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Shudo Denmei Einführung in die Meridiantherapie Klassische Japanische Akupunktur • Einführung und Grundlagen • Diagnostik in der Meridiantherapie • Wurzelbehandlung und symptomatische Behandlung LESEPROBE

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Einführung in die MeridiantherapieKlassische Japanische Akupunktur

• Einführung und Grundlagen

• Diagnostik in der Meridiantherapie

• Wurzelbehandlung und

symptomatische Behandlung

LESEPROBE

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Shudo DenmeiEinführung in die MeridiantherapieKlassische Japanische Akupunktur

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Einführung in die MeridiantherapieKlassische Japanische Akupunktur

Shudo Denmei

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2. Auflage 2019

© der deutschsprachigen Ausgabe: 2003 byMedizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen© 2019 ML Verlag in der Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

Satz: Maria Haas-LehnerDruck: Generál Nyomda Kft., H-6727 Szeged

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme ist unzulässig und strafbar.

www.ml-buchverlag.de

ISBN: 978-3-96474-206-3

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Inhalt

Zum Autor – Zum Übersetzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Vorwort zur japanischen Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI

Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . XIII

Vorbemerkungen zur englisch-deutschen Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX

1. Einführung in die Meridiantherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2. Die theoretischen Grundlagen der Meridiantherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3. Die Diagnostik in der Meridiantherapie: Die vier Untersuchungsmethoden 67

4. Die Identifizierung des Störungsmusters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

5. Wurzel-Behandlung und symptomatische Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . 209

6. Fallbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317

Punkteindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

Allgemeiner Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324

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ZUM AUTOR

Shudo Denmei wurde 1932 in Ohita, Japan, geboren. Als Kind erkrankte er anLungentuberkulose, wurde jedoch durch Akupunktur- und Moxabehandlung ge-heilt. Später ging er bei Miura Nagahiko (dem Akupunkteur, der damals sein Lebengerettet hatte) in die Lehre, bei dem er in der Akupunkturrichtung nach Sawadaausgebildet wurde. Im Jahr 1959 eröffnete er seine eigene Praxis. Von 1968 an begann Shudo die Konzepte der Meridiantherapie zu studieren undin seiner Praxis anzuwenden, heute leitet er die Ausbildung bei den jährlichenSommerseminaren der Japanischen Meridiantherapie-Gesellschaft. Zur Zeit hater außerdem den zweiten Vorsitz in der Kyushu Meridiantherapie-Gesellschaftinne, einen Vorstandssitz in der Japanischen Meridiantherapie-Gesellschaft undden Vorsitz der Akupunkturgesellschaft der Ohita-Präfektur. Seine Artikel überMeridiantherapie und andere Aspekte der traditionellen Akupunktur werden regel-mäßig im „Journal of Japanese Acupuncture and Moxibustion“ veröffentlicht.

ZUM ÜBERSETZER (aus dem Japanischen ins Englische)

Stephen Brown wurde in Japan geboren, wo er bis zum 14. Lebensjahr lebte. ImJahre 1979 kehrte er nach Tokio zurück, um dort orientalische Medizin zu stu-dieren, 1983 machte er seinen Abschluss am Japan Central Acupuncture Collegeund erhielt damit die Zulassung als Akupunkteur und Shiatsu-Therapeut.Im Rahmen weiterer Studien arbeitete er mit berühmten japanischen Akupunk-teuren zusammen, so z. B. mit Dr. Yoshio Manaka und Dr. Katsusuke Serizawa.Darüber hinaus unterrichtete er am Tokyo Acupuncture and Moxibustion College.Stephen Brown hat mehrere Bücher über orientalische Heilmethoden übersetzt,unter anderem „Effective Tsubo Therapy“ und „Clinical Acupuncture“, verfasst vonSerizawa. Zur Zeit praktiziert er in Seattle, Washington, wo er an der Fakultät desNorthwest Institute of Acupuncture and Oriental Medicine in der Lehre tätig ist.

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Vorwort zur japanischen AusgabeShudos Buch „Einführung in die Meridiantherapie“ ist nun fertiggestellt. Mit seinemscharfen Verstand und seinem ausgeprägten Einfühlungsvermögen hat er die Meri-diantherapie studiert und praktiziert. Das von ihm vorgelegte, ausgezeichneteWerk erläutert die Feinheiten der Meridiantherapie bis ins Detail. Ich möchte dasBuch hier wärmstens empfehlen, da es so vieles enthält, was direkt in die Praxisumzusetzen ist.

Es ist die Pflicht eines jeden, der in der Heilkunde tätig ist, die Krankheiten einerGesellschaft lindern zu helfen und Lebensfähigkeit und Enthusiasmus seiner Pati-enten wieder aufzurichten. Auch die Meridiantherapie steht in der Pflicht, dieseRolle zu erfüllen. Es handelt sich um eine Therapieform, in der Krankheit im Sinnevon Veränderungen verstanden wird, die an den Meridianen und Akupunkturpunk-ten zu entdecken sind. Ziel der Meridiantherapie ist die Behandlung der Meridiane,wobei die vier traditionellen Untersuchungsmethoden, Sehen, Hören, Befragungund Palpation, eingesetzt werden, um zu bestimmen, welche Meridiane aus demGleichgewicht geraten sind. Die Meridiane, welche von der Norm abweichen, wer-den entweder als in Fülle oder Leere befindlich diagnostiziert, die Behandlungbesteht aus der Tonisierung in Leere befindlicher und der Dispergierung in Füllebefindlicher Meridiane.

Heutzutage folgen viele Akupunkteure dem Beispiel der ärztlichen Kollegen, indemsie lokale Behandlungen vornehmen, die sich in erster Linie auf das betroffeneAreal richten. Diese Herangehensweise ist sehr reduziert und gründet sich nichtauf langjährige Praxis und Erfahrung. Im Gegensatz zu diesem Vorgehen handeltes sich bei der Meridiantherapie um eine systematische Methode zur Identifi-zierung der zu behandelnden Meridiane und Akupunkturpunkte, sodass jede Er-krankung, ausgehend von einer spezifischen Diagnose, durch Tonisierung oderDispergierung behandelt wird. Reichlich Übung ist erforderlich, um die in der Meri-diantherapie für Diagnostik und Behandlung notwendigen Fertigkeiten zu erwer-ben, doch jeder Therapeut kann diese Fähigkeiten durch die tägliche Praxis erler-nen. Naturgemäß sind jedem einzelnen Menschen unterschiedliche Begabungenvorgegeben, doch der Ruhm der Meisterschaft gebührt dem Fleißigen. Akupunktur und Moxibustion gründen sich auf Erfahrung. Erfahrung ist auf allenGebieten, sei es in der Medizin, der Religion oder im Sport, von größter Bedeu-tung. Gushiken, derzeit der beste Turner in Japan, übt nicht weniger als vier Stun-den pro Tag. Die im täglichen Üben gesammelte Erfahrung ist für jede Sportartessenziell, sei es nun Turnen, Basketball oder Sumo-Ringen. Zur Entwicklung dernotwendigen Fertigkeiten gibt es keinen anderen Weg als über beständiges Übenan seinem Können zu feilen. Viele der heutigen Akupunkteure bleiben auf ihremWeg zur Meisterschaft durch das Versäumnis stehen, ihre Fertigkeiten durch kontinuierliches Üben zu verfeinern. Bis zum heutigen Tage habe ich es niemals

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Vorwort zur japanischen Ausgabe

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versäumt, Pulsdiagnostik und Punktepalpation zu üben. Ich hoffe, dass diesesBuch die Leser motivieren wird, mehr zu üben und die Fähigkeiten in der Akupunktur beständig weiterzuentwickeln.

Okabe SodoPräsident der Meridiantherapie-Gesellschaft

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Vorwort zur japanischen Ausgabe

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Vorwort

Die Akupunktur ist eine Behandlungsmodalität der traditionellen orientalischenMedizin mit ihrer jahrtausendealten Geschichte. Unzählige Ärzte haben von derAkupunktur im Laufe ihrer langen Geschichte Gebrauch gemacht, aufbauend aufdem Reichtum der gewonnenen Erfahrungen wurden stets neue und einzigartigeAnsätze entwickelt. Im Vergleich mit anderen alten Kulturen hat China relativ früheine Schrift entwickelt, sodass wir heute über ausreichend Quellen bezüglich derverschiedenen klassischen Ansätze in der Akupunktur verfügen. Allerdings handeltes sich bei der Akupunktur um eine hoch spezialisierte Behandlungsform, sodassdie Feinheiten nur schwer über das geschriebene Wort alleine zu vermitteln sind.Aus diesem Grunde wurden die Techniken der Akupunktur traditionsgemäß imdirekten Kontakt vom Meister an den Schüler weitergegeben.

Die Notwendigkeit einer persönlichen Anleitung durch einen Erfahrenen gilt glei-chermaßen für andere traditionelle Kunstfertigkeiten, so auch für die Kampfkünste.Auch wenn man über ein umfangreiches Wissen auf dem Gebiet der Kampfkunstverfügt, ist man noch lange kein guter Kämpfer. Der beste Weg, um Meisterschaftin den Kampfkünsten zu erwerben, ist die Lehre bei einem Meister, der in einembestimmten Kampfstil besonders versiert ist. Leider sind heutzutage die Gelegen-heiten, bei einem Meister in die Lehre zu gehen, rar geworden, sodass sich diemeisten Anfänger, die praktische Kenntnisse und Fertigkeiten auf dem Gebiet derAkupunktur erwerben wollen, mit dem zufrieden geben müssen, was sie ausBüchern und in Wochenendseminaren erlernen können.

Aus diesem Grunde ist es heute noch wichtiger als je zuvor, auf welche Weise einAnsatz oder eine Technik in einem Lehrbuch präsentiert wird. Die Information mussklar und eindeutig sein, die Technik selbst sollte direkt in die Praxis umzusetzensein. Diesbezüglich hat Shudo Denmei meiner Meinung nach mit seiner Einführungin die Meridiantherapie ausgezeichnete Arbeit geleistet. Damit hat er sich nicht nurals versierter und erfolgreicher Akupunkteur erwiesen, sondern darüber hinaus alsausgezeichneter Lehrer, der sein Wissen und seine Erfahrung auch tatsächlich mit-teilen kann. Sowohl als ernsthafter Gelehrter wie als hingebungsvoller Praktiker ister mit Leib und Seele dabei, wenn es darum geht, seinen Patienten Linderung zuverschaffen. Auch wenn er sich unter den herausragenden japanischen Akupunk-teuren seinen Platz noch erobern muss, kann ich ihn doch ohne Vorbehalte alseinen der besten Lehrer auf dem Gebiet der Akupunktur unserer Zeit empfehlen.

