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1 | Seite PLATTENTEKTONIK Spezialgebiet Geographie und Wirtschaftskunde Hannes Hosp 2008/2009

Spezialgebiet Plattentektonik

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Detailiert ausgewertetes Spezialgebiet/Recherche zum Thema Plattentektonik für Abitur/Matura.

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Page 1: Spezialgebiet Plattentektonik

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PLATTENTEKTONIK

Spezialgebiet

Geographie und Wirtschaftskunde

Hannes Hosp

2008/2009

Page 2: Spezialgebiet Plattentektonik

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INHALTSVERZEICHNS

1 Theorie der Plattentektonik ………………………………………………………………………………………………… 3

2 Aufbau der Erde – Grundlage der Plattentektonik ……………………………………………………………….. 3

3 Die Drift der Kontinente ………………………………………………………………………………………………………. 4

3.1 Plattenverschiebungen in der Vergangenheit ………………………………………………………………. 5

3.2 Die Lage der Platten heute …………………………………………………………………………………………… 9

3.3 Plattenverschiebungen in der Zukunft ………………………………………………………………………….. 10

4 Tektonische Vorgänge an den Plattengrenzen …………………………………………………………………….. 11

4.1 Divergenzzonen ……………………………………………………………………………………………………………. 11

4.1.1 Grabenbrüche …………………………………………………………………………………………………….. 11

4.1.1.1 Ostafrikanischer Graben ……………………………………………………………………...... 11

4.1.2 Seafloor-Spreading …………………………………………………………………………………………….. 12

4.1.2.1 Die Mittelozeanischen Rücken ……………………………………………………………….. 12

4.2 Konvergenzzonen …………………………………………………………………………………………………………. 13

4.2.1 Ozean-Kontinent-Kollision…………………………………………………………………………………… 13

4.2.1.1 Die Anden ………………………………………………………………………………………………. 13

4.2.2 Kontinent-Kontinent-Kollision …………………………………………………………………………….. 14

4.2.2.1 Der Himalaja ………………………………………………………………………………………….. 14

4.2.3 Ozean-Ozean-Kollision ……………………………………………………………………………………….. 15

4.2.3.1 Der Marianengraben und die Marianen …………………………………………………. 15

4.3. Transformationszonen ………………………………………………………………………………………………… 16

4.3.1 Ozeanische Transformationszonen …………………………………………………………………….. 16

4.3.2 Kontinentale Transformationszonen ………………………………………………………………….. 16

4.3.2.1 San Andreas Fault ………………………………………………………………………………...... 16

Quellennachweis ……………………………………………………………………………………………………………………. 18

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1 Theorie der Plattentektonik1

Bis die Theorie der Plattentektonik geboren wurde, durchliefen die Geowissenschaften stürmische

Zeiten. Ihr Wegbereiter war die Theorie der Kontinentalverschiebung. Der Geophysiker Alfred

Wegener (1880 – 1930) gilt als ihr Begründer. Er erkannte unter anderem, dass die Küstenlinien

Afrikas und Südamerikas, die durch den Atlantik getrennt sind, wie zwei Puzzleteile

zusammenpassen. Seine Theorie erhielt jedoch nur sehr wenig Zustimmung, vor allem als er

behauptete, die Kontinente würden sich durch die bei der Erdrotation entstehenden Fliehkräfte

bewegen. Vierzig Jahre, nachdem Alfred Wegener seine umstrittene Theorie der Kontinentalverschiebung

aufgestellt hatte, ermöglichte der technische Fortschritt neue Erkenntnisse über den Meeresboden.

Seit der Entdeckung magnetischer Streifen durch die beiden britischen Forscher F. Vine und D.

Matthews im Jahre 1963 weiß man, dass die Meeresböden aus jüngeren Gestein bestehen als die

Kontinente. Dies führte zur revolutionären Theorie der Plattentektonik.

Danach besteht die Erdoberfläche aus mehreren Platten, deren Grenzen nicht mit denen zwischen

Kontinenten und Meeren übereinstimmen. So umfasst beispielsweise die Südamerikanische Platte

die Hälfte des südlichen Atlantiks und die Kontinentalmasse Südamerikas. Die Theorie der

Plattentektonik erklärt auch die Zusammenhänge zwischen Vulkanen, Meeresgräben,

Erdbebenherden und vielem mehr.

