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18 Überzeugung – Einsatz – Erfolg Anfang 2013 nahm Gustav Lorenz einen neu- en Anlauf. In Ernst Wyrsch (Präsident von ho- telleriesuisse Graubünden), Jürg Domenig (Geschäftsführer von hotelleriesuisse Grau- bünden) und Andreas Züllig (Präsident hotel- leriesuisse und Vorstandsmitglied des Ver- bands) fand er ebenso überzeugte und enga- gierte Partner. Motiviert und unermüdlich setzten sich diese vier Herren für das Leucht- turmprojekt ein – das Leuchtfeuer war ent- facht. Da die Infoveranstaltung von 2012 nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, wollte das Projektteam die Hoteliers diesmal beim per- sönlichen Gespräch von der Notwendigkeit des Energie-Managements überzeugen. Gus- tav Lorenz besuchte über 30 von ihnen. Das Echo war positiv und sie waren zu Verände- rungen bereit. Also organisierte das Projekt- team im April 2013 erneut eine Infoveranstal- tung. Die Mühe der Vorarbeit hat sich gelohnt: Über 100 Hoteliers nahmen teil – das Leucht- feuer brannte endlich. In früheren Zeiten brannten Leuchtfeuer in Leuchttürmen. Sie dienten der Schifffahrt vor allem nachts als weithin sichtbares Zeichen. Mit dem technischen Fortschritt wurden die Feuer durch Linsen ersetzt. Ihre Aufgabe in- des ist bis heute dieselbe geblieben: Sie wei- sen den Weg. Der Unternehmer Gustav Lorenz ist über- zeugt davon, dass die Hotellerie ihre Wirt- schaftlichkeit durch Energieeffizienz verbes- sern kann. Als er 2012 feststellte, dass sich lediglich zwei Bündner Hotels mit einer Ziel- vereinbarung von der CO2-Abgabe haben befreien lassen, ergriff er die Initiative: «Die Hoteliers müssen besser über die Vorteile der Energieeffizienz und das Thema CO2-Abgabe informiert werden.» Er organisierte zusam- men mit hotelleriesuisse Graubünden, dem Amt für Energie des Kantons Graubünden, dem Gewerbeverband, der Handelskammer und der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) eine Infoveranstaltung in Bad Ragaz. Von den über 6000 Eingeladenen erschienen gerade mal 30, darunter zwei Hoteliers. In Graubünden setzen 98 Hotel- und Tourismusbetriebe im Rahmen des Projekts «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» ein nachhaltiges Zeichen: Sie verpflichten sich vertraglich gegenüber dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), ihren Energieverbrauch und damit ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Dafür können sie sich von der CO2-Abgabe befreien lassen, die der Bund bis 2020 massiv stei- gern will. Von Annika Hug Leuchtfeuer im Zeichen der Energieeffizienz Das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» erhält den Watt d’Or 2015. V.l.n.r.: Thomas Vogt (Hotel Valbella Inn), Jürg Domenig (Geschäftsführer hotelleriesuisse Graubünden), Pascale Bruderer (Ständerätin und Jurypräsidentin), Andreas Züllig (Hotel Schweizer- hof Lenzerheide und Präsident hotelleriesuisse), Gustav Lorenz (Projektleiter), Ernst Wyrsch (Präsident hotelleriesuisse Graubünden). «Die beteiligten Unternehmen sind Leuchttürme: Sie zeigen, dass Energie- effizienz grossen wirtschaftlichen, öko- logischen und gesell- schaftlichen Nutzen bringt.» Gustav Lorenz, Initiant des Leuchtturmprojekts

Saviva-Fachmagazin Nr. 18 – Autorin Textwerkstatt

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Überzeugung – Einsatz – ErfolgAnfang 2013 nahm Gustav Lorenz einen neu-en Anlauf. In Ernst Wyrsch (Präsident von ho-telleriesuisse Graubünden), Jürg Domenig (Geschäftsführer von hotelleriesuisse Grau-bünden) und Andreas Züllig (Präsident hotel-leriesuisse und Vorstandsmitglied des Ver-bands) fand er ebenso überzeugte und enga-gierte Partner. Motiviert und unermüdlich setzten sich diese vier Herren für das Leucht-turmprojekt ein – das Leuchtfeuer war ent-facht.

