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IV. GESCHICHTE 178 „Le massacre“ 354 BAYERN. – MAXIMILIAN I., der erste Kurfürst, Haupt der Katholischen Liga, 1573 – 1651. Br. m. U. u. E. Strakanitz (Böhmen) 2.X.1620. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. (400.—) An Herzog Heinrich von Lothringen über den Kriegsverlauf in Böhmen, wo er im September mit dem kaiserlichen Heer einmarschiert war. – Aus dem dritten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, kurz vor der Schlacht am Weißen Berg am 8. November. „… Je croyois bien qu’estant proche de Piska“ (Písek in Südböhmen), „ie le serois de l’ennemy, & que’ Je pouvois essayer le sort de mes Armes. Mais J’ay trouvé qu’il en estoit bien loing, & qu’il failloit me contanter de la prise de cest place que J’ay emporté d’assaut le lendemain de la S t . Michel, apres l’avoir tenu assiegéé un iour entier: Le massacre qui l’y est fait contre ma volonté ayant payé la rebellion des habitans … Je … viens derhier avec mon Arméé & Celle de Monsieur le C o m t e d e B u c q u o y costo- yant plus a gauche vers Pülsen …“ Der kaiserliche Feldherr und Feldmarschall Charles Bonaventure de Longueval Comte de Bucquoy war neben Maximilian und Tilly Befehlshaber im Böhmisch-Pfälzischen Krieg. 355 — LUDWIG I., König, dankte 1848 ab, 1786 – 1868. Br. m. U. „Ludwig“. München 20.I. 1837. 3 4 S. 4 o . Umlaufender Goldschnitt. Schwach fingerfleckig. Winzige Faltenrisse. (250.—) An den hessen-darmstädtischen Topographen Johann Wilhelm Christian Steiner wegen der Subskription auf dessen neuestes Werk. „… Immer dankbar sind die historischen Forschungen, und die Beyträge, womit Sie durch die Ihrigen die vaterländische Geschichte bereichert haben, hatten immer Werth für Mich. Gerne ermächtige ich Sie für Ihre angekündigten neuesten Werke: ‘Codex inscriptionum romanarum Rheni, und das Decu- matenland’ für Meine Privat-Bibliothek Meinen Namen in die Liste der Subscribenten aufzunehmen …“ Beiliegend eine Urkunde m. U. von Kurfürst Maximilian II. Emanuel: Passierschein für „Mr Le Baron de Houe“ und sein Gefolge, aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges (Compiègne 1711, mit papier- gedecktem Siegel). 356 — LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. Schriftstück m. U. Schloss Berg 16.VI.1880. 1 S. 4 o . Mit Bearbeitungsvermerk am Unterrand. (3.000.—) An / Mein Hofsekretariat“ wegen einer „Subvention für den Meister Richard Wagner. Um dem Meister Richard Wagner den seiner Gesundheit nützlichen Aufenthalt in Italien zu verlängern, bewillige Ich demselben für die 5 Monate: Juni mit Oktober laufenden Jahres einen Miethebeitrag von zusammen 5200 Lire …, welche aus Meiner Kabinetskasse in monatlichen Raten von je 1000 Lire, bezie- hungsweise 1 200 Lire im Oktober, an Banquier F e u s t e l in Bayreuth zu bezahlen sind …“ Wagner und seine Familie hatten im Dezember des Vorjahres ihre fast ein Jahr dauernde Italienreise angetreten.

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IV. GESCHICHTE

178

„Le massacre“

354 BAYERN. – MAXIMILIAN I., der erste Kurfürst, Haupt der Katholischen Liga, 1573 – 1651. Br. m. U. u. E. Strakanitz (Böhmen) 2.X.1620. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. (400.—)

An Herzog Heinrich von Lothringen über den Kriegsverlauf in Böhmen, wo er im September mit dem kaiserlichen Heer einmarschiert war. – Aus dem dritten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, kurz vor der Schlacht am Weißen Berg am 8. November.„… Je croyois bien qu’estant proche de Piska“ (Písek in Südböhmen), „ie le serois de l’ennemy, & que’ Je pouvois essayer le sort de mes Armes. Mais J’ay trouvé qu’il en estoit bien loing, & qu’il failloit me contanter de la prise de cest place que J’ay emporté d’assaut le lendemain de la St. Michel, apres l’avoir tenu assiegéé un iour entier: Le massacre qui l’y est fait contre ma volonté ayant payé la rebellion des habitans … Je … viens derhier avec mon Arméé & Celle de Monsieur le C o m t e d e B u c q u o y costo-yant plus a gauche vers Pülsen …“ Der kaiserliche Feldherr und Feldmarschall Charles Bonaventure de Longueval Comte de Bucquoy war neben Maximilian und Tilly Befehlshaber im Böhmisch-Pfälzischen Krieg.

355 — LUDWIG I., König, dankte 1848 ab, 1786 – 1868. Br. m. U. „Ludwig“. München 20.I. 1837. 3⁄4 S. 4o. Umlaufender Goldschnitt. Schwach fingerfleckig. Winzige Faltenrisse. (250.—)

An den hessen-darmstädtischen Topographen Johann Wilhelm Christian Steiner wegen der Subskription auf dessen neuestes Werk.„… Immer dankbar sind die historischen Forschungen, und die Beyträge, womit Sie durch die Ihrigen die vaterländische Geschichte bereichert haben, hatten immer Werth für Mich. Gerne ermächtige ich Sie für Ihre angekündigten neuesten Werke: ‘Codex inscriptionum romanarum Rheni, und das Decu-matenland’ für Meine Privat-Bibliothek Meinen Namen in die Liste der Subscribenten aufzunehmen …“Beiliegend eine Urkunde m. U. von Kurfürst Maximilian II. Emanuel: Passierschein für „Mr Le Baron de Houe“ und sein Gefolge, aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges (Compiègne 1711, mit papier-gedecktem Siegel).

356 — LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. Schriftstück m. U. Schloss Berg 16.VI.1880. 1 S. 4o. Mit Bearbeitungsvermerk am Unterrand. (3.000.—)

„An / Mein Hofsekretariat“ wegen einer „Subvention für den M e i s t e r R i c h a rd Wa g n e r. “„Um dem Meister Richard Wagner den seiner Gesundheit nützlichen Aufenthalt in Italien zu verlängern, bewillige Ich demselben für die 5 Monate: Juni mit Oktober laufenden Jahres einen Miethebeitrag von zusammen 5200 Lire …, welche aus Meiner Kabinetskasse in monatlichen Raten von je 1000 Lire, bezie-hungsweise 1 200 Lire im Oktober, an Banquier F e u s t e l in Bayreuth zu bezahlen sind …“Wagner und seine Familie hatten im Dezember des Vorjahres ihre fast ein Jahr dauernde Italienreise angetreten.

IV. GESCHICHTE

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357 — — Br. m. U. „Ludovico“. Hohenschwangau 15.I.1886. 3⁄4 S. gr.-4o. Umlaufender Gold-schnitt. Kleine Faltenrisse, kleiner Ausriss rechts unten. Sammlungsstempel am Fuß der (leeren) vierten Seite des Doppelbogens. Mit schwarz gesiegeltem Umschlag. (400.—)

An Kardinal Ricci Paracciani, bei dem er sich für Weihnachtswünsche bedankt.„… Ringrazio l’Emza Vra dei buoni voti offertini nella ricorrenza delle Sante Feste di Natale …“Aus dem Todesjahr.

358* BEGIN, Menachem, Ministerpräsident und Außenminister Israels, 1913 – 1992. Por-traitphotographie (Gruppenbild) mit e. Dankesformel und Namenszug. (New York, November/Dezember 1948.) 20,6 × 25,5 cm. Schwarz-weiß-Aufnahme. Verso Stempel: „Handy & Boesser / Photographers … / Newark, N. J.“ (400.—)

„With thanks for friendship / M. Begin“Die Aufnahme zeigt Begin lächelnd, in Anzug und Krawatte, eine Zigarette in der Hand, zusammen mit 9 weiteren Herren (von denen einige ebenfalls signiert haben) an einem Verhandlungstisch sitzend. Unter den Abgebildeten befinden sich Shmuel Tamir, Mordechai Raanan, Yitzhak Gurion und Yitzhak Fried-man Elitzur.Begin hielt sich Ende 1948 in New York auf, um Spendengelder für seine neu gegründete Cherut-Partei einzuwerben.

Nr. 356

IV. GESCHICHTE

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359 BERLIN. – 6 Portraitphotographien mit e. Widmung u. U. von US-Stadtkommandan-ten. 1958 bis 1978. Meist 4o. Die vier ersten mit Begleitbriefen (Br. m. U.) der Generale, mit gedrucktem Briefkopf „United States Commander, Berlin / APO 742“. (300.—)

Barksdale Hamlett (1958), Ralph M. Osborne (1959), Albert Watson II (1962), James H. Polk (1963), Joseph C. McDonough (1975) und Calvert P. Benedict (1978). – Beiliegend eine Gruppenaufnahme der Berliner Regierenden Bürgermeister Brandt, Albertz, Schütz, Vogel und Stobbe mit den Namenszügen aller auf dem Unterrand sowie ein Br. m. U. von Ernst R e u t e r an den Historiker Friedrich Meinecke, der ihm seine „Lebenserinnerungen“ gesandt hatte (Berlin 1949); ferner beiliegend ein gedruckter „Mai-Aufruf“, Berlin 1946.

Nach dem Attentat an die Geliebte

360 BISMARCK, Otto Fürst von, der erste Reichskanzler, 1815 – 1898. E. Br. m. U. (Berlin 9.V.1866.) 1 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriss. (250.—)

Zwei Tage nach dem C o h e n - B l i n d s c h e n A t t e n t a t an Katharina Fürstin Orloff in Brüssel.„Princesse Orloff / Bruxelles / Je vous remercie de coeur. Il n’y a que deux petites confusions sans conséquence. Je me sens coupable de retard de correspondence, pardonnez-le …“ – Bismarck hatte die junge Gemahlin des russischen Gesandten in Brüssel 1862 kennengelernt; sie gilt als seine Geliebte wäh-rend der Pariser Zeit.Bei dem vorliegenden Brief handelt es sich wohl um die für die Post gedachte Niederschrift der Depesche an die Fürstin, die selbst nur eine postalische Ausfertigung erhielt.

361 — Br. m. U. Berlin 14.V.1885. 1 S. gr.-4o. Minimal fleckig. Mit Umschlag. (200.—)

„An den Gutsbesitzer Herrn Martin Boxeheimer“ in Lampertheim.„Es gereicht mir zur besonderen Freude, aus Ihrem Telegramm zu ersehen, daß die Bestrebungen der verbündeten Regierungen bei der landwirthschaftlichen Bevölkerung in Hessen Anerkennung finden …“Beiliegend ein e. Br. m. U. des späteren Reichskanzlers Chlodwig zu H o h e n l o h e -Schillingsfürst; als deutscher Botschafter in Paris an einen Herrn mit einer Einladung: „… Sie finden nur meine Familie und bitte ich, nicht im Frack zu kommen …“ („Kaiserlich Deutsche Botschaft“ o. D.).

„die Nachwelt“

362 — E. Br. m. U. O. O. u. D. 2 S. 8o (Karton). Mit silbergeprägtem Allianzwappen am Kopf. Leicht gebräunt. Knickspur. (250.—)

An einen Portraitmaler.„Geehrter Herr Professor, erst jetzt ist es mir möglich Sie um Entschuldigung für die plötzliche Absa-ge vor 14 Tagen zu bitten. Ich bin erst gestern aufgestanden, nach dem man mich mühsam hierher transportiert. Ich hoffe daß Ihre Zeit gestattet mein Bild Mitte od. Ende April zu vollenden, denn wenn ich nächstens auch wieder reisefertig bin, sehe ich doch zu elend aus, um mich so auf die Nachwelt zu überliefern …“Beiliegend das faksimilierte Dankschreiben anlässlich seines siebzigsten Geburtstags (Berlin 1885) u. a.

IV. GESCHICHTE

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363* BLÜCHER von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst, preußischer Feldmarschall, 1742 – 1819. Br. m. U. Treptow an der Rega 5.X.1811. 3⁄4 S. folio. Mit Bearbeitungsvermerken. Unregelmäßig gebräunt. Kleine Randschäden. (600.—)

Als Generalgouverneur für Pommern an das Kriegsministerium in Berlin wegen des „Sek. Lieut. v Thad-den“, der „sich durch jugendlichen Leichtsinn vor 5 Jahren eine Krankheit zugezogen“ hatte, die wegen der „damaligen Krieges-Unruhen und weil er sich keinem geschickten Chirurugus anvertraute“ nicht geheilt worden sei.„… Diese Krankheit ist nun so weit gediehen, daß ihn, da er gar kein Vermögen besitzt, Niemand mehr wegen dieser Krankheit in seinem Hause dulden will … / … und ich sehe mich daher genöthigt, … zu ersuchen, für die Unterstützung und das Unterkommen dieses Unglücklichen, der von allem Gelde selbst von den nothdürftigsten Kleidungsstükken, entblößt ist, möglichst bald gefälligst zu sorgen, und mich davon schleunigst zu benachrichtigen, damit das weiter Nöthige verfügt werden kann. Am besten würde es immer für ihn seyn, wenn er in der Charité untergebracht werden könnte …, weil auf jede andere Art seine Herstellung schwerlich bewirkt werden wird …“Aus der Sammlung Künzel.

Nach Waterloo

364* — Br. m. U. „Hauptquartier Rambouillet“ 6.VIII.1815. 2⁄3 S. folio. Mit gedrucktem Brief-kopf „General Armee-Commando“. Schwach fleckig. (2.000.—)

An G n e i s e n a u über die Aufteilung der in der Schlacht bei Waterloo erbeuteten Waffen zwischen der preußischen und der britischen Armee.„Euer Excellenz übersende ich anliegend ein Schreiben des Prinzen August“ (wohl der bayerische Liaisonoffizier Prinz A. von Thurn und Taxis in Blüchers Stab) „nach welchem die bis jetzt bei St. Jean gestande-nen in der S c h l a c h t b e y ‘ B e l l e A l l i -a n c e ’ eroberten Geschütze nach Brüssel abgefahren werden. Euer Excellenz wollen nunmehr mit dem Herzog We l l i n g t o n in ernstliche Unterhandlungen wegen der uns zugehörigen Geschütze treten, damit über diese Sache endlich etwas Bestimmtes ent-schieden werde. / Blücher“Am 18. Juni war Napoleon bei Waterloo ver-nichtend geschlagen worden, die siegreiche Blüchersche Armee war am 7. Juli in Paris einmarschiert.

IV. GESCHICHTE

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365* BLUM, Robert, Politiker; Führer der „Linken“ in der Frankfurter Nationalversamm-lung, 1807 – 1848 (erschossen). E. Br. m. U. Leipzig 4.XI.1838. 1 S. kl.-folio. Mit Siegelspur und Adresse (leichter Tintenfraß). Stärker gebräunt. Etwas fleckig. (400.—)

An den Sänger und Schriftsteller Friedrich Wilhelm von Kawaczynski in Coburg, Beiträge für das von Blum herausgegebene „Allgemeine Theaterlexikon“ betreffend. – Blum entschuldigt sich zunächst, dass es wegen eines Versäumnisses seines Mitherausgebers Karl H e r l o ß s o h n zu Unstimmigkeiten zwischen Kawaczynski und dem Dichter Ludwig Storch gekommen war. „… Hinsichtlich der ferner von Ihnen zu übernehmenden Artikel bitten wir Sie bis incl. D sich diejenigen historischen u. biographischen Artikell wählen zu wollen, die Sie vorzugsweise bearbeiten müssen; wir geben Ihnen die Versicherung, daß wir darin möglichst Ihren Wünschen entsprechen werden. Technische Artikel können wir Ihnen bis zu diesem Buchstaben nicht übertragen, da Herr L. Schneider“ (Louis Sch., Theaterschauspieler und -dichter) „in Berlin die bedeutenderen dieses Faches übernommen hat, u. wir die wenigen übrig geblieben Ihnen nicht anbieten mögen …Um ähnliche Verzögerungen zu vermeiden, bitte ich Sie höfflichst, Ihre Briefe an mich richten zu wollen; unser lieber Freund H. ist mitunter etwas vergeßlich …“ Das Lexikon erschien in sieben Bänden von 1839 bis 1842.

366* BOLÍVAR, Simón, „el Libertador“, südamerikanischer Unabhängigkeitskämpfer; Präsident Großkolumbiens, 1783 – 1830. Br. m. U. „Bolivar“. A n g o s t u r a 17.XII.1817. 1 S. folio. Gedruckter Briefkopf. Verschiedene Randläsuren. Heftspuren (im Text u. am Rand). (1.200.—)

Als „Gefe Supremo de la República, Capi-tan-General de los Exércitos de Venezuela y de la Nueva-Granada“ an (General Manu-el Sedeño), den Gouverneur der Provinz Guayana, mit verschiedenen militärischen Anordnungen.„… El S[eñ]or Coronel Vicente Sucre“ (Vater von General Antonio José de S u c r e ) „debe considerarse no solamente como Gobernador de las Fortalezas de la Antigua Guayana sino como Comandante m[i]litar del Departamento del Bajo Orinoco encar-gado del mando de la línea q[ue] forman la Cordillera de Pueblos desde Caruachi hasta Piacoa como Comand[an]te inme-diato de ella. Hágalo V. S. entender así y Comuníquelo à quienes corresponda.La comisión a q[ue] piensa destinar el Comand[an]te de Caycara [7] al Ciu-dad[a]no Narciso Mendoza será muy con-veniente q[ue] se lleve à efecto si el comi-sionado es capaz de exercerla. V. S. dará al Comand[an]te Riobueno las órdenes arreglandose à las noticias ó informes q[ue] tenga sobre la conducta y aptitud de Men-doza …“

IV. GESCHICHTE

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367 BRANDENBURG. – JOACHIM FRIEDRICH, Kurfürst, 1546 – 1608. E. Br. m. U. Halle 5.V.1578. 11⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (Adresse abgeschnitten). Etwas gebräunt. Kleiner Randschaden alt restauriert. (800.—)

An einen fürstlichen Verwandten, vermutlich Joachim Ernst von Anhalt, die Konkordienformel betref-fend, welche ein Jahr zuvor auf Veranlassung des Kurfürsten August von Sachsen verfasst worden war.„… E[uer] L[iebden] an mich gethan schreiben sampt derselben theologen uberschicktem bedencken die formulam concordiae belangend, habe ich … emptfangen …Weil aber E[uer] L[iebden] schreiben, sich auf eine copey landgraff Wilhelms zu Hessen schreibens, so S. L. an den Churfursten zu Sachsen“ (Johann Friedrich II.) „gethan sich referiret, welches mir nicht zukommen. Bitt ich freundlich E[uer] L[iebden] wolten mir davon die abschrift zuschicken …“ Eigenhändige Briefe Joachim Friedrichs – auch, wie hier, aus seiner Kurprinzenzeit – sind s e h r s e l t e n . Als Kurfürst unterzeichnete er gewöhnlich nur mit der Formel „Manu propria subscripsit“, während hier die volle Unterschrift vorliegt: „Joachim friderich Marggraf zu brandeburgk p[erge] E[uer] L[iebden] getreuer vetter. Manu ppria sst“.

368 — FRIEDRICH WILHELM, der „Große Kurfürst“, 1620 – 1688. Schriftstück m. U. Cölln an der Spree 19.V.1681. 1⁄2 S. folio. Zum Zeichen der Erledigung durchstrichen. Leicht fleckig. (200.—)

Befehl an den Vizekanzler und Konsistorialpräsidenten Lucius von Rhaden, „denen KirchenVorstehern der DorotheenStadt“ 50 Exemplare des Lobwasserschen Psalters zu verabfolgen. – Gemeint ist die zuerst 1573 erschienene Psalter-Übersetzung des Humanisten Ambrosius Lobwasser.

IV. GESCHICHTE

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369 BRANDENBURG-BAYREUTH. – CHRISTIAN ERNST, Markgraf, kaiserlicher Feld-marschall, 1644 – 1712. Br. m. U. Bayreuth 25.IV.1703. 2 S. folio. Mit schönem Trauersiegel und Adresse. Etwas gebräunt. Kleine Randrisse. (200.—)

An Graf Friedrich Kasimir zu Hanau mit der Bitte, eine von seinem „Residenten Samson Salomon“ in Frankfurt a. M. in die Wege geleitete Weinlieferung „uff der Ärth, oder uffm Waßer, zu unserer Residenz“ zollfrei passieren zu lassen.„… Ergehet … an demselben, Unßer dinstfert. ersuchen hirmidt, an Dero Zoll: und Mauth-Städte, die ohnschwehre gn[ä]d[i]gste: Ordre außstellen zu laßen, daß den Kilian Seitlein, Schiffmann zu Bamberg, die bezahlten 7 fl. [rheinische Gulden] nach beykommenden Schein, wiederumb zurück gegeben werden möge …“

370 BRAUNSCHWEIG-LÜNEBURG. – AUGUST d.Ä., Herzog, 1568 – 1636. Br. m. U. u. E. Celle („Uff Unser Vestung Zell“) 31.X.1634. 12⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel auf dem (abgetrennten) Adressblatt; Adresse abgeschnitten. Leicht gebräunt, kleinere Randläsuren. (350.—)

An (Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen,) den schwedischen Statthalter der Stifter Magdeburg und Hal-berstadt, mit der Bitte, seinem Zöllner zu Blekede, Ulrich von Bloitz, den Einkauf von 400 Wispel Gerste „in den Magdeburgischen Landen“ zu gestatten und zollfreien Transport auf der Elbe zu gewähren.„… Wan nun damit unterschiedtliche von der Cron Schweden einhabende Zollstette berühret werden müßen, Alß ersuchen Wir E. L. hiemit freundtlich, Sie wollen unbeschwert in krafft Dero tragenden Stadthalter Ambts verfügen, das ermeltem unserm Zölner … besagte Gärsten einzukeuffen, nicht allein nicht gehindert, sondern auch … dieselben, dem hergebrachten Fürstlichen gebrauch nach, Zoll: Licent: und aller andern auffsetze frey und sicher hinunter passiret, und unter Dero Fürstlich handt und secret ein schrifftlicher befelch darüber erteilet … werden möge …“Aus dem Dreißigjährigen Krieg. – Der Herzog, der im Vorjahr die Regierung angetreten hatte, unterzeich-net als „Postulirter Bischoff des Stiffts Ratzeburg, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“.

371 BRAUNSCHWEIG-OELS. – FRIEDRICH AUGUST, Herzog, preußischer General, Schriftsteller, Bruder der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar, 1740 – 1805. E. Br. m. U. Berlin 24.XII.1779. 2 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Montagereste an den Rändern. (250.—)

Neujahrsgrüße an Prinz Friedrich Eugen von Württemberg (1732 – 1797). „… La renouvellement de l’année est une occasion trop favorable pour la manquer à me rapeller dans son souvenir qui m’est des plus chers. C’est bien au fond de mon coeur que je souhaite que V.A.S. jouisse pendant tout le cours de faire de la santé la plus stable et du contentement le plus parfait …“

372 BRAUNSCHWEIG-WOLFENBÜTTEL. – ANTON ULRICH, Herzog; einer der ge-lehrtesten Fürsten seiner Zeit, der „Siegprangende“ der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1633 – 1714. Schriftstück m. U. Braunschweig 14.X.1712. 1⁄3 S. quer-4o (beschnitten). Leicht fleckig. Winzige Randeinrisse (ausgebessert). (350.—)

An seinen Neffen Herzog Ferdinand Albrecht II. mit dem Befehl, „an der … Delinquentin Dorotheen Hohmanns das jüngsthin eingelangte Urthel nunmehro vollziehen zu laßen“. – Die Ehefrau des Mus-ketiers Hans Heinrich Hausrath vom Bevernschen Regiment war wegen Ehebruchs verurteilt worden.

