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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA Donnerstag, 4. Mai 2006 Reisetag Greeley, Colorado Super 8 Motel Eine Freundin holt uns um 6 Uhr ab, um uns zum Flughafen nach München zu bringen. Wir fliegen um 10.05 Uhr nach Denver, Zwischenstopp in Atlanta. Maria hütet während unserer 2-monaten Abwesenheit unser Haus, schaut nach den Blumen und der Post. Die Fahrt verläuft trotz Berufsverkehr problemlos und um 8 Uhr sind wir durch den Check in. Pünktlich verläuft unsere Zwischenlandung in Atlanta. Die Organisation der Amis ist einfach perfekt! Ankunft in Denver ebenfalls pünktlich, der Bus nach Greeley ließ nicht lange auf sich warten und so waren wir um 20 Uhr Ortszeit Colorado im Hotel, 24 Stunden, ein langer Tag und wir waren geschafft. Abendessen: eine Tafel Schokolade für Rolf! Freitag, 5. Mai 2006 1. Tag Colorado Springs, Colorado Best Western (55) Wir stehen schon um 6.30 Uhr auf und packen alles um, denn uns steht ja für die nächsten Wochen nur der Seesack zur Verfügung. Rolf baut Batterie ins Motorrad ein, übergibt die mitgebrachten Präsente für den Garagenwärter (Schnaps, Schokolade). Um 9.30 Uhr, nachdem das Motorrad fast fertig gepackt ist, auch schon mit Proviant, gehen wir zum Harley Dealer bezüglich Zulassungs-Plakette. Rolf kauft schönen weißen offenen Helm. Das Wetter ist chilly, wie die Amis sagen, d. h., relativ kalt, aber wir wollen ja in den Süden. Abfahrt vom Hotel gegen 12.30 Uhr, es ist eisig, es weht ein kalter Wind, es regnet und es ist nebelig. Da wir gegen 15 Uhr halb erfroren sind, sucht Rolf in Colorado Springs ein schönes Zimmer nach nur 160 gefahrenen Meilen. Wir baden uns warm und picknicken im Zimmer: Bananen, Tomaten, Brot, Putenfleisch. Rolf probiert den neuen Palm aus (Laptop haben wir aus Platzgründen Zuhause gelassen), es funktioniert, wir können ins Internet, Mails ansehen, SMS senden. Toll! Gegen 18 Uhr gehen wir in die Nachbarschaft zum Essen: Rolf Rindfleisch mit Barbecue-Sauce, Kartoffelsalat, Kohlsalat und ich Huhn, Kartoffelpüree und Okraschoten. Viel zu viel, daher nehmen wir den Rest im „doggy bag“ mit für morgen. Samstag, 6. Mai 2006 2. Tag Taos, New Mexico Comanche Inn (55) Nach einem opulenten Frühstücksbüffet (Rühreier, Würstchen, Kartoffeln, Waffeln, Toast, Käse, Kuchen, Obst) fahren wir gegen 9 Uhr los. Es ist nicht mehr so kalt wie gestern. Wir fahren über Canon City (sehen unterwegs einen schön geschmückten Tierfriedhof) Richtung Colorado City. 1

Sonntag, 28 · Web viewWir sind zufrieden. Morgen hat das Motorrad Service und dann fahren wir weiter Richtung Montana. Wir haben bis jetzt 6.283 Meilen, fast 10.053 km gefahren

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Donnerstag, 4. Mai 2006 Reisetag Greeley, Colorado Super 8 Motel

Eine Freundin holt uns um 6 Uhr ab, um uns zum Flughafen nach München zu bringen. Wir fliegen um 10.05 Uhr nach Denver, Zwischenstopp in Atlanta. Maria hütet während unserer 2-monaten Abwesenheit unser Haus, schaut nach den Blumen und der Post. Die Fahrt verläuft trotz Berufsverkehr problemlos und um 8 Uhr sind wir durch den Check in. Pünktlich verläuft unsere Zwischenlandung in Atlanta. Die Organisation der Amis ist einfach perfekt!Ankunft in Denver ebenfalls pünktlich, der Bus nach Greeley ließ nicht lange auf sich warten und so waren wir um 20 Uhr Ortszeit Colorado im Hotel, 24 Stunden, ein langer Tag und wir waren geschafft. Abendessen: eine Tafel Schokolade für Rolf!

Freitag, 5. Mai 2006 1. Tag Colorado Springs, Colorado Best Western (55)

Wir stehen schon um 6.30 Uhr auf und packen alles um, denn uns steht ja für die nächsten Wochen nur der Seesack zur Verfügung. Rolf baut Batterie ins Motorrad ein, übergibt die mitgebrachten Präsente für den Garagenwärter (Schnaps, Schokolade). Um 9.30 Uhr, nachdem das Motorrad fast fertig gepackt ist, auch schon mit Proviant, gehen wir zum Harley Dealer bezüglich Zulassungs-Plakette. Rolf kauft schönen weißen offenen Helm.Das Wetter ist chilly, wie die Amis sagen, d. h., relativ kalt, aber wir wollen ja in den Süden. Abfahrt vom Hotel gegen 12.30 Uhr, es ist eisig, es weht ein kalter Wind, es regnet und es ist nebelig. Da wir gegen 15 Uhr halb erfroren sind, sucht Rolf in Colorado Springs ein schönes Zimmer nach nur 160 gefahrenen Meilen. Wir baden uns warm und picknicken im Zimmer: Bananen, Tomaten, Brot, Putenfleisch. Rolf probiert den neuen Palm aus (Laptop haben wir aus Platzgründen Zuhause gelassen), es funktioniert, wir können ins Internet, Mails ansehen, SMS senden. Toll!Gegen 18 Uhr gehen wir in die Nachbarschaft zum Essen: Rolf Rindfleisch mit Barbecue-Sauce, Kartoffelsalat, Kohlsalat und ich Huhn, Kartoffelpüree und Okraschoten. Viel zu viel, daher nehmen wir den Rest im „doggy bag“ mit für morgen.

Samstag, 6. Mai 2006 2. Tag Taos, New Mexico Comanche Inn (55)

Nach einem opulenten Frühstücksbüffet (Rühreier, Würstchen, Kartoffeln, Waffeln, Toast, Käse, Kuchen, Obst) fahren wir gegen 9 Uhr los. Es ist nicht mehr so kalt wie gestern. Wir fahren über Canon City (sehen unterwegs einen schön geschmückten Tierfriedhof) Richtung Colorado City. Unterwegs sehen wir uns Bishop’s Castle an: Ein nicht angepasster, ca. 60 Jahre alter Amerikaner, hat auf seinem Grundstück in 37! Jahren mit seinen eigenen Händen ein Schloss gebaut: aus Natursteinen, mit zwei hohen Türmen, einer goldenen Kugel, einem Drachenkopf. Die Treppen und Brüstungen sehen wunderschön filigran aus. Sie scheinen stabil zu sein, obwohl in Deutschland wohl niemand diesen Bau abnehmen würde. Rolf steigt bis auf die höchste Spitze hinauf, ich bewundere alles von unten. Wir lernen Jim Bishop persönlich kennen, ein bemerkenswerter Mann, der nach seinen eigenen Regeln und Gesetzen lebt.Später machen wir Pause auf einem schönen Rastplatz in der Nähe von Colorado City. Es liegt noch viel Schnee in den Bergen. Weiter geht es über Walsenburg, Fort Garland nach San Luis, der ältesten Stadt Colorados. Aber heute ist es ein fast verlassener Ort, wir bekommen nicht mal einen Kaffee und fahren weiter. Es geht über Questa nach Red River, einer Touristenstadt. Hauptsächlich im Winter gibt es hier viele Skitouristen. Dann weiter über den Red River Pass (3.005 m) nach Eagle Nest, über den Palo Fleckado Pass (2.715 m) nach Taos, ein kleines entzückendes Städtchen mit vielen Künstlergalerien und Geschäften. Wir finden ein preisgünstiges Motel und sind froh, endlich in wärmeren Gefilden zu sein. Abendessen machen wir im Zimmer: Huhn von gestern, Brot, Tomaten.

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Mir ist heute irgendwie nicht gut, habe Magenschmerzen und Übelkeit vom Kaugummi! Um 19.20 Uhr machen wir es uns gemütlich. Wir sind heute 260 Meilen gefahren!

Sonntag, 7. Mai 2006 3. Tag Roswell, New Mexico Frontier (48)

Da wir schon früh wach waren, gemütlich gefrühstückt haben mit Blick auf die Rocky Mountains, fahren wir gegen 8.30 Uhr zur Rio Grande Gorge Bridge, gebaut von 1963 – 1965, ziemlich hoch.Später geht es zurück auf Taos Plaza, einem entzückenden kleinen Marktplatz, mit Bäumen, Bänken, umrandet von kleinen Lehmhäusern mit vielen schönen Geschäften. Rolf macht es sich auf einer Bank mit seiner Zigarre bequem und ich besichtige die kleinen Läden, erstehe schon einige Mitbringsel und Rolf kauft mir eine schicke schwarze Hemdbluse. Gegen 10 Uhr fahren wir weiter, Richtung Süden, auf sonnenüberfluteten Straßen, immer mit Blick auf die schneebedeckten Rocky Mountains. Ein wahrhaft traumhafter Anblick. New Mexico ist ungefähr so groß wie Deutschland, hat aber nur 1,7 Mio. Einwohner. Ein großes leeres Land, das viel Platz für die Menschen hat, die Einsamkeit lieben, klare Luft, tiefe Seen und Sonnenuntergänge, die man nie vergisst und die besser sind als jedes Kino. Natur pur. New Mexico ist sonnig und trocken, im Osten und Süden fast menschenleer und sehr sehr heiß. Wir machen Mittagspause in Encino, ein fast verlassener Ort, es gibt nur eine Bank! Und wieder fahren wir meilenweit, ohne je ein Haus zu sehen. Wir sehen uns Lincoln an, einen Ort, der einen 100 Jahre zurückversetzt in die Vergangenheit. Der gesamte Ort ist ein „State Monument“. Hier brach Billy the Kid aus dem Gericht aus! Unterwegs auf unserer weiteren Fahrt sehen wir Falken und Geier am strahlend blauen Himmel, das Wetter ist herrlich und wir haben die Kälte vergessen. Wir fahren nach Roswell, einer größeren Stadt, wo wir im Frontier Motel nächtigen, es waren heute immerhin 330 Meilen. Wir haben ein Superzimmer und nehmen unser Abendessen (Hähnchen) draußen ein. Roswell: an einem Julitag im Jahr 1947 stürzte etwas vom Himmel auf ödes Weideland: Ein UFO mit Außerirdischen, so sagen jedenfalls die Einheimischen bis heute. Das US-Militär dementierte, aber die Gerüchte blieben.Die ganze Stadt steht im UFO-Fieber: UFO-Museum und zig UFO-Geschäfte! Es ist richtig heiß geworden (30 Grad) und wir genießen es, lange draußen zu sitzen. Morgen wollen wir nach Carlsbad.

Montag, 8. Mai 2006 4. Tag Whites City, New MexicoBest Western (85)

Wir haben gut geschlafen und genießen das Frühstück: Kaffee mit Donuts. Um 9 Uhr fahren wir los, Richtung Carlsbad, eine schnurgerade Straße, endloser Horizont, meilenweit nur Wildnis, keine Häuser, nichts. Um 11.30 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und finden ein tolles Zimmer im Best Western (sehr teuer), packen alles aus und ziehen uns um. Wir sind in der Wüste und es ist sehr heiß. Rolf kann in der Lobby ins Internet, regt sich gleich über seine unmögliche Bankberaterin auf, die mal wieder „Mist“ gebaut hat. Es gibt noch einen schönen Shop, wo wir wieder einiges einkaufen, wie immer müssen wir aber leider oder Gott sei Dank, je nachdem wie man es betrachtet, auf die Kapazität des Motorrades Rücksicht nehmen. Dann fahren wir zum Cavern National Park, 250 Mill. Jahre alte Tropfsteinhöhle, riesig groß. Erst machen wir Picknick draußen (Huhn, Käse, Brot) und beginnen dann den Abstieg in die Höhlen, 240 m tief, Dauer des Rundganges ca. 3 ½ Std. Die Höhlen beherbergen mehrere 100.000 Fledermäuse, die – aus Mexico kommend – von März bis Oktober tagsüber in den Höhlen schlafen. Die Carlsbad Cavern sind eines der größten Höhlensysteme der Welt. Das noch nicht vollständig erforschte Höhlensystem reicht bis in eine Tiefe von 300 m, die konstante Temperatur liegt bei 13 Grad. Der Big Room, 80 m hoch, 550 m lang und 330 m breit, ist überwältigend. In

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den kleinen Höhlen findet man Fledermauskot, in Schichten bis 10 m dick, z. T. bis 18.000 Jahre alt. Dieser Kot ist ein hochwertiger Dünger (Guano). Und was noch bemerkenswert ist: In 200 m Tiefe findet man das einzige Restaurant Amerikas, welches so tief gelegen ist! Ohne Essen können die Amis eben nicht überleben!Wir sitzen nach der Wanderung durch die Höhlen draußen im Schatten und genießen das herrliche Wetter!Um 19 Uhr sehen wir uns den Start der Fledermäuse in die Nacht an (Bat Flight). Ein phantastischer Anblick. Hunderttausende Fledermäuse strömen aus den unterirdischen Höhlen, fliegen erst im Kreis, formieren sich dann in langen Schlangen und fliegen in die beginnende Dämmerung. Ein wohl einmaliges Erlebnis. Und später werden wir noch mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt. Und dann erst genießen wir unser Picknick, wir sind bestens ausgerüstet, haben wir doch den Supermarkt geplündert.Dieser Platz hier im Wilden Westen ist ein Platz, um zu sich selbst zu finden, um die Seele baumeln zu lassen, keine Hektik und kein Stress, einfach die Natur auf sich wirken lassen.Morgen wollen wir durch den Guadalupe Mountains National Park Richtung Las Cruces.

Dienstag, 9. Mai 2006 5. Tag Las Cruces, New Mexico Mesilla Valley Inn (49)

Wir stehen schon um 6.30 Uhr auf, denn es ist sehr stürmisch, die Plane des Motorrades fliegt fast weg. So frühstücken wir gemütlich im einzigen Restaurant in dem kleinen Ort (Rühreier, Schinken, Toast, Kartoffeln). Es ist gut, aber zu wenig. Rolf geht noch mal ins Internet, ärgert sich saumäßig über die VR-Bank in Spiegelau und dann fahren wir gegen 9.30 Uhr los, Richtung El Paso, an der mexikanischen Grenze, durch den Staat Texas durch und wieder nach New Mexiko. Von El Paso aus fahren wir über Alamogordo zu White Sands National Monument, eine riesige weiße Sandlandschaft. Der Sand ist so hell, dass wir trotz Sonnenbrillen geblendet sind. In Alamogordo befinden sich viele Militäreinrichtungen (Air Force Base), in der auch deutsche Bundeswehrsoldaten stationiert sind. Im White Sands Raketentestgelände wurde am 16.07.1945 die erste Atombombe gezündet.Im White Sands Park finden wir einen schönen Tisch, mit Bank und Dach, denn die Sonne knallt vom Himmel und wir haben unsere schwarzen Lederklamotten an, was die Hitze verstärkt. Es ist an die 36 Grad. Wir picknicken mit Salami, Käse, Tomaten, Brot. Dann laufen wir auf einen Sandberg hoch, was mühsam ist und sehen uns die weiße Landschaft von hoch oben an (15 m hohe Gipssanddünen).Und dann der Sonnenuntergang: er taucht die ganze Landschaft in Feuer. Ein unglaublicher Anblick. Wir begreifen, warum Menschen in diese Landschaft ziehen. Diese Sonnenuntergänge vergisst man nie.Später fahren wir Richtung Las Cruces, über den San Augustin Pass, 1750 m, wo wir in einem Best Western übernachten. Heute war es anstrengend zu fahren, denn es ging ein stürmischer Wind und es waren gut 300 Meilen.

Mittwoch, 10. Mai 2006 6. Tag Deming, New Mexico Days Inn (46)

Silver City steht heute auf dem Plan. Kupfertagebau gigantischen Ausmaßes: 300 m tief und 1,5 km lang ist die Grube der Chino Mines Company, das größte Loch der Erde. In Silver City wuchs Billy the Kid, der berüchtigte Revolverheld, auf.Wir frühstücken wieder draußen. Kaffee, Brot, Bananen, Erdbeeren, Tomaten, Leberwurst (echt gute und günstig dazu!). Gegen 8.45 Uhr starten wir. Es ist ein schöner sonniger Tag. In Hillsboro, einem historischen alten Städtchen, trinken wir Kaffee in einem alten Cafe (von 1879) und essen Himbeerkuchen. Dann fahren wir weiter durch den Gila National Forest. Auf dem Emory Pass (2560 m) machen wir Siesta. Eine wunderschöne Aussicht. Auf der Weiterfahrt zu Silver City sehen wir mehrere Adler am Himmel ihre Kreise ziehen. Es ist schon ein toller Anblick,

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die großen Vögel zu beobachten. Dann die Mine: riesengroß, beeindruckend. In Silver City picknicken wir im Park auf der Wiese. Heute ist es wieder sehr heiß, 32 Grad. Später gegen 16 Uhr finden wir ein günstiges Zimmer im Days Inn, nach 200 Meilen (320 km).

Donnerstag, 11. Mai 2006 7. Tag Tombstone, Arizona Trail Riders Inn (50)

Wir waren gestern durch die Hitze sehr müde und standen erst um 7 Uhr auf. Frühstück im Hotel war sehr gut, wir konnten noch Äpfel und Apfelsinen mitnehmen.1. Stopp auf dem Highway an einer Gedenksäule für Geronimo, den Apachenhäuptling. Wir picknicken mit Schinken, Bananen, Tomaten und alkoholfreiem Bier und Wasser. Es ist sehr heiß und wir sehen unterwegs viele tote Schlangen auf dem Highway. Am Himmel die großen Falken und manchmal einen Geier. Die Strecke bis Douglas ist sehr langweilig, eben, keine Berge. Douglas selbst ist eine schöne saubere Stadt, direkt an der mexikanischen Grenze. Diese ist in diesen Tagen stark bewacht. Wir sehen große Unterkünfte, ähnl. Gefängnissen, für die illegal eingewanderten Mexikaner. Weiter geht es nach Bisbee, eine kleine Stadt mit Kupferabbau im Tagebau. Auch das sehr sehr beeindruckend. Und die Brewery Gulch war früher eine berühmt, berüchtigte Kneipenmeile. 1892 war Bisbee eine reiche Minenstadt, mit roten Ziegelbauten und schönen Hotels viktorianischen Stils. Nach dem 2. Weltkrieg ging es aber bergab. 1975 schloss die letzte Mine und Bisbee droht das Schicksal einer Geisterstadt. Die Rettung kam in Gestalt von Künstlern. Sie reparierten und restaurierten die Häuser und es entstanden wunderschöne Galerien. Sehenswert das Copper Queen Hotel, in dem sich u. a. John Wayne rumprügelte.Weiter geht es bei großer Hitze (35 Grad) nach Tombstone, zum Trail Riders Inn, einem privaten Motel, wunderschön, mit Garten, Pool, Stühlen und Tischen draußen. Rolf kannte das Motel und handelte den Preis um 5 Dollar runter. Nach Dusche und Baden sitzen wir draußen, Rolf raucht und wir lernen einen netten Texaner kennen, der uns Bier und Coke spendiert. Ich schreibe in meinem Tagebuch. Es gibt so viel zu sehen, die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit und mit Rolf, der sich in USA ebenso gut auskennt wie in Deutschland, macht das Motorradfahren richtig viel Spaß. Heute fuhren wir nur 250 Meilen. Tombstone ist eine liebevoll gestaltete Western Stadt, wie im früheren Wilden Westen, mit vielen kleinen Läden – Einkaufen ist mal wieder angesagt! In einem Saloon trinken wir Bier und Whisky und später picknicken wir im Hotelgarten. Jeder Tag war bis jetzt ein schöner Tag!

