26
bulletin 10/2013 Schwerpunkt Mobile Payment

Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

bulletin

10/2013

Schwerpunkt Mobile Payment

Page 2: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/201310/20132 bulletin

INHALT

Armin Berchtold: Das Herz, die Sicherheitund das elektronische Portemonnaie 3Armin Berchtold: Le coeur, la sécurité et le portemonnaie électronique 4 EDITORIAL

Ein Unternehmen stellt sich vor: cablex AG 8

Titelbild und nicht anders bezeichnete Illustrationen:123RF Stock PhotoÜbersetzungen: CLS Communication, Basel

SCHWERPUNKT

Zahlen, en passant 16 Viel Bewegung hinter den Kulissen 18Hat Bargeld ausgedient? 20 2014 zahlt die Schweiz mobil 22Aber ist es auch sicher? 24Nur Bares ist Wahres 25

26AGENDA

INTERVIEWBritta Reinhardt: «Extrem einfach, extrem schnell und Spass macht es auch» 10 Britta Reinhardt: «Extrêmement simple, extrêmement rapide et très agréable» 13

IMPRESSUMOrgan der asut,

Schweizerischer Verband der TelekommunikationOrgane de l’asut,

Association suisse des télécommunications

Erscheint zehnmal jährlich.

Paraît dix fois par an.

Herausgeber – Editeur Vorstand der asut – Comité de l’asut

Redaktionskommission – Commission rédactionnellePeter Grütter, Vania Kohli

Redaktionsleitung – Direction de la rédactionChristine D’Anna-Huber (cdh), Klösterlistutz 8, CH-3013 Bern Tel. 079 593 02 75, Fax 031 560 66 67E-Mail: [email protected]

Geschäftsstelle – AdministrationKlösterlistutz 8, CH-3013 Bern Tel. 031 560 66 66, Fax 031 560 66 67E-Mail: [email protected]

Weiterverwendung nur mit Bewilligung der Redaktion.Reproduction interdite sans l’autorisation de la rédaction.

Eine Mobilitätsstrategie für die Schweiz 5ASUT INFORMIERT

UNTERNEHMEN & LEUTE

Herausforderungen der digitalen Welt 614. ASUT KOLLOQUIUM

Page 3: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 3

EDITORIAL

Haben Sie die Weihnachtsgeschenke für Ihre Lieben schon besorgt? Dann ist Ihnen sicher präsent, wie das mühsam ist, wenn man immer wieder das Portemonnaie zücken, nach Kleingeld suchen oder umständlich die richtige Kreditkarte hervorklauben muss und dabei die wachsende Ungeduld in der Warteschlange hinter sich spürt. Doch dies gehört wohl bald alles der Vergangenheit an. 2014 könnte das Jahr werden, in dem sich das mobile Bezahlen stark verbreitet.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Mobiles Bezahlen ist schneller, bequemer und es vereinfacht den Zahlungsverkehr. Seit diesem Herbst bieten verschiedene Detailhändler in der Schweiz den Kundinnen und Kunden bereits die Möglichkeit, ihre Einkäufe mit einer NFC-fähigen Kreditkarte kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings noch nicht geworden zu sein. Auch hier ist der Grund unschwer zu erraten: Selbst wenn die Kreditkarte sich inzwi-schen zum kontaktlos einsetzbaren Zahlungsmittel gemausert hat – sie ist und bleibt trotzdem einfach eine Kreditkarte.

Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung besitzen ein Smartphone. Bei diesem digitalen Alleskönner, den man rund 180 Mal am Tag hervornimmt und meist nicht einmal in der Nacht ausschaltet, ist das etwas anderes. Smartphones, als elektronisches Portemonnaie eingesetzt, versprechen Mehrwert und hohen Kundennutzen. Sie sind zu mehr fähig, als einfach nur mobil oder kontaktlos Zahlungen abzubuchen: Sie können gleichzeitig auch Werbung einbinden, die direkte Verbindung zum Online-Banking herstellen, Treuekarten verwalten, in Echt-zeit standortabhängige Sonderangebote melden und digitale Berechtigungen vergeben: von der ÖV-Karte über den Museumseintritt bis hin zum Personalaus-weis. Die NFC-fähigen SIM-Karten in den mobilen Endgeräten der Mitarbeitenden ermöglichen auch

Das Herz, die Sicherheit und das elektronische Portemonnaie

im Unternehmensumfeld unzählige neue Anwendungen für die Anbindung verschie-denster Systeme und die Abwicklung von Transaktionen unterschiedlichster Natur: Das kann die Zahlung in der Kantine sein, die Zutrittskontrolle für das Firmengebäude oder auch die mobile Spesenabrechnung.

Aber noch ist nichts gewonnen, noch gilt es, die Herzen der Konsumenten dauerhaft zu erobern. Einige Voraussetzungen sind im Auge zu behalten. Der Einsatz, z.B. im

Detailhandel, muss von kompetentem und gut geschultem Personal unterstützt werden und im Unternehmensumfeld müssen die nötigen Lösungs-anwendungen und Angebotsvielfalt vorliegen. Qua-lität und echter Mehrwert allein genügen aber nicht: An oberster Stelle steht die Sicherheit! Die mobilen Bezahlsysteme müssen verlässlich und vertrauens-würdig sein und den Datenschutz respektieren. Eine Umfrage von PwC zeigt, dass gerade in der Schweiz –Weltmeisterin im mobilen Internetzugang – sehr viele Konsumentinnen und Konsumenten die Idee des mobilen Bezahlens zwar bestechend finden, ihr aber trotzdem mit grosser Skepsis begegnen. Grund dafür sind in erster Linie Sicherheitsbedenken. Und dazu gehört nicht nur die Befürchtung, dass Diebe bei der kabellosen Datenübertragung Geldflüsse umleiten oder Bankdaten aus den Smartphones «abfischen» könnten. Im Zug der NSA-Affäre argwöhnen viele Nutzerinnen und Nutzer, Anbieter und Servicepro-vider könnten ihre persönlichen Daten sammeln, um damit – für ihren Eigengebrauch oder zur Weitergabe an Dritte – Nutzungs- und Bewegungsprofile zu erstellen.

Nur wenn solche Bedenken von der Branche sehr ernst genommen werden, wird sich das Erfolgspo-tenzial des digitalen Portemonnaies verwirklichen lassen. o

Frohe Festtage und ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr wünscht Ihnen Armin Berchtold, CEO Securitas-Gruppe und asut-Vorstandsmitglied

Armin Berchtold.

Page 4: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

4 bulletin 10/2013

Avez-vous déjà acheté vos cadeaux de Noël pour vos proches? Alors vous savez mieux que quiconque à quel point il est fastidieux de sans cesse devoir sortir son porte-feuille, y chercher de la monnaie ou en extraire la bonne carte de crédit, alors que dans la file d’attente, derrière soi, l’impatience se fait de plus en plus sentir. Voilà une situation qui appartien-dra bientôt au passé, car 2014 pourrait être l’année qui verra le paiement mobile se répandre largement.

Les avantages sont évidents: plus rapide et plus agréable, le paiement mobile simplifie en outre les transactions. Depuis cet automne, différents com-merces de détail de Suisse offrent déjà à leur clientè-le la possibilité de régler leurs achats sans contact à l’aide d’une carte de crédit compatible NFC. S’il est encore trop tôt pour chiffrer le taux d’utilisation de l’offre, cette dernière ne semble toutefois pas encore rencontrer un succès retentissant. Mais là aussi la rai-son en est simple à deviner: même si la carte de cré-dit s’est entre-temps muée en un moyen de paiement utilisable sans contact, elle est et reste une simple carte de crédit.

Près de trois quart des Suisses possèdent und smartphone. Il en va tout autrement de ce «polyva-lent numérique» qu’ils prennent en main environ 180 fois par jour et que la plupart n’éteint même pas la nuit. Utilisés comme porte-monnaie électronique, les smartphones offrent une valeur ajoutée et de nombreux avantages pour le client. Et leurs capaci-tés vont bien au-delà du simple paiement mobile ou sans contact: ils peuvent intégrer simultanément de la publicité, établir une connexion directe avec votre site de banque en ligne, gérer des cartes de fidélité, signaler des offres spéciales en temps réel en fonction de l’emplacement et délivrer des autorisations nu-mériques, de l’abonnement de transports publics au badge d’identification personnelle, en passant par le billet d’entrée au musée. Les cartes SIM compatibles NFC dans les terminaux mobiles des collaborateurs leur donnent également accès, dans l’environnement de l’entreprise, à une multitude de nouvelles appli-

cations en vue de la connexion de dif-férents systèmes et du traitement de transactions de diverses natures: paie-ment à la cantine, contrôle de l’accès au bâtiment ou encore décompte mo-bile des frais.

Mais rien n’est gagné, car il s’agit encore de conquérir de manière du-rable le cœur des consommateurs. Et en l’occurrence, certaines conditions doivent être observées. Il est essentiel

que l’utilisation – p. ex. dans le commerce de détail – soit encadrée par du personnel compétent et bien formé et que l’environnement de l’entreprise dispose des applications de solution et de la variété d’offres nécessaires. Cela dit, à elles seules, qualité et valeur ajoutée ne suffisent pas: la sécurité est primordiale! Les systèmes mobiles de paiement doivent être fia-bles et dignes de confiance et respecter la protection des données. Un sondage effectué par PwC montre clairement qu'en Suisse – championne du monde de l’accès Internet mobile –, bon nombre de consom-matrices et consommateurs trouvent l’idée du paie-ment mobile séduisante, mais peinent à dissimuler un certain scepticisme. Cela notamment en raison de doutes quant à la sécurité. Et il ne s’agit pas que de la crainte que des voleurs puissent détourner les flux d’argent passant par la transmission de données sans fil ou «pêcher» des données bancaires dans les smartphones. Suite à l’affaire de la NSA, beaucoup d’utilisatrices et utilisateurs soupçonnent également que des opérateurs et fournisseurs collectent leurs données afin d’établir des profils d’utilisation et de mouvement, pour leur propre gouverne ou pour les transmettre à des tiers.

Ce n’est qu’en prenant ces doutes très au sérieux que le secteur parviendra à concrétiser le succès po-tentiel du porte-monnaie numérique. o

Joyeuses fêtes et mes meilleurs voeux de bonheur et réus-site à tous, Armin Berchtold, CEO du groupe Securitas et membre du comité exécutif de l’asut

EDITORIAL

Le coeur, la sécurité et le portemonnaie électronique

Armin Berchtold.

Page 5: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 5

INFORMIERT

Eine Mobilitätsstrategie für die Schweiz

(asut) – Die Volksabstimmung über die Autobahnvi-gnette hat einen verkehrspolitischen Scherbenhaufen hinterlassen. Die laufende Diskussion um die Finan-zierung der Strassenausbauten lenkt davon ab, dass in der Schweiz eine Gesamtkonzeption für die Mobilität der Zukunft fehlt. Der Schweizerische Verband der Telekommunikation asut fordert daher eine ganzheit-liche Mobilitätsstrategie Schweiz. Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) kann die Mobilitätsinfrastruktur in der Schweiz effizienter und nachhaltiger betrieben und ausgebaut werden. Diese Chance gilt es zu nutzen.

Mobilität ist eine prägende Eigenschaft unserer Gesellschaft und ermöglicht wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Austausch. Sie schafft Wohlstand und Arbeitsplätze für die Schweiz und ist aus der global ver-netzten Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr wegzu-denken. Doch die Mobilität von morgen muss effizien-ter und sicherer werden, sie muss ressourcenschonend und klimafreundlich sein und auf individuelle Bedürf-nisse und lokale Gegebenheiten abgestimmt.

