Atlan - Die Abenteuer der SOLNr. 556Oggar

Spuk in der SOLvon Horst Hoffmann

Das Schiff des Materielosen erscheint

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Generationenschiff kommt.Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kmmert und sie einer neuen Bestimmung zufhrt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den Mai des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Ansto zu entscheidenden positiven Vernderungen im Leben der Solaner gegeben ganz davon abgesehen, da er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete.Inzwischen hat das Generationenschiff viele Lichtjahre zurckgelegt, und die Solaner haben in dieser Zeit viele Konflikte mit Gegnern von Innen und Auen mehr oder weniger unbeschadet berstanden.Unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, bahnt sich nun eine weitere Stabilisierung und Normalisierung an Bord an. Allerdings kommt es durch unerwartete Ereignisse immer wieder zu erheblicher Unruhe.Schuld daran ist diesmal der SPUK IN DER SOL

Die Hauptpersonen des Romans:

Atlan - Sein Bewutsein geht auf die Reise.Breckcrown Hayes - Der High Sideryt gibt den Startbefehl fr die SOL.Sternfeuer und Cpt'Carch - Die Mutantin und der Extra als Ausgangspunkte eines unheimlichen Geschehens.Insider - Ein Extra, der fremde Bewutseine aufnimmt.Malcish - Ein Dieb in Schwierigkeiten.Oggar - Ein Materieloser.

1.

Der Mann, der von einem halben Dutzend aufgebrachter Solaner durch die Korridore des SOL-Mittelteils gejagt wurde, wirkte auf den ersten Blick unscheinbar. Wer ihn zum erstenmal sah, mute ihn fr einen Durchschnittsmenschen halten, knapp ber hundert Jahre alt, mittelgro und grauhaarig jemand, dem man begegnete und den man gleich darauf wieder verga.Unter der Knute der SOLAG hatte sich Malcish mit Diebereien ber Wasser gehalten, bevor er sich in eine so aussichtslose Lage hineinmanvrierte, da ihm nur noch der Weg blieb, sich den Basiskmpfern anzuschlieen.Diese Zeiten aber waren vorbei. In der SOL war Ruhe eingekehrt. Es gab keine SOLAG mehr, die es zu bekmpfen galt. Die ehemaligen Rebellen waren in die Gemeinschaft integriert, und mangels anderweitigen Nervenkitzels war Malcish nichts anderes briggeblieben, als sich wieder vornehmlich dem zuzuwenden, was er wie kein anderer beherrschte.Entweder hatte er whrend der Kmpfe sein Handwerk verlernt, oder die aus ihrer Lethargie erwachten Solaner waren aufmerksamer geworden. Vermutlich traf beides zu. Jedenfalls sah es ganz danach aus, als sollte es Malcish an diesem Morgen des 28. Mai 3972 endgltig an den Kragen gehen.Seine Beine trugen ihn kaum noch, aber er durfte nicht stehenbleiben. Hinter sich hrte er die Schreie und Flche der Mnner und Frauen aus dem Beiboothangar, die immer weiter zu ihm aufschlossen. Unter dem Oberteil seiner Kombination zeichneten sich die Konturen des Speicherelements ab, das er aus dem Spielecomputer herausmontiert hatte, mit dem sie sich in den dienstfreien Stunden die Zeit vertrieben. Dabei htten sie noch in ihren Kojen liegen sollen, als Malcish den Hangarkontrollraum kurz vor Tagesanbruch heimsuchte! Weshalb hatte einer von ihnen auch so frh aufstehen mssen!Sie dachten gar nicht daran, sich das Element einfach zurckgeben zu lassen und die Angelegenheit zu vergessen. Er htte es ja wieder zurckgebracht, aber diese Menschen begriffen einfach nicht, da er hin und wieder irgendwo zugreifen mute. Es berkam ihn dann einfach.Was hatte er schon von dem Ding, und er kannte auch niemanden, der ihm etwas dafr gegeben htte. Es war nur dieser Nervenkitzel!Malcish hatte mittlerweile genug davon. Er mute ein Versteck finden oder besser noch jemanden, der ihm gegen die bermacht half.Wo befand sich der nchste Trans-mitteranschlu?Malcish bekam kaum noch Luft. Immer, wenn er sich umdrehte, waren die Verfolger wieder ein Stck nher heran. Er rannte, bog in Nebengnge ein, huschte durch Rume, warf Tren hinter sich zu und kletterte an Sprossenleitern ins nchsthhere Deck alles umsonst.Der ehemalige Basiskmpfer war lngst ohne Orientierung. Er hatte diese Richtung eingeschlagen, weil er wute, da sich in diesem Teil des SOL-Mittelteils von Zeit zu Zeit immer noch einige der alten Gefhrten aufhielten. Die Gnge, durch die er jetzt floh, muten schon nahe am ehemaligen Giftwall liegen. Aber alles hatte sich verndert. Die Wnde, vor Monaten vom Kristallmonstrum zerfressen, waren neu gestrichen, Markierungen befanden sich nicht mehr am alten Platz.Bleib endlich stehen! hrte er. Wir kriegen dich!Sie waren bis auf zwanzig Meter heran!Malcish zog sich im Laufen den Reiverschlu der Kombination auf, holte das Speicherelement hervor und schleuderte es den Solanern vor die Fe. Sie kmmerten sich nicht darum.Malcish wute nicht mehr aus noch ein. Er gelangte auf einen breiten Korridor und sah eine halboffene Tr. Kein Mensch war zu sehen eben auer jenen sechs, auf die er gern verzichtet htte.Seine allerletzte Hoffnung lag hinter dieser Tr. Wenn er dort keine Hilfe fand oder sich verbarrikadieren konnte Er erreichte sie, als die Verfolger schon die Arme nach ihm ausstreckten. Seine Hand schlug auf die Kontaktplatte, die sie vollends auffahren lie.Im nchsten Moment scho ihm etwas entgegen. Malcish wich geistesgegenwrtig aus und sah nur einen gelben Krper, der an eine bergroe Banane erinnerte, an sich vorbeihuschen.Carch! schrie er heiser. Carch, warte! Du mut diese Verrckten Cpt'Carch hrte ihn nicht. Vielleicht war es auch gar nicht der Extra, sondern ein gelb angestrichener Roboter, der eine Kolonne Schiffsverschnerer vor die Sprhpistolen geraten war. Um was auch immer es sich handelte es scho genau in die Verfolger hinein und verschaffte ihm so den Vorsprung, den er noch brauchte.Malcish machte einen Satz in den Raum hinein, wirbelte herum und fand den Kontakt, der die Tr zufahren lie und blockierte. Als das geschehen war und von drauen die Fuste der Solaner gegen das Metall schlugen, lie er sich zu Boden sinken und blieb mit dem Rcken gegen die Wand sitzen.Es dauerte eine Weile, bis er wieder zu Atem kam. Doch selbst jetzt lieen die Bestohlenen nicht von ihm ab. Sie veranstalteten einen Lrm, als sei die halbe Bevlkerung der SOL auf dem Korridor.Verschwindet! schrie Malcish. Bei allen Planeten, wie kann man nur so nachtragend sein! Ihr habt euer Spielzeug zurck! Jetzt lat mich in Ruhe!Das schien sie nur noch mehr aufzuregen. Malcish schttelte verzweifelt den Kopf. Er sah sich um. Wohin war er hier eigentlich geraten?Der Raum war etwa zehn mal zehn Meter gro und zu einer Hlfte mit allerlei altem Germpel vollgestopft. Kisten und Gerte bedeckten die der Tr gegenberliegende Wand bis zur drei Meter hohen Decke, aus der das schwache Licht drang. Ein Tisch und zwei Sthle lieen darauf schlieen, da sich von Zeit zu Zeit jemand hierher verzog oder hier versteckte.Das interessierte Malcish nicht sonderlich. Er schien vorerst sicher zu sein, und irgendwann mute denen da drauen ja die Lust an der Belagerung vergehen.Malcish verga sie und seine Situation vorbergehend, als er die gelben Flecke auf dem Boden sah.Er fhlte sich viel zu zerschlagen, um schon wieder aufzustehen, kroch auf einen der Flecken zu und, fuhr vorsichtig mit dem Zeigefinger darber.Etwas blieb an der Kuppe kleben. Malcish schrak zusammen, schttelte die Hand, aber das Zeug war zh. Er mute es am Boden abwischen. Und das war weder Farbe noch eine Chemikalie, sondern Carch! murmelte der Solaner. Er war es also doch.Malcish hatte lange genug auf engstem Raum mit dem seltsamen Extra zusammengelebt, um zu wissen, was es bedeutete, wenn Cpt'Carch diese Sekretion absonderte. Carchs bananenfrmiger Krper war stets von einer lackhnlichen, gelblich schillernden Schicht bedeckt. Wenn das Wesen vor etwas erschrak oder aus anderen Grnden in heftige Erregung geriet, sonderte es diese Flssigkeit in einem solchen Ma ab, da sie zu Boden tropfte und dabei eine deutliche Spur bildete.Malcish hatte Carch einige Male in einem solchen Zustand erlebt. Weitere Anzeichen hochgradiger Erregung waren ein schrilles Zirpen und ein so schnelles Rotieren auf den beiden Insektenbeinen, da der ein Meter lange Bananenkrper dabei fast unsichtbar wurde.Aber was sollte den Extra heute noch erschrecken, wo es berall in der SOL ruhig geworden war?Malcish sah ihn wieder vor sich, wie er an ihm vorbeischo und in die Gruppe der Verfolger hinein, um dann wie ein gelter Blitz im langen Korridor zu verschwinden. Er hatte im Stillen gehofft, ihn hier irgendwo aufzutreiben. Doch nun konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, da Carch viel eher Hilfe brauchte als er selbst.Wohin hatte es ihn gezogen oder anders gefragt: wovor war er geflohen?Fest steht, murmelte der Solaner, da er hier war.Er war Malcish ans Herz gewachsen, dieser verrckte kleine Kerl, der jedem davon erzhlte, da er noch nicht richtig geboren sei.Hatte er etwa davor Angst, geboren zu werden? Jetzt?Unsinn, sagte sich Malcish. Er will uns damit zum Narren halten. Aber was ist in ihn gefahren?Die Solaner drauen auf dem Korridor machten sich wieder lautstark bemerkbar und zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Malcish hrte sie fluchen und grinste in sich hinein. Sollten sie toben, bis sie schwarz wurden.Dann aber wurde er stutzig.Sie waren zu sechst gewesen drei Mnner und drei Frauen. Jetzt wurde ihm bewut, da er immer nur die drei gleichen Stimmen hrte.Komm heraus, Alter! schrie eine der Frauen. Wir haben viel Zeit!Eins! zhlte Malcish. Er legte das Ohr gegen die Tr, um besser hren zu knnen.Wir reien dir nicht den Kopf ab, aber du hast eine Lektion verdient oder warst du das nicht, der uns vorgestern den Getrnkeautomaten abmontierte?Zwei! dachte Malcish. Und wieder eine Frau. Nein, meine Beste, der Automat befand sich vorhin noch an Ort und Stelle. Auf die Weise lockt ihr mich nicht aus der Reserve. Ihr seid eine Bande von Raufbolden, das ist alles!Hr zu, Gauner, wenn du's nicht anders haben willst, holen wir uns einen Strahler und schweien uns die Tr auf!Drei! Das war ein Mann.Sie unterhielten sich, und immer waren es diese drei Stimmen, die Malcish hrte.Dem Meisterdieb fiel es wie Schuppen von den Augen. Er sprang auf und sah auch schon, wie sich die aufeinandergestapelten Kisten vor der gegenberliegenden Wand bewegten.Diese scheinheiligen Bastarde! durchfuhr es ihn. Sie haben sich getrennt, und die drei anderen kommen von dort drben! Dieser Raum hat zwei Eingnge!Er sa in der Falle. Die ersten Kistenstapel kippten um. Er mute sich mit zwei, drei Sprngen in Sicherheit bringen. Aber was hie in seiner Lage schon Sicherheit?Das pltzliche Schweigen der drei Belagerer machte ihm klar, da sie am Poltern und Krachen der Kisten hren konnten, da ihre Freunde ihr Ziel erreicht hatten. Malcish brach der Schwei aus. Er wnschte sich, an den Wnden hochklettern zu knnen. Und dann sah er die Solaner auch schon zwischen dem Germpel erscheinen. Dort kamen sie fusteschttelnd heran, vor der Tr warteten die anderen. Malcish wute, da er verloren hatte.Mit weit von sich gestreckten Hnden wich er in eine Ecke zurck.Hrt zu, schrie er, ich erklre euch alles gern noch einmal! Das das war ein Scherz! Ich htte euch dieses Ding ja zurckgegeben und Es war zwecklos, das merkte er sptestens, als ein geschleuderter Plastikkbel an der Wand zerplatzte und eine frchterlich riechende Flssigkeit sich ber ihn ergo.Malcish schrie auf, schttelte sich vor Ekel und sah, wie die Hnde der Eindringlinge nach ihm griffen. Er kapitulierte, und als er sich in Gedanken schon auf dem Weg ins nchste Medo-Center sah, begann es zu spuken.

