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SCHIZOPHRENIE Die Erkrankung erkennen und mit ihr umgehen Mit hilfreichen Erklärungen, Hinweisen für den Alltag und Tipps für Betroffene und Angehörige Gesundheit gut und günstig

Schizophrenie - Die Erkrankung erkennen und mit ihr umgehen

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Kaum eine psychische Erkrankung hat ein so schlechte Image wie die Schizophrenie. „Der ist ja verrückt“ und ähnliche Äußerungen drängen Schizophreniepatienten noch immer ins Abseits. Mit fatalen Folgen. Denn derartige Diskriminierungen im Alltag führen dazu, dass die Betroffenen aus Scham zu spät oder gar keine ärztliche Hilfe suchen. Dies erschwert jedoch eine frühzeitige und damit besonders aussichtsreiche Therapie der durchaus gut behandelbaren Erkrankung.

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SCHIZOPHRENIE

Die Erkrankung erkennen und mit ihr umgehen

Mit hilfreichen Erklärungen, Hinweisen für den Alltag und Tipps für Betroffene und Angehörige

Gesundheit gut und günstig

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Impressum

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung und Vervielfältigung, vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung der CT Arzneimittel GmbH darf kein Teil der Broschüre durch Mikroverfilmung, Fotokopie oder ein anderes Verfahren reproduziert werden.

©2007 CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a, 13407 Berlin

Konzept & Text: Jutta Heinze, Joachim-Mähl-Straße 1 a, 22459 Hamburg, [email protected]

Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Matthias Bokeloh, Facharzt für Psychiatrie, Hamburg

Layout: Stefan Behrendt, Löwenstraße 54, 20251 Hamburg, [email protected]

Schlussredaktion: TEXT+PLAN Dr. Ira Lorf, De-Voß-Straße 8, 22767 Hamburg, [email protected]

Fotos: Digital Vision, Veer Incorporated

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Inhalt

Schizophrenie – eine verschwiegene Krankheit 4 – 5

Chaos in Gefühlen und Gedanken 6 – 8

Schizophrenie bei Kindern und Senioren 9

Eine Krankheit – verschiedene Symptome 10 – 13

Weitgehend ungeklärt: die Krankheitsursachen 14 – 15

Der Schizophrenie auf der Spur: die Diagnostik 16

Individuell: die Behandlung 17

Medikamente sind ein Muss 18 – 20

Heilsamer Strom: die Elektrokrampftherapie 21

Begleitende Therapieverfahren 22 – 23

Selbstmanagement: den Verlauf im Blick behalten 24 – 27

Für die innere Stabilität: gesund und stressarm leben 28 – 29

Die Freizeit: Auf zu neuen Ufern 30 – 31

Ein langfristiges Ziel: zurück ins Arbeitsleben 32 – 33

Tipps für Angehörige 34 – 35

Raus aus der Isolation: Selbsthilfegruppen 36

Hilfreiche Adressen und Links 37

CT Arzneimittel: Gesundheit gut und günstig 38 – 39

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Schizophrenie – eine verschwiegene KrankheitKaum eine psychische Erkrankung hat ein so schlechte Image wie die Schizophrenie. „Der ist ja verrückt“ und ähnliche Äußerungen drängen Schizophreniepatienten noch immer ins Abseits. Mit fatalen Folgen. Denn derartige Diskriminie-rungen im Alltag führen dazu, dass die Betroffenen aus Scham zu spät oder gar keine ärztliche Hilfe suchen. Dies erschwert jedoch eine frühzeitige und damit besonders aussichtsreiche Therapie der durchaus gut behandelbaren Erkrankung.

Viele private Kranken-, Lebens- und Berufsunfä-higkeitsversicherungen lehnen es ab, Verträge mit Personen abzuschließen, die bereits eine Psycho-therapie wahrgenommen haben – selbst dann, wenn die psychische Erkrankung aus dem Leistungs-katalog ausgeschlossen wird.

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Vorurteile beseitigenDas Kompetenznetz Schizophrenie (www.kompetenz netz-schizophrenie.de) hat es sich daher unter ande-rem neben Forschungsfragen zur Aufgabe gemacht, grundlose Vorurteile gegenüber Schizophreniekran-ken aus dem Weg zu räumen. Das vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung unterstützte Netzwerk kümmert sich seit Jahren darum, dass Schizophreniepatienten besser versorgt werden.

Für Fragen rund um das Thema Schizophrenie gibt es dort eine wöchentliche Hotline: Mi 12 – 14 Uhr, Telefon: 01801 - 72 44 96 (zum Ortstarif).

Genie und Wahnsinn?Historiker sagen einer Reihe berühmter Persönlich-keiten eine Schizophrenie nach: unter anderem dem schwedischen Schriftsteller August Strindberg und dem begnadeten Balletttänzer Vaslav Nijinsky. Die Geschichte des an Schizophrenie erkrankten ameri-kanischen Nobelpreisträgers John Nash kam 2001 unter dem Titel „A beautiful mind“ in die Kinos.

Schizophrenie in Deutschland: Daten und Fakten

Rund ein Prozent der Weltbevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Schizophrenie. Die auch als „Spaltungsirresein“ bezeichnete psychische Krankheit tritt kultur übergreifend meist erstmals zwischen dem 18. und 35. Lebens jahr auf. Von den rund 800.000 Schizophrenie-patienten hierzulande leiden etwa 35 bis 40 Prozent der erst-mals Erkrankten an chronischen psychischen und sozialen Behinderungen. Dies führt bei vielen bereits in jungen Jahren zur Erwerbsunfähigkeit.

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Chaos in Gefühlen und GedankenDie Bezeichnung Schizophrenie stammt aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt „Bewusst-seinsspaltung“. Fälschlicherweise verwechseln viele Menschen diese irreführende Übersetzung mit einer Persönlichkeitsspaltung, bei der die Betroffenen un-terschiedliche Persönlichkeiten in sich tragen, wie die literarische Figur des „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Eine derartige multiple Persönlichkeits störung ist jedoch eine eigenständige Erkrankung und hat nichts mit der Schizophrenie zu tun.

