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S chicht für Schicht trägt der Druckkopf neues Material auf. Immer wieder fährt er über die Un- terlage, immer höher wird das Gebilde. Es entstehen Hohlräume, filigrane Muster, hauchdünne Wände … He- raus kommt zum Beispiel ein mehrfarbiges Getriebe (Bild unten links), voll funktions- fähig, drehbar in alle Rich- tungen. Die Besonderheit: Es ist in einem Stück hergestellt – besser gesagt gedruckt. „Mit dem 3D-Drucker kön- nen wir Produkte herstellen, die mit konservativen Ver- fahren nicht zu fertigen sind“, erklärt Michael Hoff- mann von der Hochschule Trier, ehemals Fachhoch- schule, die über einen 3D - Drucker verfügt. Er ist Do- zent in der Fachrichtung Ma- schinenbau, Fachgebiet Digi- tale Produktentwicklung und Fertigung. „Man kann belie- bige Geometrien realisieren, bei Bedarf auch in Farbe und in einer Genauigkeit von 0,1 Millimeter“, sagt der 47-Jäh- rige. „Auch bewegliche Bau- gruppen wie etwa ein Getrie- be können in einem Druck- vorgang hergestellt werden.“ Seit 20 Jahren ist das Ver- fahren im Prototypenbau etabliert. Die Technologie sei inzwischen so ausgereift, dass sich kostengünstig Kleinserien produzieren lie- ßen, sagt Hoffmann. Sinnvoll sei sie vor allem für die Leicht- bauweise im Fahr- zeugbau. „Ich drucke nur dort massiv, wo das Bauteil Belas- tungen aufnehmen muss“, erklärt Hoffmann. Andere Teile könnten innen hohl hergestellt werden. „Für Pro- duktentwickler entstehen al- so völlig neue Möglichkeiten der Bauteilgestaltung.“ Es ge- be bereits erste Verfahren, die verschiedene Werkstoffe in einem Druckvorgang ver- arbeiten können. So kann et- wa eine Dichtung oder eine Oberfächenbeschichtung gleich mitproduziert werden. Die Technologie hat die Privatkunden längst er- reicht. Webdienste bieten 3D-Mo- delle an, die per Maus- Kleine Revolution: Die Fabrik auf dem 3D-Drucker eröffnen neue Möglichkeiten – Anwendung in Produktentwicklung, Herstellung Die Gegenwart hat die Zu- kunft längst eingeholt: In der Science-Fiction-Welt von „Star Trek“ des 24. Jahrhun- derts spucken Replikatoren Gegenstände aus. In der Realität des 21. Jahrhunderts können 3D-Drucker das längst. Steht in der Produkti- on eine kleine Revolution ins Haus? Ein 3D-Drucker arbeitet bei der Computermesse CeBIT in Hannover mit gelbem Kunststoff. Fotos: dpa, Mechthild Schneiders Anwendung in der Neurochirurgie Die Hochschule Trier nutzt die Entwicklung des 3D- Drucks für Innovationen in der Neuromedizin. Im Labor für Robotik entwickelt Pro- fessor Peter Gemmar im Rahmen des Forschungspro- jekts „Computerunterstützte Neuromodulation“ in Koope- ration mit dem Centre Hos- pitalier de Luxembourg ei- nen Roboterarm für Opera- tionen am offenen Gehirn. Die sogenannte tiefe Hirn- stimulation, die etwa zur Be- handlung von fortgeschritte- nem Morbus Parkinson ein- gesetzt wird, kann durch den Einsatz von Computern die Patienten entlasten. Als Grundlage dient dabei das Modell eines menschlichen Schädels, das die Maschi- nenbauer ausdrucken (Bild rechts). An diesem werden die Abläufe simuliert, die der Roboterarm dann im OP- Saal ausführt. Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Innovati- on fördert das Projekt. http://3DDruck.hochschule- trier.de Das Modell eines menschlichen Kopfs für eine Gehirnoperation (siehe Extra). Ganz links ein gedrucktes Differenzialgetriebe. MACHER, MENSCHEN + MÄRKTE ZUKUNFTSMUSIK SEITE 12

SEITE 12 Kleine Revolution: Die Fabrik auf dem · indem er ein Pulver oder eine Flüssigkeit an den entspre-chenden Stellen chemisch verbindet, mit dem Laser schmelzen lässt oder

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Schicht für Schicht trägtder Druckkopf neuesMaterial auf. Immer

wieder fährt er über die Un-terlage, immer höher wirddas Gebilde. Es entstehenHohlräume, filigrane Muster,hauchdünne Wände … He-raus kommt zum Beispiel einmehrfarbiges Getriebe (Bildunten links), voll funktions-fähig, drehbar in alle Rich-tungen. Die Besonderheit: Esist in einem Stück hergestellt– besser gesagt gedruckt.

