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Pflege Heute Sarah Micucci Nicole Schmid LERNEN MIT FÄLLEN PFLEGESITUATIONEN FÜR DIE AUSBILDUNG

Sarah Micucci Nicole Schmid PflegeHeute · aus, dass Pfl ege immer in Interaktion mit Menschen geschieht und nie allein am Menschen vollzogen wird. Ich hoff e sehr, dass egePflHeute

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PflegeHeuteSarah Micucci Nicole Schmid

LERNEN MIT FÄLLENPFLEGESITUATIONEN FÜR DIE AUSBILDUNG

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Vorwort

Liebe Auszubildende der Pfl ege,mit dem neuen Pfl egeberufegesetz und der genera-listischen Ausbildung werden viele neue Herausfor-derungen, aber auch Möglichkeiten und Chancen auf Sie zukommen. Bereits in den vergangenen Jah-ren hat sich in der Pfl egeausbildung einiges in Be-wegung gesetzt. Nicht ohne Grund – demographi-scher Wandel, Anstieg multimorbider Menschen, Fortschritt in Medizin und Forschung sowie stetig neue pfl egewissenschaft liche Erkenntnisse machen eine Notwendigkeit zur Professionalisierung der Pfl ege unumgänglich. Basierend auf dem Pfl egebe-rufegesetz und der Ausbildungs- und Prüfungsver-ordnung wurde die 7. Aufl age von Pfl egeHeute für die neue Pfl egeausbildung konzipiert. Neben einem Aufb au, welcher sich an fünf Kompetenzbereichen orientiert, liegt ein besonderer Fokus darauf, alle In-halte auf die gesamte Lebensspanne zu beziehen, al-so vom Kind bis zum alten Menschen, um somit dem generalistischen Ansatz gerecht zu werden.

Wie sollte nun ein Arbeitsbuch gestaltet sein, wel-ches Ihnen in Anlehnung an das Lehrbuch Pfl ege-Heute sinnvolle Übungsmöglichkeiten bietet? Bei der Konzeption des neuen Pfl egeHeute-Arbeits-buchs war es mir wichtig, einen Schwerpunkt zu set-zen, der es Ihnen ermöglicht, mit Pfl egesituationen zu lernen. Das heißt, jedes Kapitel bietet Möglichkei-ten, theoretisches Wissen auf praktische Situationen im Pfl egealltag zu übertragen. Im Sinne der Genera-listik gilt es dabei, nicht nur eine Pfl egesituation zu bearbeiten, sondern Wissen auf neue Situationen zu übertragen, weshalb innerhalb eines Th emenblocks Patienten unterschiedlicher Altersstufen und Le-bensphasen oder auch Pfl egesettings dargestellt werden. Ziel hierbei ist es, verschiedene Kontexte innerhalb eines Kapitelinhalts aufzuzeigen. Sie wer-den aufgefordert, Ihre Fähigkeiten dahingehend zu trainieren, Fachwissen aus einem Kontext heraus mit Neuem zu verknüpfen und in verschiedenen Pfl egesituationen anzuwenden. Wichtig bei der Be-arbeitung der Aufgaben ist es nicht, immer direkt

die korrekte Antwort parat zu haben. Vielmehr geht es darum, sich mit den Aufgabenstellungen ausein-anderzusetzen, sich ggf. im Lösungsteil „auf die Sprünge“ helfen zu lassen und in weiterer Literatur zu recherchieren. So kann beispielsweise bei Unsi-cherheiten für jede Aufgabe das Pfl egeHeute-Lehr-buch zu Hilfe genommen werden. Es ist Ihr Fallbuch – nutzen Sie es so, wie es für Ihren persönlichenLernprozess am besten ist. Markieren Sie Textab-schnitte, machen Sie sich Notizen. Wo liegen Ihre Stärken? Was sollten Sie nochmal vertiefen? Die Re-fl exionsseiten bieten Ihnen die Möglichkeit, Übun-gen der vorigen Kapitel erneut zu überdenken sowie eigene Gedanken, Schwierigkeiten und individuelle Erfahrungen zu notieren.

Sehr am Herzen liegt mir auch, dass dieses Arbeitsbuch durch seine Pfl egesituationen neben dem Fachwissen auf die Individualität von Patienten und Pfl egefachpersonen eingeht. Sie werden viel-leicht schon anhand eigener Erfahrungen festgestellt haben, dass es in der Pfl egepraxis nicht ausschließ-lich den einen korrekten Weg gibt, welcher streng nach Plan durchgeführt werden kann. Fachwissen in realen Pfl egesituationen anzuwenden bedeutet eben auch, dahingehend einen Transfer zu schaff en, dass das Gelernte nicht immer problemlos angewendet werden kann und man sich oft mit unerwarteten He-rausforderungen konfrontiert sieht. Dies verdeut-licht, dass jede Pfl egesituation im Kontext der Pa-tientensituation zu sehen ist. Das Besondere und auch Schöne an diesem Beruf zeichnet sich dadurch aus, dass Pfl ege immer in Interaktion mit Menschen geschieht und nie allein am Menschen vollzogen wird. Ich hoff e sehr, dass Pfl egeHeute Lernen mit Fällen mithilft , dies zu unterstreichen und wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg beim Bearbeiten sowie während Ihrer berufl ichen Laufb ahn.