2 Aufbau der Erde – Grundlage der Plattentektonik2

Der Erdkern unterteilt sich in inneren und

äußeren Kern und weißt eine Dicke von rund

3400 Kilometern auf. Er bildet ein Drittel der

Erdmasse.

Die D“-Schicht liegt zwischen dem Erdmantel

und dem Erdkern und bildet eine

Übergangszone. Sie ist nur etwa 200 km dick

und zeichnet sich durch einen rasanten

Temperaturanstieg zum Erdmittelpunkt hin

aus.

Darüber befindet sich der mächtige

Erdmantel, der zwei Drittel der Erdmasse ausmacht.

Einen kleinen Teil davon bildet unter anderem die Asthenosphäre, die wesentlich für die

tektonischen Vorgänge verantwortlich ist. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre Viskosität

(Zähflüssigkeit) aus. Während sie durch geologische Prozesse plastisch verformbar ist, sind die

Schichten über und unter ihr hart und spröde.

Abb. 3.1

Schalenaufbau der Erde

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Über ihr befindet sich die feste Lithosphäre (Erdkruste), welcher es die Asthenosphäre ermöglicht,

sich zu bewegen. Man spricht häufig davon, dass die in Platten gegliederte Lithosphäre auf der

Asthenosphäre „schwimmt“. Durch diese Gegebenheit wird heute die Ermöglichung der

Plattentektonik erklärt.

3 Die Drift der Kontinente3

Im Laufe ihrer langen geologischen Geschichte war die Erde tief greifenden Veränderungen

unterworfen, die die Verteilung und die Form ihrer Kontinente, ihres Klimas, ihrer Lebensformen und

die Ausdehnungen und die Tiefe ihrer Ozeane beeinflusste.

Die Plattentektonik ist die Folge gewaltiger Strömungen des heißen, glutflüssigen Materials, im

Erdmantel unterhalb der Erdkruste, der Asthenosphäre. Man bezeichnet diese Strömungen auch als

Konvektionsströme.

Die einzelnen Platten, die man sich wie Schollen vorstellen kann, bestehen aus der sogenannten

Kontinentalkruste, der ozeanischen Kruste oder beidem. An ozeanischen Rücken am Meeresgrund

wird unablässig neue ozeanische Kruste aus dem durch Risse in der Erdkruste austretenden flüssigen

Gestein gebildet. Geschieht dies an einer Scholle aus kontinentaler und ozeanischer Kruste, wird die

betroffene Landmasse vom Meeresrücken fortgeschoben (Abb. 4.1).

Viele hundert Millionen Jahre veranlassten diese Bewegungen Verschiebungen der Kontinente über

tausende von Kilometern. Bei dieser Kontinentaldrift kollidieren die einzelnen Schollen miteinander,

es richten sich Gebirgsketten auf, es entstehen Vulkane und Erdbeben, doch auf diese Erscheinungen

wird in den nachfolgenden Kapitel näher eingegangen.

Abb. 4.1

Vorgänge am Mittelatlantischen Rücken

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3.1 Plattenverschiebungen in der Vergangenheit3

Im Proterozoikum (vor 620 Millionen Jahren) stellte sich die Erde in für uns sehr ungewohnter Weise

dar. Weite Teile des heutigen Pazifischen Ozeans werden vom Land eingenommen, während

Urmeere die Bereiche ausfüllen, wo heute Europa, Asien und Afrika liegen. Zwei große Kontinente

beherrschen den Globus – das nördliche und das südliche Gondwana.

Danach folgt das Unter- und Oberkambrium (vor 540 bzw. vor 500 Millionen Jahren) in dem alle

Kontinente kurzeitig vereint waren, jedoch sofort wieder zerbrachen, nämlich in das nun großflächige

vereinte Gondwana, Laurentia und Siberia. In Folge wanderten die Teile – der Großteil der

Landmassen konzentrierte sich um den Nord- und Südpol.

Im Ordovizium (vor etwa 460 Millionen Jahren), im Silur (vor etwa 420 Millionen Jahren) und im

Devon (vor etwa 360 Millionen Jahren) ging der Wandel weiter. Vom großflächigen Gondwana

trennten sich erneut Teile ab und die Landfläche der Kontinente nahm durch vulkanische Tätigkeiten

zu. Zu diesem Zeitpunkt gab es die meisten Kontinente seit jeher auf der Erde. Neben Gondwana

existierte nun der Superkontinent Laurentia.