Da die Infoveranstaltung von 2012 nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, wollte das Projektteam die Hoteliers diesmal beim per-sönlichen Gespräch von der Notwendigkeit des Energie-Managements überzeugen. Gus-tav Lorenz besuchte über 30 von ihnen. Das Echo war positiv und sie waren zu Verände-rungen bereit. Also organisierte das Projekt-team im April 2013 erneut eine Infoveranstal-tung. Die Mühe der Vorarbeit hat sich gelohnt: Über 100 Hoteliers nahmen teil – das Leucht-feuer brannte endlich.

In früheren Zeiten brannten Leuchtfeuer in Leuchttürmen. Sie dienten der Schifffahrt vor allem nachts als weithin sichtbares Zeichen. Mit dem technischen Fortschritt wurden die Feuer durch Linsen ersetzt. Ihre Aufgabe in-des ist bis heute dieselbe geblieben: Sie wei-sen den Weg.

Der Unternehmer Gustav Lorenz ist über-zeugt davon, dass die Hotellerie ihre Wirt-schaftlichkeit durch Energieeffizienz verbes-sern kann. Als er 2012 feststellte, dass sich lediglich zwei Bündner Hotels mit einer Ziel-vereinbarung von der CO2-Abgabe haben befreien lassen, ergriff er die Initiative: «Die Hoteliers müssen besser über die Vorteile der Energieeffizienz und das Thema CO2-Abgabe informiert werden.» Er organisierte zusam-men mit hotelleriesuisse Graubünden, dem Amt für Energie des Kantons Graubünden, dem Gewerbeverband, der Handelskammer und der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) eine Infoveranstaltung in Bad Ragaz. Von den über 6000 Eingeladenen erschienen gerade mal 30, darunter zwei Hoteliers.

In Graubünden setzen 98 Hotel- und Tourismusbetriebe im Rahmen des Projekts «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» ein nachhaltiges Zeichen: Sie verpflichten sich vertraglich gegenüber dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), ihren Energieverbrauch und damit ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Dafür können sie sich von der CO2-Abgabe befreien lassen, die der Bund bis 2020 massiv stei-gern will.

Von Annika Hug

Leuchtfeuer im Zeichen der Energieeffizienz

Das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» erhält den Watt d’Or 2015.V.l.n.r.: Thomas Vogt (Hotel Valbella Inn), Jürg Domenig (Geschäftsführer hotelleriesuisse Graubünden), Pascale Bruderer (Ständerätin und Jurypräsidentin), Andreas Züllig (Hotel Schweizer-hof Lenzerheide und Präsident hotelleriesuisse), Gustav Lorenz (Projektleiter), Ernst Wyrsch (Präsident hotelleriesuisse Graubünden).

«Die beteiligten Unternehmen sind Leuchttürme: Sie

zeigen, dass Energie-effizienz grossen

wirtschaftlichen, öko-logischen und gesell-schaftlichen Nutzen

bringt.»