München, im Januar 2020Sarah Micucci

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Sarah Micucci, geb. 1982 in Köln. Gesundheits- und Krankenpfl egerin, Pfl egepädagogin Bachelor (B.A.). Berufl iche Tätigkeit auf einer Palliativstation, im Hospiz und in der ambulanten Pfl ege, arbeitet jetzt als externe Redakteurin und Autorin für Pfl egefach-literatur.

Nicole Schmid, geb. 1992 in Biberach. Gesundheits- und Kinderkrankenpfl egerin¸ Pfl egepädagogin Ba-chelor (B.A.). Arbeitet derzeit an der Krankenpfl ege-schule der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales und als externe Autorin.

AbbildungsnachweisDer Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle be-fi ndet sich bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes in eckigen Klammern.

Alle nicht besonders gekennzeichneten Grafi ken, Ab-bildungen und alle Mindmaps: Heike Hübner, Berlin

L138 Martha Kosthorst, BorkenL157 Susanne Adler, LübeckL190 Gerda Raichle, UlmL275 Martin Hoff mann, Neu-UlmV815 Achim Ruthner GmbH, HirschhornW953 © Aktion Saubere HändeX221 Robert Koch Institut, Berlin

Die Autorinnen

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Inhaltsverzeichnis

Aufgaben Lösungen

THEMENBEREICH I: Pfl egeprozesse und Pfl egediagnostik1 Pfl egeprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 235

2 Patientenbeobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 241

3 Atmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 243

4 Herz-Kreislauf-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2475 Körpertemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 251

6 Haut- und Körperpfl ege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 253

7 Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 255

8 Ausscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 257

9 Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 259

10 Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 261

11 Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 263

12 Bewusstsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 265

13 Schmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 267

14 Handeln in Notfallsituationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 269

15 Entwicklung des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 271

16 Gesundheitsförderung und Prävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 273

17 Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 275

18 Pfl ege von Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 277

19 Pfl ege von alten Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 279

20 Pfl ege in der letzten Lebensphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 281

21 Pfl ege bei Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 283

22 Pfl ege bei Kreislauf- und Gefäßerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 285

23 Pfl ege bei Lungenerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 287

24 Pfl ege bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts . . . . . . . . . . . . . . . 105 289

25 Pfl ege bei Erkrankungen von Leber, Gallenwegen, Pankreas und Milz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 291

26 Pfl ege bei endo krinologischen, stoffwechsel- und ernährungsbedingten Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 295

27 Pfl ege bei häma to logischen und onkologischen Erkrankungen . . 119 299

28 Pfl ege von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen . . . . . . . . . 123 301

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INHALTSVERZEICHNIS

Aufgaben Lösungen

29 Pfl ege bei orthopädischen und traumatologischen Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 303

30 Pfl ege bei Infektionskrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 305

31 Pfl ege bei Erkrankungen des Immunsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 307

32 Pfl ege bei Haut- und Geschlechtskrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 309

33 Pfl ege bei Erkrankungen der Niere und der ableitenden Harnwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 313

34 Pfl ege bei gynäkologischen Erkrankungen, Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 317

35 Pfl ege bei Augenerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 321

36 Pfl ege bei Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 323

37 Pfl ege bei neurologischen und neurochirurgischen Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 327

38 Pfl ege bei psychischen Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 329

THEMENBEREICH II: Kommunikation und Beratung39 Kommunikation und Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 331

40 Information, Schulung, Beratung und Anleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 335

THEMENBEREICH III: Intra- und interprofessionelles Handeln41 Hygiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 337

42 Der Weg zur Diagnose und die Mithilfe der Pfl egenden bei der Diagnosefi ndung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 339

43 Behandlung und Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 341

44 Perioperative Pfl ege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 343

45 Grundlagen der Intensivmedizin und Intensivpfl ege . . . . . . . . . . . . 199 345

46 Grundlagen der Anästhesiologie und Anästhesiepfl ege . . . . . . . . . 203 347

THEMENBEREICH IV: Gesetze, Verordnungen, ethische Leitlinien47 Pfl ege im Gesundheitswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 349

