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SGIPA Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler Magazin der 2/2016 SGIPA aktuell Ganzheitlichkeit " Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"

SGIPA2/2016 aktuell · 2019. 12. 23. · Alfred Adler hat den Ganzheitsgedanken in die Psycho-therapie eingeführt. Er fand sich besonders durch den Holismus, die ‚Metabiologie‘

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SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch 1

SGIPASchweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred AdlerMagazin der

2/2016

SGIPAaktuell

Ganzheitlichkeit "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"

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Disziplin und Selbstdisziplin in der Schule

«Für im täglichen Schulall-tag stehende Lehrpersonen sind die vielen konkreten Fallbeispiele, eingestreut in verschiedene thematische Bereiche, besonders nützlich – nicht zuletzt auch, weil sie die dargestellten Theorien anschaulich illustrieren.» Prof. Dr. Jürg Frick, Pädago-gische Hochschule Zürich

«Was mir an Rüedis Buch gut gefällt, ist die gelungene Kombination von Praxisnähe und wissenschaftlicher Fun-diertheit. Konkrete Si tua tionen aus dem Unterricht werden beschrieben, analysiert und theoretisch untermauert. Insgesamt ein Buch, das das

Thema Disziplin sehr differenziert und um fassend (z.B. Beziehungspfl ege, Strafen) behandelt, viele konkrete Tipps und Hilfen gibt, aber immer auch klar Position bezieht. Fazit: lohnens- und empfehlenswert!»Josef Willi, Bündner Schulblatt, 1. August 2012.

«Rüedi ist eine gründliche, ge-haltvolle, aufklärende und gut lesbare Auseinandersetzung mit der Disziplinproblematik gelungen. Man kann sein Buch als Kompendium bezeichnen.»Prof. Dr. Michael Fuchs, Pädagogische Hochschule Luzern

«Eine sehr wertvolle An-lei tung für Lehrkräfte …, um mit einem Kernproblem des Unterrichts produktiv umzugehen.»Prof. Dr. H. FendUniversität Zürich

Wie soll heute eine Klasse geführt werden? Wie lassen sich Disziplin und Selbst dis ziplin begründen? Wie kann die Lehrperson ihr Diszi -plin-Ziel erreichen? Wie kann sie gleichzeitig die Selbstdisziplin ihrer Schülerinnen und Schüler fördern?

Jürg Rüedi (www.disziplin.ch)

ISBN 978-3-258-07795-6 ISBN 978-3-456-84882-2

Das Standardwerk neu bearbeitet

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EDITORALLiebe SGIPA-Mitglieder,

liebe Leserinnen und Leser

Wir freuen uns, Ihnen wiederum ein mit vielfältigen Beiträgen reich befrachtetes Magazin präsentieren zu dürfen. Ein unvergesslicher Höhepunkt der vergan-genen Wochen war zweifellos das IP Forum 2016 mit dem eindrücklichen Vortrag von Prof. Dr. med. Joachim Bauer zum Thema vom «Wesen der Beziehung». Ein entsprechender Bericht bietet die Möglichkeit, noch einmal in die spannende und hochkomplexe Welt des Gehirns einzutauchen.

Die vorliegende Ausgabe, unter dem Motto «Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile», ist dem vielschichtigen Thema «Ganzheitlichkeit» gewidmet und wird von den Autoren, die wir erfreulich mühelos für einen Facheitrag gewinnen konnten, aus unter-schiedlichen Perspektiven beleuchtet. Auch nach über hundert Jahren hat Adlers Theorie der unteilbaren Ganzheit nichts an Gültigkeit verloren, und es bewahr-heitet sich einmal mehr, dass damals, wie heute, nicht nur «Körper, Geist und Seele» einander beeinflussen, sondern ihrerseits auch in einem untrennbaren Zu-sammenhang mit der Umwelt und sozialen Aspekten stehen. Möglicherweise ist es einfacher, sich sorgen- volle Gedanken über den Brexit, die Folgen der Globalisierung oder über die vielzitierte 4. Industrielle Revolution zu machen, als über den unschätzbaren Wert einer achtsam gepflegten Ganzheitlichkeit. Zweiteres ist jedoch für das Wohl jedes Einzelnen und in jedem Lebensalter von elementarer Bedeutung, über das es sich nachzudenken lohnt, bevor die Seele die Farbe der Gedanken annimmt, wie Marc Aurel schon im 2. Jahrhundert n. Chr. erkannte.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre mit dem druckfrischen SGIPAaktuell, einen wunderschönen, ganzheitlich genussvollen Sommer und Herbst, viel Inspiration beim Verfassen eines Fachbeitrags zum nächsten Schwerpunktthema „Bildung-Ausbildung-Weiterbildung “ und Aufwiederlesen im Winter.

Barbara Elisabeth Käser-Weber

IMPRESSUM

HerausgeberSchweizerische Gesellschaft für

Individualpsychologie nach Alfred AdlerDufourstrasse 24,8008 Zürich, E-Mail: [email protected]

Publikum, CopyrightSGIPAaktuell ist bestimmt für internen und externen

Gebrauch. Veröffentlichungen in allen Medien, auch auszugs-weise, nur nach Genehmigung. Beiträge von Ausschüssen oder Einzelnen widerspiegeln nicht unbedingt die Ansicht

des Herausgebers. © beim Herausgeber. Redaktion – SGIPAaktuell

Barbara Käser Weber (Redaktionsleitung)Elli von Planta und Therese Vogel (Redaktionsmitglied)

E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss

Ausgabe Dezember 2016 Redaktionsschluss 15.11. 2016Abonnement

Jahresabonnement CHF 28.00einzelne Ausgaben CHF 10.00

Bestellung unter [email protected]

INHALTSÜBERSICHT

Editoral 3LEITARTIKELGanzheitlichkeit oder: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile 4FACHARTIKEL Das Postulat der Ganzheitlichkeitpsychischen Geschehens 7Körper, Seele und die Verhältnisse 10In EIGENER Sache Informationen aus dem Vorstand 1266. Generalversammlung SGIPA 14SGIPAaktuell Media-Daten 16Laudatio Prof. Dr. Jürg Rüedi 17Rezertifizierung SGfB 1810 Jahre SGfB-Jubiläum 19IP-Forum 2016Vom Wesen der Beziehung 21VERANSTALTUNG Adlerian Café Zürich 24BERICHT Oskar-Spiel-Schule 254-FRAGEN-Interview Heinz Göltenboth 27SGIPAaktuell Abonnement-Bestellschein 28DDD Dialog Disput DiskussionDie FIPA – Was ist das? 29FIPA Therapeutenausbildung 30BUCHBESPRECHUNGENKörper- und Leiborientierte Gerontologie 31Wandlungen 32LESERBRIEF 33ZU GUTER LETZT – Ein schräger Vogel meint 34

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Der Wesenskern adlerianischer Psychologie ist das Konzept der Ganzheitlichkeit. Nach Definition und Einführung wenden Heinz und Roswitha Göltenboth diese Aus-gangslage strukturiert, systematisch und anschaulich auf alle Lebensbereiche an.

Ganzheitlichkeitoder: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

LEITARTIKEL

Begriffsdefinition und –abgrenzungen

Der Begriff ‚Ganzheitlichkeit‘ ist von dem Abstraktum ‚Ganz- heit‘ des Adjektivs ’ganz‘ abgeleitet. ‚Ganz‘ bedeutet ur-sprünglich heil, unverletzt und vollständig. Ganzheitlichkei1

ist demnach die Betrachtung einer Sache in der ‚system-ischen‘ Vollständigkeit aller Teile sowie in der Gesamtheit ihrer Eigenschaften und Beziehungen untereinander. Holismus2 (gr. holos: ganz), auch Ganzheitslehre, ist die Vorstellung, dass natürliche (gesellschaftliche, wirtschaft- liche, physikalische, chemische, biologische, geistige, linguistische usw.) Systeme und ihre Eigenschaften als Ganzes und nicht als Zusammensetzung ihrer Teile zu be-trachten sind. Der Holismus vertritt die Auffassung, dass ein System als Ganzes funktioniert und dies nicht vollstän-dig aus dem Zusammenwirken aller seiner Einzelteile ver-standen werden kann. Die Bezeichnung3 ‚Holismus‘ geht auf Jan Christiaan Smuts4 in seinem 1926 erschienenen Buch Holism and Evolution zurück.

Bedeutung aus Sicht der Psychologie

Psychologisch geprägt wurde der Begriff Holismus von M. Wertheimer5, K. Lewin6 und F. Krueger7 und fand seinen Ausdruck in der Gestaltpsychologie und Ganzheits- psychologie. Die Grundthesen sind: das lebendige Ganze ist etwas grundsätzlich anderes als seine experimentell und denkerisch abstrahierten Elemente, weil es durch seine Eigenart, sein Wesen, seinen Charakter bestimmt wird. Die Teile sind aufs Ganze ausgerichtet, das seinerseits die Funktionen der Teile mitbestimmt. Die möglichen Funk-tionen der Teile werden also erst im Bezug zum Ganzen voll erkennbar. Diese Tatsache hat ihre ganz besondere Bedeu-tung bei Lebewesen. Sie stellt den Wert der Qualität über den der Quantität. Das ‚Ganze‘ ist demzufolge mehr als die Summe seiner ‚Teile‘, weshalb sich (lebende) Ganzheiten nicht vollständig denkend erfassen und systematisch nachkonstruieren lassen. Es ist zwar theoretisch weitge-

hend anerkannt, dass der Mensch ein Ganzes ist. Trotzdem ist es nicht leicht zu verstehen.

Alfred Adler hat den Ganzheitsgedanken in die Psycho-therapie eingeführt. Er fand sich besonders durch den Holismus, die ‚Metabiologie‘ von J. Smuts bestätigt, und zwar nicht nur durch dessen Idee des Vorrangs der Ganz-heit, sondern auch durch die des Primats des Lebens ge-genüber dem Tod und die des Strebens alles Lebendigen „nach einer idealen Endform“. In der psychologischen Praxis bedeutet Holismus für Adler hauptsächlich die Anerkennung der Einheit der Person (Persönlichkeit) in ihrer Ausrichtung auf Lebensziele und der Körper-Seele-Ganzheit.8

Die folgende Aussage von Alfred Adler zum Thema Affekt verdeutlicht uns diese Körper-Seele-Ganzheit:

„Bei der innigen Verschmolzenheit zwischen Seele und Körper muss ein so eingreifender

Vorgang im Seelenleben, wie es ein Affekt ist, seine Wirkung auch auf den Körper äussern.“9

Adlers Verständnis der Einheit und Ganzheit der Persön-lichkeit lässt sich nach Bruder-Bezzel10 in zwei Kategorien unterscheiden, wenngleich Adler selbst eine strikte begriff-liche Trennung nicht aufrecht erhalten habe: „Einerseits versteht er darunter die intrapsychische Einheit im Indi-viduum, in der alle seine Manifestationen auf ein Ziel hin ausgerichtet sind, also eine zielgerichtete Einheit. Anderer-seits meint es die interpsychische Einheit oder Ganzheit des Zusammenhangs des Individuums mit seiner sozialen und kosmologischen Umwelt.“

Adlers Einheits- bzw. Ganzheitsgedanken geht neben den damals aktuellen philosophischen wie psychologischen Strömungen, insbesondere auf Virchow11 zurück, der sich neben der Sozialmedizin intensiv und äusserst erfolgreich

Heinz und Roswitha Göltenboth

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LEITARTIKELder Zellularpathologie widmete. Sein Einfluss auf Adler ist unbestritten, zitiert er ihn doch ausgiebig oder verweist auf ihn. Virchow beschreibt die Zelle als Individuum, in der die einzelnen Teile als Einheit in organischer Gemeinschaft zu einem gleichartigen Zweck zusammenwirken.

Im späteren Lebensplan oder Lebensstil sieht Adler diese Einheit der Persönlichkeit repräsentiert.12 Die Anschauung von der Einheit der Persönlichkeit hat Adler dazu geführt, seiner Schule den Namen „Individualpsychologie“ zu ge-ben. Das Individuum ist unteilbar (lateinisch: in-dividere).

Der grösste Verdienst Alfred Adlers besteht darin, dass er uns nicht nur das holistische Bild eines Menschen auf-zeigen konnte, sondern praktische Mittel und Wege fand, wie man die Ganzheit eines jeden Menschen erfassen kann. Wenn man die Familienkonstellation eines Menschen kennt, dann weiss man, wie er sich – als Einheit – durchs Leben bewegte. Dann kennt man seinen allgemeinen Lebensstil, der allen Einzelhandlungen zugrunde liegt. Und wenn man die ersten Kindheitserinnerungen eines Men-schen kennt, dann weiss man, welche Schlüsse jeder aus seinen Kindheitserfahrungen gezogen hat und wie er sich – wieder als Einheit – im Leben verhält. 13

Bedeutung aus Sicht der Medizin

Ganzheitliche Medizin oder Ganzheitsmedizin bezeichnet Konzepte und Methoden im Bereich der Medizin, die die Natur und den kranken Menschen in umfassenden Zusam-menhängen betrachten und behandeln. Die WHO14 hat seit 1946 eine ganzheitliche Sichtweise für die Definition von Gesundheit eingeführt, indem sie als „Zustand des vollstän-digen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ bezeichnet wird.

Die neueren Konzepte sehen (etwas verallgemeinernd) den Menschen als ein strukturiertes, nach außen offenes System, dessen Teile in wechselseitiger Beziehung zuein-ander, zur Gesamtheit und zur Außenwelt stehen. Faktoren, die hier einwirken, sind die eigene Person (verstanden als Einheit von Körper, Seele und Geist), die soziale Umwelt (Mitmenschen, Gesellschaft), die natürliche Umwelt (Was-ser, Boden, Luft, Klima), die künstliche Umwelt (Technik und Wissenschaften) und Übersinnliches (Religion, Glaube).15

Die Erkenntnis Adlers, dass bei jeder Lebensäußerung des Menschen körperliche und seelische Vorgänge immer gemeinsam wirksam sind und eine unteilbare Einheit (Individuum) bilden, wird heute als Grundlage der Psycho-

somatik betrachtet.

Nach jüngsten Erkenntnissen der Neurobiologie spielen das limbische System, der Thalamus als sensorisches Zen-trum, das vegetative Nervensystem sowie die endokrinen Drüsen, die vom vegetativen Nervensystem Impulse für die Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen erhalten, eine wichtige Rolle als Vermittler und neurobio-logische Schnittstellen zwischen seelischen und leiblichen Vorgängen.16 (Siehe hierzu auch S. 10, Paul Siegwart: Ganz-heitlichkeit aus ärztlicher Sicht)

Bedeutung aus Sicht der Gesellschaft

Das Grundproblem jeder psychologischen Betrachtung bildet die Frage: welche Kräfte formen das menschliche Seelenleben, beherrschen die einzelnen Handlungen, die geistigen, seelischen Regungen des Menschen? Der tra-gende Gedanke Adlers ist die Erkenntnis von der Bedeu-tung der menschlichen Gemeinschaft für die Entwicklung des Charakters, für jede Handlung und Gefühlsregung des Menschen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das schon Aristoteles ein „Zoon Politicon“ (der Mensch als soziales, politisches Wesen17) nannte. Damit bezieht Adler die Mit-menschen des Individuums in den Begriff der Ganzheit- lichkeit ein und nennt das damit verbundene Gefühl des Einzelnen Gemeinschaftsgefühl, das sich in dem Bewusst-sein äussert, mit anderen Menschen verbunden zu sein.

Mit den Worten Adlers:

„Gemeinschaftsgefühl besagt vor allem:

Fühlen mit der Gesamtheit sub specie aeternitates.“

Sein Gemeinschaftsgefühl umfasst das Zusammengehörig-keitsgefühl und das aktive Mitwirken in der Gemeinschaft zum allgemeinen, gemeinschaftsfördernden Nutzen. Dabei spricht er auch von der eisernen Logik des menschlichen Zusammenlebens, deren Grundlage die Anerkennung vol-ler Gleichwertigkeit aller Menschen ist – Teil sozialer Not-wendigkeiten und Gesetze, die für das Zusammenleben der Menschen nötig sind und deren Missachtung Harmonie und Mitarbeit unmöglich macht. In seinem jüngsten Buch Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens schreibt Joachim Bauer: „Unsere Spezies hat nicht nur die Kompetenz, über ihre Zukunft nachzudenken. Menschen haben ein Zukunftsbedürfnis. Wo dieses Bedürfnis nicht genährt, sondern missachtet oder zerstört wird, kommt es zu einem Erlahmen, manchmal auch zu einem Zusammen-

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LEITARTIKELbruch der psychischen und biologischen Vitalität.“18 Bei der Betrachtung der menschlichen Gemeinschaft als holis-tisches System stellt sich unweigerlich die Frage, welches denn die „kranken Zellen“ sind, die das Ganzheitsgefüge der menschlichen Gesellschaft stören und ins Wanken bringen, wie wir dies tagtäglich erleben. Sind es nicht in er-ster Linie religiöse, nationale oder rassische Vorurteile, die noch immer das Denken und Verhalten vieler Menschen in unserer Gesellschaft negativ beeinflussen?

