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48 Frühes Deutsch 20/2010 Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste Catherine McAuliffe, Gina McQuaid, Sigbert Josef Rützel Halloween in Irland Traditionen und didaktische Ideen Seit einigen Jahren wird auch in Deutschland am Abend des 31. Oktober das Fest Halloween begangen. Ursprünglich wur- de Halloween vor allem in Irland gefeiert und kam durch die irischen Einwanderer in die USA, wo es sich zu einem wich- tigen Volksfest entwickelte. Wir stellen einige Traditionen vor, die in Irland mit Halloween verbunden sind. Und wir berichten, was im Zusammenhang mit diesem Fest in irischen Grundschulen passiert. Die Ursprünge von Halloween Púca! Púca! Ní tusa an púca! Geist, Geist, du bist nicht der Geist, Tusa Seáinín Beag Ó Laoi! du bist der kleine Sean Lee, Seo í an oíche, Oíche Shamhna heut’ ist die Nacht, Halloweennacht, A bhíonn tú ag súgradh aon, dó, trí, wo du eins, zwei, drei spielst. Aon, dó, trí. … Eins, zwei, drei Dieses bekannte Halloweengedicht in irischer Sprache fasst die Atmosphäre schauriger Aufregung perfekt zusammen, die jedes Jahr am 31. Oktober die Feiern zu Halloween in Irland begleitet. Dieses Datum markierte im keltischen Kalender den letzten Tag des Sommers und der Ernte. Und es kündigte den Winter an. Eine Zeit synonym mit dem Tod. Die Kelten glaubten, dass in dieser Zeit Gespenster und Geister den Be- reich der Menschen betraten und sich unter die Bevölkerung mischten. Es gibt allerdings auch Wissenschaftler, die bezweifeln, dass Halloween keltische Wurzeln hat. Nach ihrer Meinung leitet sich der Name Halloween von All Hallows’ Even (Allerhei- ligenabend) ab. Deswegen sehen sie die Bräuche an diesem Abend im Zusammenhang mit dem christlichen Fest Allerhei- ligen, das am folgenden Tag begangen wird. Woher aber auch immer es stammt: Es steht fest, dass Halloween ein sehr altes irisches Fest ist. Wie wird gefeiert? An diesem Abend werden große Feuer angezündet, um böse Geister abzuwehren (ähnlich wie in der Walpurgisnacht, die in Teilen Deutschlands in der Nacht zum 1. Mai begangen wird). Seit einigen Jahren gibt es außerdem oft Feuerwerke. Kinder und Erwachsene verkleiden sich mit gruseligen Kostümen (ähnlich wie beim Karneval in Deutschland). Halloween wurde in den letzten Jahren sehr amerikanisiert. So stammt der Brauch „trick or treat“ („Süßes oder Saures“) aus den USA. Kinder klopfen an die Türen und bitten um Süßigkeiten. Bekommen sie nichts, drohen sie, Streiche zu spielen. Außerdem gibt es bis heute traditionelle Spiele und Speisen. All diese Bräuche kennzeichnen diese besondere Nacht im irischen Kalender. Schaurige Fantasiegebilde zu Halloween

Sigbert Josef Rützel Halloween in Irland – Traditionen und ... · 48 Frühes Deutsch 20/2010 Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste Catherine McAuliffe, Gina

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48 Frühes Deutsch 20/2010

Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste

Catherine McAuliffe, Gina McQuaid, Sigbert Josef Rützel

Halloween in Irland – Traditionen und didaktische IdeenSeit einigen Jahren wird auch in Deutschland am Abend des 31. Oktober das Fest Halloween begangen. Ursprünglich wur-de Halloween vor allem in Irland gefeiert und kam durch die irischen Einwanderer in die USA, wo es sich zu einem wich-tigen Volksfest entwickelte.

Wir stellen einige Traditionen vor, die in Irland mit Halloween verbunden sind. Und wir berichten, was im Zusammenhang mit diesem Fest in irischen Grundschulen passiert.

Die Ursprünge von Halloween

Púca! Púca! Ní tusa an púca! Geist, Geist, du bist nicht der Geist,

Tusa Seáinín Beag Ó Laoi! du bist der kleine Sean Lee,

Seo í an oíche, Oíche Shamhna heut’ ist die Nacht, Halloweennacht,

A bhíonn tú ag súgradh aon, dó, trí, wo du eins, zwei, drei spielst.