48 Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 351

49 Ethisches Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 353

THEMENBEREICH V: Wirtschaft und Berufsethik50 Pfl egewissenschaft, Theorien und Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 357

51 Pfl ege als Beruf und Profession . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 359

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4 HERZ-KREISLAUF-SYSTEM

Pfl egesituation Es ist 7:10 Uhr an einem Mittwochmorgen. Die Auszubildende Lea Morgenstern und der Pfl ege-fachmann Martin Jakobs sind auf ihrem morgend-lichen Rundgang durch die Patientenzimmer der chirurgischen Station eines Krankenhauses. Lea befi ndet sich momentan am Ende ihres ersten Ausbildungsjahres zur Pfl egefachfrau. Mittlerwei-le hat sie schon eine gewisse Routine bei der Über-prüfung der Vitalzeichen. Sie klopft an die Tür des nächsten Zimmers und begrüßt die Patientinnen. Lea wendet sich der Dame im ersten Bett, Frau Kölsch, zu. Freundlich erkundigt sie sich nach dem Befi nden der 64-jährigen Patientin und fragt, ob sie heute Nacht gut geschlafen habe. Frau Kölsch: „Ganz gut, danke. Ich habe nur immer Angst, dass ich mit dieser Nadel hier irgendwo hängen bleibe. Aber ich glaube, die sitzt noch, oder?“ Frau Kölsch verweist auf den peripherve-nösen Zugang an ihrem linken Unterarm. Lea überprüft die Venenverweilkanüle und bereitet dann alles für die Vitalzeichenkontrolle und deren Dokumentation vor. Die Pfl egeschülerin unter-richtet Frau Kölsch darüber, dass sie nun den Puls misst, und ertastet das Handgelenk der Patientin. „Ich glaube, da werden Sie Probleme haben, etwas zu spüren, Frau Morgenstern. Zumindest haben

mir das schon viele Ihrer Kollegen gesagt.“ Der Pfl egefachmann Martin Jakobs hat die Unterhal-tung zwischen den beiden Frauen mitgehört und wirft ein: „Das stimmt, Lea, da habe sogar ich Pro-bleme. Versuch es am besten direkt an der Caro-tis.“ Lea muss kurz überlegen, weiß aber dann, was gemeint ist. Die Pulsfrequenz liegt bei 76/Min. Lea setzt die morgendlichen Routinemaß-nahmen fort, legt die Manschette um den Arm der Patientin und beginnt den Blutdruck zu messen – 140/90 mmHg. Martin Jakobs betrachtet die Wer-te: „Na, das sieht doch gut aus, Frau Kölsch. Dann kann die Frau Morgenstern Sie ja jetzt direkt mit ins Bad begleiten und Ihnen bei der Körperpfl ege helfen. Ich denke, alleine wird das noch nicht ge-hen nach Ihrer Schulter-OP.“ Frau Kölsch scheint wenig begeistert: „Ach, könnten wir das heute nicht im Bett machen, wie bei meiner Bettnachba-rin gestern? Mir tut schließlich auch jede Bewe-gung mit dem Arm weh.“ Der Pfl egefachmann er-widert: „Das glaube ich Ihnen. Wir können Ihnen gerne die verordnete Bedarfsmedikation vorweg bringen. Aber es ist sehr wichtig, dass Sie sich be-wegen. Nach Möglichkeit auch nicht nur ins Bad und zurück, Frau Kölsch. Wir wollen ja nicht, dass Sie eine Th rombose bekommen.“

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AUFGABEN4

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Ist es von Bedeutung, an welchem Arm die Pfl egeschülerin bei Frau Kölsch Blutdruck misst? Bitte begründen Sie Ihre Meinung.

Welche Indikationen sind ausschlaggebend dafür, dass an einem Arm kein Blutdruck gemessen werden darf? Bitte markieren Sie die korrekten Antworten (mehrere Antworten sind möglich).

a) Shunt bei Dialysepatientenb) Sensibilitätsstörung oder gelähmter Arm z. B. bei Apoplexpatientenc) Tätowierungen, die mehr als 2/3 des Arms bedeckend) Lymphödeme) Venöse oder arterielle Gefäßzugänge

Lea Morgenstern misst den Puls von Frau Kölsch an der Arteria carotis communis (Halsschlagader). Bitte beschriften Sie die nachfolgende Abbildung mit den jeweiligen Fachbegriffen weiterer geeigneter Taststellen zur Pulsmessung.