Eine besondere Herausforderung ist die Gestaltung der Mobilität in urbanen Zentren, Agglomerationen und entlang der Hauptverkehrsachsen. Die zuneh-mende Konzentration auf diese Räume erhöht den Druck auf die Infrastrukturen. Trotz kontinuierlichem Ausbau in der Vergangenheit stossen die Kapazitäten von Schiene und Strasse zunehmend an ihre Grenzen.

Die Industrie verfügt bereits heute über innovative Konzepte und Technologien, um eine zukünftige und nachhaltige Mobilitätsinfrastruktur zu realisieren. Es liegt nun an der Politik, die entsprechenden Rahmen-bedingungen so festzulegen, dass die neuen Technolo-gien erfolgreich eingesetzt werden können. Gelingen kann das nur mit einem umfassenden, gesamtheit-lichen Ansatz und dem Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Der Schweizerische Verband der Telekommuni-kation asut stellt jedoch fest, dass diese ganzheitliche Diskussion in der Schweiz noch nicht geführt wird. Es bestehen verschiedene Ansatzpunkte und Teilstrate-gien, aber eine konsolidierte und umfassende Mobili-tätsstrategie Schweiz fehlt. asut fordert daher eine Mo-bilitätsstrategie Schweiz. Nur durch die Vernetzung und den Einsatz von Informations- und Kommuni-

kationstechnologien können bestehende Kapazitäten besser ausgeschöpft und neue Kapazitäten effizienter und nachhaltiger bereitgestellt werden.

Diese Mobilitätsstrategie muss aus Sicht von asut u.a. folgende Punkte beinhalten:• Die optimale Vernetzung aller Verkehrsträger

und Verkehrssysteme• Den Einsatz intelligenter Verkehrssysteme• Die Entwicklung innovativer Steuerungs- und

Antriebstechnologien• Investitionen in exzellente Verkehrsinfrastruktur• Mehr Effizienz bei Planung, Bau und Betrieb• Zusammenspiel mit der Raum- und Siedlungs-

politik und der Energiestrategie 2050

Intelligente Infrastrukturen und Systeme werden für unsere Gesellschaft und die Wirtschaft immer wichtiger. Eine smarte Verkehrsinfrastruktur ist ein Schlüsselfaktor für die künftige Wettbewerbsfähigkeit und eine nachhaltige Mobilitätsversorgung. Durch den Einsatz von ICT können beispielsweise Verkehrs-spitzen geglättet, Verkehrsflüsse optimiert oder ver-schiedene Verkehrsträger kombiniert werden. Aber auch die Förderung neuer Arbeitsmodelle wie Mobile Working, Work-at-Home oder der Ersatz physischer Reisen durch virtuelle Meetings (z.B. Videokonferen-zen) sind Möglichkeiten, welche in einer Mobilitäts-strategie berücksichtigt werden müssen und zum ef-fizienten und sinnvollen Ressourceneinsatz beitragen können. Dazu müssen ICT-Lösungen frühzeitig in die Planungen aller Mobilitätsprojekte miteinbezogen werden. All dies erhöht die Kapazität, führt zur opti-malen Nutzung der bestehenden Verkehrssysteme und hilft letztendlich dabei, Mobilität effizienter, sauberer und sicherer zu machen.

Die Mobilität von Morgen und damit zusam-menhängend der wirtschaftliche Erfolg und Wohl-stand der Schweiz verlangen nach einer gesamtheit-lichen Mobilitätsstrategie Schweiz. asut repräsentiert das Branchen-Know-how im Bereich der ICT und ist gewillt, zusammen mit den betroffenen Branchen und den verantwortlichen Behörden neue Lösungs-ansätze zu entwickeln und bei der Ausarbeitung ei-ner gesamtheitlichen Mo-bilitätsstrategie Schweiz aktiv mitzuwirken. o

Page 6: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

Die Digitalisierung führt dazu, dass die Welt im-mer schneller zusammenwächst. Sie durchdringt alle Bereiche, wird zur systemkritischen Struktur aller anderen Infrastrukturen, zum Nervensystem der modernen Welt, von dessen Zuverlässigkeit vi-tale Funktionen von Wirtschaft und Gesellschaft abhängen. Unter dem Titel «ICT als Schlüsselfak-tor für intelligente Netze» zeigte das diesjährige asut-Kolloquium auf, welche Chancen, Heraus-forderungen und Megatrends sich daraus ergeben.

(cdh) – Der Klimawandel und der demographische Wandel (Überalterung), die Verknappung fossiler Ressourcen, der anstehende Umbau der Energiever-sorgung, die zunehmende Verkehrsdichte, die fort-schreitende Urbanisierung: Die Herausforderungen, welchen die Welt heute gegenübersteht, sind gross.

ICT kann dabei helfen, sie zu meistern: Durch die intelligente Steuerung von Energiesystemen und Verkehrsflüssen beispielsweise, dem smarten und nachhaltigen Management von Ressourcen. Inter-netbasierte Dienste – wie das Rechnen in Datenwol-ken – und weltumspannende Wirtschaftsplattformen ermöglichen neue Geschäftsmodelle, die Digitali-sierung der Produktion und die Automatisierung intelligenter Arbeit birgt das Potenzial ungeheurer Wettbewerbsvorteile, das Internet der Dinge und der Dienste verbunden mit dem Siegeszug der Sensoren können unsere Lebens- und Arbeitswelt sowie unser Mobilitätsverhalten grundlegend verändern.

Natürlich gibt es auch ICT-inhärente Risiken: Die Vernetzung kritischer Infrastrukturen kann zur Achillesferse der digitalisierten Welt werden und die Vernachlässigung oder der allzu nonchalante Um-gang mit (Daten-)Sicherheit und Privatsphäre im virtuellen Raum sich als Bumerang erweisen. Es ist im ureigenen Interesse der ICT-Branche, hier – von der Planung von Produkten, Geschäftsmodellen und Ausbildungsgängen bis hin zu internationalen Standards und Sicherheitspartnerschaften – zu zu-kunftsfähigen Lösungen beizutragen, um die trans-formativen Chancen der Digitalisierung nicht zu verschenken.

Intelligente Netze müssen herDenn die Zukunft, daran bestehen kaum Zweifel, gehört Smart Grids, Smart Buildings, Smart Cities und Smart Transportation. Doch für die breite Im-plementierung einer durch das Internet getriebenen Service- und Kommunikationsrevolution sind Wett-bewerb, Innovation und Investitionssicherheit zen-trale Faktoren. Wie steht es damit in der Schweiz? Was ist möglich und was bleibt Zukunftsmusik? Die-sen Fragen ging der Schweizerische Verband der Tele-kommunikation asut an seinem 14. Kolloquium im Berner Kursaal nach. Verschiedene Redner beleuch-teten Megatrends und Herausforderungen. So zeig-te Andreas König, CEO Swisscom IT-Services, dass die Schweiz über stimmige Rahmenbedingungen und eine Top-Infrastruktur (Stichworte: Breitband-nutzung, Investitionen im Telekommarkt pro Kopf,

6 bulletin 10/2013

14. ASUT KOLLOQUIUM

asut-Präsident Peter Grütter, Ausstellung im Foyer, Lars Losinger und Peter Messmann, ewz Telecom. Fotos: asut

Herausforderungen der digitalisierten Welt

Page 7: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 7

14. ASUT KOLLOQUIUM

Herbert Wanner, Cisco Systems, Jürg Aebischer, ACE Firmengruppe; Aussteller im Foyer; Dr. Peter de Haan, Ernst Basler + Partner.

Oliver Crochat, Fibrelac SA, Peter Grütter, Rolf Burri, Atos AG, und Jorge Rodrigues, Huawei Schweiz; Martin Bürki, Ericsson AG, und Ivo Zehnder, Landys + Gyr AG; Mathias Wegscheider und Caroline Pajak, Rittal AG.

Verbindungsgeschwindigkeit und ICT-Zugang) und damit über sehr gute Voraussetzungen verfügt. Dr. Peter de Haan, Ernst Basler + Partner, zeigte, was ICT in den Bereichen Energie und Mobilität kann (Antwort: sehr vieles und insbesondere das Energie-system der Zukunft, das fähig sein muss, stochasti-sche Energiequellen einzubinden, wird ohne sie nicht möglich sein) und was sie nicht kann (Antwort: Es besteht die Gefahr von Rebound-Effekten, wenn bei-spielsweise im Bereich der Mobilität eine dank ICT erreichte grössere Zeit-Effizienz zu zusätzlicher Mo-bilität führt). Niklaus Zepf, Axpo, referierte über die Herausforderungen, welche ein intelligentes Strom-netz in Europa aus Sicht der Energiebranche mit sich bringt (Akzeptanz, sinnvoller regulatorischer Rah-men, Datenschutz) und betonte die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Energie- und ICT-Branche, und Siegfried Gerlach, CEO Siemens Schweiz AG, zeigte auf, wie eine intelligente Vernet-zung der Verkehrsströme auf der Schiene, der Strasse und in der Luft aussehen könnte.

In der Nachmittagssession bot das asut-Kollo-quium anhand von verschiedenen Praxisbeispielen Einblick in Bereiche, wo die Gegenwart bereits an solche Zukunftstrends anknüpft: Dr. Holger Herbst, SBB AG, legte dar, welche Schlüsselrolle die ICT für ein modernes Bahnsystem und guten Kundenservice einnimmt. René Soland, AEW Energie AG, stellte einen Feldversuch vor, bei dem dezentral installierte Stromerzeugungsanlagen dank ICT in ein sicheres und stabiles Stromversorgungsnetz integriert werden. Die internationale Perspektive brachte Norbert En-der, IBM Schweiz AG, ein: An Erfahrungen aus den Städten Stockholm, Madrid und Singapur erläuter-te er Beispiele für eine intelligente Mobilität. Stefan Heimrich, IBM Global Business Services und Daniel Berner, BKW Enerige AG, schliesslich dokumen-tierten das vom Bundesamt für Energie unterstützte Smart-Grid-Projekt Flexlast.

Alle Präsentationen können von der Webseite der asut heruntergeladen werden: www.asut.ch/de/veranstaltungen/kolloquium

Page 8: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

8 bulletin 10/2013

UNTERNEHMEN & LEUTE

cablex AGNetze für die Bedürfnisse von morgen

cablex baut und unterhält hochleistungsfähige ICT-Netzinfrastruktur-Lösungen, die heutige und zukünftige Marktbedürfnisse erfüllen. Ganz nach ihrem Motto «Vernetzt in die Zukunft» sorgt sie für hochverfügbare Netze in den Branchen Ener-gie, Kommunikation und Transport. Durch in-novative Servicedienstleistungen sichert cablex zudem die Nachhaltigkeit und Qualität der Netze langfristig.

Kommunikation, Transport und Energiecablex schafft es, Kommunikation, Energie und Transport zu verbinden. Mit ihrer hochleistungs-fähigen ICT- und Netzinfrastruktur in kabel- und drahtlosen Netzwerken ermöglicht sie ihren Kunden einen Wettbewerbsvorteil durch höchste Bandbrei-ten. Anwendungen wie VoD, cloud-basierte Diens-te und die steigende Zahl von vernetzten Geräten erfordern immer höhere Datenraten. cablex stellt sicher, dass ihre Kunden durch hochleistungsfähige Netze für den multimedialen Dienstwettbewerb ide-al gerüstet sind.

Neben dem Bereich Kommunikation bietet cablex auch im Transport Lösungen für Kapazität und Sicherheit in Tunnels, auf offenen Strecken im Strassen- und Schienenverkehr. Mit sicheren und ef-

fizienten Infrastrukturen legt cablex zudem die Basis für die zukünftigen Anforderungen an die hochflexi-blen und smarten Energienetze.

