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Wenn der letzte Weg angeordnet wird Gräber ohne Kränze Wenn Menschen einsam und verlassen sterben und kein Angehöriger zu finden ist, dann muss die Stadt die Bestattung veranlassen. Hinter solchen Todesfällen stehen oft Familientragödien. Verscharrt indes wird niemand. Auch das staatlich »angeordnete« Ende eines Lebens vollzieht sich »in Würde und Pietät«. Von Burkhard Möller A m morgigen Totensonntag wird auch auf den Gießener Friedhöfen wieder viel Be- trieb herrschen. Angehörige besuchen die Gräber von Eltern, Großeltern oder Ge- schwistern, legen Blumen ab und stellen ein Windlicht auf. Einige Gräber im nordwestli- chen Bereich des Neuen Friedhofs sind indes wahrscheinlich noch nie besucht worden. Statt Grabsteinen stehen hier schlichte Kreuze aus Holz, an denen Wind und Wetter nagen. Die Menschen, deren Körper oder Asche hier in der Erde liegen, sind oft ein- sam gestorben. Um solche Fälle kümmert sich Roland Kauer aus dem Garten- und Friedhofsamt. Er ist zuständig für die »ange- ordneten« Bestattungen. »Auch die haben Würde und Pietät«, betont der Stadt-Mitar- beiter. Wenn der letzte Weg angeordnet wird, ist auch Bestatter Kümmel aus Wieseck betei- ligt. Das Traditionsunternehmen hat von der Stadt nach einer Ausschreibung den Auftrag für die »Ordnungsamtbestattungen« erhal- ten, wie sie Hans-Eberhard Kümmel nennt, obwohl in Gießen das Friedhofsamt zustän- dig ist. Kauer legt einen Aktenordner auf den Tisch. Darin sind alle laufenden Gieße- ner Sterbefälle festgehalten, bei denen sich bislang keine Angehörigen fanden, denn die müssten gemäß Bestattungsgesetz (siehe Kasten) die erforderlichen »Sorgemaßnah- men« zum Schutz von »Totenruhe und Ge- sundheit« übernehmen. Da ein Verstorbener im Normalfall aber innerhalb von 96 Stun- den eingeäschert bzw. beerdigt sein muss, tritt die Stadt zunächst in Vorleistung und veranlasst die Bestattung. Gemessen an den rund 850 Beerdigungen, die pro Jahr in Gießen stattfinden, ist die Zahl von durchschnittlich zwölf »angeordne- ten Bestattungen« doch eher klein. Die Er- wartung, dass die vermeintlich wachsende Vereinsamung die Fallzahlen ansteigen lässt, kann Kauer nicht bestätigen. 2012 waren es 13 Fälle, dann 14, zwölf und 2015 neun; in diesem Jahr wurden bislang neun Menschen ohne Angehörige bestattet. Im Durchschnitt fallen dabei jeweils 2000 bis 3000 Euro Kos- ten für Krematorium, Bestatter und Gebüh- ren an, die von der Stadt zunächst übernom- men werden. »Leben können wir von diesen Bestattun- gen natürlich nicht«, sagt Juniorchef Sascha Kümmel und fügt hinzu: »Wir machen es, weil es einer machen muss, und sehen darin auch eine soziale Aufgabe.« Und die führt den städtischen Mitarbeiter und den Bestat- ter auch an Abgründe. Hinter der Verweige- rung, die Bestattung eines Angehörigen zu übernehmen, steckten manchmal »richtige Familientragödien«, weiß Hans-Eberhard Kümmel. Wenn es zum Beispiel zu einem se- xuellen Missbrauch in der Familie kam und die Kinder mit den Eltern nichts zu tun ha- ben wollten. Hinweise auf solche Zerwürf- nisse gibt manchmal schon das Protokoll, das die Kripo an die Stadt schickt. »Die Ge- schwister lehnen die Totensorge und das Er- be ab«, zitiert Kauer aus einer Akte. Die Fälle, in denen es ermittelte Angehöri- ge ablehnen, für die Bestattung zu zahlen, seien sogar häufiger. Nur bei etwa einem Drittel der »angeordneten Bestattungen« fänden sich keine Angehörigen, in den ande- ren Fällen werde eine Übernahme der Kos- ten durch die Familie abgelehnt. Kauer: »Es gibt Fälle, da renne ich seit drei Jahren hin- ter dem Geld her.« Der Rahmen einer »angeordneten« Bestat- tung sei »einfach, aber würdevoll«, erklärt Sascha Kümmel. So bemühe man sich als Bestatter auch stets um einen Pfarrer, es sei denn, es gebe Hinweise darauf, dass der Ver- storbene mit der Kirche nichts am Hut hatte. »Einer von uns geht auch immer mit. Manch- mal kommt doch ein Nachbar oder Freund, die will man dann nicht alleinlassen mit der Situation«, ergänzt der Seniorchef. Die »angeordneten« Beerdigungen finden in einer ganz normalen Reihengrababteilung im unteren Bereich des Neuen Friedhofs statt. Die verbreitete Vorstellung, dort gebe es Bereiche nur für mittellose und namenlose Menschen, sei falsch, sagt Kauer: »Wir haben in Gießen keine Gräber für Arme.« Menschen, die alt sind, keine Angehörigen mehr haben und die die Sorge umtreibt, was mit ihnen nach dem Tod geschieht, können ihre Bestattung natürlich zu Lebzeiten pla- nen. Sascha Kümmel rät: »Leute, die keine Angehörigen mehr haben, sollten ihre Be- stattung rechtzeitig regeln.« Denn nicht immer ist im Todesfall ein Be- stattungsunternehmer wie sein Vater zur Stelle, der die Gießener und die städtischen Friedhöfe seit Jahrzehnten kennt. In einem Fall zum Beispiel, als ein ihm bekannter Mann in der Innenstadt einsam starb und ei- gentlich »angeordnet« bestattet werden soll- te, erinnerte sich Kümmel daran, dass die Familie in Kleinlinden ein vierstelliges Grab besitzt. Dort wurde er dann beigesetzt. »Aber das sind natürlich Ausnahmen«, sagt der Bestatter. (Foto: Schepp) Bestattungsgesetz Im hessischen Bestattungsgesetz ist klar geregelt, wer die »sorgepflichtigen Perso- nen« sind, wenn ein Mensch stirbt, und welche Verpflichtungen sie haben. Unter den »Sorgemaßnahmen« versteht der Ge- setzgeber die Veranlassung der Leichen- schau und der Bestattung. Angehörige im Sinne des Gesetzes sind Ehe- oder Lebens- partner sowie Kinder, Eltern, Großeltern, Enkel und Geschwister sowie Adoptiv- eltern und -kinder. Wenn sich Angehörige nicht finden oder sie nicht in der Lage sind, ihren Verpflichtungen nachzukommen, muss die Kommune einspringen und die »Totensorge« übernehmen. Wir haben in Gießen keine Gräber für Arme Stadtmitarbeiter Roland Kauer

