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1-2015 TOUR 121 120 TOUR 1-2015 SARDINIEN WILDE BERGE Die Kalkberge des Supramonte über- ragen die Hügel hinter der Ostküste KLEINE BUCHTEN Keine berühmte Costa Smeralda, aber auch ein Juwel: die Fiuli-Bucht bei Cala Gonone (Tour 4) Sardinien ist berühmt für seine Traumstrände. Rennradler finden ihr Glück jedoch eher im hügeligen und bergigen Inselinnern, in einer fast menschenleeren Landschaft von rauer, wilder Schönheit DIE UNGEZÄHMTE TEXT Sven Bremer FOTOS Günter Standl

sardinien · 120 TOUR 1-2015 1-2015 TOUR 121 sardinien Wilde BeRge Die Kalkberge des upramoe -ünbt er ragen die Hügel hinter der Ostküste Kleine BUchTen

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1-2015 TOUR 121 120 TOUR 1-2015

sardinien

Wilde BeRge

Die Kalkberge des Supramonte über- ragen die Hügel hinter der Ostküste

Kleine BUchTen

Keine berühmte Costa Smeralda, aber auch ein Juwel: die Fiuli-Bucht bei Cala Gonone (Tour 4)

Sardinien ist berühmt für seine Traumstrände. Rennradler finden ihr Glück jedoch eher im hügeligen und bergigen Inselinnern, in einer fast

menschenleeren Landschaft von rauer, wilder Schönheit

die Ungezähmte

TexT

Sven Bremer

FOTOs

Günter Standl

122 TOUR 1-2015 1-2015 TOUR 123

on geschätzten vier Millio-nen Schafen und Hunderttausenden Ziegen, die in Sardiniens kargen Bergen weiden, sind mindestens 99,99 Prozent friedlich, genügsam und vollkommen harmlos. Dass trotzdem ein Restrisiko existiert, weiß ich, seit am Monte-Albo-Massiv ein veritabler Ziegenbock mit wilden Sprüngen auf mich zustürmte. Auch mein Adrenalin sprang in ungekannte Höhen, ruckzuck war ich aus dem Sattel; ein paar knallharte Pedalumdrehungen – und der An-griff ging ins Leere. Keine Ahnung, warum das Viech ausgerech-net mich als Opfer auserkoren hatte. Vielleicht hatte die Farbe meines Trikots es in Rage ge-bracht, vielleicht roch ich nach dem schweiß-treibenden Anstieg am Monte Albo wie ein vermeintlicher Nebenbuhler? Egal. Nachdem ich den Bock mit allen mir geläufigen italieni-schen Schimpfwörtern bedacht und ihm ge-droht hatte, ihn zu Ragout zu verarbeiten, hoffte ich, dass er in Zukunft auf solche Atta-cken verzichtet. Und auf keinen Fall wollte ich mir Sardinien von einem Ziegenbock verlei-den lassen. Schließlich ist die Mittelmeerinsel der Legende nach Gottes Meisterwerk: Als er den Rest der Welt vollendet hatte, so heißt es, nahm er von allen Ländern das Schönste, um damit diese Insel zu formen.

radrevier hinter der ostküsteWunderschön sind die Küsten, weltberühmt ist die im Norden gelegene Costa Smeralda – die nach der dort vorherrschenden Farbe des Meeres benannte Smaragd-Küste, die seit den 1960er-Jahren den Jetset anzieht. Aber das Herz Sardiniens schlägt im Inselinneren, im Land der Hirten und Bauern, in der Heimat der Schafe und Ziegen, in einer Landschaft von wilder und rauer, nicht selten ergreifender Schönheit. Ein besonders schönes Rennrad-revier mit kleinen Straßen liegt hinter der Ostküste, auf Höhe des Golfs von Orosei, wo die Kalkfelsen des bis zu 1.463 Meter hohen Supramonte-Gebirges im fahlen Morgenlicht karg und abweisend aus der Macchia und den Stein eichenwäldern hervorstechen. Wenn die Mittelmeersonne sie später am Tag ins beste Licht rückt, muten sie fast majestätisch an. Die Landschaft wirkt wie ein riesiges Freiluft-theater, eine perfekte Bühne für jeden Renn-radfahrer, der Neues entdecken will. Andernorts gibt sich Sardinien heiter, lieblich und bunt. Palmen und Kakteen säumen die einsamen Straßen, und im Frühjahr erblüht