Tätigkeitsgebiete und Kernkompetenzencablex bietet schweizweit Dienstleistungen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Netzes. Das Ange-bot reicht von Case Study über Projektmanagement und Realisierung bis hin zur Service Continuity. cablex ist somit der kompetente Ansprechpartner für Layer-1-Projekte und Gesamtlösungen.

Im Bau und in der Installation kann cablex auf jahrelange Erfahrung in der Realisierung und dem Projektmanagement von verschiedensten Infrastruk-turprojekten zurückgreifen. Im Service garantieren fortschrittliche Arbeitsmittel und die schweizweite Präsenz kurze Interventionszeiten und einen voll-umfänglichen Service rund um die Uhr während 365 Tagen, in allen Landessprachen. Mit dem neu-en Business-Continuity-Management, welches aus Bestandteilen wie Life-Cycle-Management und Service-Assurance-Management besteht, kann cablex die Verfügbarkeit und Langlebigkeit der Infrastruk-tur entscheidend erhöhen.

Innovation auf ganzer LinieBei cablex wird Innovation gross geschrieben. Eine innovative Lösung von cablex ist solar@Basisstation, eine Kombination aus einem neuen Kühlungsansatz und dem Einsatz von Solarzellen. Dadurch kann der Energieverbrauch drastisch re-duziert werden.

Mit der Nutzung von iPads als Front-End-Geräte im Feld und einem durchgängigen Work-force-Management-System hat cablex den Stö-rungsbehebungsprozess revolutioniert. Mess- und Servicetechniker haben so die benötigten Daten im-mer sofort zur Hand.

Revolution im Störungsbehebungsprozess: iPads als Front-End-Geräte. Foto: cablex

Page 9: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 9

UNTERNEHMEN & LEUTE

Weitere Informationen

cablex AGOstermundigenstrasse 993006 BernTel. 058 224 47 [email protected]

Damit cablex die Trends im Markt als Leading Provider umsetzen kann, hat sie kürzlich das cablex-Partner-Programm (cxPP) eingeführt. cablex arbeitet mit zertifizierten Partnern zusammen, die sie bei der Umsetzung von Komplettlösungen unterstützen. Dies erlaubt rasch und flexibel zu reagieren, und zwar in der gesamten Schweiz.

Referenzen und Beispielprojektecablex baut und wartet Netze für die grössten Tele-kommunikationsanbieter der Branche. Für Swiss-com übernimmt cablex beispielsweise die Wartung und Störungsbehebung sowie einen grossen Teils des Netzbaus. upc hat cablex als strategischen Partner für ihre Netzprojekte gewählt, ewz ist mit cablex eine strategische Partnerschaft für den Bau des Zürinet (FTTH Netz) eingegangen und Sunrise hat cablex die schweizweite Installation und Störungsbehebung von IP-TV anvertraut. Zu den über 2000 zufrie-

denen Kunden von cablex gehören neben Netzbe-treibern die öffentliche Hand sowie Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.

cablex etabliert sich zudem stark im Bahnbereich. Als wichtiger ARGE-Partner wurde sie von der SBB mit dem Einbau der Bahntechnik und dem Projekt-management der Zürcher Durchmesserlinie betraut. Nun kann sie ihre Erfahrungen in einem noch grös-seren Projekt einbringen. cablex hat im vergangenen August als ARGE-Führer den Zuschlag für das Los Bahntechnik und Gesamtkoordination im Ceneri Basistunnel erhalten – ihr bisher grösster Auftrag. Das 138 Mio. Franken teure Projekt umfasst unter anderem die Bereitstellung von Hoch- und Nieder-spannungskabel- und Telekomanlagen, Sicherheits-systemen sowie den Einbau von Fahrleitung und Stromversorgung.

Kontinuierliches WachstumSeit ihrer Gründung 2001 ist cablex stetig gewach-sen und kann heute ein umfangreiches Lösungsport-folio im Infrastrukturbereich vorlegen, welches lau-fend weiterentwickelt wird.

cablex ist ein verlässlicher Partner mit hohen Qualitätsansprüchen. Mit engagierten Mitarbeitern und innovativer Technik baut und unterhält cablex Netze für die Bedürfnisse von morgen. o

cablex auf einen Blick

Hochleistungsfähige Netze für den multimedialen Dienstwettbewerb. Foto: cablex

• Gründung: 2001, zu 100 Prozent Tochter von Swisscom

• Geschäftsführer: Hans-Peter Legler• Mitarbeiter: > 1200• Standorte schweizweit: 20• Umsatz 2012: > CHF 250 Mio.• Geschäftsfelder: Netzbau, Installation, Service• Aufträge: 110 000 / Jahr• 500 iPads im Feldeinsatz• ISO Zertifizierung 9001 und 14001

Page 10: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10 bulletin 10/2013

nen somit über kurze Distanzen kabellos Da-ten austauschen. Apple stellt hier eine Ausnah-me dar. Zweitens wird jetzt die Infrastruktur aufgebaut, die nötig ist, damit eine Massen-nutzung erfolgen kann. Bei McDonalds und Valora sind NFC-Bezahlterminals bereits im Einsatz, Migros hat sie im November flächen-deckend eingeführt, Coop wird folgen. Die dritte Voraussetzung ist die Standardisierung. Zwischen Telekommunikationsanbietern und Bankenwelt muss ein neues Ökosystem auf-gebaut werden, damit diese beiden Welten zusammen kommunizieren können. Das setzt gewisse Standards voraus und die sind jetzt vorhanden.

Die Zeit ist nun also reif?Das ist bei Innovationen extrem wichtig. Man darf weder zu früh sein, noch zu spät. Bei Mo-bile Payment ist der richtige Zeitpunkt jetzt da: Es wird für sehr viele Leute in der Schweiz be-nutzbar. Grob geschätzt sollten bereits nächstes Jahr rund 50 Prozent aller Kreditkartentrans-aktionen kontaktlos erfolgen können.

Jedenfalls reden nun alle davon, und jeder wer-kelt an einer Lösung. Was macht Swisscom?Unser Ansatz ist, die Kredit- oder Debitbezahl-karte zu virtualisieren: statt in meinem Porte-monnaie steckt sie nun eben virtuell in meinem Handy und das halte ich dann zum Bezahlen ganz einfach an den Bezahlterminal. Wir spre-chen also von wirklichem Bezahlen in einem echten Shop, nicht von Online-Payment.

Heute quillt mein Portemonnaie von Kredit-, Kunden- und anderen Treuekarten nur so über. Werde ich morgen zwar mobil zahlen, dafür aber in jedem Laden eine andere App brauchen, im einen mit dem Handy, im anderen kontaktlos per Kreditkare bezahlen müssen?Nein, das ist eben der Trick. Die Swisscom-Lö-sung Tapit bietet den Kunden einen sicheren Ort, wo sie alle diese verschiedenen Kärtchen

«Extrem einfach, extrem schnell und Spass macht es auch»

Schon lange wird davon gesprochen, aber erst jetzt kommen in der Schweiz in Sachen Mobile Payment die Dinge wirklich ins Rol-len. Christine D'Anna-Huber wollte von Britta Reinhardt wissen, warum das so ist.asut: Warum steckt Mobile Payment noch immer in den Kinderschuhen?Britta Reinhardt: Das ist nicht nur in der Schweiz so. Schon vor acht Jahren hiess es überall, dass Mobile Payment kurz vor dem Durchbruch stehe. Doch im Bereich Innovati-on müssen jeweils zuerst verschiedene Voraus-setzungen erfüllt sein, bevor sich etwas Neues am Markt durchsetzen kann. Bis vor kurzem waren diese Voraussetzungen für das Mobile Payment nicht gegeben.

Was hat sich geändert?Zuerst einmal sind heute praktisch alle Smart-phones NFC-fähig, sind also bereits mit einer «Kontaktlos-Funktion» ausgestattet und kön-

Britta Reinhardt. Foto: zVg

INTERVIEW SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Page 11: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 11

den Diebstahl nicht melden. Das ist das eine. Die virtuelle Kreditkarte im Handy ist zudem durch einen Code geschützt und die Karten-details sind für Dritte nicht ersichtlich. Will der Nutzer selber sie ansehen, muss er einen Pin eingeben. Im Vergleich zur Plastikkarte ist diese Karte also sicher. Und schliesslich: Den-ken Sie daran, wie mühsam und zeitraubend es ist, wenn man ein Portemonnaie verliert – alle Karten sperren, überall rumtelefonieren, neue Karten bestellen und dafür auch noch bezahlen müssen. Das alles fällt beim Mobile Payment weg. Da wird einfach die virtuelle Zahllösung gesperrt, die App wieder runtergeladen, ein neuer Code eingegeben und alle Karten sind wieder da.

Seit der NSA-Affäre machen sich viele Leute (noch mehr) Sorgen darüber, was mit ihren Da-ten passiert. Wie steht es beim Mobile Payment mit dem Datenschutz?Die Positionierung von Swisscom ist in dieser Beziehung absolut klar: Wir speichern die Da-ten nicht, wir sehen sie nicht, wir wissen nicht, was und wo der Kunde einkauft und wollen es auch nicht wissen. Und es ist für uns wich-tig, das auch ganz klar zu kommunizieren. Wir wollen die Privatsphäre unserer Kunden schützen. Tapit ist als sichere und vertrauens-würdige NFC-Plattform konzipiert, wo unsere Kunden alle ihre Kredit- und Loyalitätskarten speichern können.

Es geht ihnen also nicht darum, per Mobile Pay-ment Daten zu sammeln, um damit auch in das lu-krative Geschäft mit Kundenprofilen einzusteigen?Nein, im Gegensatz zu Internetfirmen wie Google tun wir das nicht. Dort ist alles gratis, dafür gibt der Kunde Daten preis, mit denen

speichern und genau kontrollieren und ma-nagen können, welche sie brauchen wollen, welche sie aktivieren und welche nicht. Und natürlich bauen wir mit Tapit auf internationa-le Standards. Das heisst mit unserer virtuellen Karte können Sie überall bezahlen, so wie Sie heute die Kreditkarte einer x-beliebigen Bank in jedem Laden im In- und Ausland zum Be-zahlen verwenden können. Ich war vor ein paar Wochen zum Beispiel in London und habe dort den kontaktlosen Bezahlterminal im Taxi benutzt: Handy ranhalten, beep, und schon ist der Fahrpreis beglichen.

Der Eindruck, dass zurzeit jeder seine eigenen Lösung entwickelt, ist also falsch?Wir setzen jedenfalls auf eine Technologie, die bereits vorhanden ist. Es ist nicht nötig, für Mobile Payment die Welt neu zu erfinden.

Aber es wird seinerseits einiges verändern. Was sind die Vorteile von Mobile Payment?Bei Swisscom läuft nun schon der vierte Pilot-versuch, ich zahle also seit Monaten per Handy und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es extrem einfach und extrem schnell ist und – mir persönlich zumindest – auch sehr viel Spass macht. Das mühselige «Eine-Karte-aus dem-Portemonnaie-Rausklauben», die Qual der Wahl, welche meiner vielen Karten ich jetzt am besten brauche – mit all dem ist beim Mo-bile Payment endlich Schluss.

Es ist bequemer, es ist schneller, aber ist es für die Konsumenten auch sicher?Erlauben Sie mir eine Gegenfrage: Wenn Sie Ihr Portemonnaie verlieren und irgendjemand es findet und mit ihren Kreditkarten auf Ein-kauftour geht, was passiert dann?