Shudo Denmei hat die Schwierigkeiten der Meridiantherapie auf eigene Faustgemeistert und kann somit die Probleme nachvollziehen, denen der Anfängergegenübersteht, sodass er bei seinen klaren, eindeutigen Erklärungen stets denentscheidenden Punkt getroffen hat. Wohl bewusst ist er sich der Problematik,etwas so Kompliziertes wie die Akupunktur aus einem Buch zu erlernen, und er hat

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Vorwort

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ein gutes Gespür für die Hindernisse, auf die derjenige, der mit diesem Ansatznicht vertraut ist, stoßen muss. Indem er uns seinen traditionellen Ansatz inder Akupunktur mit solcher Präzision und Klarheit präsentiert, hat er uns einenunschätzbaren Dienst erwiesen. Mit Freude habe ich erfahren, dass Shudos Buchnun von Stephen Brown, der selbst über ein fundiertes Wissen auf dem Gebiet derjapanischen Akupunktur verfügt, ins Englische übersetzt wird. Somit kann diesertraditionelle japanische Ansatz auch im Westen weitervermittelt werden.

Das Buch gibt einen Überblick darüber, wie Akupunktur in Japan im Allgemeinen,und im Besonderen im Rahmen der Meridiantherapie praktiziert wird. WesentlicheEigenschaft dieses und vieler anderer japanischer Ansätze in der Akupunktur istdie Anwendung einer ganz subtilen Nadelstimulation, die vom Patienten selbstkaum (wenn überhaupt) zu spüren ist. Dieses wichtige Element der Akupunktur istvon der Gemeinde der Akupunkteure weitgehend übersehen worden. Seit der Zeit,da die Akupunktur von China nach Japan gebracht wurde, sind viele Jahrhundertevergangen. Seit damals sind sowohl die Instrumente als auch die Techniken immerweiter verfeinert worden, zudem hat man ganz behutsame Varianten entwickelt.Es wäre vermessen, zu behaupten, dass die japanische Herangehensweise derursprünglichen, chinesischen überlegen wäre, doch einiges in der japanischenAkupunktur ist sicherlich von klinisch deutlich erfahrbarem Wert. Meine Hoffnunggeht dahin, dass noch mehr Akupunkteure in englischsprachigen Ländern moti-viert werden könnten, diesen Ansatz selbst auszuprobieren.

Abschließen möchte ich mit der Mitteilung, dass ich für die Verleihung des Mana-ka-Preises für das Jahr 1987 Shudo Denmei ausgewählt habe. Dieser Preis wirdvom „Journal of Japanese Acupuncture and Moxibustion“ einmal im Jahr an einenjapanischen Akupunkteur vergeben, der für den Fortschritt in der Akupunktur einenherausragenden Beitrag geleistet hat.

Manaka Yoshio; M. D.

Direktor am Oriental Medicine Research Center of the Kitazato InstituteTokyo, 1989

Vorwort

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Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung

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Vorbemerkungen zur japanisch-englischen ÜbersetzungAnders als im Stammland China steht in Japan die Akupunktur als alternativeBehandlungsform außerhalb des anerkannten staatlichen Gesundheitssystems.In China wurde die Akupunktur seit mehr als tausend Jahren mit der Kräutermedi-zin verknüpft. Im Laufe der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wurde sie als inte-graler Bestandteil des staatlich geförderten Gesundheitssystems Chinas zumStandard erhoben. In Japan hat sich die Akupunktur unabhängig von der Kräuter-medizin entwickelt, stattdessen ist sie enge Beziehungen zur Massage eingegan-gen, da Akupunktur und Massage seit Jahrhunderten ausschließliche Domäne fürBlinde waren.

Hinsichtlich Lehre, Praxis und Ansehen der Akupunktur gibt es zwischen Japanund China deutliche Unterschiede. Diese Unterschiede sind auf die voneinanderabweichenden historischen und kulturellen Entwicklungen in beiden Ländernzurückzuführen. Heutzutage ist wohl die ökonomische Basis für die Unterschiedezwischen chinesischer und japanischer Akupunktur verantwortlich zu machen. InJapan ist die Akupunktur sowohl ein kommerzielles Unterfangen als auch ein Son-derbereich des Gesundheitssystems, somit sind die Patienten auch Kunden. Diejapanischen Akupunkteure stehen sich im geschäftlichen Wettbewerb einer freienMarktwirtschaft gegenüber, die Patienten müssen die Akupunkturbehandlung auseigener Tasche bezahlen. Damit weicht sie deutlich von anderen medizinischenLeistungen ab, die von der staatlichen Krankenversicherung übernommen werden.Demgemäß ist in Japan die Anzahl der Menschen, die eine Akupunkturbehandlungwahrnehmen, viel kleiner als in China. Vor dem Hintergrund dieses ausgeprägtenWettbewerbs hat natürlich die Qualität der Dienstleistung – oder die Zufriedenheitdes Patienten – weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Akupunk-tur praktiziert wird.

Die Japaner haben schon immer bereitwillig neue und abweichende Ideen über-nommen, was auch in der Akupunktur zu einer Vielfalt unterschiedlicher Ansätzegeführt hat. Daher ist es nicht möglich, ein für die japanische Akupunktur typischesSystem oder einen typischen Ansatz zu identifizieren. Nichtsdestotrotz gibt es eini-ge wenige gemeinsame Merkmale. An erster Stelle steht hier die hohe Bedeutung,die der Palpation beigemessen wird. Die meisten japanischen Patienten werdeneiner sorgfältigen palpatorischen Untersuchung als integralem Bestandteil derBehandlung unterzogen. An zweiter Stelle ist die Verwendung sehr dünner Nadelnzu erwähnen, die mit einem Führungsröhrchen eingestochen werden. Auf diesemWeg wird ein schmerzloser Einstich erheblich erleichtert, was eine weit geringereStimulationsdosis als bei der Verwendung chinesischer Nadeln mit sich bringt. Im Allgemeinen bevorzugen japanische Patienten eine sanftere Behandlung, dieheftige Nadelsensation wird wenig geschätzt. Zuletzt ist noch eine weitere Eigen-

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Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung

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heit der japanischen Akupunktur zu erwähnen: die weit verbreitete Verwendungder direkten Moxibustion. Über Jahrhunderte hinweg war die Applikation winzigerMoxakegelchen direkt auf der Haut die beliebteste Form der Moxibustion. Auchheute ist die direkte Moxibustion die am häufigsten praktizierte Ergänzung zurAkupunktur. Für die Entwicklung dieser Eigenheiten in der japanischen Akupunkturist unter anderem die Tatsache verantwortlich, dass die Akupunktur in den Praxenmeistens gemeinsam mit Massage und Moxibustion angewendet wurde.Heutzutage geben in der japanischen Akupunktur Therapeuten den Ton an, welchedie Konzepte der modernen naturwissenschaftlichen Medizin höher bewerten alsdie traditionellen Prinzipien der orientalischen Medizin. In der Regel wird in denAkupunkturschulen keine systematische diagnostische und therapeutische Me-thode vermittelt, die meisten Akupunkteure verlassen sich auf ihre Erfahrung, umwirksam behandeln zu können. So besteht zwar kein Mangel an begnadeten The-rapeuten, die auf die Erfahrung eines ganzen Lebens zurückgreifen, doch das Stu-dium der Akupunktur kann in Japan sehr schwierig und zeitraubend sein. Ich hattemich dennoch entschlossen, Akupunktur und orientalische Medizin in Japan zustudieren, da ich Jahre meiner Kindheit in Japan gelebt hatte und daher die Spra-che bereits beherrschte. Bei meinen Erkundigungen über die Möglichkeiten zumStudium der orientalischen Medizin stieß ich auch auf die Meridiantherapie, dieheute die prominenteste Schule auf dem Gebiet der traditionellen Akupunktur dar-stellt. Die Meridiantherapie zog mich sofort an, da ich das Studium der orientali-schen Medizin in erster Linie aufgrund meiner Faszination für die traditionellenHeilkünste gewählt hatte.

Die Meridiantherapie wurde vor ungefähr fünfzig Jahren von jungen japanischenAkupunkteuren entwickelt, welche die in ihrer Zunft weit verbreitete ablehnendeHaltung gegenüber den traditionellen Prinzipien nicht teilten. Der Drang, die Aku-punktur zu modernisieren, hatte in Japan dazu geführt, dass auch wertvolle Traditionen zunehmend aus dem Blickfeld gerieten, sodass die theoretischenGrundlagen zu Gunsten scheinbar wissenschaftlicher Prinzipien verloren gegan-gen waren. Die Begründer der Meridiantherapie stellten sich an die Spitze einerBewegung innerhalb der Zunft der japanischen Akupunkteure, die dem Meridian-system wieder seinen angestammten Platz als dem zentralen Konzept in der Aku-punktur einräumen wollte. Sie traten dafür ein, die Klassiker der Akupunktur zustudieren und die traditionellen Prinzipien in der Praxis anzuwenden. Der in derMeridiantherapie verfolgte Ansatz war um so überzeugender, als er nicht, wie sohäufig, etwas völlig Neues oder anderes ins Feld führte, sondern überlieferteAnsätze – wie die durch Palpation ermittelte Diagnose und die subtilen Nadel-techniken – wiederbelebte und somit auf anerkannten Stärken der japanischenTradition aufbaute. Somit wurden zum ersten Mal traditionelle japanische Ansätzeauf eine feste Basis gestellt, um eine systematische und in sich logische Heran-gehensweise in der Akupunktur zu etablieren.

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Im Rahmen meiner praktischen Tätigkeit in Japan bin ich mehrfach Zeuge derbemerkenswerten Wirksamkeit der Meridiantherapie gewesen. Ich kam zu derÜberzeugung, dass die Meridiantherapie dem undifferenzierten Ansatz einer reinsymptomatischen Behandlung, wie auch ich ihn im Unterricht gelernt hatte, über-legen sei, da sie auf die Wurzel bzw. Ursache einer Erkrankung ausgerichtet ist,ohne jedoch eine wirksame Behandlung der momentanen Sympomatik zu ver-nachlässigen. Unbehagen bereitete mir jedoch die teilweise engstirnige Haltung ineinigen Zirkeln von Meridiantherapeuten, die alle anderen Ansätze in der Akupunk-tur als minderwertig ansahen. Die ursprüngliche Absicht der Meridiantherapie, wiesie von ihrem wichtigsten Initiator, Herrn Yanagiya, vorgetragen worden war, lagnicht darin, die traditionellen Konzepte als unfehlbar hinzustellen, sondern ein Ver-ständnis im Lichte des Wissens und der Erfahrung unserer heutigen Zeit anzustre-ben und sie dementsprechend anzuwenden.

