmen 100% der genutzten Immobilien in den eigenen Büchern halten.

Für Förderpolitik und Hemmnisanalyse ist wie bei den Wohngebäuden auch für die übrigen Immobiliensegmente

relevant, wie hoch der Anteil selbst genutzter bzw. vermieteter Gebäude ist. Eine Schätzung hierzu liefert

(BulwienGesa 2010):

• Hotel (Anteil Betten): 60% Eigentümer, 40% Mieter

• Handel (Nutzfläche): 10% Eigentümer, 90% Mieter

• Büro (Nutzfläche): 40% Eigentümer, 60% Mieter.

Bis vor wenigen Jahren bestanden selbst hinsichtlich der Nutzflächen von Nichtwohngebäuden erhebliche

Unsicherheiten. Eine Studie im Auftrag des BBSR verminderte diese Unsicherheit 2013 durch eine fundierte

Schätzung.19

Tabelle 2. Deutschlandweite Abschätzung von Anzahl von und Flächen in beheizten Nichtwohngebäuden

Quelle: Deilmann et al (2013)

Die dargestellte Nettogeschossfläche stellt einen unteren Schätzwert dar. Ein anderer Schätzansatz ergab eine

Fläche von ca. 1,66 Mrd. m2 NGF. Die in Abbildung 1 genannte Zahl von ca. 3 Mrd. Nichtwohngebäuden ist hier

enthalten.

Die verwendeten Klassen sind sowohl mit den oben dargestellten Klassen des ZIA kompatibel, als auch mit der

EU-Gebäuderichtlinie die eine Aufteilung mindestens in Bürogebäude, Unterrichtsgebäude, Krankenhäuser,

Hotels und Gaststätten, Sportanlagen, Gebäude des Groß- und Einzelhandels sowie sonstige Arten Energie

verbrauchender Gebäude fordert.

Die Ergebnisse bestätigen, dass die wertmäßig größten Immobiliensegmente sich zwar nicht 1:1 aber im

Wesentlichen auch als diejenigen mit den größten Flächen erweisen. Unterschiede in den Anteilen ergeben sich

dadurch, dass vor allem größere Gewerbe- und Industrieimmobilien sich eher in städtischen Randlagen befinden

18 BulwienGesa (2010). Gewerbe- und Industrieimmobilien in Deutschland. 19 Deilmann, Clemens et al (2013). Systematische Datenanalyse im Bereich der Nichtwohngebäude – Erfas-sung und

Quantifizierung von Energieeinspar- und CO2-Minderungspotenzialen.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 16

und eine einfachere Ausstattung aufweisen, was die relativ zum Wert größere Fläche gegenüber Büro oder

Handel erklärt.

Welche Bedeutung haben nun die einzelnen Segmente hinsichtlich des gesamten Endenergieverbrauchs für

Strom und Brennstoffe/Fernwärme? Für das Jahr 2017 ergeben sich folgende Anhaltswerte für den Bereich

GHD:20

• Büroähnliche Betriebe (Unternehmen): 22,8 TWh Strom, 54,6 TWh

• Herstellungsbetriebe, Nahrungsmittel, Textil: 4,7 TWh Strom, 9,0 TWh

• (Groß- und Einzel-)Handel, Spedition, Lager: 23,6 TWh Strom, 42,3 TWh21

• Beherbergung, Gaststätten: 13,1 TWh, 26,0 TWh

Während in Wohngebäuden der Strom einen Anteil von nur knapp 19% am gesamten Endenergieverbrauch

aufweist, beträgt er im Sektor GHD fast 37%. Abzüglich Prozesswärme und mechanischer Energie sind es im

Sektor GHD noch gut ein Viertel, bei den Wohngebäuden (Haushalten) knapp 13%.22

Im Vergleich zu Wohngebäuden schlägt vor allem der erhöhte Stromverbrauch für Beleuchtung (11,9% vs. 1,5%)

zu Buche, der Anteil für Klima- und Prozesskälte ist prozentual in etwa gleich hoch (4,3% vs. 4,4%). Darüber

hinaus ist zu berücksichtigen, dass sich in der mechanischen Energie von GHD auch Anteile für mechanische

Lüftung verbergen.

Mit Blick auf den Klimaschutz sind die viel höheren Emissionen je kWh Endenergie bei der Stromerzeugung

gegenüber denen der Wärmeerzeugung zu beachten. Wie eingangs erwähnt wurde, entfallen laut

Energieeffizienzstrategie Gebäude knapp die Hälfte aller Treibhausgasemissionen aus dem Gebäudebetrieb auf

die Nichtwohngebäude.23 Berücksichtigt werden hierbei entsprechend dem Verursacherprinzip die direkt am

Gebäude sowie die indirekt in der Energiewirtschaft anfallenden Emissionen für Raumwärme- und -kälte,

Warmwasser, Lüftung, Kühlung und Beleuchtung24, also die Energieanwendungen gemäß

Energieeinsparverordnung EnEV. Während bei den Nichtwohngebäuden, aufgrund des deutlich höheren

Stromanteils am Endenergieverbrauch, 59% der Emissionen indirekt in der Energiewirtschaft anfallen, sind dies

bei den Wohngebäuden nur 25%.

Somit haben Maßnahmen zur Reduktion des Stromverbrauchs in Nichtwohngebäuden aus Kosten- und

Klimaschutzgründen eine weitaus höhere Relevanz als in Wohngebäuden.

Um näheren Aufschluss über die Einsparpotenziale sowie Möglichkeiten zu deren Umsetzung zu erhalten, muss

man tiefer in die Details einzelner Branchen einsteigen. Der dena Gebäudereport von 2016 zeigt für drei der vier

hier identifizierten wesentlichen gewerblich genutzten Wirtschaftsimmobilien folgende Aufteilung des

Endenergieverbrauchs:

20 Geiger, Bernd (2018): Erstellen der Anwendungsbilanzen 2013 bis 2017 für den Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen

(GHD). 21 Leider stimmen diese Zahlen nicht überein mit denen, die der Einzelhandel selbst veröffentlicht, letztere liegen beim Strom

noch deutlich höher (35 TWh) und bei der Wärme deutlich niedriger (12 TWh). Die entsprechenden Anteile gemäß Geiger nur

für den Einzelhandel lauten 16,9 TWh und 25,9 TWh. 22 BMWI (2019). Zahlen und Fakten Energiedaten vom 22.1.2019 23 10% Industrie, 38% GHD; 52% Wohngebäude. Zahlen für 2014. BMWi, Energieeffizienzstrategie Gebäude, Tabelle 20:

Verteilung der direkten und indirekten Emissionen im Gebäudebereich der Sektoren Industrie, GHD und Haushalte, 2015. Die

Gebäudestudie der dena kommt für 2015 auf ein Treibhausgas-Verhältnis von 44% aus Nichtwohngebäuden zu 56% aus

Wohngebäuden. Rechnet man laut dena bei den Nichtwohngebäuden den „Nutzerstrom“ hinzu (hier im Wesentlichen IKT),

erhöhen sich die zuvor ermittelten THG-Emissionen von 100 auf 154 Mt CO2,äq, bei den Wohngebäuden (Haushaltsstrom)

hingegen lediglich von 129 auf 149 Mt CO2,äq. (i.V.m. mit Abb. 12 des dena Berichtes ohne Berücksichtigung von Vorketten). 24 Beleuchtung nur für die Gebäude der Sektoren Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) und Industrie vorhanden

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Quelle: dena (2016)

Abbildung 5. Endenergieverbrauch nach Anwendungsbereich im GHD Sektor

Dies sind Durchschnittswerte über alle Baualtersklassen hinweg. Für die Aufteilung der Nichtwohngebäude in

Baualtersklassen schätzen Deilmann et al (2013) folgende Aufteilung:

Tabelle 3. Aufteilung der Nichtwohngebäude in Baualtersklassen.

Quelle: Deilmann et al (2013)

Weitere Details finden sich in der Literatur vor allem zum Handel, zu dem es in den vergangenen Jahren mehrere

Initiativen gab, welche nicht nur den Energieverbrauch und die Einsparpotenziale aufzeigen, sondern auch die

Gebäudetypen sowie die Eigentümerstruktur genauer aufzuschlüsseln.

Im Handel gibt es (nach der Gebäudeanzahl) nur 18% reine Nichtwohngebäude, aber 82% gemischt genutzte

Gebäude. Wie in Abbildung 4 dargestellt, wird der Handel unterteilt in den kleinstrukturierten Einzelhandel

(KSE)25 und den großflächigen, filialisierten Einzelhandel (GFE)26. Nach Verkaufsfläche teilen sich KSE und GFE

wie folgt auf:

25 Z.B. Kioske, SB-Geschäfte, Getränkemärkte, Bäckerei, Apotheke, Friseur, Schreibwarengeschäft etc 26 Z.B. SB-Warenhäuser, große Supermärkte, Discounter, Möbelhäuser, filialisierte Baumärkte etc.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Quelle: Atzberger et al (2016)

Abbildung 6. Flächenaufteilung nach Gebäuden zwischen KSE und GFE

• Im KSE betreiben ca. 500.000 Unternehmen ca. 540.000 Verkaufsstellen mit einem Anteil an der gesamten Verkaufsfläche des Handels von 44%. Relativ davon halten die KSE-Händler selbst 45% als Eigentum, 55% sind gemietet. Nur 4% von 44% liegen in Gebäuden die ab 1995 gebaut wurden, 32% von 44%, also ca. drei Viertel wurden vor 1978, d.h. vor der 1. Wärmeschutzverordnung (WSchVO) errichtet.

• Im GFE betreiben ca. 250 Unternehmen ca. 102.000 Verkaufsstellen mit einem Anteil an der gesamten Verkaufsfläche des Handels von 49%. Relativ davon halten die GFE-Händler selbst 13% als Eigentum, 87% sind gemietet. 19% von 49% liegen in Gebäuden die ab 1995 gebaut wurden.

Bezüglich des Energieverbrauchs ist es sinnvoll Food- (Lebensmitteleinzelhandel) und Non-Food-Handel

(Fachgeschäfte- und -märkte) zu unterscheiden. Es ergeben sich folgende mittlere Energieverbräuche:

Quelle: Atzberger et al (2016)

Abbildung 7. Spezifische Energieverbräuche im Einzelhandel

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Aufgrund der weitaus höheren Kosten je kWh für Strom, beträgt das Strom-Wärmekosten-Verhältnis

• im Food-Handel 95% / 5% - mit den Top-Verbrauchern Prozesskälte (Kühlmöbel können bei GFE bis zu 50% ausmachen), Beleuchtung und Klima-/Belüftung,

• im Non-Food-Handel 98% / 11% bei KSE und 92% / 8% bei GFE - mit den Top-Verbrauchern Beleuchtung (kann bis zu 50% ausmachen), Klima/Belüftung und sonstige Verbraucher.

Dies verdeutlich nochmals die überragende Bedeutung des Stromverbrauchs in Nichtwohngebäuden,

vor allen aber im Einzelhandel. Hierdurch wird deutlich, dass die Schwerpunkte der Einsparpotenziale –

insbesondere im Hinblick auf die Optimierung der Fördermittellandschaft - nicht nur bei den klassischen

„gebäudebezogenen“ Energieanwendungen zu finden sind.

1.2.2 Übersicht Effizienzmaßnahmen und Sanierungsaktivitäten

In Abschnitt Nichtwohngebäude wurden folgende wesentliche Nichtwohngebäudesegmente definiert:

• Handel

• Büro und Praxis

• Industrie und Produktion

• Beherbergung und Gastronomie.

Abbildung 5 und

Tabelle 3 zeigen die Aufteilung nach Anwendungsbereichen und Baualtersklassen. Hinsichtlich der möglichen

Effizienzmaßnahmen werden hier weitere Erläuterungen gegeben:

• Raumwärme setzt sich zusammen aus

o Transmissionswärmeverlusten, die durch die energetische Qualität der Gebäudehülle bestimmt

werden, d.h. je größer und kompakter die Gebäude sind, desto geringer wird der relative Anteil

der Wärmeverluste.

o Lüftungsverlusten, welche abhängig sind von der geplanten Luftwechselrate (Austausch von

Raumluft durch Außenluft) und Infiltration durch Leckagen in der Gebäudehülle sowie vom

Grad der Wärmerückgewinnung für den geplanten Luftwechsel. Je nach Gebäudenutzung

variieren die Luftwechsel und somit auch die Lüftungsverluste erheblich. Die DIN V 18599 gibt

Standardnutzungsrandbedingungen für verschiedene Nichtwohngebäudetypen vor. Für

Gruppenbüros und den Einzelhandel sind dies 4 m3/h pro m2 NGF, für Restaurants 18 m3/h

pro m2 NGF, für Fertigungshallen 20 m3/h pro m2 NGF und für Küchen 90 m3/h pro m2 NGF.

Diesen hohen Werte folgen aus der höheren Belegungsdichte bzw. aus Hygieneanforderungen

oder Luftbelastungen aus der Fertigung. Zum Vergleich entspricht der in Wohngebäuden

angesetzte 0,40-fache Luftwechsel bei mechanischer Lüftung einem Wert von nur 1,0 m3/h pro

m2 Gebäudenutzfläche. Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung der Lüftungsverluste für den

Raumwärmebedarf in Nichtwohngebäuden im Vergleich zu Wohngebäuden.

o Gewinnen durch Solarstrahlung über Fenster, Oberlichter etc. und interne Wärmequellen. Auch

die internen Wärmegewinne durch Personen und Arbeitshilfen weisen in vielen

Nichtwohngebäudetypen viel höhere Werte auf als in Wohngebäuden. Während z.B. für die

Planung von Passivhäusern ca. 40 Wh/m2 und Tag angesetzt werden, sind dies in

Gruppenbüros laut DIN V 18599 72 Wh/m2 und Tag, im Einzelhandel 106 Wh/m2 und Tag, in

Restaurants 250 Wh/m2 und Tag, in der Fertigung 320 Wh/m2 und Tag und in Küchen 1856

Wh/m2 und Tag.

