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Fakten und Ansichten Offener Brief der Lehrerschaft an die Regierung Mit Empörung hat der Vorstand des Leh- rervereins Schaffhausen (LSH) die Vor- lage des Regierungsrates vom 29. Ja- nuar betreffend Umsetzung der zusätzli- chen Entlastung der Klassenlehrperso- nen zur Kenntnis nehmen müssen. Nachdem eine Delegation des Vorstan- des mit Ihnen im letzten Sommer an zwei zwar harten, aber konstruktiven und insbesondere von gegenseitiger Achtung geprägten Verhandlungen eine Vereinbarungslösung erzielen konnte, bei der beide Seiten Zugeständnisse machten, verstehen wir nun die Welt nicht mehr, weil das Wort der Regierung offenbar schlicht nichts wert ist. Wir er- innern: Es wurde folgende Vereinba- rung getroffen: Einführung einer zusätz- lichen Klassenlehrerstunde, Verzicht auf eine «finanzielle Kompensation» und Auftrag an das Erziehungsdepartement, eine Vorlage zur Teilrevision des Schul- dekretes bezüglich der Einführung der zusätzlichen Klassenlehrerstunde zu er- arbeiten. Auf der anderen Seite haben wir unsere Forderungen 2 bis 4 gemäss dem Forderungskatalog sistiert und die Zusage abgegeben, auf Warnstreiks zu verzichten. Und nun das: Der Regierungsrat bricht die geschlossene Vereinbarung gleich in dreierlei Hinsicht: Statt einer Vorlage zur Änderung des Schuldekre- tes betreffend zusätzliche Klassen- lehrerstunde kommt eine Wischiwa- schi-Vorlage an den Kantonsrat, die zu- dem – wiederum entgegen der Verein- barung – eine finanzielle Kompensa- tion vorsieht. Die Einführung der zu- sätzlichen Klassenlehrerstunde, die ja bekanntlich bis zum Schluss bezüglich des Zeitpunktes hart umstritten war, wird ohne mit der Wimper zu zucken nochmals um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben. Behandelt man so einen Partner, mit dem man eine Vereinbarung ge- schlossen hat und der sich seinerseits bis jetzt vollumfänglich an die beschlos- senen Abmachungen gehalten hat? Was würde wohl der Regierungsrat sagen, wenn wir unsererseits ohne jeg- liche Vorwarnung und Rücksprache mit der Regierung im Januar einen Warnstreik organisiert hätten? Wir sind bis jetzt davon ausgegangen, dass in der Schweiz der Grundsatz gilt: Vereinbarungen sind einzuhalten. Wir haben uns offenbar geirrt. Wir müssen es der breiten Öffent- lichkeit überlassen, wie sie das Verhal- ten der Regierung bewertet. Dass für die Schaffhauser Lehrerschaft Ihre Glaubwürdigkeit als Verhandlungs- partner aber dahin ist, werden Sie sicher selber einsehen. Dass auch wir uns inskünftig wiederum frei von jeg- lichen Verpflichtungen und Zusagen fühlen, wohl ebenso. Roland Kammer, Präsident LSH Die Digitalisierung aller Ausgaben der SN seit 1861 ist offiziell abgeschlossen. Die Bestände sind auf www.shn.ch abrufbar. VON ZENO GEISSELER Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 werden die «Schaffhauser Nachrich- ten» archiviert – im Haus der Heraus- geberin natürlich, aber auch in städti- schen, kantonalen und nationalen Bibliotheken und Archiven. Diese Be- stände haben jedoch ein grosses Manko: Sie sind nur sehr schlecht durchsuchbar. Wer einfach eine Zei- tung von der ersten bis zur letzten Seite lesen will, hat kein Problem. Wer jedoch nach einem bestimmten Schlüs- selwort sucht, schon. Deshalb dachte man schon vor zehn Jahren daran, die Bestände zu digitalisieren und die In- halte online verfügbar zu machen. Im Februar 2008 wurde das Projekt «SN Digital» gestartet, gestern Donnerstag, also fünf Jahre später, ist es offiziell zum Abschluss gebracht worden. Enge Zusammenarbeit Vertreter der Nationalbibliothek, des Stadt- und des Staatsarchivs, der involvierten Firmen und der SN-Her- ausgeberin Meier + Cie trafen sich im Kaufleutensaal der «Schaffhauser Nachrichten», um auf den erfolgrei- chen Abschluss des Projektes anzu- stossen. «Man kann die Zukunft nicht verstehen, wenn man nicht über die Vergangenheit Bescheid weiss», sagte SN-Chefredaktor und Verleger Norbert Neininger. Es sei schön, dass die SN als eine der kleinsten noch unabhängigen Zeitungen dabei unterstützt worden sei, ihre Bestände zu digitalisieren. Stadt, Kanton und Bund hatten finan- zielle Beiträge an die Arbeiten geleis- tet und auch Experten-Know-how zur Verfügung gestellt. Marie-Chris- tine Doffey, die Direktorin der National- bibliothek, sagte, dass in der Romandie schon 14 andere Titel auf diese Art di- gitalisiert worden seien. «Und jetzt ist mit den SN die allererste Zeitung aus der Deutschschweiz integral online.» Auch andere Zeitungen, etwa die NZZ, hatten ihre Bestände digitalisiert, aber dies war im Gegensatz zum SN-Projekt nicht