Wenn ich den Verlust zügig melde, werde ich nicht zur Kasse gebeten.Das bleibt auch in der mobilen Welt so. Es än-dert sich im Prinzip überhaupt nichts, nur dass ich statt einer echten Plastikkarte im Geldbeu-tel nun eben eine virtuelle Karte in meinem Handy mit mir trage. Grundsätzlich riskieren die Konsumenten also nichts, es sei denn, sie würden ihre Sorgfaltspflicht verletzen und

«Grob geschätzt erfolgen

bereits nächstes Jahr rund

50 Prozent aller Kreditkarten-

transaktionen kontaktlos.»

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT INTERVIEW

Page 12: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

12 bulletin 10/2013

Nutzungsprofile für personalisierte Werbung erstellt werden können. Das tun wir nicht. Ich will damit nicht sagen, dass das an und für sich eine schlechte Sache ist: Die Nutzer können schliesslich durchaus daran interessiert sein, dass ihnen passgenaue Services angeboten wer-den. Wichtig scheint mir einfach, dass immer transparent kommuniziert wird und die Nut-zer die Kontrolle darüber haben, was mit ihren Daten geschieht.

Wir haben bisher hauptsächlich vom Detailhan-del gesprochen. Wo gibt es weitere Einsatzmög-lichkeiten für Mobile Payment?Wie gesagt, das Ganze ist hauptsächlich eine Frage der nötigen Infrastruktur und Techno-logie. Sobald die bereit stehen, kann es losge-hen. Vorstellbar sind alle möglichen User Ca-ses. Wir sind daran interessiert, mit Tapit eine Plattform zu bauen, die möglichst breit ist: Da passen neben Bezahlapplikationen auch alle möglichen weiteren Anwendungen dazu. Zum Beispiel kann das Handy zum virtuellen Badge für den Zutritt ins Unternehmensgebäude wer-den, zum Skiticket oder zur ÖV-Karte.

Den Telkos bescheren alle diese Anwendungen also noch treuere Kunden – sie werden ja überall, und längst nicht mehr nur zum Telefonieren, auf ihr Smartphone angewiesen sein. Das Anliegen von Swisscom ist es, unsere Kunden in dieser mobilen Welt zu begleiten und ihnen Services anzubieten, die ihr Le-ben vereinfachen und in einem gewissen Sinn auch bereichern. Das intelligente Telefon spielt heute schon eine grosse Rolle und wird in Zukunft wohl noch mehr zum Dreh- und Angelpunkt unseres Alltags werden. Als Inno-vationsführer wollen wir es unseren Kunden

ermöglichen, da immer ganz vorne mit dabei sein zu können.

Was sagen eigentlich die Finanzinstitute zu Mo-bile Payment? Kommt ihnen da beim Zahlungs-verkehr nicht ein Stück Markt abhanden?Wir bauen mit Tapit eine offene Plattform für alle die sie benutzen wollen: Das können eben-so Finanzinstitute sein, wie ÖV-Unternehmen. Zu unseren Partnern und Kunden gehört be-reits eine ganze Anzahl von Kreditkartenin-stituten und wenn die nicht daran glauben würden, dass Mobile Payment auch für sie ei-nen Mehrwert bedeutet, dann würden sie be-stimmt nicht mit uns daran arbeiten. Ein Vor-teil liegt auf der Hand: Die Plastikkreditkarte ist stumm, die mobile Kreditkarte hingegen kann mit dem Nutzer interagieren. Von Inte-resse ist weiter, dass der Verlust eines Handys wohl recht schnell bemerkt wird, während das bei Portemonnaie und Plastikkreditkare Stun-den dauern kann: Damit wird auch das Miss-brauchspotenzial um einiges reduziert.

Die Schweiz ist ein iPhone-Land, aber ausgerech-net Apple macht bei NFC nicht mit. Beunruhigt Sie das nicht?Man kann das Glas immer halb voll oder halb leer sehen. In absehbarer Zeit werden rund 50 Prozent des Marktes NFC-fähig sein. Da hoffe doch schon stark, dass sich Apple auch noch für diese Technologie zu interessieren beginnt. Sollte das nicht der Fall sein, ist das auch nicht schlimm: Dann werden wir eben eine Lösung finden, damit Tapit auch für iPhone-Nutzer kompatibel wird. o

«Das intelligente Telefon wird in

Zukunft noch mehr zum Dreh-

und Angelpunkt unseres Alltags

werden.»

Britta Reinhardt hat an der Universität Zürich Betriebswirtschaft studiert. Seit mehreren Jahren arbeitet sie in unterschiedlichen Produkt- und In-novationsbereichen bei Swisscom. Heute leitet sie den Bereich Mobile Services & Apps und verfolgt mit ihrem Team die Vision, die reale Welt einfach und bereichernd mit der digitalen Welt zu verbin-den.

Britta Reinhardt

INTERVIEW SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Page 13: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 13

«Extrêmement simple, extrêmement rapide et même très agréable»

On en parle depuis longtemps, mais ce n’est que maintenant que le «mobile payment» fait véritablement ses premiers pas en Suisse. Christine D’Anna-Huber en a demandé les raisons à Britta Reinhardt.

asut: Pourquoi le «mobile payment» en est-il en-core à ses balbutiements?Britta Reinhardt: Ce n’est pas le cas qu’en Suisse. Il y a huit ans déjà, on affirmait par-tout que le «mobile payment» était sur le point de s’imposer. Mais dans le domaine de l’innovation, il faut toujours d’abord remplir quelques conditions avant de pouvoir com-mercialiser une nouveauté. Or, il n’y a pas si longtemps, le «mobile payment» ne satisfaisait pas aux conditions requises.

Qu’est-ce qui a changé?Tout d’abord, aujourd’hui, pratiquement tous les smartphones sont compatibles NFC, c’est-à-dire pourvu d’une «fonction sans contact»

qui permet d’échanger des données sans fil sur une courte distance. Apple constitue en l’occurrence une exception. Ensuite, ce n’est que maintenant que l’infrastructure nécessaire à une utilisation grand public est en place. Mc-Donalds et Valora proposent déjà des termin-aux de paiement NFC; Migros les a introduits dans toute la Suisse en novembre et Coop va lui emboîter le pas. Troisième condition: la standardisation. Un nouvel écosystème doit être créé entre les opérateurs de télécommuni-cations et l’univers bancaire pour que ces deux mondes puissent communiquer. Cela exige certaines normes, désormais disponibles.Le moment est-il donc propice au «mobile pay-ment»?Ce critère est très important en matière d’innovations. Il ne faut être ni en avance, ni en retard. Pour le «mobile payment», le bon mo-ment est donc arrivé, sachant qu’il est utilisable par beaucoup de monde en Suisse. Selon une estimation approximative, l’année prochaine déjà, environ 50% des transactions par carte de crédit pourront se faire sans contact.Tout le monde en parle et chacun bricole une so-lution. Que fait Swisscom?Notre approche consiste à virtualiser la carte de crédit ou de débit: elle ne se trouve plus dans le porte-monnaie, mais – virtuellement – dans le portable, qu’il suffit dès lors pour effectuer un paiement de présenter au terminal prévu à cet effet. On parle alors de véritable paiement dans une véritable boutique, et non pas de paiement en ligne.Aujourd’hui, mon porte-monnaie déborde de car-tes de crédit, de cartes client et autres cartes de fidélité. Si demain je payais via mon téléphone mobile, devrais-je utiliser dans chaque magasin une autre application pour pouvoir payer ici avec mon portable et là par carte de crédit sans contact?Non, et c’est précisément l’astuce. Tapit, la so-lution de Swisscom, offre aux clients un end-Britta Reinhardt. Photo: màd

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT INTERVIEW

Page 14: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

14 bulletin 10/2013

INTERVIEW SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

roit sûr où ils peuvent mémoriser ces différen-tes cartes et contrôler et gérer précisément celle qu’ils souhaitent utiliser, activer ou non. Bien entendu, Tapit repose sur des normes interna-tionales. Cela signifie que notre carte virtuel-le vous permet de payer partout, comme vous pouvez le faire aujourd’hui avec la carte de cré-dit de n’importe quelle banque, dans n’importe quelle magasin en Suisse et à l’étranger. Il y a quelques semaines par exemple à Londres, j’ai utilisé le terminal de paiement sans contact dans un taxi: il m’a suffi d’approcher mon portable, d’attendre le bip sonore et la course était réglée.L’impression que chacun développe actuellement sa propre solution est donc fausse?Nous misons de toute façon sur une techno-logie déjà disponible. Le «mobile payment» n’exige pas de réinventer la roue.Il va toutefois amener quelques changements. Quels sont les avantages du «mobile payment»?Swisscom en est actuellement déjà à son quat-rième essai-pilote; cela fait donc quelques mois que je paie avec mon portable et je peux af-firmer par expérience que c’est extrêmement simple, extrêmement rapide et également – à mon avis en tout cas – très agréable. Grâce au «mobile payment», plus besoin de devoir fouil-ler dans son porte-monnaie pour chercher une carte et choisir la bonne au moment voulu par-mi toutes celles que l’on possède.Plus agréable, plus rapide, très bien. Mais est-ce également sûr pour les consommateurs?Permettez-moi de répondre par une question: si vous égarez votre porte-monnaie et que la personne qui le trouve fait des achats avec votre carte de crédit, que se passe-t-il?Si je signale immédiatement la perte, je ne passe pas à la caisse.

Il en va de même dans l’univers mobile. Sur le principe, rien ne change, si ce n’est que la carte plastique dans mon porte-monnaie est désor-mais remplacée par une carte virtuelle dans mon portable. Les consommateurs ne risquent donc rien, sauf s’ils manquent à leur devoir de diligence et ne signalent pas le vol.

C’est une première chose. De plus, la carte de crédit dans le portable est protégée par un code et ses détails ne sont pas visibles par des tiers. Même l’utilisateur doit saisir un NIP pour les consulter. Cette carte est donc sûre par rapport à la version plastique. Enfin, pensez à quel point il est pénible de faire bloquer toutes ses cartes lorsque l’on perd son porte-monnaie, entre tous les coups de fil à passer, les nouvelles cartes à commander, sans compter les frais qui y sont liés. Tout cela disparaît avec le «mobile payment». Il suffirait en l’occurrence de blo-quer la solution de paiement virtuelle, de télé-charger à nouveau l’application et de saisir un nouveau code pour que toutes les cartes soient de nouveau disponibles.Depuis l’affaire de la NSA, les gens se soucient (encore davantage) de ce qu’il advient de leurs données. Qu’en est-il de la protection des données avec le «mobile payment»?Le positionnement de Swisscom est on ne peut plus clair en la matière: nous n’enregistrons pas les données, ne les voyons pas et ne savons pas ce que le client achète, ni où il fait ses achats. Nous ne voulons d’ailleurs pas le savoir. Et nous tenons à le faire clairement savoir. Nous voulons préserver la sphère privée de nos cli-ents. Tapit est dès lors conçue comme une plate-forme NFC sûre et fiable, où nos clients peuvent enregistrer toutes leurs cartes de crédit et de fidélité.Vous n’avez donc pas l’intention de collecter des données via le «mobile payment» pour faire vot-re entrée dans le lucratif commerce lié aux profils client?Non, contrairement aux sociétés Internet com-me Google, nous ne procédons pas ainsi. Tous y est certes gratuit, mais en contrepartie, le client fournit des données qui permettent de créer des profils d’utilisation en vue d’une pu-

«L’année prochaine déjà,

environ 50% des transactions

par carte de crédit pourront

se faire sans contact.»