• Warmwasser spielt vor allem bei Beherbergung (Duschen) und Gaststätten (Küche) eine größere Rolle.

• Beleuchtung spielt in NWG aufgrund der weitaus höheren Anforderungen an Beleuchtungsstärken für

Arbeitszwecke eine weitaus größere Rolle als in Wohngebäuden, wo sie nur ca. 1,5% am

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Gesamtendenergiebedarf ausmacht. Vor allem in mehrstöckigen tiefen Gebäuden, insbesondere im

Non-Food-Handel, wo die Beleuchtung nicht nur als Tageslichtersatz sondern auch der

Produktpräsentation dient oder in Bürogebäuden sind die Anteile hoch.

• Prozesskälte sind vor allem entweder steckerfertige Kühl- bzw. Gefriergeräte oder Kälteanlagen, die die

Kühlmöbel bedienen. Der hohe Verbrauchsanteil wurde oben näher ausgeführt.

• Prozesswärme ist vor allem im Bereich Beherbergung/Gaststätten ein auffallend hoher

Anwendungsbereich, worin vor allem das Kochen, ggf. aber auch das Reinigen mit Dampf enthalten ist.

Die in Wohngebäuden in der Regel angestrebte Verbesserung der Gebäudehülle verringert auch in

Nichtwohngebäuden die Transmissionswärmeverluste und in eher geringem Maße die Verluste aus Infiltration.

Je nach Nichtwohngebäudetyp haben die Transmissionsverluste schon allein aufgrund der Gebäudegröße, aber

vor allem aufgrund der Nutzung einen relativ geringeren Anteil an den gesamten Raumwärmverlusten als in

Wohngebäuden, so dass sich der relative Anteil an den Lüftungsverlusten am Raumwärmebedarf stark erhöht.

Sie können ohne Weiteres mehr als die Hälfte der in Abbildung 5 dargestellten „Raumwärme“ ausmachen. Dies

trifft durch die Bank zu für alle hier betrachteten gewerblich genutzten Nichtwohngebäude. Im Falle einer

mechanischen Lüftung schlagen mit zunehmendem Luftwechsel auch entsprechend steigende Stromverbräuche

für die Ventilatoren zu Buche. Sie sind in der „mechanischen Energie“ enthalten. Insbesondere bei

Bürogebäuden ist allerdings davon auszugehen, dass ohne Vorhandensein einer mechanischen Lüftung die

realen Luftwechsel (genau wie im Wohngebäudebereich) teils erheblich unter den Vorgaben der Norm liegen,

woraus natürlich geringere Einsparpotenziale folgen.

Insgesamt folgt daher allein aus der Nutzung der Nichtwohngebäude eine relativ geringere Bedeutung der

Gebäudehüllendämmung, insbesondere für nicht-wohnähnliche Nutzungen (also nicht mechanisch belüftete

Büros) und Gebäude jüngeren Baujahrs. Weiterhin liegen die Amortisationszeiten für gebäudehüllenmaßnahmen

oft jenseits des wirtschaftlichen Planungshorizontes oder der ansetzbaren bzw. gewünschten

Abschreibungsdauer gewerblicher Unternehmen.

Insbesondere für weite Teile des vergleichsweise jungen Gebäudebestandes im großflächigen Einzelhandel, im

eher am Stadtrand produzierenden Gewerbe, Logistikhallen und Produktionsgebäuden ist daher die Sanierung

der gebäudehülle kein Thema. Anders sieht dies aus bei älteren Gebäuden in Innenstadtlagen, wie sie gehäuft

beim kleinflächigen Einzelhandel oder wohnähnlichen Bürogebäuden auftreten.

Damit verschiebt sich der Fokus im Nichtwohngebäudebereich insgesamt hin zu einer effizienten

Anlagentechnik und deren genau auf das Nutzungsprofil hin optimierten Betrieb.

Welches Einsparpotenzial allein hierin liegt, hat Ecofys/Navigant27 im Auftrag von Danfoss exemplarisch für

Wohn- und Nichtwohngebäude anhand folgender Beispielbestandsgebäude untersucht:

• Einfamilienhaus mit Gaskessel, Heizkörpern zentraler Warmwasserbereitung, keine Kühlung,

Fensterlüftung, Hülle bereits teilsaniert

• Mehrfamilienhaus in verschiedenen Konfigurationen (Gaskessel/Fernwärme/Abluft-Wärmepumpe, keine

Kühlung, Fensterlüftung), Hülle bereits teilsaniert

• Bürogebäude (Baualtersklasse 1984-1994) mit mechanischer Lüftungsanlage und Kühlung

• Supermarkt mit mechanischer Lüftungsanlage, Luftheizung und -kühlung, ohne Wärmerückgewinnung

Die Untersuchung erfolgte unter der Annahme, dass der Wärmeerzeuger erst kürzlich erneuert wurde, um allein

das Optimierungspotenzial zu ermitteln. Außerdem wurde ein „europäischer Durchschnitt“ für die Qualität des

Gebäudes angesetzt, so dass die ermittelten Einsparpotenziale für Deutschland ggf. etwas niedriger wären.

Untersucht wurden zwei verschiedene Maßnahmenpakete „get the basics right“ und „high performance“.

• Durch „get the basics right” Maßnahmen könnten in den Modellgebäuden zwischen 14% und 34%

Endenergie eingespart werden,

27 Ecofys/Navigant, Optimising the energy use of technical building systems – unleashing the power of the EPBD’s Article 8,

2017.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 21

• durch „high performance“ Maßnahmen 33%-46%.

Folgende Maßnahmen wurden betrachtet, die prinzipiell auch auf alle anderen hier näher betrachteten

Nichtwohngebäude angewandt werden können:

• Beleuchtung: Bedarfssteuerung durch Präsenzmelder, Tageslichtsteuerung, LED

• Belüftung: Bedarfssteuerung der Luftvolumenströme (Luftqualitätssensor) sowie hocheffiziente

Wärmerückgewinnung

• Klimatisierung: Anlagen mit höheren Wirkungsgraden und Zeitsteuerung

• Optimierung des Heizungssystems: elektronische Thermostate mit hoher Regelgüte, hydraulischer

Abgleich, Dämmung der Verteilungen, korrekte Dimensionierung, dynamische Optimierung (Senkung)

von Vorlauf- und Rücklauftemperaturen um direkt den Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers (Gas-

Brennwert-Kessel oder Wärmepumpe) zu erhöhen.

• Prozesskälte und Abwärmenutzung: Nutzung der Abwärme aus Supermarkt-Kühlmöbeln mit CO2 als

Kältemittel für Raumheizung und Warmwasser.

• Steuerung und Regelung: in den high performance Varianten wurden Energiemanagementsysteme

(EMS) (nach ISO 50001) bzw. Gebäudeautomation unterstellt, die sich selbst intelligent regeln,

eigenständig eine Treibhausgasbilanz erstellen können, prinzipiell auf Anforderungen des Stromnetzes

reagieren können (z.B. Kühlmöbel als Zwischenspeicher für Windüberschüsse) und den

Wartungsaufwand reduzieren.

Besonders interessant ist, dass für fast alle Maßnahmen Amortisationszeiten von unter 5 Jahren ermittelt

wurden. Daher werden sie häufig auch als die „low hanging fruits“ bezeichnet. Vorteilhaft an den untersuchten

Maßnahmen ist, dass sie keine „lock-in Situationen“ für ggf. später erfolgende tiefer gehende Maßnahmen

erzeugen, d.h. Gebäudehüllensanierungen könnten später problemlos „aufgesattelt“ werden.

Weitere denkbare Maßnahmen an der Anlagentechnik sind28:

• Photovoltaik, ggf. in Kombination mit Ladestationen für Elektromobilität

• Batteriespeicher

• (große) thermische Speicher

• Solarthermie für Warmwasser oder Niedertemperatur-Prozesswärme.

Im Einzelhandel haben insbesondere die großen Filialisten bereits einige dieser Maßnahmen umgesetzt, wozu

jüngst auch die Klimaschutzoffensive des Einzelhandels beigetragen hat. Dennoch besteht im Handel offenbar

auch ausgelöst durch dessen Klimaschutzoffensive ein großes Interesse:29

• Bei den großen Filialisten im Lebensmittelhandel (Food) gaben in einer Befragung jeweils 100% an,

dass für sie die Optimierung der Kältetechnik sowie der Austausch der Beleuchtung am wichtigsten

sind, für 47% ist dies die Optimierung der sonstigen Gebäudetechnik, also

Lüftung/Klima/Wärmerückgewinnung und Regeltechnik. Die Bandbreiten der eingeschätzten

Einsparpotenziale liegen bei jeweils 10 bis 50% für Beleuchtung und Kühlung, 5 bis 25% für sonstige

Gebäudetechnik, 1 bis 10% für Energiemanagement sowie 3 bis 5% in der Mitarbeitersensibilisierung.

• Im Fachmarkthandel (Non-Food) stimmten hier 83% der Händler für den Austausch der Beleuchtung,

72% für eine Optimierung der sonstigen Gebäudetechnik und 50% für ein aktives

Gebäudemanagementsystem. Die Bandbreiten der eingeschätzten Einsparpotenziale liegen bei 10 bis

30% für Beleuchtung, 5 bis 30% für sonstige Gebäudetechnik, 1 bis 15% für Energiemanagement sowie

3 bis 10% in der Mitarbeitersensibilisierung.

28 Handelsverband Deutschland (HDE) (o.J., ca. 2017). Auf dem Weg zum klimaneutralen Einzelhandel. 29 dena (2015). Energieeffizienz im Einzelhandel. Analyse des Gebäudebestands und seiner energetischen Situation. Vorstudie

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 22

Der Webauftritt der Klimaschutzoffensive30 sowie auch die Publikation „Einfach Energiesparen: Arbeitsbuch für

Kaufleute“31 informieren auch den technisch nicht versierten Entscheider im kleinflächigen Handel überaus

anschaulich über nahezu alle der oben dargestellten Maßnahmen.

1.2.3 Sanierungsmarkt

Die DENEFF schätzt den jährlichen Investitionsbedarf für Instandhaltung und energetische Modernisierung auf

bis zu 33 Mrd, EUR, davon 5 Mrd. für Büroimmobilien. Demgegenüber wird das heutige Investitionsvolumen als

„gering“ eingestuft.32 Nicht viel präziser äußert sich hierzu die dena, die in ihrem Gebäudereport33 die

Sanierungsrate des gesamten Nichtwohngebäudebestands aktuell mit ca. 1 % beziffert und dies im Grunde aus

der Sanierungsrate für Wohngebäude ableitet.

Aufschlussreicher ist eine Studie des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)34 in

Kooperation mit der Firma Heinze, die die Sanierungsaktivitäten von Nichtwohngebäuden im Detail beleuchtet

hat.

Die Firma Heinze befragte im Jahr 2014 dafür Architekten und Planer bzw. bauausführende Unternehmen35 und

rechnete die Befragungsergebnisse auf den Nichtwohngebäudebestand hoch. Darüber wurde das energetische

Sanierungsvolumen im Nichtwohnbau ermittelt.

Das reine Bestandsmarktvolumen der energetischen Maßnahmen36 teilt sich dabei wie folgt auf Teil- und

Vollmodernisierungen auf:

• Teilmodernisierungen37: 75%

• Vollmodernisierungen38: 25%

Der Anteil des energetischen Bestandsmarktvolumens am Gesamtbestandsmarktvolumen betrug etwa 30%, so

dass oftmals entweder nur Reparaturen/ Instandsetzungen oder anderweitige Modernisierungen ohne

energetische Auswirkung durchgeführt werden.

Das energetische Gesamt-Investitionsvolumen im Bestand beläuft sich im Wohngebäudebereich auf ca. 32,5

Mrd. € und im Nichtwohngebäudebereich auf lediglich 17 Mrd. € (66/34%). Vergleicht man diese Investitionen mit

den Emissionen der Wohn- und Nichtwohngebäude (52/48%)39, so zeigt sich, dass bei Nichtwohngebäuden

gegenüber Wohngebäuden ein deutlicher Rückstand bzgl. Klimaschutzinvestitionen besteht. Das gesamte

30 https://www.hde-klimaschutzoffensive.de/de/start 31 Handelsverband Deutschland (HDE) (o.J., ca. 2017). Einfach Energiesparen. Arbeitsbuch für Kaufleute. 32 Bellmann et al (2015). Von der Idee zum Innovativen Finanzierungsansatz und Geschäftsmodell für energetische

Gebäudemodernisierung – Gewerbeimmobilien. 33 Dena, dena-Gebäudereport kompakt 2018 und Dena, Gebäudestudie - Szenarien für eine marktwirtschaftliche Kima- und

Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor. Gemeint sind jeweils sog. „Vollsanierungsäquivalente“, die im Falle der

Nichtwohngebäude aus den Erkenntnissen für Wohngebäude übertragen wurden. 34 BBSR/Heinze/DIW, Struktur der Bestandsinvestitionen 2014 Investitionstätigkeit in den Wohnungs- und

Nichtwohnungsbeständen, 2016. 35 Architekten, Fragebogenrücklauf Nichtwohngebäude: n = 519 Fragebögen

Bauausführende Unternehmen, Telefonbefragung: n = 1.255 36 Zur energetischen Modernisierung werden folgende Maßnahmen gezählt: Wärmedämmung, Austausch von Fenstern und

Außentüren, Erneuerung der Heizung, Solarthermie/Photovoltaik, Klima/Kühlung/Lüftung 37 Teilmodernisierung: alle werterhöhenden Maßnahmen, bei denen in weniger als 15 Produktbereichen im Nichtwohnbau

Modernisierungen vorgenommen wurden. 38 Teilmodernisierung: alle werterhöhenden Maßnahmen, bei denen in mehr als 15 Produktbereichen im Nichtwohnbau

Modernisierungen vorgenommen wurden. Der Schwellenwert von 15 Produktbereichen wurde ausgewählt, weil bei diesen

Projekten mehr als 80% aller möglichen Produktbereiche von der Modernisierung betroffen sind. 39 BMWi, Energieeffizienzstrategie Gebäude, Tabelle 20: Verteilung der direkten und indirekten Emissionen im Gebäudebereich

der Sektoren Industrie, GHD und Haushalte, 2015

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 23

Investitionsvolumen, also unabhängig davon ob es sich um werterhöhende Maßnahmen oder Instandsetzungs-

/Reparaturleistungen handelt, lag bei den Nichtwohngebäuden bei 55 Mrd. € (Wohngebäude 118 Mrd. €). Davon

entfielen knapp 37 Mrd. € auf „wohnähnliche Betriebsgebäude“, worunter in der Studie Anstaltsgebäude, Büro-

und Verwaltungsgebäude, Hotels und Gaststätten sowie sonstige Nichtwohngebäude (wie z. B. Schulen,

Museen, Sportgebäude) verstanden werden. Eine Aufteilung der energetischen Maßnahmen auf Gebäudetypen

nennt die Studie nicht.

