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Der Albrecht - Mai 2013 Seite 4 Hochschule Zwischen Hörsaal und Wickeltisch Jasmin Helm Familiengerechtigkeit an der CAU Kurz gesagt... Neues aus der CAU Felix Schreyer Praktikum suchen und finden Seit kurzem gibt es die Internet-Plattform stujo. net, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Kieler Studenten und Unternehmen aus der Region bes- ser miteinander zu vernetzen. Auf dieser Seite fin- det ihr regelmäßig aktualisierte Job - und Prakti- kumsangebote. Inzwischen ist dort ein sehr breites Themenspektrum von unter anderm. Eventma- nagement, Journalismus, Reiseleitung über Mar- keting, Softwareentwicklung, Chemie bis Theater, Kunstgeschichte, Politik und Entwicklungshilfe vertreten. Die Angebote beschränken sich dabei nicht mehr nur auf die Region, sondern kommen aus ganz Deutschland von Unternehmen aller Größenordnungen. Mehr unter: www.stujo.net/ Wie viele sind wir? In den letzten Jahren stieg die Zahl der Studieren- den an der CAU kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Waren es vor drei Jahren noch ca. 22.800 wuchs die Zahl zum Wintersemester 2011/12 auf etwa 24 200. Sicher ein Effekt der schrittweisen Umstel- lung einiger Länder auf das zwölfjährige Abitur. Zum letzten Wintersemester dann stagnierte die Zahl der Immatrikulierten und im Sommersemes- ter sind es sowieso gewöhnlich weniger. Gerade sind wir rund 22 300! Menschenrecht auf Asyl Die Hochschulgruppe Amnesty International or- ganisiert drei Podiumsdiskussionen am 7. und 15. Mai sowie 4. Juni zum Thema Ich möchte leben, wo ich will – Über das Menschenrecht auf Asyl. Es soll dabei vor allem um die Lage von Flüchtlingen in Deutschland und Europa sowie die moralisch- politische Frage nach der Legitmität von Herr- schaft und Ausweisung gehen. Am letzten Termin werden Vertreter der Landespolitik zur Debatte geladen. Beginn ist jeweils um 18 Uhr im Audi- max, Hörsaal C. Klima 2.0? Zur ersten Veranstaltung des Workshops für Umweltethik Felix Schreyer Referent Prof. Hermann Held (hinten rechts) im Gesprächskreis. Foto: Erik Sachtleber „Mama, ich will aber nicht mit zu der blöden Vorlesung!“, hörte ich ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter auf dem Weg zur Uni sagen. „Ich weiß. Es geht aber leider nicht anders“, erwiderte darauf die Mama. Studierende mit Kind gehören längst zum Unialltag. Am 14. März wurde die CAU zum vierten Mal mit dem Zertifikat audit familiengerechte hochschule ausgezeichnet. Am 26. Juni findet die feierliche Übergabe in Berlin statt. Doch was steckt wirklich hinter dem Siegel? Das Zertifikat wird durch die berufundfami- lie GmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, nach erfolgreichem Durchlau- fen eines Prüfungsverfahrens verliehen. Nach Aufnahme des Status quo und dem Absolvieren von Strategie- und Auditierungsworkshops wer- den Ziele mit entsprechenden Maßnahmen in acht Handlungsfeldern festgelegt, die innerhalb von drei Jahren zur Erfüllung gebracht werden müssen. Nach Ablauf dieser Zeit werden in einer Re-Auditierung die erfolgreiche Umsetzung über- prüft und neue Ziele vereinbart. Anschließend erfolgt die Bestätigung des Qualitätssiegels. Ak- tuell sind 1043 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in ganz Deutschland Träger des Zertifikats. Bettina Bolterauer