Aon, dó, trí. … Eins, zwei, drei

Dieses bekannte Halloweengedicht in irischer Sprache fasst die Atmosphäre schauriger Aufregung perfekt zusammen, die jedes Jahr am 31. Oktober die Feiern zu Halloween in Irland begleitet. Dieses Datum markierte im keltischen Kalender den letzten Tag des Sommers und der Ernte. Und es kündigte den Winter an. Eine Zeit synonym mit dem Tod. Die Kelten glaubten, dass in dieser Zeit Gespenster und Geister den Be-reich der Menschen betraten und sich unter die Bevölkerung mischten.

Es gibt allerdings auch Wissenschaftler, die bezweifeln, dass Halloween keltische Wurzeln hat. Nach ihrer Meinung leitet sich der Name Halloween von All Hallows’ Even (Allerhei-ligenabend) ab. Deswegen sehen sie die Bräuche an diesem Abend im Zusammenhang mit dem christlichen Fest Allerhei-ligen, das am folgenden Tag begangen wird. Woher aber auch immer es stammt: Es steht fest, dass Halloween ein sehr altes irisches Fest ist.

Wie wird gefeiert?

An diesem Abend werden große Feuer angezündet, um böse Geister abzuwehren (ähnlich wie in der Walpurgisnacht, die in Teilen Deutschlands in der Nacht zum 1. Mai begangen wird).

Seit einigen Jahren gibt es außerdem oft Feuerwerke. Kinder und Erwachsene verkleiden sich mit gruseligen Kostümen (ähnlich wie beim Karneval in Deutschland).

Halloween wurde in den letzten Jahren sehr amerikanisiert. So stammt der Brauch „trick or treat“ („Süßes oder Saures“) aus den USA. Kinder klopfen an die Türen und bitten um Süßigkeiten. Bekommen sie nichts, drohen sie, Streiche zu spielen. Außerdem gibt es bis heute traditionelle Spiele und Speisen. All diese Bräuche kennzeichnen diese besondere Nacht im irischen Kalender.

Schaurige Fantasiegebilde zu Halloween

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Der Herbst: von Sankt Martin, Karneval und Halloween

„Süßes oder saures“ Lösung:

1. Blut, 2. Friedhof, 3. Geisterhaus, 4. Mitternacht, 5. Knoblauch, 6. Oktober, 7. Irland, 8. Geister, 9. Kürbis, 10. Hexe, 11. Angst, 12. Katze

Das Lösungswort heißt „trickortreat“.

© Fitzon-Rudnicka, vgl. Pinnwand, S. 61

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50 Frühes Deutsch 20/2010

Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste

Traditionen

Eine traditionelle Speise, die an Oíche Shamna (Halloween-Nacht) gegessen wird, ist „Báirín Breac“ bzw. „Barm Brack“. Das ist ein besonderer Früchtekuchen. Beim Zubereiten des Kuchens wird ein Ring in den Teig gegeben und mitge backen. Wenn die Familie sich hinsetzt, um den Kuchen zu essen, herrscht große Aufregung: Wer wird den Ring in seinem Stück Kuchen bekommen? Der Brauch sagt nämlich, dass die Person, die den Kuchen mit dem Ring bekommt, noch vor dem Ende des Jahres heiraten wird. Diese Überlieferung ist die Variation eines älteren Brauches. Bei diesem wurden an-dere Gegenstände, zum Beispiel eine Münze und ein Stück Stoff, in den Kuchenteig gegeben. Es war eine Form der Wahr-sagerei. Die Münze bedeutete Wohlstand und das Stück Stoff weniger erfolgreiche Aussichten.

Jack-O’Laternen sind weltweit synonym mit Halloween ge-worden. In der irischen Tradition wurden Steckrüben genom-men und gruselige Gesichter in sie geschnitzt. Dann wurde eine Kerze angezündet und in die ausgehöhlte Steckrübe ge-stellt. Die geschnitzten Gesichtszüge wurden beleuchtet und so die bösen Geister in dieser gruseligsten aller Nächte abge-wehrt. Dieser Brauch überlebte bis in die Gegenwart, und die meisten Häuser werden eine solche Laterne an Oíche Sham-na (Halloween-Nacht) im Fenster haben.