IV. GESCHICHTE

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373 BRESLAU. – GÄSTEBUCH der Familie Anton H ü b n e r mit über 130 Eintragungen. Arnsberg, Barmen, Berlin, Breslau, Dresden, Elberfeld, Hamburg, Heidelberg, Johannisbad, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, München, Schloss Fürstenstein, Sprottau, Stuttgart, Weimar, Wien und o. O. 21.XII.1860 bis 6.VIII.2013. Quer-kl.-folio. Geglätteter Lederband der Zeit mit Blindprägung und Goldschnitt. Bindung etwas gelockert, Kanten schwach berieben. Mit separat gebundenem Inhaltsverzeichnis (unvollständig). (1.600.—)

Der Kaufmann Anton Hübner unterhielt in Breslau eine Weinhandlung und eine „Königl. Preußische Lotterie“. Eingetragen in „Das goldene Buch der Familie Anton Hübner“ haben sich u. a.die Schriftsteller Felix Dahn, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben („Vorwärts!“, Breslau 1844), Gustav Freytag, Ludwig Ganghofer, Emanuel Geibel (vierzeiliges Gedicht m. U., Lübeck 1877), Karl Gutzkow, Gerhart Hauptmann („Kunst ist Religion“, Breslau 1942), Paul Heyse (zweizeiliges Gedicht m. U., München 1887), Karl von Holtei (20-zeiliges Gedicht u. Portraitphotographie m. U., 1869), Kla-bund, Friedrich Spielhagen und Ernst von Wildenbruch, die Maler Julius Hübner (14-zeiliges Gedicht „Schlesische Schule“, Breslau 1881), Paul Meyerheim, Adolf Oberländer (montierte Skizze mit Jäger und Kaninchen, 1886), Ludwig Pietsch und Wilhelm Scholz (Karikatur eines im Album eingeklemmten Männchens, betitelt: „Mitgefangen, mitgehangen!“, Berlin 1880),die Musiker und Sänger Alexander Dreyschock, Emmerich Kálmán, Jan Kubelik, Franz Léhar (dreitak-tiges Notenzitat „O Mädchen, mein Mädchen“ mit Widmung u. U., Breslau 1929), Franz Liszt (gedruckte Visitenkarte, einmontiert, mit dem e. Zusatz „Album Blätter zu schreiben, / enthält sich seit 30 Jahren“, o. O. „Juni, 81“), Pietro Mascagni (viertaktiges Notenzitat m. U. aus „Cavalleria Rusticana – Intermez-zo“, Breslau 1895), Pablo de Sarasate, Richard Tauber und Siegfried Wagnersowie die Schauspielerin Eleonora Duse und der Pathologe Rudolf Virchow.Zwei im Inhaltsverzeichnis aufgeführte Einträge von Adolph von Menzel fehlen. – Mit Beilagen, darunter zahlreiche Photographien.

374 BRITISCHE STAATSMÄNNER. – 11 Autographen. (350.—)

Die Premierminister Stanley Baldwin (e. Br. m. U., 1929), William Ewart Gladstone (2 e. Br. m. U., 1852 und 1860; der zweite def.), David Lloyd George (Br. m. U. u.e. Nachschrift, 1909 an Lady Grove, das Frauenwahlrecht betr.), Harold Macmillan (Br. m. U.), Robert Peel (e. Br. m. U., 1834 an Viscount Beres-ford; Faltenrisse), William P i t t d. Ä. (Schriftstück m. U., 1757; beschnitten) und Henry Addington, 1. Viscount Sidmouth (e. Br. m. U., 1818) sowiedie Außenminister Robert Stewart, Viscount Castlereagh (Br. m. U., 1820, mit schön gesiegeltem Umschlag; kurz nach dem Thronwechsel von Georg III. zu Georg IV. an den bayerischen Feldmarschall Fürst Wrede), Austen Chamberlain (sign. Portraitdruck) und Anthony Eden (Br. m. U. u. E., 1942).

„feuilleter le Gotha“

375 BÜLOW, Bernhard Fürst von, Staatsmann; 1900 bis 1909 Reichskanzler, 1849 – 1929. 2 e. Br. m. U. und 1 e. Br. o. U. (Fragment). Paris 9.VI. bis 22.VII.1880. 14 S. gr.-8o. Der erste mit gedrucktem Kopf „Kaiserlich Deutsche Botschaft in Frankreich“. (400.—)

Als Sekretär an der deutschen Botschaft in Paris an Fürstin (Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst geb. Prinzessin von Sayn-Wittgenstein), die Gemahlin des deutschen Botschafters in Paris und späteren Reichskanzlers Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, mit Gesellschaftsnachrichten, vor allem wegen der Heiratspläne der Fürstin für ihren Sohn Prinz Philipp Ernst.

IV. GESCHICHTE

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15.VII.1880. Über die Feier des 14. Juli in Paris. „… Je vous écris dans une ville qui est encore pavoisée, ornée de mâts de cocagne, de guirlandes, d’écussons aux lettres ‘R. F.’, de tout ce qui peut documenter l’enthousiasme républicain. La fête du 14 a été fort belle … Concours immense de curieux, qui couvraient les Champs-Elysées, le Bois-de-Boulogne, la rive de la Seine de Neuilly à St. Cloud. Ordre parfait …“22.VII.1880. Zu der von der Fürstin gewünschten Verbindung mit dem Haus Arenberg, dessen Ansprüche an einen Heiratskandidaten er ironisch kommentiert. „… J’ai beaucoup réfléchi à ce que Vous m’écrivez à propos de certains projets. Je dois commencer par Vous dire que je ne comprends rien à la réponse des d’A. Ils disent qu’ils désirent pour gendre un homme ayant une position qui, en lui donnant une complète indépendance, lui permette de rester au service du Gouvernement ou de le quitter à son gré et, le cas échéant, se créer en Allemagne un établissement à lui propre. Or, je viens de feuilleter le Gotha et je ne trouve, parmi les familles òu les d’A. peuvent marier leur fille (c.a.d. dans les maisons catholiques et princères) aucun jeune homme qui réalise aussi bien leurs conditions que Votre fils …“

376 BÜLOW VON DENNEWITZ, Friedrich Wilhelm Graf, preußischer General, 1755 – 1816. Br. m. U. Hauptquartier L ü t t i c h 22.V.1815. 2 S. folio. Mit Dienstsiegel und Adresse. Leichter Staubrand. (250.—)

Als Kommandierender General des IV. Armeekorps der Rhein-Armee an den niederländischen General-kommissar Ve r s t o l k v a n S o e l e n in Lüttich wegen der „Sicherstellung des Verpflegungs Bedarfs für die Truppen dieses Corps“. Mit detaillierten Forderungen für die Versorgung von 40.000 Mann und 12.000 Pferden.Vier Wochen vor der Schlacht bei Waterloo geschrieben.Beiliegend Autographen der preußischen Feldmarschälle Hermann von Boyen (2; Berlin 1815 und 1819), Karl von Bülow (Berlin 1916) und Friedrich Gf.v. Wrangel (e. Br. m. U. 1874).

377* BULGARIEN. – FERDINAND I., König (Zar) aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha; dankte 1918 ab, 1861 – 1948. E. Br. m. U. „FerdinandR“. Coburg, „Hofgarten-Villa“ (17.II. 1936, nach den Angaben eines Vorbesitzers). 3 S. 4o. Mit schön gesiegeltem Umschlag (Wappen des Königreichs Bulgarien). (250.—)

An Generaloberst Hans von S e e c k t , der ihm sein Werk „Gedanken eines Soldaten“ (1929) übersandt hatte.„… Schon mein Neffe Joseph“ (wohl Erzherzog Joseph Franz von Österreich, 1895 – 1957) „sprach mir in Alcsúth im October vorigen Jahres mit groesster Bewunderung von Ihren ‘Gedanken’: ich sagte ihm damals, dass ich durch den Besitz derselben noch nicht beglückt sei, freue mich daher jetzt umsomehr, mich denselben widmen zu koennen; – Gleichzeitig moechte ich Ihnen … herzlichst danken für Ihre so rührende Theilnahme an meiner schwe-ren Berliner Erkrankung und Ihre warm empfundenen Wünsche zur erfolgten Genesung …“

378 BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. – ADENAUER, Konrad, christdemokratischer Staatsmann; der erste Bundeskanzler, 1876 – 1967. Br. m. U. Köln 23.IX.1918. 1 S. 4o. Mit ge-prägtem Stadtwappen. Schwach gebräunt, kleiner Randeinriss. (200.—)

Als Oberbürgermeister von Köln an Frau Prof. Cramer, der er das ihr von Kaiser Wilhelm II. verliehene „Verdienstkreuz für Kriegshilfe“ übersendet. – Im November dankte der Kaiser ab.„… Ich gestatte mir, Ihnen bei dieser Gelegenheit auch meinerseits für Ihre im Kriege in Cöln entfaltete Thätigkeit herzlichst zu danken …“

(B. v. Bülow)

IV. GESCHICHTE

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379 — — Br. m. U. Köln 15.X.1928. 1 S. 4o. Mit geprägtem Stadtwappen. Gelocht. Mit Ein-gangsstempel. (200.—)

Ebenfalls als Oberbürgermeister von Köln an Margarete Gärtner, die Vorsitzende der „Wirtschaftspo-litischen Gesellschaft“, der er für ihren Bericht „über die Studienreise englischer konservativer Parla-mentarier“ dankt. „… Es freut mich, dass die Herren gerade den Kölner Aufenthalt in so angenehmer Erinnerung haben …“ – Beiliegend Adenauers gedruckte Einladung zu einem „im Schlachtensaale des Rathauses stattfindenden Frühstück“ anlässlich des Besuchs der Parlamentariergruppe.

380 — — Br. m. U. Rhöndorf („Land Nordrhein-Westfalen / Britische Besatzungszone“) 16.VII.1948. 1 S. quer-gr.-8o. Gedruckter Briefkopf. Lochung unterlegt. (250.—)

An den Unternehmer und Politiker Johann Jacob Kindt-Kiefer (1905 – 1978) in Otelfingen-Zürich, der ihn eingeladen hatte.„… teile ich Ihnen mit, dass … es mir durch die politische Entwicklung wohl unmöglich ist, an der Zusammenkunft Mitte August teilzunehmen. Ich bitte daher, wenn irgend möglich, die Zusammenkunft im Anschluss an die Parlamentarische Union in Interlaken stattfinden zu lassen …“Damals wurden die Vorbereitungen zur Wahl des Parlamentarischen Rates getroffen, der am 1. Septem-ber zusammentrat, um das Grundgesetz auszuarbeiten.Beiliegend 5 weitere Autographen Adenauers: 3 Br. m. U. (1952 – 1962; 1 defekt), 1 sign. Portraitphoto-graphie und 1 gedruckte Danksagung m. U. (1961); dazu 4 Briefe seiner Büros.

382 — BRANDT, Willy, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler; Friedens-No-belpreisträger, 1913 – 1992. Portraitphotographie (Gruppenbild) mit e. Namenszug auf dem Unterrand. (1974.) 12,8 × 17,7 cm. Pressephoto. (250.—)

Die Aufnahme zeigt Brandt neben seiner Frau Rut und Egon Bahr bei der Ankunft auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof am 11.V.1974, vier Tage nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler. – Von Rut Brandt und Egon Bahr ebenfalls signiert.Beiliegend eine signierte Portraitphotographie sowie eine signierte Karikatur von Olof Palme und ein als Albumblatt geschriebener Namenszug des französischen Politikers und Diplomaten André François-Poncet (auf einem Briefbogen der französischen Botschaft, Berlin 1937).

383 — — E. Br. m. U. „Dein W.“ O. O. 2.X.1978. 1 S. quer-8o (Briefkarte). Mit gedrucktem Briefkopf. (250.—)

An den Schriftsteller und sozialdemokratischen Publizisten Walther G. Oschilewski, dem er das von ihm herausgegebene Buch „Frauen heute – Jahrhundertthema Gleichberechtigung“ übersendet.„… Das Frauen-Buch schicke ich erst jetzt, weil ich bis vor wenigen Tagen keine Exemplare hatte. Noch einmal Dank für Deine guten Anregungen …“ Beiliegend eine Photographie von der Unterzeichnung des Schlussprotokolls des Viermächteabkommens über Berlin am 3.VI.1972; auf dem Unterrand signiert von den Außenministern der Westmächte Maurice Schumann, Sir Alec Douglas-Home und William Rogers. Ferner beiliegend ein Br. m. U. von Otto Grote-wohl (Berlin 1949, auf Briefbogen des Zentralsekretariats der SED).

IV. GESCHICHTE

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384 — HEUSS, Theodor, liberaler Politiker; der erste Bundespräsident, 1884 – 1963. 5 Br. m. U. Bad Godesberg, Bonn und Stuttgart 18.IX.1950 bis 21.VIII.1962. 5 S. folio. Auf seinem privaten Briefpapier. Teilweise gelocht, der erste Brief mit kleinen Faltenrissen. (400.—)

Freundschaftliche Briefe an den Verleger Daniel Meininger in Neustadt a. d. Weinstraße; der letzte an dessen Sohn und Nachfolger Herbert.Bonn 31.III.1959. „… Die Folgen meines Geburtstages sind immer noch nicht überstanden. Ich werde von meinen Mitarbeiterinnen darauf aufmerksam gemacht, daß der und der und der Dank noch aus-steht. Der Grund ist der, daß ich einfach, da die Tagesgeschäfte drängend genug blieben, im ‘Abarbeiten’ der Dankverpflichtungen stecken geblieben bin …“ – Aus seinen letzten Wochen im Amt des Bundesprä-sidenten.Stuttgart 26.III.1960. „… Dass ich Herrn Fahrbach zuliebe an die Spitze der Arbeitsgemeinschaft Deut-scher Heimat- und Naturschutzbünde getreten bin, geschah unter der ausdrücklichen Voraussetzung, dass für mich keine zusätzliche Arbeitsbelastung daraus entstände. Ich werde an keinen Spezialtagungen teilnehmen und keine Grussworte schreiben, denn wenn ich damit einmal beginne, geht die Zeit unter, die ich für eigene, mir wichtiger erscheinende literarisch- wissenschaftliche Arbeit benötige …“Beiliegend der 1950 bei Meininger erschienene (und in einem der Briefe erwähnte) Nachdruck von Heuss’ Dissertation „Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn a. Neckar“ sowie 2 weitere Drucksachen.

385 — — 5 Br. m. U. Bonn und Stuttgart 21.III.1952 bis 16.XI.1962. 5 S. folio. 2 Briefe mit Trauerrand. Teilweise leicht fleckig oder gelocht, ein Brief mit kleinen Randeinrissen. (400.—)

Freundschaftliche Briefe an den Juristen und Lokalhistoriker Adolf Bayer in Ansbach, die beiden letzten an dessen Sohn.Bonn 21.III.1952. „… Gestern früh ist es noch möglich gewesen, für die Ansbacher ‘Europa-Gruppe’ eine kurze Frist herauszuschneiden ehe der Tageslauf mit seinen Bedrängnissen begann … / … Ich habe den Besuchern gern davon erzählt, wie behaglich mein Besuch bei Ihnen war …“29.VII.1952. Dank für die Kondolenz nach dem Tod seiner Ehefrau Elly Heuss-Knapp am 19. Juli. „… Ihre Hoffnung, mich in Nürnberg Anfang August zu sehen, wird nicht in Erfüllung gehen … ich müsste fürchten, dass die sehr, sehr vielen Bekannten und Freunde, die ich treffen würde, durch das durch meine Anwesenheit erneuerte Denken an meine Frau in der Entfaltung eines freudigen Empfindens gehemmt würden …“9.II.1956. „… Ich denke noch gern an die freundliche Gastlichkeit, die Sie mir gewährten, als ich – es wird wohl 1946, vielleicht auch 1947 gewesen sein – in Bayern etwas helfen konnte, den politischen Din-gen Struktur zu geben …“

„Treibereien“

386 — — Br. m. U. Stuttgart 6.XII.1960. 12⁄3 S. folio. Gelocht. (250.—)

An den Schriftsteller Curt R i e s s in Scheuren (Schweiz), der ihn gebeten hatte, für das geplante Gast-spiel von Gustaf G r ü n d g e n s in den USA einzutreten, um zu erwartenden Protesten wegen Gründgens’ Vergangenheit entgegenzuwirken.„… als vor einigen Wochen Gustav Gründgens hier in Stuttgart war, bei der Premiere seines Faust-Fil-mes, war ich mit von der Partie und sass nachher im kleinen Kreis noch längere Zeit mit ihm zusammen. Dabei erzählte er mir von dem Plan … Bei diesem Gespräch hatte ich nicht das Gefühl, dass Gründgens mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten rechnet …

IV. GESCHICHTE

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Dass es in dieser Sphäre leicht Treibereien gibt, weiss ich. Ich war im vergangenen Jahr … in Wien. In dieser Zeit starb Werner Kraus, den ich für den stärksten Kommödianten unserer Zeit gehalten habe. Ich ging nach dem Wiener Brauch mit dem Österreichischen Kultusminister und dem Deutschen Botschafter hinter seinem Sarg, als er um das Burgtheater herumgetragen wurde, um nachher Vorwürfe zu ernten, weil Kraus in dem Film ‘Jud Süss’ mitgewirkt hatte …“Beiliegend 4 Briefe von Riess an Heuss (Durchschläge) sowie weitere Briefe in dieser Angelegenheit. Ferner beiliegend ein Brief des Bundespräsidenten Karl Carstens an Riess’ Ehefrau, die Schauspielerin Heidemarie Hatheyer (Bonn 1983). .

387 — 28 Autographen. (400.—)

Darunter die Bundespräsidenten Karl Carstens (e. Manuskriptfragment, dazu sign. Portraitphotogra-phie), Theodor Heuss (2; Br. m. U., 1954, und e. Billett m. U. unter einer gedruckten Danksagung, 1960) und Richard v. Weizsäcker (2 Br. m. U., 1985/87), die Bundeskanzler Konrad Adenauer (4; Br. m. U., 1955, sign. Portraitphotographie, 1958 und 2 gedr. Danksagungen m. U., 1960 bzw. 62) und Ludwig Erhardt (Fragm.), die Bundesminister Carlo Schmid (8; 2 e. Br. m. U. und 5 Br. m. U. an seinen Verleger Gert Woerner, 1973 – 1979, dazu sign. Portraitphotographie; Beilagen), Franz Josef Strauß (gedr. Dank-sagung m. U.) und Herbert Wehner (sign. Portraitphotographie), der baden-württembergische Minister-präsident und Präsident des Verfassungsgerichts Gebhard Müller (2; e. Br. m. U., 1972 und Br. m. U., 1971), ferner der Gründungspräsident des BND, Reinhard Gehlen (Br. m. U., 1974), der General Adolf Galland (sign. Portraitphotographie) und der Unternehmer Eberhard v. Brauchitsch (e. Br. m. U., 1987). – Beiliegend ein Brief des Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk (1987).

388 — 8 Briefe an den Politiker Ferdinand Friedensburg, während der Berlin-Blockade 1948 zeitweise Vertreter der Oberbürgermeisterin Louise Schroeder. (300.—)

Bundespräsident Theodor Heuss (2; 1958 bzw. 1963, „… ich habe Berlin gegenüber ein schlechtes Gewis-sen …“), Bundeskanzler Konrad Adenauer (2; 1959), Bundesminister Ernst Lemmer (1960), der Regie-rende Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz (1969), der evangelische Bischof von Berlin Otto Dibelius und der ehemalige Reichstagspräsident Paul Löbe (1948; dazu sign. Portraitphotographie).

389 CAPRIVI, Leo Graf von, preußischer General, Reichskanzler; Nachfolger Bismarcks, 1831 – 1899. E. Br. m. U. Berlin 27.X.1894. 1 S. 4o. Mit gesiegeltem Umschlag. (300.—)

Einen Tag nach seiner Entlassung als Reichskanzler an den Theologen und Philologen Max Schneidewin in Hameln, dem er für seine „wirksame Unterstützung“ dankt.„… Ich würde nun fürchten, Sie hätten umsonst gearbeitet, wenn ich nicht dächte, daß es unserem Volke ein Nutzen ist zu wissen daß sein zweiter Reichskanzler kein unwürdiger Träger dieses Amtes war. Ich kann mich über die Motive meiner letzten Schritte nicht äußern und nehme Ihren Glauben dafür in Anspruch, daß ich weder selbstsüchtig noch leichtfertig gehandelt habe …“Die sogenannte „Umsturzvorlage“ hatte, nachdem Capri wegen seiner eher liberalen Haltung schon län-gere Zeit in Konflikte mit Kaiser Wilhelm II. geraten war, zu seiner Entlassung geführt.

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390* CASTRO RUZ, Fidel Alejandro, kubanischer Revolutionär und Staatsmann, 1976 – 2008 Staatspräsident, 1926/27 – 2016. Urkunde m. U. „FidelCastroR“ sowie 5 weiteren Signaturen „F. C.“ am Rand von 5 Seiten. Havanna 7.VII.1959. 6 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über blauen Seidenbändern. Gedruckter Briefkopf „Republica de Cuba / Presidencia“. Minimale Randläsuren. Mit Heftspuren und Lochung am linken Rand. (1.600.—)

Von Manuel U t r i l l o , dem ersten Präsidenten der Revolutionregierung und Fidel C a s t r o als „Primer Ministro“ unterzeichneter Erlass über die Enteignung des gestürzten Diktators Fulgencio B a t i s t a und seiner Anhänger. Batista war am 1. Januar des Jahres außer Landes geflohen.„… El Artículo 24 de la Ley Fundamental prohibe la confiscación de bienes, pero autoriza la de los bienes – del Tirano depuesto el día 31 de diciembre de 1958 y de sus colaboradores, los de las personas naturales o jurídicas – – responsables de delitos cometidos contra la Economía Nacional o la Hacienda Pública y los de las que se enriquezan o se – hayan enriquecido ilícitamente al amparo del Poder Público …“ Mit einer detaillierten Aufzählung der zu enteignenden Personen und Gesellschaften.Mit Unterschrift (und Paraphierung 5 weiterer Seiten am Rand) von Faustino P e r e z als „Ministro de Recuperacion de Bienes Malversados“.Utrillo dankte 10 Tage später – nach einem Streit mit Castro – ab und emigrierte in die USA.

