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16 rhw management 1·2013
Sind Sie sicher?
Arbeitssicherheit und Gesundheits-schutz sind große Themen. Manch-mal sind wir ihnen auch fast ein we-nig überdrüssig. Wozu dieser ganze Auf-wand? Bei der Arbeitssicherheit geht es umden Schutz der Arbeitenden. Als Arbeits-schutz, bzw. Arbeiternehmerschutz, wer-den die Maßnahmen, Mittel und Methodenzum Schutz der Beschäftigten vor arbeits-bedingten Sicherheits- und Gesundheits-gefährdungen verstanden. Und wenn Ar-beitskräfte nicht geschützt werden, dannkönnen Unfälle wie der in der Einleitungbeschriebene passieren. Spätestens dannwird wieder klar, warum Arbeitsschutz-maßnahmen so wichtig sind und dass Ar-beitssicherheit alle Beteiligten einbezie-hen muss.
Was kann alles passieren?
Die europäische Agentur für Sicherheitund Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz(EU-OSHA) beschreibt fünf Risikobereichefür Reinigungskräfte:u Biologische Risiken wie zum Beispiel
Infektionen durch Nadelstichverlet-zungen.
u Risiken, die zum Beispiel durch Strah-lung in Räumen der Krebstherapie odergegenüber Desinfektionsmitteln auf-treten können.
u Physische Risiken wie zum Beispieldurch ionisierende Strahlung.
u Ergonomische Risiken wie zum Beispieldurch einseitige Belastungen oder He-ben von schweren Lasten.
u Psychosoziale Risiken, die auch Gewaltund Schichtarbeit beinhalten.Eine Analyse der Unfälle bei Reini-
gungskräften in Deutschland von 2005zeigt, dass 28 Prozent der 12.798 Unfälle,welche Ausfallzeiten zur Folge hatten, aufdas Ausrutschen und Stürzen zurückzu-führen sind. Es gab bei Reinigungskräftenkeine Verkehrsunfälle, keine Unfälle, diesich auf den Kontakt mit gefährlichen Stof-fen zurückführen ließen und ebenfalls kei-ne Elektrounfälle. Der am häufigsten be-troffene Körperteil der gemeldeten Unfäl-le sind mit 21 Prozent die Hände. Am zweit-häufigsten mit 20 Prozent wurden Unfällegemeldet, welche mehrere Körperteile be-trafen. Die Füße waren in 14 Prozent derUnfälle betroffen.
Die häufigsten Folgen der Unfälle ma-chen bei 34 Prozent Prellungen und Quet-schungen aus, mit 19 Prozent folgen Ver-stauchungen und mit 12 Prozent Brüche.
Körperliche, psychische und zeitliche Belastung
Auch die dauernde körperliche undzeitliche Belastung der Reinigungskräftemuss die Vorgesetzten interessieren. „Rei-nigung ist eine schwere körperliche Tätig-
Fachthema
Foto: Vileda Professional, privat
Vor ein paar Wochen lasen wir in den Schlagzeilen der Schwei-zer Zeitungen, dass eine junge Frau bei Reinigungsarbeiten ineinen Schacht gefallen war und um ihr Überleben kämpfenmusste. Dieses Schicksal berührt. Wie konnte dies passieren,was hätten die Verantwortlichen dagegen machen können undwas heißt das für die Reinigungsverantwortlichen im Alltag?Nachfolgend werden Unfallursachen, Risiken und Präventions-maßnahmen in der Gebäudereinigung diskutiert.
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keit“, schreibt das österreichische Bun-desministerium für Arbeit, Soziales undKonsumentenschutz in seiner Einleitungzum Arbeitssicherheitsleitfaden für die Ge-bäudereinigung. Das Arbeiten in ungüns-tiger, oft einseitiger Körperhaltung, das He-ben und Tragen von schweren Lasten, derZeitdruck und vor allem auch der Haut-kontakt mit belastenden Stoffen, heißemWasser, Hitze und Kälte gehören zum All-tag.
Eine Studie von Gather und weiterenAutoren kommt ebenfalls zum Schluss,dass die Arbeit der Unterhaltsreiniger undUnterhaltsreinigerinnen zunehmend phy-sisch und psychisch anstrengender wird.Die Erhöhung der Leistungsvorgaben, diegeringe gesellschaftliche Wertschätzungder Tätigkeit, die Forderung, die Reini-gungsleistungen meist isoliert und un-sichtbar, oft zu Arbeitszeiten außerhalb derBürozeiten auszuführen, werden als Grün-de für die steigende Arbeitsbelastung an-gegeben.