Abb. 5.1

Die Erde zur Zeit des Proterozoikums

Abb. 5.2

Die Erde zur Zeit des Oberkambriums

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Im Zeitalter des Karbons (vor etwa 354 Millionen Jahren) formierte sich erstmals nach der Kollision

von Laurentia und Gondwana der Superkontinent Pangaea.

Abb. 6.1

Die Erde zur Zeit des Ordoviziums

Abb. 6.2

Die Erde zur Zeit des Silurs

Abb. 6.3

Die Erde zur Zeit des Devons

Abb. 6.4

Die Erde zur Zeit des Karbons

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Im Perm (vor etwa 290 – 248 Millionen Jahren) schlossen sich nun auch alle anderen Kontinente, wie

Siberia, dem Superkontinent Pangaea an, welcher nun seine endgültige Form erhielt.

Ein Blick auf die Erde in der Trias (vor etwa 240 Millionen Jahren) zeigt, dass eine Halbkugel der Erde

fast ausschließlich von Wasser, die andere von einer einzigen zusammenhängenden Landmasse

eingenommen wurde.

Im Jura (vor etwa 170 Millionen Jahren) zerbrach nun der Superkontinent Pangaea in Teilkontinente,

mit uns heute vertrauten Umrissen, wie zum Beispiel Nordamerika und Eurasien.

Abb. 7.1

Die Erde zur Zeit des Perms

Abb. 7.2

Die Erde zur Zeit der Trias

Abb. 7.3

Die Erde zur Zeit des Juras

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In der Kreidezeit (vor etwa 142 bis 65 Millionen Jahren) begann die Erde nun mit dem

Auseinanderdriften der Kontinente ihre heutige Gestalt anzunehmen. Die Lage der Kontinente

entsprach gegen Ende der Oberkreide hin bereits ihrer heutigen.

Im Tertiär (bis vor etwa 5 Millionen Jahren) nahmen die Kontinente nun Schritt für Schritt auch ihre

heutige Gestalt an. Nord- und Südamerika entfernten sich vor allem durch das Seafloor-Spreading

(S. 12) im Atlantik. Außerdem kam es unter anderem zur Auffaltung des Himalaja Gebirges und dem

Auftreffen der indischen Platte auf die asiatische Platte (S. 14), welche bis zu diesem Zeitpunkt noch

getrennt waren.

In dem noch heute andauernden Quartär prägte vor allem gewaltige Klimaschwankungen das

Landschaftsbild. Seit dem Beginn vor 1,8 Millionen Jahren verzeichnete das Quartär eine

Aufeinanderfolge mehrerer Eiszeiten, welche zu einem Wechsel zwischen Ausdehnung und Rückzug

der polaren Eiskappen und der kontinentalen Inlandseismasse führte.

Abb. 8.1

Die Erde zur Zeit der Oberkreide

Abb. 8.2

Die Erde zur Zeit des frühen Tertiärs

Abb.8.3

Die Erde im noch bis heute andauernden Quartär

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3.2 Die Lage der Platten heute4

Man unterteilt die Lithosphäre heute in sieben große Platten. Daneben existieren noch weitere

kleinere Platten, sowie Mikroplatten, deren Abgrenzungen noch nicht geklärt sind (Abb. 9.1).

Große Platten Kleine Platten

Pazifische Platte Karibische Platte

Antarktische Platte Nazca-Platte

Nordamerikanische Platte Scotiaplatte

Südamerikanische Platte Arabische Platte

Afrikanische Platte Indische Platte

Eurasische Platte Philippinische Platte

Australische Platte Cocosplatte Juan-de-Fuca-Platte

Die sieben großen Platten bedecken 94% der Erdoberfläche und sind bis zu 100 km mächtig. Auf

ihnen befinden sich die wichtigsten Kontinente. Die größte ist die Pazifische Platte mit einer Fläche

von 108 Millionen Quadratkilometern. Sie besteht ausschließlich aus ozeanischer Kruste, während

sich die anderen großen Platten gegenwärtig sowohl aus ozeanischem als auch aus kontinentalem

Material zusammensetzen.