Aus diesem Grunde war ich auch so beeindruckt von Shudo Denmeis Beiträgenüber die Meridiantherapie, die im „Journal of Japanese Acupuncture and Moxi-bustion“ erschienen. Shudos kritisches Urteilsvermögen wurde nicht durch seinVertrauen in den Wert der traditionellen Akupunkturansätze verstellt. Er besaß dieFlexibilität, sich sowohl auf den modernen als auch den traditionellen Ansatz ein-zustellen, sich die Methoden herauszusuchen, die sich in seinen Augen als nützlicherwiesen hatten und sie nach den gegebenen Erfordernissen anzuwenden. Nichtgenug, dass sein Ansatz sehr praxisbezogen ist, Shudo ist darüber hinaus in derLage, seine Ideen klar und einfach weiterzuvermitteln. Er gibt nicht vor, alles zuverstehen, was in den Klassikern steht. Ausgehend von seiner Überzeugung, dassnur Praxis und Erfahrung weitere Einsichten vermitteln können, verschwendet erwenig Zeit damit, andere Ansätze zu kritisieren oder sich in Bereichen, die er nichtbis ins Letzte verstanden hat, auf Diskussionen einzulassen. Seine flexible Heran-gehensweise an die Meridiantherapie ist viel leichter zu erlernen und in die Praxisumzusetzen, und sicherlich liegt auch hierin der Schlüssel für die zukünftige Wei-terverbreitung der Meridiantherapie.

Da ich in Japan ausgebildet wurde, habe ich den eigenständigen Beitrag, den die-ses Land auf dem Gebiet der Akupunktur geleistet hat, sehr zu schätzen gelernt.Nahezu beschämend finde ich, dass die subtilen Methoden, die über die Jahrhun-derte in Japan entwickelt wurden, unter den Akupunkteuren der restlichen Weltweitgehend unbekannt sind. Wenn sich mehr Therapeuten auf der ganzen Welt mitden Prinzipien der Meridiantherapie befassen würden, könnte der unschätzbareBeitrag der japanischen Akupunkturtradition erhalten und weiterentwickelt wer-den. Ich bin überzeugt, dass so die alte Heilmethode der Akupunktur um eine neueDimension zu bereichern wäre.

Als im Jahre 1986 der Verlag Eastland Press mit der Bitte an mich herantrat, einWerk über japanische Akupunktur zu übersetzen, stand für mich außer Frage, dass

Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung

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Shudos Buch über die Meridiantherapie für die Akupunkteure des Westens dasangemessenste wäre. Da ich zu diesem Zeitpunkt Shudo noch nicht persönlichkennen gelernt hatte, konnte ich auch noch nicht wissen, als welch ausgezeichne-ter Lehrer für japanische Akupunktur er sich erweisen würde. Nachdem er seineZustimmung zur Übersetzung des Buches gegeben hatte, schlug er mir vor, denText abzuwandeln, um den Zugang für den westlichen Leser zu erleichtern. DieseÜberarbeitung war weit umfangreicher, als es sich jeder von uns vorgestellt hätte.Im Verlauf von den drei Jahren, die diese Arbeit in Anspruch nahm, hat Shudogroßzügig seine Zeit und seinen Sachverstand zur Verfügung gestellt. Zunehmendwurde ich einerseits von seiner Begeisterung für die traditionelle Akupunktur inErstaunen versetzt und angeregt, andererseits aber auch von seiner Bereitwillig-keit, alles, was er in dreißig Jahren praktischer Tätigkeit gelernt hatte, mit mir zuteilen. Jeder andere japanische Lehrer wäre schließlich an meinen endlosen undins Detail gehenden Fragen verzweifelt. Shudo beklagte sich nicht ein einziges Malüber die zusätzliche Belastung, die dieses sich ausdehnende Projekt für seinenschon übervollen Zeitplan bedeutete. Ohne seine selbstlose Hingabe, mit der erdas Projekt von Anfang bis zum Ende begleitete, wäre dieses Buch in dieser Formniemals fertig zu stellen gewesen.

Wie er empfohlen hatte, nahm ich mir die Freiheit, sein Buch umzustrukturieren,neues Material einzubringen und Kommentare in die englische Ausgabe aufzuneh-men. Ich habe versucht, Shudos Instruktionen bezüglich der Vermittlung seinerHerangehensweise an die Meridiantherapie so getreu wie möglich weiterzugeben.Nichtsdestotrotz liegt die Verantwortung für eventuelle Irrtümer oder Auslassungenganz bei mir. Hauptanliegen dieser Ausgabe ist es, westlichen Akupunkteuren dieMeridiantherapie und ihre praktische Umsetzbarkeit nahe zu bringen. Da das vorliegende Material ursprünglich für Therapeuten gedacht war, die mit den tradi-tionellen Konzepten nicht vertraut sind, wird teilweise sicherlich Basiswissen ver-mittelt. Dies geht jedoch durchaus mit dem traditionellen japanischen Konzept desLernens konform, das davon ausgeht, dass man immer an den Ausgangspunktzurückzugehen hat. Ich hoffe, dass diese Arbeit Anstoß für weitere Bemühungensein wird und möglicherweise dazu dient, den Horizont der Akupunkturpraxis zuerweitern. Mögen viele Akupunkteure in der ganzen Welt, aufbauend auf diesemGrundgerüst, sich dazu veranlasst sehen, der Meridiantherapie ihren festen Platzzu verschaffen bzw. ihre Anwendung zu erweitern.

Abschließend möchte ich Dan Bensky von Eastland Press meine tiefste Dankbar-keit für seine anhaltende Unterstützung und Ermutigung bei der Verwirklichungdieses Projekts ausdrücken. Auch den Redaktionsangestellten von Eastland Pressbin ich für viele wertvolle Hinweise zu Dank verpflichtet. Gleiches gilt für LilianBensky für ihre exakten und kunstvollen Zeichnungen. Dank schulde ich auch TobeYuichiro vom „Journal of Japanese Acupuncture and Moxibustion“ für die Erlaub-nis, sämtliches Material der japanischen Ausgabe weiterzuverwenden.

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Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung

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Für immer stehe ich in der Schuld von Shudo Denmei für seine Inspiration, seineGroßzügigkeit und seine Geduld. Zum Schluss möchte ich meinem Vater tiefeDankbarkeit bekunden für seinen Pioniergeist, der auch für mein Lebenswerk dieFundamente gesetzt hat.

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Vorbemerkungen zur japanisch-englischen Übersetzung

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Vorbemerkungen zur englisch-deutschen ÜbersetzungDie deutsche Übersetzung wurde aus der englischen Fassung vorgenommen, dievon Stephen Brown in Zusammenarbeit mit Denmei Shudo erarbeitet wurde unddie sich von der japanischen Originalfassung deutlich unterscheidet, da eine Über-arbeitung und Anpassung an die Bedürfnisse der westlichen Leserschaft vorge-nommen wurde. Im Folgenden soll die Übertragung einiger Fachbegriffe ins Deutsche erläutert wer-den, um eine eindeutige Zuordnung zu gewährleisten. Die Korrelation der Pulsqualitäten zum englischen und chinesischen Terminus fin-det sich in Kapitel 3 auf Seite 101.

Die Meridianbezeichnungen und ihre Abkürzungen:

Da im englischen Original die Meridiane und zugehörigen Organe zur Abgrenzunggegen den Organbegriff der westlichen Medizin groß geschrieben sind, habe ichdie Meridiane und Organe (wenn der funktionelle Organbegriff nach ostasiatischerMedizin gemeint ist) in der deutschen Fassung kursiv gesetzt. (Dasselbe gilt übri-gens für den Begriff Blut, der ebenfalls kursiv gesetzt ist, wenn im englischen Ori-ginal die Großschreibung gewählt ist.)

Die Fünf-Wandlungsphasen-Punkte (wu shu xue)In deutschsprachigen Werken auch als „Transportpunkte“ oder „antike Punkte“

XIX

Vorbemerkungen zur englisch-deutschen Übersetzung

Englisch engl. Abkürzung deutsch deutsche Abkürzung

Lung L Lunge Lu

Large Intestine LI Dickdarm Di

Stomach S Magen Ma

Spleen Sp Milz Mi

Heart H Herz He

Small Intestine SI Dünndarm Dü

Bladder B Blase Bl

Kidney K Niere Ni

Pericardium P Perikard Pe

Triple Burner TB Dreifacher Erwärmer 3E

Gallbladder G Gallenblase Gb

Liver Liv Leber Le

Conception Vessel CV Konzeptionsgefäß KG

Governing Vessel GV Lenkergefäß LG

Meridiantherapie Film_aktuell 05.06.2003 19:44 Uhr Seite XIX

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bezeichnet, habe ich mich hier an die Bezeichnung des Originales (five-phasepoints) gehalten, da in der Darstellung Shudo Denmeis ihre (in der Meridiantherapiezentrale) Rolle als Vertreter der jeweiligen Wandlungsphase im Vordergrund steht.Die Bezeichnungen der einzelnen Fünf-Wandlungsphasen-Punkte ergeben sichaus Tabelle 20 auf Seite 215, auch hier gibt es zahlreiche Variationen in derdeutschsprachigen Literatur, aber noch keine Einigung. Zur besseren Zuordnungist dem jeweiligen Punkt die chinesische Bezeichnung vorangestellt.

Die essenziellen Punktesind eine Gruppe von wichtigen Punkten, die von Shudo Denmei unter diesemBegriff zusammengefasst werden (siehe Tabelle 19 auf Seite 214: Quellpunkt(yuan), Passagepunkt (luo), Akutpunkt (xi), Alarmpunkt (mu) und Zustim-mungspunkt (shu). Auch sie spielen eine große Rolle in der Meridiantherapie,wobei hier die Wirkung auf den Meridian, auf dem sie liegen (bzw. bei den Alarm-und Zustimmungspunkten auf den Meridian, dem sie zugeordnet sind), die ent-scheidende Rolle spielt.

Weitere Punktbezeichnungen: Intrinsischer Punkt (engl. intrinsic point), in anderen deutschsprachigen Quellenauch als Elementpunkt bezeichnet. Es handelt sich um denjenigen der Fünf-Wand-lungsphasen-Punkte, der dem Element entspricht, welchem der Meridian, auf demer liegt, zugeordnet ist (also beispielsweise der Metall-Punkt [Lu 8] des Lungen-Meridians, welcher seinerseits der Wandlungsphase Metall zugeordnet ist).

