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Lehre & Campus Seite 14 Willkommen in der Universität Utopia! Forschung Seite 18 Summa cum laude und ausgezeichnet Jenseits der Hörsäle Seite 33 Rockende Juristen 02.2008 Das Magazin der Universität Bielefeld Altlasten aus der Gründungszeit – die Suche nach der „Wunderfaser“ Titelthema | Seite 07

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Lehre & Campus Seite 14

Willkommen in der Universität Utopia!

Forschung Seite 18

Summa cum laude und ausgezeichnet

Jenseits der Hörsäle Seite 33

Rockende Juristen

02.2008

Das Magazin derUniversität Bielefeld

Altlasten aus der Gründungszeit –

die Suche nach der „Wunderfaser“

Titelthema | Seite 07

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News Seite 04Senat stimmt Liste der Mitglieder für den Hochschulrat zu // Grünes Licht für Forschungsschule „Education and Capabilities“ // Drei neue Bachelor-Nebenfächer // Vom Hochschulstandort zur Wissenschaftsstadt // Max-Planck-Nachwuchsgruppe in Bremen und Bielefeld // Neues CHE-Forschungsranking

Titelthema Seite 07Altlasten aus der Gründungszeit – die Suche nach der „Wunderfaser“

Lehre & Campus Seite 12Lehrende mit tollen Ideen // Willkommen in der Universität Utopia // Maßgeschneidertes Campus-Management // Meldungen

Forschung Seite 18Summa cum laude und ausgezeichnet // Meldungen

Interdisziplinär Seite 23Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken – die Klinische Linguistik

International Seite 24Schreiben wie die Amerikaner

Alumni Seite 25Von Bielefeld in die Welt – und darüber hinaus: Interview mit Dr. Alexander Geppert

Bitte Platz nehmen ... Seite 26Helen Menges – die „SchülerInnen-Beauftragte“

Personalien Seite 27 Auszeichnungen & Preise Seite 30 Jenseits der Hörsäle Seite 32Studentische Initiativen Teil 1: Die Evangelische Studierendengemeinde Bielefeld // Rockende Juristen – Studierende und Lehrende machen Musik

Kulturtipps // Impressum Seite 34

Uni-Einblicke Seite 35

// INHALT

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News // 06Neue Max-Planck-Nachwuchsgruppe in Bremen und Bielefeld

Interdisziplinär // 23 Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken – die Klinische Linguistik

International // 24 Schreiben wie die Amerikaner

Alumni // 25 Interview mit Dr. Alexander Geppert

Bitte Platz nehmen ... // 26 Helen Menges – die „Schülerinnen-Beauftragte“

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Fünf Frauen und fünf Männer aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft sollen neues Gremium der Universität Bielefeld bildenSenat stimmt Liste der Mitglieder für den Hochschulrat zu

Der Senat der Universität Bielefeld hat heute einstimmig die Liste der zehn Mitglieder für den Hochschulrat bestätigt. Das neue Gremium soll sich aus fünf externen und fünf internen Personen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammensetzen. Bei den externen Mitgliedern handelt sich um Professorin Dr. Susanne Baer (Juristin, Humboldt Uni-versität Berlin), Dr. Annette Fugmann-Heesing (Juristin, Politikerin), Dirk U. Hindrichs (Geschäftsführender persönlich haftender Gesellschafter Schüco International KG, Bielefeld), Professorin Dr. Gisela Schütz (Phy-sikerin, Direktorin Max-Planck-Institut für Metallforschung, Stuttgart), Professor Dr. Heinz-Elmar Tenorth (Erziehungswissenschaftler, Humboldt Universität Berlin). Als interne Mitglieder sind Professor Dr. Klaus Cachay (Sportsoziologe), Professor Dr. Martin Carrier (Philosoph), Professorin Dr. Ulrike Davy (Juristin), Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus (Che-mikerin) sowie Dr. Hans-Georg Stammler (Chemiker) vorgesehen. Die Liste bedarf nun der Zustimmung durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-West-falen. Auch die Bestellung der Mitglieder erfolgt durch das Ministeri-um. Der Hochschulrat ist als neues Gremium zuständig für die Wahl des Rektorats, Fragen der Hochschulentwicklung, berät die Hochschulleitung

und übt die Aufsicht über deren Geschäftsführung aus. Laut Hochschulge-setz muss mindestens die Hälfte der Mitglieder eines Hochschulrats von außerhalb der Hochschule kommen. Der oder die Vorsitzende muss von außen kommen. Der Vorsitz wird vom Hochschulrat im Rahmen der ersten Sitzung gewählt. Professor Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfa-len, wird den Hochschulrat offiziell ernennen.

Das Auswahlgremium für den Hochschulrat bestand aus Professor Dr. Klaus Peter Treumann (Vorsitz, Fakultät für Erziehungswissenschaft) und Professor Dr. Rudolf Eichenlaub (Fakultät für Biologie) sowie Dr. Birgitta Wrede (Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung). Mit beratender Stimme wirkten für die Studierenden die AStA-Vorsitzen-de Mira Schneider und für die Gruppe der weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Jutta Grau mit.

An der Abstimmung im Senat nahmen 15 von 21 Senatsmitgliedern teil. Abgegeben wurden 15 Ja-Stimmen, keine Nein-Stimme und keine Ent-haltung.

Professorin Dr. Susanne Baer Dr. Annette Fugmann-Heesing Dirk U. Hindrichs Professorin Dr. Gisela Schütz Professor Dr. Heinz-Elmar Tenorth

Professor Dr. Klaus Cachay Professor Dr. Martin Carrier Professorin Dr. Ulrike Davy Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus

Dr. Hans-Georg Stammler

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Weitere aktuelle Meldungen finden Sie im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/aktuelles

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Nordrhein-westfälisches Innovationsministerium unterstützt neuen Ansatz einer kritischen Bildungsforschung Grünes Licht für Forschungsschule „Education and Capabilities“ an den Universitäten Bielefeld und Dortmund

Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen fördert ab dem kommenden Winterse-mester die Forschungsschule „Education and Capabilities“, die gemeinsam von Sozial- und Geisteswissenschaftlern der Universität Bielefeld und der Technischen Universität Dortmund getragen wird. Das strukturierte Lehr-angebot der vom Land in einem Wettbewerbsverfahren ausgewählten Forschungsschule soll herausragenden Studierenden die Möglichkeit ge-ben, auf exzellentem internationalem Niveau bei einem Spitzenforscher-team in Bielefeld und Dortmund zu promovieren. Dabei geht es zentral um empirische Forschung zur Bildungsgerechtigkeit. Unter anderem wird dazu eine Längsschnittstudie an Bielefelder und Dortmunder Schulen er-stellt, die die Auswirkungen unterschiedlicher Lern- und Bildungschancen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt untersucht. Gleichzeitig geht es auch um eine international vergleichende Perspektive, was die Forschungsschule auch für ausländische Nachwuchswissenschaftler at-traktiv macht. An der Forschungsschule sind Vertreter unterschiedlicher Disziplinen der Bildungswissenschaften wie Erziehungswissenschaftler, Psychologen, Linguisten und Soziologen beteiligt.

Der Start der Forschungsschule und damit die Aufnahme der ersten von 30 geförderten deutschen und ausländischen Stipendiaten ist im Oktober. Insgesamt wird eine Kapazität von 50 Nachwuchswissenschaftlern ange-strebt. Durch die Forschungsschule übernehmen die beiden Universitäten eine Spitzenrolle in der Entwicklung einer kritischen Bildungsforschung. Die Universitäten Bielefeld und Dortmund und das Land beteiligen sich an der Finanzierung von jährlich annähernd einer Million Euro in den nächsten fünf Jahren je zur Hälfte.

„In der Bestimmung von Handlungsbefähigung verfolgt der Capability Ap-proach den Ansatz, sowohl pädagogisch als auch sozialanalytisch einen neuen Gerechtigkeitsbegriff zu entwickeln“, betont der erste Sprecher der Forschungsschule, der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Uwe Otto. „Mit den beiden Standorten in Bielefeld und Dortmund verfügt die Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen über ein herausragendes Angebot der Bildungsforschung. Durch die Forschungsschule wird die bestehende interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Entwicklung der Bil-dungsforschung in Deutschland und auch international weiter gestärkt.“

Neues Wissenschaftsbüro der Stadt Bielefeld Vom Hochschulstandort zur Wissenschaftsstadt

Acht Hochschulen, rund 30.000 Studierende und über 1.500 Lehrende und wissenschaftliche Mitarbeiter: Bielefeld ist längst ein bedeutender und interessanter Hochschulstandort. Defizit: Das Bewusstsein dafür ist noch verbesserungsfähig, sowohl aus der Innensicht der Bielefelderinnen und Bielefelder als auch national und international.Der Rat der Stadt Bielefeld hat die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Hochschulen erkannt und deshalb am 18. Oktober letzten Jahres beschlossen, bei der Biele-feld Marketing GmbH ein Wissenschaftsbüro als neues Geschäftsfeld einzurichten. Ziel: die Vermarktung Bielefelds als attraktiver Hochschul-standort. Das Wissenschaftsbüro soll dabei den Knoten im Netzwerk von Wissenschaft, Wirtschaft, Stadtmarketing und Stadtgesellschaft bilden. Erste konkrete Projekte zur engeren Verzahnung aller Akteure hat das Wissenschaftsbüro bereits in Planung. Dazu gehört die „GENI-ALE – Macht Euch schlau“ vom 3. bis 11. Oktober 2008: Das Science-Festival wird in Kooperation mit allen Bielefelder Hochschulen geplant und durchgeführt.

Drei neue Bachelor-Nebenfächer„Latein“, „Romanische Kulturen“ und „Literaturwissenschaft“

Die Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft bietet in Kooperation mit der Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie die Nebenfä-cher „Latein“, „Romanische Kulturen“ und „Literaturwissenschaft“ an. Alle Studiengänge sind vorerst nicht zulassungsbeschränkt. Der Studiengang „Latein: Die römische Literatur, Kultur und Gesellschaft im europäischen Kontext“ startet zum Sommersemester 2008. Er kann einerseits in der Kombination Bachelor-Nebenfach mit einem anschließenden Master of Education studiert werden und bereitet in dieser Kombination auf das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen vor. Andererseits kann Latein auch als reines Bachelor-Nebenfach studiert werden. Der Studiengang „Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte“ startet ebenfalls im Sommersemester und richtet sich an Studierende, die sich für Kultur und Geschichte der romanischen Welt von der Antike bis zur Gegenwart interessieren. Der Studiengang „Literaturwissenschaft“ richtet sich an Studierende der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, die am Erwerb von Grundlagen- und Methodenwissen im Umgang mit mehr als einer Lite-ratur sowie an Fragen der Literaturtheorie interessiert sind. Er bietet erste Orientierung auf dem Feld der Allgemeinen und Vergleichenden Literatur-wissenschaft. Der Studiengang startet im Wintersemester 2008.

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Neues CHE-Forschungsranking: Uni Bielefeld belegt Platz 16 in Deutschland / Platz 3 in NRW Erziehungswissenschaft, Geschichte, Mathematik und Soziologie „forschungsstark“

Vier von elf untersuchten Fächern an der Universität Bielefeld werden im neuen Forschungsranking des Gütersloher Centrums für Hochschul-entwicklung (CHE) als „forschungsstark“ eingestuft: Erziehungswissenschaft, Geschichte, Mathematik und Soziologie. Unter 62 Hochschulen belegt die Uni Bielefeld somit den 16. Platz. Hinter der Universität Köln und der RWTH Aachen ist sie die drittbeste Hochschule Nordrhein-Westfalens. Das Fach Erziehungswissenschaft erreicht in der Gesamtbewertung Platz 3 und belegt in den Bereichen „Drittmittel“ und „Reputation“ den Spitzenplatz. Die Geschichte schafft es auf den 2. Platz, das Fach Mathematik auf den 4. Platz. Die Soziologie darf in der Gesamtbewertung auf den 2. Platz stolz sein und belegt zudem in den Bereichen „Drittmittel“ und „Promotionen“ den Spitzenplatz.

Kooperation mit Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie auf dem Gebiet „Mikrobiologie der nachhaltigen Energieproduktion“Neue Max-Planck-Nachwuchsgruppe in Bremen und Bielefeld

Die Universität Bielefeldund das Max- Planck-Insti-tut für Marine Mikrobiolo-gie in Bremen werden zu-künftig auf dem Gebietder systembiologischen Grundlagenforschung ko-operieren und haben da-für die Einrichtung einer

selbstständigen Max-Planck-Nachwuchsgruppe vereinbart. Die Koopera-tion wird durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschungund Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen für den Zeitraum von fünf Jahren mit einer Million Euro unterstützt. Insgesamt stehen der Nach-wuchsgruppe zwei bis drei Millionen Euro zur Verfügung. Eine entsprechende Vereinbarung haben Rektor Professor Dr. Dieter Timmermann, Professor Dr. rer. nat. Herbert Jäckle, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, sowie NRW-Innovationsminister Professor Dr. Andreas Pinkwart am 11. Februar in Bielefeld unterzeichnet.

Die Max-Planck-Nachwuchsgruppe forscht auf dem Gebiet der „Mikrobio-logie der nachhaltigen Energieproduktion“, insbesondere der Energiege-winnung aus Pflanzenmaterial. Sie wird an der Uni Bielefeld ins Institut für Biochemie und Biotechnologie am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) integriert und soll dessen Aktivitäten in der Bioenergieforschung ergänzen. Zur Leitung der Nachwuchsgruppe wird eine neue Professur eingerichtet, für die in Bremen und Bielefeld Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung ste-hen werden. An der Uni Bielefeld wird sie sich zudem an der Lehre in den verschiedenen biochemischen und biotechnischen Bachelor-, Master- und Promotionsstudiengängen beteiligen. Geplant ist, dass die Nachwuchs-gruppe spätestens Anfang 2009 ihre Arbeit aufnimmt. „Die Kompetenz des Bremer Max-Planck-Instituts in der Erforschung komplexer mikrobieller

Gemeinschaften ergänzt sich sehr gut mit der Expertise des CeBiTec in der Systembiologie“, betont Professor Dr. Rudolf Amann, Direktor am Bremer Institut. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neu-en Max-Planck-Nachwuchsgruppe werden an Fragen der systematischen Analyse und Optimierung der Mikrobenkulturen in Biogasanlagen forschen und dabei auf die vorbildlichen Ressourcen des CeBiTec insbesondere im Bereich der Genomsequenzierung zurückgreifen.

Für die Uni Bielefeld stellt die neue Nachwuchsgruppe einen wichtigen Pfeiler im Bereich der Bioenergieforschung dar. Sie wird sich auch im „Bie-lefelder Bündnis“ zur Entwicklung und zum Aufbau eines Biogastechnikums, bestehend aus der Universität Bielefeld, der Fachhochschule Bielefeld, den Stadtwerken Bielefeld und der Firma Biogas Nord AG, einbringen. Durch die Lehrtätigkeit der neuen Professur eröffnen sich im Bereich der studentischen Ausbildung zudem zusätzliche Perspektiven.

„Ich freue mich, dass die Qualität der Bielefelder Forschung am Centrum für Biotechnologie von der Max-Planck-Gesellschaft nicht nur als heraus-ragend wahrgenommen, sondern mit dieser Kooperation auch honoriert wird“, erklärte Professor Dr. Dieter Timmermann. „Ich danke insbesondere auch Minister Pinkwart für die wichtige Landesunterstützung bei den über-aus schnellen und konstruktiven Verhandlungen sowie für die notwendi-gen finanziellen Mittel.“ Innovationsminister Professor Andreas Pinkwart betonte, die Einrichtung der Max-Planck-Nachwuchsgruppe zeige erneut, dass die Universität Bielefeld mit ihrer ausgewiesenen Forschungsexzellenz ein höchst attraktiver Kooperationspartner sei – sowohl für außeruniver-sitäre Forschungsinstitute wie auch für die Wirtschaft. „Einige der besten deutschen Wissenschaftler, die in dem jungen, aber wachsenden Feld der Umweltbiologie forschen, bündeln hier ihre Kräfte. Das ist ein weiteres starkes Signal für unsere Aufholjagd zu mehr Forschung und Entwicklung in Nordrhein-Westfalen“, sagte Pinkwart.

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1971: Die Bauarbeiten für das markante Hauptgebäude der 1969 gegründeten Universität Bielefeld beginnen, 1976 sind sie abge-

schlossen. Mehr als 30 Jahre später beschäftigen sich Experten unter anderem auch wieder mit der Baugeschichte. Der Grund: In

der Teilbibliothek im Bauteil S ist Spritzasbest gefunden worden. Dies ist umso überraschender, als man bis zu diesem Zeitpunkt

davon ausgegangen war, dass das Material beim Bau der Universität Bielefeld nicht zum Einsatz gekommen sei. Am 27. März be-

ginnt daher eine intensive Suche, denn: „Wir wollen Klarheit im Interesse unserer Studierenden, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“,

machte der Kanzler der Universität Bielefeld, Hans-Jürgen Simm, schnell deutlich.