1.2.4 Sanierungsentscheidung

Geht es nun um die Sanierungsentscheidung, ist es für eine Analyse der Situation und für

Handlungsempfehlungen in Bezug auf das Angebot an Fördermitteln erforderlich, die Entscheider über

Investitionen in gewerblich genutzten Wirtschaftsimmobilien und die darin enthaltenen technischen Anlagen

genauer zu betrachten.

Im Immobilienmanagement werden drei Blickwinkel auf die Immobilie unterschieden:40

• Sicht der Eigentümer

• Sicht der Nutzer

• Sicht immobilienwirtschaftlicher Dienstleister in den Bereichen Planung, Bau, Betrieb und Verwertung.

Im Unterschied zu Wohngebäuden spielen die Nutzer bzw. Mieter von Nichtwohngebäuden vielfach eine

erheblich größere Rolle wenn es um Investitionen in Energieeffizienz geht. Dies liegt daran, dass insbesondere in

den Bereichen Büro, Handel, Dienstleistung, Gastronomie und Beherbergung inkl. des in diesen Bereichen am

weitesten verbreiteten Franchisings, der Mieter der Immobilie die Entscheidung über Investition in mehr oder

weniger große Bereiche Gebäudetechnik häufig selbst ausübt. Planungs- und Bauleistungen sowie der Betrieb

der Immobilie können „outgesourct“ sein, also von externen Dienstleistern versehen werden. Ein besonderes

Beispiel hierfür ist das Contracting, welches später noch näher beleuchtet wird.

Allerdings hat im Immobilienmanagement Energieeffizienz in der Regel nicht die höchste Priorität, wie eine

jüngere Befragung unter den Leitern von Corporate-Real-Estate-Abteilungen in produzierenden Unternehmen

der sog. Leichtindustrie mit mehr als 3000 Mitarbeitern zeigt.

40 Just, Tobias et al (2016). Aurelis-Praxisstudie: Wie Corporates die Märkte und das Management für produktionsnahe

Immobilien einschätzen.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 24

Quelle: Just et al (2016)

Abbildung 8. Herausforderungen des Immobilienmanagements

Die mit Abstand wichtigsten genannten Punkte sind die Aufrechterhaltung der Portfolioflexibilität auf sich

ändernde Anforderungen des Marktes, die Wirtschaftlichkeit, ggf. erforderliche Standortentwicklung oder

Redevelopment-Maßnahmen bzw. die Optimierung des Managementprozesses selbst. Der hier im erweiterten

Sinne mit Energieeffizienz thematisierte Bereich der Nachhaltigkeit ist demgegenüber zumindest bei den

Befragten von geringer Bedeutung.

Interessant ist die Auswertung der Befragungsergebnisse allerdings dahingehend, dass sie einige Anhaltspunkte

für die weiter oben thematisierten „Auslösemomente“ liefert. Anpassungen des Portfolios, Redevelopment-

Maßnahmen und Instandhaltungen sind in jedem Fall Anknüpfungspunkte für Effizienzmaßnahmen.

Die Bandbreite der Eigentümer ist mit dieser befragten Gruppe natürlich nicht vollständig abgebildet, sie

repräsentiert nur die Gruppe der „Selbstnutzer mit professionellem Gebäudemanagement“, die allerdings für

einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen aus der Nutzung von Nichtwohngebäuden verantwortlich ist.

Dies wird aus einer jüngeren Studie unter der Federführung der Deutschen Unternehmensinitiative

Energieeffizienz (DENEFF) deutlich.41

41 Bollmann, Susanne et al (2017). Klimafreundliche Gewerbeimmobilien: Gebäudeeigentümer, Investitionsprozesse und neue

Tools für mehr Investitionen in Klimaschutz

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 25

Quelle: Bollmann et al (2017)

Abbildung 9. Aufteilung der Treibhausgasemissionen nach Nichtwohngebäude- und Eigentümertypen

Die Blasen repräsentieren die Anteile innerhalb der von DENEFF ermittelten gesamten Emissionen aus der

Gebäudenutzung durch „gebäudeimmanente Verbraucher“, die sich auf 128 Mt pro Jahr summieren sollen.42 Die

oben befragten Selbstnutzer von Industrieimmobilien haben hieran immerhin einen geschätzten Anteil von 20

Mt/a. Es fällt zunächst auf, dass die Einteilung der Gebäude relativ gut mit der oben dargestellten, vom ZIA

vorgelegten Typologie passt.

42 Eine Anfrage bei den Autoren konnte nicht klären, was genau hierin enthalten ist. Im Kern dürften es die durch die

Energieeinparverordnung erfassten Bereiche Heizung, Kühlung, Lüftung, Warmwasser, Klimatisierung, Beleuching sein;

aufgrund der in der Literatur nicht ausreichend tiefen Aufgliederung des Energieverbrauchs im Sektor GHD, liegt aber nahe,

dass durchaus auch Anteile von Prozesswärme oder prozesskälte enthalten sein könnten. Auch die Anfrage bezüglich der

Abgrenzung zwischen „Industrie“ und Gewerbe“-Gebäuden konnte die DENEFF nicht abschließend klären. Unter

Berücksichtigung der ausgewerteten Literatur liegt allerdings nahe, dass mit „Industrie“-Gebäuden vor allem größere

„produktionsnahe“ Immobilien der „Leichtindustrie“ gemeint sind. Diese beiden Begriffe werden von Just et al (2016) wie folgt

definiert: um produktionsnahe Immobilien handelt es sich dann, „wenn die Nutzung der Immobilien tatsächlich maßgeblich

durch Fertigungsprozesse bedingt wurde.“ In diesem Sinne zählen die Autoren zu den produktionsnahen Immobilien

Produktionshallen, Lagerhallen, Showrooms aber auch Bürogebäude, aus denen die Produktion direkt überwacht wird oder

Gebäude für Forschung und Entwicklung, wenn diese direkt produktionsrelevant ist. Im Anglo-amerikanischen hat sich hierfür

der begriff „Light Industrial real Estate“ etabliert. Die „Leichtindustrie“ ist laut den Autoren im Unterschied zur „Schwerindustrie“

weniger investitions-, dafür aber mehr arbeits- und wissensintensiv. Häufig werden hierzu die Unternehmen der Konsumgüter

produzierenden Industrie gerechnet, aber auch ein Teil der Herstellung von Industriegütern kann hinzu gerechnet werden, wie

z.B. die Herstellung elektronischer Bauteile, Automobilbranche und -zulieferer, Teile der Chemie- und Pharmabranche oder

auch die Möbel- und Textilindustrie. „Gewerbe“immobilien dürften dann eher kleinere, eher werkstättenähnliche Gebäude sein

kleinerer Unternehmen aber auch von Unternehmen des Dienstleistungsgewerbes genutzte Gebäude.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 26

Ein neuer Aspekt ist allerdings die aus Abbildung 9 ersichtliche weitere Differenzierung der Eigentümer. Unter

Vernachlässigung der Kleinvermieter, mit ihrem sehr geringen Anteil an den gesamten Emissionen, bietet sich im

Hinblick auf ähnlich gelagerte Hemmnisse für Investitionen in Energieeffizienz folgende Gruppierung an:

• Selbstnutzer ohne professionelles Gebäudemanagement

Die ist „das kleine Gewerbe um die Ecke“ – Bäcker, Kfz-Werkstatt etc. - als typischer Vertreter der ca.

2,5 Millionen KMU in Deutschland. Auf diese Gruppe entfällt ein geschätztes gutes Drittel der aus dem

Betrieb von Nichtwohngebäuden stammenden Treibhausgasemissionen.

• Selbstnutzer mit professionellem Gebäudemanagement

Hierunter fallen vor allem die ca. 16.700 Großunternehmen und größere KMU in Deutschland. Dies sind

z.B. Autohersteller, Chemie-, Logistik und Handelsunternehmen. Auf sie entfällt ein weiteres gutes

Drittel der Treibhausgasemissionen.

• Ertragsorientierte Investoren (direkt oder im Namen Dritter)

sie verfügen über ein professionelles Immobilienmanagement und vermieten die Gebäude; das

Hauptinteresse sind – auch im Hinblick auf Energieeffizienzinvestitionen – kurz- bis mittelfristige

Wertsteigerungen der Immobilie.

• Risikoaverse Investoren (direkt oder im Namen Dritter)

sie verfügen über ein professionelles Immobilienmanagement und vermieten die Gebäude; das

Hauptinteresse liegt – auch im Hinblick auf Energieeffizienzinvestitionen – eher langfristig auf

Wertstabilität der Immobilien und Steigerung der Objektrendite.

Wie oben dargestellt wurde, sind damit allerdings nur die Eigentümer abgedeckt, nicht jedoch die Nutzer und

Mieter und auch nicht weitere relevante Dienstleister wie z.B. Contractoren. Diese sind für ein vollständiges Bild

noch hinzuzufügen.

Um im Detail Entscheidungsprozesse im „Real-Estate-Management“ zu verstehen und ggf. die für die

Stimulierung von Energieeffizienzmaßnahmen passende Ebene zu identifizieren, ist eine Unterteilung nach den

verschiedenen Hierarchieebenen und den damit verbundenen Aufgaben hilfreich.

Abbildung 10. Real-Estate-Management-Felder

Quelle: BulwienGesa (2010)

1.2.5 Hemmnisse

Die Literaturauswertung hat ergeben, dass für Effizienzinvestitionen in Nichtwohngebäude im Grunde dieselben

Auslöser und Hemmniskategorien wie bei Wohngebäuden vorherrschen, dass die spezifischen Ausprägungen

hingegen etwas anders geartet sind. Die Literaturauswertung umfasst auch zwei einschlägige Studien von

Navigant, unter anderem auch erste Ergebnisse aus einer laufenden Studie für die Europäische Kommission. Die

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 27

folgenden Tabellen fassen die in der Literatur gefundenen Auslöser und Hemmnisse zusammen43 und ordnen sie

darüber hinaus qualitativ den von der DENEFF identifizierten vier Eigentümergruppen, zuzüglich der Nutzer

sowie Contractoren und Energieberatern zu.

Tabelle 4. Auslöser für Energieeffizienzinvestitionen in Nichtwohngebäuden

Auslöser-

kategorie

Beschreibung

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Ökonomie Eigentümerwechsel

Warmmietenvertrag

Verhandelbare Mietverträge

Wertsteigerung durch Nachhaltigkeit(szertifikat)

Image, Vorbildwirkung

Günstige Finanzierungsbedingungen

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(X)

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Komfort, allg.