Bedeutung aus Sicht der Religion

Im Gegensatz zu den philosophischen Weltanschauun-gen, die ebenso wie Religion auf Glaubenssätzen basieren, bezeichnet Religion soziale und kulturelle Phänomene, die menschliches Verhalten, Handeln, Denken und Fühlen prägen und Wertvorstellungen beeinflussen. Zahlreiche Religionen sind als ‚Institutionen‘ organisiert, weshalb in diesem Fall von einer ‚Religionsgemeinschaft‘ gesprochen werden kann. Die weltweit größten Religionen sind bekannt als Weltreligionen.19 Bei der vermeintlichen Verschieden-heit der Religionen stellt sich natürlich die Frage, ob es auch für ‚Religion‘ im allgemeinsten Sinn eine holistische Sichtweise gibt, die sich zwangsläufig auf die durch sie ver-mittelnden Werte auswirken und in einem gemeinsamen Ziel und Zweck zum Ausdruck kommen muss, welche dem Wohl der ganzen menschlichen Gemeinschaft dienlich sind – eine Vorstellung, deren Auswirkung für die Gesundung der menschlichen Gesellschaft von bedeutendem Einfluss wäre. Wie wichtig und dringend notwendig eine solche Sichtweise ist, zeigen die Herausforderungen und Pro-bleme, vor denen die Menschheit heute steht und auf die sie keine Antworten hat. In dieser Zeit des Wandels und der Unsicherheit stehen wir Menschen vor der Aufgabe, eine neue Sicht auf den Menschen zu finden und die Einheit in der Vielfalt unserer Gesellschaft sichtbar zu machen.

Dieser Ansatz einer holistischen Sichtweise kann als Vision in den Schriften Bahá’u’lláhs, des Stifters der unabhängigen Weltreligion der Bahá’í erkannt werden und ist ein un- mittelbarer Beitrag zur Überwindung religiöser Vorurteile, unter denen die Menschheit heute so sehr leidet. Der Kern dieser Vision bildet die Erkenntnis göttlicher Absicht für das Wohl der ganzen Menschheit:

• Die Einheit Gottes, d.h. es gibt nur den einen Gott, der sich der Menschheit im Laufe der Geschichte unter ver-schiedenen Namen offenbarte.

• Die Einheit der Religion. Da es nur einen Gott gibt, können keine wirklich trennenden Unterschiede zwischen den Religionen bestehen. Die Offenbarer als Religionsstifter

verkünden die göttlichen Wahrheiten für ihr jeweiliges Zeitalter, entsprechend dem Reifegrad der Menschheit.

• Die Einheit der Menschheit. Die Menschheit muss – bei aller Verschiedenheit der Nationen, Ethnien, Religionen oder sozialen Lebensumständen – zu einem Organismus zusammenwachsen, wenn sie überleben will. Einheit in der Vielfalt ist hierbei der geistige Wegweiser.20

1 Kluge, Etymologisches Wörterbuch, de Gruyter, Berlin 1999, S. 2982 Wikipedia 3 Wikipedia4 Jan Christiaan Smuts (1870 - 1950), südafrikanischer Staatsmann und Philosoph

5 Max Wertheimer (1880 -1943) gilt als der Hauptbegründer der Gestaltpsychologie bzw. der Gestalttheorie.

6 Kurt Tsadek Lewin (1890 - 1947) gilt als einer der einflussreichsten Pioniere der Psychologie. Er ist einer der Begründer der modernen experimentellen Sozialpsychologie und gehört, zusammen mit Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka, zu den „großen Vier“ der Berliner Schule der Gestaltpsychologie.

7 Felix Krueger (1874 - 1948), deutscher Psychologe und Philosoph sowie Professor an der Universität Leipzig. Er war der bekannteste Vertreter der Leipziger Ganzheitspsychologie.

8 Reinhard Brunner, Michael Titze (1995): Wörterbuch der Individu-alpsychologie; Ernst Reinhardt Verlag München Basel

9 Alfred Adler, Menschenkenntnis, Anaconda Verlag Köln, 200810 Almuth Bruder-Bezzel, Psychoanalytikerin (DGIP, DGPT) in eigener

Praxis, Dozentin, Lehranalytikerin und Supervisorin am Alfred-Adler-Institut Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Theorie der Individualpsychologie.

11 Rudolf Ludwig Karl Virchow (1821 - 1902), deutscher Pathologe und Prähistoriker. Er begründete die moderne Pathologie und vertrat eine naturwissenschaftlich wie sozial orientierte Medizin.

12 Kimon Blos, Bewegungsverstehen. Die Psychomotorische Prior-itäten- und Teleoanalyse, Springer VS Wiesbaden, 2012

13 Rudolf Dreikurs, Grundbegriffe der Individualpsychologie, Klett-Cotta Stuttgart, 1969

14 World Health Organisation, Weltgesundsheitsorganisation15 Wikipedia 16 Wikipedia17 Bedeutung gemäss Duden18 Joachim Bauer, Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens, Karl Blessing Verlag München, 2015, S.8819 Wikipedia20 Bahá’í Deutschland, www.bahai.de

Heinz und Roswitha Göltenboth

Dipl. Individualpsychologische

Berater ADI/ASI

Inhaber des Human

Encouragement Institutes für

Persönlichkeitsentwicklung und

Lebensgestaltung

Individualpsychologische

Weiterbildung und Beratung

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FACHARTIKEL

Die Kontroverse von Ganzheitlichkeit und Konflikthaftigkeit psychischen Gesche-hens bedeutet für die Praxis vor allem eins: stetes Hinterfragen der eigenen Tätigkeit.

Das Postulat der Ganzheitlichkeit psychischen GeschehensAus theoretischer Sicht beschrieben - für den Praxisalltag beleuchtet

Die Individualpsychologie beruft sich in ihrer Namens-gebung auf den Menschen als Individuum, als ein Unteil-bares. Dies geschieht in Abgrenzung zur Psychoanalyse als “Seelenzergliederung” (Kächele, 2016, S. 662) und ihrem zentralen Begriff des innerpsychischen Konflikts. Hier psychisches Geschehen als etwas Unteilbares, dort als etwas in Triebe, Abwehrmechanismen, Instanzen, Topoi … zu Zergliederndes.

Adler positioniert sich diesbezüglich unmissverständlich, wenn er betont, “dass jede Ausdrucksweise der Ein- heit der Persönlichkeit entstammt, in der es keine Wider-sprüche gegen sie, keine Ambivalenz, keine zwei Seelen gibt. Dass jemand im Unbewussten ein anderer wäre als im Bewussten – eine künstliche Teilung übrigens, die nur dem Analysefanatismus entspringt – wird jeder leugnen, der die Feinheiten und Nuancen des Bewusstseins begriffen hat” (1933b, S. 66).

Wie ist dann aber folgende Aussage (aus demselben Werk!) zu verstehen: “Die Stimmungslage des Neuroti-kers gestaltet sich zu einem »Ja – Aber«. Im »Ja« steckt die Anerkennung des Gemeinschaftsgefühls, im »Aber« der Rückzug und seine Sicherungen” (ebd., S. 106). Hier wird doch ein konflikthaftes Geschehen beschrieben! Oder ist es so, dass nur Menschen ohne Neurose konfliktfrei, also ganzheitlich sind? Ist eine Person, sobald sie zu einem Thema ambivalent ist, auch neurotisch? Adlers – vielleicht wahre – Anekdote, weshalb er aufgehört habe zu träumen, könnte hierfür als Bestätigung dienen.

Das “Wörterbuch der Individualpsychologie” hat Einträge zu über 200 Stichwörtern, darunter: Aggression, Bewusst-sein, Geltungsstreben, Ich, Kompensation, Meinung, Organ- dialekt, schöpferische Kraft, Zärtlichkeitsbedürfnis …

(Brunner & Titze 1995, S. 11-13). Sind diese Begriffe und die mit ihnen gemeinten Phänomene nicht das Ergebnis eingehender Analysen? Und der Organdialekt: braucht es nicht zwei Parteien für ein dialektisches Geschehen?

Vor dem Hintergrund dieser Problematik wirkt die Ant-wort der Individualpsychologie bisweilen wie ein Taschen-spielertrick: “Auch beim Zweifel bestehen nicht etwa zwei verschiedene Ziele, sondern ein einziges: Stillstand” (Adler, 1923c, S. 207). Indem das konflikthafte Erleben als Ziel definiert wird, kann das Postulat der Ganzheitlichkeit gerettet werden. Damit wird auch den neurotischen Ver-haltensformen Widerspruchsfreiheit eingestanden, wenn auch auf einer Ebene, welche dem Verständnis der be- troffenen Person in der Regel nicht zugänglich ist. Um nicht einer Dualität von bewusst-unbewusst anheimzufallen, spricht die Individualpsychologie von verstanden-unver-standen und betrachtet dieses Verstehen als ein Kontinuum, als ein Mehr-oder-weniger-Verstehen der ganzheitlichen Persönlichkeit.

Die Individualpsychologie löst das Problem der Ganz-heitlichkeit, indem sie sämtliches psychisches Geschehen einem einzigen Streben unterordnet: “Wo immer man mit der Analyse psychogener Krankheitszustände einsetzt, drängt sich nach kürzester Beobachtung ein und dieselbe Erscheinung vor: dass das ganze Bild der Neurose ebenso wie alle ihre Symptome von einem fingierten Endzweck aus beeinflusst, ja entworfen sind” (Adler, 1912a, S. 39). Das übergeordnete Ziel ist für die Individualpsychologie eine anthropologische Konstituente und die methodische via regia zum Verständnis der Psyche: “Natürlich wird die teleologische Betrachtungsweise immer die Führung haben müssen, wo es sich darum handelt, dem Wesen der Persönlichkeit, das ja eben nichts anderes ist als ihre

Peter Fräfel

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FACHARTIKELimmanente Teleologie, nahezukommen. Eine Persönlichkeit verstehen heisst also sie als immanent zielgerichtete Ein-heit zu erfassen” (Wexberg, 1931, S. 15).

Es ist die Ausgestaltung des Ziels, welches als Kriterium psychischer Gesundheit dient, zum Beispiel das Verhältnis von Ichhaftigkeit und Sachlichkeit/Wirhaftigkeit (Künkel, 1935, S. 1-9). Damit wird der innerpsychische Konflikt der Psychoanalyse in der Individualpsychologie zu einem Konflikt zwischen Individuum und Gemeinschaft.

Was bedeutet dies für die Praxis? Es gilt, das jeweils persön-liche Ziel zu erkennen. Wie geschieht das konkret? “Es handelt sich eben darum, die Erscheinungen des Seelen- lebens, ihrer Vieldeutigkeit zufolge, nicht einzeln, von- einander isoliert, sondern gerade umgekehrt, in ihrem Zusammenhang, und zwar alle als einheitlich auf ein ge-meinsames Ziel gerichtet zu betrachten” (Adler, 1927a, S. 81). Eine Einzelerscheinung kann also nur verstanden werden, wenn das Ziel des Individuums bekannt ist.

Wie kann aber dieses Ziel verstanden werden, wenn die Einzelerscheinungen nicht verstanden werden? Das weckt den Verdacht, es handle sich um die Frage nach dem Huhn und dem Ei: Um ein Huhn zu züchten, braucht man ein Ei, um ein Ei zu bekommen, braucht man ein Huhn … Hellgardt (1989, S. 41) betont, dass bei den Einzeler- scheinungen angefangen werden muss, dass diese vor der Anwendung einer konstruierten Theorie stehen müssen.

Bei allem Wissen um ein übergeordnetes Ziel, um die Dynamik von Minderwertigkeitsgefühl und Gemein-schaftsgefühl (nicht als Konflikt verstanden…), muss bei jedem Menschen, der verstanden sein will, bei null an- gefangen werden. Anhand eines stetig umgesetzten, hermeneutischen Zirkels gelangt man so zu einem ver- tieften Verständnis des Lebensstils und damit der einzelnen Erscheinungsweisen.

Die Individualpsychologie “versucht das Bild der einheit-lichen Persönlichkeit als einer Variante aus den einzelnen Lebensäusserungen und Ausdrucksformen zu gewinnen, indem sie die Einheit der Individualität voraussetzt. Nun werden die einzelnen Züge miteinander verglichen, auf ihre gemeinsame Linie gebracht und zu einem Gesamtporträt individualisierend zusammengetragen” (Adler, 1914h, S. 145). Dieser Haltung blieb Adler über die Jahre hinweg treu (z.B. in: 1927a, S. 29).

Adler gesteht ein, dass ein Mensch nicht ohne erraten ver-standen werden kann (1930e, S. 301). Sperber verteidigt diese Methode gegen den Vorwurf der Unwissenschaft-lichkeit, indem er ihr die Entstehung der Persönlichkeit zu Beginn des Lebens zur Seite stellt: “Das Unwissenschaft-liche liegt an dem zu erforschenden Gegenstand, daran, dass auch der Werdegang der menschlichen Persönlichkeit selbst sich in seinen Anfängen fast genauso vollzieht, somit auch wie ein recht ungeschicktes Zusammensetzen eines Puzzles: ratend und immer wieder, ja ohne Unterlass, ver-gleichend” (Sperber, 1971, S. 53).

Adler belässt es aber nicht beim blossen Hinweis, dass der Lebensstil erraten werden muss. Er sieht bei den ver-schiedenen Menschen gleiche Bewegungen, an denen man sich orientieren kann. Diese sind “der Grad der Kooperation (des Gemeinschaftsgefühls und sozialen Interesses) [und] die charakteristische Art, wie das Individuum nach Über-legenheit (Sicherheit, Macht, Vollkommenheit, Entwertung des anderen) strebt” (Adler, 1930e, S. 301). Weiter handelt es sich um den Grad des Mutes und die Stellungnahme zu den Lebensaufgaben Gemeinschaft, Beruf, Liebe (ebd.).

Wexberg gibt eine für die Praxis ebenso wichtige wie gut anwendbare Anweisung: “Die einzelne Lebensäusserung muss also, um verständlich zu werden, in zwei grössere Zusammenhänge eingegliedert werden: in den Zusam-menhang der Persönlichkeit, von der die Lebensäusse-rung ausgeht, und in den der Situation, in welcher sich die Persönlichkeit befindet” (1931, S. 16). Darin stimmt die Individualpsychologie mit der neueren Verhaltenstherapie überein, in der die Situationsanalyse ein wichtiges Element der sogenannten Problemlöseverfahren ist (Wiedemann & Fischer, 2009, S. 120f).

Der individuelle Drang nach Überwindung der Minderwer-tigkeitsgefühle, die jeweilige Ausgestaltung des Gemein-schaftsgefühls und die konkrete Situation in welcher das Verhalten passiert, ermöglichen unter Anwendung des hermeneutischen Zirkels, den Lebensstil eines Menschen erratend zu verstehen.

Dennoch bleibt der Prozess komplex, und es muss zur Vorsicht gemahnt werden, Sperber folgend, der zu steter Selbstbeobachtung, Selbstreflexion und Bescheidenheit auffordert: “Aber der Therapeut seinerseits nimmt wahr, erlebt, erfährt gleichfalls gemäss einem tendenziösen Apperzeptionsschema alles, was das Leben ihm bringt, also auch die Erlebnisinhalte seines Patienten.

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FACHARTIKELEr deutet sie gemäss seinem Selektionsprinzip und be-handelt seinen Patienten gemäss seiner eigenen Leitlinie als Psychologe, als Therapeut und als Individuum” (1971, S. 140). Bei genügender Vorsicht – und nur dann! – kann ein relativer Erfolg erzielt werden: “Man kann immerfort über sich stolpern und dennoch nicht fallen, sondern sich müh-sam, doch stetig dem Ziele nähern. Das ist eben zumeist die Gangart der Psychologen” (ebd., S. 23).

Literatur:

− Adler, Alfred. (1912a/2008a): Über den nervösen Charakter. Alfred Adler Studienausgabe, Bd 2, hg. v. K.H. Witte, A. Bruder-Bezzel, R. Kühn. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.

− Adler, Alfred. (1914h/2010): Die Individualpsychologie, ihre Voraussetzungen und Ergebnisse. In: Alfred Adler Studienausgabe, Bd 3, hg. v. G. Eife. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 143-157.

− Adler, Alfred. (1923c/2010): Fortschritte der Individual- psychologie. In: Alfred Adler Studienausgabe, Bd 3, hg. v. G. Eife. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 201-215.