in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek erfolgt. «Meilenstein erreicht» «Die Frage der Archivierung lässt sich, zugespitzt gesagt, auf die Frage der Zugänglichkeit reduzieren», stellte der Staatsarchivar des Kantons, Ro- land E. Hofer, fest. «Die SN haben Neu- land betreten und einen Meilenstein erreicht.» Doch jetzt stehe schon die nächste Herausforderung an: Die In- formationen müssten auch mittel- und langfristig zugänglich gemacht werden. René Wagner, der für Meier + Cie das Projekt geleitet hatte, erzählte, dass man vollkommen bei null ange- fangen habe. «Wir wussten zuerst nicht einmal, wie viele Zeitungsseiten unser Archiv umfasst.» Ein Lehrling sei Ende Dezember 2006 mit Waage, Massstab und Schublehre bewaffnet ins Archiv gegangen und habe sich daran ge- macht, die Anzahl Seiten zu schätzen. Er kam auf 612 053. Diese Zahl sollte sich später als sehr akkurat erweisen, am Ende waren es 628 483 Seiten, die digitalisiert wurden (weitere Zahlen und Fakten siehe Kasten). Löcher in der Seite Die digitale Erfassung der Zei- tungsseiten sei technisch eine grosse Herausforderung gewesen, erzählte Michael Thuleweit, Geschäftsleiter der Firma Datamatics Global Services. «Die Papierqualität machte das Scan- nen nicht immer einfach», erzählte er. «Manchmal klebten Seiten einfach zusammen, oder die Seiten hatten Löcher.» Nicht nur redaktionelle Sei- ten, sondern auch Anzeigen und In- serate wurden digitalisiert, was eine besondere Herausforderung war, weil dort sehr viele verschiedene Schriftar- ten zum Einsatz kamen. Sehr schwierig zu lesen sei die Frakturschrift gewesen, sagte Thule- weit, aufwendig war es aber auch, wenn ein Text oder ein Bild über mehr als eine Zeitungsseite lief, was der Compu- ter natürlich nicht erkannt habe. Laut Projektleiter Wagner sind die Fraktur- seiten zu etwa 99 Prozent korrekt digi- talisiert worden, die späteren Seiten sogar zu 99,9 Prozent. «Genferfee» und «Lustkrieg» Sieht man sich im Archiv um, er- kennt man tatsächlich hie und da noch Fehler. Aus einem Genfersee wurde etwa eine «Genferfee» und ein Beitrag über die Vogelschützer trägt den origi- nellen Titel «Zum Schuß der Bögel». Die Software hatte das «-tz» der Frak- turschrift offenbar als Eszett inter- pretiert, und das «V» als «B». In Berichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wiederum ist von «Lustof- fensiven» und dem «Lustkrieg» die Rede. Natürlich kann man solche Texte trotzdem gut lesen. Weiss man um die möglichen Schwierigkeiten, etwa, dass «s» und «f» in der Frakturschrift fast gleich aussehen, kann man seine Suche auch entsprechend anpassen. Den Schweizer General Guisan findet man auch als «Guifan». Solche Fehler sollen nun nach und nach ausgemerzt wer- den, sagte Wagner, Hinweise würden die Verantwortlichen gerne entgegen- nehmen ([email protected]). «Nationalrath» auf «Schifffahrt» Nicht immer liegt es allerdings am Computer, wenn eine Textstelle nicht gefunden wird: In den mehr als 150 Jah- ren seit der ersten SN-Ausgabe hat sich die Rechtschreibung gewandelt: «lithographirt» wurde zu «lithogra- phiert» und zu «lithografiert»; «Natio- nalrath» zu «Nationalrat», «Schiffahrt» zu «Schifffahrt». Und manchmal wur- den schlicht die Namen der Institutio- nen, die man sucht, geändert. So wurde der «Große Rath» zum «Grossen Rat» und schliesslich zum «Kantonsrat». Das Archiv der «Schaffhauser Nach- richten» steht allen Abonnenten der Zeitung kostenlos auf archiv.shn.ch zur Verfügung. Sowohl die Texte als auch die Zeitungsseiten selbst können be- trachtet werden. Wer nicht Abonnent ist, kann online temporär einen Zugang erwerben. 628 483 Zeitungsseiten online lesbar Marie-Christine Doffey, René Specht, Norbert Neininger und Geneviève Clavel-Merrin (am Tisch links), René Wagner und Alexandra Strohm (rechts) am Apéro zum Abschluss der Digitalisierung der SN. Bild Selwyn Hoffmann ANZEIGE SAMSTAG, 23. FEBRUAR 2013 Region 19 SN Digital Zahlen und Fakten 628 483 Zeitungsseiten sind in rund 190 000 Arbeitsstunden eingescannt worden. Dies ent- spricht dem Bestand von 1861 bis April 2003. Die späteren Aus- gaben lagen bereits digital vor. 163 515 Seiten wurden in der heute schwer lesbaren Fraktur- schrift gedruckt – 42 Mitarbeiter von Datamatics kümmerten sich alleine um diese Frakturschrift- seiten. Die Seiten umfassen 1,875 Millionen Artikel und 434 057 Bilder. Weiter wurden 374 158 Seiten Werbung eingescannt, was wegen der vielen unterschiedlichen Schriftarten eine besondere Herausforderung war. Der ganze Datensatz ist rund 6 Terabytes gross, dies entspricht etwa 750 DVDs. Jede neue Ausgabe der SN kommt automatisch zum Archiv hinzu, es wächst also ständig.

