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Ausgabe 16 September 2012 – November 2012 Deutschland € 11 • Österreich € 12,30 Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50 ISSN 1867-5166 www.hifi-stars.de

Seite 065-069 Spendor HS 16 - bt hifi · 2013-12-14 · lopp gesagt - die SP100 R2 für mich klarmachen. Denn um den Klangidealen eines Herstellers auf den Grund zu gehen, greift

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Page 1: Seite 065-069 Spendor HS 16 - bt hifi · 2013-12-14 · lopp gesagt - die SP100 R2 für mich klarmachen. Denn um den Klangidealen eines Herstellers auf den Grund zu gehen, greift

Ausgabe 16September 2012 –November 2012

Deutschland € 11 • Österreich € 12,30Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50H

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ISSN 1867-5166

www.hifi-stars.de

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Die britische Lautsprecherschmiede Spen-dor braucht man wohl nicht mehr nähervorzustellen, dieser Hersteller gehört zu

den alteingesessenen Marken auf der Insel undkann auf eine lange und erfolgreiche Firmenge-schichte zurückblicken. Der Bekanntheits- undBeliebtheitsgrad der englischen Lautsprecherreicht bis ins Land der aufgehenden Sonne.

Im Prinzip verfolgt man bei Spendor zwei Laut-sprecherlinien. Die moderne A-Serie-Lautsprech-er, SA und ST, mit schlanken, frauenfreundlichenGehäusen, von denen wir schon die A6 bei uns zuGast hatten, und die traditionelle Classic-Serie, derdie hier in Rede stehende SP100 R2 entstammt.Genauer genommen ist sie das Topmodell jenerSerie, respektive deren Referenz-Lautsprecher. Mit

Lautsprecher Spendor SP100 R2

Klassisches Meisterstück

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diesem Test geht gleichzeitig mein Wunsch in Er-füllung, eine Spendor aus der Classic-Serie bei mirzu Hause in aller Ruhe zu hören. Auslöser hierfürwar die bereits erwähnte Spendor A6, die wir inHeft 14 vorgestellt haben - sie hat meine Neugier-de geweckt und so die Classic-Serie des Herstellersauf mein Radar gebracht. Auf der diesjährigenHigh-End in München konnte ich dann mit Ver-trieb und Entwickler sprechen und - mal ganz sa-lopp gesagt - die SP100 R2 für mich klarmachen.Denn um den Klangidealen eines Herstellers aufden Grund zu gehen, greift man am besten zumSpitzenmodell, da hier die wenigsten Kompro-misse zu erwarten sind, weil der Preis eines sol-chen Referenz-Lautsprechers meist eine eher un-tergeordnete Rolle bei dessen Entwicklung spielt.Was die Proportionen anbelangt, orientiert sichdie Classic-Serie mehr an akustischen Gegeben-heiten, als am ästhetischen Zeitgeist. Beim Be-trachten einer Spendor-Classic-Box fühlt man sichirgendwie in die 70er Jahre zurückversetzt, eineHiFi-Epoche, in der die Männer noch die alleinigeEntscheidungskraft beim Lautsprecherkauf besa-ßen - das waren noch Zeiten...Seit der Gründung im Jahre 1971 durch Spencer

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Hughes und seine Frau Dorothy hält man beiSpendor am Gehäusedesign der Classic-Serie fest.Die Abmessungen der Gehäuseflächen, oder bes-ser gesagt deren Verhältnis zueinander, orientierensich seither an akustischen Idealen. Viele Proble-me, mit denen sich Konstrukteure schlanker, ho-her Lautsprechern oftmals herumschlagen müs-sen, entstehen so erst gar nicht. Auch bei denWandstärken der Kabinette sucht Terry Miles -Chefentwickler bei Spendor - das „Seelenheil“nicht in möglichst harten Materialien und dickenGehäusewänden, sondern nutzt seine jahrelangeErfahrung, um durch angepaßte Materialstärkenund gezielte Verstrebungen ein akustisch mög-lichst gutmütiges Verhalten seiner Gehäuse zuerzielen. Bei der SP100 R2 resultieren daraus Ab-messungen von 700 mm x 370 mm x 430 mm (Hx B x T) und ein Gewicht von beträchtlichen 36 kgpro Stück. Bedingt durch die relativ geringeBauhöhe benötigt man allerdings noch zusätzlicheStänder von ca. 30 - 40 cm Höhe, um die Schall-wandler in eine praxistaugliche Abhörposition zubringen. Um dies sicherzustellen, bekam ich vomVertrieb gleich passende Ständer mitgeliefert, wel-che ich wärmstens empfehlen kann. Die Spezial-