− Adler, Alfred. (1927a/2007b): Menschenkenntnis. Alfred Adler Studienausgabe, Bd 5, hg. v. J. Rüedi. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.

− Adler, Alfred. (1930e/2009a): Die Technik der Individual-psychologie. Zweiter Teil: Die Seele des schwer erzieh-baren Schulkindes. In: Alfred Adler Studienausgabe, Bd 4, hg. v. W. Datler, J. Gstach, M. Wininger. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 295-345.

− Adler, Alfred. (1933b/2008b): Der Sinn des Lebens. In: Alfred Adler Studienausgabe, Bd 6, hg. v. R. Brunner, R. Wiegand. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 23–176.

− Brunner, Reinhard; Titze Michael. (1995; 2. Auflage) (Hrsg.): Wörterbuch der Individualpsychologie. München, Basel: Reinhardt.

− Hellgardt, Hermann. (1989): Grundlage der Theorie. In: Schmidt, Rainer. (Hrsg.) (1989): Die Individualpsycholo-gie Alfred Adlers. Ein Lehrbuch. FfM: Fischer, S. 40-59.

− Kächele, Horst. (2016): Psychoanalyse. In: Petermann, F. et al. (Hrsg.). Dorsch - Lexikon der Psychotherapie und Psychopharmakotherapie. Göttingen et. al.: Hogrefe.

− Künkel, Fritz. (1935; 7. Auflage): Einführung in die Charakter-kunde. Leipzig: S. Hirzel.

− Sperber, Manès. (1971): Alfred Adler oder Das Elend der Psychologie. FfM: Fischer.

− Wexberg, Erwin. (1931; 2. Auflage): Individualpsychologie. Leipzig: Hirzel.

− Wiedemann, Georg; Fischer, Albert. (2009). Problem-löseverfahren. In: Batra, Anil; Wassmann, Reinhard; Buchkremer, Gerhard: Verhaltenstherapie. S. 117-124. Stuttgart, New York: Thieme.

Peter Fräfel

Peter Fräfel, 49,

wohnhaft in Appenzell.

Studium der klinischen Psychologie,

Psychopathologie des Erwachsenenal-

ters und der Russistik an der Universität

Zürich.

Ausbildung zum Psychotherapeuten am

Alfred-Adler-Institut in Zürich.

Arbeitet als delegierter

Psychotherapeut in einer

psychiatrischen Praxis in St. Gallen.

“Was ich verstehe, versteh ich mir, was mir gelingt,

gelingt mir für andere.“Johann Wolfgang von Goethe

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FACHARTIKEL

Alfred Adler hat als einer der ersten den Zusammenhang zwischen Krankheiten und der Seele erkannt, aber auch denjenigen zwischen Krankheiten und den sozialen Verhältnissen. Paul Siegwart nimmt die historische Entwicklung in den Blick und zeigt auf, dass vieles, was uns heute selbstverständ-lich ist, auf einem langen, steinigen Weg Eingang in unser Verständnis von Krankheit gefunden hat.

Körper, Seele und die VerhältnisseAdlers Ganzheitlichkeit aus ärztlich-psychologischer, insbesondere psychosomatischer Sicht

HistorischesAlfred Adler war ursprünglich Arzt in Wien und betreute kranke Menschen. Schon damals fiel ihm auf, dass die gesell-schaftlichen Verhältnisse teilweise miserabel und die eigent-liche Ursache verschiedener Krankheiten waren. So schrieb er schon 1898 ein Gesundheitsbuch für das Schneiderge-werbe, in dem er die damaligen, unerträglichen gesellschaft-lichen Verhältnisse heftig geisselte und vom “Schlachtfeld der Arbeit” und von “Verwundeten und Leichen” (gemeint sind Kranke und ausgebeutete Menschen) sprach. Er zeigt darin auf, dass viele, selbstverständlich auch psychosoma-tische Krankheiten aufgrund von gesellschaftlich unhalt-baren Zuständen wie Armut, Ausbeutung - heute würde man auch vom Druck der Arbeitswelt sprechen - ent- stehen können, und dass eine Behandlung der vorliegenden Krankheiten ohne Änderung der miserablen Lebensbedin-gungen keine wirkliche Gesundung ergeben kann. Bereits hier zeigt sich die Einstellung Adlers, sowohl die Psyche und den Körper, als auch die gesellschaftlichen Verhältnissen als eine Einheit zu betrachten.

Der holprige Weg zur ErkenntnisJahrhundertelang mussten auf dem Weg zu modernen Er-kenntnissen grosse Hindernisse überwunden werden. Die herrschenden Wertevorstellungen im mitteleuropäischen Raum waren geprägt durch die christliche Religion und ins-besondere durch die Ansichten und Weisungen ihrer Kirche. Dazu gehört die irrige Betrachtung der sowohl körperlichen als auch insbesondere seelischen Krankheit. Über Jahr- hunderte hinweg (Mittelalter bis zur Neuzeit) herrschte näm-lich die Überzeugung, dass Krankheiten unter anderem auch eine Strafe Gottes darstellten. Was dies für die erkrankten Menschen Schreckliches bedeutete, ist heute schwer nachzuempfinden. So war die Meinung verbreitet, dass psychisch kranke Menschen, welche unter Wahnvor-stellungen litten, vom Teufel besessen seien. Weil damals nicht der Arzt, sondern der Priester aufgesucht wurde, ent-standen unmenschliche Behandlungsmethoden, welchen die Idee zugrunde lag, dass der Kranke vom Teufel besessen

sei, der ihm ausgetrieben werden müsse. So wurden durch den von der Kirche unterstützten sogenannten Exorzismus leidende Menschen auf brutale Art und Weise traktiert und oft sogar hingerichtet. Auch heute gibt es noch diese Teufels- austreibung. Erst im 20. Jahrhundert wurden Priester verur-teilt, die Menschen durch diese Methode umgebracht haben. Obschon die christliche Kirche über Jahrhunderte hinweg jede entsprechende medizinische Forschung unter An- drohung drakonischer Strafen verboten hat, begannen ins- besondere ab dem 18. Jahrhundert mutige Forscher - teil- weise unter Lebensgefahr - den Körper des Menschen zu untersuchen. So wurden unter anderem die Existenz von Bakterien als Ursache von Infektionskrankheiten, die Hor-mone als Steuerelemente, der Röntgenapparat zur Un-tersuchung vom Inneren des Körpers etc. entdeckt. Damit verschwand langsam das verbreitete mittelalterliche Bild der Ursache von Erkrankungen. Bis die Forscher sich an die naturwissenschaftliche Erforschung des menschlichen Seelenlebens heranwagten, dauerte es noch etwas länger.

Seelische KrankheitenDie zentrale Erforschung der Seele des Menschen hat erst Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts begon-nen. Bis dahin herrschte insbesondere eine mechanistische Betrachtungsweise des Körpers und der Seele vor, das heisst: auch seelische Störungen wie Neurosen und Psy-chosen ortete man als mechanische bzw. morphologische Veränderungen in der Gehirnmasse. Eine erste eigentliche Zäsur stellte die Entdeckung Freuds dar, dass psychische Krankheiten behandelbar sind. Er lud mehrere Forscher, darunter Alfred Adler, zu regelmässigen Veranstaltungen ein, während derer diese die Art und Weise des Seelen- lebens besprachen und nach den genauen Ursachen seiner Störungen forschten. Diese Forschenden nahmen zunächst an, dass seelische Krankheiten durch organische Verände- rungen des Gehirns zustande kämen. Erst mit der Zeit gelang es ihnen zu erkennen, dass bei seelischen Erkrankungen wie Neurosen und Psychosen die Funktion des Gehirns gestört ist, und ihnen keine morphologischen Veränderungen zu-

Paul Siegwart

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FACHARTIKELgrunde liegen. Diese Erkenntnis entspricht einer zweiten Zäsur in der medizinisch-psychologischen Erforschung des Menschen.1

Ganzheitlichkeit und Psychosomatose2

Nun liegen also gleichzeitig wesentliche Einsichten über den Körper als auch faszinierende Erkenntnisse über die Seele des Menschen vor. Aus dieser Kombination von modernen Forschungsresultaten konnte Adler auf die Ganz-heit des menschlichen Wesens schliessen, wobei er es nie unterlassen hat, die gesellschaftlichen Verhältnisse in diese Erkenntnis mit einfliessen zu lassen. Ein wesentlicher Bei-trag zur ganzheitlichen Betrachtungsweise des Menschen aus ärztlich-psychologischer Sicht scheint mir der Aufsatz Adlers, der bereits 1904 in der “Aerztlichen Standeszeitung, Wien“ veröffentlicht wurde. Darin beschreibt er, wie wichtig die Selbsterkenntnis und Vorsicht eines guten Erziehers und eines guten Arztes sei, um sich in die zu erziehende oder zu behandelnde Seele des Gegenübers einfühlen zu können. Ebenfalls als wichtig hervorgehoben in diesem Beitrag ist die Aufklärung über gesunde Ernährung. Auch hier kommt die ganzheitliche Sicht Adlers von Körper und Geist zum Ausdruck. Auch der wichtige Begriff der soge- nannten Psychosomatose hilft uns, den Zusammenhang und die Ganzheit des Menschen aus der Sicht von Adler zu ver-stehen. Psychosomatose ist ein Ausdruck für ein seelisches Leiden, welches sich in einem oder mehreren körperlichen Organen als Störung oder eigentlicher Krankheit äussert. So sind uns zum Beispiel folgende Ausdrücke durchaus ver-traut: “Kopfzerbrechen“, „Herzklopfen“, „da bricht einem das Herz“, „da gefriert das Blut in den Adern“, „Asthma“, „ein Klotz im Magen“, „Reizdarm“, „da kommt einem die Galle hoch“, „Angstschweiss“, „Schamröte“, „da liegen die Nerven blank“, „weisse Haare bekommen“ (bei einem fürchterlichen Schockereignis)3.

Individuum, das Unteilbare und die Verhältnisse1934 beschreibt Adler in der Zeitschrift für Individualpsy-chologie im Artikel “Körperliche Auswirkungen seelischer Störungen” verschiedene Beispiele, die er in seiner Prax-is selbst beobachtet hat: “Im grossen und ganzen kann man sagen, dass es sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit herausstellen wird, dass es keine Organminderwertigkeit gibt, welche nicht auf seelische Einflüsse antwortet, nicht ihre Sprache spricht, die entsprechend der Frage gestaltet ist, die an das Individuum gestellt ist. Das ist bedeutsam für die Wahl der Symptome, insbesondere für das, was man jetzt noch als Hysterie bezeichnet oder als funktionelle Neurose. Wir wissen auch, dass durch Eindrücke von aussen her bald das eine, bald das andere Organ mehr beeinflusst ist. Man darf wohl nicht vergessen, dass der Organismus eine

Einheit ist, dass durch einen Anstoss an einer Stelle der ganze Organismus in Vibration gerät. (Hervor- hebung durch den Verfasser)4 Kürzlich ist im Tagesanzeiger ein sehr schöner Artikel über Ergebnisse einer englischen Forschungsgruppe in Oxford (Fachmagazin ‘Scientific Report‘) erschienen: Unter dem Titel “Freunde sind wirk-samer als Morphin“, wurde die Bedeutung der zwischen-menschlichen Beziehung auf Schmerzen beim Menschen (hier wohl insbesondere körperliche Schmerzen) hervorge-hoben. So haben Freundschaften und das Gefühl, aufge-hoben zu sein, einen wesentlichen schmerzlindernden Ein-fluss. “Es muss nicht mal eine ganz enge Beziehung sein: Ein grosser Freundeskreis lindert Schmerzen und wirkt sich günstig auf Herz, Kreislauf und Immunsystem aus.“ Natürlich sind der Titel und dessen Erklärung etwas provokativ, und es gibt Schmerzsituationen, in denen auch bei guten Freund- schaften Medikamente wie Morphin notwendig sein kön-nen. Der Artikel zeigt aber, wie die Ganzheit des Menschen, nämlich körperlicher Schmerz und Seelenleben (Beziehun-gen, Freundschaften) sich ergänzen und letztlich eine Einheit bilden. Meiner Meinung nach hätte Adler diesen Artikel sehr bejaht. Adler hat die Erkenntnisse der Einheit von Körper und Seele in der Bezeichnung seiner Lehre zum Ausdruck gebracht. Die Bezeichnung Individualpsychologie bringt denn auch die ganzheitliche Sicht seiner tiefenpsycholo-gischen Lehre zum Ausdruck; bedeutet dieser Name doch, dass der Körper und die Seele untrennbar miteinander ver-bunden sind und eine Einheit, ein Ganzes bilden. Gleichzeitig kommen wir mit Adler auch nicht darum herum, auch die sozialen (ungerechten, unsozialen) gesellschaftlichen Ver-hältnisse in die Betrachtungsweise des Menschen mit ein-zubeziehen, wenn wir ihn verstehen wollen.

Paul Siegwart

Psychotherapeutisch(-Psychiatrische)

Praxis in Zürich seit 1984 (Titel: Psychi-

atrie und Psychotherapie FMH)

Psychotherapeutische Ausbildung bei

Friedrich Liebling und Viktor Louis,

Absolvent eines BK am AAI

1 Dieser riesige Schritt ist aus dem Aufsatz “Ueber neurotische Disposition” von 1909 in der Ausgabe Heilen und Bilden (von Furtmüller und Wexberg) sehr deutlich zu ersehen. Darin erklärt Adler, durchaus verständlich, die Ursache der neurotischen und psychotischen Störungen in der psychologischen Analyse.

2 Im vorliegenden Artikel ist die Frage der Kompensation und der Teleologie (der Zielgerichtetheit) nicht beachtet.

3 hauptsächlich zitiert aus “Dicker Hals und kalte Füsse, was Redensarten über Körper und Seele verraten“ von Walter Schmidt

4 Heinz und Rowena Ansbacher, ‘Alfred Adlers Individual- psychologie’ , Ernst Reinhardt Verlag München Basel, S. 248

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In EIGENER SacheInformationen aus dem Vorstand

SGIPA

1. GeschäftsführungDer Vorstand bedauert den vorzeitigen Rücktritt von Vor-standsmitglied Sylvia Zimmer, der aus gesundheitlichen Gründen erfolgt.

Ihre Ressorts werden wie folgt verteilt:Archiv/Buchantiquariat - Therese Vogel Bibliothek - Therese VogelSGIPA Bildungspartner - Elsbeth SchreiberSupervision - Heinz Göltenboth

Der Vorstand würde es sehr begrüssen, eine Vertretung der IP-Psychotherapie im Vorstand zu haben. Interessen-tinnen / Interessenten sind gebeten, sich beim Vorstand zu melden. Strategiesitzung Am 23. März 2016 führte der Vorstand eine Strategiesitzung durch, an welcher folgende Themen besprochen wurden: Wo steht die SGIPA heute – was sind ihre Stärken und Schwächen? Was hat sich bewährt, was nicht?Vision / notwendige RessourcenZukünftige Veranstaltungen

Anlässlich der ersten Sitzung im neuen Geschäftsjahr wurden Massnahmen zur Umsetzung einzelner Ergebnisse der Strategiesitzung beschlossen.U.a. hat der Vorstand beschlossen, der GV 2017 die Einführung einer neuen Mitgliederkategorie „Assoziiertes Mitglied“, ohne Stimmrecht und Jahresbeitrag von 50% des Jahresbeitrags für Einzelmitglieder, zur Annahme zu unter-breiten.

2. Generalversammlung 2016Nach den offiziellen Geschäften der GV fand eine rege Diskussion statt. Mehrere Mitglieder brachten interessante Vorschläge ein und erklärten sich bereit, bei der Organisa-tion von Veranstaltungen mitzuhelfen.

2. MitgliederDer Vorstand freut sich, folgende neue Mitglieder be- grüssen zu dürfen:

FachmitgliederFranziska ReistIndividualpsychologische Beraterin

AktivmitgliederLisa WerthmüllerIndividualpsychologische Beraterin in Ausbildung

3. SGIPAaktuellDer Vorstand hat an seiner Sitzung vom 18. Mai 2016 beschlossen, dass die Inserierung durch Nicht-Mitglieder in Zukunft möglich ist. Dazu muss eine entsprechende Anfrage mit Inhaltsangaben zum Inserat vorliegen. Der Vorstand muss die Publikation genehmigen.

Auf die neu festgelegten Inserate-Preise erhalten SGIPA-Mitglieder einen Rabatt von 30%.

4. VeranstaltungenIP-Forum Schweiz 2016Am 9. April fand das IP-Forum Schweiz mit Prof. Joachim Bauer statt. Der Vorstand ist über die Besucherzahl von 237 Teilnehmern und die positiven Rückmeldungen sehr erfreut.

