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Skript Notfallmedizin Klinik für Anästhesiologie Stand 10/2018

Skript Notfallmedizin - Heidelberg University€¦ · Für ein darüber hinausgehendes praktisches Training sei auf den Wahlfachtrack Notfallmedizin mit dem Kompaktkurs AMLS TEAM

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Skript

Notfallmedizin

Klinik für Anästhesiologie

Stand 10/2018

2

1 Inhaltsverzeichnis

2 Einführung ............................................................................................................................... 5

3 Herz-Kreislaufstillstand und Reanimation ............................................................................... 6

3.1 Erkennen des Herz-Kreislaufstillstandes und Algorithmen ............................................. 7

3.2 Rhythmusanalyse .......................................................................................................... 12

3.2.1 Nicht-defibrillierbare Rhythmen ................................................................................... 13

3.2.2 Defibrillierbare Rhythmen ..................................................................................... 15

3.3 Defibrillation .................................................................................................................. 17

3.4 Atemwegssicherung ...................................................................................................... 17

3.5 Medikamentengabe ...................................................................................................... 18

3.6 Reversible Ursachen für einen Herz-Kreislaufstillstand ................................................ 18

3.7 Bewertung weiterer optionaler Maßnahmen............................................................... 19

3.8 Postreanimationsbehandlung ....................................................................................... 20

4 ABCDE Schema ...................................................................................................................... 22

5 Respiratorische Störungen und Leitsymptom Dyspnoe........................................................ 26

5.1 Asthma Bronchiale ........................................................................................................ 26

6 Leitsymptom Herz-Kreislauf-Störungen ................................................................................ 28

6.1 Akutes Coronarsyndrom (ACS) ...................................................................................... 28

6.2 Lungenarterienembolie ................................................................................................. 30

6.3 Aortendissektion ........................................................................................................... 33

6.4 Anaphylaxie ................................................................................................................... 34

7 Leitsymptom Akutes neurologisches Defizit ......................................................................... 36

7.1 Krampfanfall .................................................................................................................. 37

7.2 Blutzuckerentgleisungen ............................................................................................... 38

3

7.3 Schlaganfall .................................................................................................................... 39

8 Spezielle Notfälle ................................................................................................................... 41

8 . 1 Polytrauma .................................................................................................................... 41

8.1.1 Präklinische Versorgung ........................................................................................ 42

8.1.2 Schockraummanagement ..................................................................................... 43

8.2 Akutes Abdomen: .......................................................................................................... 48

8.3 Thermische Schädigungen ............................................................................................ 49

9 Pharmakologie ....................................................................................................................... 51

9.1 Medikamente zur kardiovaskulären Therapie: ............................................................. 53

9.1.1 Adrenalin (Suprarenin®) ........................................................................................ 53

9.1.2 Noradrenalin (Arterenol®)..................................................................................... 55

9.1.3 Atropin (Atropin®) ................................................................................................. 55

9.1.4 Amiodaron (Cordarex®):........................................................................................ 56

9.1.5 Nitroglycerin (Nitrolingual®) ................................................................................. 56

9.2 Medikamente zur Sedierung oder Narkoseinduktion ................................................... 58

9.2.1 Propofol (Disoprivan®) .......................................................................................... 58

9.2.2 Thiopental (Trapanal®) .......................................................................................... 59

9.2.3 S-Ketamin (Ketanest S®) ........................................................................................ 60

9.2.4 Benzodiazepine ..................................................................................................... 61

9.3 Opioide .......................................................................................................................... 62

9.3.1 Morphin (Morphin®) ............................................................................................. 63

9.3.2 Fentanyl (Fentanyl®) ............................................................................................. 63

9.4 Muskelrelaxantien ......................................................................................................... 64

9.4.1 Rocuronium (Esmeron®) ....................................................................................... 64

4

9.5 Antidot-Gabe ................................................................................................................. 65

9.5.1 Naloxon (Narcanti®) .............................................................................................. 65

9.5.2 Flumazenil (Anexate®) ........................................................................................... 65

5

2 Einführung

Die Inhalte des Notfallpraktikums basieren im Wesentlichen auf den Empfehlungen des

European Resuscitation Council (ERC) sowie weiteren nationalen und internationalen Leitlinien,

die in regelmäßigen Abständen überarbeitet werden. Die aktuell gültige Reanimationsleitlinie

wurde im Oktober 2015 veröffentlicht und wird in diesem Skript berücksichtigt.

Dieses Skript dient als Leitfaden, kann allerdings kein erweitertes Lehrbuchwissen vermitteln

und dient ebenso wenig als Ersatz desselben. Zur Vorbereitung und insbesondere zur

Vertiefung der Praktikumsinhalte ist also eine weiterführende ausführliche theoretische

Weiterbildung mittels Fachliteratur absolut notwendig und gewünscht. Ziel des Praktikums ist

es, basierend auf Ihren theoretisch erworbenen Vorkenntnissen, insbesondere Ihre

praktischen Fertigkeiten sowie Ihre Behandlungskompetenz in Notfallsituationen zu

trainieren. Sie sind am Ende der Unterrichtsreihe in der Lage, eine Reanimation eigenständig

zu leiten sowie alle Rollen der Teamhelfer aktiv einzunehmen. Außerdem werden Sie

Notfallpatienten als solche erkennen und die Behandlung der häufigsten Notfallbilder

einleiten können.

Für ein darüber hinausgehendes praktisches Training sei auf den Wahlfachtrack Notfallmedizin

mit dem Kompaktkurs AMLS TEAM zu internistisch-neurologischen Notfallbildern bzw. Trauma-

TEAM zur Versorgung von Schwerstverletzten verwiesen.

Wie jedes Gebiet der Medizin unterliegt auch die Notfallmedizin einem steten Fluss.

Demzufolge können die hier vorgestellten Grundlagen innerhalb kurzer Zeit überholt und

ersetzt sein. Eine fortlaufende Information sollte also gerade in der Notfallmedizin für jeden

Arzt selbstverständlich sein. Wir sind jedoch bemüht, Änderungen der aktuellen Richtlinien im

Rahmen dieses Skripts zeitnah zu berücksichtigen.

- Stand 10 / 2018 -

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3 Herz-Kreislaufstillstand und Reanimation

70% der Herz-Kreislaufstillstände ereignen sich im häuslichen Umfeld1. Jedes Jahr erleiden ca.

75.000 Patienten in Deutschland einen Herz-Kreislaufstillstand außerhalb eines Krankenhauses2.

Nur 12% davon verließen 2016 das Krankenhaus lebend. Damit liegt Deutschland im

europäischen Vergleich weit hinten². Eine frühzeitig – noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes

– begonnene effektive Herzdruckmassage und der frühestmögliche Einsatz der Defibrillation

gelten hierbei als ausschlaggebend für die Prognose des Patienten und verbessern diese um

mehr als die Hälfte3.

Zu Beginn steht das Erkennen des Herz-Kreislaufstillstandes gefolgt von der unverzüglichen

Basisreanimation (BLS – Basic-Life-Support). Diese lebensrettende Maßnahme ist ohne

Hilfsmittel durchführbar und sollte daher nicht nur von Laien sondern gerade auch von jedem

von uns durchgeführt werden. Anschließend folgen durch den Rettungsdienst bzw. im

Krankenhaus erweiterte Reanimationsmaßnahmen (ALS – Advanced Life Support). Wird ein

Spontankreislauf (ROSC – Return Of Spontaneous Circulation) wiedererlangt schließt sich die

Postreanimationsbehandlung an. Auf diese Punkte wird im Folgenden konkreter eingegangen.

Lernziele:

1. Nach Erarbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage die Maßnahmen beim Auffinden

einer leblosen Person zu erklären.

2. Außerdem haben Sie den Algorithmus des Basic- und Advanced-Life-Support soweit

durchdrungen, dass Sie bis zum zweiten Kurstag einen handschriftlichen

Reanimationsalgorithmus mit den erweiterten Maßnahmen aufzeichnen können. Dieser

fließt in die Abschlussnote ein.

1 Deutsches Reanimationsregister

2 Wnent J, Jakisch B, Geldner G, et al. (2018) 5. Bad Boller Reanimationsgespräche: von 10 Thesen für 10.000 Leben

zur Umsetzung Anästhesiologie & Intensivmedizin 59: 277-280

3 Waalewijn RA, Tijssen JGP, Koster RW (2001) Bystander initiated actions in out-of-hospital cardiopulmonary resuscitation: results from the Amsterdam Resuscitation Study (ARRESUST) Resuscitation 50: 273-279

7

3.1 Erkennen des Herz-Kreislaufstillstandes und Algorithmen

Vor jeder Hilfeleistung muss der Eigenschutz beachtet werden. Das heißt situationsabhängig

sind Unfallstellen abzusichern und Gefahrenquellen wie z.B. Stromquellen zu sichern. Nach

Möglichkeit ist Schutzkleidung zu tragen.

Beim Auffinden einer leblosen Person wird diese zunächst laut angesprochen, um die Reaktion

zu prüfen. Bei fehlender Reaktion werden die Atemwege freigemacht und die Atmung

überprüft. Der Kopf sollte dazu überstreckt werden, um einen durch Weichteile verlegten

Atemweg zu öffnen (Achtung: bei Traumapatienten KEINE Überstreckung). Maximal 10

Sekunden lang wird durch Sehen (Thoraxbewegung), Hören (Strömungsgeräusche) und Fühlen

(Luftstrom) die Atmung beurteilt. Ein Kreislaufstillstand wird durch das Feststellen einer nicht

normalen Atmung diagnostiziert. Wichtig ist hierbei eine Schnappatmung (kurze, flache, evtl.

unregelmäßige Atemzüge mit langen Pausen) ebenfalls als nicht normale Atmung zu erkennen.

Die Schnappatmung tritt häufig in den ersten Minuten bei Patienten mit Herz-Kreislaufstillstand

auf. Schnellstmöglich ist bei fehlender Reaktion auf Ansprache und nicht normaler Atmung ein

Notruf abzusetzen (europaweite Notrufnummer 112) und mit Thoraxkompressionen zu

beginnen.

Die Pulskontrolle wird für Laien nicht mehr empfohlen. Geübte Helfer können eine zentrale

Pulskontrolle (z.B. A. carotis) durchführen, sofern sie die Einleitung von

Reanimationsmaßnahmen nicht verzögert (z.B. parallel zur Atemkontrolle).

Der Brustkorb des Patienten ist komplett zu entkleiden und er sollte auf einer harten Unterlage

liegen (z.B. Fußboden oder „Reabrett“). Ziel der Thoraxkompressionen ist die Generierung

eines Minimalkreislaufs und eines koronaren und zerebralen Perfusionsdrucks, um die

Durchblutung der lebenswichtigen Organe Gehirn und Herz zu gewährleisten. Jede

Unterbrechung der Thoraxkompressionen führt zu einem raschen Abfall des Perfusionsdruckes,

sodass Unterbrechungen (= no-flow-time oder hands-off-time) so kurz wie möglich gehalten

werden müssen.

8

Druckpunkt: Mitte des Thorax

Drucktiefe: mindestens 5cm aber nicht mehr als 6cm

Druckfrequenz: 100-120/Minute

Auf eine komplette Entlastung zwischen den Kompressionen ist zu achten, um eine Füllung des

Herzens zu ermöglichen. Nach 30 Thoraxkompressionen folgen 2 Beatmungen.

Die Beatmung wird dem geübten Helfer ausdrücklich empfohlen. Sollte er nicht in der Lage

oder z.B. auf Grund des Eigenschutzes nicht Willens sein zu beatmen, soll eine

ununterbrochene Herzdruckmassage ohne Beatmung durchgeführt werden. Bei der Mund-zu-

Mund- bzw. Mund-zu-Nase-Beatmung wird nach normaler Einatmung der Mund bzw. die Nase

des Patienten mit den eigenen Lippen umschlossen und der jeweils andere Weg verschlossen.

Dann folgen 2 Atemspenden. Jeder der 2 Atemzüge sollte ca. 1 Sekunde dauern und zu einer

sichtbaren Thoraxhebung führen. Bei der Beutel-Maske-Beatmung ist die Beatmungsmaske

dicht mit Hilfe des C-Griffs aufzusetzen und das Heben und Senken des Thorax zu beobachten.

Die Beatmung sollte insgesamt nicht länger als 10 Sekunden dauern und eine Überblähung

muss vermieden werden. Sollten beide Beatmungsversuche nicht erfolgreich sein, wird mit der

Thoraxkompression fortgefahren und die nächste Beatmung unter optimierten Bedingungen

durchgeführt (z.B. Kopflagerung verbessern, einfache Atemwegshilfsmittel wie den Guedel-

oder Wendl-Tubus verwenden, „doppelten C-Griff“ bei undichter Maske anwenden). Eine

höchstmögliche inspiratorische Sauerstoffkonzentration (FiO2) ist anzustreben. Das heißt bei

Beutel-Maske-Beatmung soll Sauerstoff angeschlossen werden. Die Beatmung über Mund-zu-

Nase oder Mund-zu-Mund ist als Notlösung zu verstehen, wenn keine anderen Hilfsmittel

vorhanden sind. Außer den ungünstigen hygienischen Verhältnissen ist hier die fehlende

Möglichkeit zusätzlich Sauerstoff zuzuführen anzumerken. Über den Fachhandel sind

Schutzmasken zu beziehen, die u.a. in Form eines Schlüsselanhängers mitgeführt werden

können.

Die frühestmögliche Anwendung der Defibrillation wird auch für Laien mit Hilfe von AED

(Automatischer Externer Defibrillator) Geräten empfohlen. Pro Minute in der eine indizierte

9

Defibrillation unterbleibt, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um ca. 10%4!

Der Rettungsdienst braucht in Deutschland durchschnittlich 8 Minuten5 bis er den Patienten

erreicht. Deshalb sind AEDs mittlerweile an vielen öffentlichen Plätzen zu finden und sollen,

wenn ausreichend Helfer vor Ort sind, eingesetzt werden. Die Basismaßnahmen dürfen dafür

jedoch nicht unnötig unterbrochen werden, das heißt die no-flow-time zum Anschließen des

Gerätes, ist so kurz wie möglich zu halten. Das AED Gerät ist selbsterklärend und gibt dem

Helfer klare audiovisuelle Anweisungen. Es analysiert nachdem es angeschlossen wurde, den

Herzrhythmus des Patienten selbstständig und entscheidet ob eine Defibrillation indiziert ist

und vom Helfer ausgeführt werden soll.