Modernisierung

Klimatisierung steigert Komfort für Kunden oder Mitarbeiter

„roll-out“ von Effizienzmaßnahmen (z.B. LED) im Portfolio

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X

Vorschriften Verpflichtendes Energieaudit nach EDL-G (gemäß DIN EN 16247)

oder Energiemanagementsystem nach ISO 50001 alle 4 Jahre für UN

> 250 Mitarbeiter oder 50 Mio. € Jahresumsatz

Pflicht zur Wärmerückgewinnung bei Lüftungsanlagen > 4000 m3/h

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(X)

Instandhaltung,

Nutzungs-

änderung

Festgelegte Sanierungszyklen von 5-15 Jahren

Ad hoc Reparaturbedarf für Gebäudetechnik (Heizungsausfall,

sonstige Schäden am Gebäude)

Neuer Mieter mit geänderter Nutzung

Platzmangel, Erweiterungsbedarf

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Ökologie Carbon-Footprinting oder Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens X X X X

43 Wesentliche Quellen hierfür sind: Thema, Johannes et al (2018): Erweiterung von Kosten-Nutzen-Analysen zu ausgewählten

Energieeffizienzmaßnahmen um Erkenntnisse zum Markt für Energieeffizienzdienstleistungen und zum Aufwand von

Investitionen in Energieeffizienz. Endbericht für BfEE, Projekt 18/2017; Bollmann, Susanne et al (2017). Klimafreundliche

Gewerbeimmobilien: Gebäudeeigentümer, Investitionsprozesse und neue Tools für mehr Investitionen in Klimaschutz; Just,

Tobias et al (2016). Aurelis-Praxisstudie: Wie Corporates die Märkte und das Management für produktionsnahe Immobilien

einschätzen; Handelsverband Deutschland (HDE) (o.J., ca. 2017). Auf dem Weg zum klimaneutralen Einzelhandel; Atzberger,

Marco (EHI) et al (2016): Energiemanagement im Handel. Energieeffizienzpotenziale in den Gebäuden des deutschen

Einzelhandels; Ecofys/Navigant (2018), Comprehensive study of building energy renovation activities and the uptake of nearly

zero energy buildings in the EU, 2017-laufend; Ecofys/Navigant (2018), Untersuchung der Potenziale von Lüftungstechnik als

Beitrag zur Umsetzung des klimaneutralen Gebäudebestandes 2050; Maas, Anton et al (2017): Qualifikationsanforderungen in

der Energieberatung. Endbericht für BfEE, Projekt 12/2017; Bellmann, Eriake et al (2015: Von der Idee zum Innovativen

Finanzierungsansatz und Geschäftsmo-dell für energetische Gebäudemodernisierung – Gewerbeimmobilien;

BBSR/Heinze/DIW (2016), Struktur der Bestandsinvestitionen 2014 Investitionstätigkeit in den Wohnungs- und

Nichtwohnungsbeständen

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Tabelle 5. Hemmnisse für Energieeffizienzinvestitionen in Nichtwohngebäuden

Hemmnis-

kategorie

Beschreibung

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Information Intransparenz bezüglich Einsparpotenzial der Maßnahmen im Gebäude

Intransparenz bezüglich Einsparpotenzial der Maßnahmen im Portfolio

Intransparenz bezüglich Wertsteigerung der Immobilie durch Effizienz

Hoher Berechnungsaufwand für Einsparung

Mangelndes Vertrauen in Dienstleister

Sehr komplexe Anlagentechnik

Fehlende Informationen zu Maßnahmen bzw. deren Auswahl

Fehlende / zu komplexe Information über Fördermöglichkeiten (Bsp. BAFA-

Checklisten weniger detailliert als bei Wohngebäuden)

(Unzutreffende) Annahme, dass Fördermittel wegen „De-minimis“-Regelung

nicht relevant sind

(Unzutreffende) Annahme, dass Förderung nicht für Filialisten oder

Franchise-Unternehmen erhältlich ist

Wenig Wissen über Contracting

Mangelnde Kompetenz der Planer / Fachingenieure

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Personelle

Ressourcen

Unzureichend professionalisiertes Immobilienmanagement, wenig

Bestreben zum Outsourcing

Fehlendes Personal zur Informationsbeschaffung

Zu hohe Transaktionskosten: Zeit für Suche von Maßnahmen,

Handwerkern, Planern, Förderprogrammen, Entscheidungsvorbereitung,

Verhandlungen, Genehmigungs- oder Zertifizierungsprozessen,

Überwachung, Monitoring, Nutzerschulung => Fehlende Zeit zur

Auseinandersetzung mit wirtschaftlicher und technischer Komplexität von

Effizienzmaßnahmen

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Ökonomie,

finanzielle

Ressourcen

Raumwärme hat untergeordnete Bedeutung

Budgetkonkurrenz: Budgets / Finanzmittel für andere Investitionen

gebunden oder nicht vorhanden

Effizienzmaßnahmen verfehlen übliche Erwartungen an Rendite oder

Amortisationszeiten

Kreditwürdigkeitsprüfung kann zu bilanzverschlechternder Neubewertung

des Portfolios führen

FK-Aufnahme kann Kreditwürdigkeit schmälern

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Hemmnis-

kategorie

Beschreibung

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Vorschriften,

Organisation,

Kooperation

EK- / FK-Geber sehen keinen Zusammenhang zwischen effizienter

Immobilie und Unternehmenserfolg

Wenig Investoren für bestimmte Typen von Bestandsimmobilien

Keine Investitionsabstimmung Mieter / Eigentümer für Maßnahmen an

technischer Gebäudeausrüstung

Unklare Zuständigkeiten innerhalb komplexer Corporate-Real-Estate-

Management-Hierarchie (s. Abbildung 10)

Getrennte Verantwortlichkeiten für Einkauf/Investition und Energie und

somit fehlende Investitionsanreize

Eigentümer-Mieter-Dilemma: Investor profitiert nicht von Investition

Zu komplizierter Finanzierungsprozess

Vorschriften / Fördervoraussetzungen übersteigen eigenes Maß

Festgelegte Sanierungszyklen von 5-15 Jahren

Warmmietenvertrag bremst Nachfrage nach energieeffizienter Immobilie

Umlagefähigkeit von Effizienzinvestitionen nicht gesetzlich geregelt

Unklarheit über Informationspflichten und Zumutbarkeit gegenüber Mieter

Verschiedene Vertragsmodalitäten im Gebäude (Multi-tenant) / Portfolio

Zusammenarbeit mit Spezialisten nötig für Maßnahmenerarbeitung

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Präferenzen Raumwärme hat untergeordnete Bedeutung gegenüber Strom, kein

Interesse Wärmeverbrauch zu analysieren

Energiemanagementsystem bzw. Messtechnik für Strom bereits vorhanden

Geringe Priorität von Energieeffizienzinvestitionen gegenüber

betriebsnotwendigen Investitionen

Präferenz für bestimmte Technologien, unabhängig von Effizienzpotenzial

und/oder Kosten-Nutzen

Bereits Energieberatung erhalten

Energieeffizienz wird als ausreichend hoch angesehen

Wirtschaftlichkeit als überragendes Kriterium, Vernachlässigung von Co-

Benefits

Energieeffizienz als Nischenthema, kein Commitment

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Risiken Ausfall der Produktion

Lärm / Belastungen während der Bauphase

Fehlende Einspargarantie / Versicherung des Einsparerfolges

Kein spezifisches Zertifikat für Energieeffizienz vorhanden,

Nachhaltigkeitszertifikate diesbezüglich zu unspezifisch

Zweifel an Funktionsfähigkeit / Gefahrlosigkeit der Technologien

Angst vor Umsetzungsfehlern / Bauschäden

Beeinflussung von thermischem Komfort und Raumluftqualität

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Wollte man aus der umfangreichen Zusammenschau aus der Literatur und unserer eigenen Projekterfahrung die

TOP5 Hemmnisse benennen, auch unter Berücksichtigung, auf welchen Anteil der Investoren sie zutreffen, so

wäre dies folgende:

• Intransparenz bezüglich des real zu erwartenden wirtschaftlichen Vorteils, der sich aus der Maßnahme

ergeben wird (in kWh und EUR): je nach Investortyp betrifft dies vorrangig einzelne Gebäude, ein

Gebäudeportfolio oder die zu erwartende Wertsteigerung der Immobilie.

• Zu geringe „Wirtschaftlichkeit“: Erwartungen an Amortisationsdauern, ROI oder andere Kennzahlen

zur Bewertung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen werden nicht erfüllt.

• Budgetkonkurrenz zum Kerngeschäft

• Zu hohe Transaktionskosten, im Wesentlichen in Form von Zeitaufwand Recherche, Verhandlung,

Prozessmanagement, Monitoring und Mitarbeiterschulung.

• Fehlende Einspargarantie bzw. Versicherung des wirtschaftlichen Erfolges.

Exkurs Contracting

Einige der oben genannten Hemmnisse können durch Contracting überwunden werden. Eine geeignete

Definition lautet wie folgt:

„Beim Contracting überträgt der Gebäudeeigentümer Aufgaben im Bereich der Energieeffizienzsteigerung seines

Gebäudes auf einen externen Dienstleister, den sogenannten Contractor. Dieser entwickelt ein Konzept zur

Verbesserung der Energieeffizienz, plant und realisiert Effizienzmaßnahmen. Dabei tätigt der Contractor in der

Regel alle notwendigen Investitionen und kümmert sich um Wartung und Instandhaltung der Anlagentechnik. Die

Investitionskosten amortisieren sich für den Contractor durch die erzielten Energiekosteneinsparungen. Ob auch

der Gebäudeeigentümer an den Kosteneinsparungen beteiligt wird, wird bei der Ausgestaltung des Vertrags

festgelegt. Es gibt verschiedene Formen des Contracting, wie z.B. Energiespar-Contracting oder Energieliefer-

Contracting.“

Alle der genannten TOP5 Hemmnisse können durch Contracting gemildert bzw. überwunden werden. Das

wirtschaftliche Risiko geht auf den Contractor über, wesentliche Bestandteile der Transaktionskosten werden

zum Contractor „externalisiert“, eigene Investitionen sind (meist) nicht vorgesehen und es wird in der Regel eine

Einspargarantie - eventuell sogar durch eine Einsparversicherung oder -bürgschaft abgesichert - gewährt.

Weitere Möglichkeiten der Hemmnisüberwindung sind u.a.

• Schaffung eines einheitlichen Bewertungsmechanismus sowohl für die Bewertung von Einsparungen als

auch von potenziellen Werterhöhungen der Immobilie.

• Erstellen von Modernisierungsfahrplänen, für individuelle Gebäude und Gebäudeportfolios.

• Leitlinien zur Bewertung von „Co- bzw. Multiple-Benefits“.

• Absicherung des Einsparerfolges durch Versicherungen oder Bürgschaften

• Abschließen eines „grünen Mietvertrages“ oder „Grean Lease“, der insbesondere das Investor-Nutzer-

Dilemma adressiert. In einem jüngst verfassten Leitfaden wird ein Green Lease wie folgt definiert:

„Ein Green Lease ist ein auf Nachhaltigkeit gerichteter Mietvertrag, der durch seine besondere

Ausgestaltung – gegebenenfalls flankiert durch die Anforderungen einer etwa vorhandenen

Zertifizierung der Immobilie – den Mieter zu einer möglichst nachhaltigen Nutzung und den Vermieter zu

einer möglichst nachhaltigen Bewirtschaftung der Immobilie veranlassen soll.“

Page 32: Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 31

1.2.6 Zwischenfazit

Als Zwischenfazit erscheinen für eine Aktivierung des Marktes für Energieeffizienzinvestitionen zunächst die

Unternehmen interessant, die über ein professionelles Gebäudemanagement verfügen. Hier existiert

jeweils ein Ansprechpartner mit Verantwortung und Kenntnissen für den wirtschaftlichen Betrieb der Immobilie.

Dies können diejenigen selbstnutzende Eigentümer (mit professionellem Gebäudemanagement) sein, denen

die Einsparungen direkt zufließen oder Investoren, für die Energieeffizienzinvestitionen vor allem unter

Risikoaspekten sowie aus Gründen der Wertsteigerung bzw. langfristiger Steigerung von Cashflows interessant

sind. Darüber erscheinen Mieter als Zielgruppe relevant, die über professionelle Immobilienservices verfügen,

insbesondere, wenn man an größere Franchise Unternehmen aus der Gastronomie, Handel oder Hotellerie

denkt, wenn sie selbst in den Einbau zumindest von Teilen der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik

investieren.

Die in diesen Gruppen vorrangig vorzufindenden Gebäudetypen sind

• „produktionsnahe Immobilien“ wie Fertigungshallen, Lagerhallen

• Bürogebäude

• Handelsgebäude

Wie oben ausgeführt wurde, ist allerdings weniger der Gebäudetyp relevant als die Erkenntnis, dass es in

Nichtwohngebäuden im Unterschied zu Wohngebäuden im Bestand vor allem auf die Optimierung der

Gebäudetechnik ankommt, da der Teil der Raumwärme, der das Gebäude durch die Wände verlässt i.d.R.

relativ klein ist. Hier bei gilt es auch Abwärmepotenziale mit einzubinden, die jenseits der üblichen

Bilanzierungsgrenzen der Energieeinsparverordnung liegen, z.B. aus Kühlmöbeln.

Schließlich gilt es, verstärkt Contractoren zu aktivieren, da sie das Potenzial haben, die wichtigsten Hemmnisse

zu überwinden und so bislang nicht erschlossen Effizienzpotenziale zu heben.

Ein erheblicher Anteil der Treibhausgasemissionen liegt jedoch im Verantwortungsbereich der Selbstnutzer ohne

professionelles Gebäudemanagement, „das kleine Gewerbe um die Ecke“. Hier gilt es zunächst, für das Thema

durch sehr gut aufbereitete, zielgruppengerechte Informationsangebote zu sensibilisieren. Beispielhaft soll hier

die Klimaschutzoffensive des Handels genannt werden.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 32

1.2.7 Förderung gewerblicher Nichtwohngebäude

Fördermittel und Darlehen des Bundes für Maßnahmen der Energieeffizienz und des Einsatzes erneuerbarer

Energien werden durch die KfW und das BAFA gewährt. Alle Maßnahmen für die Sanierung bzw. die Erhöhung

der Effizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energieträger für gewerbliche Nichtwohngebäude sind in der

folgenden Tabelle zusammengestellt. Teilweise adressiert die Förderung nur KMU und wendet sich nicht an alle

Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft.

Tabelle 6. Übersicht Förderung für Unternehmen mit Gebäudebezug

Insgesamt kann eine umfassende Abdeckung der relevanten Effizienzmaßnahmen durch die bestehenden

Förderprogarmme bestätigt werden. Sowohl die technischen Maßnahmen als auch Energiedienstleistungen und

Fördergeber Förderprogramm Art der Förderung Zielgruppe Förderziel Was wird gefördert

Effizienzhaus 55/70/100/Denkmal

Einzelmaßnahmen Gebäudehülle/Anlagentechnik

KfW Energieeffizient Bauen und Sanieren - Zuschuss

Brennstoffzelle

Zuschuss 433 alle

Unternehmen

Einbau von Brennstoffzellensystemen Brennstoffzellen für Gebäude

Querschnittstechnologien (effiziente

Pumpen,Ventilatoren etc)

Prozesswärme aus Erneuerbaren

Regelungstechnik/Energiemanagemensysteme

Optimierung von Anlagen und Prozessen

Erstellung (Energie-)Einsparkonzept

KfW Energieeffizienzprogramm –

Produktion/Prozesse

Kredit 292, 293 Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Maßnahmen die Energieeinsparungen von

mindestens 10 % erzielen

Produktionsanlagen, Wärmerückgewinnung,

Abwärmenutzung, IKT, KWK

KfW Erneuerbare Energien – Speicher - 2018

eingestellt

Kredit 275

Erneuerbare Strom Systeme, PV, Biomasse, Geo,

Wind, Wasserkraft,

Erneuerbare Strom Systeme, Solar, Biomasse,

Erneuerbare Wärme, und Kältenetze/-speicher

Maßnahmen zur Flexibilisierung von

Stromnachfrage

Contracting-Vorhaben werden mitfinanziert

KfW Erneuerbare Energien – Premium Kredit +

Tilgungszuschuss 271,

81

Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Besonders förderungswürdige größere

Anlagen zur Nutzung erneuerbarer

Energien im Wärmemarkt

Solarthermie, Biomasse, KWK, EE-Wärmenetze,

große Wärmespeicher, Biogasleitunge, große

Wärmepumpen, Geothermie

KfW KfW Umweltprogramm Kredit 240, 241 Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Umweltschutzmaßnahmen gewerblicher

Unternehme - keine Gebäudemaßnahmen!

KfW BMU Umweltinnovationsprogramm Kredit/Zuschuss 230 Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Innovative Projekte mit

Demonstrationscharakter

Effizienzmaßnahmen, Erneuerbare

Energieversorgung

KfW ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit Kredit 380, 390 Für etablierte

Unternehmen

und Freiberufler

Finanzierungsbedarf im Zusammenhang

mit einem Digitalisierungs- und

Innovations­vorhaben

Vernetzung von ERP- und Produktions­systemen,

digitale Plattformen, innerbetriebliche

Breitbandnetze

BAFA Energieberatung im Mittelstand + Beratung -

Contracting

Zuwendung Unternehmen

(KMU)

Anzahl der durchgeführten

Energieberatungen in KMU weiter voran zu

bringen

Energieaudits, Energie-/Contractingberatung,

Energiemenagamentberatung

BAFA Energieeffizienz und Prozesswärme aus

Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft

Zuwendung Unternehmen s. gleichnamiges KfW Programm inkl.

Querschnittstechnologien

BAFA Heizen mit Erneuerbaren Energien Zuwendung Unternehmen Förderung dezentraler EE Anlagen Wärmepumpen, Solarthermie, Biomassekessel,

Visualisierungssysteme

BAFA Heizungsoptimierung Zuwendung Unternehmen Optimierungsmaßnahmen am Heizsystem hocheffiziente Pumpen sowie der hydraulische

Abgleich

BAFA Kälte- und Klimaanlagen Zuwendung Unternehmen Klimaschutz-Technologien in der Kälte-

und Klimatechnik

Kälte- und Klimaanlagen und ergänzende

Komponenten (Wärmepumpen sowie Wärme- und

Kältespeicher)

BAFA Kleinserien Klimaschutzprodukte Zuwendung Unternehmen Marktdurchdringung und

Innovationsprozess beschleunigen

Z. B. Wärmerückgewinnung aus Abwasser in

Gebäuden

BAFA Wärme- und Kältenetze Zuwendung Unternehmen Effizienz im Bereich der Strom- und

Wärmeerzeugung zu steigern

Wärme- und Kältenetze mit KWK oder

erneuerbaren Energien (inkl. Abwärme)

BAFA Wärme- und Kältespeicher Zuwendung Unternehmen Investitionen in Speichertechnologien

anreizen

Wärme- und Kältespeicher für KWK-Anlagen

BAFA Mini-KWK Zuwendung Unternehmen Förderung Mini-KWK bis 20 kWel Mini-KWK bis 20 kWel

BAFA Wärmenetze 4.0 Zuwendung Unternehmen Umsetzung von Wärmenetzen mit hohen

Anteilen erneuerbarer Energien/Abwärme

und niedrige Temperaturniveaus

Machbarkeitsstudien, Realisierung

Wärmenetzsystem, Maßnahmen zur

Kundeninformation im Gebiet

BAFA Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE)

Heizungsaustausch

Zusatzbonus Unternehmen Förderung der Modernisierung von

Heizungsanlagen bei Nutzung

erneuerbarer Energien

besonders ineffiziente Heizungsanlage

austauschen oder solarthermisch modernisieren

BAFA Nachträgliche Optimierung geförderter Anlagen Zusatzbonus Unternehmen Förderung Heizungsoptimierung Optimierung geförderter Heizung oder

Wärmepumpencheck

BAFA Einsparzähler (Pilotprogramm) Unternehmen

BMWi Step Up Auswahlverfahren

Wettbewerb

Unternehmen Technologie- und sektoroffene Förderung Investive Stromeffizienzmaßnahmen in

Unternehmen. Gefördert werden die Maßnahmen

mit den höchsten Einsparungen je "Förder-Euro",

das heißt diejenigen Maßnahmen, die die besten

Kosten-Nutzen-Werte (in Euro/kWh) erreichen

Kredit 276 , 277, 278 Unternehmen

jeder Größe

und Freiberufler

KfW-Effizienzgebäude durch bauliche und

anlagentechnische Maßnahmen

Kredit 295 Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Technologien und Maßnahmen, welche die

Strom- oder Wärmeeffizienz erhöhen

KfW Erneuerbare Energien – Standard Kredit 270 Unternehmen

aller Branchen

und Größen

Erneuerbare Energien nachhaltig nutzen

KfW Energieeffizienz und Prozesswärme aus

Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft

KfW Energieeffizienzprogramm – Energieeffizient

Bauen und Sanieren - Nichtwohngebäude

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 33

Enegieberatungen sind durch ein vielfältiges Angebot abgedeckt und es ergeben sich so gut wie keine Lücken,

die durch ein weiteres Programm ergänzt werden müssten.

Tabelle 7. Abdeckung durch Förderprogramme

Die Evaluierung der KfW-Programme „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ für Wohngebäude und IKK/IKU

sowie des „Energieeffizienzprogramms - Bauen und Sanieren Nichtwohngebäude“ für 201644 zeigt jedoch,

dass der Anteil geförderter Vorhaben im Bereich Bauen und Sanieren für gewerbliche Nichtwohngebäude bei ca.

6% liegt. Der Anteil für geförderte Wohngebäude liegt dagegen bei 92%. Bei den Nichtwohngebäuden wurden

weiterhin nur 17% des Darlehensvolumens für Sanierungen aufgewendet, d.h. Sanierungen von gewerblichen

Nichwohngebäuden wurden 2016 mit 51 mio € gefördert, das entspricht einem Anteil von 1% der Ausgaben des

Programms.

Die Auswertung der KfW-Programme zur Förderung Erneuerbarer Energien45 ergibt, dass mittels KfW-

Förderkrediten 2016 Investitionen für die Errichtung von Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien in Höhe

von 7,6 Mrd. € angestoßen wurden. Davon betreffen aber allein 88% Investitionen in die Windenergie, die für die

Bewertung der Förderung von Gebäudesanierungsmaßnahmen nicht relevant sind. Insgesamt wurden in den

relevanten Bereichen 0,6% in feste Biomasse investiert (40 mio €), 0,03% in große Wärmepumpen (2,3 mio €),

44 Kuckshinrichs, W.; Aniello, G, 2018, Wirkungen der KfW-Programme „Energieeffizient Bauen“,

„Energieeffizient Sanieren“, „IKK/IKU – Energieeffizient Bauen und Sanieren“ und „KfW-

Energieeffizienzprogramm – Energieeffizient Bauen und Sanieren“ auf öffentliche Haushalte im Förderjahr 2016

45 ZSW, 2017, Evaluierung der inländischen KfW-Programme zur Förderung Erneuerbarer Energien

Technische Maßnahmenabge-

deckt

Gebäudehülle ja

Anlagentechnik Heizung, WW ja

Anlagentechnik Lüftung ja

Anlagentechnik Regelung ja

Anlagentechnik Beleuchtung ja

Antriebe/Pumpen ja

Informations-/Kommunikationstechnik ja

Prozesskälte/-wärme ja

Kälte- und Klimaanlagen ja

Wärmerückgewinnung/Abwärme ja

Umweltfreundlicher Einzelhandel ja

Erneuerbare Wärme ja

Erneuerbarer Strom ja

Effiziente Erzeugung KWK ja

Wärmenetz ja

Wärmespeicher ja

Stromnetz ja

Stromspeicher ja

Digitalisierung, Vernetzung ja

Brennstoffzelle ja

Effiziente Kühlmöbel mit WRG für Heizung nein

Energiedienstleistungenabge-

deckt

Energieberatung für gewerblich genutzte Gebäude ja

Förderberatung indirekt

Fördermanagment indirekt

iSFP für gewerbl. Nichtwohngebäude nein

Energieberatung für Produktionsprozesse ja

Energieaudits für KMU ja

Einführung eines Energiemanagementsystems ja

Energiecontrolling, Monitoring ja

Contracting-Beratung ja

Lastmanagement/Demand-Side-Management (ja)

Optimierung geförderter Anlagen ja

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 34

0,1% in Wärmespeicher (5,4 mio €) und 0,04 in Solarthermie (2,6 mio €). Photovoltaik hat einen Anteil von 7,5%

(489 mio €), wobei 2.346 Anlagen, unterstützt mit einer Darlehenssumme von 133 mio €, auf Gebäuden installiert

wurden46. Hierbei liegen keine Informationen vor, in welchen Bereichen (z. B. Gewerbe, privates Wohnen etc.)

die Investitionen getätigt wurden. Die Zahlen zeigen jedoch, dass die Maßnahmen die im Rahmen von

Gebäudesanierungen für gewerbliche Nutzungen in Frage kommen, nicht stark nachgefragt werden.

Mit dem KfW-Energieeffizienzprogramm Produktionsanlagen/-prozesse werden gewerbliche Unternehmen

bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen unterstützt. Gefördert werden Investitionen in

Produktionsanlagen, Prozesstechnik, Querschnittstechnologien, Wärmerückgewinnung bzw. Abwärmenutzung

sowie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Für die Jahre 2015 und 2016 wurde insgesamt ein Darlehensvolumen

von 2,75Mrd.€ aufgewendet.47

Auf den Verwendungszweck „Maschinen/Anlagen/Prozesstechnik“ entfiel mit rund 94% in 2016 der größte Anteil

der Förderung. Für Maßnahmen im Bereich KWK wurden 0,3% aufgewendet, 0,2% für Mess-und Regeltechnik

und 0,1% für Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung. D. h. auch hier sind die Maßnahmen, die eine

Gebäude- und Anlagensanierung begleiten unterdurchschnittlich vertreten.

Ein weiteres, wesentliches KfW-Programm für Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft ist das Programm zur

Förderung von Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft. Es

werden verschiedene Querschnittstechnologien in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie dem

deutschen Mittelstand gefördert. Die Maßnahmen sind nur förderfähig, wenn eine Endenergieeinsparung von

mindestens 25 % gegenüber dem Ist-Zustand nachgewiesen wird.

Die KfW Förderstatistik gibt zudem einen Einblick in Fördermaßnahmen, die ausschließlich gewerbliche

Gebäude betreffen: Z. B. wurden 2016 zur Auskopplung von Abwärme für außerbetriebliche Nutzungen 3

Anträge mit einem Darlehen von insg. 4 Mio € bewilligt. Für die Modernisierung der Druckluft-, Vakuum- und

Absaugtechnik wurden 13 Anträge mit einer Summe von 5 Mio. € unterstützt. Es wurde die Einrichtung von 9

Energiemonitoring/Energiemanagementsystemen gefördert.

Der BAFA Jahresbericht 2015/2016 zeigt bspw. auf, dass im Jahr 2015 Investitionen von fast 100 Millionen

Euro in 252 Anlagen mit effizienter Kälte- oder Klimatechnik gefördert und dafür Zuschüsse von knapp 26

Millionen Euro ausgezahlt wurden. 2015 konnten auch 45 Sorptionsanlagen gefördert werden; Gut 60 % dieser

Anlagen werden im Einzel- und Großhandel, d. h. vor allem in Supermärkten betrieben. Jede dritte Anlage wird

im verarbeitenden Gewerbe eingesetzt. Hierbei wurden je Euro Fördergeld über 5 Euro an Investitionen in

effiziente Kälte- und Klimatechnik generiert.

Tabelle 8 gibt einen Überblick über die Fördervolumina gewerblicher Maßnahmen in 2016/2017.

46 KfW-Förderstatistik 2016 47 Prognos, 2018, Endbericht Ermittlung der Förderwirkungen des KfW-Energieeffizienzprogramms–Produktionsanlagen/-

prozesse

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 35

Tabelle 8. Förderprogramme und -volumen für die Zielgruppe Unternehmen in 2016/2017

Insgesamt zeigt sich, dass das Fördersystem kaum Lücken aufweist und ein großes Angebot an Förderungen

vorhanden ist. Die Zahlen der tatsächlichen Ausgaben für gewerbliche Gebäude und Anlagen – sofern diese

Zahlen vorliegen – zeigen jedoch, dass die Nachfrage noch deutlich höher sein könnte. Bei ca. 2,5 Millionen

KMU und knapp 18.000 Großunternehmen in Deutschland ist das Potential für Effizienzmaßnahmen und

Energiedienstleistungen bei weitem nicht ausgeschöpft.

Auch das Angebot an Energieberatern ist groß. Die vom Bund geführte „Energieeffizienz-Experten Liste“

umfasste 2016 13.800 Experten. Hiervon sind derzeit 1165 Experten auf die Energieberatung von Unternehmen

sowie 2319 Experten auf den Neubau und die Sanierung von gewerblichen Nichtwohngebäuden spezialisiert48.