*

Derjenige, dem Malcishs Sorge nur solange gegolten hatte, wie es die Umstnde zugelassen hatten, befand sich in einer nicht minder verzweifelten Lage.Cpt'Carch ntzte seine ganze Schnelligkeit nichts. Das, was ihn nun schon seit Tagen plagte, war flinker als der schnellste Lufer an Bord der SOL. Es war berall, wohin er sich auch wandte.Es war ihm gelungen, einen Transmitter zu erreichen und sich an einen anderen Ort innerhalb der SOL abstrahlen zu lassen. Nur fr Minuten hatte er Ruhe gehabt dann war es wieder da.Carch gab auf. Er lie die Beine zusammenknicken und drckte sich flach auf den Boden einer verlassenen Lagerhalle. Kein Mensch war in der Nhe, der den Geist htte verscheuchen knnen, und kein Mensch wre berhaupt dazu in der Lage gewesen.Es war kein Geist. Es war etwas Reales, ohne da Carch es htte erfassen oder gar begreifen knnen. Nun schwebte es ber ihm. Es versuchte, an ihn heranzukommen und irgend etwas an ihm zu bewirken. Carch mobilisierte seine letzten geistigen Krfte, um den fremden Einflu abzublocken. Doch auch das konnte ihm nur noch auf begrenzte Zeit hin gelingen.Noch schaffte es Cpt'Carch, die aufkommende Panik in Grenzen zu halten. Er hatte schreckliche Angst, denn er war es gewohnt, die Dinge, die er sah, auch zu begreifen.Und er sah es, aber nicht mit seinen vier Knopfaugen, als er vorsichtig den dreieckigen Kopf am vorderen Ende des Bananenkrpers anhob. Das verschwommene Bild eines Menschen war in ihm, eines Menschen, der vor ihm schwebte, tanzte oder stand. All das nderte sich in Sekundenbruchteilen.Die Halle war fr seine empfindlichen Augen leer, aber dieses Zerrbild eines Menschen war da, ohne da er diesen Menschen htte erkennen knnen. Gerade das aber lie ihn vllig an seinem Verstand zweifeln. Er hatte das bestimmte Gefhl, seinen Qulgeist kennen zu mssen. Seine Sinne teilten ihm mit, da da jemand war, der keine bsen Absichten hatte. Carch besa die Fhigkeit, Menschen und andere Wesen an Bord der SOL als solche zu unterscheiden, die ihm wohlwollend oder feindlich gegenberstanden.Dieses Wesen, das ihn seit Tagen verfolgte, kam nicht als Feind. Eher erschienen seine Ausstrahlungen ihm vertraut. Aber es wollte etwas von ihm, mit dem er nicht einverstanden war. Es bedrngte ihn und schien ihm etwas zuzuflstern, das er nicht wirklich verstand.Es konnte kein Zufall sein, da diese Erscheinung genau an dem Tag zum erstenmal aufgetaucht war, an dem er bemerkt hatte, da etwas in ihm auf eine Vernderung drngte. Irgend etwas schien ihn berrumpeln zu wollen zumindest empfand Carch es so.Und dies war das Schlimmste fr ihn, das er sich nur vorstellen konnte. Auch wenn er nicht wute, welche Stufe der Metamorphose er mittlerweile erklommen hatte, so hatte er doch die berzeugung, da der nchste Schritt das, was er den Menschen gegenber als Geburt bezeichnete aus ihm selbst heraus erfolgen mute. Er durfte nicht die Kontrolle ber sich verlieren.Um die Verwirrung vollkommen zu machen, hatte Carch oftmals den Eindruck, da es zwei Geister gab, die etwas von ihm wollten. Dann aber muten diese beiden Peiniger zur gleichen Zeit an Bord der SOL aufgetaucht sein.Den einen sah er, wenn auch nur in seinem Bewutsein als verschwommene menschliche Gestalt, nicht zu identifizieren und doch auf geheimnisvolle Weise vertraut. Und auch jetzt wisperte deren Stimme wieder lockend in ihm:Komm! Komm mit mir! Gleichzeitig schien das Drngen, sich zu verndern oder gar aufzugeben, aus einer anderen Richtung, einer anderen Entfernung oder Daseinsebene in sein Bewutsein zu dringen.Carch sah sich am Ende seiner geistigen Widerstandskraft, sprang auf, rotierte fr Sekunden auf den beiden dnnen Beinen und scho, wie von einem Katapult abgefeuert, durch das offene Tor zurck in den Korridor, aus dem er gekommen war.Er rannte, warf sich in offene Lifte, stolperte Treppen hinunter und umflitzte Ecken und jedes Hindernis, das ihm vielleicht als Deckung dienen mochte. Aber es gab kein Versteck vor einem nicht materiellen Wesen, das sich einfach an jeden beliebigen Ort versetzte.Carch hatte nur ganz zu Anfang mit dem Gedanken gespielt, die Zentrale aufzusuchen oder die alten Gefhrten aus der Basis um Hilfe zu bitten. Irgend etwas hinderte ihn daran. Es mochte eine Ahnung sein, da das, was ihm widerfuhr, nur ihn selbst anging.Mehrere Male kam es fast zu Zusammensten mit Solanern oder Robotern. Carchs Sinne verwirrten sich zusehends, und nun ging zu allem berflu auch noch der Verlust seiner physischen Krfte damit einher.Auch das war eine vllig neue Erfahrung. Die Panik griff unbarmherzig nach seinem Verstand. Verzweifelt war er darum bemht, sein Ich zusammenzuhalten und sich gleichzeitig auf die Umgebung zu konzentrieren.Er wurde langsamer. Die Beine schienen dem Willen nicht lnger gehorchen zu wollen. Bald torkelte der Extra kreuz und quer durch die Gnge, nach wie vor darauf bedacht, die Nhe von Menschen nach Mglichkeit zu meiden.Er fand eine verlassene Kabine und brach vllig erschpft zusammen. Und erst jetzt merkte er, da sein Peiniger nicht mehr bei ihm war.Das konnte ihn nicht beruhigen. Zu oft schon hatte er geglaubt, von ihm befreit zu sein. Der Geist wrde zurckkommen und ihm nur um so hrter zusetzen.Er mute weiter Kraft schpfen und weiterfliehen, irgendwohin. Vielleicht fand er doch einen sicheren Ort. Obwohl etwas in ihm wute, wie sinnlos diese Hoffnung war, wurde der Drang immer strker. Carch wollte einfach nicht mehr logisch denken. Vielleicht war das sein Fehler gewesen. Mit Logik war ein Spuk nicht zu vertreiben.Er mute von hier verschwunden sein, wenn die Gestalt zurckkehrte.Carch lauschte in sich hinein. Seine beiden hauchdnnen, zwanzig Zentimeter langen Fhler bewegten sich zitternd in alle Richtungen. Dieses andere, das ihn zu etwas drngen wollte, war noch zu spren, aber im Augenblick weit weg.Cpt'Carch richtete sich auf und wankte aus dem Raum.

*

Fassungslos sah Malcish, wie die Solaner zurckwichen. Zunchst sah es wahrhaftig so aus, als wrden sie vor ihm fliehen. Dann aber fhrten sie sich auf wie Besessene.Sie schrien, drehten sich um sich selbst und schlugen mit den Armen Lcher in die Luft. Keiner der drei nahm noch Notiz von ihm. Malcish war viel zu berrascht, um die Chance wahrzunehmen und an ihnen vorbei aus dem Raum zu fliehen.Er stand mit dem Rcken gegen die Wand, starrte sie an und hrte, wie die anderen die Tr wieder mit den Fusten zu bearbeiten begannen.Malcish berlief es eiskalt, als er die Schreie hrte: Geh weg! La uns in Ruhe!Die beiden Mnner schlugen gleichzeitig nach etwas, das nur sie zu sehen schienen und das sich genau zwischen ihnen befinden mute. Da dort aber nur Luft war, streckten sie sich mit ihren Hieben gegenseitig nieder und landeten auf dem harten Boden. Ihre Begleiterin hatte ebenso wie sie alles Interesse an Malcish verloren. Sie drehte sich, lief von einer Ecke in die andere, stolperte ber die eigenen Beine und landete auf einem der beiden Besinnungslosen. Sie kroch weiter, nun auf den Ausgang hinter den umgestrzten Kisten zu.Da endlich lste sich Malcish aus seiner Starre. Er hatte keine blasse Ahnung, was die Verfolger so in Verwirrung versetzt haben konnte aber noch viel weniger Lust, die gleichen Erfahrungen wie sie machen zu mssen. Und als die Kriechende jetzt wieder um sich schlug, sah er den blanken Wahnsinn in ihren weit aufgerissenen Augen.Nur weg von hier! durchfuhr es ihn.Er stie sich von der Wand ab und machte einen weiten Bogen um die Tobende. Dennoch hatte er dabei das seltsame Gefhl, es mte sich noch ein Mensch in dem Raum befinden einer, den er nicht sehen, wohl aber spren konnte.Spter konnte er sich darber seine Gedanken machen, wenn er erst einmal auf dem Korridor war. Er hatte ber Kisten und Gerte zu klettern, hrte die Schreie der Unglcklichen hinter sich und sah das helle Oval des Ausgangs.Genau in dem Augenblick, in dem er ihn passierte, streifte ihn das Etwas erneut. Malcish blieb stehen, als wre er gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Fr Sekunden glaubte er eine verschwommene menschliche Gestalt zu sehen. Er kniff die Augen zusammen, holte tief Luft, und als er wieder hinsah, war der Korridor leer. Nur weit hinten, fast an seinem Ende, schleppten einige Solaner etwas auf einer Antigravscheibe.Ihr da! schrie er so laut er konnte. Wartet auf mich!Sie blieben stehen, bis er sie erreicht hatte. Die Blicke, die sie ihm zuwarfen, sprachen fr sich. Jetzt erst wurde dem Meisterdieb bewut, da er ber und ber mit der stinkenden Flssigkeit aus dem geplatzten Behlter besudelt war.Er winkte mimutig ab, als einer der Mnner eine Bemerkung machte, die er fr hchst unangebracht hielt. Wichtig war jetzt nur, da er nicht allein war.Hat einer von euch etwas gesehen, das das nicht hier sein sollte? fragte er auer Atem.Ja, erhielt er prompt eine Antwort. Einen Kerl, der in einen Tank mit verfaulten Algenkulturen gefallen sein mu.Haha! Ich meine, habt ihr auer mir noch jemanden gesehen?Niemanden. Aber du solltest dich besser untersuchen lassen, alter Freund. Bei Fulnis werden Dmpfe frei, die einem in den Kopf steigen knnen und Der Mann sprach nicht weiter. Fr Augenblicke war die Erscheinung wieder da, mitten unter ihnen. Malcish sah sie, aber nicht mit den Augen.Als die anderen lngst schon Hals ber Kopf davongerannt waren, stand Malcish immer noch mit aufgerissenem Mund da und starrte ins Leere.Der Spuk war wieder so schnell vergangen, wie er aufgetaucht war. Malcish entfernte sich rckwrts gehend von der Stelle, an der er die Gestalt zu sehen vermeint hatte, bis er mit den Beinen gegen die stehengelassene Antigravscheibe stie und mit dem Ges auf ihr landete.Es spukte doch nicht an Bord der SOL!Was war es aber dann gewesen? Die anderen hatten es ja auch gesehen. Und das Verblffendste war, da Malcish das unbestimmte Gefhl hatte, dieses Zerrbild eines Menschen kennen zu mssen.Ich knnte einen guten Schluck vertragen! dachte er.Dann fiel ihm Cpt'Carch wieder ein. War das die Erklrung fr die Erregung des Extras? Hatte auch er die Gestalt gesehen?Das erschien dem Meisterdieb einleuchtend. Aber welche Schlsse lieen sich daraus ziehen?Malcishs Neugierde war erwacht. Er begriff selbst nicht, wie er so ruhig dasitzen konnte. Aber hier tat sich ein Rtsel auf, das ihm mehr Nervenkitzel zu bieten versprach als alle kleinen Gaunereien.Carch und er waren Freunde gewesen. Beiden war diese Gestalt erschienen. Ihm, Malcish, kam sie irgendwie vertraut vor. Gab es da einen Zusammenhang?Malcish zerbrach sich darber den Kopf und berlegte sogar, ob die Gestalt nicht vielleicht nur erschienen war, um ihm aus seiner Bedrngnis zu helfen.Er sprang von der Scheibe. Das waren reine Spekulationen. Wenn ihm jemand weiterhelfen konnte, dann war dies Carch.Ich werde ihn suchen, murmelte Malcish.Dazu mute er wieder zur Tr, aus der der Extra herausgeschossen gekommen war. Sicher hatte er eine Tropfspur hinterlassen.Der Solaner schlich sich vorsichtig auf den betreffenden Korridor zurck. Wie er gehofft hatte, war von seinen Verfolgern weit und breit nichts mehr zu sehen.Malcish brauchte nicht mehr weit zu gehen, bis er die ersten gelben Tropfen auf dem Korridorboden fand.

2.