80,4 Prozent fühlen sich quantitativ überfordert
Folgendes Beispiel aus der Praxis ver-anschaulicht die Forschungsergebnisse:72 Prozent der Reinigungskräfte der FirmaDussmann/Österreich in zwei Kranken-häusern haben sich an einer Mitarbeiter-befragung mittels Fragebögen zu den The-men Arbeitsbedingungen, Arbeitsanforde-rungen und körperliche Beschwerden so-wie Aufgabencharakteristika beteiligt. 80,4Prozent fühlen sich durch ihre Aufgabenquantitativ und 51,2 Prozent qualitativ
überfordert. 94,3 Prozent geben an, dasssie bei ihrer Arbeit unter Zeitdruck stehen.
Diese Ergebnisse bestätigen die Ten-denz zur zunehmenden physischen undpsychischen Belastung der Reinigungs-kräfte und im Vergleich zum Ergebnis einerBefragung von 147 Millionen Arbeitnehmernin der EU sind die Belastungen bei Reini-gungskräften höher. Dort gaben unter an-derem 52 Prozent der Antwortenden an, mithohem Tempo und Zeitdruck zu arbeiten.
Mehrfachbelastungen an der Tagesordnung
Neben den Anforderungen am Arbeits-platz werden Reinigungskräfte oft durchDoppel- und Mehrfachbelastungen durchmehrere Jobs, Kinder- und Altenbetreuungsowie wenig Erholungs- und Regenerati-onsmöglichkeiten zusätzlich belastet.„Frauen, die in der Reinigungsbranche tä-tig sind, arbeiten privat meist 'dasselbenochmal' – unbezahlt, zusätzlich exponiertund mit dem Risiko, den Beruf bei einge-schränkter Gesundheit kaum weiter aus-üben zu können“, schreibt das österrei-chische Bundesministerium für Arbeit, So-ziales und Konsumentenschutz in seinem2012 herausgegebenen Leitfaden für Rei-nigungskräfte, Objektleitungen und Auf-traggeber. Diese strukturellen Problemeund Risiken für die Gesundheit der Reini-gungskräfte kann ein Unternehmen allei-ne gar nicht lösen. Dennoch liegt einSchlüssel darin, vor Ort mit den Beteilig-ten individuelle Lösungen zu finden.
Wie schützen? Was tun?
Reinigungsverantwortliche sind gefor-dert. Für das Erarbeiten von Schutz- undPräventionsmaßnahmen kann man die dreiFaktoren Mensch, Technik und Organisati-on analysieren (siehe Abbildung Seite 18).
Ganz konkret können für die Reinigungbeispielsweise folgende Präventionsmaß-nahmen als Ziele formuliert werden:
Menschu Reinigungskräfte besitzen die erfor-
derlichen Qualifikationen.u Erfahrungen und Eignungen sind vor-
handen, um die Reinigungsarbeitenkorrekt und schadensfrei auszuführen(insbesondere bei Spezialreinigungs-arbeiten).
u Persönliche Schutzmaßnahmen wer-den durchgeführt. Dabei ist dem Haut-schutz für die Hände besondere Auf-merksamkeit zu schenken.
Techniku Der Umgang mit Reinigungsprodukten
und Giftstoffen ist geregelt.
Fachthema
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lungsreiches Übungsbuch und ein
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zum Verlauf der zwölf Meridiane des
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oder in der Bahn – die 50 Shiatsu-
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Die Übungsabläufe sind klar geglie-
dert und durch zahlreiche Beispielfo-
tos illustriert.
Heike Ulrich ist diplomierte Shiatsu-
Praktikerin mit mehrjähriger Ausbil-
dung am Europäischen Shiatsu-
Institut in München, Berlin, Mailand
und Rom. Sie führt eine Naturheilpra-
xis in München, wo sie Behandlungen
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12,95 Euro | ISBN 978-3-941717-09-1
112 Seiten | gebunden
1. Auflage Juli 2012
Ratgeber bei BC Publications
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u Ein Gefahrstoffverzeichnis wird geführt.u Reinigungsmittel mit Gefahrstoffen
sind gekennzeichnet.u Die Reinigungschemie wird rechtskon-
form gelagert.u Eine ergonomische Arbeitsgestaltung
wird bei der Auswahl der Arbeitsmittelberücksichtigt.
u Die Reinigungskräfte werden in kör-perschonender Arbeitshaltung ge-schult.