391* CHURCHILL, Sir Winston Spencer, britischer Staatsmann; Premierminister, 1874 – 1965. Br. m. U. „Winston S. Churchill“ (Kugelschreiber). London 25.II.1953. 1 S. 8o. Mit Briefkopf „10, Downing Street“. (800.—)

„Private & Confidential“. – An A. L. Ball von der Lloyds Bank Limited.„… Thank you for your letter … You are quite right in assuming that the £10,000 will be paid into the Farm Account in May …“

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392 CZERNIN, Ottokar Graf von, österreichischer Diplomat und Außenminister (Dezember 1916 bis April 1918), 1872 – 1932. Über 500 e. Br. m. U. (meist „Dein Kary“). Winar (Böhmen), Wien („Jockey Club“ und „Hotel Sacher“), Paris, London, St. Moritz, Monte Carlo, Venedig, Bukarest und o. O. 25.VI.1897 bis 2.XI.1931 und o. D. (die zum allergrößten Teil undatierten Briefe sind nur gut zur Hälfte mit Empfangsdatum, oft nachträglich, versehen). Weit über 1000 S. überwiegend gr.-8o und 8o. Tinte und Bleistift. (4.000.—)

Äußerst inhaltsreiche Brieffolge a n s e i n e E h e f r a u M a r i e geb. Gräfin Kinsky. Die die gesamte Ehezeit umspannende Brieffolge gibt nicht nur Einblicke in die vertraute Beziehung des Paares, sondern zeichnet sowohl Czernins eindrucksvolle Karriere als auch seinen „Fall“ nach dem Ersten Weltkrieg nach. Hier auf Grund des Umfangs nur einige repräsentative Auszüge, die den Charakter der Briefe illustrieren.(Paris) 14.X.1898. Czernin, der 1895 in den österreich-ungarischen diplomatischen Dienst eingetreten war, bekleidete seinen ersten Posten an der Botschaft in Paris und befand sich auf Wohnungssuche für das junge Paar. „... heute habe ich ein Diner beim Dumba“ (der österreichische Botschafter Konstantin D.). „betreffs Wohnungen so habe ich eine die mir sehr passend scheint, habe sie gestern nur Abends bei Beleuchtung gesehen (elektrisch) gehe ... heute nochmals hin, sollten sich keine weiteren Mängel finden so würde ich sie glaube ich nehmen. Sie ist ... sehr hübsch, ruhige Lage (beiliegend Plan nach Erinne-rung)“ – hier eine kleine Zeichnung – „... für 1 100 fr wird die Wohnung auch geheizt mittels Luftheizung – man braucht nur die Klappen auf zu machen oder nicht wie man eben will ... Komm bald!! bitte aber wirklich bald! ... / Besuche musst Du fürs erste gar keine machen; erst wenn die Wolkenstein kommt wird sie Dich vorstellen; ich werfe Karten bei den Würdenträgern – das ist Alles. – Sehr wild wird also der Anfang nicht ...“(Paris) 15.X.1898. „... Bin halb todt vom chiffrieren u. schreiben und dictieren. / Arbeite mit Dubsky in einem Bureau wenn Fürstenberg kommt, kommt er auch noch herein ... Gehe jetzt (da der Courier eben expediert wird) essen – dann schlafen! Wann kommst Du eigentlich!?? ...“ Scheveningen 26.VI.1902. Als Geschäftsträger der Gesandtschaft in Den Haag. „... Ich sehe Deinem Eintreffen mit getheilten Gefühlen entgegen; dass ich Dich furchtbar lieb habe ... brauche ich Dir wohl nicht zu schreiben – andererseits habe ich eine furchtbare Angst dass Du nicht zufrieden sein wirst in Scheweningen. – Du bist natürlicherweise ein so verwöhntes kleines Geschöpfchen dass das was allen andern Diplomatenfrauen schon sehr schön vorkommt Dich noch lange nicht befriedigt ... natürlich allein ist man nicht dort wenn auch unser kleines Häuschen etwas abseits gelegen ist ...“ (Den Haag 1903). Wohl kurz vor seiner Freistellung. „... Was Du wohl machst mein liebes Maritschel und die guten kleinen Äffchen? – Die Diplomatie wäre ganz hübsch ohne dem unvermeidlichen ewigen décau-see der Übersiedlungen; es ist ein métier für ledige Menschen, nicht für Familienväter gleich mir ...“Ab 1903 bewirtschaftete Czernin seine böhmischen Güter und wurde in den böhmischen Landtag gewählt; er schreibt nun vielfach aus der Schweiz, wo er sich aus Gesundheitsgründen jährlich zum Wintersport aufhielt.Rom 4.III.1904. „Mein Engel, / Ich war also heute ... beim Papst“ (Pius X.). „Es war eine allgemeine Audienz (mehrere hundert Personen) ich habe es aber mit grosser Frechheit ... durchgesetzt dass ich als einziger allein zu ihm in sein Schreibzimmer gelassen wurde und mit ihm und seinem Secretaer der als Dolmetsch fungierte allein war. Ich hatte mir ein Photo von ihm gekauft u. bat ihn er solle sich unterschreiben was er auch sehr freundlich that ... ich habe einfach den Secretaer gebeten mich vor der Audienz etwas allein zum Papst hineinzulassen – und er hat es gemacht ...“St. Moritz (Winter 1905). „... Tassilo ist angekommen hat schauerlich geprotzt was Andrassy, Erzh. Franz der K a i s e r etc. ihm gesagt haben, macht als wenn er der Mittelpunkt des Ganzen sei ... Der gute alte Thuri spielt regelmässig mit Bandy, hilft gar nichts, unterhält sich aber sehr dabei ... Deine Rechnungen habe ich noch nicht gezahlt weil ich das bestellte Geld noch gar nicht habe und mich nicht ganz entblössen will; habe übrigens gestern 200 francs im Poker gewonnen ...“Hamburg (26.VI.1907). „... In Kiel war nichts mehr los; der Meteor ist gebrochen der K a i s e r “ (Wilhelm II.) „daher nicht mehr gesegelt und ich daher auch drum gekommen ...“(Wien, wohl Frühjahr 1912.) Nachdem er durch den Thronfolger Franz Ferdinand, zu dessen Freun-deskreis er seit 1907 gehörte, zum Herrenhausmitglied ernannt worden war. „... Den ganzen Tag war Politik. Früh Parteisitzung dann Herrenhaus dann noch eine deutsch-böhm. Sitzung. / Grosse Aufregung

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wegen der Reden am Freitag oder Samstag! ... Jeder will als erster sprechen und grosse Zankereien – aber halb im Scherz. Diese dummen Reden von uns allen stehen gar nicht dafür so viel Aufregung zu machen sie ändern doch nichts an Allem ...“ – Von Außenminister Leopold Graf Berchtold habe er eine „komische Geschichte“ gehört: „... Der Kaiser“ (Franz Joseph I.) „habe ihm gestern gesagt: ‘der Czernin arbeitet am Erzherzog dass er den Tisza“ (István T., Graf von Borosjenö und Szeged, 1903 – 1905 und 1913 – 1917 Ministerpräsident Ungarns) „empfängt, das gefällt mir sehr von ihm, hoffentlich setzt er es durch’ – merkwürdig woher er das weiss!! ...“Wien 21.I.1913. Czernins Pläne in Bezug auf ein neu zu bildendes Ministerium des Kaiserlichen Hauses mit ihm als Minister sollten sich nicht realisieren, woraufhin er die Politik verlassen wollte. „... Ich habe mich entschlossen mich ohne alle Zwänge und ganz langsam u. unauffällig ganz von der Politik zurück-zuziehen; ich will jetzt mein Landtagsmandat niederlegen ... und die Herrenhaussitzung nach u. nach vollständig meiden ... / Mit ihm“ (Franz Ferdinand) „kämpfen kann ich nicht in Zukunft, und gegen ihn will ich nicht, weil es nicht anständig wäre nach so vielen Beweisen seiner Freundschaft ...“Viareggio (27.I.1913). „...Ich finde Deine politische Abhandlung natürlich gar und gar nicht dumm, nur beleuchtest Du nur die eine Seite und ignorierst ganz die andere. Und die andere ist: heute gelte ich all-gemein als sein Sprachrohr; da ich es nicht mehr bin so bringe ich ihn u. mich in eine falsche Lage sowie ich spreche. Denn da ich den Contact nicht mehr halten werde so werde ich vielleicht Dinge sagen die ihm nicht recht sind. Bis jetzt waren ja meine Reden immer Compromisse zwischen seinen und meinen Ansichten. Ich kann aber der Welt die veränderte Situation gar nicht anders beweisen wie dass ich mich politisch ganz zurückziehe.Ferner: Wenn ich mich jetzt zurückziehe und wir persönlich auf ganz gutem Fusse bleiben ... so sieht die ganze Welt dass ich mich freiwillig zurückgezogen habe; tritt der grosse Wechsel ein und ich werde Nichts so johlt ganz Oesterreich vor Vergnügen und Schadenfreude weil ich ‘trotz aller Streberei’ doch nichts erreicht habe ...“Bukarest (27.XII. – fälschlich für November – 1913). Ende des Jahres war Czernin in die Diplomaten-laufbahn zurückgekehrt und sollte als Botschafter in Bukarest die Bündnistreue der Rumänen, die 1883 ein Geheimabkommen mit Österreich geschlossen hatten, überprüfen. „... Nach langer Reise ganz gut angekommen ... / Von der Stadt kann ich noch nicht viel sagen ausser dass wir in einem Restaurant soupirt haben dass ganz Pariser Art ist, gut u. theuer. Hier wohne ich ein einem ganz guten Hotel, hoffe aber in 2 – 3 Tagen übersiedeln zu können – politisch ist es nach der Erzählung so verfahren dass es ein cauchemar ist da hinein zu steigen. – / Ich denke fort an Euch alle – besonders an Dich ... wenn Du hier sein wirst wird die Welt in viel rosigerem Lichte erscheinen ...“Bukarest (5.XII.1913). „... heute ... wurde ich eine Stunde von der Kronprinzessin“ (Maria geb. Prinzes-sin von Edinburgh) „in Privat-Audienz empfangen ... Mir macht sie den Eindruck gar kein Flirt zu sein ... / Sie schwätzt ununterbrochen (deutsch) mehr oder weniger dummes Zeug und man kommt gar nicht dazu das Maul aufzumachen. / Alle Augenblicke kamen die Kinder herein, sonst war niemand dabei. Sie wartet fort darauf zu ihrer toten Schwiegermutter abzureisen, was ihr aber nur langweilig ist, – sie kann sie nicht ausstehen, – ihren Mann“ (Kronprinz Ferdinand, geb. Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen) „anscheinend auch nicht – sie erzählt einem ungefähr Alles was man will in der ersten Stunde. / Bin neugierig wie Du sie finden wirst ...“(Bukarest 6.XII.1913). „... Bin wohl u. heiter, obwohl furchtbar viel zu thun u. politisch eine Schwie-rigkeit nach der anderen. Ich bin schon im wildesten Kampf mit dem Ministerium u. schreibe ihnen die gröbsten Sachen, bin neugierig was sie noch Alles einstecken werden. Sie reagieren auf gar nichts!! / Morgen wieder Privat Audienz beim König“ (Karl I.), „es geht politisch sehr schlecht ...“O. O. (November 1918). „... Ich komme immer mehr zu der Überzeugung dass es gut wäre ... noch rechtzeitig zu verkaufen, und so rasch als möglich etwas andres dafür zu kaufen in NÖ oder OÖ. – Der cechische Staat kommt bestimmt zu Stande und während der Wirren u. nachher können wir nicht mehr verkaufen ...“Czernin verlor nach dem Zerfall der Monarchie seine Güter in Böhmen und zog ins Salzkammergut. 1920 bis 1923 kehrte er als Abgeordneter des Nationalrats der Republik Österreich kurzzeitig in die Politik zurück, wovon die Briefe aus dieser Zeit – neben den sich einstellenden finanziellen Sorgen und die her-anwachsenden Kinder – hauptsächlich handeln; die Briefe aus den Jahren bis zu seinem Tod sind fast ausschließlich privater Natur.

IV. GESCHICHTE

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Mit umfangreichen Beilagen, darunter besonders zu erwähnen 17 „Hughes“- Telegraphien aus Bukarest aus seiner Zeit als Außenminister, überwiegend politischen Inhalts (Bukarest 16.III.1918: „margiloman faehrt morgen nach jassy und duerfte als ministerpraesident zurueckkommen, – die koenigin soll ganz verrueckt sein, – es sollen furchtbare scenen zwischen ihn und ihr stattfinden, – weil sie bis zum aeuszers-ten wejterkaempfen will ...“), ca. 20 Briefe Czernins aus den Jahren 1926/1927 (oft mindestens 8-seitig; in einem von seiner Frau beschrifteten Umschlag „Briefe von Kary Afrika 1926“), die Aufnahme einer Wiener Fronleichnamsprozession mit Kaiser Franz Joseph I. und seinem Gefolge sowie 14 weitere Photo-graphien mit landschaftlichen und bäuerlichen Motiven.

393* DALBERG, Karl Theodor Reichsfreiherr von, letzter Kurfürst-Erzbischof von Mainz, Fürstprimas des Rheinbundes, 1744 – 1817. E. Br. m. U. „Charles primat“. Aschaffenburg 25.IV. 1810. 2 S. 4o. Leicht gebräunt. Etwas fleckig. Minimale Rand- und Faltenrisse. (250.—)

Als Großherzog von Frankfurt an Baronin Alexandrine Lambert (1787 – 1856, geb. Pannelier), mit Dank für ein „joli tableau“.„… Je l’ai éxposé à la Galerie du Musée de Francfort[.] Les amateurs se sont empressés de deviner le nom du maitre: ils y voiaient la touche, la vérité, l’esprit d’Elshëimer“ (der Barockmaler Adam Elshei-mer) „mais incompatibles avec la fraicheur du tableau. ils furent surpris quand Je leur dis que c’est l’ouvrage d’une jeune belle et charmante Dame; également aimable et respectable …Je vous prie de dire mille belles choses à Monsieur l’intendant Lambert … Je vous prie aussi de présenter mes respectueux hommages à Madame la Maréchale N e y “ (Aglaë Louise, geb. Augié, ihre Cousine).

394 DEUTSCHE KAISER, Könige von Preußen. – FRIEDRICH III., 1831 – 1888. E. Schriftstück m. U. O. O. u. D. (1888). 2⁄3 S. 4o. Bleistift. Kleine Randeinrisse (teilweise ausge-bessert). (300.—)

Konversationszettel (für seinen Generaladjutanten Hugo von Winterfeldt).„Ich möchte gern daß auf West-End bei Charlottenburg, einige fiscalische Parzellen hergegeben würden, damit die Kaiserin mehrere ihrer viel zu eng gewordenen Institute aus Berlin verlegen kann.“Aus den letzten Lebenswochen des der Sprache beraubten Kaisers.

IV. GESCHICHTE

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395 — WILHELM II., 1859 – 1941. E. Schriftstück m. U. „William I. R.“ Kiel 1.VIII.1899. 1 S. gr.-4o. Bleistift. Mit gedrucktem Wappen am Kopf. (300.—)

„Telegramm Sr. Majestät des Kaisers und Königs“ an Hugh Lowther, 5. Earl of Lonsdale, Royal Yacht Squadron, Cowes Castle. – Die kaiserliche Yacht „Meteor“ nahm an der Regatta in Cowes teil. „… I have been fuming and raging about the 12 Minutes handicap for the whole afternoon. Am so sorry. Empress’s accident prevented me from being present. H. M. the Q u e e n very kindly invited me to Wind-sor for the month of November. Shall be glad to come over. My best compliments to Parker! They have done uncommonly well. Best love to your ladies …“Beiliegend ein das Autograph betreffender Brief seines Enkels Prinz Louis Ferdinand (e. Br. m. U. 1976).

396 — — Br. m. U. (Potsdam) Neues Palais 4.I.1913. 1 S. 4o. Schwach gebräunt. Samm-lungsstempel auf der (leeren) vierten Seite des Doppelbogens. (200.—)

An Fregattenkapitän Magnus von Levetzow, der zum „Kommandanten“ des Kreuzers „Moltke“ ernannt wird.

397 — WILHELM, Kronprinz, 1882 – 1951. Br. m. U. (Kopierstift). Berlin 24.I. 1 9 3 3 . 4 S. gr.-4o. Mit geprägtem Monogramm. Kleiner Randeinriss. (300.—)

Verärgerter Brief an den deutsch-amerikanischen Publizisten George Sylvester Vi e r e c k , der nach Auf-zeichnungen des Kronprinzen eine Artikelserie über sein Leben für die Zeitschrift „Liberty“ geschrieben hatte, die nun, nach Ansicht des Kronprinzen, „unnötig ausgedehnt“ werde.„… Es ist sehr nett, … wenn man sonst die Zeit für derartige Arbeit hat, man Aufsätze in der amerika-nischen Presse unterbringen kann, dafür ein Honorar erhält, wofür man wiederum anderen Menschen hier in Deutschland eine Freude machen und helfen kann. Ich bin aber nicht so auf der Jagd nach Dollar, wie Sie manchmal anzunehmen scheinen … … Ich werde Ihnen … nicht vergessen, dass Sie während des Krieges und auch nach dem Kriege in unerschrockener und erfolgreicher Pionierarbeit in den Vereinigten Staaten das Deutschtum … gegen die schamlosen Verunglimpfungen der verhetzten Entente-Presse kraftvoll und restlos verteidigt haben …“Beiliegend ein Telegramm seines Adjutanten an Viereck (November 1923, die Rückkehr des Kronprinzen aus dem Exil auf der holländischen Insel Wieringen nach Deutschland betr.) sowie 2 Portraitphotographi-en: Kronprinz Wilhelm mit seinen sechs Geschwistern (1901, Kabinettformat) und in Husarenuniform. Ferner beiliegend 2 an Viereck gerichtete Briefe der Tennisspielerin und Schriftstellerin Paula Stuck von Reznicek (München 1954 und 1959).

„Mamie and I“

398 EISENHOWER, Dwight David, der 34. Präsident der USA; General, 1943 Oberbefehls-haber der Alliierten, 1890 – 1969. Br. m. U. „Ike E“. Indio, CA 28.III.1966. 3⁄4 S. kl.-folio. Mit goldgeprägten Initialen am Kopf. (150.—)

An Mollie Cullum in Palm Desert, die Weltausstellung 1967 in Montreal betreffend.„… thank you very much for the clipping from Montreal concerning a World’s Fair there next summer. I think Mamie and I will try to make an effort to be there …“

IV. GESCHICHTE

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399* ENGLAND. – (HEINRICH VIII., König, 1491 – 1547). – Handschrift. Um 1610. 22⁄3 S. folio. Leicht staubfleckig. Montiert in einen modernen roten Maroquin-Lederband mit goldener Titelprägung „Henry VIII / Specification for his Tomb at Windsor“. (2.000.—)

Beschreibung des für Heinrich VIII. zu errichtenden Grabmals, überschrieben „The manner of the Tombe to be made for the kings grace at Wyndesore“. Wohl von der Hand von Nicholas Charles, Lancas-ter Herald von 1609 bis 1613, der um 1610 diese Abschrift eines früher entstandenen Textes anfertigte. Beginnt:„First the pavemente whereupon the Tombe shall stande shalbe of Orientall stone that is to saye of Ala-baster porfido serpentynes and of the stones of diverse Colours as in the patterne theweth.Item upon the same pavemente shalbe two greate steppes under all the worke of like orientall stones.Item the Basement of the Pillowrs shalbe of white Marbill with Angells holdinge betweene them Crownes or Garlands gilt and white Marbill as more plainelye theweth in the patterne …“Bereits als junger König hatte Heinrich VIII. mit den Planungen zu seinem Grabmal begonnen. So waren ihm schon 1521, damals noch Gemahl von Katharina von Aragon, auf Wunsch Papst Leos X. Modelle von florentinischen Künstlern übersandt worden. 1529, nach dem Fall von Kardinal Wolsey, beschlagnahm-te er dessen noch nicht fertiggestelltes Grabmal und ließ es in seine Planungen übernehmen. Aus nicht geklärten Gründen wurde das Monument zu seinen Lebzeiten nicht fertiggestellt. Nach einigen erfolglosen Bemühungen seiner Nachfahren verkaufte das Commonwealth-Parlament 1648 die bereits fertiggestellten Metallarbeiten; das Projekt wurde gänzlich aufgegeben. Heinrich VIII. liegt „provisorisch“ unter einer schlichten Marmor-Grabplatte in der St. George’s Chapel in Windsor. Mit Buchhändlermarke des Antiquariats H. P. Kraus, New York, im Innendeckel.

IV. GESCHICHTE

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400 FRANZÖSISCHE REVOLUTION. – Brief des „C o m i t é d e S a l u t P u b l i c de la Convention Nationale“ mit den Unterschriften seiner Mitglieder Carnot, Lindet und Barère. Paris 16. Prairial an 2 (4.VI.1794). 1 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf und Holzschnittvignette (Boppe Nr. 23). Verso kleiner Sammlungsstempel am Fuß (leicht durchschlagend). (800.—)

Befehl an die „C[omissi]on de l’organisation des armées“ über die Entlassung eines Papierherstellers aus dem Armeedienst.„Le Comité de Salut Public arrête: que le citoyen Jacques Becherel, – soldat au dixième Bataillon de la Manche, est mis en réquisition, pour reprendre l’exercice de sa profession de papetier dans la fabrique de René Garté, de la Commune de Chérencé, district de Mortain …“

401 — Brief des „C o m i t é d e S a l u t P u b l i c de la Convention Nationale“ mit den Un-terschriften seiner Mitglieder Le Tourneur de la Manche, Merlin de Douai, Gourdan, Louvet de Couvray und Boissy d’Anglas. Paris 20. Vendémiaire an 4 (12.X.1795). 11⁄2 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf und Holzschnittvignette (nicht bei Boppe). Winzige Heftspuren. Samm-lungsstempel auf der (leeren) dritten Seite des Doppelblattes. (800.—)

An Michel-Louis Talot, „Représentant du Peuple“ in Lille, mit dem Befehl, sich sofort mit einer bewaff-neten Macht („une force armée“) in das Département Pas de Calais zu begeben. „… Tu jugeras par ces différentes pièces, qu’il est essentiel que tu te rendes incessamment dans le Dépar-tement du Pas-de-calais et spécialement dans les Districts de St. Pol, de Montreuil et de Boulogne-sur-mer …Hâtes-toi, ne perds pas une minute et déployes toute l’activité de ton patriotisme …“Nach Angabe eines Vorbesitzers handelt es sich bei dem Auftrag darum, den überhandnehmenden Deser-tionen in der Kanalzone entgegenzutreten.

IV. GESCHICHTE

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402 — DANTON, Georges, Justizminister; organisierte den Terror, 1759 – 1794 (hingerich-tet). Schriftstück m. U. (Paris) 20.VIII.1792, „L’an Quatrième de la Liberté“. 1 S. folio. Mit gestempeltem Siegel (Bildnis König Ludwigs XVI.). Verso kleiner Sammlungsstempel (leicht durchschlagend). (1.600.—)

Von Danton als Justizminister beglaubigte Abschrift eines 10 Tage nach dem Sturm auf die Tuilerien erlassenen „Décret de l’Assemblée Nationale“ für das Département Oise.„… L’Assemblée Nationale décrète que l’arrêté pris par le Conseil général du Département de l’Oisne, le dix neuf Août dernier, fera provisoirement exécuté en ce qui concerne les dispositions fixes qui y font prises, et jus-qu’à ce que Le Corps législatif ait rendu une Loi générale à cet égard …Ordonne L’impression et L’envoi aux quatrevingt trois Départements et à ses Commissaires à l’armée du Nord, tout du dit arrêté que des pièces y jointes, renvoye sur la demande d’armes, de munition et de formation d’un Camp de Volontaires entre Laon et Marle, au Pouvoir exécutif, pour en rendre compte incessamment …“

403 — DUMOURIEZ, Charles-François, General; siegte 1792 bei Valmy, trat 1793 auf die Seite der Koalition gegen die Revolution, 1739 – 1823. E. Br. o. U. (aus Sicherheitsgründen nicht unterschrieben). ( H a m b u r g ) 5.I.1798. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Stellenweise etwas fleckig. Kleine Randeinrisse. (500.—)

An einen Vertrauensmann in London („Comte de Walsh-Serram“) über die Gefahr einer französischen Invasion Englands, das als einzige Macht der Ersten Koalition den Krieg gegen Frankreich fortsetzte.„… d’après la lacheté des Allemands qui n’osent pas même réclamer contre l’insolence et la tyrannie, vous jugez bien que voila la paix du continent assurée. ainsi il ne reste plus au Directoire d’autre affaire que celle de la descente. vous pouvez ne pas douter qu’elle sera entreprise, elle peut même l’être dès le printems, car les préparatifs sont immenses …“

IV. GESCHICHTE

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Der Wohlfahrtsausschuss in der Zeit der Terrorherrschaft

404 — ROBESPIERRE, Maximilien de, Führer der „Bergpartei“, 1758 – 1794 (hingerich-tet). Schriftstück m. U. (Paris) 7. Nivôse an 2 (27.XII.1793). 1 S. folio. Mit Holzschnittvignette des „Comité de Salut Public“ am Kopf (nicht bei Boppe). Winzige Heftspuren. Verso kleiner Sammlungsstempel am Fuß (schwach durchschlagend). (1.600.—)

„Extrait des Registres du Comité de Salut Public“. Verordnung an das Kriegsministerium „qu’il sera extrait sur-le-champ, des forces qui devient rester à Toulon, en vertu d’un de ses précédent arrêtés, trois milles hommes qui se rendront au port de cette, sous les ordres du Général Tudier …“ Mitunterzeichnet von dem Richter und Revolutionär Billaud-Varenne, einem der Hauptverantwortlichen für die Septembermorde 1792, und dem Politiker Barère, der sich wenig später, im Juli 1794, aktiv am Sturz Robespierres beteiligen sollte.