SOL-City bestand aus einem zwanzig Meter langen Korridor. Ein Ende davon fhrte auf die fnfzig Meter entfernte Hauptzentrale mit der Klause des High Sideryt zu, whrend sich am anderen ein Antigravschacht und eine Bordtransmitterstation befanden. Von hier aus konnte jeder aus Atlans Team in alle Bereiche der SOL gelangen. Zu beiden Seiten des Korridors lagen die Unterknfte der Gruppe, in der Regel komfortable Einzelkabinen. Ein Konferenzraum genau in der Mitte war mit Kommunikationssystemen aller Art ausgestattet und besa eine direkte Verbindung zu SENECA. Hier trafen sich die Mitglieder des Atlan-Teams mehr oder weniger regelmig, um Erfahrungen auszutauschen oder die Lage an Bord des Generationenschiffs zu analysieren.Die Versammlung war auf Wunsch von Sanny und Oserfan sowie Wylt'Rong zustande gekommen. Der Roxhare gehrte wie auch die Molaaten auer Sanny nicht direkt zum Team des Arkoniden. Sie waren Gste, der Tag war abzusehen, an dem sie das Schiff wieder verlassen wrden.Atlan ahnte, welche Fragen sie ihm stellen wrden, als er am Konferenztisch darauf wartete, da sich die Mitglieder der Gruppe vollzhlig einfanden. Bjo Breiskoll war mit Joscan Hellmut und Hage Nockemann in ein Gesprch vertieft. Sanny hockte wie so oft mit Argan U zusammen. Federspiel und der Roxhare hielten sich abseits. Bei Wylt'Rong war dies nichts Ungewhnliches. Federspiels Zurckgezogenheit allerdings irritierte den Arkoniden. Seine Zwillingsschwester fehlte ebenso wie der Extra Cpt'Carch noch. Nach den Ereignissen, die zur Zerstrung des Planeten Pryttar gefhrt hatten, zeigte sich Federspiel immer hufiger in Sorge um die Schwester. Sie selbst redete nicht darber, doch von Federspiel wute Atlan, da sie in letzter Zeit unter qulenden Todesahnungen litt.Sie wird mit Carch hierher unterwegs sein, sagte sich Atlan. Was sollte ihnen schon zugestoen sein. Die Lage an Bord hat sich whrend der letzten Wochen weitgehend stabilisiert.Die SOL stand am Nordrand der Galaxis Flatterfeld, die von ihren Bewohnern All-Mohandot genannt wurde. Die inneren Verhltnisse gaben Anla auch zu weiterer Hoffnung. Es existierten keine Widerstandsgruppen mehr. Breckcrown Hayes, der neue High Sideryt, wurde von praktisch allen Solanern als Kommandant wie als Mensch anerkannt und respektiert. Das gleiche galt fr die Stabsspezialisten und Atlans Gruppe. Die Solaner begannen zu akzeptieren, da der Arkonide ihnen nicht nur Gutes gebracht hatte, sondern auch seine eigenen Ziele verfolgte, die man respektierte, ohne in Einzelheiten darber Bescheid zu wissen. Die ehemaligen Magniden und andere fhrende Mnner und Frauen aus der nicht mehr existierenden SOLAG hatten sich mit der vernderten Situation und ihren neuen Aufgaben zurechtgefunden. Sie reagierten grundstzlich vernnftig und ausgleichend. Es sah so aus, als htte Hayes gute Chancen, auch die noch im Raum stehenden Probleme mit Hilfe der Solaner lsen zu knnen.Mit den Ysteronen und den Pluuh, den frher verfeindeten raumfahrenden Vlkern Flatterfelds, bestanden Funkkontakte. Mit und zwischen ihnen waren keine gravierenden Schwierigkeiten mehr zu erwarten. Fr Atlan war es offensichtlich, da sich in dieser Galaxis eine Friedenszelle bildete schneller als er sich dies je zu ertrumen gewagt htte. Die so gegenstzlichen Vlker fanden zusammen und ergingen sich bereits in Wiedergutmachungstaten.Der in so kurzer Zeit erzielte Erfolg, der Einflu, den er hier ausgebt hatte, war ihm selbst manchmal fast unheimlich. Er lie ihn aber auch hoffen, da er den tieferen Sinn seines Auftrags von den Kosmokraten wrde erfllen knnen trotz aller Widernisse, die dem nach wie vor im Weg standen.Noch gab es eine lange Reihe ungelster Fragen. Existierte Hidden-X noch? Und wie wrde Seth-Apophis reagieren falls diese Superintelligenz berhaupt eine Reaktion zeigte?Warum hatten die Kosmokraten ihrem Beauftragten keine Hilfestellung geleistet?Und was hatte es mit der anderen SOL auf sich, die bisher zweimal aufgetaucht war? Atlan wute, da die Existenz dieser Geister-SOL die Solaner bei aller Begeisterung ber den Neuaufbau ber alle Maen beunruhigte. Sie nannten sie auch Parallel-SOL und dachten mit Grauen an den jngsten Kampf zurck, der nun schon einige Wochen zurcklag.Immerhin, dachte Atlan, zeugte die Angst vor diesem geheimnisvollen anderen Schiff, verbunden mit einer beklemmenden Neugier, von der vernderten Einstellung der Solaner zu sich selbst und ihrer Umwelt. Hatten sie noch bis vor kurzem alle jenseits der Schiffshlle lauernden Gefahren einfach ignoriert und sich dafr an ihresgleichen abreagiert, so schienen sie nun dazu bereit zu sein, sich einer erneuten Konfrontation zu stellen. Man wich den ueren Problemen nicht mehr wie frher aus, wenn auch niemand darauf versessen war, diese Gefahren zu suchen oder gar heraufzubeschwren. Man akzeptierte sie notgedrungen und begriff, da die SOL keine Insel war.Vielleicht bedurfte es einer Bedrohung von auen, um die Menschen, Extras, Buhrlos und Bordmutanten zu einer echten Gemeinschaft zusammenzuschweien.Der Anfang war gemacht, und wenngleich sich Atlan nach wie vor in der Konsolidierung der Verhltnisse an Bord engagierte, richteten sich seine Gedanken nun immer hufiger auf das vordringliche Ziel, Varnhagher-Ghynnst zu erreichen und dort die Ladung an Bord zu nehmen, die fr den Plan der Kosmokraten von solcher Wichtigkeit sein mute.Die Voraussetzungen fr einen Flug dorthin schienen nun besser denn je zu sein. Breckcrown Hayes hatte durchblicken lassen, da er den Arkoniden in dieser Hinsicht untersttzen wrde. SENECA war von seinem Einsamkeitskomplex geheilt und stand dem Schiff und seinen Bewohnern nun endlich wieder voll zur Verfgung, obwohl auch hierbei eine Einschrnkung zu machen war. Die Biopositronik zeigte deutlich ihre Bereitschaft, ihre Funktionen wieder wie in den alten Zeiten zu erfllen. Das Problem war, da immer noch eine Dauerstrung mit unbekannter Ursache vorlag. Der Schaden war nach SENECAS eigener Aussage irreparabel. Die Menschen an Bord hatten damit zu leben. Und noch zeigten sich keine gravierenden Auswirkungen dieses von SENECA nicht nher definierten Defekts.Atlan kannte die kosmischen Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst. Er wute, wo sein Ziel lag und wo sich die SOL zur Zeit befand. Eine genaue Verbindung zwischen diesen beider Orten zu ziehen, war schwieriger astronomische Rechnerei, die dem Arkoniden als noch etwas verfrht erschien. Insgeheim hoffte er auf Hilfe von Sanny, der Para-Mathematikerin.Und noch jemanden schien es zu geben, der aus allein ihm bekannten Grnden nun schon einige Male rettend eingegriffen hatte Chybrain. Wer oder was war er? Warum tauchte er auf und verschwand wieder, ohne eine Botschaft zu hinterlassen? Handelte er aus sich heraus oder in irgendjemandes Auftrag?Atlan wurde aus diesen berlegungen gerissen, als Joscan Hellmut auf ihn zukam und sich setzte.Ich denke, wir haben lange genug gewartet, oder? Die beiden werden irgendwo zu tun haben, sonst wren sie lngst eingetroffen. Wir brauchen sie nicht unbedingt bei dem, was wir hier zu besprechen haben.Atlan fing einen Blick von Federspiel auf, der ihn erschaudern lie. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit dem Zwilling. Der Arkonide nahm sich vor, ihn sofort nach Beendigung der Sitzung zu befragen.Auf sein Zeichen hin nahmen die Versammelten am Tisch Platz. Der Roxhare konnte seine Ungeduld ebenso wenig verbergen wie die Molaaten.Ich wei, was euch bedrckt, begann Atlan. Ich habe dir, Wylt'Rong, versprochen, euch 28 Roxharen mit der SOL nach Roxha zu bringen, sobald die Umstnde es erlauben. Das heit im Klartext: sobald die SOL Fahrt aufnehmen kann und die Position Roxhas uns bekannt ist. Ich kann dir versichern, da ich die Zusicherung der Schiffsfhrung habe, euch und mich darin vorbehaltlos zu untersttzen. Im Augenblick jedoch sehe ich noch keine Anzeichen zur Lsung dieses Problems. Das gleiche gilt fr euch Molaaten und euer verschwundenes Volk. Inzwischen bin ich zu der berzeugung gekommen, da es eine enge Verbindung zwischen Roxharen und Molaaten geben mu. Wie diese Verbindung aber aussieht, ist mir noch ein Rtsel. Deshalb wre ich euch in eurem eigenen Interesse fr jede Hilfe dankbar. Wylt'Rong, Oserfan ich hatte euch gebeten, noch einmal in euch zu gehen und zu versuchen, euch an Dinge zu erinnern, die euch auf den ersten Blick vielleicht unbedeutend erscheinen mgen, letztlich aber von groer Wichtigkeit sein knnten.Er sagte nicht, woher er seinen Glauben an eine Verbindung zwischen diesen beiden Vlkern nahm. Es ging ihm darum, den Roxharen und Molaaten einen vagen Hoffnungsschimmer aufzuzeigen. Was htte es gentzt, ihnen von dem zu berichten, was er durch die steinerne Intelligenz Pathos in einer Vision erfahren hatte?Insgeheim hoffte er, beide Probleme auf einen Schlag lsen zu knnen. Wenn Roxha erst einmal gefunden war, sollten sich dort Aufzeichnungen finden lassen, die Aufschlu ber die Vergangenheit gaben und damit einen Hinweis auf den Verbleib der verschwundenen Molaaten.Ich habe meine Artgenossen befragt, erklrte Wylt'Rong. Niemand kann sich vorstellen, da es eine solche Verbindung geben knnte.Oserfan?Der kleine Hominide gab einen Seufzer von sich.Das gleiche, Atlan. Wir wissen nichts von einer Zusammenarbeit mit den Roxharen.Es mu ja keine Zusammenarbeit gewesen sein, bemerkte Bjo Breiskoll.Und damit, dachte Atlan, wre eigentlich schon alles gesagt.Es gab keine neuen Erkenntnisse. Er hatte auch nicht wirklich etwas Derartiges erwartet. Die an Bord befindlichen