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KOMMUNIKATIONSTHEORIE NACH SCHULZ VON THUN
1. Merkmale2. Perspektive des Senders: vier „Schnäbel“3. Perspektive des Empfängers: vier „Ohren“4. Gelingen von Kommunikation5. Beispiele6. Aufgabe
MERKMALE
• Bezug auf die Ideen von Karl Bühler und Paul Watzlawick (2. Axiom: "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungs-Aspekt.“ weiter ausdifferenziert)
• Praktikabilität: das eigene Kommunikationsverhalten kritisch überprüfen
Ansatz
• menschliche Kommunikation aus jeweils vier Perspektiven betrachten
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Sender („vier Schnäbel“) Empfänger („vier Ohren“)
Sachinhalt Sachohr
Selbstoffenbarung Selbstoffenbarungsohr
Beziehungsaussage Beziehungsohr
Appell Appellohr
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Sachinhalt
Sachinformationen, die die sendende der empfangenden Person mitteilen möchte
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Sachinhalt Sachohr
Sachinformationen, die die sendende der empfangenden Person mitteilen möchte
Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Selbstoffenbarung
Informationen über die sendende Person, die sowohl aus gewollter Selbstdarstellung (z. B. zu zeigen, dass man sich auf einem Gebiet auskennt) als auch aus unbeabsichtigter Selbstenthüllung (z. B. Zittern als Zeichen von Aufregung oder Angst) bestehen können
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Selbstoffenbarung Selbstoffenbarungsohr
Informationen über die sendende Person, die sowohl aus gewollter Selbstdarstellung (z. B. zu zeigen, dass man sich auf einem Gebiet auskennt) als auch aus unbeabsichtigter Selbstenthüllung (z. B. Zittern als Zeichen von Aufregung oder Angst) bestehen können
Was für eine Person ist das?
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Beziehungsaussage
Die Art und Weise, wie eine Person angesprochen wird: Aufschluss darüber, wie die Beziehung zwischen ihr und der sendenden Person definiert wird („Habe ich mir doch gedacht, dass die Aufgabe zu schwer für dich ist.“ vs. „Wenn du dir das nochmal genau ansiehst, fällt dir sicher die richtige Lösung ein.“)
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Beziehungsaussage Beziehungsohr
Die Art und Weise, wie eine Person angesprochen wird: Aufschluss darüber, wie die Beziehung zwischen ihr und der sendenden Person definiert wird („Habe ich mir doch gedacht, dass die Aufgabe zu schwer für dich ist.“ vs. „Wenn du dir das nochmal genau ansiehst, fällt dir sicher die richtige Lösung ein.“)
Wie redet sie mit mir? Wen glaubt sie, vor sich zu haben?
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Appell
Wer etwas von sich gibt, will damit in der Regel auch etwas bewirken. Eine Nachricht soll die adressierte Person dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen.
DIE VERSCHIEDENEN PERSPEKTIVEN
Appell Appellohr
Wer etwas von sich gibt, will damit in der Regel auch etwas bewirken. Eine Nachricht soll die adressierte Person dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen.
Was soll ich tun, denken, fühlen?
GELINGEN VON KOMMUNIKATION
Das Gesendete das Empfangene
Dekodieren:
der Empfänger der Nachricht auf sich allein gestellt
Der Verlauf des Gesprächs davon abhängig, welches Ohr momentan am besten empfängt
GELINGEN VON KOMMUNIKATION
"[D]as Ergebnis der Dekodierung hängt ab von seinen [gemeint ist der Empfänger, Anm. d. A.] Erwartungen, Befürchtungen, Vorerfahrungen – kurzum: von seiner ganzen Person. So mag es geschehen, dass manche Botschaft überhaupt nicht ankommt (etwa wenn der Empfänger den 'mürrischen Unterton' nicht mitkriegt); oder dass er mehr 'hineinliest' in die Nachricht, als der Sender hineinstecken wollte (etwa wenn der Empfänger einen 'Vorwurf' auf der Beziehungsseite heraushört, den der Sender nicht erheben wollte).„
Schulz von Thun, Friedemann (2004): Miteinander reden. Störungen und Klärungen. Reinbek, S. 61.
GELINGEN VON KOMMUNIKATION
Kommunikationsqualität davon abhängig, wie gut die Entschlüsselung des vom Sender bzw. der Senderin Gemeinten gelingt
GELINGEN VON KOMMUNIKATION
Kommunikationsqualität davon abhängig, wie gut die Entschlüsselung des vom Sender bzw. der Senderin Gemeinten gelingt
Aussage: „Hier ist es aber heiß!“
GELINGEN VON KOMMUNIKATION
Kommunikationsqualität davon abhängig, wie gut die Entschlüsselung des vom Sender bzw. der Senderin Gemeinten gelingt
Aussage: „Hier ist es aber heiß!“
Sender / Appell: Aufforderung, die Heizung herunterzudrehen (diese Aufforderung nicht explizit formuliert, kann von der empfangenden Person unter Umständen anders interpretiert werden)
BEISPIEL
Mann: "Gegenüber hat ein neues Restaurant eröffnet."Frau: "Sag doch gleich, dass dir mein Essen nicht schmeckt."