Freitag, 12. Mai 2006 8. Tag Tuscon, Arizona Flamingo (40)

Heute geht es nach Tuscon. Wir starten um 9.15 Uhr, nach Frühstück, nur Kaffee und Donuts. Aber wir besuchen erst noch den Friedhof von Tombstone in Boothill. Dort kann man die urigsten Gedenksteine sehen (Menschen wurden aus „Versehen“ gehängt etc.)! Rolf macht viele Bilder. Ein Erlebnis besonderer Art. In dem kleinen Shop kaufen wir div. T-Shirts und Pins. Dann geht es weiter über Patagonia, Nogales nach Tubac. Auch das ein Künstlerort, besucht von vielen Touristen. Wir genehmigen uns einen Kaffee und machen Siesta, denn es ist sehr heiß, fast 40 Grad. Dann weiter nach Tuscon, wo wir nach 220 Meilen ein gutes Motel finden, für 40 Dollar incl. Frühstück für die Nacht. So buchen wir gleich für 2 Nächte. Unser Zimmer heißt Wyatt Earp. Das Hotel ist liebevoll nach Western Art eingerichtet.Nachdem wir ausgepackt und uns eingerichtet haben, fahren wir nach Old Tuscon, ca. 15 Meilen in die Wildnis. Dort wurden die meisten berühmten Western gedreht, u. a. High Chaparal und die alten Filme mit John Wayne. Wir zahlen 11 Dollar pro Person Eintritt, viel zu teuer, denn alles ist auf Commerz ausgerichtet. Rolf war hier vor 24 Jahren und er war enttäuscht, wie sich alles zum Nachteil verändert hat. Was jedoch sehr schön und gruselig war, war die Iron Mine, ähnlich einer Geisterbahn. Wir haben dort drin einen Führer, nur für uns allein! Dann hören wir noch Country Musik und sehen eine Stunt Show eines Banküberfalls.

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Nun wollen wir noch zum Einkaufen fahren, was sich als problematisch herausstellt, denn wir machen eine halbe Stadtrundfahrt bis wir einen Supermarkt finden: Bier, Wein, Wasser, Brot, Schinken, Erdbeeren, Tomaten, Erdnüsse stehen auf dem Einkaufszettel.Auf dem Parkplatz haben wir ein Erlebnis besonderer Art: Eine Dame beobachtet uns mit unseren Großeinkäufen und glaubt nicht, dass Rolf alles im Motorrad unterbringt. Sie bietet uns an, unsere Einkäufe und mich ins Hotel zu fahren. Wir sind sprachlos. Das würde in Deutschland wohl niemand tun.Wir duschen noch und sitzen auf unserer Terrasse und genießen den Abend.

Samstag, 13. Mai 2006 9. Tag Tuscon, Arizona Flamingo (40)

Wir schlafen lange, bis halb acht und gehen dann zum Frühstück. Dort treffen wir ein Ehepaar aus Kiel, die mit dem Auto die USA bereisen. Und wir lernen eine junge Deutsche kennen, die als Au Pair Girl hier in Tuscon war und von dem Familienvater sexuell belästigt wurde. Nun hockt sie hier im Hotel und wartet auf ihren Rückflug nach Deutschland. Rolf sorgt dafür, dass das Ehepaar das Mädchen auf einen Ausflug mitnimmt, denn ihr Flug geht erst am Dienstag. Wir können sie ja auf dem Motorrad nicht mitnehmen.Dann geht es zum Desert Museum, mehr ein botanischer Garten, mit vielen interessanten Informationen, Tieren, Pflanzen etc. Wir sehen u. a. einen Kolibri, der seine Jungen füttert und Biber, Otter, Klapperschlangen, Wölfe, Bären, Vögel, Bienen.Nach 4 Stunden sind wir durch den riesigen Park gelaufen und müde, es ist heiß, 40 Grad, aber wir wollen noch zum Saguaro Park, dort gibt es Riesenkakteen und manche blühen schon.Aber zuerst suchen wir einen schattigen Platz und picknicken. Heute haben wir viel Wasser getrunken. Die Hitze ist extrem. Später fahren wir quer durch Tuscon zum Mount Lemon. Phantastische Straße, kurvig, ein Glückfall für Motorradfahrer. Und es ist angenehm kühl, fast 3000 m hoch. Dort trinken wir Kaffee. Wir haben einen tollen Ausblick über ganz Tuscon. Am Abend sind wir rechtschaffen müde, wir picknicken wieder draußen auf unserer Terrasse und gehen früh schlafen.

Sonntag, 14. Mai 2006 10. Tag Gila Bend, Arizona Travelodge Golden Star (59)

Heute heißt unser Ziel Gila Bend. Wir haben auf einer Straße, die repariert wird, einen Pilotwagen „Follow me“ ganz für uns allein. Sagenhaft diese Amis.Nach unserem Start gegen 9.30 Uhr fahren wir eine landschaftlich sehr schöne Strecke entlang der mexikanischen Grenze. Wir besuchen das Organ Pipe Cactus National Monument, 1.300 km² groß, extrem heiß, aber unheimlich sehenswert! Das Gelände, Wüste, mit über 29 Kakteenarten, eine davon die Organ Pipe, ein Kaktus, der aussieht wie eine Orgelpfeife und bis zu 5 m hoch wird. Wir machen unser Picknick mitten im Park, im Schatten, es ist mehr als 40 Grad heiß, wir sind umgeben von riesigen Kakteen und vielen bunten Vögeln, ganz für uns allein. Unterwegs haben wir einen jungen Coyoten gesehen und viele Geier, die eine Schlange mitten auf dem Highway verspeisten. Trotz der Hitze machen wir einen Rundgang durch den Kakteenwald, wunderschön anzusehen. Gut dass wir eine so super Isolierkanne haben, unser Tee ist noch schön kühl. Dann fahren wir zurück zum Visitor Center, wo wir einen Ami kennen lernen, der mit einem riesigen Wohnmobil und Anhänger mit einer Goldwing unterwegs zurück nach Oregon ist. Er hält sich im Jahr ca. 6 Monate in Honduras, Nicaragua und Mexiko auf und fährt dort Motorrad. Nach interessantem Plausch fahren wir bis Gila Bend und finden ein schönes Zimmer im Travelodge. Wir kaufen noch ein und machen es uns dann auf der Terrasse gemütlich, wir essen und ich trinke dazu dunkles Bier, Rolf hat Miller Beer, der Champagner unter den Bieren, aber für uns natürlich alles ohne Alkohol. Und wir haben ein Erlebnis der besonderen Art: Unser Nachbar, auch ein Motorradfahrer, fährt ca. 50 mit dem Motorrad zur Lobby, um Eis zu holen. Wir können es einfach nicht glauben!

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Wir selbst sind heute ca. 240 Meilen = 380 km gefahren.

Montag, 15. Mai 2006 11. Tag Lake Havasu City, Arizona Economy Lodge (38)

Wir stehen früh auf, frühstücken (heute nur Kaffee, Saft, Donuts) und fahren gegen 8.30 Uhr los. Gestern sind wir eine Straße (Nr. 85) gefahren, die man als Todesstraße bezeichnen kann. Auf 88 Meilen (141 km) 54 Kreuze = Tote!Eine Rangerin sagte mir, dass Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit die Todesursachen auf dieser Straße sind, obgleich die Straße an sich völlig ungefährlich ist, keine Kurven, gut ausgebaut.Es macht einen sehr nachdenklich, wenn man das sieht und darüber nachdenkt.Heute fahren wir über eine Interstate (Autobahn), machen auch dort eine kurze Pause, ist uns aber zu viel Verkehr und daher zu laut und darum fahren wir über kleine Straßen am Colorado River entlang nach Lake Havesu City. Es ist heute wirklich unerträglich heiß und schwül dazu, feucht, mehr als 40 Grad im Schatten, von der Sonnentemperatur nicht zu reden! Wir machen daher früh Mittag unter einem schattigen Baum, direkt am River, wo wir ganz allein sind. Diese Picknicks sind einfach wunderbar und können ein Restaurant mehr als ersetzen. Da wir nicht auf der Flucht sind, wie Rolf oft sagt, es so heiß ist, fahren wir heute nur 170 Meilen = 272 km. Lake Havasu City ist ein sog. Schicki-Micki-Ort, zum Bootsfahren und Golfen in der Wüste!, eine Sünde wegen des Wasserverbrauchs.Wir finden ein schönes günstiges Motel, Economy Lodge, duschen. Rolf näht unsere bayrische Fahne richtig an das Gepäcknetz an, denn durch den Fahrwind ist sie arg zerzaust. Zur näheren Erklärung: vorne am Lenker, haben wir eine kleine amerikanische Fahne und hinten am Netz eine bayrische Fahne. Die Amis lieben solche Dinge und so hat uns diese Fahne manches Herz und manche Tür geöffnet.Wir sehen uns dann die London Bridge an. Ja, richtig gelesen, die London Bridge, original aus London! Unglaublich und wunderschön! Die Engländer haben diese Brücke abgerissen (1968) und wollten sie verschrotten. Ein reicher Ami ließ sie nach Lake Havasu bringen und naturgetreu wieder aufbauen (1971). Rund um die Brücke sind einige nette Geschäfte und Restaurants. Man fühlt sich nach London versetzt. Ein merkwürdiges Gefühl mitten im Ami-Land. Man kann Boote mieten etc. Also für den Normaltouristen gibt es hier eine Menge zu sehen und zu tun. Wir machen einen Rundgang um die Bucht, sehen phantastische Häuser und Boote, nette Menschen und später fahren wir einkaufen. Heute Abend gibt es gegrilltes Huhn, Erdbeeren und Bier. Wir sind inzwischen Profis im Supermarkt einkaufen. Von allen bekannten Ketten (Wal Mart, Albertson, City Market etc) haben wir eine Kundenkarte und „saven“ (sparen) beim Einkauf. In den 2 Monaten, wo wir unterwegs sind, lohnt sich das ganz schön. Und wir sind immer stolz, je mehr wir gesavt haben! Wir sitzen draußen, mit Blick auf den See und erleben einen unglaublichen Sonnenuntergang, wie gestern, der Himmel scheint in Flammen zu stehen. Das sind die Momente, wo wir lange dran zehren werden.Morgen wollen wir Richtung Kingman, die berühmte Route 66, jedoch von Westen nach Osten, fahren.

Dienstag, 16. Mai 2006 12. Tag Flagstaff, Arizona Travel Inn (38,50)

Heute sind wir früh gestartet, um der großen Hitze (40 Grad und mehr) zu entkommen. Zum Frühstück gab es nur Kaffee und Erdbeeren, aber bei den Temperaturen ok.Es ging auf die historische Route 66, erster Halt in Oatman, einem urigen kleinen Ort, berühmt für seine wilden Esel, die überall frei herumlaufen. Rolf hat mich mit einem fotografiert: Unterschrift des Bildes: zwei Esel! Es gab viele schöne und günstige Läden und so haben wir einige T-Shirts und 2 schöne Pins für unsere Lederjacken erstanden. Außerdem noch eine große amerikanische Flagge mit Motorrad für eine Wand in unserem Haus in Mühlberg. Nach gemütlichem Rundgang

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durch die Stadt mit Kaffee ging es weiter, dieser Teil der Route 66 ist wirklich schön für Motorradfahrer, eng, kurvig, aber nicht ungefährlich. Wir sehen einige Kreuze am Wegesrand. Es ging weiter nach Kingman, unterwegs halten wir noch am Hackberry General Store. Das muss man einfach gesehen haben, ein riesiges Arsenal an Sammelsurien an alten schönen und ausgefallenen Dingen, man kann es ansehen und manches kann man erwerben. Wir machen Eispause auf einer Schaukelbank und genießen den schönen Tag.Auch die Damentoilette, ein Schmuckstück: ein alter Waschtisch mit Marmorplatte, schönen alten Bildern und alles super sauber! Ein Halt an diesem Ort ein absolutes Muss!Auf der Weiterfahrt wird es plötzlich stockdunkel, Regen, Gewitter, Sturm naht. Wir halten und ziehen uns Regenklamotten an. Aber dann kommt Gott sei Dank kaum etwas. Doch es wird merklich kälter. In dem bekannten Seligman machen wir Kaffeepause in Lilos Cafe, es ist sehr hübsch und gemütlich eingerichtet, es gehört einer Deutschen, die viel Liebe in das Lokal gesteckt hat. Wir besuchen den berühmten Angelos Barber Shop. Angelo, ein alter Italiener, der sich um den Erhalt der Route 66 seit Jahren sehr bemüht. Ein schöner Laden, aber wir haben – leider – keinen Platz mehr auf unserem Motorrad! Der Sack ist randvoll und alle Notreserven ausgeschöpft!Dann machen wir uns an die letzten 60 Meilen (heute ist unsere Fahrtstrecke nur ca. 160 Meilen) bis Flagstaff, wo wir zwei Tage bleiben werden, um den Grand Canyon anzuschauen.Wir finden ein gemütliches Zimmer, Internetanschluß in einem sep. PC-Zimmer! und nehmen wie immer draußen unser Essen ein: Ölsardinen, Käse, Tomaten, Brot. Wir haben viel Spaß an unseren Picknicken und einige der anderen Hotelbewohner beneiden uns um unser unkompliziertes Leben.Nach Dusche und Essen gehen wir in den PC-Raum, Mails ansehen, SMS schreiben etc.Später sitzen wir noch draußen und haben Plausch mit einigen anderen Hotelbewohnern.

Mittwoch, 17. Mai 2006 13. Tag Flagstaff, Arizona Travel Inn (38,50)

Heute sind wir sehr sehr früh aufgestanden, denn um 8 Uhr wollen wir los fahren. Unser Frühstück: Kaffee, Saft, Muffins, Äpfel. Es sind immerhin 90 Meilen (145 km) bis zum Grand Canyon. Um 9.30 Uhr kommen wir dort an. Es ist überwältigend, 1,6 km tief, 26 km breit und 446 km lang. Und zu jeder Stunde verändert sich die Aussicht. Die Natur hat dieses in Billionen von Jahren geschaffen und durch den Menschen wird so viel zerstört. Rolf fotografiert und ich staune, es ist wirklich überwältigend. Wir sind über 2.200 m hoch und es ist heiß, ca. 35 – 40 Grad. Unglaublich. Wir laufen einen Weg mit verschiedenen Aussichtspunkten, dann nehmen wir einen Shuttle Bus zu verschiedenen Aussichtspunkten. Es ist für mich ein einmaliges Erlebnis. Gegen 14 Uhr sind wir von der Rundtour zurück und machen Picknick auf einer schattigen Bank mit Blick in den Grand Canyon: einmalig.Und wieder laufen wir ein Stück, aber es ist sehr heiß und so fahren wir mit dem Motorrad noch einige Aussichtspunkte an und unterwegs treffen wir das Ehepaar aus Kiel, welches wir in Tuscon kennen lernten, die Welt ist doch klein.Auf der Rückfahrt nach Flagstaff machen wir noch zweimal Halt an der Litte Colorado River Schlucht. Wir sitzen auf Steinen und schauen in eine riesige Tiefe, wir sind ganz allein. So schön der Grand Canyon ist, die vielen Touristen stören dort. Dann fahren wir endgültig zurück ins Hotel, unterwegs kaufen wir noch ein zum Abendessen: heute gibt es Leberwurst, Ölsardinen, Tomaten, Erdnüsse, Bananen und Rotwein. Wir sitzen auf der Terrasse und halten Plausch mit Zimmernachbarn, einem Ehepaar aus Nord-Carolina, der Mann war bei der Army, er ist ca. 66 Jahre. Ein schöner Abend.

Donnerstag, 18.05.2006 14. Tag Holbrook, Arizona Western Holiday Motel (31)

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Nach Frühstück (Kaffee, Saft, Muffins) fahren wir um 9 Uhr los. Es ist schon sehr heiß und dazu ist das Motorrad bepackt bis an seine Grenzen, 18 Flaschen alkoholfreies Bier im Sonderangebot und der Rest meines Rotweines und dann unsere gekauften Mitbringsel etc. Rolf hat die Nase voll und wir fahren zum Feed Express, kaufen ein Paket (billig) und packen alles, was wir gekauft haben, 10 T-Shirts, div. Mitbringsel und alles, was wir an Anziehsachen nicht brauchen (ich wasche regelmaessig abends!) in das Paket und senden es nach Greeley, an Rolfs Garage. Um 7/8 kg leichter fahren wir nun Richtung Walnut Canyon, genannt nach den schwarzen Walnüssen. Hier lebten vor mehr als 800 Jahren die „Menschen ohne Wasser“. In dem Canyon lebten die Indianer von Farming, Jagd und Handel. Man nannte sie „Sinagua“, spanisch für ohne Wasser. Aber auch schon vor ihnen gab es Bewohner in diesem Canyon, dieses haben archäologische Funde bewiesen. Die Sinagua lebten in den Klippen des Canyon, für mehr als 100 Jahre, dann verschwanden sie, warum weiß man nicht. Sie waren Farmer, Jäger, Händler und erfanden neue Techniken mit wenig Wasser das Land zu bestellen. 1915 wurde Walnut Canyon National Monument. Wir sehen uns auf einem wunderschönen Rundweg (steil, viele Treppen) alles an. Die Höhlen bzw. Behausungen sind in einem guten Zustand. Rolf entdeckt dort eine wunderschön gefärbte Schlange, Rolf fotografiert, aber ich bleibe in sicherem Abstand. Der Ranger sagte uns später, es sei eine King Snake und ungiftig. Wir machen eine kleine Rast auf einer Bank oberhalb des Canyon, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen, wir haben ja Zeit. So viel schöne Natur. Dann ging es weiter nach Holbrook.Wir fanden ein kleines günstiges Motel, packen aus und machen Mittag. Nur ein kleiner Imbiss, die Hitze lässt den Hunger vergehen. Dann fahren wir zum Petrified Forest National Park, riesig groß, versteinerte Bäume, Millionen Jahre al und viele Fossilien Funde, ein einmaliges Erlebnis. Wir halten an vielen Stellen und laufen durch den Kristallwald. Das Farbenspiel durch die Sonne ist einmalig. Ich erstehe einige Steine für unser Haus (jetzt haben wir ja wieder Platz!) und dann fahren wir bei ein wenig Regen und starkem Wind ins Hotel. Dort essen wir zu Abend: Huhn, Erdbeeren, Bananen, Erdnüsse, Brot. Ein wunderschöner Tag, es gibt so viel zu sehen und doch sieht man nicht alles, obwohl wir ja viel Zeit haben und keinen festen Reiseplan. Im Visitor Center erstehe ich einen Pin für meine Lederjacke und einen Wolf, gefertigt von Indianern, alles für unser Haus in Spiegelau.Auf unserem heutigen Weg von Flagstaff nach Holbrook sind wir auch am Meteor Crater vorbeigekommen: Ein Meteorit schlug einen Krater von 170 m Tiefe. Der Einschlag war vor 50.000 Jahren. Teile des Meteoriten, der die Kraft mehrerer Atombomben hatte, sind noch heute zu sehen.Eine Reise auf dem Motorrad wird nie langweilig, man sieht doch viel mehr als im Auto.