die Insel in leuchtenden Farben. Das knallige Rot des Mohns wetteifert mit dem intensiven Gelb des Ginsters. Hummeln, Bienen, Schmetterlinge summen und flattern über das Blütenmeer. Die Luft riecht betörend nach Thymian, Rosmarin, Salbei und Fenchel.Bernd Wilczek hat schon vor Jahren sein Herz an Sardi-nien verloren. Als er die Insel erstmals mit dem Rennrad erkundete, hatte er gerade „die Nase voll von der Massen-abfertigung auf Mallorca“. „Ich war sofort fasziniert von Sardinien“, schwärmt Wilczek, „und ich kenne keine Landschaft im Mittelmeerraum, die so unverbaut und so ursprünglich geblieben ist.“ Obwohl er als Übersetzer und Lektor keine Ahnung vom Geschäft eines Radreise- Veranstalters hatte, beschloss er 2001, „Sardinien Bike“ zu gründen. „Ich hatte wohl schon einen Wein zu viel, als ich mich dafür entschieden habe“, sagt Wilczek heute. Am Golf von Orosei hat er seinen idealen Standort gefunden: „Du kannst hier in drei Richtungen fahren, kannst es in der Küstenregion locker angehen lassen und findest anspruchsvolle Kletterpartien in den Bergen.“ Nur eines werden Rennradler auf Sardinien vergeblich suchen: schmucke, historische Orte mit kleinen Plätzen, auf denen man gerne eine Pause einlegt. Die Bildungs-bürger-Fraktion, die mit vielen „Ohs“ und „Ahs“ die her-ausgeputzten Städtchen der Toskana besichtigt, dürfte enttäuscht sein, würde sie in einem der sardischen Gebirgsdörfer oder Städtchen landen. Ab und an sind wenigstens die Häuserfassaden verputzt und gestrichen, der Rest der Gebäude kommt als unvollendetes Flickwerk in grauem Betonstein daher. Zu Bier oder Kaffee sitzen Sarden nicht auf einer von Wein umrankten Terrasse einer urigen Trattoria zusammen, sondern vor der schmuck-losen Bar an der Tankstelle, Benzingeruch inklusive.

kein geld für den radsportSardinien, von Festland-Italien stiefmütterlich behandelt, ist arm, fast jeder Zweite unter 25 ohne festen Job. Viel-leicht ist das auch der Grund, warum es kaum sardische Rennradfahrer gibt. Die überwiegende Mehrheit der Sarden kann sich den Sport schlicht nicht leisten. Die Profi-Rundfahrt Giro di Sardegna wurde im Jahr 2012 aus Geldmangel eingestampft, ebenso wie das Eintagesrennen Classica Sarda, das 2011 vorerst zum letzten Mal ausge-tragen wurde. Daher zählt Massimo, der mir auf einer Radtour begegnet, zu den Ausnahmen. Er fährt zwar keine Rennen, aber begeistert Rennrad – und er hat einen gut bezahlten Job in der Hauptstadt Cagliari. Als Radfahrer macht er „bella figura“: Trikot und Rad sind farblich aufeinander ab-gestimmt, sein blitzblank geputzter Carbonrenner glänzt in der Mittagssonne. Bei einem Cappuccino erzählt Massimo, dass er zum Radfahren schon überall in Europa unterwegs gewesen sei. „Ich habe Tour-Pässe und die Anstiege des Giro gesammelt wie andere Panini-Bilder“, schwärmt er, „aber irgendwann dachte ich: was für ein Blödsinn. So schön und abwechslungsreich wie auf Sar-dinien kannst du nirgendwo fahren.“ Im Gennargentu-Gebirge, dem bis zu 1.834 Meter hohen Dach Sardiniens,

v

die Regel

Feine Straßen wie bei Orgosolo am Fuße des Supramonte findet man viele (Tour 3, ganz oben)

die AUsnAhme

Halbwegs schmucke Gassen wie in Galtelli sind auf Sardinien eher selten

deR genUss

Gemacht für Bergziegen: Kletterei zum Passo Genna Silana (Tour 4)