Tonisieren/Dispergieren (bu/xie)Bezüglich dieser Begriffe gibt es inzwischen zunehmende Differenzen, ausgehendvon Vorschlägen zu einer korrekteren Nomenklatur, wie sie von Nigel Wiseman imenglischen und Paul U. Unschuld im deutschen Sprachraum gemacht wurden.Aufgrund der Verpflichtung zur Treue zum Original, das sich diesbezüglich nichtden Vorschlägen Wisemans angeschlossen hat (im Original werden die Begriffe„Tonification“ und „Dispersion“ benutzt, und nicht „Supplementation“ und „Drai-ning“, wie von Wiseman vorgeschlagen), habe ich auch in der deutschen Fassungdie Übersetzung gewählt, die der englischen Fassung am nächsten kommt, also„Tonisieren“ und „Dispergieren“ (und nicht das von Unschuld vorgeschlagene„Auffüllen“ und „Ableiten“). Das Gleiche gilt dann natürlich auch für die entsprechenden Punkte, also für den„Tonisierungspunkt“ und den „Dispergierungspunkt“.Ansonsten ergeben sich die Antworten auf weitere terminologische Fragen weitge-hend aus dem Text, zudem würde es meiner Meinung nach dem Geiste von ShudoDenmeis sehr praxisorientierter Darstellung widersprechen, diese Diskussion hierzu sehr auszuweiten.

W. Schreiner

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Vorbemerkungen zur englisch-deutschen Übersetzung

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1Einführung in die Meridiantherapie

JAPANISCHE AKUPUNKTUR UND DIE ENTWICKLUNG DER MERIDIANTHERAPIE

Im Gegensatz zum modernen Ansatz in der japanischen Akupunktur, bei dem dietraditionellen Theorien kaum eine Rolle spielen, ist die Meridiantherapie ein Aku-punktursystem, das als Gegenreaktion zum modernistischen Trend in der Aku-punktur in den 40er Jahren dieses Jahrhunderts entwickelt wurde und sich eindeu-tig auf die Klassiker beruft. Die Meridiantherapie greift zwar zurück auf traditionellejapanische Ansätze, die unabhängig vom chinesischen Einfluss im siebzehntenJahrhundert entwickelt wurden, doch es handelt sich um ein eigenständiges Sys-tem der klassischen Akupunktur, das in der Neuzeit entstanden ist. Um die Grün-de, die zu ihrer Entstehung und Weiterentwicklung beigetragen haben, einschätzenzu können, müssen wir die historischen Kräfte verstehen, von denen die Praxis derAkupunktur in Japan geformt wurde. Wir werden die Geschichte der Akupunktur inJapan von ihren Anfängen an darstellen, um die Entwicklung der Meridiantherapiein einen weiteren geschichtlichen Zusammenhang stellen zu können.

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Einführung in die Meridiantherapie

Die historische Entwicklung der Akupunktur

Im frühen fünften Jahrhundert kam die Akupunktur gemeinsam mit einem bedeu-tenden Zustrom kulturellen und technologischen Wissens vom chinesischen Fest-land nach Japan. Zu Beginn gelangte ein Großteil der medizinischen Kenntnisseauf dem Umweg über Korea nach Japan. Während der Zeit, in der sich Japan alsStaat herausbildete, siedelten sich koreanische Einwandererwellen im Land an undbrachten unterschiedliche Aspekte der chinesischen und koreanischen Kultur mit.Manch einer unter diesen Einwanderern verfügte über spezielle Kenntnisse in Aku-punktur und Kräutermedizin. Somit wurde der erste Kontakt Japans mit der orien-talischen Medizin nicht durch Chinesen, sondern durch Koreaner vermittelt.

Im sechsten Jahrhundert wurde eine Gesandtschaft nach Korea geschickt, umFachleute auf verschiedensten Gebieten einschließlich der Medizin nach Japaneinzuladen. So kam es dazu, dass koreanische Gelehrte die Japaner in Akupunk-tur und Kräutermedizin unterwiesen. Einige koreanische Ärzte blieben auf Dauer inJapan und legten den Grundstein zu einer Erbfolge von berühmten Therapeuten. Im siebten Jahrhundert nahm die japanische Regierung direkten Kontakt mit Chinaauf. Japanische Priester und Gelehrte wurden in die chinesische Hauptstadt ge-schickt, um dort an der Quelle von Kultur und Wissenschaft zu studieren. In dieserZeit wurden zahlreiche medizinische Werke aus China kopiert und nach Japan ge-bracht. Diese Schriften wurden mit großer Verehrung aufgenommen, und da das inihnen enthaltene medizinische Wissen viel weiter fortgeschritten war als alles, wasdiesbezüglich in Japan existierte, wurden sie umgehendst in die Praxis umgesetzt. Der Taiho-Kodex, das erste schriftlich niedergelegte Gesetzeswerk in Japan, wurdeim Jahre 701 n. Chr. erlassen. Er befasste sich mit der Ausübung der Medizin undmit der medizinischen Ausbildung. So wurde ein offizielles Amt für Akupunktur undMoxibustion eingerichtet, außerdem wurden die drei Ausbildungsstufen des Leh-rers, Praktikers und Studenten auf dem Gebiet der Akupunktur etabliert. In der fol-genden Nara-Periode wurden sämtliche Aspekte der orientalischen Medizin ein-schließlich der Akupunktur aktiv gefördert und praktiziert. In der Anfangszeit, als dieorientalische Medizin nach Japan eingeführt wurde, waren es vor allem buddhisti-sche Mönche, die am eifrigsten Akupunktur und Kräutermedizin studierten undpraktizierten. Das in der Nara-Periode eingeführte System der medizinischen Ausbil-dung und Spezialisierung führte dazu, dass immer weniger Mönche als Ärzte tätigwaren. Zunehmend ergriffen Gelehrte und Praktiker die Initiative, verfassten medizi-nische Werke und erweiterten die medizinischen Kenntnisse. „Ishimpo“, das erstejapanische Werk auf dem Gebiet der Medizin, wurde 984 n. Chr. von einem berühm-ten Arzt namens Tamba Yasunari verfasst. Von der Mitte des neunten Jahrhundertsan wurden immer weniger Abordnungen nach China geschickt, von da an begann inJapan die orientalische Medizin ihren eigenen Entwicklungsweg einzuschlagen.Im zwölften Jahrhundert brach die stabile gesellschaftliche Ordnung, die auf derKontrolle durch die kaiserliche Familie begründet gewesen war, schließlich zusam-

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men. Die Kriegsherren, welche an die Macht gelangten, förderten den Handel mitChina, und nach drei Jahrhunderten relativer Isolation gelangte wiederum medizi-nisches Wissen, so wie es sich auf dem Festland weiterentwickelt hatte, nachJapan. Diese Ideen übten erneut einen starken Einfluss auf die Praxis der japa-nischen Medizin aus. In den Jahren der politischen Wirren des japanischenMittelalters nahm der Einfluss der Ärzte am Hof zunehmend ab, sodass diebuddhistischen Mönche wieder eine Schlüsselrolle spielten bei der Einführungmedizinischen Wissens aus China und bei der Übernahme neuer Konzepte. DieMönche entwickelten auch zunehmende Aktivitäten im Sinne einer medizinischenVersorgung des gemeinen Volkes. In dieser Zeit gewann die Praxis der Moxibus-tion große Beliebtheit, indem diese einfach durchzuführende Behandlung alsBestandteil religiöser Praktiken in buddhistischen Tempeln vorgenommen wurde. In der Zeit des politischen und gesellschaftlichen Chaos, das der Wiedervereini-gung Japans im späten sechzehnten Jahrhundert voranging, ließen die medizini-schen Gelehrten nicht nach in ihren Bemühungen, die aus China eingeführtenSchriften zu studieren und zahlreiche eigenständige japanische Texte über Aku-punktur zu verfassen. Der berühmteste Arzt dieser Zeit war Manase Dosan(1507–1594). Von Hause aus Kräutertherapeut, hat er dennoch viel zur Wiederbe-lebung der Akupunktur beigetragen, die im Laufe der Jahre gegenüber der Kräu-termedizin an Boden verloren hatte. Nachdem Japan wiedervereinigt und diegesellschaftliche Ordnung wiederhergestellt war, wurden von prominenten Aku-punkteuren Schulen für Akupunktur gegründet. Im Verlaufe des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts bildeten sich in Japanauf dem Gebiet der Medizin drei verschiedene Richtungen heraus, deren Vertreterdie Gosei-Schule, die Koho-Schule und die Rampo-Schule waren. Bis zum Endedes neunzehnten Jahrhunderts währte zwischen den verschiedenen Schulen einsteter Wettbewerb und Gedankenaustausch. Die von Manase Dosan ins Lebengerufene Gosei-Schule war auf Entwicklungen der medizinischen Lehre, wie siezur damaligen Zeit in China stattfanden, begründet. Die Koho-Schule wurde durcheine Wiederbelebung der medizinischen Konzepte, wie sie im „Shang Han Lun“(Diskussion der Kälte-induzierten Erkrankungen) formuliert worden waren, inspi-riert; diese Schule verwarf zahlreiche neuere Ideen der chinesischen Medizin alsreine Spekulation. In der Rampo-Schule sammelten sich Ärzte, die durch die west-liche Medizin beeinflusst waren. Diese begann über die holländischen Kaufleutezunehmend an Einfluss in Japan zu gewinnen. In den drei Jahrhunderten derselbst auferlegten Isolation der Edo-Periode (1602–1868) waren die Holländer dieeinzigen, die mit Japan Handel treiben durften. Auch die Entwicklung der Akupunktur im Japan der Edo-Periode spiegelt diesedrei großen Richtungen in der Medizin wider. Zu Beginn dieser Periode entwickel-te ein blinder Akupunkteur namens Sugiyama Waichi eine neue Technik für dasEinführen der Akupunkturnadel, bei der er ein Führungsröhrchen verwendete. VomShogun wurde er mit der höchsten offiziellen Auszeichnung für einen Akupunkteurbelohnt, im östlichen Japan gewann seine Schule den größten Einfluss. Sugiyamas

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Die historische Entwicklung der Akupunktur