Freitag, 19. Mai 2006 15. Tag Cortez, Colorado Tomahawk Lodge (52)

Wir hatten heute ein karges Frühstück, Toast, Margarine, Kaffee, Saft. Um 8.45 Uhr fahren wir los, Richtung Canyon de Chelly. Ein wunderschöner Park, mit alten Ruinen von Felsenhäusern, jahrhundertealt. Es waren nur wenig Besucher da, so konnten wir alles in Ruhe anschauen und die Einsamkeit genießen. Und Rolf fand einen Felsen im Schatten, wo wir Picknick machen konnten, mit Blick auf den Spider Rock, heute mit Huhn, Tomaten und Brot. Ich habe mich den Amis angepasst und schleppe immer die Wasserflasche mit, was Rolf köstlich amüsiert.Später fahren wir weiter nach Cortez, Colorado, wo wir im letzten Jahr schon waren. Unser damaliges Hotel ist leider ausgebucht, doch wir finden ein anderes, auch sehr schönes, neu renoviertes Motel mit Stühlen zum draußen sitzen. Die Besitzerin stammt aus Polen und ist sehr freundlich. Wir buchen gleich für zwei Tage, denn das Zimmer ist sehr schön, sauber, mit Badewanne und wir wollen uns einiges ansehen, was wir im letzten Jahr aus Zeitgründen nicht konnten. Nach Duschen, Baden und Waschen essen wir draußen: Lachs, Tomate, Oliven, Brot, Bier, ich mein Bier auf Amiart mit Eis! Wir sitzen lange draußen und lassen den schönen Tag ausklingen. Es waren 300 Meilen, ca. 480 km.

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Samstag, 20. Mai 2006 16. Tag Cortez, Colorado Tomahawk Lodge (52)

Wir besuchen den Mesa Verde National Park. Die dortigen Klippenhäuser gehören zum Weltkulturerbe der Menschheit. Wir fahren um 8 Uhr los, Kaffee und Brot war unser Frühstück. Im Visitor Center buchen wir die Tickets für Balcony House und Cliff Palace, 12 Dollar für uns beide. Wir besichtigen zuerst Cliff Palace, eine riesige Höhle, 100 m breit, mit mehr als 200 Räumen auf 4 Etagen, 23 Kivas, für ca. 250 Bewohner, die Anasazi-Indianer. Der „grüne Tisch“ = Mesa Verde war ein ideales Siedlungsgebiet, es gab Wasser, Wald und Wild. Mesa Verde ist vor ca. 25 Millionen Jahren entstanden. Aber erst 1888 entdeckte ein Cowboy (Richard Wetherill) auf der Suche nach einem Rind die Cliff Dwellings der Indianer. 1906 wurde Mesa Verde National Park und in diesem Jahr besteht er 100 Jahre. Um sich Cliff Palace anzusehen, muss man viele Stufen hinunter steigen, aber die Mühe lohnt sich, alles ist noch so, wie es vor 800 Jahren war als die Indianer hier lebten. Anschließend stand Balcony House auf dem Programm, ich hatte Angst, aber Rolf hat mich beruhigt. Man musste sehr hohe Leitern heraufsteigen, um sich das Balcony House ansehen zu können. Und raus mussten wir durch einen sehr schmalen Tunnel kriechen, nichts für ganz dicke Amis!Auch heute noch sind dort zwei Quellen im Haus intakt, die Gebäude sind faszinierend, man wohnte oben in den Felsen, hatte dort seine Vorräte gelagert, trocken und sicher vor Raubtieren, lebte und handelte dort. Der Müll wurde ins Tal entsorgt. Auch die Toten wurden, in Laken gehüllt, über die Klippen in die Tiefe geworfen. Seit 750 n. C. lebten die Anasazi erst oben auf dem Plateau, sie bauten Mais, Kürbisse und Bohnen an. Gejagt wurde in den Schluchten. Warum die Indianer um ca. 1.200 n. C. von dem Plateau in die Klippen umsiedelten, ist bis heute ein Rätsel. Knapp ein Jahrhundert lebten die Anasazi in den Klippenbauten, um dann gegen ca. Ende 1299 ganz zu verschwinden. Man nimmt an, dass eine Dürre der Grund war und sie fortzogen und sich mit anderen Stämmen vermischten bzw. in diesen untergingen. Aber wir können heute noch staunen über die Baukünste der damaligen Menschen. Später machen wir Picknick im Park, an einem schattigen Platz, denn es ist sehr heiß. Gegen 16 Uhr sind wir zurück im Hotel. Unterwegs haben wir noch eingekauft für unser Abendessen: Salami, Käse, Kohl- und Gurkensalat und Brot.Wir genießen den Abend draußen vor dem Zimmer sitzend, mit Kaffee aus der Lobby.Das Motel Tomahawk ist wirklich sehr schön und piccobello sauber. Die Besitzerin ist eine Polin (frühere Ingenieurin), die seit 28 Jahren in den USA lebt, 18 Jahre in Chicago und seit 10 Jahren hier in Cortez.Sie hat mit ihrem Mann das Motel gekauft und nach und nach wunderschön renoviert. Es gibt einen schönen Pool, Blumen und Stühle zum draußen sitzen. Zwei riesige Doggen bewachen das Ganze. Wir fühlen uns hier sehr wohl.Morgen wollen wir erst nach Grand Junction, dann zum Dinosaur National Park. Da wir ja dieses Mal viel Zeit haben (2 Monate), plant Rolf nicht so große Touren.

Sonntag, 21. Mai 2006 17. Tag Grand Junction, Colorado Mesa Inn (50)

Wir machen heute einen gemütlichen Tag, nach dem Frühstück fahren wir gegen 9 Uhr los. Die Besitzerin verabschiedet uns mit einer Umarmung. Sie war eine sehr liebe und freundliche Frau, aber knallhart was das Geschäft angeht!Es geht wieder die schöne Straße über den Lizzard Pass, die wir im letzten September gefahren sind. Aber damals war Herbst und dieses Jahr haben wir Frühjahr. Alle strahlt in sattem Grün und am Horizont sehen wir die schneebedeckten Berge. Es geht über das schöne kleine Städtchen Dolores nach Rico. Dort sitzen wir vor einem urigen Cafe, bis dieses öffnet. Wir bekommen frischen Kaffee und genießen die warme Sonne. Dann geht es weiter durch den Gateway Canyon: fast genauso schön wie der Grand Canyon, eine wirklich atemberaubende Landschaft und fast menschenleer. Gegen Mittag machen wir Pause am San Miguel River, in der Sonne, beobachten die Rafter und genießen die Ruhe.

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Mitten im Canyon stoßen wir auf das Gateway Motor Inn, Hotel, Restaurant. Wir können draußen sitzen. Alles sieht sehr neu und sehr sehr teuer aus. Aber wir genießen das auf der Terrasse sitzen, beobachten die Leute: viele Biker, die hierher ihren Sonntagsausflug machen. Die Rechnung ist eine Überraschung: Der Kaffee ist billig, nur 1 Dollar, ca. 70 Cent. Und wir bekamen div. Male nachgeschenkt!Weiter geht die Fahrt gemütlich durch den Canyon Richtung Grand Junction. Die gesamte Strecke, von Cortez an, ist sehr kurvig und daher toll für Motorradfahrer. Gegen 17.30 Uhr kommen wir nach ca. 130 Meilen in Grand Junction an, nehmen Quartier im Mesa Inn (wir haben ein Behindertenzimmer, sehr groß!) und Rolf fährt zum Einkaufen in den Safeway. Heute haben wir wieder mal frisches Grillhühnchen, Tomaten, Baguette und Bier, ich trinke meines wie die Amis mit Eis, denn es ist sehr heiß. Wir sitzen draußen an einem schönen Tisch mit Blick auf die Berge.Morgen wollen wir über den Douglass Pass (2520 m) Richtung Dinosaur National Monument, nach Utah. Es gibt dort eine Felsenwand, in der unzählige Fossilien eingeschlossen sind.

Montag, 22. Mai 2006 18. Tag Vernal, Utah Days Inn (83)

Wir fahren gegen 9 Uhr los, nach kurzem Besuch im Visitor Center und beim Harley Dealer. Es geht durch den Pintado Canyon, nachdem wir den Douglass Pass überquert haben. Unterwegs geraten wir zweimal in einen echten Viehtrieb, Cowboys auf Pferden, Hunde und jede Menge Kühe auf der Straße! Auf dem Motorrad schon ein mulmiges Gefühl. In Rangley machen wir Rast. Ein Gewitter scheint im Anzug zu sein. Aber wir haben Glück, es zieht weiter und wir fahren nach Dinosaur und machen dort unser Mittagspicknick, auf einer Wiese, direkt vor dem Visitor Center, wo es viele Informationen und freien Kaffee zum Nachtisch gibt. Dann geht es in den Dinosaur Park hinein. Wir wollen zu einem tollen Aussichtspunkt: 30 Meilen = 48 km durch den Park hindurch. Dann ein 1/2stündiger Fußmarsch und die Belohnung ist eine grandiose Aussicht in den Canyon bei strahlendem Sonnenschein. Aber dann fährt Rolf mit hoher Geschwindigkeit zurück, denn wieder ist ein Gewitter im Anzug und in dem Park ist es menschenleer, am A… der Welt! Wir schaffen es bis zu einem Cafe, dort trinken wir zwei Espressi und weiter geht es nach Vernal auf Hotelsuche, denn es ist ganz schwarz geworden, viel Regen droht! Unglaublich für uns, aber wahr, die Hotels sind fast alle ausgebucht mit Arbeitern und außerdem noch saumäßig teuer. Endlich finden wir doch noch ein Zimmer, 83 Dollar! Kaum haben wir abgeladen und sind eingerichtet fängt es an zu gießen, aber in Strömen. Wir sind froh, im Trockenen zu sein. Wir sitzen im schönen Zimmer, mit Blick auf die Blue Mountain. Morgen hoffen wir auf besseres Wetter und wollen uns die Fossilien der Dinosaurier ansehen. Und wieder erleben wir Unglaubliches: 2 BMW-Motorradfahrer nehmen Quartier unter uns, der eine fährt sage und schreibe 15 m mit seiner schweren Maschine, um etwas aus der Lobby zu holen. Die Amis sind schon erstaunlich!

Dienstag, 23. Mai 2005 19. Tag Nephi, Utah Safari Motel (46)

Heute sind wir nach einem guten Frühstück (Kaffee, Saft, Käse, Toast, Obst) losgefahren um 9 Uhr ins Dinosaurier Museum. Es ist ein sonniger Tag, aber nur 20 Grad warm. Wir sind inzwischen mehr gewöhnt.Die ausgegrabenen Fossilien und die Erklärungen dazu sehr anschauend und interessant dargestellt. Nach der Besichtigung fahren wir Richtung Duchesne, die Strecke ist stark industrialisiert und nicht sehr ansprechend. Aber dann geht es wieder in die Berge, landschaftlich wunderschön, aber es wird lausig kalt. Ich habe nur Sonnentop an und meine dünne Lederjacke, Handschuhe sind im Rucksack. Wir fahren durch den Ashley National Forest über einen Pass, 2774 m hoch, eisig kalt. Dann geht es wieder abwärts, über Price nach Huntington. Dort machen wir Mittag und ich wärme mich auf. Ich mache auf der Weiterfahrt meine Jacke ganz zu, ziehe die Handschuhe an, denn es geht wieder über einen Pass, durch eine richtige Schneelandschaft, es

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

wird noch kälter! Oben auf dem Pass liegt eine geschlossene Schneedecke und das Huntington Reservoir (ein großer Stausee) ist mit Eis bedeckt. Unglaublich. Es ist wunderschön anzusehen, wenn es auch eisig ist, denn es geht zusätzlich noch ein starker Wind. Dann geht es wieder bergab durch einen schönen Canyon, an einem kleinen Fluss entlang. Die Landschaft wunderschön. Und immer wieder der Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Berge, diese sind hier weit über 3000 m hoch! Bei der Erstellung des Stausees fand man 1988 das Skelett eines Mammuts, sehr gut erhalten. Rolf macht dort oben viele Fotos, denn der See mit dem Eis ist faszinierend. Weiter geht es bis Nephi, ein verschlafenes kleines Städtchen. Wir finden ein gemütliches kleines Motel, wo wir draußen sitzen können und es ist relativ günstig. Wir kaufen noch ein im einzigen Supermarkt des Ortes und nach Duschen und Baden sitzen wir draußen in der Sonne auf einer Schaukelbank und genießen den Sonnenuntergang über den schneebedeckten Bergen. Morgen geht es weiter nach Nevada und weiter wieder nach Utah und Cedar City.

Mittwoch, 24. Mai 2006 20. Tag Pioche, Nevada Overland Hotel & Casino (48)

Wir frühstücken gemütlich und fahren gegen 8.30 Uhr los, es ist ein schöner sonniger Morgen. Aber zur Sicherheit habe ich Pullover im Rucksack, so dass ich nicht mehr frieren muss wie gestern. Der Rucksack ist einzigartig (Rolf hat ihn mir gekauft): mit vielen einzelnen Fächern für unsere Papiere, Notausrüstung für unterwegs, Rolfs Zigarren, Handy, Photoapparat, Ersatzbrillen und wie heute Platz für Pullover etc. Ich hab ihn während der Fahrt auf und hüte ihn wie meinen Augapfel!Wir fahren Richtung Delta und tanken, denn vor uns liegen 90 Meilen = 140 km ohne nichts! Es ist eine wunderschöne Steppenlandschaft, durchzogen von grünen Wiesen und im Hintergrund immer die schneebedeckten Berggipfel. Gegen Mittag sind wir über die Grenze von Utah nach Nevada am Great Basin National Monument, einem phantastischen Park, 5 Klimazonen gibt es dort, von der Wüste bis Alpin. Der höchste Berg Nevadas, der Wheeler Peek, mit 4000 m Höhe, ist sehr beeindruckend. Wir fahren bis zum Mather Overlook, 3000 m hoch und machen dort Mittag: Brot, Leberwurst, Möhren, Tomate, Apfel. Wir sind hier ganz allein direkt unter dem schneebedeckten Gipfel. Ein Traum. Dann fahren wir bis zur Spitze, mitten in den Schnee, aber heute ist die Sonne warm, kein Wind und wir sind dick angezogen. Ein schönes Stück Erde hier. Dann geht es weiter über zwei weitere Pässe Richtung Panaca, Cedar City, wo wir übernachten wollen. Aber gegen 16 Uhr stoppen wir in einem uralten Städtchen, früher eine blühende Minenstadt. Wir trinken Kaffee im Historic Silver Cafe (1872) und sehen gegenüber ein hübsches altmodisches Hotel mit Saloon. Ich bin ja furchtbar neugierig und besichtige zwei Zimmer: die Suite kostet 75 Dollar und das Normalzimmer 48 Dollar. Beides wunderschön altmodisch eingerichtet, wir nehmen das normale Zimmer, eingerichtet mit alten Möbeln, urig und gemütlich. Wir duschen, baden und gehen auf Besichtigungstour durch den Ort. Es gibt einen kleinen Park mit Pavillon und Bänken und einer nachgebauten Mine. Gespendet von einer Frau, die sehr viel für den Ort getan hat. Nach dem Stadtrundgang essen wir im Saloon Peperoni Pizza, dazu gibt es Bier und Kaffee, das Ganze für 11 Dollar. Im Saloon spielen die Gäste und essen dabei, wir haben viel zu beobachten. Später sitzen wir draußen auf einer Bank und beobachten das beschauliche Treiben auf der einzigen und Hauptstraße des Ortes.

Donnerstag, 25. Mai 2006 21. Tag Bryce Canyon, Utah Foster Motel (55)

Nach einem Superfrühstück: Bratkartoffeln, Eier, Toast, Kaffee fahren wir gegen 8.30 Uhr Richtung Cedar City. Vor uns liegt eine landschaftlich sehr schöne Strecke und gegen 11.30 Uhr sind wir da. Cedar City ist ein sehr sehr gepflegtes Mormonenstädtchen mit schönen Häusern und Gärten. Wir kaufen im Supermarkt ein und fahren über Cedar Breaks (haben wir uns im letzten September angesehen) und weiter durch die Berglandschaft (überall noch sehr viel

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Schnee!) zum Bryce Canyon. Es ist sehr schwer, ein Hotel zu finden, dazu alles überteuert, da das Wochenende bevorsteht. Doch schließlich haben wir Glück und finden sogar in der Nähe des Eingangs ein sauberes Motel, laden schnell ab, ziehen uns um (Wanderschuhe statt der schweren Motorradstiefel und Jeans statt der Lederhosen) und fahren in den Bryce Canyon, Höhe der Berge dort ca. 3000 m. Wir picknicken direkt am Canyon Rand und haben dabei einen einzigartigen Ausblick in die Tiefe. Rote und weiße Gesteinsbrocken formen ein riesiges Amphitheater. Wir laufen einen Rundwanderweg von ca. 4 km, von 3.000 m Höhe auf 2500 m runter und wieder auf 3000 m rauf. Für meinen Rücken leider anstrengend, aber der Weg wunderschön. Wir sehen Queens Garden mit Queen Victoria. Aber der Fels verändert sich ständig, man weiß nicht, wie lange das noch so zu sehen ist. Nach dem fast 3stündigen Marsch fahren wir mit dem Motorrad noch zu verschiedenen Aussichtspunkten, dann zum Sun Set Point und sehen uns den Sonnenuntergang an, ein einzigartiges Licht- und Schattenspiel über den farbigen Felsen. Gegen 20 Uhr sind wir zurück im Motel, ein langer, anstrengender, aber wunderschöner Tag. Wir essen noch ein wenig von unseren Notreserven (Salami, Fisch, Oliven, Möhren), aber dann müssen wir schlafen, denn wir sind hundemüde.

Freitag, 26. Mai 2006 22. Tag Torrey, Utah River Rock Inn (64)

Nach nur Kaffee am Morgen starten wir gegen 8.30 Uhr über den Highway 12, eine wunderschöne Straße, an der man jeden Moment halten kann, um zu fotografieren. Es geht über Escalante, Boulder, dann über einen Pass (2800 m) bis nach Torrey, ein winziges Nest, vor dem National Monument Capitol Reef. An diesem Wochenende ist Memorial Day, ganz Amerika ist auf den Beinen und unterwegs, die Hotels haben ihre Preise stark erhöht und fast überall ist ausgebucht. Aber wir haben immer Glück: Gegen 12 Uhr kommen wir an und finden ein wirklich schönes gemütliches Motel, ab von der Straße, mit Blick auf die Berge. Preis 64 Dollar, das ist moderat für dieses Wochenende und wir buchen gleich für zwei Nächte. Dann packen wir kurz aus, ziehen die Wandersachen an, packen unser Essen ein und fahren in den Capitol Reef Park (hohe Felsen, geformt vor Urzeiten). Wir machen Picknick mitten im Park, auf einer schattigen Wiese am Fluss, richtig romantisch. Dann geht es auf einer Panoramastraße durch den Park. Grandios diese Felsenlandschaften. Auf einer Schotterstraße (viel Staub) geht es bis zum Capitol Gorge. Dort laufen wir einen Wanderweg zwischen den Felsen, sehen uns die Register der mormonischen Pioniere an (eingezeichnet in die Felswände) und laufen weiter durch Sand und Staub, immer in der Sonne, bis zum Ende des Weges. Dann geht es steil hoch zu den „Tanks“. Rolf geht allein hoch, mir für meinen Rücken zu steil. Die „Tanks“ sind Becken im Felsen, wo sich das Wasser sammelt. Hin und zurück 3,2 km und immer in der prallen Sonne. Ich bin froh über die mitgenommene Wasserflasche. Wir sind schon halbe Amis: Bier mit Eis und immer mit Wasserflasche laufen. Rolf amüsiert sich köstlich über mich. Dann fahren wir nach Torrey rein, ein winziger kleiner uriger Ort. Wir finden den einzigen Laden, denken, der sei teuer, aber im Gegenteil, günstiger als im Supermarkt zum Teil. Wir kaufen frischen Schinken, Käse, Tomaten, Brot. Genehmigen uns eine Diät-Cola und fahren dann gemütlich ins Motel. Duschen, Baden, ein paar T-Shirts waschen (wir haben viel zu viel mitgenommen – beide) und dann Abendbrot mit Blick auf die Berge. Traumhaft. Wir sitzen noch lange draußen auf der Veranda und genießen den Sonnenuntergang.Am morgigen Tag steht ein weiterer Besuch des Parks an. Die Parks in USA sind riesigen Ausmaßes und mit unseren Parks in Europa nicht vergleichbar. Zu Fuß ist da kein Besuch möglich!