„Mit dem 3D-Drucker kön-nen wir Produkte herstellen,die mit konservativen Ver-fahren nicht zu fertigensind“, erklärt Michael Hoff-mann von der HochschuleTrier, ehemals Fachhoch-schule, die über einen 3D-Drucker verfügt. Er ist Do-zent in der Fachrichtung Ma-schinenbau, Fachgebiet Digi-tale Produktentwicklung undFertigung. „Man kann belie-bige Geometrien realisieren,bei Bedarf auch in Farbe undin einer Genauigkeit von 0,1Millimeter“, sagt der 47-Jäh-rige. „Auch bewegliche Bau-gruppen wie etwa ein Getrie-be können in einem Druck-vorgang hergestellt werden.“

Seit 20 Jahren ist das Ver-fahren im Prototypenbauetabliert. Die Technologie seiinzwischen so ausgereift,dass sich kostengünstigKleinserien produzieren lie-ßen, sagt Hoffmann.Sinnvoll sei sie vor allem für dieLeicht-bauweiseim Fahr-zeugbau.„Ich druckenur dort

massiv, wo das Bauteil Belas-tungen aufnehmen muss“,erklärt Hoffmann. AndereTeile könnten innen hohlhergestellt werden. „Für Pro-duktentwickler entstehen al-so völlig neue Möglichkeitender Bauteilgestaltung.“ Es ge-be bereits erste Verfahren,die verschiedene Werkstoffein einem Druckvorgang ver-arbeiten können. So kann et-wa eine Dichtung oder eineOberfächenbeschichtunggleich mitproduziert werden.

Die Technologie hat diePrivatkunden längst er-

reicht. Webdienstebieten 3D-Mo-

delle an, dieper Maus-

Kleine Revolution: Die Fabrik auf dem 3D-Drucker eröffnen neue Möglichkeiten – Anwendung in Produktentwicklung, Herstellung

Die Gegenwart hat die Zu-kunft längst eingeholt: In derScience-Fiction-Welt von„Star Trek“ des 24. Jahrhun-derts spucken ReplikatorenGegenstände aus. In derRealität des 21. Jahrhundertskönnen 3D-Drucker daslängst. Steht in der Produkti-on eine kleine Revolution insHaus?

Ein 3D-Drucker arbeitet bei der Computermesse CeBIT in Hannover mit gelbem Kunststoff. Fotos: dpa, Mechthild Schneiders

Anwendungin der Neurochirurgie

Die Hochschule Trier nutztdie Entwicklung des 3D-Drucks für Innovationen inder Neuromedizin. Im Laborfür Robotik entwickelt Pro-fessor Peter Gemmar imRahmen des Forschungspro-jekts „ComputerunterstützteNeuromodulation“ in Koope-ration mit dem Centre Hos-pitalier de Luxembourg ei-nen Roboterarm für Opera-tionen am offenen Gehirn. Die sogenannte tiefe Hirn-stimulation, die etwa zur Be-handlung von fortgeschritte-nem Morbus Parkinson ein-gesetzt wird, kann durchden Einsatz von Computerndie Patienten entlasten. AlsGrundlage dient dabei dasModell eines menschlichenSchädels, das die Maschi-nenbauer ausdrucken (Bildrechts). An diesem werdendie Abläufe simuliert, dieder Roboterarm dann im OP-Saal ausführt. Die StiftungRheinland-Pfalz für Innovati-on fördert das Projekt.http://3DDruck.hochschule-trier.de

Das Modell eines menschlichen Kopfs für eine Gehirnoperation (sieheExtra). Ganz links ein gedrucktes Differenzialgetriebe.

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klick produziert werden. Wer kreativ ist, gestaltet Tas-se, Lampenschirm oder Ringselbst und bestellt nur denDruck. Wie die HochschuleTrier bieten Druckservicesihre Leistungen an. Oder derKunde produziert seine Warezu Hause selbst. „EinfacheGeräte gibt es ab 1000 Euro“,sagt Hoffmann. Diese Minifa-briken sind nur wenig größerals normale Drucker. Dochdie Auswahl der Materialienist eingeschränkt, und die Er-gebnisse haben nicht dieQualität der professionellenGeräte, die 50 000 Euro undmehr kosten.