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Ansatz verbreitete sich zunehmend und übertrumpfte schließlich alle anderen; einGrund dafür war sicherlich die Tatsache, dass er von der Regierung geförderteSchulen für Blinde geründet hatte. Sugiyamas Einfluss auf die Akupunktur warimmens, die Verwendung von sehr dünnen Nadeln mit Führungsröhrchen ist fürjapanische Akupunkteure zum Standard geworden. Sugiyama konnte auf den Fundamenten, die von Manase gelegt worden waren, aufbauen, um die Akupunk-tur und die Moxibustion zunehmend bekannter zu machen. Anstelle einer Modifi-zierung der konzeptuellen Grundlagen der orientalischen Medizin führte er neueMethoden ein und verfeinerte die bestehenden Techniken. Die Mubun-Schule, die ebenfalls im Verlauf der Edo-Periode Bedeutung erlangte,verfolgte einen ganz eigenen Weg. In dieser Schule wurde die dashin-Technik ver-wendet, bei der die Nadeln mit einem kleinen Hammer im Bereich des Abdomenshineingeklopft wurden. Die Mubun-Schule erreichte den Höhepunkt ihres Einflus-ses unter einem Mönch namens Mubunsai. Indem er das traditionelle System derMeridiane und Akupunkturpunkte gering achtete, stellte er sich gegen die Haupt-strömung in der Akupunktur, stattdessen stützte er sich ausschließlich auf dieDiagnostik und die Therapie im Bereich des Abdomens. Vor allem im westlichenTeil Japans gewann diese Schule an Einfluss, da sie von der kaiserlichen Familie(die in Kyoto, also weit westlich von der eigentlichen Hauptstadt Edo, dem heu-tigen Tokio, wohnte) begünstigt wurde.Eine andere Gruppe von Akupunkteuren verfolgte einen Ansatz, der sich auf dieneuesten Erkenntnisse der westlichen Anatomie und Physiologie stützte. Mit derzunehmenden Zahl von japanischen Ärzten, welche medizinische Werke aus Hol-land studierten, rückten auch viele Akupunkteure von den traditionellen Theorienab und favorisierten stattdessen einen pragmatischeren Ansatz. So unterhieltIshizaka Sotetsu, ein in der Sugiyama-Schule ausgebildeter berühmter Akupunk-teur, enge Kontakte zu holländischen Ärzten. Schließlich gründete Ishizaka seineeigene Akupunkturschule auf der Grundlage der exakten Anatomiekenntnisse derwestlichen Medizin.Mit Beginn der Meiji-Restauration im Jahre 1868 fand die feudale Ära Japans ihrEnde, das Land wurde fremden Einflüssen geöffnet. Die neue Regierung hatte be-schlossen, Japan nach dem Vorbild der westlichen Mächte zu modernisieren. Diesbrachte für alle Bereiche der japanischen Gesellschaft einschneidende Verände-rungen mit sich, gleichermaßen weitreichend war der Einfluss auf dem Gebiet derMedizin. So wurde ein Gesetz erlassen, das von allen Ärzten verlangte, eine Prü-fung in westlicher Medizin abzulegen. Folglich verloren Akupunkteure und Kräuter-therapeuten ihren ärztlichen Status. Zwar wurde die Ausübung der Akupunkturdurch Nichtmediziner nicht ausdrücklich verboten, doch mit der Zeit geriet dieAkupunktur gegenüber der westlichen Medizin zunehmend ins Hintertreffen. DieAkupunktur war in der Edo-Periode weitgehend zu einem Berufszweig für Blindegeworden, die neue Regierung ermöglichte den Fortbestand dieser jahrhun-dertealten Einrichtung im Sinne der Wohlfahrtspflege. Mehrere Jahre, nachdemdas neue Gesundheitssystem übernommen worden war, wurde für Sehbehinderte

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Einführung in die Meridiantherapie

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ein neues Ausbildungsprogramm auf dem Gebiet der Akupunktur und der Massa-ge etabliert. Dies unterstellte die größten Akupunkturschulen der Kontrolle derRegierung, der einzige Zugang zu einer offiziellen Ausbildung in orientalischerMedizin waren im Japan des ausgehenden 19. Jahrhunderts diese Schulen. Somit hatte das Modell der westlichen Medizin die Oberhand über die Akupunkturgewonnen. Zehn Jahre nach der Einrichtung des neuen Gesundheitssystemswurde das erste Gesetz zur Regulierung der Ausübung der Akupunktur verabschie-det. Doch es dauerte noch weitere 25 Jahre, bis ein Gesetz über einen anerkanntenAkupunkturabschluss in Kraft treten konnte. Im Jahre 1911 wurde erstmals in derGeschichte ein Gesetz verabschiedet, das von Akupunkteuren vor der Zulassungzur selbstständigen Praxis den Abschluss einer staatlichen Prüfung verlangte. Die-ses Gesetz diente vor allem dazu, die Entscheidungsgewalt der Bürokraten und derwestlich ausgebildeten Ärzte über die Ausübung der Akupunktur zu festigen. Im Verlaufe der Meiji-Restauration kam unter den Kräutertherapeuten eine politi-sche Bewegung auf, die versuchte, das Recht auf die Ausübung der Heilkundewiederzuerlangen. Die neue Regierung, die auf eine Modernisierung um jedenPreis hinarbeitete, ließ sich dadurch kaum stören. So wurde den Experten auf demGebiet der traditionellen Medizin der Zugang zu den Gremien, die Standards fürdie Ausbildung und Praxis der Akpunktur zu entwickeln hatten, verwehrt. Die Re-gierungsbürokratie hatte ihre eigenen Vorstellungen von der Akupunktur undstrebte eine Modernisierung und Reduzierung auf eine vereinfachte Form an, dievon den lästigen traditionellen Konzepten bereinigt sein sollte. Im Jahr 1918 gabdie von der Regierung eingesetzte Kommission zur Akupunkturausbildung die sogenannten „überarbeiteten Akupunkturpunkte“ heraus, die zum Standard für dieAbschlussprüfung wurden. Diese überarbeiteten Akupunkturpunkte hatten keineÄhnlichkeit mehr mit den traditionellen Meridianen und Punkten, stattdessen wur-den sie willkürlich nach einem Gitternetzsystem auf die Körperoberfläche projiziert.Mit dieser Bewegung hin zu einer modernisierten Akupunktur war hinsichtlich derVeränderungen auf dem Gebiet der orientalischen Medizin das Pendel eindeutigauf der Seite der westlichen Medizin stehen geblieben. Trotz der politischen Machtausübung durch Administratoren, welche von derÜberlegenheit der westlichen Medizin überzeugt waren, sah die Realität derGesundheitsversorgung für die Allgemeinbevölkerung im Japan des frühen zwan-zigsten Jahrhunderts gar nicht so viel anders aus als in den vorangegangenenJahrhunderten. Nur wer über ausreichend Geldmittel verfügte, konnte sich diehohen Kosten der westlichen Medizin leisten. Die große Mehrheit der Bevölkerungverließ sich nach wie vor auf Kräutertherapie, Moxibustion und Akupunktur, dadiese Behandlungsformen am leichtesten zugänglich und am billigsten waren.Daher erfreuten sich Akupunkteure und Kräutertherapeuten nach wie vor eineranhaltenden gesellschaftlichen Unterstützung. Nach wie vor gab es unter denTherapeuten ernsthafte Gelehrte, die sich streng an dem Erbe der traditionellenMedizin ausrichteten. Noch bevor die Regierung ihr komplett neues System derüberarbeiteten Akupunkturpunkte veröffentlichte, gaben der traditionellen Lehre

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Die historische Entwicklung der Akupunktur

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verbundene Therapeuten ihrem Unmut gegenüber den Ungerechtigkeiten Aus-druck, die im Namen der Modernisierung verübt wurden. Matsumoto Shirobei war Gelehrter der orientalischen Medizin und ein Befürworterdes traditionellen Ansatzes. Als Kind hatte er sein Augenlicht weitgehend verloren,sodass er sich zur Akupunkturausbildung entschieden hatte. Trotz seines einge-schränkten Sehvermögens vertiefte Matsumoto sich in die Studien der Klassiker,sodass er bereits im jugendlichen Alter von zwanzig Jahren als talentierter Thera-peut berühmt war. 1911 veröffentlichte er ein höchst einflussreiches Buch mit demTitel „Das Studium der Akupunkturpunkte“. Es handelte sich um ein Buch überPunktlokalisation, das deutlich durch die Klassiker beeinflusst war, aber die Aku-punkturpunkte in der Terminologie der westlichen Anatomie beschrieb. „Das Stu-dium der Akupunkturpunkte“ wurden von den Anhängern des traditionellen Ansat-zes in der Akupunktur als Standardwerk der klassischen Lehre verehrt, das in derLage war, der Kritik von Seiten der Befürworter des westlichen Ansatzes stand-zuhalten. Von zahlreichen Akupunkteuren und Moxatherapeuten wurde die Kontrolle vonAkupunkturausbildung und Praxis durch die Regierung abgelehnt. Zahlreiche Artikel und Bücher wurden veröffentlicht, die sich für eine Wiederbelebung destraditionellen Ansatzes aussprachen, in den 20er Jahren wurden verschiedene Gesellschaften für traditionelle Medizin gegründet. Im Jahr 1926 hatte NakayamaTadanao ein Buch mit dem Titel „Die Neue Überprüfung der Orientalischen Medi-zin“ geschrieben, das den Wert der traditionellen Medizin in den Vordergrund rück-te. Obwohl er von Hause aus Journalist war, wurde Nakayama durch seine Verbin-dung mit Sawada Ken zum Sprecher für die orientalische Medizin. NakayamasBuch beeinflusste nicht nur die Denkweise der Therapeuten, sondern hatte darü-ber hinaus auch weitreichende Wirkungen auf die öffentliche Meinung. In seinemWerk kritisierte er die überarbeiteten Akupunkturpunkte und listete Beispiele einersensationellen Wirksamkeit von Akupunktur und Moxibustion auf. Sawada, derbereits als Moxatherapeut einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, wurdedurch dieses Buch in ganz Japan berühmt. Als Praktiker der alten Schule lag seinSchwerpunkt bei den Klassikern. Zahlreiche Therapeuten schlossen sich unterNakayamas Banner zusammen, um für die tradionelle Medizin einzustehen, die seitder Meiji-Restauration von der Regierung systematisch untergraben worden war.Diese Gruppe von Akupunkteuren, die den traditionellen Ansatz befürworteten,gab schließlich den Impuls zur Meridiantherapie.