IP-Forum Schweiz 2017Dieses wird erstmalig während 2 Tagen durchgeführt, am 16./17. September 2016. Bitte reservieren Sie sich schon jetzt den Termin für diesen Anlass, der dem 80-jährigen Todestag von Alfred Adler am 27. Mai gewidmet ist, zu welchem eine Festschrift herausgegeben werden soll. Der Vorstand wird die Organisation des FORUMS einem Aus-schuss übergeben und würde sich freuen, wenn Mitglieder sich zur Mitarbeit in diesem Ausschuss melden.

SGIPA Weiterbildungs- und Vortragsreihe 2016 Bitte notieren Sie sich die nächsten beiden Termine:30. August Doris Herzog: Wenn Altern unter die Haut geht15. November Prof. Jürg Frick: Gesundbleiben im LehrberufOrt: Pädagogische Hochschule Zürich, Lagerstrasse 2, 8001 Zürich, Gebäude LAANEU: bitte Anmeldetalon auf Einladung benutzen!

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In EIGENER SacheAdlerian Café ZürichJeden 3. Freitag des Monats findet nach Adler’s Tradition ein Treffen im Café Black, Färberstrasse 6, 8008 Zürich statt. Nächster Termin: Freitag, 16. September ab 19.30 Uhr

6. Kooperation mit anderen Institutionen SGfBIm Herbst 2015 hat der Vorstand die Unterlagen zur Re-Zertifizierung der SGIPA durch die SGfB eingereicht. SGIPA hat alle erforderlichen Kriterien erfüllt und ist von SGfB als Berufsverband re-zertifiziert worden. Damit sind wir für weitere fünf Jahre anerkanntes Kollektivmitglied der SGfB.

ICASSIVom 24. Juli bis 6. August findet die internationale 49. Rudolf Dreikurs Sommer Fortbildung in der Slowakei statt. Für Informationen: wwww.icassi.net

7. Kompetenzzentrum für IP Bildungsangebot

Der Vorstand würde es begrüssen, wenn auf der Plattform des Kompetenzzentrums für Individualpsychologie auch eine Weiterbildung im Bereich IP-Psychotherapie ange-boten werden könnte. Ein Gespräch mit dem Vorstand der FIPA soll entsprechende Möglichkeiten aufzeigen.

Mitglieder aus dem Bereich der Psychotherapie, die an einer Bildungspartnerschaft mit SGIPA interessiert sind, bittet der Vorstand, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

BildungspartnerDie 3. Konferenz der Bildungspartner findet am Montag, 27. Juni 2016 statt.

Die Traktanden sind u.a.:- Das Bundesgesetz über die Weiterbildung (WeBiG)

Das Weiterbildungsgesetz tritt am 1. Januar 2017 in Kraft und wird damit in das nationale Bildungssystem einge- ordnet. Mit dem WeBiG kommen neue Aufgaben auf die Organisationen der Weiterbildung zu.

- Formalisierung der Angebote auf dem Kompetenzzen-trum IP zur Anerkennung unserer Weiterbildungsange-bote im Rahmen des WeBiG.

Wir werden in der nächsten Ausgabe SGIPAaktuell über die Konferenz berichten.

SKAPAm 10.-11. September findet der 2. Schweizerische Kongress für Adlerianische Psychologie SKAP in Kloten statt. Das attraktive Programm dieser 2-tägigen Veran- staltung kann über die Homepage: www.skap.ch einge-sehen werden. Weitere Kontaktdaten: [email protected] oder Tel. 044 865 05 20

Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer und inspirierende ErlebnisseVorstand SGIPAElsbeth Schreiber, Vizepräsidentin

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Details siehe Seite 16.

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aktuellIn EIGENER Sache

Im Anschluss an das IP-Forum mit Prof. Joachim Bauer fand an der Pädagogischen Hochschule Zürich die 66. Generalversammlung der SGIPA statt. Anwesend waren 35 SGIPA-Mitglieder (27 Einzel- und 8 Kollektivmitglieder). Präsident Heinz Göltenboth freute sich insbesondere darüber, dass 50 SGIPA-Mitglieder am IP-Forum vom Vormittag teilgenommen haben.

Seit der letzten GV durften wir 9 neue SGIPA-Mitglieder aufnehmen:EinzelmitgliederFachmitglieder:Gaby Wirz, Raluca Babota, Roja Pelzer, Christine ThomannAktivmitglieder:Silvia Kleiner, Carmen Probst, Sabine Hasler, Christina Wilhelm, Jeanette Jetter

Der Fokus im Geschäftsjahr 2015-2016 war derselbe wie im vorausgegangen Jahr:1. Öffnung nach aussen und Verstärkung der Basis unserer

Gesellschaft durch neue Mitglieder2. Schaffung der Voraussetzung für ein ausgeglichenes

Budget 20163. Entwicklung des Kompetenzzentrums für Individual-

psychologie

Aufgaben und Projekte im Geschäftsjahr 2015-2016 im Überblick

Website www.alfredadler.chMit der neuen Website, den Social-Media-Aktivitäten und dem neuen Magazin SGIPAaktuell sind die Voraus- setzungen für eine wirksame Öffnung nach aussen deutlich verbessert worden.

Magazin SGIPAaktuell SGIPAaktuell wurde erstmals in einer Auflage von 1‘200 Exemplaren gedruckt und an alle Teilnehmer am IP-Forum sowie an rund 900 Beratungsstellen sowie Arzt- und Psychologiepraxen in der Region Zürich zugestellt. Neu besteht zudem die Möglichkeit, das Magazin auch von Nicht-Mitgliedern zu abonnieren.Zeitschrift für IndividualpsychologieDie von der Deutschen Gesellschaft für Individual- psychologie e.V. (DGIP) in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Verein für Individualpsychologie und der

SGIPA herausgegebene Fachzeitschrift werden alle Mit-glieder, die es wünschen, weiterhin kostenlos erhalten. Der Vorstand hat die verschiedenen Rückmeldungen zu diesem Thema sehr ernst genommen und auf Grund des-sen diesen Entscheid gefällt. Damit leistet SGIPA einen wichtigen solidarischen Beitrag. Jene Mitglieder, die die Zeitschrift nicht mehr wünschen, melden dies bitte beim Sekretariat.

IP-Forum Schweiz 2016 Das IP-Forum Schweiz 2016 wurde am 9. April 2016 mit rund 235 Teilnehmenden erfolgreich durchgeführt. Der Präsident bedankte sich beim Vorstand und bei Walter Leuthold für ihre aktive Unterstützung.

SGIPA Weiterbildungs- und VortragsreiheVier Vorträge konnten 2015 erstmals in der Pädagogischen Hochschule Zürich durchgeführt werden. Die Zahl der Teil-nehmer war, wie auch schon in den vergangenen Jahren, mit durchschnittlich weniger als 30 Personen relativ gering. Dies veranlasste den Vorstand u.a. die Zahl der Vorträge in diesem Jahr auf drei zu reduzieren.

Internationale IP-VeranstaltungenVom 26. Juli – 8. August fand in Dublin das alljährliche In-ternationale Rudolf-Dreikurs-Sommer-Fortbildungsinstitut (ICASSI) statt. Christelle Schläpfer hat die SGIPA als Verbindungsmitglied zu ICASSI zusammen mit weiteren SGIPA-Mitgliedern vertreten.

Kompetenzzentrum für IndividualpsychologieMit der neuen SGIPA-Website ist auch die Seite des Kompetenzzentrums IP neu konzipiert worden, mit dem Ziel, den Bildungspartnern die Verwaltung ihrer Angebote und News wesentlich zu erleichtern. Die Um- setzung des Beschlusses des Bildungspartnerkonferenz vom Juni 2014, alle Angebote der Bildungspartner auf der Internet-Plattform Kompetenzzentrum IP systema-tisch zu erfassen und zu präsentieren, ist noch nicht abgeschlossen.

Am 9. Dezember 2015 fand die 2. SGIPA-Bildungspartner-Konferenz am Geschäftssitz der SGIPA in Zürich statt. Themen waren: Informationen über die neue SGIPA- Website, Projektidee „SchoolExpo“, Marketingsupport durch SGIPA, neue Bildungspartner, Streichung der Kon-

66. Generalversammlung SGIPA vom 9. April 2016

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In EIGENER Sachekurrenzklausel im Vertrag „Assoziierte Bildungspartner-schaft mit SGIPA“.

BibliothekDie Bibliothek der SGIPA mit rund 800 Bücher befindet sich seit vielen Jahren im „Zentrum für Form und Wandlung“ von Irène Kummer in Zürich. Zur wirksameren Nutzung wird die Bibliothek an den gleichen Standort wie das Archiv und Buchantiquariat in Schöftland verlagert und elektro-nisch erfasst, damit in Zukunft die Bücher auf der Website von SGIPA zur Einsicht bestellt werden können.

Schweizerische Gesellschaft für Beratung SGfBDie Rezertifizierung von SGIPA als eines von 23 Kollektiv-mitglieder wurde zur Prüfung durch die SGfB eingereicht.Inzwischen haben 82 Kandidaten die vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT anerkannte „Höhere Fachprüfung im psychosozialen Bereich“ (HFP) erfolgreich absolviert – unter ihnen auch einige SGIPA-Mitglieder. Herzliche Gratulation!

RücktrittMit Bedauern hat der Vorstand an seiner letzten Sitzung den vorzeitigen (gesundheitsbedingten) Rücktritt von Sylvia Zimmer als Vorstandsmitglied zur Kenntnis genom-men. Heinz Göltenboth dankt ihr an dieser Stelle für den wertvollen Beitrag, den sie geleistet hat.Mit Blick auf die bevorstehenden Gesamterneuerungs-wahlen an der GV 2017 hat der Vorstand beschlossen, von einer Ersatzwahl abzusehen.

Prof. Dr. Jürg Rüedi zum Ehrenmitglied ernannt.Die Generalversammlung erteilt Jürg Rüedi aufgrund seiner Verdienste für die Individualpsychologie die Ehrenmitglied-schaft der SGIPA. Der Präsident gratuliert Jürg Rüedi im Namen der GV und bedankt sich sehr herzlich für seinen grossartigen Einsatz zur Förderung der Individualpsycholo-gie in der Schweiz sowie für seine über 25-jährige aktive Mitwirkung in verschiedenen Organen der SGIPA. Jürg Rüedi wird die Ehrenurkunde überreicht.

Unterstützung und Mitarbeit bei SGIPA-Aktivitäten durch MitgliederIn der angeregten Diskussion plädierte die GV dafür, dass die Weiterbildungs- und Vortragsreihe in er- weiterter Form mit Workshop und Erfahrungsaustausch weitergeführt wird. Das in Zürich ins Leben gerufene Adlerian Café bietet zusätzlich einen ungezwungenen Rahmen, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen – ganz im Sinne Adlers.

Diese unbürokratische Idee stösst auf sehr reges Interesse unter den anwesenden Mitgliedern. So haben sich gleich mehrere Personen gemeldet, die bereit wären, sich dafür in ihren Regionen (Basel, Bern) zu engagieren. Zudem meldeten sich einige SGIPA-Mitglieder, die gerne bereit sind, in einer überregionalen Arbeitsgruppe an einem „Veranstaltungs-Konzept für die Zukunft“ mitzuwirken.

Strategiesitzung vom 23. März 2016An dieser Sitzung besprach der Vorstand wichtige strategische Ziele. Die Grundsatzfrage lautete: „Ist SGIPA so wie sie ist in Ordnung – oder falls nicht – wo ist Hand-lungsbedarf?“Aufgrund der Tatsache, dass die SGIPA grossen administra-tiven Aufwand bei wenig Ertrag betreibt, sind wir gefordert, unser Handeln zu überdenken. Vor 20 Jahren war das AAI gut organisiert und professionell unterwegs mit Instituts- und Lehrgangsleitung, einem 3-köpfigen Sekretariat und eigenen Räumlichkeiten. Das Institut als Heimat fehlt und damit die Sicherheit. Als Vertretung der IP in der Schweiz wollen wir vermehrt das Gemeinschaftsgefühl vorleben, deshalb bietet sich das IP-Forum Schweiz als jährlichen Anlass (ein- oder zweitägig) an. In einem „familiären“ Rahmen kann eine Atmosphäre der Gemeinschaft besser entstehen als an kurzen Abendveranstaltungen.

BildungspartnerWir wünschen uns eine bessere Zusammenarbeit mit den Bildungspartnern und beschliessen daher jährlich zwei Bildungspartner-Konferenzen statt nur eine. Diese sollen vor einer SGIPA-Veranstaltung oder nach einer Vorstands-sitzung stattfinden.

Aktivitäten im Jahr 2017Zum 80. Todestag von Alfred Adler beschliesst der Vor-stand ein IP-Forum am 16./17. September 2017; Ort und Zeit stehen noch nicht fest. An diesem Anlass sind diverse Vorträge und Workshops zu Themen Arbeit, Ermutigung sowie Plenumsdiskussionen zum Thema Wertschätzung für unbezahlte Arbeit (z.B. Eltern) geplant. Damit möglichst viele direkt Betroffene daran teilnehmen können, wird ein Kinderhort eingerichtet.

Anmerkung: Das vollständige Protokoll der GV vom 9. April 2016 wurde den Mitgliedern zugeschickt.

Elsbeth Schreiber, Vizepräsidentin

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In EIGENER Sache

Nach der Sekundarlehrerausbildung und dem Studium der Psychologie und Pädagogik an der Uni Zürich besuchte Jürg Rüedi von 1983-1990 den Lehrgang zum Individual-psychologischen Psychotherapeuten am ehemaligen Alfred Adler Institut. Da ihn die Individualpsychologie in der Tradition von Alfred Adler sehr interessierte, engagierte er sich neben seiner Dozententätigkeit für Erziehungs- wissenschaft und Sonderpädagogik während Jahren für die Individualpsychologische Psychotherapeuten- und Beraterausbildung der SGIPA. Zudem verfasste er mehrere wissenschaftliche Beiträge und Fachbücher zur individual-psychologischen Pädagogik.

Wer Jürg Rüedi als Dozent am ehemaligen AAI erlebte, spürte die Begeisterung für Alfred Adler hautnah. Niemand konnte den Studierenden das Menschenbild der Individual- psychologie näher bringen als er! Durch seine grossen fach-lichen und sozialen Kompetenzen, seine Aufgeschlossen- heit und Liebenswürdigkeit geniesst er die Zuneigung und Hochachtung von Studierenden, wie auch von Kolleginnen und Kollegen. Seine ermutigende und zugewandte Art ge- hören ebenso zu seiner Persönlichkeit wie seine Be- scheidenheit.

Jürg Rüedi setzt sich seit Jahren für die Lehrerausbildung ein. In seinem Buch „Disziplin und Selbstdisziplin“ ent-wickelte er im Hintergrund von jahrzehntelanger Erfahrung ein zeitgemässes Konzept von Disziplin und Klassenfüh-rung. Darin plädiert er für Wertschätzung, Humor und eine gute emotionale Kommunikation. Seit 2010 arbeitet er zwei bis drei Tage in der Woche als Therapeut und Berater in einer psychologisch-psychiatrischen Praxisgemein-schaft in Zürich. Da ihm die Ausbildung von zukünftigen Lehrpersonen besonders am Herzen liegt, ist er weiterhin an der Pädagogischen Hochschule tätig. Daneben bietet er im Rahmen der Bildungspartnerschaft am Kompetenz-zentrum für Individualpsychologie eine Weiterbildung für Lehrpersonen an. Jürg Rüedi ist es ein grosses Anliegen, die Individual- psychologie zu fördern und weiterzuentwickeln. Wo im-mer er neben seinem vielseitigen Engagement Zeit findet, unterstützt er die Aktivitäten der SGIPA und steht dem Vorstand beratend zur Seite.

Die SGIPA verdankt Jürg Rüedi seine über 25-jährige aktive Mitwirkung in verschiedenen Organen der SGIPA: als Dozent und Lehranalytiker, als Präsident (2007-2008) und langjähriges Vorstandsmitglied, Mitglied des Ausschusses für Wissenschaftsfragen und Ethik AWE, als Mitglied der Fachsektion für Individualpsychologische Psychotherapie FIPA, als Autor wissenschaftlicher Publikationen und Vorträge zu Themen der Individualpsychologie, als Redaktionsmitglied der IP-Fachzeitschrift und Referent der Vortrags- und Weiterbildungsreihe und seit 2014 als Bildungspartner des Kompetenzzentrums für Individual-psychologie.

Der SGIPA Vorstand dankt Jürg Rüedi sehr herzlich für seinen grossartigen Einsatz zur Förderung der Individualpsychologie in der Schweiz sowie für seine aktive Mitwirkung in der SGIPA und verleiht ihm die Ehrenmitgliedschaft.

