Sitzuug rani 11. Sovcinber 1872. PrZsiderit: Hr. A. \V. H o f n i a n n .

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Zur 17eicr des Gedenktngcs der Stiftung der Gcrsellschaft, die aich am 11. Novbr. 18Gi constitiiirte, ist dcr Stiihl dea L'rCsidenten festlich um k riin z t .

Indent der Yorsitwride deriselt)eri einnimmt , ergreift Hr. Lie b - r e i c I i d:is Wort , om dic: Vt~r~iir111111~1ig zu begliickwiinschen. In wc i i ig e n ?J ahren ti ab (r tl i c (; es el I ? ch aft t:i 11 en A it fs c h w un g ge no in m e 11,

wio cs kaurn I)ei eiiicr a n d ( ~ l i (:excllsc:linft dcr Fall gewesen sri. Die Vertreter der versct i iedct i :~r t ig~~~ii Disciplinen, i n welclieci die chemisehe T<c:riiittiiss urid Forschiiiig cinv Iicrvorr:tgc:nde Rolle spielen, seion mit drn Cheniikcrn vtrrrint vor fiinl' Jaliren ziisamnirrigctreten, urn eine che- niisclie Gesellschaft zii begriiritlciri. Die riatiirlich zu erlilircnde Ttiatsache, dass jede Kiclrtung voii dcnijcnigen fiir die wiclitigste gehaltrri w(?l.de, tlcr sie specieller cultivire, Iiabe der Vrrciiiigii~ig grosse Schwierigkeit gebotrn. Die Chemiker, Physiker, Mineralogen, 'L'echniker iind Techno- logen, Pharniaceiitc~i, I'liarinakologen uiid Metliciricr urid die Vcrtretcr all' der zahlreichen Ariwendu~igeri ctiemiacheii Wissens hiittt:Ii sicli jedoch b:tld zu tler Uebcrzeugiing geeinigt, dass kein l h l i fur sich allcin ziir Rildung einer cigrien chc.rriisclicn Gesellschaft die Kraft in sicli trage. Alle seien abliiingig von dcr rein wissenschaftlichen Cheriiie, melclie iinbckiimrriert um ditr Verwerthiing, die Gt:setze der Materie yon chemischen Theorien ausgeliend verfolge und bald nach dieser oder jeiier Itichtung itire reiclien Spenden zur weitercii wiesen- sciinftlichen Ausriutzung streue. Von diesem Grundsatz ausgehend hiitten die trinzelncri Factoren der Gesttllschaft, unabhiingig von per- sijniichen Iriteressen oder privatcn St:igungen, Hrn. Prof. 11 o f m n n n als Vertreter der rein ~vissciiscliattlichen Ctieniie zum Vorsitzeridcn gcwZlilt. Als freudiger Scliritt sei t:s allseitig bogriisst worden, als von dcm IIerrri Vorsitzenden der Voraclilag ausgiiig: die TLeilnahme nicht riach den staatliclieii (frenzeu x u bezciclirien. Obgleich vorzugs- weise von Mitgliederri des danialigen riorddeutschen Burides begriindet, wiirdc die (>esellschaft als d e u t s c h e c t i e m i s c h e G e s e l l s c h a f t irn nationalen Sinne aufgebsut. Die sicli tsglich mehrcnde Theilnahme der Mitglieder aller Gegenden Deutsclilands uud der civilisirten Welt wiirden

Berichre 11. D. Clieoi. Gohullschsft. Jaliry. V. G 1

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ein bleibendes Zeiigniss sein fiir die gesunde Basis der Gesellschaft. Wie bei jedem gemeinsanien C'nternehmen sich Widersaclicr finden, die aus cigenem Interesse zu einem Hemmnius fiir die allgerneine Ent- wickelung w i d e n , so hltte auch der Uesellscliaft nianche Oppositioii nicht gefehlt. Doch diese particularistischen , durch die SubjectivitBL niancher Forscher hervorgerufeneii Ltiteresscri seieii kein Hinderniss geweseii auf den1 IVegc, deli die C;esellschaft utiter sichercr Yutirutig zuriickgelegt habe. Der Vcrein sei durch dcn Herrn Vorsitzenden in Bahneri eingelenkt worden, die von den splteren Fuhrern, Hrn. Ram- m e l s b e r g und R a e y e r , als die richtigen crkannt u n d eingehaltcn worden seien. In1 fiinften Jalire sei der bliihe~tde Vercin dem Herrn Vorsitzenden wieder zugefiihrt worden. -

Es sei als ein scbijnes Zeictien zu bctrachtcn, dass die Vielscitig- keit des Vereins, die beim Beginn ein Hinderniss zu scin schien, durch die gleichberechtigende Anerkennung sicli zu einer festeii Verbindurig unter dern EIerrn Vorsitzenden consolidirt habe.

Der Vorsitzende dankt Ifri:. Li e b r e i c h fir die frcundlichcn Gliickwiinsche, welchc er der (;est.llschaft, der nunniclir funfjiilirigen, a n ihrem Geburtstage in so beredten Worten dargebracht habe. Ein Riickblick auf das erste Lustrum des Vereins biete iu dcr That nur erfreuliche Bilder. Ein Jcder mlisse von lebtiufter Geriugthuuug er- ftillt sein, werin er der besclicidenen Hoffnurigen gedetike , mit denen die Berliner Chemiker h w t e vor fiinf Jahren in dem Saale des Ge- werbe-Museums zum ersten Male sich versatrimelten, wie nber diesc: Hoffnungen schon bald niehr als i n Erfiillurlg gegangeri seicn, und wie sich die (;esellschaft durcli ernste Arbeit zuniichst die ' ~ h e i l ~ ~ a l i r i i ~ ~ ,

dann aber die iichtung der F;ichgcnossen erworben habe und wie sic jetzt nach SO kurzer Frist bereits eirieri ehrenvollen Platz uiiter den wisscnschaftliclien Corporationen iinseres Vaterlandes einnehrnct. H r . L i e b r e i c ti habe die Versauimlring an die maniiichfaltigeri Intcrevseri erinoert, in deren Dienst das Studium der chernischen Ersclicinungen rerfolgt werden kann, und wie dicse Mannichfaltigkeit die Kindheit der Gesellschaft zu bedrohen schien; er habe aber aucb rnit Kecht darauf hingewiesen, wie gerade die Vielseitigkeit der Interessen, von detii Augenblick an , in welchem die Vertreter derselben 6iCh unter dem Banner dcr Wissenschaft geschaart listten, der machtigste Hebel fur die Entfaltung der Gesellschaft geworden sei. Von seinen ersten Anfangen an habe der Verein die Gleichbercchtigurig aller chernischen Disciplinen au f das Hestimniteste ausgesproclien und wenn fiich, wie dies i n der Natur der Sache licge, fur einzelne Gebiete eine gewisse Vorliebe kundgegeben habe, so scieri doch bereits die verschiedensten Fragen im Schoosse der Gesellschaft erijrtert worden und man werde es als h e n unberechenbnrcn Vortheil unserer Vereinigung snerkennen, dass jedem Einzelnen fortwahrend EIfahrungen zuginglicli gernacht wiir-

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den, welche dem Kreise seiner eigcncn Forschungen ferne lagen, und dass in dem Besuehe der Versaninilungeii oder dem Studiuni der zKerichte" die h1ittc:l gejyben seien, eineri Ceberblick iiber den garizen Urrif'aiig chemischer ThRtigkeit zit erhaltcn, der auf jedcni aridern Wege nur schwierig wiirde zu gewinricn sein. Schlitx4ich habe er dem Herrn Vorrcdncr noch pcrsiinlich f i r die anerkenriendcn Worte zu danken, wclche er seiner Amtsfiihrung h:tl)c: widmeri wollen , die jedoch weit rnehr der licbenswiirdigen Kachsicht seines Freundes , als irgend welchem Verdicnste seinersttits entspruogcn scien. Zu dcrn Auf- srhwurige einer Gesellschaft, wie die unsrige, kiinne der E:irizelne, wie schr irnnier ihr Gedeihcn ihrn am Herzcn licge, nur einen verhiiltniss- m k i g kleinen Tbeil beitrngen ~ ihre Rliithe entfalte sich aus dern frcudigen Zusnnimenwirken aller 0 licdtrr. IXeses l'rt:udige Zusam~ncn- wirken , welchcs sich in unsereni Kreise so crfolgreich knndgegcbeii habe, glaube er aus der Niitzlichkeit der Gesellschaft und nus der Ueberzeugiing eines Jeden horleiten zit rnisseri, dass e r , inderri er deni Vereine diene , auch seine eigrien Tnteressen fiirdere. Aucli kiinne nicht beeweifelt werdeii, dass sich dime Ueberecugung mit der Erweiterung unserer Wirkungssphiire nit:hr urtd rnehr befestigen werde und dase mithin fiir die gliickliche Fortentwickelung der Deutsclien Chctmischen Gescllacliaft auch in den kommenden Jahren die sichcrstc IKirgschaft. gegeben sei.