Samstag, 27. Mai 2006 23. Tag Torrey, Utah River Rock Inn (64)

Heute haben wir lang geschlafen, denn wir fahren ja nicht weiter, sondern es geht wieder in den Park. Nach einem kargen Frühstück (Kaffee, Donuts) fahren wir zu einem Wanderweg, der zur Hickman Bridge führt. Es geht moderat bergauf, aber heute scheint keine heiße Sonne, so ist der

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Weg angenehm zu laufen. Es bieten sich immer wieder bizarre Anblicke der Felsen. Dann endlich an der Hickman Bridge, eine riesige Brücke aus Felsen. Die Mühe des Weges hat sich gelohnt. Später besichtigen wir noch ein altes Schulhaus der Mormonen (von 1896), ein Wohnhaus (Gifford Haus) und einen Laden. Aber wir können ja auf unserem Motorrad nicht viel mitnehmen. Rolf ist sehr froh darüber. Der Wind wird stärker, es ist zwar 26 Grad warm, aber der extreme Wind kühlt. Wir machen wieder auf der schönen Wiese Picknick: Salami, Oliven, Möhren, Apfel, Brot, Tomaten, Tee, Apfelsaft. Unser Mischmasch von Essen ist schon manchmal zum Lachen. Aber wir haben viel Spaß. Anschließend besichtigen wir noch die Petroglyphen an einer roten Felswand. Petroglyphen sind Schriftzeichen. Sie belegen, dass die Region Tausende von Jahren vor den Mormonen und Indianern besiedelt war. Die genaue Bedeutung der Zeichen ist noch unklar. Sie zeigen religiöse Feste, Jagden und anderes. Viele moderne Indianer lesen und interpretieren diese Zeichen. Es wird immer windiger, aber wir laufen noch einen einfachen Weg, zwischen den hohen Felsen (Grand Wash), ca. 5 km hin und zurück.Wir sind rechtschaffen müde und fahren um 16 Uhr ins Motel zurück, baden, relaxen. Später essen wir nochmals auf der Veranda und dann heißt es Seesack packen, denn morgen ziehen wir weiter. Genau weiß Rolf noch nicht, wohin, ist vom Wetter abhängig.

Sonntag, 28. Mai 2006 24. Tag Cortez, Colorado Aneth Lodge (49

Vorgestern war es sehr heiß und heute fahren wir bei sehr sehr starkem Wind. Wir ziehen alle warmen Sachen an, die wir dabei haben und fahren gegen 9 Uhr los, Richtung Natural Bridges National Monument. Unterwegs halten wir an einem schönen Aussichtspunkt: North Wash Canyon. Aber es ist eisig und wir fahren bald weiter. Am Natural Bridges machen wir erst einmal Picknick. Wir haben Fisch, Salami, Möhren, restl. Brot und Tee. Dann besichtigen wir die drei größten Naturbrücken der Welt, geformt von Wasser. Cass Hite entdeckte die Naturbrücken 1883, als er den White Canyon von seiner Goldschürfstelle am Colorado River aus erforschte. Um eine Naturbrücke entstehen zu lassen, sind mehrschichtiger Sandstein, ein Fluss und Wüstenklima mit langen Trockenperioden und sommerlichen Springfluten erforderlich. Über Mill. Von Jahren schufen die Bäche die tiefen Canyons. Während der Springfluten wurden Schlamm, Felsen und feinster Sand mit den Wassermassen gegen die Felswände geschleudert. Es entstanden feine Risse, große Durchbrüche und so entstanden die Naturbrücken. An diesen Brücken finden sich auch noch Zeichnungen der Anasazi Indianer. Es ist alles sehr beeindruckend.Die Weiterfahrt ist unangenehm, wegen des kalten starken Windes. Gegen 17 Uhr erreichen wir Cortez, Colorado. Wir wohnen dieses Mal wieder in dem Motel mit der deutschen Besitzerin, die letztes Jahr uns einen deutschen Rabatt einräumte und auch dieses Jahr erhalten wir wieder einen günstigen Preis. Unser Weg führt uns noch zum Safeway, denn wir brauchen Vorrat für die nächsten Tage. Abends sitzen wir dann unter dem Dach draußen – geschützt vor Wind und Wetter und genießen unser Brathuhn, Tomaten und Baguette.

Montag, 29. Mai 2006 25. Tag Ouary, Colorado Polly’s Riverside Inn(55)

Wir schlafen heute lange, denn gestern Abend haben wir noch viel ferngesehen. Zum Frühstück gibt es Kaffee, Brot, Bananen und harte Eier. Dann fahren wir Richtung Mesa Verde National Monument. Wir wollen uns noch eines der uralten, in Fels gebauten Häuser der alten Indianer ansehen. Wir finden einen schönen Rundtrail, der uns von oben viele Eindrücke dieser Felsenhäuser gibt.Später geht es über eine landschaftlich besonders schöne Strecke (grünes Tal) nach Durango, ein hübsches kleines altes Städtchen, von wo die Silverton Railroad nach Silverton abfährt. Eigentlich wollten wir mit dieser Bahn fahren, aber 150 Dollar, das war

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uns denn doch zu viel. Darum machen wir Pause in Durango, wir parken uns Motorrad so, dass wir es sehen können (haben ja unser ganzes Gepäck drauf) und trinken einen wirklich super guten Kaffee und essen dazu Cranberry Streuselkuchen, der wie selbst gebacken schmeckt. Rolf genießt seine Zigarre und ich mache in der Zeit einen Stadtbummel, es gibt viele kleine interessante Geschäfte und ich erstehe einige T-Shirts und andere Kleinigkeiten. Dann muss ich auf das Motorrad aufpassen und Rolf geht auf Einkaufstour. Er kommt mit einem super guten echt französischem Baguette (der Bäcker ist Franzose) wieder. Die Temperatur ist angenehm und so fahren wir weiter, Richtung Silverton, über drei Pässe, alle ca. 3.400 m hoch. In Cortez war es in der Nacht null Grad als wir abfuhren und das Wasser, was auf den Wiesen versprengt wurde, war gefroren! Später lag die Temperatur bei ca. 10 Grad, schon sehr kalt und dazu noch der Fahrtwind.In Silverton findet unser Picknick auf einer Bank auf der Hauptstraße statt: Brot, Huhn, Käse, Tee. Unser Rundgang führt uns durch eine wunderschöne alte Minenstadt. Die ganze Gegend ist Historic Mining Country of Colorado, früher um 1890 gab es hier ca. 100 Gold- und Silberminen.Die Fahrt von Silverton nachOuary geht über die Red Mountains, alle über 3.300 m hoch, und über zwei Pässe. Es ist eisig kalt und es liegt zum Teil noch Schnee. In Ouary selbst, ein hübscher gemütlicher kleiner alter Minenort, wollen wir übernachten: 75 / 85 Dollar will man haben. Zu teuer, wir fahren weiter und finden kurz drauf auf der Ausfahrtstraße ein gemütliches Motel, direkt am Fluss gelegen, geführt von einer Deutschen und ihrem amerikanischen Ehemann. Zimmer sehr gemütlich mit rustikalen Möbeln eingerichtet, sehr schöne Handtücher und das Ganze für nur 55 Dollar. Wir picknicken an einem Tisch, direkt am Fluss gelegen, es ist wirklich romantisch. Abgesehen von der Ersparnis ist es auch viel gemütlicher in Ruhe abends zu essen als in der Hektik eines Restaurants. Morgen wollen wir zum Black Canyon of Gunnison, wo wir schon im letzten September waren, aber wegen Regen nicht so viel sehen konnten.

Dienstag, 30. Mai 2006 26. Tag Ouary, Colorado Polly’s Riverside Inn (55)

Heute haben wir sehr lange geschlafen, bis 8.30 Uhr. Und unsere Reisepläne haben wir auch mal wieder geändert, es wird halt nie langweilig mit Rolfs Umplanungen.Wir bleiben noch eine Nacht in dem schönen Motel und wir fahren noch einmal die tolle Passstraße nach Silverton zurück. Heute ist es wärmer und wir besichtigen in Ruhe die ganze Stadt: es gab dort früher 30 Bordelle, 180 Nutten, ein richtiges Rotlichtmilieu! Wir besichtigen das 1. Bordell früherer Zeiten, heute ist es ein Photoladen, wo man sich in alten Klamotten ablichten lassen kann. Rolf macht auch ein Bild von mir – im Gefängnis. Man kann dort – wie in einem Restaurant – speisen. Ganz urig und schön.Dann erleben wir die Ankunft des alten Zuges (Baujahr 1923) um 12 Uhr, High Noon. Wir erstehen einige schöne Dinge, lernen nette Leute kennen, picknicken am Fuß der schneebedeckten Berge – ein Traum.Die Straße von Silverton nach Ouary über die Berge und Pässe heißt „1 Million Dollar Highway“, denn der Bau dieser Straße kostete über eine Million Dollar!Überall sieht man die alten Minen. Jeder, der damals konnte, hat hier nach Gold und Silber gesucht. Die Landschaft selbst ist traumhaft, oben die schneebedeckten Berge (man nennt es die Schweiz Amerikas), unten die grünen Täler und dann die vielen Felsen. Einfach eine Traumlandschaft.Und auch heute hat Rolf durch sein umsichtiges Fahren (nie zu schnell auf den kurvigen Strassen, die er liebt) mehreren Viechern das Leben gerettet. Und mehr als einmal stehen Rehe und Hirsche am Straßenrand. Schon gefährlich, denn die Straße führt an steilsten Wänden entlang, ohne Leitplanken. Ein ungewöhnlich schöner Tag. Später, als wir in Ouary zurück sind, trinken wir noch Kaffee und erstehen ein phantastisches Harley

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Davidson Schild, aus purem Holz, für unser Wohnzimmer. Die Besitzer des Ladens sind sehr nett, sie verschiffen es für uns, denn für ein solches Mitbringsel reicht die Kapazität des Motorrades nicht aus!Abends sitzen wir wieder am Red Mountain Creek (Fluss heißt nach den Bergen), essen gemütlich und lassen den Tag ausklingen. In Ouary habe ich günstigen Wein für mich erstanden und Rolf ist erfinderisch, den Rest der Flasche irgendwo unterzubringen.Morgen wollen wir nun endgültig zum Black Canyon.

Mittwoch, 31. .Mai 2006 27. Tag Gunnison, Colorado Long Holiday Motel (56)

Auch heute schlafen wir lang, dann gemütliches Frühstück in der Sonne auf der Terrasse vor unserem Zimmer und Aufbruch gegen 9 Uhr Richtung Montrose.Die Fahrt verläuft durch ein breites Tal, grüne Wiesen und Wälder, oben schneebedeckte Berge, mehr als 4.000 m hoch. Unterwegs sehen wir wieder häufig Rehe am Straßenrand, eine gefährliche Sache für Motorradfahrer.In Montrose geht Rolf zum Einkaufen in den Wal Mart. Mich spricht während des Wartens eine alte Lady an und wir haben einen netten Plausch. Dann geht es über einen Pass weiter in den Black Canyon of the Gunnison National Monument. Im September letzten Jahres besuchten wir auch diesen Park, damals war es dunkel, kurz vorm Regnen.Heute scheint die Sonne, alles sieht ganz anders aus. Wir fahren dieses Mal alle Aussichtspunkte an und sehen in den Black Canyon, doppelt so tief wie das Empire State Building. Beeindruckend. Später geht es eine steile, kurvige Strecke hinunter in den Canyon, an den Fluss und dort machen wir im Sonnenschein am Ufer Picknick. Wunderschön.Weiter geht es dann über Gunnison und Crested Butte. Seit 1974 ist dieser Ort zu Fuße der schneebedeckten Berge denkmalgeschützt. Das Tal sieht ein bisschen dem Engadin ähnlich. Der Ort selbst ist ein Eldorado für Naturfanatiker, Wanderer, Fahrradfahrer. Wir finden ein kleines Cafe/Pub im 1. Stck. eines alten Hauses und trinken dort Cola, für uns beide 2 Dollar. Wir haben von dort einen herrlichen Ausblick über den Ort und in die Berge. Der Ort an sich reißt uns aber nicht vom Hocker. Man versäumt nichts, wenn man ihn nicht gesehen hat.Es gibt aber einige schöne Läden und ich erstehe einige Mitbringsel für Willy, Marias Mann.Am späten Nachmittag fahren wir nach Gunnison zurück und finden auch hier ein kleines privat geführtes Hotel (Norwegerin), nicht zu teuer. Und die Besitzerin macht extra für Rolf frischen Kaffee nach unserem Abendpicknick, was wir in der Sonne draußen halten können. So haben wir Tag für Tag doch viele positive Erlebnisse. Morgen geht es weiter, über einige Pässe und dann später nach Leadville.

Donnerstag, 1. Juni 200628. Tag Glenwood Springs, Colorado Cedar Lodge Motel (69)

Ich bin ein bisschen erkältet, darum schlafen wir länger, wir frühstücken draußen. Die Besitzerin ist sehr nett, sie macht uns Tee und es gibt leckere Plätzchen.Wir fahren um den Blue Mesa Lake in den Black Canyon. Der Overlook bietet einen atemberaubenden Überblick. Früher führte hier eine Eisenbahn durch den Canyon, heute ist hier ein Stausee.Die Strecke am Fluss entlang ist landschaftlich einmalig. Leider suchen wir vergebens nach einem Picknick Table. Doch dann, auf einer Pferderanch, finden wir Tisch und Bank und können in der warmen Sonne picknicken. Nach den kalten Tagen ist es nun wieder warm, fast 30 Grad. Weiter geht es gemütlich nach Glenwood Springs, es gibt dort heiße Quellen. Auf Anhieb finden wir ein schönes Motel und machen nach dem Auspacken einen Stadtbummel. Später gehen wir noch zum Safeway einkaufen: heute Abend gibt es geräucherten Lachs, Huhn, Radieschen, frisches Baguette. Anschließend halten wir Plausch mit unserem

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Zimmernachbarn, ein BMW-Biker (mit Anhänger und Massen von Gepäck) aus Florida, der mit seiner Frau sieben Monate die USA und Kanada mit dem Motorrad bereist. Später sitzen wir noch in der Lobby am PC, ist doch bequemer als mit dem kleinen Palm.

Freitag, 2. Juni 2006 29. Tag Frisco, Colorado The New Summit Inn (52)

Ergänzend zu Glenwood Springs ist noch zu sagen, dass sich hier das größte Thermalwassserbecken der Welt befindet. Und auf dem Friedhof (hoch oben über der Stadt) liegt Doc Holliday begraben, ein bekannter Revolerheld, der jedoch „im Bett“ starb. Und unser Hotel, Cedar Lodge, ist wirklich super: mit schönem Pool, 3 Picknick Tischen, jeweils mit Gasgrill, im Garten und einem hübschen sep. Frühstücksraum. Das Frühstück selbst üppig: Kaffee, Saft, Toast, Muffins, Käse, Brot.Um 9 Uhr fahren wir los, über Aspen, dem weltberühmten berüchtigten Nobelskiort. Reiche und superreiche Stars und Industrielle geben sich hier ein Stelldichein. Gucci und Dior lassen grüßen. Nach dem Zusammenbruch des Silbermarktes 1893 versank das viktorianische Minenstädtchen in Vergessenheit bis 1940 der phantastische Schnee und die wirklich schöne Landschaft zu neuen geldbringenden Rohstoffen wurden. Hier kann man auf den über 4.000 m hohen Bergen auch im Sommer Skilaufen. Wir fahren über eine sehr enge und sehr kurvige Straße auf den Independence Pass (3.700 m), durch den Schnee stapfend gelangen wir zu einem schönen Aussichtspunkt und wir sehen ein Murmeltier, welches hin und her rennt. Dann geht es die andere Seite des Passes hinunter, vorbei an Twin Lakes (Zwillingsseen) nach Leadville. Dieses ist die höchstgelegene Stadt der USA (3.100 m) und ein Eckstein in der Geschichte Colorados: Gold, Silber, Blei, Zink, Eisen, Kupfer seit Mitte des 19. Jahrhundert. Es gibt urige Bars, schräge Antiquitätenläden und ein wunderschönes altes Hotel „Delaware“, welches ich besichtige, leider kein Zimmer frei.Wir erstehen in einem der urigen Läden 2 Pistolen und einen Sheriff-Stern für unsere Amerikawand Zuhause. Der Inhaber, ein seltener Kauz, Vietnam-Veteran, ist ein Liebhaber alter Waffen etc. Rolf wird noch übers Internet eine Winchester kaufen, denn unser Motorrad ist wieder voll beladen.Wir genießen die Sonne vor einem Cafe und sehen dem Treiben auf der Straße zu. Dieses Städtchen gefällt uns sehr.Weiter geht es dann über den Tennessee Pass (3.200 m). Oben machen wir an einem Kriegerdenkmal unsere Mittagspause. Herrlich. Wir sind hier ganz allein. Es gibt Schinken und Huhn. Und weiter geht die Fahrt nach Vail, auch ein bekannter Skiort, gefällt uns aber gar nicht. Und dann über den Vail Pass nach Frisco. Dort finden wir ein freundliches kleines Motel (wir bekommen Seniorenrabatt!) und genießen auf einer Bank die späte Nachmittags- und Abendsonne. Von Maria Perl erfahren wir, dass das Wetter Zuhause in Niederbayern nicht gerade schön ist. Wir haben die letzten vier Wochen Glück gehabt, nur einmal wirklich saukalt und sonst immer schönes Wetter. Wir sind nie nass geworden. Jetzt hoffen wir, dass das für die nächsten vier Wochen so bleibt.

Samstag, 3. Juni 2006 30. Tag Walden, Colorado Chedsey Motel (48)

Das Motel, was wir hatten, war wirklich sauber und ruhig und zum Frühstück gab es Kaffee, Saft und süße Teilchen. Wir fahren über den Loveland Pass (3.400 m) und sehen vom Motorrad aus die Skifahrer. In Georgetown, einem kleinen Minenort, halten wir. Aber durch die Nähe zu Denver alles 2-fach überteuert. So haben wir uns nur die schönen alten Häuser angesehen und fahren dann zurück nach Silver Plum, auch ein Minenort, aber ursprünglicher, keine geteerten Straßen, aber eine berühmte Bäckerei – Sopp + Truscott Bakery. Ein Laden aus dem vorigen Jahrhundert, völlig so geblieben. Super schön und urig und es gibt leckeren Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Und wir haben die Schaukelbank vor dem Laden ganz für uns allein. Dann geht es über den Berthoud Pass (3.450 m) nach Winter Park, auch ein

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mondäner Skiort, aber völlig ungemütlich. Dort daher nur eine kurze Pause zum Teetrinken, denn Mittagspick fällt wegen des Kuchens heute aus. Weiter über Granby, Hot Sulphur Springs (heiße Schwefelquellen), Kremmling Richtung Walden. Dort waren wir im letzten Jahr, es hat uns gut gefallen. Unterwegs eine große Herde von Kühen auf der Straße, getrieben von zwei Cowboys, aber sie lassen uns in Ruhe passieren. Dann plötzlich habe ich eine Wespe im Handschuh, sie sticht, tut verdammt weh, aber Rolf verarztet mich mit seinem uralten aber wirksamen Insektenstich.Die Straße bis Walden ist windig. In Walden trinken wir wieder Kaffee in „unserem“ Cafe, im Antler’s Inn: 1,60 $ für zwei Kaffee mit Nachschenken, fast geschenkt. Dann suchen wir uns ein Motel, nehmen das 2., wo wir halten (20 Dollar gespart!), sauber und gut. Wir sind früh dran, baden, duschen und Rolf macht Planung für die nächsten vier Wochen. Ich laufe durch den Ort, finde einen hübschen Krimskramsladen. Später erstehe ich Wein und Bier und dann sitzen wir vor dem Motel und genießen den Blick auf die schneebedeckten Berge. Heute Abend gibt es Fisch, Salami, Tomaten, Möhren und Brot.Morgen fahren wir nach Greeley, umpacken und Service am Montag für das Motorrad. Dann geht es weiter in die restlichen vier Wochen.