Auf keinen Fall wollte ich mir Sardinien

von einem Ziegenbock

verleiden lassen

124 TOUR 1-2015 1-2015 TOUR 125

informationen

anreiseFlUg

Nächstgelegener Flughafen ist Olbia, 90 Kilometer ent-fernt von unserem Standort Orosei. Air Berlin, Easy Jet, Germanwings oder TUIfly fliegen Olbia direkt an; ab 150 Euro. Wer sein eigenes Rad mitnimmt, zahlt meist

noch mal diese Summe.

AUTO Und FähRe

Fähren nach Sardinien legen ab in Genua, Livorno und Civitavecchia. Mit dem

Auto sind es von Frankfurt am Main bis Genua 800, bis

Livorno 960 und bis Civita-vecchia 1.200 Kilometer.

Fähr-Infos unter www.tirrenia.it, www.moby.it

und www.traghetti.com Möglich ist auch die Anreise

über Korsika (www.corsica-ferries.com). Mit der Fähre von Bonifacio

an Korsikas Südspitze erreicht man Sardiniens Norden in

einer knappen Stunde.

Beste reisezeit

Mitte April bis Mitte Juni und September bis Mitte Oktober, wobei es im Herbst häufiger

regnet als im Frühjahr. Im Hochsommer, wenn Badegäste

die Insel überfluten, kann es brütend heiß werden,

Temperaturen um die 40 Grad sind keine Seltenheit. Am

schönsten ist es auf Sardinien im Mai, wenn alles blüht

und das Thermometer bereits 20 bis 25 Grad anzeigt.

essen & trinken

Die sardische Küche ist bodenständig und deftig, eine Küche der Hirten und Bauern. Brot spielt eine wichtige Rolle und überall

werden die dünnen Fladen des Pane frattau serviert, mit Tomatensauce, einem Spiegelei

und kräftigem Käse. Als Beilage zum Essen wird in der Regel das hauchdünne und krosse Pane karasau gereicht. Ohne Pasta kommt auch die Küche Sardiniens nicht aus: Typisch sind die

Maloreddus, die sardische Variante der Gnocchi oder die sardischen Ravioli, die Culurgiones.

Fleischspezialitäten sind Zicklein (Capretto) und Spanferkel (Porcheddu). Auch wenn das Mittel-

meer weitgehend leer gefischt ist, sind zahl-reiche Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten

auf den Speisekarten zu finden. Zu empfehlen sind die Meeräschen und als Delikatesse deren Rogen (Bottarga di Muggine), gerne auch als sardischer Kaviar bezeichnet und, mit Pasta serviert, ein Gedicht. Der Cannonau ist ein

schwerer und gehaltvoller Rotwein, der Ver-mentino ein geschmeidiger Weißer. Und das

sardische Birra Ichnusa muss sich vor anderen italienischen Biersorten keinesfalls verstecken.

TOUR-Tipp in OROsei

Hotel Maria RosarioVia Grazia Deledda 13

Telefon 0039/0784/997120www.hotelmariarosaria.it/de

Gemütlich kann man den Speisesaal des Hotels nicht nennen, aber Pizzabäcker Giuseppe

versteht sein Handwerk und kredenzt wahre Meisterwerke aus dem Holzofen.

UnterkUnft

OROsei

Club Hotel Marina CountryTelefon 0039/0784/999900

www.marinabeach.it/deHübsche Ferienanlage in der Marina,

1,5 Kilo meter östlich von Orosei gelegen; mit Pool, freundlichen Zimmern mit Balkon oder

Terrasse. Preis für sieben Übernachtungen mit Halbpension im Doppelzimmer: 589 Euro.Zu buchen über den deutschen Radreise-

veranstalter Sardinien-Bike, Humboldtstraße 26, 63533 Mainhausen, Telefon 06182/7743816,

www.sardinien-bike.de

Radurlauber finden auf Sardinien aber auch zahlreiche Ferienhäuser und Agriturismo-