vom Familien-Service ko- ordiniert das Projekt an der CAU. „In drei der acht Handlungsfelder hat sich die Uni Ziele für Studierende mit Kind gesetzt“, erklärt sie. Im Bereich der Studienorganisation soll die Verein- barkeit von Studium und Familie in Instrumenten und Prozessen verankert werden. Konkret bedeu- tet dies die Sensibilisierung und Unterstützung der Studien(fach)berater und Studien(fach)bera- terinnen und der Prüfungsämter hinsichtlich in- dividueller Studienverlaufspläne und die Anpas- sung der Prüfungsverfahrensordnungen, sofern erforderlich und möglich. Im Themenfeld der Infor- mation und Kommunika- tion soll es künftig eine Broschüre geben, die alle Statusgruppen, das heißt Lehrende, Studierende und Beschäftigte, umfasst und auch dazu dient, sich darüber informieren zu können, was im ge- genseitigen Umgang miteinander zu beachten be- ziehungsweise zu erwarten ist. Spezielle Themen- seiten auf den Homepages der Fakultäten sind ebenso in Planung. Zudem sollen internationale Studierende und Wissenschaftler mit Kindern mehr Unterstützung erhalten. „Hier geht es in erster Linie erst einmal darum, spezielle Schwie- rigkeiten zu erheben“, sagt Bettina Bolterauer. Ein Problem, das des mangelnden bezahlbaren Wohnraums, sei bereits bekannt. Im Handlungs- feld Service für Familien ist eine verbesserte In- frastruktur auf dem Campus gewünscht. Diese umfasst unter anderem die Gewährleistung von mehr Barrierefreiheit und Wickelräumen. Zu- künftig steht auch das Thema Pflege von Ange- hörigen im Mittelpunkt, das bisher weniger be- leuchtet wurde, da keine direkte Anlaufstelle vor- handen war. Hier sollen mehr Informationsmöglichkeiten geschaffen wer- den. Hinsichtlich der Kinderbetreuung steht der Familienservice eng mit dem Studentenwerk in Kontakt. Zusätzlich zu den fünf Kindertagesein- richtungen und Krippen des Studentenwerks, die die Regelbetreuung leisten, wird eine Möglich- keit zur flexiblen Betreuung geprüft. „Insgesamt sollen die verschiedenen Institutionen und Beteiligten mehr ineinandergreifen“, sagt Bettina Bolterauer. Information, Kommunikation und Sensibilisierung für die Thematik auf allen Seiten ist das gewünschte Ziel. Bis dies reibungs- los funktioniert ist es aber, trotz Bemühungen der Uni und kooperierender Einrichtungen, noch ein weiter Weg zur Familiengerechtigkeit, auf dem es das ein oder andere Hindernis zu überwinden gilt. Unterstützung und Beratung erhalten Studierende mit Kind beim Studentenwerk Kiel (Kinderbetreu- ung, Sozialberatung und BAföG, Ausländische Studierende) und beim AStA. Gibt es Probleme in der Kommunikation mit Lehrenden, Anregungen oder Beschwerden ist der Familien-Service zustän- dig. Weitere Informationen zum Thema Familien- gerechtigkeit und Studieren mit Kind, wie auch einen Überblick, an welche Stelle sich im konkre- ten Fall zu wenden ist, sind auf der Homepage des Familien-Services zu finden: http://www.uni-kiel.de/familienservice/. „Insgesamt sollen die verschiedenen Institutionen und Beteiligten mehr ineinandergreifen“ Spielplatz im Studentendorf an der Olshausenstraße. Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel Impressum Studentische Hochschulgruppe DER ALBRECHT Westring 385 (im AStA), 24118 Kiel Homepage: www.der-albrecht.de E-Mail: [email protected] Chefredaktion: Marie-Delphine Darmstaedter (md) 0175 6536889 Dennis Wegner (dw) 0163 1610964 Stellv. Chefredaktion/Anzeigen: Rebecca Fritzl (rf) Gesellschaft: Jasmin Helm (jh) [email protected] Hochschule: Felix Schreyer (fs) [email protected] Kultur: Anna Lisa Oehlmann (alo) [email protected] Weissraum: Christian Behme (cb) [email protected] Layout: Dennis Wegner (dw) [email protected] Bildredaktion: Mia Schumacher (ms) [email protected] Lektorat: Sandra Heuer (sh) Vertrieb: Felix Rudroff (fr) [email protected] Redaktion: Alexa Magsaam (am), Anja Schuldt (as), Anna Schleimer (ams), Bernadette Janik (bj), Dana Borkowski (db), Eric Kluge (ek), Inga Boll (ib), Janwillem Dubil (jd), Kyra Vüllings (kv), Lena Baumecker (lb), Linda Kiowski (lk), Lorenz Fasold (lf), Marcel Kodura (mk), Miriam Doka (md), Nina Krüger (nk), Patrick Jüt- te (pj), Paul Stahnke (ps), Ricarda Richter (rr), Richard Bred- din (rb), Yvonne Schink (ys) Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2009 Auflage: 7 000 Exemplare. Für unaufgefordert eingeschickte Artikel, Illustrationen oder Fotos übernehmen wir keine Haftung. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Die Re- daktion behält sich vor, eingesandte Artikel und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. Mit vollem Namen gekennzeichne- te Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redakti- on dar. Gleiches gilt für Inhalte von Internetseiten, auf die wir verweisen. Der Albrecht erscheint in Kooperation mit den Kieler Nachrichten. Die Redaktion ist unabhängig. Der Albrecht ist kein institutionalisierter Teil der Studierenden- schaft und auch kein Vertreter derselbigen. Kommentare und Glossen spiegeln nur die Meinung des Autors nicht aber der Redaktion oder gar der Studierendenschaft wider. Von Karl Kraus stammt der hilfreiche Satz: „In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige“. Die hohe Komplexität vieler gesell- schaftlicher Fragestellungen stellt die Handelnden heute meistens vor ein Dilemma. Ein Dilemma der Unsicherheit. Die Workshopreihe Aktuelle Fragen der Um- weltethik beschäftigte sich zu ihrem Auftakt am 22. April mit Klimawandel und Nachhaltigkeit aus entscheidungstheoretischer Sicht. Dabei ging es nicht so sehr um den naturwissenschaftlichen Hintergrund oder konkrete ökologisch-ökono- mische Folgen globaler Erwärmung sondern eher darum, wie effektiv Handlungsoptionen auf die- sem Feld ausgelotet und geprüft werden können. Im Zentrum der Debatte stand das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, auf das sich die internationale Gemeinschaft während der Klimagipfel in Kopen- hagen 2009 und Cancún 2010 geeinigt hatte und das von vielen Klimaforschern unterstützt wird. Es besagt, dass die Erwärmung insgesamt auf 2°C zum vorindustriellen Stand begrenzt werden soll. Entscheidungstheoretiker wie der Referent Prof. Hermann Held vom KlimaCampus der Universi- tät Hamburg analysieren nun mit Hilfe mathema- tischer Modelle ob, wie und mit welchen Kosten und Unsicherheiten solch eine Vorgabe eingehal- ten werden kann. Sein Vortrag machte die enor- me Komplexität unserer Entscheidungssituation deutlich: Gängige Modelle, mit denen das Zwei- Grad-Ziel am wirtschaftlich effektivsten befolgt werden könnte, rechnen mit Kosten von etwa ein bis zwei Prozent des globalen Bruttosozialpro- dukts. Allerdings stehen sie stärker als