Abb. 9.1

Verzerrte Darstellung der tektonischen Platten

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3.3 Plattenverschiebungen in der Zukunft5

Auch in Zukunft wird sich die Drift der Kontinente kontinuierlich fortsetzen. Eine durchaus mögliche

Theorie zur Veränderung der Lage der Kontinente ist im Folgenden aufgelistet.

In 20 Millionen Jahren

Ostafrika wird sich entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs (S. 11) vom übrigen Afrika abspalten

und dabei einen neuen Ozean bilden. Die iberische Halbinsel löst sich von Europa und dreht sich

dabei leicht im Uhrzeigersinn. Australien und Neuseeland schieben sich schnell nordwärts, so dass

Nordaustralien nun am Äquator liegt.

In 40 Millionen Jahren

Afrika wandert immer weiter Richtung Norden und gestaltet die Mittelmeerregion komplett um.

Europa könnte entlang des Rheins auseinanderbrechen. Australien wandert weiter Richtung

Südostasien. Der Atlantik wird breiter, denn Amerika entfernt sich weiter von Europa und Afrika.

In 50 Millionen Jahren

Niederkalifornien löst sich entlang der San Andreas Fault (S. 16 – 17) vom amerikanischen Festland

und wandert nach Nordosten. Nordamerika mit Grönland rückt zunächst nach Westen, dreht sich

dann im Uhrzeigersinn und driftet nach Süden. So gelangt Grönland in die gemäßigte Zone südlich

des 60. Breitengrades.

In 80 Millionen Jahren

Afrika wird so weit nach Norden vorgedrungen sein, dass in Folge des Schubs nach und nach an die

Stelle des Mittelmeers eine neue Gebirgskette getreten sein wird. Australien ist in der Zwischenzeit

mit Japan kollidiert, Neuseeland hat die Tropen erreicht und die Antarktis steuert auf Australien zu.

In 90 Millionen Jahren

Nord- und Südamerika sind getrennt. Nordamerika verlagert sich südlich an die Seite Südamerikas.

In 200 Millionen Jahren

Die Antarktis hat sich Mexiko so stark angenähert, dass beide am Äquator liegen und die Antarktis

wie zuletzt im frühen Mesozoikum üppig bewachsen sein wird. Ostafrika kollidiert mit Indien,

Madagaskar trifft auf Südostasien. Südamerika hat sich im Uhrzeigersinn um 90 Grad gedreht.

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4 Tektonische Vorgänge an den Plattengrenzen6

Die Platten bewegen sich in verschiedene Richtungen, je nachdem in welche Richtung die

unterliegenden Konvektionsströme fließen. Dadurch entstehen drei Arten von Plattengrenzen:

Divergenzzonen, Konvergenzzonen sowie Transformationszonen.

4.1 Divergenzzonen

Driften zwei Platten auseinander, entsteht eine Divergenzzone. Folgen einer Divergenz

sind häufig Grabenbrüche oder das Seafloor-Spreading.

4.1.1 Grabenbrüche

Wenn kontinentale Kruste an divergierenden Platten auseinander driftet, dehnt sich das spröde

Gestein nicht aus, sondern bricht entlang paralleler Linien entzwei. Der zwischen zwei Bruchlinien

liegende Block sinkt ab, so dass ein Grabenbruch entsteht, der zwischen steilen Hängen liegt, die

sogar gebirgsartige Dimensionen erreichen können. Dies ist beispielsweise in Teilen des

Ostafrikanischen Grabens der Fall.

Bei fortgesetzter Divergenz können sich Platten schließlich vollkommen voneinander trennen.

Zwischen ihnen bildet sich dann ein neuer Ozean.

4.1.1.1 Der Ostafrikanische Graben

Der Ostafrikanische Graben ist eine der längsten Bruchzonen der Erde.

Er gehört zu einem riesigen System von Rissen in der Erdkruste, dem

Ostafrikanischen Grabensystem, an dem Afrika in zwei Teile zu

zerbrechen droht (Abb. 11.1).

Der Hauptarm dieses Systems zieht sich von Jordanien nach Norden

durch das Tote Meer und das Rote Meer und nach Süden durch ganz

Ostafrika bis zur Mündung des Sambesi.