Page 15: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 15

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT INTERVIEW

blicité personnalisée. Nous ne le faisons pas. Je ne veux pas dire que ce procédé est une mau-vaise chose en soi: en fin de compte, les utili-sateurs peuvent être intéressés à ce qu’on leur propose des services sur mesure. Il me semble simplement important de toujours communi-quer de manière transparente et de permettre aux utilisateurs de savoir ce qu’il advient de leurs données.Nous avons jusqu’ici essentiellement évoqué le commerce de détail. Le «mobile payment» offre-t-il d’autres possibilités d’utilisation?Comme j'ai déjà dit, tout est question d’infrastructure et de technologie. Dès qu’elles sont disponibles, ça fonctionne. Tous les cas d’utilisation sont imaginables. Nous enten-dons toutefois mettre sur pied avec Tapit une plate-forme aussi vaste que possible, adaptée non seulement aux applications de paiement, mais également à toutes les autres applications possibles, par exemple celles qui transforment le portable en un badge donnant accès au bâti-ment de l’entreprise, en un forfait journalier de ski ou en un abonnement de transports publics.Ces applications fidélisent encore davantage les clients des entreprises de télécommunications; ils dépendent en effet ainsi partout de leur smartpho-ne, et ce, pas uniquement pour téléphoner.Swisscom a pour objectif d’accompagner ses clients dans cet univers mobile et de leur off-rir des services qui leur simplifient la vie et, dans un certain sens, l’enrichissent. Essentiel aujourd’hui déjà, le téléphone intelligent appa-raîtra à l’avenir encore davantage comme la pi-erre angulaire de notre quotidien. En tant que leader en matière d’innovation, nous voulons en l’occurrence permettre à nos clients de tou-jours être à la pointe.

Que pensent les établissements financiers du «mo-bile payment»? Ne perdent-ils pas là une part de marché en termes de trafic de paiements?Avec Tapit, nous mettons en place une plate-forme ouverte pour tous ceux qui souhaitent l’utiliser, qu’il s’agisse d’établissements finan-ciers ou d’entreprises de transports publics. Nous comptons déjà parmi nos partenaires et nos clients un nombre considérable d’émetteurs de cartes de crédit. Or, s’ils ne voyaient pas le «mobile payment» comme une source de valeur ajoutée, ils ne collaboreraient certainement pas avec nous. L’avantage est évident: alors que la carte de crédit plastique est muette, la version mobile peut interagir avec l’utilisateur. Par ail-leurs, la perte d’un portable se remarque immé-diatement, alors qu’il peut s’écouler des heures avant que l’on s’aperçoive que l’on a égaré son porte-monnaie ou une carte plastique: le po-tentiel d’utilisation abusive est ainsi également réduit.La Suisse est un pays dominé par l’iPhone, mais il semble qu’Apple ne souhaite pas entrer dans l’ère NFC. Cela ne vous inquiète-t-il pas?On peut voir le verre à moitié vide ou à moi-tié plein. D’ici peu, environ 50% du marché sera compatible NFC. On peut donc très légi-timement espérer qu’Apple s’intéressera alors à cette technologie. Et dans le cas contraire, cela ne serait pas bien grave: nous trouverions une solution pour rendre Tapit utilisable par les dé-tenteurs d’un iPhone. o

Britta Reinhardt a fait des études de gestion d'entreprise à l'Université de Zurich. Elle travaille chez Swisscom depuis plusieurs années, au sein de différents secteurs de produits et d'innovation. Actuellement elle dirige le secteur Mobile Services & Apps où elle s'est donné le défi de réaliser, avec son équipe, la vision de connecter et d'enrichir le monde réel en le réliant au monde digital.

Britta Reinhardt

«Le téléphone intelligent

apparaîtra à l’avenir encore

davantage comme la pierre

angulaire de notre quotidien.»

Page 16: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

16 bulletin 10/2013

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Das Smartphone hat bereits viele unserer Ge-wohnheiten von Grund auf verändert: nicht nur wie, wann und wo wir telefonieren, sondern auch wie wir Musik hö-ren oder Fotos machen und mit anderen tei-len. Und jetzt vielleicht auch wie wir bezahlen. 2014 ist das Jahr, in

dem der Alleskönner in unserer Tasche auch noch zum digitalen Portemonnaie wird.

Von Christine D'Anna-HuberMühsam die Kreditkarte rausklauben, genau die Kundenkarte nicht bei sich haben, die man jetzt ge-rade dringend benötigen würde, um einen Gutschein einzulösen oder von einem Sonderangebot zu pro-fitieren. Mühsam das Kleingeld zusammensuchen oder im Gegenteil schon wieder nicht daran gedacht haben, das nötige Kleingeld mitzunehmen, um dem netten Kollegen endlich die 18 Franken 70 Rappen zurückzugeben, die man ihm schon lange schuldet. All das ist bald Vergangenheit – denn unser Handy ist drauf und dran, solche Handlungen, Funktionen und Dienstleistungen spielend und allzeit bereit zu übernehmen.

Mit Bargeld zahlen und an der Kasse Schlange ste-hen war gestern, die Zukunft gehört dem schnellen kontaktlosen digitalen Zahlungsverkehr. Die meisten neuen Kreditkarten sind heute mit einem NFC-Chip ausgestattet. Solche Kreditkarten ermöglichen es, in-nert Sekunden zu bezahlen, ohne eine Karte in ein Lesegerät einzuführen oder einen PIN einzugeben. Das ist praktisch, wirklich mobil wird die Bezahlung aber erst recht mit dem Smartphone, d.h. wenn die

Christine D’Anna-Huber.

Kreditkarte «im Handy steckt» und zur Bezahlmög-lichkeit weitere nützliche Funktionen hinzu kom-men: Nicht nur Einkaufen an der Kasse also, sondern auch das Lösen von Billets für den ÖV, fürs Kino oder für den Museumseintritt, das Verwalten von Treue-karten, das Einlösen von Gutscheinen, Cupons oder Rabattangeboten. Dank Mobile-Payment-Lösungen wird das Handy zum virtuellen Geldbeutel mit dem sich in der ganz realen Welt ganz reale Produkte und Dienstleistungen erwerben lassen. Diese Schnittstelle lässt sich nicht nur mithilfe der Nahfeldkommunika-tion realisieren (es gibt u.a. auch WAP, Direct Mo-bile Billing oder cloudbasiertes mobiles Zahlen), in der Schweiz setzen die meisten zurzeit entwickelten Mobile-Payment-Lösungen aber auf diesen weltwei-ten und offenen Übertragungsstandard zum kontakt-losen Austausch von Daten per Funktechnik über kurze Strecken und mit einer Datenübertragungsrate von maximal 424 kBit/s. (Seite 18).

Die NFC-Technologie ist denkbar einfach: Ein Kontaktlos-Funkchip, der alle fürs Bezahlen relevan-ten Daten enthält, und ein Funkgerät an der Kasse, das ein Signal aussendet und diese Daten auf maxi-mal vier Zentimeter Entfernung auslesen kann. Ein Bestätigungsklick, ein Rückmeldungs-Beep und die Transaktion ist vollführt. Blitzschnell und reibungs-los und der geringe Energiebedarf belastet den Akku nicht zusätzlich. Die einfache und intuitive Nutz-barkeit und die Zeitersparnis machen die Sache aus Konsumentensicht natürlich besonders attraktiv. Es weckt allerdings auch gewisse Ängste: Kann, was so schnell und so einfach ist, wirklich sicher sein? Oder müssen wir unsere Handys und Kreditkarten jetzt vielleicht wirklich in Alufolie wickeln, wie auf ge-wissen einschlägigen Internetforen behauptet wird, damit böswillige Geister die auf unseren NFC-Ge-räten gespeicherten Daten nicht en passant abgreifen

Zahlen, en passant

Page 17: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 17

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

können? Und wer sichert uns zu, dass die verschiede-nen Bezahldienste und Anbieter die Daten, die wir ihnen da am Laufband liefern werden, nicht dazu verwenden, um daraus Bewegungsprotokolle oder Nutzungsprofile zu machen – und vielleicht sogar an Dritte weiterzuverkaufen? (Seite 24)

Während in Japan und Korea NFC-fähiges Mo-bile Payment längst zu einem Massenmarktphäno-men geworden ist, bleiben hierzulande noch einige Fragen bestehen: Werden die Konsumenten Mobile Payment genau so toll finden, wie die verschiedenen Player, die sich hier einen vielversprechenden Markt erhoffen, oder bleibt mobiles Bezahlen etwas für eine digitale Avantgarde? Lohnt es sich also für die Händ-ler, die nötige Infrastruktur bereitzustellen? Was muss passieren, damit Mobile Payment massentaug-lich wird? (Seite 20) Und wie steht es mit den Finan-zinstituten? Sehen sie Vorteile oder fürchten sie die Konkurrenz? Oder stellt sich die Frage in der Schweiz gar nicht erst, weil sich die hiesigen Telekommunika-tionsunternehmen – im Gegensatz beispielsweise zu Google mit seinem Google-Wallet – damit begnügen wollen, eine offene Plattform zu schaffen, an der sich verschiedene Parteien – Banken und andere Dienst-leister – beteiligen und den Endkonsumenten Servi-ces anbieten können? (Seite 10).

Doch nun scheint Mobile Payment auch in der Schweiz wirklich Fahrt aufzunehmen: 2014 wird sich in dieser Hinsicht einiges tun (Seite 22 und 23). So viel sogar, dass sich einige bereits nostalgisch fragen, ob wir mit dem Bargeld nicht vielleicht auch ein wei-teres Stück (geprägter) Freiheit (so definierte es Dos-tojewski) verlieren (Seite 25). o

Mobile Payment gehört die WeltGemäss «World Payments Report 2012» gewinnt neben Zahlungen mit Debit-Karten und jenen übers Internet (E-Payment) der mobile Zahlungs-verkehr (M-Payment) gewaltig an Bedeutung. Die Capgemini-Studie sieht jedenfalls ein anhaltend exponentielles Wachstum der Anzahl Zahlungs-transaktionen im Bereich M-Payment voraus. Der World Payments Report ist onlineverfügbar unter www.capgemini.com

Die Zukunft ist mobilDieser Bericht der Deutschen Bank (Februar 2013) stellt einleitend fest, dass der Markt für mobile Bezahlsysteme zwar noch in den Kinderschuhen steckt und selbst Unternehmen in den USA und Japan, die gewöhnlich eine Vorreiterrolle einneh-men, erst seit ein bis zwei Jahren an relevanten Geschäftsmodellen arbeiten. Der Bericht lässt aber keinen Zweifel daran, dass hier ein digitaler Strukturwandel bevorsteht, der das Potenzial hat, die Karten zwischen den grossen Internet-, Kredit-karten- und Telekommunikationsunternehmen un-ter Umständen ganz neu zu mischen.Die Zukunft des (mobilen) Zahlungsverkehrs, DB Research 2013, verfügbar unter www.dbresearh.de

Aber kommt es auch wirklich?Weltweit gibt es, laut diesem Bericht, bereits 200 Millionen NFC-fähige Handys und die Hersteller, die sich für NFC entschieden haben, kontrollieren rund 85 Prozent des Marktes für Smartphones und Tablets. Auch Chip-Entwickler und App-Designer ziehen die Technologie immer stärker in ihre Ideen ein. Der vor kurzem erschienene Bericht von IDTe-chEx untersucht, wie sich die Technologie aktuell und zukünftig entwickeln dürfte. Und er kommt zu einem einigermassen ernüchternden Befund: Auch 2024 werde die Mehrheit der Zahlungen noch über klassische Karten abgewickelt werden. Es sei denn, es komme die «Killer-App», die sich heute noch gar niemand vorstellen kann. Der Bericht Near Field Communication (NFC) 2014-2024 ist unter www.idtechex.com gratis ver-fügbar.