Sonntag, 4. Juni 2006 31. Tag Greeley, Colorado Super 8 Motel (70)

Wir hatten Motel ohne Kaffee, daher packen wir früh unsere Sachen und gehen gegenüber ins Moose Creek Cookhaus zum Frühstück: Rühreier, Bratkartoffeln, Toast, Marmelade, Kaffee für 10 $ = 7 Euro für uns beide!Dann fahren wir über den Willow Creek Pass (3.000 m), wunderschöne Strecke, grüne Wiesen, Blumen, Berge, Felsen, schneebedeckte Gipfel und Kurven, Kurven ohne Ende zum Motorradfahren. Die Strecke ist einmalig bis Granby, dann geht es vorbei am Grand Lake über den Trail Ridge Pass (3.700 m), Rocky Mountains National Park. Wir fahren über die höchstgelegene Straße der USA, die geteert ist. Auch im letzten Jahr sind wir hier gefahren, aber heute am Sonntag sind Massen von Völkern unterwegs, daher nicht so schön wie im letzten Jahr im September. Und es liegt noch viel Schnee überall. Später fahren wir durch Estes Park, ein mondänes Touristenörtchen. Wir halten am Estes Lake, direkt am Ufer finden wir einen schönen Tisch. Es ist 33 Grad und wir haben unser Picknick, Salami, Karotten, Brot. Dann weiter nach Loveland, durch ein wunderschönes enges Tal, aber zum Teil verhunzt durch zu viele Häuser. In Loveland kaufen wir im Levis Center ein, für Marias Mann Willi. Dann weiter nach Greeley, es ist furchtbar heiß geworden. Wir fahren zu Rolfs Garage und packen bei fast 40 Grad in der Sonne um: alle Mitbringsel, gesammelten Werke kommen in einen Koffer. Und dann geht es zum Motel, duschen, baden, kühles Bier. Anschließend gehen wir in die Mall von Greeley, ich lasse meine Nägel machen, nach vier Wochen nötig. Es geht flott, 30 Min., 15 Dollar gleich 12 Euro! Lack kaufe ich auch, 6 Dollar = 4,80 Euro. So gut wieder ausschauend gehen wir einkaufen: Huhn, Brot, Tomaten, Karotten, Bodylotion, Bananen, Trauben. Bier gibt es keines zu kaufen am Sonntag.Vor dem Motel ist ein kleiner See und dort auf einer Bank essen wir: das Huhn ist mit einer komischen Sauce eingerieben, schmeckt nicht und das Knoblauchbrot ist ungenießbar. Zum ersten Mal werfen wir etwas weg.Doch wir lassen uns den schönen Abend nicht verdrießen: Rolfs alkoholfreies Bier schmeckt und mein Wein auch. Wir sitzen lange draußen und machen Kalkulation nach 31 Tagen: 50 Dollar pro Tag Motel und 11 Dollar pro Tag für essen und Trinken. Wir sind zufrieden. Morgen hat das Motorrad Service und dann fahren wir weiter Richtung Montana. Wir haben bis jetzt 6.283 Meilen, fast 10.053 km gefahren.

Montag, 5. Juni 2006 32. Tag Kimball, Nebraska Ist Inn (45)

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Rolf hat den Wecker schon auf 7 Uhr gestellt, dass Motorrad soll um 7.30 Uhr beim Service sein, der Hinterreifen muss erneuert werden. Anschließend frühstücken wir ausgiebig, muss für Mittagessen mitreichen.Wir kaufen noch Bier, Tee und Werkzeuge, die günstig sind, ein. Dann packen wir unsere Sachen zusammen und stellen sie am Empfang unter. Anschließend gehen wir zum Harley Dealer, zu sehen, wie weit die mit dem Motorrad sind. Wir erstehen für Rolf und mich zwei Bandanas, schön bunt und ich schenke Rolf eine „Angelbell“: Laut der Sage muss man die Glocke am Motorrad befestigen, dann läutet sie während der Fahrt und die bösen Geister, die techn. Probleme verursachen und Unglück bringen, fallen vom Motorrad ab, runter auf die Straße (daher manchmal die tiefen Löcher – so die Sage) und man fährt sicher seine Straße!Die Glocke von mir für Rolf hat die Inschrift: Fahr nicht schneller als Dein Schutzengel fliegen kann. Und diese Glocke bringt doppelt Glück, weil sie von einem Liebenden geschenkt wurde, so auch die Sage. Dann bestellen wir noch einen offenen weißen Helm (wie Rolf schon einen hat) für mich und eine Jacke, Vatertagsrabatt 20 % handle ich raus.Die Verkäuferin ist nett, ich will für Rolf ein Geschenk kaufen, ein Harley Armband, sie lenkt ihn ab, so dass er es nicht bemerkt. Das Armband bekommt er erst Zuhause.Gegen 14 Uhr ist alles fertig, wir packen das Motorrad, essen zwei Bananen und fahren los, über Wyoming nach Nebraska. Kurz vor der Grenze machen wir Teehalt. Wir treffen zwei Motorradpärchen aus Michigan, die nach Kalifornien wollen zu einer Beach Party. Unglaublich für uns, sie fahren dafür fast täglich 600 Meilen, ca. 1.000 km. Die Amis sind halt manchmal verrückt.In Kimball, Nebraska, finden wir in dem verschlafenen Ort ein gemütliches ruhiges Motel (Besitzer hat einen Kater namens Mike). In dem einzigen Laden des Ortes kaufen wir ein: Leberwurst, Radieschen, Gurken, Oliven, Fisch und machen Picknick draußen, es ist heiß, über 32 Grad. Rolf plant jetzt, wie wir weiter fahren.

Dienstag, 6. Juni 2006 33. Tag Interior, South Dakota Badlands Interior Camp (54)

Morgens frühstücken wir wieder draußen, es ist schon sehr warm. Dann fahren wir nach Scotts Bluff, Nebraska in den Wal Mart zum Einkaufen. Es ist super preiswert, aber das Motorrad ist voll bepackt. Aber ich erstehe noch gutes Brot und kalifornischen Rose Wein. Dann fahren wir zum Scotts Bluff National Monument, durch die Plains, wie die Siedler damals. Überall wird vor der Prärie-Rattle-Snake gewarnt. Aber wir bleiben auf den Wegen und sehen uns so alles an, von oben, man hat einen phantastischen Überblick über das North Platte River Valley. Die grasigen Plains von Nebraska und Wyoming bestehen seit ca. 10.000 Jahren. Indianer und Bisons lebten hier. Dann kamen im 19. Jahrhundert die Trails, Oregon und Mormonen Trails, die erst separat zogen und später zusammen weiterfuhren. Der Chimney Rock, eine bizarre Felsformation, war Wegweiser für die Trekker.Was uns hier in Nebraska besonders auffällt: alles ist sauber und gepflegt und es gibt keinen Müll und Schrott um die Häuser herum, sondern schöne Gärten. Dann passieren wir die Grenze nach South Dakota, kommen in Sioux- und Lakota-Land. Die Indianer lassen alles ziemlich verkommen. Schade. Wir sehen uns das Mahnmal von „Wounded Knee Massaker“, Dezember 1890 an. Blamabel, nur ein Blechschild. Aber dieses Ereignis sollte man schon besser würdigen. Und wieder fahren wir Meile um Meile ohne eine Menschenseele zu sehen. Wir durchqueren die „Badlands“, National Park of South Dakota. 100 Meilen: lange Mauern, Kämme, Zinnen, Schluchten, die den Siedlern den Weg nach Westen versperrten. Kevin Costner tanzte hier mit dem Wolf. Der Park besteht aus vegetationsloser Gebirgslandschaft, gleichzeitig Fossillagerstätte von Weltruhm (23 – 25 Mill. Jahre alt) und der umgebenden Prärie.In den frühen 1800 Jahren nannten die französischen Trapper die Gegend „a bad land to cross“.

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Trotzdem, eine Gegend, die extrem viel Schönes bietet: Felsen, Grasland und Farben jeder Schattierung. Es ist sehr heiß und wir trinken unser letztes Wasser. Der Highway ist endlos, dann endlich, finden wir in einem kleinen Nest, Interior, an der 44, ein schönes Motel. Wir sind froh, duschen zu können und sitzen dann raus in der Sonne uns essen: Fisch, Salami, Käse, Radieschen, Tomaten, Brot, Bier und Wein. Es geht uns rundherum gut.Es ist das erste Mal, das wir kein Fernsehen haben, aber es ist schön, draußen zu sitzen und auf die Berge zu sehen, so vermissen wir nichts.

Mittwoch, 7. Juni 2006 34. Tag Wall, South Dakota Sunshine Inn (48)

Wir frühstücken auch heute wieder draußen, vor uns die grandiose Landschaft. Gegen 8.45 Uhr fahren wir in den Badlands National Park. Dort besuchen wir als erstes das Visitor Center, zum Glück, denn es kommt ein starker Regen und Gewitter. Wir aber sind im Trockenen. So können wir uns ausführlich informieren, es vergeht darüber eine Stunde. Der Regen und das Gewitter sind vorbei und wir fahren nun los, alle Aussichtspunkte des Parkes wollen wir sehen. Am Big Foot Pass (herrliche Aussicht) machen wir Picknick, es ist sehr warm, manchmal sonnig, aber sehr windig. Überall stehen Schilder, die vor den gefährlichen Prärie-Rattle-Snakes warnen, aber wir bekommen keine zu Gesicht. In den Badlands fand man viele Fossilien. Es existierten pferdeähnliche Tiere. Dann sehen wir Felsen in rot, gelb schimmern. Vor Millionen von Jahren war hier Wiese, dann ein Dschungel und heute sehen wir diese bunten Felsen. Phantastisch. Da Rolf dem Wetter nicht traut, fahren wir nach Wall, einem kleinen Ort, beherrscht von Wall Drug. Wir finden auf Anhieb ein gemütliches Motel, groß, sauber mit Frühstück und so packen wir erst mal aus. Dann ziehen wir uns um und besichtigen die Stadt, die folgende Geschichte hat:Es war 1931, Dorothy und Ted Hustead kauften einzigen Drugstore der Stadt, die nur 326 Einwohner hatte und deren Geschäfte schlecht liefen. Ted war Apotheker und Dorothy Lehrerin. Sie verliebten sich in den kleinen Ort und gaben sich 5 Jahre, den Laden in Schwung zu bringen. Mount Rushmore stand kurz vor der Vollendung. Aber die Kunden blieben aus und es wurde 1936 und die Geschäfte liefen weiter schlecht. Doch dann hatte Dorothy die Idee: Die Besucher, die aus der heißen Prärie kamen, was verlangten die als erstes? Wasser, denn sie waren durstig. Eiskaltes Wasser! Und Eis und Wasser hatten sie genug. So kam Dorothy auf die Idee, eiskaltes Wasser kostenlos anzubieten. Und die Idee trug Früchte, denn die Leute hielten nicht nur für Wasser, sondern kauften Eiscreme und viele andere Dinge. Und so wurden in den nächsten Jahren 8 Mädchen für den Verkauf eingestellt. Und Wall wuchs zu einer Besucherzahl von 20.000 Menschen im Sommer an, Einwohner jedoch nur 850. Heute ist Wall Drug ein einziges riesiges Geschäft (Kaffee 5 Cent) mit Restaurants, Shops jeder Art und Fun. Überall hängen Originalbilder der alten Zeiten und die Preise sind niedriger als sonst irgendwo. Dorothy starb im November 1955 und Ted starb im Januar 1999. Ihr Sohn Bill starb leider zu früh im Oktober 1999. Aber Bill’s Frau, Majorie übernahm die Führung und 2 ihrer Söhne und deren Frauen arbeiten und leiten heute das riesige gut florierende Unternehmen. Und auch heute gibt es das Eiswasser gratis!Wir genießen den 5 Cent Kaffee und kaufen ein Hemd für Rolf, für mich einen Hut und div. Kleinigkeiten. Dann kaufen wir noch Lebensmittel ein, duschen und sitzen draußen und machen uns einen schönen faulen Abend.

Donnerstag, 8. Juni 2006 35. Tag Spearfish, South Dakota Bell’s Mo-tor Lodge (44)

Heute sind wir früh dran, Kaffee trinken, Orangensaft und süße Teilchen. Dann fahren wir in die Stadt, um den Hut per Post nach Greeley zu senden. Wir wollen ihn nicht gleich zerdrücken.

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Um 8 Uhr fahren wir dann los, Richtung Mount Rushmore. Es ist Amerikas meistbesuchtes National Monumente. Unser Pass gilt hier nicht und wir müssen 8 Euro Parkgebühr zahlen. Schon von weitem sieht man die in Granit gehauenen Köpfe der vier Präsidenten. Das Memorial wurde von Gutzon Borglum geschaffen, mit Hilfe von vielen Arbeitern. Die Arbeiten dauerten 14 Jahre, 1931 – 1946, die Kosten waren enorm, fast eine Million Dollar. Es sollte ein Denkmal geschaffen werden für die Ewigkeit (wie die Pyramiden in Ägypten). Borglum suchte 4 Führer aus, die die Nation von Kolonialzeiten ins 20. Jahrhundert brachten:

George Washington1. US Präsident

Thomas JeffersonVerfassser der Unabhängigkeitserklärung3. US Präsident

Abraham LincolnVereinigte die verschiedenen Staaten und beendete die Sklaverei16. US Präsident

Theodore RooseveltBegann den Ausbau des Panama Kanals26. US Präsident

Die Gesichter der Präsidenten wurden nach Vorbildern gearbeitet. Es wurde viel mit Dynamit gearbeitet, fast 450.000 t Granit wurden abgehauen, gesprengt etc. Es war eine gewaltige Arbeit von vielen Menschen. Heute weiß man, dass das Denkmal gepflegt werden muss, um vor den Witterungseinflüssen geschützt zu sein. Wir laufen den Präsidententrail und sehen daher die gewaltigen Gesichter von nah. Anschließend schauen wir uns von weitem Crazy Horse an, auch in den Fels gehauen. Und wir fahren durch Custers National Park, wunderschön, ähnlich wie im Schwarzwald. Die gesamte Gegend – Black Hills – gefällt uns landschaftlich sehr. Viele Hügel, grüne Wiese, große Wälder. Unterwegs machen wir Picknick mitten im Wald: Käse, Thunfisch, Tomaten, Brot. Wir haben immer sehr viel Spaß bei unseren Picknicks und keiner stört uns dabei.Weiter geht die Fahrt nach Deadwood, wo James Butler Hickock, alias Wild Bill, begraben liegt. Er wurde am 2. August 1876 ermordet. Während eines Spieles, wo sein Rücken ungeschützt war, wurde er erschossen. Sein Mörder, Jack Mc Call wurde später gehängt.Calamity Jan (1850 – 1903) arbeitete als Bullentrainerin in einer Wildwestshow und als Prostituierte. Sie sah sich als Geliebte von Wild Bill. Sie starb 1903 als Alkoholikerin und ihr letzter Wunsch und Wille war, neben ihrem „Geliebten“ Wild Bill begraben zu liegen. Man erfüllte ihr diesen Wunsch, denn sie war eine warmherzige und gute Frau, die viel Positives in ihrem wilden Leben tat. Aber mancher fragt sich, was der elegante Wild Bill gedacht hätte, wenn er wüsste, dass Calamity Jane neben ihm begraben liegt, obwohl er sie gar nicht kannte!Ich sehe mir den Friedhof an, der steil oben auf einem Berg liegt. Die Grabstätte der beiden ist gepflegt, es kommen viele Besucher hierher.Im Laden am Friedhof erstehen wir noch ein Jeanshemd für mich, jetzt kann ich Partnerlook mit Rolf machen und dann fahren wir in den Spearfish Canyon. Eine wunderschöne Strecke. In Savoy machen wir an einer exklusiven Lodge Halt und trinken Kaffee – er ist kostenlos und wir sind mehr als erstaunt. Ein Künstler modelliert aus einem abgeschlagenen Baum zwei Adler, sehr schön, könnte uns für u unseren Garten auch gefallen. Weiter geht die Fahrt durch den Canyon, vorbei am Brautschleier Wasserfall nach

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Spearfish. Hier gefällt es uns und wir ergattern ein günstiges Zimmer für 44 Dollar. Zum Abendbrot gibt es Fisch, Radieschen, Brot, Weintrauben, Bier und Sangria. Wir sitzen draußen und genießen die Sonne.