Roxharen und Molaaten litten unter der Verzgerung. Sie wuten zwar, da auch die Solaner von Schwierigkeiten geplagt waren, htten es aber lieber heute als morgen gesehen, da das Schiff sich auf den Weg machte und sich nur ihren Interessen widmete. Atlan verstand sie sehr gut. Seine leidige Aufgabe war es, sie immer wieder aufs neue zu vertrsten und ihnen Hoffnung zu machen.Wann wird die SOL diese Galaxis verlassen? fragte Oserfan.Federspiel enthob den Arkoniden einer Antwort. Der Zwilling stand auf und ging auf den Ausgang zu. Er schwankte und mute sich an einer Leiste festhalten, noch bevor er die Kontaktplatte berhren konnte, um die Tr auffahren zu lassen.Wir reden spter weiter! rief Atlan dem Molaaten zu, als er schon um den Tisch herumlief und Federspiel auffing, als diesem die Knie einknickten.Der Solaner lie sich kraftlos in seine Arme sinken. Seine Lippen formten Worte, die Atlan nicht verstand. Der Arkonide zgerte nicht lange und legte ihn sich ber die Schulter, whrend er die Tr ffnete. Ohne sich umzublicken, verlie er den Konferenzraum und brachte den Zwilling in sein Quartier, wo er ihn auf einer Liege ablegte.Federspiel starrte ihn an. Atlan hockte sich neben ihm hin und nahm seinen Kopf in beide Hnde.Ich beobachte dich schon eine Weile, sagte er eindringlich. Federspiel, willst du mir nicht sagen, was mit dir los ist? Es geht doch um Sternfeuer, oder?Sternfeuer, flsterte der Solaner. Ich spre sie nicht mehr.Seit wann?Natrlich wute Atlan um die innere Bindung zwischen den Geschwistern. Jeder fhlte den anderen, wenn sie nicht durch eine zu groe rumliche Distanz voneinander getrennt waren, was innerhalb der SOL nicht der Fall sein konnte.Seit Stunden! brachte Federspiel heiser hervor. Er wollte sich aufrichten, doch Atlan drckte ihn auf sein Lager zurck. Federspiel schlo die Augen. Er wirkte wie jemand, der vollkommen resignierte.Seit Stunden, wiederholte der Zwilling kaum hrbar. Vielleicht schon seit Tagen. Immer wieder war sie pltzlich fort, aber dann wieder da. Aber jetzt schweigt sie schon viel zu lange. Ich kann nichts mehr von ihr empfangen. Es ist, als ob sie tatschlich Er brauchte nicht weiterzureden, Atlan wute auch so, was gemeint war.Sternfeuer und Cpt'Carch befanden sich auerhalb von SOL-City. Vor vier Tagen hatten sie sich zu einer Gruppe von Solanern begeben, die in der SZ-1 damit beschftigt waren, eine Robotfabrik wieder in Gang zu bringen. Das war an sich nichts Ungewhnliches. Mitglieder des Teams, die irgendwo in der SOL arbeiteten, waren auch nicht gehalten, sich in regelmigen Abstnden ber Interkom zu melden und ihre augenblickliche Position durchzugeben.Von Sternfeuer und Carch hatte Atlan seit diesen vier Tagen nichts mehr gehrt. Dennoch hatte er erwartet, da sie sich zur Sitzung eingefunden htten, nachdem er sie ausrufen lie.Wir werden nach ihr suchen lassen, Federspiel, versuchte er dem Verzweifelten Mut zuzureden. Nach ihr und nach Carch. Vielleicht liegt es gar nicht an Sternfeuer selbst, da du sie nicht spren kannst. Du weit so gut wie ich, da Carch immer fr eine berraschung gut ist. Vielleicht neutralisiert seine Nhe Sternfeuers psionische Ausstrahlungen.Federspiel verdrehte die Augen. Schwei nasse Hnde schlossen sich um Atlans Gelenke. Seine Blicke verrieten Panik.Du brauchst mir nichts vorzumachen, an das du selbst nicht glaubst. Atlan, ich sagte dir, da sie diese Todesahnungen hatte. Sie wute, da irgend etwas auf sie zukam, aber Aber?Federspiel brachte den Oberkrper in die Hhe und lehnte sich mit dem Rcken gegen die Wand hinter der Liege. Er sprach hastig:Was immer sie befrchtete, es ist jetzt eingetroffen. Aber ich kann nicht daran glauben, da sie tot ist. Das wre anders, Atlan. Ich wrde es spren irgendwie wahrnehmen und wissen. Dieses vllige psionische Schweigen bedeutet etwas anderes. Sie lebt und lebt auch wieder nicht. Sie braucht Hilfe, Atlan, und ich kann euch nicht einmal zu ihr fhren.Wir werden sie suchen, wiederholte der Arkonide ernst. Ich informiere Hayes, der dafr sorgen wird, da jeder Bewohner der SOL uns dabei hilft. Sie mu gesehen worden sein. Und vielleicht hat Bjo mehr Erfolg als du. Kopf hoch, Federspiel! Ich bin sicher, da wir sie in sptestens ein, zwei Stunden gefunden haben.Der Solaner schien alles andere als davon berzeugt zu sein.Diese furchtbare Leere, flsterte er. Ich habe mich noch nie so allein gefhlt. Es ist, als htte mir jemand ein Stck von mir selbst genommen. Und, Atlan htte sich Sternfeuer nicht gemeldet und uns um Hilfe gebeten, wenn sie dazu noch in der Lage gewesen wre?Vermutlich ja, dachte Atlan. Andererseits aber war zu bedenken, da sie nie ber ihre Todesahnungen gesprochen und auf entsprechende Fragen ausweichend, ja sogar aggressiv reagiert hatte.Es wird besser sein, du bleibst hier und wartest, bis du wieder einigermaen auf dem Posten bist, Federspiel. Ich schicke Bjo zu dir und spreche mit Hayes. Notfalls durchkmmen wir jeden Winkel der SOL.Federspiel lachte trocken.Jeden Winkel! Hast du vergessen, wie gro das Schiff ist?Federspiel hielt es nicht lange allein in seiner Kabine. Etwa eine halbe Stunde, nachdem Atlan in den Konferenzraum zurckgekehrt war, tauchte auch er wieder dort auf. Bjo Breiskoll war bei ihm, und auch dem Katzer war es trotz aller Bemhungen nicht gelungen, die junge Mutantin zu espern.Atlans und Hage Nockemanns Mienen sprachen Bnde. Auer ihnen befanden sich nur noch Joscan Hellmut und Sanny im Konferenzraum. Die anderen Molaaten und Wylt'Rong hatten sich in ihre Quartiere zurckgezogen.Ich sagte dir ja, da du keinen Erfolg haben wirst, stellte Federspiel leidenschaftslos fest. Er schien sich gefangen zu haben, doch Atlan gengte ein Blick in seine Augen, um ihn wissen zu lassen, wie es in ihm wirklich aussah.Hayes hat einen Rundruf durchgegeben und alle Solaner, Extras, Buhrlos und Bordmutanten aufgefordert, sich mit der Zentrale in Verbindung zu setzen, falls einer von ihnen Sternfeuer gesehen habe. Bis jetzt hat sich niemand gemeldet.Ich begreife das nicht, sagte Nockemann. Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelst haben.Diejenigen, die mit der Instandsetzung der Robotfabrik beschftigt sind, fuhr Atlan fort, haben bereinstimmend ausgesagt, da Sternfeuer vor drei Tagen pltzlich verschwunden sei, und mit ihr Carch.Der Arkonide warf Breiskoll einen fragenden Blick zu. Der Katzer schttelte bedrckt den Kopf.Ich habe ihn einige Male espern knnen, gab er zu. Aber jedesmal verlor ich ihn nach wenigen Minuten wieder. Ich kann nur soviel sagen, da ich den Eindruck habe, er ist halb wahnsinnig vor Angst. Und er springt von einem Bordtransmitteranschlu zum nchsten.Angst?Er flieht vor jemandem oder vor etwas, an das er nicht zu denken versucht.Wo befand er sich beim letzten Kontakt?Breiskoll zuckte die Schultern.Irgendwo in der Auenzone der SZ-1, aber das war vor einer Viertelstunde. Inzwischen kann er sich berall und nirgends aufhalten.Hat er einmal an Sternfeuer gedacht? wollte Joscan Hellmut wissen.Nein, antwortete der Katzer. Er denkt nur an sich und an diesen Spuk.Wieso Spuk? fragte Feder spiel. Eben sagtest du noch, er flieht vor jemandem.Oder vor etwas, aber er empfindet es als Spuk. Es tut mir leid, aber mehr kann ich euch wirklich nicht sagen. Allerdings knnen wir uns alle ausrechnen, da Sternfeuer nicht bei ihm ist. Wenn Carch flieht, dann rennt er so schnell durch die Korridore, da kein Mensch ihm noch folgen knnte. Was hast du, Atlan?Der Arkonide war zum Interkom geeilt und stellte eine Verbindung zur Zentrale her. Breckcrown Hayes' Gesicht wurde auf dem Monitor abgebildet.Nichts Neues, meldete der neue High Sideryt. Niemand hat Breck, schnitt Atlan ihm das Wort ab, was sagtest du von diesen Mnnern und Frauen, die angeblich von einem Gespenst gejagt wurden?Hayes' Miene verriet berraschung.Es ist wahr, es kommen immer neue Meldungen ber derartige Vorflle. Inzwischen sind es so viele, da wir nicht lnger an irgendwelche Scherze oder berreizte Phantasie glauben drfen. Massenhysterie drfte als Erklrung ebenfalls ausscheiden, denn dieses Gespenst soll inzwischen an mindestens einem Dutzend Orten gesehen worden sein in den beiden SOL-Zellen wie im Mittelteil. Aber ich verstehe nicht, was das mit Sternfeuer zu tun haben sollte.Mit ihr vielleicht nichts, Breck. Aber Bjo hat einige Gedankenfetzen von Cpt'Carch aufgefangen, der ebenfalls vor einem Spuk davonzulaufen scheint.Dieser Extra ist schon immer seltsam gewesen, meinte der Kommandant. Ich wrde mich nicht wundern, wenn er hinter der ganzen Geschichte steckt.Dazu hat er viel zuviel Angst, kam es von Bjo.Er hat recht, sagte Atlan. Da auch Carch diese Erscheinung sieht, besttigt eher, da wir es mit etwas durchaus Realem zu tun haben.Ich mu die ganze Zeit ber an die Geister-SOL denken, erklrte Hayes. Wir haben zwar keinen Hinweis darauf, da sie sich wieder nhert, aber knnte man uns nicht von dort diesen Spuk herbergeschickt haben?Wir sollten uns nicht in Spekulationen verrennen, warnte Atlan. Breck, ich mu mich um Sternfeuer kmmern. Haltet mich auch weiterhin auf dem laufenden. Ich warte noch eine Stunde. Wenn wir bis dahin keine Spur gefunden haben, mchte ich mit den Solanern in dieser Robotfabrik reden.In Ordnung. Ich habe einige derjenigen in die Zentrale bestellt, die den Spuk sahen. Vielleicht lt sich aus ihren Aussagen etwas machen. Ich melde mich, sobald wir mehr wissen. SENECA hat brigens auch keine Erklrung fr die Vorkommnisse. Uns bleibt vorerst nur der Trost, da dieses angebliche Gespenst noch niemanden angegriffen hat.