Für das Energiespar-Contracting waren im Oktober 2017 insgesamt 43 Energieberater für die

Orientierungsberatung Contracting und nur 22 Experten für die Umsetzungsberatung zugelassen. Das Angebot

an zugelassenen Energieberatern für die Contracting-Beratung ist somit als gering zu bewerten.

Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) führt zudem eine öffentliche Liste mit deutschlandweit tätigen

Anbietern von Energiedienstleistungen, Energieaudits und anderen Energieeffizienzmaßnahmen.

Es stellt sich die Frage, warum das umfangreiche Angebot an Fördermöglichkeiten wenig - relativ zu der Anzahl

der Unternehmen in Deutschland - in Anspruch genommen wird. Eine Erklärung könnte innerhalb des gesamten

Prozesses zu finden sein, von der Information über die Fördermöglichkeiten und Antragstellung bis hin zur

Begleitung der Umsetzung von Maßnahmen. Der Einstieg in den gesamten Prozess erfolgt häufig über die

Energieberatung, daher lohnt es sich, die verfügbaren Auswertungen zu den Beratungsleistungen genauer zu

betrachten.

1.2.8 Energieberatung im Mittelstand

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit

Zuschüssen für verschiedene Energieberatungsleistungen. Die Organisation obliegt dabei dem BAFA. Die Zahl

der Förderanträge für betriebliche Energieberatungen hat in 2017 mit rund 2.500 und 11,5 Mio. Euro an

Zuschüssen den bisherigen Höchststand erreicht. Eine Inanspruchnahmen der geförderten Energieberatung

durch 0,1% der KMU pro Jahr zeigt jedoch, dass nur wenige Unternehmen mit diesem Programm erreicht

werden.

48 https://www.energie-effizienz-experten.de/fuer-unternehmen-und-kommunen/

Technische Maßnahmen GewerbeAnträge

KfW

Anträge

Bafa

Förderdarlehen

/Fördersumme

(mio €)

Auskopplung von Abwärme für außerbetriebliche Nutzungen 3 4 2016 KfW Förderstatistik

Modernisierung der Druckluft-,Vakuum- und Absaugtechnik 13 5 2016 KfW Förderstatistik

Energiemonitoring/Energiemanagementsysteme 9 2016 KfW Förderstatistik

Abwärmenutzungskonzept einschl. Begleitung Umsetzung 14 2016 KfW Förderstatistik

Informations- u. Kommunikationstechnik 4 1 2016 KfW Förderstatistik

Kälteerzeugung, -verteilung, -speicherung 17 2 2016 KfW Förderstatistik

Maschinen/Anlagen/Prozesstechnik 382 2033 2016 KfW Förderstatistik

Prozesskälte 16 27 2016 KfW Förderstatistik

Prozesswärme 5 1 2016 KfW Förderstatistik

Einsparzähler 26 4 2017 Bafa Jahrebericht

Energieberatung im Mittelstand seit 2015 2500 11,5 2017 Bafa Jahrebericht

Einspar-Contracting 76 0,22 2017 Bafa Jahrebericht

Energie-Audits 2017 Bafa Jahrebericht

Energiemanagementsysteme 2013-2017 3,8 2017 Bafa Jahrebericht

Kälte- und Klimaanlagen 539 25,6 2017 Bafa Jahrebericht

Querschnittstechnologien 7421 22,2 2017 Bafa Jahrebericht

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 36

Tabelle 9 Statistik für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Großunternehmen (destatis 2016) und

Energieberatung im Mittelstand Antragszahlen nach Wirtschaftsbereichen (BAFA 2018)

Eine Befragung von Unternehmen im Rahmen einer von der BfEE beauftragten Untersuchung des Marktes für

Energiedienstleistungen49 aus dem Jahr 2017 ergibt, dass insgesamt nur 19% der befragten KMU, die eine

Energiedienstleistung beauftragt haben, eine Förderung für Energieberatung in Anspruch genommen

haben. Alle weiteren Angebote wurden noch seltener in Anspruch genommen. Auch dieses Ergebnis zeigt, dass

die Programme zur Förderung der Energieberatung nicht ausreichend genutzt werden.

Abbildung 11 In Anspruch genommene Förderung nach Unternehmen (BfEE 2018)

Wie Abbildung 11 zeigt, ist die abgerufene Förderung sehr unterschiedlich auf die verschiedenen

Beratungsleistungen verteilt. Z. B. wird die Förderung zur Unterstützung von Contracting Beratungen nur sehr

zögerlich abgerufen. Insgesamt gab es 2016 und 2017 jeweils ca. 40 Anträge in diesem Bereich, mit einer

49 Bundesstelle für Energieeffizienz BfEE Hrsg. „Empirische Untersuchung des Marktes für Energiedienstleistungen,

Energieaudits und andere Energieeffizienzmaßnahmen“, Endbericht BfEE 04/17, Eschborn, 2018.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 37

Fördersumme von insgesamt 57.000 €. Verglichen mit dem vorgesehenen Budget wurden 95% des Budgets

nicht abgerufen.50

Die BfEE-Studie liefert auch die Gründe, die aus Sicht der Unternehmen gegen die Inanspruchnahmen von

Energiedienstleistungen sprechen.

Abbildung 12 Gründe gegen Inanspruchnahme von Energiedienstleistungen (BfEE 2018)

Über 40% der befragten Anbieter von Energiedienstleistungen nannten zudem die schnelle Änderung der

Programme als wesentliches Hemmnis bei der Inanspruchnahme von Förderungen. Auch die aktuell niedrigen

Energiepreise sind ein wichtiger Aspekt.

Im März 2017 lag der Energiekostenindex (EKI) für das gesamte Verarbeitende Gewerbe bei 67,2 Punkten und

damit um 32,8% unter dem Basisniveau von 2010. Die Energiestückkosten auf der Basis des

Bruttoproduktionswerts lagen 2017 für die deutsche Industrie bei knapp 2%51.

Die mangelnde Bekanntheit der Förderprogramme und der Unterstützungsbedarf sind weitere Hemmnisse in

Bezug auf die Beanspruchung der Förderprogramme für Energiedienstleistungen. Aus der Befragung der

Energieberater [BfEE] geht hervor, dass 35% (Handel) bis 50% (Industrie/Immobilienwirtschaft) der Unternehmen

erhöhten Unterstützungsbedarf haben.

Die Evaluierung des Programms „Energieberatung im Mittelstand“ im Auftrag des BAFA ermittelt die

Zuständigkeit für das Thema Energieeffizienz in mehr als 85 % der befragten Unternehmen bei der

Geschäftsführung. Nur insgesamt 5 % der Unternehmen verfügten dagegen über einen Mitarbeiter, der speziell

für dieses Thema verantwortlich ist.52

Die bereits umgesetzte Lösung, Information und Antragstellung sowie weitere Unterstützung über verschiedene

Regionalpartner (Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsfördergesellschaften und

Energieagenturen) anzubieten, ist derzeit nicht mehr vorgesehen. „Im Vergleich hat sich seit der letzten

Evaluierung der Anteil der Unternehmen, die die Antragstellung als kompliziert und schwierig bewerten deutlich

erhöht (von 22% auf 37%), was möglicherweise durch den Wegfall der Unterstützung durch die Regionalpartner

zu erklären ist.“

50 PwC (2018). Evaluierung der Förderprogramme „Energieberatung im Mittelstand“ und „Energieberatung für

Nichtwohngebäude von Kommunen und gemeinnützigen Organisationen“

51 Öko-Institut und DIW Berlin 52 PwC (2018). Evaluierung der Förderprogramme „Energieberatung im Mittelstand“ und „Energieberatung für

Nichtwohngebäude von Kommunen und gemeinnützigen Organisationen“

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 38

Die Unternehmen können den Prozess jedoch auch vollständig durch einen Energieberater durchführen lassen.

Dies wird in der Praxis auch häufig genutzt, von ca. 50% der Unternehmen53.

Basierend auf den Empfehlungen der Energieberater werden im Anschluss auch häufig die technischen

Maßnahmen umgesetzt. Die folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit der Maßnahmenempfehlungen sowie die

entsprechende Häufigkeit der Umsetzung. Hieraus wird ersichtlich, dass die empfohlenen Maßnahmen zu einem

großen Teil auch umgesetzt werden.

Tabelle 10. Maßnahmenempfehlungen und Umsetzung, PwC-Befragung der Beratungsempfänger

Insgesamt ergibt die Evaluierung der Förderprogramme durch PwC, dass unterstützt durch die Beratung, im

Durchschnitt 2,5 Maßnahmen umgesetzt werden. Wesentlich dabei ist auch, dass ca. 50% der befragten

Unternehmen die Maßnahmen aus Eigenmitteln finanzierten und nur 30% der Kosten aller Unternehmen über

Fremdmittel finanziert wurden.

1.2.9 Entwicklung Förderung des Bundes

Die Bundesregierung geht einen wichtigen Schritt in Richtung Vereinfachung und plant die Förderangebote bis

2020 zu reformieren. Die „Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ von 2017

des BMWi sieht vor, die Programme von KfW und BAFA zusammenzuführen und einen „One Stop Shop“ zu

bilden und dabei die Programme an vier Förderschwerpunkten auszurichten:

• Energieberatung,

• energieeffiziente Gebäude,

• Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe sowie

• Wärmeinfrastruktur.

So werden die zwei großen Förderprogramme im Gebäudebereich, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und

das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien im Wärmemarkt zur Fördersäule "Energieeffiziente

Gebäude" zusammengefasst54.

Das Budget soll jedoch nicht erhöht, sondern die Effizienz verbessert werden. Es soll künftig ein

technologieoffenes Förderangebot für alle bisherigen Effizienzmaßnahmen eröffnet werden.

53 BAFA 54 Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien; BMWi 2017

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 39

Für Maßnahmen der Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe sollen künftig zwei Programmtypen angeboten

werden: Ein „Basis-Programm“, um ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen und die „Förderung systemischer

Maßnahmen“, um die Effizienz von Anlagen und Prozessen zu steigern.

Abbildung 13 Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien; BMWi

In verschiedenen von der Bundesregierung unterstützten Initiativen werden die für die betreffende Zielgruppe

relevanten Informationen gebündelt und zielgerichtet kommuniziert und somit eine gute Übersicht der vielfältigen

Möglichkeiten und Programmen geboten.

Ein gut gelungenes Beispiel für eine solche Kampagne zur Erhöhung der Beteiligung von Unternehmen ist die

„Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,

Bau und Reaktorsicherheit, des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und des Zentralverbands des

Deutschen Handwerks55.

Ein weiteres sehr gut gelungenes Beispiel für eine umfassende, zielgruppengerecht aufbereitete, intuitiv

informierende Kampagne, die speziell den Handel adressiert, ist die „Klimaschutzoffensive des Handels“,

entwickelt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (BMU)56.

55 https://www.mittelstand-energiewende.de/, http://www.energieeffizienz-handwerk.de/

56 https://www.hde-klimaschutzoffensive.de/de/start

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 40

3 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION

1.3 Übertragbarkeit der Erkenntnisse aus Wohngebäuden

Die umfassende Auswertung vorhandener Literatur zu Wohn- und gewerblichen Nichtwohngebäuden,

verdeutlichte, dass es einige Gemeinsamkeiten aber auch erheblich Unterschiede zwischen den beiden

Gebäudesektoren gibt.

Gemeinsamkeiten

Ohne alle bereits aufgeführten Punkte in Gänze zu wiederholen sollen hier nochmals die wesentlichen

Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden, die die Möglichkeit bieten, aus dem vertieften Wissen zu Wohngebäuden

Erkenntnisse als „Quick Wins“ zu übertragen.

• Die Hemmnisanalyse ergab, dass die Kategorien, in die sich Investitionsanlässe und Hemmnisse

einteilen lassen, weitgehend deckungsgleich angelegt werden können.

• Sofern die Eigentümer aus dem Bereich der ertrags- oder risikoaversen Investoren kommen, werden

beide Gruppen durch ähnliche Überlegungen zur Bewirtschaftung ihrer Immobilienportfolios geleitet.

Insofern dürften sich dann hier auch die Hemmnisse und Möglichkeiten zu deren Überwindung ähneln.

• Sowohl bei den Einfamilienhäusern als auch bei einem beträchtlichen Anteil gewerblicher Immobilien

handelt es sich um Eigentümer, die als Einzelpersonen oder Familien, ein „nicht professionelles

Gebäudemanagement“ betreiben. Wir vermuten, dass insoweit auch eine erhebliche Überschneidung

bei den Anlässen und vor allem bei den Hemmnissen besteht, eine eigenständige genauere

Untersuchung hierzu wäre hilfreich. Insoweit ist weiterhin anzunehmen, dass eine Segmentierung in

verschiedene Haushaltstypen, wie in den Studien im Rahmen von ENEFF HAUS, in entsprechend

abgewandelter Form bei Eigentümern eher kleiner Nichtwohngebäude wie Werkstätten kleinerer

Dienstleistungsgebäude möglich ist.

• Hinsichtlich der Relevanz verschiedener Energieanwendungen ähneln sich Mehrfamiliengebäude und

wohngebäudeähnliche Büro- und Praxisgebäude ohne mechanische Lüftung. Das bedeutet, dass hier

der Einfluss der Transmissionswärmeverluste durch die Gebäudehülle bei ähnlicher Baualtersklasse

und Sanierungszustand auch ähnlich groß ist.

Unterschiede

• Die Hemmnisanalyse ergab, dass zwar die Kategorien nahezu deckungsgleich angelegt werden

können. Die konkreten Ausprägungen der Hemmnisse innerhalb dieser Kategorien unterscheiden sich

allerdings teils erheblich.

