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Germanische Seife Was ist Seife? Seife ist ein Mittel, um Schmutz von einem Körper zu lösen. Chemisch ist Seife das Natrium- bzw. Kaliumsalz von Fettsäuren. In der antiken Literatur berichtet Plinius d. Ä. (1. Jhdt. n. Chr.), dass die Germanen Seife aus Asche und Ziegentalg machen. Galenus (2. Jhdt. n. Chr.) weist darauf hin, dass Seife nicht nur die Haut weich macht, sondern auch zum Reinigen von Körper und Kleidung geeignet ist. Moderne Seifenrezepte geben keinen Hinweis auf Seife aus Asche und Fett, sie arbeiten mit Pflanzenölen und Natronlauge, was beides den Germanen nicht zur Verfügung stand. Für die germanische Seife benötigt man Rindertalg oder Schweineschmalz, Regenwasser und "Pottasche". Diese Pottasche ist der wasserlösliche Anteil von reiner Holzasche, was einer Mischung aus Kaliumkarbonat und Natriumkarbonat entspricht. Da diese Seife mit Kalium und Natrium gebildet wird, enthält das Endprodukt Schmierseife und Kernseife. Das Rezept für unsere germanische Seife - abgeleitet aus Verseifungstabellen - lautet (in Gewichtsprozent): 100 Rindertalg oder Schweineschmalz 19 Kaliumkarbonat (K 2 CO 3 ), als Ersatz für einen Teil der "Pottasche" 10 Natriumkarbonat wasserhältig (= Kristallsoda, Na 2 CO 3 *10H 2 O), als Ersatz für einen Teil der "Pottasche" 35 - 40 Regenwasser (oder destilliertes Wasser) Wie kocht man nun eine germanische Seife? In einem großen Topf (mindestens 5mal so groß wie die geplante Seifenmenge!) wird das Fett verflüssigt, in einem kleinen die Karbonate und das Regenwasser. Wenn beide Flüssigkeiten gut erwärmt sind, wird die

Seifenherstellung (DOC)

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Page 1: Seifenherstellung (DOC)

Germanische Seife

Was ist Seife? Seife ist ein Mittel, um Schmutz von einem Körper zu lösen. Chemisch ist Seife das Natrium- bzw. Kaliumsalz von Fettsäuren.

In der antiken Literatur berichtet Plinius d. Ä. (1. Jhdt. n. Chr.), dass die Germanen Seife aus Asche und Ziegentalg machen. Galenus (2. Jhdt. n. Chr.) weist darauf hin, dass Seife nicht nur die Haut weich macht, sondern auch zum Reinigen von Körper und Kleidung geeignet ist.

Moderne Seifenrezepte geben keinen Hinweis auf Seife aus Asche und Fett, sie arbeiten mit Pflanzenölen und Natronlauge, was beides den Germanen nicht zur Verfügung stand.

Für die germanische Seife benötigt man Rindertalg oder Schweineschmalz, Regenwasser und "Pottasche". Diese Pottasche ist der wasserlösliche Anteil von reiner Holzasche, was einer Mischung aus Kaliumkarbonat und Natriumkarbonat entspricht. Da diese Seife mit Kalium und Natrium gebildet wird, enthält das Endprodukt Schmierseife und Kernseife.

Das Rezept für unsere germanische Seife - abgeleitet aus Verseifungstabellen - lautet (in Gewichtsprozent):100 Rindertalg oder Schweineschmalz19 Kaliumkarbonat (K2CO3), als Ersatz für einen Teil der "Pottasche"10 Natriumkarbonat wasserhältig (= Kristallsoda, Na2CO3*10H2O), als Ersatz für einen

Teil der "Pottasche"35 - 40 Regenwasser (oder destilliertes Wasser)

Wie kocht man nun eine germanische Seife? In einem großen Topf (mindestens 5mal so groß wie die geplante Seifenmenge!) wird das Fett verflüssigt, in einem kleinen die Karbonate und

das Regenwasser. Wenn beide Flüssigkeiten gut erwärmt sind, wird die Karbonatlösung unter ständigem Rühren in das Fett gegossen. Nach etwa 30 Minuten Kochen und ständigem Rühren beginnt der Verseifungsprozess, bei dem viel Schaum entsteht. Dieser Verseifungsprozess gibt selbst Wärme ab, daher muss in diesem Stadium die Wärmezufuhr gedrosselt werden. Nach weiteren etwa 20 Minuten ständigen Rührens ist der Verseifungsprozess so weit fortgeschritten, dass die nun entstandene Seife abkühlen kann.

Dann werden Seifenkugeln geformt, die dann noch eine etwa zwei- bis dreimonatige Reifezeit benötigen. Erst dann ist die Seife zum Gebrauch verwendbar. Da diese Seife einen hohen Schmierseifenanteil enthält, schäumt sie nicht.

Während des Abkühlprozesses - wenn die Seife noch nicht fest ist - können verschiedene heimische Kräuter (frisch oder getrocknet) beigemischt werden.

Page 2: Seifenherstellung (DOC)

Für alle, die authentisch produzieren wollen, das Rezept in Volumsteilen (den Germanen stand eine Waage noch nicht zur Verfügung!):12 Volumsteile Fett (Rind, Schwein, Schaf, Ziege)3 Volumsteile "Pottasche"4 Volumsteile Regenwasser

Martin Hellmayr