Nach 2 Minuten sollte der Helfer, der Thoraxkompressionen ausführt ausgewechselt werden,

um die Effektivität sicherzustellen. Ohne adäquat durchgeführte BLS Maßnahmen verlieren alle

weiteren Maßnahmen wie Medikamentengabe, Intubation usw. an Bedeutung.

Auf den folgenden Seiten finden Sie die Behandlungsalgorithmen des ERC zum Basic- und

Advanced-Life-Support. Zum Vertiefen können Sie die Leitlinie online abrufen (www.grc-

org.de).

4 Waalewijn RA, Tijssen JGP, Koster RW (2001) Bystander initiated actions in out-of-hospital cardiopulmonary

resuscitation: results from the Amsterdam Resuscitation Study (ARRESUST) Resuscitation 50: 273-279 5 www.grc-org.de

10

Abbildung 1 Basic-Life-Support (BLS)

11

Abbildung 2 Advanced-Life-Support (ALS)

12

3.2 Rhythmusanalyse

Wenn die Basismaßnahmen laufen und ein Defibrillator verfügbar ist, wird dieser

schnellstmöglich angeschlossen. Bis das Gerät bereit ist, soll die Thoraxkompression

ununterbrochen fortgeführt werden und wird nur kurz während der Rhythmusanalyse und

Schockabgabe unterbrochen. Bewegungsartefakte könnten ansonsten die Beurteilung

verfälschen. Unmittelbar danach wird die Kompression fortgesetzt und gemäß dem Algorithmus

vorgegangen. Das Verhältnis Thoraxkompression zu Beatmung ist auch hier 30:2, zumindest

solange der Atemweg nicht gesichert ist.

Die während eines Kreislaufstillstandes ableitbaren Rhythmen lassen sich in zwei Gruppen

einteilen, die im Algorithmus in unterschiedliche Behandlungspfade führen.

Bei den nicht defibrillierbaren Rhythmen handelt es sich um

- die Asystolie sowie

- die pulslose elektrische Aktivität (PEA; synonym elektromechanische Dissoziation EMD).

Zu den defibrillierbaren Rhythmen zählen

- das Kammerflimmern (KF) sowie

- die Ventrikuläre Tachykardie (VT).

Es reicht nicht allein das EKG zu beurteilen. Die Pulskontrolle gehört zur Rhythmusanalyse

zwingend dazu, da ansonsten z.B. nicht zwischen einer pulslosen und pulshaften VT

unterschieden werden kann, was direkte Auswirkungen auf die korrekte Therapie hat. Die

Rhythmusanalyse wird alle 2 Minuten wiederholt und der Behandlungspfad je nach Auswertung

neu festgelegt.

13

3.2.1 Nicht-defibrillierbare Rhythmen

Im nicht-defibrillierbaren Schenkel sollte schnellstmöglich 1mg Adrenalin i.v. verabreicht

werden. Hierzu ist ein sicherer i.v. Zugang erforderlich dessen Anlage im Kreislaufstillstand

Probleme bereiten kann. Als alternativer Applikationsweg gilt die intraossäre

Medikamentengabe mit spezieller intraossärer Nadel auch beim Erwachsenen. Die Dosierung

ist hierbei identisch. Eine endobronchiale Gabe von Medikamenten wird nicht mehr empfohlen.

Um peripher injizierte Medikamente sicher in das zentrale Kompartiment zu befördern muss

mit 20ml Flüssigkeit nachgespült und die betreffende Extremität für 10-20 Sekunden

hochgehalten werden.

Eine Repetition des Adrenalinbolus von 1mg erfolgt danach alle 3-5 Minuten. Eine einmal

begonnene Adrenalintherapie wird bis zum ROSC (Return of Spontaneous Circulation)

fortgeführt, auch wenn der Rhythmus in den defibrillierbaren Schenkel wechseln sollte.

3.2.1.1 Asystolie

Die Asystolie kann diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Eine Verwechslung mit sehr feinem

Kammerflimmern ist möglich. Im Zweifelsfall wird ein feines Flimmern wie eine Asystolie

behandelt.

Abbildung 3 Asystolie

14

3.2.1.2 Pulslose elektrische Aktivität (PEA)

Abbildung 4 Beispiel für eine pulslose elektrische Aktivität

Bei der PEA kann eine elektrische Aktivität abgeleitet werden, die jedoch nicht mit einer

Auswurfleistung des Herzens einhergeht. Das EKG kann jegliche Form annehmen, auch ein

pulsloser Sinusrhythmus ist möglich. Oftmals gibt es eine konkrete behandelbare Ursache für

diese Situation, wichtige Beispiele sind:

Spannungspneumothorax, Perikardtamponade, Lungenarterienembolie, Verbluten

15

3.2.2 Defibrillierbare Rhythmen

Aufgrund der aktuellen Studienlage ist beim Herz-Kreislaufstillstand mit Kammerflimmern oder

pulsloser Ventrikulärer Tachykardie die schnelle Defibrillation (auch mittels AED) Mittel der 1.

Wahl. Wichtig ist auch hier, dass die Basismaßnahmen der CPR (Thoraxkompressionen:

Beatmung mit 30:2) sofort und unmittelbar begonnen werden - Ausnahme: eine Defibrillation

kann umgehend durchgeführt werden da der Defibrillator bereits angeschlossen ist während

der Wechsel des Herzrhythmus ins Kammerflimmern beobachtet wird.

Zur Defibrillation wird die Verwendung von selbst-haftenden Defibrillations-Pads empfohlen,

um die Pause von Thoraxkompression zu minimieren sowie eine für den Helfer sichere

Defibrillation sowie eine EKG-Ableitung zu ermöglichen.

Wurde in der Rhythmusanalyse ein defibrillationsfähiger Rhythmus identifiziert, wird

unmittelbar defibrilliert.

Direkt nach jeder Defibrillation wird stets für 2 Minuten weiter reanimiert. Somit erfolgt nicht

wie früher eine EKG- und Pulskontrolle direkt im Anschluss an die Defibrillation, sondern gemäß

den aktuellen ERC-Leitlinien erst nach 2-minütigem CPR-Intervall. Der Grund dafür ist, dass

selbst wenn ein perfundierender Rhythmus durch die Defibrillation erreicht werden konnte,

eine gewisse Zeit benötigt wird, bis die Zirkulation nach dem Schock wiederhergestellt ist.

Findet sich in dieser erneuten Überprüfung von EKG und Puls wieder die Indikation zur

Defibrillation, so wird eine sofortige 2. Stromapplikation notwendig, sofort gefolgt von einem 2-

Minuten-CPR-Intervall.

Nach der 3. Defibrillation erfolgt mit Beginn der Thoraxkompressionen die Applikation von 1mg

Adrenalin und 300mg Amiodaron i.v./i.o. Dann folgt erneut eine 2-minütige CPR mit

anschließender Puls- und EKG- Kontrolle.

Adrenalin wird auch in diesem Schema im weiteren Verlauf alle 3-5 Minuten wiederholt.

Nach der 5. Schockabgabe kann zusätzlich 150mg Amiodaron wiederholt gegeben werden.

Amiodaron ist das Antiarrhythmikum der 1. Wahl bei defibrillierbaren Rhythmen unter CPR.

16

Merke: Absolut entscheidend ist die möglichst kontinuierliche CPR mit

Thoraxkompressionen:Beatmung im Verhältnis 30:2, z.B. auch während des Ladevorgangs des

Defibrillators.

3.2.2.1 Kammerflimmern (KF)

KF ist beim Erwachsenen die häufigste Ursache eines Herz-Kreislaufstillstandes (ca. 70%) und

hat insgesamt die beste Prognose.

3.2.2.2 Ventrikuläre Tachykardie (VT)

Die VT kann diagnostische Probleme bereiten. Entgegen den eindeutigen klinischen

Auswirkungen der Asystolie und des KF ist bei der VT jeder klinische Zustand vom funktionellen

Kreislaufstillstand (ohne Auswurfleistung des Herzens) bis zum subjektiv beschwerdefreien

Patienten mit palpablem Puls und messbarem Blutdruck möglich. Die Therapie richtet sich

Abbildung 5 Kammerflimmern: typisch sind die unregelmäßigen Komplexe mit schwankender Amplitude und Dauer mit sehr hoher Frequenz

Abbildung 6 Ventrikuläre Tachykardie: typisch sind die regelmäßigen breiten QRS-Komplexe mit hoher Frequenz

17

primär nach dem Befinden des Patienten. Je schlechter die Hämodynamik, desto aggressiver die

Therapie.

Lediglich bei der pulslosen VT sollte entsprechend dem Schema des defibrillierbaren Schenkels

reanimiert werden. Alle anderen Möglichkeiten werden je nach Patientenzustand

antiarrhythmisch medikamentös oder mit Kardioversion (R-Zacken getriggerte Abgabe des

Elektroschocks) behandelt. Cave: Der wache Patient muss zur Kardioversion sediert werden!!!

3.3 Defibrillation

Bei jeder Reanimation ist die Kenntnis der Funktionsweise des Defibrillators (Einschalten, Wahl

der Energiestufe, Laden, Defibrillieren, Entladen „scharfer Paddels” bei Abbruch der

Maßnahme, Bedeutung des Synchronisationsschalters) und des Vorgehens (Benutzung von Gel,

korrekte Platzierung der selbst-haftenden Defibrillations-Pads bzw. der Paddels und

Anpressdruck, Schutz anwesender beteiligter und unbeteiligter Personen) essentiell. Eine

Einweisung findet im Rahmen des Praktikums statt. Da aber eine beträchtliche Anzahl

verschiedener Hersteller diese Geräte anbieten, sollte sich jeder Arzt mit Art, Umfang,

Funktionsweise und Lagerungsort der Notfallausrüstung vertraut machen.

Heutzutage werden aufgrund verbesserter Reanimationserfolge nahezu ausnahmelos

biphasische Defibrillatoren eingesetzt. Die Energie richtet sich nach der Empfehlung des

Herstellers (mindestens 150 Joule). Ist die Herstellerempfehlung nicht bekannt soll die

höchstmögliche Energiestufe gewählt werden (meist 200 Joule).

3.4 Atemwegssicherung

Die Indikation und der Zeitpunkt zur Atemwegssicherung muss situationsbedingt festgelegt

werden. Wichtig ist die Oxygenierung des Patienten sicher zu stellen, sei es mit Beutel-Maske-

Beatmung, supraglottischer oder endotrachealer Intubation. Nach erfolgter Intubation kann mit

einer Beatmungsfrequenz von 10/Minute beatmet werden ohne dass Pausen während der

Thoraxkompressionen nötig sind. Die endotracheale Intubation gilt auch aufgrund des

18

Aspirationsschutzes als Goldstandard der Atemwegssicherung, bleibt jedoch erfahrenen

Anwendern vorbehalten. Supraglottische Atemwegshilfen wie der Larynxtubus sind eine

Alternative für weniger erfahrene Anwender. In jedem Fall soll eine Kapnographie zur Messung

des endtidalen CO2 verwendet werden. Sie gibt nicht nur Auskunft über eine korrekte

Tubuslage, sondern kann auch wertvolle Hinweise über die Qualität der Thoraxkompressionen

sowie auf einen ROSC liefern. In diesem Fall käme es zu einem sprunghaften Anstieg der unter

Reanimation sehr niedrigen etCO2 Werte. Eine sichere Tubusfixierung ist unter Reanimations-

und ggf. Transportbedingungen besonders entscheidend, da die Manipulation am Patienten ein

hohes Risiko für eine Tubusdislokation darstellt. Unter Reanimation wird mit der höchst

möglichen FiO2 beatmet. An den Beatmungsbeutel ist dazu Sauerstoff anzuschließen. Eine

Hyperventilation soll aufgrund der negativen Eigenschaften auf die zerebrale Durchblutung

unbedingt vermieden werden.

3.5 Medikamentengabe

Der Stellenwert der qualitativ hochwertigen Thoraxkompression und frühzeitigen Defibrillation

ist weitaus größer zu bewerten, als die Medikamentengabe von Adrenalin und Amiodaron

während der Reanimation. Beide Medikamente führen zwar zu einer höheren ROSC Rate,

jedoch zeigte sich keine höhere Wahrscheinlichkeit für das Überleben der

Krankenhausentlassung noch für ein gutes neurologisches Outcome.

3.6 Reversible Ursachen für einen Herz-Kreislaufstillstand

Die reversiblen Ursachen müssen sobald es die Situation zulässt hinterfragt und ggf. therapiert

werden, da nur so der Kreislaufstillstand durchbrochen werden kann.

19

Hierfür gibt es die Merkhilfe

4H’s & HITS:

Hypoxie

Hypovolämie

Hypo-/Hyperkaliämie und andere metabolische Entgleisungen

Hypothermie

Herzbeuteltamponade

Intoxikation

Thrombembolie (kardial und pulmonal)

Spannungspneumothorax

Für weitere Details lesen Sie das Kapitel 4 Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen6 der

ERC Leitlinie.

3.7 Bewertung weiterer optionaler Maßnahmen

Keine initiale Blindpufferung

Es wird nicht empfohlen Natriumbikarbonat routinemäßig im Rahmen der CPR oder nach

einem ROSC zu geben. Erwogen werden kann die Gabe von NaBic 8,4% bei lebensbedrohlichen

Hyperkaliämien, Kreislaufstillstand der mit Hyperkaliämie assoziiert ist oder einer

Überdosierung mit Trizyklischen Antidepressiva. Initial können 50ml (=50mmol) verabreicht und

je nach BGA wiederholt werden.

Fibrinolytische Therapie unter Reanimation

Die Lyse soll nicht routinemäßig bei der Reanimation eingesetzt werden, sondern bei Verdacht

auf eine Lungenarterienembolie als Ursache des Zustandes. Nach Verabreichung der 6 Kapitel 4 Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen Truhlář, A., Deakin, C., Soar, J. et al. Notfall

Rettungsmed (2015) 18: 833. https://doi.org/10.1007/s10049-015-0096-7

20

fibrinolytischen Medikation (vgl. Kapitel LAE bei Herz-Kreislauferkrankungen S. 30) wird im

Anschluss eine verlängerte CPR von 60-90 Minuten empfohlen. Dies ist notwendig, um sowohl

eine mechanische als auch pharmakologische Fragmentierung eines möglichen Thrombus der

pulmonalen Strombahn (Lungenembolie) zu erreichen. Ggf. ist weiteres Personal oder eine

mechanische Reanimationshilfe einzusetzen.

Externe Schrittmacher

Zudem sollte im Verlauf einer Reanimation der mögliche Einsatz eines externen Schrittmachers

überprüft werden. Dies gilt insbesondere bei der Behandlung nicht beeinflussbarer

hämodynamisch relevanter bradykarder Rhythmusstörungen oder wenn im EKG isoliert P-

Wellen vorliegen. Nach Schrittmacherapplikation ist immer ein "Pseudo"-EKG-Signal zu

beobachten, dessen Effektivität obligat mittels Pulskontrolle zu verifizieren ist.

Aktuelle Empfehlungen zur Kinderreanimation sind der Website des GRC zu entnehmen

(https://www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien).

Aufgabe zur eigenständigen Lernzielüberprüfung: Skizzieren Sie den Behandlungsalgorithmus

des Advanced-Life-Support aus dem Gedächtnis und überlegen Sie sich wie Sie die reversiblen

Ursachen „4 H’s und HITS“ diagnostizieren könnten.

3.8 Postreanimationsbehandlung7

Es wird nach dem ABCDE Schema vorgegangen. Der Atemweg sollte falls noch nicht geschehen

gesichert werden (endotracheale Intubation), eine Kapnografie ist einzusetzen und eine

Normoventilation durchzuführen. Das Ziel ist eine SpO2 von 94-98% zu erhalten. Sichere i.v.

Zugänge sind zu etablieren und im 12-Kanal-EKG soll nach Zeichen für einen STEMI gesucht

7 Kapitel 6 Postreanimationsbehandlung Nolan, J., Soar, J., Cariou, A. et al. Notfall Rettungsmed (2015) 18: 904.

https://doi.org/10.1007/s10049-015-0094-9

21

werden. Der Stellenwert einer vordringlichen Herzkatheteruntersuchung wird stark betont. Das

Blutdruckziel ist > 100mmHg systolisch.

Eine adäquate Sedierung soll erfolgen und das Temperaturmanagement spielt eine

entscheidende Bedeutung. Für ≥ 24h ist eine Temperatur von 32-36°C anzustreben oder

alternativ eine Temperaturkontrolle bei 36°C zu halten. Insbesondere das Verhindern von

Fieber in den ersten 72h nach dem Ereignis hat eine entscheidende Bedeutung für die

neurologische Erholung.

22

4 ABCDE Schema

Das ABCDE-Schema dient der schnellen, prioritätenorientierten Beurteilung und Behandlung

eines Patienten. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen internistischen,

traumatologischen oder frisch reanimierten Patienten handelt, da das Schema universell

anwendbar ist. Im Optimalfall nimmt der einmalige Durchlauf, sofern keine komplexen

Probleme zu beheben sind, nicht mehr als 60–90 Sekunden in Anspruch. Dabei wird zuerst

untersucht und behandelt, was den Patienten als Erstes bedroht („Treat first what kills first“).

A – Airway (Atemweg)

Die Atemwege werden auf Durchgängigkeit und/oder Bedrohung untersucht. Hinweis auf ein

(A-Problem) kann zum Beispiel ein schnarchendes Atemgeräusch beim bewusstseinsgetrübten

Patienten sein. Wahrscheinlich verlegen oder verengen in diesem Fall Weichteile (Zungengrund,

weicher Gaumen) den Atemweg. Ein gurgelndes Atemgeräusch spricht hingegen für eine

Verlegung mit einer Flüssigkeit (z.B. Blut, Sekret, Erbrochenes). Weitere Hinweise auf eine

Atemwegsverlegung können ein inspiratorischer Stridor, kloßige Sprache, Speichelfluss oder

eine inverse Atmung sein. Ein Blick in den Mund, ggf. mit einer Lampe, kann eine Schwellung,

eine Blutung oder einen Fremdkörper identifizieren. In den meisten Fällen führen einfachste

Maßnahmen, wie das Absaugen/Ausräumen des Mundraums, Überstrecken des Kopfs,

Esmarch-Handgriff zum Erfolg. Einfache Atemwegshilfsmittel wie Wendl-Tubus

(nasopharyngeal) oder Guedel-Tubus (oropharyngeal) halten den Atemweg frei, bieten jedoch

keinen Aspirationsschutz. Für die weitere Versorgung und/oder den Transport, kann daher eine

Atemwegssicherung mit Endotrachealtubus, oder einer supraglottischen Atemwegshilfe

(Larynxmaske, Larynxtubus) notwendig werden. Hierbei ist wichtig, dass dies beim nicht

reanimationspflichtigen Patienten in der Regel die Einleitung einer Notfallnarkose mit

anschließender kontrollierter Beatmung erfordert. Die Entscheidung hierzu sollte nicht

leichtfertig getroffen werden und gehört in die Hand eines erfahrenen Notfall- oder

Intensivmediziners, bzw. Anästhesisten. Sollte weder die Atemwegssicherung, noch die

Maskenbeatmung möglich sein, können in der „cannot intubate, cannot ventilate“-Situation als

ultima ratio Maßnahme invasive Techniken wie die Koniotomie notwendig werden.

23

B – Breathing (Belüftung)

Beim Prüfen der Belüftung muss auf einige wichtige Parameter geachtet werden. Hierzu zählen

die Inspektion des Thorax (Hautkolorit (Zyanose), Hautemphysem, pathologische

Thoraxbewegungen), Atemzugtiefe und die enorm wichtige Atemfrequenz. Diese ist einer der

frühesten Hinweise auf eine Gewebehypoxie und somit ein Zeichen für ein B- (oder C-)

Problem. Beim Bestimmen der Atemfrequenz werden die folgenden Kategorien unterschieden:

Apnoe Atemstillstand

Bradypnoe Atemfrequenz < 8/ Min.

Normale Atemfrequenz Atemfrequenz 12-20/ Min.

Tachypnoe Atemfrequenz > 20/ Min.

Da sowohl eine stark beschleunigte, als auch eine stark verlangsamte Atmung auf eine Hypoxie

(B-Problem) hinweisen, sowie dieses verursachen können, müssen diese pathologischen

Zustände erkannt und entweder mit einer Sauerstoffinhalation, oder aber mit einer Beatmung

behandelt werden. In der Notfallsituation sollte primär ein hoher Sauerstofffluss von 12–15L/

Min. über eine High-Flow-Maske gewählt werden. Dieser kann im Verlauf ggf. wieder reduziert

werden. Sowohl bei Bradypnoe, als auch bei extremer Tachypnoe sollte eine assistierte oder

kontrollierte Beatmung erwogen werden. Bei Apnoe muss ggf. reanimiert und beatmet werden.

Auch ein Patient mit einer Atemfrequenz im Normbereich kann unter Umständen zusätzlichen

Sauerstoff benötigen. Deshalb sollte jeder Notfallpatient zunächst großzügig Sauerstoff

erhalten.

Weitere diagnostische B-Maßnahmen sind die pulsoxymetrische Bestimmung der SpO2, sowie

die orientierende Auskultation der Lungen. Bei Vorliegen einer spastischen Obstruktion, können

auch hier schon inhalative Bronchospasmolytika appliziert werden.

Weiterhin ist therapeutisch auch noch die Entlastung eines vorliegenden

Spannungspneumothorax zu nennen.

24

C – Circulation (Kreislauf)

Das Erheben der Pulsfrequenz, -qualität und –rhythmik ist hier besonders wichtig. Sowohl eine

stark erhöhte, als auch eine erniedrigte Herzfrequenz kann zu einem C-Problem führen. Die

Rhythmik kann ggf. schon Hinweise auf eine vorliegende Rhythmusstörung geben. Weitere

mögliche Symptome sind kühle, blasse, kaltschweißige Haut und eine Zentralisation

(Vigilanzstörung). Ein sehr sensitiver und früher Parameter einer Hypoperfusion ist die

Tachypnoe! Das Messen des Blutdrucks kann während der Versorgung zur Verlaufskontrolle

und Therapiesteuerung sinnvoll sein. In der initialen Phase ist jedoch die Rekapillarisierungszeit

(gemessen am Thenar oder Hypothenar) ein viel schnellerer und ein weiterer früher Indikator

einer Zentralisation. Normalerweise beträgt die Rekapillarisierungszeit ≤2 Sekunden.

Therapeutische Maßnahmen bei C-Problemen umfassen die spezifische Behandlung der

zugrundeliegenden Schockform. Je nach Situation kann hier z.B. eine Blutungskontrolle

erfolgen oder ein Gefäßzugang zur Volumen- oder medikamentösen Therapie etabliert werden.

D – Disability (neurologische Defizite)

Die Beurteilung der neurologischen Situation soll keine komplexe Untersuchung darstellen,

sondern kurz und orientierend die Vigilanz, die Pupillenfunktion und die grobe periphere

Sensomotorik überprüfen. Zur Beurteilung der Vigilanz eignet sich das AVPU-Schema oder die

Glasgow Coma Scale. Mit einer Pupillenlampe erfolgt die Überprüfung der Pupillenweite und

Lichtreagibilität. Ebenfalls kann unter D ggf. bereits der Blutzuckerspiegel kontrolliert werden,

sofern hierdurch keine lebensrettenden Maßnahmen verzögert werden. Therapeutisch sind die

notfallmedizinischen D-Maßnahmen (abgesehen von der Glucosegabe bei Hypoglykämie)

begrenzt.

E – Environment / Exposure (Umgebung / Entkleiden / Entscheidung)

Der Punkt E umfasst zunächst die Beurteilung der unmittelbaren Umgebung des Patienten auf

etwaige Auffälligkeiten, wie z.B. leere Medikamentenschachteln, ein Asthmaspray, oder

Erbrochenes sowie das Entkleiden des Patienten. Diese Informationen fließen dann mit in den

zweiten wichtigen Teil von E, der definitiven Einschätzung des Patienten und der Entscheidung,

25

mit ein. Der Patient wird dabei als „kritisch“ oder „nicht kritisch“ eingeschätzt.

Mit dieser Entscheidung wird das weitere Vorgehen geplant, das vom sofortigen Transport bis

zur definitiven kausalen Therapie vor Ort reichen kann und von Situation, Patient, Team und

Umgebungsfaktoren (z.B. Witterung, Kliniklandschaft) beeinflusst wird.

26

5 Respiratorische Störungen und Leitsymptom Dyspnoe

Die Ursachen einer Atemstörung können vielfältig sein. Beim Leitsymptom Dyspnoe muss

neben einer primär respiratorischen Problematik auch immer die enge Verzahnung mit dem

kardiozirkulatorischen System bedacht werden, das ähnliche Symptome verursachen kann.

Die häufigsten Ursachen für respiratorische Probleme sind internistischer Genese (Pneumonie,

exazerbierte COPD, kardiale Dekompensation, etc.). Mögliche mechanische Ursachen sind

thorakale Verletzungen mit Rippenserienfraktur, Hämato- bzw. (Spannungs-)Pneumothorax,

aber auch eine Erschöpfung der Atemmuskulatur auf Grund einer neuromuskulären

Grunderkrankung. Des Weiteren kommen, z.B. bei Kindern oder Patienten mit

Schluckstörungen, Fremdkörperaspirationen mit Atemwegsverlegung in Frage. Als Beispiele für

zentrale Atemstörungen seien das Schädel-Hirntrauma (SHT), Intoxikationen und

zentralnervöse Krankheitsbilder genannt.

Zur Identifizierung und Initialtherapie von respiratorischen Störungen ist zunächst ein sauberes

ABCDE essentiell. Kritische Patienten sollten zunächst großzügig zusätzlichen Sauerstoff

erhalten. Dieser kann und sollte im Rahmen der regelmäßigen Revalvation ggf. reduziert

werden. Unter Umständen kann auch hier schon eine assistierte oder kontrollierte Beatmung

notwendig werden.

Im Folgenden wird exemplarisch für eine respiratorische Erkrankung mit potentiell

lebensbedrohlicher Symptomatik der akute Asthmaanfall detaillierter betrachtet.

5.1 Asthma Bronchiale

Definition: Anfallsweise auftretende Atemnot, die mit einer generalisierten Spastik der

Atemwege einhergeht.

Die Ursachen eines Asthmaanfalls sind ein Schleimhautödem, die Produktion eines zähen

Bronchialschleims und die Verengung der Bronchialmuskulatur (Bronchospasmus)

(asthmatische Trias).

27

Leitsymptome: Luftnot, Giemen, Husten, Brustenge

Therapie: Wichtig für den (gestressten und ängstlichen) Patienten ist ein ruhiges aber

entschlossenes Vorgehen und eine zügige Einleitung der Therapie.

Lagerung: Oberkörperhochlagerung zum Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (meist lagern sich die

Patienten instinktiv zur Optimierung der Atmung)

Medikamentöse Therapie des akuten Asthmaanfalls:

- Sauerstoffgabe Ziel SpO2: 92 – 95%

- Inhalative Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salbutamol)

- ggf. Kombination mit inhalativen Anticholinergika (z.B. Ipratropiumbromid)

- Glukokortikoide (50 – 100mg Prednisolon)

Weitere Maßnahmen können bei nicht-ansprechen oder lebensbedrohlichem Anfall eingesetzt

werden:

- Systemische Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Reproterol i.v. / Terbutalin s.c.)

- Magnesiumsulfat als i.v. Kurzinfusion

- Theophyllin als i.v. Kurzinfusion nach strenger Nutzen-/Risikoabwägung

- Nicht-Invasive Ventilation (NIV)

- Notfallnarkose und invasive Beatmung

Weitere Informationen unter:

Buhl R, Bals R, Baur X, Berdel D, Criée C-P, Gappa M, et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und

Therapie von Patienten mit Asthma.

28

6 Leitsymptom Herz-Kreislauf-Störungen

Die präklinische Versorgung von Patienten mit akuten Störungen der Herz-Kreislauffunktion

macht im Rettungswesen einen Hauptteil aller Einsätze aus.

Hinter dem Einsatzstichwort Thoraxschmerz können sich mehrere Erkrankungen verbergen. In

diesem Teil wollen wir kurz auf drei (Akutes Koronarsyndrom, Lungenarterienembolie,

Aortendissektion) der fünf vital bedrohlichen = „big five“ (+ Boerhave, Pneumothorax) und die

Anaphylaxie eingehen.

Eine nähere Beschreibung und Therapieausführungen würden den Rahmen dieses Skriptes

sprengen, so dass auf entsprechende Fachliteratur zur Notfallmedizin verwiesen wird.

Ziel aller Bemühungen ist es auch hier, durch die entsprechenden Maßnahmen die

Primärvitalfunktionen Atmung und Kreislauf zu sichern, um eine Hypoperfusion vor allem der

zentralen Organe zu vermeiden.

6.1 Akutes Koronarsyndrom (ACS)

Die strukturierte Untersuchung des Patienten erfolgt nach dem ABCDE Schema. Hier wird ein

Großteil der Patienten, je nach Schweregrad des ACS, vor allem in den Bereichen B und C

auffällig. Bei ausgeprägtem kardiogenen Schock sind aber auch Atemwegsverlegung und

Vigilanzminderung möglich. Häufig sind die Patienten bereits auf den ersten Blick als kritisch

einstufbar und zwar durch klinische Auffälligkeiten wie:

- Tachypnoe

- Zyanose

- Kaltschweißigkeit

- Blässe

Zu den krankheitsspezifischen Anzeichen gehört vor allem das thorakale, nicht atem- oder

bewegungsabhängige Druckgefühl mit Ausstrahlung in den linken Arm, Kiefer, Oberbauch oder

in den Rücken. Nach dem initialen Untersuchungsgang erfolgt die Sicherung der

Verdachtsdiagnose vor allem durch:

29

- 12 Kanal EKG mit den typischen Veränderungen in der ST Strecke (Hebungen in

mindestens zwei zusammenhängenden Ableitungen oder einem Linkschenkelblock)

- laborchemische Veränderungen (Troponin, CK/CKMB Erhöhung)

Therapie8

Die Therapie lässt sich unter dem Akronym MONA-H zusammenfassen und setzt sich

folgendermaßen zusammen:

M - Morphin

Beim Akuten Koronarsyndrom stellt Morphin das Analgetikum der Wahl dar. Durch seine

Wirkung als Dilatator venöser Gefäße ist es vor allem auch für Patienten mit beginnendem

Lungenödem geeignet. Zudem wird durch Sedierung und Anxiolyse der myokardiale

Sauerstoffverbrauch gesenkt. Mit einer Initialdosis von 3-5mg kann das Medikament im

weiteren Verlauf dann bis zur Schmerzfreiheit titriert werden. Vorsicht ist wegen der

atemdepressiven Wirkung vor allem bei bereits bewusstseinsgetrübten Patienten geboten.

O2 - Sauerstoff

Die Sauerstofftherapie ist aktuell Gegenstand vieler Diskussionen. Die momentane Empfehlung

des ESC sieht einem Sauerstoffsättigungszielwert > 90% vor. Die Gabe von Sauerstoff sollte

allerdings auch bei dyspnoeischen Patienten unabhängig vom Sättigungswert erfolgen.

N - Nitrate

Glyceroltrinitrat stellt eine effektive Therapie des ischämischen Brustschmerzes dar. Durch

Dilatation venöser Gefäße, der Koronararterien und in geringem Maß auch peripherer

arterieller Gefäße senkt es den myokardialen Sauerstoffverbrauch. Die Gabe von Nitrospray soll

8 European Heart Journal, Volume 39, Issue 2, 7 January 2018, Pages 119–177,

30

allerdings nicht bei Patienten mit einem systolischen Blutdruck < 90mmHg, Bradykardie,

Hinterwandinfarkt und dem Verdacht einer rechtsventrikulären Beteiligung erfolgen, da hier

schwerwiegende hämodynamische Probleme auftreten können. Zudem empfehlen die ESC

Leitlinien 2017 keine standardmäßige Gabe von Nitraten. Ein Nachlassen der Symptome auf

Nitrogabe kann ein Hinweis auf einen Koronarspasmus ohne Koronarverschluss sein und bedarf

weiterer Abklärung.

A - ASS

Eine frühzeitige Gabe von ASS (150 - 300mg i.v. oder oral) soll erfolgen. Eine duale

Plättchenhemmung mit Ticagrelor, Prasugrel oder Clopidogrel kann in Rücksprache mit dem

jeweils aufnehmenden Herzkatheterlabor erfolgen.

H - Heparine

Die Gabe von unfraktioniertem Heparin (70-100IE/kg), in der Praxis häufig 5000IE,

vervollständigt als indirekter Thrombininhibitor die Antikoagulation.

6.2 Lungenarterienembolie

Der Verschluss der Gefäße der Lungenstrombahn stellt ein häufig nicht oder zu spät erkanntes

Problem in der Akutmedizin dar. Ein sorgfältiger Untersuchungsgang und das Bewusstsein für

dieses Erkrankungsbild kann helfen solche Patienten frühzeitig zu identifizieren.

Diagnostik

Im initialen Untersuchungsgang nach ABCDE werden die Patienten mit akuter

Lungenarterienembolie (LAE) vor allem in den Bereichen B und C auffällig. Aufgrund der akuten

Rechtsherzbelastung befinden sich diese Patienten häufig im Schockgeschehen. Eine Zyanose

kann besonders ausgeprägt erscheinen und nicht selten sind prominente Halsvenen sichtbar.

Aufgrund keiner klassischen Symptomatik, wie beispielsweise beim ACS, und hoher Mortalität

empfiehlt die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie bei hoher klinischer

31

Wahrscheinlichkeit bereits eine Therapieeinleitung vor Diagnosesicherung9.

Alle präklinischen diagnostischen Möglichkeiten, sind lediglich Hinweise und nicht beweisend

für eine LAE:

– Zeichen der Rechtsherzbelastung (z.B. S1Q3T3-Typ, S1S2S3-Typ, Rechtsschenkelblock)

– gestaute Halsvenen

– keine nennenswerte Besserung der Symptome unter O2 Gabe

– einseitig geschwollene Beine oder Risikofaktoren wie Rauchen, Pille, aktive

Tumorerkrankung, lange Immobilisation oder Reise etc.

Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie empfiehlt für die Diagnostik und Therapie eine

Unterscheidung in:

– hämodynamisch stabile

– hämodynamisch instabile Patienten

Gemäß dieser Einteilung unterscheidet sich auch das weitere Vorgehen:

Hämodynamisch stabile Patienten:

Hier steht eine Risikostratifizierung (Wells Score) und weitere Diagnostik (D - Dimere,

Sonografie der Lunge und Beinvenen) im Vordergrund

Hämodynamisch instabile Patienten:

Hier steht die Echokardiografie zur Beurteilung der rechtsventrikulären Funktion an erster

Stelle, sofern eine CT-Pulmonalisangiografie nicht unmittelbar zur Verfügung steht

Therapie

Hämodynamisch stabile Patienten werden weiter risikostratifiziert und im weiteren Verlauf

dann gemäß den Vorgaben für die normale tiefe Beinvenenthrombose antikoaguliert. Für

weitere Details sei auf die entsprechende Leitlinie verwiesen.

9https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/065-002k_S2k_VTE_Venenthrombose-Lungenembolie_2017-

04.pdf

32

Hämodynamisch instabile Patienten sollen eine sofortige Reperfusion erhalten. Wird eine

medikamentöse Thrombolyse angestrebt sollen diese Patienten 5000IE unfraktioniertes

Heparin erhalten und im Anschluss eine medikamentöse Thrombolyse mit den unten dafür

zugelassenen Medikamenten.

Alteplase (rt-PA) Bolusinjektion von 10mg über 1-2 Min., gefolgt von 90mg über 2h

oder 10mg über 2h

oder akzeleriert: 0,6mg/kgKG über 15 Min.

Streptokinase 250.000IE über 30 Min., gefolgt von 100.000IE/h über 12-24h

Oder akzeleriert: 1,5 Mio. IE über 2h

Urokinase 4400IE/kgKG über 10 Min., gefolgt von 4400 IE/kgKG/h über 12-24h

Oder akzeleriert: 3 Mio. IE über 2h

Die Tenecteplase (Metalyse®) hat zwar in Deutschland keine Zulassung zur Therapie der LAE,

findet sich aber in den amerikanischen Leitlinien und ist vielfach in Studien bei dieser Indikation

untersucht. Vor dem Hintergrund der schnellen Wirkung und es einfachen Applikationschemas,

ist die Metalyse in vielen Rettungsdienstbereichen die einzige, verfügbare Lyse.

Besonderheiten der LAE unter Reanimation:

Sollte unter Reanimation der Verdacht der Lungenarterienembolie gestellt werden (Anamnese

und niedrige etCO2 Werte trotz guter Basismaßnahmen können Hinweise sein) sind die oben

genannten Medikamente ebenfalls für eine Thrombolyse zugelassen. Neben der Wichtigkeit der

Basismaßnahmen sie hier darauf hingewiesen, dass nach Gabe der Thrombolyse die

Reanimation für mindestens 60-90 Minuten fortgeführt werden muss. Eine Zuhilfenahme von

mechanischen Reanimationsgeräten ist sinnvoll. Bitte bedenken Sie, dass eine Gabe von

Thrombolyse als "Rescuemaßnahme" nach bereits lang stattfindender Reanimation nicht

sinnvoll oder empfohlen ist!10

10

Notfall Rettungsmed 2015 - 18:833-903

33

6.3 Aortendissektion

Neben dem ACS und der LAE stellt die Aortendissektion eine weitere lebensbedrohliche

Erkrankung dar, die Thoraxschmerzen verursachen kann. Die kausale Behandlung stellt die

chirurgische Intervention dar, daher ist eine spezifische Therapie in der Präklinik oder der

Ambulanz nicht möglich.

Diagnostik

Patienten mit einer akuten Aortendissektion berichten in 70-80% der Fälle über plötzlich

einsetzende Brustschmerzen11. Neben dieser klassischen Symptomatik können auch Synkopen,

oder in Abhängigkeit des Ausmaßes der Dissektion, auch Minderdurchblutungen beispielsweise

der Extremitäten auftreten.

Der hämorrhagische Schock ist verantwortlich für die führende Symptomatik bei den Patienten.

Demnach fallen diese vor allem durch Blässe, Kaltschweißigkeit und Tachypnoe auf. Im

weiteren Untersuchungsgang lohnt es sich zur weiteren Abgrenzung auf Pulsdefizite

beispielsweise der oberen und unteren Extremitäten zu achten.

Therapie

Die Therapie richtet sich in der Präklinik hauptsächlich nach der Symptomatik. So steht vor

allem die Schmerzstillung mit Opiaten im Vordergrund. Es wird eine Senkung des systolischen

Blutdrucks auf Werte unter 120mmHg und eine Herzfrequenzsenkung auf unter 60/min

empfohlen12. Empfohlene Medikamente zur Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz sind

Beta-Blocker (z.B. Esmolol) sowie Nitrate. Bei Verdacht auf eine akute Aortendissektion ist vor

allem der zügige Transport in ein geeignetes Zentrum zur gefäßchirurgischen Versorgung

anzustreben.

11

https://leitlinien.dgk.org/files/2015_PLL_Aortenerkrankungen1.pdf 12

2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: Seite 55, Tabelle 31

34

6.4 Anaphylaxie

Die Anaphylaxie stellt, in ihrem Vollbild der klinischen Ausprägung, ein äußerst dynamisches

Krankheitsbild dar. So kann von akuten A Problemen (Schwellungen im Bereich der Atemwege)

bis über B Problemen (Bronchospasmus) bis hin zu C (schwerster distributiver Schock) und D

Problemen (akute zerebrale Minderperfusion) eine ganze Bandbreite lebensbedrohlicher

Problem auftreten, die im schlimmsten Fall in einem Herz-Kreislaufstillstand enden.

Daher stellt bei dem geringsten Verdacht auf eine schwere Anaphylaxie die Gabe von 0,5mg

Adrenalin i.m bereits im ABCDE, gemäß dem Grundsatz "treat first what kills first", eine der

zentralen therapeutischen Maßnahmen dar.13 Die intravenöse Gabe von Adrenalin ist dem

geübten Anwender vorbehalten, da hier in der Hektik der Situation häufig Dosierungsfehler

passieren und das Patientenwohl weiter gefährden könnte. Sofern möglich sollte zudem das

Agens entfernt werden und großlumige Gefäßzugänge geschaffen werden, damit durch

Volumengabe (500-1000ml Vollelektrolytlösung) der Kreislauf zusätzlich unterstützt werden

kann. Die weitere Therapie gestaltet sich dann gezielt nach den vorherrschenden Problemen im

ABCDE (Atemwegssicherung, Gabe von Bronchodilatatoren). Im weiteren Verlauf kommen dann

Antihistaminika und Kortikosteroide zum Einsatz, um die allergische Reaktion weiter

einzudämmen.

Bezüglich der Reanimation ändert sich das Vorgehen gemäß des ALS Algorithmus nicht.

In der Regel profitieren die Patienten aufgrund der peripheren Vasodilatation von einer

initialen Schocklagerung.

Typische Auslöser anaphylaktischer Reaktionen sind im präklinischen Bereich Südfrüchte,

Nüsse, Wespen- bzw. Bienengift, im klinischen Bereich vor allem Antibiotika, NSAR, Latex,

Kontrastmittel und im Bereich der Anästhesie Muskelrelaxantien.