• Dies liegt an den weiteren Unterschieden

o weitaus differenzierteren Gebäudestruktur und -technik,

o der Dominanz des Stroms in Nichtwohngebäuden

o Dominanz von Beleuchtung, Lüftung, Klimatisierung, Prozesswärme und Prozesskälte in

Nichtwohngebäuden - und nicht der Wärmeverluste durch die Gebäudehülle – die aus

Effizienzgründen in vielen Fällen sinnvollerweise gemeinsam optimiert werden, statt nur die bei

Wohngebäuden relevanten „EnEV-Anwendungen“ Heizung, Warmwasser, Lüftung im Blick zu

haben.

o weiter differenzierten Eigentümertypen

o Hinzukommen weiterer Akteure wie Mieter und Contractoren als potenziellen Investoren.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 41

1.4 Einteilung der Nichtwohngebäude in Segmente

Es stellt sich die Frage, welche Art der Segmentierung von Nichtwohngebäuden für die Zwecke der Förderung

sinnvoll ist.

Wir haben ausführlich dargestellt, dass aus mehreren Gründen die naheliegenden Einsparpotenziale in

Nichtwohngebäuden vor allem in der Optimierung der technischen Gebäudeausrüstung zu suchen sind. Das

Bündel an Maßnahmen ist wie folgt und kann im Grunde für jedes Nichtwohngebäude als Checkliste dienen.

• Beleuchtung: Bedarfssteuerung durch Präsenzmelder, Tageslichtsteuerung, LED

• Belüftung: Bedarfssteuerung der Luftvolumenströme (Luftqualitätssensor) sowie hocheffiziente

Wärmerückgewinnung

• Klimatisierung: Anlagen mit höheren Wirkungsgraden und Zeitsteuerung

• Optimierung des Heizungssystems: elektronische Thermostate mit hoher Regelgüte, hydraulischer

Abgleich, Dämmung der Verteilungen, korrekte Dimensionierung, dynamische Optimierung (Senkung)

von Vorlauf- und Rücklauftemperaturen um direkt den Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers (Gas-

Brennwert-Kessel oder Wärmepumpe) zu erhöhen.

• Prozesskälte und Abwärmenutzung: Nutzung der Abwärme aus Supermarkt-Kühlmöbeln mit CO2 als

Kältemittel (oder anderen Abwärmequellen) für Raumheizung und Warmwasser.

• Steuerung und Regelung: Energiemanagementsysteme (EMS) (nach ISO 50001) bzw.

Gebäudeautomation, die sich selbst intelligent regeln, eigenständig eine Treibhausgasbilanz erstellen

können, prinzipiell auf Anforderungen des Stromnetzes reagieren können (z.B. Kühlmöbel als

Zwischenspeicher für Windüberschüsse) und den Wartungsaufwand reduzieren.

• Photovoltaik, ggf. in Kombination mit Ladestationen für Elektromobilität

• Batteriespeicher

• (große) thermische Speicher

• Solarthermie für Warmwasser oder Niedertemperatur-Prozesswärme.

Insofern ist gar keine weitere Unterteilung der Nichtwohngebäude erforderlich. Für eine zielgruppengerechte, praxisgerechte Kommunikation erachten wir die Aufteilung der Gebäude allerdings als unerlässlich. Wenn sich jemand mit Effizienzmaßnahmen beschäftigen möchte, dann wird er schneller zum Ziel kommen, wenn er hierfür „Top-Down“ an die Hand genommen wird, also neben der Frage nach dem Investortyp zunächst die Frage nach dem für ihn relevanten gebäudetyp bekommt und dann anhand dieses Gebäudetyps eine Tour durch die Maßnahmen erhält, so wie dies vorbildlich auf der Website der Klimaschutzoffensive des Handels umgesetzt wurde. Geeignet ist hier die dargestellte Aufschlüsselung des ZIA inklusive der vorhandenen Untergruppen, also:

• Handel

o Großflächiger Handel

o Kleinflächiger Handel

o Geschäftshaus

• Büro und Praxis

• Industrie und Produktion

• Beherbergung und Gastronomie.

Solange keine weitere Unterteilung des ZIA vorliegt, kann auf die detailliertere Aufschlüsselung in Deilmann et al (2013) zurückgegriffen werden.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 42

Ebenso wäre eine solche Aufteilung für den Fall nützlich, dass die KfW ein Energieeffizienzlabel für

Nichtwohngebäude einführen sollte. Dies ist vor dem Hintergrund des aktuellen Status der EnEV voraussichtlich

praktikabler als „ein“ Nichtwohngebäudelabel.

1.5 Förderung

Die Analyse der Förderprogramme hat gezeigt, dass sie nahezu lückenlos das Spektrum denkbarer Maßnahmen

abdecken, die Nachfrage sich je nach Programm jedoch recht zurückhaltend darstellt.

Die Literatur hat das wiederkehrende Hemmnis „Förderprogramme zu komplex“ ergeben, also zu hohe explizit

oder implizit wahrgenommene Transaktionskosten zu deren Wahrnehmung. Insofern ist es sehr zu begrüßen,

dass die Programme der BAFA und der KfW zusammengeführt werden, um den berüchtigten „Förderdschungel“

zu lichten.

Generell ist nicht nur das Angebot an Förderprogrammen und Beratungsdienstleistungen ausschlaggebend für

den Erfolg der Programme. Neben den Anbietern spielen sog. Multiplikatoren und Marktvermittler eine

entscheidende Rolle. Die Marktvermittler und -förderer können zunächst die Verbindung zwischen potenziellen

Nachfragern und Anbietern herstellen. Weiterhin benötigen viele Unternehmen Unterstützung, sowohl um den

Aufwand des Förderprozesses zu verringern als auch um Entscheidungen in Bezug auf die Umsetzung zu

treffen. Hier scheinen die Möglichkeiten, Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen zu können, noch nicht

ausreichend kommuniziert zu werden bzw. die Angebote nicht ausreichend und übersichtlich gestaltet zu sein.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 43

4 EMPFEHLUNGEN

Als Ergebnis der umfassenden Analyse können wir folgende Handlungsempfehlungen geben:

• Weitergehende Untersuchung der Hemmnisse von Investoren ohne professionelles

Gebäudemanagement:

Die Hemmnisse sollten näher untersucht werden, um diese Gruppe ggf. weiter in Entscheidertypen zu

segmentieren und so die Informationen über mögliche Maßnahmen und Unterstützung

zielgruppengerecht unter Nutzung der geeignetsten Kommunikationskanäle nach dem Vorbild des

Projektes ENEFF HAUS praxisgerecht vermitteln zu können.

• Informationen zu Fördermöglichkeiten bündeln

Die Informationen zu Fördermöglichkeiten sollten gebündelt werden (bisher: Beratung BAFA, Techn.

Maßnahmen KfW) und die „Landing Page“ der KfW so organisiert werden, dass sich die verschiedenen

Investorentypen (Eigentümer, Mieter, Contractoren) direkt angesprochen fühlen, und dann über den

Gebäudetyp, über potenziale Maßnahmen zu den passenden Förderprogrammen geleitet werden. Die

Website der Klimaschutzoffensive des Handels liefert hierzu ein sehr schönes Beispiel.

• Multiplikatoren stärken

Multiplikatoren sollten stärker in die Kommunikation der verfügbaren Förderoptionen einbezogen

werden. So sind viele gewerbliche Unternehmen sehr gut über ihre Kammern oder Verbände zu

erreichen.

• „Makler“ für Förderprogramme

Nach dem Vorbild der Sanierungsmanager könnte der Einsatz von Multiplikatoren und Vermittlern, die

im Sinne eines „Maklers“ für Förderprogramme agieren, gefördert werden, um „Kümmerer“ für die

Initiierung und Durchführung der notwendigen Prozesses zu etablieren.

• Einstiegs-Antragsmanagement

Der Einstieg in die Beratung sollte vereinfacht werden, z.B. durch spezielle Angebote für ein „Einstiegs-

Antragsmanagement“.

• Zusatzberatungsmodul „Fördermittelmanagement“

Für Energieberater sollte ein Zusatzmodul bzw. eine Zusatzqualifikation „Fördermittelmanagement“

entwickelt werden, um die Optionen nicht nur aufzeigen können, sondern im Sinne der Reduzierung von

Transaktionskosten komplett für den Investor in die Hand nehmen zu können. Die Förderung sollte

diese Tätigkeit weitestgehend abdecken.

• Contracting-Berater

Es sollten darüber hinaus aktiv weitere Contracting-Berater ausgebildet werden; das aktuelle Angebot

ist im Vergleich zum immensen ungenutzten Potenzial zu gering.

• Promotion zu Einspar-Contracting

Die Möglichkeiten des Einspar-Contracting sowie die hierfür vorhandene Förderung als auch die Berater

sollten aktiv im Gewerbe kommuniziert werden.

• Effizienzlabel für gewerbliche Effizienzhäuser

In der Immobilienbranche entsteht ein Trend zu „grünen Zertifikaten“. In vorhandenen

„Nachhaltigkeitszertifikate“ wie DGNB, LEED, BREEAM ist der Energieeffizienzstandard allerdings nur

ein Kriterium unter vielen. Die KfW sollte daher erwägen, ein Effizienzlabel für gewerbliche

Effizienzhäuser zu entwickeln und zu vermarkten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die aktuellen

Festlegungen für das Referenz-Nichtwohngebäude für einige Gebäudetypen sowie die Standard-

Berechnungsalgorithmen selbst im Neubau entweder sehr hohe Investitionen erfordern oder es gar

unmöglich machen, ein über das Effizienzhaus 100 hinausgehendes Effizienzniveau zu erreichen (z.B.

Verbrauchermarkt).57 Dies gilt insbesondere für Gebäude, bei denen nur ein sehr geringer Anteil der

Verluste über die Gebäudehülle erfolgt. Die KfW könnte daher Möglichkeiten zur Flexibilisierung dieser

57 Dies haben die jüngeren Begleituntersuchungen zur EnEV bzw. zum GEG ergeben.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Anforderungen untersuchen lassen, um ein attraktives Effizienzhaus-Label zu ermöglichen.

Flexibilisierungen könnten z.B. sein:

o Explizites Bewerben simulationsbasierter Berechnungsverfahren, die im Unterschied zum

Standardverfahren z.B. die innovative Nutzung von Abwärme aus Kühlmöbeln berücksichtigen

könnten.

o Aufheben der 50%-Anrechnungsregel für Gebäudekühlung für den Effizienzhaus Nachweis in

Bestandsgebäuden. Eine genaue Ausgestaltung müsste noch entwickelt werden.

• Förderung für simulationsbasierte Effizienzhaus-Nachweise

Anknüpfend an die vorhergehende Empfehlung sollten für den simulationsbasierten Nachweis

innovativer, effizienter Lösungen entsprechende Fördermittel bereitgestellt werden.

• Förderung des BMWi „Lüftungslabels“

Ein Label zur Effizienz von Lüftungsanlagen im Betrieb wurde in einem 2018 abgeschlossenen

Forschungsprojekt im Auftrag des BMWi entwickelt.58 Das Label kann nach einer entsprechend

erfolgreichen Optimierung des Betriebs ausgestellt werden. Aufgrund des immensen Einsparpotenzials

in diesem Bereich in Nichtwohngebäuden sollte die KfW das Label aktiv bewerben und fördern.

• Detaillierte Hemmnis-Analyse zum Contracting

Angesichts der sehr zahlreichen Maßnahmen mit hohen Einsparpotenziale und kurzen

Amortisationszeiten in Nichtwohngebäuden überrascht die sehr geringe Verbreitung von Contracting.

Diesbezüglich sollte näher untersucht werden, worin genau die Hemmnisse für die geringe

Marktdurchdringung liegen und wie diese überwunden werden könnten.

58 Ein Flyer zum ebenfalls in diesem Projekt entwickelten „Quick-Check“ für Lüftungsanlagen ist bereits verfügbar.

https://www.deutschland-machts-effizient.de/KAENEF/Redaktion/DE/Publikation/2017/klima-und-lueftungsanlagen-

flyer.pdf?__blob=publicationFile&v=7

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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ANHANG – LISTE DER ANALYSIERTEN LITERATUR

Nachfolgend sind die im Bericht erwähnten Anhänge beigefügt:

Nr. Quelle Jahr Autoren

1 dena-Gebäudereport Kompakt 2018: Statistiken und Analysen zur

Energieeffizienz im Gebäudebestand

2018 Westermann, Robert; Richter,

Christian

2 Von der Idee zum Innovativen Finanzierungsansatz und Geschäftsmodell für

energetische Gebäudemodernisierung – Gewerbeimmobilien

2015 Bellmann, Erika; et al.

3 Comprehensive study of building energy renovation activities and the uptake

of nearly zero energy buildings in the EU

2017-

laufend

Ecofys, GfK Belgium

4 Sanieren oder nicht sanieren – Welche Gründe entscheiden über die

energetische Sanierung von Wohngebäuden?

2017 Durth, Rainer; KfW Research

5 Einflussfaktoren auf die Sanierung im deutschen Wohngebäudebestand 2016 IWU

6 Datenerhebungen Wohngebäudebestand 2016 2018 IWU

7 Untersuchung der Potenziale von Lüftungstechnik als Beitrag zur Umsetzung

des klimaneutralen Gebäudebestandes 2050

2016-

laufend

Ecofys, ILK Dresden, Schiller

Engineering

8 GEographisches WärmeInformations- und SimulationsSystem (GEWISS) 2015-

laufend

Ecofys, HCU, HAW, BUE

Hamburg, GEF AG, OCF

Consult

9 Hamburger Wärmestrategie – von Handlungsfeldern und Perspektiven 2015 Dietrich, Björn

10 Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische

Sanierung

2010 Stieß, Immanuel et al.

11 Hemmnisse und Lösungsansätze zur Steigerung der energetischen

Sanierungsrate

2011 Wetz, Ina

12 Klimaschutzstrategien für Nichtwohngebäude in Stadtquartieren:

Bestandsmodellierung und CO2-Minderungsszenarien am Beispiel

Wuppertal

2014 Hamann, Achim

13 Struktur der Bestandsinvestitionen 2014: Investitionstätigkeit in den

Wohnungs- und Nichtwohnungsbeständen

2016 Rein, Stefan; et al.; BBSR

14 Systematische Datenanalyse im Bereich der Nichtwohngebäude – Erfassung

und Quantifizierung von Energieeinspar- und CO2-Minderungspotenzialen

2013 BMVBS, Deilmann, Clemens;

et al.

