Upload
datamaticsdach
View
13
Download
0
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 werden die «Schaffhauser Nachrichten» archiviert – im Haus der Herausgeberin natürlich, aber auch in städtischen, kantonalen und nationalen Bibliotheken und Archiven. Diese Bestände haben jedoch ein grosses Manko: Sie sind nur sehr schlecht durchsuchbar. Wer einfach eine Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite lesen will, hat kein Problem. Wer jedoch nach einem bestimmten Schlüsselwort sucht, schon. Deshalb dachte man schon vor zehn Jahren daran, die Bestände zu digitalisieren und die Inhalte online verfügbar zu machen. Im Februar 2008 wurde das Projekt der Digitalisierung von der Fa. Datamatics Global Services GmbH aus Deutschland erfolgreich gestartet, gestern Donnerstag, also fünf Jahre später, ist es offiziell zum Abschluss gebracht worden...
Citation preview
Fakten und Ansichten
Offener Brief der Lehrerschaft an die RegierungMit Empörung hat der Vorstand des Lehrervereins Schaffhausen (LSH) die Vorlage des Regierungsrates vom 29. Januar betreffend Umsetzung der zusätzlichen Entlastung der Klassenlehrpersonen zur Kenntnis nehmen müssen. Nachdem eine Delegation des Vorstandes mit Ihnen im letzten Sommer an zwei zwar harten, aber konstruktiven und insbesondere von gegenseitiger Achtung geprägten Verhandlungen eine Vereinbarungslösung erzielen konnte, bei der beide Seiten Zugeständnisse machten, verstehen wir nun die Welt nicht mehr, weil das Wort der Regierung offenbar schlicht nichts wert ist. Wir erinnern: Es wurde folgende Vereinbarung getroffen: Einführung einer zusätzlichen Klassenlehrerstunde, Verzicht auf eine «finanzielle Kompensation» und Auftrag an das Erziehungsdepartement, eine Vorlage zur Teilrevision des Schuldekretes bezüglich der Einführung der zusätz lichen Klassenlehrerstunde zu erarbeiten. Auf der anderen Seite haben wir unsere Forderungen 2 bis 4 gemäss dem Forderungskatalog sistiert und die Zusage abgegeben, auf Warnstreiks zu verzichten.
Und nun das: Der Regierungsrat bricht die geschlossene Vereinbarung gleich in dreierlei Hinsicht: Statt einer Vorlage zur Änderung des Schuldekretes betreffend zusätzliche Klassenlehrerstunde kommt eine WischiwaschiVorlage an den Kantonsrat, die zudem – wiederum entgegen der Vereinbarung – eine finanzielle Kompensation vorsieht. Die Einführung der zusätzlichen Klassenlehrerstunde, die ja bekanntlich bis zum Schluss bezüglich des Zeitpunktes hart umstritten war, wird ohne mit der Wimper zu zucken nochmals um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben.
Behandelt man so einen Partner, mit dem man eine Vereinbarung geschlossen hat und der sich seinerseits bis jetzt vollumfänglich an die beschlossenen Abmachungen gehalten hat? Was würde wohl der Regierungsrat sagen, wenn wir unsererseits ohne jegliche Vorwarnung und Rücksprache mit der Regierung im Januar einen Warnstreik organisiert hätten? Wir sind bis jetzt davon ausgegangen, dass in der Schweiz der Grundsatz gilt: Vereinbarungen sind einzuhalten. Wir haben uns offenbar geirrt.
Wir müssen es der breiten Öffentlichkeit überlassen, wie sie das Verhalten der Regierung bewertet. Dass für die Schaffhauser Lehrerschaft Ihre Glaubwürdigkeit als Verhandlungspartner aber dahin ist, werden Sie sicher selber einsehen. Dass auch wir uns inskünftig wiederum frei von jeglichen Verpflichtungen und Zusagen fühlen, wohl ebenso.
Roland Kammer, Präsident LSH
Die Digitalisierung aller Ausgaben der SN seit 1861 ist offiziell abgeschlossen. Die Bestände sind auf www.shn.ch abrufbar.
von Zeno Geisseler
Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 werden die «Schaffhauser Nachrichten» archiviert – im Haus der Herausgeberin natürlich, aber auch in städtischen, kantonalen und nationalen Bibliotheken und Archiven. Diese Bestände haben jedoch ein grosses Manko: Sie sind nur sehr schlecht durchsuchbar. Wer einfach eine Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite lesen will, hat kein Problem. Wer jedoch nach einem bestimmten Schlüsselwort sucht, schon. Deshalb dachte man schon vor zehn Jahren daran, die Bestände zu digitalisieren und die Inhalte online verfügbar zu machen. Im Februar 2008 wurde das Projekt «SN Digital» gestartet, gestern Donnerstag, also fünf Jahre später, ist es offiziell zum Abschluss gebracht worden.
Enge ZusammenarbeitVertreter der Nationalbibliothek,
des Stadt und des Staatsarchivs, der involvierten Firmen und der SNHerausgeberin Meier + Cie trafen sich im Kaufleutensaal der «Schaffhauser Nachrichten», um auf den erfolgreichen Abschluss des Projektes anzustossen. «Man kann die Zukunft nicht verstehen, wenn man nicht über die Vergangenheit Bescheid weiss», sagte SNChefredaktor und Verleger Norbert Neininger. Es sei schön, dass die SN als eine der kleinsten noch unabhängigen Zeitungen dabei unterstützt worden sei, ihre Bestände zu digitalisieren. Stadt, Kanton und Bund hatten finanzielle Beiträge an die Arbeiten geleistet und auch ExpertenKnowhow zur Verfügung gestellt. MarieChristine Doffey, die Direktorin der Nationalbibliothek, sagte, dass in der Romandie schon 14 andere Titel auf diese Art digitalisiert worden seien. «Und jetzt ist mit den SN die allererste Zeitung aus der Deutschschweiz integral online.» Auch andere Zeitungen, etwa die NZZ, hatten ihre Bestände digitalisiert, aber dies war im Gegensatz zum SNProjekt nicht in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek erfolgt.