Stadt Gießen - kuemmel-bestattungen.de mal k ommt doc h ein Nac hbar oder Fr eund, die will man dann nic ht allein lassen mit der Situation«, er gänzt der Senior chef. Die »angeor

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Stadt Gießen Samstag, 19. November 2016 - 271 - Seite 23

Rollerfahrer schwer verletztGießen (pm). Ein 16-jähriger Rollerfah-

rer wurde am Donnerstagmorgen bei einemUnfall in der Grünberger Straße schwerverletzt. Ein 41-jähriger Autofahrer ausBraunfels hatte ihn übersehen, als er in sei-nem Skoda gegen 7.40 Uhr vom Ludwigs-platz kommend stadtauswärts in die Grün-berger Straße einbog und die Spur wech-selte. Der 16-jährige Lindener wurde insKrankenhaus transportiert. Den Sachscha-den beziffert die Polizei auf 2500 Euro.

3Dinge, die ichin Gießen heutewissen muss:

1 Umleitung nach HeuchelheimAufgrund von Sanierungsarbeiten an derBrücke zwischen Heuchelheim und Gießenist die Heuchelheimer Straße (L3020) andiesem Wochenende bis Sonntagmorgen um5 Uhr voll gesperrt.

2 Pfeiffer mit drei fEin großer Spaß ist es, wenn sich dererfolgreiche Schriftsteller Dr. JohannesPfeiffer in der »Feuerzangenbowle« alsSchüler verkleidet, um für ein paar Wochenam Schulleben teilzuhaben, das er selbstnie erleben durfte. Auszüge aus dem Buchwerden am Samstag ab 20 Uhr im THM-Hörsaal A20 in der Wiesenstraße gelesen.