Altlasten aus der Gründungszeit – die Suche nach der „Wunderfaser“

ÜBER DIE ASBESTFUNDE IN DER UNI BIELEFELD

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Den Stein ins Rollen brachte der Erfolg in der Exzellenzinitiative. Für Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Cognitive Interaction Technology“ sollten im Bereich der Bibliothek im Bauteil S zwei Labore und 13 Büros entstehen. „Routinemäßig werden in der Universi-tät vor jeder Baumaßnahme Schadstoffuntersuchungen in den Decken durchgeführt – auch in diesem Fall“, erklärt Dr. Christian Schepers, Leiter des Dezernats für Facility Management. „Dabei ist zum ersten Mal im Uni-Gebäude schwachgebundenes Spritzasbest entdeckt worden.“ Der Fund ließ den Verantwortlichen keine Wahl: Vorsorglich musste die Teil-bibliothek für die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie sofort geschlossen werden. „Das war im ersten Moment na-türlich ein Schock, denn zahlreiche Untersuchungen, die seit dem Verbot des Materials 1979 im gesamten Gebäude durchgeführt wurden, haben nie einen Hinweise auf dieses kritische Brandschutzmaterial ergeben“, so Schepers. „Wir haben uns natürlich sofort gefragt: Was ist mit den anderen Bereichen der Uni?“ Umgehend wurden von den Verantwortlichen bei der Universität und beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der Eigentü-mer des Gebäudes ist, umfangreiche und systematische Untersuchungen veranlasst. Diese werden von unabhängigen Sachverständigen durchge-führt, die selbständig den Ort und die Zeit der Probenahme festlegen. Die Untersuchungen dauern noch bis zum Sommer: Bislang (Stand: 16. Mai) wurde Spritzasbest in den Decken der Teilbibliothek im Bauteil S, in den darüber liegenden zwei Büro-Etagen sowie in der dritten Etage des Bauteils T gefunden. Jeweils nur in den „Zähnen“. Mehr als 500 Materialproben brachten den Befund: „Kein Spritzasbest“. „Dabei muss man wissen: Das gespritzte asbesthaltige Brandschutzmaterial lässt sich optisch nicht von dem asbestfreien unterscheiden“, erklärt Schepers. „Das macht die Unter-suchungen so kompliziert und aufwendig.“ Sieben Speziallabore in ganz Deutschland bekommen täglich Proben aus Bielefeld. Zudem fanden die Gutachter keine Systematik. In den betroffenen Bereichen wurde sowohl asbesthaltiges als auch asbestfreies Material verwendet. „Warum es an der einen Stelle verwendet wurde, während es auf der gleichen Etage an einer ähnlichen Stelle nicht vorkommt? – Wir können es nicht erklären.“

Erschwerend kommt hinzu, dass der Brandschutz in zwei Schichten auf-gebracht wurde – und dabei findet sich an den meisten Fundstellen der Asbest in der unteren. So entwickelte sich die Arbeit der Gutachter schnell zur Detektivarbeit – immer unter dem Druck, dass Studierende und Wis-senschaftler auf ihre Bibliothek und Büros angewiesen sind. „Zum Glück haben wir zum überwiegenden Teil Verständnis für die Maßnahmen erfah-ren“, ist der Dezernent erleichtert. Dabei waren die Maßnahmen durchaus einschneidend. So war zwischenzeitlich neben der Teilbibliothek in S auch jene im Bauteil C geschlossen. In alle Bibliotheksteile mussten ab dem 27. April verkürzte Nutzungszeiten eingeführt werden. Entwarnung dann am 5. Mai: Die Untersuchungsergebnisse für sämtliche Bibliotheken liegen vor und die Gutachter geben grünes Licht für den regulären Betrieb in sieben von acht Bibliotheken. Nach Abkleben der Decken und dem Reinigen der Bücher ist auch die Teilbibliothek für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie mittlerweile wieder geöffnet.

Asbest ist kein neues Thema in der Universität Bielefeld. Bereits ein großes Gutachten des TÜV Nord aus dem Jahr 1992 stellt fest: Im Uni-Gebäude wurde für den Brandschutz auch Asbest verwendet – allerdings in gebun-dener Form. Die Gutachter kamen damals zu dem Ergebnis, dass dieser Brandschutz nicht gefährlich ist. Für die Handwerker gelten seither spezielle Anweisungen bei Arbeiten in den Decken. „Von Spritzasbest ist in dem Gutachten nicht die Rede“, hat Schepers festgestellt. „Aber gerade dieses nur schwach gebundene Material erfordert umgehend Maßnahmen.“

Der Kanzler der Universität Bielefeld hat von Anfang an klar gemacht, alles Notwendige für das Leib und Wohl der Studierenden und Mitarbeiter zu tun. Schnelles Handel, umgehende Kommunikation und flächendeckende Untersuchungen – so die Strategie der Verantwortlichen in der Universität und beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb. Und diese Offenheit kommt in der Universität überwiegend positiv an. „Natürlich wissen wir, dass diese Maßnahmen unpopulär sind und zu Einschnitten in Forschung und Studium führen“, macht Simm klar, „ aber es gibt keine Alternative.“

Professor Dr. Dieter Timmermann, Rektor der Universität BielefeldAsbest galt jahrelang als „Wundermaterial“ für die Bauindustrie. Heute wissen wir es besser. Auch an der Universität Bielefeld ist das Thema nicht völlig neu. Seit den 1980er Jahren ist bekannt, dass beim Bau des Universitätsgebäu-des Asbest verwendet wurde. Die Einschätzung der Gutacher: Von diesen Asbestmaterialien gehen keine direkten Gesundheitsgefährdungen aus (einzig bei Baumaßnahmen müssen die Handwerker besondere Sicherheitsanweisun-gen einhalten). Leider hat sich die Situation am 27. März geändert, denn der erstmals gefundene schwach gebun-

dene Spritzasbest stellt ein völlig anderes Gefährdungspotenzial dar. Das Team rund um unseren Kanzler Hans-Jürgen Simm ist bisher äußerst verantwortungsbewusst und transparent mit dem schwierigen Thema umgegangen und wird das auch in Zukunft tun. Dafür danke ich ihm und seinem Team ganz herzlich. So konnten und können wir auf Verständnis bei den Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die ergrif-fenen Maßnahmen hoffen. Die Schließungen und eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten von Bibliotheksbereichen und einzelnen Büroetagen waren beziehungsweise sind notwendig, bedeuten aber auch Einschnitte in Studium und Lehre. Dem Rektorat ist sehr bewusst, dass einige Studierende, speziell in der Geschichtswissenschaft, durch die Schließung ihrer Bibliothek stark betroffen sind. Daher haben wir die Lehrenden und die Prüfungsämter angewiesen, im Einzelfall großzügig für die Studierenden zu entscheiden und die Fristen für Prüfungen entsprechend zu verlängern. Wir werden jeden gemeldeten Fall und jede konkrete Situation sehr sorgfältig prüfen, ob und wie wir gegebenenfalls einen Teil der Studienbeiträge zurückzahlen können. Ein großer Dank gilt auch den betroffenen Wissenschaftlern, Verwaltungsangestellten und speziell auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliothek für das entgegengebrachte Verständnis und ihren besonderen Einsatz.

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Chronik der Ereignisse27. März // Bei vorbereitenden Untersuchungen für Umbaumaßnahmen wird in den Decken der Bibliothek im Bauteil S0 und S1 (Geschichtswis-senschaft, Philosophie, Theologie) erstmalig Asbest in schwachgebun-dener Form festgestellt.Vorsorglich wird die umgehende Räumung und Schließung angeordnet.

2. April // Die weiteren Analysen ergeben: In der Raumluft der Biblio-thek im Bauteil S0/S1 wurde kein Asbest nachgewiesen. Auch Staub-proben an den Regalen brachten keine Hinweise auf den Schadstoff. Aber: Die Gutachter stellten auf der Oberseite von drei Deckenleuchten und an der Rückseite eines Computers Asbestfasern fest. Das gesamte Inventar der Teilbibliothek wird gereinigt (Foto) und die Decke mit ei-ner Spezialfolie luftdicht abgeklebt. Auch die Bücher sollen vorsorglich gereinigt werden.

4. April // 28 weitere Staubproben an Büchern und Regalen in der ge-sperrten Teilbibliothek S0/S1 ergeben kein Asbestfunde. Trotzdem werden die Bücher vorsorglich per Absaugung gereinigt. Auch die ausgeliehenen Bücher werden zurückgerufen und können nach der Reinigung wieder ausgeliehen werden.

7. April // Das gesamte Gebäude wird systematisch auf gesundheitsge-fährdenden Spritzasbest untersucht. In den nächsten Wochen sollen in der gesamten Universität 500 Proben in speziellen Unterdruckschleusen entnommen werden.

16. April // Weiterer Asbestfund in der Teilbibliothek im Bauteil C0/C1: In der Bibliothek für Linguistik und Literaturwissenschaft wurden in zwei von 18 Staubproben Asbestfasern gefunden. Die Räume wurden sofort geräumt und gesperrt. Umgehend wurde eine Raumluftuntersuchung gestartet und die Untersuchung anderer Bibliotheksbereiche vorgezogen.

18. April // Die Raumluftuntersuchungen in der Bibliothek der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft ergeben: In einer von 21 Proben wurde Asbest festgestellt. Laut externer Gutachterin ist die Konzentration jedoch so gering, dass keine Gesundheitsgefährdung vorliegt.

24. April // Keine Gesundheitsgefährdung durch Asbest in der Univer-sitätsbibliothek. Die Bibliothek der Fakultät für Linguistik und Literatur-wissenschaft ist ab sofort zeitlich begrenzt wieder nutzbar. Mehr als 400 Proben aus den verschiedenen Teilbibliotheken ergaben nur sehr geringe Asbestfaserkonzentrationen in einigen Bibliotheksteilen. Die Konzentration liegt weit unter der nach einer Sanierung erlaubten Menge. Die Gutachter schließen deshalb eine Gesundheitsgefährdung aus. Dennoch wird die Nutzung in den betroffen Bereichen vorsorglich auf vier Stunden reduziert. Sämtliche Bücher werden nach und nach gereinigt.

30. April // Zwei Etagen müssen im Bauteil S wegen Spritzasbestfunden gesperrt werden. 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 57 Büroräumen im Bereich S2 und S3 sind betroffen. Um Gesundheitsgefährdungen auszuschlie-ßen, werden umgehend Raumluft- und Staubuntersuchungen angeordnet.

5./6. Mai // Sieben von acht Teilbibliotheken können zum regulären Be-trieb zurückkehren. Bis zum Abschluss der derzeitigen Reinigung bleibt die Teilbibliothek für die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie in S0/S1geschlossen Die Büroräume im Bauteil S werden in Übereinstimmung mit der Asbestrichtlinie und auf Empfehlung der Gutach-ter für eine Nutzungsdauer von vier Stunden täglich wieder freigegeben. In den Etagen S4 bis S6 wurde kein Spritzasbest gefunden. Mittlerweile wurden mehr als 500 Proben genommen.

7.Mai // Erneuter Spritzasbestfund in der 3. Etage des „Zahns“ im Bauteil T. 14 Büroräume von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Labore und Seminarräume sind von der Sperrung betroffen. Bauteil T gehört wie Bau-teil S zum ältesten Bauabschnitt des Universitätsgebäudes.

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Zwei Fragen an Professor Dr. med. Volker H. Mersch-Sundermann, Ärztlicher Direktor am Institut für Umweltmedizin & Krankenhaushygiene der Uniklinik Freiburg, zur Gesundheitsgefährdung durch Asbest und Situation an der Uni Bielefeld:

Professor Mersch-Sundermann, wie gefährlich ist Asbest wirklich? Einerseits heißt es, eine Konzentration bis zu 1.000 Fasern pro Kubikmeter sei ungefährlich, anderer-seits soll schon eine Faser Krebs auslösen können? Asbest ist ein krebseserzeugender

Stoff. Für krebserzeugende Stoffe gilt im Prinzip, dass auch kleine Konzentrationen nicht gänzlich harmlos sind, aber natürlich mit abnehmender Konzentration immer harmloser werden, das heißt das Risiko zu vernachlässigen ist. Vielleicht gibt es sogar einen unteren Wirkungsschwellenwert für Asbest, den wir aber nicht kennen. 1.000 Fasern pro Kubikmeter sind eine sehr kleine Dosis, bedenkt man, dass Arbeiter zum Teil Konzentrationen von 1-100 Mio. Fasern pro Kubikmeter über viele Jahre oder gar Jahrzehnten ausgesetzt waren. In diesen hochbelasteten Populationen entwickeln sich dann die Asbest-bedingten Erkrankungen wie Asbestose oder Krebs. Bei kleinen Dosen ist dies nicht zu beobachten.

Ist ein Gesundheitscheck bei Mitarbeitern und Studierenden, die sich lange Zeit in den betroffenen Be-reichen aufgehalten haben, empfehlenswert? In einzelnen Proben fanden sich ja nur wenige Dutzend Fasern pro Kubikmeter. Daher: Klares Nein! Das wäre so, als wollte man bei jedem der mit Autoabgasen in Kontakt gekommen ist, Gesundheitschecks verordnen.

Christina Warneke, Master-Studentin der Geschichts-wissenschaft im 3. Semester „Ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit. Durch die Bibliotheksschließung fehlte mir Li-teratur – so war der Schreibfluss schon stark beeinträchtigt. Zwar durften ausnahmsweise

Bücher per Fernleihe ausgeliehen werden. Aber da weiß man ja nicht, wann die eintreffen. Das kann manchmal Wochen dauern. Den Asbestfund an sich hab ich eher gelassen gesehen. Klar war ich erst nicht gerade begeis-tert, da ich im Bauteil S der Bibliothek viel Zeit verbracht habe. Aber die Uni-Leitung hatte ja Entwarnung gegeben. Darauf habe ich vertraut und mir keine Sorgen gemacht. Auch meine Kommilitonen waren zwar schon ein bisschen genervt, dass sie nicht in die Bib konnten, aber die meisten haben es mit Humor genommen“, erklärt Christina Warneke.

Dr. Gerlinde Günther-Boemke, Vorsitzende des Personalrates der wissenschaftlich Beschäftigten Die Unsicherheiten für die Beschäftigten im Hinblick auf gesundheitliche Belastungen und Arbeitsmöglichkeiten bestehen weiterhin, denn es ist aktuell und insbesondere nach der Asbest-

Dokumentation der technischen Direktion nicht auszuschließen, dass an wei-teren Messpunkten positive Ergebnisse zu verzeichnen sind. Anfragen, die an uns herangetragen werden, geben wir an die Expertinnen und Experten weiter, bemühen uns um Aufklärung und informieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch über die für Ihre Probleme richtigen Ansprechpartner. Durch die gute Informationspolitik des Kanzlers, die sofortige Einbeziehung der Personalräte und die „Runden Tische“ mit Fachleuten und Multiplikato-rInnen ist erfreulicherweise eine gute Transparenz bei allen Maßnahmen der Gefährdungsanalyse, der Bewertung der Ergebnisse und des vorsorglichen Gesundheitsschutzes gegeben, was bei den Asbestmeldungen in den 80er und 90er Jahren durchaus anders gehandhabt worden war. Damals blieben Unklarheiten in Bezug auf mögliche und / oder notwendige Messpunkte und Gefährdungen, Sanierungs- und Schutzmaßnahmen. Wir hoffen mit der Dienststellenleitung, dass die Beeinträchtigung der Studien- und Arbeitsbe-dingungen für alle Betroffenen baldmöglichst beendet werden kann.

Professor Klaus KöpkeArchitekt der Universität BielefeldAsbestprodukte waren zur Zeit des Uni-Baues (1972-1976) ein sehr angesehener Baustoff für verschiedene Anwendungen: er ist hoch hitzebe-ständig und feuchtigkeitsresistent. Asbest war damals ein wichtiger Bestandteil der für den

Zweck des Feuerschutzes amtlich zugelassenen Baustoffe. Ein Verdacht auf Gesundheitsschädlichkeit kam erst 15 Jahre später auf und erst 1993 (20 Jahre nach der Anwendung bei der Uni Bielefeld) wurde die Produkti-on und Verwendung von Asbest in der BRD verboten. Dieses Verbot soll-te erst bis 2004! EU-weit umgesetzt werden. Ich glaube es ist richtig so großflächig Proben zu nehmen und hoffe, dass der Unibetrieb durch die einzelnen Sperrungen nicht zu sehr beeinträchtigt wird.

Mira Schneider, AStA-SprecherinDer AStA ist zufrieden mit der Informations-politik der Universität und denkt, dass bis jetzt alle notwendigen Maßnahmen zum Gesund-heitsschutz von Studierenden und Mitarbeite-rinnen und Mitarbeietern ergriffen wurden. Die Schließung der Bibliotheken bedeutet für die

betroffenen Studierenden eine immense Einschränkung ihres Studiums. Daher muss das Rektorat mit diesen Studierenden über eine Erstattung der Studiengebühren diskutieren.

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Asbest aus Sicht des Sachverständigen Dipl.-Ing.Chem. Uwe Schubert, Leiter des Baustoff-Beratungs-Zentrums Rheinland, Bonn

Was ist Asbest? // Asbest ist der Oberbegriff für eine Reihe natürlich vorkommender Mineralien, mit komplizierter chemischer Zusammen-setzung und mit faseriger Struktur. Es gibt zwei Hauptgruppen; Serpen-tine (Chrysotil/Weissasbest) und Amphibole (Krokydolith/Blauasbest). 1870 beginnt der großangelegter Asbestabbau in Kanada. Doch bereitsum 1520. beeindruckt Kaiser Karl V seine Gäste mit einem feuerfestenTischtuch.

Verwendungsmöglichkeiten // Die schier unglaubliche Vielfalt der Verwendungszwecke von Asbest, lässt sich schon am Namen erkennen. (gr. asbestos = unvergänglich, unauslöschlich) Schaut man sich einmal die Materialeigenschaften der wichtigsten Asbestarten an, so wird deut-lich warum Asbest so vielfältig zu Einsatz kam. Man war in der Lage, durch die Zugabe von Asbest, die Materialeigenschaften eines Stoffes erheblich zu verbessern. Im Einzelnen waren dies: Nichtbrennbarkeit, Thermisches Isolierverhalten, Elektrisches Isolierverhalten, chemische Beständigkeit, gute Ab- und Adsorption, Verspinnbarkeit, hohe Schall-dämmung, gute mechanische Eigenschaften, Beständigkeit gegen Fäul-nis, Beständigkeit gegen Korrosion, gute Verbindungsfähigkeit, günstiger Preis, hohe Verfügbarkeit. So konnte man durch die gute Verspinnbar-keit von Chrysotil und Krokydolith auch Seile, Handschuhe, Dichtungen, Schutzanzüge und Vorhänge maschinell herstellen.