Betriebe unter www.turisarda.com, www.sardegna.com, www.agriturismo.com

könne man sogar alpines Flair erleben; er selbst gehe dort im Winter Skifahren. „Und in die Dolomiten hast du es auch nicht weit“, behauptet Massimo. Der Supramonte, jenes karstige, zum Meer steil abfallende Küstengebirge, wird auch als „sardische Dolomiten“ bezeichnet. Als ich Massimo von der Ziegenbock-Attacke erzähle, hält er sich den Bauch vor Lachen und sagt zum Abschied mit einem Grinsen: „Dann pass’ aber auf, dass dich in der Barbagia nicht auch noch die Banditen vom Rad schie-ßen.“ Die Barbagia, eine felsige Hochebene, galt und gilt als die Heimat der sardischen Banditen. Als deren Zentrum, gar als Hort von Mördern und Verbrechern, war das Bergdorf Orgosolo in Verruf geraten. Bei Stammes- und Familienfehden waren Todesopfer zu beklagen, Ein-schusslöcher an den Häuserfassaden zeugen davon. Aber vor allem waren die Orgolesen Widerständler, die sich gegen die Herrschenden auflehnten; Freigeister, die sich beispielsweise 1969 erfolgreich gegen die Ansiedlung eines NATO-Truppenübungsplatzes zur Wehr setzten. Dokumentiert wird ihr Widerstand durch die sogenannten „Murales“ – Wandmalereien, für die der Ort inzwischen berühmt ist. Der Kult um das Banditentum treibt aber auch merkwürdige Blüten. So wurden schon Touristen in Bussen nach Orgosolo gekarrt, um dort einen Überfall auf die Reisebusse zu inszenieren. Mir präsentiert sich der Ort gespenstisch, als ich mit dem Rennrad mitten in eine Beerdigung hineinrolle. Schwarz gekleidete alte Frauen tragen schwarze Kreuze zur Kirche. Sie beklagen kein Mordopfer, sondern eine „Nonna“, eine Großmutter im gesegneten Alter von 104 Jahren, die zu Grabe getragen wird. Nirgendwo sonst in Europa werden die Menschen übrigens so alt wie auf Sardinien. Später in Orosei erreiche ich eine kleine Piazza, an der vor einem Café ausschließlichMänner sitzen, meist ältere. Es heißt, das sei auf Sardinien kein Zeichen für Machismus, vielmehr hätten die Männer, über Monate im Jahr als

Hirten unterwegs, zu Hause nicht viel zu sagen. Bars und Plätze seien also eher Rückzugsorte für sie. Die Männer mustern mich, sagen aber nichts – was wiederum dem Klischee entspricht, der Sarde sei alles andere als eine plaudernde Frohnatur. Einer der Alten, mit Furchen im Gesicht, so tief wie die Schluchten im Gennargentu- Gebirge, spricht mich schließlich doch an, zunächst noch mit versteinerter Miene. Erst als ich ihm versichere, dass mir seine Insel ausgesprochen gut gefällt, strahlt er zufrieden und tätschelt mir erst die Wange und dann das Oberrohr meines Rennrads. Ich setze mich, bestelle einen Espresso, und lasse die Touren der vergangenen Tage Revue passieren. Dabei fallen mir die Worte der sardi-schen Literatur-Nobelpreisträgerin Grazia Deledda ein: „Ich habe in Berührung mit den schönsten und wildesten Landschaften gelebt, in die sich meine Seele versenkt hat.“ Ich hatte – fast – eine schmerzhafte Berührung mit einem wild gewordenen Ziegenbock – in einer archaischen Land-schaft und in einem traumhaft schönen Rennradrevier.

radserviceOROsei

Die Bike-Station von Sardinien-Bike be-findet sich im Club Hotel Marina Country (siehe Unterkunft). Die Service-Station verleiht auch Rennräder, für Sardinien-Bike-Gäste ab 95 Euro die Woche. Gäste

des Radsporthotels (und des Hotels Torre Moresca), die nicht über Sardinien-Bike

gebucht haben, müssen zum Leihrad ein Radsportpaket (Straßenkarte, Pumpe,

Trinkflasche, Werkzeug, Picknick etc.) für 110 Euro pro Woche hinzubuchen. Falls verfügbar, können auch Gäste anderer