3 Mozarts letzte KompositionDie Johanneskantorei und das GießenerKammerorchester intonieren an diesemSonntag, 16 Uhr, in der Johanneskirche das»Requiem« von Wolfgang Amadeus Mozart.

Wenn derletzte Wegangeordnetwird

Gräber ohne Kränze

Wenn Menschen einsamund verlassen sterben undkein Angehöriger zu findenist, dann muss die Stadtdie Bestattung veranlassen.Hinter solchen Todesfällenstehen oft Familientragödien.Verscharrt indes wirdniemand. Auch das staatlich»angeordnete« Ende einesLebens vollzieht sich»in Würde und Pietät«.

Von Burkhard Möller

Am morgigen Totensonntag wird auch aufden Gießener Friedhöfen wieder viel Be-

trieb herrschen. Angehörige besuchen dieGräber von Eltern, Großeltern oder Ge-schwistern, legen Blumen ab und stellen einWindlicht auf. Einige Gräber im nordwestli-chen Bereich des Neuen Friedhofs sind indeswahrscheinlich noch nie besucht worden.Statt Grabsteinen stehen hier schlichteKreuze aus Holz, an denen Wind und Wetternagen. Die Menschen, deren Körper oderAsche hier in der Erde liegen, sind oft ein-sam gestorben. Um solche Fälle kümmertsich Roland Kauer aus dem Garten- undFriedhofsamt. Er ist zuständig für die »ange-ordneten« Bestattungen. »Auch die habenWürde und Pietät«, betont der Stadt-Mitar-beiter.

Wenn der letzte Weg angeordnet wird, istauch Bestatter Kümmel aus Wieseck betei-ligt. Das Traditionsunternehmen hat von derStadt nach einer Ausschreibung den Auftragfür die »Ordnungsamtbestattungen« erhal-ten, wie sie Hans-Eberhard Kümmel nennt,obwohl in Gießen das Friedhofsamt zustän-dig ist. Kauer legt einen Aktenordner aufden Tisch. Darin sind alle laufenden Gieße-ner Sterbefälle festgehalten, bei denen sichbislang keine Angehörigen fanden, denn diemüssten gemäß Bestattungsgesetz (sieheKasten) die erforderlichen »Sorgemaßnah-men« zum Schutz von »Totenruhe und Ge-

sundheit« übernehmen. Da ein Verstorbenerim Normalfall aber innerhalb von 96 Stun-den eingeäschert bzw. beerdigt sein muss,tritt die Stadt zunächst in Vorleistung undveranlasst die Bestattung.

Gemessen an den rund 850 Beerdigungen,die pro Jahr in Gießen stattfinden, ist dieZahl von durchschnittlich zwölf »angeordne-ten Bestattungen« doch eher klein. Die Er-wartung, dass die vermeintlich wachsendeVereinsamung die Fallzahlen ansteigen lässt,kann Kauer nicht bestätigen. 2012 waren es13 Fälle, dann 14, zwölf und 2015 neun; indiesem Jahr wurden bislang neun Menschenohne Angehörige bestattet. Im Durchschnittfallen dabei jeweils 2000 bis 3000 Euro Kos-ten für Krematorium, Bestatter und Gebüh-ren an, die von der Stadt zunächst übernom-men werden.

»Leben können wir von diesen Bestattun-gen natürlich nicht«, sagt Juniorchef SaschaKümmel und fügt hinzu: »Wir machen es,weil es einer machen muss, und sehen darinauch eine soziale Aufgabe.« Und die führtden städtischen Mitarbeiter und den Bestat-ter auch an Abgründe. Hinter der Verweige-rung, die Bestattung eines Angehörigen zuübernehmen, steckten manchmal »richtigeFamilientragödien«, weiß Hans-EberhardKümmel. Wenn es zum Beispiel zu einem se-xuellen Missbrauch in der Familie kam unddie Kinder mit den Eltern nichts zu tun ha-ben wollten. Hinweise auf solche Zerwürf-nisse gibt manchmal schon das Protokoll,

das die Kripo an die Stadt schickt. »Die Ge-schwister lehnen die Totensorge und das Er-be ab«, zitiert Kauer aus einer Akte.