3.

Cpt'Carch nahm kaum noch etwas von seiner Umgebung wahr. Er hetzte durch Gnge und benutzte Lifte, die ihm vollkommen fremd waren. Dieses ganze riesige Schiff erschien ihm fremd. Die Wnde schienen nur darauf zu warten, den Geist auszuspeien, der ihm keine Ruhe lie. Er war wieder da und auch dieser oder dieses andere, das ihm immer heftiger zusetzte. Schon glaubte der Extra zu spren, wie etwas in ihm auf das Drngen, sich zu verndern, reagierte.Er rannte und kletterte, wo sich nur ein Weg fr ihn auftat. Wohin, das war ihm gleichgltig. Lngst hatte er die Hoffnung auf ein sicheres Versteck wieder aufgegeben. Es gab keines. Aber was wollten die Peiniger von ihm? Wieso hatten sie sich ausgerechnet ihn ausgesucht?Carch begegnete keinem Menschen. Er befand sich in einem abgeschiedenen Bereich in der Auenzone der SZ-1, aber nicht einmal das war ihm bewut. Er war in der SOL, und vielleicht gab es nur auerhalb des Schiffes eine Rettung fr ihn.Nein! durchfuhr es ihn, whrend er sich in einen abwrts gepolten Schacht fallen lie. Ein Wesen, das Wnde durchdringen kann, wird auch durch das Vakuum des Weltraums nicht aufgehalten.Geh weg! schrie er schrill in alle Richtungen. La mich in Ruhe!Wie zum Hohn war die Erscheinung wieder da, ganz nahe vor ihm. Carch sprang aus dem Schacht und schlug Haken, rannte einen Roboter um und lief solange, bis er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.Er torkelte weiter. Wo befand er sich? Wer konnte ihm helfen?Niemand!Der Geist lie nicht von ihm ab. Er flsterte ihm etwas zu, drngte ihn zu etwas, das er nicht begriff. Carch schlo die Augen, um nicht mehr sehen zu mssen, aber das verzerrte Bild eines Menschen war und blieb in seinem Bewutsein.Carch kmpfte gegen den Einflu, so gut er konnte. Und wieder erschrak er, als ihm bewut wurde, wie sehr etwas in ihm schon bereit war, auf die Verlockungen einzugehen.Komm mit mir! wisperte die lautlose Stimme. Gleich darauf meldete sich auch der zweite Peiniger wieder: Lse dich! Wehre dich nicht und gib deinen Geist frei!Nein!Zum erstenmal hatte er das Gefhl, die beiden Qulgeister vllig voneinander trennen zu knnen und zum erstenmal wurde ihm ein klarer Befehl gegeben.Carch dachte nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten.Er versuchte wieder zu laufen, aber er war zu schwach dazu. Mit geschlossenen Augen wankte er wie ein Blinder durch die Korridore. Er erkannte erst, da er sich in eine vollrobotische Anlage verirrt hatte, als es schon zu spt war.Er ffnete die Augen und stie einen verzweifelten Schrei aus, als er keinen Boden unter den Fen mehr fhlte. Entsetzt versuchte er noch, sich herumzuwerfen und den Rand der Schachtffnung mit den kleinen Hnden zu erreichen. Doch schon zog es ihn jh in die Tiefe. Carch rutschte ber eine schrg nach unten fhrende Rampe immer weiter hinab in ein rotes Halbdunkel hinein. Die mahlenden Gerusche kamen von dort, und die Ahnung einer schrecklichen Gefahr lie ihn seine Peiniger vergessen.Cpt'Carch landete hart inmitten von allem mglichen Unrat, der heftig durchgerttelt wurde und ihn bald fast vllig unter sich begrub. Carch begriff, da er sich in einer Rhre von etwa zwei Meter Durchmesser befand. Alte Kisten, Mbelteile und sonstiger Mll quetschten ihn regelrecht ein. An Markierungen an den Wnden erkannte der Extra, da er mit diesem Gerumpel allmhlich immer tiefer sank.Eine schreckliche Ahnung stieg in ihm auf.Das war kein Abfallvernichtungskonverter, sondern ein Schacht fr Rohmaterial fr eine Robotanlage, die aus den unbrauchbar gewordenen Teilen neue Produkte herstellte. Dazu muten sie aber erst einmal zerkleinert und fr die Verarbeitung aufbereitet werden.Carch hatte absolut kein Interesse daran, zermahlen oder pulverisiert zu werden. Verzweifelt versuchte er, sich aus dem mittlerweile leicht rotierenden Mll zu befreien. Der Bananenkrper war eingeklemmt und so nach oben gebogen, da gerade der Kopf noch frei war. Und zu allem berflu muten Roboter oder Solaner, denen Carch die ganze Zeit ber nicht begegnet war, ausgerechnet jetzt oben an der Schachtffnung erschienen sein, denn nun regnete es zerknllte Folien und Holzspne auf ihn herab, bis er unter einer dicken Schicht begraben war.Etwas drckte schmerzhaft auf die Rckenmembrane, so da Carch nicht einmal mehr um Hilfe rufen konnte aber wer wollte ihn hier auch noch hren?Die zhe Flssigkeit drang aus allen seinen Poren. Carch konnte nicht mehr denken. Immer tiefer sank er den Messern entgegen, die die Rohstoffe zerkleinern muten. Und es gab kein Entrinnen.Schon hrte der Extra ein Schaben und Knirschen unter sich, als pltzlich die rotierende Bewegung zum Stillstand kam. Carch schpfte neue Hoffnung. Hatte jemand die Anlage abgeschaltet?Er bekam ein Bein frei und versuchte, auch das andere zwischen zwei Kisten herauszuziehen. Es war vollkommen dunkel um ihn herum. Steckte er noch in der Rhre oder schon in einer Kammer?Es mute einen Ausweg geben, eine ffnung in einer Wand vielleicht, durch die er entkommen konnte. Carch arbeitete sich in eine Richtung vor, von der er annahm, da sie horizontal verlief. Fetzen von den nachgeschtteten Folien klebten an seinem Krper. Ein ekelerregender Gestank betubte den Eingeschlossenen fast.Es war sinnlos. Er kam viel zu langsam voran, und jeden Moment konnten die Messer wieder zu arbeiten beginnen. Carch lauschte in sich hinein. Besa er noch Fhigkeiten, die ihm bisher unbekannt geblieben waren und vielleicht nun, im Augenblick hchster Gefahr, zutage traten?Auch diese Hoffnung mute er begraben, als der Mll wieder heftig durchgerttelt wurde. Carch fand sich schon mit dem furchtbaren Gedanken ab, sterben zu mssen, ohne wirklich geboren worden zu sein, als ihm klar wurde, da er sich nicht mit dem anderen Abfall drehte. Etwas schob den Mll auseinander und griff nach ihm. Carch versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung sthlerner Arme zu befreien.Resignierend lie er mit sich geschehen, was ihm von einem grausamen Schicksal bestimmt sein mute.Die Greifarme zogen ihn unsanft aus dem Abfall. Ein schwacher Lichtschein drang an seine vier Knopfaugen. Weitere Stahlarme schoben die Gegenstnde zur Seite, die ihm noch im Weg waren. Dann wurde er durch eine ffnung gerissen. Hinter ihm fiel eine schwere Klappe zu. Carch wurde auf einem Gitterrost abgesetzt, unter dem es rotglhend heraufschimmerte.Schaudernd sah der Extra die gebogenen Scheren, die den Mll zerkleinerten, bis zentimetergroe Stcke von einem Transportband auf ein riesiges Sieb getragen wurden.Und fast wre auch er Carch wollte nicht daran denken. Er sah sich um.Der Gitterrost bedeckte eine rechteckige Flche von etwa vier mal sechs Metern. Rings herum waren zwei Meter hohe Wnde, in denen sich kleine Bildschirme und Skalenfenster befanden. Aber niemand war da, der die Werte ablas, die dort in schnell wechselnder Folge erschienen.Er mute hier heraus! Carch verwnschte seine Plagegeister und sich selbst. Htte er besser auf seinen Weg geachtet, dann se er jetzt nicht hier!Er mute sich selbst zu helfen versuchen. Carch erhob sich. Es stellte sich aus uerst unangenehm heraus, sich mit seinen kleinen Fen auf dem Gitter zu bewegen. Einige Male rutschte er ab und glitt mit einem Bein durch den Rost, der zum Glck nicht so scharfkantig war, als da er sich verletzt htte. Er hatte ohnehin genug Schrammen abbekommen.ber und ber mit Folienstcken beklebt, arbeitete sich der Cpt'Carch weiter vor, bis er vor einer Reihe von Monitoren stand. Auf einem von ihnen stand zu lesen:Unbrauchbarer Rohstoff aussortiert. Bitte um Anweisung, was mit ihm zu geschehen hat.Unbrauchbarer Rohstoff damit konnte nur er gemeint sein.Aber wer sollte die gewnschten Anweisungen geben? Carch suchte nach einem Mikrophon oder einer Tastatur, mit der er selbst seinen einzigen Wunsch eingeben konnte nmlich dorthin zurckgebracht zu werden, woher er gekommen war, auf einen sicheren Korridor.Als er nichts fand, zirpte er in den Raum:Der unbrauchbare Stoff ist ein organisches Wesen, das durch einen dummen Zufall in diese Anlage geriet! Er mu wieder aus ihr herausbefrdert werden aber bitte schonend!Nichts zeigte ab, ob er gehrt worden war. Es dauerte einige Minuten, bis ein neuer Text erschien:Objekt bewegt sich und ist schmutzig. Es handelt sich einwandfrei um ein lebendes Wesen, das aber keiner der bekannten Kategorien zuzuordnen ist. In Ermangelung von Anweisungen wird das Objekt in die Waschanlage gebracht und dort erst einmal einer grndlichen Suberung unterzogen.Das werdet ihr nicht tun! schrie Carch. Hr zu, du hirnlose Positronik, ich habe dir meine Anweisungen erstellt! Und ich wrde noch etwas ganz anderes tun, wenn ich erst richtig geboren wre!Diesmal brauchte er nicht lange auf die Antwort zu warten und diesmal wurde auch sogleich offenbar, da das Robotgehirn der Anlage seine Worte verstanden hatte.Allerdings schien sich dies kaum positiv fr ihn auszuwirken, denn Carch las den neuen Text:Neue Klassifizierung: Objekt behauptet, nicht geboren zu sein. Nicht geborenes Leben im Sinn der Bewohner der SOL aber ist kein Leben. In Ermangelung von qualifizierten Anweisungen wird das Objekt nach Suberung in die Testanlage der fertigen Produkte gebracht, um es dort auf mgliche positive Verwendungsmglichkeiten hin zu berprfen.Carchs Bananenkrper begann heftig zu schwingen. Mit bebenden Fhlern schrie der Extra:Du bist doch vollkommen verrckt! Du bringst mich jetzt hier heraus, und dann werde ich dafr sorgen, da die Dummkpfe, die dich programmiert haben Weiter kam er nicht. Schwerkraftfelder packten ihn und hoben ihn sanft in die Hhe. Starr vor Schreck sah Cpt'Carch, wie sich in einer der Wnde eine runde ffnung bildete, auf die er zuschwebte.Dann rutschte er auch schon wieder in einer dunklen Rhre abwrts und landete auf einem zweiten, nach unten ausgewlbten Gitter. Bevor er bis drei zhlen konnte, richteten sich mehrere Dsenkpfe auf ihn und spritzten ihn von oben bis unten mit heier Flssigkeit ab. Dmpfe stiegen auf und drohten ihm die Sinne zu rauben. Die Folienstcke wurden von seinem Krper gesplt und was noch viel schlimmer war: die Seifenlauge griff die dnne Schicht aus Krpersekretionen an, die ihn vor einem Austrocknen schtzte, das innerhalb kurzer Zeit unweigerlich zu seinem Tod fhren mute.Carch zirpte und schrie wie besessen, aber es gab niemanden hier, der ein Einsehen mit ihm gehabt htte.Langsam begann sich die tzende Flssigkeit in die schtzende gelbe Schleimschicht zu fressen

*

Malcish war nahe daran zu resignieren. Er war Carchs Tropfspur bis zu einem Transmitteranschlu gefolgt und hatte es mit Hilfe eines Technikers sogar geschafft, die Gegenstation zu ermitteln, an der der Extra herausgekommen sein mute. So befand er sich nun seit fast einer Stunde schon in den Auenbezirken der SZ-1 und versuchte die Spur wiederzufinden, die er vor einem Antigravschacht verloren hatte.Deck fr Deck suchte er ab. Carch schien sich in Luft aufgelst zu haben. Schlielich setzte er sich in einen kleinen Nebenkontrollraum. Er erhoffte sich mehr Erfolg von der Beobachtung der Schirme, die verschiedene Korridore, Hallen und Anlagen dieses Teiles des Schiffes zeigten. Kaum einmal sah er einen Menschen.Carch blieb auch weiterhin verschwunden.Eigentlich bin ich verrckt, meine Zeit mit ihm zu vertrdeln, brummte der Solaner nach einer Weile. Spuk hin, Spuk her wahrscheinlich gibt's dieses Gespenst schon gar nicht mehr.Es dauerte keine Minute, bis er eines Besseren belehrt wurde.Die Spukgestalt war wieder da, dieses Verschwommene Zerrbild eines Menschen in seinem Bewutsein, den er zu kennen glaubte und doch nicht identifizieren konnte.Malcish sprang auf und wich bis zu einer Wand zurck.Der Geist folgte ihm. Malcish stie sich ab und rannte aus dem Kontrollraum. Umsonst. Die Erscheinung lie nicht von ihm ab, und diesmal hatte der Solaner Angst. Er sprte ganz deutlich, da der Geist etwas von ihm wollte, und was immer das war der Meisterdieb versprte nicht die geringste Lust, sich darauf einzulassen.Er floh an einer Roboterkolonne vorbei in den Korridor hinein, immer weiter bis zu einer Abzweigung, wo er sich instinktiv nach links wenden wollte.Der Geist war vor ihm und drang auf ihn ein. Schreiend wirbelte Malcish herum und lief in die andere Richtung. Dieses Hin und Her wiederholte sich einige Male, bis Malcish jede Orientierung verloren hatte.Die Erscheinung, obwohl nur in seinem Bewutsein erahnbar, verstellte ihm den Weg und trieb ihn vor sich her. Sie jagte ihn!Jedenfalls dachte der Solaner das, bis er in einem groen Schaltraum stand, dessen Wnde mit Bildschirmen und Kontrollen berst waren.Als er schon glaubte, da ihm jetzt kein Ausweg mehr blieb, verschwand der Spuk.Unsicher blickte der Gehetzte sich um. Kein Zweifel der Geist hatte von ihm abgelassen. Aber welchen Sinn hatte das alles?Die Erleuchtung kam ihm, als er sich schweigebadet in einen Sitz sinken lie und sein Blick auf einen der Monitore fiel.Er sah Carch!Malcish sprang auf wie elektrisiert. Er trat nher an den Schirm heran. Kein Zweifel dort war Cpt'Carch abgebildet, der sich unter Wasserstrahlen und in Dmpfen wand und qulte.Malcishs erster Gedanke war, jemanden zu Hilfe zu rufen, denn eines war ihm auf Anhieb klar: Carch befand sich in hchster Not.Dann aber dachte er wieder an die Art und Weise, wie die Spukgestalt ihn vor sich her getrieben hatte. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Sie hatte ihn nicht um seinetwillen gejagt, sondern damit er hierher fnde und Carch Ich soll ihm helfen! dachte er erregt. Natrlich! Diese rtselhafte Verbindung zwischen ihm, der Spukgestalt und mir!Aber wie?Malcish zwang sich zur Ruhe. Zuerst einmal mute er feststellen, was von hier aus kontrolliert wurde. Er sah sich die anderen Schirme an und wute bald, da er in der Schaltzentrale einer robotischen Anlage zur Produktion von Gebrauchsgtern aus Abfall gelandet war. Carch war offensichtlich auf seiner Flucht in diese Maschinerie geraten. Aber wieso erkannte die Positronik nicht, da er ein lebendes Wesen war und kein Mll?Mangelhafte Programmierung, sagte er sich. Das mu eine der Anlagen sein, die erst krzlich in Betrieb genommen wurden.Er hatte einiges ber die Anfangsschwierigkeiten gehrt, mit denen man es im Rahmen der Umkrempelung der ganzen SOL zu tun hatte. Robotgehirne wurden nur mit dem Notwendigsten programmiert, und manche Solaner machten es sich etwas zu einfach, indem sie ihnen eine Entscheidungsgewalt gaben, fr die noch keine ausreichende Basis vorhanden war.Der Gedanke daran, was mit Carch noch alles geschehen konnte, trieb Malcish erneut den Schwei aus den Poren. Verzweifelt suchte er nach einer Eingabeeinheit. Als er sie endlich gefunden hatte, drckte er die Mikrofontaste nieder und schrie:Aufhren! Die Produktion mu augenblicklich unterbrochen werden! Es befindet sich ein organisches Wesen in der Anlage!Negativ, antwortete eine Computerstimme. Das unidentifizierbare Objekt, das sich bewegt, ist laut eigener Aussage noch nicht geboren. Daher ist eine Klassifizierung als Lebewesen nicht mglich.Nicht geboren! Malcish schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Carchs dummes Gerede also! Einmal hatte ihn das ja in Schwierigkeiten bringen mssen!Bin ich berechtigt, dir Anweisungen zu geben? fragte der Meisterdieb schnell.Du bist ein Solaner und dazu qualifiziert.Dann stoppe jetzt die Produktion und schaffe das unidentifizierbare Objekt, das sich bewegt, aus der Anlage heraus! Das ist ein Befehl!Warum antwortete das Robotgehirn nicht? Malcish sah wieder, wie Carch sich qulte, und dabei hatte er den Eindruck, als erschlafften die Bewegungen des Extras zusehends. Auerdem war seine Haut bla geworden, fast sprde.Objekt wird ausgeschleust, verkndete endlich die Computerstimme. Du kannst es in der Lagerhalle 7 in Empfang nehmen.Und wo ist die?Auf einem Bildschirm erschien ein Gewirr von Linien, offenbar eine schematische Darstellung der Anlage. Ein roter Leuchtpunkt zog sich durch das Labyrinth und blinkte, als er in einem Rechteck zur Ruhe kam.Malcish war nicht viel schlauer als vorher. Allerdings atmete er auf, als er sah, wie die Flssigkeitsstrahlen ber Cpt'Carch versiegten und der Extra aus dem Raum ber dem nach unten gewlbten Gitter gehoben wurde.Halle sieben! knurrte der Solaner. Ich kann nur hoffen, da Carch wirklich noch so geschwcht ist, da er mir nicht wieder davonluft, bis ich diese verdammte Halle gefunden habe!Als er nach langer Suche endlich vor dem groen, offenen Tor mit der bergroen Sieben darber stand, sah er gerade noch, wie ein gelbes Etwas um eine Korridorbiegung herumflitzte, wobei er das Gefhl hatte, abermals von dem Geist gestreift zu werden.Dann sieh doch zu, wie du dich beim nchstenmal aus dem Schlammassel ziehst! schrie er Carch nach. Ich denke nicht daran, dir noch einmal zu helfen! Und so etwas will ein Freund sein!Er setzte sich auf eine von vielen hundert hier gestapelten Kisten und starrte verdrossen vor sich hin.Er hatte diese Spukgestalt wieder gesprt. Sie jagte jetzt hinter Carch her. Aber verdammt, was wollte sie von ihm?