(Fußrückenschlagader)

(Hintere Schienbein-schlagader)

(Halsschlagader)

(Speichen-schlagader)

(Oberschenkel-schlagader)

(OberflächlicheSchläfenschlagader)

(Ellenschlagader)

(Achselschlagader)

(Kniekehlenschlagader)

(Armschlagader)

[L190]

AUFGABE 1

AUFGABE 2

AUFGABE 3

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AUFGABEN 4

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Der Pfl egefachmann Martin Jakobs verweist auf die hohe Relevanz der Thromboseprophylaxe durch Mobilisation. Nennen Sie die drei Hauptursachen, welche nach der Virchow-Trias das Entstehen einer Thrombose begünstigen.

N E U E P F L E G E S I T U A T I O NEs ist Blockwoche. Die Pfl egeschüler sind im Klassenzimmer und warten auf den Lehrer. Es herrscht viel Unruhe. Der erste Schultag nach den Praxiseinsätzen ist im-mer der interessanteste. Alle tauschen sich über ihre neuen Erfahrungen aus, auch über positive und negative Situationen aus dem Praxisalltag. So auch Lea Morgen-stern, die sich angeregt mit ihrer Klassenkameradin Samira Güler unterhält. Samira hat ihren letzten Praxiseinsatz auf einer Kinderstation absolviert und scheint noch immer sehr begeistert zu sein. Euphorisch berichtet sie: „Der Umgang mit den Kin-dern ist so schön! Und es ist so interessant, dass bei den kleinen Säuglingen ja letzt-lich schon alle Körperfunktionen eines erwachsenen Menschen da sind. Natürlich mit anderen Werten, da muss man sich aber erstmal dran gewöhnen.“

Was passt zusammen? Bitte verbinden Sie das Alter mit den jeweils korrekten Richtwerten für die Pulsfrequenz.

Ältere Menschen

Neugeborene

Kleinkinder, bis 2 Jahre

Kinder, 2–10 Jahre

Kinder, 10–14 Jahre

Erwachsene

120/Min.

70/Min.

80/Min.

90/Min.

140/Min.

95/Min.

AUFGABE 4

AUFGABE 5

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AUFGABEN4

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Auch die physiologischen Blutdruckwerte stehen in Abhängigkeit vom Lebensalter. Bitte verbinden Sie das Alter mit den jeweils korrekten Richtwerten.

Erwachsene

Neugeborene über 2.000 g

Säuglinge

Kleinkinder

Schulkinder

Jugendliche

95/60

100/60

140/90

120/80

60/40

80/60

Ältere Menschen > 60 Jahre 110/70

AUFGABE 6

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AUFGABEN 4

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SITUATIONSMERKMALETab. 4.1 Situationsmerkmale, Kapitel 4

Handlungsanlass • Postoperativer Unterstützungsbedarf• Gesundheitsrisiken durch Mobilitätsbeeinträchtigungen,

z. B. Thrombose- und Sturzrisiko

Kontext • Chirurgische Station eines Krankenhauses

Akteure • Auszubildende Lea Morgenstern• Pfl egefachmann Martin Jakobs• Patientin Frau Kölsch

Erleben/ Deuten/ Verarbeiten

Frau Kölsch• Akuter Schmerz• Abhängigkeit und beeinträchtigte Selbstbestimmung• Unsicherheit und Angst vor SchmerzenLea Morgenstern• Gefühl der Verunsicherung• Hierarchische Arbeitszusammenhänge

Handlungsmuster • Mitwirkung im Team• Postoperative Pfl ege• Schmerzmanagement (bei akuten Schmerzen)• Information, Schulung und Beratung in Krisensituationen• Dokumentation der Vitalzeichenwerte• Aufgaben angepasst an die Qualifi kationsprofi le und

-niveaus im Pfl egeteam delegieren und koordinieren

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NOCHMAL NACHGEDACHT

SELB

STRE

FLEX

ION

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Bei welchen Themen und Aufgabenstellungen der letzten Kapitel habe ich mich sicher gefühlt?________________________________________________________________________________________________________________

Welche Themen und Aufgabenstellungen der letzten Kapitel waren für mich schwieriger zu bearbeiten?

________________________________________________________________________________________________________________

Wo genau lagen meine Verständnisprobleme?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Was kann ich machen, um diese Verständnisprobleme zu überwinden?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Nach der Bearbeitung der Kapitel haben sich folgende Fragen an meine Praxisanleiterin oder meine Lehrerin ergeben:________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Welche kapitelbezogenen Themen, die innerhalb der Frage-stellungen nicht behandelt wurden, würden mich interessieren?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Gibt es Erlebnisse aus meinen Praxiserfahrungen, die ich mit den bearbeiteten Fallbeispielen und Aufgabenstellungen in Verbindung bringen kann? Kamen mir Situationen bekannt vor?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Was nehme ich für meinen nächsten praktischen Einsatz mit?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

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21 PFLEGE BEI HERZERKRANKUNGEN