Freitag, 9. Juni 2006 36. Tag Belfield, North Dakota Cowboy Inn (53)

Wir sind zwar schon früh auf, aber Kaffee gibt es im Motel erst ab 8 Uhr. Daher lädt Rolf das Motorrad und dann frühstücken wir, Kaffee, Brot, Bananen. Wir ernähren uns eigentlich sehr gesund und gut. Es regnet und wir warten den Regen ab. Gegen 9 Uhr starten wir Richtung Sturgis. Dieser Ort ist jedem Biker bekannt, denn er ist berühmt wegen seiner Bike Week im August.Ein kleiner verschlafener Ort, 12.000 Einwohner weit verstreut über viele kleine Ortschaften, aber ca. 550.000 Biker aus USA und Übersee verwandeln im August den Ort in einen Rummelplatz. Selbst Vorgärten werden für Zelte gebraucht, jeder Zentimeter wird vermietet und im Umkreis von 150 Meilen steigen die Motelpreise um ein Vielfaches. Alle leben im Motorradrausch. Wir fahren die Mainstreet entlang, sehen uns die Bars, Saloons, die nur im August zum Leben erwachen, von außen an und fahren dann zum Harley Dealer. Dort erstehen wir Hemd und T-Shirt für Rolf und 2 Shirts für mich im Ausverkauf. Es wundert mich immer wieder, wie Rolf alles auf dem Motorrad unterbringt. Wir trinken beim Harley Dealer Kaffee und haben eine nette Unterhaltung mit holländischen Bikern, die 2 Wochen rumreisen. Sie haben ihre Bikes gemietet. Später kommen noch zwei kalifornische Biker hinzu und nach Photoshooting geht es weiter. Wir fahren durch ein Fort (kein Zaun!) und bewundern die schönen alten Bauten dort. Irgendwie ist es sehr schwül geworden, ich ziehe mein langärmeliges Shirt aus, ist mir zu warm. Dann fahren wir die 85 gen Norden, North Dakota. Die Landschaft verändert sich: nur noch ganz sanfte Hügel, grüne Äcker und Wiesen, Kühe, Schafe und wilde Antilopen. National Grasslands schließt sich hier an, die Gegend ist menschenleer mit riesigen Farmen. In Buffalo machen wir im Park Mittagspicknick. Ich habe mir inzwischen wieder mein langärmeliges Shirt angezogen und auch die dicke Lederjacke. Gestern hatten wir fast 30 Grad und heute nur noch 15 Grad. Ist kalt und noch kälter durch den Fahrtwind. Es geht immer schnurgerade gradaus und Rolf fährt im Schnitt 70 Meilen, ca. 115 km/h.Dann überqueren wir die Grenze nach North Dakota und es wird noch einsamer. Manche Orte scheinen wie ausgestorben. Kein Cafe hat auf. Dann, gegen 16 Uhr sind in Belfield. Im Trapper’s Inn wärmen wir uns auf, trinken Kaffee, nur die Zimmerpreise sind uns dort zu hoch (72 Dollar). Aber der Kaffee ist günstig, 0,95 $ für einen, nachschenken so oft man will. Ich besichtige noch den Shop, eine echte ausgestopfte Rattlesnake hat es mir angetan, aber zu groß, zu teuer um sie auf dem Motorrad mitzunehmen. Wir fahren weiter nach Medora, dort wollen wir übernachten und morgen in den Theodore Roosevelt National Park gehen. Aber der Ort ist total kommerzialisiert, alles überteuert und das einzige riesige Motel, nichts Besonderes wohlgemerkt, kostet 150 Dollar. Medora wurde im Jahr 1883 von einem französischen Adeligen, dem Marquis de Mores gegründet Er nannte die Stadt nach seiner Braut, Medora von Hoffmann, der Tochter eines New Yorker Bankers. Mit finanzieller Hilfe seines Schwiegervaters gründete der Marquis Medora, östlich des Flusses. Er baute eine Fleischfabrik, ein Hotel, Geschäfte und ein großes Haus (Chateau de Mores) für sich, auf einem Hügel gelegen, mit einem schönen Ausblick über die ganze Stadt.Aber die Träume des Marquis endeten in einem finanziellen Fiasko im Herbst 1886. Der Marquis kehrte mit seiner Frau und seinen Kindern nach Frankreich zurück. Er versuchte später in verschiedenen Gegenden auf der ganzen Welt, seine Träume zu verwirklichen, bis er getötet wurde von Einheimischen in der Sahara im Jahr 1896.Thedore Roosevelt kam im September 1883 erstmalig als Büffeljäger in diese Gegend und er verliebte sich in dieses Land. Er investierte in zwei große Viehfarmen, Maltese Cross

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und Elkhorn. 1909 wurde Roosevelt mit 42 Jahren der jüngste Präsident der USA. Er nannte seine Jahre in den „Badlands“ die Romanze seines Lebens. Und er sagte, ohne die Erfahrungen, die er in Dakota machte, wäre er nicht Präsident geworden. 1947 wurde der Thedore Roosevelt National Park eröffnet, der relativ unbekannt ist, aber sehr schön sein soll.Es regnet und ist windig, aber wir fahren die 15 Meilen nach Belfield zurück und finden ein privates kleines Motel, Zimmer zu 53 Dollar. Rolf heizt ein, wir duschen und machen es uns im Zimmer gemütlich, denn es windet stark und regnet! Wir hoffen morgen auf besseres Wetter!

Samstag, 10. Juni 2006 37. Tag Belfield, North Dakota Cowboy Inn (53)

Es regnet und stürmt, kein Wetter zum Motorradfahren. Wir entschließen uns, noch einen Tag zu bleiben. Wir machen Kaffee im Zimmer und gehen dann, warm eingepackt zu Fuß ins Trapper’s Inn zum Frühstück: - eines für uns beide – Rühreier, Bratkartoffeln, Toast, Marmelade, Kaffee. Es ist eine große Portion. Wir sitzen gemütlich im warmen und beobachten die Leute. Das Restaurant ist sehr schön eingerichtet, die Bar ist ein Segelschiff, die Salatbar eine Barke, dann viele Trapperfallen, ausgestopfte Rentiere, Elche, Bären, Wölfe. Und ein Terrarium mit lebendigen Klapperschlagen. Ich bin fasziniert. Gegen Mittag gehen wir zurück zum Motel. Unser Zimmer ist gemütlich warm und so machen wir es uns gemütlich und sehen fern. Relaxen tut auch mal gut. Gegen 14 Uhr haben wir Brot, Ölsardinen, Tomaten und Bier. Die Motel Besitzerin schenkt uns selbstgebackene Plätzchen, dazu haben wir Kaffee. Und es regnet und regnet! Gegen 18 Uhr gehen wir wieder ins Trapper’s Inn zum Essen. Rolf hat Suppen- und Salatbar, ich Burger und Pommes. Wir teilen uns alles, denn die Portionen sind riesig. Wir haben diverse interessante Unterhaltungen mit allen möglichen Leuten und um 20 Uhr wandern wir zurück in unser gemütliches Zimmer und hoffen auf besseres Wetter.

Sonntag, 11. Juni 2006 38. Tag Watford City, North Dakota Makenzie Inn (53)

Der Regen hat – oh Wunder – aufgehört, es scheint auch wieder wärmer zu werden. So frühstücken wir und fahren dann in den Theodore Roosevelt Park, in den südlichen Teil des Parkes.Wir fahren einen Rundweg durch den Park, 36 Meilen, ca. 60 km. Wir sehen Büffel, wilde Pferde und große Kolonien von Präriehunden, sie haben viele Junge. Diese Tiere sind sehr putzig anzusehen, wenn sie auf ihren Hinterbein stehen, sehen sie aus wie Wachsfiguren. Dann pfeifen sie und schwupp sind sie in ihren Erdlöchern verschwunden, um aber sofort neugierig wieder herauszusehen.Auf der Straße sehen wir eine tote Rattlesnake. Der Park ist landschaftlich sehr schön. Das Wetter ist gut, es wird sonnig und wärmer, wir können unsere warmen Sachen wieder ausziehen. Gegen Mittag machen wir in Medora Picknick mitten im Park. Es gibt nur Fisch und Brot, Reserven sind verbraucht, wir müssen erst einkaufen. Es wird immer wärmer und wir fahren weiter nach Norden. Unterwegs halten wir in Grassy Bute, ein uraltes Postoffice ist dort als Museum zu sehen. Es gibt nur 2o Einwohner in dem kleinen Ort und wir unterhalten uns lange mit einer alten Dame im Museum. Ich erstehe zwei selbstgemachte Topflappen und bin happy. Dann geht es weiter, dieses Mal in den nördlichen Teil hinein. Uns gefällt es hier noch besser. Schöne Felsformationen und viel Grasland sind zu sehen. Mehr als 20 verschiedene Sorten Gräser kann man hier bewundern. Wir sehen Büffel und die Spur eines Berglöwen. Und von überall hat man tolle Ausblicke über den Little Missouri River. Die Felsformationen haben viele schöne Farben, u. a. rot. Die Farbe kommt von der

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Kohle, die verbrannte und dann rote Ziegelerde hinterließ. Ein Ranger, den wir zufällig treffen, erzählt und erklärt uns vieles. Der Park selbst wird nur von wenigen Menschen besucht, denn er ist sehr abgelegen. Als wir aus dann Park herausfahren, stehen dort 6 Büffel, um uns zu verabschieden. Rolf macht schöne Fotos, aus sicherer Entfernung, denn die gewaltigen Tiere machen mir doch ein bisschen Angst. Wir fahren weiter gen Norden und landen in einem verschlafenen Städtchen, Watford City. Ein kleines Motel, mit Bänken zum draußen sitzen. Unser Essen fällt mager aus, Fisch, Tomaten, Brot. Morgen müssen wir einkaufen.

Montag, 12. Juni 2006 39 Tag Miles City, Montana Budget Inn (34)

Die Zeit, eine Stunde früher, geht mitten durch North Dakota. So stehen wir relativ früh auf, packen und laufen in den Ort, um eine Birne für Rolfs Motorrad zu besorgen und einzukaufen. Wir trennen uns, ich suche einen Supermarkt, um einzukaufen. Aber ich finde nichts, obwohl es ein kleiner Ort ist, nur 1.000 Einwohner. Doch ein netter alter Herr, zeigt mir den Weg und ich finden einen netten Krimskramsladen und kaufe ein; Brot, Bananen, Möhren, Snickers, Wurst, Erdnüsse. Dann zurück zum Motel. Wir machen Kaffee und Rolf hat Brot zum Tunken. Der Abend gestern war schön: Unsere Zimmernachbarn, ein Ehepaar aus dem Staat New York, hat uns den ganzen Abend unterhalten. Der Mann, polnischer Abstammung, war 37 Jahre in einer Firma, dann wurde er gefeuert (mit 54 Jahren), zwangspensioniert. Aber trotzdem leben sie gut, die Frau arbeitet noch. Sie haben 6 Kinder, 3 verheiratete. In Sohn hat wechselnde Freundinnen aus dem Internet, aus Rumänien, Guatemala etc. Sie hassen den Verkehr und die Bevölkerungsdichte in New York und wollen daher nach North Dakota umziehen. Die Häuser sind hier günstig und das Leben ist nicht euer, ähnlich wie bei uns in Niederbayern. Aber es ist schon eine Entscheidung, die Entfernung von der Familie und den Freunden. Wir haben bei dem Gespräch den Eindruck, dass das Ehepaar wirklich Interesse an einem Gespräch hat, nicht nur Small Talk. Während Rolf das Motorrad repariert, gehe ich ins neue, hochmoderne Vistitor Center des Ortes: sie haben Computer mit Internet Zugang. Ich sende div. Freunden SMS und unterhalte mich mit einer Dame, die das Museum verwaltet. Es leben viele deutschstämmige Amis hier. Man erkennt es an den Namen. Dann gehe ich ins Motel zurück, das Motorrad ist fertig, wir trinken Kaffee mit Brot und Banane. Die Besitzerin ist eine sehr nette Lady. Nach letztem Gespräch fahren wir los, Rolf geht noch kurz ins Visitor Center, sieht seine Mails an etc. Doch dann geht es endgültig weiter nach Fort Union. Es ist schwül geworden. Wir machen eine kurze Rast in Williston, einem größeren Ort, aber sehr gepflegt, schöne Gärten und Häuser. Im Albertson kaufen wir richtig ein und fahren dann nach Fort Union.1828 wurde dieses Fort von der American Fur Company gebaut, nahe dem Missouri und dem Yellowstone River. Der Posten wurde Hauptumschlagsplatz für den Fellhandel (Biber und Büffel) mit den Indianern im Norden, den Crow Indianern an den Flüssen und den Black Feet am Missouri. Der Erfolg des Forts lag in den Händen von Kenneth Mc Kenzie, geboren in Schottland, ausgewandert nach Kanada und später in North Dakota „the King of Upper Missouri“ genannt. Das Land verdankt ihm viel. Er dominierte die verschiedenen Fellhandelsgesellschaften, viele wollten es mit ihm aufnehmen, aber es war ihnen kein Glück beschieden. Fort Union stand auf Grassland, umringt von genügend Platz für die Indianer, die den Fellhandel betrieben. The American Fur Company brachte viele Menschen in den Norden Dakotas: Abenteurer, Wissenschaftlicher, Künstler, Priester. Karl Bodmer war einer von ihnen. Er hat sehr authentische Gemälde der damaligen Zeit gefertigt.Der Handel wurde abgebrochen im Jahr 1857, der Krieg begann vier Jahre später.

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Und 1864, General Sully, betitulierte Fort Union als überholt. Im Jahr 1866 wurde eine Infanterie Kompanie entsandt, um einen Armeestützpunkt zu bauen. 1867 gab die American Fur Company Fort Union auf und verkaufte es an die Armee. Diese baute mit den Materialien aus Fort Union das neue Fort Buford. Zwischen 1985 und 1991 wurde Fort Union wieder aufgebaut nach dem alten Grundriss und wir können es heute besichtigen. Man sieht die Eingangshalle, wo die Waren der Trapper und Indianer gelagert wurden. Dann den Verhandlungsraum, wo über die Verkäufe palavert wurde. Das Fort ist wirklich sehenswert und es kostet – oh Wunder – keinen Eintritt. Es gibt im Innern viele Hasen und Prärie Dogs, die, an Menschen gewöhnt, einen nah herankommen lassen. Uns hat das Fort sehr gut gefallen, u. a. auch durch einen älteren Mann, der uns vieles erklärte und zeigte.Anschließend fahren wir zum Fort Buford, aber dort: Eintritt, obwohl es eigentlich nichts zu sehen gibt, außer Baracken. Das ist eben auch Amerika.Wir fahren also lieber ein Stück am Missouri entlang und machen dort Picknick: Leberwurst, Brot, Möhren. Aber es ist schrecklich, es gibt Unmengen von Stechmücken dort und so flüchten wir und fahren weiter. Es ist warm geworden. Unsere Fahrt geht weiter am Yellowstone River entlang bis Miles City. Dort finden wir ein supergünstiges Hotel. Aber als wir, wie gewohnt, vor unserem Zimmer draußen essen wollen, bekommen wir ein Schild vor die Nase gehalten: Draußen zu sitzen und Bier, Wein zu trinken, ist verboten und wird bestraft! Und der Motelbesitzer (ein unangenehmer Pakistani) untersagt uns, überhaupt draußen zu sitzen und zu essen! Das ist die erste negative Erfahrung, die wir hier in USA machen. Wir packen also unser Essen (Huhn, Radieschen und Brot) zusammen und gehen ins Zimmer, um zu essen. Trotzdem, es war ein schöner Tag und wir sind happy.

Dienstag, 13. Juni 2006 40. Tag Greybull, Wyoming K-Bar Motel (54)

Nach der gestrigen negativen Erfahrung mit dem pakistanischen Motelbesitzer fahren wir früh los, direkt nach dem Frühstück (Kaffee, Toast) in Richtung Little Bighorn Battlefield National Monument. Dort verlor der berühmte General Custer am 24./25. Juni 1876 seine letzte Schlacht (und auch sein Leben) gegen die Indianer. Das Denkmal ist sehr schön gemacht. Ranger erklären das frühere Leben der Indianer in dieser Region (Sioux, Cheyenne, Crow), die Ursache, warum die Indianer die Reservate verließen und warum an sie erst in Ruhe ließ und dann verjagte bzw. bekämpfte: Gold wurde gefunden und die Eisenbahn sollte durch das Gebiet gebaut werden. Das Indianerlager umfasste ca. 10.000 Personen, davon ca. 2.000 Krieger. Sitting Bull war ihr Anführer. Custer, berühmt für seine Siege (er wurde 11x vom Pferd geschossen, aber nur 1x verwundet) hat die Indianer wohl unterschätzt. Das kostete ihn und ca. 260 Soldaten das Leben. Die Indianer versuchten nur, ihr Heim und ihre Lebensweise zu verteidigen. Man sieht die Grabsteine mit Namen der Soldaten und ein Mahnmal (2003 fertig gestellt) erinnert an ca. 60 tote Indianer. Sehr schön und interessant dargestellt. Wir halten uns lange dort auf. Inzwischen ist es sehr heiß geworden, 32 Grad.Wir machen Picknick in einem kleinen Ort vor einer Kirche auf einer Bank.Dann geht es weiter, durch Bighorn National Forest und über Bighorn Mountains, den Bighorn Scenic ByWay, über den Granite Pass. Eine Landschaft wie in den Alpen, hohe Berge, blühende grüne Wiesen (viele Blumen), Bäche, Hügel und Täler. Phantastisch. Und Kurven ohne Ende, für Rolf eine Erholung nach den langen geraden Straßen in Dakota. Wir überqueren die Staatsgrenze nach Wyoming. An den Sheller Falls halten wir, ein grandioser Wasserfall, durch die Sonne leuchtet es in allen Regenbogenfarben.Weiter geht es bis nach Greybull, ein kleiner Ort. Aber wir haben heute genug Kilometer fahren, fast 500 und durch die Hitze sind wir müde. Wir finden ein kleines Motel. Und die

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Besitzerin schafft uns sogar einen Kühlschrank ins Zimmer. Toll bei der Hitze. Wir duschen, wir haben es heute nötig und sitzen dann draußen gemütlich unter Bäumen im Garten. Es gibt Salami, Huhn, Brot.Durch die Hitze haben wir heute jeder drei Flaschen Bier (immer alkoholfrei) gehabt, ich meine mit Eis, wie die Amis.

Mittwoch, 14. Juni 2006 41. Tag Columbus, Montana Gits Service (45)

Heute sind wir sehr früh auf, 7 Uhr. Wir frühstücken draußen und dann geht es Richtung Cody, der Stadt Buffalo Bills. Letzten September waren wir auch schon dort. Die Landschaft ist verändert, Steppe, fast Wüste. Nur wo das Land bewässert wird, ist es grün. Ich habe ja schon über die Faulheit mancher Amis berichtet, die 10 m mit dem Motorrad zur Lobby fahren, um Eis zu holen. Und immer wieder erlebt man Kurioses: Im Fernsehen wird ein phantastisch aussehendes Essen gezeigt und dann kommt ein Koch und sprüht es ein!, damit es gut riecht. Unfassbar und zum Lachen zugleich.Von Cody aus fahren wir in die Berge, den Chief Joseph Scenic Highway, genannt nach dem großen Häuptling der Nez Perce. Dieser zog sich nach dem Kampf am Big Hole (Battlefield – wir sahen uns diesen Ort letzten September an) mit seinen Leuten gen Norden zurück. Er wollte sich Sitting Bull in Kanada anschließen, denn er wusste, die Soldaten wollten den Tod seines Volkes.Die Straße bietet atemberaubende Ausblicke und das Wetter ist noch gut, aber wir sehen dunkle Wolken und es wird zunehmend kälter. Wir fahren auf den Dead Indian Pass und sehen in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Berge. Am Dead Indian Pass legte Chief Joseph die Soldaten herein, indem er mit den Pferden eine Konfusion verursachte. So konnte er mit seinen Leuten entkommen, nur einen verwundeten Mann musste er zurücklassen. Dieser wurde von den nachrückenden Soldaten getötet, daher der Name „Dead Indian Pass“.Es fängt an zu regnen und wir finden Unterschlupf in Painter Outpost, ein sehr schönes neues Lokal, direkt am Fluss, am Clark’s Fork River mit Aussicht auf die Cathedral Cliffs. Toll. Wir trinken Kaffe und ich besichtige alles:Die Painter Outpost brannte 1988 bei dem großen Feuer im Yellowstone ab und wurde Anfang der neunziger Jahre wieder aufgebaut. Bewirtschaftet wurde das Lokal bis 2002 von einer 93jährigen Mountain-Frau. Sie lebt noch heute, putzmunter in der Nachbarschaft. Heute wird das Painter von 5 Personen (Familie) betrieben, die als Rentner der schönen Landschaft wegen vom Osten der USA hierher zogen. Wir trinken den Kaffee literweise und dazu hat Rolf Chili und ich Rühreier mit Toast. Als es aufhellt, fahren wir weiter, den Beartooth Highway (die Berge sehen aus wie Bärenzähne, daher der Name). Wunderschön, aber es wird zunehmend kälter und kälter, je höher wir kommen und es liegt überall Schnee und am Little Bear Lake schwimmen Eisschollen. Wir sehen ein Schild „Top of the World“. Natürlich müssen wir dorthin und halten. Es gibt dort oben 6 Einwohner und einen Kramsladen. Pins und Gummibären werden erstanden von uns. Dann verlassen wir „Top of the World“ und weiter geht es den einmalig schönen Beartooth Highway. Man könnte jeden Meter anhalten und fotografieren, so schön sind hier die Berge. Wir sehen viele Wildpferde, einen Fuchs und Rehe.Aber es wird dunkler und dunkler und ein starker Wind kommt auf. Als wir den Beartooth Pass (3.340 m) erreicht haben, blitzt und donnerst es, es fängt an zu schneien und zu hageln und es türmt ohne Ende. Aber wir müssen da durch und runter, denn oben auf dem Pass ist es gefährlich. Rolf mit offenem Helm, er bekommt die kalten eisigen Kristalle ins Gesicht, tut richtig weh. Ich bekomme nur wenig ab, da ich ja einen fast geschlossenen Helm habe. Auf der Straße wird es gefährlich, richtiger Schneematsch liegt da.Als wir ein großes Toilettenhaus mit Vorraum sehen, halten wir und stellen uns unter, ca. 20 Minuten. Unsere Hände und Füße sind eiskalt und nass. Aber ich dränge aufs

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Weiterfahren, denn ich glaube, wir erkälten uns sonst. So kommen wir nach ca. 25 km, die uns endlos erscheinen, halb erfroren in Red Lodge an, ein teurer Skiurlaubsort. Wir finden ein Internet-Cafe und wärmen uns auf mit Kaffee, heißer Schokolade und Blaubeerkuchen. Internet können wir umsonst nutzen.Oben am Pass Null Grad, hier unten 20 Grad. Schon unfassbar.Als wir einigermaßen aufgewärmt und getrocknet sind, geht es zum Harley Dealer, wo Rolf mir ein schönes T-Shirt kauft on sale und dann geht es weiter nach Columbus, Montana, wo wir übernachten wollen. Aber die Straße dorthin, ein einziges Grauen, Lehm, nicht asphaltiert, Schotter. Bei der Nässe extrem gefährlich mit dem Motorrad und dazu eine Sauerei ohne Ende, sogar unsere Helme sind mit Lehm bespritzt. So dreckig kommen wir nach Columbus, aber dank Rolfs Fahrtalent sind wir heil durchgekommen. Wir finden schnell ein kleines Motel, sehr günstig und gleich sind die Nachbarn, auch Biker, da, um zu reden. Sie haben eine Goldwing mit Anhänger. Wir laden ab und Rolf fährt mit dem Motorrad zum Waschen. Ich entferne inzwischen unsere Stiefel, die Lederhosen und die Lederjacken und die Helme vom Lehm. Es ist wirklich unglaublich, was wir abbekommen haben. Dann ist Rolf mit dem sauberen Motorrad zurück und wir duschen und baden, um uns aufzuwärmen. Dann werden die Reste verspeist: Truthahn, Brot, Lakritz und Gummibären. Wir gucken gemütlich Fernsehen und machen Pläne für morgen.