*

Cpt'Carch sprte seinen Krper nicht mehr. Die fast unertrglichen Schmerzen, als seine Haut von der Lauge vertzt wurde, hatten ihn regelrecht taub werden lassen. Er hatte Mhe, seine Bewegungen zu kontrollieren, da seine Fe dem Gehirn nicht mehr mitteilten, ob und wann sie den Boden berhrten. Die Augen, die von der Seifensplung ebenfalls nicht verschont worden waren, lagen unter einer dicken, gallertartigen Schicht. Carch sonderte heilende Sekretionen ab, und nun bestand die Gefahr, da er dadurch noch schneller von innen heraus austrocknete. Was er brauchte, war Ruhe und Flssigkeit, viel Flssigkeit, die durch die Poren aufgenommen werden konnte und den Krperhaushalt wieder ins Gleichgewicht brachte.Aber er mute weiter! Der Geist setzte ihm zu wie nie zuvor. Er gnnte ihm keine Rast, und manchmal, wenn es ihm gelang, einen klaren Gedanken zu fassen, hatte der Extra fast das Gefhl, da seine Panik nicht wirklich aus ihm herauskam.Dieses unbegreifbare Geschpf hatte Angst, und es bertrug sie auf ihn.Als auch die Krfte aufgebraucht waren, die Carch in der Lagerhalle gesammelt hatte, blieb er vor einer braun angestrichenen Tr liegen. Seine Flucht erschien ihm pltzlich so sinnlos. Doch der Geist war ber ihm. In Carchs Bewutsein war das Bild eines Menschen, der mit weit ausgestrecktem Arm auf die Tr wies. Gleichzeitig sprte er, da er nur noch diesen Schritt zu tun hatte.Wer bist du? dachte er verzweifelt. Warum kann ich dich nicht erkennen?Er drehte sich auf die Bauchseite und stemmte das hintere Teil des Bananenkrpers mit den beiden dnnen Beinchen in die Hhe. So schob er sich auf die Tr zu, die ihm endlich Ruhe und Frieden versprach.Er richtete sich mit allerletzter Kraft an der Wand auf und berhrte mit einem Fhler den Kontakt. Die Tr fuhr auf. Carch blickte in eine dunkle Halle, die vllig leer zu sein schien.Er entdeckte den reglos am Boden liegenden menschlichen Krper erst, als er sich ein Stck in die Halle hineingeschoben und die Tr sich hinter ihm wieder geschlossen hatte. Der Geist war bei ihm, ohne ihn weiter zu bedrngen. Carch sprte nur seine Nhe und ganz schwach nur noch das Locken.Hierher also hatte er ihm die ganze Zeit ber folgen sollen.Carch erreichte die Gestalt, berzeugt davon, eine Leiche vor sich zu haben. Das Gesicht des Menschen war einer Wand zugedreht. Vorsichtig berhrte der Extra den Hinterkopf mit den Fhlern und fand kein Lebenszeichen.Er kann erst seit kurzer Zeit tot sein, erkannte er, vielleicht erst seit Minuten. Der Krper wirkte noch vllig normal, so wie der eines Schlafenden. Aber er war kalt und unbelebt.Carchs Neugier erwachte, und pltzlich scho ihm eine phantastische Spekulation durch den Kopf.Der Geist hatte ihn hierher getrieben. Er hatte gewollt, da er diese Leiche fand. Aber weshalb, wenn er nicht ?Mit zitternden rmchen drehte Cpt'Carch das Gesicht des Menschen nach oben, und als er voller Entsetzen erkannte, wen er da vor sich hatte, wute er, da er sich nicht geirrt hatte.Schlagartig wurde ihm klar, weshalb er den Eindruck hatte, seinen Peiniger zu kennen. Er wute, wen er die ganze Zeit ber gesehen hatte.Es war diese Solanerin. Was ihm auf Schritt und Tritt gefolgt war, konnte dann nur ihr Geist sein, auf unbegreifliche Weise vom Krper losgelst.Und kaum war Carch zu dieser erschtternden Erkenntnis gelangt, als sein zweiter Peiniger wieder angriff. Mit vehementer Gewalt drang das auf ihn ein, das ihn dazu zwingen wollte, sich zu verndern.Carch wute nun, wie diese Vernderung aussehen sollte. Er begriff, da er keine Chance hatte und auf lange Sicht ebenso unterliegen mute wie Sternfeuer.

4.