Pfl egesituation Oliver Wegenert ist 13 Jahre alt. Der Junge ist musisch sehr begabt, und sein größter Wunsch ist es, Profi -Tänzer zu werden. Doch seit einiger Zeit ist es nicht mehr sicher, ob Oliver seinen Be-rufswunsch weiterhin verfolgen kann. Aktuell be-fi ndet er sich stationär auf der Kinderintensivsta-tion zur Überwachung. Bereits einen Tag nach seiner Geburt hatte man bei ihm Anzeichen für einen angeborenen Herzfehler festgestellt. Bei Untersuchungen hatte sich eine Transposition der großen Arterien mit einem Ventrikelseptum-defekt und einem persistierenden Ductus arterio-sus gezeigt. Diese waren damals zeitnah operiert worden. Seit dieser Operation ging es Oliver die meiste Zeit gut, allerdings ist er auch sehr behütet aufgewachsen. In den Kindergarten durft e er da-mals nicht gehen, was dazu führte, dass Oliver zu dieser Zeit keine Freunde hatte, mit denen er spielen konnte. Seine Eltern waren damals davon überzeugt, dass die Infektionsgefahr für ihn viel

zu hoch ist. Als er später in die Schule ging, er-wies sich diese Sorge als unbegründet. Vor drei Monaten erlaubten seine Eltern, dass er sich an einer Tanzschule anmelden durft e, was Oliver sehr freute. Sie waren der Meinung, er habe alles überstanden und das Herz sei komplett gesund. Es kam der erste große Auft ritt vor Publikum. Nach seinem ersten Tanzeinsatz verließ Oliver die Bühne. Plötzlich wurde ihm ganz komisch. Vor seinen Augen verdunkelte sich alles, und er spürte, dass sein Herz schneller schlug als sonst. An alles andere, was dann passierte, kann sich Oliver, bedingt durch die Synkope, nicht mehr er-innern. Der Junge erwachte erst wieder, als er be-reits auf der Kinderintensivstation lag und von der Pfl egefachfrau Anna Greger versorgt wurde. Auf ihren Satz: „Das war wohl heute etwas viel für dich!“ konnte Oliver ihr nur nickend zustim-men.

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AUFGABEN21

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Nennen Sie Leitsymptome, an denen Sie bei Säuglingen eine chronische Herzinsuffi zienz erkennen können.

Welche Aussagen in Bezug auf eine Synkope sind korrekt? Mehrere Antworten sind möglich.

a) Die Ursache einer Synkope ist eine vorübergehende, nicht ausreichendeDurchblutung des Gehirns. Diese Minderdurchblutung kann unterschied-liche Gründe haben.

b) Ist die Ursache eine Herzerkrankung oder eine Hemmung des Sympathi-kus bzw. die Aktivierung des Parasympathikus, so wird von einer kardia-len Synkope gesprochen.

c) Erste Anzeichen einer Synkope sind eine bläuliche Verfärbung der Lippensowie leichte Muskelzuckungen an den Extremitäten.

d) Erstmaßnahmen bei einer Synkope sind: Den Patienten sofort hinlegenund die Beine hochlagern; Patienten nicht alleine lassen, nach Hilfe rufenund den Arzt benachrichtigen; Vitalzeichenkontrolle; Patienten auf Fol-gen des Sturzes untersuchen und Risikofaktoren ermitteln (z. B. bei Pa-tienten mit Diabetes mellitus eine Blutzuckerkontrolle durchführen).

Welche pathologischen Veränderungen bestehen bei einem Ventrikelseptumdefekt?

Glauben Sie, die Eltern haben damals richtig gehandelt, als sie Oliver zuhause isolierten? Begründen Sie Ihre Meinung.

N E U E P F L E G E S I T U A T I O NSeit Olivers Aufenthalt auf der Intensivstation sind sechs Jahre vergangen. Aus dem Kind wurde ein junger Mann, der nun, kurz nach seinem Abitur, überlegt, wie die nächsten Schritte Richtung Zukunft aussehen sollen. Gerne würde er ein Jahr in Neu-seeland verbringen, um gemeinsam mit seinem Freund auf Farmen zu arbeiten und das Land zu durchqueren. Leider sind solche Entscheidungen im Leben von Oliver Wegenert nach wie vor nicht leicht zu treffen. Seine Kindheit mit einem angeborenen Herzfehler hat Spuren hinterlassen: Zwar kann er heute die jahrelange Überbehütung durch seine Eltern, die sich immer um das Leben ihres einzigen Kindes sorgten, nach-vollziehen. Aber er merkt auch, dass neue Herausforderungen oder ungewohnte Situ-ationen immer einhergehen mit tief verwurzelten Ängsten. Neben den regelmäßigen hausärztlichen Terminen und der jährlichen Untersuchung in einem Herzzentrum be-fi ndet sich Oliver aktuell wieder in kardiologischer Behandlung. In letzter Zeit kam es vermehrt zu charakteristischen Symptomen einer Herzinsuffi zienz, weshalb sein Hausarzt ihn ins Krankenhaus überwies. Der Aufenthalt auf der kardiologischen Sta-tion macht Oliver sehr nervös. Nachdem heute bereits ein Ruhe-EKG durchgeführt wurde, kontrolliert der Pfl egefachmann Karsten Sprenger nun Olivers Vitalzeichen. Er versucht mit dem jungen Mann ins Gespräch zu kommen und ihn dabei ein wenig zu beruhigen.