Elsbeth Schreiber, Vizepräsidentin

Laudatio für Prof. Dr. Jürg Rüedi

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18 SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch

In EIGENER Sache

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SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch 19

Elsbeth Schreiber im Gespräch mit Elli von Planta über die Anfänge der Schweizerischen Gesellschaft für Beratung (SGfB), ihre Rolle, die Aufgaben und ihre raison d‘etre.

Elli von Planta: Du warst die massgebliche Kraft, die vor 10 Jahren die SGfB aus der Taufe gehoben hat. Was war der auslösende Anlass, und was hat Dich motiviert?

Elsbeth Schreiber: In der Fachsektion Beratung FSB des ehemaligen Alfred Adler Instituts befassten wir uns 2004 mit dem Bundesgesetz über die Psychologieberufe PsyG. Wegen des bevorstehenden Erlasses dieses schweizerischen Gesetzes war rasches Handeln angesagt. Ein schweizerischer Berufsverband für Beratung schien uns notwendig: Wir dachten an eine Zusammenarbeit und Vernetzung von Organisationen mit gleichen oder verwand-ten Aufgaben und einer Standesvertretung. Hedi Bretscher, Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Trans- aktionsanalyse und spätere Präsidentin. Wegweisend war für sie die 1991 gegründete Europäische Gesellschaft für Beratung EAC und die Gründung der Deutschen Gesell-schaft für Beratung DGfB 2004. Dies führte Hedi Bretscher zur Idee, eine Schweizerische Gesellschaft für Beratung zu gründen, um sich der EAC anzuschliessen. Als Vertreterin der Fachsektion Beratung nahm ich den Kontakt mit Hedi Bretscher auf.

Die Idee, einen Dachverband für psychologische Beratung zu gründen und aktiv mitzugestalten, hat mich sehr gereizt. Ich war damals an einem Berufsverband angeschlossen, der die berufspolitischen Interessen ihrer Verbandsmit-glieder bestens vertrat. Diese positiven Erfahrungen haben mich motiviert, mich für dieses neue Projekt einzubringen.

Elli von Planta: Stimmt es, dass die Idee dann fast einge-schlafen wäre und Du dann aber nochmals die Initiative ergriffen hast, um Deine Idee umzusetzen?

Elsbeth Schreiber: Ja, nach zwei Sitzungen im Januar 2004 ging es nicht mehr richtig weiter. Dann traf ich Hedi

Bretscher im Januar 2005 zu einem Erstgespräch in Zürich. Sie war bereit für einen Neuanfang. Wir beide waren von der Idee eines schweizerischen Berufsverbands total über-zeugt. Wir machten wir uns an die Arbeit und diskutierten mit Vereinigungen, die für die Ausbildung psychologischer Beratung zuständig waren über Sinn und Zweck eines solchen Verbandes.

Elli von Planta: Und wer war schliesslich noch mit dabei?

Elsbeth Schreiber: Mitinitiantinnen und Mitinitianten waren Irène Kummer und Elisabeth Schlumpf, Zentrum für Form und Wandlung, Organismisch-integrative Psychotherapie OIP, Bernhard Adam und Sylvia Arni, Schweizerische Ge-sellschaft für Transaktionsanalyse SGTA, Meta Giovanoli und Claire Huguenin, Integrative Körperpsychotherapie IBP, Verena Tresch, Schweizerische Gesellschaft für System-therapie SGS und Gabi Real, Psychosynthese AEON.

Elli von Planta: Wie unterscheidet sich ein Dachverband von einem sonstigen Verband oder Verein?

Elsbeth Schreiber: Die SGfB und die Ausbildungsinstitute verfolgen gemeinsam übergreifende berufspolitische sowie fachliche Ziele. Dabei wird der Vielfalt des Konzepts- und Methoden-Angebots Rechnung getragen. Ausbildungsinstitute, Psychosoziale Beraterinnen und Berater SGfB sowie Psychosoziale Beraterinnen und Be-rater in Ausbildung SGfB erfüllen klare Richtlinien für die Akkreditierung durch die SGfB und bringen sich immer auf den neuesten Stand. Damit leistet der Dachverband einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung und Verankerung des Berufsbildes Psychosoziale Beratung in der Schweiz.

Die SGfB beobachtet – was die Forschung und Entwick-lung betrifft - die nationale und internationale Entwicklung wie Forschungsergebnisse, Publikationen und Projekte im Bereich der psychosozialen Beratung und unterstützt den Austausch der akkreditierten Ausbildungsinstitute in Bereichen wie Projekte zu Konzepten und Methodik und

10 Jahre SGfB – Gründung, Begründung und ErfolgUndenkbar ohne das hohe ehrenamtliche Engagement

In EIGENER Sache

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allgemeines Berufsverständnis. Die Öffentlichkeit hat in der SGfB einen klaren Ansprechpartner und eine Orientierung-shilfe für die psychologisch und psychosozial orientierten Beratungsberufe.

Elli von Planta: Eure Verbandsgeschichte ist eine Erfolgsge-schichte. Wie habt Ihr das geschafft?

Elsbeth Schreiber: Die Stärken der SGfB sind das hohe ehrenamtliche Engagement von Vorstand und Kommis-sionen und das effizient geführte Sekretariat. Was bei der SGfB auffällt, ist ihre ideale Arbeitsteilung in Vorstand und Kommissionen. Die Vorstandsmitglieder widmen sich den Kerngeschäften, die Kommissionen ihren spezifischen Auf-gaben. Die Resultate und Vorschläge der Kommissionen fliessen in den Vorstandssitzungen ein und werden da-nach im Vorstand gemeinsam diskutiert.

Diese geniale Arbeitsteilung bringt mehrere Vorteile: Die Vorstandsmitglieder können sich in Ruhe mit den Kerngeschäften befassen, durch die Zusammenarbeit mit den Kommissionsmitgliedern entsteht eine vertiefte Ein- sicht in die jeweilige Aufgabe.

Dies bedingt, dass sich ausser den Vorstandsmitgliedern noch weitere Personen für die Aufgaben in den Kommis-sionen zur Verfügung stellen.

Stolz sind wir darauf, dass es uns nach 5-jährigem Engage-ment gelungen ist, die Stellung der Psychosozialen Be-ratung in der Berufslandschaft der Schweiz wesentlich zu verbessern: Seit 2014 besteht für ihre Mitglieder die Mög-lichkeit, die Höhere Fachprüfung HFP mit eidgenössischem Diplom zu absolvieren. Die erfolgreich bestandene Prüfung führt zum staatlich geschützten Berufstitel «Beraterin bzw. Berater im psychosozialen Bereich mit eidgenössischem Diplom». Dieser Berufstitel bedeutet eine Auszeichnung als qualifizierte Fachperson im Bereich psychosoziale Beratung.

Elli von Planta: Was bietet die Organisation darüber hinaus den Mitgliedern?

Elsbeth Schreiber: Diplomierte Beraterinnen und Berater, welche das Diplom bei einem Kollektivmitglied erworben haben, erhalten mit der Mitgliedschaft die Berechtigung, den geschützten Titel „Beraterin, Berater SGfB“ zu führen.Der Fachtitel der SGfB ist ein zusätzlicher Qualitätsnach-weis zum Diplom der Beratungsausbildung. Er beweist eine solide, anerkannte Ausbildung, die fortlaufende Weiter- bildung und eine ethisch fundierte Berufspraxis.

Die SGfB passt die Bedingungen für die Anerkennung von Mitgliedern laufend dem aktuellen Wissens- und Forschungsstand an. Dies gilt insbesondere für die Rezertifizierung der Lehrgänge der akkreditierten Aus- bildungsinstitute und die Anerkennung von Beraterinnen und Beratern von nicht akkreditierten Ausbildungsin-stituten (Sur-Dossier-Verfahren). Dadurch profitieren die SGfB-Mitglieder in den Bereichen Qualitätskriterien, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung. Durch die internationale Vernetzung bietet sie den Mitgliedern zudem eine wichtige Plattform für fachlichen Austausch. Die Attraktivität der SGfB für Mitglieder hat mit der Durch-führung der Höheren Fachprüfung noch zugenommen. Besonders jüngere Beraterinnen und Berater machen von dieser Möglichkeit regen Gebrauch. Wer als Psychosoziale Beraterin oder Berater Mitglied der SGfB wird, profitiert vom hohen Qualitäts-Standard des Dachverbands.

Die Aktivmitglieder tragen die Gründungsziele der SGfB in die Öffentlichkeit und unterstützen dadurch die Gesell- schaft in ihren Aufgaben. Sie sind an der jährlichen Generalversammlung mit Stimm- und Wahlrecht teil- nahmeberechtigt.

Ich gratuliere der SGfB sehr herzlich zu ihrem Jubliäum und wünsche weiterhin viel Erfolg. Ihr dient der SGIPA als leuchtendes Vorbild.

Elli von Planta

“Zweifle nie daran,

dass eine kleine Gruppe

engagierter Menschen

die Welt verändern kann.

Wer sonst hätte es je getan.“

Margret Mead

In EIGENER Sache

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IP-Forum 2016

Vom Wesen der BeziehungVortrag von Prof. Dr. med. Joachim Bauer

Am vergangen 9. April und in einem erfreulich gut gefüllten Hörsaal der Pädagogischen Hochschule Zürich, konnte der Vorstandspräsident der SGIPA, Heinz Göltenboth, ein gespannt wartendes Publikum begrüssen. Nach einfüh-renden Worten zum Thema des bevorstehenden Vortrags und zum Referenten Prof. Dr. med. Joachim Bauer, übergab er diesem Wort.

Mit den folgenden fünf Punkten umriss Prof. Dr. med. Joachim Bauer kurz den Rahmen des anschliessenden Referats:

1 Dyadische Beziehungserfahrung: Grundlage für die Ent-stehung des Selbst.

2. Die zwischenmenschliche Beziehung: Voraussetzung für Vitalität und Motivation.

3. Digitale Ersatz- und Pseudobeziehung und Süchte als Beziehungsersatz.

4. Kern der zwischenmenschlichen Beziehung: Spiegelung und Resonanz.

5. Die biologische Wirkmacht der Beziehung.

Dyadische Beziehungserfahrung

Als dyadische Beziehung wird eine intensive, soziale Beziehung von zwei Personen bezeichnet. Dieser Begriff beinhaltet nicht nur die Paarbeziehung, sondern auch die Beziehung zwischen dem Kind und seinen beiden Eltern-teilen. Insbesondere Zweitgenanntes ist von eminenter Wichtigkeit für die gesunde Entwicklung eines Kindes.

Der Mensch kommt völlig inkompetent zur Welt und ist für geraume Zeit komplett abhängig von seinen nächsten Betreuungs-, respektive Bezugspersonen. Der Anfang der Kommunikation entsteht durch Imitation, und das Selbst entwickelt sich durch spiegelnde Beziehungserfahrun-gen. Mit anderen Worten: Das Kind weiss zwar noch nicht bewusst, was es tut, erhält aber auf sein Handeln oder Verhalten die Resonanz durch eine Bezugsperson. Die Stimmlage, die Lautstärke, welche die Bezugsperson ver-

wendet, aber auch körperlichen Erfahrungen, vermitteln dem unbedarften Kind bereits sehr früh eine Ahnung da-von, ob es auf Zustimmung oder Missfallen stösst. Durch diese präkognitiven Resonanzerfahrungen entstehen in den ersten 18 – 24 Lebensmonaten Grundüberzeugungen, und ca. im 3. Lebensjahr entwickelt sich die Meinung über sich selbst. Diese schon sehr früh entwickelten Grundüber-zeugen sind es denn auch, die im Wesentlichen den Men-schen ausmachen. Angesichts dieser Tatsache liegt es auf der Hand, wie ungemein wichtig die Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson(en) und wie zwingend notwendig eine gute Bindung ist, damit einer gesunden Entwicklung nichts im Wege steht. Aber obwohl das entsprechende Wissen vorhanden und mehrheitlich auch allgemein zugänglich ist, darf man sich keineswegs der Illusion hin-geben, die Zeiten der «schwarzen Pädagogik» gehörten der Vergangenheit an. Indes Kinder vielleicht nicht mehr so oft geschlagen werden, wie früher, werden sie heute vielfach vernachlässigt – was mindestens ebenso skandalös ist und früher oder später dieselben verheerenden Auswirkungen zur Folge hat.

Die zwischenmenschliche Beziehung: Voraussetzung für Vitalität und Motivation

Indem das menschliche Gehirn soziale Beziehungen evaluiert, vermag es aus Geist «Biologie» oder, anders ausgedrückt, «Materie» zu machen: Das Gehirn verändert sich durch Erfahrungen. Durch das im limbischen System Evaluierte, werden körpereigene Botenstoffen produziert. Je nachdem, ob sich entsprechende Erfahrungen ange-nehm, bedrohlich oder gar schmerzhaft anfühlen, werden durch das neurobiologische Motivationssystem und sein Nervenzellennetzwerk andere Botenstoffe ausgeschüttet, beispielsweise Dopamin, Opioide, Oxytocin … welche Motivation, Leistungsfähigkeit und Anstrengungsbereit- schaft zu fördern vermögen. Wie alles andere, hat auch diese Medaille zwei Seiten: Die «gute» Seite dieses Motivationssystems bedeutet, sich selbst (sinnvoll) und der Gemeinschaft dienend einzubringen, positiv gesehen zu

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werden und sich angenommen zu fühlen. Die eigene Meinung sagen zu dürfen oder die eigenen Gefühle äussern zu können, ergibt ein «gutes» Gefühl. Die «Kehr-seite» besteht darin, dass sich jemand selbst verbiegt, sogar Böses tut, nur um wahrgenommen zu werden und sich zugehörig zu fühlen. Insbesondere die negative Motivationskomponente führt oft zu suchartigen Abhän-gigkeiten von Rückmeldungen und oberflächlicher Aner-kennung anderer, beispielsweise durch soziale Netzwerke oder sie führt zu Aussenorientierung und Identitätsver-lust. Wer sein will, wie er gesehen werden will, verbiegt sich und entwickelt ein «falsches Selbst». Eine andere Variante besteht darin, «Outgroups» zu definieren, um in einer «Ingroup» ein Zugehörigkeitserlebnis zu generieren. An dieser Stelle sei das Buch von Prof. Dr. med. Joachim Bauer «Schmerzgrenze - Die Entstehung der alltäglichen und globalen Gewalt» erwähnt und wärmstens empfohlen. Diese Lektüre trägt viel zu einem besseren Verständnis bei, was Menschen dazu treiben kann, eine fundamentalis- tische Haltung zu entwickeln oder sich gar zu radikali-sieren. Effekte verweigerter Beziehung in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule sind ein Mangel an An-erkennung und führen zu mannigfaltigen physischen und psychischen Symptomen. Ein ausgegrenzter Mensch ent-wickelt dieselben Botenstoffe, wie bei Schmerz, was mit der Zeit zu Aggression und schliesslich zu Gewalt führt.

Süchte, Ersatz- und Pseudobeziehungen

Ein Mangel an Beachtung, an Liebe und Zuwendung führt dazu, dass Angst- und Stresssystem aktiviert werden. Um «schlechten» Gefühlen wie Angst, Depression oder Aggres-sion entgegenzuwirken und auf der Suche nach schneller Befriedigung, greifen die Betroffen zu den unterschied-lichsten Kompensationstaktiken: Süssigkeiten, Alkohol, Nikotin…diese und andere Substanzen führen zu einer Dopaminausschüttung und damit zu einer kurzfristigen Befriedigung. Dieselbe Wirkung kann auch bei Bildschirm-sucht beobachtet werden, welche ein Ersatz für reale soziale Beziehungen darstellt.

Das menschliche Gehirn verfügt über zwei Fundamen-talsysteme: Ein bottom-up arbeitendes Triebsystem, das unverzüglich auf jeden Reiz reagieren will und ein top-down wirkendes System, um innezuhalten. Die Aufgabe guter Selbststeuerung liegt folglich darin, beide Systeme in Balance zu halten. Die angeborene Fähigkeit zur Selbst- steuerung muss jedoch bereits in den ersten Lebens-jahren gelernt und auch trainiert werden. Dadurch sind nicht nur die Eltern gefordert, sondern zu einem späteren

Zeitpunkt auch die Betreuungseinrichtungen wie Kita und Schule. Verlässliche Bezugspersonen und ein lernfreund-liches, anregendes Umfeld vermögen im Kind Gene zu aktivieren, die sich günstig auf dessen Hirnentwicklung auswirken. Umgekehrt führt ein nur auf schnellen Genuss ausgerichteter Lebensstil zur Aktivierung von Genen, die mannigfaltige Erkrankungen begünstigen. Selbststeuerung bedeutet also auch Selbstkontrolle und damit die Fähigkeit verzichten, warten, teilen und seine Impulse bremsen zu können, die im präfrontalen Cortex angelegten Möglich-keiten auszuschöpfen. Mit einem Schmunzeln bezeichnet Prof. Dr. med. Joachim Bauer die «Selbststeuerung» als Kultivierung einer Haltung mit «Resthunger». Aber nicht nur wer auf sich achtet, lebt glücklicher und gesünder, sondern auch wer sich an mittel- und längerfristigen Zielen orientiert, wobei der «Weg» häufig wichtiger ist, als das Erreichen des Ziels.