«Meilenstein erreicht»«Die Frage der Archivierung lässt
sich, zugespitzt gesagt, auf die Frage der Zugänglichkeit reduzieren», stellte der Staatsarchivar des Kantons, Roland E. Hofer, fest. «Die SN haben Neuland betreten und einen Meilenstein erreicht.» Doch jetzt stehe schon die nächste Herausforderung an: Die In
formationen müssten auch mittel und langfristig zugänglich gemacht werden.
René Wagner, der für Meier + Cie das Projekt geleitet hatte, erzählte, dass man vollkommen bei null angefangen habe. «Wir wussten zuerst nicht einmal, wie viele Zeitungsseiten unser Archiv umfasst.» Ein Lehrling sei Ende Dezember 2006 mit Waage, Massstab und Schublehre bewaffnet ins Archiv gegangen und habe sich daran gemacht, die Anzahl Seiten zu schätzen. Er kam auf 612 053. Diese Zahl sollte sich später als sehr akkurat erweisen, am Ende waren es 628 483 Seiten, die digitalisiert wurden (weitere Zahlen und Fakten siehe Kasten).
Löcher in der SeiteDie digitale Erfassung der Zei
tungsseiten sei technisch eine grosse Herausforderung gewesen, erzählte Michael Thuleweit, Geschäftsleiter der Firma Datamatics Global Services. «Die Papierqualität machte das Scannen nicht immer einfach», erzählte er. «Manchmal klebten Seiten einfach zusammen, oder die Seiten hatten Löcher.» Nicht nur redaktionelle Seiten, sondern auch Anzeigen und Inserate wurden digitalisiert, was eine besondere Herausforderung war, weil dort sehr viele verschiedene Schriftarten zum Einsatz kamen.
Sehr schwierig zu lesen sei die Frakturschrift gewesen, sagte Thuleweit, aufwendig war es aber auch, wenn ein Text oder ein Bild über mehr als eine Zeitungsseite lief, was der Computer natürlich nicht erkannt habe. Laut
Projektleiter Wagner sind die Frakturseiten zu etwa 99 Prozent korrekt digitalisiert worden, die späteren Seiten sogar zu 99,9 Prozent.
«Genferfee» und «Lustkrieg»Sieht man sich im Archiv um, er
kennt man tatsächlich hie und da noch Fehler. Aus einem Genfersee wurde etwa eine «Genferfee» und ein Beitrag über die Vogelschützer trägt den originellen Titel «Zum Schuß der Bögel».
Die Software hatte das «tz» der Frakturschrift offenbar als Eszett interpretiert, und das «V» als «B». In Berichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wiederum ist von «Lustoffensiven» und dem «Lustkrieg» die Rede. Natürlich kann man solche Texte trotzdem gut lesen. Weiss man um die möglichen Schwierigkeiten, etwa, dass «s» und «f» in der Frakturschrift fast gleich aussehen, kann man seine Suche auch entsprechend anpassen. Den Schweizer General Guisan findet man auch als «Guifan». Solche Fehler sollen nun nach und nach ausgemerzt werden, sagte Wagner, Hinweise würden die Verantwortlichen gerne entgegennehmen ([email protected]).
«Nationalrath» auf «Schifffahrt»Nicht immer liegt es allerdings am
Computer, wenn eine Textstelle nicht gefunden wird: In den mehr als 150 Jahren seit der ersten SNAusgabe hat sich die Rechtschreibung gewandelt: «lithographirt» wurde zu «lithographiert» und zu «lithografiert»; «Nationalrath» zu «Nationalrat», «Schiffahrt» zu «Schifffahrt». Und manchmal wurden schlicht die Namen der Institutionen, die man sucht, geändert. So wurde der «Große Rath» zum «Grossen Rat» und schliesslich zum «Kantonsrat».
Das Archiv der «Schaffhauser Nachrichten» steht allen Abonnenten der Zeitung kostenlos auf archiv.shn.ch zur Verfügung. Sowohl die Texte als auch die Zeitungsseiten selbst können betrachtet werden. Wer nicht Abonnent ist, kann online temporär einen Zugang erwerben.
628 483 Zeitungsseiten online lesbar
Marie-Christine Doffey, René Specht, Norbert Neininger und Geneviève Clavel-Merrin (am Tisch links), René Wagner und Alexandra Strohm (rechts) am Apéro zum Abschluss der Digitalisierung der SN. Bild Selwyn Hoffmann
A n z e i g e
SamStag, 23. FeBRuaR 2013 Region 19
sn Digital Zahlen und Fakten
628 483 Zeitungsseiten sind in rund 190 000 Arbeitsstunden eingescannt worden. Dies entspricht dem Bestand von 1861 bis April 2003. Die späteren Ausgaben lagen bereits digital vor. 163 515 Seiten wurden in der heute schwer lesbaren Fraktur-schrift gedruckt – 42 Mitarbeiter von Datamatics kümmerten sich alleine um diese Frakturschriftseiten. Die Seiten umfassen 1,875 Millionen Artikel und 434 057 Bilder. Weiter wurden 374 158 seiten Werbung eingescannt, was wegen der vielen unterschiedlichen Schriftarten eine besondere Herausforderung war. Der ganze Datensatz ist rund 6 Terabytes gross, dies entspricht etwa 750 DVDs. Jede neue Ausgabe der SN kommt automatisch zum Archiv hinzu, es wächst also ständig.