Die Allgegenwart von Asbest: // Asbest war und ist noch und auch in Zukunft ein allgegenwärtiger (ubiquitärer) Stoff.

Asbest ist aus unserer Umwelt nicht wegzudenken. // Reinluft-gebiete, zum Beispiel Bergischer Wald: 10 bis 50 Fasern pro Kubik-meter, Luft in Belastungsgebieten (Großstadt): 100 bis 500 Fasern pro Kubikmeter, Luft in unmittelbarer Nähe verwitterte Asbestzementplat-ten: 500 bis 1300 Fasern pro Kubikmeter.

Johanna Soufi, Vorsitzende des Personalrates der weiteren Mitarbeite-rinnen und MitarbeiterDer Schutz der Gesundheit ist oberstes Gebot. Beschäftigte in Technik und Verwaltung sind aus Sicht des Personalrats besonders betroffen, da diese zum Teil jahrzehntelang kontinuierlich im

Gebäude arbeiten und einen hohen Anteil ihrer Lebenszeit im Universitäts-gebäude verbringen. Der Personalrat begrüßt die Schließung der UB S0/S1 und die systematische weitere Suche nach Gefahrenquellen. Er erwartet die Offenlegung aller Bauakten durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes. Auch wenn die Ergebnisse der Raumluftmessungen unter den von der Asbestrichtlinie NRW geduldeten Werten liegen, bleibt die Sorge um die Gesundheit der Beschäftigten. Die Öffnung der Bibliothek mit redu-zierten Öffnungszeiten bei Abschaltung der Lüftungsanlage ist aus Sicht des Personalrats keine optimale Lösung für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten. Hier ist die Universitätsleitung den Interessen der Studie-renden, die keine Zeit im Studium verlieren wollen entgegengekommen. In Zukunft darf es keine Umbauten ohne vorherige Messungen auf Asbest und andere Gefahrstoffe geben. Die zeitnahe Sanierung des Gebäudes ist dringend notwendig. Zur Verhinderung von Gesundheitsgefährdungen ist es wichtig, die entsprechenden Anweisungen einzuhalten. Die Einhaltung von Betriebsanweisungen wird mitunter als lästig empfunden, sie dienen aber dem Schutz der Beschäftigten, und das auf lange Sicht. Hier können und müssen alle Beschäftigten ihren Beitrag zum Gesundheitsschutz leisten.

„Für einen Asbestfund gibt es keinen Notfall-Plan“Auf viele unvorhersehbare Ereignisse wären Dr. Michael Höppner, Direktor der Universitätsbibliothek, und sein Team vorbereitet gewesen. Aber auf einen Asbestfund? „Da gibt es keinen Notfall-Plan. Situationsgerechtes Handeln ist in derartigen Krisen angesagt“, erklärt Höppner. Und das habe nach den ersten Asbestfunden Ende März auch sehr gut geklappt. „Nachdem der erste Schock überwunden war, haben meine Mitarbeiter einen kühlen Kopf bewahrt und eine zügige Räumung veranlasst. Alle haben mitangepackt, bewiesen Kreativität und Engagement, so dass eine Grundver-sorgung der Bibliotheksnutzer aufrecht erhalten werden konnte.“ Doch auch die Studierenden, die sich damals in der

Bibliothek aufhielten, haben gelassen reagiert: „Alle haben Verständnis dafür gezeigt, dass ein solches Ereignis nicht vorhersehbar ist“, so der Bibliotheksdirektor. Um Beeinträchtigungen für Studierende und Lehrende so gering wie möglich zu halten, hatte die Universitätsbibliothek einige Sonderregelungen aufgestellt: Ausnahmsweise durften Bücher kostenlos per Fernleihe bestellt werden. Von schnell wiederbeschaffbaren Büchern, die dringend für Lehre und Forschung benötigt werden, wurde für Semesterapparate ein zusätzliches Exemplar neu angeschafft. Die Teilbibliotheken wurden nacheinander gesichert und waren nach einer Sperrung wieder benutzbar. Bis dahin durften sich Bibliotheksnutzer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch nur maximal vier Stunden pro Tag dort aufhalten. So haben es die Gutachter, gestützt auf die Asbestrichtlinien des Landes NRW, vorgegeben. „Das war eine deutliche Einschränkung für unsere Nutzer. Gerade, weil unsere Bibliothek sich durch die langen Öffnungszeiten auszeichnet“, betont Höppner. Deshalb habe es ihn auch nicht gewundert, dass diese Regelung nur mit „leichtem Zähneknirschen“ akzeptiert wurde. „Wir haben diese drastische Einschränkung sehr bedauert. Die Alternative wäre allerdings eine komplette Schließung der betroffenen Teilbiblio-theken gewesen. Da war diese Regelung dann doch das kleinere Übel.“ Da bei Raumluft- und Staubuntersuchungen keine gesundheitsgefährdende Belastung mit Asbestfasern festgestellt wurde, sind inzwischen alle Bibliotheken wieder zum regulären Betrieb zurückgekehrt.

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Professor Dr. Rolf Parr: Kooperationen mit PraktikernAbends, mehrere Studierende steigen an der Universität in die Straßenbahn ein und unterhalten sich über Dozenten. „Parr, der hat hohe Ansprüche, aber ist gerecht und vermittelt gut“, findet einer. Was er nicht weiß: Der Lehrende steht ebenfalls im Abteil und wird sich an diesen Satz lange er-innern. „Darüber habe ich mich gefreut“, so Professor Dr. Rolf Parr.

Der 51-Jährige doziert seit Herbst 2004 an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft und hat sich mit praxisorientierten Seminaren ei-nen Namen gemacht. Im Wintersemester bot Professor Dr. Rolf Parr ein berufsnahes Seminar zum Thema „Aufsätze bewerten“ für Lehramtsstu-dierende an. „Das Bewerten ist schwierig, da es keine vorgegebenen Kri-terien gibt“, schildert Parr. Damit seine Studierenden an Aufsätzen von Schülern üben konnten, initiierte der Dozent einen Wettbewerb: Schüler aus 30 Gymnasien in der Umgebung konnten durch das Einsenden ihrer Facharbeit teilnehmen, durch die Kooperation mit dem Absolventen-Netz-werk der Uni Bielefeld und anderen Partnern gab es Preise zu gewinnen. „Nachdem die Studierenden die erste Hälfte des Semesters theoretisches Wissen erworben hatten, bestand ihre Aufgabe darin, die Facharbeiten zu bewerten“, führt Professor Dr. Rolf Parr aus.

60 Lehramtsanwärter nahmen an dem Kurs teil; sie formulierten nicht nur die aufwendigen Beurteilungen, sondern trafen auch die Schüler, die die Aufsätze geschrieben hatten. „Wir haben eine Veranstaltung organisiert, die Klassen in die Uni eingeladen und die Möglichkeit gegeben, eine aus-führliche Rückmeldung von den angehenden Lehrern zu bekommen“, schil-dert der Initiator. Auch die Universität profitiert von der Aktion, davon ist er

LEHRENDE MIT TOLLEN IDEEN

überzeugt: „Vielleicht werden die Schüler aufmerksam auf die Uni Bielefeld, auf Germanistik als Fach und studieren in Zukunft einmal hier.“

Professor Dr. Rolf Parr gibt auch mit anderen Seminaren einen Einblick in die Praxis: In Zusammenarbeit mit Partnern jenseits des „Elfenbeinturms Universität“ bietet er Kurse an, die neben dem Theorieteil einen erheblichen praktischen Anteil beinhalten. Was sie in der Lektion „Schreiben für den Hörfunk“ gelernt haben, können die Studierenden beim Campusradio Hertz 87,9 unter Beweis stellen. In anderen Seminaren des Professors schrieben Studierende Rezensionen, die sie dann auf einer von einer Lokalzeitung gestalteten Zeitungsseite bewundern konnten, oder vertieften ihr Hand-werkszeug für die Arbeit bei einem Verlag wie Delius-Klasing. „So lernen die Studierenden ihre Stärken und Schwächen kennen und finden vielleicht heraus, in welchem Arbeitsfeld sie arbeiten möchten“, erläutert Parr. „Oft absolvieren Teilnehmer im Anschluss ein Praktikum bei einem der Partner.“ Für den Germanistik-Dozenten ist das Erfolgskriterium seiner Seminare die hohe Resonanz und das persönliche Feedback. Auch wenn das wie in der Straßenbahn nicht immer direkt an ihn adressiert ist.

Dr. phil. Gernot Graeßner: Mit den Studierenden auf Augenhöhe„Studierende sollen nicht nur wissen, sondern auch können“, bringt Gernot Graeßner auf den Punkt, was für ihn die zentrale Aufgabe von Universität und Lehre ist. Seit 1975 ist der Dozent an der Universität Bielefeld be-schäftigt – zuerst an der Fakultät für Soziologie, nun seit inzwischen 17 Jahren an der Fakultät für Erziehungswissenschaft. „Die Lehre an sich hat mir immer sehr großen Spaß gemacht“, schildert Graeßner. „Besonders Methoden sind ein großes Thema für mich.“ Sie finden sich im Lehrange-

Von Janina Hirsch

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Der eigene Weg ins Herz der StudierendenEs gibt Lehrende, deren Seminare sind immer überfüllt und Studierende schwärmen in den höchsten Tönen von den Sitzungen. Was

genau zeichnet diese Dozenten aus? Professor Dr. Rolf Parr von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft und der Akade-

mische Direktor Dr. Gernot Graeßner von der Fakultät für Erziehungswissenschaft wählten ihren ganz eigenen Weg, um ihr Lehrange-

bot zu gestalten – damit punkteten sie bei den Studierenden.

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bot des Dozenten wieder, der schon während seines eigenen Studiums als Tutor arbeitete und den Kontakt zu Studierenden schätzt: „Ich bin auf Augenhöhe mit den Teilnehmern meiner Seminare, so können wir gemein-sam etwas entwickeln.“ Entwickelt hat Gernot Graeßner durch eigene Ideen und Anregungen der Studierenden unter anderem den dreisemest-rigen „Moderationszyklus“. „Am Anfang meiner Zeit an der Fakultät für Erziehungswissenschaft habe ich viele praktische Workshops zum Beispiel zu Feedback, Visualisierung und Veranstaltungsplanung angeboten“, er-innert sich der Lehrende. „Alle Seminare gehörten thematisch zum Feld Moderation – es kamen oft dieselben Teilnehmer und deshalb entschied ich, daraus einen Zyklus zu machen.“

In den drei Semestern eignen sich die Studierenden theoretische Kennt-nisse über Moderation an, moderieren selbst, probieren neue Methoden aus, schreiben Dokumentationen und vieles mehr. Am Ende gibt es ein Zertifikat über die durchlaufene Ausbildung. Dieses Zertifikat, weiß Gra-eßner aus Rückmeldungen ehemaliger Studierender, findet bei Bewerbun-gen offenkundig Beachtung. 1999 fand der erste Moderationszyklus mit 35 Teilnehmern statt, für den in diesem Semester beginnenden haben sich bereits rund 200 Personen angemeldet. „Das wird das letzte Mal sein, dass ich diese Ausbildung betreuen werde; ich gehe in zwei Jahren in Ruhestand“, erzählt Graeßner. Sein großer Wunsch: „Mich würde freuen, wenn der Moderationszyklus weiter angeboten wird.“

Für den Lehrenden haben sich aus der langen Zusammenarbeit mit den Studierenden in der Moderationsausbildung zahlreiche persönliche und berufliche Kontakte ergeben, Absolventen des Zyklus haben außerdem den

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„Schreiben für den Hörfunk“ ist eines von vielen praxisnahen Seminaren, die Rolf Parr anbietet.

Vorbildlich – von Studierenden empfohlenIhr habt auch Dozenten, bei denen Ihr jedes Semester wieder Semi-nare belegt, weil sie Euch so gut gefallen? Was macht sie für Euch zu einem guten Dozenten? Auch in Zukunft wollen wir im H1 Lehrende mit tollen Ideen vorstellen. Vorschläge und eine kurze Begründung könnt Ihr per Mail an [email protected] senden.

Bielefelder Moderationsverein „m. o. v. e.“ gegründet, ein Netzwerk von und für Moderatoren. Die Entstehung dieses Netzwerkes führt der Leh-rende auf das Seminarkonzept zurück: „Die drei gemeinsamen Semester mit denselben Studierenden ermöglichen ein gegenseitiges Kennenlernen und eine intensive und effektive Zusammenarbeit, die den Kurs oftmals überdauern.“

In diesem Rahmen gibt Dr. Gernot Graeßner seinen Studierenden auch die Chance, Moderationsmethoden kennenzulernen, an deren Entwicklung er arbeitet. So gab es im vergangenen Semester ein Seminar, in dem die Teil-nehmer nach einer thematischen Einführung ihres Dozenten selbstständig eine neue Methode erprobten und sie in verschiedenen Abwandlungen durchspielten. „Diese praktische Erfahrung ist wichtig, denn daran wachsen die Studierenden“, weiß Graeßner, der besonders während des Moderati-onszyklus die Entwicklung von Persönlichkeiten beobachtet. Der Lehrende begreift die jungen Menschen als erwachsene Lerner, die genau wissen, was sie wollen: „Deshalb gehe ich auf ihre Anregungen ein und versuche, ihnen Lernchancen zu bieten, die sie gerne ergreifen.“

Moderation – „das Lehrbuch“ von Gernot Graeßner

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EINFACH MAL HERUMGESPONNEN ...

Uni und zugleich Vergnügungspark? Studieren in Wohnzimmeratmosphäre? Wir haben Studierende gefragt, wie die Universität

Bielefeld aussehen und was hier alles geboten werden müsste, wenn man sich was von seinem Geld wünschen könnte – egal, ob

Begrüßungssekt, Chill-out-Lounge oder Gratis-Mensa-Buffet: Träumen erlaubt. Von Wibke Schwarzbach

Verena Molitor // Erst mal hätte ich hier ganz gerne einen Wellness-Bereich mit Swimming-pool, Whirlpools und Massagen und am bes-ten noch dazu Leute, die einem Cocktails brin-gen. Dann wären auch Schlafräume ganz ange-nehm, damit man sich zwischen den Vorlesungen noch ausruhen kann – oder ein Kino, in das man

einfach in Freistunden mal reingehen kann. Die Uni-Halle lässt ja auch noch ein paar Wünsche offen; hier könnte ich mir ganz gut Meeresrauschen, Palmen und Sandstrand vorstellen, um sich so zu fühlen wie im Urlaub.

Tim Alexej Jauer // Meine Traum-Uni hätteauf jeden Fall wieder Raucherbereiche inner-halb des Gebäudes, damit man nicht immer nachdraußen gehen muss. Hier drin würde ich mirauch mehr Freizeitaktivitäten wünschen, wie zumBeispiel Beachvolleyball, wo man einfach ohneVoranmeldung zwischendurch mal spielen kann.

Mareike Baxmann // Ich fände es schön, wenn hier überall Musik wäre, egal, was für welche. Außerdem könnte es jeden Tag in der Mensa meinen geliebten Milchreis geben. Wasich mir noch so wünsche? Eine Art PersonalAssistant, der mir die Tasche trägt – das wär´s.Und einen privaten Parkplatz oder einen re-

servierten Sitzplatz in der Bahn. Wenn ich mich hier so umsehe, wäre es auch nicht schlecht, wenn die Uni nicht mehr aus diesen Betonwänden bestehen würde. Im Sommer wären hier auch so schicke Pavillons und Liegen super.

Mirjana Markovi // Schade, dass der Ser-vicepoint weg ist, der zu Beginn meines Stu-diums noch da war. Ich würde mir wieder so etwas wünschen: einen Ansprechpartner, den man fragen kann, wo man gerade hinmuss, damit man hier nicht immer so suchen muss. Dann fallen mir auch noch bequemere Sitz-

möglichkeiten ein, vor allem in der Uni-Halle – da fehlt mir auch eine Apo-theke. Was auch nicht schlecht wäre, ist ein Zwischending zwischen Bibli-othek und Seminarraum, wo man lesen, aber sich auch unterhalten kann.

Stefan Weinrich // Zunächst sollte es einen Raum geben, in dem Kicker- und Billardtische stehen. Hier in der Uni könnte es gerne viel mehr Grün geben und am besten auch Laminat-fußboden, denn diesen grauen Boden würdeich am liebsten rausreißen! In den Seminar-räumen wären dann auch richtige Bürostühle

nicht schlecht – und Tische, in die die Monitore schon eingebaut sind, damit man nicht immer nach vorne gucken muss. Außerdem gäbe es in meiner Wunsch-Uni in der Mensa Essen, das man sich selber aussuchen kann. Und auch immer saubere Toiletten.

Privatparkplätze und Whirlpools? Damit kann wohl keine Universität die-nen ... Aber eigentlich hat die Uni Bielefeld ja auch ihre Vorzüge: Kalifor-nische Olivenbäume in der Halle, lauter nette Stehcafés, einen Biobäcker – und hier findet sich alles „unter einem Dach“.

Willkommen in der Universität Utopia!

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Das BIS startete vor zehn Jahren als Projekt mit dem Ziel, ein internetba-siertes grundlegendes Informationssystem für die Hochschule zu schaffen. Das Leistungsspektrum des BIS hat sich seitdem stark vergrößert. Studie-renden bietet es alle nötigen Informationen über Personen, Zuständigkeiten, Angebote, Lehrveranstaltungen und Prüfungstermine. Zudem unterstützt und entlastet es wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter bei organisatorischen Aufgaben mit einer Vielzahl an Beratungsangeboten und Services. „Zu den wichtigsten Anwendungen des BIS gehört das eKVV, das elektronische kommentierte Vorlesungsverzeichnis im Internet“, erklärt Ingrid Tiemann vom BIS-Team. Hier können Studierende ihren Stunden-plan erstellen, sich zu Prüfungen und Veranstaltungen anmelden und ihre Prüfungsleistungen verwalten.