Die Fälle, in denen es ermittelte Angehöri-ge ablehnen, für die Bestattung zu zahlen,seien sogar häufiger. Nur bei etwa einemDrittel der »angeordneten Bestattungen«fänden sich keine Angehörigen, in den ande-ren Fällen werde eine Übernahme der Kos-ten durch die Familie abgelehnt. Kauer: »Esgibt Fälle, da renne ich seit drei Jahren hin-ter dem Geld her.«

Der Rahmen einer »angeordneten« Bestat-tung sei »einfach, aber würdevoll«, erklärtSascha Kümmel. So bemühe man sich alsBestatter auch stets um einen Pfarrer, es seidenn, es gebe Hinweise darauf, dass der Ver-storbene mit der Kirche nichts am Hut hatte.»Einer von uns geht auch immer mit. Manch-mal kommt doch ein Nachbar oder Freund,die will man dann nicht alleinlassen mit derSituation«, ergänzt der Seniorchef.

Die »angeordneten« Beerdigungen findenin einer ganz normalen Reihengrababteilungim unteren Bereich des Neuen Friedhofsstatt. Die verbreitete Vorstellung, dort gebees Bereiche nur für mittellose und namenloseMenschen, sei falsch, sagt Kauer: »Wir habenin Gießen keine Gräber für Arme.«

Menschen, die alt sind, keine Angehörigenmehr haben und die die Sorge umtreibt, wasmit ihnen nach dem Tod geschieht, könnenihre Bestattung natürlich zu Lebzeiten pla-nen. Sascha Kümmel rät: »Leute, die keineAngehörigen mehr haben, sollten ihre Be-stattung rechtzeitig regeln.«

Denn nicht immer ist im Todesfall ein Be-stattungsunternehmer wie sein Vater zurStelle, der die Gießener und die städtischenFriedhöfe seit Jahrzehnten kennt. In einemFall zum Beispiel, als ein ihm bekannterMann in der Innenstadt einsam starb und ei-gentlich »angeordnet« bestattet werden soll-te, erinnerte sich Kümmel daran, dass dieFamilie in Kleinlinden ein vierstelliges Grabbesitzt. Dort wurde er dann beigesetzt.»Aber das sind natürlich Ausnahmen«, sagtder Bestatter. (Foto: Schepp)

Bestattungsgesetz

Im hessischen Bestattungsgesetz ist klargeregelt, wer die »sorgepflichtigen Perso-nen« sind, wenn ein Mensch stirbt, undwelche Verpflichtungen sie haben. Unterden »Sorgemaßnahmen« versteht der Ge-setzgeber die Veranlassung der Leichen-schau und der Bestattung. Angehörige imSinne des Gesetzes sind Ehe- oder Lebens-partner sowie Kinder, Eltern, Großeltern,Enkel und Geschwister sowie Adoptiv-eltern und -kinder. Wenn sich Angehörigenicht finden oder sie nicht in der Lage sind,ihren Verpflichtungen nachzukommen,muss die Kommune einspringen und die»Totensorge« übernehmen.

“Wir haben in Gießenkeine Gräber für Arme„

Stadtmitarbeiter Roland Kauer

Guten Morgen,liebe Leser!Auch ein prominenter Name schütztnicht davor, dass das Übertreten einerRegel Konsequenzen hat. Das musstesoeben Prof. Michael Hofstettererfahren, der Generalmusikdirektordes Stadttheaters. Der hatte seinengeliebten Oldtimer, einen 35 Jahrealten R 4, bisher immer auf einemreservierten Platz in der Tiefgaragedes Stadttheaters parken dürfen.Nachdem das Theater seine zweiPlätze gekündigt hatte, wurdeHofstetter Ende Oktober schriftlichum Rückgabe seiner Dauerkartegebeten. Der Wunsch desObermusikers, bis zur Rückkehr voneiner Gastspielreise Anfang Dezemberden gewohnten Platz anzumieten

wurde abschlä-gig beschieden,weil generellnicht anPrivatleutevermietet wird.Mit einemTagesticketparkte er denR 4 schließlichdennoch am7. November inder Tiefgarage.Das ging gut,

bis in dieser Woche der Sanierungsfort-schritt das Räumen des letzten beleg-ten Platzes erforderte. Am Dienstagum 14 Uhr wurde Hofstetter deshalbüber den Anrufbeantworter seinesSmartphones aufgefordert, denRenault bis 16 Uhr wegzufahren;andernfalls müsse er abgeschlepptwerden. Diese Nachricht gab dasHandy allerdings erst einen Tag späterpreis. Zu dieser Zeit war der Renaultbereits abgeschleppt und in derAutomeile abgestellt worden. Dortwurde er am Mittwochvormittagzufällig von einem Freund entdeckt.Der Künstler fiel aus allen Wolken undempörte sich über die unangekündigteRäumungsaktion – bis er die Handy-Nachricht entdeckte. (ta/Foto: pm)