Ein Name, viele GesichterVor rund 100 Jahren etablierte sich der Name Schizophrenie als Sammelbegriff für eine Gruppe

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schwerwiegender psychischer Erkrankungen und löste die bis dahin gebräuchliche Bezeichnung „Dementia praecox“ ab. Diese Erkrankungen – auch schizophrene Psychosen genannt – wirken sich auf das Denken, die Gefühle, die Wahrnehmungen und Überzeugungen aus. Sie beinflussen die gesamte Persönlichkeit, anders als die Neurosen, die nur Teile davon beeinträchtigen.

Ganz wichtig: Eine Schizophrenieerkrankung ist keine Frage von mangelnder Intelligenz!

Schleichender BeginnEiner schizophrenen Psychose geht häufig eine Vorstufe voraus, die sogenannte Prodromalphase. In diesem frühen und meist unbehandelten Erkran-kungsstadium leiden die Betroffenen an unspe-zifischen Symptomen. Sie ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück, klagen über Leistungsab-fall sowie Denk- und Wahrnehmungsstörungen und haben Probleme, sich zu konzentrieren. Eine solche Phase dauert durchschnittlich fünf Jahre.

Begleiterkrankungen bei Schizophrenie: Der Körper leidet mit

Wie sehr Körper und Seele miteinander in Verbindung stehen, zeigt sich bei Schizophreniepatienten. Bei ihnen diagnostizieren Ärzte auffällig häufig parallel auch körperliche Erkrankungen – bei 50 – 80 Prozent der stationär und 20 – 40 Prozent der ambulant behandelten Patienten. Dazu gehören vor allem:

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und Herzinfarkt, Infektionen und Krankheiten der Atemwege

Missbrauch schädlicher Substanzen (Alkohol, Drogen, Tabak)

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Wellenförmiger VerlaufAn die Prodromalphase schließt sich die psycho-tische Vorphase an, in der sich die ersten krank-heitstypischen Anzeichen manifestieren. Schizo-phrenien verlaufen häufig in Schüben, seltener schleichend.

Beim schubweisen Verlauf klingt die Erkrankung zwischen den mehrwöchigen oder -monatigen aku-ten Krankheitsphasen immer wieder ab. Zwischen den Schüben können sich die Symptome teilweise oder vollständig zurückbilden, gehen aber typischer-weise in die sogenannte Residualphase über.

In dieser Phase treten Residualsymptome auf. Beispielsweise isolieren sich die Betroffenen, ver-nachlässigen die Körperpflege und / oder zeigen sich überwiegend depressiv oder antriebsarm. Bei chronischen Erkrankungsformen bleiben diese Symptome im Gegensatz zum schubartigen Verlauf bis zur nächsten akuten Erkrankungsepisode beste-hen und gehen zwischen den akuten Episoden nicht oder kaum zurück. In manchen Fällen verschlech-tern sich diese Symptome von Mal zu Mal, bei an-deren Patienten bleiben sie stabil.

Zeichen des Leids: erhöhte Suizidgefahr

Für Gesunde ist das Leid derer, die an Schizophrenie erkrankt sind, kaum vorstellbar. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Erkrankten nehmen sich das Leben, damit liegt die Suizidrate 20-mal höher als bei Gesunden.

Auch Unfälle mit Todesfolge kommen bei Schizophreniepatien-ten deutlich häufiger vor.

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Schizophrenie bei Kindern und SeniorenSelten, aber möglich: Auch Kinder und ältere Men-schen können erstmalig an Schizophrenie erkran-ken. Bei Kindern treten schizophrene Psychosen ab etwa dem achten Lebensjahr auf. Typische Symp-tome: Sprachprobleme (Sprachzerfall), Kontaktver-lust und Störungen in der Gefühlswelt.

Kein Schutz durchs AlterBis in die 80er-Jahre gingen Wissenschaftler da-von aus, dass schizophrene Ersterkrankungen bis spätestens zum 45. Lebensjahr auftreten. Ein Fehl-schluss, wie neuere Studien zeigen. Nach aktuellen Forschungsergebnissen nimmt die Zahl der über 70-Jährigen erheblich zu, bei denen Ärzte erstmalig Symptome einer Schizophrenie feststellen.

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Eine Krankheit – verschiedene SymptomeEine Schizophrenie kann sich sehr unterschiedlich äußern. Eines ist allen Erkrankungsformen jedoch gemeinsam: Gesunde und veränderte Verhaltens-weisen und Erlebniswelten existieren nebeneinan-der. Die Erkrankten haben eine veränderte Wahr-nehmung, die Grenzen zwischen Wirklichkeit und individuell Wahrgenommenem verwischen sich (siehe Kasten auf Seite 12).

Positiv- und Negativsymptome in unterschiedlicher StärkeExperten differenzieren bei der Schizophrenie zwischen Positiv- und Negativsymptomen. Beide Symptomgruppen können zu erheblichen Persön-lichkeitsveränderungen mit teilweise unerwarteten Verhaltensweisen führen.

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Veränderte PersönlichkeitZu den charakteristischen Positivsymptomen gehö-ren Denkstörungen wie Halluzinationen und Wahn-vorstellungen, Ich-Störungen wie Gedankeneinge-bungen sowie motorische Unruhe. Ein Großteil der Patienten hört – meist beleidigende oder kontrollie-rende – Stimmen und viele fühlen sich verfolgt. Sie haben Angst, dass jemand ihnen etwas Böses will oder dass andere sie überwachen oder gar steuern.