Schaffhausener Nachrichten: 628 483 Zeitungsseiten online lesbar

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Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 werden die «Schaffhauser Nachrichten» archiviert – im Haus der Herausgeberin natürlich, aber auch in städtischen, kantonalen und nationalen Bibliotheken und Archiven. Diese Bestände haben jedoch ein grosses Manko: Sie sind nur sehr schlecht durchsuchbar. Wer einfach eine Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite lesen will, hat kein Problem. Wer jedoch nach einem bestimmten Schlüsselwort sucht, schon. Deshalb dachte man schon vor zehn Jahren daran, die Bestände zu digitalisieren und die Inhalte online verfügbar zu machen. Im Februar 2008 wurde das Projekt der Digitalisierung von der Fa. Datamatics Global Services GmbH aus Deutschland erfolgreich gestartet, gestern Donnerstag, also fünf Jahre später, ist es offiziell zum Abschluss gebracht worden...

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Page 1: Schaffhausener Nachrichten: 628 483 Zeitungsseiten online lesbar

Fakten und Ansichten

Offener Brief der Lehrerschaft an die RegierungMit Empörung hat der Vorstand des Leh­rervereins Schaffhausen (LSH) die Vor­lage des Regierungsrates vom 29. Ja­nuar betreffend Umsetzung der zusätzli­chen Entlastung der Klassenlehrperso­nen zur Kenntnis nehmen müssen. Nachdem eine Delegation des Vorstan­des mit Ihnen im letzten Sommer an zwei zwar harten, aber konstruktiven und insbesondere von gegenseitiger Achtung geprägten Verhandlungen eine Vereinbarungslösung erzielen konnte, bei der beide Seiten Zugeständnisse machten, verstehen wir nun die Welt nicht mehr, weil das Wort der Regierung offenbar schlicht nichts wert ist. Wir er­innern: Es wurde folgende Vereinba­rung getroffen: Einführung einer zusätz­lichen Klassenlehrerstunde, Verzicht auf eine «finanzielle Kompensation» und Auftrag an das Erziehungsdepartement, eine Vorlage zur Teilrevision des Schul­dekretes bezüglich der Einführung der zusätz lichen Klassenlehrerstunde zu er­arbeiten. Auf der anderen Seite haben wir unsere Forderungen 2 bis 4 gemäss dem Forderungskatalog sistiert und die Zusage abgegeben, auf Warnstreiks zu verzichten.

Und nun das: Der Regierungsrat bricht die geschlossene Vereinbarung gleich in dreierlei Hinsicht: Statt einer Vorlage zur Änderung des Schuldekre­tes betreffend zusätzliche Klassen­lehrerstunde kommt eine Wischiwa­schi­Vorlage an den Kantonsrat, die zu­dem – wiederum entgegen der Verein­barung – eine finanzielle Kompensa­tion vorsieht. Die Einführung der zu­sätzlichen Klassenlehrerstunde, die ja bekanntlich bis zum Schluss bezüglich des Zeitpunktes hart umstritten war, wird ohne mit der Wimper zu zucken nochmals um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben.