Die durchschnittliche Breite des Grabens beträgt 50 km, die größte

Ausdehnung erreicht er mit fast 480 km in der Wüste von Danankil.

Über dem Talboden erheben sich bis zu 900 m mächtige Steilwände,

die an manchen Stellen bis zu 2700 m hoch sind.

Das Ostafrikanische Grabensystem liegt an der Grenze dreier

tektonischer Platten: der Arabischen, der Afrikanischen und der

Somaliaplatte. Letztere befindet sich erst in der Bildung. Durch das

Auseinanderdriften dieser Platten bildeten sich entlang des Grabens Vulkane.

Die Plattengrenzen treffen unter dem Afar-Dreieck in Äthiopien zusammen, wo sich das Rote Meer

mit dem Golf von Aden verbindet. Hier könnte der nächste große Ozean der Erde entstehen, denn

aufsteigendes Magma drückt die Platten auseinander. Vermutlich werden sich die drei Platten

voneinander trennen, wobei sich das Horn von Afrika abspaltet und eine Insel bilden wird.

Abb. 11.1

Der Ostafrikanische Grabenbruch

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4.1.2 Seafloor-Spreading

Wandern zwei ozeanische Platten auseinander, so bringt

aufsteigendes Magma aus der Asthenosphäre neue Erdkruste

hervor. Es bilden sich mittelozeanische Rücken aus, das sind

untermeerische Gebirgszüge, die entlang der Plattengrenzen ein

weltumspannendes, zehntausende Kilometer langes Netz mit

vielfältiger vulkanischer Aktivität bilden (Abb.12.1).

Die Spreizungsrate bezeichnet die Geschwindigkeit dieser

Spreizung, wobei diese im Normalfall zwischen 1 und 10

Zentimeter pro Jahr beträgt. Vergleichbar wäre dies mit den

menschlichen Fingernägeln. Dies erscheint wenig, ergibt sich aber in der geologisch gesehen kurzen

Zeitspanne von 10 Millionen Jahren bereits eine Entfernung von 100 bis 1000 km. Die Spreizungsrate

ist hierbei beidseitig, bezieht sich also auf die Drift beider Platten. Sie ist demnach gleich der Summe

der Driftraten der beiden Platten.

4.1.2.1 Die Mittelozeanischen Rücken

Die Mittelozeanischen Rücken sind nicht nur die größten Formationen am Meeresboden, sondern

sogar die größten geologischen Formationen auf der ganzen Erdoberfläche. Sie bestehen aus einer

Kette miteinander verbundenen Gebirge, die sich über eine Länge von etwa 65 000 km über den

Boden der Weltmeere erstrecken (Abb.12.2).

Im Allgemeinen erheben sich die Rücken mehrere tausend Meter über den Meeresboden.

Mancherorts ragen Vulkane aus dem Rücken über die Wasseroberfläche wie etwa Island im

nördlichen Atlantik. Es gibt zwei Arten von Rücken: Langsam sich spreizende Rücken wie der

Mittelatlantische Rücken bilden neue ozeanische Kruste mit einer Rate von nur 2 – 5 cm pro Jahr.

Durch ihre Mitte verlaufen tiefe Grabensenken, die meist zwischen 10 – 20 km breit sind.

Schnell sich spreizende Rücken, wie die Ostpazifische Schwelle, spreizen sich um 10 – 20 cm jährlich

und es treten keine Grabensenken auf.

Abb. 12.2

Die roten Bereiche markieren die jüngsten

Krustenabschnitte entlang der

mittelozeanischen Rücken.

Abb. 12.1

Bildung ozeanischer Kruste durch aufsteigendes Magma

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4.2 Konvergenzzonen

An den Konvergenzzonen bewegen sich Platten aufeinander zu.

Kontinentale Kruste ist dicker und weniger dicht als ozeanische Kruste. Trifft

eine kontinentale auf eine ozeanische Platte, so entsteht eine Subduktionszone.

Treffen zwei Kontinentalplatten bzw. zwei ozeanische Platten aufeinander,

bilden sich unter anderem Gebirge und Vulkane.