Die Stunde war abgelaufen, ohne da sich auch nur ein einziger brauchbarer Hinweis auf Sternfeuers Verbleib gefunden htte. Federspiel sprte sie nach wie vor nicht und war verzweifelt. Hayes hatte nur von weiteren angeblichen Geistererscheinungen zu berichten. Nur eines war bei der Befragung Betroffener herausgekommen: Einige von ihnen waren fest davon berzeugt, die Spukgestalt von irgendwoher zu kennen.Als Atlan schon bereit war, seine Ankndigung wahrzumachen und sich mit einigen Begleitern zu der Robotfabrik zu begeben, wo die Telepathin und Carch zuletzt gesehen worden waren, betrat Bjo Breiskoll aufgeregt den Konferenzraum. Der Katzer hatte sich bis dahin bei Hayes aufgehalten, um auf dessen Wunsch zu versuchen, die eine oder andere vielleicht wichtige Information aus den Gedanken der Befragten herauszulesen.Die Unterhaltung erstarb. Bjo wich Federspiels fragenden Blicken aus und setzte sich schwer.Du hast etwas herausgefunden? erriet Atlan.Bjo nickte.Ich hatte fr einen Moment Kontakt zu Carch, sagte er leise. Ich konnte ihn espern wie gesagt, nur kurz. Aber das reichte aus, um Ja?Bjo drehte sich halb zu Federspiel um. Der sprang auf und packte ihn an den Schultern.Du weit, was mit Sternfeuer geschehen ist! Bjo, Carch ist bei ihr, und du weit aus seinen Gedanken, wo sie sich jetzt befindet! Du willst nichts sagen aus Rcksicht auf mich? Bjo, ich bin auf alles gefat. Wenn mir etwas unertrglich ist, dann die Ungewiheit!Sie ist tot, sagte Breiskoll. Federspiel lie ihn los und wich entsetzt einige Schritte zurck. Bjo nickte ihm traurig zu. Das waren Carchs Gedanken. Sie ist tot und auch wieder nicht. Carch glaubt, da sie dieser Geist ist, der in der SOL herumspukt. Aber irgendwo in der SZ-1 liegt ihr Krper erstarrt.Federspiel schlug sich die Hnde vors Gesicht. Hage Nockemann mute ihn sttzen und zu einem der Sitze fhren.Wo? fragte Atlan tonlos. Seine Miene glich einer Maske. Wo hat er sie gefunden, Bjo?Der Kontakt war viel zu kurz, um das so genau sagen zu knnen. Carch geriet in Panik, und diese Panik hatte anscheinend nur indirekt mit Sternfeuer zu tun. Das ist alles, was ich euch dazu sagen kann. Es tut mir leid, da ich keine bessere Nachricht bringen konnte.Wobei noch lange nicht gesagt ist, da sie stimmt, warf Joscan Hellmut ein. Nicht, da ich an deinen Fhigkeiten zweifle, Bjo. Und sicher hatte Carch auch Kontakt mit Sternfeuer. Vielleicht waren sie ganze Zeit ber zusammen. Aber wir wissen auch alle, was von dem Burschen zu halten ist. Wenn Carch sich etwas so stark einbilden kann wie seine Nichtgeburt, kann er auch Er hat sie gesehen, beharrte Bjo. Gefunden und wie tot am Boden liegen gesehen. Vielleicht ist er jetzt schon wieder ganz woanders. Unsere einzige Chance, Sternfeuer zu finden, besteht darin, da wir jetzt erst einmal ihn aufspren.Also das Ganze noch einmal?Es war ein Fehler, die Solaner nur nach Sternfeuer ausschauen zu lassen, murmelte Atlan. Uns wird nichts anderes brigbleiben, als einen neuen Rundruf durchzugeben. Ich mache das von der Zentrale aus.Auf dem Korridor versuchte der Arkonide vergeblich, einen Sinn in das Gehrte zu bringen. Er floh nicht etwa vor Federspiel. Vielmehr brauchte er jetzt einen klaren Kopf, und das war schlecht mglich, wenn er immer wieder den leidenden jungen Solaner vor sich sah.Atlan ffnete die Verbindungstr am Ende des Korridors und lie SOL-City hinter sich zurck. In der Zentrale blickte er in sorgenvolle Gesichter. Hayes nickte ihm lchelnd zu, doch auch das war nur Fassade. Der neue High Sideryt hatte sein Amt unter denkbar ungnstigen Umstnden angetreten und wnschte sich nun vor allem Ruhe an Bord.Hayes stand bei Gallatan Herts und dessen Stellvertreterin, Lyta Kunduran. Mit diesen beiden Ex-Magniden war eine berraschende Wandlung vor sich gegangen, seitdem die SOLAG aufgelst und die Positionen in der Schiffsfhrung neubesetzt worden waren. Herts, bis vor Wochen noch Atlans erbitterter Gegner und zu jeder Intrige bereit, war ruhig, fast besinnlich geworden und fungierte als Leiter der Hauptzentrale hier im SOL-Mittelteil. Lyta Kunduran war seine Stellvertreterin. Die Dreiigjhrige machte kein Geheimnis daraus, da sie Chart Deccon nachtrauerte. Sie hatte vielleicht von allen Magniden als einzige den Menschen in Deccon gesehen. Lyta Kunduran war Gesprchspartner SENECAS in allen Angelegenheiten der Schiffsfhrung.Vorlan und Uster, die beiden neuen Chefpiloten des SOL-Mittelteils, saen gelangweilt an einem Tisch und nahmen keine Notiz von Atlan. Vor ihnen waren Sternkarten ausgebreitet, ein deutliches Indiz dafr, da Hayes die Zeit fr gekommen hielt, Flatterfeld mit der SOL zu verlassen.Zu Atlans berraschung hielt sich auch Gavro Yaal in der Zentrale auf, der ihn mit ironischen Blicken musterte. Yaal gehrte ebenfalls zur Gruppe der Stabsspezialisten und war Cheflogistiker der SOL. Der Hitzkopf frherer Zeiten war ebenfalls merklich ruhiger geworden und ging vllig in der Aufgabe auf, die Versorgung des Schiffes und seiner Bewohner sicherzustellen und noch weiter zu verbessern. Wer in Not war und etwas brauchte, wandte sich an ihn. Yaal besorgte es.Atlan begab sich zu Hayes, Herts und Lyta Kunduran und kam ohne lange Umschweife zum Thema. Er berichtete ber das, was Bjo Breiskoll von Cpt'Carch aufgefangen hatte, und fgte hinzu:So sehr wir uns alle dagegen struben, sollten wir doch noch eines bedenken. Federspiel selbst uerte schon vor gut einer Stunde den Verdacht, da seiner Zwillingsschwester etwas Unfabares zugestoen sei. Ich meine, er war trotz des Kontaktverlusts davon berzeugt, da sie nicht tot ist.Herts schttelte den Kopf und winkte ab.Wenn sie tot ist, ist sie tot, sagte er berzeugt. Das ist bedauerlich, aber nicht mehr zu ndern. Anstatt uns Phantasiegeschichten aufzutischen, solltet ihr ihren Leichnam lieber suchen und feststellen, woran sie gestorben ist.Wozu wir Carch brauchen, entgegnete Atlan. Breck, ihr habt genug mit den vom Spuk aufgescheuchten Mnnern und Frauen zu tun. Wenn du einverstanden bist, bernehme ich das.Hayes legte ihm eine Hand auf den Arm und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Allein in seiner Klause, setzten sich die beiden an einen kleinen Tisch und sahen sich lange an.Es gibt eine einfache Mglichkeit, um festzustellen, ob Sternfeuer dieser sogenannte Geist ist, sagte Hayes schlielich. Es warten noch einige Solaner darauf, gefragt zu werden. Wir zeigen ihnen ein Bild von ihr und warten auf ihre Reaktion.Einverstanden, Breck. Aber das ist doch nicht alles, oder? Du hast noch etwas auf dem Herzen.Auf dem Herzen! Hayes lachte rauh. Ein Schatten huschte ber sein von den Solwrmern zerfressenes Gesicht. Wenn alles, was mir auf dem Herzen liegt, feste Formen annehmen wrde, hrte es augenblicklich zu schlagen auf. Atlan, was immer auch in der SOL vorgeht, es geschieht doch nicht ohne Grund. Gehen wir davon aus, da es sich bei unserem Spuk tatschlich um Sternfeuers Bewutsein handelt, dann wre es doch nur logisch, da sie versucht, mit denjenigen Kontakt aufzunehmen, die ihr besonders nahestehen mit euch also. Statt dessen scheint sie es nur auf Carch und auf Insider abgesehen zu haben. Allen anderen erschien sie nur einmal.Moment. Wieso Insider?Dieser Extra, der eigentlich Zwzwko hie, was aber fr menschliche Zungen ebenso unaussprechlich war wie Cpt'Carch, war quasi Mdchen fr alles in der Zentrale der SZ-2. Scherzhaft nannte man ihn auch Zwo, nicht ohne Anspielung auf seine Stellung als rechte Hand der neuen Kommandantin dieser Schiffszelle Brooklyn. Sie hatte seine Fhigkeiten als Pilot, Techniker, Funker und Organisator als erste erkannt. Insider war ein Hominide von 1,66 Meter Gre. Alles an ihm war grn, wobei sich hellere und dunklere Hautpartien wie Schatten und Licht voneinander abhoben. Abgesehen davon unterschied er sich von einem Menschen vor allem durch seine vier Arme. Insider galt als absolut loyal. Sein Alter war ebenso unbekannt wie seine Herkunft. Eine weitere herausragende Eigenschaft war sein schier unglaubliches Sprachtalent. Insider ersetzte fast einen Translator.Das rief sich der Arkonide in Erinnerung, als er auf eine Erklrung wartete.Insider, besttigte Hayes. Zuerst hat mich Brooklyn ber sein merkwrdiges Verhalten informiert. Dann sprach ich mit ihm selbst, und er gab zu, da ihm seit drei Tagen mehr oder weniger regelmig diese menschliche Spukgestalt erschiene. Er beschreibt es so, da er etwas sieht, aber nicht mit den Augen. Das Zerrbild entsteht in seinem Bewutsein. Und das deckt sich ja mit den Aussagen aller anderer, die wir bis jetzt gehrt haben.Carch und Insider, murmelte Atlan. Wo gibt es da eine Verbindung, Breck?Keine! Des ist es ja eben. Jedenfalls keine, die wir durchschauen knnen. Soweit mir bekannt ist, hatte Sternfeuer doch mit Insider so gut wie gar keinen Kontakt.Worauf willst du also hinaus?Hayes stand auf und legte die Hnde auf den Rcken.Nicht nur ich denke an die andere SOL, Atlan. Wenn wir nicht aufpassen, entsteht schneller eine Hysterie an Bord, als wir glauben. Der Spuk wird mit der Geister-SOL in einen Zusammenhang gebracht. Aber wie dem auch sei, ich werde das verdammte Gefhl nicht los, da hier und jetzt wieder etwas beginnt, dessen ganze Tragweite wir nicht einmal zu erahnen vermgen.Nach Order-7 ein neuer Anschlag?Mglich. Wir wissen eben nichts, aber zumindest ber eines werden wir gleich Klarheit haben. Komm, ich bringe dich zu den Wartenden und lasse ein Bild von Sternfeuer ausdrucken.Atlan hielt den Kommandanten fest, als er die Klause verlassen wollte.Die Sternkarten, Breck. Du willst Flatterfeld verlassen? Wylt'Rong und die Molaaten waren vorhin schon wieder bei mir und fragten, wann wir endlich aufbrechen wrden.Wenn es nach mir ginge und uns diese Spukgeschichte nicht dazwischengekommen wre, liefen jetzt die Vorbereitungen fr den Start, sagte Hayes grimmig. Ich wollte dich unterrichten, bevor die ersten Meldungen eingingen.Und ihr habt auch schon ein Ziel?Kein zwingendes, Atlan. Roxha kann berall liegen. Die nchstgelegene Galaxis vielleicht, aber fort von hier, wo wir nichts mehr verloren haben.Und fort von der Parallel-SOL, oder? Du hoffst doch darauf, da sie uns nicht folgen wrde.Was ich hoffe, steht nicht zur Debatte, versetzte Hayes ungewhnlich schroff. Komm jetzt.Sie begaben sich in einen Vorraum der Zentrale, wo zehn Solaner und zwei Buhrlos ungeduldig darauf warteten, da man ihnen die Fragen stellte, wegen deren sie hierherbestellt worden waren. Hayes hielt sie hin, bis ihm die Computerfolie mit Sternfeuers Abbild gebracht wurde.Drei Mnner versicherten, da nur diese Frau auf der Folie jene Menschengestalt gewesen sein konnte, die ihnen erschienen war. Die anderen gaben sich unschlssig, stritten die Mglichkeit jedoch nicht ab. Einige behaupteten, einen Baumstumpf gesehen zu haben, etwa zwei Meter gro.Atlan fragte mit gerunzelter Stirn:Ihr konntet keine Beschreibung geben, nicht einmal eine ungefhre. Weshalb also jetzt diese Sicherheit?Das ist wie ein Traum, ja, sagte einer der drei. Du weit, da du etwas getrumt hast, aber je mehr du versuchst, dich daran zu erinnern, desto verschwommener wird das Ganze. Am Ende weit du berhaupt nichts. Aber dann pltzlich siehst oder hrst du etwas, und der ganze Traum ist wieder da.Auch ein Vergleich, seufzte Hayes. Aber nicht der schlechteste.Wir sollten Insider in die Hauptzentrale rufen, meinte Atlan, nachdem er und der High Sideryt die Solaner und Buhrlos verabschiedet hatten. Die Suche nach Carch mu sich auf die SZ-1 konzentrieren. Bjo konnte keine genauen Angaben machen, aber er hatte ihn schon einmal dort lokalisiert, in den Auenbezirken.Hayes' Blicke verrieten, was er von einer solchen Suche hielt. Aber er widersprach nicht. Atlan spielte bereits mit dem Gedanken, SENECA ber alle Transmitterbenutzungen der letzten Stunde innerhalb der SOL zu befragen, als sie die Zentrale wieder betraten und Curie van Herling, die Ex-Magnidin und nun Chefin des Funk- und Ortungspersonals, mit einer Nachricht auf sie zukam, die die Situation schlagartig nderte.Einer der Funker hat einen Interkomanruf aus der SZ-1 entgegengenommen, verkndete sie. Es geht um diesen Extra mit dem unaussprechlichen Namen.Er hat sich gemeldet? fragte Hayes schnell.Er nicht, aber einer deiner Freunde, Atlan.Wer? wollte der Arkonide wissen. Aus SOL-City?Ich sagte doch, aus der SZ-1. Es war dieser Malcish. Er gehrte doch zu den Basiskmpfern, oder?Atlan nickte. Malcish war fter als jeder andere mit Carch zusammengewesen.Malcish sagte, da er Carch wieder gesehen htte, nachdem er ihn aus einer Robotanlage retten konnte. Er will ihm auf der Spur bleiben.Carch auf der Spur bleiben? Das ist ein Witz, oder?Curie van Herling zuckte die Schultern.Das mut du ihn schon selbst fragen. Er will sich wieder melden, sobald er Carch gefunden hat. Wie er sagte, entkommt er ihm diesmal nicht. Er hat sich einen Paralysator besorgt und ist entschlossen, Carch zu lhmen. Atlan, dieser Kerl sprach ziemlich viel wirres Zeug. Anscheinend sah auch er wiederholt die Erscheinung.Wo ist er?Wo er jetzt steckt, wissen wir nicht. Ich kann dir sagen, woher der Anruf kam.Sie gab ihm die Information. Hayes grinste schwach.Womit der Rundruf wohl berflssig geworden wre. Wie ich dich kenne, Atlan, wirst du selbst Worauf du dich verlassen kannst, versicherte der Arkonide, schon auf dem Weg zum Ausgang. Wir halten Verbindung miteinander. Versucht inzwischen, aus Insider etwas herauszubekommen. Zeigt ihm Sternfeuers Bild, wenn die Erwhnung ihres Namens nicht gengt.Atlan! rief Hayes ihm hinterher. Seid vorsichtig. Was mit Sternfeuer geschah, mu kein Einzelfall bleiben!