Behandelt man so einen Partner, mit dem man eine Vereinbarung ge­schlossen hat und der sich seinerseits bis jetzt vollumfänglich an die beschlos­senen Abmachungen gehalten hat? Was würde wohl der Regierungsrat sagen, wenn wir unsererseits ohne jeg­liche Vorwarnung und Rücksprache mit der Regierung im Januar einen Warnstreik organisiert hätten? Wir sind bis jetzt davon ausgegangen, dass in der Schweiz der Grundsatz gilt: Vereinbarungen sind einzuhalten. Wir haben uns offenbar geirrt.

Wir müssen es der breiten Öffent­lichkeit überlassen, wie sie das Verhal­ten der Regierung bewertet. Dass für die Schaffhauser Lehrerschaft Ihre Glaubwürdigkeit als Verhandlungs­partner aber dahin ist, werden Sie sicher selber einsehen. Dass auch wir uns inskünftig wiederum frei von jeg­lichen Verpflichtungen und Zusagen fühlen, wohl ebenso.

Roland Kammer, Präsident LSH

Die Digitalisierung aller Ausgaben der SN seit 1861 ist offiziell abgeschlossen. Die Bestände sind auf www.shn.ch abrufbar.

von Zeno Geisseler

Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 werden die «Schaffhauser Nachrich­ten» archiviert – im Haus der Heraus­geberin natürlich, aber auch in städti­schen, kantonalen und nationalen Bibliotheken und Archiven. Diese Be­stände haben jedoch ein grosses Manko: Sie sind nur sehr schlecht durchsuchbar. Wer einfach eine Zei­tung von der ersten bis zur letzten Seite lesen will, hat kein Problem. Wer jedoch nach einem bestimmten Schlüs­selwort sucht, schon. Deshalb dachte man schon vor zehn Jahren daran, die Bestände zu digitalisieren und die In­halte online verfügbar zu machen. Im Februar 2008 wurde das Projekt «SN Digital» gestartet, gestern Donnerstag, also fünf Jahre später, ist es offiziell zum Abschluss gebracht worden.

Enge ZusammenarbeitVertreter der Nationalbibliothek,

des Stadt­ und des Staatsarchivs, der involvierten Firmen und der SN­Her­ausgeberin Meier + Cie trafen sich im Kaufleutensaal der «Schaffhauser Nachrichten», um auf den erfolgrei­chen Abschluss des Projektes anzu­stossen. «Man kann die Zukunft nicht verstehen, wenn man nicht über die Vergangenheit Bescheid weiss», sagte SN­Chefredaktor und Verleger Norbert Neininger. Es sei schön, dass die SN als eine der kleinsten noch unabhängigen Zeitungen dabei unterstützt worden sei, ihre Bestände zu digitalisieren. Stadt, Kanton und Bund hatten finan­zielle Beiträge an die Arbeiten geleis­tet und auch Experten­Know­how zur Verfügung gestellt. Marie­Chris­tine Doffey, die Direktorin der National­bibliothek, sagte, dass in der Romandie schon 14 andere Titel auf diese Art di­gitalisiert worden seien. «Und jetzt ist mit den SN die allererste Zeitung aus der Deutschschweiz integral online.» Auch andere Zeitungen, etwa die NZZ, hatten ihre Bestände digitalisiert, aber dies war im Gegensatz zum SN­Projekt nicht in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek erfolgt.

«Meilenstein erreicht»«Die Frage der Archivierung lässt

sich, zugespitzt gesagt, auf die Frage der Zugänglichkeit reduzieren», stellte der Staatsarchivar des Kantons, Ro­land E. Hofer, fest. «Die SN haben Neu­land betreten und einen Meilenstein erreicht.» Doch jetzt stehe schon die nächste Herausforderung an: Die In­

formationen müssten auch mittel­ und langfristig zugänglich gemacht werden.

René Wagner, der für Meier + Cie das Projekt geleitet hatte, erzählte, dass man vollkommen bei null ange­fangen habe. «Wir wussten zuerst nicht einmal, wie viele Zeitungsseiten unser Archiv umfasst.» Ein Lehrling sei Ende Dezember 2006 mit Waage, Massstab und Schublehre bewaffnet ins Archiv gegangen und habe sich daran ge­macht, die Anzahl Seiten zu schätzen. Er kam auf 612 053. Diese Zahl sollte sich später als sehr akkurat erweisen, am Ende waren es 628 483 Seiten, die digitalisiert wurden (weitere Zahlen und Fakten siehe Kasten).

