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Das Web 2.0 ist eine Chance für Bibliotheken: Social Media
bieten vielfältige Möglichkeiten, sich der Öffentlichkeit zu
präsentieren. Damit sich der Auftritt im sozialen Netzwerk
auch lohnt, sind stete Betreuung, eine Social-Media-Stra-
tegie und regelmäßiges Monitoring erforderlich.
EshätteallessoschönundeinfachwerdenkönnenfürBibliothe-
ken.Das InternetversprachnahtloseKommunikationzwischen
Menschen und Services, und wenn nicht eine Bibliothek, wer
sonsthätteeinengewaltigenReichtuman(Voll-)Textfürdiesen
entstehendenParallelkosmosanbietenkönnen.Faktistaber:Mit
demBeginndesInternetzeitaltershabenBibliothekendieMarkt-
führerschaft in puncto „Informationsvermittlung“ an andere
abgegeben,ganzabgesehenvonderFrage,werdieSchlagzahlbei
derEinführungneuer Informationstechnologienvorgibt.Schon
dieeinfachstenDienstewiedasYahoo-Web-Verzeichnis liefen
SocialMedia:DasgelobteLandfürBibliotheken?
VonMarkBuzinkay
THEMA4000000000000000000
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
Bibliotheken den Rang ab, konnten sich über millionenfaches
PublikumerfreuenundganznebenbeiihreServicesundInhalte
ineinemTempoausbauen,welchesdiealtgedientenInstitutionen
inErstaunenversetzte.
DieKrisekommtmitdemInternet
DieAntwortderBibliotheksweltaufdieseneueHerausforderung
ließeineWeileaufsichwarten,wurdeundwirdimmernochin
diversenKreisendebattiertunddrücktesichamehestenineiner
defensivenHaltung aus: dieBibliothek als Informationsdienst-
leistermitQualität.Defensivdeshalb,weilmansichzwaraufeine
seiner Stärken, den wohlgeordneten Katalog inklusive fachge-
rechterBeratung,berief,aberdiesenichtauszubauenbereitwar.
Trotz dieser „Stärken“ verloren Bibliotheken weiter an Boden.
SuchmaschinenerschlossendasWeb,online-Buchhändlerliefer-
tenBuchrezensionen,WissenschaftlerInnenpubliziertendirektim
Web,NutzerInnenkommunizierteninForenundgabeneinander
gegenseitigHilfestellungbeiderSuchenachweiteremContent.
Bibliotheken spielten sich zunehmend ins Abseits, zumindest
dort, wo sie nicht über ein Monopol verfügten, welches ohne
online-Alternativeblieb(z.B.teurereZugängezuE-Journals).
DieAlarmglocken indenDirektionenbegannen zu läuten,die
digitale Herausforderung konnte nicht mehr ignoriert werden.
Manfingan,derEntwicklungderWeb-Dienstenachzulaufen,sie
zukopierenundfürsichzunutzen,umdenSchadensogering
wiemöglichzuhalten.JahrespäterundumvieleProjekteerfah-
renersiehtmanein,dassderZugderTechnologieführerschaft
endgültigabgefahrenist.GegendieRessourcen,dieGoogle&Co
inSachenKnow-how,Patenteundökonomischeüberlegenheit
angehäufthaben, isteinWettrennenaussichtslos.VieleBiblio-
thekenhabenkapituliertundgehenalsJunior-Partnerinstrate-
gischenAllianzenmitdiversenonline-Anbieternauf.Einschönes
BeispielistdasGoogle-Books-Projekt.
Web2.0alsstrategischeChance
Werhättegedacht,dassgeradedasWebinseinerzweitenGene-
rationanDienstleistungenjustjenenBodenaufbereitenwürde,
denmancheBereicheunsererGesellschaft(MenschenwieInsti-
tutionen)benötigten,umdenSprunginsWebzuschaffen.Als
hättedasWebdieHandausgestreckt,umu.a.Bibliothekenwie-
derinsBootzuholenundsiefürseineTechnikundPotenziale
zubegeistern.Provokativformuliert:Bibliothekenwurdenvon
KonkurrentenzupotenziellenNutzerndegradiert.Diesezweite
GenerationanDienstenhatteschlagendeArgumente:Siewaren
äußertkostengünstig,schnell,funktional,manbenötigtekei-
nerleitechnischesKnow-how,siebotenenormvielContentund
nochvielmehrNutzerInnen.Alles,waseinerBibliothekabging.