Unter Negativsymptomen verstehen Mediziner eine Reihe von Beeinträchtigungen, die verschiedene psychische Komponenten umfassen. Die Betrof-fenen fühlen sich innerlich leer, können keine komplexen Zusammenhänge begreifen, verarmen in ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und haben eine reduzierte Mimik und Körpersprache. Die Er-krankten wirken häufig abweisend, zurückgezogen und kontaktgestört. Ein klassisches Krankheitsbild für Schizophrenie gibt es nicht. Je nach Ausprä-gung der Krankheitszeichen unterscheiden Wissen-schaftler verschiedene Krankheitsformen. Oftmals fällt eine eindeutige Zuordnung schwer, da es viele Mischformen und Überschneidungen gibt.

Depressionen – ein häufiger Begleiter

Depressive Verstimmungen kommen bei Schizophreniepatienten besonders häufig vor und machen unter Umständen auch eine Krankenhausbehandlung erforderlich. Oftmals treten Depressi-onen im Anschluss an eine schizophrene Episode auf.

Eine medikamentöse Behandlung oder eine entsprechende Psychotherapie können helfen, diese Depressionen in den Griff zu bekommen.

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Typische Schizophreniesymptome im Überblick

Schizophrenie hat viele Gesichter. Die verschiedenen Krankheits-zeichen können in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten.

Ich-Störungen z. B. Gedankenausbreitungen, Gedankenentzug oder Gedanken-eingebungen (die Betroffenen glauben, dass andere wissen, was sie denken, oder dass andere ihnen ihre Gedanken wegnehmen oder von außen eingeben wollen). Das Ich bzw. Teile des Körpers oder der Umwelt werden als unwirklich oder fremd empfunden. Manchmal meinen die Patienten, ihr Handeln werde von außen gesteuert

Wahrnehmungsstörungen z. B. akustische Halluzinationen (Stimmenhören), optische Halluzinationen (Farben oder Szenen), Geruchs- und Ge-schmackshalluzinationen (schlechte Gerüche, „vergiftete“ Speisen) oder Körperhalluzinationen (Berührungen)

Formale Denkstörungen z. B. Denkhemmung (gebremstes Denken mit schleppender Sprache), Gedankenwiederholungen, sprunghafte, flüchtige, unterbrochene Denkprozesse, Gedankenentzug (Abbruch von Gedanken), zerfahrenes Denken (bruchstückhafte Sprache)

Wahn (inhaltliche Denkstörungen) z. B. Wahnstimmungen (die Welt wirkt verändert und unheim-lich), Wahnwahrnehmungen (z. B. Verfolgungswahn), Wahnein-fälle (wirklichkeitsferne Meinungen), bestimmte Wahnthemen (z. B. Beziehungswahn, Eifersuchtswahn, Verarmungswahn oder der Wahn, unheilbar krank zu sein)

Starke, kurzzeitige Gefühlszustände (Affekte) z. B. schnelle Stimmungswechsel, Gefühlsarmut, Gemüts-leere, Unbeherrschtheit, Euphorie, Depressivität, gegensätz-liche Gefühle (z. B. auf eine Person bezogen), realitätsferne Gefühle (z. B. Lachen über Katastrophen, Weinen über etwas Lustiges), Angst

Antriebs- und Bewegungsstörungen z. B. Antriebsarmut und -hemmung, motorische Bewegungs-losigkeit oder motorische Unruhe, Sprachstörungen (z. B. über-mäßiger Rededrang, Nachsprechen von Gehörtem, Wortkargheit, Wiederholungen), gekünsteltes Verhalten, Tics (unwillkürliche Muskelzuckungen), Aggressivität, sozialer Rückzug oder soziale Umtriebigkeit, Mimikstörungen

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Krankheitszeichen bestimmen die KrankheitsformBei den schizophrenen Psychosen gibt es ver-schiedene Untergruppen und Verlaufsformen. Die häufigste Form ist die paranoide Schizophrenie, bei der Wahnvorstellungen und Halluzinationen vor-herrschen. Rund 80 Prozent der Betroffenen hören Stimmen.

Bei der bereits im Jugendalter beginnenden hebephrenen Schizophrenie stehen Stimmungs-veränderungen, Antriebs- und Denkstörungen im Vordergrund. Schizophrenia simplex beginnt lang-sam und schleichend im Erwachsenenalter, die Betroffenen wirken merkwürdig und verschroben. Patienten mit katatoner Schizophrenie leiden vor allem an psychomotorischen Störungen wie Zwangs-haltungen, eingeschränkter Bewegungsaktivität oder schweren Erregungszuständen.

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Weitgehend ungeklärt: die KrankheitsursachenWarum eine Schizophrenie entsteht, wissen die Wissenschaftler bis heute nicht genau. Einigkeit herrscht aber darüber, dass dabei mehrere Fakto-ren zusammenspielen, sogenannte biologische und psychosoziale Faktoren. Experten bezeichnen diesen Erklärungsansatz als „Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell“.

Die Last der GeneDass bei der Schizophrenie die Veranlagung (Vulne-rabilität) eine Rolle spielt, steht mittlerweile außer Frage. In der Verwandtschaft schizophrener Pati-enten tritt die Erkrankung deutlich häufiger auf als in der Gesamtbevölkerung. Je näher der Verwandt-schaftsgrad, desto höher liegt das Erkrankungsrisiko.

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Stress als VerstärkerKommen zur genetischen Erblast bestimmte Be-lastungsfaktoren (Stress) hinzu, erhöht sich die Krankheitsgefahr. Der Begriff Stress umfasst dabei eine Vielzahl möglicher Ursachen. Dazu zählen unter anderem Unregelmäßigkeiten im Gehirnstoff-wechsel, veränderte Hirnstrukturen, Schwanger-schafts- und Geburtskomplikationen und frühkind-liche Infektionen.