Über das eKVV erhalten sie außerdem Informationen zu Raum- oder Terminän-derungen von Lehrveranstaltungen sowie Hinweise zu Veranstaltungs- und Klausuranmeldungen, die wiederum von Lehrenden eingetragen wurden. Studentin Anika Frach nutzt das eKVV regelmäßig: „Besonders hilfreich ist der Stundenplan: Durch ihn werde ich immer auf dem Laufenden gehalten, wenn sich etwas bei meinen Seminaren ändert.“ Studierende haben über das eKVV außerdem Zugriff auf Dokumente und Infos zu Lehrveranstaltun-gen, die Dozenten dort für sie hinterlegen können. Das eKVV bietet darüber hinaus veranstaltungs- und studiengangsbezogene Mailverteiler. Dr. Petra Pansegrau von der Fakultät für Soziologie findet diese sehr hilfreich: „Auf diese Weise kann ich die Studierenden schnell und unkompliziert errei-chen, vor allem wenn es um Änderungen im Veranstaltungsablauf oder die Zusendung von Vor- und Nachbereitungsmaterialien geht.“

„Kommunizierende Hochschule“Damit Studierende nicht mehr in überfüllten Seminarräumen sitzen müs-sen und wichtige Veranstaltungen wegen zeitlicher Überschneidungen nicht besuchen können, bietet das BIS in Kooperation mit dem Zentrum für Lehrerbildung eine Onlinebedarfserhebung. Hier können Studierende vor Semesterstart angeben, welche Veranstaltungen sie im kommenden

10 JAHRE „BIS BIELEFELDER INFORMATIONSSYSTEM“

Maßgeschneidertes Campus-Management

Von Kartini Diapari

Während viele Hochschulen kommerzielle Campus-Management-Systeme verwenden, gibt es an der Universität Bielefeld eine eigens

entwickelte Softwarelösung: das „BIS Bielefelder Informationssystem“. Es erleichtert allen Universitätsangehörigen,

insbesondere den Studierenden, durch eine Vielzahl an Services die Studien- und Arbeitsorganisation. Das Besondere

des BIS: Durch die universitätsinterne Eigenentwicklung bietet es schnelle und passgenaue Dienstleistungen, die in

ihrer Komplexität und universitätsweiten Nutzung in der deutschen Hochschullandschaft einmalig sind.

Semester besuchen möchten. „So haben die Fakultäten die Möglichkeit, ihr Lehrangebot oder die Größe der geplanten Veranstaltungsräume entspre-chend der Nachfrage anzupassen“, erklärt Ingrid Tiemann. Mit der Einfüh-rung der BA/MA-Studiengänge wurden Lehrende und Prüfungsämter mit einer großen Menge an zu verwaltenden Prüfungsleistungen konfrontiert. Auch hier bietet das BIS mit einer Prüfungsverwaltung unterstützende An-wendungen. „Die Prüfungsverwaltung verschafft mir einen guten Überblick über meine Leistungen und erspart mir den Gang zum Prüfungsamt, weil ja alles online abrufbar ist“, sagt Anika Frach. Studiendekan und -berater der Fakultät für Biologie Dr. Bodo Müller arbeitet täglich mit der Prüfungs-verwaltung: „Die Prüfungsverwaltung ist ein gelungenes, transparentes System. Es erleichtert den Prüfungsämtern und Studierenden erheblich die Organisation.“

Das BIS bietet außerdem eine Übersicht über die Nutzung aller zentral bewirtschafteten Räume, betreibt ein universitätsweites Personen- und Einrichtungsverzeichnis mit Mailverteilern sowie die Forschungsdaten-bank der Universität Bielefeld. „Die Nutzerfreundlichkeit, die Kommu-nikationsfunktionen und die Verfügbarkeit aller relevanten Informati-onen für alle Hochschulangehörigen verwirklichen unseren Anspruch, die Uni zu einer ‚kommunizierenden Hochschule‘ zu machen“, betont Ingrid Tiemann. www.uni-bielefeld.de/bis

Die neueste Anwendung aus dem BIS, das „BIS to go“, er-möglicht es, ausgewählte Inhalte aus dem eKVV und Perso-nen- und Einrichtungsverzeichnis auch über internetfähige Handys abzurufen. Damit besteht z.B. die Möglichkeit, zwi-schen zwei Seminaren nachzuschauen, in welchem Raum die nächste Veranstaltung stattfindet oder welche Sprechstunden ein bestimmter Lehrender anbietet, auch wenn gerade kein Computer mit Internetanschluss zur Hand ist.

Susanne Büscher-Döpke,

Henning Brune und Ingrid Tie-

mann vom BIS-Team

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Fakultät für Erziehungswissenschaft startet universitätsübergreifende Weiterbildungsveranstaltungen in der virtuellen WeltUniversität Bielefeld beim Second Life Learning vorn

// MELDUNGEN // LEHRE & CAMPUS

„Lexikon der Vergangenheitsbewältigung“Studierende an Entstehung eines Nachschlagewerks beteiligt

Im Rahmen eines Projektseminars zur Debattengeschichte des Dritten Reiches unter der Leitung von Dr. Matthias N. Lorenz ist das „Lexikon der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschich-te des Nationalsozialismus nach 1945“ entstanden, das im Dezember 2007 im Transcript-Verlag erschienen ist. Erste Rezensionen loben das Werk als „beeindruckend“ (Neue Züricher Zeitung). Das Lexikon präsentiert die poli-tischen, künstlerischen, juristischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und medialen Auseinandersetzungen mit der NS-Vergangenheit. Es enthält Einträge zu Themen wie „Auschwitzprozess“ und „Holocaust-Mahnmal in Berlin“. Das Projekt, aus dem das Lexikon hervorgegangen ist, begann Lorenz 2004 an der Leuphana Universität Lüneburg. 2006 setzte er es an der Uni Bielefeld fort. Beteiligt waren in- und auswärtige Fachkollegen, vor allem aber Lüneburger Studierende der Kulturwissenschaften sowie Bielefelder Studierende der Germanistik und Geschichtswissenschaft. Die Studierenden haben unter der Anleitung von Lorenz und seinem Lüneburger Kollegen Torben Fischer einen Großteil der 170 Beiträge des Lexikons ver-fasst, nachdem sie auch maßgeblich das Konzept dafür erarbeitet hatten. Der Kulturwissenschaftler Matthias N. Lorenz lehrt seit 2006 an der Uni Bielefeld Germanistische Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik. Im März 2008 wurde er zum Akademischen Rat auf Zeit ernannt.

Raum zum Lernen und Diskutieren Neues Lernzentrum Mathematik

Am 1. April hat in der Fakultät für Mathematik das „Lernzentrum Mathe-matik“ eröffnet. Im Lernzentrum finden 60 Studierende Platz, die sich in Gruppen zusammenfinden und eigenverantwortlich lernen können. Hilfreich sind dabei der Bestand an Präsenzliteratur und zu Kernzeiten die Betreu-ung durch wissenschaftliche Mitarbeiter. Im Lernzentrum wird bewusst der Kontakt zwischen Studierenden und dem wissenschaftlichen Mittel-bau hergestellt, um so Berührungsängste abzubauen und den fachlichen Austausch zu fördern. Zudem werden Studierende durch die vorhandenen Bücher und Skripte zur Arbeit mit Literatur ermutigt und an sie herange-führt. Das Lernzentrum befindet sich in Raum V3-133 und ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Nachrichten rund um die Universität BielefeldCampus-TV ab sofort auch im Internet zu sehen

Die Sendung Campus TV mit Nachrichten rund um die Uni Bielefeld ist jetzt nicht nur auf Kanal21, sondern auch im Internet unter www.uni-bielefeld.de/campus-tv zu sehen. Dort ist zurzeit die 27. Ausgabe zu sehen und dann monatlich die jeweils aktuelle Ausgabe. Campus TV ist ein fakultätsüber-greifendes, von Studenten gestaltetes Videomagazin, das im gleichnamigen Seminar mit Unterstützung des SCM/Service Center Medien entsteht.

Die Fakultät für Erziehungswissen-schaft hat ein Second-Life-Lear-ning Projekt (SL2) gestartet und sich damit als eine der ersten Universitäten weltweit zum Ziel gesetzt, Second Life (SL) für die akademische Lehre nutzbar zu machen und dies empirisch grund-

legend zu untersuchen. Eine am 17. Januar erfolgreich durchgeführte Ver-anstaltung war der Auftakt zu einer monatlichen virtuellen Veranstaltungs-reihe, bei der Wissenschaftler und Praktiker ein Netzwerk für elektronisches Lernen fördern wollen. Dabei ist das Medium der virtuellen Umgebung SL Thema und Werkzeug zugleich. Second Life, erläutern die Bielefelder Pro-tagonisten des ungewöhnlichen Projekts: Dr. Markus Walber, Dipl.-Päd. André Mersch und Dennis Schäffer, ist eine virtuelle 3D-Welt im Internet, die von den Usern selbst gestaltet und modelliert werden kann. Im zweiten Leben wird gebaut, gehandelt, diskutiert und neuerdings auch gelernt. In virtuellen Seminarräumen treffen sich Avatare, die virtuellen Abbilder der Nutzer, weltweit, um an virtuellen Lehr-Lern-Veranstaltungen teilzuneh-men

und sich dabei Wissen für das erste Leben anzueignen. Markus Walber und seinen Mitstreitern geht es nicht zuletzt darum, die Potentziale von SL in Bezug auf virtuelles Lernen auszuloten sowie die Vor- und Nachtei-le im Vergleich mit konventionellen E-Learning-Angeboten zu ermitteln. Augenblicklich gehen sie von der These aus, dass diese mediale Form des Lernens und Lehrens bei den Studierenden ein starkes Interesse an selbstgesteuerten Lernprozessen auslöst und damit die traditionelle Lehre zum Beispiel durch virtuelle Studiengruppen erweitert. Ziel des Projektes ist neben der wissenschaftlichen Evaluation des Instruments SL die Schaff-ung unmittelbaren Nutzens für die Studierenden der Fakultät für Erzie-hungswissenschaft. Vorlesungen und Seminare können in einem virtuellen Hörsaal oder Seminarraum angeboten werden. Darüber hinaus soll ein virtueller Besprechungsraum zur Studienbegleitung geschaffen werden. Die Events finden auf der virtuellen Repräsentanz des SL2-Projektes, der European University Island, statt.

Webadressen zum Hintergrund:Infos zu Projekt & Mitarbeitern: http://www.secondlife-learning.deInfos zur European University Island: http://simteach.net/eui/

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Gebündeltes Statistikwissen„Zentrum für Statistik“ gegründet

Statistik spielt eine zentrale Rolle in Lehre, Forschung und Anwendung. Sie ist vielseitig und fächerübergreifend. Das am 20. Februar gegründete „Zentrum für Statistik“ soll Statistik als Kern- und Schlüsseldisziplin an der Uni Bielefeld etablieren. Die methodisch, empirisch und statistisch orientierten Wissenschaftler bündeln ihr Wissen, gleichzeitig sollen die jeweiligen fachspezifischen Richtungen der Statistik erhalten bleiben. Durch die enge Zusammenarbeit erhoffen sich die Wissenschaftler neue Chancen bei der Einwerbung von Drittmitteln. Außerdem soll ein Lehrprogramm für Studierende und Wissenschaftler aller Disziplinen aufgebaut werden, die im Rahmen ihrer Arbeit empirisch tätig sind. Des Weiteren ist der Auf-bau eines Master- beziehungsweise Promotionsstudiengangs „Statisti-sche Wissenschaften“ geplant, der inhaltlich am Zentrum für Statistik angesiedelt sein soll. In Kooperation mit dem Statistikberatungszentrum (StatBeCe) sowie der Statistik- und Methodenberatung für Psychologin-nen und Psychologen soll das neue Zentrum für Statistik Beratung von Wissenschaftlern und Studierenden, aber auch außeruniversitäre Dienst-leistungen bieten.

Ausschreibung des Karl Peter Grotemeyer-Preises 2008 Besonders engagierte Lehrende gesucht!

Studierende können ab sofort wieder Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für den „Karl Peter Grotemeyer-Preis – für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre“ vor-schlagen. Gesucht werden Lehrende, denen es in besonderer Weise gelingt, komplizierte Sachverhalte klar und anschaulich darzustellen, fachliche In-halte und Berufspraxis zu verknüpfen oder Studierende in die Forschung einzubeziehen. Die Vorschläge sollen mit Beispielen erläutert werden und von mindestens drei Studierenden unterzeichnet sein. In Frage kommen Lehrende, die promoviert oder habilitiert und nicht älter als 40 Jahre sind.Gestiftet ist der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis von der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft (WLUG). Über die Preisvergabe ent-scheidet ein Preiskomitee, dem fünf Studierende, drei Lehrende, ein Ver-treter der WLUG sowie der Prorektor für Studium und Lehre angehören.Professor Grotemeyer war von 1970 bis 1992 Rektor der Uni Bielefeld. Er galt als begeisterter und begeisternder Hochschullehrer. Vorschläge kön-nen bis zum 20. Juni beim Prorektor für Studium und Lehre, Professor Dr. Johannes Hellermann, in Raum B3-125 eingereicht werden. Oder per Mail an: [email protected].

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DIE DISSERTATIONSPREISTRÄGER DER WESTFÄLISCH-LIPPISCHEN UNIVERSITÄTSGESELLSCHAFT

Rund 200 Studierende schließen jährlich an der Uni Bielefeld ihre Promotion ab. Diejenigen mit

den spannendsten Dissertationsarbeiten zeichnet die Westfälisch-Lippische Universitätsge-

sellschaft (WLUG) einmal im Jahr aus – pro Fakultät beziehungsweise Abteilung jeweils einen

Doktoranden oder eine Doktorandin. Die Fakultäten schlagen dafür Dissertationen vor, die sie

für förderungswürdig halten. Die WLUG entscheidet dann über die Vergabe der Preise. Über 600

Euro dürfen sich die Dissertationspreisträger freuen. Die feierliche Ehrung findet traditionell zu

Anfang des Jahres im Zentrum für interdisziplinäre Forschung statt. Hanna Irabi, Nina Wüllner

und Britta Hoffarth stellen die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger vor:

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Summa cum laude und ausgezeichnet

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Dr. Aiko Barsch, Fakultät für BiologieDr. Aiko Barschs Dissertation beschäftigt sich mit der Interaktion zwi-schen Bakterien und Pflanzen. „Die besondere Beziehung zwischen ihnen ermöglicht zum Beispiel pflanzliches Wachstum auf eher ungeeigneten Böden. Pflanzen und Bakterien versorgen sich in dieser Beziehung wech-selseitig mit Nährstoffen und Energie“, sagt der Biologe. Das Spannende der Auseinandersetzung mit dieser Thematik lag nach Aiko Barsch auch darin, mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Disziplinen zusammen-arbeiten zu können. Die Kenntnisse, die er während seiner Forschungszeit an der Uni Bielefeld etwa über Analysemethoden gewonnen hat, finden Anwendung bei seiner derzeitigen Aufgabe bei dem Pharmaunternehmen Bruker Daltonik GmbH.

Dr. Björn Stork, Fakultät für ChemieDr. Björn Stork befasst sich in seiner Disser-tation mit der Kommunikation von Zellen im menschlichen Körper. „Wenn Zellen von außen ein Signal bekommen, muss es in das Innere der Zelle weitergeleitet werden. Die Kenntnis

dieser Prozesse ist sehr wichtig für die medizinische Forschung“, sagt Stork. Den Forschungsprozess selbst habe er als Herausforderung erlebt. Derzeit arbeitet Björn Stork als Juniorgruppenleiter am Uniklinikum Tübin-gen und beschäftigt sich zum Beispiel mit der Betreuung von naturwissen-schaftlichen Doktoranden. Eine Rückkehr nach Nordrhein-Westfalen und einen Verbleib im Universitätsbetrieb schließt er nicht aus.

Dr. Christine Hunner-Kreisel, Fakultät für Erziehungswissenschaft Dr. Christine Hunner-Kreisel beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit dem Titel „Erziehung zum ‚wahren‘ Muslim: Islamische Bildung in den Institu-tionen Aserbaidschans" mit den Prozessen islamischer Bildung und ihren Konsequenzen bei aserbaidschanischen Schülern und Schülerinnen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. In der Dissertation zeigt sie, wie es vor dem Hintergrund des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren zu den spezifischen Islamkonzepten der Lehrenden kommt. Hunner-Krei-

sel: „Die wichtigste Einsicht war für mich, dass man ein Land und seine Menschen nur dann kennenlernen kann, wenn man ihre Sprache lernt, mit ihnen lebt und sich auf ihren Alltag, ihre Gespräche und ihre Gedanken einlässt. Das ist mir am Anfang nicht leichtgefallen, weil ich mich sehr fremd gefühlt habe. Wichtig war auch, dass ich gemerkt habe, dass man diese Fremdheit aushalten kann und sich irgendwann auch eine ‚Vertraut-heit‘ mit Land und Leuten einstellt. Auf beiden Seiten.“

Dr. Jan Timmer, Fakultät für GeschichtswissenschaftDr. Jan Timmer studierte seit 1994 Geschichtswissenschaft an der Uni-versität Bielefeld. Seine Dissertation beschäftigt sich mit Altersgrenzenpolitischer Partizipation in antiken Gesellschaften. „Altersgrenzen sindin politischen Systemen nichts Unbekanntes, auch in der Antike gab es etwa ein Mindestalter für das Wahlrecht“, erklärt Timmer. Seine Arbeit untersucht, wie hoch Altersgrenzen lagen, welche Alterskonzepte galten und welche Eigenschaften bestimmten Altersgruppen zugeschrieben wur-den: „Interessant ist eine solche Aufgabenstellung besonders mit Blick auf den demografischen Wandel moderner westlicher Gesellschaften.“ Jan Timmer arbeitet seit 2005 an der Universität Bonn.