Kern der zwischenmenschlichen Beziehung: Spiegelung und Resonanz

Aber was genau ist unter dem Begriff «Beziehung» zu verstehen? Beziehung ist hauptsächlich Resonanz zwischen zwei Menschen, respektive deren Gehirnen. Entsprechende Nervenzellen oder Spiegelneuronen werden beim Beobachten der Aktivität eines Gegenübers aktiv. Prof. Dr. med. Joachim Bauer illustriert dieses »Phänomen» am Beispiel zweier Stimmgabeln: Eine Stimmgabel wird angeschlagen und gerät in Schwingung. In einer gewissen Distanz zur ersten, befindet sich eine zweite Stimmgabel, die, ohne angeschlagen worden zu sein, allein durch die sich verbreitenden Schallwellen der ersten in Schwingung gerät. Interessanterweise reagieren Spiegelneuronen ausschliesslich auf biologische Akteure und nie auf Roboter oder Maschinen. Dieser Umstand erklärt auch die Tatsache, dass beobachtete Gefühle ebenso gespiegelt werden, wie beobachtete Handlungen. Spiegelneuronen machen also aus einer Beobachtung ein inneres Miterleben und ermöglichen intuitives Verstehen. Im Beobachter ausgelöste Resonanzen können Hand-lungsbereitschaften bahnen und emotional «anstecken». Das ist die Grundlage für eine positive oder negative Ausstrahlung mit Modellwirkung auf ein Gegenüber, dessen Resonanz dadurch unverzüglich und der jeweiligen Ausstrahlung entsprechend aktiviert wird. Insbesondere «Routine-Resonanzen», wie beispielsweise «Oh, der nervt wie immer», sind destruktiv. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Gegenüber immer wieder «neu» zu sehen oder zu versuchen, den anderen zu sehen, als hätte man ihn noch nie gesehen.

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Die biologische Wirkmacht der Beziehung

Gerade am Bespiel des gesprochenen Wortes tritt die Wirk-macht der Beziehung deutlich hervor: Je besser das Selbst-wertgefühl, desto weniger bringen uns «schlechte Worte» aus der Fassung. Was das Selbst, zumeist im Zusammen-hang mit seinen Grundüberzeugungen, fühlt und denkt hat unweigerlich Auswirkungen auf die Biologie des Körpers. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, macht das Gehirn aus Geist Materie oder eben Biologie. Jedoch das Gehirn ist lernfähig, vermag durchaus neue neuronale Ver- knüpfungen zu entwickeln und alte «absterben» zu lassen. Insofern gilt in Bezug auf Selbststeuerung und Selbst- kontrolle das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ ausnahmsweise nicht: Selbst wer jahrelang seinen Impulsen nachgeben hat, verfügt über die Möglichkeit, den inneren Schweinehund an die Leine zu nehmen. Dabei geht es nicht darum, fortan völlig asketisch zu leben, sondern vielmehr darum, verantwortungsvoll und achtsam für das eigene Wohl zu sorgen, liebevolle Selbst-

fürsorge zu pflegen, die sogar körpereigene Heilungskräfte zu aktivieren vermag und die Prioritäten des eigenen Lebens neu zu ordnen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.

Der Vortrag, welcher von höchster Fachkompetenz zeugte und von Prof. Dr. med. Joachim Bauer gleichzeitig auch mit viel Humor vorgetragen worden war, wurde mit einem verdienten, langanhaltenden Applaus verdankt. Anschliessend bot sich dem Publikum die Möglichkeit, dem Referenten Fragen zu stellen. Welcher Provenienz diese auch immer waren, Prof. Dr. med. Joachim Bauer beantwortete jede einzelne mit bedachten und über- zeugenden Worten. Der Ausklang dieses äussert gelungenen Anlasses bestand im einem reichhaltigen Apéro, während dem das soeben Gehörte angeregt weiterdiskutiert wurde. Barbara Elisabeth Käser-Weber

IP-Forum 2016

IP Forum Schweiz 2016 Prof. Dr. med. Joachim Bauer

Gut besucht - das Auditorium der Pädagogischen Hochschule Gedankenaustausch beim Apéro

Heinz Göltenboth, Präsident

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VERANSTALTUNG

Kaffeehäuser dienten früher nicht nur als Inspiration für Sozialstudien, sondern waren auch Begegnungsorte für politische, geschäftliche und literarische Debatten. Als treuer Kaffeehausbesucher, hielt Alfred Adler viele seiner Fachgespräche in den bekannten Wiener Cafés ab, u.a. im Café Siller, wo er einen Stammtisch hatte, im Café Herren-hof, im Café Central.

Fachgespräche über individualpsychologische Themen in Cafés abzuhalten, hat nicht nur eine gemütliche und gemeinschaftsstärkende Note, sondern ist ein Wiederbe-leben dieser adlerschen Tradition. Weltweit finden heute in diversen Städten, u.a. in London und in Bukarest regel-mässige Adlerian Cafés statt – seit Januar 2016 auch in Zürich.

Das Echo auf diese Initiative war überwältigend, nicht nur in der Schweiz, sondern auch international – per Facebook kommen immer wieder Kommentare von Adlerianern, die gerne dazu kommen würden, jedoch zu weit weg wohnen.Die Besucherzahl in Zürich war bis jetzt recht klein – die Diskussionen jedoch von Mal zu Mal interessanter. Bis jetzt standen Fachgespräche um folgende Themen statt:• Der Einfluss der Erziehung (Verwöhnung/Überbehütung/

Vernachlässigung) auf das Selbst und die Selbststeue- rung. - Neurowissenschaft trifft Individualpsychologie.

• Gemeinschaftsgefühl in der heutigen Gesellschaft: der

Missbrauch von Gemeinschaftsgefühl in Sekten. Wie sich Zughörigkeitsgefühl und Gemeinschaftsgefühl unter-scheiden.

• Historische Entwicklung des adlerschen Begriffes „Ge-meinschaftsgefühl“.

Welchen Einfluss haben Deprivation und Hospitalismus auf das Gemeinschaftsgefühl und die Resilienz? An der Generalversammlung der SGIPA wurde die Idee Adler Cafés auch in anderen Städten der Schweiz zu gründen sehr begrüsst.

Interessenten, die ein solches Café in anderen Regionen organisieren möchten, helfen wir gerne, und sie können sich selbstverständlich bei uns melden. Wir sind gerne be- hilflich, damit diese alte Tradition auch in andern Städten Fuss fassen kann.

Das Adler-Café in Zürich findet jeden 3. Freitag im Monat im Café Black (www.cafeblack.ch) statt und ist kostenlos (jeder bezahlt was er konsumiert).

Auskünfte und Unterstützung bei der Einrichtung eines Adlerian Cafés in anderen Regionen: [email protected]

Christelle Schläpfer & Raluca Babota

eine Wiener Tradition für die IP in der SchweizAdlerian Café Zürich –

Nächstes Adlerian Café in ZürichFreitag, 16. September 2016, um 19:30 Uhr

im Café Black, an der Färberstrasse 6, Zürich

Wir freuen uns auf Diskussionsideen, Impulse, Büchertipps, etc.

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Oskar Spiel (1892 bis 1961) absolvierte erst das Priester- dann das Lehrerseminar. Nachdem er anfänglich Zuhörer bei Sigmund Freud gewesen war, gehörte Oskar Spiel ab 1921 dem individualpsychologischen Kreis Alfred Adler’s an. Unter der sozialdemokratischen Verwaltung Otto Göckels gab es von 1920 bis 1934 in Wien eine Erneuerung des veralteten Schulsystems der kaiserlich-königlichen Monarchie und die individualpsychologischen Erkennt-nisse fanden Anwendung im pädagogischen Alltag. 1930 -34 wurde erstmals eine individualpsychologische Versuchsschule etabliert. Die didaktische Vorgehensweise jener Reformschule war für die damalige Zeit eher un-gewöhnlich:

„Die Erneuerungen der Versuchsschule Oskar Spiels regten im methodisch-didaktischen Gebiet das Ver-lassen des reinen Frontalunterrichts zugunsten einer Erarbeitung durch die Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler an. Zur Förderung der Sozialisation wurden regelmäßig sogenannte Klassenbesprechungen ab-gehalten, die bei näherer Betrachtung wesentliche Elemente gruppen-therapeutischer Arbeit darstellten. Es wurde versucht, eine möglichst straf- und re-pressionsfreie Atmosphäre zwischen Lehrenden und Lernenden zu schaffen. Alle Lehrer an jener Schule wandten diese neuen Arbeitstechniken an und festigten sie auf eine Art, die man heute Intervision nennen würde. Ebenfalls neu war die intensive Mitein-beziehung der Eltern in die Mitarbeit für erzieherische Belange und auch in den Schulbetrieb selbst.“1

Die damalige Versuchsschule diente als Vorreiterin für spätere Reformen in den Bereichen der Elternarbeit, der Heilpädagogik und der Gruppentherapie. Während der Zeit des Nationalsozialismus war die politische Verfolgung der sozialdemokratisch aktiven individualpsychologischen Päda-gogen (Oskar Spiel, Ferdinand Birnbaum, etc.) für Publika-tionen in Österreich zu riskant, so dass diese vermehrt in der Schweiz und in den USA zu finden waren.

1945 wurde die zweite individualpsychologische und heil-pädagogische Versuchsschule in Wien gegründet, welche jedoch nach Oskar Spiels’ Tod durch politische Gegenbe-wegungen aufgelöst wurde.

Ende der 1970-er Jahre, kam in Wien die Psychagogik- Bewegung auf. Die Lehrpersonen suchten Möglichkeiten, mit schwer integrierbaren Schülern umzugehen. Gemeinsam mit dem Oberarzt Max Friedrich, der zusammen mit Oskar Spiels Sohn – dem Kinderpsychiater und Individualpsycho-logen Walter Spiel – am AKH2 in Wien arbeitete, wurde eine Lehrer-Balint-Gruppe3 gebildet. Aus der Arbeit dieser Bal-intgruppe, entstand dann die Ausbildung zum Psychagogis-chen Betreuer, die bis zum heutigen Tag Kinder mit sozialen und emotionalen Schwierigkeiten an Wiener Pflichtschulen betreuen. 1988 wurde dann, unter der Leitung der Psychago-gin Frau Mag. Heide Rosenmayr die Oskar Spiel Schule Wien gegründet. Ziel dieser neuen individualpsychologischen Schule war/ist es, sich nach wie vor an die österreichische Reformpädagogik zu orientieren, jedoch unter Berücksichti-gung der modernen gesellschaftlichen Veränderungen.

Wenn das IP-Herz im Leibe hüpftEin Besuch bei der Oskar Spiel Schule in Wien

Die geradezu paradiesischen Schulverhältnisse von denen Christelle

Schläpfer berichtet, zeigen auf, was adlerianische Psychologie bewirken

kann und ermuntern zur Nachahmung.

Im Rahmen der Vorbereitungen für den IAIP-Kongress 2017 in den USA, besuchten im Herbst 2015 zwei SGIPA Vorstandsmit-glieder und eine universitäre Delegation aus Bulgarien die Oskar Spiel Schule in Wien. Dieser Besuch fängt bereits damit an, dass wir ganz überwältigt sind vom herzlichen Empfang der Lehrpersonen und der Schulleiterin Ulrike Madzar. Bevor wir einen Rundgang durch die Schule machen, erfahren wir einiges über die Geschichte und die Philosophie der Schule:

Geschichte und Philosophie der Oskar Spiel Schule

BERICHT

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BERICHTNach dieser Einführung, tauchen wir in die Klassen ein: 180 Schüler aus über 12 Nationen mit 20 unterschiedlichen Sprachen arbeiten zufrieden und kooperativ zusammen. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Die Individu-alpsychologie ist hier vollumfänglich in den Schulalltag in-tegriert. So ist z.B. die Schulbibliothek nicht nach Sprachen, sondern nach Themen eingeteilt. Kinder, die sich auffäl-lig verhalten oder schwer integrierbar sind, werden nicht ständig gemahnt oder bestraft, sondern haben die Mög-lichkeit, sich eine „Auszeit“ in der „Regenbogenklasse“ zu nehmen. Der Betreuungsschlüssel liegt dort bei zwei Bezugspersonen/Psychagogen auf zwei bis acht Schüler. Während ihrer „Auszeit“ in der Regenbogenklasse werden die Kinder mit den täglichen Abläufen vertraut gemacht und erfahren Anerkennung und Respekt. Der Aufenthalt in den Regenbogenklassen ist zeitlich begrenzt, da auf die Rückintegration in die Stammklasse hingearbeitet wird. Eine weitere Besonderheit ist die enge Zusammenarbeit des Lehrerteams. Jede Woche findet eine zweistündige Besprechungsstunde/Intervision statt. Ganz anders als man es sonst von Lehrer-Teamsitzungen kennt, geht es hier nicht um das Organisatorische, sondern um Reflek-tionen des Schulalltages und um Problemlösungen. Dieser Erfahrungsaustausch dient nicht nur als Grundlage für die Weiterentwicklung pädagogischer Methoden. Vielmehr vermindert die Tatsache, dass Lösungen gemeinsam ge-sucht werden, die Belastung der einzelnen Lehrpersonen enorm. Mein Lehrerinnen- und IP-Herz schlägt freudige Purzelbäume. Auch die Tischordnung im Lehrerzimmer symbolisiert Gemeinschaft: Die Tische sind zu einem einzi-gen grossen Quadrat zusammengestellt, um das das Lehr-erteam herum sitzt und an dem wir nach dem Rundgang

durch die Schule dann alle gemeinsam, zu einem herrli-chen Lunch eingeladen werden.

Zwei Kriterien scheinen dieses gute Zusammenspiel in der Schule zu erklären: Beziehung und (Selbst-)Reflektion. Die (Selbst-)Reflektion geschieht nicht nur im Lehrerteam, sondern auch auf der Schülerebene: In der Auseinander-setzung mit sich selbst, können die Kinder ihre eigenen Stärken und Schwächen entdecken, lernen über das ICH zum WIR mit andern zu kooperieren, egal welche ethnische Herkunft Mitschülerinnen und –schüler haben. Auf diesem Wege werden Toleranz, Respekt, Verantwortung und Ge-meinschaftsgefühl gefördert. Reflektion gibt es auch im Klassenrat, wo der Schulalltag und die Beziehung der Schüler zueinander, betrachtet werden. Diese Gesprächs-kreise in den Klassen dienen nicht nur der Bildung sozialer Kompetenzen, sondern fördern auch die kommunikative Kompetenz sowie das lösungsorientierte Denken.

Christelle Schläpfer

1 Madzar, Ulrike (2014): Bildung durch Beziehung. Zeitschrift für Individualpsychologie: Band 39, Ausgabe 4, S. 338-349

2 Allgemeines Krankenhaus Wien

3 Balint-Gruppen sind normalerweise Ärzte- Arbeitsgruppen unter der Leitung eines Psychotherapeuten

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4-FRAGEN-Interview

Wann hat Dich die IP gepackt,und wie ist das passiert?

Es war an einem Vortrag von Erik Blumenthal vor etwa 40 Jahren, als ich das erste Mal von der Individual- psychologie hörte. Er sprach zum Thema „Kinder fordern uns heraus“. Seine Ausführungen beeindruckten mich sehr. Meine Frau und ich beschlossen, einiges von dem, was wir gehört hatten, in unserer Familie umzusetzen. Unsere beiden Töchter waren noch im Vorschulalter. Die Wirkung war denn auch bald erkennbar. Ermutigung wurde zu einem wichtigen Thema in unserer Familie.

Mehr als 20 Jahre später trennte ich mich von meiner Frau und Mutter unserer Kinder und wollte wissen, wie es dazu kommen konnte und was mein Anteil an dieser uner-warteten „Entwicklung“ war. Ich besuchte eine „Sozialther-apie“ im Adler-Dreikurs-Institut in Deutschland und wurde später von meiner zweiten Frau, Ruth Valaer, eine be- geisterte Individualpsychologin, ermutigt, mich noch mehr mit der Individualpsychologie zu befassen.

Ein halbes Jahr nach Beginn der Ausbildung zum Individual- psychologischen Berater im Adler-Dreikurs-Institut von Theo Schoenaker in Deutschland war mir klar, dass ich das, was ich in dieser kurzen und intensiven Zeit über die Individualpsychologie hörte und erfahren durfte, auf jeden Fall an andere Menschen weitergeben will. Von Mal zu Mal war ich mehr begeistert von der Individualpsychologie und von ihrer Bedeutung für das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft.