Neben diesen biologischen Faktoren beeinflussen auch psychosoziale Stressfaktoren die Entstehung einer Schizophrenie und deren Verlauf. Belastende Lebensereignisse wie ein Arbeitsplatzwechsel, eine Trennung oder ein Todesfall fördern das Er-krankungsrisiko ebenso wie gestörte Familienver-hältnisse (z. B. Vernachlässigung) in der Kindheit. Ebenfalls ungünstig wirkt sich eine gestörte Selbst-wahrnehmung aus.

Probleme bei der BewältigungStehen keine ausreichenden Möglichkeiten zur Ver-fügung, diese Stressfaktoren zu bewältigen (Coping), kann sich nach dem Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell eine Schizophrenie entwickeln.

Problemfall Drogen

Verschiedene Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass be-stimmte Drogen die Gefahr für psychiatrische Erkrankungen und damit auch für Schizophrenie erhöhen. Dazu gehört Cannabis (Haschisch, Marihuana), speziell in Verbindung mit aufputschen-den Substanzen (Amphetaminen) wie „Ecstasy“ oder „Speed“.

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Der Schizophrenie auf der Spur: die DiagnostikBei der Diagnose einer Schizophrenie stehen die Symptome im Mittelpunkt. Bei bestimmten Symp-tomgruppen reicht bereits ein Krankheitszeichen (z. B. Gedankeneingebungen, Wahn oder Stimmen-hören), um die Erkrankung festzustellen. Bei weni-ger eindeutigen Anzeichen (z. B. Halluzinationen, Apathie) benötigen die Mediziner mindestens zwei Symptome für eine eindeutige Diagnose.

Auf Nummer sicher gehenEine körperliche und neurologische Untersuchung, psychologische Tests, Aufnahmen des Gehirns (Kernspin- oder Computertomografie) und Blut-untersuchungen sichern die Diagnose ab. Außerdem lassen sich damit andere Krankheiten als Ursache sowie Begleiterkrankungen ausschließen.

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Individuell: die BehandlungEine endgültige Heilung der Schizophrenie gibt es leider nicht, inzwischen aber sehr gute Be-handlungsmöglichkeiten, die den Betroffenen ein deutlich leichteres Leben erlauben. Da bei den einzelnen Schizophreniepatienten unterschiedliche Symptome vorherrschen, wird die Behandlungs-strategie individuell angepasst.

Therapie im ZusammenspielÜblicherweise besteht die Therapie aus einer medikamentösen Behandlung, Psychotherapie und Maßnahmen zur Wiedereingliederung ins alltägliche Leben. Sie orientiert sich an der Erkrankungsphase (Akutphase, Stabilisierungsphase, stabile Phase) und soll den Patienten einen weitgehend symp-tomfreien Alltag mit einer eigenständigen, selbst-bestimmten Lebensführung ermöglichen.

Hilfe als TeamarbeitDaraus ergibt sich für jeden Patienten ein persön-lich zugeschnittener Behandlungsplan für die in der Regel lebenslang erforderliche Schizophrenie-therapie. Dabei steht den Betroffenen ein Behand-lungsteam aus Medizinern (Psychiater, Neurologen) und verschiedenen Therapeuten zur Seite.

Die Behandlung einer akuten Krankheitsepisode erfolgt – abhängig vom Schweregrad der Symp-tome – im Krankenhaus oder in ambulanten Therapie einrichtungen.

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Medikamente sind ein MussArzneimittel zur Behandlung von Psychosen (Anti-psychotika) bestimmen die medikamentöse Be-handlung in jeder Erkrankungsphase. Bei diesen Präparaten gibt es zwei Untergruppen, die typischen Neuroleptika der alten Generation und die moder-nen atypischen Neuroleptika. Beide beeinflussen hauptsächlich den Dopaminstoffwechsel im Gehirn. Der Botenstoff Dopamin ist dort während einer aku-ten Psychose aus dem Gleichgewicht geraten.

Weniger NebenwirkungenIm Gegensatz zu den älteren Präparaten rufen die atypischen Neuroleptika weitaus weniger Neben-wirkungen hervor. Sie gelten daher mittlerweile als Mittel der ersten Wahl. 60 bis 70 Prozent der Schizophreniepatienten sprechen auf eine Behand-lung gut an. Atypische Neuroleptika wie Olanzapin, Clozapin oder Risperidon eignen sich gleicher-maßen für die Akut- und die Langzeitbehandlung.

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Den richtigen Wirkstoff findenNicht jeder Patient reagiert gleich. Falls der Thera-pieerfolg trotz ausreichender Dosierung innerhalb von vier bis sechs Wochen ausbleibt, wird der Arzt vermutlich ein anderes Neuroleptikum verschrei-ben. Ein Wirkstoffwechsel kommt auch infrage, wenn die Betroffenen das verordnete Medikament nicht so gut vertragen. Gerade in den ersten Tagen führen auch manche atypische Neuroleptika zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Muskel-verkrampfungen. Meist bilden sich diese Nebenwir-kungen jedoch nach einiger Zeit zurück – atypische Neuroleptika gelten in der richtigen Dosierung als relativ gut verträglich.

Probleme ansprechenDennoch sollten die Betroffenen ihren Arzt in-formieren, wenn sie Probleme bei der medika-mentösen Therapie feststellen. Bitte die Medika-mente auf keinen Fall auf eigene Faust absetzen! Ebenfalls wichtig: möglichst keinen oder nur sehr wenig Alkohol trinken, da Neuroleptika die Alko-holwirkung erhöhen. Außerdem kann Alkohol eine schizophrene Psychose verstärken.

Bei der Behandlung am Ball bleiben

Schizophrene Psychosen bergen ein hohes Rückfallrisiko – vor allem dann, wenn die Patienten sich nicht behandeln lassen oder die Therapie unterbrechen.

Wer regelmäßig seine Medikamente einnimmt und zusätzliche Therapieangebote wahrnimmt, erleidet wesentlich seltener einen Rückfall als jene Patienten, die die Behandlung abbrechen.