Der 3D-Druck gehört zuden additiven Verfahren. DasGerät setzt eine am Compu-ter entworfene Konstruktionin ein reales Objekt um. Da-bei trägt es, anders als beimFräsen, Schneiden oder Gie-ßen, den Werkstoff schicht-weise auf. Etwa, indem derDrucker heißen Kunststoffdurch eine Düse presst. Oderindem er ein Pulver oder eineFlüssigkeit an den entspre-chenden Stellen chemischverbindet, mit dem Laserschmelzen lässt oder mit UV-Licht aushärtet. Werkstoffesind Kunststoffe und -harze,Keramik, Glas, Metalle. Für

die Produktion werden we-der Werkzeuge noch Formenbenötigt, es fällt kaum Abfallan. Die Form des Produkts istnur von der digitalen Vorlageabhängig; jede Geometrie istmöglich. „Der Druckerdruckt so exakt, wie das Mo-dell gestaltet ist“, sagt Hoff-mann. Die Voraussetzung istein digitales 3D-CAD-Modellauf Basis von Scans oderKonstruktionen. EinfacheProgramme gibt es kostenfreiim Internet.

„Es ist revolutionär, was inden letzten zehn Jahren pas-siert ist. Die Technologiewird sich noch weiterent-wickeln“, ist sich Hoffmannsicher. Die Zukunft sieht er inder Herstellung von Proto-typen, aufwendig herzustel-lenden Artikeln, in der Pro-duktentwicklung, in Kleinse-rien und im Dienstleistungs-

bereich. Der Anbieter könneErsatzteile für Geräte oderfür Autos direkt ausdrucken,sagt der Dozent. Oder dieKunden laden sich die Datenim Internet selbst herunterund lassen sie ausdrucken. Soentfallen Lagerhaltung,Transporte – die Produktionin Billiglohnländern könnteüberflüssig werden.

„Wir haben Modelle vonunserem EnergiesparautoProtron für den Versuch imWindkanal gedruckt“, sagtHoffmann. Die so gewonne-nen Daten seien wichtig fürden Abgleich mit den Berech-nungen. „Es ist ein geringererAufwand, das am Computerentwickelte Modell auszu-drucken, als wie früher zufräsen.“ Und in einer Semes-terarbeit haben Studentenvoll bewegliche Autospiegelproduziert.

Dass der 3D-Druck in ab-sehbarer Zeit Technologienwie Spritzguss und compu-tergestütztes Fräsen voll-ständig ersetzt, glaubt Hoff-mann nicht, aber er eröffne neue Möglichkeiten.„Mittelfristig wird er sich inunserem Alltag durchset-zen.“ An der HochschuleTrier deckt die Maschineschon jetzt ein breites An-wendungsspektrum ab: „Esgeht darum, Möglichkeitendes Verfahrens auszuloten,nicht nur für den Maschinen-bau. Da ergeben sich interes-sante Synergien.“ Für die Ar-chitektur- und Design-Stu-denten etwa würde langwie-riges Bauen mit Holz oderPappe entfallen; das Fertigenvon komplexeren Modellenwird oft überhaupt erst mög-lich. Und das Verfahren istauf dem Weg, die Medizin-technik zu revolutionieren.Etwa bei Operationen: Schonheute können sich Chirurgenaus den Daten einer Compu-tertomografie ein Modell ei-nes Organs erstellen lassen,um eine OP realistisch zu pla-nen (siehe Extra). Auch „Er-satzteile“ wie Hörgeräte undZahnprothesen werden er-zeugt, aber auch Hüftgelen-ke, Knochen, ja sogar Weich-teile, etwa am Gesicht oderam Ohr. Zurzeit arbeiten For-scher am „Organ-Printing“,der Entwicklung 3D-ge-druckter Organe aus mensch-lichen Zellen. Und vielleichteinmal wird Massentierhal-tung ein Fremdwort sein,dann nämlich, wenn die Nah-rungsmittelindustrie Fleischdrucken kann.

Schreibtisch Text: Mechthild Schneiders

von Prototypen und Medizintechnik

Michael Hoffmann vom Fachbereich Maschinenbau an der HochschuleTrier mit einem voll beweglichen Seitenspiegel für ein Auto.

’’ Mittelfristigwird der 3D-Druck sich inunserem Alltagdurchsetzen.

Michael Hoffmann,

Hochschule Trier

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