Und was ist mit der Schweiz?Die ETH Zürich und die KPMG Zürich haben 2010 einen «Schweizer Statusbericht» zu «Mobile Con-tactless Payment und Mobile Ticketing» vorgelegt. Sie kommen dabei zum Schluss, dass den neuen Angeboten, die im Zusammenhang mit der NFC-Technologie auf Mobiltelefonen möglich werden, im Schweizer Markt allgemein ein hohes Potenzial zuzuschreiben sei. Nachzulesen unter: www.e-24.ch/downloads

Near Field Communication: Die Übertragung er-folgt entweder verbindungslos (mit passiven HF-RFID-Tags nach ISO 1443 oder ISO 15693 oder verbindungsbehaftet zwischen zwei gleichwertigen aktiven Transmittern. Die verbindungsbehaftete Lö-sung soll für Bezahlvorgänge sicher sein.

Page 18: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

18 bulletin 10/2013

Mit dem Handy be-zahlen? Im Alltag noch kaum Thema. Aber hin-ter den Kulissen kämp-fen die verschiedensten Player um eine Position im künftigen Markt. Welche Hürden muss Mobile Payment neh-men, um die kritische Masse zu erreichen?

Von Tom SprengerLeistungen oder Produkte in der realen Welt mit dem Handy zu bezahlen hat sich - von Ausnahmen wie E-Tickets abgesehen - noch nicht durchgesetzt. Das Bedürfnis nach einer neuen Zahlungsart neben Karten und Bargeld scheint nicht allzu gross. Mit wachsendem Anteil der Digital Natives an der Ge-sellschaft dürfte sich dies jedoch in naher Zukunft ändern. Hinter den Kulissen sind heute diverse Play-er daran, sich zu positionieren, weil sie ein lukrati-ves neues Geschäftsfeld erkennen oder ihr bisheriges Geschäftsmodell in Frage gestellt sehen. Dabei geht es nicht in erster Linie um Transaktionsgebühren, sondern vor allem um den Kunden und seine Daten.

Viele verschiedene PlayerDie jüngsten Entwicklungen im Markt fordern die traditionellen Anbieter im Zahlungsverkehr her-aus. Die Finanzinstitute möchten nach Möglich-keit weiterhin allen Zahlungsverkehr ihrer Kunden abwickeln, inklusive Zahlungen im Laden und in Web-Shops. Auch die Mobilfunk-Industrie will sich ein Stück vom Kuchen sichern: Die Telco-Provider sind daran interessiert, ihre Kunden weiter an sich zu binden. Dazu wollen sie Mobile Payment als zu-sätzlichen Service anbieten - mit der SIM als Secure Element, das den Kunden identifiziert. Auch die Gerätehersteller, die neben dem Gerät das OS teils gerade ein ganzes Oekosystem anbieten (Bsp. App-le), sehen Mobile Payment als natürlichen Teil ihres künftigen Angebots. Ebenso die Anbieter von Social Media und Online-Werbung, die mit den Nutzern ihrer Dienste die potentiellen Kunden kennen. Mit ihren Netzwerken kontrollieren sie bereits heute ei-nen zentralen Teil einer umfassenden Wallet-Lösung.

Für den Detailhandel dagegen bedeutet Mobile Payment erst einmal eine Investition in eine neue Infrastruktur und eventuell auch zusätzliche Ge-bühren. Damit sich die Ausgaben lohnen, muss die neue Lösung Added Value bieten, z.B. in Form von

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Tom Sprenger.

Mobile Payment als Teil einer Wallet-Lösung. Grafik: AdNovum

Viel Bewegung hinter den Kulissen

Page 19: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 19

Funktionen wie Vorbestellung, location-basiertem Verteilen von Gutscheinen, Shopping Apps, Digital Marketing und Social-Media-Präsenz.

Wem gehört der Kunde?Aktuell sind die Aktivitäten der verschiedenen Play-er untereinander kaum koordiniert und nicht ein-heitlich ausgerichtet. Zu gross ist die Versuchung, dass jeder seine eigene Lösung anbietet, z.B. eine elektronische Kundenkarte als App auf dem Mobi-le seiner Kunden. Genau dort aber liegt die Krux. Auf dem Handy des Kunden treffen die verschie-denen Mobile-Payment-Anbieter zusammen. Es findet eine eigentliche Marktkonvergenz statt. Kein Benutzer wird einen unüberschaubaren Wald von Zahlungs-Apps pflegen wollen. Also müssen die Anbieter gemeinsame Lösungen ins Auge fassen. Zwar gibt es erste Ansätze dazu, aber am Ende des Tages will nach wie vor jeder «seine» Kunden unter Kontrolle haben. Ohne Kooperation wird es jedoch zumindest in der Initialphase kaum möglich sein, übergreifende Standards und taugliche Lösungen zu etablieren.

Ein umfassendes Ökosystem muss herEine Mobile-Payment-Lösung hat nur dann eine Chance, wenn sie flächig eingesetzt werden kann. Damit aber sowohl auf Seite der diversen beteilig-ten Anbieter als auch auf Seite der Konsumenten die kritische Masse erreicht wird, muss eine Lö-sung allen etwas bieten, primär auch den Händ-lern. Mobile Payment wird sich deshalb kaum al-lein durchsetzen können, sondern nur als Teil einer

umfassenden, so genannten Wallet-Lösung mit einer Vielfalt an Funktionen. Dazu gehören neben verschiedenen Zahlungsarten (z.B. Peer2Peer) frei wählbare Finanzierungsquellen (z.B. div. Kredit-karten), Loyalty-Programme (z.B. Flugmeilen), E-Receipts, Identitäten/Identitätsausweise und Lo-cation/Navigation.

Dann gibt es natürlich weitere Erfolgsfaktoren: Die Lösung sollte bezüglich Customer Experience attraktiv und nicht von einer einzelnen Technologie abhängig sein, sondern verschiedene Technologien unterstützen, bei der Datenübertragung z.B. NFC, QR-Code, Bluetooth. Weitere zentrale Themen sind Sicherheit und Geräteunterhalt (Device Ma-nagement). Auch hinsichtlich Anonymität besteht gerade in der Schweiz Sensibilität. Hier und auch bezüglich Geschwindigkeit beim Bezahlen ist Bar-geld nach wie vor unübertroffen. Mobile Payment muss den Anwendern hier gleichen Komfort oder aber einen relevanten anderen Nutzen bieten. o

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Tom Sprenger, 42, ist diplomierter Informatik-Ingenieur ETH, Dr. sc. techn. ETH und seit 2000 bei AdNovum. Von 2002 bis 2004 leitete er als CEO die Schwesterfirma Ad-Novum Software Inc. im kalifornischen San Mateo. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz baute er den Bereich Quality Assurance Engineering auf. Seit 2007 ist er als CIO und Mitglied der Geschäftsleitung für die globale IT-Infrastruktur von AdNovum sowie den Aufbau der strategischen Ge-schäftsbereiche IT-Consulting und Application Management verantwortlich und seit 2012 neuer CTO.

AdNovum wurde 1988 gegründet und setzt damit seit bald 25 Jahren IT-Projekte für anspruchsvolle Kunden um.

www.adnovum.ch

Erfolgsfaktoren für eine Mobile-Payment-Lösung. Grafik: AdNovum

Page 20: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

20 bulletin 10/2013

Bezahlen soll in Zukunft bequemer, effizienter und kundenfreundlicher werden. Aktuell geben das kontaktlose Bezahlen sowie das Bezahlen mit dem Smartphone viel zu reden. Doch werden wir in naher Zukunft tatsächlich unser Zahlungsver-halten ändern und auf Bargeld verzichten?

Von Sandro Graf und Nina HänsliBargeldlose Zahlungsmittel sind in der Schweiz auf dem Vormarsch. Von 2003 bis 2013 stieg die Anzahl der Kreditkarten auf dem Schweizer Markt von rund 3,4 Millionen auf rund 5,8 Millionen. Der Anteil an Debitkarten (vor allem Maestro- und Postfinance-Karten) stieg im gleichen Zeitraum sogar noch stärker, von 5,9 Millionen auf rund 8,9 Millionen. Zwar liegen die Bargeldtransaktionen hierzulande nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau, doch die Konsumenten set-zen ihre Karten immer häufiger ein – gerade auch für kleinere Beträge. Zusätzlich forciert wird diese Ent-wicklung durch den Online-Einkauf, der vermehrt unterwegs stattfindet. So erzielt beispielsweise die SBB

bereits heute rund zwei Drittel des Online-Umsatzes von Privatkunden über mobile Endgeräte.

Neue Zahlungsmittel sollen Bargeld ersetzenKostendruck, Wettbewerb und technologischer Wandel bringen neue Dienstleistungen hervor und sorgen für Bewegung auf dem Schweizer Markt für Zahlungsmittel. Innovationen sollen die Verbreitung und den Einsatz von bargeldlosen Zahlungsmitteln weiter fördern und vor allem das Bezahlen per Kar-te einfacher gestalten. Dank dem in modernen Kre-ditkarten enthaltenen Chip müssen Bezahlterminals den Magnetstreifen der Karten nicht mehr auslesen. Stattdessen reicht es, die Karte an den Bezahltermi-nal zu halten. Dank der sogenannten Near-Field- Communication-Technologie (NFC-Technologie) werden die Transaktionsdaten kontaktlos über kurze Distanz innert weniger Sekunden ausgetauscht. Eine PIN-Eingabe ist für Beträge bis 40 Franken nicht erforderlich. Bereits kann hierzulande an mehreren tausend Verkaufsstellen kontaktlos bezahlt werden. Im August 2013 hat die Migros bekannt gegeben, dass sie bis im Herbst das kontaktlose Bezahlen in der ganzen Schweiz ermöglichen will.

Die NFC-Technologie kommt auch bei einer an-deren heiss diskutierten Bezahlart zum Einsatz: dem Bezahlen per Smartphone. Experten sagen dieser Technologie in den nächsten Jahren Wachstumsraten in zweistelliger Höhe voraus. Es scheint gar so, als ob die Konsumenten förmlich darauf warten, end-lich mit dem Smartphone bezahlen zu können. Al-lerdings zeigt eine aktuelle Studie des Swiss Payment

Nina Hänsli.

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Sandro Graf.

Hat Bargeld ausgedient?

Page 21: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 21

Research Centers (SPRC) an der ZHAW School of Management and Law, dass sich das Bezahlverhalten bei kleinen Beträgen nur langsam ändert. Bargeld ist fest in unserer Tagesroutine verankert und ein neues Zahlungsmittel muss wesentliche Vorteile bringen.