*

Malcish war es absolut ernst damit gewesen, Carch Carch sein zu lassen und unter Menschen zurckzukehren. Er hatte das Gefhl, einen lngeren Schlaf zu brauchen. Vielleicht stellte sich nach dem Aufwachen das alles als ein einziger, verrckter Traum heraus.Carch lie ihm nicht einmal diese Hoffnung.Als Malcish mimutig auf einem Laufband stand und sich zum nchsten Antigravschacht transportieren lie, sah er ihn wieder. Er wollte nicht hinsehen, ihn einfach ignorieren. Doch dann erkannte er bestrzt, in welch miserablem Zustand sich der Extra befand.Cpt'Carch stand mit zitternden Beinen vor der Schachtffnung. Mit einem der kleinen Hndchen hielt er sich an einer Leiste fest. Dabei schwankte sein Bananenkrper, als mte er jeden Moment auf die Seite kippen und hinschlagen.Er zeigte durch nichts, da er Malcishs Annherung bemerkte. Seine sonst so krftig gelb schillernde Haut war noch sprder geworden. Malcish glaubte Risse darin zu erkennen. An einigen Stellen hatten sich dicke gallertartige Klumpen gebildet, die aussahen wie Geschwre.Der Solaner wurde vom Mitleid gepackt. Er sprang vom Band, als er noch etwa zwanzig Meter von Carch entfernt war.Carch reagierte nicht. Malcish war entschlossen, kurzen Proze zu machen und ihn einfach zu packen und anschlieend in ein Medo-Center zu bringen.Und fast hatte es den Anschein, als sollte es ihm diesmal auch gelingen. Er schlich sich so leise wie mglich an und war schon bis auf fnf Meter herangekommen, als der Extra einen schrillen Schrei ausstie. Er hatte Malcish den Rcken zugedreht und konnte ihn unmglich sehen. Der Solaner blieb erschreckt stehen, als ein heftiger Ruck durch den Bananenkrper ging.Als ob ihm ein Unsichtbarer einen Sto versetzt htte! durchfuhr es dem Meisterdieb.Carch schrie wieder, drehte sich um die eigene Achse und erhielt einen weiteren Sto, der ihn in den Antigravschacht befrderte. Das war fr Malcish so unheimlich, da er erst nachsetzte, als der Extra schon lngst nach unten verschwunden war.Er zgerte, sich selbst dem Schacht anzuvertrauen, sphte vorsichtig hinab und sah gerade noch, wie Carch die Rhre auf einem tiefergelegenen Deck verlie. Das schien ihn unglaubliche Mhen zu kosten.Malcish wich zurck und sah sich unschlssig um. Er hatte sich das Deck gemerkt, aber keine groe Lust, mit dem Unsichtbaren Bekanntschaft zu machen. Er wute selbst nicht, warum, aber irgendwie war er davon berzeugt, da Carch weder vor ihm geflohen noch von der Spukgestalt gestoen worden war.Der Zufall wollte es, da in diesem Augenblick eine junge Frau in den Korridor einbog, die in der Hand einen Paralysator trug. Sie kam langsam auf Malcish zu.Was willst du mit dem Ding? fragte der ehemalige Basiskmpfer.Was schon? berall auf der SOL spukt es. Ich bin nicht aberglubisch, aber wenn mir diese angebliche Spukgestalt in die Quere kommt, dann wei ich, was ich zu tun habe.Du meinst, du kannst ein Gespenst mit dem Strahler ?Ach was! Sie winkte heftig ab. Ich sage dir, was ich davon halte. Alle, von denen ich bisher hrte, da sie diesem Spuk begegneten, waren Frauen, verstehst du?Malcish schttelte den Kopf und wollte darauf hinweisen, da er ja selbst eines der Opfer war und beileibe keine Frau. Sie lie ihn nicht zu Wort kommen.Frauen. Und es gibt genug Kerle an Bord, die sich einen Deflektor besorgen knnen, um damit unsichtbar hinter uns herzuschleichen. Wie sie es fertigbringen, da die Betroffenen sie in ihrem Bewutsein zu spren oder zu sehen glauben, wei ich nicht. Aber wenn der Kerl erst einmal vor mir liegt, erfahren wir's sehr schnell.Oha! machte Malcish. Jetzt begriff er. Was diese offenbar sexuell ziemlich gehemmte Person da von sich gab, war blanker Unsinn. Aber sie hatte den Paralysator, der ihn interessierte.Zum Schein ging er auf ihre fixe Idee ein.Steck die Waffe weg. Es macht mich nervs, wenn du mir damit vor der Nase herumfuchtelst. Du glaubst also, da ein Sittenstrolch hinter den Spukgeschichten steckt?Tatschlich steckte sie den Paralysator in ihren Grtel. Sie nickte ernst.Wer sonst? Aber wir kriegen ihn. Auer mir sind noch vier Betroffene unterwegs.Wei Hayes davon?Ach der. Er ist ein netter Kerl und sicher ein guter Kommandant. Aber er hat eben zuviel zu tun. Weit du? Da mssen wir Frauen uns selbst helfen.Armes frustriertes Ding, dachte Malcish. Er begann, sie in ein Gesprch ber die Lasterhaftigkeit gewisser mnnlicher Solaner zu verwickeln, und als sie glaubte, ihn von der Notwendigkeit einer generellen geistigen Suberung der mnnlichen Besatzung berzeugt zu haben, fehlte ihr der Strahler im Grtel.Malcish winkte ihr damit zu, als er sich in den Schacht schwang.Du bekommst ihn zurck, wenn ich den Unhold gefunden und gestellt habe, Schwester!Ihre Beschimpfungen begleiteten ihn, bis er das Deck betrat, auf dem er Carch vermutete. An einer Wand klebte etwas von der gallertartigen Masse, die er auf dem Krper des Extras gesehen hatte. Er legte die Finger auf den Auslser der Waffe. Obwohl er natrlich wute, da er damit gegen den Spuk nichts ausrichten wrde, gab sie ihm doch ein Gefhl der Sicherheit. Und auerdem ersparte sie ihm eine eventuelle weitere Verfolgungsjagd.Dennoch hatte er jetzt das Bedrfnis, sich abzusichern. Er sah einen Interkomanschlu und nahm Kontakt zur Hauptzentrale im Mittelteil auf, berichtete kurz und verkndete, da er auf Carchs Spur war.Malcish wartete keine Antwort ab, sondern lief in den langen Korridor hinein, der kaum Abzweigungen hatte und keine angrenzenden Rume, in denen Carch sich verstecken konnte. Hin und wieder fand er weitere Gallertklumpen und vereinzelt auch gelbe Tropfen am Boden.Er mochte eine halbe Stunde gelaufen sein, als er den Extra erblickte. Cpt'Carch lag auf dem Rcken, die dnnen Beine von sich gestreckt, die sich leicht zuckend bewegten.Diesmal ging Malcish kein Risiko mehr ein. Er richtete den Paralysator auf Carch und lste ihn aus.Das war im gleichen Augenblick, in dem hinter ihm das Summen eines kleinen offenen Fahrzeugs zu hren war und eine bekannte Stimme schrie:La das sein! Weg mit der Waffe, du Narr!Malcish fuhr herum und sah Atlan, Joscan Hellmut und Federspiel aus dem Wagen springen. Der Arkonide war mit wenigen Schritten bei Carch und beugte sich ber ihn.Ich ich , stammelte Malcish.Du mut verrckt geworden sein! fuhr Atlan ihn an. Wie soll er uns jetzt etwas sagen? Konntest du nicht warten?Warten worauf? Malcish schnitt eine Grimasse und schleuderte Atlan den Strahler vor die Fe.Das ist deine Dankbarkeit! Ohne mich httet ihr ihn niemals gefunden! Und auerdem konnte ich doch nicht wissen, da ihr hierher unterwegs wart!Hellmut legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.Schon gut, Malcish. Er meint es nicht so. Wo hast du ihn gefunden?Carch?Malcish sagte es ihm, whrend Federspiel sich nun ebenfalls ber den Gelhmten beugte und anscheinend versuchte, dessen Gedanken zu lesen.Viel zu schwach, sagte er leise. Malcish erschauerte beim Klang seiner Stimme. Was war hier eigentlich los?Wir bringen ihn nach SOL-City, entschied Atlan. Dort kann Bjo sein Glck versuchen. Malcish, du kommst ebenfalls mit uns. Ich benachrichtige Breckcrown. Dieser ganze Bezirk mu abgeriegelt und Winkel fr Winkel untersucht werden. Irgendwo hier mu sich Sternfeuer befinden.Malcish verstand nun gar nichts mehr. Seufzend ergab er sich in sein Schicksal und hoffte, in SOL-City etwas mehr zu erfahren. Offenbar war er hier in etwas hineingeraten, das alle seine Erwartungen noch weit bertraf.Dabei war er selbst jetzt noch weit davon entfernt, das ganze Ausma des Geschehens auch nur annhernd zu erfassen.Eines steht fest, sagte Hage Nockemann, nachdem er den Extra grndlich untersucht hatte. Es ist ein Wunder, da er sich berhaupt noch bewegen konnte. Er mu Unvorstellbares durchgemacht haben. Leider wissen wir viel zuwenig ber ihn, aber er hat soviel Krperflssigkeit abgegeben, da er stirbt, wenn er keinen Ersatz findet. In der Robotanlage, von der Malcish sprach, wurde die klebrige Substanz, die ihn davor schtzt, einfach auszutrocknen, durch die Laugen zersetzt. Offenbar ist er in der Lage, sich selbst zu regenerieren und diese Schicht wieder zu erzeugen. Aber dazu braucht er Stoffe, die er durch die Haut aufnimmt. Welche das sind, wissen wir nicht. Wir knnen ihn nicht einfach in ein Wasserbad legen.Niemand hat ihn je essen oder trinken gesehen, bemerkte Malcish. Wie auch? Er hat ja keinen Mund.Atlan verschrnkte die Arme vor der Brust und schttelte ungeduldig den Kopf.Natrlich will niemand, da er stirbt, Hage. Aber was konntest du sonst noch feststellen? Was brachte ihn in diesen Zustand?Du meinst seine Panik? Der Genetiker fuhr sich mit einer Hand durch das lange graue Haar und zwirbelte nachdenklich an seinem Schnauzbart. Sternfeuers Geist wre eine Erklrung, aber die befriedigt mich nicht. Von allen, denen sie erschien, wurde bereinstimmend ausgesagt, da sie nicht das Gefhl einer wirklichen Bedrohung hatten, sondern nur Angst vor dem Unbegreifbaren. Was ihn so in Panik versetzte, mu etwas anderes gewesen sein.Malcish nickte bekrftigend, um sogleich Atlan einen scheuen Blick zuzuwerfen.Ich mute ihn paralysieren, sonst wre er wieder entwischt.Er htte nicht mehr die Kraft dazu gehabt. Da er berhaupt so lange auf der Flucht war, mu mit Kraftreserven zu tun haben, die in Sten in ihm freiwerden. Aber auch die waren verbraucht.Atlan sah zu Bjo Breiskoll hinber, auf dem nun alle Hoffnungen ruhten. Die Lhmung wrde noch fr Stunden anhalten, jedenfalls wenn man von einem Menschen ausging. Bei Carch war auch dies nicht genau zu sagen. Geschah aber nichts zu seiner Rettung, wrde er unweigerlich sterben, bevor er aufwachte und sagen konnte, was er brauchte.Und bevor er den entscheidenden Hinweis auf den Ort geben konnte, an dem er Sternfeuer gefunden hatte. Hayes hatte Suchtrupps ausgeschickt, von denen noch keine Erfolgsmeldung gekommen war.Er denkt, aber auf einem viel zu niedrigen Niveau, als da ich etwas Klares herauslesen knnte, sagte der Katzer. Er kann sich nicht bewegen, aber er mu uns hren. Sprecht zu ihm und stellt ihm gezielte Fragen, zuerst nach der Hilfe, die wir ihm geben knnen.Carch lag auf einer Antigravscheibe, die etwa einen Meter hoch ber dem Boden schwebte. Atlan hockte sich vor ihn hin und begann, eindringlich auf ihn einzureden, wobei er immer wieder zu Bjo hinberblickte.Die anderen hielten sich schweigend zurck. Nur Hellmut berichtete leise der Zentrale, wo inzwischen Insider eingetroffen war und nach einem Blick auf Sternfeuers Bild zugegeben hatte, da dies das Gesicht des Geistes sei, der ihm wiederholt erschienen war.Keine Reaktion! bedeutete Bjo nach zehn Minuten mit einem Kopfschtteln. Atlan gab die Hoffnung nicht auf und sprach weiter, bis ihn Hage Nockemann sanft an den Schultern zurckzog.Ich habe die Krperzellen untersucht, die ich Carch unmittelbar nach eurer Ankunft entnahm. Es ist ein Risiko, aber ich glaube, aus dem Ergebnis ersehen zu knnen, was er braucht. Er mu in eine Lsung gelegt werden, die ich in sptestens einer halben Stunde zusammengemischt haben kann, wenn ich schnell die ntigen Mineralien bekomme.Was bleibt uns anderes brig? fragte der Arkonide resignierend und lie sich in einen Sessel fallen. Joscan, bitte Breck, alles Notwendige beschaffen zu lassen.Nockemann war schon bei Hellmut und sprach mit der Zentrale. Doch noch bevor er geendet hatte, sprang Bjo Breiskoll auf.Ich empfange etwas! rief er erregt aus. Carch denkt intensiv an Was? fragte Atlan schnell.Es hat nichts mit ihm selbst zu tun, auch nicht mit Sternfeuer. Wenn es sich nicht zu verrckt anhren wrde, knnte man meinen, da da jemand anderer fr ihn denkt. Bjo zuckte wie zur Entschuldigung mit den Schultern. Es ist aber so. Er denkt ganz intensiv an etwas, ohne irgendwie daran Anteil zu nehmen. Er wei gar nicht, was er denkt!Was? wiederholte Atlan ungeduldig. Bjo, was ist es?Nur Gedankenfetzen. Sie haben mit einem Schalter zu tun. Breiskoll schlo die Augen. Seine Lippen bewegten sich, als sprche ein anderer durch sie: Pers-Mohandot Schalter Vereinigung! Und die Zeit ist reif Gefahren des Bsen Vasterstat Bjo legte seine gespreizten Finger an die Schlfen. Der Erwachende!Der Katzer taumelte zurck. Atlan war bei ihm und fhrte ihn zu seinem Sitz. Breiskoll schlug die Augen auf und schien der realen Welt entrckt. Erst als der Arkonide ihm zwei-, dreimal mit der flachen Hand auf die Wangen schlug, kam er zu sich.Das war es, flsterte er. Aber es kam mit solcher mentaler Gewalt, da Er drehte die Handflchen nach oben, um anzuzeigen, da er vollkommen ratlos war.Atlan schwieg betreten. Er sah die Blicke der anderen auf sich gerichtet, fhlte sich im Mittelpunkt von tausend Fragen, auf die er doch keine Antwort wute. Alles wurde immer verworrener und geheimnisvoller. Er dachte an Hayes' Worte: Etwas beginnt!Welcher Schalter? fragte Malcish in die Stille hinein. Und was fr eine Stadt? Das sind doch Produkte seiner Phantasie. Sicher erinnert sich Carch jetzt in der Erwartung des Todes an Begriffe aus seiner Vergangenheit, ber die er angeblich nie etwas wute.Nein, wehrte Nockemann ab. Wie kme er dann auf Pers-Mohandot? Fllt euch nicht auf, da dies wortverwandt ist mit All-Mohandot, wie die raumfahrenden Zivilisationen Flatterfelds ihre eigene Galaxis nennen?Es sind Wortfetzen, sagte Bjo, der sich schnell wieder gefangen hatte. Besser gesagt, Gedankenfetzen. Aber sie mssen einen Sinn ergeben. Ich bleibe dabei, da sie nicht aus Carch selbst herauskommen. Aber er hat sie empfangen und zuletzt mit einer Erregung weitergegeben, die mich fast aus dem Gleichgewicht brachte. Das heit, da er zumindest unterbewut wute oder wei, wie bedeutend sie fr uns sind. Er will, da wir davon erfahren!Also eine Botschaft, berlegte Atlan. Und zwar eine, die fr ihn wichtiger ist als sein eigenes Leben. Vielleicht mute er sie uns bermitteln, bevor er an sich selbst denken konnte. All-Mohandot und Pers-Mohandot. Dann wre also Pers-Mohandot eine andere Galaxis.Und wenn wir diesen Faden weiterspinnen, sagte Bjo, jene, aus der der oder das kommt, das von seinem Geist Besitz ergriffen hat und hchstwahrscheinlich auch fr Sternfeuers Schicksal verantwortlich ist der wirkliche Spuk.Pers-Mohandot Schalter Vereinigung. Die Zeit ist reif Wofr? Und wer war mit dem Erwachenden gemeint? Wer oder was war Vasterstat?Atlan wollte Bjo bitten, sich noch einmal in Carch hineinzuversenken, als dessen entrckter Blick ihm anzeigte, da er bereits dabei war.Je