Die Weiche der SP100 R2

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anfertigung vom deutschen Vertrieb - aus schwarzlackiertem Stahlvierkantrohr - sorgt für sicherenund stabilen Stand der Wandler und paßt auchoptisch sehr gut zu den Lautsprechern.

Die SP100 R2 im DetailNachdem die Lautsprecher aufgestellt und dierechte Position im Hörraum gefunden ist - freiste-hend, nicht zu nah an den Wänden - mache ichden berühmten „Anklopftest“ am Gehäuse. Le-diglich ein dumpfes „Tock“, das zudem sehr gutgedämpft ertönt, ist zu vernehmen, mehr nicht.Die SP100 R2 ist eine echte Dreiwegebox, derenChassis mittels Stoffbespannung verdeckt werdenund von denen jedes einzelne für sich betrachtetein technischer Leckerbissen ist. Spendor paartübrigens alle Lautsprecher der SP100 R2 auf eineGenauigkeit von 1 dB.Fangen wir beim Baßchassis an, dem 300-mm-Tieftöner mit starkem Antriebsmagneten undBextrene-Membran, welche hervorragende innereDämpfung besitzt, um problemlos bis in den unte-ren Mittenbereich spielen zu können. Im vorlie-genden Falle bis ca. 550 Hz, wo bruchlos anschlie-ßend der 180 mm durchmessende Mitteltönerübernimmt, der ebenfalls über eine Kunststoff-

membran verfügt; anstatt Bextrene kommt hier je-doch eine Polypropylenmischung zum Einsatz.Spendor-typisch wird jener sehr breitbandig einge-setzt und erst bei ca. 5 kHz durch die mit hoch-wertigen Bauteilen bestückte Frequenzweiche ausdem Rennen genommen. Ab hier kommt der Ka-lottenhochtöner zum Zuge, dessen ungewöhnlichbreite Sicke erwähnt sei.Verstärkung erhält der Tieftöner in den unterenLagen von zwei frontseitigen Baßreflexöffnungen,die der SP100 R2 zu einer unteren Grenzfrequenzvon 45 Hz (-3 dB) verhelfen; ein sehr praxistaug-licher Wert, denn vor allem etwas kleinere Wohn-räume machen bei noch tieferen Frequenzen oft-mals Probleme (Thema Raummoden), außer siewurden mittels Akustikelementen fachmännischoptimiert. Der Wirkungsgrad liegt mit 89 dB,ebenso wie die Impedanz von 8 Ohm (Minimumbei 5,5 Ohm) im unkritischen Bereich und ermög-licht auch die Verwendung kleinerer Transistor-oder guten Push-Pull-Röhrenverstärkern.Auf der Rückseite gibt es hochwertige Anschluß-klemmen in doppelter Ausführung: Bi-Wiringoder Bi-Amping ist mit der SP100 R2 also mög-lich. Aber auch hier gilt meine Kritik den beilie-genden Blechbrücken für Single-Wiring - legt

Die Tieftöner aus dem Spendor-typischen Bextren...

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doch bitte gescheite Kabelbrücken mit dazu ... undüber die in englischer Sprache gehaltene Be-dienungsanleitung möchte ich an dieser Stelle denMantel des Schweigens decken und mich direktdem Hören zuwenden.