Dr. Matthias Buschmeier, Fakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftDie Dissertation von Dr. Matthias Buschmeier trägt den Titel „Poesie und Philologie in der Goethe-Zeit“. Die Frage, die er sich während der Beschäftigung mit der Literatur des 18. und

19. Jahrhunderts stellte, war: Was passiert eigentlich mit einem wissen-schaftlichen Objekt, das merkt, dass es zum Objekt wird? Wie verändert sich also die Literatur selbst, wenn sie die textkritische Beobachtung selbst literarisch verarbeitet? Dass man Enthusiasmus für ein so spezielles Thema entwickeln muss, ist Matthias Buschmeier in seiner dreijährigen Forschungs-zeit klar geworden. „Weitergehen wird es jetzt mit einer Habilitation, die ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Linguistik und Lite-raturwissenschaft der Uni Bielefeld angehen möchte“, verrät er.

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Dr. Saba Amsalu, Fakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftDr. Saba Amsalu ist gebürtige Äthiopierin. Vor ihrer Promotion in Bielefeld war sie Dozentin für Informationswissenschaften an der Universität Addis Abeba, Äthiopien. Ihre Doktorarbeit schrieb sie im Rahmen des Graduier-tenkollegs „Aufgabenorientierte Kommunikation“ an der Fakultät für Lingu-istik und Literaturwissenschaft. „Meine Forschung gilt der automatischen Erstellung eines zweisprachigen Lexikons für Amharisch, der Amtssprache Äthiopiens, und Englisch“, erklärt Dr. Saba Amsalu. Seit 2007 ist sie Gast-professorin am Georgia Institute of Technology in den USA.

Dr. Kirsten Heckmann, Fakultät für MathematikDie Mathematikerin Dr. Kirsten Heckmann un-tersucht in ihrer Dissertation mit dem Titel „Dezimalbruchverständnis von Schülerinnen und Schülern – Theoretische Analyse und empirische Befunde“ Fehler im Umgang mit

Dezimalbrüchen und ihre Ursache. Dabei kam sie zu der Erkenntnis, dass vielen Schülern das Verständnis für den dezimalen Stellenaufbau fehlt. Begriffe wie „Zehntel“ oder „Hundertstel“ werden häufig ohne jegliches inhaltliches Verständnis gebraucht und mit den Begriffen „Zehnern“ und „Hundertern“ gleichgesetzt. Durch dieses mangelnde inhaltliche Ver-ständnis entstehen zahlreiche Fehler. Heckmanns Arbeit baut auf eine sehr umfangreiche und gründliche Analyse eigener wie fremder Daten. Faszinierend fand sie, wie vielschichtig und unterschiedlich die mathema-tischen Vorstellungen der Schüler sind: „Das Dezimalbruchverständnis ist in Deutschland bisher kaum untersucht worden, obwohl es offensichtlich eine große Fehlerquelle darstellt.“

Dr. Oliver Bünermann, Fakultät für PhysikDr. Oliver Bünermann beschäftigt sich in sei-ner Dissertation „Spektroskopie von Alkali- und Erdalkaliatomen, -molekülen, Alkaliclustern und Komplexen organischer Moleküle auf Helium-Nanotröpfchen“ mit den Eigenschaften von Teil-

chen und ihren Wechselwirkungen mit Licht. In diesem Untergebiet der Clusterphysik geht es vor allem darum, die Eigenschaften winzig kleiner Partikel in Abhängigkeit ihrer Größe zu erforschen. Bünermann: „Nano-partikel zeigen faszinierende und sehr interessante Eigenschaften.“ Ge-

reizt hat ihn vor allem die Vielfalt der möglichen Experimente „die noch nie jemand gemacht hat und vielleicht auch nie mehr machen wird.“ In seiner Dissertation gelang es ihm, Laser- und Messtechnik durch zahlrei-che Experimente sensibler einzustellen.

Dr. Isabel Dziobek, Fakultät für Psychologie und SportwissenschaftDr. Isabel Dziobek hat zum Thema „Biopsy-chological markers and neural correlates of Asperger syndrome: Social cognition, lipid profiles, and Magnetic Resonance Imaging

findings“ promoviert. Dazu erklärt die 34-jährige Psychologin: „Es geht um das Identifizieren von Biomarkern (Indikatoren) der psychiatrischen Störung Asperger Syndrom (milde Form von Autismus). Dazu habe ich mir Magnetresonanztomographie-Aufnahmen angeschaut und Gehirngebie-te, die Emotionen und Sozialverhalten steuern, Cholesterin und soziale Kognition gemessen.“ Derzeit arbeitet sie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.

Dr. Sebastian Mäueler, Fakultät für Psychologie und SportwissenschaftDer Titel der Dissertation von Dr. Sebastian Mäueler lautet „Adipokine in Abhängigkeit von Körperkomposition und Fettgewebsdistri-bution bei Adipositas. Eine sportmedizinische

Wirkanalyse von Kraft- vs. Ausdauertraining“. Und was genau steckt da-hinter? „Beim Menschen gibt es zwei Muster der Fettgewebsverteilung: in Apfelform und in Birnenform. Gesundheitlich ungünstig ist die apfel-förmige Fettgewebsverteilung. Diese verändert nämlich die Ausscheidung der im Fettgewebe produzierten Hormone negativ. Folge sind Krankheiten wie Diabetes oder Fettleibigkeit. In meiner Arbeit habe ich nun zum einen untersucht, inwieweit Zusammenhänge zwischen bestimmten Ausschei-dungsmustern und der Fettgewebsverteilung bestehen, und zum anderen, ob sich sowohl das Ausscheidungsmuster als auch die Fettverteilung durch Kraft- und Ausdauertraining positiv beeinflussen lassen.“ Der ehemalige Bielefelder Sportstudent arbeitet aktuell bei „Philips Research Europe“ in Eindhoven und hat bescheidene Zukunftspläne, denn er möchte „einfach in den Niederlanden bei dem Unternehmen bleiben.“

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Dr. Silke Hüls, Fakultät für RechtswissenschaftDr. Silke Hüls zog sich nicht in ein einsames Kämmerlein zurück, als sie ihre Dissertation schrieb. Die 35-Jährige arbeitete auch wäh-rend der Promotionsphase als wissenschaftliche Mitarbeiterin und sagt: „Der Kontakt zu Kolle-

gen und anderen Doktoranden förderte nicht nur die Motivation und half durchzuhalten; es ergab sich auch häufig die Gelegenheit, Ideen zu diskutie-ren oder Tipps bei praktischen Problemen zu erhalten.“ In ihrer Dissertation mit dem Titel „Polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Ermittlungstätigkeit – Machtzuwachs und Kontrollverlust“ geht es um folgende Fragen: Wer kontrolliert die Tätigkeit von Polizei und Staatsanwaltschaft? Werden vor-gesehene Kontrollmechanismen auf neu geschaffene Befugnisse erweitert, angepasst oder werden auch neue Kontrollmechanismen geschaffen? Vom wissenschaftlichen Arbeiten hat Dr. Silke Hüls nicht genug – in Zukunft möchte sie im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts habilitieren.

Dr. Frank Berner, Fakultät für SoziologieDie Zeit des Schreibens der Doktorarbeit ist nicht immer einfach, das hat auch Dr. Frank Berner erfahren: „Diese Zeit war dadurch geprägt, dass ich sehr lange keinen roten Faden für meine Dok-torarbeit hatte. Erst ein Dreivierteljahr vor der

Abgabe der Arbeit ist die endgültige Struktur mit dem Rahmenargument entstanden. Das war sehr schwer auszuhalten und es hätte auch schief-gehen können.“ Die Bemühungen haben sich gelohnt. Inhaltlich geht es in Berners preisgekrönter Arbeit um Alterssicherung und ihren Wandel. „Ich zeige in meiner Arbeit, dass die genannten Formen der Alterssiche-rung sich den Kategorien ‚staatlich’ und ‚privat’ jedoch eigentlich gar nicht eindeutig zuordnen lassen. Insbesondere an der neuen Riester-Rente wird dies deutlich“, so der Wissenschaftler.

Dr. Alexander Sczyrba, Technische Fakultät1993 nahm Alexander Sczyrba sein Studium der Naturwissenschaftlichen Informatik an der Uni Bielefeld auf. Jetzt, 15 Jahre und diverse Erfahrungen und Erkenntnisse später, wurde der 35-Jährige für seine Dissertationsschrift ausgezeichnet. Über das Thema seiner Dissertation sagt Dr. Alexander Sczyrba: „Obwohl bereits die Genomsequenzen für einige Hundert Orga-nismen komplett entschlüsselt worden sind, gibt es für viele interessante Organismen keine Genomprojekte. Um zumindest Informationen über die einzelnen Gene zu bekommen, gibt es Methoden, mit denen man kleine Bruchstücke der Gensequenzen entschlüsseln kann.“ Mithilfe des Com-puters versuche man dann, diese Bruchstücke wieder zu den kompletten Gensequenzen zusammenzusetzen, die dann weiteren Analysen, wie zum Beispiel der Bestimmung ihrer Funktion, unterzogen werden können. „Pro-bleme bereiten dabei die enormen Datenmengen, die meistens leider nur in recht schlechter Qualität vorliegen. Ich habe dies für den afrikanischen Krallenfrosch (Xenopus laevis) durchgeführt.“ Derzeit plant Dr. Sczyrba einen Forschungsaufenthalt am Joint Genome Institute in den USA.

Dr. Martin Hillebrand, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften„Pension systems, demographic Change and the Stock Market- Welfare and Substainabi-lity in a Stochastic OLG Model“ betitelte der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Martin Hillebrand seine Dissertation. „Ich habe die gesamtwirt-

schaftlichen Auswirkungen von Rentenreformen und die Konsequenzen des demografischen Wandels im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit untersucht“, erklärt er. Seine weiteren Forschungen haben den Wirtschafts-wissenschaftler in die USA geführt, wo er sich schwerpunktmäßig der Ma-kroökonomie widmen wird, genauer den „stochastischen makroökonomi-schen Modellen, dabei speziell der Interaktion zwischen Finanzmärkten, ge-samtwirtschaftlicher Entwicklung und Beschäftigung“, so Dr. Hillebrand.

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// MELDUNGEN // FORSCHUNG

Wissenschaftler aus Berlin und Bielefeld beteiligtSüßes Geheimnis wird gelüftet

Forscher vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin und dem Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld planen, in den nächsten drei Jahren unter Beteiligung deutscher Saatgutfirmen die gesamte Erbinformation der Zuckerrübe zu entschlüsseln. Damit legen sie die Grundlage für die Züchtung leistungsfähigerer Sorten. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förder-initiative GABI-FUTURE mit insgesamt drei Millionen Euro gefördert.

DFG-Förderprogramm wird nach Historiker benanntBielefelder „Querdenker“ als Namensgeber für „Reinhart Koselleck-Projekte“

Der Senat der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG) hat ein neues Förderprogramm beschlossen, das nach dem international renommier-ten Bielefelder Historiker Reinhart Koselleck benannt ist, der am 3. Februar 2006 verstarb. Im Rahmen der „Reinhart Koselleck-Projekte“ werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prämiert, die sich

durch einen herausragenden wissenschaftlichen Lebenslauf auszeichnen, über großes wissenschaftliches Potentzial verfügen und innovative For-schungsziele verfolgen. Die Förderung beträgt bis zu 1,25 Millionen Euro für fünf Jahre. Reinhart Koselleck war einer der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts und eine der prägenden Persönlichkeiten der Universität Bielefeld. Bereits 1965 gehörte Koselleck dem Wissen-schaftlichen Beirat für die 1969 gegründete Universität Bielefeld an, seit 1968 auch dem Gründungsausschuss. Ab 1973 lehrte er ebenfalls an dieser Universität und trug durch sein internationales Renommee als Wissenschaft-ler entscheidend zum herausragenden Ruf der Bielefelder Geschichtswis-senschaft und dem der Universität als einer „Forschungsuniversität“ bei. 1989 wurde ihm für seine großen Verdienste die Ehrensenatorwürde der Universität Bielefeld verliehen.

Erreger von Gehirnhautentzündungen weiter erforschtNeue Erkenntnisse über Meningokokken

Die Bakterien Neisseria meningitidis, kurz Meningokokken, können lebensbe-drohliche Gehirnhautentzündungen auslösen. Bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung kommen die Bakterien jedoch als harmlose Bewohner der Schleimhäute in Darm, Nase und Rachen vor. Wie die friedlichen Mitbe-wohner im Lauf der Zeit zu aggressiven Krankheitserregern geworden sind, war bislang unbekannt. Forscher der Universitäten Würzburg und Bielefeld bieten dafür jetzt erstmals eine Erklärung an und beschreiben diese in einer aktuellen Arbeit im US-Wissenschaftsmagazin PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences). Aus Bielefeld sind Jochen Blom, Dr. Alexander Goesmann, Sebastian Konietzny und Burkhard Linke vom Centrum für Biotechnologie an dem Projekt beteiligt. Die Analysen der Wissenschaftler ergaben Hinweise, dass Meningokokken im Laufe der Evolution die Erbinformation zur Bildung einer Kapsel in ihr Chromosom einbauten, die es ihnen ermöglicht, der Abwehr des menschlichen Immun-systems zu entgehen und somit in die Blutbahn des Menschen einzudrin-gen. Anschließend nahmen sie ein mobiles DNA-Element auf – und das führte bei einigen der bekapselten Stämme zur Umlagerung von Teilen des Chromosoms. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es nach diesen Um-lagerungen zu Veränderungen der Aktivität kritischer Gene kam und dass manche Bakterienstämme dadurch zu Krankheitserregern wurden.

Bielefelder Forscher erhalten eine Million Euro Fördermittel

Wenn Roboter wie Kinder lernen lernen

Bisher sind Roboterforscher davon ausgegangen, dass eine Maschine dadurch lernen kann, dass sie die Situation alleine durchs Zuschauen gründlich analysiert. Dass beim Lernen aber auch der aktive Einfluss der Umwelt eine große Rolle spielt, ist von zentraler Bedeutung bei dem neu-en, von der EU finanzierten Projekt ITALK unter Mitwirkung von Forschern vom Forschungsinstitut für Kognition und Robotik (CoR-Lab) an der Uni-versität Bielefeld. ITALK steht für „Integration and Transfer of Action and Language Knowledge“ und hat eine Laufzeit von vier Jahren. Von den insgesamt sechs Millionen Euro für das Projekt geht mehr als eine Million nach Bielefeld. ITALK hat das Ziel, „künstliche physikalische Agenten“, also Roboter zu entwickeln, die komplexes kognitives und sprachliches Verhal-ten in sozialer Interaktion mit Menschen lernen. Das Projekt zeichnet sich durch die Beteiligung verschiedener Disziplinen aus: Neben Robotik sind auch Linguistik, Psychologie und Neurowissenschaften durch sechs euro-päische Partner aus England, Dänemark und Italien vertreten. Zusammen wollen die Forscher sowohl Grundlagenstudien zu Kommunikation und sozialem Lernen durchführen als auch an einer robotischen Plattform, dem humanoiden Roboter iCub, arbeiten, der in einem europäischen Gemein-schaftsprojekt entwickelt wurde.

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DIE KLINISCHE LINGUISTIK VERBINDET VIELE DISZIPLINEN

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„Ich hatte große Angst vor einer bewusst erlebten Behinderung. Angst davor, dass meine Sprache ausfiele. Denn dann bin ich natürlich hinüber. Alles, was ich beruflich gut kann, ob als Anwalt oder als Politiker, hängt mit meiner Fähigkeit zum Sprechen zusammen.“ Dieses Zitat stammt von Gregor Gysi. Im Jahre 2004 erlitt er einen schweren Schlaganfall. Aber nicht nur Anwälte und Politiker sind auf das Gut der Sprache angewiesen. In unserer Gesellschaft bestimmt die Kommunikation mehr denn je unser Leben – 80 Prozent der Berufe sind heute in der Dienstleistungsbranche zu finden. Wer also hilft, wenn die Sprache ausbleibt?Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfälle, Unfälle mit Gehirnschädigung, neu-rologische Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson oder Multiple Skle-rose können Auslöser von Sprech-, Stimm- und Sprachstörungen sein be-ziehungsweise zum Sprachverlust führen. Neben Logopäden, Sprachheilpä-dagogen, akademischen Sprachtherapeuten, Atem-, Sprech- und Stimmleh-rern beschäftigen sich Klinische Linguisten mit Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken. Zu ihren Patienten gehören aber auch Kinder, die unter Schluckstörungen leiden, stottern, lispeln oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben. Ein Klinischer Linguist muss über interdisziplinäre Kennt-nisse verfügen. Ein Beispiel: Ein Patient kann nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen. Der Klinische Linguist liest zunächst dessen Krankenakte. Dafür muss er mit den medizinischen Grundlagen und Begriffen vertraut sein. Dank seiner Kenntnisse in physiologischer Psychologie weiß er nun, welche Areale des Gehirns, die für Sprachausfall verantwortlich sind, be-troffen sind. Natürlich ist ein Klinischer Linguist vor allem auch Sprach-wissenschaftler. Er muss wissen, wie Sprache funktioniert und aufgebaut ist, um Menschen mit Sprechstörungen helfen zu können. Der Klinische Linguist führt nun die Diagnostik durch und bestimmt die therapeutische Behandlungsmethode. Dies können kognitive Übungen sein, wie etwa für die Aufmerksamkeit, motorische Übungen, wenn zum Beispiel einzelne Gesichtsmuskeln gelähmt sind, oder sprachliche Übungen, um die Aus-sprache einzelner Laute zu verbessern. Nicht zuletzt sind im Umgang mit Patienten natürlich auch pädagogische Kompetenzen wichtig.