Der Ursprung der Meridiantherapie

Zu den zahlreichen Befürwortern eines traditionellen Ansatzes in Akupunktur undMoxibustion in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts gehörte auch ein jungerMann namens Yanagiya Seisuke. Yanagiya wurde als Sohn eines Akupunkteurs imnördlichen Japan geboren. Mit sechzehn Jahren ging er nach Tokio, um in die erste

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Einführung in die Meridiantherapie

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Akupunkturschule Japans für nicht Sehbehinderte einzutreten. Mit siebzehn Jah-ren machte Yanagiya seinen Abschluss für Akupunktur. Später änderte er seinenNamen in Sorei, was auf japanisch den ersten Schriftzeichen von „Su Wen“ und„Ling Shu“ aus dem Huang Di Nei King entspricht. Yanagiya machte es sich zurAufgabe, nach einem neuen Ansatz in der Akupunktur zu suchen, der auf dem Ver-ständnis der Klassiker beruhen sollte. Vielleicht waren Yanagiyas Kühnheit undJugend dafür verantwortlich, dass er sich nicht mit anderen berühmten Praktikernwie Sawada verband, die den traditionellen Ansatz befürworteten. Stattdessengründete er im Jahr 1927 seine eigene Akupunkturschule und begann, eine Grup-pe von loyalen Streitern für die Sache der klassischen Akupunktur um sich zuscharen. Aus dem harten Kern seiner Studenten sollten später die Begründer desneoklassischen Ansatzes in der Akupunktur, der als Meridiantherapie bezeichnetwird, hervorgehen. Nachdem Yanagiya im Jahr 1934 an der Nippon Universität seinen Abschluss inorientalischer Philosophie gemacht hatte, war er umso mehr entschlossen, in derAkupunktur eine Neuorientierung herbeizuführen. Er setzte sich für eine intensiveAufarbeitung der klassischen Literatur ein, um den Wert der traditionellen Prinzipi-en und Techniken neu zu bestimmen. Yanagiya wehrte sich heftig gegen die voll-kommene Missachtung der traditionellen Prinzipien, die von der politischen Über-macht derjenigen, die die Akupunktur unbedingt modernisieren wollten,vorangetrieben wurde. Mit Skepsis betrachtete er jedoch auch diejenigen, dieblind den traditionellen Ansätzen, wie sie von älteren Therapeuten gelehrt wurden,folgten, ohne die klassischen Texte, auf die man sich hier berief, kritisch zu unter-suchen. Yanagiya vertrat die Ansicht, dass die Informationen aus den Klassikernwertvoll, aber nicht unfehlbar seien. Seiner Meinung nach sollten alle klassischenAnsätze kritisch untersucht, an der Praxis überprüft und unter den Praktikern diskutiert werden, bevor man eine endgültige Aussage über ihren Wert machenkönnte. Okabe Fukuji, einer der ersten Studenten Yanagiyas, ließ ein einträgliches Geschäftin seiner Heimatstadt Toyama im Stich, um in Yanagiyas Akupunkturschule einzu-treten. Nachdem er im Jahr 1933 seinen Abschluss gemacht hatte, wurde er aufYanagiyas Bitten als Ausbilder tätig. Okabe war der Sache der Wiederbelebungdes traditionellen Ansatzes in der Akupunktur vollkommen ergeben. Er folgte Yana-giyas Beispiel, indem er sich auf den Namen Sodo umbenannte, was ‚Weg derGrundlegenden Fragen (Su Wen)‘ oder ‚Weg alter Texte‘ bedeutet. Ein weiterer her-ausragender Student war Inoue Keiri, der 1935 in Yanagiyas Schule eintrat. Schnellbewies er sich als begnadeter Therapeut, und auch er verschrieb sich der Sacheder traditionellen Akupunktur. Okabe und Inoue wurden schließlich die Führer einerGruppe von engagierten jungen Therapeuten, die motiviert waren von YanagiyasVision einer Wiederbelebung des klassischen Stiles der Akupunktur, der schon inalten Zeiten verloren gegangen sei. Diese junge Gruppe von Akupunkteuren, die sich um Yanagiya geschart hatte,besaß die Kühnheit, die traditionellen Konzepte in der Akupunktur so lange hoch

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Der Ursprung der Meridiantherapie

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zu halten, bis sie sich als falsch erwiesen. Noch waren sie in der Gemeinde derjapanischen Akupunkteure ohne größeren Einfluss, bis Yanagiya, unter Vermittlungvon Komai Kazuo, dem einflussreichsten Akupunkteur im Vorkriegs-Japan, dieentscheidende Verbindung mit Takeyama Shinichiro knüpfte. Komai war nicht nurein äußerst erfolgreicher Therapeut in Osaka, sondern auch ein angesehenerWissenschaftler, der mit experimentellen Studien auf dem Gebiet der Akupunkturseinen Doktor gemacht hatte. Zur damaligen Zeit gab es nur einige wenige japani-sche Wissenschaftler, die Forschungen auf dem Gebiet von Akupunktur und Moxi-bustion betrieben. Komai selbst widmete sein ganzes Leben selbstlos der Aufga-be, das Verständnis und die Akzeptanz der Akupunktur unter den MedizinernJapans zu fördern. Er gründete die Forschungsgesellschaft für Orientalische Medi-zin und finanzierte selbst die Herausgabe des „Oriental Medical Journal“ (TohoIgaku). Diese Fachzeitschrift wurde zum Forum des Ideenaustausches zwischenden verschiedenen Praktikern der traditionellen Medizin. Im Jahr 1937 bot Komai Takeyama Shinichiro den Posten des Chefherausgebersdes „Oriental Medical Journal“ an. Takeyama war Reporter für eine große Zeitungin Osaka gewesen, bis er schwer erkrankte. Von Seiten der westlichen Medizinkonnte ihm nicht geholfen werden, doch mit Hilfe der Kräutermedizin erlangte erseine Gesundheit wieder. Da er sich von Natur aus dem gesellschaftlichen Enga-gement verschrieben hatte, beschloss er auf der Stelle, dass die traditionelle Medi-zin eine Sache sei, für die es sich zu kämpfen lohne. Komais Organisation hatteihren Sitz in Osaka, doch Komai wollte den Hauptsitz in die Hauptstadt Tokio verlegen. Folglich überredete er Takeyama, seine Kräfte mit denen Yanagiyas zuvereinen, der in Tokio die Leitung der dort befindlichen Niederlassung der For-schungsgesellschaft für Orientalische Medizin hatte. So gelangte Takeyamaschließlich in den Einflussbereich Yanagiyas und schrieb sich die Sache der klassi-schen Akupunktur auf seine Fahne, wobei er letztlich selbst Akupunkteur wurde.Neben seinem Schreibtalent war Takeyama auch ein charismatischer Organisator.Er war Hauptverantwortlicher für die Schaffung des entsprechenden Rahmens, umein klassisches Akupunktursystem einführen zu können. Hierzu motivierte er dieentscheidenden Mitglieder, sich der Entwicklung einer neuen Behandlungsmetho-de zu verschreiben. Im Jahr 1939 gründete unter der Direktion von Takeyama eine Gruppe ausgesuch-ter Akupunkteure, angeführt von Okabe und Inoue, eine Gesellschaft, die intensivdas Studium der Klassiker betreiben sollte. Ihre Absichten gingen darüber hinaus,lediglich den Status der traditionellen Medizin in Japan wiederherzustellen. Ihr Ziellag vielmehr darin, einen neuen, praktikablen Ansatz in der Akupunktur zu ent-wickeln, der fest in der klassischen Tradition stehen sollte. Die gemeinsame,fruchtbare Arbeit von Okabe und Inoue wurde schließlich, wie das gesamte Lebenaller Japaner, durch die dunklen Wolken des zweiten Weltkrieges überschattet. Diebeiden Akupunkteure hatten sich eng an die Akupunkturprinzipien gehalten, die im„Nan Jing“ („Klassiker der Schwierigkeiten“) formuliert worden waren, um ein klas-sisches Behandlungssystem zu entwickeln, wie es niemals zuvor so klar definiert

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Einführung in die Meridiantherapie

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worden war, und dies zu einer Zeit, als sich die meisten Akupunkteure damit zufrie-den gaben, eine willkürlich vorgenommene Auswahl von Punkten ohne jegliche zuGrunde liegende Diagnose zu nadeln. Die einzige Methode, die von den meistenAkupunkteuren befolgt wurde, war die Stimulation von ,(druck)empfindlichenPunkten’ oder von bestimmten anderen Punkten, die man bei speziellen Sympto-men für wirksam hielt. Okabe und Inoue formulierten gemeinsam mit ihren Kollegen ein praktikables undschlüssiges Behandlungssystem, das den Geist der therapeutischen Prinzipien,wie sie im „Klassiker der Schwierigkeiten“ formuliert worden waren, verkörperte.Sie bezeichneten dieses System als „Meridiantherapie“, da es den Meridianenwieder den ihnen zustehenden Rang als zentralem Ansatzpunkt der Akupunktureinräumte. Die vier Untersuchungsmethoden behielten in der Meridiantherapiedurchaus ihre Bedeutung, besonderen Wert legte man jedoch auf die Sechs-Po-sitionen-Pulsdiagnostik, um das für die Behandlung entscheidende Muster zuidentifizieren. Den ersten Teil der Behandlung bezeichnete man als „Wurzel“-Be-handlung. Dies beinhaltete die Tonisierung und Dispergierung von den fünf Wand-lungsphasen zugeordneten Punkten an den Extremitäten, um das Qi in den Meri-dianen ins Gleichgewicht zu bringen. Nach dieser auf die Meridiane gerichtetenausgleichenden Behandlung ging man zur symptomorientierten, die Beschwerdenlindernden Behandlung über. Die Meridiantherapie war primär auf die einer Erkran-kung zu Grunde liegende Ursache ausgerichtet oder auf Fülle- oder Leere-Zustän-de in den Meridianen, erst danach wurden die Symptome angegangen.Dieses neue Akupunktursystem, das sozusagen aus den Klassikern destilliert wor-den war, stellte die vorrangige Rolle der Meridiane in der japanischen Akupunkturwieder her und war in der Lage, für viele Therapeuten, die bisher praktikable Richt-linien für die Punktauswahl vermisst hatten, eine Lücke zu füllen. Ein vollkommenneues System war die Meridiantherapie sicherlich nicht, da sie auf in den Klassi-kern formulierte Prinzipien zurückgriff. Ebenso wenig war sie ausschließlich vonOkabe und Inoue entworfen worden. Sie waren von Yanagiyas Vision inspiriert wor-den und Takeyama hatte jeden Schritt ihrer Arbeit ermutigend begleitet und unter-stützt. Zudem war die Arbeit von Okabe und Inoue von zahlreichen gleichgesinntenTherapeuten unterstützt worden, indem sie ihre Schlussfolgerungen einer prakti-schen Überprüfung unterzogen. Ironie des Schicksals war allerdings, dass diegroße Illusion des japanischen Reiches gerade zu dem Zeitpunkt am Zusammen-brechen war, als in den 40er Jahren die Fundamente für die Meridiantherapiegesetzt wurden: Japan wurde von einem Alptraum von Tod und Zerstörung heim-gesucht. Selbst als Tokio durch allnächtliche Bombenangriffe dem Erdboden gleichgemacht wurde, fuhr eine trotzige Gruppe von traditionellen Akupunkteuren fort,ihre Treffen in der Stadt abzuhalten, um ihr System weiterzuentwickeln. Der unver-meidliche Fall des japanischen Reiches kam im Sommer 1945, und die Begründerder Meridiantherapie waren, getrieben von dem glühenden Verlangen, die traditio-nelle Akupunktur wiederzubeleben, die Ersten, die sich aus der Verwüstung erho-ben und ihre Landsleute dabei unterstützten, ein neues Leben aufzubauen.