Web2.0-Diensteentwickeltensichnach2001sehrraschzuden
Treibernder technischenEntwicklung imWeb.RSSkamauf,
BlogswurdenMainstream.WikipediaundSocialBookmarking
etabliertensichbaldalsAbbilddesCommunity-Wissens.Fotos
wurdeninsWebgespieltundveröffentlicht,ebensoVideoclips
ineinerniedagewesenenMasse.DasStichwortvom„usergene-
ratedcontent“machtedieRunde,derNutzerwurdealsoauch
zumProduzentenvonInhalten.DieseimmenseAnzahlanBei-
trägeninCommunitysundsozialenNetzwerken,inMikroblogs
wieTwitteroderinonline-office-Anwendungenführteletztlich
zumBegriff„SocialMedia“.Erumfasstalles,wasderErstellung
undPublikationvondigitalenInhaltendient,dieinderCommu-
nityihrenUrsprunghaben.
DerSocial-Media-BoomerinnertaberauchaneineBlase.Social
Mediasindextremschnellgewachsen,jedernutztsieundsetzt
darauf und keiner weiß, was diese Konstruktion ökonomisch
zusammenhält. InderTat stehendieGeschäftsmodellemeist
aufäußerstdünnenBeinen,bedienensich fastausschließlich
beträchtlicher Summen Risikokapital und hoffen auf Einnah-
mendurchWerbungundVerkaufvonNutzerprofilen.Esistalso
fraglich, wie lange diese Dienste in ihrer derzeitigen Form
bestehenbleiben,wielangewirsiealsonutzenkönnen.Diese
Chance,dieBibliothekenmitdemAngebotdieserDiensteerhal-
ten haben, ist also ein temporäres „window of opportunity“,
ein Zeitfenster der Gelegenheit, welches irgendwann wieder
geschlossenseinwird.
DieVersprechungenvonSocialMedia
Social Media sind nicht nur eine äußerst nutzerfreundliche
SammlunganDiensten,diedieErstellunginteressanterInhalte
andieCommunityabgibt,sondernaucheinVersprechen.Die-
4 Landkarte der Online-Communities: So sieht die
schöne neue Web 2.0-Welt aus
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sesVersprechenistdereinfache,schnelleundkostengünstige
Zugang zu einer potenziell unlimitiert großen Community.
HierspielenmehrereFaktoreneineRolle:
1.dieTechnologie
2.dieVernetzung
3.dieoffeneCommunity
WasdieTechnologiebetrifft,sokönnenalle(Nutzer,Produ-
zenten) über einheitliche Standards, vielfältige Anwendun-
genundpersonalisierteDiensteäußersteffizientmiteinander
kommunizieren bzw. Informationen erstellen und abrufen.
Die Vernetzung weiter Teile der Bevölkerung ermöglicht
dendirektenZugangzueinemPublikum,deransonstennur
schwerbzw.unterhohenKostenaufgebautwerdenkann.Da
dieoffeneCommunitybereitsimWebbesteht,kanndiesefür
eigeneIntentionengenutztwerden,ohneaufwendigeAkqui-
sitions-undAufbauarbeitleistenzumüssen.
DieserMixistesletztlich,derUnternehmenundNon-Profits,
Behörden wie private Gruppen, aber auch jeden einzelnen
Nutzer und jede Nutzerin dazu bewegt, im Web Präsenz zu
zeigenunddieeigenenZieleunteranderemüberSocialMedia
erreichen zu wollen. Auch Bibliotheken nehmen sich dieser
Möglichkeitenan,versuchenausunterschiedlichstenMotiven
herausSocialMediazunutzen:eineigenerAuftritt inFace-
book,einYouTube-Kanal,abundzumaletwastweeten,ein
SchaufensterinLibraryThing,gareinePräsenzin„SecondLife“
undnocheineneigenenBlogobendrauf.DasHauptmotivaller
dieserBemühungenwarundist,Flaggezuzeigen,dortzusein,
woderNutzer ist,einenneuenNews-Kanalzueröffnenund
sichmodernzugeben.