Klinische Linguistik? Was ist das denn? Und was macht man danach? Das sind häufige Fragen, die den Studierenden der Klinischen

Linguistik gestellt werden. Der Studiengang an der Uni Bielefeld ist zwar relativ klein – jedes Wintersemester werden nur 30 Studieren-

de zum Studium zugelassen –, dafür aber sehr facettenreich, da er viele verschiedene Wissenschaftsbereiche verbindet: Die Klinische

Linguistik bietet Einblicke und fordert Wissen aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Linguistik, Soziologie sowie Pädagogik.

Enge Verzahnung von Theorie und PraxisStudierende der Klinischen Linguistik bekommen frühzeitig Einblicke in laufende Projekte an der Uni und in Kliniken. Diese enge Verzahnung von Theorie und Praxis macht das Studium so interessant und besonders: Be-reits in den ersten vier Semestern sind Hospitationspraktika in der Stu-dienordnung vorgeschrieben. Im 5. Semester erhalten die Studierenden, unter Supervision einer Logopädin, die Möglichkeit, in einer Förderschule ein Kind mit Problemen im sprachlichen Bereich zu therapieren. In den beiden letzten Semestern des Bachelor-Studiums folgt ein Praktikum in einer der Kooperationskliniken der Uni Bielefeld. Dieses Jahrespraktikum ist praktisch das Herzstück des Studiums, denn nach einer angemessenen Hospitations- und Supervisionsphase sind die Studenten für die Therapie-planung und Durchführung selbst verantwortlich.

Bachelor-Absolventen können an der Uni Bielefeld direkt mit dem Master weitermachen. Wen es in die Ferne zieht, hat die Möglichkeit, in den USA, Kanada, Australien oder Neuseeland seinen Master in Sprachtherapie zu erwerben. Einem Klinischen Linguisten stehen nach dem Studium viele Türen offen: Er kann in Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Praxen – etwa mit Logopäden – arbeiten oder sich selbstständig machen. Auch die Uni bietet Perspektiven: Denn die Klinische Linguistik ist ein relativ neuer Studiengang, in dem es in Forschung und Lehre noch viel zu entdecken gibt.

Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken

Romy Hofmann und Anna Pekacka – Studentinnen der Klinischen Linguistik im 6. Semester

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Ein wissenschaftliches Thema, 20 Seiten, die beschrieben werden wollen, nur noch wenige Tage Zeit – und auf einmal geht nichts mehr! Diese Situation kennen die meisten Studierenden. „Die Kommilitonen der Cornell University wissen, dass sie in solchen Momenten auf Unterstützung zählen können. Im sogenannten ‚Walk-in-Service‘ geben ausgebildete Tutoren und Tutorinnen Rück-meldung auf Texte, und zwar an vier Tagen in der Woche“, erklärt Swantje Lahm. Die Grundidee des Walk-in-Service sei einfach: Sich Rückmeldung zu holen sei unter professionellen Schreibern eine selbstverständliche Praxis.

Texte entstehen nur selten in vollkommener Iso-lation, immer gebe es Kollegen, Freunde, Be-kannte, die den einen oder anderen hilfreichen Hinweis geben. Der Walk-in-Service schaffe ei-nen Rahmen, in dem diese Kultur der Rückmel-dung auch unter Studierenden gedeihen könne. „Der Walk-in-Service ist nur ein Beispiel dafür,

Schreiben wie die AmerikanerIm Herbst 1993 wurde das Schreiblabor an der Uni Bielefeld eingerichtet – bis heute einzigartig in Deutschland. Das Ziel: Studieren-

den eine qualifizierte Schreibausbildung zu ermöglichen. Vorbild waren die Schreibzentren an amerikanischen Elite-Universitäten.

Dazu zählt auch das renommierte und mehrfach ausgezeichnete Knight Institute for Writing in the Disciplines an der Cornell Univer-

sity in den USA, mit dem das Schreiblabor eng zusammenarbeitet. Swantje Lahm, Mitarbeiterin des Schreiblabors, hat sich auf den

Weg dorthin gemacht, um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie am Knight Institute gearbeitet wird.

EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

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wie allgegenwärtig das Thema ‚Schreiben‘ am Knight Institute ist“, so Swantje Lahm. Die schlichte Erkenntnis, dass Sprache für das Ler-nen und Forschen gleichermaßen unverzichtbar ist, werde dort in konsequenter Weise verfolgt: „Immer mit dem Ziel, die Studierenden fachlich exzellent auszubilden.“ Lehrende darin zu unter-stützen, Schreiben nicht als ein zusätzliches Extra, sondern als eine von der Auseinandersetzung mit fachlichen Inhalten nicht zu trennende Praxis zu vermitteln, gehöre auch zu den wichtigsten Anliegen des Schreiblabors in Bielefeld. „Die Kooperation mit dem Knight Institute entstand vor dem Hintergrund der geteilten Überzeugung, dass die Arbeit mit Sprache und Aufmerksamkeit für das Schreiben als einer Tätigkeit, die im ganz normalen Arbeitsalltag eines jeden Wissenschaft-lers eine zentrale Rolle spielt, für die Lehre und das Lernen der Studierenden fruchtbar gemacht werden kann“, so Swantje Lahm. Die Beschäfti-gung mit dem Schreiben führe so nicht weg vom Fach, sondern mitten hinein.

„Als Gast des Knight Institutes war es vor allem beeindruckend zu erleben, wie vielfältig und ide-enreich die Seminarkonzepte sein können, die entstehen, wenn man das Schreiben konsequent vom Fach her denkt, und wie sehr sich Studieren-de dadurch engagieren und motivieren lassen“, so die Schreibexpertin. In Bielefeld sei die Idee der integrierten Vermittlung von Schlüsselkom-petenzen mit der Bologna-Reform zum Programm geworden. In Cornell werde der Gedanke, dass sich das Schreiben nicht von den Fächern isoliert Swantje Lahm

vermitteln lasse, bereits seit Ende der 80er Jahre verfolgt. „Gute zehn Jahre Erfahrungsvorsprung machen sich bemerkbar. Staunend stand ich vor einer Regalwand mit Ordnern voller Seminarpläne und Veranstaltungskonzepte aus allen erdenkli-chen Fächern.“ Einige dieser Materialien sind in Swantje Lahms Koffer über den Großen Teich ge-wandert und warten nun darauf, hier in lebendige Praxis transformiert zu werden. Wer mehr über die vielfältigen Aktivitäten des Knight Institutes erfahren möchte oder sich für die Lehre oder das eigene Schreiben inspirieren lassen möchte, ist eingeladen, sich mit ihr in Verbindung zu setzen ([email protected]).

15 Jahre Schreiblabor Auch an der Universität Bielefeld können Studierende bei Schreibprojekten aller Art auf Unterstützung zählen: Seit 15 Jahren bietet das Schreiblabor im Flur K5 Beratung zu Fragen und Ideen zum Schreiben in und jenseits der Wissenschaft. Hinweis: Im Mai darf das Schreiblabor Keith Hjortshoi, Seni-or Lecturer am Knight Institute for Writing in the Disciplines, als Gast begrüßen. Hin-weise zu Veranstaltungen im Rahmen die-ses Besuchs sind in Kürze auf den Seiten des Schreiblabors sowie im Onlinemagazin uni.aktuell zu finden.Homepage des Schreiblabors: www.uni-bielefeld.de/slab

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Dr. Alexander Geppert

Im Februar veranstaltete der Historiker Dr. Alexander Geppert im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) die internationale

Tagung „Imagining Outer Space, 1900-2000“. Geppert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien

Universität Berlin und lehrt unter anderem an der Harvard University in den USA. Angefangen hat allerdings alles mit einem Studium

an der Uni Bielefeld, an die sich Geppert immer gerne zurückerinnert. Britta Hoffarth sprach mit dem Geschichtswissenschaftler.

Von Bielefeld in die Welt – und darüber hinaus ...

Was verbindet Sie mit der Uni Bielefeld?In Bielefeld habe ich 1991 mit meinem Ge-schichtsstudium begonnen und habe hier mein Grundstudium absolviert.

Und wie sind Sie damals auf die Uni Bielefeld gekommen?Die Uni Bielefeld war ein Tipp vom Leiter meiner Zivildienststelle, der hier Psychologie studiert hatte. Ich habe mir dann mehrere Unis ange-schaut und die Uni Bielefeld war diejenige, die mich am meisten beeindruckt hat.

Wie ging es dann nach dem Grundstudium weiter? Zuerst bin ich zum Auslandssemester nach Bal-timore gegangen, später nach Göttingen, was eine idyllischere, aber viel weniger interessante Stadt als Bielefeld ist. Nach dem Studium bin ich zum Promovieren nach Florenz gegangen, von dort nach Berkeley, Wien, Essen, Berlin undjetzt Harvard.

Wenn Sie an so vielen verschiedenen Uni-versitäten waren, wie sind Sie dann auf Bielefeld als Tagungsort gekommen?Genau das fragte mich im Vorfeld der Tagung auch eine amerikanische Teilnehmerin. Der Ort ist im Ausland zwar erst einmal etwas schwer zu vermitteln, aber es hat keiner bereut, glaub‘ ich. Ich bin immer extrem gern in Bielefeld gewe-sen und habe mich hier sehr wohlgefühlt. Nach meinem Weggang 1995 hatte ich Bielefeld zu-nächst etwas aus den Augen verloren. Dann bin

ich aber irgendwann auf eine eindrucksvolle wissenschaftshistorische Tagung ins ZiF einge-laden worden. Kurze Zeit später sah ich, dass vom ZiF ein Netzwerk für Nachwuchswissenschaft-ler ins Leben gerufen wurde; da habe ich mich dann beworben, um dort selbst einmal etwas organisieren zu können. Das habe ich mit dieser Konferenz umgesetzt.

Was war es denn für ein Gefühl, wieder hier zu sein?Als ich jetzt während der ZiF-Tagung durch die Uni gegangen bin, dachte ich, es hat sich viel verändert, aber irgendwie auch gar nichts. Der Besuch war schon mit nostalgischen Gefühlen verbunden. Auf Ihrer Tagung ging es um Vorstellungen vom Weltraum – ist das ein Steckenpferd oder beschreibt das eher Ihre Forschung?Irgendwie beides. Es ist vor allem das Thema meiner Habilitation: „Weltraum und außerirdi-sches Leben in der europäischen Imagination des 21. Jahrhunderts“. Die NASA hat schon vor 50 Jahren angefangen, sich selbst zu historisieren. Inzwischen gibt es in den USA ein relativ kleines, aber feines Forschungsfeld dazu. Ich habe dann angefangen, mit Washington zusammenzuarbei-ten; daraus ist die Idee entstanden, einen klei-nen Workshop mit einem dezidiert europäischen Schwerpunkt zu organisieren. Das hat sich dann aber verselbstständigt und ist zu einer so großen Tagung herangewachsen, mit Teilnehmern aus zwölf Ländern.

Was waren denn Themen auf der Tagung?Zum Beispiel: Welche Vorstellungen gibt es in Europa eigentlich von außerirdischem Leben? Wa-rum wird im Zusammenhang mit Weltraum immer irgendeine Vorstellung von Zukunft verbunden? Was für Wirklichkeitsvorstellungen werden in UFO-Meldungen verhandelt?

Was steht jetzt bei Ihnen als Nächstes an?Die Vorbereitung der Tagung hat vor zwei Jahrenbegonnen, ein Jahr lang habe ich richtig inten-siv daran gearbeitet. Das ZiF hat das unglaub-lich gut gemacht, wahnsinnig professionell. Ichhabe das Gefühl, zumindest akademisch nie et-was Besseres auf die Beine gestellt zu haben. Eigentlich sollte ich mich jetzt zur Ruhe setzenund die Wissenschaft sein lassen. Besser wird’s nicht!

INTERVIEW MIT ALUMNUS DR. ALEXANDER GEPPERT

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Helen Menges hatte die Uni Bielefeld und ihre Architektur direkt ins Herz geschlossen. Sie absolvierte hier ihr Pädagogikstudium, obwohl sie auch eine Studienplatzzusage aus Münster hatte. „Die meisten sind immer ganz verdutzt, wenn ich sage, dass mir die Uni Bielefeld sofort gut gefallen hat“, erklärt die 30-Jährige lachend. Geboren wurde Helen Menges in Grefrath in der Nähe von Krefeld. 2003 machte die Pädagogin ihr Diplom und bewarb sich danach auf eine Stelle im SchülerInnen-Büro, der zentralen Kontakt-stelle für schülerbezogene Aktivitäten an der Uni Bielefeld. Diesen Job bekam die engagierte junge Frau. Seitdem koordiniert und organisiert sie Projekte wie die „Herbsthochschule, pea*nuts’ für Schülerinnen“, „Studi gefragt– Studierende besuchen Schulen“ oder auch das Schülerstudium „Studieren ab 16“.

Zwei Jahre lang betreute Helen Menges auch die „Kinder-Uni", diese Aufgabe hat aber nun ihre Kollegin Sylvia Fox übernommen. „Die Schüler wollen einen authentischen Eindruck von der Uni, den Vorlesungen und dem Studium haben, man kann ihnen nicht einfach etwas erzählen“, sagt Menges über die Orientierungsprojekte, die sie konzipiert und umsetzt. Zum einen sollte das Interesse am Studium bei den Schülern geweckt werden und zum anderen müssen sich Wissenschaftler finden, die sich auch Zeit für die Fragen der Schüler nehmen oder sie an ihren Vorlesungen teilnehmen lassen. Das enge Verhältnis zu Lehrenden an den einzelnen Fakultäten ist also enorm wichtig. Und wie sind die Erfahrungen mit den Schülern? „Manchmal habe ich auch das Glück, den Weg eines Schülers oder einer Schülerin länger zu begleiten. Einige habe ich bei unseren Schü-lerprojekten kennengelernt, die heute als Studenten für uns in die Schulen

„Bitte Platz nehmen …“ – in dieser Rubrik stellen wir Menschen in der Uni vor, die sich engagieren, an spannenden Projekten beteiligt sind oder interessanten Tätigkeiten nachgehen. Der H1-Autor hat da-bei einen grünen Sessel im Gepäck, in dem wir den „besonderen Uni-Menschen“ fotografieren. Kennen Sie jemanden, der einmal Platz neh-men sollte? Einfach eine Mail an: [email protected].

gehen und über die Uni berichten“, erzählt das Organisationstalent. Man könnte auf die Idee kommen, dass nur hochbegabte Schüler an die Uni herangeführt werden sollen, dem ist aber nicht so. „Wir möchten, dass Schülerinnen und Schüler aus allen Bereichen einen Einblick in das Uni-Leben bekommen“, sagt Menges.

Das Angebotsspektrum des SchülerInnen-Büros umfasst allgemeine An-gebote zur Studienorientierung und -information, Angebote für besonders leistungsstarke Schüler und auch Angebote für naturwissenschaftlich in-teressierte Schülerinnen. Der größere Teil von Menges‘ Beruf findet in der Uni statt, ab und an fahren sie und ihre Kolleginnen zu Schüler-Messen. An Bewegung mangelt es der 30-Jährigen trotzdem nicht, denn Helen Menges läuft gern. Im vergangenen Jahr nahm sie sogar am Hermannslauf erfolg-reich teil. Auch Singen und ins Theaterbesuche gehören zu den Hobbys der Organisatorin. Wenn Helen Menges in der Uni mal ein wenig Ausspannen möchte, dann trinkt sie in der Cafete auf D1 mit ehemaligen Kommilito-ninnen und Kommilitonen einen Kaffee und überlegt sich bestimmt schon ein neues Projekt, um Schülern die Uni näherzubringen.

BITTE PLATZ NEHMEN ...

Helen Mengesdie „SchülerInnen-Beauftragte“ Von Nina Wüllner

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Fakultät für Psychologie und SportwissenschaftProfessor Dr. Gerd Mühlheußer

Zum Professor für Sportökonomie wur-de am 1. Februar Dr. Gerd Mühlheußer ernannt. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung sportökonomischer Fragen mithilfe von mikroökonomischen und ökonometrischen Methoden. Aktu-elle Forschungsprojekte befassen sich beispielsweise mit den Anreizwirkun-gen von Vertragslaufzeiten sowie den

Auswirkungen von Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Profisport. Mühlheußer gehört zum Arbeitsbereich „Sport und Gesellschaft“ der Abteilung Sportwissenschaft und lehrt im Studiengang „Organisation und Management“.

Gerd Mühlheußer wurde 1972 geboren und studierte Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main; die Promotion erfolgte 2002 an der Universität Bonn im Rahmen des European Doctoral Programme in Quantitative Economics. Es folgte ein Forschungsaufenthalt als Jean Monnet Fellow am Europäi-schen Hochschulinstitut in Florenz. Ab 2003 war er als Assistenzprofessor am Volkswirtschaftlichen Institut der Universität Bern tätig. Weitere For-schungsaufenthalte führten ihn an die London School of Economics, die University of Southern California in Los Angeles sowie die Northwestern University in Evanston.

Bielefelder Soziologe Alfons Bora in den neuen Deutschen Ethikrat gewählt

Am 13. Februar haben Bundestag und Bundesregierung die 26 Mitglieder des neuen Deutschen Ethikrates gewählt. Unter ihnen ist auch der Bielefelder Soziologe und Jurist Professor Dr. Al-fons Bora. Bora ist seit 1999 Professor für Technikfolgenabschätzung an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und gehört dem Vorstand des

Instituts für Wissenschafts- und Technikforschung (IWT) an. Er beschäftigt sich unter anderem bereits seit Jahren mit den Chancen und Risiken der Gentechnik und ist in verschiedenen Zusammenhängen regelmäßig als Berater und Sachverständiger gefragt.