405 FÜRSTEN. – 12 Autographen. (350.—)

Kaiser Franz I. (Schriftstück m. U. 1730, als Herzog von Lothringen; Defekte), Kaiser Wilhelm I. (Schriftstück m. U. 1849, als „PrinzvPreußen“), Kurfürst Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (gedr. Br. m. U., 1680 als Fürstbischof von Osnabrück; Defekte), Herzog Adolph von Nassau, der spätere Großherzog von Luxemburg (8 Urkunden m. U., 1855 – 1865; Defekte), dazu ein an seine zweite Gemahlin Adelheid geb. Prinzessin von Anhalt-Dessau gerichteter Brief (Ratibowitz 1885) und ein e. Br. m. U. der Kronprinzessin Luise von Sachsen (o. O. u. D.).

IV. GESCHICHTE

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406 GNEISENAU, August Graf Neidhardt von, preußischer Feldmarschall, 1760 – 1831. Br. m. U. Königsberg 17.XII.1808. 2 S. folio. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenläsuren. (250.—)„An den Herrn Lieutenant von Heyden … in Molstow bei Treptow a/R[ega]“.„… Wenn Euer Hochwohlgeboren die Erreichung Ihres Wunsches um Anstellung mit Sicherheit verfol-gen wollen, so muß ich Ihnen rathen, da mir keine Einwirkung auf die persönlichen Verhältnisse der Armée zu steht, sich deshalb an den Herrn General-Major von S c h a r n h o r s t zu verwenden, und sich dabei … auf den Herrn Major von S c h i l l und auf mich zu berufen. Wenn Sie mir diesen Brief zusenden wollen, so werde ich solchen … mit meinem Fürwort zu unterstüzen suchen, obgleich ich bei der bedrük-ten Lage des Staats in allen solchen Gesuchen wenig Hoffnung zu geben vermag …“Scharnhorst hatte ein Jahr zuvor, nach seiner Beförderung zum Chef des Kriegsdepartements, die Reor-ganisation des Heeres eingeleitet.

407* — E. Br. m. U. Berlin 15.VI.1819. 1 S. folio. Leicht gebräunt und fleckig. Minimale Randläsuren. Falten gebrochen (teilweise ausgebessert). (300.—)

Ein zum Umlauf bestimmter Begleitbrief zu einem (nicht beiliegenden) „Königlichen Kabinetsschreiben“ an die Generale Karl von Müffling, Pirch I, Pirch II und Karl von Grolman.Die Empfänger werden gebeten, aus dem Schreiben zu entnehmen, „… welcher Auftrag von Seiten Sr. Majestät des Königs“ (Friedrich Wilhelm III.) „uns geworden ist. Sobald dieses Königliche Kabi-netsschreiben nebst Beilagen den hier unten bemerkten Umlauf vollendet haben wird, werde ich mich beehren, Ew. Excellenzen und Hochwohlgeboren zu einer Versammlung einzuladen, um sodann über den vorliegenden Gegenstand zu berathschlagen …“ – Mit den Empfangs- und Weiterleitungsvermerken der Empfänger.Gneisenau war 1818 vom König in den Preußischen Staatsrat berufen worden, wo er den Vorsitz der Abteilungen „Äußere Angelegenheiten“ und „Militärangelegenheiten“ innehatte.

408 — E. Br. m. U. Berlin 22.XII.1821. 3⁄4 S. 4o. Faltenriss (alt ausgebessert). Knickspuren an linker oberer Ecke. (250.—)

An einen Ungenannten mit einer Einladung.„Ew. Hochwohlgeboren / würden meiner Frau eine unvermuthete Überraschung bereiten, wenn es Ihnen gefallen wollte, morgen bei uns zu speisen. Wir werden ganz allein seyn, nämlich Frau, Kinder und ich …“

409 GÖTTINGEN (Universität). – 67 Stammbuchblätter für den Studenten K.L.F. Schot-ten, davon 57 aus Göttingen (1808 – 1811), 2 aus Kassel (1808), 2 aus Marburg (1809/10), 1 aus Oberkaufungen (1808) und 5 o. O. u. D., 2 mit Haarlocken in Buchstabenform. Sämtlich mit Ansichten in Kupferstich, 30 bez. „Göttingen bey Wiederhold“ o. ä., die übrigen wohl vom gleichen Verlag. Quer-8o, mit umlaufendem Goldschnitt. In 2 Kassetten in Schubern (kleine Defekte). Eine Kassette und beide Schuber mit illustrierten grünen Glanzpapierbezügen, wohl ebenfalls von Wiederhold. (600.—)

18 Eintragungen mit den Zirkeln studentischer Verbindungen, etliche mit ausführlichen „Memorabiliae“ aus dem Studentenleben. – Die Ansichten stammen meist aus Deutschland und der Schweiz, jedoch auch von antiken und exotischen Orten. 30 Blätter auf bräunlichem, 37 auf bläulichem Papier, davon 13 recto mit gedruckten Klassiker-Zitaten.

IV. GESCHICHTE

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410* HAMILTON, Lady Emma, geb. Lyon, Ehefrau von Sir William H., dem englischen Gesandten in Neapel; Geliebte Lord Nelsons, Vertraute der Königin Karoline von Neapel, um 1765 – 1815. E. Br. m. U. „Emma Hamilton“. Caserta bei Neapel 19.XI.1797. 3 S. folio. Schwach fleckig. Kleine Rand- u. Faltenschäden (zum größten Teil fachmännisch ausgebes-sert). Montagereste auf der vierten Seite. (2.000.—)

An einen befreundeten Herrn, dem sie von ihrem ausschweifenden Leben auf dem Landsitz Caserta berichtet. – Emma Hamilton war als Ehefrau des britischen Botschafters und Geliebte Lord Nelsons Mittelpunkt der neapolitanischen Gesellschaft.„… we often think & speak of you all & we are now so comfortably fixed at Caserta you wou’d like I am sure to be with us[.] I have made a present of the Dice Box to those more worthy of it than myself & I hope you will belive me when I tell you[.] Sincerely it was only a moment of vice that came over me & which was brought on to countenance others whose hearts were really deeply engaged in this most shock-ing & disgracefull game & which I feel myself most terribly degraded in my own mind for ever having given to it & I dont doubt but others also must judge me severely for … Sir William“ (ihr Ehemann) „feels most happy at my volontary giving it up … I am sorry for those I have left deeply in it & who will lose the good opinion of this court by persevering Prince A.“ (wohl Augustus Frederick, 1. Duke of Sussex, der sich seit 1794 zu Studienzwecken in Italien aufhielt) „entre nous loses of a night a thousand francs … I study very hard my musick, walk a good deal & now have a reasonable life …“Emmas lebenslange Schulden sollten sie schließlich in Southwark ins Schuldnergefängnis bringen, dem sie nach Calais entfliehen konnte, wo sie 1815 völlig verarmt starb.

IV. GESCHICHTE

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411 HARDENBERG, Karl August Fürst von, preußischer Staatsmann, 1750 – 1822. Br. m. U. Berlin 7.II.1802. 2⁄3 S. 4o. Auf Stempelpapier. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach staubfleckig. (250.—)

„Auf Sr Königlichen Majestät allergnädigsten Special Befehl“ an die „Stände der Grafschaft Mansfeld“ (Regest), den dortigen B e r g b a u betreffend.Im Namen Friedrich Wilhelms III. ordnet er an, „… daß die von denen selben gebetene Aufhebung des Rescripts vom 12. August 1799 wegen Zuziehung der Berg Officianten bei Untersuchung der unter den Bergleuten entstandenen Tumulte nicht statt findet, da das Dienstverhältniß der Bergleute diese Con-currenz ihrer Vorgesetzten erfordert, und diesen auch allein die wirksamsten Mittel dergleichen Exceßen vorzubeugen, durch das Ablegen von der Arbeit u.s.w. zu Gebot stehen …“

412 — E. Br. m. U. (Berlin) 2.II.1806. 2⁄3 S. 4o. Kleiner Randeinriss ausgebessert, leicht knitt-rig. (300.—)

An (Johann Gottlieb F i c h t e ).„… bin ich für die gütige Mittheilung Ihrer interessanten Vo r l e s u n g e n ü b e r d a s We s e n d e s G e l e h r t e n recht sehr verbunden und hoffe Ihnen bald einmahl mündlich die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung zu wiederhohlen …“

413 — E. Schriftstück m. U. Ti l s i t 8.VI.1808. 11⁄4 S. 4o. Mit Siegel. (300.—)

„Blanquet zur Vollmacht“ für den westfälischen Finanzminister Hans Graf von Bülow, „um in meinem Namen wegen meiner Stellung als Vasall und Unterthan Sr Majestät des Königs von Westphalen, alles Erforderliche zu besorgen insonderheit vorerst Frist zu erbitten, um persönlich dort erscheinen zu kön-nen …“ – Hardenberg unterschreibt als „vormaliger Königl. Preußischer Staats Minister“.Beiliegend ein e. Antrag auf Pässe für sich, seine Familie und Dienerschaft (Tilsit 8.VI.1808, französisch).

„Kayser Napoleon“

414 — E. Br. m. U. Breslau 11.IX.1810. 1 S. gr.-4o. Lichtrand auf der unteren Blatthälfte. Heftspuren. (400.—)

An einen Staatsmann wegen Ordensverleihungen, die im Zusammenhang mit dem auf preußischem und österreichischem Boden gegründeten Herzogtum Warschau standen, das vom sächsischen König regiert wurde.„… Se Königl. Majestät“ (Friedrich Wilhelm III.) „genehmigen alles was Sie gethan haben und wegen der Orden vorschlagen … Wegen des dritten sächsischen Bandes habe ich die Intention des Königs noch nicht erfragen können …… Der König wird Ihre patriotischen Bemühungen lebhaft erkennen und ich hoffe Ihnen nach Beendi-gung der dortigen Angelegenheiten in Berlin persönlich die Versicherung der vorzüglichen Hochachtung zu wiederholen …“Im Nachsatz heißt es: „Es ist sehr wichtig, wenn Ew. Hochwohlgeb. die Garantie des Kaysers Napoleon einleiten können, ohne jedoch conditionem resolutivam aus dieser Garantie zu machen.“

IV. GESCHICHTE

202

415 HERZL, Theodor, Schriftsteller, Begründer des Zionismus, 1860 – 1904. Br. m. U. „Herzl“. Wien 18.IV.1901. 1 S. gr.-4o. Schreibmaschinentext hektographiert. Oberrand etwas beschnitten. (1.600.—)

Als „Obmann“ des zionistischen „Actionscomités“ an ein Mitglied des K o l o n i s a t i o n s a u s s c h u s s e s .„Sehr geehrter Herr Gesinnungsgenosse! / Nach dem Beschlusse des (IV) Londoner Congresses vom 16. August 1900 gehören Sie und die Herren Dr. Moses Gaster, London …; Dr. Hillel Joffe, Jaffa; Dr. Bryck, Kolbuszow; Leo Weiss, Wien …; Isidor Gewitsch, Wien …; Dr. A. Marmorek, Paris …; S. Pineles, Galatz; J. Kremenezky, Wien …; S. Barbasch, Odessa; Ingenieur Temkin, Elisabethgrad; D. Schub, Palästina, Saffed dem Colonisationsausschusse an, dessen Thätigkeit unabhängig von den Arbeiten des Actionsco-mités gedacht war. Dementsprechend wurde Ihrem Ausschusse vollste Actionsfreiheit gelassen, und nur die bald zu erwartende Tagung des Congresses zwingt uns, Sie um nähere Auskunft über Ihre Arbeit zu bitten. Wir ersuchen Sie daher, gütigst veranlassen zu wollen, dass der Rechenschaftsbericht über die Thätigkeit Ihrer Commission ehebaldigst in unsere Hände gelange …“ Mitunterzeichnet von seinem Mitarbeiter, dem Rechtsanwalt Oser Kokesch, als Schriftführer des Akti-onskomitées. – Auf dem im Dezember 1901 in Basel stattfindenden 5. Zionistischen Kongress berichtete Herzl von seinen Verhandlungen mit der türkischen Regierung über den Kauf eines Teiles von Palästina. Briefe und Tagebücher Band 6 Nr. 3267.

416* — E. Ansichtskarte m. U. R o m 26.I.1904. Leicht gebräunt. Einige Randläsuren (mit Berührung der Unterschrift). (1.600.—)

An Gabriella Ravenna in Ferrara, die Tochter von Felice Ravenna, Gründerin und Präsidentin der Zio-nistischen Vereinigung Italiens und Gönnerin Herzls.„Saluti e bacci / di Herzl“ (auf der Bildseite).An diesem Tag bat Herzl bei einer Audienz Papst Pius X. vergeblich um Unterstützung der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina. – Die Bildseite zeigt die Basilika Santa Maria Maggiore.

IV. GESCHICHTE

203

417* HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847 – 1934. Br. m. U. Berlin 8.X.1926. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf „Der Reichspräsident“. Schwach gebräunt und knittrig. (250.—)

Wohl an Generaloberst Hans von Seeckt bei Übersendung seiner (nicht beiliegenden) Entlassungsurkunde.„… es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen in dieser Stunde namens des Reiches wie eigenen Namens von Herzen zu danken für alles, was Sie im Krieg und im Frieden für das Heer und für unser Vater-land getan haben. Ihr Name ist mit zahlreichen Ruhmestaten unseres Heeres im Weltkriege verbunden und wird in der Kriegsgeschichte unvergänglich weiterleben. Ebenso hoch aber steht die stille und entsagungsvolle Arbeit, in der Sie in der harten Nachkriegszeit die neue Reichswehr aufgebaut und ausgebildet haben, und ebenso gross sind die Verdienste, die Sie Sich in den hinter uns liegenden Jahren schwerer Erschütterungen des Reiches um die Erhaltung der Ordnung und Autorität des Staates erwor-ben haben …“Seeckt, von 1920 bis 1926 Chef der Heeresleitung, war von Reichskanzler Wilhelm Marx am 1. Oktober entlassen worden, weil er Prinz Wilhelm von Preußen, den ältesten Sohn des ehemaligen Kronprinzen, in Uniform an einer Übung der Reichswehr hatte teilnehmen lassen.

418 HOFER, Andreas, Tiroler Frei-heitskämpfer, der „Sandwirt“ von St. Leonhard im Passeiertal, 1767 – 1810 (in Mantua erschossen). Randvermerk m. U. „Andere Hofer / ober comendant in di-roll.“ Innsbruck 18.IX.1809, auf der vier-ten Seite eines an ihn gerichteten Schrei-bens, Bruneck (Südtirol) 16.IX.1809, 11⁄2 S. folio. Mit Siegelresten. Etwas fleckig (Wasserschaden in der unteren Blattmitte; Buchstabenverlust). (2.000.—)

Aus dem Gesuch an den „Landes Oberkom-mandanten Herr Andreas Hofer zu Inns-bruck“: „Die Salzfaktoren Pusterthals zu Bru-neken und Linnz beschweren sich, daß der Herr Salzamts-Direktor v. Menz zu Hall ihnen kein Salz außer gegen baare klingende Bezah-lung ausfolgen laße …“ Sie ersuchen Hofer, „… wenigstens einsmahlen dem Salzfaktor zu st: Lorenzen … mindestens Ein Tausent Säck gegen Quittung verabfolgen zu laßen …“Hofer lehnt das Gesuch ab: „kann dermalen dem Gesuch nit statt gethan werden, indem bereits keines vorfindig.“Beiliegend ein e. Br. m.U und eine e. Postkarte m. U. des Antiquars Leo Liepmannssohn, dem das Autograph zum Kauf angeboten worden war (Berlin 1905).

(Ausschnitt)

IV. GESCHICHTE

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„Jetzt Frankreich – und wir!“

419 KINKEL, Gottfried, Politiker und Schriftsteller; Führer im badischen Aufstand, 1815 – 1882. 3 e. Br. m. U. Unterstrass bei Zürich 27.IX.1877, 19.II.1878 und 4.VI.1878. 15 S. gr.-8o. Leicht gebräunt und fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (400.—)

An „Consul“ (August Schläger), der ihn mehrmals zu Vorträgen nach Hameln eingeladen hatte.27.IX.1877. Mit einer Absage. „… Von Prag ist eine Einladung vom Schriftstellerverein Concordia eingelaufen, die man, selbst Literat, nicht ablehnen darf. Für Ihre Stadt trage ich ja selbst das Risico, habe mich dem Publicum noch nicht verpflichtet – dort ist es eine bestimmte Einladung, die ich entweder ablehnen oder jetzt annehmen mußte …“19.II.1878. „… Ich bin mit allen Ihren Anordnungen ganz einverstanden, besonders auch billige ich die Schülerbillets zu 50 pfg. Man kann nie wissen, wie ein Vortrag bei einem jungen Menschen zündet, und was er möglicher Weise aufweckt …“4.VI.1878, zwei Tage nach dem Attentat auf Kaiser Wilhelm I. „… der Artikel über die stehenden Heere hat ganz meinen Beifall. Die Art, wie Sie verdeckt kämpfen, hat viel Geschick. Übrigens werden die Bayonette ja Seelen bekommen – und durch das was die Monarchie zu ihrer Rettung schafft, wird Ande-res kommen – aber nicht die arme frankfurter Verfassung, die längst überflügelt ist! Ich habe 1 8 4 8 mit Staunen gesehen, wie bei einer wirklichen Bewegung“ (der Februarrevolution in Frankreich) „die Geister der Menschen sich beflügeln und nach großen Zielen greifen! Jetzt Frankreich – und wir! Für Europa giebt es keine constitutionelle Revolution mehr! …“Beiliegend der Sonderdruck „Der Zug der Freischärler unter Kinkel, Schurz und Annecke behufs Plün-derung des Zeughauses in Siegburg. Nebst Kinkel’s Vertheidigungsrede vor den Assisen in Cöln“ (Bonn 1886).

420 KLEIST VON NOLLENDORF, Friedrich Graf, preußischer Feldmarschall, 1762 – 1823. Br. m. U. Heiligenbeil 23.V.1807. 1 S. gr.-4o. Minimal fleckig. (200.—)

„Nachdem ich durch Ew. Hochwolgeborenen gefälliges Schreiben … von Ihrem Aufenthaltsorte unter-richtet bin, ermangele ich nicht, Ihnen hierneben die französischer Seits an Sie gerichtete Anzeige Ihrer Auswechselung zu übersenden, mit dem Bemerken, daß Sie nun völlig frei sind, wozu ich Ihnen zugleich von Herzen gratulire …“

421 LASSALLE, Ferdinand, Publizist und Politiker; Theoretiker und Organisator der Arbeiterbewegung in Deutschland, 1825 – 1864. E. Br. m. U. Berlin 27.XI.1852. 1⁄2 S. gr.-8o. (300.—)

An einen Bittsteller.„Es thut mir sehr leid, aus Ihrem Brief zu entnehmen, daß es Ihnen schlecht geht. Ich schicke Ihnen beiliegend fünf Thaler u. hoffe daß es sich mit Ihrem Augenleiden bessern wird.Sie haben übrigens vergessen mir Ihre Adresse zu schreiben. Ich muß jetzt erst suchen diese zu erfah-ren …“

IV. GESCHICHTE

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„Also frisch drauf los“

422* LUDENDORFF, Erich, preußischer General, Politiker, 1865 – 1937. E. Br. m. U. O. O. 23.IV.(1918). 11⁄4 S. folio. Bleistift. Liniiertes Papier. Schwach gebräunt. (300.—)

An Wilhelm G r ö n e r, Chef des Generalstabs der Heersgruppe Eichhorn in Kiew, das kurz vor dem Frieden von Brest-Litowsk von deutschen Truppen besetzt worden war und dessen Abtrennung von Russland Ludendorff verfolgte. Fast zeitgleich hatte er an der Westfront die deutsche Frühjahrsoffensive beginnen lassen. „… Hier im Westen ist viel erreicht, es giebt aber auch noch viel zu tun, um so wichtiger ist Ruhe im Innern. Die Kohle arbeitet gut, kritisch ist die Verpflegung. Mit besondrer Spannung sehen wir daher nach Kiew. Ihre Lage ist nicht einfach. Ich denke aber wenn … die Rada“ (Wechowna Rada, das ukra-inische Parlament) „gezwungen oder abgesetzt wird, dann läßt es sich schaffen. Der Russe will noch immer die Knute fühlen. Also frisch drauf los, meiner unbedingten Unterstützung können Sie sicher sein.Allerdings gehört zu Rußland Geld-Soldaten. Ich weiß nicht ob man in der Ukraine nicht mit Geld arbei-ten kann … Ob Ost“ (Oberbefehlshaber Ost: nominell Prinz Leopold von Bayern, de facto Stabschef Max Hoffmann) „schickt Ihnen ja noch 1 – 2 Divisionen. Auch gab ich ihm anheim, den Russen in der Krim zu schwächen …Nun frisch drauf los, trotz aller Schwierigkeiten, werden Sie es schaffen. Grüßen Sie den Gen[eral]feldmarschall …“Generalfeldmarschall Hermann von Eichhorn fiel drei Monate später einem Bombenattentat zum Opfer. Gröner wurde am 26. Oktober Ludendorffs Nachfolger als Erster Generalquartiermeister.