bislang erwartet vor dem Problem großer Unsicherheit, denn die Klimasensitivität, das heißt der Faktor, um den die Temperatur bei einer Verdoppelung des CO2 ansteigt, ist noch nicht hinreichend ex- akt bestimmt. Dies führt zum Dilemma, dass uns der heute theoretisch optimal gewählte Weg mor- gen unter besserer Kenntnis der Klimasensitivität als einer erscheinen könnte, der das Zwei-Grad- Ziel grob verletzt. Müssen wir also ein Worst- Case-Scenario annehmen und ohne Rücksicht Emissionen beschränken? So pauschal wiederum birgt dies ebenfalls Gefahren, wie zum Beispiel eine schwindende Kooperationsbereitschaft der Schwellenländer, die mit ihrem erhöhten Einfluss auf wirtschaftlicher sowie politischer Ebene zu- sammenfallen könnte. Einen Ansatz ohne festes Temperaturlimit bietet hingegen die klassische Kosten-Nutzen-Analyse der Ökonomie, die zum Teil sogar Szenarien mit 3,5° oder gar 5 ° Erwärmung empfiehlt. Dadurch, dass das Klimasystem mit all seinen Folgen der- artig komplex sei, könne jedoch kaum so etwas wie eine Funktion des ökonomischen Schadens in Abhängigkeit von der Temperatur konstruiert werden, so Held weiter. Zum offenen Tempera- turziel fügt er hinzu: „Naturwissenschaftler kön- nen sich intuitiv nicht vorstellen, dass 3 bis 4°C Erwärmung wirklich zu unserer bestmöglichen Wohlfahrt führen“. Er selbst schlägt ein Modell vor, das versucht sowohl das Risiko, die 2°C- Marke zu überschreiten, als auch die Kosten zu minimieren. Mit diesem könnten auch zukünfti- ge Lerneffekte zur Klimasensitivität konzeptuell konsistent berücksichtigt werden. Wer klassisch ethische Fragestellungen hinter Ökonomie und Statistik bis hierhin zu kurz ge- kommen sah, kam spätestens in der anschließen- den Debatte auf seine Kosten. Unter der Diskus- sionsleitung von Prof. Konrad Ott, dem Initiator der Veranstaltungsreihe, wurden in lockerer At- mosphäre weiterführende Fragen besprochen. So ging es zum Beispiel um die zukünftige Eingrenz- barkeit der Klimasensitivität, die Rolle Europas in der Klimadiplomatie, normative Präferenzen kommender Generationen und die Möglichkeit einer Miteinbeziehung von Wissen, das wir noch nicht haben (antizipiertes Lernen). Zum Schluss war noch ein Hauch von philosophischer Funda- mentalkritik zu spüren: Inwieweit sind ethische Fragestellungen überhaupt formalisierbar? Kann Wohlfahrt mathematisch modelliert werden? Welchen theoretischen Problemen stehen wir mit dem Utilitarismus der Ökonomie gegenüber? Anschließend klang der Workshop in kleiner Run- de bei Kaffee und Kuchen aus. Er ist bewusst so konzipiert, dass Teilnehmer viel diskutieren und unkompliziert ins Gespräch kommen können. Grund genug, den Weg in den Senatssitzungs- saal im Audimax zu den nächsten Terminen des Workshops zu finden (mehr unter: www.philsem. uni-kiel.de/de/termine-und-aktuelles). Stärker philosophisch orientiert wird es um Metaethik zum Klimaproblem sowie Technologie – und Ge- sellschaftskritik bei Rudolf Bahro und Herbert Marcuse gehen. Im Wintersemester ist bereits eine Fortsetzung unter anderem mit Themen aus der Tierethik geplant. Häufig gibt es unveröffent- lichte Artikel der Gastdozenten als Diskussions- grundlage, die ihr als Einstimmung im Voraus lesen könnt. Bei Interesse an einer Veranstaltung meldet euch daher bitte kurz vorher bei Yogi Hendlin ([email protected]).