4.2.1 Ozean-Kontinent-Kollision

Trifft eine kontinentale Platte auf eine ozeanische Platte, entsteht

eine Subduktionszone, an der die dichtere ozeanische Kruste unter

die Kontinentalkruste abtaucht. Die ozeanische Platte taucht in den

Erdmantel ab und schmilzt dabei. Durch den Zusammenprall der

Platten bildet sich im Meer ein Tiefseegraben und am Land durch das

Anheben der kontinentalen Platte ein Vulkanbogen bzw. ein Gebirge,

was also Orogenese bezeichnet wird (Abb. 13.1).

4.2.1.1 Die Anden

Die Anden sind die längste Gebirgskette der Erde, abgesehen von

Mittelatlantischen Rücken unter dem Atlantischen Ozean, und gehören zu den

spektakulärsten und aktivsten Gebirgszonen.

Es gibt 183 aktive Vulkane, darunter auch der höchsten der Erde, der Ojos del

Salado mit einer Höhe von 6.893 m.

Vom Meeresniveau an der westlichen Pazifikküste erheben sich die Anden steil

und abrupt bis auf über 6500 m und bilden eine mächtige physische, klimatische

und biologische Grenze (Abb.13.2.). An der Südspitze des Kontinents sind sie nur

100 km breit, in ihrem zentralen Bereich sind es etwa 700 km.

Geologisch sind die Anden das Ergebnis der noch heute andauernden

Ostbewegung und Subduktion der Nazca-Platte unter die Südamerikanische

Platte. Der bis zu 8000 m tiefe Atacamagraben vor der südamerikanischen

Pazifikküste kennzeichnet die Subduktionszone (Abb.13.3). Vor allem in den

letzten 10 Millionen Jahren wurde das Gebirge stark angehoben. Geologisch sind

die Anden also noch jung und ihre Auffaltung setzt sich bis heute fort.

Abb. 13.2

Reliefkarte der Anden

Abb. 13.3

An der Westküste Südamerikas taucht die überwiegend

aus ozeanischer Kruste bestehende Nazca-Platte unter

die Südamerikansiche Platte ab. In Folge kam es zur

Bildung der Atacama-Tiefseerinne und zur Aufwölbung der Anden.

Abb.13.1

Beim Aufeinandertreffen ozeanischer und

kontinentaler Kruste, wird die ozeanische

unter die kontinentale Kruste subduziert.

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4.2.2 Kontinent-Kontinent-Kollision

Als Kontinent-Kontinent-Kollision bezeichnet man in der

Plattentektonik das Aufeinandertreffen zweier kontinentaler

Platten. Einige der imposantesten Gebirge entstanden durch die

direkte Kollision zweier Kontinente. Da die meisten Platten jedoch

aus ozeanischer und kontinentaler Kruste bestehen, kommt es

zunächst zu einer Ozeaneinigung, da die ozeanische unter die

kontinentale Kruste abtaucht. Schließlich ist die ozeanische Kruste

vollständig unter der kontinentalen Kruste verschwunden und die

zwei kontinentalen Krusten stoßen direkt aufeinander. Aufgrund

ihrer ähnlichen Dichte taucht jedoch keine der Platten ab. Es kommt

also zu keiner weiteren Subduktion.

Stattdessen prallen zuerst die Kontinentalränder mit ihren

mächtigen Sedimentablagerungen und dann die Kontinente selbst

aufeinander. So entstehen mächtige Faltengebirge, in denen

Krustengestein deformiert und umgewandelt wird, sowie ein Hochplateau (Abb.14.1).

4.2.2.1 Der Himalaja

Der Himalaja ist nicht nur das höchste, sondern auch das jüngste Gebirge der Erde. Er

entstand in den vergangenen 50 Millionen Jahren und besteht größtenteils aus

verformten und metamorphisierten, also umgewandelten Krustengestein der

Indischen Platte. Denn die Gebirgsbildung setzte mit der Kollision der Indischen und

der Südostasiatischen Platte ein (Abb.14.2). Durch diese Konvergenz verkürzte sich der

Nordrand Indiens um etwa 2000 km, wodurch die Kruste unter dem Himalaja 55 km

mächtig und unter Tibet sogar 70 km mächtig wurde. Die Hebung veränderte das

Klima der Region und führte zur Entstehung des jährlich wiederkehrenden

südostasiatischen Monsuns, der Indien sintflutartige Niederschläge bringt.