423 MECKLENBURG-SCHWERIN. – ADOLF FRIEDRICH I., Herzog, von Wallenstein vertrieben, 1588 – 1658. Br. m. U. Schwerin 11.IX.1650. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt. (250.—)

An Otto Wusthoff im Amt Zarrentin mit der Anordnung, überfällige Steuern binnen einer Woche abzu-liefern. Das Herzog hatte befohlen, dass die fällige „… Contribution … vom 14 Augusti abgelauffenen Monaths immer 14 Tage anhero in Unsren Staatcammer eingeliffert werden soll … Wan nun die 14 Tage unlengst vorbey, Du aber keine parition geliffert, welches uns dan zu ungnedigem mißfallen gereicht …“

424 MECKLENBURG-STRELITZ. – ADOLF FRIEDRICH IV., Herzog, Fritz Reuters „Dörchläuchting“, 1738 – 1794. Br. m. U. u. E. Neustrelitz 31.III.1762. 3⁄4 S. folio. Mit Siegel-spur und Adresse. Etwas fleckig. (200.—)

An den Hessen-Kasseler Gesandten am Reichstag zu Regensburg, August Ludwig von Wülckenitz, eine Beratung über die vom Kaiser verlangten „Römer-Monahte“ (Kriegssteuern) betreffend.„… Da nun, der Anzeige nach, diese Sache so geschwinde zur Deliberation kommen wird, daß es zur Zeit unmöglich fält, dem Hn. Gesandten deshalb mit behöriger Instruction zu versehen; so wird derselbe nur deren Ermangelung zu erkennen geben, und … bey der Reichs-Versammlung vorgeckommen, weiter referiren …“

IV. GESCHICHTE

206

425 MENCKEN, Anastasius Ludwig, preußischer Staatsmann; Großvater Bismarcks, 1752 – 1801. 5 e. Br. m. U. Potsdam und Berlin 10.I. bis 16.VI.1801. 15 S. 4o. Heft- und Montagespu-ren. (350.—)

Als schwerkranker Mann an einen Pfarrer und Leiter eines Erziehungsinstituts, dem er seinen Sohn Samuel Karl Ludwig, Schüler des Grauen Klosters, anvertrauen möchte, damit der Adressat „gewißer-maßen Vaterstelle“ bei ihm vertreten möge.Potsdam 10.I.1801. „… Mein Sohn ist 13 Jahr alt, von gesunder Constitution, unverzärtelt, von guten moralischen Anlagen, und durch sanfte Festigkeit sehr leicht in Zucht und Gehorsam zu erhalten. Dage-gen fehlt es ihm bey nicht vorzüglichen aber auch nicht ganz schlechten Geistesgaben an hinlänglicher Aufmerksamkeit, eigenen Fleiß, Anstrengung der Seelenkräfte, und eigener Triebe sich in irgend einem Punkte der Volkommenheit zu nähern …“Berlin 26.I.1801. „… Den großen und reichen Herren kann und will ich nicht machen, aber noch weniger wollte ich hinter der Gräntze zurückbleiben, welche bürgerliche Wohlhabenheit und dankbare Würdi-gung eines im Grunde nicht bezahlbaren Geschäftes verbunden … bezeichnen können. H. D e l b r ü c k den ich dieserhalb um Rath gefragt habe, hält ein Honorarium von ohngefähr 12 Fr[iedrichs] d’or den Umständen angemeßen …“ – Friedrich Delbrück, Theologe und Erzieher des Kronprinzen, hatte das Institut empfohlen.Potsdam 11.IV.1801. „Da ist er denn nun mein Sohn, den ich Ihrer väterlichen Vorsorge unbedingt übergebe … und bitte nochmahls ihn … ganz so zu behandeln, wie Sie Ihren eigenen Sohn behandeln würden … Vorzüglich hat er zwey gute Eigenschaften … Wahrheitsliebe und Schamhaftigkeit …“Mencken starb im August des Jahres.Noch von Friedrich dem Großen zum Kabinettssekretär ernannt, diente Mencken den Königen Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. als Kabinettsrat in der Zivilverwaltung. Nach Steins Urteil galt er als ein „liberal denkender, gebildeter, feinfühlender, wohlwollender Mann von den edelsten Gesinnungen und Absichten“ (ADB).

426* MIRABEAU, Honoré Gabriel de Riqueti, Comte de, französischer Staatsmann und Redner, 1749 – 1791. Br. m. U. Paris 14.I.1791. 1⁄2 S. 4o. Leicht fleckig. Ränder ausgebessert. (300.—)

An Herrn Selligneau in Paris, der sich im Zuge der Verstaatlichung der Kirchengüter nach der Revolution um Assignaten bemüht hatte.„je suis très faché, Monsieur, que les délais de votre remboursement ne vous aient pas permis d’acheter des biens Nationaux. D’autres occasions pourront se présenter; et vous aurés facilement des petits assig-nats en échange de ceux de mille livres …“

427 MÖLLENDORFF, Wichard von, preußischer Generalfeldmarschall; Gouverneur von Berlin, 1724 – 1816. E. Br. m. U. Posen 11.V.1793. 2⁄3 S. kl.-4o. (250.—)

Wohl an den Minister von Schlabrendorf „wegen die Standes Erhöhungen von Dantzig“.„… Zu viel ist dem Staate schädlich, vermindert den Wehrt, und wenn ein Mann wegen ausgezeichneten meriten dieses verdient, so will er es nicht, um nicht in das Foule mit begriffen zu seyn. Ich habe eben aus der Ursach anno 86 den Graffen Standt verbethen weil ich nicht in solche großen Geselschafft gehn wolte …“1793 befehligte Möllendorff die nach Polen entsandte preußische Armee. Im Rahmen der Zweiten Polni-schen Teilung kam es zu Standeserhöhungen in den neu erworbenen Gebieten.

IV. GESCHICHTE

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428 — Br. m. U. Berlin 29.IX.1800. 1 S. 4o. Unterstreichungen in Rotstift. (200.—)

An König Friedrich Wilhelm III., dem er „die gewöhnliche Monathliche Liste … der Berlinischen Infan-terie Regimenter, deren 3ten Battallions und Invaliden Compagnien“ übersendet.„… Bey dem mir gnädigst anvertrautem Regiment bittet der Capit: von Bock um 6 Wochen Urlaub nach Schlesien imgleichen der Lieut von Schwerin auf 6 Wochen eben dahin der Lieut von Sander auf 6 Wochen nach Lübeck wo sein Vater gestorben, und der von Roeder auf 6 Wochen nach Dessau …“Aus der Sammlung Künzel.

Nr. 430

429 MOLTKE, Helmuth Graf von, preußischer Feldmarschall, 1800 – 1891. E. Br. m. U. „Dein treu ergebener Vetter Helmuth“. Berlin 8.VIII.1866. 3 S. gr.-8o. Minimal gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (600.—)

Inhaltsreicher Brief an seinen Vetter Eduard Ballhorn, vier Tage nach der Rückkehr aus dem D e u t -s c h e n K r i e g . – Am 3. Juli hatten die Preußen in der Schlacht von Königgrätz den Sieg über die Österreicher errungen.„… Gottes Gnade ist sichtbar mit uns gewesen, u. wir können uns alle Glück wünschen, zum Erfolg, denn wahrlich es handelte sich um die Existenz. Jetzt haben wir Front zu machen gegen die Neider die uns nicht gönnen werden was wir erreicht. Aber das Schwerste ist glaub ich gethan … Wie viele Fami-lien sind in Trauer versetzt! Henry“ (H. Burt, Moltkes Neffe und langjähriger Adjutant) „ist glücklich durchgekommen obwohl die B r i g a d e Wr a n g e l fast immer vorgeschoben gewesen ist. Ein Schwester Sohn meiner Frau, Ludwig Brockdorff … ist wegen guten Verhaltens in 3 Gefechten zum Offizier vorge-schlagen. Ein Sohn meines Bruders Adolph ist im 8 Dragoner Reg[imen]t eingetreten, kam aber leider mit dem ersten Ersatz schon zu spät … Ein so schnell beendeter Feldzug ist unerhört, gerade nach 5 Wochen, sind wir n[ach] Berlin zurückgekehrt. Der Berliner ist wie umgewandelt; der König aufs Beste empfangen. Die Thronrede hat einen guten Eindruck gemacht, u. ich hoffe daß wir auch im Innern zur Verständigung gelangen werden …“

IV. GESCHICHTE

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430 — E. Br. m. U. „Helmuth“. Ve r s a i l l e s 26.X.1870. 31⁄2 S. gr.-8o. Minimal gebräunt. (600.—)

Während des Deutsch-Französischen Krieges aus dem Hauptquartier in Versailles an den Vorigen über den Fortschritt der Belagerung von Paris.„… Dem unvertilgbaren Hochmuth der Franzosen wird es unmöglich anzuerkennen, daß sie besiegt zu Boden liegen. Sie setzen den hoffnungslosen Kampf fort, der dabei einen immer mehr erbitterten Charac-ter annimmt. Bei dem letzten Gefecht hat in Chateaudun jedes einzelne Haus erstürmt werden müssen, die ganze Stadt ist in Flammen aufgegangen …… Hoffen wir daß die schwerste Blutarbeit gethan ist … Denn wieviel Trauer ist schon in den Familien verbreitet! Die Söhne von Wilke u. Scheller sind mit dem letzten Ersatz Nachschub glücklich zur Armee gekommen u. werden nun doch auch Theil haben an dem großen Geschehen des Vaterlandes. Augen-blicklich sind hier die Vertreter der süddeutschen Fürsten versammelt u. man wird sehn ob die große Zeit vermag die kleinen Interessen zu überwiegen …“ – Am 26. Januar 1871 wurde der Vorfrieden von Versailles geschlossen.Siehe die Abbildung auf Seite 207.

431 — E. Br. m. U. „GrMoltke / Feldmarschall“. Berlin 27.IX.1875. 2⁄3 S. gr.-4o. Leicht ge-bräunt. Kleiner Faltenriss. (250.—)

„Hochgeehrter Herr Major,ein Neffe von mir, Ludwig von Moltke, wird sich bei Ihnen, zum Eintritt als einjähriger Freiwilliger, melden, um zugleich die landwirthschaftliche Academie in Halle zu besuchen. Ob er überhaupt als kör-perlich diensttauglich erkannt werden wird ist freilich zweifelhaft, da er vermöge seines ungewöhnlichen Wachsthums mit mancherlei körperlichen Fehlern behaftet ist …“

432 — Br. m. U. Berlin 1.III.1889. 1 S. gr.-8o. Schwacher Lichtrand. (300.—)

An den Geiger Joseph J o a c h i m („Geehrter Herr Professor“).„… Da es mir leider nicht möglich sein wird heute Abend der Feier Ihrer fünfzigjährigen künstlerischen Wirksamkeit in der Hochschule beizuwohnen, bitte ich Sie auf diesem Wege meine herzlichsten Glück-wünsche zu Ihrem Ehrentage entgegen nehmen zu wollen …“ – Der Brieftext ist von seinem gleichnami-gen Neffen und Adjutanten, dem späteren Chef des Großen Generalstabs, geschrieben.Beiliegend ein e. Br. m. U. des preußischen Feldmarschalls und Kriegsministers Graf v. R o o n (1868) sowie eine signierte Portraitphotographie des Feldmarschalls Paul von H i n d e n b u r g (in Uniform; dazu ein Telegramm, 1925).

433 MONTGOMERY, Bernard Law, Viscount M. of Alamein, britischer Feldmarschall, 1887 – 1976. E. Br. m. U. „Monty“. Isington Mill 15.VI.1950. 1 S. 8o. Bläuliches Papier. Mit gedrucktem Briefkopf. Nadelspuren. (300.—)

An einen befreundeten Herrn bei Übersendung eines „layout of my medals as now worn.Nine rows of 4 / One row of 1 / Total 37. The Garter is not worn with ribbons on the tunic … If it was, it would make 38 …“Beiliegend eine Portraitphotographie des Feldmarschalls Sir Harold Alexander, 1. Earl Alexander of Tunis; Brustbild in Uniform, signiert und datiert „Alexander of Tunis / North Africa 1943“. Ferner bei-liegend ein e. Br. m. U. des Feldmarschalls Sir Claude Auchinleck, London 1970.

(H. v. Moltke)

IV. GESCHICHTE

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„il faut toujours l’ordonner trois fois la même chose“

434 NAPOLEON I., Kaiser der Franzosen, 1769 – 1821. Br. m. U. Nizza 18. Floréal an 2 (7.V.1794). 1⁄2 S. folio. Schwach gebräunt. Oberer und unterer Rand etwas feuchtfleckig. Falz-rest am linken Rand. Mit kleinem Sammlungsstempel. (2.000.—)

„Le General d’Artillerie de l’armée d’Italie au Citoyen Bertier. Je suis Etonné que tu mettes tant de retard dans l’Execution des ordres il faut toujours l’ordonner trois fois la même chose.Fait passer au Gare de Siege sur le champ les cinq canoniers comme je l’ai ordonné. / B u o n a p a r t e “Im Dezember des Vorjahres war Napoleon mit erst 24 Jahren zum General befördert worden und hatte das Kommando über die Artillerie der Italienarmee erhalten, die in Nizza zusammengestellt wurde.S e l t e n so früh.

Bonaparte in Ägypten

435 — Schriftstück m. U. „Bonaparte“. K a i r o 30. Fructidor an 6 (16.IX.1798). 11⁄4 S. folio. Unregelmäßig leicht gebräunt. Verso Sammlungsstempel am Fuß. (1.600.—)

Die Beschlagnahme der „Immeubles des mamelucks“ (Regest) in Ägypten betreffend.„Bonaparte Général en chef ordonne / Art. 1er / L’administration du droit d’enregistrements est chargée de la régie & administration de tous les Biens immeubles appartenans a la république française en égypte.Art. 2 / En conséquence elle pourvoira a l’entretien des maisons, oquelles, magazins, Moulins, Bains et a leur location. elle fera régir, ou affermera, Selon qu’il sera plus avantageux, toutes les terres & jardins …“ – In den weiteren Artikeln werden die Schätzung der Besitzungen und das Vorgehen bei Besitzungen von Verstorbenen bzw. deren Erben geregelt.Ende Juni war Napoleon bei Alexandria gelandet; am 21. hatte er die Mamluken vor Kairo vernichtend geschlagen.

IV. GESCHICHTE

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436 — Eigenh. Namenszug „Bonaparte“, Paris 3. Nivôse an 12 (25.XII.1803), auf einem an ihn gerichteten Gesuch eines ehemaligen Soldaten der „Armés d’Italie et D’Egypte“. 1 S. folio. Kleine Fehlstelle am linken Rand durch unregelmäßige Abtrennung des Respektblattes. Nadelspuren. (1.200.—)

Aus dem Gesuch des Soldaten Juneau an den Ersten Konsul: „… Ma santé affoiblie par mes Campagnes et essentiellement par celles d’Egypte, ne me permet plus de suivre les armées actives, mais je puis encore être utile à mon pays dans L’intérieur. / Daignés donc, Citoyen Premier Consul, Jettes un regard de bonté sur un pere de famille chargé d’une femme et trois enfants sans fortune …“Napoleon ordnet an, das Gesuch an den Kriegsminister weiterzuleiten.

437 — Br. m. U. „Napole“. Paris 8.II.1806. 1⁄3 S. 4o. Leicht gebräunt, in den Falten etwas stärker (gebrochen, fachmännisch ausgebessert). (1.200.—)

Wohl an einen Diplomaten wegen dessen Bericht über den preußischen Außenminister und Vertrauten König Friedrich Wilhelms III., Christian von H a u g w i t z , der sich wegen Vertragsverhandlungen in Paris aufhielt.„Monsieur Dubois, je suis bien surpris que vous me fassiez des repports aussi ridicule sur Mr. d’Haugwiz, que de le faire diner chez un restaurateur et de le faire aller au théatre de la Montausier. Il faudrait avoir soin de ne pas mettre des choses si absurde dans vos rapports …“Haugwitz, der Ende 1805 nach der Niederlage von Austerlitz den für Preußen ungünstigen Vertrag von Schönbrunn ausgehandelt hatte, versuchte in persönlichen Verhandlungen dessen Inhalte abzumildern. Der am 15. Februar geschlossene Vertrag von Paris sollte tatsächlich noch ungünstigere Bedingungen für Preußen enthalten.

438 — Br. m. U. „Nap“. B e r l i n 16.XI.1806. 1⁄2 S. 4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Heftspuren. (1.200.—)

An seinen Finanzminister Nicolas François Mollien mit einer Geldanweisung. – Napoleon war am 27. Oktober siegreich in Berlin eingezogen.„… envoyez encore cinqcent mille Francs or de ma réserve de Turin au Roi de Naples. Faites moi con-naître quelle était la force de ce trésor, ce qui en a été tiré et ce qui reste …“ Joseph Bonaparte, sein ältester Bruder, hatte im März das Königreich Neapel erhalten.Beiliegend eine handschriftliche Zeitung („Nouvelles à la Main“) aus der Zeit des Exils von König Ludwig XVIII. in Kurland (Mitau 29.III.1798). Von Napoleon ins Exil getrieben, kehrte Ludwig XVIII. endgültig erst 1815 nach Frankreich zurück.

439 — Br. m. U. „Nap“. Bayonne 17.VII.1808. 12⁄3 S. 4o. (1.200.—)

An seinen Stiefsohn Eugène de B e a u h a r n a i s , der ihm sein „projet de l’organisation de l’armée d’Italie“ übersandt hatte.„… il ne faut faire aucun mouvement de cavalerie, ne pas faire marcher d’escadrons des depôts et ne rien déranger qu’au d[erni]er moment. Accelerez l’instruction des dépôts, & faites en sorte qu’ils soient les plus forts possible …“Der Kaiser kritisiert, dass einigen Regimentern zu wenig Pferde zugewiesen seien und gibt diesbezüglich präzise Anweisungen. „… présentez moi ce travail pour l’armée d’Italie, et proposez moi les chefs de bataillon les plus en état de faire un bon service …“

(Napoleon I.)

IV. GESCHICHTE

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440 — Br. m. U. „Np“ und einzeiliger e. Nachschrift. Paris 31.III.1809. 1 S. 4o. Mit dreisei-tigem Goldschnitt. (1.600.—)

An Kriegsminister C l a r k e , der ihm einen beunruhigenden Bericht über die „17 Regimens de Cavalerie légère, qui sont eu en Allemagne“ zugesandt hatte. – Napoleon gibt detaillierte Anweisungen, die jeweilige Regimentsgröße wieder herzustellen.„… independamment des 100 h[omm]es que le 5.e de chasseurs a incorcorporés dans le 1.er Régiment, il en incorporera 100 autres, ce qui portera le 1.er Regiment à 989. h.es – indépendamment des 50 h.es que le 21.e doit incorporer dans le 20.e, il en incorporera 150. autres dans le même régiment, ce qui portera le 20.e regiment à 980 …Ainsi, les quatre Regimens de hussards seront audelà du complet: mais je vois avec peine qu’à l’Exception de quatre Regimens de chasseurs, tous les autres auront besoin de 100. h.es pour etre complettés. Donnez ordre à tous les Dépôts des Regimens de chasseurs et de hussards qui ont leurs Escadrons de guerre en Espagne ou en France, de diriger sur Strasbourg tous leurs hommes disponibles. je remets à ne m’occuper de la formation des Escadrons d’ordonnance qu’après que mes 17. Regimens de cavalerie légère seront complettés à 1000. h.es … il m’importe beaucoup que mes Regimens de cavalerie légère, en Allemagne, aient leurs 4 Escadrons et soient portés à 1000 h.es …“Am 9. April erfolgte die Kriegserklärung Österreichs.

IV. GESCHICHTE

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441 — Zweizeiliger e. Randvermerk m. U. „Np“ auf einem an ihn gerichteten Schreiben eines Beamten im Kriegsministerium („Note pour sa Majesté“), Paris 3.XI.1809, 2⁄3 S. folio. Kleine Nadellöcher in der unteren Blatthälfte. (1.600.—)

Bitte um Entscheidung über die in einem Bericht des Kriegsministeriums vom 27. Oktober enthaltenen Vorschläge zur Verpflegung von B a r c e l o n a . „… le Sr. Boyer Tonfrède, instruit que la Marine a mis en réquisition tous les bâtimens … demande instamment une décision sur la proposition qu’il a faite …“Die Antwort des Kaiser lautet: „la marine faisant tous les efforts / la concurrence nuiroit / ajourné“.

442 — E. Vermerk m. U. „Np“ auf einem an ihn gerichteten Schreiben des Marschalls B e r t h i e r, Paris 29.V.1811, 1 S. folio. Der Vermerk ist am selben Tag in Cherbourg geschrie-ben. Kleiner Ausriss rechts oben. Recto am Fuß Sammlungsstempel der „Bibliotheca Lindesi-ana“ mit Inventarnummer. Verso Montagereste. (1.200.—)

„Rapport A. S. M. l’Empereur et Roi.“ – Gesuch um einen dreimonatigen Urlaub für den General Joseph Christophe Couin, „pour prendre les boues de St. Amand“. Napoleon vermerkt: „accorde un conge de 4 mois“.Ferner wegen des Generals Mathieu Labassée: „… il mande de Vittoria que la fatigue de la route l’a forcé de s’arrêter quelques jours dans cette place et … qu’il lui soit adressé des ordres sur sa destination …“

443 — Br. m. U. „Np“. Wi t e b s k 1.VIII.1812. 1⁄3 S. 4o. Etwas gebräunt. Schwach fleckig. (1.200.—)

Während des Russland-Feldzugs an seinen Stiefsohn Eugène de B e a u h a r n a i s , Vizekönig von Italien, wegen der Marschtauglichkeit eines Rekruten-Regiments der italienischen Garde.„Mon fils, J’ai passé la Revue du Régiment de Conscrits qui m’a paru beau & assez agé pour continuer de marcher avec la Division en conséquence, je le fais partir pour rejoindre la Garde Italienne …“Auf dem Vormarsch gegen die ständig ausweichenden Russen legte die Große Armee, durch Hunger und Hitze bereits geschwächt, bei Witebsk eine Ruhepause ein.

444 — Br. m. U. „Np“. Paris 4.II.1813. 1⁄2 S. 4o. Leichte Randläsur. (1.200.—)

Ebenfalls an Eugène de B e a u h a r n a i s , seit Januar Oberbefehlshaber der französischen Armee in Deutschland.„… ecrivez au Général Morand Commandant dans la Poméranie Suédoise qu’il ait à mettre en règle les ouvrages qui défendent l’île de Rügen et la Poméranie. Faites lui connoitre qu’un Corps de 15 ou 20 mille hommes arrivera au mois d’avril pour la défense du pays; qu’il est donc convenable que les appro-visionnemens soient faits; que tout soit en état; et qu’il n’attende pas le dernier moment pour armer ses ouvrages …“Das seit dem 17. Jhdt. zu Schwedisch-Pommern gehörige Rügen stand seit 1807 unter französischer Besatzung. – Geschrieben zu Beginn des Frühjahrsfeldzug 1813, in dessen Verlauf Rügen wieder an Schweden fiel.

(Napoleon I.)

IV. GESCHICHTE

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445 — Urkunde (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) m. U. „Napoleon“. „Notre Quar-tier Genéral de Neumarckt“ 2.VI.1813. 1 S. imp.-folio. Prägesiegel. Linker Rand unregelmäßig mit Textberührung beschnitten. Minimale Faltenläsuren. (1.600.—)

„ L i c e n c e s p é c i a l e “ Nr. 128 für ein Schiff mit Ladung von Bordeaux „A naviger à destination de l’Angleterre“. – Aus der letzten Zeit der Kontinentalsperre.„… Nous entendons: 1o. Que le chargement du dit navire sera composé, à sa sortie, en étoffes de soie, des fabriques françaises, pour le quart, au moins, de sa valeurs, & pour le surplus, en vins & eaux de vie du Paÿs. / 2o. Que le dit navire pourra introduire, à son retour, des cuirs secs en poil, huiles de poisson, potasses, fanons de baleines, cuivres bruts, saffranum de ‘Inde ou fleurs de Carthame, rocous & médicamens. / 3o. Que la valeur des marchandises exportées sera, au moins, égale à cette des articles introduits …“Mit Gegenzeichnung von Handelsminister Jean Baptiste Collin de Sussy, Marineminister Denis Decrès und Staatsminister Maret als Duc de Bassano.Nachdem sich die wirtschaftliche Lage Frankreichs durch die Kontinentalsperre gerade für die Tex-tilindustrie deutlich verschlechtert hatte, gestattete es Napoleon einigen Schiffen, Seide nach England aus- und Kolonialgüter von dort einzuführen. – In den Jahren 1811 – 1814 erhielt der Hafen Bordeaux insgesamt 145 Lizenzen.Napoleon selbst stellte in Neumarkt seine Truppen neu auf, nachdem nach den französischen Siegen in den Schlachten von Großgörschen (2. Mai) und Bautzen (20./21. Mai) die Kämpfe durch den Waffenstill-stand von Poischwitz ausgesetzt worden waren.