Mehrwert ist gefragtDas kontaktlose Bezahlen mit Karte allein bietet kei-nen wesentlichen Mehrwert. Das Smartphone hinge-gen ermöglicht verschiedene Zusatzleistungen. Das Resultat ist ein sogenanntes Mobile Wallet, das ne-ben dem Bezahlen auch Funktionen wie Ticketing, Couponing, M-Commerce und Budgeting vereint. Konsumenten müssen beispielsweise ihre Konzert-karte nicht mehr zu Hause ausdrucken, sondern ha-ben diese direkt auf ihrem Smartphone beziehungs-weise in ihrem Wallet. Wer ein Geschäft betritt, dem werden sofort passende Aktionen angezeigt. Aktuelle Gutscheine können direkt aus der Applikation gela-den und eingelöst werden. Idealerweise lassen sich Waren mit dem Wallet direkt bestellen und bezahlen. Dank der Auflistung der Ausgaben im Smartphone-Wallet haben Nutzer eine bessere Übersicht über ihre Finanzen als bei Bargeldzahlungen. Allerdings wird sich dieses Zahlungsmittel nur dann durchsetzen, wenn die Anwendung sicher, zuverlässig und vor allem einfach und schnell ist. Bei Finanztransaktio-nen ist das wahrgenommene Verlustrisiko besonders gross. Anwender können die komplexe Technologie nicht verstehen und Hinweise über mögliche Fehl-funktionen oder sogar Betrug – ob gerechtfertigt oder nicht – lösen Unbehagen aus. Hinzu kommt, dass Konsumenten wenig Einsicht darüber haben, welche Daten wann mit wem ausgetauscht werden. Mehr Sicherheit und Transparenz bedeuten aber oft Abstriche bei der Bedienbarkeit. Sollen Konsumen-ten zuerst eine PIN eingeben müssen, um ihr Wal-let zu öffnen? Sollen sie Transaktionen nachträglich nochmals bestätigen müssen – ebenfalls mittels PIN? Auf dem Smartphone oder auf dem Bezahlterminal? Diese Fragen zeigen, dass es die richtige Mischung aus Convenience und Sicherheit zu finden gilt.

Auch Händler müssen mitziehenNicht nur die Anwender müssen Gefallen an einer neuen Bezahlart finden, damit diese sich durchsetzen kann. Viele Händler, gerade im Detailhandel, wo die Renditen oft mager sind, zahlen nur ungern Kom-missionen für Kartenzahlungen. Die Vorteile wie die Schnelligkeit der Transaktionen oder der eingesparte Aufwand für das Handhaben des Bargeldbestandes

kommen erst dann zum Tragen, wenn die Bargeldzah-lungen nur noch einen marginalen Teil der Transak-tionen ausmachen. Künftig werden die Anbieter von Bezahlterminals Systeme offerieren müssen, die weiter gehende Vorzüge bieten wie zum Beispiel das einfache Integrieren von Loyalitätsprogrammen oder Spezi-alaktionen. Letztendlich zeigt sich auch beim kontakt-losen Bezahlen das klassische Problem des zweiseitigen Marktes: Die Händler werden ihre Kassen nur dann umrüsten, wenn die Technologie von den Konsumen-ten nachgefragt wird. Für die Konsumenten wieder-um ist das neue Zahlungsmittel nur dann interessant, wenn es vielerorts genutzt werden kann.

Kontaktloses Bezahlen: Ergänzung, nicht ErsatzDie Digitalisierung des Bargeldes und die Möglich-keit, per Smartphone zu bezahlen, werden unser Zahlungsverhalten in den nächsten fünf bis zehn Jahren grundlegend verändern. Bis es so weit ist, wird die Industrie die grossen Herausforderungen, die diese Entwicklungen mit sich bringen, zu bewäl-tigen haben. Die technische Umsetzung ist komplex und aufwendig. Hinzu kommt, dass die neuen Zah-lungsmittel nicht nur Veränderungen für die Konsu-menten bedeuten, sondern auch für die Händler und die Zahlungsmittelindustrie. Etablierte Akteure der Finanzbranche wie Banken oder Kartenherausgeber müssen neue Business-Modelle entwickeln und sehen sich gleichzeitig mit neuer Konkurrenz konfrontiert, die in das lukrative Geschäft mit Bezahltransaktio-nen einsteigen möchte. Am Ende sind es aber immer die Konsumenten, die über den Mehrwert der ange-botenen Dienste entscheiden – und entsprechend ihr Verhalten ändern oder eben nicht. o

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Sandro Graf ist Dozent für Marketing an der ZHAW School

of Management and Law und leitet das Swiss Payment Re-

search Center (SPRC) am Institut für Marketing Manage-

ment. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich

Konsumentenverhalten, Customer Experience und Dienst-

leistungsmarketing.

Nina Hänsli ist Projektleiterin des Swiss Payment Research

Center (SPRC) am Institut für Marketing Management der

ZHAW School of Management and Law. Ihre Forschungs-

schwerpunkte liegen im Bereich qualitativer und experimen-

teller Marktforschung und Verhaltensökonomie.

Dieser Artikel erschien erstmals im November 2013 im

Magazin COMPETENCE, dem Themenmagazin der ZHAW

School of Management and Law.

Page 22: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

22 bulletin 10/2013

warten bis der Zahlungsvorgang abgeschlossen ist. Es genügt, eine mit einem NFC-Chip ausgerüstete Kreditkarte kurz an den Lesebereich auf der lin-ken Seite des Zahlterminals zu halten, dann wird der Einkaufsbetrag automatisch belastet. Die so erfolgte Bezahlung wird durch ein akustisches und optisches Signal am Zahlterminal bestätigt.

Die Obergrenze von 40 Franken fürs kontakt-lose Bezahlen ist von den Kartenherausgebern fest-gelegt worden und dient der Sicherheit der Karten-besitzer. Ist der Einkaufsbetrag höher, verlangt der Zahlterminal die Eingabe des persönlichen Pin-Codes. Zur zusätzlichen Sicherheit kann die Kar-te pro Tag nur mit einem Höchstbetrag von 120 Franken belastet werden. Des Weiteren kann auch nach einem Zufalls-Algorithmus eine Pin-Code-Eingabe verlangt werden.

Die Migros ist der bisher grösste Schweizer Anbieter für kontaktloses Bezahlen. Sie will mit dieser Anwendung ihre Innovationskraft unter Beweis stellen und kündet an, als nächsten Schritt weitere moderne Zahlungsmöglichkeiten prüfen zu wollen. Seit mehreren Monaten kann auch bei McDonald's Schweiz, an den Valora-Kiosken und in Avec-Shops mittels einer NFC-fähigen Kredit-karte kontaktlos bezahlt werden. Allerdings nutz-ten, wie ein Migros-Sprecher gegenüber der Presse-

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

Schon lange verkünden Experten, dass dem mo-bilen Bezahlen und den elektronischen Porte-monnaies die Zukunft gehört. Jetzt folgen in der Schweiz den schönen Worten auch die Taten.

(cdh) – Sonnenblumen und Salatköpfe: Eine der ersten Anwendungen von Mobile Payment in der Schweiz hat dort stattgefunden, wo man es nicht unbedingt erwarten würde. Nicht etwa in den Grossfilialen der Detailhändler, sondern in den Hofläden und auf den Blumenfeldern von Schwei-zer Bauern. Dort ist nicht immer jemand vor Ort, um Bezahlungen entgegen zu nehmen, und wenn, wird das leidige Wechselgeld bald einmal zum Pro-blem. Die elegante Lösung: Der Kunde bezahlt per Mobiltelefon, die Zahlung wird dem Landwirt di-rekt gutgeschrieben.

Innovationskraft unter Beweis stellenSeit dem 11. November kann nun aber auch an sämtlichen 8500 Migros-Kassen kontaktlos bezahlt werden. Voraussetzung ist eine Kreditkarte, die über einen NFC-Chip verfügt. Wer also in einer Migros-Filiale, in einem M-Restaurant, im Take-Away oder in einem der Migros-Fachmärkte für maximal 40 Franken einkauft und Inhaber einer Kreditkarte mit integrierter Kontaktlos-Funktion (Paypass-, Paywave- oder Payexpress) ist, muss beim Bezahlen keinen Pin mehr eintippen und zu-

Für Einkäufe bis 40 Franken kann an den Migros-Kassen kontaktlos bezahlt werden. Foto: Migros

2014 zahlt die Schweiz mobil

Page 23: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 23

agentur SDA bestätigt hat, erst wenige Kunden die neue Möglichkeit, vermutlich, weil NFC-fähige Kreditkarten noch nicht sehr weit verbreitet sei-en. Rein theoretisch dürfte sich das rasch ändern: Cumulus-Kunden haben seit September die Mög-lichkeit, ihre Cumulus-Master-Card unentgeltlich gegen eine Karte mit Kontaktlos-Bezahlfunktion einzutauschen. Und praktisch alle neuen Kredit-karten, unabhängig vom Anbieter, integrieren die neue Kontaktlosfunktion ebenfalls.

Soll das schon Alles sein?Da es in der Schweiz aber bereits heute über eine Million NFC-fähig Kreditkarten gibt, erklärt sich der zögerliche Zugriff auf die neue Bezahlmöglich-keit vielleicht eher damit, dass die kontaktlose Kre-ditkarte nur einen ersten und relativ bescheidenen Schritt in Richtung des mobilen Bezahlens macht: Ein bisschen schneller, ja, ein bisschen bequemer auch, aber soll das schon alles gewesen sein? Einen wirklichen Mehrwert und ein ganz neues «Kauf-erlebnis» bieten den Kunden erst Lösungen, die weitere Zusatzleistungen integrieren und das phy-sische Portemonnaie mit all seinen Karten, Kärt-chen, Gutscheinen und Rabattmärkchen digital verschlankt ersetzen.

Folgerichtig setzen verschiedene Player im aufblühenden Schweizer Mobile-Payment-Markt deshalb aufs Bezahlen mit dem Smartphone. Ma-nor bietet als erster Detailhändler bereits eine entsprechende Lösung an: Dabei ersetzt eine App die Manor-Karte und generiert für jeden Einkauf einen persönlichen Strichcode, der an der Kasse ge-scannt wird. Die Abrechnung aller getätigten Ein-käufe erfolgt dann, wie früher bei der «physischen Karte», per Monatsrechnung. Auch Coop setzt neben NFC-fähigen Kreditkarten in Zusammen-arbeit mit Swisscom auf das kontaktlose Bezahlen per Smartphone. Bis Mitte 2014 sollen alle Filialen entsprechend umgerüstet sein. Und laut «Schweiz am Sonntag» plant Sunrise, nach einem gemeinsam mit der UBS durchgeführten Pilottest, für Anfang 2014 ebenfalls den Start einer eigenen Lösung.

Wally für die Klugen im ZugeDie SBB besetzen mit ihrer App (über 2,5 Millio-nen Nutzer), ihrer Website (regelmässig unter den Schweizer Top 3) und ihrem mobilen Ticketver-kauf in der digitalen Welt bereits eine starke Positi-on. Damit ist die komfortable Aussicht verbunden, dass für ihre Kunden die Einstiegshürde auch hin-

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

sichtlich weiterer Mobile-Payment-Dienstleistun-gen nicht allzu gross sein dürfte. Folgerichtig pla-nen die SBB die Entwicklung einer offenen, über alle gängigen Smartphones und Betriebssysteme zugänglichen Mobile-Wallet-Plattform. Wally, so ihr wenig überraschender Name, soll neben SBB-spezifischen Bezahl- und Kundenanbindungsmass-nahmen wie Punktesammelprogrammen oder Treueprämien auch das gesamte an den Bahnhöfen vorhandene Angebot einbinden, das heisst Bezahl-möglichkeiten in den vor Ort vorhandenen Läden und Geschäften, standort- und zeitbezogene Wer-bung inklusive. o

Extrawurst für den Apfel

2011 besassen laut Bundesamt für Kommunikation (BAKOM)

rund zwei Drittel aller Schweizer ein Smartphone. Und davon

wiederum sind rund die Hälfte iPhones. Dass ausgerechnet

Apple den NFC-Standard nicht unterstützt ist deshalb für die

Zukunft des mobilen Bezahlens in der Schweiz nicht irrelevant.