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Spritzen statt schluckenFür all jene Patienten, die die regelmäßige Medi-kamenteneinnahme immer wieder vergessen oder krankheitsbedingt verweigern, bieten sich soge-nannte Depot-Neuroleptika an. Diese spritzt der Arzt in mehrwöchigen Abständen.

Manchmal nötig: mehrere MedikamenteMeistens reicht für die Schizophreniebehandlung ein einziges Medikament aus. Wenn durch die Behand-lung mit nur einem Wirkstoff die Krankheitssymp-tome jedoch nicht in den Griff zu bekommen sind, kann der Arzt vorübergehend oder dauerhaft auf zusätzliche Arzneimittel zurückgreifen. Die Auswahl richtet sich danach, welche Symptome vorherrschen (z. B. Antidepressiva bei Depressionen, angstlösende Medikamente oder ein zweites Neuroleptikum).

Einsicht fördert den Therapieerfolg

Es liegt in der Natur der Schizophrenie, dass sich manche Patienten nicht über ihre Krankheit im Klaren sind oder sie nicht wahrhaben wollen. Es fällt ihnen schwer einzusehen, dass sie Hilfe benötigen und regelmäßig Medikamente einnehmen müs-sen. Nur so gelingt es aber, die Symptome in Schach zu halten, das Suizidrisiko zu senken und Rückfälle rechtzeitig zu erkenn-nen und auszubremsen.

Zu einer erfolgversprechenden Behandlung gehört es daher unbedingt dazu, die Betroffenen und auch ihre Angehörigen über die Erkrankung und das Behandlungskonzept aufzuklä-ren. Genauso wichtig ist es, die Patienten zu motivieren, dass sie regelmäßig ihre Medikamente einnehmen und begleitende Therapiemaßnahmen wahrnehmen.

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Heilsamer Strom: die ElektrokrampftherapieBei einer lebensbedrohlichen katatonen Schizo-phrenie hilft letztlich nur die Elektrokrampftherapie. Die Betroffenen fiebern stark, leiden unter starkem Flüssigkeitsverlust und ihr vegetatives Nervensys-tem entgleist (typische Symptome: Blutdruckabfall oder starkes Schwitzen). Ärzte leiten dann kurze Stromimpulse durch das Gehirn der Patienten und lösen damit einen künstlichen epileptischen Anfall aus. In vielen Fällen reichen sechs Behandlungen aus, damit sich der Zustand der Patienten langsam wieder verbessert.

Ohne Narkose und mit Anschnallen – die Zeiten sind längst vorbei. Heute „verschläft“ der Patient den Krampfanfall ganz entspannt: Unter Sauer-stoffbeatmung erhält er eine kurze Vollnarkose und einen Zahnschutz. So kann er sich während des Krampfanfalls nicht selbst verletzen.

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Begleitende TherapieverfahrenNeben der medikamentösen Behandlung enthält der individuelle Behandlungsplan die psycho- und sozialtherapeutische Betreuung der Patienten. Ziel solcher Maßnahmen ist es, den Schizophrenie-kranken langfristig ein weitgehend „normales“ Leben zu ermöglichen und das Rückfallrisiko zu verringern.

Wissen ist MachtIn Gruppen- und Einzelgesprächen sollen sich die Patienten mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Im Rahmen der sogenannten Psychoedukation ver-sorgen Therapeuten die Schizophreniekranken und ihre Angehörigen mit verständlichem Fachwissen über die Hintergründe der Erkrankung und ihre Be-handlung. Um die Krankheit langfristig bewältigen zu können, ist es wichtig, sie zu verstehen.

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Verhalten trainierenEin wichtiger Baustein des Behandlungskonzeptes ist ein Verhaltenstraining. Die Patienten üben dabei das Sozialverhalten und entwickeln ihre Fähigkeit, erfolgreich mit ihren Mitmenschen zu kommuni-zieren – etwa in Rollenspielen. Während des Trai-ningsprogramms beleuchten Therapeuten und Pati-enten gemeinsam in Einzel- oder Familiensitzungen Denkweisen, Einstellungen und Überzeugungen, die das Verhalten in konkreten Situationen bestimmen.

Die Hürden überwindenDas Erlernen von Bewältigungsstrategien (Coping-Skills-Training) soll helfen, die Symptome zu kontrollieren und die Beeinträchtigungen durch die Erkrankung zu kompensieren. Zudem bekom-men die Patienten ein Gespür für ihre Reaktionen auf Stressauslöser.

Vielen an Schizophrenieerkrankten tut es auch gut, sich in Ergo-, Musik- oder Tanztherapien kreativ zu betätigen. Berufsförderungsprogramme erleichtern den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben.

Stationäre oder ambulante Behandlung?

In der akuten Phase einer Episode entwickeln sich häufig so stark ausgeprägte Symptome, dass die Patienten eine Behand-lung im Krankenhaus (psychiatrische Abteilung) benötigen.

Das ist jedoch meist nur vorübergehend notwendig. Hat sich ihr Zustand stabilisiert, können die Betroffenen in der Regel ambu-lant oder in Tageskliniken weiter betreut werden. Für chronisch Erkrankte kommen Reha-Heime oder Wohngruppen infrage.

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Selbstmanagement: den Verlauf im Blick behaltenIn den seltensten Fällen kommen schizophrene Krankheitsschübe aus dem Nichts. Eine nahende Episode kündigt sich in der Regel durch verschie-dene Frühwarnzeichen an, die bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen können. Je mehr die Be-troffenen und Personen aus ihrem sozialen Umfeld über die Erkrankung wissen, desto besser gelingt es ihnen, frühe Anzeichen für einen drohenden Rück-fall zu erkennen (siehe Kasten rechts).