Donnerstag, 15. Juni 2006 42. Tag Cody, Wyoming High Country Motor Inn (53)

Heute ist unser Rekordtag: wir stehen um 6.30 Uhr auf, haben Kaffee (Brot wird getunkt) und dann fahren wir Richtung Billings, Montana. Wir wollen dort zum Harley Dealer. Aber sie haben nicht was wir wollen bzw. viel zu teuer. Aber wir bekommen wenigstens heißes Wasser für unseren Tee. Die „freundliche“ Dame im Motel hatte uns heißes Wasser verweigert! Und wir trinken Kaffee. Anschließend führt uns unser Weg in den Wal Mart zum Einkaufen. Auf dem Parkplatz erleben wir Unglaubliches: eine Dame bietet sich an, unseren Einkaufswagen wegzubringen und eine andere Dame bietet sich an, unseren Müll (Motorrad hat nun mal wenig Stauraum) wegzubringen!In Deutschland würde das wohl niemand tun. Gegen 10 Uhr ist alles erledigt und wir fahren los: durch Crow Indianer Reservation, eine einsame wilde Landschaft. Auf 80 Meilen (ca. 130 km) begegnen uns 5 Autos, 3 Häuser. Und viele Kühe begegnen uns auf der Straße, ebenso wilde Pferde. Ein Fuchs überquert die Straße, Rehe beobachten uns am Straßenrand, ein toter Biber sowie eine große tote Spinne entdecken wir auch. Heute ist es trocken, sonnig, aber relativ kühl. Wir fahren später durch viele kleine verschlafene Orte mit freundlichen Menschen, die uns zuwinken. Dann halten wir in Dayton, um Maria Perl anzurufen. Aber keine Chance. Also weiter – wir fahren wieder ins Bighorn Gebirge (Bighorns = Schafe). Früher lebten in diesen Bergen ca. 450.000 Bighorns, heute nur noch ca. 55.000. Heute nehmen wir eine andere Straße als Dienstag, wir fahren bis Burgess Junction, dort machen wir Picknick: geräucherter Lachs, ital. Brot, Tomaten, Möhren, Bananen. Und dazu gibt es freien Kaffee im Visitor Center. Weiter geht es über den Pass (3.100 m), es ist kalt, aber trocken, überall liegt noch Schnee. Aber wir haben eine ausgezeichnete Fernsicht. Im Tal unten wird es wärmer. Wir fahren bis Cody, der Buffalo Bill Stadt. Heute finden wir ein günstiges Zimmer und laden ab. Dann fahren wir zum Visitor Center (Internet) und in die Stadt zum Harley Dealer. Auch hier nichts, was wir suchen, zu teuer, kein Rabatt, unfreundliches Personal.Anschließend bummeln wir durch die Stadt, sitzen auf einer Bank und beobachten die Leute. Dann zurück zum Motel. Wir sitzen draußen und genießen Huhn, Baguette, Möhren, Weintrauben und Äpfel Ich trinke Merlot mit Heidelbeersaft. Köstlich. Dann sehen wir noch fern (Mel Gibson) und schlafen spät. War ein langer Tag heute. Morgen wollen wir

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nochmals den Chief Joseph Highway und den Beartooth Pass fahren, hoffentlich ohne Schnee, Regen und Gewitter!

Freitag, 16. Juni 2006 43. Tag Livingston, Montana Parkway Motel (62)

Das Motel, war wir in Cody gefunden haben, war das schlechteste, was wir je hatten: kein Telefon, keine Fernbedienung für Fernsehen, Badezimmer renovierungsbedürftig, kein Kaffee im Zimmer, kein Kaffee in der Lobby. Wir hatten daher zum Frühstück nur Bananen. Es ist relativ kalt, 15 Grad. Rolf vermisst seine Handschuhe. Wir fahren ins Visitor Center, dort hat man sie gefunden. Nun können wir endlich starten. Wir fahren nochmals den tollen Chief Joseph Highway, aber heute scheint keine Sonne und es ist sehr windig und saukalt, obwohl wir doppelt und dreifach angezogen sind. Da dunkle Wolken über dem Gebirge liegen, fahren wir nicht noch einmal über den Beartooth Pass, sondern wir nehmen den Beartooth Highway, Richtung Cooke City. Dort wollen wir uns aufwärmen und Kaffee trinken. Unterwegs an einer Baustelle – wir müssen dort warten – treffen wir auf ein Bikerpaar aus Kitzbühl. Wir unterhalten uns von Motorrad u Motorrad. Dann geht es weiter, es ist eine sehr schöne Strecke, immer mit Blick auf die schneebedeckten Berge, aber kalt, um die Null Grad. Wir sind ja ziemlich hoch und fahren über den Pass. In Cooke City, einem Touristenort in der Nähe des Yellowstone Parkes, trinken wir Kaffee und unterhalten nochmals mit den Österreichern, die auch dort angekommen sind und Halt machen, um sich aufzuwärmen. Dann geht es weiter, in den Yellowstone Park hinein (im letzten September waren wir zweimal dort). Unterwegs hüpfen Rehe über die Straße, immer gefährlich hier zu fahren für Motorradfahrer. Im Yellowstone wird das Wetter besser, sonniger. Wir sehen am Himmel einen Weißkopfadler fliegen, wunderschön anzusehen. Und viele viele Büffel sehen wir auch. Ein Coyote läuft kurz vor unserem Bike über die Straße. Und dann der Höhepunkt: von ziemlich nah sehen wir einen Grizzlybären. Ich bin ganz happy. Ist doch anders als die Bären im Zoo.Unser Mittagspicknick im Park besteht heute aus Fisch, Tomaten, Möhren, Brot.. Wir sitzen mitten im Wald, aber auf einer Lichtung in der Sonne. Langsam wird es wärmer. Später sehen wir uns nochmals die Tower Falls an. In diesem Jahr haben sie mehr Wasser als im letzten September. Aber es hat furchtbar viele Leute dort. Trotzdem gehen wir noch in den Shop und erstehen zwei Pins für uns: „I was riding Yellowstone“! Sehr schöne Pins mit Motorrad. Dann verlassen wir den Park, Richtung Gardiner, unterwegs begegnet uns ein großer Hirsch. Es ist richtig warm geworden. Wir ziehen unsere Pullover aus und trinken Kaffee in der Sonne. Und weiter geht die Fahrt am Yellowstone River entlang nach Livingston, dort wollen wir übernachten. Der Wind auf der Straße ist wieder sehr stürmisch, aber nicht so arg wie im letzten Jahr. Dafür sind die Motels viel teurer als im letzten September. Wir finden jedoch nach längerer Suche ein kleines Motel, sauber und wir können wieder abends raussitzen. Rolf merkt jetzt auch die vielen Tausend Kilometer, die er gefahren ist. Wir sind immerhin 7 Wochen unterwegs! Morgen fahren wir nach Great Falls, Montana.

Samstag, 17. Juni 2006 44. Tag Missoula, Montana Bel Aire (48)

Dieses Motel war zwar günstig, aber hatte auch seine Macken, eigentlich hätten wir 10 % Rabatt bekommen müssen (6 Dollar) und dann die Nachbarn: auf der einen Seite zwei Lesben, die spät kamen und die ganze Nacht fernsahen, auf der anderen Seite ein Paar, die bestimmt fremdgingen und sich hier trafen. Und Hundegebell die ganze Nacht.Trotz allem schliefen wir einigermaßen. Am Morgen machten wir uns Kaffee und dann fuhren wir Richtung Great Falls. Wir haben viel Kurioses gesehen in den vielen Wochen,

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aber heute mal wieder etwas Neues: Auf der Autobahn fuhr ein Pickup mit angebundenem Hund Gassi. Die meisten Amis sind fußfaul und daher wohl auch in der Regel zu fett. Aber das mit dem Hund, einmalig.Die Landschaften, durch die wir fahren, sind ganz wechselhaft, sehr schön, aber es geht ein eisiger Wind. Obwohl wir warm angezogen sind, friere ich. Und heute ist der Tag der toten Tiere: ein Coyote am Wegesrand, dann ein Biber und ein großes Reh, mitten auf der Straße. Es ist unbegreifbar, dass man diese großen Tiere einfach liegen lässt, sind sie doch auch eine Gefahr für den Verkehr, speziell für Motorradfahrer. Die Lederkleidung schützt zwar bei etwaigen Stürzen, aber nicht vor allem. Wir fahren über einen Pass (2.300 m) und die Landschaft wechselt ständig. Auf dem Pass haben wir 5 Grad, im Tal knapp 15 Grad und da die Sonne kaum scheint, empfinden wir es eisig. Diese Landschaft mit Bergen, Hügeln, Tälern, Bächen ist ideal für Wanderer und Angler. Zweimal sehen wir Rehe am Wegessrand, einmal läuft eines direkt vor uns über die Straße, aber Rolf reagiert gut und so kommen das Reh und wir ungeschoren davon. Später sehen wir noch tote Biber und zwei Füchse. Die Autofahrer halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, die hier Vorschrift sind wegen der vielen Wildtiere. Rolf rettet einigen Prärie Dogs das Leben. Dann sind wir in Great Falls – früher 5 Wasserfälle am Missouri River.Heute eine große teure Stadt. Doch das Visitor Center ist oberhalb der Stadt, im Grünen. Wir machen dort Picknick und können im Center ins Internet. Und endlich erreichen wir auch mal unsere Freundin Maria Perl am Telefon. Der Harley Dealer hat auch hier astronomische Preise, so fahren wir weiter, über den Rogers Pass (1.700 m), Richtung Ovando (letztes Jahr hat uns dieser Ort aus dem letzten Jahrhundert so gut gefallen). Gegen 18 Uhr sind wir endlich da, heute fuhren wir 330 Meilen, ca. 536 km. Und es war immer kalt, trotz T-Shirt, Pullover, Lederjacke. Wir haben einen Gutschein für ein Motel und finden ein günstiges Zimmer, allerdings im 1. Stock. Schnell laden wir ab, dann fahren wir noch zum Einkaufen, denn wir haben kaum noch etwas. Heute Abend gibt es mal wieder Huhn, das wirklich ausgezeichnet hier ist, immer frisch, knusprig, anders als bei uns die Lederhühner. Und dazu Baguette, Bananen, Weintrauben, Bier und Rotwein. Morgen wollen wir nach Idaho.

Sonntag, 18. Juni 2006 45. Tag Lewiston, Idaho Howard Johnson (46)

Gestern, als wir vom Einkaufen kamen, ist das Motorrad umgefallen, der Ständer war nicht raus. Aber es ist nichts passiert.Heute Morgen gibt es Kaffee, Saft, süße Teilchen im Motel und so fahren wir gegen 8.30 Uhr gestärkt los. Aus Missoula raus (Missoula ist eine schöne gepflegte Stadt, schöner als Great Falls) durch ein Villenviertel Richtung Lolo Hot Springs und dann über den Lolo Pass (1.600 m). Eine wunderschöne kurvige Strecke, aber auch heute ist es sehr kalt, ca. 10 Grad unten im Tal und auf dem Pass noch kälter. Oben am Pass war ein ganz neues, im Blockhausstil gebautes Visitor Center mit interessanten Informationen über die Lewis + Clark Expedition, die 1805 als erste weiße Reisende diesen Pass im Indianerland (Stamm Nez Perce) überschritten. Wir haben uns alles angesehen, uns aufgewärmt, denn es gab guten Kaffee. Dann ging es den Pass runter und wieder ca. 150 Meilen (240 km) über eine kurvige aber super ausgebaute Straße. Durch ein wunderschönes Tal, am Clearwater River entlang, links und rechts Berge, bewachsen mit dichtem Tannenwald. Noch heute leben dort Bären, Wölfe, Luchse, Elche, Rentiere, Hirsche, Füchse, Biber etc. Wir haben selbst nur ein totes Reh gesehen und einige Prärie Dogs, die über die Straße liefen. Diese Strecke von über 150 Meilen war menschenleer, d. h., es gab keine Häuser, nichts, nur pure Natur. Da wir die Zeitgrenze und die Grenze nach Idaho mal wieder überschritten haben, machten wir Picknick direkt am Fluss. Ganz romantisch. Dann ging es weiter, es wurde merklich wärmer und wir sahen nach und nach viele schöne gepflegte Häuser mit Gärten voller Rosen. Wir befanden uns bereits im Indianer Reservat der Nez Perce. Aber

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hier war wirklich – im Vergleich zu anderen Reservaten – alles piccobello. Es ging über Lowell, Kooshia, Grangeville zum Nez Perce National Historic Park. Dort sahen wir einen Film über die Nez Perce, das Leben damals und heute. Sehr interessant, aber nicht so beeindruckend wie der Film am Big Hole Battlefield im letzten September. Inzwischen 27 Grad warm, also wieder alles ausziehen. Dann weiter nach Lewiston, ein kleines Industriestädtchen, aber sehr schön auch hier alles. Wir hatten Gutschein für ein sehr günstiges Motel mit Pool und Breakfast. Schnell alles auspacken und dann noch zum Supermarkt einkaufen: Erdbeeren, Blaubeeren, Rippchen für Rolf. Dann geduscht und gebadet und anschließend Picknick im Freien. Jetzt ist es wirklich warm geworden und wir genießen die Sonne. Mit Ella in Mühlberg telefoniert und heute gehen – ausnahmsweise mal – auch unsere Handys.

Montag, 19. Juni 2006 - 46.. Tag Baker City, Oregon Budget Inn (42)

Heute war nicht mein Tag: Als wir einluden, habe ich mir meine Lederhose (zwar 5 Jahre alt) eingerissen an kaputter Moteltür. Ich musste sie zurücklassen und jetzt fahre ich, da ich Reservelederhose in Greeley ließ, mit dünner schwarzer Jeanshose! Ganz schön kalt. Aber nach einem guten Frühstück sieht die Welt gleich anders aus. Wir fahren von Lewiston die 129 gen Süden, über den Rattlesnakepass – eine wunderbare Straße, Natur pur, Hügel, Bäume, blühende Wiesen und Kurven. Oben auf dem Pass treffen wir drei alte Amis, kurzer Plausch. Von diesem Pass oben aus sieht man eine tiefe Höhle, in der die Nez Perce ihre Vorräte lagerten für den Winter. Als die Armee zufällig auf diese Höhle stieß, setzt man alles in Brand. Man wollte den Indianern damit ein Zeichen geben, geht weg, kehrt niemals zurück, sonst müsst ihr sterben.Wir fahren weiter nach Enterprise, von dort aus in einen kleinen Ferienort, benannt nach dem Indianer Häuptling Chief Joseph. Ein sehr schöner Ort, mit schönen Geschäften, viele Blumen in den Gärten und ein City Park direkt am Fluss, wo wir Picknick machen. Es ist warm, 20 Grad. Dann geht es weiter nach La Grande, Elgin und Uhia. Dieses ist ein Minenort, mitten im Wallowa-Whitman Forest und den schneebedeckten hohen Wallowa Mountains. Wir trinken einen super guten Espresso wie in Italien zu einem Spottpreis und sitzen draußen, wo wir die Sonne genießen können. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. So gut wie kein Verkehr auf 100 Meilen (160 km), kein Auto, nur Bäume, Wiesen, Rehe, Füchse und Vögel. Wir genießen diese schöne Straße sehr, die uns durch die Blue Mountains von jetzt Oregon führt. Und wir besuchen einen Ghost Town, Whitney. 1907 lebten hier 150 Menschen, aufgrund der Eisenbahn, die in alle Richtungen führte. 1947 wurde der Eisenbahnverkehr eingestellt und die Stadt starb. So sehen wir viele verlassene, aber sehr gut erhaltene Häuser. Dann treffen wir auf ein altes Farmhaus, wo noch Menschen leben und Rinder weiden. Wir sind ganz happy diese Straße, weitab von den normalen Straßen, gefahren zu sein. Es ist gegen 18 Uhr, Dämmerlicht und auf den Lichtungen im Wald sind Rehe zu sehen. Manchmal kreuzt ein Fuchs die Straße. Wir kommen gut nach Baker City, wo ein Interpretive Center die Erinnerung an die große Westwärtsbewegung aufrechterhält. Das Museum zeigt alles, von der Satteltasche bis zum Pioneer Camp. Pelzhändler, Missionare und Indianer prägten dieses Land. Wir finden ein günstiges Motel und können den schönen Tag ausklingen lassen.

Dienstag, 20.Juni 2006 47. Tag John Day, Oregon Little Pine Inn (50)

Heute haben wir einen Landschaftstag: wir sind viele Pässe gefahren im Malheur National Forest. Ein Hirsch lief vor uns auf die Straße und viele viele Eichhörnchen waren unterwegs. Und am Himmel riesige Adler und Falken. Und auf den Bergen jede Menge Big Horn Schafe und überall blühende Wiesen. Morgens schien zwar die Sonne, aber mir war sehr kalt, die Lederhose fehlte mir.

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Ich habe arge Rückenschmerzen und mein linkes Bein macht weiter Probleme.Gegen Mittag machen wir Picknick an einem See im Wald. Danach wird es merklich wärmer, Gott sei Dank. Es geht nun bergauf, bergauf, Natur pur, kein Verkehr und nur alle paar Meilen mal ein einsames Haus. John Day’s Fossils Beds National Monument hat leider schon um 17 Uhr geschlossen. Aber wir können einiges von draußen bewundern. Dann fahren wir am River entlang nach John Day und finden ein kleines sauberes Motel. War heute ein langer Tag zu Fahren, 350 Meilen, 560 km.