Gustav Lorenz, Initiant des

Leuchtturmprojekts

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Sparpotenzial rigoros ausschöpfenAn der Infoveranstaltung vom April 2013 wurde den Hoteliers in einfachen Worten der komplexe Zusammenhang von Energieeffizi-enz, Rückerstattung der CO2-Abgabe und EnAW-Monitoringtool erklärt: Die Hoteliers verpflichten sich gegenüber dem Bundesamt für Umwelt mit einer Zielvereinbarung zur Reduktion ihres Energieverbrauchs und da-mit zur Senkung des CO2-Ausstosses. Um die Ziele zu erreichen, nehmen sie an einem Pro-gramm der Energie-Agentur der Wirtschaft teil. Dabei werden sie von einem Energie-Coach begleitet, der ihnen Wege zum optima-len Energie-Management aufzeigt. Erreichen die Hoteliers ihre Energieeffizienz-Ziele, wird ihnen die CO2-Abgabe zurückerstattet. Auf diesem Weg verbessern die Betriebe ihre Wirtschaftlichkeit gleich doppelt durch Ener-gieeffizienz: Einerseits sparen sie Kosten bei der CO2-Abgabe, andererseits verzeichnen sie weniger Aufwände für Energie.

Optimieren gern, aber wie?«Viele Hoteliers haben wenig Ahnung von der Technik und auch keinen Überblick über den Strom- oder den Heizölverbrauch ihres Be-triebs», sagt Daniel Schneiter, Planer und Coach bei der EnAW. Er begleitet die meisten Betriebe persönlich bei der Optimierung ihres Energiemanagements und weiss: «Durch die bedarfsgerechte Einstellung und den Betrieb der vorhandenen Anlagen lässt sich der Ener-gieverbrauch um bis zu 15 Prozent reduzie-ren.» Schneiter berät die Hoteliers auf ver-ständliche Art, hilft ihnen, Fehler zu vermei-den, und verdeutlicht, dass sich Investitionen auch in jene Bereiche lohnen, welche den Gäs-ten verborgen bleiben.

98 Betriebe, davon 92 Hotels und sechs Tou-rismusbetriebe, haben sich von den Initianten vom wirtschaftlichen und ökologischen Sinn des Projekts überzeugen lassen und optimie-ren nun ihr Energie-Management. Bis ins Jahr 2020 setzen die «Leuchtturmbetriebe» Nachhaltigkeit in die Tat um, indem sie 26 GWh Strom sowie 6,8 Millionen Liter fossile Energie sparen und über 18’000 Tonnen CO2 weniger ausstossen. Das erlaubt ihnen gleich-zeitig die Einsparung von 22 Millionen Schweizer Franken.

Leuchtturmprojekt erhält Energie-Oskar der SchweizZwei wichtige Preise hat das in der Schweiz bisher einzigartige Projekt eingeheimst. Zum einen den «Milestone», den wichtigsten Tou-rismuspreis der Schweiz. In der Kategorie «Umweltpreis» wertete die Jury das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Grau-bünden» als bestes Energieprojekt des Jahres 2014.

Zum anderen wurde das Projekt von Gustav Lorenz und hotelleriesuisse Graubünden mit dem Watt d’Or 2015 in der Kategorie «Gesell-schaft» ausgezeichnet. Der Preis wird vom Bund verliehen und ehrt aussergewöhnliche Leistungen im Bereich Energie, er gilt als «Energie-Oskar der Schweiz». Pascale Brude-rer, Jurypräsidentin und Aargauer Ständerä-tin, erklärt: «Wir wollten ein positives Zeichen setzen für diejenigen Akteure im Schweizer Tourismus, die sich differenzieren durch ei-nen ganz klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und damit auch auf die Schönheit unserer Land-schaft.»

Die Vorbildfunktion der Leuchtturmbetriebe hat über die Kantonsgrenze hinaus gewirkt: 40 Betriebe aus den Kantonen Wallis und Bern sind dem Beispiel der Bündner Hotelle-rie gefolgt und haben eine Vereinbarung mit dem Bundesamt für Umwelt und der Energie-Agentur der Wirtschaft getroffen. Zu hoffen ist, dass sich weitere Betriebe, idealerweise auch aus anderen Branchen, dem Projekt an-schliessen und so noch viele wegweisende Leuchtfeuer im Zeichen der Energieeffizienz entfacht werden.

Jürg Domenig,Geschäftsführer hotelleriesuisse Graubünden

Fortsetzung auf Seite 21

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«Als Teil der Branche fühlen wir uns in der Verantwortung»

Die Ideologie und der strategische Aufbau des Projekts entsprechen auch unseren Wertvor-stellungen. Die Saviva AG mit ihren Geschäfts-bereichen ist umfassend in ein eigenes Nach-haltigkeitsprogramm eingebunden, welches inhaltlich stark mit den Zielen des Leucht-turmprojekts von hotelleriesuisse Graubün-den übereinstimmt.

Inwiefern profitieren Saviva-Kunden von dem Sponsoring-Engagement?Dieses Leuchtturmprojekt hat die Aufgabe, ei-nen möglichen Weg in die Zukunft der schwei-zerischen Hotellerie und des Tourismus auf-zuzeigen. Unsere Kunden profitieren insofern vom Saviva Engagement, als dass das Projekt dank Sponsoren weitergeführt werden kann. Es wird Wege aufzeigen, wie jeder einzelne Hotelbetrieb durch Energieeffizienz Kosten einsparen und dadurch wettbewerbsfähiger werden kann. Jeder Betrieb leistet einen per-sönlichen Beitrag an den Erhalt unserer Um-welt und damit an die nachhaltige Sicherung des Tourismus. Als Teil der Branche fühlen auch wir uns in der Verantwortung, das Errei-chen dieser Ziele zu gewährleisten.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Saviva und dem Projekt bzw. den Initianten?Die Saviva AG ist sowohl mit dem Geschäfts-bereich Scana als auch mit dem Geschäftsbe-reich CCA und dem Frischfleischspezialisten Mérat AG «Preferred Partner» von hotellerie-suisse. Mit der Sektion hotelleriesuisse Grau-bünden verbindet uns traditionell ebenfalls eine langjährige Zusammenarbeit. Wir ken-nen demzufolge die Bedürfnisse unserer Kun-den und die sie betreffenden heutigen und zu-künftigen Herausforderungen am Markt sehr gut.

War Saviva von Anfang an als Sponsorin am Projekt beteiligt?Anlässlich einer Delegiertenversammlung von hotelleriesuisse Graubünden wurden wir auf das bereits initialisierte Projekt aufmerk-sam.

Weshalb engagiert sich Saviva für dieses Projekt?Energieeffizienz bringt grossen wirtschaftli-chen, ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen. Wir verstehen unsere Rolle als Zulie-ferer der Hotellerie in einem übergreifenden Sinn. Nur wenn wir bewusst und sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen, haben die Ho-tellerie und der Tourismus in der Schweiz eine Chance, sich im hart umkämpften Markt in-ternational zu behaupten.

Finanziert wurde das Leuchtturmprojekt dank grosszügiger Sponso-ren, zu denen auch die Saviva AG gehört. Roman Gerster, Leiter des Geschäftsbereichs Scana und Mitglied der Geschäftsleitung, erläutert die Hintergründe zu diesem Sponsoring-Engagement.

Das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» in ZahlenDie 92 teilnehmenden Hotels bieten 35% der Zimmer der Bündner Hotellerie an und verzeichnen 50% der Übernachtungen. Dank ihrem Engagement werden bis zum Jahr 2020 ...

... 26 GWh Strom gespart – so viel Strom verbrauchen 10’000 Zwei-Personen-Haushalte pro Jahr.

... 6,8 Millionen Liter fossile Energie (Heizöl, Gas) gespart – so viel Energie verbrauchen 6’800 Einfamilienhäuser pro Jahr.

... 18’100 Tonnen weniger CO2 ausgestossen – so viel CO2 setzen 6’500 Autos mit je 10’000 gefahrenen Kilometern pro Jahr frei (bei 8 l / 100 km).

www.leuchtturm-hotels.ch

Roman Gerster, Leiter Geschäftsbereich Scana