„Bobbing“ nach Äpfeln ist ein sehr bekanntes Spiel an Oíche Shamna (Halloween-Nacht). Eine Schüssel wird mit Wasser gefüllt, und Äpfel schwimmen darin. Die Spieler müssen nun die Hände auf den Rücken nehmen und nur mit den Zähnen „bobben“, das heißt eintauchen und die Äpfel nur mit den Zähnen nehmen. Wer am schnellsten die meisten Äpfel mit den Zähnen herausnimmt, gewinnt.

Bei einem anderen Spiel werden Äpfel an eine Schnur ge-hängt, und die Spieler müssen, mit den Händen auf dem Rücken, versuchen, Stücke aus einem Apfel zu beißen. Wer seinen Apfel zuerst aufisst, hat gewonnen.

Halloween in irischen PrimarschulenDas Thema Halloween ist im Monat Oktober in viele Fächer der irischen Primarschulen integriert. Die Lehrer unterneh-men mit den Schülern viele Aktivitäten dazu und machen sich dabei den Enthusiasmus ihrer Schüler während dieser Zeit zunutze.

Auf S. 51 finden Sie einige Ideen und nützliche Weblinks, wie man das Thema Halloween mit dem DaF-Unterricht ver-

binden kann, um die kommunikative Kompetenz, das inter-kulturelle Bewusstsein und die Sprachfertigkeiten der Schüler zu entwickeln.

Lese- und Schreibfähigkeit

■■ Geistergeschichten und -gedichte lesen.■■ Kreatives Schreiben:

■■ Eigene Geistergeschichten schreiben. ■■ Gedichte zu diesem Thema schreiben. Wenn die Schü-ler schon genügend Vokabeln kennen, können sie auch Gedichte mit einem Akrostichon (Anfangsbuchstaben ergeben ein Wort oder einen Satz) schreiben. Das ist auch eine gute Gelegenheit, mit dem Wörterbuch zu arbeiten.

■■ Eigene Zaubersprüche erfinden.

Darstellende Künste

■■ Ein Kostüm entwerfen.■■ Ein Kürbisgesicht zeichnen.■■ Eine Halloweenmaske entwerfen und herstellen.■■ Musik aus gruseligen Filmen anhören und darauf reagie-

ren. Die Schüler könnten dazu folgende Fragen beantwor-ten: ■■ Ist die Musik langsam, schnell, laut, sanft etc.? ■■ Macht die Musik dich glücklich, traurig, böse, ängst-lich?

■■ An welche Farben denkst du, wenn du diese Musik hörst?

Geschichte: Traditionen zu Hause und anderswo

■■ Projektarbeit: Vergleichen und Kontrastieren dieses Fes-tes mit ähnlichen Festen in anderen Ländern.

■■ Mit Photostory 3 (einer Computer-Software) eine Ge-schichte über Halloweentraditionen erstellen.

Hexen scheinen ein zentrale Rolle zu spielen …

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51Frühes Deutsch 20/2010

Der Herbst: von Sankt Martin, Karneval und Halloween

Praktisches für den Fremdsprachen-unterricht

■■ Entwickeln Sie das Thema Kleidung, indem Sie eine Mo-denschau mit Halloween-Kostümen abhalten.

■■ Integrieren Sie das Fach Sport in den Fremdsprachenun-terricht, indem Sie für Halloween typische Spiele spielen (siehe oben).

■■ Entwickeln Sie das Thema Essen, indem Sie eine Kostpro-be mit typischem Halloween-Essen veranstalten.

Oíche Shamhna Shona Daoibh ! (Ihnen allen ein schönes Halloween!)

Links

Halloween: Aktivitäten im Klassenraumwww.seomraranga.com/halloween.htmwww.eslkidstuff.com/HalloweenGames.htm

Halloween: Materialien für den Klassenraumhttp://mlpsi.ie/index.php?option=com_content&task=view&id=171

© Fitzon-Rudnicka, vgl. Pinnwand, S. 61