Nach Abschluss meiner Ausbildung 2002 gründeten meine Frau Roswitha und ich das Human Encouragement Institute für Persönlichkeitsentwicklung und Individual-psychologische Beratung.

Du hast die SGIPA vor 6 Jahren vor dem Schiffbruch gerettet. Inzwischen ist das Schiff wieder fahrtüchtig, was braucht es, um erfolgreich auf Kurs zu bleiben?

Mit Unterstützung einer zuverlässigen und begeisterten Mannschaft ist es SGIPA gelungen, das Schiff wieder auf

Kurs zu bringen. Dazu wurde viel Energie und unermüd- licher Einsatz von dieser Mannschaft aufgebracht und muss weiterhin für eine stabile Zukunft aufgebracht und ausgebaut werden, denn das Schiff SGIPA hat die volle Fahrt noch nicht aufnehmen können.

Es braucht dazu die notwendigen menschlichen Ressourcen und die notwendige Energie, das Schiff auf Kurs zu halten, sowie die Überzeugung, Begeisterung und das Vertrauen die dafür notwendige Unterstützung von den „Schiffseignern“ (den Mitgliedern der SGIPA) zu erhalten.

Die Individualpsychologie und SGIPA müssen in unserer Gesellschaft noch viel bekannter werden. Nun, wie macht man sich bekannt? Meiner Meinung nach wird dies nur durch „hingebungsvolle“ Taten möglich sein, und diese verlangen unweigerlich „Opfer“ von uns: Zeit, Kreativität, Hingabe und Mut zur Umsetzung.

Ist es nicht das Zugehörigkeitsgefühl, das uns beflügelt, zum Wohl des Ganzen beizutragen? Und ist es nicht Ge-meinschaftsgefühl, was uns Menschen trägt und Energie bringt – was uns verbindet, Fortschritt bringt und Erfüllung und Sinn in unserem Leben gibt? Ein positives Menschen-bild, wie Alfred Adler es uns lehrte, eine wertschätzende, ermutigende Haltung uns und unseren Mitmenschen ge-genüber ist der Schlüssel zum Erfolg.

Was bedeutet das in Bezug auf den “Lebensstil” der SGIPA?

Wie zeigt sich der Lebensstil der SGIPA? Die SGIPA glaubt und arbeitet tatkräftig für eine positive Zukunft der menschlichen Gesellschaft. Die anderen sieht sie als gleichwertige Partner und schätzt respekt- volle und wertschätzende Zusammenarbeit mit ihnen. Das Leben (die Gesellschaft) sieht sie als eine herausfordernde Aufgabe, die Mut, Flexibilität und viele Fähigkeiten abverlangt. So etwa könnte man den „Lebensstil“ der SGIPA skizzieren.

Diese Wesensart verlangt viel innere Überzeugung (Selbstwertgefühl), Durchhaltevermögen und das

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4-FRAGEN-InterviewGefühl der Verbundenheit mit den anderen (Gemein-schaftsgefühl).

Als Verein sind es die Mitglieder der SGIPA, die diese wichtigen Eigenschaften verkörpern. So ist jeder ein „Botschafter“ der SGIPA.

An der GV 2017 kommt es zu Gesamterneuerungswahlen des Vorstandes? Was sollte Dein(e) Nachfolger(in) auf jedenFall beherzigen?

Nach einer Amtszeit von 7 Jahren ist es an der Zeit, dass eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident gewählt wird. Als wichtigste Anliegen möchte ich meiner Nach-folgerin oder meinem Nachfolger drei Dinge empfehlen.

1. Es ist wichtig die Einheit im Vorstand zu bewahren, d.h. unterschiedliche Meinungen gelten lassen und genügend Zeit für die Beratung einzuplanen. Wenn kein Einheitsbeschluss möglich ist, ist es notwendig, dass der Mehrheitsbeschluss von allen Vorstandsmitglied-ern unterstützt und seine Umsetzung gefördert wird.

Dies verlangt gegenseitigen Respekt, Verständnis für die anderen, Empathie und gelebte Gleichwertigkeit unter den Vorstandsmitgliedern.

2. Der Glaube an die Fähigkeiten und Kompetenzen, und auch an das Potenzial unserer Mitglieder, als Antriebs-kraft für alle unsere Unternehmungen, muss aufrecht-erhalten und weiter gefördert werden. Dazu sollte ein immer grösseres Angebot an Gelegenheiten zur Sozialisierung innerhalb der SGIPA bereitgestellt werden.

3. Das Kompetenzzentrum für Individualpsychologie, unter dessen Dach die Bildungspartner der SGIPA individualpsychologische Aus- und Weiterbildungen anbieten, soll weiter gestärkt und entwickelt werden, um auch in Zukunft seinen Beitrag zur Entwicklung der psychosozialen Beratung in der Schweiz leisten zu können. Deshalb muss den Bedürfnissen unserer Bildungspartner besondere Aufmerksamkeit geschenkt und ihr Zugehörigkeitsgefühl gestärkt werden so-wie neue Partner, die ebenso dazugehören möchten, gefunden werden.

Elli von Planta

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SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch 29

DDD DIALOG DISPUT DISKUSSION

Schaut man unter www.alfredadler.ch >> Organi- sation >> Fachsektionen nach, findet man den Begriff „Individualpsychologische Psychotherapie nach Alfred Adler (FIPA)“. Deren Haupttätigkeit besteht im Moment darin, ca. fünf Fortbildungsnachmittage mit therapeu- tischen Inhalten für Interessierte durchzuführen. So können auch Theorieinhalte der Individualpsychologie an interessierte jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter- gegeben werden, die keine individualpsychologische Therapieausbildung mehr absolvieren konnten. In diesem Sinne gehen wir immer wieder – je nach Situation natür-lich - auf die individualpsychologische Theorie zurück und fragen uns, was sie zu einer bestimmten Fragestellung bei-zutragen hat. So beschäftigen wir uns jetzt im Jahr 2016 mit der Schizophrenie und werden nach einer allgemeinen Einführung und Übersicht die individualpsychologisch- tiefenpsychologische Sicht der Schizophrenie kennen-lernen und vertiefen. Mögliche Fortsetzungsinhalte sind zum Beispiel Fallbeispiele der Aerztin Ilka Wilheim (Wien), der Fall Schreber, der Beitrag von Frieda Fromm-Reich-mann zum Verständnis und zur Therapie der Schizophrenie oder „Das Wesen der schizophrenen Reaktion“ von Josef Rattner.

Aber wie entstand die Fachsektion für individualpsycho-logische Psychotherapie eigentlich? War die Organisation von Weiterbildungsveranstaltungen schon immer ihr Ziel?

Die FIPA ist ein Verein im Sinne von Art. 60ff. des Schweizerischen ZGB mit Sitz in Zürich. Sie fühlt sich mit der Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsycho- logie nach Alfred Adler (SGIPA) und ihren Zielen verbun-den. Gegründet wurde sie am 16. 9. 1998, erster Präsident war Dr. Walter Amsler, Aktuar Konrad Braun. 14 Mitglieder wurden im ersten Jahr gezählt. Das damals grosse

Interesse an der individualpsychologischen Psycho- therapie zeigt die steigende Zahl von Mitgliedern, im Jahr 2000 zahlten bereits 28 Mitglieder den vollen Jahres- beitrag von 100 Fr. ein, auf einer Adressliste vom August 1999 waren sogar 37 Namen eingetragen.Der FIPA war es zur Gründungszeit ein zentrales Anliegen, in Zusammenarbeit mit dem Alfred Adler Institut und dem Wissenschaftlichen Ausschuss die Weiterbildungs- und Fortbildungsfragen zu erörtern. Weiter verfolgte die FIPA vor allem standespolitische Interessen sowie die interne Fortbildung der abgeschlossenen Fachpersonen.

Im Zuge der Sistierung bzw. Einstellung der therapeutischen Weiterbildung am Alfred Adler Institut Zürich reduzierte die FIPA 2004 ihre Aktivitäten. Präsident wurde Dr. Jürg Rüe-di, Vizepräsident und Aktuar Dr. Urs Peter Lattmann und Dr. Cornelia Dollfus Kassiererin. Sie fungierten als Vorstand und Ansprechpersonen AAI-/SGIPA-intern und extern. Hauptanliegen dieses Vorstandes war es, die geschaffenen Strukturen zu erhalten. Er bemühte sich darum, dass die Therapieanliegen am Alfred Ader-Institut und in der SGIPA weiterhin Beachtung finden sollten. Daneben führte er als inaktiver Vorstand die minimalen statuarischen Geschäfte durch (GV ohne Budget, aber mit Rechenschaftspflicht über das Vereinsvermögen zu Handen der GV).

In den letzten Jahren hat sich die Durchführung von jährlich rund fünf Fortbildungsnachmittagen mit therapeutischen Inhalten als Hauptziel der FIPA herauskristallisiert.

Offiziell vertreten wird die FIPA durch Brigitte Schneider Miller (Vorsitz), Peter Wäschle (Stellvertretender Vorsitz) und Jürg Rüedi (Aktuar).

Jürg Rüedi

Die FIPA – Was ist das?Fachsektion Individualpsycholgische Psychotherapie nach Alfred Adler

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30 SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch

DDD DIALOG DISPUT DISKUSSION

Die Internet-Plattform Kompetenzzentrum für Individual- psychologie der Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler (SGIPA) bietet als virtuelle Plattform für Individualpsychologische Bildungsaktivitäten und Dienstleistungen in der Schweiz verschiedene Aus- und Weiterbildungen, Vorträge, Veran-staltungen und Dienstleistungen an.

Dem interessierten Sucher fällt auf, dass ein wichtiger Teil der Individualpsychologie auf dieser Plattform fehlt, näm-lich Bildungsangebote (Weiterbildung oder Fortbildung) im Bereich der individualpsychologischen Psychotherapie.

Dieser Umstand hat den Vorstand dazu bewogen, eine Projektidee mit unseren Lesern und Leserinnen zu teilen: Weiterbildung in individualpsychologischer Psychotherapie.

Ziel dieser Idee ist die Schaffung geeigneter Voraus-setzungen, eine Weiterbildung im Bereich individual-

psychologischer Psychotherapie anzubieten und dann auch auf unserer Internet-Plattform Kompetenzzentrum für Individualpsychologie zugänglich zu machen. Dazu braucht es die Initiative eines oder mehrerer Psycho- therapeutinnen / Psychotherapeuten, die bereit sind, ein solches Projekt an die Hand zu nehmen. Der erste Schritt wäre die Erstellung eines Businessplans, der nebst Inhalt des Angebots und damit angesprochener Zielgruppen auch die Organisation und Finanzierung beinhaltet. Der Vorstand ist gerne bereit, die Initiantinnen und Initianten in diesem Planungsprozess zu unterstützen.

Interessenten sind herzlich eingeladen, sich beim Präsidenten der SGIPA, Heinz Göltenboth, Telefon 079 352 20 88 oder [email protected] zu melden, um weitere Details zu erfahren.

Heinz Göltenboth, Präsident

Vermisst wird: Weiterbildung in individualpsychologischer Psychotherapie

Alfred Adler bei einem Vortrag. Foto, um 1930.

© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

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SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch 31

Das vorliegende Werk umfasst eine theoretische Einführung in die Leibphilosophie, (Gernot Böhme, Hilarion Petzold, G. Heuft, H. Radebold und A. Kruse), eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Alternsprozess, aus der Sicht der Leibphilosophen, ein umfangreiches gerontologisches Grundlagenwissen sowie grundsätzliche Überlegungen zur Leiblichkeit in der Erwachsenenbildung. Dieses Buch soll einen Beitrag dazu leisten, die Bedeutung der „Ethik leibli-cher Existenz“ (G. Böhme, 2003) in der Gerontologie zu ver-breiten. Der Autorin ist es ein grosses Anliegen, mit ihrem Praxishandbuch betreuende, pflegende und lehrende Per-sonen sowie auch betagte Menschen anzusprechen und für diese Thematik zu sensibilisieren

Susanne Blum-Lehmann hat ihr Praxishandbuch in drei Teile gegliedert. Im 1. Theorieteil wird die Phänomeno- logie des Leibes, also des beseelten Körpers im Gegensatz zum blossen Körper beschrieben und zeigt die Grundlagen für eine praktische Umsetzung der Leiblichkeit des Alterns in verschiedenen Bereichen der Angewandten Geronto-logie auf. Im 2. Theorieteil, welcher als Übergangsstück für den praktischen 3.Teil konzipiert ist, wird das Persön-lichkeitsmodell der „Reflexiven Leiblichkeit” vorgestellt. Es beschreibt Altern als einen dynamischen Prozess und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Leibes für die Identität und die Entwicklung im Alter.

Reflexive Leiblichkeit bedeutet, den Prozess des Alterns zu erfahren und die persönliche Entwicklung durch eigenes Handeln zu unterstützen. Ermutigung und Selbst-ermutigung sind dabei förderliche Eigenschaften für sich selber, wie auch in der Gemeinschaft. Der 3. Teil befasst sich mit der „Leiblichkeit des Alterns in der Erwachsenen-bildung“ und will sowohl alte, wie auch jüngere Menschen in ihrer jeweiligen Altersentwicklung ansprechen. Es wird betont, dass es sich positiv auf die Arbeit mit älteren Menschen auswirkt, wenn das eigene Älterwerden reflektiert wird. Der Fokus ist auf Veränderungen gerichtet, die durch den Alterungsprozess und alles was im sozialen Miteinander dazu gehört, entstehen. Es wird auf die posi-

tiven Aspekte aufmerk-sam gemacht, ohne die meist mühsam emp-fundenen körperlichen Veränderungen des Al-terns zu verleugnen. In diesem Zusammenhang und wie es von einem Praxishandbuch erwartet werden darf, werden Beispiele von intergenerativen Lern-gruppen gezeigt, welche als Anregung für alte Menschen, Angehörige, MitarbeiterInnen in Altersinstitutionen oder in der freiwilligen Arbeit gedacht sind. Sämtliche Kurs-beispiele sind detailliert ausgeführt und verschweigen auch die Schwierigkeiten nicht, die solchen Veranstal-tungen häufig innewohnen, weil sie mit einer tiefer ge-henden Selbsterfahrung verbunden sind und die Zielper-sonen unvorbereitet treffen können. Mit Nachdruck wird auf die Notwendigkeit der Weiterbildung von Fachkräften verwiesen. „Im Hinblick auf die praktische Altersarbeit kann eine Ethik leiblicher Existenz den Anstoss geben, sich kritisch mit den gesellschaftlichen Werten von Au-tonomie und Kontrolle sowie den Vorstellungen von Leistung und Jugendlichkeit auseinanderzusetzen.“ Mit diesem Buch legen Susanne Blum und die Mitautor-innen Irene Bush, Doris Herzog Spinnler, Patricia Hofmann und Irène Kummer ein umfassendes Lehrbuch vor, welches weit über ein Praxishandbuch hinaus reicht. Es beschreibt einen wichtigen Zugang zum alten Menschen. Beim Beg-riff der Leiblichkeit ist, ebenso wie im Begriff Menschenbild Alfred Adlers, die Ganzheitlichkeit unverzichtbar. Abge-sehen von den bereits erwähnten Zielgruppen, ist das vor-liegende Buch auch für all jene Menschen zu empfehlen, die der unabdingbaren Tatsache des eigenen Älterwerdens nicht mit Scheuklappen begegnen wollen. Die Lektüre ver-spricht etliche Aha-Erlebnisse, aber auch hilfreiche Hin-weise für ein zufriedenes Alter.

Hannelore Hafner

Hofgrefe Verlag, Bern, 2015, CHF ca. 48.50

Susanne Blum-Lehmann:

„Körper- und leiborientierte Gerontologie- Altern erfahren, erleben und verstehen“ - Ein Praxishandbuch

BUCHBESPRECHUNG

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Die Lebenskunst, älter zu werden sowie die Entwick-lungsmöglichkeiten und Chancen von Wachstum in der späteren Lebensphase wahrzunehmen – das beschreibt dieses Buch sehr eindrücklich. Es zeigt die Heraus- forderungen auf den verschiedenen Ebenen unserer Persönlichkeit auf, die diese Wendezeit uns bietet, um unserem Leben Gestalt zu geben. Jeder Übergang beginnt mit dem Abschiednehmen (von Situationen, Menschen, Lebensumfeld). Dadurch entsteht Freiraum für Neues. Diese Phase sorgfältig zu gestalten und den Schritt in das Unbekannte wagen, ist die grösste Aufgabe.

Wachstum und Wandlung im späteren Leben – Alt werden aber nicht Alt sein - die «neue» Sicht auf das Älterwerden sind die Erkenntnisse von Neurobiologen, die besagen, dass wir zu lebenslangem Lernen fähig sind. Dies ist eine sehr ermutigende Botschaft für die Gestaltung des späteren Lebens. Wir können uns also fragen: was und wie mache ich es? Und nicht (mehr) warum und wozu?