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Bitte ergänzen Sie den folgenden Satz mit der korrekten Aussage: Eine Herzinsuffi zienz ist…

a) eine eigenständige Krankheit, die dazu führt, dass das Herz nicht in derLage ist, das zur Körperversorgung erforderliche Blutvolumen zu fördern.

b) eine Durchblutungsminderung des Herzmuskels infolge einer Koronarar-terienverengung.

c) keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge verschiedenerHerz-Kreislauf-Erkrankungen.

Der Pfl egefachmann Karsten Sprenger kontrolliert die Vitalzeichen des jun-gen Patienten. Dies und weitere Patientenbeobachtungen sind von hoher Be-deutung bei der Pfl ege von Menschen mit Herzerkrankungen bzw. Herzin-suffi zienz.

Bitte nennen Sie fünf Symptome einer Linksherzinsuffi zienz und fünf Symptome einer Rechtsherzinsuffi zienz.

Wofür steht die Abkürzung EKG, und was wird durch ein solches aufgezeichnet?

Bitte verbinden die jeweils zusammengehörenden Begriffe.

P-Welle

QRS-Komplex

T-Welle

Erregungsrückbildung in der Kammer

Vorhoferregung

Kammererregung

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SITUATIONSMERKMALE Tab. 21.1 Situationsmerkmale, Kapitel 21

Handlungsanlass • Angeborener Herzfehler• Synkope während eines Tanzauftritts

Kontext • Kinderintensivstation

Akteure • Patient Oliver Wegenert (13 Jahre)• Olivers Bezugspersonen (Mutter und Vater)• Pfl egefachfrau Anna Greger

Erleben/ Deuten/ Verarbeiten

Oliver Wegenert• Verletzungen des Körpers und bleibende EinschränkungenBezugspersonen (Mutter und Vater)• Zeitliche, physische und psychische BeanspruchungAnna Greger• Verantwortung in der inter- und intraprofessionellen Zusam-

menarbeit

Handlungsmuster • Gesundheitskommunikation: Förderung und Stärkung desGesundheitsverhaltens bei Kindern

• Förderung und Stärkung von Elternkompetenzen• Beziehungsaufbau, Information, Schulung und Beratung

von Kindern und ihren Bezugspersonen in Krisen- und Kon-fl iktsituationen

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22 PFLEGE BEI KREISLAUF- UNDGEFÄSSERKRANKUNGEN

Pfl egesituation Hasan Yildiz ist 19 Jahre alt. Nach seinem Abitur hat er sich für eine Ausbildung zum Pfl egefach-mann entschieden und überlegt, nach der Ausbil-dung Pfl egemanagement zu studieren. Doch jetzt heißt es zunächst einmal das erste Ausbildungs-jahr gut abzuschließen. Es ist Blockwoche. Hasan sitzt im Klassenzimmer der Pfl egeschule und ver-folgt den Unterricht. Auf dem heutigen Stunden-plan steht der Lernbereich „Pfl egerische Kernauf-gaben“ mit dem Fokus auf Th romboseprophyla-xe. Als praktische Übungen stehen das Wickeln der Beine und das Anziehen von MTS an. „Kein Problem!“ denkt sich Hasan. „Das habe ich ja schon hundertmal während meines Praktikums auf der Inneren gemacht.“ Hasan erinnert sich: Das Schulpraktikum hat ihm viel Spaß gemacht, war jedoch auch nicht immer so leicht, wie er es sich vorgestellt hatte. Da war z. B. diese eine Pa-tientin. Die hat nach ihrer Operation jeden Tag eine Spritze als Vorbeugungsmaßnahme gegen Th rombose erhalten, und Hasan durft e zusehen – herrje, hat die jedes Mal geschimpft ! Oder der äl-tere Mann, der ohne Hilfe kaum noch gehen oder stehen konnte. Das Pfl egepersonal hat mit ihm je-den Tag Übungen gemacht, auch im Bett. Sie sag-ten, das wäre wichtig, um die Muskel-Venen-