Aus den „Hundert Tagen“

446 — E. Vermerk m. U. „Np“ auf einem an ihn gerichteten Schreiben des Generals und Kriegsministers Louis-Nicolas D a v o u t , o. O. 28.III.1815, 1 S. gr.-folio. Mit Wasserzeichen (Napoleon im Profil mit der Umschrift: „Napoleon Empereur des Français et Roi d’Italie“). Leicht gebräunt. Kleine Randrisse. (1.600.—)

Napoleons Vermerk „Approuvé / par le 29 mars 1815 / Np“ auf einem „Rapport A Sa Majesté l’Empereur“ seines Kriegsministers mit zwei Vorschlägen zur Besoldung von Offizieren. „… 1o. Que doit-on faire des officiers qui sortent des corps francs? / Je propose à Votre Majesté de n’ad-mettre dans ses troupes, que ceux des officiers des corps francs, qui justifieront avoir occuppé des grades dans l’armée avant le 1er avril 1814, en sur lesquels il n’y aura que de bonnes notes dans les bureaux de la Guerre. 2o Les officiers qui ont reçu des nominations provisoires des Maréchaux ou des Généraux commandant en chef un corps d’armée, ou des Gouverneurs de places bloquées par l’Ennemi doivent-ils être placés à la Suite avec ces Grades ou dans ceux qu’ils avaient avant? / Je propose à Votre Majesté de Confirmer les Grades donnés par les Maréchaux ou Généraux en chef, en par les gouverneurs de Places bloquées par l’Ennemi, sur le champ de bataille, ou pour action d’Eclat, sauf aux officiers à fournir les nouvelles lettres de service originales, provisoires, qui leur auront été délivréer pour ces nominations …“ – Davout unterzeichnet als „P[rince] d’Eckmuhl“.

IV. GESCHICHTE

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447 — JOSEPH Bonaparte, König von Neapel, dann von Spanien, ältester Bruder Napole-ons I., 1768 – 1844. E. Br. m. U. „joseph“. St.-Jean-de-Luz 7.VII.1813. 1 S. 4o. Am Unterrand leicht gebräunt, kleiner Randriss (alt ausgebessert). Verso Montagereste und Sammlungsstem-pel am Kopf (leicht durchschlagend). (350.—)

An den Erzkanzler Cambacérès, Herzog von Parma, über die S c h l a c h t b e i Vi t o r i a am 21. Juni, die ihn sein Königtum kostete; nach der Niederlage gegen Wellington war Joseph nach Frankreich geflohen.„… nous avons en grande partie reparés nos pertes: vous scaves qu’elles ont été immenses mais heureuse[me]nt seulment en matériel d’artillerie, les hommes et les attelages aiant été sauvés: l’Ennemi a eu plus de tués et de blessés que nous …je recomande à votre obligeant interet … le Marqués d’Almenara“ (sein Innenminister) „et les nombreux et interessants Espagnols dont je le charge de plaider la cause à Paris, et si cela etait necessaire jusqu’au-pres de l ’ E m p e r e u r …“Beiliegend ein Exemplar des „Nouvelles Officielles“ vom 18.VI.1808 mit der Proklamation Josephs zum König von Spanien.

448 — JÉRÔME Bonaparte, König von Westfalen, jüngster Bruder Napoleons I., 1784 – 1860. Br. m. U. „Jérôme Napoleon“. K a s s e l 28.X.1812. 1 S. gr.-4o. Mit Wasserzeichen (Wap-pen mit der Umschrift „Charakter und Aufrichtigkeit“) und Goldschnitt. Winzige Heftspuren. (300.—)

An den Fürst-Erzkanzler Jean-Jacques Régis de C a m b a c é r è s , Herzog von Parma, der ihm über die vereitelte Verschwörung des Generals Claude François de Malet und dessen Verurteilung zum Tod berichtet hatte.„… Cette tentative de quelques factieux obscurs excite mon indignation sans m’inspirer de craintes. il y a une trop grande masse de Citoyens éclairés attachés au Gouvernement de l ’ E m p e r e u r et à Son Auguste Personne pour qu’on ait à redouter les manoeuvres – coupables de quelques intrigans Sti-pendiés …l’universalité des Français se sonlevera contre le Crime qu’on a voulu commêttre; – c’est à Moi Surtout, comme fier de ce titre et comme Frère de l’Empereur, à vous protester le premier que tout ce que Je puis, comme Individu & comme Souverain, est au Service de la France; mon attachement pour l’Empereur est sans bornes ainsi que mon déronement …“

Murat an Napoleon

449 — MURAT, Joachim, König von Neapel, Schwager Napoleons I., Marschall des Kaiser-reichs, 1767 – 1815. E. Br. m. U. Mailand, „Au quartier général“ 12. Nivôse an 11 (3.I.1803). 1 S. folio. Mit Holzschnittvignette und Briefkopf „Troupes Françaises stationées dans la Répu-blique Italienne et la Toscane“. Leicht fleckig. Kleine Randläsuren. Verso Sammlungsstempel am Fuß (leicht durchschlagend). (400.—)

Als „Général en chef“ an seinen Schwager, den Ersten Konsul Napoleon Bonaparte, mit Anträgen für Militärbeförderungen. „Au Général Bonaparte premier consul et president / jai l’honneur de vous adresser, Mon Général, l’etat des demandes qui me sont envoyées par un des Generaux de divisions italiens pour l’admission dans la legion d’honneur de quelques militaires de cette nation, quil croit y avoir quelques droits. ils me chargent d’etre leur interprete auprès de leur président“ (Napoleon war seit dem 25. Januar 1802 Präsident der italienischen Republik) „et de l’assurer de leur entier devouement …Salut et respect … J. Murat“

IV. GESCHICHTE

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450* — DÉSIRÉE, Königin von Schweden, Gemahlin von Jean Baptiste Jules Bernadotte, geb. Clary, Kaufmannstochter aus Marseille; Verlobte, dann Schwägerin Napoleons I., 1777 – 1860. Br. m. U. „D“. Drottningholm 25.X.1855. 11⁄4 S. 4o. Mit geprägtem Wappen am Kopf. (200.—)

Als Königin an einen General, der sich nach ihrem Befinden nach einem erlittenen Unfall erkundigt hatte.„… je suis extrèmement touchée du tendre intérèt que vous me témoignez au sujet du cruel accident dont j’ai été la victime … Vous connaissez par votre soeur la bonne Rosine comment est arrivé cet accident, ainsi je me bornerai à ajouter que, Grâces au ciel, je me remets de plus en plus de mes souffrances, qui sont aujourd’hui assez supportables et ne me troublent plus ni dans mon sommeil ni dans mon appétit …“

„recht gealtert und geistig geschwächt“

451 ÖSTERREICH. – FRANZ JOSEPH I., Kaiser, 1830 – 1916. E. Br. m. U. „Franz Jo-seph“. Ofen (Budapest) 12.V.1902. 51⁄3 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Kleine Faltenrisse. Mit e. adressiertem, gesiegeltem Umschlag. (1.600.—)

An seine „liebe gute“ Freundin, die Burg-schauspielerin K a t h a r i n a S c h r a t t , der er einen Besuch in der Gloriettegasse in Hiet-zing ankündigt, wenn sie von einer längeren Reise aus Lissabon zurückgekehrt sein wird. „… Hoffentlich sind Sie dann so lieb und gut, wie vor Ihrer Abreise von Wien und ich kann hoffen einige glückliche Augenblicke in Ihrer Nähe zuzubringen. Ich bedarf dersel-ben und einiger Erheiterung so sehr, denn ich bin besonders melancholisch und müde und Sie werden mich recht gealtert und geistig geschwächt finden. Ich habe das Gefühl nach und nach immer mehr zu vertrotteln.Ich denke viel über die Vergangenheit nach und viel an die traurige, hoffnungslose Zukunft und an den Tod. Letzteres ist nütz-lich, denn man kann sich auf den letzten Augenblick nicht genug vorbereiten.Sie werden gewiß sehr viel Interessantes von Ihrer weiten Reise zu erzählen haben. Recht schmerzlich war es, so unendlich lang fast nichts von Ihnen zu erfahren …Meine einzige Freude während Ihrer Abwe-senheit waren meine 7 Enkelkinder, welche mit Valérie“ (seine zweitälteste Tochter) „eini-ge Wochen in Schönbrunn zubrachten. Mit dem Alter wird man kindisch und so passe ich immer mehr zu Ihnen und in ihre Gesell-schaft, nemlich in jene der Kinder …“

IV. GESCHICHTE

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An ihren Gemahl, Franz Joseph I.: „Seiner Majestät / Dem Kaiser von Oesterreich / u. König von Ungarn / Wien“.Schloss Gödöllö war vorwiegend im Frühjahr und im Herbst einer der bevorzugten Aufenthaltsorte Elisa-beths. Es war ihr und ihrem Gemahl zwei Jahre zuvor durch den ungarischen Staat als Krönungsgeschenk übergeben worden.

453 — — — E. adressierter Briefumschlag. Poststempel (Einkreisstempel): Meran 7.V. 1871. Quer-kl.-8o. Mit Trauerrand und schwarzem Trauersiegel. (800.—)

Ebenfalls an Franz Joseph I.: „Seiner Majestät / Dem Kaiser u. König / Wien“.Elisabeth überwinterte mit ihren beiden Töchtern bis zum Juni des Jahres in Schloss Trauttmansdorff in Meran.

452 — — ELISABETH, Kaiserin, seine Gemahlin, geb. Herzogin in Bayern, 1837 – 1898 (ermordet). E. adressierter Briefumschlag. Poststempel (Einkreisstempel): Gödöllö 12.X.1869. Quer-kl.-8o. Mit schönem roten Lacksiegel (gebrochen). (800.—)

IV. GESCHICHTE

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454 PÄPSTE. – MARTIN V., vormals Odo Colonna, durch das Konstanzer Konzil berufen, 1368 – 1417 – 1431. Bulle. Rom („apud Sanctumpetrum“) 2. Kal. Martii (29.II.) 1424. 1 S. quer-folio. Pergament. Mit großer M-Initiale. Mit an Hanfschnur hängendem B l e i s i e g e l . Stellenweise leicht fleckig, kleine Wurmspuren. (1.600.—)

An den Abt des Klosters „sanctorum Naboris et Felicis“ in Bologna, den Prior des Kamaldulenserklosters Sancta Maria de Camaldulino bei Bologna betreffend. Da der Prior infolge der Kriegswirren große Teile seiner Einkünfte verloren habe – „fructus redditus et proventus dicti Prioratus propter guerrarum turbi-nes quae partes illas diutius afflixerant … diminuti erant“ –, spricht ihm der Papst die auf 50 Goldgulden geschätzten Einkünfte der Kirche Sancta Maria de Bethleem zu.Unter Martin V. war Rom im Jahr 1420 wieder zur päpstlichen Residenz geworden. Bologna wurde erst 1506, nach jahrhundertelangen Kämpfen um die Vormacht, dem Kirchenstaat einverleibt.

455* — INNOZENZ XI., vormals Benedetto Odescalchi, 1611 – 1676 – 1689. Schriftstück m. U. Rom 17.VII.1658 1⁄3 S. folio. Leicht fleckig. Einige Randläsuren (alt ausgebessert bzw. angerändert). (300.—)

Zahlungsanweisung: „Signore Ottaviano Acciaioli le piacerà di pagar a D. Gio: Battista Silva li frutti delli luoghi ducento lumiere a noi attineti …“

IV. GESCHICHTE

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456* — BENEDIKT XIV., vormals Prospero Lambertini, 1675 – 1740 – 1758. E. Br. m. U. Rom 27.II.1712. 1 S. gr.-8o. An den Rändern leicht gebräunt. (400.—)

„Ricevei le giustificazioni, e ne diedi avviso à V. S. sù la lettera del Cardinale Legato presentata da me assieme colle predette guistificazione al Cardinale Paolucci …“

457 — PIUS VI., Papst, vormals Gian Angelo Braschi; erlebte die Aufhebung des Kirchen-staates (1798) und starb in französischer Gefangenschaft, 1717 – 1775 – 1799. Breve. Rom, „apud S. Petrum“ 12.III.1791. 1 S. quer-schmal-folio. Auf feinem Pergament. Schwach fleckig. Mit dem (meist fehlenden) pergamentgedeckten Abdruck des Fischerring-Siegels. (400.—)

Verkündung eines allgemeinen Ablasses für alle Gläubigen, die zum Fest Mariä Heimsuchung die erste Vesper in der P f a r r k i r c h e z u B ü h l in der Diözese Bamberg besuchen („Ecclesiam Parochialem Loci Bühl Bambergensis Dioecesis, die festo Beatae Mariae Visitationis Praesentae, ac in alio Anni … devote visitaverint“).Unterschrieben von seinem Neffen Kardinal Romoaldo Onesti-Braschi; auf der Rückseite ein Vermerk m. U. des Generalvikars von Würzburg „IHE: Würzburg Vic: Glis mppia“, datiert Bamberg 4.IV.1791.

Die Diözesen Bamberg und Würzburg standen unter gemeinsamer Regierung; 1779 – 1795 war Franz Ludwig Freiherr von Erthal (1730 – 1795) Fürstbischof von Würzburg und Bamberg. – Pius VI. hatte entgegen den Bestimmungen Papst Innozenz’ XII. den Nepotismus wieder aufleben lassen und seinen Neffen Romoaldo Onesti-Braschi zum Kardinalsekretär ernannt.Beiliegend sein gestochenes Portrait.

458* — PIUS VIII., vormals Francesco Saverio Castiglioni, 1761 – 1829 – 1830. E. Br. m. U. Anagni 31.I.1790. 1 S. folio. Leicht fleckig. Schwacher Tintenabklatsch und kleines Löchlein (Wurmfraß) im unbeschriebenen oberen Drittel. (350.—)

„Non resisto più alla Divina volontà, che mi si manifesta con argomenti i meno equivoci per venirla a servire, e impiegare la mia debolezza in bene di cotesta poizione d’ell ovile di Cristo affidata a V. S. Il[lustrissi]ma …“

459* — PIUS IX., vormals Giovanni Maria Graf Mastai-Ferretti, 1792 – 1846 – 1878. Br. m. U. „Pius PP. IX.“ Rom 9.IV.1862. 11⁄2 S. folio. Mit Siegel (leicht verdrückt) und Adresse. Minimale Randläsuren. (250.—)

Der Papst dankt dem Danteforscher Karl Witte für dessen kritische Ausgabe des Originaltextes der „Divi-na Commedia“ (Berlin 1862, die erste dieser Art).Das sehr persönlich gehaltene, mit Dante-Zitaten Schreiben nimmt direkten Bezug auf die politischen Zeitereignisse, den Machtverlust des Kirchenstaates.„Illud etiam Nobis accidit perjucundum, quod iis, quibus vexati sumus, calamitatibus non modice com-movearis, et solamen aliquod animo Nostro comparare volueris. Ne putes tamen, alio conversos oculos Illius, qui omnium est Moderator et Arbiter, etiamsi magna tempestate jactari videas Ecclesiam, ‘e nel Vicario suo Cristo esser catto.’ …“

IV. GESCHICHTE

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460 POLEN. – AUGUST II., „der Starke“, König, als Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen, 1670 – 1733. Br. m. U. M a r i e n b u r g 15.VII.1710. 22⁄3 S. folio. Schwach gebräunt. Nadellöcher in der Bugfalte. (800.—)

Während des Großen Nordischen Kriegs an den russischen Feldmarschall Graf Boris Scheremetew, der ihm von der Eroberung von Wiborg und der Belagerung der damals zweitgrößten schwedischen Stadt Riga berichtet hatte. Zum Zeitpunkt dieses Antwortbriefes hatten die Truppen Peters des Großen unter Scheremetew Riga bereits erobert.„… Von einen starcken transport aus Schweden nach den Lieffländischen Küsten haben Wir auch allhier gehört, und sind auf mesures bedacht gewesen, wie wir solches erfolgenden falls … möchten secundiren können, wann wir anders allhier nicht selbsten soviel zu thun bekommen, daß Uns die Hände dadurch gebunden werden, es beginnet aber anitzo wiederum stille davon zu werden, seithdem die Dähnen stärker als die Schweden in See gegangen …“ – Es folgen Vorschläge, wie einem „wieder vermuthen“ stattfinden-den schwedischen Truppentransport begegnet werden könne.„… Von den Türckischen Gräntzen gegen Ungarn und der Wallachey wird ebenfalls von dem obhande-nen Auffbruch des Königs von Schweden aus Bender mit einen großen Corps von Türcken, Tartaren, Cosaquen und andern zusammen gezogenen troupen geschrieben …“ – Nach seiner verheerenden Nie-derlage in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 war der schwedische König Karl XII. auf das Gebiet des Osmanischen Reichs geflohen; er versuchte, von dort aus nach Russland einzudringen.

461 PREUSSEN. – FRIEDRICH I., der erste König, 1657 – 1713. E. Br. m. U. Berlin 27.II. 1705. 1 S. gr.-4o. Mit Trauerrand, schönem Siegel und Adresse. Linker Rand etwas staub-fleckig. Adressblatt mit kleiner Reparatur an der Siegelstelle. (1.600.—)

An seine Schwester Elisabeth, Mark-gräfin von Bayreuth, die ihm zum Tod seiner Gemahlin Sophie Charlotte – Leibniz’ gelehrter Freundin – kondo-liert hatte. „Ew. Ld. sage führ daß condolents schreiben so ich durch Dero ober-hofmeister den von Moltke erhalten freundt Brüderlichen dank und kan leicht erachten daß Sie … mit Mir ein hertzliche compassion haben in dehm wol weiß wie hertzlich Ihro Sehl[ige] May[estät] Deroselben in Dero leben geliebet …“ Eigenhändig s e h r s e l t e n .

IV. GESCHICHTE

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462 — FRIEDRICH WILHELM I., König, der „Soldatenkönig“, 1688 – 1740. Br. m. U. Berlin 21.III.1714. 1 S. folio. Mit schönem Trauersiegel. Etwas fleckig. Randläsuren (fachmän-nisch ausgebessert). In Kartonmappe montiert. (300.—)

An den Rat Leyser, Justiziar des Klosters Berge, dem er befiehlt, „die zwey Unterthanen aus Pechau, nahmens Eberhardt Steinbergen undt Peter Giesen, Welche wegen Straßenraubes, zur 5 Jährige Ves-tungs-arbeith condemniret worden“, an den Generalmajor v. Stille auszuliefern, falls dieser sie „zu Krieg Diensten Tüchtig befinden wirdt …“Gegengezeichnet von Friedrich Wilhelm von G r u m b k o w, Mitglied im Tabakskollegium des Königs und einer seiner wichtigsten Mitarbeiter.

463 — — Urkunde m. U. Berlin 23.I.1723. 61⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über schwarz-weißer Heftschnur. Leicht stockfleckig. (300.—)

Bestallung für den späteren Geheimen Staatsminister Samuel von M a r s c h a l l „alß Geheimer- Finantz- Kriegs undt Domainen Raht bey des General-Ober Finantz- Krieges- undt Domainen Directorii Viertem Departements“. – In der Mitte eingeheftet ein dreiseitiges „Formular des Eydes, welchen die Geheime Finantz, Krieges- und Domainen Räthe in solcher Qualität abgeleget haben“.Mit Gegenzeichnung des Staatsministers Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654 – 1728).

464 — — Br. m. U. „FrWilhelm“. Schloss C o s s e n b l a t t 24.XI.1736. 1⁄2 S. 4o. Leicht ge-bräunt. Schwach fleckig. In der Faltung gebrochen (alt ausgebessert). (200.—)

An den Regiments- und Hofprediger Johann Friedrich Oesfeld, der um Patenschaft für seinen erstgebo-renen Sohn Friedrich Wilhelm gebeten hatte.„… Ich nehme solches sehr gerne an, und kan der Obristlieutenant v. Weyher meine Stelle vertreten. Ich gratulire Euch dabey aufrichtig und wünsche Euch Gottes Segen zur guten Erziehung dieses Kindes …“

465 — FRIEDRICH II., der Große, König, 1712 – 1786. Br. m. U. „Friderich“. Berlin 28.II. 1737. 2⁄3 S. 4o. (350.—)

Als Kronprinz an den Oberstleutnant v. Krosigk „vom Leib-Regiment“ wegen eines Deserteurs.„… Ich melde auf Sein Schreiben …, daß Er versuchen kan, ob es möglich ist, den Deserteur Stapelfeldt für Sich zu bekommen und werde ich mir solches gefallen laßen. Solte Er aber darinnen nicht reussiren können, so ersuche ich Ihn, sich Mühe zu geben, ob Er ihn nicht für mich engagiren kan …“

466 — — Schriftstück m. U. „Fridch“. Charlottenburg 3.X.1740. 1 S. folio. Rand- und Faltenschäden teilweise alt ausgebessert. Leicht gebräunt, schwach fleckig. (250.—)

„Dem Hoff- und Feld-Prediger Oesfeld wird hierdurch bekant gemachet, daß Er vom 1. Octob an das Feld-Prediger tractament von denen 3. Regimentern, Printz Ferdinand, Munchow, und Cammas haben, Ihm auch jemand aus den dortigen Weysen Hauße bey seinen Amts-Verrichtungen assistiren soll“ (Regest). Aus dem Jahr seines Regierungsantritts.Beiliegend ein Brief der Märkischen Kriegs- und Domänenkammer an den Rat (Karl Gottlob) von Nüßler (Berlin 1758).