SindSocialMediaalsodasgelobteLand,„thepromisedland“,
welchesBibliotheken leichter und einfacher wieder zu alter
Stellungverhelfenkann?
DasPotenzialvonSocialMediascheintriesig.VieleErfolgs-
geschichtenundprominenteFallbeispielebelegen,dassSocial
MediaerfolgreichineineUnternehmensstrategieeingebettet
werdenkönnen.MehrAufmerksamkeit,mehrKunden,mehr
Umsätzesindmöglich.VoneinemerfolgreichenEinsatzvon
SocialMediakannmandannsprechen,wenndieserdieUnter-
nehmensziele wirkungsvoll unterstützt. Je nach Institution
kannessichhierbeiumdieStärkungderKundenbeziehungen,
eine Verbesserung des Images oder um die Steigerung der
Besucherfrequenzhandeln.Gleichzeitigdarfmansichkeine
Wunder erwarten, vor allem dann nicht, wenn man glaubt,
mitdemEröffneneinesFacebook-KontosistdieGeschichte
gegessenunddieBibliothekaufdemWegzumErfolg.Mit-
nichten. Jegliches Social-Media-Engagement muss erst in
genügendemAusmaßdasZielpublikumerreichen,damitWir-
kungen generiert werden. Und das ist kein leichtes Unter-
fangen.
DieHerausforderung„SocialMedia“
UmdieVersprechungenvonSocialMediaeinzulösen,bedarf
es eines steten Aufwandes. Dieser Aufwand bezieht sich
hauptsächlich auf die menschliche Arbeitszeit. So ist, auch
beibescheidenemEinsatz,mitmehrerenStundenproWoche
zukalkulieren.Allesandereistnichtausreichend,umgenug
DynamikinseinSocial-Media-Projektzubringen.Vondiesem
ArbeitsumfangsindbesonderskleineundkleinsteBibliothe-
kenbetroffen,diekeingroßesTeamhabenundentsprechende
Aufgabendaherschlechtaufteilenkönnen.Aberauchgrößere
Institutionen tun sich oft schwer, entsprechend geschultes
undmotiviertesPersonalfürdieseAufgabezubestellen.Vor-
aussetzungistalsozunächst,genügendZeitressourcendurch
eineentsprechendeAnalysederArbeitsabläufefreizuspielen,
um Social-Media-Aktivitäten im geplanten Ausmaß, aber
ohnezusätzlichesArbeitspersonaldurchführenzukönnen.
IstdieseHürdeeinmalgeschafft,kannmaneinSocial-Media-
EngagementernsthaftinsAugefassen.DerErfolghängtvon
mehrerenFaktorenab:
>VorhandenseineinerSocial-Media-Strategie
>einemgewähltenMixausSocial-Media-Anwendungen
>einemandasZielpublikumangepasstenInhaltmitMehrwert
>einerordentlichenPortionEinsatzbereitschaft
>MonitoringvonSocial-Media-Indikatoren
Viele InstitutionenkonzentrierensichaufdieAuswahleines
Werkzeugs.DiesgeschiehtmeistauseinertechnischenPer-
spektiveheraus:WelchenDienstkannichbedienen?Vieleher
sollteder redaktionelle Inhalt imVordergrund stehen,denn
dieserContentistderMehrwert,denunsereNutzerInnenvon
unserwarten.
Einsatzbereitschaftmussobligatorischsein,aucheineSocial-
Media-Strategie.DieseentwickeltmanamehestenimGleich-
klangmitderübergeordnetenGesamtstrategiederBibliothek.
FehltdieseoderfühltmansichdieserAufgabealleinenicht
gewachsen, ist eine externe Beratung und Begleitung eine
diskutierwürdigeoption.Diese Punkte in allen Einzelheiten
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zubesprechenwürdeBücherfüllenundichmöchtemichhier
inallerKürzeaufdenletztenPunktbeschränken,dermeiner
Erfahrung nach in den allermeisten Fällen völlig übersehen
wird: die überwachung und die Steuerung von Aktivitäten
durchSocial-Media-Indikatoren.