Der Algorithmus des ERC stellt den Ablauf der Behandlung der Anaphylaxie noch einmal grafisch

deutlich dar:

13

Notfall Rettungsmed 2015 - 18:833-903

35

Abbildung 7 Behandlungsalgorithmus Anaphylaxie

36

7 Leitsymptom Akutes neurologisches Defizit

In der Notfallmedizin ist das akute neurologische Defizit ein relativ häufig anzutreffender

Krankheitszustand. Zu den Hauptsymptomen zählen Vigilanzstörungen oder

Wesensveränderungen, Krampfanfälle oder Paresen bzw. Plegien. Die Ursachen hierfür können

sehr vielseitig sein und umfassen zerebrovaskulären Erkrankungen, wie Apoplex, Transitorische

Ischämische Attacke (TIA), Subarachnoidalblutungen (SAB), traumatische Ereignisse, wie das

Schädel-Hirntrauma (SHT), der epileptische Anfall und in seltenen Fällen auch infektiöse

Ursachen, wie z.B. Meningitis oder Enzephalitis. Diese Breite verlangt vom behandelten Team

ein sinnvolles differentialdiagnostisches Denken. Hilfreich sind hierbei, sofern dies möglich ist,

eine schnelle und exakte Eigen- oder Fremdanamnese, sowie eine zielführende körperliche

Untersuchung. Zur schnellen Abschätzung des neurologischen Status kann die Glasgow-

Coma-Scale (GCS) verwendet werden.

GCS Punkte Erwachsene

Augen öffnen 4 3 2 1

spontan auf Ansprache auf Schmerzreiz keine Reaktion

Sprache 5 4 3 2 1

orientiert desorientiert inadäquat unverständlich keine Antwort

Motorik 6 5 4 3 2 1

befolgt Aufforderungen gezielte Schmerzabwehr ungezielte Schmerzabwehr Beugereaktion Streckreaktion keine Reaktion

Gesamtzahl 3-15

Neben der GCS sollten stets auch die Pupillen auf ihre Größe, Symmetrie und Lichtreaktion mit

Fokus auf Seitendifferenzen als Teil einer grob orientierenden neurologischen Untersuchung

überprüft werden.

37

Bei der Therapie des akuten neurologischen Defizits ist primär unabhängig von der Ursache

darauf zu achten eine bestmögliche Oxygenierung und eine ausreichende zerebrale

Perfusion zu gewährleisten. Eine endgültige Therapie des zugrundeliegenden

Krankheitsgeschehens ist präklinisch oft nicht möglich.

Nachfolgend werden die häufigsten Krankheitsbilder des akuten neurologischen Defizits und die

Kerninhalte der Therapie dazu aufgeführt. Für tiefergreifende und weiterführende

Informationen sei auf Fachliteratur und aktuelle Leitlinien der jeweiligen Fachgesellschaften

verwiesen.

7.1 Krampfanfall

Zerebrale Krampfanfälle entstehen durch unkontrollierte Entladungen von Neuronen. Hierbei

kann sich die Erregung nur auf einen Teil des Gehirns (partieller Anfall) beschränkten oder auch

auf das gesamte Gehirn (generalisierter Anfall) ausbreiten. Die Ursachen hierfür können eine

Epilepsie mit erhöhtem Risiko für Krampfanfälle, oder aber auch metabolische Entgleisungen

(H pogl kämie ), Alkoholentzug, zerebrale Raumforderungen (z.B. Hirntumor, Abszess, Trauma)

oder Infektionen (Meningitis, Enzephalitis) sein.

Im Zentrum der Therapie steht die frühzeitige Krampfdurchbrechung14, bevor es zu sekundären

Schäden kommt. Des Weiteren nimmt die Wahrscheinlichkeit der Selbstlimitierung und der

Erfolg der medikamentösen Krampfdurchbrechung mit der Dauer des Krampfes ab. Hierfür

werden in der Regel kurzwirksame Benzodiazepine intravenös, intramuskulär rektal oder nasal

eingesetzt. Mittel der 1.Wahl ist die intravenöse Gabe von Lorazepam (0,05-0,1mg/kgKG). Ist

ein i.v. Zugang nicht bereits etabliert, ist die intramuskuläre Applikation der zu bevorzugende

Applikationsweg. Alternativ können z.B. Midazolam auch nasal per Zerstäuber (5-10mg) oder

Diazepam als Rektiole (10-20mg) verabreicht werden.

Neben der Krampfkontrolle ist auf eine konsequente Sauerstoffgabe und den Schutz des

Patienten vor weiteren Verletzungen zu achten. Das früher propagierte Einbringen eines

Beißkeils wird inzwischen nicht mehr empfohlen.

14

Deutsche-Gesellschaft-für-Neurologie (2012b). S1-Leitlinie : Status epilepticus im Erwachsenenalter. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-079.html (abgerufen am 30.05.2015), 1-11.

38

Als Ultima Ratio kann im Status Epilepticus eine Intubationsnarkose mit Thiopental oder

Propofol als Antikonvulsivum durchgeführt werden.

7.2 Blutzuckerentgleisungen

Bei den akuten neurologischen Defiziten muss auch an Blutzuckerentgleisungen gedacht und

zwischen hyperglykämischer und hypoglykämischer Stoffwechsellage unterschieden werden.

Bei den hyperglykämischen Notfällen kann es im Rahmen des absoluten Insulinmangels (Typ-I-

Diabetes) zu einer diabetischen Ketoazidose kommen. Beim relativen Insulinmagel (Typ-II-

Diabetes) kommt es zu einem hyperglykämischen hyperosmolaren nichtketotischen Syndrom

(HHNS). Beim HHNS wird die Ketogenese durch die noch vorhandene Insulinbildung

unterdrückt. Bei beiden Formen kommt es durch die Steigerung des Blutzuckerspiegels zu einer

H perosmolarität des Bluts, welche intrazelluläre Deh dratation, Bewusstseinsstörungen und

osmotische Diurese mit dem Risiko eines prärenalen Nierenversagens und eines

Volumenmangelschocks zur Folge haben kann. Auffällig sind neben den Bewusstseinsstörungen

häufig zunächst Polydipsie und Polyurie. Im Verlauf können ausgeprägte Exsikkosezeichen

(stehende Hautfalten, trockene Schleimhäute, Schock, Oligurie bis Anurie) auftreten.

Im Zentrum der Therapie15 der hyperglykämischen Notfälle steht die Flüssigkeitssubstitution

mit kristalloiden Infusionslösungen und das langsame Senken des Blutzuckers mit Insulin unter

engmaschiger Elektrolytkontrolle. Eine präklinische Insulingabe ist aufgrund der meist

fehlenden Möglichkeit der BGA Kontrolle daher nicht empfehlenswert und sollte auf die

weitere intensivmedizinische Behandlung verschoben werden.

Eine Hypoglykämie entsteht sehr häufig durch eine Überdosierung mit Insulin oder

Sulfonylharnstoffen. Sie kann auch im Rahmen von Alkoholexzessen, Nahrungskarenz,

infektiösen, endokrinologischen oder anderen Erkrankungen auftreten.

Erste S mptome können vegetativer Art, wie Schwäche, Unruhe, Tach kardie, H pertonus,

15

Deutsche-Diabetes-Gesellschaft (2011). Therapie des Diabetes mellitus Typ 1. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/057-013.html.

39

Schwitzen, Zittern, Tachypnoe, Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen oder zentralnervöser Art, wie

Kopfschmerzen, Koordinations-, igilanzstörungen oder Krampfanfälle sein.

Im Zentrum der Therapie16 der Hypoglykämie steht die sofortige Verabreichung von Glucose. Ist

der Patient wach und hat Schutzreflexe, so ist die orale abe zu bevorzugen. Beim

bewusstseinsgetrübten Patienten ist die i.v.-Gabe erforderlich. Initial sollten 8g Glucose

verabreicht werden (4 ml 2 -iger lucoselösung), die bei Bedarf im erlauf wiederholt

werden kann. Die intravenöse Glucosegabe muss aufgrund der Gewebetoxizität streng

intravasal erfolgen. Die Bewusstseinslage und der Blutzuckerspiegel müssen dabei engmaschig

kontrolliert werden.

7.3 Schlaganfall

Dem Schlaganfall liegt eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns zugrunde, welche in 80%

der Fälle durch einen ischämischen Hirninfarkt und in 20% durch eine intrazerebrale oder

subarachnoidale Blutung verursacht wird.

Der FAST-Test ist eine schnelle neurologische Untersuchungsabfolge, welche bei einem akuten

neurologischen Geschehen Hinweise auf eine zerebrale Genese geben kann. Der üblicherweise

durchgeführte Kreuzgriff ist dem FAST-Test in seiner Sensitivität und Spezifität unterliegen.

Face Suche nach Fazialisparese: „Zähne zeigen“

Arm Suche nach brachialer Parese: Arme in Supination nach vorne gestreckt, Haltung dieser Stellung bei geschlossenen Augen

Speech berprüfung der Sprache und des Sprachverständnisses Satz nachsprechen lassen

Time Wann war zuletzt alles normal?

Die Optimierung der Vitalparameter und der schnellstmögliche Transport in eine geeignete

Klinik zur endgültigen Behandlung stehen an erster Stelle. Durch die präklinische Therapie soll

vor allem die fortschreitende Zerstörung von neuronalen Strukturen minimiert und potentiell 16

Häske, D. und Casu, S., Hrsg. (2014). AMLS Advanced Medical Life Support : medizinisches Notfallmanagement in Präklinik und Klinik (präklinisches und klinisches Notfallmanagement), 1. Aufl. Aufl., Elsevier, Urban & Fischer, München.

40

reversibel geschädigtes Gewebe gerettet werden. Hierfür muss auf eine ausreichende

Oxygenierung und zerebrale Perfusion geachtet werden. Daher müssen engmaschige

Blutdruckkontrollen durchgeführt und der systolische Blutdruck >90mmHg gehalten werden.

CPP = MAP – ICP

CCP = Zerebraler Perfusionsdruck, MAP = Mittlerer arterieller Druck, ICP = Intrazerebraler Druck

Eine moderate Blutdrucksenkung17 sollte beim ischämischen Schlaganfall bei Blutdruckwerten

über 220/120mmHg erfolgen. Wenn eine Lysetherapie in Frage kommt (s.u. Zeitfenster!) sollte

der Blutdruck auf unter 185/110mmHg gesenkt werden18. Beim hämorrhagischen Schlaganfall

sollte der Blutdruck hingegen auf 140mmHg19 gesenkt werden. Eine sichere Unterscheidung ist

jedoch erst mittels Bildgebung in der Stroke-Unit, dem für Schlaganfallpatienten geeignetsten

Transportziel, möglich. Zur Optimierung des venösen Rückflusses, kann, sofern es die Situation

zulässt, der Oberkörper 30° hochgelagert werden.

In der Klinik kann beim ischämischen Schlaganfall eine Lysetherapie (bis zu 4,5h nach

Symptombeginn20) oder eine Thrombektomie (bis zu 24h nach Symptombeginn21) durchgeführt

werden. Ein schneller Transport und eine genaue Ermittlung des Symptombeginns sind daher

für die Prognose essentiell.

17

Deutsche-Gesellschaft-für-Neurologie (2012a). S1-Leitliche : Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-046.html (abgerufen am 30.05.2015), 1-17. 18

AHA/ASA 2018 Guidelines for the Early Management of Patients With Acute Ischemic Stroke) 19

Neurologie, D. G. f. (2012). S2e-Leitilinie: Intrazerebrale Blutungen. https://www.dsg-info.de/images/stories/DSG/PDF/Leitlinien/LL_28_2012_intrazerebrale_blutungen.pdf (abgerufen am 05.10.2018). 20

Neurologie, D. G. f. (2015). k tther ie des isch ischen Sch n s – r n n Rekanalisierende Therapie. https://www.dsg-info.de/images/stories/DSG/PDF/Leitlinien/030140_LL_akuter-ischaemischer-schlaganfall_final.pdf (abgerufen am 05.10.2018). 21

Jovin, T. G., Saver, J. L., Ribo, M., Pereira, V., Furlan, A., Bonafe, A., Baxter, B., Gupta, R., Lopes, D., Jansen, O., Smith, W., Gress, D., Hetts, S., Lewis, R. J., Shields, R., Berry, S. M., Graves, T. L., Malisch, T., Rai, A., Sheth, K. N., Liebeskind, D. S. und Nogueira, R. G. Diffusion-weighted imaging or computerized tomography perfusion assessment with clinical mismatch in the triage of wake up and late presenting strokes undergoing neurointervention with Trevo (DAWN) trial methods.

41

8 Spezielle Notfälle

8 . 1 Polytrauma

Definition: Verletzung mehrerer Körperregionen oder von Organsystemen, wobei wenigstens

eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen vital bedrohlich ist (zu

unterscheiden von der Mehrfachverletzung ohne vitale Bedrohung oder der schweren,

lebensbedrohlichen Einzelverletzung).

- geschätzte Anzahl pro Jahr: ca. 18.00022

- häufigste Todesursache bei unter 40-Jährigen

- stumpfe Verletzungen mit über 90% führend (in Deutschland)

- überwiegend männliches Geschlecht

- alle Körperregionen betreffend

- Gesamtletalität ca. 20%!

Der Verdacht auf eine Polytraumatisierung ergibt sich u.a. bei einem Sturz aus mehr als drei

Meter Höhe, Motorrad- oder Autounfall mit höherer Geschwindigkeit, Einklemmung oder

Verschüttung, Tod eines Fahrzeuginsassen, Explosionsverletzungen, hoher Energiewirkung

(Fahrzeugdeformierung) etc. Die lebensbedrohlichen Verletzungen bei einem Polytrauma und

schweren Schädelverletzungen müssen notfallmäßig versorgt werden. Hier gilt das Motto:

„Treat first what kills first!“ Um dieses Ziel zu erreichen gibt es für die präklinische

Traumaversorgung und den Schockraum weltweit etablierte Diagnose- und Therapiekonzepte,

die sich auch am sogenannten ABCDE Schema orientieren. Im Trauma-Algorithmus wird noch

ein >c< vorangestellt, um die akut lebensbedrohliche Blutung zuerst zu therapieren. Beim

Traumapatienten ist die Reihenfolge somit „cABCDE“. Ein weiterer Unterschied ist die HWS-

Immobilisation unter >A<.