Der Prhsident eriiffriet n u n die Sitzung und begrusst nacli er- folgter Genehriiigung dcs Protocolls die auswartigen Mitglieder, I1H. G rii n e b e r g , Mas e 11 c le v e r , hl e r c k, T r o ni m s d o r f f und W ii r t z , welche der Sitzung beiwohnen.

I-Ir, 0 p p c n h e i m Icnkt darin die Aufmerksarnkeit der I'ersamm- Iring auf ein ComitC Englischer Chemiker u n d Andercr, welches sich die Sorge fiir die I'iinf viillig niittcllos hinterbliebenen Kinder eincts kiirzlich verstorbencn Fachgeriossen zrir Pflicht stellt. J o h n C a r p i 11 I 3 r o u g h starb als Bibliothekar der London Institution. Seine frii- here Thiitigkeit als Redacteur des ,,Laboratory' und des ,Cheniist and Druggist" und anderer Schriften liatten ihm ebenso wie sein Charak- ter die allgemeiriste Achtung ciworben. Es miichte sich f i r rins Deutsche nicht allein des Mitgefuhles wegen empfehlen, fur diesen guten Zweck nach Kriiften beizutragen, sondern auch um den Eng- landern, die bei jeder Gelegenheit hiilfreich zu deutschen, iiffcntlichen und wohlthiitigcn Zwecken beigesteuert haben , cinrnal urisere Er- kerintlichkeit auch durch die That zu beweisen. Nachdem dc:r Hr. I'riisident rriit warnieii Worten diesern Vorschlage briget retcn war, wurde eirie Subscriptiorisliste in Urnlauf gesetzt, uber deren Erfolg an ande- rer Stelle quittirt werden wird.

61.

Es kommen zur Wahl: 1) als einheimisches Mitglied :

2) als auswartige Mitglieder Hr. W. R i c h t e r , Apotheker, Berlin;

die Herren: Ad. A r n d t , Dr. phil., Fabrikdirector, Ciiln, M. A l b r e c h t , Dr. phil., Fabrikdirector, Diillnitz t x i Ammen-

0. B o c h I e r , Dr. phil., London, Dr. I1 i 1 g e r s, Cherniker, Stassfurt, J . Ka 11 c 11, Apotheker, Bergheim bei Ciiln, E. S c h u l z e , Professor am l'olytechnicuni, Zurich.

dorf,

Mittheilungen. 237. 116. Nencki: Untersuchungen iiber die Harnsauregruppe.

(Drit tc Blittheilurig. Vorptrag.cn von Llrii. L i c b e r i n aiin.)

Rei der Beschrcibung der airs der Sulfopseiidotiarrisliire c:rhaItcncw Urosulfinsiiurc") liabe ich bereits bernerkt, dass stimmtliche Versucht: ihr Schwefel zu entziehcri, uiid SO z u einem der IIarns2ure isonieren Kiirper zu gelangen, crfolglos blieberi ; auch zeigte das chcmische Ver- hslten der Urosrrlfinsiiirre, dass sie jederifalls nicht als die der Harri- saure entsprechende Sulfovert)iridung betrachtct werden kann. Sie ist eine sehr schwache cinbasisclie Sliire, und wird B U S itircn Sslzen schon durcb die Kohlcnsiiure frei abgcschicden. Ein weiterer Unter- schied besteht dariri , dass sic voii conccntrirter Salpeters5ure nur schwierig angegriffen wird, uud sich zu eineni arnorphen inr Wasser un- liislichen Riirper oxydirt, dessen geringe Auebeute fiir cine weitere Untersuchung nicht gernde geeigriet war. Die SiilfopscudoharnRBirrr! wird bei gleichcr Behandlung zu dilitursaurem Animon umgcwaiidelt. Meine Aufmerksarrikeit wurde aber alsbnld dieseni Kiirper entzogen durch cine Reaction, die mich zu ciner Reihe iieiier Verbindungen gefiihrt hat und deren weitere Verfolgnng in uiaricher FIinsicht ein allgemeineres Interesse beanspruchen karin.

Wird durch eine warm gehaltene wlssrige Liisurig von Barbitur- s&ure Cyangas durchgeleitet , so nimmt die Fliissigkeit eine rothe Farbe an, die mit der Zeit an Schiirheit und Tntensitiit bedeutend zunimmt. hlsbald setzt sich ciri feiner krystallinischer Siederschlag cines ~ieiieii Kiirpcrs zu Boden, den ich Cyarimalonylharnstofr riennen will. Wird das Cyan durch eirie Reihc yon Kolberi (3-4) geleitet, so ist die Absorptioii des Gases eine vollstiiridige und die

*) Diese Berichte V, S. 45.