Im Himalaja verlaufen mehrere Gebirgsketten parallel zueinander. Im Süden erheben

sich die Siwalikketten. Eine große Bruchzone trennt diese von Zentralhimalaja, der sich

auf über 5000 m erhebt. Weiter nördlich schließt sich der über 7000 m hohe Große

Himalaja an. Manche Gipfel erreichen sogar Höhen von über 8000 m. Nördlich des

Großen Himalajas befindet sich das riesige Hochland von Tibet. Noch heute wird das

Gebirge um 4 mm pro Jahr angehoben, jedoch wird diese Hebung durch Erosion und

Verwitterung wieder aufgehoben (Abb.14.3).

Abb. 14.2

Die Nordbewegung der Indischen Platte

Abb. 14.3

Der Himalaja. Das im Mittel 5000 m hoch

gelegene Hochland von Tibet, stellt das

höchstgelegene und größte Hochland der Erde

dar.

Abb. 14.1

Treffen Kontinente aufeinander taucht zuerst

die ozeanische Kruste der einen Platte unter die

andere. Dann prallen die kontinentalen Krusten

aufeinander. Durch Druck und Hebung

entstehen ein Gebirge und eine Hochebene.

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4.2.3 Ozean-Ozean-Kollision

Wenn ähnlich dichte ozeanische Platten konvergieren, bilden sich

vulkanische Inselbögen. Auf einer Seite der gebirgigen Inseln

verläuft in der Regel parallel zur Inselkette ein Tiefseegraben. Er

markiert die Linie, an der die ältere, kühlere und somit etwas

dichtere Platte unter die jüngere abtaucht. Heißes, geschmolzenes

Gestein steigt durch die obere, jüngere Platte auf und bildet nach

und nach vulkanische Inseln, wie die Marianen oder die

Salomoninseln (Abb.15.1).

4.2.3.1 Der Marianengraben und die Marianen7, 8

Der Marianengraben (Abb. 15.2) bildet den östlichen Teil der tief

eingeschnittenen Nahtstelle von Philippinischer Platte im Westen und Pazifischer

Platte im Osten. Hier subduziert die ältere Pazifische Platte unter die jüngere

Philippinische Platte unter einem Winkel von fast 90°. Die Pazifische Platte ist im

Bereich des Marianengrabens über hundertfünfzig Millionen Jahre alt und

dementsprechend sehr schwer.

Mit einer Tiefe von rund 11.000 m gilt er als tiefst gelegener Meeresgrund der

Erde. Die tiefste Stelle dieses Grabens ist das Witjastief 1 mit -11.034 m.

Der Inselbogen der Marianen erstreckt sich über eine Strecke von etwa 800 km

von der nördlichsten Insel Farallon de Pajaros bis zur südlichsten Insel Cocos

Island. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs, und nur wenige Eilande sind

bewohnt (Abb.15.3 und 15.4)

Abb. 15.1

Das Aufeinandertreffen zweier ozeanischer Krusten hat die Bildung vulkanischer Inselbögen zur Folge.

Abb. 15.2

Die Lage der Marianen und des

Marianengrabens

Abb. 15.3

Die nördliche Insel Saipan ist die größte und dichtbesiedeltste Insel

der Marianen und zugleich die Hauptsadt der Inselgruppe.

Abb. 15.4

Es existieren auch eine Vielzahl unbewohnter Vulkaninseln,

wie die hier abgebildete Insel Sarigan.

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4.3 Transformationszonen6

An den Transformationszonen, auch Transformstörungen genannt, gleiten

zwei Platten aneinander vorbei. Hier wird Kruste weder gebildet noch

eingeschmolzen. Diese Zonen sind die Hauptauslöser für Erbeben.

4.3.1 Ozeanische Transformationszonen9

Die häufigsten Transformstörungen sind ozeanischer Art, also auf dem Meeresboden zu finden, und

unterteilen mittelozeanische Rücken in Segmente. Sie durchschneiden den Rücken meist senkrecht

gegenüber der Streichrichtung. Die Störungen bilden weder eine ununterbrochene gerade Linie, noch

spreizen sie sich in gleich bleibender Geschwindigkeit. Vielmehr treten unregelmäßige Versetzungen

auf. Ganze Abschnitte des Rückens verschieben sich senkrecht zur Spreizungszone nach links oder

rechts und gehören daher nur aufgrund der Transformstörungen zueinander.