Hotels, in denen das Radsportpaket nicht obligatorisch ist, Räder mieten (außer

Carbonräder). Für sie kostet ein Alu-Ren-ner 140 Euro die Woche. Sardinien-Bike

bietet zudem geführte Touren an.

info

in deUTschlAnd

Italienische Zentrale für Tourismus ENITBarckhausstraße 10

60325 Frankfurt/MainTelefon 069/237434www.enit-italia.de

www.sardegnaturismo.it/de

Am ORT

Ufficio Turistico del Comune di Orosei Sardegna

Via S. Veronica, 1I-08028 Orosei (NU)

Telefon 0039/0784/996930www.oroseiturismo.it

literatUr & kartenReiseFühReR

„Sardinien“, 708 Seiten, M. Müller Verlag 2013, ISBN 978-3899537826; 26,90 Euro

K ARTe

„Sardinien“ 1:150.000, freytag & berndt 2014, ISBN 978-3707907636; 10 Euro

Wer die Badehose einsteckt, kann bei Cala Gonone (Tour 4) ins Mittelmeer springen

Wandmalereien im Bergdorf Orgosolo

schön geschlängelT

Über dem Lago di Torpè türmen sich Serpentinen wie an einem Alpenpass (Tour 2)

WeiT geBlicKT

Großartige Ausblicke und Einsamkeit, wenige Kilo-meter hinter der Küste

126 TOUR 1-2015 1-2015 TOUR 127

etappen

GPS-Daten Touren-Daten zum

kostenlosen Download(GPX-Format) unter

WWW.TOUR-mAgAzin.de

in der Rubrik „Touren“ Webcode #33911

italien

orientierUng

Höhe

npro

file:

ann

er G

rafik

Orosei

Start Tour 1 32 4

Sardinien

10 km

Irgoli

Santa Lucia

La Caletta

Torpé

Siniscola

MonteTuruddò1127

Monte

Alb

o

Lula

Galtelli

Monte Senes863

Sant‘Anna

Dorgali

Nuoro

Monte Ortobene955

Orgosolo

Oliena

Monte Corrasi1463

Passo GennaSilana1002

Cala Gonone

Posada

TyrrhenischesMeer

Lago di Torpé

Su

pr a

mo

nt e

Punta sa Donna942

toUr 4sARdische dOlOmiTen

104 Kilometer1.750 Höhenmeter

max. 10 Prozent Steigung

Von Orosei geht es stetig, aber moderat hinauf nach Dorgali, hinter dem eine großartige Pano-ramastraße zum Passo Genna Silana (1.002 m) führt. Nach Osten blickt man auf schroffe Felsen, in Richtung Westen eröffnen sich dem Radler grandiose Ausblicke über das Oddoene-Tal auf die Gipfel des Supramonte, auch die „Dolomiten Sardiniens“ genannt. Unweit des Passes hat sich die Gola su Gorroppu, eine der tiefsten Schluchten Europas, ins Kalkgestein gefressen. Lohnenswert auf dem Rückweg ist der Abstecher hinunter nach Cala Gonone oder die südlich davon gelegene Cala Fiuli, eine traumhafte Badebucht an der Steilküste.

Km ORT | Richtung

0 Start Orosei, Hotel Marina Country | in Orosei an Einmündung links: Dorgali

21,6 rechts Dorgali, Abzweig an Tankstel-le | „Tutte le Direzioni”, Baunei

42,7 wenden Passo Genna Silana60,6 rechts Abzweig, Tunnel | Abstecher:

Cala Gonone, dort (Km 68,0) am Hafen wenden und hin-term Tunnel rechts: Dorgali. Dort am Ortsanfang (Km 76,3) links halten, im Ort immer Richtung Olbia

83,6 links Abzweig | Galtelli92,3 rechts Galtelli, Einmündung | Orosei103,7 Ziel Orosei, Hotel Marina Country