Aufmerksame WegbegleiterOft spüren nahe Freunde und Verwandte eher als die Betroffenen selbst, dass etwas nicht stimmt oder sich eine neue Episode anbahnt. Sie sollten auffällig veränderte Verhaltensweisen oder Stim-mungsänderungen daher aufmerksam im Blick

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behalten und mit den Betroffenen und dem Be-handlungsteam darüber sprechen. Nur wer dann sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, kann verhindern, dass sich die Krankheitszeichen weiter verschlimmern. Ein Warnzeichen-Protokoll hilft den Betroffenen dabei, die Symptome zu überprüfen und Veränderungen aufzuspüren (siehe Seite 26).

Hilfsstrategien für den Umgang mit den SymptomenWer im Zusammenhang mit einer Schizophrenie Stimmen hört, sollte sich durch lautes Lesen oder eine angeregte Unterhaltung mit anderen ablenken. Lautes Lesen ist auch bei formalen Denkstörun-gen wie Gedankenstopps eine hilfreiche Strategie. Ebenfalls gut: die Gedanken aufschreiben. Ablen-kung oder Gespräche mit Vertrauenspersonen (enge Freunde, Behandlungsteam) helfen außerdem bei wirren Gedanken, Ideen und Wahnvorstellungen.

Das Frühwarnsystem akuter Schizophrenieepisoden

Verschiedene Symptome treten häufig im Vorfeld einer aktuten Krankheitsphase auf:

Schlafprobleme

Wirre, beunruhigende Träume und Gedanken

Sprach- und Verständnisstörungen

Probleme, Entscheidungen zu treffen

Antriebslosigkeit

Interessenverlust

Depressive Stimmungslage

Stimmenhören (neu oder verstärkt)

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Zum Kopieren: das Warnzeichen-Protokoll

Je genauer Patienten dem Behandlungsteam ihre Krankheits-symptome beschreiben können, desto besser können die Thera-peuten den Krankheitsverlauf einschätzen und darauf reagieren.

Monat:

Gefühle (z. B. Nervosität, Misstrauen, Angespanntheit)

Datum:

Datum:

Datum:

Gedanken (z. B. Suizidgedanken)

Datum:

Datum:

Datum:

Stimmung (z. B. Wut, Depressionen, Ängste)

Datum:

Datum:

Datum:

Verhalten (z. B. Kontakt zu anderen)

Datum:

Datum:

Datum:

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Schlüsselsituationen meidenViele Patienten wissen, welche Situationen ihre Krankheitsbeschwerden auslösen oder verschlim-mern, und sollten diese persönlichen Gefahren-quellen meiden. Zu den häufigsten Auslösern gehören Situationen, die Stress hervorrufen (z. B. große Feste), veränderte Lebensgewohnheiten (z. B. Umzug, neue Partnerschaft), Schlafmangel oder schwer zu bewältigende Sorgen und Ängste.

Gewappnet für den NotfallManchmal verschlechtert sich die Erkrankungs-situation so plötzlich und unerwartet, dass Schizo-phreniepatienten sehr schnell ins Krankenhaus müssen. Jeder Betroffene sollte daher einen vom Arzt ausgestellten Patientenausweis oder eine Notiz mit Telefonnummern des Behandlungsteams und der Angehörigen bei sich tragen.

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Für die innere Stabilität: gesund und stressarm lebenWer sich gut und ausgeglichen fühlt, ist den täg-lichen Herausforderungen, die eine Krankheit mit sich bringt, besser gewachsen. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, aus-reichend Bewegung und regelmäßigem Schlaf stärkt Körper und Geist. Dabei steigern auch Spazier-gänge, Haus- und Gartenarbeit die Fitness. Gegen schlaflose Nächte helfen beruhigende Einschlaf-rituale wie Kräutertee oder Entspannungsmusik. Wer berufstätig ist, sollte sein soziales Umfeld dabei nicht aus den Augen verlieren und für Aus-gleich sorgen.

KürzertretenNach einer überwundenen Episode gehört das Leben in ruhigere Bahnen, denn Stress erhöht

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das Rückfallrisiko. So sollten die Betroffenen Situationen meiden, die sie sicher in große Auf-regung versetzen würden – beispielsweise gesell-schaftliche Verpflichtungen oder große Famili-enfeste. Oder sie planen ihre Teilnahme daran idealerweise so, dass sie sich bei Bedarf zurück-ziehen können.

Manchen belastenden Ereignissen kann man sich jedoch kaum entziehen, beispielsweise einem Todesfall in der Familie oder einer Beziehungs-krise. Solche Phasen lassen sich am besten mit Gesprächen und Entspannungsübungen bewäl-tigen – das Behandlungsteam kann gute Tipps dazu geben.

Die schlechten Partner für die Gesundheit

Alkohol Einige Schizophreniepatienten suchen Entlastung durch Alko-hol, vor allem in depressiven Phasen. Das aber kann negative Folgen haben, denn nicht selten lösen ein paar Drinks zu viel einen Rückfall aus. Zudem verstärken manche Medikamente die Wirkung des Alkohols oder umgekehrt. Wer dennoch ab und zu ein Gläschen trinkt, darf aber keinesfalls die Medikamente weg-lassen und sollte mit dem Arzt darüber sprechen.

Nikotin Aus Langeweile oder bei Anspannung rauchen viele Kranke eine Zigarette nach der anderen. Das schädigt nicht nur die Gesund-heit, sondern kann auch zu Spannungen in der Familie führen. Die Betroffenen sollten zusammen mit dem Behandlungsteam eine Lösung suchen.

Kaffee Mehrere Tassen Kaffee, schwarzer Tee oder Colagetränke können zusätzlich nervös machen. Es gibt koffeinfreie und gesündere Alternativen: Mineralwasser, Säfte und Kräuter- oder Früchtetees.

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Die Freizeit: Auf zu neuen UfernMit der Erkrankung verändert sich einiges: das Freizeitverhalten, die Lebensgewohnheiten und die Beziehungen zu Familie und Freunden. Um ein „neues“ Leben aufzubauen, braucht es etwas Zeit.