4.3.2 Kontinentale Transformationszonen9

Bekannte Beispiele sind auf den Kontinenten zu finden, wo Menschen durch die entstehenden

Erdbeben gefährdet sind. Dort ist die Struktur solcher Störungen oft komplexer, da die Schichtung

der Gesteine auf beiden Seiten der Störung unterschiedlich ist und diese Gesteinsschichten

mechanisch unterschiedlich auf die äußere Spannung reagieren. Diese komplexen Regionen tragen

daher oft den Namen Transformzonen. Auf äußere Spannungsveränderung reagieren die Störungen

mit Erdbeben, bei denen sich weitere Klüfte und Spalten öffnen. Die berühmte San Andreas Fault in

Kalifornien ist eine derartige Plattengrenze.

4.3.2.1 San Andreas Fault6

Die San Andreas Fault (Abb.16.1) ist einer der bekanntesten

Transformationszonen der Erde. Sie zerschneidet das Küstengebiet von

Kalifornien in zwei Teile, die sich in entgegengesetzter Richtung aneinander

vorbeischieben. Westlich davon befindet sich die Pazifische Platte, östlich

davon die Nordamerikanische Platte, die den Kontinent trägt. Da sich die

Pazifische Platte dreht, gleitet die kalifornische Küste langsam in

nordwestlicher Richtung am nordamerikanischen Kontinent vorbei.

Die San Andreas Fault besteht aus vier großen und mehreren kleinen

Schollen, an denen sich der Druck der Plattenverschiebung durch kleinere

Erdbeben entlädt. Die großen Schollen verhaken sich oft viele Jahre lang

ineinander. Dann baut sich enorme Spannung auf, die sich schließlich in

heftigen Beben entlädt. Diese Vorgänge ereignen sich jeweils an einer

Scholle. Im Jahre 1906 bewegte sich die nördliche Scholle und führte zu

einem Beben mit der Stärke 8,3 auf der Richterskala, das San Francisco in

Schutt und Asche legte (Abb. 17.2).

Abb. 16.1

An der San Andreas Fault gleiten

Pazifische und Nordamerikanische

Platte aneinander vorbei.

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Gegenwärtig wird befürchtet, dass sich Spannungen im südlichen Bereich der Spalte aufbauen. Wenn

sich diese Spannung löst, wird es zum nächsten großen Beben kommen, das noch vor dem Jahr 2032

erwartet wird. Der Großteil der Bevölkerung Kaliforniens lebt nahe der San Andreas Fault. Manchen

Gemeinden wurden sogar direkt auf ihr errichtet (Abb. 17.1), sie sind besonders gefährdet.

17.1

Eine Vielzahl riesiger Städte liegt direkt oder in der unmittelbaren Nähe der San Andreas Fault.

17.2

Das große Beben von San Francisco im Jahre 1906 gilt als eine der

verheerendsten Naturkatastrophen weltweit. Obwohl viele Gebäude wie

Kartenhäuser einknickten – den größten Schaden richtete das Feuer

danach an.

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Quellennachweis

1 Gerstenberger Verlag (Hg): Die visuelle Geschichte. Der Erde und des Lebens. Hildesheim, 1999

2 Ganten, Detlev: Leben, Natur, Wissenschaft. Alles, was man wissen muss. Frankfurt am Main, Oktober 2003

3 Palmer, Douglas: Der große Atlas der Urgeschichte. In Bildern, Daten und Fakten. München, 2001

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Plattentektonik [4. 4. 2008]

5 http://de.wikipedia.org/wiki/Kontinentaldrift [4. 4. 2008]

6 Luhr, James F. (Hg): Die Erde. Die große Bild-Enzyklopädie mit 3200 Fotografien und Karten. Starnberg, 2004

7 http://de.wikipedia.org/wiki/Marianen [6. 4. 2009]

8 http://de.wikipedia.org/wiki/Marianengraben [6. 4. 2009]

9 http://de.wikipedia.org/wiki/Transformst%C3%B6rung [6. 4. 2009]

Titelbild: Verbindungsbrücke zwischen eurasischer und nordamerikanischer Platte auf Island.