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Klangliche AspekteImmer beim Hören, gleich zu Anfang nach denersten Takten Musik, stellt sich ein Gefühl, ein er-ster Eindruck beim Zuhörer ein, der - zumindestsubjektiv - schon viel über den Lautsprecher aus-zusagen vermag. Bei der SP100 R2 ist dieses Ge-fühl stante pede ein äußerst positives. Die rechtgroßen Lautsprecher verschwinden akustisch voll-kommen und die auf dem Tonträger konservierteMusik manifestiert sich auf angenehmste Weiseim Hörraum. Töne haben dabei jene Griffigkeitund Präsenz, wie man es vom Live-Erlebnis hergewohnt ist, über Lautsprecher aber nur allzu sel-ten geboten bekommt. Des weiteren gelingt ihneneine sehr genaue Abbildung, vor allem der Stereo-mitte - hier kommt das „matchen“ der Laut-sprecher zum tragen. Durch den linearen Baßver-lauf und den nicht künstlich angehobenen Hoch-ton stellt sich eine sehr neutrale Tonalität ein. Vondieser Abstimmung profitieren der Grundton undvor allem die mittleren Lagen enorm, selbige ver-wöhnen und begeistern den Zuhörer mit exzellen-ter Auflösung und Durchzeichnung. Die Spendorrechtfertigt somit ihr Preisschild im Handum-drehen, außerdem erhält man mit der SP100 R2Lautsprecher, die Geschmeidigkeit und Präzisionwie kaum andere ihrer Preisklasse verbinden. Stetsausgeglichen, kultiviert und homogen spielend,meistert die Britin sämtliche Musikrichtungen mitBravour.Bei Bedarf können diese Lautsprecher richtig zu-packen und mit Leichtigkeit, völlig locker und un-verkrampft, Pegel in den Raum werfen, welchedem Musikfreund ein breites Grinsen ins Gesichtzaubern. Klassische Musik offenbart dem Hörerden vollen Informationsgehalt und die klanglicheDichte eines Orchesters, ohne daß der Klangkör-per dabei zu direkt wirkt. Ich gehe sogar soweitund behaupte, daß der Hochton sowie die Auf-lösung in den Mitten seitens der SP100 R2 mitzum besten gehört, was man für Geld und guteWorte kaufen kann. Becken und Schellen erklin-gen bemerkenswert echt und klar, wie überhauptder gesamte Klang jederzeit flüssig, beweglich undvon jeglicher Trägheit befreit erscheint. In SachenNatürlichkeit dürften die britischen Lautsprechernur schwer zu toppen sein. Am unteren Ende desÜbertragungsbereiches bekommt man federndeBässe und kraftvolle Celloklänge geboten, die bei

...Mittelton...

...und Hochtöner: Bei Spendor wird alles gematcht

und exakt aufeinander abgestimmt

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aller Durchzugsstärke nicht im Ansatz übertriebenoder gar aufgebläht wirken. Die SP100 R2 machtdeutlich, wieviel Farbigkeit und Schattierung imTiefton möglich ist; wüßte ich es nicht besser,würde ich im Blindtest glatt auf eine geschlosseneKonstruktion oder einen Aktivlautsprecher tip-pen.Der Zufall spielt mir dann gegen Ende der letztenHörsitzung - und davon gab es einige - die Dop-pel-CD „kurz nach acht Live“ von Ulla Meinike indie Finger, die ich schon länger nicht mehr gehörthabe. Also Tonträger in die CD-Lade gelegt und ...durchhören! Jene CD ruft mir noch einmal die„Klasse“ dieser Lautsprecher ins Bewußtsein - ja,die Spendor SP100 R2 ist eine der ganz Großen,ein Lautsprecher fürs Leben.

Auf den Punkt gebrachtMit der SP100 R2 führt Spendor ein

wahres Meisterstück des klassischen Laut-sprecherbaus im Programm, dessen Verarbei-tung und klangliche Fähigkeiten auf ganzerLinie überzeugen. Bei den Furnieren hat derKunde die Wahl zwischen Kirsche, dunklerWalnuß und Esche schwarz. Falls Sie mit denbritischen Tonmöbeln liebäugeln sollten, kal-kulieren Sie unbedingt stabile Ständer mitein, danach brauchen Sie sich eigentlich nurnoch über die Auswahl der Tonträger Gedan-ken machen, ein feines Tröpfchen einschen-ken und ... genießen!

MARKUS LEIBL

InformationStandlautsprecher Spendor SP100 R2 Paarpreis: 8.190 € Ständer: auf AnfrageVertrieb:B&T HiFi VertriebHauptstraße 27D-40699 ErkrathTel.: +49 (0) 2104-175560Fax: +49 (0) 2104-1384988E-Mail: [email protected]: www.bt-vertrieb.de