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Der Ursprung der Meridiantherapie

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Keiner dieser Akupunkteure wird geahnt haben, dass die neue Regierung, d. h. dieBesatzungstruppen der USA, ihren Berufsstand in die bisher größte Gefahr seitihrem Bestehen bringen würde. Nach dem Krieg wurden der japanischen Gesell-schaft zahlreiche radikale Reformen auferlegt, einschließlich der Entmilitarisierungund der Landreform. Zu diesen Veränderungen gehörte der Versuch der vonGeneral Douglas McArthur geführten Besatzungsregierung, Akupunktur undMoxibustion, die man für unwissenschaftlich und unhygienisch hielt, insgesamt zuverbannen. Hierauf folgte ein Aufschrei aus den Kreisen der traditionellen Medizin.Sämtliche Differenzen wurden vorerst beigelegt, Therapeuten verschiedensterRichtungen taten sich zusammen, um ihr Recht zur Berufsausübung zu verteidi-gen. Diese Bewegung konnte die Unterstützung einiger Ärzte gewinnen, die Ver-ständnis oder zumindest Interesse für die traditionelle Medizin aufbrachten. Nachlangwierigem juristischen Streit wurde im Jahr 1948 ein Gesetz verabschiedet,welches das Recht, traditionelle Formen der Medizin zu praktizieren, garantierte. Nach der Überwindung dieser Krise flammten die Konflikte zwischen traditionellenAkupunkteuren und denjenigen, die einen modernen Ansatz verfolgten, wieder auf,die Debatte über die Zukunft der japanischen Akupunktur wurde so heiß geführtwie niemals zuvor. Durch die Besatzungskräfte wurde das Land von westlichenEinflüssen überflutet. Gleichzeitig wandte sich die Mehrheit der Akupunkteure derMöglichkeit zu, die Akupunktur als ein neues therapeutisches Werkzeug im Kon-text einer westlich geprägten Medizin weiterzuentwickeln. Wer Meridiantherapiepraktizierte, musste hart um die breitere Anerkennung seines Ansatzes in denmedizinischen Berufen kämpfen. Doch letztendlich schaffte man es nicht, die Vor-behalte der naturwissenschaftlichen Medizin gegenüber der Existenz eines Meri-diansystems niederzureißen. Vermutlich hatte man zuviel erwartet, wenn man voneinem westlich ausgebildeten Arzt verlangte, ein System, das sich auf die Zirkula-tion des Qi gründet, zu akzeptieren. Ebenso unsinnig war es natürlich, von traditio-nellen Akupunkteuren zu verlangen, in Tausenden von Jahren gewonnene Erfahr-ungen zu ignorieren und sich von den Prinzipien und Konzepten der Klassikerabzuwenden. Der Umfang an Forschungsarbeiten über die Akupunkturpunkte undihre Beziehungen zu den Erkrankungen war noch vollkommen unzureichend, zu-dem waren sie zu weit entfernt von der in der klinischen Praxis erfahrbaren Rea-lität; im Grunde hatte die wissenschaftliche Forschung bisher wenig Erkenntnisseerbracht, die in die Praxis umzusetzen gewesen wären. Kein neues Behandlungs-system war bisher aus diesen Forschungen entstanden. Dem praktisch Tätigenblieb nichts weiter übrig, als „(druck)empfindliche“ und andere Punkte, denen maneine spezifische Wirkung bei bestimmten Erkrankungen zuschrieb, zu stimulieren.Zudem war es ihnen weder gestattet, noch waren sie dazu ausgebildet, bezüglicheiner Erkrankung eine Diagnose zu stellen, sodass die Akupunkteure vollkommenvon schulmedizinischen Ärzten abhängig waren. Letztendlich hatten Takeyama und seine Kollegen, die Meridiantherapie praktizier-ten, jegliche Hoffnung verloren, auf dem politischen Sektor irgend etwas bewegenzu können. Stattdessen widmeten sie ihre gesamten Energien der Konsolidierung

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Einführung in die Meridiantherapie

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ihrer Organisation und der Ausbildung versierter Therapeuten. Somit hatten dieje-nigen Akupunkteure, die den neuen naturwissenschaftlichen Ansatz befürworte-ten, auf politischer Ebene die Oberhand gewonnen, sie waren es auch, die neueStandards bei den Ausbildungs- und Prüfungsrichtlinien setzten. Den Kenntnissenin westlicher Physiologie und Pathologie wurde ein größerer Stellenwert einge-räumt als den traditionellen Konzepten. Ein durchschnittlicher Student lernte nurwenig über traditionelle Diagnostik und Behandlung. Die Ausbildung der traditio-nellen Akupunkteure lief im Grunde weiter wie bisher, die Studenten gingen beiversierten Meistern in die Lehre, nachdem sie erst einmal ihre Lizenz erworben hat-ten. Im Laufe der Zeit stieg die Zahl der Meridiantherapie praktizierenden Thera-peuten etwas, jedoch nicht substanziell im Vergleich mit der Zahl der Anhängerdes naturwissenschaftlichen Ansatzes. Auch heute noch stellen die Therapeuten der Meridiantherapie nur eine Minderheitim Kreis der japanischen Akupunkteure dar, nichtsdestotrotz sind sie eine nicht zuunterschätzende Kraft. Infolge der Aktivitäten der Japan Meridian Therapy Asso-ciation (Japanische Gesellschaft für Meridiantherapie) haben japanische Akupunk-teure nun zumindest die Möglichkeit, den traditionellen Ansatz zu studieren und zupraktizieren. In den vergangenen Jahren war zunehmende Unzufriedenheit mit demreduktionistischen Ansatz der westlichen Medizin aufgekommen. Zudem hatte derEinfluss der tradionellen chinesischen Medizin zugenommen. Somit ist auch dasInteresse an der Meridiantherapie gewachsen als einem klassischen japanischenAnsatz, der seinen Wert in der heutigen Zeit unter Beweis stellen konnte.

Mein eigener Weg zur Meridiantherapie

Mein Lehrer, Meister Miura Nagahiko, inspirierte mich dazu, Akupunkteur zu wer-den. Er praktizierte zwar keine Meridiantherapie, nichtsdestoweniger war er einaußerordentlich begabter Akupunkteur. Aus Ohita im südlichen Japan stammend,wuchs er vier Meilen von dem Ort entfernt auf, in dem ich geboren wurde. MeisterMiura war hochintelligent und nachdem er die Ohita Teacher’s School (eine Artpädagogische Hochschule) mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, besuchte erdie Advanced Teacher’s School in Hiroshima. Schließlich wurde er Direktor einerkleinen Mittelschule, doch er war zu sehr Freigeist, um sich auf Dauer in einer klei-nen Landschule niederzulassen. Nach einigen Jahren beendete er seine Karriereim Erziehungswesen, um die juristische Fakultät an der Universität Tokio zu besu-chen. Er wurde Rechtsanwalt, was im Vorkriegs-Japan ein besonderer und privile-gierter Berufsstand war.Meister Miuras Arbeitswut wurde ihm zum Verhängnis: Gerade, als er seine neueKarriere begonnen hatte, erkrankte er an Tuberkulose, sein Zustand verschlechtertesich zusehends. Nachdem sein heftiger von Hämoptoe begleiteter Husten, den ernun schon zwei Monate lang zu erdulden hatte, durch eine einmalige Moxabehand-lung gelindert wurde, begann er sich für Akupunktur und Moxibustion zu interessie-

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Mein eigener Weg zur Meridiantherapie

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ren. Sobald er genesen war, trat er in die Akupunkturschule von Yanagiya Sorei ein.Da sie ungefähr gleichaltrig und von ähnlichem Temperament waren, freundete sichMeister Miura bald mit Yanagiya an. Obwohl er Yanagiya sehr nahe stand und seineÜberzeugungskraft bewunderte, so verstand er doch niemals die Notwendigkeit,ein auf den Klassikern beruhendes Akupunktursystem zu entwickeln. Im Jahr 1937 bekam Meister Miura seine Akupunkturlizenz und eröffnete in Tokioeine Praxis. Da er den von Yanagiya so geschätzten klassischen Ansatz nichtnachvollziehen konnte, praktizierte er eine Akupunktur im Stile von Sawada, dersich damals ziemlicher Beliebtheit erfreute. Meister Miura war fasziniert von denAkupunkturtechniken, die in Sawadas Schule gelehrt wurden. Soweit ich micherinnern kann, studierte und praktizierte er weitgehend die Methoden von ShirotaBunshi, Sawadas herausragendstem Schüler. Meister Miuras Lieblingslehrbuch mitdem Titel „Shinkyu Chiryu Kisogaku“ (Basisstudium der Akupunkturbehandlung)war von Shirota verfasst worden. Jede Seite des Exemplares, mit dem Miura arbei-tete, war mit rotem Tintenstift markiert, um wichtige Passagen hervorzuheben. DieMethoden meines Lehrers basierten also auf dem von Sawada entwickelten Her-angehen an die Akupunktur.Als Japan im Kriegsjahr 1944 in die Defensive geriet, wurde das Leben in Tokiowegen der Bombenangriffe zunehmend gefährlicher, sodass Meister Miura wiedernach Ohita umsiedelte. Bald nach seiner Rückehr freundete sich mein Vater mit ihman, und sowohl mein Vater als auch meine Mutter wurden von ihm regelmäßig mitAkupunktur behandelt. Trotz meiner frühen Jugend geriet ich damals durch eineglückliche Fügung und eine Reihe seltsamster Umstände unter die Fittiche MeisterMiuras. Zu dieser Zeit gab es für einen jungen Mann nur einen ehrenhaften Weg, derEinberufung zum Militär zu entgehen: Man musste ausgezeichnete Noten vorweisenund eine sehr schwierige Prüfung für die Lehrerausbildung absolvieren. Meine Elternwünschten sich sehr, dass ich Lehrer werden sollte, da ich ihr einziger Sohn war.Meister Miura war so freundlich, mir seine Hilfe anzubieten, sodass ich jeden Tag inseine Wohnung ging, um unterrichtet zu werden. Bis dahin hatte ich für das Lernenwenig Interesse gezeigt, doch Meister Miuras pädagogischer Enthusiasmus brachtemich bald dazu, selbstständig weiterzulernen. Er hatte eine ganz besondere Art, dieverschiedensten Themen interessant darzustellen. Zum ersten Mal in meinem Lebenlas ich mit Genuss, schließlich verschlang ich die Bücher regelrecht.Angesichts der bevorstehenden Niederlage begann für Japan eine schwierige undverzweifelte Zeit. Überall fehlte es an Nahrung und Versorgungsgütern. Trotz, odervielleicht wegen dieser unguten Zustände vergrub ich mich vollkommen in das Stu-dium meiner Bücher. Doch diese Anstrengungen waren anscheinend zu viel fürmeine schwächliche Konstitution, sodass ich schließlich schwer krank wurde.Nachdem ich einige andere Erkrankungen hinter mich gebracht hatte, lag ichschließlich mit Lungentuberkulose darnieder, die in Japan gegen Kriegsendegrassierte. Ich hatte noch das Glück, von Meister Miura behandelt zu werden, dochaufgrund der schlechten Ernährungssituation verschlechterte sich mein Zustandzusehends. Eine Zeit lang war es nicht sicher, ob ich überleben würde, doch