Mittwoch, 21. Juni 2006 48. Tag Idaho City, Idaho Prospector Motel (47)

Da wir gut geschlafen haben, sind wir schon um 8 Uhr losgefahren. Der Tag ist herrlich, Sonne, strahlend blauer Himmel. Heute wollen wir nach Ontario und Boise, Idaho. Und wieder fahren wir durch die „Pampa“, kein Haus, kein Auto, kein Hund. Wunderschön. Dann geht es über den Stinking Water Pass, hier haben wir ca. 10.000 Meilen, 16.000 km. In einem Cafe, wo wir Halt machen, sagt uns ein Mann, dass wir in Boise kein Motel finden werden, wegen eines Fußballspieles. Wir lassen uns jedoch nicht abschrecken und fahren weiter, kommen durch Vale und sehen Bate’s Motel. Aber wir verzichten darauf, dort zu wohnen, wir wollen ja nicht ermordet werden wie in Hitchcock’s Psychothriller zu sehen!Rolf wird doch ein bisschen nervös wegen des Motels und als wir die Grenze nach Idaho überfahren, machen wir Halt am Welcome Center, wo wir eine Mappe und Landkarte von Idaho erhalten. Wir suchen uns als Übernachtungsort Idaho City aus, war 1860 die größte Stadt im Nordwesten der USA! Aber wir sind ahnungslos, was uns dort erwartet. Telefonisch reservieren wir ein Zimmer und können nun unser Picknick am Snake River kurz vor Boise genießen. Boise selbst, 100.000 Einwohner, nervt uns. Zu viel Verkehr für uns, die wir aus der Wildnis kommen. Es geht die 21 Richtung Idaho City, nur ein paar Meilen von Boise raus und wieder sind wir mitten in der Wildnis. Ein wunderschöner tiefer Canyon, der Snake River, Berge – einmalige Aussichten und natürlich Kurven. Rolf ist happy über die schöne Motorradstrecke. Auf dem Highway hat Rolf heute wieder einem Tier das Leben gerettet: einer Bull Snake, wird auch Gopfer Snake genannt. Rolf hat sie von der Fahrbahn genommen und ins Gras geworfen und dann fotografiert. Und auch heute liefen Hirsche und Rehe vor uns auf die Fahrbahn. Man muss höllisch aufpassen, aber bis jetzt ist noch kein Tier durch Rolf zu Schaden gekommen. Im Gegenteil, er rettet viele vor dem Überfahren werdenDann Idaho City, 548 Einwohner, eine Stadt aus dem vergangenen Jahrhundert. Wir finden das urige und einzige Motel der Stadt. Es ist äußerlich wie vor mehr als 100 Jahren und innen auch mit authentischen alten Möbeln eingerichtet, ganz liebevoll und gemütlich. Nur die Badezimmer erinnern an die Zivilisation! Wir sind begeistert von dem alten Haus, packen aus und machen dann einen Rundgang durch die „Stadt“, die komplett unter Denkmalschutz steht und von Idealisten und Aussteigern bewohnt wird, die alles pflegen und instand halten. Wir entdecken einen Harley Pub und gehen hinein, nur urige Typen, die hier leben. Hier gibt es keine wirklichen Touristen, nur mal jemanden, der sich durch Zufall hierher verirrt, wie wir. Das Bier und der Wein – sehr günstig, es ist 18.30 Uhr, wir kommen mit Hinz und Kunz ins Gespräch, politische und andere wichtige Gespräche, so vergeht die Zeit, es ist 22.30 Uhr, als wir gehen, wir hatten kein Abendessen, aber Rolf vier Bier und ich drei Wein, ausgegeben von den Einheimischen, die happy sind, mit uns zu diskutieren. Ein schöner Abend, es war ein Glück, dass wir in Boise kein Zimmer gefunden haben!

Donnerstag, 22. Juni 2006 49. Tag Stanley, Idaho Redwood Cabins (86)

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Gegen 6 Uhr werden wir wach, der Geist des alten Hotels hat uns in der Nacht nicht gestört. Aber uns wurde unser alkoholfreies Bier aus dem Kühlschrank im Frühstücksraum gestohlen. Unglaublich!Da es noch früh ist und ein sonniger Tag, machen wir nochmals einen Rundgang durch das alte Städtchen, ein Haus schöner als das andere. Wir gehen ins Visitor Center und dann geht es gegen 10 Uhr Richtung Stanley. Ein wunderschönes Tal, immer die grünen Wiesen und dann der Kontrast, die hohen schneebedeckten Gipfel der Berge. Und wieder Kurven, Kurven ohne Ende. Gegen Mittag sind wir in Stanley, wir trinken Espresso im gleichen Cafe wie im letzten September. Und dann beginnt die Suche nach einem Motel für die Nacht, sehr schwierig, alles ausgebucht oder saumäßig teuer. Wir fahren also bis Lower Stanley, am Salmon River entlang, finden dort ein schönes Zimmer mit Picknickplatz direkt am Fluss mit Blick auf den schneebedeckten Saw Tooth (Zähne einer Säge). Rolf ist happy, dass wir noch etwas gefunden haben. Wir packen aus und picknicken dann am Fluss, herrlich. Vor unserem Zimmer sehe ich eine tote Schlange, schade.Später geht es Richtung Sun Valley, den Saw Tooth Byway. Sun Valley ist ein mondäner teurer Touristenort, laut, teuer. In Ketchum Sun Valley liegt Hemingway begraben, eine Wallfahrtsstätte für Literaten. Wir suchen uns ein kleines Cafe, trinken Espresso und sehen dem Treiben auf der Straße zu. Es ist warum und sonnig, so kann man gut draußen sitzen. In einem wirklichen „super“ Markt – man merkt, hier kaufen nur Reiche ein – kaufe ich noch ein. Dann geht es zurück. Wir haben kaum Benzin, wird es uns reichen? Unterwegs, wir haben noch 25 Meilen vor uns, sehen wir endlich eine Tankstelle, aber sie ist geschlossen. Ich klopfe, sage, dass wir Notstand haben und wirklich, Rolf bekommt sein Benzin, aber nur gegen Cash. So erreichen wir glücklich wieder unser Motel in Lower Stanley. Abends sitzen wir wieder am Fluss und essen, es ist wunderschön. Unterwegs hatten wir noch Begegnung mit einem Biber, der ganz langsam die Straße überquerte. Heute war wieder ein sehr schöner Tag.

Freitag, 23. Juni 2006 50. Tag Virginia City, Montana Übernachtung Red

Nach unserem Frühstück am Salmon River – wo hat man das in Deutschland, so viel Natur, ohne Menschen? – fahren wir los, durch das Tal, entlang am Fluss, rechts und links hohe Berge. Eine sehr schöne Strecke, die wir auch schon im letzen Jahr fuhren. Unterwegs sehen wir uns ein Minenmuseum an, Rolf versucht sich im Goldwaschen, leider ohne Erfolg. Dann machen wir Mittag im Big Hole National Monument Park – auch dort waren wir im letzten September. Es ist heiß und es hat dort viele Moskitos. So fahren wir bald weiter über Wisdom, Jackson, Badger Pass (2100 m) und Dillon, weiter über Ghost Town Nevada City (im letzten Jahr übernachteten wir in dem uralten Nevada City Hotel) nach Virginia City. Wir wollen Red besuchen, einen netten Ami, den wir im letzten Jahr hier im Saloon kennen lernten. Wir fragen im Pub nach ihm und erhalten die Auskunft, er sei jagen, käme aber später. So trinken wir in der Zwischenzeit Kaffee (umsonst) und warten. Die Stadt, 100 Einwohner, ist in diesem Jahr voll mit Touristen, alle Läden etc. sind geöffnet. Ein ungewohntes Bild für uns, denn im letzten September war alles wie ausgestorben. Wir halten Schwatz mit einem Mann, der sich selbst „Indianer“ nennt, er ist aber keiner, langes weißes Haar und er hat den Spitznamen „Waggonburner“ (Wagenverbrenner, früher taten dies die Indianer häufig mit den Wagen der Siedler). Red kommt nicht, Rolf versucht es mehrfach telefonisch, kein Erfolg. Dann treffen wir einen and. Freund von Red, der uns rät zu Reds Haus zu fahren, denn er sei daheim, gehe aber nie ans Telefon. Also fahren wir auf den Berg, auf dessen Gipfel Reds riesengroßes Haus steht (Red hat den ganzen Berg vor Jahren zu einem Spottpreis erworben, heute ist das Grundstück ein Vermögen wert). Red hat das viktorianische Haus selbst gebaut, phantastisch und der Blick in alle Himmelsrichtungen durch große Fenster über die Stadt in die Berge, einfach toll. Wir treffen

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

Red wirklich an, er lädt uns spontan ein, bei ihm zu übernachten, das Haus ist riesig. Er lebt hier allein mit seinem Hund, seine Frau ist meist in seinem Haus in Seattle, sie arbeitet dort. So packen wir aus und richten uns ein im riesigen Gästeschlafzimmer. Wir haben uns eigenes Bad, man erkennt, wie liebevoll seine Frau alles eingerichtet hat. Dann sitzen wir gemütlich auf der Terrasse, schauen über die Stadt, beobachten viele seltene Vögel, die Red füttert und genießen unsere Drinks, Rolf Soda, Red Whisky und ich einen guten Rotwein. Red freut sich riesig, dass Rolf ihm die im letzten Jahr versprochenen Zigarren aus Perlesreut mitgebracht hat. Später gehen wir in den Saloon, teilen uns zu Dritt eine Pizza und quatschen mit Hinz und Kunz. Wir erhalten mit Red eine Einladung zu einer Birthday Party im Wald, gegen 22 Uhr fahren wir dorthin, am Lagerfeuer quatschen wir ein bisschen über Gott und die Welt und gegen 23.30 fährt uns Red, ziemlich viel Wodka, aber hier ist das egal, wieder den Berg hoch nach Hause. Wir trinken noch einen excellenten Rum als Nachttrunk und fallen dann todmüde ins Bett. Wir schlafen super.

Samstag, 24. Juni 2006 51. Tag Victor, Idaho Evergreen (86)

Gegen 8 Uhr macht uns Red tollen starken Kaffee, der Waggonburner kommt noch dazu und gegen 9 Uhr fahren wir los, Richtung Sheridan. Dort wollen wir den berühmten „Indian Jeff“ besuchen, eine lebende Legende, fuhr schon als Kind Motorrad, hat viele alte, aber alles fahrtüchtige Motorräder, die er selbst instandgesetzt hat, im Wohnzimmer stehen. Er ist 51 Jahre alt und seit ca. 9 Jahren gelähmt, durch einen schweren Motorradunfall mit einer Kuh. Dieses schleuderte ihn durch die Luft in die Prärie. Dort lag er 9 Stunden bewusstlos, bis man ihn fand. Da es nachts eisig kalt war, erfroren seine Finger und mussten abgenommen werden. Er hat nun für eine Hand eine Prothese, aber er ist auch so geschickt mit seinen Fingerstümpfen. Peter Fonda ist ein Freund von ihm und veranstaltete 1998 eine Benefiz-Veranstaltung für ihn, um die immensen Folgekosten seines Unfalls ein wenig zu mildern. Indian Jeff gehört zu den Gründern der Sturgis Rallye in den Black Hills! Obwohl er im Rollstuhl sitzt, künstl. Darmausgang hat, schlecht sprechen kann, hat er eine ungeheure Power. Zurzeit baut er an einem Motorrad mit Seitenwagen, mit dem er demnächst wieder Motorradfahren kann. Unglaublich. Er hat ein schönes großes behindertengerechtes Haus, lebt dort mit seinem Sohn und seiner Jugendliebe, die ihn umsorgt, pflegt und sehr liebt. Sie hilft ihm bei seinen Werkstattarbeiten bei Dingen, die er selbst nicht machen kann. Wir bleiben lange bei ihm, er schenkt uns div. T-Shirts und will uns handsignierte Poster per Post senden. Die Begegnung mit diesem Mann hat uns sehr beeindruckt.Erst gegen 12.30 Uhr fahren wir über Virginia City – Mittagspicknick dort am Fluss – nach Ashton, St. Antony (im letzten September sahen wir uns dort die riesigen Sanddünen an) am Yellowstone Park entlang, immer mit Blick auf die schneebedeckten Berge, bis nach Victor, wo wir gegen 18 Uhr Gott sei Dank noch ein Zimmer finden, es ist Wochenende, Ferien und daher alles sauteuer (86 Dollar). Wir essen im Zimmer, sehen fern und gehen früh schlafen, denn wir sind hundemüde.

Sonntag, 25. Juni 2006 52. Tag Rawlins, Wyoming 1st Choice Inne (49)

Da wir in einem zwar teuren, aber nicht gemütlichen Motel übernachteten, fahren wir früh los, 8 Uhr und es geht in den Grand Teton National Monument Park, hohe schneebedeckte Berge, Gletscher, schöne tiefe Seen, Wälder, Wiesen. Die Landschaft ähnelt ein wenig den Alpen. Die Berge sind zwischen 3600 und 4200 m hoch. Es ist sonnig, aber Gott sei Dank gab es noch nicht viele Besucher. So machen wir viele Stopps und Bilder. Dann ging es über den Togwatee Pass (3000 m) nach Dubois und weiter durch Indianer Reservation, Mittagspicknick in Wind River. Es war sehr warm. Später wollten wir noch nach South Pass

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City, aber wegen aufkommendem Wind und Regen fuhren wir wieder Richtung Rawlins. Ein kurzer Halt in Sweet Water, wo wir auch schon im letzen Jahr waren. Überall auf dieser Strecke sind Info-Tafeln über den Oregon Trail. Die damaligen Menschen schrieben, dass sie meilenweit fuhren und nur Prärie sahen, keine Bäume. Auch wir haben das schon im letzten Jahr so empfunden, die Landschaft ist hier sehr eintönig. Schließlich erreichen wir Rawlins, Wyoming. Wir wollen hier übernachten, aber die Zimmersuche ist problematisch. Einige Zimmer sind katastrophal und dazu noch teuer. Aber wir haben einen Gutschein und finden endlich das passende Hotel. Auspacken, einkaufen und Essen auf dem Zimmer. Rawlins ist eine reine Industriestadt, nicht schön. Morgen fahren wir nach Greeley und übernachten dort in dem Super 8 Motel. Das Motorrad muss zum Service und dam Mittwoch fliegen wir wieder nach Deutschland. Unsere lange schöne Reise ist damit zu Ende. 54 Tage, 14 Staaten, 18.000 km. Eine wunderschöne Reise, mit vielen schönen Erlebnissen. Aber wir freuen uns jetzt auch auf unser Hexenhaus in Spiegelau und auf unsere Küche!

Montag, 26. Juni 2006 53. Tag Greeley, Colorado

Wir sind früh auf, wir haben nicht so gut geschlafen, der Zug und anderer Stadtlärm hat uns mächtig gestört. Wir haben aber ein gutes Frühstück im Hotel und so fahren wir gestärkt los, erst Autobahn, aber die nervt uns, uns, die wir aus der Wildnis kommen. So fahren wir durch einen Wald und über Medizin Bow, über einen Pass, 3200 m. Eine wunderschöne Landschaft nach dem eintönigen Prärieland, wieder eine Landschaft wie in den Alpen mit Gletschern, Bergen, Bäumen, Wiesen, Bergseen, einer schöner als der andere. Ich friere, ich habe meinen Pullover vergessen und so muss ich mich an Rolf wärmen. Wir genießen heute noch einmal die einmalige Natur, sehen viele Rehe, Hirsche, Murmeltiere und Eichhörnchen. In einem kleinen Nest gebe ich die letzten Postkarten ab und wir trinken Kaffee und Espresso in einem kleinen urigen Cafe mit Blick auf die Berge, oben Schnee, aber unten ist es warm in der Sonne. Dann geht es weiter, durch den Wald und wir machen unser letztes Mittagspicknick. Ziemlich früh kommen wir in Greeley an, wir sind beide schnell genervt von dem Lärm der Stadt, wir sind es einfach nach der langen Zeit nicht mehr gewohnt. 8 Wochen hatten wir Natur und Einsamkeit, Großstadtlärm sind wir nicht mehr gewohnt.Rolf lädt ab, holt unsere Koffer aus der Garage, in der Zwischenzeit kaufe ich noch ein paar Sachen ein, die es in Deutschland nicht gibt oder dort teuer sind. Dann packen wir alles auf das 2. Bett und sortieren. Und dann geht es ans Kofferpacken für den Heimflug. Endlich haben wir es geschafft und können duschen, baden. Wir essen im Zimmer, aber wir sind beide gereizt, 8 Wochen, jeden Tag woanders, war doch sehr lang. Solche Reisen habe ich früher ja nie gemacht.

Dienstag, 27. Juni 2006 54. Tag Greeley, Colorado

Rolf hat das Motorrad zum Harley Dealer gebracht für den Service Check. Anschließend kommt es in seine bewachte Garage, wo es warten muß bis zur nächsten Tour.Wir können lange schlafen und später gehe ich in die Mall, um meine Nägel machen zu lassen. Ist hier viel billiger als in Deutschland, dauert 30/40 Min. und kostet 12 Euro!

Mittwoch, 28. Juni 2006 55. Tag

Gestern Abend waren wir zum Abschluss unserer Reise im Rodeo Steakhouse Steaks essen. Einfach super. Und wieder die Erdnüsse, man isst sie, wirft die Schalen auf den Boden. Nach einem tollen Essen sind wir früh um 20 Uhr schlafen gegangen, denn um 4.30 Uhr heißt es aufstehen. Ich schlafe wie üblich die halbe Nacht nicht. So oft verreist in

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Motorradtour Mai / Juni 2006 - USA

meinem Leben, aber immer noch Reisefieber! Wir frühstücken im Motel, machen uns Tee und dann kommt auch schon der Shuttlebus, der uns zum Flughafen nach Denver bringt. Um 9.40 fliegen wir von Denver los, nach Atlanta, von dort nach Paris und dann München, wo wir hoffentlich am Donnerstag, 28. Juni 2006, gegen 12 Uhr ankommen werden. Unsere Freundin, will uns abholen.Es waren 11.601 Meilen, 18.562 km und 14 Staaten in 54 Tagen. Eine herrliche Reise.Wir haben 3 Koffer zum Aufgeben, 1 Koffer Handgepäck, die Harleytasche mit zwei Helmen und zwei lose Helme, meinen Rucksack und 1 Beutel mit Teekanne und Büchern und natürlich noch meine neue Harleyjacke, die Rolf mir kaufte und meinen neuen Hut. Den ziehe ich auf. Alles klappt hervorragend, Flug nach Atlanta, dort umsteigen nach Paris. In Paris kommen wir pünktlich um 6.20 Uhr an, machen halbe Weltreise auf dem Flughafen mit Bus und sind endlich um 8 Uhr im richtigen Terminal. Dann müssen wir noch durch den ganzen Terminal laufen bis Flugsteig E, eine Weltreise. Aber wir kommen gut an, nur mein Fuß schmerzt, jemand hat mir mal wieder drauf getreten. Er ist geschwollen und ich komme kaum mehr in meine Schuhe. In Paris müssen wir durch endlose Schlangen, Sicherheits- und Passkontrollen, alles dauert ewig.Endlich sitzen wir in dem Flieger nach München, warten dort eine Stunde (!), müssen dann wieder aussteigen. Flugzeug defekt. Keine Organisation in Paris. Bekommen einen Essengutschein und Bordkarten für Flug um 15.35 Uhr. Aber auch das klappt nicht. Wir haben den Eindruck, in Paris klappt nie was. Gegen 17 Uhr starten wir erst und sind um ca. 18 Uhr in München, wo uns Maria abholt. Wir sind fast 30 Std. auf den Beinen, wir sind müde, geschafft, aber es war ein wunderschöner Urlaub mit einmaligen Erlebnissen.

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