Alles zu seiner ZeitManche Schizophreniepatienten kommen im Alltag kaum noch zurecht. Selbst die alltäglichen Dinge wie Waschen, Einkaufen oder Kochen schaffen sie nicht. Und die Unzufriedenheit darüber lähmt sie meist noch mehr. Ein fester Tagesplan kann diesen Kreislauf durchbrechen. Denn Struktur und Routine bieten den Betroffenen Sicherheit. Ebenso wichtig ist ein geregelter Schlaf zu normalen Zeiten. Wer

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sich nachts mit Schlaflosigkeit quält, ersetzt das gewohnte Nickerchen am Mittag besser durch einen Spaziergang an der frischen Luft. Möglicherweise ist im Zuge der Erkrankung auch das Interesse an früheren Hobbys verloren gegangen. Die Betroffenen sollten sich überlegen, wie sie ihre Freizeit gerne nutzen möchten, und Dinge ausprobieren. Vielleicht entwickelt sich eine ganz neue Leidenschaft.

Liebe ohne LeidenZwischenmenschliche Beziehungen sind manch-mal schwierig – noch viel mehr für Menschen mit Schizophrenie. Denn die Krankheit bricht auch in die Beziehung zum Partner, zu Freunden und An-gehörigen ein, die mit Trauer, Verwirrung oder auch Wut reagieren können. Auch wenn es schwerfällt: Es ist wichtig, mit den Lieben über das Leiden zu sprechen. Mit ein wenig Geduld entwickelt sich die Beziehung weiter und man kommt sich wieder näher. Auch bei den Sozialkontakten profitieren die Betroffenen von Stabilität.

Sexualität ist kein Tabu

Das sollten Schizophreniekranke in sexuellen Beziehungen beachten:

Manche Medikamente beeinträchtigen die Sexualfunktion und können die Fruchtbarkeit mindern. Der Arzt kann die Dosis verringern oder ein anderes Medikament verschreiben.

Angst und Stress können sexuelle Probleme auslösen oder ver-stärken – es hilft, darüber zu reden und sich beraten zu lassen.

Die Wirkung der Pille ist durch manche Medikamente herab-gesetzt – es gibt alternative Verhütungsmethoden.

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Ein langfristiges Ziel: zurück ins ArbeitslebenEine psychische Erkrankung kann das Berufsleben ziemlich umkrempeln. Viele Patienten können nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ihrer bis-herigen Tätigkeit nachgehen, müssen das Studium oder die Ausbildung abbrechen. Manchmal ändern sich mit der Schizophrenieerkrankung auch gänz-lich die Interessen.

Der Zukunft ein Stück näherDer Patient spricht am besten mit dem Behand-lungsteam über seine Fähigkeiten, Ziele und Mög-lichkeiten. Wichtige Überlegungen dabei: Wo (im Büro oder an der frischen Luft), wie (allein oder im Team) und wie viel (Teil- oder Vollzeit) möchte der Betroffene gerne arbeiten und mit welchem Arbeits-modell fühlt er sich am wohlsten?

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Dabei sollten sich die Beteiligten realistische Ziele setzen. Überforderung und Stress im Job steigern das Rückfallrisiko.

Alles, was Recht istBei einer Behinderung von mindestens 50 Prozent stehen Schizophreniepatienten unter dem Schutz des Schwerbehindertengesetzes. Darauf muss sich der Arbeitgeber einstellen: keine Mehrarbeit, eine zusätzliche Woche Urlaub im Jahr und besonderer Kündigungsschutz. Zudem soll der Arbeitgeber im Bedarfsfall die Arbeitsbedingungen anpassen, bei-spielsweise durch flexiblere Arbeitszeiten.

Mit einem Schwerbehindertenausweis besteht ein Anspruch auf verschiedene Leistungen, wie Steu-ervorteile (z. B. Aufwendungen für eine Haushalts-hilfe), Vergünstigungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie Wohnungsbeihilfen.

Gut beraten ist halb gewonnen

Hier erhalten Sie Auskunft zu Job, Ausbildung und finanzieller Unterstützung:

Arbeitsagentur

Berufstrainingszentren, Berufsbildungs- und Berufs-förderungswerke, Berufsinformationszentren

Studienberatungen an Universitäten und Fachhochschulen

Psychosozialer Dienst, Allgemeiner Sozialdienst, Sozialpsychiatrischer Dienst

Sozialamt

Rehabilitationseinrichtungen

Werkstätten für psychisch Behinderte

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Tipps für AngehörigeDie teilweise recht bizarren Symptome der Erkran-kung erschweren auch den Angehörigen von Schizo-phreniepatienten oft das Leben. Viele fühlen sich hilflos und überfordert. Eine Studie an der Univer-sität Wien ergab: Etwa drei Viertel der Angehörigen sind traurig oder enttäuscht über den Krankheits-verlauf und sorgen sich um die Zukunft. Rund die Hälfte ist aufgrund früherer belastender Lebens-situationen bereits „ausgebrannt“ oder selbst krank, jeder Zehnte entwickelt eine Depression.

Hilfe suchenAngehörige sollten sich nicht scheuen, selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei ist das Behand-lungsteam auch für sie eine gute Adresse. Vielen hilft es, mit Freunden und Familienmitgliedern über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu besuchen (Adressen auf Seite 37).

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Die tägliche HerausforderungIm Alltag können schnell Konflikte entstehen – vor allem dann, wenn Schizophreniepatienten so sehr in ihrer Innenwelt gefangen sind, dass sie sogar das Schlafen, Essen und die Körperpflege vergessen. Angehörige können „ihren“ Patienten ermutigen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und aktiv sein Leben zu gestalten. Dabei sollten sie bestimmt, aber geduldig bleiben: Auch ganz kleine Schritte bedeuten Fortschritt. Und nicht mit Lob geizen – Kritik und Streit sorgen für Stress und bewirken eher das Gegenteil.