15 Energetische Bewertung von Wohn- und Nichtwohngebäuden 2016 Tiemann, Andreas (dena)

16 Energiemanagement im Handel. Energieeffizienzpotenziale in den

Gebäuden des deutschen Einzelhandels

2016 Atzberger, Marco (EHI) et al.

17 Energieeffizienz im Einzelhandel. Analyse des Gebäudebestands und seiner

energetischen Situation

2015 Atzberger, Marco (EHI) et al.

18 Energieeffizienz bei Büroimmobilien. dena-Analyse über den

Gebäudebestand und seine energetische Situation

2016 Henger, Ralph; et al. (dena)

19 Büroimmobilien: Energetischer Zustand und Anreize zur Steigerung der

Energieeffizienz

2017 Henger, Ralph; et al. (dena)

20 Erfolgsfaktoren der energetischen Schulsanierung: Auswertung der

Umfrageergebnisse 2015-2016 zum dena-Modellvorhaben für

Nichtwohngebäude

2016 Dylewski, Christoph; et al.;

dena

21 Modernisierungsmarkt Nichtwohnbau 2012: Ergebnisse einer Befragung von

Architekten/Planern und Verarbeitern zum Modernisierungsmarkt

Nichtwohnbau

2012 Heinze

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Nr. Quelle Jahr Autoren

22 Bauen in Deutschland 2013: Struktur, Entwicklung, Vergleiche 2013 Heinze

23 Sondierungsstudie zur Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der

energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/Bundesliegenschaften

2015 Weiß, Julia; et al.

24 Auf dem Weg zum Nullenergiehaus: gewerbliche und kommunale

Immobilien; Dokumentationsbericht zur Konferenz des Bundesministeriums

für Wirtschaft und Energie in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für

Bau-, Stadt- und Raumforschung am 19. Und 20. Mai 2015 in Berlin

2015 Birk, Ute; Twrsnick, Melanie

25 Datenquellen zur Erfassung statistischer Basisdaten zum

Nichtwohngebäudebestand

2014 Clausnitzer, Klaus-Dieter; et al.

26 Data on European non-residential buildings 2017 D'Agostino, Delia et al.

27 GreenBuilding - Europe wide renovations of non-residential buildings 2007 Pillen, Nicole (dena); Bertoldi,

Paolo (EC); Greuther, Stefanie

(dena)

28 Typologie-gestützte Kennwerte für die energetische Bewertung bestehender

Nichtwohngebäude: am Beispiel von 10 Gerichts-, Verwaltungs-, und

Polizeidienstgebäuden

2015 Stein, Britta; et al.; IWU

29 Topologie-gestützte Analyseinstrumente für die energetische Bewertung

bestehender Nichtwohngebäude

2011 Hörner, Michael; IWU

30 Typologie und Bestand beheizter Nichtwohngebäude in Deutschland 2011 Dirlich, Stefan; et al.

31 Anwendungsbilanzen für die Endenergiesektoren in Deutschland in den

Jahren 2010 und 2011

2013 Ziesing, Hans-Joachim; AGEB

32 Erstellen der Anwendungsbilanzen 2011 und 2012 für den Sektor Gewerbe,

Handel, Dienstleistungen (GHD)

2013 Kleeberger, Heinrich; et al.

33 Energieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) in

Deutschland für die Jahre 2011 bis 2013

2015 Schlomann, Barbara; et al.

34 Entwicklung, Erprobung und Einführung einer differenzierten

Verbrauchsstrukturanalyse für bestehende Nichtwohngebäude

2014 Grafe, Michael; et al.; IWU

35 Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchswerte und der

Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand

2015 Dr. Worm

36 Benchmarks für die Energieeffizienz von Nichtwohngebäuden:

Vergleichswerte für Energieausweise

2009 ARGE Benchmark, et al.

37 Ressourcenbezogene Kennwerte von Nichtwohngebäuden: Analyse und

Aufarbeitung von Daten der Statistik „Bauen und Wohnen“

2011 Gruhler, Karin

38 Potenziale nutzen, Effizienz schaffen: der Nicht-Wohngebäude-Report

Thüringen

2013 Ecofys; Thüringer Ministerium

für Wirtschaft, Arbeit und

Technologie

39 Modernisierung und Sanierung von Bibliotheksbauten: Aus einem

bestehenden Gebäude etwas Neues machen

2016 Kohl-Frey, Oliver

40 Energetische Sanierung von Bildungsstätten: Entwicklung von

kostenoptimierten Sanierungsmaßnahmen

2018 Diedrich, Arne

41 Daylighting and electric retrofit solutions; Tageslicht- und künstliche

Beleuchtungslösungen für die Sanierung

2016 Knoop, Martine; et al.

42 Energetische Sanierung des Wohnbestands durch Passivhaus-Technologien 2008 Mertens, Florian

43 Energiepreis diktiert Sanierungsrate 2012 Brunk, Marten F.; Bleyer,

Thorsten

44 Emissionsfreie Gebäude: Das Konzept der „Ganzheitlichen Sanierung“ für

die Gebäude der Zukunft

2018 Oehler, Stefan

45 Verbrauchsprognosen für Sanierungskonzepte von Gebäude und Quartieren 2018 Vom Stein, Theresia; et al.

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 47

Nr. Quelle Jahr Autoren

46 Energiesuffizienz in der Stadtentwicklung: Akteure – Strategien - Szenarien 2018 Gröne, Marie-Christine

47 Energiemanagement im Handel: Energieeffizienzpotenziale in den

Gebäuden des deutschen Einzelhandels

2016 Atzberger, Marco; Sauerwein,

Simone; dena

48 Branchenmonitor: Energieeffizienz 2017 Bründl, Adrian; et al.

49 DIN V 18599-10 Vornorm: Energetische Bewertung von Gebäuden –

Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung,

Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung – Teil 10:

Nutzungsrandbedingungen , Klimadaten

2011 DIN

50 Vorbereitung und Begleitung bei der Erstellung eines Erfahrungsberichtes

gemäß §18 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz

2013 Hofmann, Frank; et al.; Ecofys

51 Energieeffizienz im Einzelhandel: Analyse des Gebäudebestands und seiner

energetischen Situation

2015 Atzberger, Marco; Sauerwein;

Simone; dena

52 Panorama of the European non-residential construction sector 2011 Schimschar, Sven; et al.;

Ecofys

53 Climate protection with rapid payback: Energy and CO2 savings potential of

industrial insulation in EU27

2012 Neelis, Maarten; et al.; Ecofys

54 Querschnittsanalyse der Ergebnisse der Feldphase 2014 Hörner, Michael; et al.

55 Why do homeowners renovate energy efficiently? Contrasting perspectives

and implications for policy

2015 Wilson, C. et al.

56 Financing building energy renovations 2014 Economidou, Marina; Bertoldi

Paolo

57 Reducing energy demand in existing buildings: Learning from best practice

renovation policies

2014 Shnapp, Sophie (GPBN)

58 Boosting building renovation: What potential and value for Europe? 2016 Artola, Irat et al.

59 Improving energy efficiency in buildings 2017 Interreg Europe

60 Kosten-Nutzen-Analysen von DSM-Programmen im Sektor der privaten

Haushalte unter besonderer Berücksichtigung des Anwenderverhaltens

1996 Hermelink, Andreas

61 Installer Power: The key to unlocking low carbon retrofit in private housing 2015 Maby, Catrin; Owen, Alice

62 Sanierung von Eigenheimen: Ausgangslage und Lösungsansätze 2015 Weiß, Julika; Stieß, Immanuel

(IÖW)

63 Healthy Homes Barometer 2016 2016 Rasmussen, Michael (Velux)

64 Improving Energy Efficiency in Buildings: Energy Efficient Cities 2014 ESMAP

65 Technische Restriktionen bei der energetischen Modernisierung von

Bestandsgebäuden

2012 Jochum, Melllwig et al.

66 Klimafreundliche Gewerbeimmobilien: Gebäudeeigentümer,

Investitionsprozesse und neue Tools für mehr Investitionen in Klimaschutz

2017 Bollmann, Susann; Ellermann,

Henning; Bornholdt, Martin

67 Energetische Gebäudesanierung in Deutschland 2013 IWO; Hoier, A.: Pfnür,

Andreas; et al.

68 Konzeptionelle Ansätze zur Umsetzung der Energiewende im

Gebäudesektor

2017 Müller, Nikolas D.; Pfnür,

Andreas

69 Aurelis-Praxisstudie: Wie Corporates die Märkte und das Management für

produktionsnahe Immobilien einschätzen

2016 Just, Tobias; Pfnür Andreas;

Braun, Christian

70 The energy efficiency of corporate real estate assets: The role of energy

management for corporate environmental performance

2016 Surmann, Markus; Brunauer,

Wolfgang Andreas; Bienert,

Sven

71 METASTUDIE: Nachhaltigkeit contra Rendite? 2016 Bienert, Sven

72

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Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

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Nr. Quelle Jahr Autoren

73 Energiespar-Contracting: Transaktionskosten bei Wohnimmobilien senken 2016 Durth, Rainer; KfW Research

74 Eigentümerinnen und Eigentümer bei der energetischen Gebäudesanierung

unterstützen

2017 Weiß, Julika

75 Energetische Sanierung von Wohngebäuden: Wirtschaftlichkeit vs.

Klimaschutz

2012 Rehkugler, Heinz; et al.

76 Konzepte für die Beseitigung rechtlicher Hemmnisse des Klimaschutzes im

Gebäudebereich

2013 Bürger, Veit; et al.

77 Wege zur wirtschaftlichen Sanierung im Handel 2016 Bilic, Anita; et al.

78 Der Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand 2014 Bade, Michael; et al.

79 Energiewende und Wohnungseigentum: Chancen und Hemmnisse 2015 Kaßler, Martin; et al.

80 Zum Sanieren motivieren: Eigenheimbesitzer zielgerichtet für eine

energetische Sanierung gewinnen

2010 Albrecht, Tanja; et al.

81 EnEV 2017 - Vorbereitende Untersuchungen 2017 Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser

GmbH; et al.

82 Endbericht, Teil 1 von 2 zu den Projekten BfEE 01/2016 und BfEE 03/2017

vom 22. September 2017

2017 Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser

GmbH; et al.

83 Endbericht, Teil 2 von 2 zu den Projekten BfEE 01/2016 und BfEE 03/2017

vom 22. September 2017

2017 Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser

GmbH; et al.

84 Optimising the energy use of technical building systems - unleashing the

power of the EPBD's Article 8

2017 Grözinger, Jan; et al.

85 Hemmnisse bei der energetischen Sanierung von Wohngebäuden 2018 Rentrop, Jonas

86 Monitoring der KfW-Programme „Energieeffizient Sanieren“ und

„Energieeffizient Bauen“ 2017

2018 Diefenbach, Nikolaus; Stein,

Britta; et al.

87 Gebäudestudie - Szenarien für eine marktwirtschaftliche Kima- und

Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor.

2017 Deutsche Energie Agentur

(dena)

88 Zum Sanieren motivieren - Eigenheimbesitzer zielgerichtet für eine

energetische Sanierung gewinnen. Berlin

2010 Albrecht, Tanja et al

89 Neue Wege in der Kommunikation energetischer Sanierung für

EigenheimbesitzerInnen. Konzeptbausteine für eine integrierte

Kommunikations- und Marketingstrategie mit dem Schwerpunkt auf

dialogische Maßnahmen. Frankfurt am Main

2010 Deffner, Jutta et al

90 Energieberatung für Eigenheimbesitzer/innen. Wege zu mehr Transparenz

durch eine Systematisierung von Energieberatungsangeboten, zu

Qualitätssicherung sowie zur Verbreitung durch kommunale Vernetzung.

Berlin

2010 Dunkelberg, Elisa

91 Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische

Gebäudesanierung. Ergebnisse einer standardisierten Befragung von

Eigenheimsanierern. Frankfurt am Main

2010a Stieß, Immanuel et al

92 Eigenheimbesitzer zielgruppengerecht für eine energetische Sanierung

motivieren. Zielgruppenbezogene Ansatzpunkte, Informationswege und

Kommunikationsinstrumente. Frankfurt am Main

2010b Stieß, Immanuel et al

93 „So ein Haus ist auch die Sparkasse von einem.“ Motive und Barrieren von

Eigenheimbesitzerinnen und -besitzern gegenüber einer energieeffizienten

Sanierung: Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung. Frankfurt am Main

2009 Stieß, Immanuel et al

94 Erschließbare Energieeinsparpotenziale im Ein- und

Zweifamilienhausbestand. Berlin

2010a Weiß, Julika et al

Page 50: Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Sanierungshemmnisse bei gewerblichen Nichtwohngebäuden

Vertraulich ©2019 Navigant Energy Germany GmbH Seite 49

Nr. Quelle Jahr Autoren

95 Politische Instrumente zur Erhöhung der energetischen Sanierungsquote bei

Eigenheimen – Eine Analyse des bestehenden Instrumentariums in

Deutschland und Empfehlungen zu dessen Optimierung vor dem

Hintergrund der zentralen Einsparpotenziale und der Entscheidungssituation

der Hausbesitzer/innen. Berlin

2010b Weiß, Julika et al