Seite 4 Hochschule Kurz gesagt Zwischen Hörsaal und ...€¦ · E-Mail: [email protected] Chefredaktion: Marie-Delphine Darmstaedter (md) 0175 6536889 Dennis Wegner (dw)

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Page 1: Seite 4 Hochschule Kurz gesagt Zwischen Hörsaal und ...€¦ · E-Mail: redaktion@der-albrecht.de Chefredaktion: Marie-Delphine Darmstaedter (md) 0175 6536889 Dennis Wegner (dw)

Der Albrecht - Mai 2013

Seite 4 Hochschule

Zwischen Hörsaal und Wickeltisch Jasmin HelmFamiliengerechtigkeit an der CAU

Kurz gesagt...Neues aus der CAUFelix Schreyer

Praktikum suchen und finden

Seit kurzem gibt es die Internet-Plattform stujo.net, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Kieler Studenten und Unternehmen aus der Region bes-ser miteinander zu vernetzen. Auf dieser Seite fin-det ihr regelmäßig aktualisierte Job - und Prakti-kumsangebote. Inzwischen ist dort ein sehr breites Themenspektrum von unter anderm. Eventma-nagement, Journalismus, Reiseleitung über Mar-keting, Softwareentwicklung, Chemie bis Theater, Kunstgeschichte, Politik und Entwicklungshilfe vertreten. Die Angebote beschränken sich dabei nicht mehr nur auf die Region, sondern kommen aus ganz Deutschland von Unternehmen aller Größenordnungen. Mehr unter: www.stujo.net/

Wie viele sind wir?

In den letzten Jahren stieg die Zahl der Studieren-den an der CAU kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Waren es vor drei Jahren noch ca. 22.800 wuchs die Zahl zum Wintersemester 2011/12 auf etwa 24 200. Sicher ein Effekt der schrittweisen Umstel-lung einiger Länder auf das zwölfjährige Abitur. Zum letzten Wintersemester dann stagnierte die Zahl der Immatrikulierten und im Sommersemes-ter sind es sowieso gewöhnlich weniger. Gerade sind wir rund 22 300!

Menschenrecht auf Asyl

Die Hochschulgruppe Amnesty International or-ganisiert drei Podiumsdiskussionen am 7. und 15. Mai sowie 4. Juni zum Thema Ich möchte leben, wo ich will – Über das Menschenrecht auf Asyl. Es soll dabei vor allem um die Lage von Flüchtlingen in Deutschland und Europa sowie die moralisch-politische Frage nach der Legitmität von Herr-schaft und Ausweisung gehen. Am letzten Termin werden Vertreter der Landespolitik zur Debatte geladen. Beginn ist jeweils um 18 Uhr im Audi-max, Hörsaal C.

Klima 2.0?Zur ersten Veranstaltung des Workshops für UmweltethikFelix Schreyer

Referent Prof. Hermann Held (hinten rechts) im Gesprächskreis.Foto: Erik Sachtleber

„Mama, ich will aber nicht mit zu der blöden Vorlesung!“, hörte ich ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter auf dem Weg zur Uni sagen. „Ich weiß. Es geht aber leider nicht anders“, erwiderte darauf die Mama. Studierende mit Kind gehören längst zum Unialltag. Am 14. März wurde die CAU zum vierten Mal mit dem Zertifikat audit familiengerechte hochschule ausgezeichnet. Am 26. Juni findet die feierliche Übergabe in Berlin statt. Doch was steckt wirklich hinter dem Siegel?Das Zertifikat wird durch die berufundfami-lie GmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, nach erfolgreichem Durchlau-fen eines Prüfungsverfahrens verliehen. Nach Aufnahme des Status quo und dem Absolvieren von Strategie- und Auditierungsworkshops wer-den Ziele mit entsprechenden Maßnahmen in acht Handlungsfeldern festgelegt, die innerhalb von drei Jahren zur Erfüllung gebracht werden müssen. Nach Ablauf dieser Zeit werden in einer Re-Auditierung die erfolgreiche Umsetzung über-prüft und neue Ziele vereinbart. Anschließend erfolgt die Bestätigung des Qualitätssiegels. Ak-tuell sind 1043 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in ganz Deutschland Träger des Zertifikats.Bettina Bolterauer vom Familien-Service ko-ordiniert das Projekt an der CAU. „In drei der acht Handlungsfelder hat sich die Uni Ziele für Studierende mit Kind gesetzt“, erklärt sie. Im Bereich der Studienorganisation soll die Verein-barkeit von Studium und Familie in Instrumenten und Prozessen verankert werden. Konkret bedeu-tet dies die Sensibilisierung und Unterstützung der Studien(fach)berater und Studien(fach)bera-terinnen und der Prüfungsämter hinsichtlich in-dividueller Studienverlaufspläne und die Anpas-sung der Prüfungsverfahrensordnungen, sofern erforderlich und möglich. Im Themenfeld der Infor-mation und Kommunika-tion soll es künftig eine Broschüre geben, die alle Statusgruppen, das heißt Lehrende, Studierende und Beschäftigte, umfasst und auch dazu dient, sich darüber informieren zu können, was im ge-genseitigen Umgang miteinander zu beachten be-ziehungsweise zu erwarten ist. Spezielle Themen-