Löcher in der SeiteDie digitale Erfassung der Zei­

tungsseiten sei technisch eine grosse Herausforderung gewesen, erzählte Michael Thuleweit, Geschäftsleiter der Firma Datamatics Global Services. «Die Papierqualität machte das Scan­nen nicht immer einfach», erzählte er. «Manchmal klebten Seiten einfach zusammen, oder die Seiten hatten Löcher.» Nicht nur redaktionelle Sei­ten, sondern auch Anzeigen und In­serate wurden digitalisiert, was eine besondere Herausforderung war, weil dort sehr viele verschiedene Schriftar­ten zum Einsatz kamen.

Sehr schwierig zu lesen sei die Frakturschrift gewesen, sagte Thule­weit, aufwendig war es aber auch, wenn ein Text oder ein Bild über mehr als eine Zeitungsseite lief, was der Compu­ter natürlich nicht erkannt habe. Laut

Projektleiter Wagner sind die Fraktur­seiten zu etwa 99 Prozent korrekt digi­talisiert worden, die späteren Seiten sogar zu 99,9 Prozent.

«Genferfee» und «Lustkrieg»Sieht man sich im Archiv um, er­

kennt man tatsächlich hie und da noch Fehler. Aus einem Genfersee wurde etwa eine «Genferfee» und ein Beitrag über die Vogelschützer trägt den origi­nellen Titel «Zum Schuß der Bögel».

Die Software hatte das «­tz» der Frak­turschrift offenbar als Eszett inter­pretiert, und das «V» als «B». In Berichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wiederum ist von «Lustof­fensiven» und dem «Lustkrieg» die Rede. Natürlich kann man solche Texte trotzdem gut lesen. Weiss man um die möglichen Schwierigkeiten, etwa, dass «s» und «f» in der Frakturschrift fast gleich aussehen, kann man seine Suche auch entsprechend anpassen. Den Schweizer General Guisan findet man auch als «Guifan». Solche Fehler sollen nun nach und nach ausgemerzt wer­den, sagte Wagner, Hinweise würden die Verantwortlichen gerne entgegen­nehmen ([email protected]).

«Nationalrath» auf «Schifffahrt»Nicht immer liegt es allerdings am

Computer, wenn eine Textstelle nicht gefunden wird: In den mehr als 150 Jah­ren seit der ersten SN­Ausgabe hat sich die Rechtschreibung gewandelt: «lithographirt» wurde zu «lithogra­phiert» und zu «lithografiert»; «Natio­nalrath» zu «Nationalrat», «Schiffahrt» zu «Schifffahrt». Und manchmal wur­den schlicht die Namen der Institutio­nen, die man sucht, geändert. So wurde der «Große Rath» zum «Grossen Rat» und schliesslich zum «Kantonsrat».

Das Archiv der «Schaffhauser Nach­richten» steht allen Abonnenten der Zeitung kostenlos auf archiv.shn.ch zur Verfügung. Sowohl die Texte als auch die Zeitungsseiten selbst können be­trachtet werden. Wer nicht Abonnent ist, kann online temporär einen Zugang erwerben.

628 483 Zeitungsseiten online lesbar

Marie-Christine Doffey, René Specht, Norbert Neininger und Geneviève Clavel-Merrin (am Tisch links), René Wagner und Alexandra Strohm (rechts) am Apéro zum Abschluss der Digitalisierung der SN. Bild Selwyn Hoffmann

A n z e i g e

SamStag, 23. FeBRuaR 2013 Region 19

sn Digital Zahlen und Fakten

628 483 Zeitungsseiten sind in rund 190 000 Arbeitsstunden eingescannt worden. Dies ent­spricht dem Bestand von 1861 bis April 2003. Die späteren Aus­gaben lagen bereits digital vor. 163 515 Seiten wurden in der heute schwer lesbaren Fraktur-schrift gedruckt – 42 Mitarbeiter von Datamatics kümmerten sich alleine um diese Frakturschrift­seiten. Die Seiten umfassen 1,875 Millionen Artikel und 434 057 Bilder. Weiter wurden 374 158 seiten Werbung eingescannt, was wegen der vielen unterschiedlichen Schriftarten eine besondere Herausforderung war. Der ganze Datensatz ist rund 6 Terabytes gross, dies entspricht etwa 750 DVDs. Jede neue Ausgabe der SN kommt automatisch zum Archiv hinzu, es wächst also ständig.