«Ältere Menschen lernen zwar langsamer als junge, dafür haben sie bereits viel gelernt und können dieses Wissen dazu einsetzen, Neues besser zu integrieren. Je mehr man schon weiss, desto besser kann man heute Inhalte mit bereits vorhandenem Wissen in Verbindung bringen. Da Lernen zu einem nicht geringen Teil im Schaffen solcher internen Verbindungen besteht, haben ältere Menschen beim Lernen sogar einen Vorteil. Wissen kann helfen, neues Wissen zu strukturieren, einzuordnen und zu ver-ankern. » - Zitat Manfred Spitzer

Jeder Mensch entwickelt seinen Lebensstil in der Kindheit. Es ist die grösste Herausforderung, den weiteren, nicht endenden Formungsprozess im Erwachsenenalter weiter-zuführen. Vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens sind wir in unterschiedliche Beziehungsfelder eingebunden. Beziehungen vermitteln uns die Erfahrung, Heimat zu haben, dazuzugehören und einen Beitrag zum Wohle des sozialen Netzes zu leisten. Dieses Gemeinschaftsgefühl war für Alfred Adler die Voraussetzung für ein erfülltes

Leben. Er erachtete Ein-fühlen und Verstehen als wichtige Qualitäten des Gemeinschaftsgefühls. Das Gemeinschaftsgefühl umfasst viele Ebenen und ist eine p o s i t i v e und l ebens fö rde rnde Perspektive.

Es ist Werte-schaffend und Werte-erhaltend zugleich. «Mit den Augen des anderen zu sehen, mit den Ohren eines anderen zu hören, mit dem Herzen eines anderen zu fühlen. Das scheint mir eine vorläufig zuverlässige Definition von dem zu sein, was wir Gemeinschaftsgefühl nennen». Alfred Adler

Es gibt weniger altersbedingte Grenzen als wir glauben, sowohl beruflich als auch privat. Entscheidend ist, dass wir Perspektiven und Visionen zu entwickeln wagen, diese verfolgen und gleichzeitig für Unvorhersehbares offenblei-ben.

Dieses Buch erzählt – mit vielen Geschichten aus der Praxis - wie die Vergangenheit als Quelle der Kraft genutzt werden kann, um sich mit grosser Freude und viel Neugier immer wieder zu wandeln und sich Neuem zu öffnen. Ein sehr spannendes Buch, das ganz lebendig erzählt, wie der Aufbruch in die Jahre 50plus kreativ und erfüllend gestaltet werden kann in der Partnerschaft, in der Sexualität, der Berufsgestaltung und der Zeit danach. Verschüttete Potenziale können – auch anhand der vielen Beispiele – neu entdeckt werden.

Therese Vogel

Beltz Verlag 2015, ca. CHF 27.90

Irène Kummer:

„WANDLUNGEN - Aufbruch in die Jahre 50 plus“

BUCHBESPRECHUNG

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SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch 33

LESERBRIEF

Der Titel „Psychologie des Gelingens“ tönt interessant. Für Alfred Adler sind Gelingen, Ermutigung und Überwindung wichtige Themen. Zum Beispiel schreibt er: „Wer über- windet, der gewinnt!“ So mit positiven Assoziationen eingestimmt begann ich die Lektüre von Barbara Käsers Rezension... „Ob allerdings das empfohlene ‚positive Denken’ beim Verwirklichen von Träumen und Wünschen sowie dem Erreichen von Zielen tatsächlich hilfreich ist, darf nach der Lektüre von Gabriele Oettingens Buch stark bezweifelt werden“. Dieser Satz von Barbara E. Käser-Weber motivierte mich, das ganze Buch anzuschauen und genauer nachzulesen, warum denn „positives Denken“ beim Erreichen von Zielen nicht hilfreich sein soll. Positives Denken ist doch gut, oder etwa nicht? Schon deutlicher wird es bei den nächsten Sätzen der Buchbesprechung, warum „positives Denken“ allein nicht genügt, wenn Käser u.a. schreibt: „Menschen, die sich positiven Phantasien hingeben, werden in ihrer Selbstmotivation und in ihrem Handeln gehemmt, weil sie sich vorgaukeln, der Wunsch habe sich bereits erfüllt. Ob allem Träumen vergessen sie nämlich, etwas für das Ziel zu tun.“ Das tönt bereits wieder vertrauter, hat Adler doch oft die Neurose in einen Zusammenhang mit Flucht, Aus-weichen, Phantasieren anstatt die Lebensfragen anzuge-hen, gestellt. Bei Adler sind es Minderwertigkeitsgefühle oder Ängste vor der Enthüllung der eigenen Unzuläng- lichkeit, die Menschen vor der Tat, vor dem Handeln zurückschrecken lassen; lieber nichts tun, dann kann ich keinen Fehler machen und habe mein Selbstwertgefühl geschützt. Adler setzt darum den Akzent darauf, den Menschen beim Überwinden zu helfen, in der Erziehung das Kind zu ermutigen. In diesem Sinne schreibt er: „Nur müssen wir trachten, den Kindern das Material mitzuge-ben, dass sie überwinden können. Wir müssen ihnen Mut

geben, das ist der wichtigste Gesichtspunkt in der Er- ziehung. Ein Kind, das die Hoffnung verliert, ist das Gefähr-lichste. Es gibt viele schwierige Situationen im Kinderleben, aber nie darf es die Hoffnung verlieren“.

Oettingen setzt den Schwerpunkt darauf, dass sich Menschen, wenn sie einmal ihre Wünsche formuliert haben, mit den Hindernissen auseinandersetzen müssen, die der Verwirklichung ihrer Ziele entgegenstehen. Nur so könnten sie Erfolg haben und „überwinden“ (Adler). Das zur Überwindung dienliche Programm nennt sie WOOP, Wish-Outcome-Obstacle-Plan, auf Deutsch Wunsch/Ergebnis/Hindernis/Plan-Programm. Dieses Programm kann auch bei der Lernhife für Kinder eingesetzt werden, wie auf den Seiten 236f. bei Oettingen nachlesbar ist. Wir fragen das Kind nach seinem grössten Wunsch: „Ich möchte Tänzerin werden“. Dieser Wunsch ist aber nur erfüllbar, wenn das Mädchen die entsprechenden Schulen schafft. Also fragt die Pädagogin weiter: Gibt es Hindernisse auf diesen Weg?“ Dann spricht das Mädchen natürlich die Schulen an. Gemeinsam entwickeln sie nun einen Plan, wie das Mädchen die gute Schülerin werden kann, die nötig ist, um später Tänzerin zu werden. „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“ – heisst das Sprichwort. Wo ein Plan entwickelt und verfolgt wird, entsteht der Weg – Sprichwort verbessert nach Oettingen.

Danke, Frau Käser-Weber für den guten Buchtipp.

Jürg Rüedi

Zu Buchbesprechung

Gabriele Oettingen: „Die Psychologie des Gelingens“ SGIPAaktuell 1/2016, S. 25

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Ganzheitlichkeit – welch majestätisch grosses Wort,In allen Wissenschaftsbereichen gerne angewendet,

Zeugt es doch als Betrachtungsweise von ungeheurem Weitblick, Umfassendem Verständnis, ja grenzüberschreitendem Erkennen komplexester Zusammenhänge.

Mit ernsthaft seriösem Blick über den schmalen Brillenrand und ganz bescheiden lächelnd,Aber wohlwissend um den Effekt, den entsprechende Worte beim Gegenüber stets bewirken,

Wird nur allzu gerne angedeutet, einem ganzheitlichen Führungsstil zu frönen,Die Patienten unter dem Aspekt der Einheit von Körper, Geist und Seele zu behandeln.

Wie vertrauenswürdig, umsichtig und empathisch müssen solche CEO’s oder Ärzte sein –Wahre Wunschträume eines jeden Mitarbeiters und aller Patienten….

Allein, die explizit geforderte Rendite folgt kaum ganzheitlichen GesetzenUnd die Diagnose einer unheilbaren Krankheit nimmt selten Rücksicht auf die Seele.

Wenn Ganzheitlichkeit nicht eine verinnerlichte Betrachtungsweise, eine gelebte Haltung ist,Die mit Respekt und Wertschätzung der Ganzheitlichkeit jedes Individuums begegnet,

Dann verkommt sie zur inhaltslosen, aber medienwirksamen Effekthascherei, Schmeichelt als leere Worthülse lediglich dem Ehrgeiz des eignen Egos.

Ich gesteh es offen und ganz frei:Mathematik ist und war noch nie mein Ding.

So mag es denn erstaunen, dass ich wohl begreife,Weshalb das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile.

Barbara Elisabeth Käser-Weber

ZU GUTER LETZTEin schräger Vogel meint:

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W E I T E R B I L D U N G ST E R M I N E 2 0 1 6 / 1 7Psychologie für den Alltag – Grundlagen 15.11.2016 – 17.10.2017 (Zürich)13.09.2016, 19 Uhr Infoabend Dufourstrasse 24, Zürich

Human Encouragement Institute Heinz & Roswitha GöltenbothTel 052 624 63 00 | [email protected] www.he-institute.ch

Förderung und Stärkung der personalen, emotionalen und sozialen Kompetenz.

Einjährige berufsbegleitende Weiterbildung mit Studium der Individual- psychologie nach Alfred Adler. Sie vermittelt praxisnah grundlegende und umfassende psychologische Kenntnisse für einen erfolgreichen Umgang mit sich selbst und anderen.Einzige Möglichkeit in der Schweiz, die Grundlagen der Individualpsychologie umfassend und praxisnah für die eigene Persönlichkeitsentwicklung kennen zu lernen.

HumanEncouragement

Institute

Psychologie für den Alltag …macht das Leben leichter!

Referentin: Doris Herzog-Spinnler

Pflegefachfrau HF, Individualpsychologische Beraterin, Zertifizierte GPI-Coach, Dozentin an den ehemaligen Seminaren für Altersarbeit AAI Generationen und Alter jetzt Dozentin bei Careum Weiterbildung, Beratungstätigkeit in eigener Gemeinschaft-spraxis in Basel, www.diaspekt.ch

Wenn Altern unter die Haut geht

„Das Streben nach Jugend hat uns blind gemacht für die Möglichkeiten des Alters“ – Betty Friedan

Die Veränderungen des alternden Körpers spüren wir am eigenen Leib und diese Erfahrung kann besonders im hohen Alter sehr unter die Haut gehen.

Um alte Menschen in diesem Prozess möglichst einfühlsam begleiten und unterstützen zu können, ist es wichtig, sich als Betreuende oder Angehörige mit dem eigenen Altern - und somit auch mit sich selbst - auseinander zu setzen und darauf einzulassen.

So wird es möglich die Erfahrungen des Alterns nicht nur als Last wahr-zunehmen, sondern sie auch als Ressource für die eigene Entwicklung zu nutzen und voneinander zu lernen.

Auch alte Menschen brauchen ein Gegenüber, das sie ermutigt und beiträgt, dass sie sich zugehörig, wertvoll, verantwortlich und gleich-wertig erleben und so das Alter zufrieden und gelassen bejahen können. DI

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Referent: Prof. Jürg Frick

Dozent und Berater PHZH individualpsychologischer Berater Buchautor www.juergfrick.ch Zum Thema liegt auch ein Buch vor: Frick, J. (2015). Gesund bleiben im Lehrberuf.

Gesundbleiben im Lehrberuf – ein ressourcenorientierter Ansatz

Der Lehrberuf ist vielseitig, interessant – aber auch anspruchsvoll und

komplex. Die Anforderungen und Ansprüche an den Lehrberuf sind in

den letzten Jahren gewachsen.

Um als Lehrerin, als Lehrer gesund zu bleiben, sind verschiedene

Aspekte zu berücksichtigen.

Im Referat werden verschiedene aktuelle Erkenntnisse aus der

Belastungs- und Gesundheitsforschung sowie wichtige Ebenen der

Belastung und Entlastung mit konkreten Beispielen vorgestellt: von

angemessenen Idealen bis sich mehr Zeit lassen gibt es eine ganze

Palette von Möglichkeiten, von denen einige angesprochen und in

der Diskussion noch vertieft werden können.

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VeranstaltungsortPädagogische Hochschule, Gebäude LAA, Lagerstrasse 2 ( Europaallee), 8038 Zürich

Zeit: 19.15 – 20.30 Uhr Eintritt: CHF 30.– für Erwachsene CHF 20.– für SGIPA-Mitglieder, Studenten und Senioren

Veranstalter Schweizerische Gesellschaft für Individulapsychologie nach Alfred Adler (SGIPA) [email protected] | www.alfredadler.ch

EINLADUNG ZUR

WEITERBILDUNGS- UND VORTRAGSREIHE

Page 36: SGIPA2/2016 aktuell · 2019. 12. 23. · Alfred Adler hat den Ganzheitsgedanken in die Psycho-therapie eingeführt. Er fand sich besonders durch den Holismus, die ‚Metabiologie‘

36 SGIPAaktuell | August 2016 | www.alfredadler.ch

Organisationsstruktur der SGIPA

Stand August 2015

SGIPASchweizerische Gesellschaft für

Individualpsychologie nach Alfred Adler

GeschäftsführungSGIPA-Vorstand

Generalversammlung

Mitglieder-Aktivitäten

IP-BeratungsAngebote

Psychotherapie-Angebote

FortbildungIP-Therapie

FortbildungIP-Beratung

IP-GesprächeAdlerian Café

Mitglieder-Veranstaltungen

Bildungspartner(der SGIPA)

AAI Alfred AdlerInstitut Generationenund Alter (AA-VEGA)

AAI Alfred AdlerInstitut IP-Erziehung

(AA-VIPE)

AAI Alfred AdlerInstitut Vorschulerziehung

(AAI-VEBE)

Akademie fürIndividualpsychologie

(AFI)

Disziplin.ch

HumanEncouragement Institute

(HEI)

InSTEPWeiterbildungsinstitut

(InSTEP)

SYNCHRONIZING®

Institut CH(syn)

Bildungsangebot

WeiterbildungGerontologische Fachfrau/mann

Aus- / WeiterbildungIP-Erziehung

AusbildungSpielgruppenleitung (BE)

AusbildungIP Berater/innen

Theorie und Praxisder Klassenführung

WeiterbildungPersönlichkeitsentwicklung

und Lebensgestaltung

STEP Weiterbildungskursefür Lehrer, Eltern, Erzieher

Ausbildung Coach/Team-CoachSYNCHRONIZING®

AWEAusschuss für Wissen-schaftsfragen und Ethik

Vorträgezu aktuellen Themen

NetzwerkIP-Beratung

NetzwerkPsychotherapie

SGIPAaktuellMagazin

Website SGIPAKOMPETENZZENTRUM IP

SupervisionIP-Berater/innen

AngeboteSGIPA Mitglieder

RedaktionSGIPAaktuell

Webmaster

Bibliothek, Archiv/Buch-Antiquariat

Kooperation mit anderen Institutionen

Sekretariat

Finanzen

Werbung /PR

Verwaltung

IP FORUMSchweiz

Individualpsychologie/Alfred Adler im Internet Hier gibt es Internet-Hinweise auf die aktuellen Webseiten und Adressen. Für weitere Hinweise auf interessante Websites sind wir dankbar!

www.alfredadler.ch = offizielle Homepage des Kompetenzzentrums für IP und SGIPA (Schweiz)www.dgip.de = Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie E.V. www.oevip.at = Oesterr. Verein für Individualpsychologie www.iaip.com = Internationale Vereinigung für Individualpsychologie

weitere interessante Webseiten / Links mit der Thematik „Individualpsychologie und Alfred Adler“, finden Sie auf der offiziel-

len Webseite, www.alfredadler.ch bei „SGIPA>Mitglieder>Angebote“ in der Rubrik „Individualpsychologie im WorldWideWeb“.

E-Mailadressen der SGIPA

SGIPA-Magazin [email protected] Beiträge an Barbara Käser-WeberSGIPA (allgemein) [email protected] allgemeine AnliegenSGIPA (Gesamtvorstand) [email protected] Anliegen an Gesamtvorstand

SGIPA und weitere IP-Termine

Weiterbildungs- und Vortragsreihe 2016 – jeweils 19.30 – 21.00 Uhr, Pädagogische Hochschule, Zürich 30. August 2016 Doris Herzog «Wenn Altern unter die Haut geht» 15. November 2016 Prof. Jürg Frick «Gesundheit im Lehrerberuf»

Adlerian Café, Zürich – ab 16. September 2016 jeden 3. Freitag im Monat ab 19.30 Uhr im Café Black, Färberstrasse 6, 8008 Zürich

K o m p e t e n z z e n t r u m