seiten auf den Homepages der Fakultäten sind ebenso in Planung. Zudem sollen internationale Studierende und Wissenschaftler mit Kindern mehr Unterstützung erhalten. „Hier geht es in erster Linie erst einmal darum, spezielle Schwie-rigkeiten zu erheben“, sagt Bettina Bolterauer. Ein Problem, das des mangelnden bezahlbaren Wohnraums, sei bereits bekannt. Im Handlungs-feld Service für Familien ist eine verbesserte In-frastruktur auf dem Campus gewünscht. Diese umfasst unter anderem die Gewährleistung von mehr Barrierefreiheit und Wickelräumen. Zu-künftig steht auch das Thema Pflege von Ange-

hörigen im Mittelpunkt, das bisher weniger be-leuchtet wurde, da keine direkte Anlaufstelle vor-handen war. Hier sollen

mehr Informationsmöglichkeiten geschaffen wer-den. Hinsichtlich der Kinderbetreuung steht der Familienservice eng mit dem Studentenwerk in Kontakt. Zusätzlich zu den fünf Kindertagesein-richtungen und Krippen des Studentenwerks, die

die Regelbetreuung leisten, wird eine Möglich-keit zur flexiblen Betreuung geprüft.„Insgesamt sollen die verschiedenen Institutionen und Beteiligten mehr ineinandergreifen“, sagt Bettina Bolterauer. Information, Kommunikation und Sensibilisierung für die Thematik auf allen Seiten ist das gewünschte Ziel. Bis dies reibungs-los funktioniert ist es aber, trotz Bemühungen der Uni und kooperierender Einrichtungen, noch ein weiter Weg zur Familiengerechtigkeit, auf dem es das ein oder andere Hindernis zu überwinden gilt.Unterstützung und Beratung erhalten Studierende mit Kind beim Studentenwerk Kiel (Kinderbetreu-ung, Sozialberatung und BAföG, Ausländische Studierende) und beim AStA. Gibt es Probleme in der Kommunikation mit Lehrenden, Anregungen oder Beschwerden ist der Familien-Service zustän-dig. Weitere Informationen zum Thema Familien-gerechtigkeit und Studieren mit Kind, wie auch einen Überblick, an welche Stelle sich im konkre-ten Fall zu wenden ist, sind auf der Homepage des Familien-Services zu finden: http://www.uni-kiel.de/familienservice/.