Pumpe zu aktivieren. Aber für immer in Erinne-rung wird Hasan Frau Schmitz bleiben. In einem Frühdienst, als Hasan gerade dabei war, die Tab-letts vom Mittagessen aus den Zimmern abzuräu-men, sprach sie ihn an: „Entschuldigung, junger Mann. Könnten Sie bitte kurz einen Blick auf mein Bein werfen? Irgendwas stimmt da nicht.“ Hasan erinnert sich, dass ihr linker Unterschen-kel geschwollen und rot war. Frau Schmitz: „Ich kann gar nicht auft reten, so weh tut das! Fühlt sich auch ganz warm an.“ Hasan hat daraufh in sofort das Pfl egepersonal informiert, an diesem Tag jedoch nicht mehr viel von der Patientin mit-bekommen, da er kurz darauf ins Wochenende entlassen wurde. Als er am Montagmorgen wie-der auf Station erschien, erfuhr er, dass Frau Schmitz an einer Lungenembolie verstorben war. Was das ist, wusste er damals noch nicht, aber es hat ihn sehr mitgenommen, insbesondere, weil Frau Schmitz ihm eigentlich kerngesund und fi t vorkam. „Herr Yildiz!“ ertönt eine Stimme durch den Raum. „Herr Yildiz, träumen Sie? Ich habe Ihnen eine Frage gestellt: Welche drei Risikofak-toren benennt die Virchow-Trias?“ Hasan sieht erschrocken seine Lehrerin an: „Oh, Entschuldi-gung! Bin wieder anwesend!“

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Bitte beantworten Sie die Frage der Lehrerin: Welche drei Risikofaktoren werden durch die Virchow-Trias benannt, und welches Krankheitsbild begünstigen diese?

Wofür steht die Abkürzung MTS?

a) Medikamentöse Th romboseprophylaxestrümpfeb) Medizinische Th romboseprophylaxestrümpfec) Medizinisch-therapeutische Strümpfe

Hasan erinnert sich an eine Patientin, die postoperativ täglich eine Spritze zur Thromboseprophylaxe erhalten hat. Was wurde der Patientin vermutlich verabreicht? Bitte markieren Sie die korrekte Antwort.

a) Heparin, das zu den Th rombozytenaggregationshemmern zähltb) Cumarine, die zu den oralen Antikoagulanzien zählenc) Heparin, das zu den parenteralen Antikoagulanzien zählt

Welcher Verdacht bestand bei Frau Schmitz ausgehend von ihrer Symptomatik?

Beschreiben Sie, wie es zu einer Lungenembolie kommt und warum der Verlauf häufi g tödlich endet.

N E U E P F L E G E S I T U A T I O NHasan hat das erste Ausbildungsjahr gut hinter sich gebracht und befi ndet sich nun im zweiten Trimester seiner Pfl egeausbildung. Momentan ist er froh, wieder etwas Abwechslung zu der schulischen Theorie zu bekommen, und ist gespannt, was sein aktueller Einsatz in einem Pfl egeheim noch für Erfahrungen mit sich bringen wird. Die Stationsleitung spricht ihn an: „Hasan, könntest du bitte Frau Wilhelm ihre Kompres-sionsstrümpfe anziehen? Hast du das schon mal gemacht?“ Hasan: „Nein, aber un-zählige Male MTS im Krankenhaus, das sollte also kein Problem sein.“ Stationslei-tung: „Oh, da wäre ich mir aber nicht so sicher. Da gibt es einige Unterschiede. Ich komme am besten mit dir mit.“ Im Zimmer der Bewohnerin leitet die Pfl egefachfrau Hasan beim Anziehen der Strümpfe an. Frau Wilhelms Zimmernachbarin, Frau Specht, beobachtet die Situation: „Das machen Sie aber sehr gut!“ Hasan: „Danke!“ Frau Specht: „Ich hatte auch mal so welche, jetzt darf ich sie aber nicht mehr tragen. Wenn Sie fertig sind, bringen Sie mir doch bitte so eine Unterlage, damit ich meine Beine hochlegen kann, die schmerzen schon wieder ein wenig.“ Zurück im Stations-zimmer möchte sich Hasan direkt wieder auf den Weg machen: „Ich bringe Frau Specht schnell was zum Hochlagern.“ Doch die Stationsleitung stoppt ihn: „Warte, Frau Specht hatte vor kurzem folgende Symptomatik: Beinschmerzen, wenn sie eine längere Strecke spazieren ging. Sie äußerte zeitweise Gefühlsstörungen in ihrem rechten Bein, und auffällig war, dass das Bein blass und kühl war. Außerdem leidet sie schon seit längerem an Arteriosklerose. Was sagt dir das?“ Hasan überlegt – das hatten sie doch letztens im Unterricht …

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Nennen Sie wesentliche Unterschiede zwischen MTS und Medizinischen Kompressionsstrümpfen.