Organisation u Verantwortlichkeiten für die Planung
und Ausführung der Reinigungspro-zesse sind definiert (bei externer Ver-gabe: Klärung Schnittstellen Auftrag-geber und Auftragnehmer).
u Verantwortlichkeiten für die Bereit-stellung der Betriebsmittel und des Ver-brauchsmaterials sind definiert.
u Vorhandensein und Ablageort der Sicherheitsdatenblätter für die einge-setzten Reinigungsprodukte sind sicher -gestellt.
u Sicherung bei der Fenster- und Fassa-denreinigung, der Umgang mit Leiternund mit nassen Flächen ist geregelt.
u Es ist festgelegt, wo und wie die Reini-gungsmittel gelagert werden, der ent-sprechende Lagerplatz steht zur Ver-fügung.
u Für die Infektionsprävention im Kran-kenhaus enthalten die Empfehlungender Kommission für Krankenhaushy-giene und Infektionsprävention vomRobert Koch-Institut wichtige Anlei-tungen allgemeiner Art, aber auch sol-che, welche auf die Flächenreinigungund -desinfektion bezogen sind.
Optimierung der Arbeitsbedingungen
In Anlehnung an die in der Untersu-chung der europäischen Agentur für Si-cherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz(EU-OSHA) dargestellten Präventions-maßnahmen werden nachfolgend mögli-che Maßnahmen zur Optimierung der Ar-beitsbedingungen des Reinigungsperso-nals erläutert.
AuftragsvergabeEine vorausschauende Auftragsbe-
schreibung kann die Gesundheit und Ar-beitssicherheit der Reinigungskräfte un-terstützen. Die öffentliche Hand kann hiereine Vorreiterrolle spielen.
Management des GesundheitsschutzesEin Arbeitsschutzmanagement ist der
Schlüssel zur Prävention und bringt Ge-schäftsvorteile mit sich. Der Umsetzung
auf der operativen Ebene ist besonders vielBeachtung zu schenken.
Ein ganzheitlicher Zugang zum Themaist notwendig, um Reinigungskräfte vormöglichen Gesundheitsgefahren zu schüt-zen. Der Vielfalt (Diversität) von Rassen,Sprachen, Geschlechtern und Altersgrup-pen sowie möglichen körperlichen undphysischen Beeinträchtigungen, Ausfall-zeiten, Arbeitszeitmodellen usw. ist dabeiRechnung zu tragen. Diskriminierungensind zu thematisieren.
Der Einbezug der Reinigungskräfte inden Gesundheitsschutz ist entscheidend.Es ist möglich, die Arbeit an die Mitarbei-tenden anzupassen, nicht aber umgekehrt.
In risikoreichen Bereichen wie zum Bei-spiel Laboratorien sind klare Arbeitsan-weisungen für alle Beteiligten nötig.
TagesreinigungDie Tagesreinigung unterstützt eine
gute Reinigungsqualität: die Personalfluk-tuation ist im Vergleich zur Reinigung amAbend oder am frühen Morgen geringerund die Kommunikation wird verbessert.Sie ermöglicht die Schaffung von Vollzeit-oder Halbzeitstellen und damit auch opti-male Schulungsbedingungen.
SchulungEin ganzheitliches Training und eine be-
wusste Unternehmenskommunikation ma-chen auf Maßnahmen für die Gesund-heitsvorsorge und den Arbeitsschutz auf-merksam, thematisiert die Diversität derArbeitnehmenden und kann weitreichen-de Vorteile für das Unternehmen mit sichbringen.
Sozialer Dialog und ZusammenarbeitEin gemeinsamer Zugang der An-
spruchsgruppen zur Gestaltung der Ar-beitsbedingungen in der Reinigungsbran-che ist am effektivsten. Das Wissen um Ri-siken, Unfallhergänge sowie Präventions-maßnahmen in der Gebäudereinigung un-ter den Sozialpartnern, Prüfern und Reini-gungsmanagern zu teilen, wirkt sich vor-teilhaft auf die Arbeitsbedingungen aus. t
Irina Pericin Häfliger, Literaturquellen bei der Autorin
Fachthema
rhw-Serie Reinigungs-management 2013
1. Teil Januar 2013: Arbeits- und Gesundheitsschutz2. Teil Februar 2013: Kosten- und Preiskalkulation3. Teil März 2013: Qualitätssicherung/Erfolgskontrolle
Frau Pericin Häfligerist Dozentin und Be-raterin für Hospitali-ty Management mitden SchwerpunktenReinigungs- undTextilmanagementan der ZürcherHochschule für Angewandte Wissen-schaften. Im Frühjahr 2013 erscheintvon Irina Pericin Häfliger im VerlagNeuer Merkur das Buch „Reinigungs-management“ im Hardcover-Format.
Faktoren eines Systems als Basis für die Gefahrenanalyse und Maßnahmen-planung (eigene Darstellung)
Input- Mensch- Technik- Organisation
Mensch(Personal)
OrganisationTechnik
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