„Insgesamt sollen die verschiedenen Institutionen und Beteiligten mehr

ineinandergreifen“

Spielplatz im Studentendorf an der Olshausenstraße.Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Impressum

Studentische Hochschulgruppe DER ALBRECHTWestring 385 (im AStA), 24118 Kiel

Homepage: www.der-albrecht.deE-Mail: [email protected]

Chefredaktion: Marie-Delphine Darmstaedter (md) 0175 6536889

Dennis Wegner (dw) 0163 1610964

Stellv. Chefredaktion/Anzeigen: Rebecca Fritzl (rf)

Gesellschaft: Jasmin Helm (jh) [email protected]

Hochschule:Felix Schreyer (fs) [email protected]

Kultur: Anna Lisa Oehlmann (alo) [email protected]

Weissraum:Christian Behme (cb) [email protected]

Layout:Dennis Wegner (dw) [email protected]

Bildredaktion: Mia Schumacher (ms) [email protected]

Lektorat:Sandra Heuer (sh)

Vertrieb: Felix Rudroff (fr) [email protected]

Redaktion: Alexa Magsaam (am), Anja Schuldt (as), Anna Schleimer (ams), Bernadette Janik (bj), Dana Borkowski (db), Eric Kluge (ek), Inga Boll (ib), Janwillem Dubil (jd), Kyra Vüllings (kv), Lena Baumecker (lb), Linda Kiowski (lk), Lorenz Fasold (lf), Marcel Kodura (mk), Miriam Doka (md), Nina Krüger (nk), Patrick Jüt-te (pj), Paul Stahnke (ps), Ricarda Richter (rr), Richard Bred-

din (rb), Yvonne Schink (ys)

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2009Auflage: 7 000 Exemplare.

Für unaufgefordert eingeschickte Artikel, Illustrationen oder Fotos übernehmen wir keine Haftung. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Die Re-daktion behält sich vor, eingesandte Artikel und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. Mit vollem Namen gekennzeichne-te Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redakti-on dar. Gleiches gilt für Inhalte von Internetseiten, auf die wir verweisen. Der Albrecht erscheint in Kooperation mit den Kieler Nachrichten. Die Redaktion ist unabhängig. Der Albrecht ist kein institutionalisierter Teil der Studierenden-schaft und auch kein Vertreter derselbigen. Kommentare und Glossen spiegeln nur die Meinung des Autors nicht aber der Redaktion oder gar der Studierendenschaft wider.

Von Karl Kraus stammt der hilfreiche Satz: „In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige“. Die hohe Komplexität vieler gesell-schaftlicher Fragestellungen stellt die Handelnden heute meistens vor ein Dilemma. Ein Dilemma der Unsicherheit.Die Workshopreihe Aktuelle Fragen der Um-weltethik beschäftigte sich zu ihrem Auftakt am 22. April mit Klimawandel und Nachhaltigkeit

aus entscheidungstheoretischer Sicht. Dabei ging es nicht so sehr um den naturwissenschaftlichen Hintergrund oder konkrete ökologisch-ökono-mische Folgen globaler Erwärmung sondern eher darum, wie effektiv Handlungsoptionen auf die-sem Feld ausgelotet und geprüft werden können. Im Zentrum der Debatte stand das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, auf das sich die internationale Gemeinschaft während der Klimagipfel in Kopen-hagen 2009 und Cancún 2010 geeinigt hatte und das von vielen Klimaforschern unterstützt wird. Es besagt, dass die Erwärmung insgesamt auf 2°C zum vorindustriellen Stand begrenzt werden soll. Entscheidungstheoretiker wie der Referent Prof. Hermann Held vom KlimaCampus der Universi-tät Hamburg analysieren nun mit Hilfe mathema-tischer Modelle ob, wie und mit welchen Kosten und Unsicherheiten solch eine Vorgabe eingehal-

ten werden kann. Sein Vortrag machte die enor-me Komplexität unserer Entscheidungssituation deutlich: Gängige Modelle, mit denen das Zwei-Grad-Ziel am wirtschaftlich effektivsten befolgt werden könnte, rechnen mit Kosten von etwa ein bis zwei Prozent des globalen Bruttosozialpro-dukts. Allerdings stehen sie stärker als bislang erwartet vor dem Problem großer Unsicherheit, denn die Klimasensitivität, das heißt der Faktor,