IV. GESCHICHTE

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„Nos affaires Vont tres bien ici“

467 — — E. Br. m. U. „Federic“. Ottmachau (Schlesien) 21.I.1741. 3⁄4 S. 4o. Schwach ge-bräunt. Mit winziger (die Unterschrift touchierender) Papierläsur. (8.000.—)

Zu Beginn des Ersten Schlesischen Krieges a n s e i n e G e m a h l i n Königin Elisabeth Christine, zunächst über deren Brief an ihren Bruder Herzog Anton Ulrich von Braunschweig („Ducantoine“), den Vater des Zaren Iwan VI., über den Friedrich versuchte, die Österreich zugeneigte russische Politik zugunsten Preußens zu verändern.„Madame. Vous me faites grand plaisir de me marquér la fason dont vous avéz ecrit au Ducantoine, je Comance efectivement à me resentir de son amitié et je ne doute point que les Choses n’aillent le mieux du Monde si Vous Vouléz bien Vous donnér La penne de Cultivér Les bonnes Dispositions ...“Im Folgenden über den Abschluß seines Winterfeldzugs; am 3. Januar hatte er Breslau besetzt. „Nos affaires Vont tres bien ici, j’ai finy la Campagne et apresent-il ne sagit que des quartiers d’hivér, je serai le 5 ou le 6 fevryér à berlin ou j’aurai Le plaisir de Vous ambrassér ...“

IV. GESCHICHTE

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468* — — 2 Br. m. U. Potsdam 28.IX.1743 und Pyrmont 25.V.1744. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Feuchtigkeitsschäden am rechten Rand (mit Buchstabenverlust). Heftspuren am linken Rand. (800.—)

An „Etats Minister“ Ludwig Wilhelm Graf von Münchow, der „wegen des erkaufs der ungrischen Weine“ um Anweisungen gebeten hatte.1743. „… So gebe ich Euch darauf zu antworten, wie Ihr den deshalb abzusendenden Kaufmann instrui-ren sollet, unter der in Ungern zu erkauffenden Parthie Weine 30 bis 40 Anthel recht guten Tokayer mit zukauffen, wiewohl der Preyß davon recht so hoch gehen kann, als solcher an Euch gemeldet werden wollen …“1744. Wegen des Weins melde er sich nach seiner Rückkehr. „… Daß übrigens denen Artillerie Officiers, das nothige Holz, zu denen affuetés bereits angewiesen worden, solches ist Mir sehr lieb …“

469 — — Eigenh. Randvermerk m. U. „Federic“ auf einem an ihn gerichteten Brief des Bankiers Johann Anton Calzabighi, Berlin 26.XI.1765, 1 S. folio. Französisch. (600.—)

Calzabighi teilt dem König mit, dass er befehlsgemäß die Zinsen der Ta b a k - A k t i e n an den Hofstaats-rentmeister Johann August Buchholtz überwiesen habe.Der König vermerkt: „je Vous suis obligé / Federic“.Der aus Livorno stammende Bankier Calzabighi, ein nach H. Petersdorff („Fridericus Rex“, 1925) „höchst zweifelhaftes Individuum“, war Berater des Königs in Wirtschafts- und Finanzfragen. Er hatte maßgeblichen Anteil an der im Sommer 1765 erfolgten, vielumstrittenen Gründung der „Giro-, Diskont- und Leihbank“ in Berlin, welche zur Behebung der nach dem Siebenjährigen Krieg eingetretenen allge-meinen Wirtschaftskrise beitragen sollte.

470 — — Urkunde m. U. „Frdch“. Berlin 25.XII.1766. 21⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über Rest der schwarz-silbernen Heftschnur. Etwas fleckig. (350.—)

Patent für den Stabs-Hauptmann Georg Wilhelm von Lindenfels als Befehlshaber „der beym Thadden-schen Regiment zu Fuß vacant gewordenen Damitzschen Grenadier Compagnie“.

471* — — Br. m. U. „Federic“. Potsdam 27.IV.1773. 1⁄4 S. 4o. Minimal fleckig. (400.—)

An Staatsminister Julius August Freiherr von der Horst (1723 – 1791).„Vos nouvelles de France continuent, d’être interessantes; & Je suis bien aise, de vous faire connoitre de nouveau, que Je vous sais beaucoup de gré, du soin, que vous prenés, de les porter à Ma connoissance. Celles, que vous venés, de mettre sous mes yeux, & qui vous sont parvenues, par le dernier ordinaire, ont surtout merité Mon attention …“

(Friedrich II.)

IV. GESCHICHTE

223

472 — — SANSSOUCI. – SALZMANN, Friedrich Zacharias, königlicher Hofgärtner, 1731 – 1801. E. Br. m. U. Potsdam, „S[ans] S[ouci] Garten“ 22.VIII.1791. 2 S. folio. Mit Sie-gelspur und Adresse. (250.—)

An den Oberbaurat Johann Gottlob Schulze, seinen Vorgesetzten, bei dem er sich über den „Garten Controlleur“ Lange beschwert, der ihm falsche Rechnungsführung nachgesagt habe.„… Es war eine förmliche prostitution für mich dieses hören zu müßen, da es meine art nicht ist, betrie-gereyen solcher art zu spielen … Ich begleite anbey eine attestirete Rechnung wie die Leute am Sonnabend bezahlet sind … Da es nur eine Chicane zu sein scheint weil wir uns wegen des grabens an der freyen Mauer überworfen, u. er die Leute an der Palais Brücke arbeiten laßen wolte, und ich es für zuträglicher hielt erst daß Waßer freyen lauf zu laßen. Zwey können in solchem Fach nicht anordnen, deßhalb mir genöthiget sehe es dem H. Controlleur allein zu überlaßen … Ich bitte Ew. Wohlgebohren ergebenst diesen Mann in seine Schranken halten zu wollen und einem Gärtner seinen ohne dem schweren Dienst [nicht] noch mehr durch allerley Neckereyen zu erschweren und zu intimidiren, weil daß gantze gewiß darunter leiden möchte …“Salzmann, den Friedrich der Große 1766 nach Potsdam geholt hatte, zeichnete den ersten Gartenplan von Sanssouci, der 1772 mit seiner umfangreichen „Erklärung … derer Palais und Gärten zu Sans-Souci“ erschien.

473 — FRIEDRICH WILHELM II., König, 1744 – 1797. Br. m. U. und 7-zeiliger e. Nach-schrift. Berlin 7.II.1789. 1 S. 4o. Minimal fleckig. (250.—)

An seinen Staatsminister Johann Christoph von Wo e l l n e r.„… Nach der … Vorstellung des Etats Ministre Grafen von Arnim, ist es notwendig, daß die darin bemerckten Torf Schuppen, zu Unterbringung des, in diesem Jahre, nach Berlin und Potsdam kom-menden Torfs, erbauet werden. Ich habe dahero den Aufbau dieser Torf Schuppen bewilliget und Euch hiedurch auftragen wollen, nach genommener Abrede mit dem Grafen Arnim, das deßhalb weiter erfor-derliche zu veranstalten …“Eigenhändig fügt der König an: „NB. dieser torf schupen werden sich wohl blos auf Enclos reduciren weil der torpf so verwahrt nicht zugedekt werden kan ohne zu verderben und stets in freier luft bleiben mus“. – Darunter der Erledigungsvermerk Woellners, der bereits unter Friedrich dem Großen die Torffeuerung zum Schutz der heimischen Wälder angeregt hatte.Beiliegend 2 Br. m. U. des preußischen Justizreformers Johann Heinrich Casimir Graf von C a r m e r ; an die Kommission zur Verwaltung der v. Goerneschen Konkursmasse, u. a. über eine Forderung eines Leutnants v. Radow (Berlin 1782).

474 — — LUISE, Prinzessin, seine Cousine, ältere Schwester des Prinzen Louis Ferdinand, verheiratete Fürstin Radziwill, 1770 – 1836. Schriftstück m. U. „Luise von Preußen / Fstin Radziwill“. Berlin 31.XII.1833. 1 S. folio. Auf Stempelpapier. Mit schönem Lacksiegel. Leicht fleckig. (200.—)

„Dienstentlassungs-Schein“ für Jean Pillard, der „seit dem Jahr 1815 als Aufwärter in der Silberkam-mer“ in ihren Diensten gestanden hatte.Beiliegend ein Schriftstück m. U. des Direktors der königl. Porzellanmanufaktur in Berlin, Rosenstiel: Erlaubnis für „den Waarenlagergehilfen Pilliard … sich mit Kisten, zehn an der Zahl, worin königliche Porzellanwaaren verpackt sind, von hier nach Posen zu verfügen“, um sie dort beim Fürsten Radziwill abzuliefern (Berlin 30.VII.1815, mit Siegel der Manufaktur); ferner beiliegend ein Reisepass für densel-ben (Berlin 1833).

IV. GESCHICHTE

224

475 — FRIEDRICH WILHELM III., König, 1770 – 1840. Br. m. U. Berlin 31.XII.1798. 1 S. 4o. (180.—)

An den Geheimen Oberfinanzrat Boumann, der die Kosten für den Umbau „des vormaligen Zuckersie-derey-Gebäudes, zu einem Hospitale für das hiesige Armen-Directorium“ berechnet hatte.Der König genehmigt den Bau „in der veranschlagten Art, und für die ausgemittelten Kosten der Vierzehn Tausend, Vierhundert und Sieben und Neunzig Thaler … Indessen müßen leztere, nicht auf den Bau-Etat gebracht, sondern vielmehr, von dem Armen-Directorio … aus den Kaufgeldern, für den Plaz des abgebrannten Irrenhauses, selbst bestritten werden …“

476 — 8 Autographen preußischer Könige. Teilweise kleine Schäden. (800.—)

Friedrich II. (3; 1 Urkunde m. U. Berlin 1738 und 2 Br. m. U. Berlin 1774 und 1784), Friedrich Wilhelm II. (Br. m. U. Berlin 1795; an die Witwe von Ebel, der im „Land-Armen-Hause in Strausberg“ Dokumente abgenommen worden waren – der König erwarte von ihr, „daß selbige mit dieser Angelegenheit weiter mich nicht behelligen … werde“), Friedrich Wilhelm III. (3 Br. m. U., Berlin und Potsdam 1799, 1802 und 1825, an verschiedene Adressaten, darunter der „Jouwelier Scheer“, dem er eine „auf 1700. Thaler gewürdigte goldene mit brillanten besezte Dose“ zurücksendet, jedoch verspricht, sich seiner bei nächster Gelegenheit zu erinnern) und Friedrich Wilhelm IV. (Br. m. U. Berlin 1834).Beiliegend 1 Br. m. U. von Kurfürst Friedrich Wilhelm (Cölln 1670, schadhaft) sowie 3 Einzeldrucke: „An das hochgeliebte Königspaar bei dessen Abreise / das ostpreußische Volk. / Königsberg … 1809“, „Tafelgesang für das königliche Geburtsfest / am 3. August 1816“ und „Gesänge bey dem Friedens- und Ordensfeste / am 18ten Januar 1816.

477 — 6 Autographen. (400.—)

Wilhelm II. (2 Urkunden m. U., Weimar 1892, Ordensverleihung, und Berlin 1896, Majorspatent), Kron-prinz Wilhelm (Br. m. U. 1930, Dank für ein „Kriegsbuch“; dazu 2 sign. Portraits) sowie Prinz August (Br. m. U. 1828, an den Uhrmacher Breguet in Paris).

478 — Staatsmänner und Politiker. 10 Autographen. (400.—)

Ernst Bassermann (e. Ansichtskarte m. U., Friedrichshafen 1909, „mit Zeppelin’schem Luftschiff“), Theobald v. Bethmann-Hollweg (e. Br. m. U., Berlin 1914), Karl Heinrich v. Boetticher (Br. m. U., Berlin 1897, Heinrich v. Stephan betr.), Karl August Fürst v. Hardenberg (Urkunde m. U. und Siegel, Ansbach 1800), Friedrich Leopold v. Kircheisen (Urkunde m. U. und Siegel, Berlin 1815), Heinrich v. Mühler (e. Br. m. U., Berlin 1854; an die kgl. Bibliothek, der er eine „Handschrift des Sachsenspiegels“ zum Kauf anbietet) sowie sein Vater Heinrich Gottlob v. M. (e. Billett m. U., Berlin 1854), Friedrich Wilhelm v. Roh-dich (Br. m. U., Berlin 1792, die Versorgung von Kriegsinvaliden betr.), Heinrich v. Stephan (e. Br. m. U., Berlin 1880) und Friedrich Hermann Sydow (e. Br. m. U., Berlin 1884).Beiliegend je ein Br. m. U. von Matthias E r z b e r g e r (Berlin 1918) und von Walther R a t h e n a u (an Emil Ludwig mit einer Einladung, Berlin 1920).

IV. GESCHICHTE

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479 RADOWITZ, Joseph Maria von, preußischer General und Staatsmann, 1797 – 1853. Eigenh. Manuskript m. U. „General v Radovitz“. O. D. 11⁄2 S. folio. Leicht gebräunt. Der breite Oberrand knittrig. (400.—)

Über das Wesen der A u t o g r a p h e n .„Die Autographen sind nicht als bloße Kuriositäten zu betrachten, sondern es knüpft sich für jeden einigermaßen Fühlenden ein geistiges Interesse an ihren Besitz, das Interesse an den Personen selbst. Das sogenannte Schließen von den Schriftzügen auf den Charakter, möchte zwar Jedem, der hierin umfassendere Vergleichungen als Lavater vorgenommen, zweifelhaft erscheinen. Nationen u. Epochen dagegen haben einen so bestimmten Charakter der Handschrift, daß in den meisten Fällen mit großer Sicherheit bei einem vorliegenden Autographum geschlossen werden kann, ob es einem Franzosen, Eng-länder Italiener, einem Sachsen oder Östreicher angehöre … Auch die Stimmung des Momentes, die leib-lichen oder geistigen Einflüsse, unter welchen der Schreiber eben gestanden, die Eile, die Zerstreüung, der Zorn, verändern dessen Handschrift sehr merkbar und es könnte bei genauer Beobachtung dieser Veränderungen nicht schwer sein, hieraus haltbare Schlüsse für ein bestimmtes Individuum zu ziehen. Eben aus diesen Gründen aber treten die denkbaren Einflüsse der Charakter-Eigenschaften zurück … Ganz unabhängig von dieser bodenlosen Forschung ist aber das Interesse, welches der Schreiber selbst einflößt. Bei Personen, die irgend eine Bedeutung erlangt …, übt Alles zu ihnen Gehörige einen Reiz aus der in gradem Verhältnisse mit ihrer historischen Erscheinung selbst steht …“Die bedeutende Autographensammlung des Generals gehört zu den Kriegsverlusten der Berliner Staats-bibliothek.

480* RIBBENTROP, Friedrich von, Generalintendant des preußischen Heeres, 1768 – 1841. E. Br. m. U. Treptow a. d. Rega 12.VIII.1811. 11⁄2 S. 4o. (800.—)

Inhaltsreicher Brief an „Mein würdigster Freund!“ (wohl G n e i s e n a u , der am 8. August König Fried-rich Wilhelm III. die Pläne für einen Volksaufstand unterbreitet hatte) über den geheimen Ausbau der F e s t u n g K o l b e r g . – Ribbentrop leitete ab 1808 als Chef des Generalkriegskommissariats die Reor-ganisation der militärischen Verwaltung Preußens.„… Niemand könnte wohl froher über Ihre Anwesenheit in B- sein, als ich. Ich erhielt die desfalsige Nachricht, als ich mich von einer … Krankheit völlig genesen fühlte. Gottlob – der Himmel gibt mir zu einer Zeit, meine Kräfte wieder, wo ich sie … für den König am besten gebrauchen kann …Ich reite Tag und Nacht von hier durch bis Berlin; aber ich habe meine Ankunft auf den 19 t gemeldet und scheue die Frage, weshalb ich früher komme. Soll und muß ich aber schnell in Berlin sein, so bitte ich um Estafette …Hier fängt man an, für Colberg stark zu wirken. Die Arbeiten in Colberg selbst sind bis jetzt etwas lang-sahm gegangen … B l ü c h e r und B ü l o w sind, wie ich höre nicht zu vereinigen, wenn der König nicht etwas durchgreift. Ich will heut zu Bülow gehen und ihn … bitten, sich mit Blücher zu arrangiren. Man muß in der jetzigen Lage nachgiebig sein.“ – Nachdem Blüchers Hauptquartier nach Treptow verlegt worden war, war es zwischen ihm und Bülow, der dort der pommerschen Infanterie-Brigade vorstand, zum Bruch gekommen, in dessen Folge Bülow Kolberg verließ.„… Nach Colberg dürfte auch etwas … vom Corps de genie nöthig sein. / Ich werde Ihnen über alles, was ich für zweckmässig halte, mündliche Anzeige machen …“Zum Schluss über „S c h a r n h o r s t s Reise durch Pommern und Posen“. In einem letzten Versuch, eine Teilnahme Preußens am gefürchteten Russlandlandfeldzug Frankreichs abzuwenden, war Scharnhorst unterwegs zum russischen Zaren. Er konnte diesen für ein Bündnis mit Preußen gewinnen, jedoch nicht den preußischen König, so dass Preußen 1812 an der Seite Frankreichs gegen Russland in den Krieg zog.

IV. GESCHICHTE

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481 RICHTHOFEN, Manfred Freiherr von, Rittmeis-ter; Kommandeur des Jagdgeschwaders I, 1892 – 1918 (gefallen). Portraitpostkarte mit Namenszug „Frhv-Richthofen“ (Bleistift) auf der Bildseite. Poststempel: 12.II.1918. (1.200.—)

Brustbild in Uniform, mit Pour-le-Merite; Aufnahme: C. J. von Dühren.Die Grußworte an Hildegard Jürries (fälschlicherweise „Här-ries“) in Frankfurt a. M. stammen wie die Adresse von fremder Hand.Mit Stempel „Jagdstaffel 11 / Deutsche Feldpost 408“. – S e h r s e l t e n .

482 RÖMISCH-DEUTSCHE KAISER. – KARL V., als Karl I. König von Spanien, 1500 – 1558. Urkunde mit gestempelter Unterschrift. Brüssel 3.X.1548. 1 S. quer-imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel. Etwas fleckig, Faltenrisse ausgebessert. Unter Glas und Rahmen. (300.—)

Handelssatzung für das Reich: Verbot des Verkaufs von zu stark gedehnten wollenen („wullin“) Tüchern, die durch „unzimblich strecken etwan platericht und anzuklaiden ungestalt, auch etwan untuglich wer-den“. Verboten wird ferner die „verkauffung des geferbten Ingbers“, welcher „dem gemainen Mann in vil wege schedlich und verderblich“ sei. – Mit Gegenzeichnung seines leitenden Kanzleisekretärs Johannes Obernburger (1486 – 1552).

483 — — Urkunde m. U. „Carolus“. Brüssel 17.I.1556. 1 S. gr.-quer-folio (83,5 × 59 cm). Pergament. Mit Wa p -p e n m a l e r e i in Silber und Farben (8,5 × 11 cm, oxy-diert) im Text. Mit wohlerhaltenem Wachssiegel ( ca. 15 cm) in Blechdose (Deckel fehlt), lose, die goldfarbenen Seidenschnüre vorhanden. Tinte der Titelzeile leicht be-rieben, etwas fleckig, kleinere Faltenschäden. (600.—)

Schönes Adelsdiplom für den Wittenberger Juristen und Staats-mann Georg C r a c o w (1525 – 1575) und seine Erben.Cracow war seit dem Vorjahr Professor für Römisches Recht und damit Mitglied des Wittenberger Konsistoriums, 1559 wurde er Rektor der Universität. Kurfürst August von Sachsen zog den „dicken Doktor“ 1565 als Kammerrat und Kanzler an den Dresdener Hof, wo er sich bald unentbehrlich machte. 1574 fiel er in Ungnade, nachdem er Augusts Hinwendung zur lutherischen Orthodoxie kritisiert hatte; er starb im Kerker in der Pleißenburg.

IV. GESCHICHTE

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484 — MATTHIAS, 1557 – 1619. Br. m. U. Antwerpen 23.VII.1580. 1⁄2 gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Auf der Textseite sein papiergedecktes Siegel. Kleinere Rand- und Faltenrisse. (300.—)

Als Statthalter der Niederlande („Gouverneur et Capitaine general du pays bas“) an die Sekretäre der Stadt M e c h e l e n , denen er seine Anordungen in einer Streitsache „entre Francsois Bournon et Cornille van Triest“ bekannt gibt. Beiliegend ein Brief im Namen Kaiser Maximilians II. an den Propst zu Dürnstein (1566).

Die Krönung Ferdinands III. zum böhmischen König

485 — FERDINAND II., 1578 – 1637. Br. m. U. Prag 20.X.1627. 21⁄2 S. folio. Mit papierge-decktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, kleine Faltenschäden. (300.—)

An den schlesischen Kammerrat Sigmund von Bock, den er als Hauptmann des Fürstentums Münster-burg und Franckenstein zu einem Landtag der „gehorsamben“ Stände Böhmens „auf unnser Königliches Schloß Prag“ lädt, um „unnsern geliebsten Eltisten Sohn Ferdinandum den dritten gekröntten König zue Hungarn, alß Rechten Natürlichen Erben unsers Erb Königreichs Behaimb … zu einem Behemischen König und unnserm künfftigen Successorn Crönen zue laßen …“

486 — — Br. m. U. „Ferdinandus“. Wien 26.IX.1629. 21⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, kleinere Faltenrisse. (300.—)

An Odoardo F a r n e s e , Herzog von Parma und Piacenza, wegen der Streitigkeiten um die Herzogtümer Mantua und Montferrat, in die sich König Ludwig XIII. von Frankreich eingemischt hatte.„… Hac itaque, rei indignate moti, non potuimus non, ad nostra et Sacri Romani Imperii iura tuenda, inter armatas partes, et Nos arma nostra Caesarea, quae iam in Italiam appulerunt, expedire …“Der Mantuanische Erbfolgekrieg zwischen dem Kaiser und Frankreich um die Vorherrschaft in Nordita-lien war ein wichtiger Nebenschauplatz des Dreißigjährigen Kriegs.

487 — LEOPOLD I., 1640 – 1705. E. Br. m. U. Ofen 9.XII.1699. 1⁄2 S. folio. Kleiner Rand-ausriss ohne Berührung des Textes. (350.—)

An einen Fürsten, dem er die Geburt einer Enkelin (Maria Josepha, der späteren Königin von Polen) anzeigt.„… Ew Ld. habe hiemit berichten wolen, das mein liebste Frau dochter gestern glükl. Niederkomen und ein dochter genesen hatt …“Auf der unteren Blatthälfte eine zeitgenössische Abschrift des schwer lesbaren kaiserlichen Textes.

IV. GESCHICHTE

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488 RUGE, Anton, politischer und philosophischer Schriftsteller; Vertreter der äußersten Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, 1802 – 1880. E. Br. m. U. „A. R.“. O. O. u. D. (wohl Ende 1861). 2 S. kl.-4o. Hellblaues Papier. Schwach fleckig. Minimale Randläsuren. (250.—)

An „Lieber Alter“, wohl ein politischer Weggefährte in Deutschland, mit Nachrichten aus England, zunächst jedoch über die Flucht Michail B a k u n i n s aus dem sibirischen Arbeitslager.„… Bakunine hat v. Newyork geschrieben u. sich zu Neujahr bei Herzen“ (der in London lebende rus-sische Philosoph und Publizist Alexander H.) „angemeldet. Er scheint … nach Californien, woher er zuerst geschrieben, geflüchtet zu sein …Ich will Dir über Mills“ (der englische Philosoph John Stewart Mill) „neueste Bücher schreiben. Buckle“ (der englische Historiker Henry Thomas B.) „ist in Aegypten gewesen u. reist nach Theben u. Oberä-gypten. Buckle war … krank vor Erschöpfung, nachdem er die ganzen Predigten des Schotten … durchgelesen. Quelle horreur!“ – H.Th. Buckle befand sich nach der Veröffentlichung des 2. Teils seiner „History of Civilization in England“ auf einer Erholungsreise und starb im Mai 1862 in Damaskus; Ruge übersetzte seine Arbeiten ins Deutsche.„… Ich habe einen Band Memoiren bald fertig, die … ich … bald senden werde …“ – Ruges Autobiogra-phie erschien ab 1863 bei Franz Duncker in Berlin.In einem längeren Nachwort erwähnt er den amerikanischen Bürgerkrieg („America muß Herr zu Hause sein“) und den englischen Premierminister Lord Palmerston.