Die Algorithmen helfen mit einer systematischen Untersuchung und Therapie die

zugrundeliegenden Verletzungen zu erkennen und zu behandeln, ohne Wesentliches zu

übersehen. Außerhalb der Klinik helfen sie zielorientiert die Transportpriorität festzulegen (der

22

https://www.aerzteblatt.de/archiv/173137/Anzahl-der-Schwerverletzten-in-Deutschland

42

Verletzte gehört in die nächste geeignete Klinik). Außerdem haben die Prinzipien der

Reevaluation zur Erfassung dynamischer Situationen einen hohen Stellenwert. Nur bei nicht

lebensbedrohlichen Situationen wird die Diagnostik und Therapie mit der dann auch möglichen

Breite durchgeführt. PHTLS ist damit eine Hilfe zur stets qualitativ hochwertigen Versorgung

von (Schwer-) Verletzten in der Präklinik. Analog dazu bestehen mit ATLS (Advanced Trauma

Life Support) und ETC (European Trauma Course) Kursformate für die daran anknüpfende

klinische Versorgung im Schockraum.

8.1.1 Präklinische Versorgung

Initial ist auf Aspekte der Sicherheit, Szene und Situation (beachte Eigen- und Fremdsicherung:

Absichern der Unfallstelle, Erkennen von sonstigen Gefahren wie z.B. Elektrizität,

Einsturzgefahr). Hierzu muss man sich die notwendigen Informationen einholen und bildet eine

erste Einschätzung. Beim Eintreffen am Unfallort wird nach rascher Orientierung ein erster

Eindruck (General Impression) formuliert (Sichtung und ggf. Triage). Danach werden Atemweg

und HWS- Immobilisation (A), Breathing (B), Circulation (C), Disability (D) und Environment (E)

abgeklärt (Primary Assessment).

Aus dem Primary Assessment (cABCDE) abgeleitete notwendige Maßnahmen müssen

unverzüglich eingeleitet werden, wie zum Beispiel:

– Sauerstoffgabe (mind. 8l O2/min) über Gesichtsmaske mit Reservoir bei spontan-

atmendem Patienten

– Intubation und Beatmung sollte bei Atemstillstand, Bewusstlosigkeit, respiratorischer

Insuffizienz, drohender Aspiration, Verlegung der Atemwege, drohendem und

manifestem Schock erfolgen (geeignete Medikamente: s.u.)

– thorakale Dekompression und ggf . Thoraxdrainage sind bei Spannungspneumothorax

(Auskultation) und Pneumothorax bei Beatmung Mittel der Wahl

– Blutstillung mit Kompressionsverbänden, manueller Kompression, Tamponade schwerer

oraler/nasaler Blutungen, Beckenschlinge und/oder ggf frühzeitige Anlage eines

Tourniquets

Bei schwerverletzten Patienten mit einer Bewusstseinsstörung und/oder Hinweisen auf eine

Wirbelsäulenverletzung (durch Kinematik wahrscheinlich oder nach körperlicher Untersuchung)

soll die gesamte Wirbelsäule immobilisiert werden (Spineboard mit Headblocks oder

43

Vakuummatratze).

Es wird bestimmt, ob man es mit einem kritisch Verletzten zu tun hat und welche

Transportpriorität besteht. Ist der Patient kritisch verletzt, muss nach den ersten

lebensrettenden Maßnahmen ein unverzüglicher Transport in die nächste geeignete Klinik

erfolgen. Die weitere Behandlung kann auf dem Transport erfolgen. Bei nicht-kritisch Verletzten

schließt sich ein Secondary Survey an.

In diesem Secondary Assessment wird das potentielle Verletzungsmuster eruiert, hierbei

erfolgt die Untersuchung von (Gesichts-)Schädel mit Pupillenkontrolle, Thorax mit

Auskultation und Halsgebiet, Abdomen, Wirbelsäule, Becken und Extremitäten (Durchblutung,

Motorik, Sensibilität) unter ständiger Kontrolle der Vitalfunktionen sowie die Kontrolle des

Blutzuckers.

Ziel der präklinischen Therapie ist es, lebensbedrohliche Zustände zu erkennen, zu therapieren

und so Überleben zu ermöglichen, um den Patienten schnellstmöglich einer adäquaten,

definitiven Therapie in einem geeigneten Zielkrankenhaus zuzuführen.

8.1.2 Schockraummanagement

Nach Voranmeldung durch den Rettungsdienst wird je gemeldetem Zustand des Patienten bzw.

Unfallkinematik der Schockraumalarm ausgelöst. Bei Ankunft des Patienten im Schockraum

haben alle Mitglieder anwesend zu sein. Bei der Übergabe sollte kurz und prägnant der

Unfallmechanismus, sowie der Zustand des Patienten und die durchgeführten Maßnahmen in

ABCDE-Struktur übergeben werden. Danach erfolgt die strukturierte und prioritätenorientierte

Untersuchung des Patienten. Die Struktur des ABCDE sollte eingehalten werden und die

gefunden Pathologien laut und deutlich mit dem gesamten Team kommuniziert werden. Es ist

weiterhin, wie auch präklinisch, darauf zu achten, dass der Patient nur inline mobilisiert wird

(HWS und/oder Immobilisation der gesamten WS) um weitere Schäden („do no further harm“)

zu vermeiden. Sollte bei der strukturierten Untersuchung an einem der Punkte eine Pathologie

bei einem kritischen, hämodynamisch instabilen Patienten gefunden werden, welche eine

sofortige Intervention erforderlich macht, wird die weitere Untersuchung sofort unterbrochen

und die entsprechende Intervention durchgeführt. Auch hier gilt das Prinzip der

44

Prioritätenorientiertheit („Treat first what kills first“). Bei hämodynamisch stabilen Patienten

und entsprechender Unfallkinematik sollte man nach Abschluss des Primary Assessments eine

CT-Polytraumaspirale veranlassen und im Anschluss sollte ein Secondary Assessment erfolgen,

um die Anzahl der „Missed Injuries“ so gering wie möglich zu halten.

Zusammenfassung:

- Frühzeitige Entscheidung kritischer / nicht kritischer Patient!

- Nutze Möglichkeiten zur schnellen Rettung, wenn Patient

in Zwangslage!

- Beachte das Zeitmanagement - Beurteilung der Transportpriorität!

- Wiederbeurteilung nach >c<ABCDE in regelmäßigen Abständen!

- Prüfe Indikation zur Ganzkörperimmobilisierung!

45

Beurteilung und Management Inhalt Maßnahmen

Scene

Safety

Was? Wie? Wo? Wer? Notfallmeldung/Alarmierung Leitstelle, Sicherheitskleidung, Helme, Untersuchungshandschuhe und Schutzbrillen tragen

Situation Wetter, nächstes Traumazentrum, wie viele Verletzte, Kinematik etc.

ggf. weitere Einsatzmittel nachfordern

General Impression

– erster Eindruck?

Ansprechbar?

Atmung vorhanden?

Puls vorhanden?

Signifikante Blutung?

deutliche Kommunikation ans Team

potentiell kritisch vs. nicht kritisch

ggf. bereits Krankenhaus,

Hubschrauber usw. verständigen

Primary Assessment / Erstuntersuchung und Behandlung

A Airway / Atemweg inkl. manueller Immobilisierung der HWS

Inspektion

Verlegung durch eigene Zunge, Blut, Erbrochenes etc.

Aufforderung Mund zu öffnen ggf. Mund manuell ausräumen Esmarch-Handgriff, Absaugen, Guedel- oder Wendl-Tubus, Intubation oder alternative Atemwegssicherung ggf. chirurgischer Atemweg

B Breathing / Belüftung – Ventilation

Atemfrequenz abschätzen suffiziente Atmung? Zyanose? Atemzugtiefe abschätzen Thoraxexkursion und –stabilität Auskultation Halsvenenstauung

bei <12 oder >20/min ggf. assistierte Beatmung Sauerstoffgabe 100% Monitoring mit SpO2-Messung Thoraxentlastung bei Spannungspneumothorax ggf. Transport organisieren

C Circulation / Kreislauf

starke Blutung (sichtbar/vermutet)? Hautbeurteilung Rekapillarisierungszeit Pulsstatus (peripher/zentral, -qualität, -frequenz) Evaluation der Blutungsräume (Thorax, Abdomen, Becken, Oberschenkel)

Blutung stoppen - Druckverband, Tourniquet Beckenschlinge bei V.a. Beckenfraktur ggf. i.v.-Zugänge, ggf. Volumen (low-Volume-Infusionstherapie!) ggf. Transport organisieren

D Disability / Neurologie

Glasgow Coma Scale Pupillenstatus grobe Motorik/Sensorik der Extremitäten

ggf. Transport organisieren

E Expose – Environment / Entkleidung - Wärmeerhalt

Untersuchung und Sichtung suspekter Körperteile

Entkleiden mit Schere Wärmeerhalt! ggf. spezielle Wärmedecke

46

Secondary Assessment / weiterführende Untersuchung

Erst nachdem lebensbedrohliche Probleme behandelt sind! Ggf. erst auf dem Transport!

Vitalwerte Atemfrequenz, -tätigkeit (Atemzugvolumen, -minutenvolumen) Monitoring/Überwachung der Vitalparameter (EKG, SpO2, RR)

Blutzucker-Messung

Temperatur-Messung

Bodycheck

Ganzkörperuntersuchung

Inspektion Palpation Auskultation ggf. Reposition von Frakturen, Schienung ggf. Immobilisation

Anamnese S Symptome

A Allergien M Medikation P Patienten-/Krankengeschichte, Vorerkrankungen L letzte Mahlzeit

E Ereignis/Erinnerung R Risikofaktoren

Frakturbehandlung Frakturen werden normalerweise durch Längszug oder den

entgegengesetzten Unfallmechanismus reponiert. Vor Reposition ist auf pDMS zu achten. Befunde sind zu dokumentieren und an Behandler weiterzugeben. Schienungen erfolgen z.B. mit Splints. Offene Verletzungen ggf. Fotodokumentation, damit möglichst viel Information bis zum Abnehmen des Verbandes im OP transportiert wird. Danach steril abdecken! Spezielle Frakturen/Luxationen erfordern ein angepasstes

Vorgehen – siehe hierzu entsprechende Lehrbücher!

Beispiele komplikationsträchtiger Verletzungen: Schulterluxation: N. axillaris Humerusfraktur: N. radialis Knieluxation: N. peroneus

47

Heidelberger Schockraum-Algorithmus

48

8.2 Akutes Abdomen:

Definition: Akute Manifestation (über Stunden bis Tage) von Erkrankungen im Bauchraum, die

einer sofortigen Diagnostik und Therapie bedürfen.

Leitsymptome: Schmerz, Übelkeit, Erbrechen, Vigilanzminderung, Schock, gestörte

Ausscheidung

Differentialdiagnostisch müssen sowohl intra- als auch extraabdominelle Ursachen

berücksichtigt werden. Aufgrund der Fülle der Differentialdiagnosen ist eine genaue

Diagnosestellung präklinisch selten möglich. Wichtig ist jedoch, bestimmte unmittelbar

lebensbedrohliche Erkrankungen vorrangig in Anamnese, Untersuchung und Diagnostik

abzuklären. Dazu zählen insbesondere (Tab. 1):

Therapie: Es muss, je nach Ursache des akuten Abdomens damit gerechnet werden, dass der

Patient hämodynamisch instabil ist. Dies kann bereits im ABCDE erkannt und dort initial

therapiert werden. Präklinisch sollte bei vermutetem Volumenmangel primär balancierte

Vollelektrolytlösung infundiert werden. Eine analgetische Therapie sollte dem Patienten nicht

Tab. 2: Häufige Ursachen des akuten Abdomens

Appendizitis

GI-Blutung

Akute Pankreatitis

Cholezystitis, Cholelithiasis

Gastroenteritis

Nephrolithiasis, Urolithiasis

Pyelonephritis

Divertikulitis

Tab. 1: Unmittelbar lebensbedrohliche

Differentialdiagnosen

Bauchaortenaneurysma, -dissektion

Mesenterialinfarkt

GI-Blutung

Perforation des GI-Trakts

(Ösophagus, Ulzera, Darm, Appendix)

Ileus

Milzruptur

Myokardinfarkt, Lungenembolie

EUG (Extrauterine Gravidität)

49

vorenthalten werden!23. Ergänzend kann eine antiemetische und spasmolytische Therapie

erfolgen. Abhängig von der Erkrankung ist ein rascher chirurgischer Eingriff notwendig, sodass

der Patient i.d.R. einer chirurgischen oder interdisziplinären Notaufnahme zugeführt wird.

8.3 Thermische Schädigungen

Verbrühung: Thermische Schädigung durch heiße Flüssigkeiten oder Dampf

Verbrennung: Thermische Verletzung der Haut und der Gewebe durch Feuer, heiße

Gegenstände, elektr. Strom

Besonderheiten bei der Erstversorgung eines Brandverletzten im ABCDE Schema

A: Nach Anzeichen für ein Inhalationstrauma suchen! – ggf. wird eine erweiterte

Atemwegssicherung notwendig

B: Hochdosierte Sauerstoffgabe (mögliche Rauchgasintoxikation) cave: CO-Intoxikation kann

mit falsch hohen SpO2-Werten und rosiger Haut trotz massiver Hypoxie einhergehen!

C: Volumenersatz durch balancierte Vollelektrolytlösung CAVE: Übermäßige Volumengabe

vermeiden!24

Bei größeren Brandwunden: KEINE Kühlung. Wärmeerhalt des Patienten steht im Vordergrund

(Rettungsdecke, Verbringen in warme Umgebung, RTW heizen) sowie die medikamentöse

Schmerztherapie.

23

Manterola C, Vial M, Moraga J, Astudillo P. Analgesia in patients with acute abdominal pain. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011, Issue 1. 24

Klein MB, Hayden D, Elson C, et al. The Association Between Fluid Administration and Outcome Following Major Burn: A Multicenter Study. Annals of Surgery. 2007;245(4):622-628.