SPD vor FührungswechselUmut Sönmez soll Gerhard Merz als Vorsitzender folgen – »Das sind große Fußstapfen«

Gießen (mö). Noch eine Woche, dann en-det in der Gießener SPD eine Ära. Nach 15Jahren gibt Gerhard Merz bei der Mitglie-derversammlung in der AllendorferMehrzweckhalle den Vorsitz desStadtverbands ab. Nachfolger sollder Kreistagsabgeordnete und Vor-sitzende des Ortsvereins Ost, UmutSönmez, werden. Dies bestätigt der33-Jährige auf GAZ-Anfrage:»Wenn nicht Unvorgesehenes beimParteitag passiert, werde ich wohlzum Nachfolger von Gerhard Merzgewählt.«

Eine Empfehlung des Parteivor-stands, den gebürtigen Herborner andie Spitze der Gießener SPD zuwählen, gibt es bereits – und bislang auchkeine Gegenkandidatur. »Es hatte sich schonlänger abgezeichnet, dass entweder Christo-pher Nübel oder ich den Parteivorsitz über-nehmen werden«, erzählt Sönmez. Da Nübel

neben dem Fraktionsvorsitz nicht auch nochdie Arbeit des Vorsitzenden erledigen kann,sei es auf ihn zugelaufen. »Ich bin aus der

Partei auch ermuntert worden, es zumachen«, erklärt Sönmez. Beruflichist der Gießener als Referent desOpel-Betriebsratsvorsitzenden inRüsselsheim tätig, sein Abitur hat eran der »Lio« gemacht, dem – eben-falls in Gießen – ein Studium derWirtschaftswissenschaften und einemehrere Jahre währende Tätigkeitfür den SPD-EuropaabgeordnetenUdo Bullmann folgte.

Sollte er am nächsten Samstag ge-wählt werden, freut er sich darauf,näher an die Stadtpolitik zu rücken.

»In Gießen vollzieht sich ein großer Wandel.Diesen Prozess mitzugestalten, das reiztmich schon«, sagt Sönmez. Die Aufgabe derPartei sieht er diesbezüglich eher darin, »dielängeren Linien« zu beschreiben. Die opera-

tive Stadtpolitik sei Angelegenheit der nunvon Christopher Nübel geführten, 16-köpfi-gen Stadtverordnetenfraktion. Wie Nübeltrete auch er als Nachfolger von GerhardMerz in »große Fußstapfen«.

Merz hatte Ende August angekündigt, sichvom Vorsitz der Fraktion zurückzuziehenund auch nicht mehr für den Stadtverbands-vorsitz zu kandidieren. Der 64-jährige Land-tagsabgeordnete hatte das Amt 2001 vonGünther Becker übernommen und die SPDdanach als Spitzenkandidat in drei Kommu-nalwahlen geführt.

Sein designierter Nachfolger wird einigendienstälteren Stadtverordneten als Anführerder Studentenproteste gegen die Einführungvon Studiengebühren in Hessen vor baldzehn Jahren in Erinnerung geblieben sein.Legendär war sein Auftritt in einer Parla-mentssitzung, als Demonstranten eine Reso-lution übergaben. Sönmez damals: »Hintermir stehen 30000 Studenten.« (Foto: so)

Umut Sönmez

Festnahme nach DiebeszugGießen (pm). Zwei Männer haben am

Donnerstagabend ein Auto in der Markt-straße aufgebrochen – und wurden dankguter Zeugenbeschreibung kurz darauf vonder Polizei gefasst. Die Beamten stellten ei-ne aus dem Fahrzeug gestohlene Sonnen-brille sicher. In Begleitung des 30-jährigenVerdächtigen war ein 24-Jähriger, bei demdie Polizei eine weitere Sonnenbrille undzwei Handys fand. Die Gegenstände warenam selben Tag in Gießen gestohlen worden.Beide Männer wurden festgenommen.