Welches Krankheitsbild liegt bei Frau Specht nahe, und was sagt es über die Hochlagerung der Beine aus? Bitte ergänzen Sie den folgenden Text.

Minderdurchblutung – kühl – periphere arterielle Verschlusskrankheit – unte-ren –Durchblutung – pAVK

Bei Frau Specht liegt ausgehend von den Symptomen das Krankheitsbild nahe, was ausgeschrieben be-

deutet. Eine der häufi gsten Ursachen ist die Arteriosklerose. Es liegt eine chronische Verengung oder ein Verschluss einer Extremitätenarterie vor, wobei in über 90 % aller Fälle die Extremitäten be-troff en sind. Meist können die Betroff enen nur eine begrenzte Strecke gehen, bevor es aufgrund der hochgradigen Beinarterienstenosen zu einer

der Gefäße und zu Ischämieschmerzen kommt. Durch die Minderdurchblutung fühlen sich die Extremitäten meist

an, und es kommt zu Gefühlsstörungen. Vorsicht! Bei Arterienerkrankungen darf das betroff ene Bein auf keinen Fall hochgela-gert werden, da eine Hochlagerung die noch zusätz-lich verschlechtert.

Zurück im Zimmer der beiden Bewohnerinnen erklärt Hasan Frau Specht, welche Lagerungsmöglichkeit sich bei ihrem Krankheitsbild als schmerzlindernd bewährt hat. Von welcher Lagerung ist die Rede?

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SITUATIONSMERKMALE Tab. 22.1 Situationsmerkmale, Kapitel 22

Handlungsanlass • Unterrichtseinheit zum Lernbereich „Pfl egerische Kernauf-gaben“ mit dem Fokus auf Thromboseprophylaxe

Kontext • Pfl egeschule

Akteure • Auszubildender Hasan Yildiz (19 Jahre)

Erleben/ Deuten/ Verarbeiten

Hasan Yildiz• Berufl iche Identität entwickeln• Rollenerleben/Rollenfi ndung• Positive und negative Auswirkungen von Bewegung auf das

physische und psychische Wohlbefi nden• Widersprüchliche Emotionen und Bedürfnisse, z. B. im Um-

gang mit großer körperlicher Nähe in der pfl egerischenInteraktion

Handlungsmuster • Ankommen in der Schule• Refl exion pfl egerischer Vorerfahrungen• Handlungsmuster zu ausgewählten Szenarien, die den Aus-

zubildenden begegnen werden• Fähigkeiten und Ressourcen sowie Beeinträchtigungen in

der Mobilität unter Nutzung ausgewählter Assessmentver-fahren beobachten und beschreiben bzw. dokumentieren

• Risiken bei Beeinträchtigungen der Mobilität systematischpersonen- und umgebungsbezogen einschätzen und doku-mentieren sowie individuelle Pfl egemaßnahmen planen,durchführen und evaluieren

• Menschen über die Bedeutung von Mobilität in Bezug aufGesundheitsförderung und Prävention informieren

• Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der Mobilität impfl egerischen und therapeutischen Team besprechen undabstimmen

• Ausgewählte Interventionen zur Optimierung der Zirkulationvon Blut und Flüssigkeiten im Gewebe

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Dieses Buch bietet Ihnen eine Fülle von Fallbeispielen aus dem Pflegealltag, die Ihnen helfen, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. In der generalistischen Pflegeausbildung werden Sie in vielen verschiedenen Praxisfeldern eingesetzt und müssen das Gelernte ständig neu hinterfragen. Damit Ihnen das gelingt, üben Sie in diesem Buch, Ihr Wissen individuell anzuwenden: bei der Pflege vom Neugeborenen bis zum hochbetagten Menschen, in verschiedenen Situationen wie ambulante Pflege, Klinik und Pflegeeinrichtung. Wie genau geht das? Zu jedem Kapitel aus dem Lehrbuch PflegeHeute finden Sie: Einen Fall, mehrere Fragen dazu, einen Wechsel der Situation mit neuen Fragen und natürlich eine Musterlösung. Abschließend beurteilen Sie,was Sie schon gut können und wo Sie noch Wissenslücken haben. Dieses Buch begleitet Sie über die drei Jahre Ausbildungszeit und hilft Ihnen ganz besonders bei der Prüfungsvorbereitung. Pflege Heute, Lernen mit Fällen Pflegesituationen für die Ausbildung Micucci, S.; Schmid, N. 2020. 368 S., kt. ISBN: 978-3-437-26711-6

So werden Sie fit für jede Pflegesituation - Passend zu PflegeHeute!