Der Deutsche Ethikrat ist ein unabhängiges Sachverständigengremium, das die Politik in bioethischen Fragen, wie etwa der Debatte über die Stammzellenforschung, beraten und die Ergebnisse seiner Arbeit regel-mäßig in Stellungnahmen, Empfehlungen und Berichten veröffentlichen soll. Er übernimmt diese Aufgabe von dem im Jahr 2001 durch einen Ka-binettsbeschluss eingesetzten Nationalen Ethikrat

Dr. Ernest Mitschke leitet die Transferstelle

Dr. Ernest Mitschke hat im Wintersemester die Leitung der Transferstelle der Universität übernommen. Er sieht sich als Dienstleister und Vermittler zwischen Wissenschaft und Unternehmen und möchte als Ansprechpartner für beide Seiten fungieren. Seine Hauptaufgabe sieht Mitschke im Aufbau und in der Optimierung der Infrastruktur für den Wissenstransfer. „Die Wissenschaftler sollten die Wissenschaft machen. Die organisatorische Arbeit und den finanziellen Part wollen wir ihnen abnehmen“, skizziert Mitschke seine Vorstellungen. Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Mitschke im Bereich Existenzgründung. Er möchte den Blick der Absolventen für alternative Berufsperspektiven schon sehr früh schärfen. Ernest Mitschke, Jahrgang 1958, hat zunächst Agrarwis-senschaften in Kiel und Göttingen studiert und in der Landmaschinenindustrie gearbeitet. Er promovierte in Gießen und war für die TU Cottbus und die EXPO 2000 tätig. In Lüneburg war er Geschäftsführer des gemeinsamen Trans-

ferbereiches der Fachhochschule und der Universität. Zuletzt arbeitete Mitschke als Referent der IHK Lübeck. Ernest Mitschke übernimmt das Amt von dem langjährigen Leiter der Transferstelle, Dr. Burkhard Kaddatz, der Ende letzten Jahres in den Ruhestand ging.

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// PERSONALIEN

Geschäftsführer des ZiF Dr. Johannes Roggenhofer verstorben

Im Alter von nur 45 Jahren ist der Akademische Direktor Dr. Johannes Roggenhofer am 24. Januar 2008 gestorben. Seit 1998 war er Geschäfts-führer des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld und hat die Arbeit in dieser bedeutenden Einrichtung durch hohe Kompe-tenz und großes Engagement als Wissenschaftsmanager entscheidend mitgeprägt und sich darüber hinaus auch in weiteren Bereichen der Uni-versität engagiert. Johannes Roggenhofer wurde in Regensburg geboren und studierte dort Allgemeine Sprachwissenschaft, Philosophie und Reli-gionswissenschaft. 1991 promovierte er und forschte in einem DFG-Projekt an der Universität Regensburg. Vor seinem Wechsel nach Bielefeld war er persönlicher Referent des Präsidenten der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. In Bielefeld gehörte Johannes Roggenhofer seit 2001 dem erweiter-ten akademischen Senat an und war Mitglied der Universitätskommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Zudem engagierte sich Roggenhofer im Ästhetischen Zentrum und war Mitinitiator der „Philoso-phischen Werkstattgespräche“ in der Bielefelder Kunsthalle.

Ehrenbürger der Universität Helmut Steiner feiert 80. Geburtstag

Honorarprofessor Dr. h.c. Helmut Steiner feierte am 9. Februar seinen 80. Ge-burtstag. Seit Jahrzehnten engagiert er sich in zahl-reichen Ehrenämtern für die Universität Bielefeld.

So war er bereits von 1969 bis 1979 stellvertretender Vorsitzender des Studentenwerks Bielefeld. Eine wichtige Rolle spielt er in der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft, deren erfolgreicher Geschäftsführer er seit 1991 ist. Zuletzt übernahm er 2006 den Aufsichtsratsvorsitz der IIT GmbH, die sich für den Transfer von Forschungsergebnissen in die auß-erwissenschaftliche Praxis einsetzt. 2005 wurde er zum Ehrenbürger der Universität ernannt. Am 12. Februar veranstaltete die Universität und die Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft im Restaurant Westend einen Empfang zu Ehren Helmut Steiners. Zu den Gästen gehörten promi-nente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, darunter als Ehrengast der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit Ehefrau Marianne. Von links: Rektor Dieter Timmermann, Marianne von Weizsäcker, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Honorarprofes-sor Dr. h.c. Helmut Steiner, Renate Steiner und Kanzler Hans-Jürgen Simm feierten den 80. Geburtstag.

Dr. Wolfram Horstmann ist neuer Verantwortlicher für wissenschaftliche Information

Seit Dezember 2007 ist Dr. Wolfram Horst-mann Chief Information Officer (CIO), Ver-antwortlicher für das Informations- und Kommunikationsmanagement mit dem Schwerpunkt „Wissenschaftliche Infor-mation“ an der Universität. Horstmann, Jahrgang 1971, hat in Bielefeld Biologie studiert. Nach seinem Studium führte er an der Universität mehrere Projekte zu

Neuen Medien in den Neurowissenschaften durch. Seine Doktorarbeit ver-fasste der gebürtige Bielefelder 2003 zum Thema „Computersimulation in den Neurowissenschaften“. 2005 übernahm er die Leitung der Gruppe „Pu-blikationssysteme“ im Hochschulbibliothekszentrum NRW in Köln. Danach leitete er als Projektmanager das europäische Infrastrukturprojekt DRIVER, das Server und Informationsdienste für wissenschaftliche Forschungser-gebnisse vernetzt. Als CIO „Wissenschaftliche Information“ gehört die strategische Entwicklung von Information, Kommunikation und Medien zu seinen Aufgaben. Neben der fachlichen Informationsversorgung der Biele-felder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist eines der Hauptziele, deren Forschungsergebnisse optimal im Internet zu verbreiten und nutzbar zu machen. Für Publikation, Recherche und allgemeines Informationsma-nagement für Forschung und Lehre werden geeignete Dienstleistungen und „Werkzeuge“ bereitgestellt. Von solchen Werkzeugen profitieren auch die Studierenden, zum Beispiel mit dem Programm „Citavi“ für Literatur-verwaltung und -recherche, das die Bibliothek ab dem Sommersemester Studierenden campusweit zur Verfügung stellt.

Dr. h.c. Hermann Lange gestorben

Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Oberstufen-Kollegs Dr. h.c. Hermann Lange ist am 15. Januar verstorben. Hermann Lange, geboren 1939, war viele Jahre im Staatsrat in Hamburg und Vorsitzender des PISA-Beirats. In den Jahren 2005 bis 2008 war er dem Oberstufen-Kolleg als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats eng verbunden. Hermann Lange zeichnete sich als bildungspolitischer Akteur, als wissen-schaftlicher Autor und als Impulsgeber für eine auf Innovation dringende Verbindung von Wissenschaft und Praxis aus.

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Kurzmeldungen

Weg ihrer Länder zu mehr Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und wirtschaft-licher Prosperität zu spielen. Das Programm steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Mireille Mayam Meyanga kommt aus Kamerun und lebt seit 2004 in Bielefeld. Sie promoviert an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft im Fach Linguistik. Zuvor hatte sie an der Technischen Universität Braunschweig Germanistik und Anglistik studiert.

Vorstandswahlen standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Fördervereins der FrauenStudien am 1. März 2008 in der Universität Bielefeld. Der neue Vorstand setzt sich folgendermaßen zusammen: Irmi Heitfeld (1. Vorsitzende), Annegret Beckmann (stellvertretende Vor-sitzende), Areta Vogt (Kassenwartin), Elke Bücker (Schriftführerin) sowie die Beisitzerinnen Ines Schnierstein und Ursula Richter. Zudem befassten sich die Mitglieder mit der Jahresplanung, die im Zeichen des 20-jährigen Jubiläums der FrauenStudien im Sommer steht.

Prof. Dr. Dafydd Gibbon, Anglist und Sprachwissenschaftler an der Fa-kultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, wurde zum Fellow des Ja-waharlal Nehru Institute of Advanced Studies (Neu Delhi, Indien) ernannt. Die Ernennung erfolgte aufgrund seiner langjährigen Projektarbeiten zur computergestützten Modellierung und Dokumentation nicht europäischer Sprachen, insbesondere bedrohter Sprachen.

Auf Vorschlag des International Office ist Mireille Mayam Meyanga, die den Verein zur Förderung ausländischer Studierender betreut, im Januar in das vom DAAD initiierte African Good Governance Network aufgenom-men worden. Das Netzwerk ist ein langfristig angelegtes Stipendien- und Fortbildungsprogramm des DAAD. Damit sollen zukünftige Führungskräfte aus den Ländern Subsahara-Afrikas, die an deutschen Hochschulen oder in Kooperationsprojekten in Afrika ihre Ausbildung absolvieren oder absol-viert haben, darauf vorbereitet werden, eine angemessene Rolle auf dem

Fakultät für Erziehungswissenschaft verabschiedet Professor Hans-Uwe Otto

Der Bielefelder Erziehungswissenschaft-ler Dr. Dres. h.c. Hans-Uwe Otto, Profes-sor für Sozialpädagogik an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, wurde im Februar nach mehr als 30-jähriger Tätig-keit an der Universität Bielefeld pensi-oniert. Hans-Uwe Otto, 1940 in Husum geboren, studierte in Dortmund und Münster und promovierte 1974 an der

Universität Bielefeld. Noch im selben Jahr übernahm er eine Professur an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe in Bielefeld, seit 1979 war er Professor für Sozialpädagogik an der Universität Bielefeld. Otto war seither in zahlreichen Ämtern tätig, unter anderem als Dekan der Fakultät für Erziehungswissenschaft und als Prorektor der Universität Bielefeld sowie von 1991 bis 1993 als kommissarischer Rektor der Pädagogischen Hochschule Halle-Köthen. Daneben nahm und nimmt Otto verschiedene Funktionen als Leiter und Gutachter in pädagogischen Fachgremien und wissenschaftlichen Organisationen im nationalen und internationalen Be-reich wahr. Otto trug maßgeblich dazu bei, die Erziehungswissenschaft und die soziale Arbeit im Kontext allgemeiner sozialwissenschaftlicher Theoriebildung zu profilieren. Ende letzten Jahres erhielt er die Ehrendok-torwürde der Technischen Universität Dortmund, bereits 1994 die Ehren-doktorwürde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

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Torsten Schaletzke neuer Uni-Pressesprecher

Die Universität Bielefeld hat einen neu-en Pressesprecher. Torsten Schaletzke verstärkt seit dem 15. April das Team des

Referats für Kommunikation. Er tritt da-mit die Nachfolge von Ingo Lohuis an. Dieser bleibt Referatsleiter, wird sich

aber künftig auf den Bereich Marke-ting konzentrieren. Torsten Schaletzke

war zuvor am Universitätsklinikum Ulmals Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Der 34-jährige studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politolo-gie und Soziologie an der Freien Universität Berlin. Dort beschäftigte er sich bereits in seiner Magisterarbeit mit dem Gebiet Wissenschafts-kommunikation und untersuchte die Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Universitäten. Seine beruflichen Schwerpunkte lagen bisher in den Be-reichen Journalismus, Unternehmenskommunikation und Marketing. So arbeitete der gebürtige Berliner sieben Jahre für den Nachrichtensen-der n-tv in Berlin und Köln und war anschließend freiberuflich als Kommu-nikations- und Medienberater sowie als Wissenschaftsjournalist tätig.

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// AUSZEICHNUNGEN & PREISE

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Stipendiaten erforschen Wirksamkeit von Traditionsmedizin

Wie wirksam sind die In-haltsstoffe von Pflanzen, die in der Volksmedizin in Kamerun und Nepal ein-gesetzt werden? Dieser Frage gehen zurzeit Gast-wissenschaftler an der Fa-kultät für Chemie nach. Dr.Jean Duplex Wansi (38

Jahre), Kamerun, arbeitet in seinem Forschungsprojekt an der Isolierung, Charakterisierung und biologischen Evaluierung neuer potentzieller Anti-tumorwirkstoffe. Dr. Krishna Prasad Devkota (34 Jahre) aus Nepal unter-sucht pflanzliche Mittel gegen Parasiten, die schwere Entzündungen der inneren Organe verursachen. Beide Nachwuchswissenschaftler haben ein Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Dieses Stipendium ermöglicht Nachwuchswissenschaftlern aus Entwicklungs- und Schwellenländern, bis zu zwei Jahre in Deutschland zu forschen. Dabei muss das Forschungsthema für das Herkunftsland eine hohe Relevanz besitzen.

Über die Europäische Union wird zudem Dr. Bruno Ndjakou Lenta geför-dert. Der 33-jährige Chemiker kommt ebenfalls aus Kamerun und kon-zentriert seine Forschung auf Malariamittel. Alle drei Wissenschaftler hoffen, durch ihre Forschung standardisierte Verfahren zur Herstellung der traditionellen Medizin zu entwickeln, um so die Wirksamkeit und Si-cherheit zu erhöhen. „Mit diesen drei Wissenschaftlern ist es gelungen, im Bereich der Bioorganischen Chemie beziehungsweise der Chemischen Biologie die Isolierung potentziell biologisch aktiver Naturstoffe zu etab-lieren“, freut sich Prof. Dr. Norbert Sewald, der die Stipendiaten in seiner Arbeitsgruppe Organische und Bioorganische Chemie betreut. Auf dem Bild zu sehen: Dr. Bruno Ndjakou Lenta, Dr. Krishna Prasad Devkota und Dr. Jean Duplex Wansi (v.l.)

Überraschender Sieg für Uni-Fußballerinnen

Die Fußballerinnen der Universität Bielefeld haben Anfang Januar den Wanderpokal der Stadt Enger für sich gewonnen. Gestartet war das Team als Außenseiter, konnte sich aber schon in der Vorrunde gegen Mannschaften aus der Bezirksliga und der Zweiten Bundesliga durchsetzen. Mit einem deutlichen 4:1-Sieg gegen die Gütersloher Fußballfrauen schafften die Studentinnen den Einzug ins Finale. Hier trafen sie auf den Zweitligisten Her-forder SV Friedenstal, konnten sich mit 3:1 durchsetzen und den Pokal des 20. Fußball-Frauenturniers des SC Enger mit nach Hause nehmen. Für die Universität Bielefeld spielten: Janina Schwake, Desiree Lenz, Anja Barwinsky, Tina Drewitz, Kathi Luer, Marcella Burberg, Maren Wolf, Katrin Danke, Jana Seydel, Sarah Niemeier, Jessica Wiengarn, Silja Hofemeier.

Fakultät für GesundheitswissenschaftenHarkness-Stipendium für Jörg Haslbeck

Jörg Haslbeck, wissenschaftlicher Mit-arbeiter im Arbeitsbereich Versorgungs-forschung/Pflegewissenschaft an der Fakultät für Gesundheitswissenschaf-ten, erhält ein Harkness-Stipendium für einen einjährigen Forschungsaufenthalt in den USA. Das Harkness-Fellowship des Commonwealth Fund ist mit bis zu 100.000 Dollar dotiert. Es wird an erfah-

rene Fachleute aus Deutschland, Australien, den Niederlanden, Neuseeland und Großbritannien vergeben. Die Stipendiaten erhalten die Gelegenheit, in den USA ein gesundheitspolitisches Forschungsvorhaben durchzuführen, und treffen vor Ort mit hochrangigen Gesundheitsexperten zusammen. Zudem nehmen sie an Seminaren und Workshops teil, um Führungskom-petenzen weiterzuentwickeln und auszubauen.

Jörg Haslbeck gehört zu drei deutschen Harkness-Stipendiaten, die in diesem Jahr ausgewählt wurden. Er ist der erste Pflegewissenschaftler, dem diese Ehre zuteilwird. Haslbeck wird im September diesen Jahres in die USA aufbrechen und sich dem Thema „Selbstmanagementförderungalleinlebender älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen“ widmen. Jörg Haslbeck, geboren 1971, hat nach der Schule zunächst eine Ausbil-dung im Pflegebereich absolviert und studierte dann an der Universität Witten-Herdecke Pflegewissenschaft. 2003 beendete er das Studium mit dem Master und wechselte als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den nordrhein-westfälischen Landtag. Hier war er für die Enquete-kommis-sion „Situation und Zukunft der Pflege in NRW“ tätig. Seit 2004 arbeitet Haslbeck als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Projekt des Pflege-forschungsverbundes NRW an der Universität Bielefeld und ist Doktorand im Promotionsstudiengang Public Health der Fakultät für Gesundheits-wissenschaften. 2006 übernahm er zudem die wissenschaftliche Ge-schäftsführung des Pflegeforschungsverbundes NRW, der von Bielefeld aus koordiniert wird.

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BKK Landesverband Niedersachsen-Bremen Wissenschaftspreis für Gesundheitswissenschaftler Oliver Damm

Der BKK Landesverband Niedersach-sen-Bremen hat Oliver Damm, Bache-lor-Student des Studiengang „Health Communication“ mit seinem Wissen-schaftspreis ausgezeichnet. In Zusam-menarbeit mit der Leibniz Universität Hannover prämiert der Verband der Betriebskrankenkassen alle zwei Jah-re Studienabschlussarbeiten, die sich mit

Themen zur Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen befassen. Der Preis ist mit 7.000 Euro dotiert. Damm teilt sich den Preis mit einem Studenten der Berliner Humboldt Universität. Die ausgezeichnete Bachelor-Arbeit von Oliver Damm – „Prozessorientierung im Krankenhaus“ – beschäftigt sich mit der Einführung diagnosebezogener Fallpauschalen (DRG) in Deutschland. In seiner Arbeit versucht Oliver Damm, die Ansätze der Prozesskosten-rechnung mit dem Konzept der klinischen Behandlungspfade zu verknüpfen. Diese Verbindung ermöglicht sowohl eine Erfassung und Optimierung der Abläufe als auch eine Weiterentwicklung der Kostenrechnung. „Mit der Umsetzung des Projektes am Beispiel eines urologischen Eingriffs (radi-kale Prostatektomie) konnte einem kommunalen Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in der Region Ostwestfalen-Lippe ein Instrument an die Hand gegeben werden, das in der Lage ist, detaillierte Kosten- und Leistungstransparenz zu schaffen und die Basis für eine Reorganisation der gesamten Behandlungsprozesse bezüglich der Faktoren Zeit, Qualität und Kosten zu bilden“, urteilte die Jury. Der Preis wurde am 10. Januar in Salzgitter vergeben. Oliver Damm wurde 1980 in Bielefeld geboren und absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er das Studium der Gesundheitskommunikation aufnahm. Mittlerweile ist er im Master-Studiengang „Public Health“ und arbeitet in einem Drittmittelprojekt zum Thema „Ökonomische Aspekte von Rückenschmerzen“.