Sardinien, auf Sardisch „Sardinia“, auf Italienisch „Sardegna“, ist nach Sizilien die zweitgrößte Mittel-meerinsel. Die kürzeste Entfernung zum italienischen Festland beträgt 187 Kilometer, bis zur Südspitze Korsikas sind es nur 11 Kilometer. Rund ein Viertel der 1,65 Millionen Sarden leben im Großraum der Haupt-stadt Cagliari im Süden. Höchste Erhebung Sardiniens ist der Punta La Marmora (1.834 m) im Gennargentu-Massiv. In dem von uns besuchten Revier an der Ost-küste, der Region rund um den Golfo di Orosei, ragen die Gipfel des Supramonte bis knapp 1.500 Meter in den Himmel. Unsere Tourengebiete, die Baronia- und Barbagia-Region im Osten sowie das Landesinnere, sind seit jeher das Land der Hirten und extrem dünn besiedelt. Neben ihrer landschaftlichen Vielfalt – Sardinien wird auch als „kleiner Kontinent im Mittel-meer“ bezeichnet – lockt die Mittelmeerinsel die meisten Touristen mit ihren karibisch anmutenden Stränden und den idyllischen Badebuchten.

toUren-charakterDas Streckenprofil im

Revier rund um den Golf von Orosei reicht von wellig in der Küsten-

region über hügelig mit moderaten Anstiegen bis hin zu knackigen Kletter-partien im Supramonte-

Gebirge und rund um den Monte Albo. Nur wer gut in Form ist, kommt

ohne Dreifach- oder Kompaktkurbel aus.

Bisweilen wechseln sich picobello asphaltierte

Straßen ab mit Rumpel-pisten – inklusive

riesiger Schlaglöcher. Insgesamt kann man über den Zustand der

sardischen Straßen aber nicht meckern. Selbst auf

den größeren Küsten-straßen herrscht kaum

Verkehr, im Landes-inneren kann man die

Autos, die einem stündlich begegnen, an einer Hand zählen. Die sardischen Autofahrer verhalten sich über-

wiegend rücksichtsvoll; nur wenige, zumeist

jüngere, glauben, dass beim Überholen ein Sicherheitsabstand

von zehn Zentimetern ausreicht.

toUr 1RUnd Um den Weissen BeRg

115 Kilometer1.330 Höhenmeter

max. 13 Prozent Steigung

Zunächst rollt man durch die sanften Hügel östlich des Monte Albo und weiter auf der Küstenstraße nach Siniscola. Ab dort führt eine Traumstraße in zahlreichen Kehren hinauf nach Sant’Anna. Den knackigen Anstieg steckt man fast spielend weg, so schön sind die Ausblicke über die schroffen Felsen hinunter aufs Mittel-meer. Weiter geht’s durch zunächst karge Berge entlang des Monte-Albo-Massivs, später durch Steineichenwälder und Macchia. Ab Lula rauscht man – bis auf einen Gegenanstieg – hinunter ins Cedrino-Tal und weiter nach Orosei.

Km ORT | Richtung

0 Start Orosei, Hotel Marina Country | in Orosei an Einmündung links, nach 350 Metern (50 Meter vor gegenüberliegender Tank-stelle) rechts in die 1. Einbahn-straße, später: Nuoro

3,6 links Orosei, Einmündung Ortsende 7,0 rechts Abzweig an Brücke | Irgoli,

dort am Ortseingang (Km 9,4) rechts: Siniscola

42,4 links Siniscola, Abzweig | Nuoro, bei Km 44,0 rechts: Lodè

52,4 links Sant’Anna, Abzweig | Lula, dort an Kirche (Km 76,8) geradeaus: Nuoro

92,2 links Abzweig | Galtelli, dort links: Orosei

114,8 Ziel Orosei, Hotel Marina Country

toUr 2mARe e mOnTi

128 Kilometer1.300 Höhenmeter

max. 16 Prozent Steigung Auf der mäßig befahrenen Küstenstraße bis Posada. Dort fährt man ins Hinterland, ab Torpè entlang der Laguna de Posada, ehe es laut Straßenschild 13 Prozent steil hinauf geht Rich-tung Lodè – der Anstieg ist aber streckenweise 16 Prozent steil. Die Schinderei lohnt sich: Die Strecke nach Sant’Anna ist atemberaubend schön und auf der Abfahrt hinunter nach Siniscola kann man es richtig krachen lassen. Zurück nach Orosei fährt man parallel zur Schnellstraße SS-131 (von der man so gut wie nichts mitbekommt) über bewaldete Hügel.