BEISPIEL
Mann: "Gegenüber hat ein neues Restaurant eröffnet."Frau: "Sag doch gleich, dass dir mein Essen nicht schmeckt."
Frau: Schlussfolgerung, dass der Mann sie für eine schlechte Köchin hält und stattdessen lieber woanders essen möchte
BEISPIEL
Mann: "Gegenüber hat ein neues Restaurant eröffnet."Frau: "Sag doch gleich, dass dir mein Essen nicht schmeckt."
Frau: Schlussfolgerung, dass der Mann sie für eine schlechte Köchin hält und stattdessen lieber woanders essen möchte
Eventuelle Absicht des Mannes: seine Frau zum Essen einladen, um mit ihr einen netten Abend zu verbringen
BEISPIEL: DOPPELBOTSCHAFTEN
Daniel erledigt seine Hausaufgaben. Sein Vater fragt, ob er Hilfe brauche. Daniel schaut nach unten und flüstert: "Ich schaffe das allein". Der Vater zögert mit seiner Reaktion.
BEISPIEL: DOPPELBOTSCHAFTEN
Daniel erledigt seine Hausaufgaben. Sein Vater fragt, ob er Hilfe brauche. Daniel schaut nach unten und flüstert: "Ich schaffe das allein". Der Vater zögert mit seiner Reaktion.
Daniel (Sender) Vater (Empfänger)
Sachebene Sachohr
Selbstoffenbarung Selbstoffenbarungsohr
Beziehungsebene Beziehungsohr
Appellebene Appellohr
BEISPIEL: DOPPELBOTSCHAFTEN
Daniel erledigt seine Hausaufgaben. Sein Vater fragt, ob er Hilfe brauche. Daniel schaut nach unten und flüstert: "Ich schaffe das allein". Der Vater zögert mit seiner Reaktion.
1. Was sendet Daniel?
2. Wie kann der Vater die Nachricht entschlüsseln?
3. Wie könnte der Vater reagieren?
4. Wie könnte Daniel auf das Handeln des Vaters reagieren?
AUFGABE
Analysieren Sie, worin die Kommunikationsstörung besteht und welche Ursachen denkbar sind:
Elisabeth und Christoph sehen sich ihren Lieblingsfilm an. Elisabeth stützt ihren Kopf auf Christophs Schulter. Bei einer Szene, in der ein Strand und Palmen zu sehen sind, seufzt Christoph lächelnd: "Unser letzter Urlaub war toll." Elisabeth atmet langsam aus und beginnt zu weinen: "Du verdienst ja auch Geld wie Heu." Christoph steht auf und verlässt wortlos den Raum.
Elisabeth und Christoph sehen sich ihren Lieblingsfilm an. Elisabeth stützt ihren Kopf auf Christophs Schulter. Bei einer Szene, in der ein Strand und Palmen zu sehen sind, seufzt Christoph lächelnd: "Unser letzter Urlaub war toll." Elisabeth atmet langsam aus und beginnt zu weinen: "Du verdienst ja auch Geld wie Heu." Christoph steht auf und verlässt wortlos den Raum.
1. Was sendet Christoph? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
2. Wie reagiert Elisabeth? (verbal, paraverbal, nonverbal)
3. Wie entschlüsselt sie die Nachricht? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
4. Was interpretiert und was fühlt sie? (ihre Interpretation, ihre Gefühle)
5. Was sendet sie? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
6. Fassen Sie die Erkenntnisse zusammen und deuten Sie Konfliktlösungsstrategien an.
Es ist Frühling. Katharina schiebt die Gardine zur Seite, blinzelt und sagt leise vor sich hin: "Endlich scheint die Sonne." Lars sitzt am Schreibtisch. Er wirft seinen Stift zu Boden und schreit: "Du musst ja auch nicht lernen." Katharina reißt überrascht die Augen auf.
1. Was sendet Katharina? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
2. Wie reagiert Lars? (verbal, paraverbal, nonverbal)
3. Wie entschlüsselt er die Nachricht? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
4. Was interpretiert und was fühlt er? (seine Interpretation, seine Gefühle)
5. Was sendet er? (Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene, Appellebene)
6. Fassen Sie die Erkenntnisse zusammen und deuten Sie Konfliktlösungsstrategien an.
LITERATURVERZEICHNISBurkart, Roland / Hömberg, Walter (2004): Kommunikationstheorien. Ein Textbuch zur Einführung. Wien
Linke, Angelika / Nussbaumer, Markus / Portmann, Paul (2004): Studienbuch Linguistik. Tübingen
Meibauer, Jörg (2002): Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart und Weimar
Schulz von Thun, Friedemann (2004): Miteinander reden. Störungen und Klärungen. Reinbek
Schützeichel, Rainer (2015): Soziologische Kommunikationstheorien. Konstanz und München
Watzlawick, Paul u.a. (1974): Menschliche Kommunikation. Formen, Paradoxien. Bern, Stuttgart und Wien