50

Neunerregel nach „WALLAC “: dient der Abschätzung der Ausdehnung der Verbrennung in %

der Körperoberfläche (KOF)

Kopf (9% KOF)

Arme (je 9% KOF)

Rumpf (vorne und hinten je 18% KOF)

Beine (je 18%)

Kriterien für die Einweisung in eine Abteilung für Schwerbrandverletzte: (nach 25)

- Patienten mit Beteiligung von Gesicht, Händen, Füßen, Genitalbereich oder sonstigen

komplizierten Lokalisationen

- Patienten mit > 15% zweitgradig oder > 10% drittgradig verbrannter KOF

- Patienten mit Begleitverletzungen, Inhalationsschäden sowie Kinder < 8 Jahre und

- Erwachsene > 60 Jahre

- Patienten mit Verbrennungen durch Elektrizität/Strom

Erste Hilfe bei kleinen Brandwunden:

Kühlung des verbrannten Areals mit ca. 15-25 °C kaltem Wasser für max. 5 bis 10 Minuten zur

Analgesie und steriles Abdecken der Wundflächen.

25 S1-Leitlinie Thermische und chemische Verletzungen. Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V. – AWMF-Nr. 044 – 001. Stand: 04/2011.

51

9 Pharmakologie

Allgemein: In Notfallsituationen stehen heute unzählige Substanzen für unterschiedliche

Indikationen zur Verfügung. Häufig verwendete Substanze wurden bereits im Skript erwähnt

und andere werden Sie im Notfallpraktikum kennen lernen. Es macht durchaus Sinn, dass Sie

sich frühzeitig damit vertraut machen, wie sie anzuwenden sind (Dosierung, Indikation,

Kontraindikation, Nebenwirkungen usw.). Es gibt neben Büchern auch zahlreiche Apps, die ein

schnelles Nachschlagen der Präparate erlaubt (z.B. Arznei aktuell).

Einige Faustregeln:

- Sedierende und atemdepressive Wirkungskomponenten können durch zerebrale

Vorschädigung, Alter und Schockzustand verstärkt werden

- Alter, kardiale Erkrankungen und Hypovolämie vertiefen eine durch Medikamente

ausgelöste Kreislaufdepression.

- Jede Kombination ähnlich wirkender Medikamente kann additiv oder überadditiv

wirken.

- Selbst als harmlos deklarierte Substanzen müssen unter den o.g. Umständen vorsichtig

eingesetzt werden. So kann es z.B. auch unter Benzodiazepinen zu einem deutlichen

Blutdruckabfall kommen.

- Sedierende, analgetische und kreislaufwirksame Medikamente sollten, wenn möglich,

immer nach Wirkung dosiert werden.

Applikationswege:

Es gibt kaum einen Notfall mit Indikation zur stationären Einweisung ohne intravenösen

Zugang. Lediglich der Zeitpunkt der Punktion und die Art des Zugangs können variieren.

Zentralvenöse Katheter sind präklinisch zumeist überflüssig. Krankheitsbilder mit Verdacht auf

hohen Volumenbedarf verlangen mehrere (mind. 1-2) großlumige Zugänge.

52

Die meisten anderen Notfälle sind mit einem gut laufenden, mittelgroßen periphervenösen

Zugang ausreichend ausgestattet (auch die Reanimation!).

Die Anlage eines intraossären Zugangs ist dann indiziert, wenn die Anlage eines

periphervenösen Gefäßzuganges verzögert ist oder misslingt. Diese Indikation gilt gemäß den

aktuellen ERC-Leitlinien sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

Mittlerweile existieren Devices sog. MAD (Intranasal Mucosal Atomization Device), mit denen

einige Medikamente (z.B. Midazolam, Morphin, Fentanyl, Ketanest) nasal appliziert werden

können. Die Aufnahme erfolgt über die nasalen/oropharyngealen Schleimhäute. Der

Wirkungseintritt ist annähernd so schnell wie nach i.v.-Gabe. Eine nasale

Medikamentenapplikation ist beispielsweise bei einem Krampfanfall eine sinnvolle Alternative

zu einer schwierigen Anlage eines i.v.-Zuganges.

Schließlich können Medikamente auch intramuskulär = i.m. appliziert werden.

Applikationsweg der 1. Wahl ist dies zum Beispiel für Midazolam beim Krampfanfall ohne

bereits bestehenden i.v.-Zugang26 oder für Adrenalin bei Anaphylaxie. Sehr gut zu verwenden

ist dieser Applikationsweg zudem zur Schmerztherapie beim Kind oder der Therapie einer

akuten Psychose bei bestehender Eigen- und Fremdgefährdung.

26https://im.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-im/intern/dateien/pdf/Handlungsempfehlungen_f%C3%BCr_Notfallsanit%C3%A4ter_in_B-W_V.3.0_2018_09.07.2018_BTO.PDF, Seite 40

53

9.1 Medikamente zur kardiovaskulären Therapie:

9.1.1 Adrenalin (Suprarenin®)

1 Ampulle à 1ml = 1mg oder Durchstechflasche à 100ml = 100mg Wirkungen: Adrenalin ist ein hochpotentes direktes Sympathomimetikum, das bei der kardiopulmonalen

Reanimation einen besonderen Stellenwert einnimmt. In niedriger bis mittlerer Dosis steht die

ß-agonistische Wirkung im Vordergrund.

(positive Chronotropie, Inotropie, Dromotropie, Bathmotropie und Bronchospasmolyse) Mit steigender Dosis erhält man eine zunehmende alpha-mimetische Wirkung, die zu einer ausgeprägten Vasokonstriktion führt. Adrenalin führt daher in mittlerer bis hoher Dosierung durch Erhöhung des Herzzeitvolumens und Zunahme des peripheren Widerstands zu einer Steigerung des arteriellen Blutdrucks und der koronaren Perfusion. Adrenalin in der Reanimation: Adrenalin wird hier unter Annahme folgender Mechanismen - die jedoch nicht alle in

klinischen oder experimentellen Studien nachgewiesen sind - eingesetzt:

verbesserter Auswurf durch positive Inotropie des wieder schlagenden Herzens

Begünstigung einer Spontanaktivität erregungsbildender Zentren (gleichzeitig Gefahr der Aktivierung ektoper Foki / Arrhythmiepotential)

Erhöhung des koronaren Perfusionsdruckes durch periphere Vasokonstriktion

Verbesserung des myokardialen Sauerstoffangebots beim Kammerflimmern

Umwandlung von feinem in grobes KF, welches leichter zu defibrillieren ist

Unerwünschte Wirkungen: Jede der oben genannten Wirkungen von Adrenalin kann durch die geringe therapeutische

Breite zu schweren Komplikationen führen:

akute hypertensive Krise

Herzinsuffizienz durch Erhöhung der Nachlast

Tachyarrhythmie bis hin zum Kammerflimmern

54

Die Anwendung bei nicht reanimationspflichtigen Patienten sollte nur durch den Erfahrenen

erfolgen, da bereits geringste Dosen deletäre Folgen haben können (Verdünnung 1:100 bzw.

1:10).

Indikationen: Asystolie (Mittel der 1. Wahl), Kammerflimmern, EMD, Kreislaufunterstützung bei Low-

Output-Syndrom, schwere Anaphylaxie, therapieresistente Bradykardie, schwerster septischer

Schock, schweres Asthma …

Dosierung und Applikation: a) Asystolie und EMD:

Initial 1mg i.v. (Kinder 10µg/kgKG)

Bleibt ein Erfolg aus, wird diese Dosis alle 3-5 Minuten wiederholt. Dabei wird üblicherweise

Adrenalin 1:10 verdünnt, um eine optimale Einschwemmung in den zentralen

Minimalkreislauf zu erreichen und ein Verbleiben von relevanten Restmengen in der Spritze zu

verhindern.

b) KF und pulslose VT:

Adrenalin wird bei Kammerflimmern/pulsloser VT nach der dritten erfolglosen Defibrillation

eingesetzt. Dosierung und Applikation erfolgen wie bei der Asystolie. Hier wird jedoch zügig

nach Gabe erneut defibrilliert. Zusätzlich zur Adrenalingabe erfolgt nach der dritten

erfolglosen Defibrillation die Gabe von Amiodaron.

Ein hochdosierter Einsatz von Adrenalin (z.B. 10mg Boli) ist nicht empfohlen.

c) Kreislaufunterstützung beim Low-Output-Syndrom:

Die kontinuierliche Applikation von Adrenalin mittels Perfusor sollte nur unter intensiv-

medizinischen Bedingungen erfolgen. Ansonsten in Verdünnung 1:100 jeweils in ml- Boli.

55

d) Schwere Anaphylaxie:

Hier wird die vasokonstriktorische, bronchospasmolytische und antihistaminerge Wirkung von Adrenalin ausgenutzt.

Gabe von 0,5mg intramuskulär (Leitlinie), eine i.v.-Gabe wird dem erfahrenen Anwender

gewährt, hierbei Titration nach Wirkung (Verdünnung initial 1:100 bzw. 1:10 bei schwerer

Anaphylaxie)

9.1.2 Noradrenalin (Arterenol®)

1 Ampulle à 1ml = 1mg

Durch seine fast ausschließlich alpha-mimetische Wirkung ist Noradrenalin ein starker

Vasokonstriktor und kann damit zur Kreislaufunterstützung bei Volumenmangel (1:100 oder

ggf. 1:10) angewendet werden. In tierexperimentellen Studien wird der Nutzen von

Noradrenalin bei der Reanimation zwar stetig diskutiert, hat bislang aber keinen Platz in

diesem Rahmen erlangt.

9.1.3 Atropin (Atropin®)

1 Ampulle à 1ml = 0,5mg

Wirkungen:

Parasympatholytikum: Atropin begünstigt die Erregungsbildung in Sinusknoten und Vorhof,

sowie die Erregungsleitung in Vorhof und AV-Knoten. Da die Ventrikel nicht vom N. Vagus

versorgt werden, hat Atropin keinen pharmakologischen Effekt auf die ventrikuläre Funktion.

Weitere Wirkungen von Atropin: Inhibition verschiedener Drüsen, Relaxation der glatten

Muskulatur einzelner Organe etc.

Unerwünschte Wirkungen:

Tachykardie, Tachyarrhythmie, Verwirrtheit, zentral anticholinerges Syndrom

56

Indikationen:

In der Notfallmedizin zur Behandlung von Sinus- und Vorhof-Bradykardien und AV-

Blockierungen sowie als Antidot bei Vergiftungen mit E605.

Dosierung und Applikation:

Bradykardie initial 5 - 10 Mikrogramm/kgKG i.v. (Erwachsene 1 Amp. à 0,5mg)

tritt keine oder nur eine ungenügende Wirkung ein, wird die Dosis bis maximal 3mg i.v. erhöht.

9.1.4 Amiodaron (Cordarex®):

1 Ampulle à 3ml = 150mg

Amiodaron vereint eine Reihe von Eigenschaften in Bezug auf seinen antiarrhythmischen

Therapieansatz. So kommen beta-blockierende Wirkung und Auswirkung auf die Überleitung

durch K-Kanal vermittelte Inhibition zum Tragen.

Im Rahmen einer Reanimation erfolgt die initiale schnelle Gabe von zwei Ampullen (300mg).

Bei Erfolglosigkeit nach weiterer Defibrillation erfolgt eine Wiederholung mit 150mg.

Bei Patienten mit vorhandenem Kreislauf unbedingt langsame i.v.-Gabe über 20 Minuten

(cave: Blutdruckabfall).

9.1.5 Nitroglycerin (Nitrolingual®)

Pumpspray: ein Hub enthält 0,4mg

Wirkungen:

Nitroglycerin erweitert vorwiegend die Gefäße im Niederdrucksystem. Dies führt zu einem

ausgeprägten venösen Pooling mit Abnahme der Vorlast des rechten und konsekutiv des

linken Ventrikels.

Weiterhin wird ein direkter koronardilatierender Effekt für die Wirksamkeit bei pektanginösen

Beschwerden verantwortlich gemacht. Infolge der Vasodilatation kommt es in der Regel zum

Blutdruckabfall sowie zu einer reflektorischen Tachykardie.

57

Unerwünschte Wirkungen:

- überschießende Blutdrucksenkung (insbesondere bei Hypovolämie)

- Tachykardie

- Übelkeit

- Kopfschmerzen

Indikationen:

Mittel der Wahl bei pektanginösen Beschwerden und hypertonen Krankheitsbildern mit

erhöhter Vorlast (z.B. kardiogenes Lungenödem).

Cave: rasche Blutdrucksenkung, daher engmaschige Kontrollen obligat!

Kontraindikation: erhöhter Hirndruck (Gefäßdilatation führt zu Hirndruckanstieg)

Dosierung und Applikation:

Spray: 1 - 2 Hübe sublingual; evtl. Repetition im Verlauf

Wirkungseintritt: 1 - 5 Minuten

Wirkdauer: 5 - 20 Minuten

58

9.2 Medikamente zur Sedierung oder Narkoseinduktion

Zur Notfallnarkose gibt es eine Leitlinie der DGAI, die von besonders interessierten gerne

gelesen werden kann27.

9.2.1 Propofol (Disoprivan®)

Ampullen/Durchstechflaschen mit 1%iger (10mg/ml) und 2%iger (20mg/ml) Lösung. Propofol

ist ein kurz wirksames Hypnotikum ohne analgetische Wirkung. Es eignet sich in niedriger

Dosierung zur Sedierung sowie in höherer Dosierung zur Narkoseinduktion bzw. zur

Aufrechterhaltung einer TIVA (total-intravenösen Anästhesie). Dosisabhängig kommt es zur

Atemdepression bis hin zur Apnoe, die bei Intubationsdosen praktisch immer vorhanden ist.

Unerwünschte Wirkungen:

Bei schneller Injektion von Propofol kommt es häufig zu einer Venenreizung mit

Injektionsschmerz. Insbesondere bei älteren und kardial vorbelasteten Patienten kann es zu

einem relevanten Blutdruckabfall durch Reduktion des peripheren Widerstandes und der

Inotropie kommen.