489 SACHSEN. – AUGUST I., Kurfürst, 1526 – 1586. Br. m. U. „Augustus Churfürst“. Bran denburg 9.VIII.1559. 21⁄3 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse. Etwas gebräunt. (250.—)

An seine Räte Ludwig Graf von Eberstein und Georg C r a c o w, die für ihn an den Verhandlungen auf dem Augsburger Reichstag teilnahmen, die vom Erzbischof von Magdeburg, Joachim Friedrich von Bran-denburg, beantragte Erhöhung „eines getreide Zols aufm Wasser die Elbe hinab“ betreffend.Da sämtliche anderen Kurfürsten wohl zustimmen würden, weist August seine Räte an, wiewohl „unsernn landen zum hochsten nachteilig“, um des lieben Friedens willen: „… So maget Ir unnsers teils darein auch willigen. Doch das solche bewilligunge … nur auf die erhohunge des altenn WasserZols so S. L. zuvor gehabt unnd aufs getreidich aber sonstenn keine andere wahre gerichtet werde, Das auch auf dem Wasser nichts vonn anderer wahre herauf gefürth unnd auf die Schiff geladenn werde …“Kurfürst August zog den „dicken Doktor“ Cracow 1565 als Kammerrat und Kanzler an den Dresdener Hof, wo er sich bald unentbehrlich machte. 1574 fiel er in Ungnade, nachdem er Augusts Hinwendung zur lutherischen Orthodoxie kritisiert hatte; er starb im Kerker in der Pleißenburg.

490 — FRIEDRICH AUGUST I., der erste König, 1770 – 1827. Br. m. U. Dresden 22.VI. 1806. 11⁄2 S. folio. Kleiner Randausschnitt ohne Textberührung. (250.—)

Als Kurfürst an einen König, den er vom Tod des Herzogs Franz Xaver Prinz von Polen unterrichtet. – Ein halbes Jahr vor seiner Ausrufung zum ersten König von Sachsen geschrieben. Beiliegend eine Urkunde König Alberts, Dresden 23.VII.1877: „Verleihung des Comthurkreuzes 1. Cl. vom Verdienstorden an den Landstallmeister von Mangoldt“, mit Gegenzeichnung des Ordenskanzlers Johann Paul Frhr. v. Falkenstein.

IV. GESCHICHTE

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491 SACHSEN-WEIMAR-EISENACH. – Fürsten. 14 Autographen. Teilweise etwas ge-bräunt, mit kleineren Läsuren. (600.—)

Herzog Ernst August I. (Br. m. U., Ilmenau 1733), Herzogin Anna Amalia (Br. m. U. „Ameliehzs“, Eise-nach 1767, defekt, dazu 3 Briefabschriften), Großherzog Carl August (6; darunter 1 e. Billett m. U., o. O. 1819, 1 Urkunde m. U., Eisenach 1807, und 3 Br. m. U., Weimar 1789, 1818 u. 1820) und Großherzog Karl Friedrich (6 e. Br. m. U., versch. Orte 1823 bis 1843 und o. D., 1 e. Billett m. U., o. O. u. D., und 4 Br. m. U., Weimar 1835 bis 1844).

492 SCHARNHORST, Gerhard von, preußischer General; Begründer der allgemeinen Wehrpflicht, 1755 – 1813. 2 e. Br. m. U. O. O. u. D. (1798 und 1801). 21⁄2 S. 4o. Mit (Siegelrest und) Adresse. 1 Siegel ausgeschnitten. (500.—)

An den hannoverschen Ingenieur-Leutnant Preuß.(1798.) „… ich nehme den Wagen nicht mit da ich wieder zurük komme u. nur zu Pferde herüber gehe. Ich kann daher mein Versprechen nicht erfüllen …“(1801.) Kurz nach seinem Übertritt in preußische Dienste. „… ich muß Ihnen zu meinem Leidwesen hier-durch anzeigen, daß mit dem Monate April die Feldgage aufhört und Sie von uns nur die ordinäre Gage erhalten und also das Preußische Hauptquartier verlassen müssen …“ (Von April bis Oktober besetzten preußische Truppen das Kurfürstentum Hannover.) „Ich wünschte daß ich noch das Vergnügen hätte Sie hier zu sehen, wie wohl ich fast daran zweifele in dem ich den 1ten May von hier nach Berlin abgehe. Ich werde in die Königl. Preußische Artillerie nach meiner Anciennetät als Oberstlieutenant eingesetzt …“

493 — Br. m. U. Königsberg 28.III.1809. 1 S. 4o. Minimal fleckig. (300.—)

Aus der Zeit der Napoleonischen Kriege an Generalmajor Friedrich Wilhelm von B ü l o w, der um einen zweimonatigen Urlaub für einen Offizier nachgesucht hatte.König Friedrich Wilhelm III. bewillige den Urlaub „aus den angeführten Gründen …, mache jedoch zugleich Ew. Hochwohlgeboren dabei bemerklich, wie dergleichen Gesuche nach wie vor, unmittelbar an S[ein]e Majestaet gerichtet werden sollen, und ersuche Sie übrigens ergebenst, mir annoch gefällige Anzeige zu machen, ob der v. Sarnowsky während seines Urlaubs das halbe Tractament, oder ob es dessen gar nicht bedürfe [sic] …“

494 — E. Schriftstück m. U. (Berlin) 8.II.1810. 1 S. quer-8o. Konzeptpapier (leicht ge-bräunt). Randeinriss fachmännisch ausgebessert. Unterrand beschnitten. (250.—)

Bescheinigt, „aus der Bibliothek der Academie militaire … Scharnhorst Taschenbuch“ erhalten zu haben.Scharnhorsts „Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde“ war 1793 in der 1. Auflage erschienen.

IV. GESCHICHTE

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495* — Br. m. U. Zittau 10.V.1813. 2⁄3 S. 4o. Leicht fleckig. Rand- und Faltenrisse. (300.—)

Nach der Schlacht von G r o ß g ö r s c h e n am 2. Mai, in der sich Scharnhorst durch einen Pistolenschuss ins Knie eine – wie sich später erweisen sollte, tödliche – Wunde zugezogen hatte. „Euer Hochwohlgeboren zeige ich hierdurch, daß meine Wunde durch die Reise so gefährlich geworden ist, daß ich hier habe liegen bleiben müssen. ich habe ein Fieber gehabt, in dem ich in 24 Stunden nicht zu mir selbst gekommen bin. ich habe wenige Hoffnung, daß ich fürs Erste meine Reise werde fortsez-zen können. Daß mich dies unendlich schmerzt, davon werden Euer Hochwohlgeboren wohl überzeugt seyn …“Scharnhorst, der sich weiterhin nicht schonte, starb an den Folgen der Verletzung am 28. Juni in Prag.Unter demselben Datum sandte Scharnhorst einen nahezu gleichlautenden Brief an Karl Friedrich von dem K n e s e b e c k , zu dieser Zeit Generaladjutant König Friedrich Wilhelms III.

496 SCHILL, Ferdinand von, preußischer Major, Freikorpsführer, 1776 – 1809 (in Stral-sund gefallen). Br. m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8o. Schwach fleckig. Rand- und Faltenrisse (zum größten Teil ausgebessert). (350.—)

An „Ew Wohlgebohren“ wegen eines ungeeigneten Soldaten.„So wenig patriotisch sich auch der Ober-Amtmann Castner im Laufe des Krieges betragen und so viel Verdruß er mir auch in mancherlei Hinsicht verursacht hat, so bin ich doch weit entfernt, ihm das fühlen zu lassen … Bis jetzt hat sich der junge Mensch noch nicht bei mir gemeldet …“

497* SCHWEDEN. – CHRISTINE, Königin, Tochter und Nachfolgerin Gustav Adolfs; dankte 1654 ab, 1626 – 1689. Br. m. U. „Christina“. Stockholm 12.XII.1648. 1½ S. folio. Schwedisch. Mit papiergedecktem Siegel. Fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. (600.—)

Die Königin gibt dem Stockholmer Kaufmann und Ratsherrn „Anders Boij“ Anteile von in Örebro gele-genen Krongütern als Lehen („Sundbo häradt och Snaflunda Sochn … Bengt i Fogelsby Chroneheman ett halfft, Daniel Perßon i Degers näs Chroneheman ett fierdedels, Askersunds sochn … i Raßtorps Chroneheman ett fierdedels“) sowie eine Bergwerkskonzession für 40 Reichstaler („penninger fyratijo Rijkzdahler in Specie“).Autographen aus der Regierungszeit Christines sind s e l t e n .

498 — GUSTAV III., König, a.d.H. Holstein-Gottorp, 1746 – 1792 (ermordet). Urkunde m. U. Stockholm 20.II.1782. 11⁄3 S. gr.-folio. Schwedisch. Mit schönem papiergedecktem Siegel. Mit Stempelmarken „Charta Sigillata“. Kleine Rand- u. Faltenrisse. (200.—)

Abschied für Artillerieleutnant Carl Ulrik Piper. „… Lieutenanten wid Majoren och Riddaren Friherre Manderströms Compagnie af Wårt Artillerie Regemente … Carl Ulric Piper, at efterdes åstundan erhålla nådigt afskyed ifrån sin innehafwande Beställning …“

(G. v. Scharnhorst)

IV. GESCHICHTE

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499 — GUSTAV IV. ADOLF, König, dankte 1809 ab, 1778 – 1837. Urkunde m. U. Stockholm 4.IV.1799. 1 S. gr.-folio. Schwedisch. Mit papiergedecktem Siegel (gelöst). (200.—)

Lohnbescheid für Oberadjutant Major Carl Ulrik Piper über 200 Reichstaler jährlich.„… Dess Öfwer Adjutant Majoren i Arméen Carl-Ulric Piper, Twåhundrade Riksdaler i årlig lön på extra Stat, wid hwilken lön, han kommer, at bibehållas så länge och intil dess, han med lön på ordinarie Stat kan försedd warda …“

500 — GUSTAV V., König, 1858 – 1950. E. Br. m. U. Kairo („Mena House, bei den Pyra-miden“) 17.XI.1890. 4 S. 8o. Goldgeprägte Kartusche mit Namen und bekröntem Wappen am Kopf. (250.—)

Als Kronprinz von Schweden und Norwegen an seine „Geliebte Pflegemama“ über die allmähliche Gene-sung seiner Gemahlin Viktoria geb. Prinzessin von Baden unter der Sonne Ägyptens.„… Das hiesige Klima ist wirklich göttlich, und Alles was man sieht äusserst intressant. Ich geniesse den Aufenthalt hier sehr und die Wärme ist so wohlthuend. Es ist eigenthümlich zu denken, dass bei uns in Schweden wahrscheinlich schon tiefer Winter herrscht, während dem wir hier in dünnen weissen Klei-dern gehen und immer mit Sonnenschirm um uns vor den brennenden Strahlen der Sonne zu schützen! Der Khediv“ (Tawfiq Pascha, seit 1879 Khedive von Ägypten) „ist die Liebenswürdigkeit selbst, so ange-nehm und sehr gebildet … Die Kinder fehlen uns furchtbar, wir haben aber Gottlob sehr gute Nachrich-ten von zu Hause … welche Nachrichten hast Du von Elisabeth aus Rumänien? …“

501* SPANIEN. – PHILIPP II., König, Sohn und Nachfolger Kaiser Karls V., 1527 – 1598. E. Br. m. U. „yoelrey“. Madrid 2.V.1563. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (gelöst) und Adresse. Leicht gebräunt. Kleine Einschnitte. (1.600.—)

An seine Schwester Herzogin M a r g a r e t h e v o n P a r m a , Statthalterin der Niederlande, der er für Nachrichten dankt.„… he recevido v[ue]stras cartas no puedo agora responder a ellas como lo quixero con este coreo que lleba esto / mas pienso escribir brevemente y reponderos por que voy entendi-endo en los neg[oci]os que me abeis escrito para poder responder a todos ellos …“Aus der Zeit des ersten Widerstandes der Nie-derlande gegen die spanische Herrschaft.Eigenhändig s e l t e n .

IV. GESCHICHTE

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502 STAATSMÄNNER und Politiker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. 14 Autographen, meist e. Br. m. U. (400.—)

Darunter Graf Vincent Benedetti, H. Chr. E. v. G a g e r n (3; Defekte), Robert v. Keudell, Eduard Las-ker (Postkarte 1882), Hugues Bernard Maret, Herzog von Bassano, Karl Mathy (2), K.W. L. Fürst v. M e t t e r n i c h („Promemoria“ an Viscount Ponsonby, 1846) und Eleftherios Venizelos (sign. Portrait).

Napoleon und Humboldt

503* STEIN, Karl Freiherr vom und zum, preußischer Staatsmann, 1757 – 1831. E. Br. m. U. Nassau 28.III.1825. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (1.200.—)

An den Buchhändler Karl Fügel in Frankfurt a. M. mit Bestellungen.„… Fleury de Chaboulon Memoires sur Napoleon en 1815. / La Cretelle histoire de l’assemblée constitu-ante – legislative. / H u m b o l d Vues des Cordilleres et des monuments des peuples indigenes … / Du Pin Voiage dans le grande Bretagne.Ich wünsche sehr daß EWohlgebohren das Binden … in starke Pappe mit ledernem Rücken … besorgen liessen, sobald eine zu einem Band hinlängliche Zahl von Lieferungen erschienen ist … ich bitte zu erwä-gen daß ich 68. Jahr alt binn, also nicht füglich mit dem Einbinden biß zum Schluß des Werkes warten kann, der vielleicht erst nach 11⁄2 biß 2. Jahren eintretten wird …“In einem Nachsatz fügt er an: „Von Humbold voiage Relation historique besitze ich 2 Bände in 4o. nebst mehrern Charten, es fehlen mir aber viele, ich wünsche zu wissen welche Charten erschienen sind? Es sind wohl 4. Bände in 4o erschienen?“

504* — E. Br. m. U. Cappenberg 2.IV.1830. 2 S. gr.-4o. Mit Siegel (verdrückt) und Adresse. Etwas gebräunt. Rand- und Faltenrisse. Adressblatt abgetrennt. (2.000.—)

Melancholischer Altersbrief an Generalfeldmarschall G n e i s e n a u , damals Gouverneur von Berlin, zunächst mit Dank für die „Nachrichten ueber den Gang der die StädteOrdnung betreffenden Berathun-gen“, die zu einer Revision der von Stein 1808 initiierten Städtereform führen sollten.„… Das Collegium der Obmänner halte ich für eine vortreffliche Anstalt, die Schwierigkeit in den kleinen Städten, dazu geeignete Persohnen zu finden, wird beseitigt wenn man es zulässt daß Persohnen aus andren Städten, oder ueberhaupt Vertrauen verdienende Persohnen gewählt werden … Die Deputationen sind als Hülfsbehoerden für die Magistrate unentbehrlich, sie bewirken Gehaltserspah-rungen, und erhalten unter d. Bürgerschafft einen lebendigen Geist der Theilnahme am Allgemeinen.Vom 4n Febr. biß zum 17 März habe ich mein Zimmer nicht verlaßen und fühle ueberhaupt eine große Abnahme der Kräfte – ich gestehe körperliche Schwäche, und das vereinzelt Stehen unter einer neuen Generation verbittert das Greisen Alter – möge die gütige Vorsehung es abkürzen.Der letzte westphälische L[and]T[ags]Abschied hat einen sehr üblen Eindruck gemacht – Die fiscalische Einseitigkeit, und die Beschränktheit der Nichtbildung des H. v. Motz“ (der preußische Finanzminister Friedrich von M.) „spricht sich in dessen wesentlichen Theilen aus, er sophistizirt, oder umgeht, oder verschanzt sich …Denen Franzosen fehlt Wahrheitsliebe, Entfernung von Selbstsucht und Eitelkeit, ruhige Besonnenheit, sie beherrscht Lüge, Aufgeblasenheit, und eine unruhige Regsamkeit. Es fehlt dem Liberalen an bedeu-tenden durch Reinheit des Charackters, und Größe des Talents ausgezeichnete Männer, sie sind ein bund-scheckiges Gemische von Jacobinern, Napoleonisten Doctrinairs u. Gelehrten u.s.w. Die Gelehrten halte ich für durchaus unfähig zur Theilnahme am pracktischen Leben wie N i e b u h r, S a v i g n y etc …“Erwähnt Friederike Gräfin von Reden.

IV. GESCHICHTE

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505* TALLEYRAND, Charles Maurice, Herzog von T., Fürst von Benevent und Herzog von Dino, französischer Staatsmann, 1754 – 1838. E. Br. m. U. „talleyrand“. London 15.XI.1832. 2⁄3 S. 4o. Minimal fleckig. Faltspuren. (180.—)

Als französischer Botschafter in London an den englischen Diplomaten Sir Robert Adair, damals Gesand-ter am belgischen Hof, wohl über den von Wellington geförderten Sohn von Sir John Francis Caradoc.„… je vous prie de remettre la lettre ci-jointe“ (liegt nicht bei) „au colonel Caradok qui va rejoindre notre armée. j’espere qu’il n’aura que de bonnes nouvelles a nous mander. – je saisis avec grand plaisir cette occasion, mon cher Adair, pour vous renouveller l’assurance de ma constante et sincere amitié …“

506* TILLY, Johann Tserclaes Graf von, bayerischer Feldherr; Oberbefehlshaber des ligis-tischen und, nach Wallensteins Sturz, des kaiserlichen Heeres, 1559 – 1632. Br. m. U. „Johan grave von tilly“. Höxter („Höxar“) 30.IV.1626. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Schwach gebräunt. Winziges Loch in der unteren Blatthälfte. (800.—)

An Ludwig I. von Anhalt-Köthen bei Übersendung eines (nicht beiliegenden) Passes.„… Auß E[uer]r Fürst[lichen] g[naden schreiben … hab Ich lesend vernommen, waß gestalt Sye leibs-schwachheit halber eine Zeit lang den Lufft geändert, numehr Ihre rückhRaiß in Ihre Landtschafft vorgefaßt, unnd zue dem endt mit meinen Salvo Conductu versehen zu werden gesonnen.Wann Ich das genaigt bin … in diesem, unnd mehrern, meine willfährigkeit zuerzaigen, So hab ermelten Salvum Conductum und Paß brieff bey meiner Kriegs Cantzley außfertigen lassen …“

Nr. 504

IV. GESCHICHTE

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507 VOIT VON SALZBURG, Melchior Otto, Fürstbischof von Bamberg, 1603 – 1653. Br. m. U. (Paraphe). Bamberg 23.X.1647. 12⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. (300.—)

An die Kastner Hans von Eyb und Hans Zinkel in Weismain wegen Nichtzahlung von Steuern.Um die „sowohl von Schweinfurth – alß Weißenburg auß – angetrohete Execution abzuwenden“, müsse die „einbringung der außgeschribnen Contribution … richtig eingehalten“ und die geforderten „hundert Achzig f[lor]in“ innerhalb von 8 Tagen entrichtet werden, um „unßere Ungnad und die vorangesezte Straffe zu vermeiden“. Außerdem möge veranlasst werden, dass „öffter gepfürter saumbsal“ ausbleibe.

508 WARTENBERG, Johann Kasimir Kolbe Reichsgraf von, preußischer Premierminister, Günstling König Friedrichs I., 1643 – 1712. Br. m. U. Berlin 4.VI.1709. 3 S. 4o. Kleine Randlä-suren. Montagespuren am linken Rand. (200.—)

An einen Beamten des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf, in diplomatischen Ange-legenheiten.„… Ich wünsche von Hertzen, daß der Herr zu Düßeldorff glücklich wieder angelanget seye und Sr. Churf. Dhl. … bey guter Gesundheit vorgefunden haben möge, indeßen kan nicht ümbhin den Herrn hierdurch nochmalen mein … desiderium wegen des Lehns der Mettenheimschen Wildfangß Gerechtig-keit zu recommendiren wie auch die am dortigen Hoffe wol bekandte Immbßbachsche Angelegenheit …“

509 WELLINGTON, Arthur Wellesley, Herzog von, englischer Feldherr, 1769 – 1852. E. Br. m. U. Hauptquartier St.-Jean-de-Luz 8.XII.1813. 1 S. gr.-4o. Leicht (tinten)fleckig. Ei-nige Läsuren durch alte Montagen. (800.—)

Aus dem Spanischen Unabhängigkeitskrieg an Generalmajor Henry Fane, der um neue Verwendung nachgesucht hatte, nachdem Wellington große Teile der Kavalerie in die Etappe verlagert hatte, da sie im unwegsamen Gelände der Pyrenäen nutzlos war.„… I am very happy to find that you have determined to remain with the Army; and I will appoint you to command a Di[visio]n of Infantry as soon as one will be vacant & it all came to your turn; & in the mean time I hope that you will have joined Sir Rowland in order to take the Command of the Cavalry with him.You must not blame me if your situation is not what you like. It is exactly what it was in 1810, only that there has been less scope lately for the use of the Cavalry. There will be more however every day …“Gemeint ist der spätere General Rowland „Daddy“ Hill, der sich fünf Tage später in der Schacht an der Nive auszeichnen sollte.

510* — Br. m. U. Paris 19.VIII.1815. 1 S. folio. Einige Läsuren am rechten Rand (Buchsta-benverlust). (1.200.—)

„To General / Comte G n e i s e n a u “ über die Aufteilung der erbeuteten Waffen zwischen der preußischen und britischen Armee. – Am 18. Juni war Napoleon bei Waterloo vernichtend geschlagen worden, die siegreiche Blüchersche Armee war am 7. Juli in Paris einmarschiert.„… you have informed me that Field Marshal P r i n c e B l ü c h e r has named Colonel Pfuel“ (Ernst von P., Kommandant des preußischen Sektors von Paris) „to make in concert with an officer named by me the division of the prop[erty] captured from the Enemy, between the Armies under our Command respectively. I have the honor to inform you that I have named … Torrens to perform that Service …“

IV. GESCHICHTE

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511 YORCK von Wartenburg, Ludwig Graf, preußischer Feldmarschall, 1759 – 1830. Br. m. U. Königsberg 18.III.1812. 2 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse. Kleine Läsuren an Ober- und Unterrand. (300.—)

Als Generalgouverneur von West- und Ostpreußen an die Militär-Deputation der Ostpreußischen Regie-rung in Königsberg, die Beschaffung von Pferden betreffend. – Am 7. März hatte Preußen ein Bündnis mit Frankreich geschlossen; am 12. hatte Yorck den Befehl erhalten, ein Hilfskorps von 20.000 Mann für Napoleons Russlandfeldzug zusammenzustellen.„… ich … genehmige, daß statt der Pferden in Natura diejenigen Offiziere, die damit zufrieden sind, eine Geld-Vergütigung erhalten können …“ – Er müsse jedoch auf die folgenden Bestimmungen aufmerk-sam machen: „… Wenn hinführo der Fall eintritt, daß bei einer Mobilmachung statt der in Natura zu liefernden Pferde, eine Geld-Vergütigung zur Selbstanschaffung angeordnet wird, so soll sodann für ein Reitpferd = 80r und für einen Klepper = 60r gezalt werden …“ – Ferner mit der Bitte, „den mir bewil-ligten Feld-Etat für mich und meine Ajutanten ganz ergebenst zu überschicken, und bemerke dabei, wie ich mir alle Pferde in Natura erbitte …“

512* ZIETEN, Hans Graf von, preußischer Feldmarschall; führte 1815 ein Armeekorps bei Ligny und Waterloo, 1770 – 1848. Br. m. U. „Zieten“. Kammendorf 7.IX.1828. 1 S. gr.-folio. Mit Siegel des „Königl: Preuss: Gen: Commando Des VIten Armee Corps“ und Adresse. Läsu-ren am oberen und rechten Rand. (120.—)

Als Kommandierender General des 6. Armee-Korps in Breslau an „FeldMarschall Herrn Grafen v. G n e i s e n a u / zu / Kratzkau“.„Ich habe die Nacht durch den General v. Witzleben den Allerhöchsten Befehl erhalten, daß Euer Excel-lenz heut Mittag 2. Uhr zur Tafel Sr. Majestät des Königs“ (Friedrich Wilhelm III.) „in Conradswalde eingeladen sind …“

Nr. 510