um den die Temperatur bei einer Verdoppelung des CO2 ansteigt, ist noch nicht hinreichend ex-akt bestimmt. Dies führt zum Dilemma, dass uns der heute theoretisch optimal gewählte Weg mor-gen unter besserer Kenntnis der Klimasensitivität als einer erscheinen könnte, der das Zwei-Grad-Ziel grob verletzt. Müssen wir also ein Worst-Case-Scenario annehmen und ohne Rücksicht Emissionen beschränken? So pauschal wiederum birgt dies ebenfalls Gefahren, wie zum Beispiel eine schwindende Kooperationsbereitschaft der Schwellenländer, die mit ihrem erhöhten Einfluss auf wirtschaftlicher sowie politischer Ebene zu-sammenfallen könnte.Einen Ansatz ohne festes Temperaturlimit bietet hingegen die klassische Kosten-Nutzen-Analyse der Ökonomie, die zum Teil sogar Szenarien mit 3,5° oder gar 5 ° Erwärmung empfiehlt. Dadurch,

dass das Klimasystem mit all seinen Folgen der-artig komplex sei, könne jedoch kaum so etwas wie eine Funktion des ökonomischen Schadens in Abhängigkeit von der Temperatur konstruiert werden, so Held weiter. Zum offenen Tempera-turziel fügt er hinzu: „Naturwissenschaftler kön-nen sich intuitiv nicht vorstellen, dass 3 bis 4°C Erwärmung wirklich zu unserer bestmöglichen Wohlfahrt führen“. Er selbst schlägt ein Modell vor, das versucht sowohl das Risiko, die 2°C-Marke zu überschreiten, als auch die Kosten zu minimieren. Mit diesem könnten auch zukünfti-ge Lerneffekte zur Klimasensitivität konzeptuell konsistent berücksichtigt werden.Wer klassisch ethische Fragestellungen hinter Ökonomie und Statistik bis hierhin zu kurz ge-kommen sah, kam spätestens in der anschließen-den Debatte auf seine Kosten. Unter der Diskus-sionsleitung von Prof. Konrad Ott, dem Initiator der Veranstaltungsreihe, wurden in lockerer At-mosphäre weiterführende Fragen besprochen. So ging es zum Beispiel um die zukünftige Eingrenz-barkeit der Klimasensitivität, die Rolle Europas in der Klimadiplomatie, normative Präferenzen kommender Generationen und die Möglichkeit einer Miteinbeziehung von Wissen, das wir noch nicht haben (antizipiertes Lernen). Zum Schluss war noch ein Hauch von philosophischer Funda-mentalkritik zu spüren: Inwieweit sind ethische Fragestellungen überhaupt formalisierbar? Kann Wohlfahrt mathematisch modelliert werden? Welchen theoretischen Problemen stehen wir mit dem Utilitarismus der Ökonomie gegenüber?Anschließend klang der Workshop in kleiner Run-de bei Kaffee und Kuchen aus. Er ist bewusst so konzipiert, dass Teilnehmer viel diskutieren und unkompliziert ins Gespräch kommen können. Grund genug, den Weg in den Senatssitzungs-saal im Audimax zu den nächsten Terminen des Workshops zu finden (mehr unter: www.philsem.uni-kiel.de/de/termine-und-aktuelles). Stärker philosophisch orientiert wird es um Metaethik zum Klimaproblem sowie Technologie – und Ge-sellschaftskritik bei Rudolf Bahro und Herbert Marcuse gehen. Im Wintersemester ist bereits eine Fortsetzung unter anderem mit Themen aus der Tierethik geplant. Häufig gibt es unveröffent-lichte Artikel der Gastdozenten als Diskussions-grundlage, die ihr als Einstimmung im Voraus lesen könnt. Bei Interesse an einer Veranstaltung meldet euch daher bitte kurz vorher bei Yogi Hendlin ([email protected]).