Dosierung und Applikation:

Sedierung: 5-10mg Boli titriert nach Wirkung

Narkoseinduktion: 1,5-2,5mg/kgKG (Bolus), Aufrechterhaltung: 6-12mg/kg/h (Perfusor)

Wirkungseintritt: 30 Sekunden, Wirkdauer: 4-6 Minuten

Beurteilung:

Propofol zeichnet sich durch viele positive Eigenschaften aus: antiemetische Wirkung,

repetitive Gaben (auch zur Sedierung) möglich und gute Steuerbarkeit bei kurzer Wirkdauer.

27 Prähospitale Notfallnarkose beim Erwachsenen. Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) – AWMF-Nr. 001/030, Stand 12.03.2015

59

9.2.2 Thiopental (Trapanal®)

Ampulle (Trockensubstanz) à 500mg, aufzulösen in 20ml NaCl 0,9%

Thiopental ist ein kurz wirksames Barbiturat ohne analgetische Wirkung. Bei Gabe von 3-

7mg/kgKG wird eine ausreichende Schlaftiefe zur Intubation oder für kurze schmerzarme

Eingriffe erreicht. Es kommt dabei dosisabhängig zu einer Atemdepression bis hin zur Apnoe,

die bei Intubationsdosen praktisch immer vorhanden ist.

Unerwünschte Wirkungen:

Thiopental ist eine stark alkalische Substanz, die bei paravenöser oder akzidenteller

intraarterieller Injektion zu schweren Nekrosen führen kann. Thiopental erfordert somit einen

sicheren venösen Zugang.

Cave: Ausgeprägter Blutdruckabfall vor allem bei älteren und hypovolämen Patienten.

Dosierung und Applikation: 3 - 7mg/kgKG i.v. zur Intubation, Wirkungseintritt: 10-20 sec, Wirkdauer: 5-10 min

Beurteilung: Thiopental ist durch seine starke Kreislaufdepression nur bedingt in der Notfallmedizin

einsetzbar (Ausnahme: Status Epilepticus und isoliertes Schädel-Hirn-Trauma). Hier können

eine Reduktion des zellulären Metabolismus und eine Senkung des Hirndrucks vorteilhaft

sein.

60

9.2.3 S-Ketamin (Ketanest S®)

Ampulle zu 2ml mit 50mg entspricht 25mg/ml

Ampulle zu 5ml mit 25mg entspricht 5mg/ml

Ampulle zu 10ml mit 250mg entspricht 25mg/ml

Bei oben genannten Ampullen liegt Ketamin als Enantiomer vor.

Cave: Gerade bei Ketamin ist es essentiell genaue Dosierungen zu kennen und aufgezogene

Spritzen mit Angabe des Stoffes und der Konzentration (mg/ml) zu bezeichnen.

Ketamin ist eine Substanz mit sehr guter analgetischer Wirkung, die in höherer Dosierung zu

einer dissoziativen Anästhesie, also gleichsam zu einer Abkopplung des Patienten von

seiner Umwelt führt.

Atem- und Schutzreflexe bleiben dosisabhängig relativ lange erhalten.

Eine Dosierung über 0,5mg/kgKG sollte jedoch nur erfolgen, wenn die Möglichkeit zur

Beatmung und Intubation besteht. Der besondere Stellenwert von Ketamin wird durch seine

kardiovaskulären Wirkungen erklärt:

- Ketamin erhöht in den meisten Fällen Blutdruck und Herzfrequenz, was

seine Indikation gerade bei Patienten im hypovolämischen Schock unterstreicht.

- Die Stabilisierung des Kreislaufverhaltens wird jedoch mit einem erhöhten

Sauerstoffverbrauch des Myokards erkauft. Ketamin eignet sich daher nur bedingt

in Fällen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und kardiogenem Schock.

Ketamin besitzt in sehr hoher Dosierung zudem eine klinisch nutzbare broncho-

spasmolytische Wirkung.

Unerwünschte Wirkungen: - Hypersalivation - Steigerung des myokardialen O2-Verbrauchs

- Halluzinationen und Albträume, die fakultativ auftreten und durch Vorgabe von Benzodiazepinen teilweise oder ganz unterdrückt werden können

61

Dosierung und Applikation von S-Ketamin: zur Analgesie: 0,25 - 0,5mg/kgKG i.v. (bei höherer Dosierung ggf. Beeinträchtigung der Spontanatmung/der Schutzreflexe) zur Intubation bzw. Narkoseinduktion: 1 - 1,5mg/kgKG i.v. ausgeprägter Status asthmaticus: 1,5 - 4mg/kgKG i.v. / Intubation!

Wirkungseintritt: 30 - 60 sec / Wirkungsdauer: 5 - 30 min Beurteilung: Ketamin ist ein geeignetes Medikament zur Intubation von Patienten im hypovolämen Schock. Die Anwendung von Ketamin ist nicht empfohlen bei Patienten im kardiogenen Schock, da es den myokardialen Sauerstoffbedarf erhöht.

9.2.4 Benzodiazepine

Benzodiazepine stellen eine Stoffgruppe mit weitgehend ähnlichem Wirkungsprofil dar:

Anxiolyse

antikonvulsive Wirkung (unterschiedlich ausgeprägte Wirksamkeit)

dosisabhängige Sedierung bis Hypnose

Atemdepression bei abnehmender Vigilanz

primär geringe Wirkung auf die Herz- und Kreislauffunktion (bei

hypovolämen und kardiovaskulär vorgeschädigten Patienten können

Benzodiazepine jedoch ausgeprägte Blutdruckabfälle auslösen)

paradoxe Reaktionen mit Unruhe und Agitation sind bei Substanzen dieser

Gruppe möglich; vornehmlich bei geriatrischen Patienten.

Benzodiazepine sollten zur Sedierung immer titriert werden, da erhebliche interindividuelle

und altersbedingte Unterschiede bestehen. Eine Narkoseinduktion ist zwar prinzipiell möglich,

wegen der hohen Anfangsdosierung und der langen Wirkdauer aber nur bedingt zu

empfehlen. Zur Sedierung des beatmeten Patienten ist fast immer eine Kombination mit

Opioiden angezeigt, was eine bessere Tolerierung des endotrachealen Tubus bei geringerer

Dosis der Benzodiazepine bewirkt.

62

9.2.4.1 Midazolam (Dormicum®)

Ampulle à 1ml mit 5mg bzw. Ampulle à 3ml mit 15mg bzw. Ampulle à 5ml mit 5mg Midazolam

besitzt unter den Benzodiazepinen die kürzeste Eliminations-Halbwertszeit und gilt dadurch

als gut steuerbar. In der Praxis weist es jedoch eine besonders hohe interindividuell

unterschiedliche Wirksamkeit und Wirkungsdauer auf. Die Dosierung nach Wirkung ist

daher gerade bei diesem Medikament anzuraten.

Indikation: • Aufrechterhaltung der Sedierung des beatmeten Patienten durch fraktionierte

Nachinjektionen mit guter Steuerbarkeit der Sedierungstiefe bei relativ geringen

kardiovaskulären Nebenwirkungen.

• Krampfanfall

Dosierung und Applikation: Sedierung: 0,1mg/kgKG; 2 - 5mg (bis 10mg) i.v. / unbedingt titrieren!

9.3 Opioide

Die meisten Vertreter aus der Gruppe der Opioide gehören zu den zentral wirksamen

Analgetika. Viele Opioide sind bei entsprechender Dosierung in ihrer analgetischen Potenz

vergleichbar. Sie unterscheiden sich jedoch zum Teil erheblich hinsichtlich Wirkqualität,

Wirkdauer und Nebenwirkungen.

Wichtige Nebenwirkungen in der Notfallmedizin sind:

• Atemdepression und Sedierung, beide Effekte können durch Kombination mit

anderen zentral wirkenden Medikamenten verstärkt werden!

• Kreislaufdepression mit Hypotonie (auch hier ist eine stärkere Wirkung durch

Kombination mit anderen Medikamenten möglich!)

• mögliche Histaminfreisetzung mit Juckreiz

• Übelkeit

• Erbrechen (deshalb: antiemetische Prophylaxe mit z.B. Vomex®)

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9.3.1 Morphin (Morphin®)

Ampulle à 1 ml mit 10mg oder 20mg (Cave: Verwechslung!)

Morphin ist wegen seiner typischen Pharmakologie das klassische zentral wirksame

Analgetikum in der Notfallmedizin. Es wirkt als reiner Agonist mit guter Analgesie.

• leichte Sedierung mit teils euphorisierender Wirkung

• periphere Vasodilatation, die vor allem bei Lungenödem und Myokardinfarkt mit

erhöhter Vorlast erwünscht ist

• Möglichkeit einer Histaminfreisetzung

Dosierung und Applikation:

5 - 10mg i.v. fraktioniert nach Wirkung (0,1mg/kgKG)

Wirkungseintritt: wenige Minuten / Wirkdauer: bis zu 2 - 4 Stunden

Beurteilung: Hervorragendes Notfallopioid bei Titration und langsamer i.v.-Gabe

9.3.2 Fentanyl (Fentanyl®)

Ampulle à 2ml mit 0,1mg

Ampulle à 10ml mit 0,5mg

Sehr wirksames Opioid, dessen Einsatzbereich vor allem in der Anästhesie und in der

Intensivmedizin liegt.

Diese Substanz wird aber auch - wegen der charakteristischen Pharmakokinetik und -dynamik

(ausreichende Vorerfahrung notwendig) in der Notfallmedizin eingesetzt. Zur Intubation

können Dosen zwischen 0,1 - 0,2mg verabreicht werden.

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9.4 Muskelrelaxantien

Zu unterscheiden sind zwei pharmakologische Gruppen:

depolarisierende und nicht depolarisierende Muskelrelaxantien

Muskelrelaxantien können die Intubationsbedingungen verbessern. Da im Notfall jedoch

immer von nicht nüchternen Patienten ausgegangen werden muss, würde die lange

Anschlagszeit einiger nicht depolarisierenden Relaxantien zu einer unerwünscht langen

Maskenbeatmungsphase führen mit der Gefahr, den Magen zu überblähen und einer

Aspiration Vorschub zu leisten. Von den nicht depolarisierenden Relaxantien kann nur

Rocuronium (Esmeron®) aufgrund seiner schnellen Anschlagzeit für den präklinischen Einsatz

zur Intubation eingesetzt werden.

Wir verwenden aufgrund des ausgeprägten Nebenwirkungsprofils des einzigen klinisch

angewendeten depolarisierenden Muskelrelaxanz (Succinylcholin) in unserem

Rettungsdienstbereich aktuell ausschließlich Rocuronium.

Auch wenn Patienten trotz guter Sedierung gegen den Tubus husten und pressen ist der

Einsatz von Relaxantien bei begleitender Sedierung sinnvoll (z.B. Schädelhirntrauma). Ist die

Intubationsindikation gestellt, müssen wache bzw. nur oberflächlich sedierte Patienten zuerst

ausreichend sediert werden, bevor eine Relaxierung erfolgt (Relaxantien besitzen keine

sedierende Wirkung)!

9.4.1 Rocuronium (Esmeron®)

Ampulle à 5ml mit 50mg nicht-depolarisierendes mittellang wirkendes Relaxans schnelle Anschlagszeit, daher zur Notfallintubation geeignet Dosierung und Applikation: 1mg/kgKG i.v. zur Notfall-Intubation Nachinjektion: ca. alle 40 Minuten, ca. 1/5 der Initialdosis Wirkungsmaximum: 45 - 60 Sekunden, Wirkdauer: 40 - 60 Minuten (hohe Variabilität)

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9.5 Antidot-Gabe

In diesem Skript sollen nur die zwei häufig benutzten Antidot-Substanzen kurz besprochen werden.

9.5.1 Naloxon (Narcanti®)

Ampulle à 1ml mit 0,4mg Naloxon ist ein reiner Opioidantagonist. Es kann bei ausreichender Dosierung die Opioidwirkung komplett aufheben und so auch zu dramatischen Nebenwirkungen führen:

• Wiederauftreten von starken Schmerzen • Entzugssyndrom bei Abhängigen • massive vegetative Symptome mit Tachykardie und Hypertonus bis hin zum

Lungenödem Dosierung und Applikation: Unbedingt verdünnte Lösung verwenden und nach Wirkung titrieren! auf 10ml verdünnen entspricht 0,04mg/ml, z.B. 0,04 - 0,08mg alle 2 - 3 Minuten Cave: Reboundphänomen - die Wirkungsdauer von 0,4mg beträgt nur ca. 45min!

9.5.2 Flumazenil (Anexate®)

Ampulle à 5ml mit 0,5mg entspricht 0,1mg/ml Ampulle à 10ml mit 1mg entspricht 0,1mg/ml Flumazenil antagonisiert die sedativ-hypnotische und anxiolytische Wirkung aller gebräuchlichen Benzodiazepine. Nach hohen Dosen können Agitation und Angstzustände auftreten. Dosierung und Applikation: Flumazenil wird nach Wirkung in einer Dosierung von 0,5 - 1mg i.v. verabreicht. Auch hier sind Kreislaufreaktionen möglich (allerdings weniger ausgeprägt als bei Naloxon). Das Erwachen kann sehr schnell und traumatisierend für den Patienten erfolgen.

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Anhang: wichtige Internetadressen

- www.americanheart.org

- www.acep.org

- www.erc.edu; www.grc-org.de

- www.emedicine.com

- www.amhrt.org

- www.klinikum.uni-heidelberg.de/Notfallmedizin

- www.gifte.de Verantwortlichkeit: Klinik für Anästhesiologie / HeiCuMed

Lehrkoordination: Dr. med. Christoph Arens

Leiter der Sektion Notfallmedizin: Prof. Dr. med. Erik Popp

Dank an alle, die an diesem Skript über die Jahre verantwortlich mitgearbeitet haben!

(u.a. Dr. Amann, Dr. Lutz und Dr. Polarz, Dr. Fresenius, Dr. Schönau, Dr. Glätzer, PD Bopp, Dr.

Bernhard, Dr. Meister, Dr. Winkler, R. Fantl, Dr. Scheiwein, Prof. Dr. Brenner, Dr. Dockter, Prof.

Dr. Popp, Dr. Eisleben, Dr. Deininger, PD Knapp, Dr. Göring, Dr. Frankenhauser, Dr. Mohr, Dr.

Kuhner, Dr. Tan, A. Mair, E. Scholze)