Km ORT | Richtung

0 Start Orosei, Hotel Marina Country | in Orosei an der Einmündung rechts nach Siniscola

3,0 rechts Abzweig | St. Maria, an der Küste entlang und an einer Einmündung (Km 12,2) rechts auf die SS-125

35,5 rechts Abzweig | La Caletta38,7 links La Caletta, Hafen | am Kreisel

geradeaus in Einbahnstraße, nach 300 Metern rechts: via Posada (Km 43) nach Torpè

46,7 rechts Torpè, Kreuzung | SP-24, dort: Lago Maccheronis und Lodè

61,9 links Einmündung | via Sant’Anna nach Siniscola

78,4 rechts Siniscola, Einmündung hinter Brücke | Nuoro

81,4 geradeaus Kreuzung | SP 45105,1 links Kreuzung | Dorgali, nach

400 Metern links: via Irgoli nach Orosei

128,0 Ziel Orosei, Hotel Marina Country

toUr 3ins BAndiTennesT

150 Kilometer2.340 Höhenmeter

max. 9 Prozent Steigung

Über Nuoro durch dichte Wälder aus Steineichen, Pinien und Zypressen bis kurz unterhalb des Gipfels des Monte Ortobene (955 m) auf 910 Meter Höhe. Die beste Aussicht genießt man unterhalb der 900-Meter-Marke. Weiter ins einstige Banditennest Orgosolo, wo man einen Abstecher ins „Centro“ mit seinen zahl-reichen Wandmalereien, den sogenannten „Murales“, machen sollte. Ein einsames Sträß-chen führt nach Oliena, danach öffnen sich grandiose Ausblicke auf die Punta sos Nidos und den Monte Corrasi, die höchsten Gipfel des Supramonte-Gebirges.

Km ORT | Richtung

0 Start Orosei, Hotel Marina Country | in Orosei an Einmündung links: Dorgali

20,0 rechts Abzweig | Nuoro, bei Km 24,4 geradeaus: Orosei

29,5 geradeaus Kreuzung | Olbia, SS-13137,0 links Auffahrt SS-131 | SP-45, Nuoro,

später: Nuoro La Solitudine55,9 links Nuoro, Ortseingang, hinterm

Sportplatz | Abstecher: Via Monte Ortobene, oben an Bar/Pizzeria (Km 62,7) wenden. Wieder unten halblinks, dann nächste links: Oliena

74,4 rechts Abzweig | Orgosolo92,8 links Orgosolo, Ortseingang |

Centro, am Ortsausgang (Aussichtspunkt) links halten: Oliena

109,9 links Oliena, Ortseingang | Dorgali, an der Einmündung (Km 11,3) rechts: Dorgali

129,7 links Einmündung | Orosei149,7 Ziel Orosei, Hotel Marina Country

IrgoliSinisco

laam Monte Albo (821 m)

Lula GaltelliOrosei

Orosei

0 m

250500750

1000

0 km 40 60 80 10020

La CalettaTorpé

Sant‘Anna Aussichtspunkt

SiniscolaIrgoli

Orosei

Orosei

0 m

250500750

1000

0 km 40 60 80 100 12020

am Monte Ortobene (910 m)

OrgosoloOliena

NuoroOrosei

Orosei

0 m

250500750

1000

0 km 40 60 80 100 120 14020

Passo Genna Silana (1002 m)

Cala Gonone

DorgaliGaltelli

DorgaliOrosei

Orosei

0 m

250500750

1000

0 km 40 60 80 10020

Lesebeispiel92,3 rechts Galtelli, Einmündung | Orosei = bei Kilometer 92,3 an einer Einmündung in Galtelli rechts abbiegen Rich-tung Orosei