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Einführung in die Meridiantherapie

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Meister Miura gab nicht auf. Er wurde nicht müde, mich weiterzubehandeln, undschließlich begann sich mein Zustand allmählich zu verbessern. Damals beschlossich, dass ich, ganz wie mein Meister Miura, Akupunkteur werden wollte, sofern ichüberlebte. Durch Meister Miuras Behandlung genas ich schließlich vollkommen,danach gab es für mich keinen Zweifel mehr an meiner Berufung zur Akupunktur.Nachdem ich meine Ausbildung an der höheren Schule abgeschlossen hatte,besuchte ich die lokale Akupunkturschule, um dort meine Akupunkturlizenz zuerlangen. Schon als Student der Akupunktur begann ich mich für die klassischenAnsätze in der Akupunktur zu interessieren, doch Meister Miura war der Meinung,dass sich die Meridiantherapie kaum als praktischer Ansatz in der Akupunktureigne, obwohl auch er sich der Faszination der Theorie nicht ganz entziehenkonnte. Im Jahre 1949 erschien das erste Lehrbuch über die Meridiantherapie mitdem Titel „Keiraku Chiryo Kowa“ (Abhandlung über die Meridiantherapie). MeisterMiura schlug mir vor, das Buch gewissermaßen als Nachschlagewerk zu lesen,was ich in den folgenden Jahren auch mehrfach tat. Es fiel mir zwar nicht allzuschwer, den generellen Ansatz, wie er in dem Buch dargestellt war, zu erfassen,doch jeder Versuch, selbst eine Pulsdiagnose zu erstellen, scheiterte. Nichtsdes-totrotz bestach mich die Einfachheit und Schönheit der diesem Ansatz innewoh-nenden Logik. Was könnte verlockender sein als die Möglichkeit, alles über denPatienten aus der Untersuchung des Pulses zu erfahren?Ich versuchte also Wege zu finden, um mir die Technik der Pulsdiagnostik anzueig-nen. Meister Miura versuchte mich davon abzubringen, seiner Meinung nach wardie Pulsdiagnostik kein gangbarer Weg. Außerdem war die Meridiantherapie in sei-nen Augen schlichtweg nicht praktikabel, weil die Nadelung distaler Punkte zugroße Schmerzen bereite. Obwohl ich den Standpunkt meines Lehrers durchausnachvollziehen konnte, so fragte ich mich dennoch, warum seit Jahrhunderten soviele Bücher über die Pulsdiagnose geschrieben worden waren. Außerdem gab esnicht wenige Akupunkteure, die scheinbar mit Erfolg die Meridiantherapie betrie-ben. Wenn das alles so absurd war, warum sollte dann ein Akupunkteur, der nocheinen Rest an Selbstachtung besaß, ein Buch über dieses Thema schreiben, umsich damit für alle Zeiten zu disqualifizieren. Nachdem ich bereits zehn Jahre lang Akupunktur praktiziert hatte, traute ich michnahezu an jede Krankheit heran. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass in meinenBehandlungen noch etwas fehle, und dass ich vielleicht noch einen Versuch mitder Meridiantherapie machen sollte. Irgendetwas musste doch an diesem klassi-schen Ansatz sein, andernfalls würden kaum zahlreiche intelligente Therapeutenihren Ruf und ihren Lebensunterhalt riskieren, indem sie sich diesem System wid-meten. Der einzige Weg, hier weiterzukommen, bestand darin, den Ansatz auseigener Anschauung kennen zu lernen. Im ersten Schritt eines traditionellen Ansat-zes geht es darum, zu lernen, der Methode vertrauensvoll und vorurteilsfrei zufolgen. Entgegen den Einwänden meines Lehrers beschloss ich, im Laufe dernächsten zehn Jahre die Meridiantherapie ernsthaft zu studieren, um selbst zusehen, ob sie funktioniert.

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Mein eigener Weg zur Meridiantherapie

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Beim Versuch, die Meridiantherapie auf eigene Faust zu erlernen, stieß ich immerwieder auf das gleiche Hindernis: die Pulsdiagnose, bzw. die Bestimmung desgrundlegenden Musters der Qi-Dysbalance mittels der Pulstastung. Aus diesemGrunde begann ich die jährlichen Sommerseminare über Meridiantherapie zubesuchen. Zu der Zeit, als ich das erste Seminar besuchte, litt ich gerade anchronischen Blähungen im Unterbauch. Eine medizinische Untersuchung warohne Befund gewesen, doch wenn die Blähungen stärker wurden, hatte ich solcheBeschwerden, dass ich nicht mehr essen konnte. Das Problem beunruhigte michzunehmend, zumal keine Besserung eintrat, obwohl ich mich selbst bereits anUnterbauch und Rücken genadelt hatte. Im Verlauf des praktischen Teiles unseresSeminars untersuchte unser Ausbilder nur kurz meinen Puls und erklärte prompt,dass ich an einer Nieren-Leere leide. Er hatte lediglich meinen Puls getastet, ichselbst hatte ihm bis dahin kein Wort über meinen Zustand erzählt. Da dieser Aus-bilder nur die Technik der Pulsdiagnostik unterrichten sollte, erfolgte zu diesemZeitpunkt keine Behandlung. Nun wollte ich natürlich wissen, ob diese Diagnose zutraf und ob eine entspre-chende Behandlung wirken würde. Ich nadelte also den Haupttonisierungspunktfür die Niere, Ni 7, auf beiden Seiten und wartete, was passieren würde. DasErgebnis übertraf meine kühnsten Erwartungen. Innerhalb weniger Minuten hattendie Blähungen im Unterbauch, die mir solche Beschwerden bereiteten, deutlichabgenommen, so als ob die Luft aus einem Ballon entwichen sei. Nach einigenweiteren Minuten waren die Blähungen spurlos verschwunden, mein Unterbauchfühlte sich leer an und war sogar etwas eingezogen. Die Meridiantherapie schienalso tatsächlich zu funktionieren! Auf der Stelle schwor ich mir, dass ich, koste eswas es wolle, die Pulsdiagnostik erlernen würde. Seit diesem Zeitpunkt habe ichkontinuierlich darum gerungen, die Pulsdiagnostik in meine praktische Arbeit zuintegrieren.Lange Zeit konnte sich Meister Miura nur schwer damit abfinden, dass ich michmit der Meridiantherapie beschäftigte. Ungefähr fünf Jahre vor seinem Tode gab erschließlich nach und mit folgenden Worten seinen Segen: „Verfolge den von direingeschlagenen Weg weiter und werde ein Meister der Meridiantherapie.“ MeinLehrer hatte einen sehr eigenen Charakter, und in vielen Dingen vertraten wirgegensätzliche Standpunkte. Als Yang-Typ liebte er Wein, Frauen und das Lernen,ich hingegen bin eher ein Yin-Typ, ich teile zwar meines Meisters Liebe zum Ler-nen, doch seine Leidenschaft und Energie fehlen mir weitgehend. Um so interes-santer ist es, dass ich schließlich, genauso wie mein Lehrer, zu einem ganz ande-ren Akupunkturstil gelangte als demjenigen, in dem ich ursprünglich ausgebildetworden war.Die Frage, ob die Meridiantherapie tatsächlich funktioniert, soll in diesem Buchnoch umfassender beantwortet werden. Es brauchte viele Jahre anhaltenderBemühungen, bis ich schließlich von ihrer Wirksamkeit vollkommen überzeugtwar. Meine Sensibilität und mein Tastsinn liegen weit unter dem Durchschnitt,zudem lerne ich eher langsam. Andere Akupunkteure, die mit mir zusammen die

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Einführung in die Meridiantherapie

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2. Auflage 2019, Hardcover, 336 Seiten, ISBN 978-3-96474-206-3

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Die Meridiantherapie ist eine Stilrichtung innerhalb der japanischen Akupunktur, die durch folgende Merkmale charakterisiert ist: • Den Klassikern wird ein hoher Stellenwert eingeräumt• zur Behandlung der Wurzel einer Erkrankung werden

die Fünf-Elemente-Punkte verwendet und• zur Diagnosestellung und Punktlokalisation wird

den palpatorischen Fähigkeiten ein besonderer Stellenwert zugeordnet.

Das Werk „Einführung in die Meridiantherapie“ zeich-net sich durch die Klarheit und Einfachheit seines Stils aus, wobei es in Japan als Einführung in diesen Themenbereich die größte Anerkennung genießt. Die theoretischen und historischen Grundlagen, das dia-gnostische Konzept und die Behandlungsstrategien der Meridiantherapie werden ausführlichst behandelt. Der Autor führt uns Schritt für Schritt in die Puls- und Bauchdeckendiagnostik ein, und er zeigt Wege auf, wie die Konzepte und Techniken der Meridiantherapie in andere Stilrichtungen der Akupunktur einzubauen sind. Eingestreut in den Text sind Fallbeispiele und Anekdoten aus dem Erfahrungsschatz des Autors.

Im Jahre 1987 erhielt Dr. Shudo Denmei für dieses Buch den Manaka-Preis, der vom „Journal of Japanese Acupuncture and Moxibustion“ verliehen wird. Das Werk wurde als herausragender Beitrag zum Fortschritt in der Akupunktur gewürdigt.

Dr. Shudo Denmei

wurde 1932 in Ohita /

Japan geboren. Als

Kind erkrankte er an

Lungentuberkulose,

wurde jedoch durch

Akupunktur und

Moxibustion geheilt.

Später ging er bei

seinem Lebensretter

Miura Nagahiko in die

Lehre, der ihn in der

Akupunkturrichtung

Sawada ausbildete.

1968 begann Shudo

die Konzepte der

Meridiantherapie

zu studieren und in

seiner Praxis anzu-

wenden.

Dr. Shudo Denmei

erhielt im Jahr 2010

vom Kaiser von Japan

den Orden der aufge-

henden Sonne (Gold

und Silber).

www.ml-buchverlag.de 9 783964 742063