Offene Ohren für die SuizidgefahrWichtig: Fast jeder dritte Schizophreniekranke leidet an Depressionen – manchmal so schwer, dass Selbstmord als einziger Ausweg erscheint. Angehörige und Freunde sollten entsprechende Hinweise der Patienten daher sehr ernst nehmen und im Notfall den Rettungsdienst rufen.

Wichtige Strategien für Angehörige

Das eigene Leben weiterhin bestimmen – die Krankheit eines geliebten Menschen darf nicht ständiger Mittelpunkt sein

Auszeiten nehmen und sich etwas Gutes gönnen

Auf eine gesunde Ernährung und genügend Schlaf achten

Andere Familienmitglieder nicht vernachlässigen sowie Freundschaften und Hobbys pflegen

Sich über die Erkrankung informieren – Wissen ermöglicht effektive Hilfe

Unterstützung bei anderen Angehörigen suchen

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Raus aus der Isolation: SelbsthilfegruppenSchizophreniepatienten fehlt es oft an sozialer Kompetenz. Ein Austausch mit Leidensgefährten, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe, kann sehr nützlich sein, um die Erkrankung besser verstehen zu können – auch für Angehörige. Betroffene fin-den dort auf viele Fragen, die ihnen auf der Seele liegen, eine Antwort. Die Arbeit in der Gruppe hilft dabei, Strategien für den Alltag zu entwickeln und offener mit der Erkrankung umzugehen, und sie stärkt Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung.

In vielen Städten und Gemeinden gibt es eine Kon-takt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS), die Kontakte zu Gruppen in der Umgebung vermittelt. Über die (sozial-)psychiatrischen Versor-gungsangebote in der Region informieren die Psychi-atriekoordinatoren an den Gesundheitsämtern.

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Hilfreiche Adressen und Links

Kompetenznetz Schizophrenie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität/Rheinische Kliniken Düsseldorf Bergische Landstraße 2, 40629 Düsseldorf Telefon: 0211 - 9 22-2770 E-Mail: [email protected] Internet: www.kompetenznetz-schizophrenie.de

Aktion Psychisch Kranke e. V. (APK) Oppelner Straße 130, 53119 Bonn Telefon: 0228 - 67 67 40 / 41 E-Mail: [email protected] Internet: www.apk-ev.de

Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) Zeltinger Straße 9, 50969 Köln Telefon: 0221 - 51 10 02 E-Mail: [email protected] Internet: www.psychiatrie.de/dgsp

Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK), Dachverband Gemeindepsychiatrie Oppelner Straße 130, 53119 Bonn Telefon: 0228 - 63 26 46 E-Mail: [email protected] [email protected] Internet: www.bapk.de

NAKOS, Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen Wilmersdorfer Straße 39, 10627 Berlin Telefon: 030 - 31 01 89 60 E-Mail: [email protected] Internet: www.nakos.de

Bücher:

Das Rätsel Schizophrenie. Eine Krankheit wird entschlüsselt Heinz Häfner, Beck (2005)

Schizophren? Orientierung für Betroffene und Angehörige Stefan Klingberg, Michael Mayenberger, Gabriele Blaumann, Beltz (2005)

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CT Arzneimittel: Gesundheit gut und günstigEin Spezialist unter den Generikaherstellern ist das Berliner Traditionsunternehmen CT Arzneimittel. 1917 gründeten ein Apotheker und ein Kaufmann eine Arzneimittelgroßhandlung mit dem Ziel, die Bevölkerung schnell, effizient und umfassend mit Medikamenten zu versorgen. Rasch folgte die eigene Arzneimittelproduktion. Von Anfang an mit dabei: der beliebte Tussamag® Hustensaft. Seit über 20 Jahren hat sich CT Arzneimittel auf die Herstellung von Generika spezialisiert. Die Phi lo sophie: erst-klassige Qualität zu günstigen Preisen.

Dass CT in puncto Qualität und Sicherheit ganz weit vorn liegt, beweist auch die freiwillige Zertifizierung nach der internationalen Qualitätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2000 – im Sinne einer optimalen Kundenorientierung.

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Wissen ist die beste MedizinNeben der Herstellung und dem Vertrieb qualitativ hochwertiger und gleichzeitig günstiger Medikamente hat es sich CT Arzneimittel zur Aufgabe gemacht, Patienten, Ärzte und Apotheker mit kompetenten und wertvollen Informationen rund um Krankheiten und deren Behandlungsmöglich keiten zu versorgen. CT hält deshalb für Sie noch weitere Broschüren bereit, die Sie kostenlos bei uns anfordern können:

CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a, 13407 Berlin Fax: 0800 - 409 00 80-94 E-Mail: [email protected]

Unsere aktuellen Themen: Allergien Asthma Cholesterin & Co. COPD Depressionen Epilepsie Erkältung Ernährung bei Anti- koagulanzientherapie

Generika Gesund reisen Helfer aus der Natur (Phytotherapie)

Herz & Kreislauf Infektionen Leberbeschwerden Magenbeschwerden Migräne Osteoporose Parkinson Prostatavergrößerung Schizophrenie Schmerz

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SAP 130850 | Stand 10/07

Der Kontakt mit traumatisierten Opfern – sei es durch häusliche Gewalt, Gewalttaten oder Katastrophen – stellt die Helfer vor ganz besondere Herausforderungen.

Eine Herausforderung, bei der viele Ärzte und auch Apotheker hierzulande an ihre Grenzen stoßen. Seit 2004 engagiert sich CT Arzneimittel daher für die Catania gGmbH, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Versorgung und Betreuung traumatisierter Opfer zu verbessern.

Jede Verordnung eines Präparates von CT Arzneimittel unterstützt dieses Engagement.

Soziales Engagementder CT Arzneimittel

Gesundheit gut und günstig

www.ct-arzneimittel.de

CT Arzneimittel GmbH Lengeder Straße 42 a 13407 [email protected]