AOK Westfalen-Lippe prämiert innovative Projekte

Im Rahmen der Abschluss-feier des 10. Fernstudien-jahrgangs „Angewandte Ge-sundheitswissenschaften“ hat die AOK Westfalen-Lip-pe am Freitag, 15. Febru-ar, drei Preise für heraus-ragende Abschlussarbeiten verliehen.Prämiert wurden

die Arbeiten der Absolventen Kerstin Ledendecker, Michaela Rau und Dr. med. Thomas Alberti. Die stellvertretende Vorsitzende der AOK Westfalen-Lippe Dr. Martina Niemeyer wies darauf hin, dass es in allen drei Arbeiten gelungen sei, theoretische Ansätze der Gesundheitswissenschaften mit aktuellen versorgungspolitischen Reformentwicklungen zu verbinden und für die Entwicklung innovativer Projekte zu nutzen.

Kerstin Ledendecker, als Dokumentationsassistentin und klinische Kodie-rerin im Krankenhaus tätig, möchte vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen und strukturellen Probleme das „Zukunftsunternehmen Krankenhaus“ gestalten. Sie legt den Schwer-punkt dabei auf Prozesscontrolling, um strukturelle Entwicklungen zu för-dern und Transparenz, Koordination und Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Michaela Rau, Leiterin einer Marketingabteilung in einem amerikani-schen Medizintechnikunternehmen, hat ein Projekt zur Entwicklung eines sektorübergreifenden, von der Diagnose bis zur Rehabilitation angelegten „Schulungsprogramms für Arthrose-Patienten“ konzipiert. Ausgehend von den vorliegenden empirischen Ergebnissen und bisherigen Erfahrungen in der Suchttherapie, insbesondere aber von den Defiziten einer traditio-nellen Entgiftungsbehandlung, entwickelt Dr. Thomas Alberti ein Pro-jekt zur „Qualifizierten Alkoholentzugsbehandlung“. Professor Dr. Klaus Hurrelmann, Studienleiter des Fernstudiums, lobte die Abschlussarbeiten der insgesamt 92 Absolventinnen und Absolventen des 10. Fernstudien-jahrgangs, die zwei Jahre lang berufsbegleitend studiert haben und in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens tätig sind. Das Bild zeigt: Dr. Martina Niemeyer, stellvertretende Vorsitzende der AOK West-falen-Lippe, Dr. med. Thomas Alberti, Kerstin Ledendecker, Michaela Rau und Professorin Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Fakultät für Gesund-heitswissenschaften (v.l.)

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Das schmiedeeiserne, schwarze Eingangstor vor dem großen Haus an der Jakob-Kaiser-Straße 26 steht einladend offen. Um ein normales Wohnhaus handelt es sich bei dem Gebäude nicht; darauf weist schon der große, rote Hahn an der Fassade hin: Das Federtier ist das Symbol der Evangelischen Studierendengemeinde Deutschlands. Wenige Jahre nach dem Bau der Universität Bielefeld gründete sich hier eine solche Gemeinde, deren Hauptsitz sich seit 20 Jahren in dem Haus in der Nähe von der Straßen-bahnhaltestelle Bültmannshof befindet.

Wie eine große Familie„Wir sind eine Gemeinde mit ökumenischer Ausrichtung, die für unter-schiedliche Konfessionen, Religionen und Nationalitäten offen ist“, be-schreibt die 24-jährige Swantje Warntjen. Seit zwei Jahren engagiert sich die Pädagogikstudentin in der ESG. Sogar ihre Mitbewohnerin lernte sie in der Gemeinde kennen; damit ist die Studentin kein Einzelfall. „Wir sind wie eine große Familie, hier entstehen viele Freundschaften und auch Partnerschaften, die die Studierenden in ihrem Alltag begleiten“, beobach-tet Pfarrerin Corinna Hirschberg. Seit drei Jahren arbeitet sie für die ESG Bielefeld, die von der Landeskirche NRW finanziert wird. „Wir arbeiten zwar mit der Gemeinde hier vor Ort zusammen, aber die ESG ist nur für die Studierenden da, denn die evangelische Kirche will junge Menschen begleiten.“ Viele Studierende haben vor dem Studium Kontakt zu Ortskir-chen. Unter anderem damit sie ihren Bezug zum Glauben und zur Kirche im

Verlauf des Studiums nicht verlieren, gibt es die ESG. Wie viele Studierende zu der ESG Bielefeld gehören, ist nicht genau zu beziffern. „Das wollen wir auch nicht, denn wir sind eine offene Gemeinschaft. Jeder, der will, gehört dazu“, betont Corinna Hirschberg. Zur Kerngemeinde, also den regelmä-ßig wiederkehrenden Personen, zählen 30 deutsche und 30 ausländische Studierende. Zu Letzteren gehört Christian Vouffo aus Kamerun, der jede Woche den Internationalen Treff leitet. „Das ist eine Zusammenkunft der unterschiedlichen Nationen. Wir lernen uns, unsere Länder, Unterschiede und Gemeinsamkeiten kennen“, schildert der 22-Jährige.

Grillabende, Kamingespräche und SegelausflügeDas Programm der ESG ist facettenreich: Bibelkreis, Gitarrenkurs, Andach-ten und internationale Kindergruppe („Kükenbande“) sind einige der regel-mäßigen Veranstaltungen. „Außerdem gehören Grillabende im Sommer, gemütliche Kamingespräche im Winter, Segelausflüge und gemeinsame Kochtreffs dazu“, schildert Swantje Warntjen. Wer die ESG und ihr An-gebot kennenlernen will, trifft die Mitglieder jeden Donnerstag zwischen 11.30 und 13.30 Uhr an ihrem Stand in der Uni-Halle. Dort sind übrigens auch fair gehandelte Produkte zu erwerben.

Immer mehr Studierende suchen inzwischen auch den direkten Kontakt zu Pfarrerin Corinna Hirschberg in ihrer Funktion als Seelsorgerin: „Es geht in diesen Gesprächen zum Beispiel um Studienwahl, Beziehungs-probleme oder Trauer.“ Die Lebensumstände von Studierenden seien oft Veränderungen unterworfen – in diesen Situationen möchte die ESG ger-ne Halt geben. „Neben Religion und Glauben beschäftigen wir uns mit dem, was an der Uni und in der Wissenschaft passiert“, betont Swantje Warntjen. „Wir wollen uns im Miteinander kennenlernen, gemeinsam ein Stück unseres Lebenswegs gehen und viel Spaß dabei haben.“ Mehr über die ESG und ihr aktuelles Programm gibt es im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/stud/esg/

Mehr als nur Bibelkreis

Von Janina Hirsch

Haus der offenen Tür: „Guckt doch mal vorbei“, laden Christian Vouffo, Pfarrerin Corinna Hirschberg und Swantje Warntjen (v. l.) ins Haus der ESG an der Jakob-Kaiser-Straße ein.

Die Universität ist ein Ort der Bildung und Forschung. Aber sie ist auch Ort der Begegnung: Zahlreiche

Studierende erleben hier Gemeinschaft und engagieren sich in ihrer Freizeit auf dem Campus für ihre

Ideale. Es gibt zahlreiche studentische Initiativen in Bielefeld. Welche genau und was sie tun, wird fortan in

dieser Rubrik vorgestellt. Den Anfang macht die Evangelische Studierendengemeinde Bielefeld (ESG).

THE ENGLISH DRAMA GROUPSTUDENTISCHE INITIATIVEN TEIL 1: DIE EVANGELISCHE STUDIERENDENGEMEINDE BIELEFELD

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und die Hochschule verlassen, heißt es für Schild, neue Musiker zu wer-ben. „Ich frage immer am Anfang des Semesters, ob jemand der Band beitreten will“, erklärt er. Mitmachen kann eigentlich jeder, der zur Jura-Fakultät gehört und ein Instrument spielt. Doch ein wenig wählerisch sind die Musiker schon: „Es sollte kein blutiger Anfänger dabei sein. Schließlich wird uns eine gewisse Qualität nachgesagt.“ Welches Instrument der po-tenzielle Neuling beherrscht, ist unwichtig. „Wir haben viele Gitarristen, eine Bassistin, einen Keyboarder, einen Saxophonisten und sogar einen Cellospieler.“ Am Schlagzeug sitzt zurzeit allerdings ein Schüler, als Ersatz für den aus beruflichen Gründen verhinderten Professor.

Der Gründer der Jura-Band, Wolfgang Schild, kam durch Zufall zur Musik: „Die Kinder eines Freundes wollten ihn zum Geburtstag mit einigen Pop-Songs überraschen. Doch ihnen fehlte noch ein Sänger und sie fragten mich, ob ich nicht Lust dazu hätte“, erzählt er. Das habe ihm dann so viel Spaß gemacht, dass er beschloss, selbst eine Band zu gründen. Schon seit seiner Ernennung zum Professor an der Universität Bielefeld 1977 wollte er zusammen mit Studierenden auch etwas jenseits vom Hörsaal unternehmen: „Gemeinsame Fußballspiele oder Exkursionen sind vielen bis heute in bester Erinnerung.“ Schließlich gründete er diese spezielle Musikgruppe.

Wer sich jetzt davon überzeugen möchte, dass das Vorurteil vom steifen Juristen veraltet ist, sollte auf das nächste Konzert der Jura-Band im Audi-Min gehen. Am Mittwoch, 2. Juni, ist es wieder so weit, wenn Studenten und Dozenten zusammen die Bühne rocken.

Rockende Juristen

Von Anne-Lena Jaschinski

STUDIERENDE UND LEHRENDE MACHEN MU-

Mit dem Strafrecht-Professor gemeinsam „Born to be wild“ schmettern und danach noch ein Bier trinken gehen,

das ist für die Mitglieder der Jura-Band ganz normal. Vor fünf Jahren gründete sich die Gruppe musizierender Stu-

dierender und Dozenten der Fakultät für Rechtswissenschaft. Mittlerweile haben sie sich einen gewissen Bekannt-

heitsgrad erarbeitet und beweisen, dass auch Juristen richtig rocken können.

„Ich muss auch mal zusätzlich zu Hause üben, die anderen spielen ja schon viel länger zusammen und kennen die Lieder“, erzählt Julia Holz. Die 24-jährige Studentin ist erst seit einem halben Jahr Mitglied der Jura-Band. Doch das sei kein Problem, denn der Spaß stehe bei allen Mitgliedern an erster Stelle. Julia gefällt besonders die Atmosphäre innerhalb der Band: „Bei den Proben herrscht ein ganz harmonisches Verhältnis. Ob Dozent oder Student, alle haben ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Lieder.“ Und nach den Proben werde auch mal ein Bier zusammen getrunken.

Zurzeit besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern, davon sind vier Profes-soren. Im Semester treffen sie sich einmal wöchentlich in ihrem Proben-raum in der Fachhochschule an der Kurt-Schumacher-Straße. Dort üben sie in Jugendkeller-Atmosphäre für ihr in jedem Semester stattfindendes Konzert im AudiMin. Auf der Playlist stehen Rocksongs wie „Born to be wild“ oder „Smoke on the water“, aber auch Elvis- oder Beatles-Lieder kommen beim Publikum gut an. „Seit Neuestem versuchen wir uns an zwei Liedern von den Ärzten“, verrät Professor Dr. Wolfgang Schild, Dozent für Strafrecht und Sänger der Band. Höhepunkt des nicht nur für die Jura-Fa-kultät zum Kult gewordenen Konzerts ist jedes Jahr der Gastauftritt von Professorin Regina Harzer. Zusammen mit ihrem Kollegen Schild singt sie unter anderem „These Boots are made for walking“ von Nancy Sinatra.

Da die Band zu einem Großteil aus Studenten besteht, wechselt die Be-setzung fast jedes Jahr. Ein alter Stamm spielt schon seit der Gründung zusammen, doch wenn die Studenten ihr Studium abgeschlossen haben

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Musik, Klang und SpracheNacht der Klänge

Am 20. Juni beginnt um 21 Uhr wieder die „Nacht der Klänge“, in der die Architektur der Universität Bielefeld durch Musik, Klang und Sprache erlebbar gemacht. Ohrenschmaus im Schwimmbad, Jazz in der Uni-Halle, HipHop unterirdisch, kulinarische Genüsse sowie Musik- und Tanzperformances bis 1 Uhr morgens – Musikbegeisterte verschiedener Fakultäten und Ein-richtungen der Universität verwandeln gemeinsam mit Gastkünstlerinnen und Gastkünstlern das Gebäude in ein musikalisches Klangkunstwerk. Der Eintritt ist frei, um die Spende eines „Kultureuros“ wird gebeten. Kontakt und weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/kultur.

KULTURTIPPS // IMPRESSUM

Impressum

Herausgeber: Pressestelle der Universität Bielefeld // Redaktion: Ingo Lohuis (Chefredakteur, il), Hans-Martin Kruckis (hmk), Norma Langohr (nl), Kartini Diapari (kd) // Redaktionsassistenz: Sylvia Gussner // Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Jörg Heeren, Janina Hirsch, Britta Hoffarth, Hanna Irabi, Anne-Lena Jaschinski, Wibke Schwarzbach, Julia Walter, Nina Wüllner // Redaktionsadresse und Kontakt: Univer-sitätshauptgebäude, Universitätsstraße 25, 33615 Bielefeld, Tel. +49 (0) 5 21 106 41 46, Fax + 49 (0) 5 21 106 29 64, h1@uni- bielefeld.de, www.uni-bielefeld.de/presse// Anzeigen: Marlies Läge-Knuth, Tel. +49 (0) 5 21 106 41 47, [email protected] // Designkonzept und Layout: Artgerecht Werbeagentur GmbH, Bielefeld // Bildnachweis: Nico Ackermeier, AStA Bielefeld, Kartini Diapari, Martin Gätjen, Jörg Heeren, Peter Hiltmann, Janina Hirsch, Norma Langohr, Veit Mette, Bernd Prusowski, Wibke Schwarzbach, Katrin Trautner, Julia Walter, Heike Zappe, Privat //Die Ausgabe 02.2008 ist am 23. Mai 2008 erschienen. Das nächste H1 erscheint im Juni 2008. Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung durch dieRedaktion // ISSN 1863-8759

Mitmachen in den Musikensembles der Uni BielefeldSänger und Instrumentalisten gesucht

Die drei traditionsreichen Musikensem-bles der Universität Bielefeld bieten die Möglichkeit, mitzusingen und mitzuspie-len, und freuen sich über neue Mitglie-der. Die Teilnahme ist für Studierende aller Fakultäten, für „Studieren ab 50“ und für externe Gäste möglich. Interes-senten können sich an das Sekretariat der Abteilung Kunst und Musik wenden

oder sich im eKVV, dem elektronischen Vorlesungsverzeichnis, eintragen (siehe unten: Kulturseminare) und zum ersten Probentermin dazukommen – ohne „Vorsingen“.

Der Universitätschor probt dienstags von 19.30 bis 21.30 Uhr in Raum T0-260. Auf dem Probenplan stehen derzeit Carl Orffs Carmina Burana und das Weihnachtsoratorium I-III, V von Johann Sebastian Bach.

Die UniBigband trifft sich dienstags von 20 bis 22 Uhr im Audimax. Sie pflegt ein Repertoire an Standard-Jazzstücken und arbeitet an künstlerischen Schwerpunkten nach verschiedenen Komponisten wie Kenny Wheeler, Bob Brookmeyer oder Charles Mingus. Dringend gesucht werden Trompeter, Posaunen- und Schlagzeugspieler sowie Bassisten.

Das Hochschulorchester probt mittwochs von 19.30 bis 22 Uhr in Raum T0-260. Neue Mitglieder, vor allem tiefe Streicher (Bratschen, Celli), sind willkommen. Auf dem Programm stehen die Sinfonie Nr. 6 F-Dur „Pasto-rale“ von Ludwig van Beethoven und die sinfonische Dichtung „Der Was-sermann“ von Antonín Dvorák.

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Hilfe bei Problemen mit Laptop, PDA und SmartphoneErweitertes Serviceangebot des HRZ für Studierende

Da mobile Geräte wie Laptops, PDAs und Smartphones für das Studium immer bedeutsamer werden, baut das HRZ sein Serviceangebot zu einem umfassenden Dienst aus: Die Anwenderberatung des HRZ hilft jetzt auch, wenn mit dem eigenen Laptop nicht mehr richtig gearbeitet werden kann, weil es gar nicht mehr startet, sehr langsam hochfährt, häufig abstürzt, ständig Fehlermeldungen angezeigt werden oder sich ein Virus eingenistet hat. Hilfe bekommen Studierende jetzt außer-dem, wenn wichtige Dateien wiederhergestellt werden müssen, da sie versehentlich gelöscht wurden, beschädigt sind oder Datenträger nicht gelesen werden können. Zudem bietet das HRZ nun über Laptop, PDA oder Smartphone Zugang zum Campus-WLAN. Die Beratungsstelle des HRZ in V0-215 ist montags bis freitags von 9.30 bis 16.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: http://www.uni-bielefeld.de/hrz

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