Mit der Veröffentlichung von iOS 7 hat Apple Anfang Dezember

nun auch iBeacon eingeführt, eine Technologe, die es ermög-

licht über das Bluetooth-Low-Energy-Protokoll (BLE) zu kommu-

nizieren (auch als Bluetooth 4.0 bekannt). BLE-fähig sind fast

alle neueren Smartphones, BLE hat eine höhere Reichweite als

NFC und erlaubt, mehr Daten zu übertragen. iBeacon ist im

Grundsatz ein Indoor-Positionierungssystem. Es erlaubt somit

nicht nur die Entwicklung eines mobilen Bezahlsystems, sondern

auch weitere nützliche Dienste. So zum Beispiel Indoor-Naviga-

tion und standortbezogene Serviceangebote (etwa in Museen,

Stadien oder grossen öffentlichen Gebäuden). iBeacon hat das

Potenzial zu einem ernsthaften Konkurrenten von NFC zu wer-

den.

Eine Beta-Version von Wally steht unter m.sbb.ch zum Download bereit. Quelle: SBB

Page 24: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

24 bulletin 10/2013

INTERVIEW SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT

(Detecon) – Zu den zahlreichen Vorteilen von Mobile Payment gehören die Durchführung von Transakti-onen innerhalb von Sekundenbruchteilen, die ein-fache Bedienung durch kontaktloses Platzieren des Mobiltelefons am Terminal und das Bezahlen von Kleinbeträgen ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift. Jedoch weisen verschiedene Seiten auch auf sicher-heitsrelevante Schwachstellen der Nahfunktechnik hin. So wird beispielsweise bemängelt, dass sich durch verschiedene Angriffsarten theoretisch Spei-cherkarteninhalte vom Mobiltelefon stehlen oder Malware aufs Mobiltelefon bringen lässt. Bestimmte Malware, wie der auf Mobiltelefone zugeschnitte-ne ZeuS-in-the-Mobile (ZitMo) Trojaner, können eingehende Daten abfangen und ebenfalls Trans-aktions- und Autorisierungsdaten an den Angreifer weiterleiten. Ebenso besteht ohne entsprechende Si-cherheitsvorkehrungen das Risiko, dass übertragene Kreditkarten-Daten mit einfachen Applikationen abgehört und für weitere Transaktionen missbraucht werden können.

Eine von Detecon durchgeführte Untersuchung ergibt, dass die Bezahlung mit Mobiltelefonen grundsätzlich als sicher einzustufen ist. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass die Kreditkarten-industrie hohe Sicherheitsanforderungen stellt. Wie die Untersuchung aufzeigt, bietet die für Mobile Payment erforderliche zusätzliche Schnittstelle bei korrekter Umsetzung im Zusammenspiel mit den Bezahlungs- und Sicherheitsoptionen einen guten Schutz gegen verschiedene Angriffsvektoren wie Malware, Man-in-the-Middle (MitM) sowie Abhör-Angriffe

Die Analyse potenzieller Schwachstellen und die praktische Umsetzbarkeit von Angriffen zeigen auf, dass das Sicherheitsrisiko durch Malware Angriffe auf Mobiltelefone im Allgemeinen zunimmt. Dieses Risiko ist jedoch kalkulierbar und sehr gering, sofern die Mobile Payment Anwendung korrekt umgesetzt, grundlegende Sicherheitseinstellungen bestehen und vom Benutzer nicht umgangen werden. Daneben besteht ein geringes Risiko durch Abhör-Angriffe, insbesondere durch sogenannte Replay-Angriffe, bei denen der Angreifer versucht, Kreditkarten-Daten

abzufangen und wiederzuverwenden. Für den An-greifer ist es jedoch sehr schwierig, die übertragenen Daten zur Wiederholung einer bestimmten Trans-aktion zu nutzen, da die Transaktion unter anderem durch einmalige Kryptogramme geschützt wird. Als unwahrscheinlich sind MitM-Angriffe einzustufen, bei denen sich der Angreifer zwischen zwei Kom-munikationsteilnehmer stellt und so die zwischen beiden Parteien ausgetauschten Transaktionsdaten abfängt. Diese Angriffe scheitern daran, dass sie sehr schwierig durchzuführen sind und die Interaktion des Angreifers durch die legitimen Benutzer leicht entdeckt werden kann. o

Das Opinion Paper «Mobile Payment Security. Wie sicher ist

das Bezahlen mit Mobiltelefon?» von Detecton Consulting ist

verfügbar unter: www.security-finder.ch

Nutzerbedenken ernst nehmen

(cdh) – Interessanterweise scheinen die Konsumenten in Ent-

wicklungs- und Schwellenländer weit aufgeschlossener zu sein,

als in der «alten Welt». Während beispielsweise die Deutschen

als ausgesprochene «Kreditkartenmuffel» gelten, die nach wie

vor lieber mit Bargeld bezahlen und deshalb auch neuen Be-

zahlmöglichkeiten wie dem Mobile Payment erst einmal eine

gehörige Portion Misstrauen entgegenbringen, sehen das die

Konsumenten in weniger etablierten Märkten gerade umge-

kehrt: Hier gilt vor allem das Mitführen von Bargeld als Risiko

und wer kann, möchte noch lieber als mit der Kreditkarte mit

dem Handy bezahlen. So zeigen die Air-Plus-Travel-Manage-

ment-Studien der letzten zwei Jahre, dass das mobile Bezahlen

in Indien und in Australien am Weitesten fortgeschritten ist. Und

in Ländern wie Bangladesh, Ghana, Indonesien, Nigeria und

Pakistan geben bis zu 90 Prozent der Verbraucher an, dass sie

diese Möglichkeit ebenfalls gerne hätten.

In den Industrieländern hingegen, das zeigt eine globale Studie

von Price Waterhouse Cooper, zögern die Kunden, ein digitales

Portemonnaie einzusetzen und zwar vor allem aus zwei Grün-

den: Sicherheitsbedenken und Sorge um ihre Privatsphäre. Die

Anbieter müssten diesen Bedenken Rechnung tragen und durch

ausgefeilte Sicherheitsmechanismen dafür sorgen, dass das viel

versprechende Modell Digital Wallet nicht völlig unnötig schei-

tere, schliesst die Studie.

Weitere Informationen: www.pwc.de/mobile-wallet

Aber ist es auch sicher?

Page 25: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

10/2013 bulletin 25

Nur Bares ist Wahres

SCHWERPUNKT MOBILE PAYMENT INTERVIEW

«Geld ist geprägte Freiheit», schrieb Dostojewski in «Erinnerungen aus dem Totenhaus» und es ist anzunehmen, dass es ihn nachdenklich gestimmt hätte, dass heute verschiedene Länder die Ab-schaffung des Bargelds ins Auge fassen.

(cdh) – Schweden, wo die Polizeipräsidentin Bargeld als «Blut in den Adern Krimineller» bezeichnet hat, hat den Anfang gemacht. In Holland soll es ab 2014 in den Lebensmittelläden kein Wechselgeld mehr geben. Eine EU-Richtlinie (2009/110/EG) spricht sich unmissverständlich für «innovative und sichere E-Geld-Dienstleistungen» aus und fordert für alle Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedsstaaten die «elektronische Geldbörse in Form einer Zahlungs-karte oder einer anderen Chipkarte sowie Online-Zahlungskonten». Der Grund liegt auf der Hand: die Handhabung von Bargeld ist umständlich und teuer, elektronische Transaktionen lassen sich mit weniger Aufwand verbuchen und besser überwachen. Das kommt den Geldverwaltern entgegen und macht der Schattenwirtschaft, zwielichtigen Geschäftsmän-nern und Steuerhinterziehern einen Strich durch die Rechnung. Die Steuerhinterzieher hatte auch die italienische Regierung im Visier, die im Dezember 2011 verfügt hat, dass alle Beträge über 1000 Euro nicht mehr bar sondern per Kreditkarte zu bezahlen seien. In Belgien dürfen inzwischen Waren mit ei-nem Wert von über 5000 Euro ebenfalls nicht mehr bar bezahlt werden, in Griechenland sind Bargeld-zahlungen über 1500 Euro für Privatpersonen und 3000 Euro für Geschäftsleute verboten, in Spanien ist die Obergrenze bei 2500 Euro und Privatperso-nen müssen die Quittungen all ihrer Transaktionen fünf Jahre lang aufbewahren. Auch Frankreich plant ähnliche Regelungen.

Nicht nur, dass es schneller und bequemer ist, spricht aus Sicht der Regierungen also fürs bargeld-lose und wenn möglich mobile Bezahlen, sondern vor allem die Tatsache, dass sich Finanzflüsse elekt-ronisch besser kontrollieren lassen. Doch gerade die Unpersönlichkeit und relative Diskretion der «baren Zahlung», und darauf spielte Dostojewski an, er-öffnet dem Einzelnen ein gewisses Mass an Selbst-bestimmung. «In einer Münze versinnbildlicht sich

der freie Wille», sagte Jorge Luis Borges, um einen weiteren Schriftsteller zu zitieren. Wenn alle Zah-lungen nur noch bargeldlos erfolgen, wenn – beim Mobile Payment, jede Zahlung eine digitale Daten-spur hinterlässt und der Konsument samt seinen Vorlieben und Gewohnheiten gläsern wird –, dann ist Schluss damit. Nicht zuletzt hat die NSA-Affäre ja gezeigt, dass Staaten es für durchaus angebracht hal-ten können, die gesamte Bevölkerung vorsorglich zu verdächtigen und deshalb sicherheitshalber alle Kre-ditkartenzahlungen flächendeckend zu überwachen.

Digitale PrivatwährungAllerdings kommt, ebenfalls aus dem digitalen Raum, auch die Parade gegen diese digitale «Entfreiheitli-chung» des Geldes. Sie heisst Bitcoin und ist eine vir-tuelle Konkurrenzwährung ausserhalb des staatlichen Monopols, von keiner Regierung und keiner Zent-ralbank kontrolliert, fälschungsresistent und – ihrer von vornherein begrenzten Menge wegen – nahezu inflationssicher, Transfers sind sekundenschnell und günstig. Zugrunde liegt ihr ein von einem Unbe-kannten programmierter und von einer Schar von Freiwilligen gepflegter offener Computerquellcode. Über ein Peer-to-Peer Computernetzwerk, das aus sogenannten «Minern» besteht, laufen sowohl muli-tilaterale Transaktionen als auch die Erzeugung neuer Bitcoins ab. Mehr als 7500 Shops und Restaurants nehmen die digitalen Münzen inzwischen an und um das unter Beweis zu stellen hat ein amerikani-sches Pärchen vor kurzem eine Weltreise absolviert und dabei, wenn auch mit grosser Mühe, nur mit Bitcoins bezahlt. Doch trotz allem Medienhype blei-ben Bitcoins schwer fass- und einschätzbar: das Ex-periment tapferer Währungsrebellen für die einen, zwielichtige Hackerwährung für die andern. Denn zumindest eine Eigenschaft haben Bitcoins mit Bar-geld gemeinsam: Zahlungen bleiben weitgehend an-onym. o

Page 26: Schwerpunkt Mobile Payment - asut · kontaktlos zu begleichen. Noch ist es zu früh, um mit Zahlen zu belegen, wie das Angebot genutzt wird. Ein Renner scheint es bisher allerdings

26 bulletin 10/2013

AGENDA

DATUM WAS/WO VERANSTALTER

31.01.2014 E-Government ServicesBildung eines FachbeiratsHotel Bern, Bern

eGovernment Schweizwww.egovernment.ch

03.-07.02.2014 Practical Computer Security Formation courteLausanne

Formation continue Unil/EPFLwww.formation.continue-unil-epfl.ch

04.-07.03.2014 InfoSocietyDays 2014KongressBernexpo, Bern

MKR Consulting AGwww.infosocietydays.ch

14.03.2014 Mit ICTswitzerland an die CeBIT 2014Internationale ICT-MesseHannover

Anmeldung:www.ictswitzerland.ch

26.06.2014 40. asut-Seminar asutwww.asut.ch