LernenausdenDaten
„Social Media Monitoring“ besteht aus Messmethoden und
einemfestgelegtenSetanKennzahlen(sogenannten„Indika-
toren“),welcheüberdenZustandderBemühungeninSocial
Media berichten. Nur wenn wir über diese Information ver-
fügen, könnenwir unsere Social-Media-Bemühungen indie
richtigeBahnlenken.
Dieses Set soll nicht aus Indikatoren bestehen, die leicht
erfüllbar sind, sondern aus solchen, die Aussagen über die
Zielerreichung der Social-Media-Strategie tätigen können.
Alles andere ist Augenauswischerei. Wenn möglich, werden
unterschiedliche Dimensionen ausgeleuchtet: der Einsatz
(z.B.AnzahldereigenenArtikel),dieReichweite(z.B.Anzahl
derAbonnentinnenundAbonnenten,Fans,Follower),dieWir-
kung(z.B.LinksaufdeneigenenInhalt),dasEngagementder
eigenenCommunity(z.B.AnzahlvonKommentaren).Indika-
torensolltenauchdaraufhinausgewähltwerden,wie„einfach“
sie erfasst werden können. Daher wird meist automatische
Erfassungbevorzugt,diezumMesszeitpunktlediglichabge-
lesenwerdenmuss.AnsonstenmüsstedieErfassungderIndi-
katorenmanuellerfolgen.
ZuBeginnderSocial-Media-Arbeitstehennochkeinehisto-
rischen Indikatoren-Daten bereit, was die orientierung ein
wenig unsicher macht. Sammeln Sie zunächst drei Monate
langDaten,passenSiedannihreZielwerteaufdierestlichen
neunMonaterealistischanundbeginnenSie,dieWertesyste-
matischzuanalysieren.WelcheAktivitätenhabenzuwelchen
Ergebnissengeführt?VermerkenSiebesondereEreignissein
IhrenDatentabellen,umnichtnurDatenzusammeln,sondern
auchausihnenzulernen.
DieErhebungunddieAnalysederIndikatorensolltegenauso
selbstverständlichseinwiedieSchaffungvonSocial-Media-
Inhalten. Damit gehen Sie sicher, ob Ihre Mühe, in Social
MediapräsentzuseinundIhreindividuellenZielezuverfol-
gen,auchlohnt.
SocialMediabietenvieleMöglichkeiten,die sichabernicht
vonselbstentfalten.Stattdessenmüssensiefortdauerndkul-
tiviertwerden,umFrüchtezutragen.
4Mark Buzinkayistseit2006selbstständigalsUnternehmensberatertätigundbegleitet
UnternehmenwieBibliothekenbeiderEntwicklungvonStrategienundImplementierungvonWeb2.0-Anwen-dungeninbestehendeWebsitesundInformationssyste-me.Website:www.buzinkay.net
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Factbox: Social MediaDiese Social-Media-Anwendungen werden derzeit
häufig von Bibliotheken genutzt:
DasbeiunsamweitestenverbreitetesozialeNetzwerkistFace-
book.Inhaltekönnenmit„Freunden“geteiltundkommentiert
werden.Auf„FacebookPages“könnensichUnternehmenund
auchBibliothekenpräsentieren.
www.facebook.com
DasMikroblogTwitterermöglichtNachrichtenzujeweilsmaxi-
mal140Zeichen,die„Tweets“genanntwerden.DieMeldun-
genkönnenvon„Followern“abonniertwerden.
http://twitter.com
WordPress
WordPressisteinefreieSoftwarezurVerwaltungderInhalteeiner
Website,insbesonderezuAufbauundPflegeeinesWeblogs.
http://wordpress.orgundhttp://wordpress.com
Flickr
Auf Flickr können NutzerInnen digitale Bilder und Videos mit
KommentarenundNotizenhochladenundzurVerfügungstellen.
www.flickr.com
YouTube
YouTubebietetdieMöglichkeit,Videoshochzuladen,anzusehen
undzubewertenundbildeteinegigantischeonline-Videothek.
www.youtube.com
Foursquare
FoursquareisteinstandortbezogenessozialesNetzwerk,das
vorallemmitSmartphonesgenutztwird.UserInnenkönnenan
Standorten„einchecken“.
http://foursquare.com
Social Library 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN