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Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen S t u d i e n a r b e i t e n S o m m e r 2 0 1 0 FB Architektur Lehrgebiet Architektur & Ressourcen mag EDITION

Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

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Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen // Veröffentlichung des Lehrgebietes Architektur & und Ressourcen // FB Architektur der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter/Bonn

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Stadtumbau Werdohl-ÜtterlingsenS t u d i e n a r b e i t e n S o m m e r 2 0 1 0 FB Architektur Lehrgebiet Architektur & Ressourcen mag EDITION

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Vorwort

Ein altes chinesisches Sprichwort sagt, ‘Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.’ Die Menschen spüren schon seit längerem, dass unsere Stadt Werdohl - und insbesondere der Stadtteil Ütterling-sen - tiefgreifenden Veränderungen unter-liegt. Dieses Gespür bestätigte sich, als im Zeitraum von 2008 bis 2009 verschiedene Akteure aus der Stadt Werdohl gemeinsam an einem Stadtentwicklungskonzept gear-beitet haben und schlussendlich der Stadt-teil Ütterlingsen übereinstimmend zum Gebiet mit einem gesteigerten städtebauli-chen Handlungsbedarf ausgewiesen wurde.

Es stellt sich bezogen auf das chinesische Sprichwort die Frage, ob wir mit den ge-wonnenen Erkenntnissen nun Mauern oder Windmühlen bauen wollen. Dabei sind natürlich nicht die Mauern aus Stein, sondern vorrangig wohl die in den Köp-fen der Menschen gemeint. Diese Mauern könnten sehr gut gebaut werden, wenn die Tatsache konsequent ignoriert wird, dass sich gerade im Werdohler Stadtteil Ütter-lingsen die Bevölkerung gravierend schnell in die Richtung ‘weniger, älter und bunter’ entwickelt. Windmühlen würden gebaut, wenn die Veränderung von den Menschen angenommen und die drohenden demo-grafischen Gegebenheiten durch neue Wege gelöst oder abgemildert werden könnten.

Die Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH als größter Wohnungsanbieter in Werdohl und speziell auch in Ütterlingsen arbei- tete gerade in den letzten 8 Jahren an der Lösung der beschriebenen Probleme und damit im übertragenen Sinne am Bau von Windmühlen. Unter anderem wurden in diesem Zeitraum mehr als 7 Mio. Euro im Stadtteil Ütterlingsen in die Moder-nisierung der Bestände investiert und weitere Millionen werden in den nächsten Jahren folgen. Als zentrales und weg-weisendes Projekt sticht dabei unser im Jahr 2007 errichtetes Nachbarschafts-hilfezentrum heraus.

Trotz unseres Engagements in der Vergan-genheit ist unser Wohnungsunternehmen weiterhin stark an Innovationen und Vision-en interessiert. Als uns dann im Frühjahr 2010 Prof. Swen Geiss vom Fachbereich Architektur von der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn anbot, Studienarbeiten mit dem Schwerpunkt ‘Städtebau und En-ergieeffizientes Bauen’ über den Standort Ütterlingsen von seinen Studentinnen und Studenten erstellen zu lassen, waren wir begeistert und sicherten dem Projektjegliche Unterstützung zu. Das gelungene Resultat halten Sie gerade in den Händen und ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Nach der Lektüre der Dokumentation der Semesterarbeiten ist mir folgendes Sprich-wort von Henry David Thoreau eingefallen: ‘Wenn du Schlösser in die Luft gebaut hast, so braucht deine Arbeit nicht um-sonst zu sein; dort gehören sie nämlich hin. Und nun gehe daran, die Fundamente unter sie zu bauen.’ Wundervolle Schlösser in die Luft wurden wahrlich von den Studentinnen und Studenten der Alanus Hochschule konzipiert und nun geht es bu-chstäblich daran, die Fundamente unter sie zu bauen0,. Jetzt besteht die Kunst darin, optimale Konzepte unter Berücksichtigung begrenzter finanzieller Ressourcen zu realisieren.

Ingo Wöste, Geschäftsführer Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH

Dezember 2010

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Stadtumbau im Kontext von demogra- fischem Wandel und Klimaschutz

Demografischer Wandel und Klimaschutz sind zentrale Themen in der aktuellen Stadt-[um]baudiskussion. Unseres Erachtens werden die damit verbundenen Handlungsfelder viel zu selten als Arbeits-felder der [Umwelt-]Gestaltung begriffen und genutzt.

Kontext

Weniger, älter, bunter … und grüner. Mit diesen Begriffen wird häufig die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Städte beschrieben. Was bedeutet dies konkret? Die Städte [in NRW] sind mehrheitlich gebaut. Nach Dekaden des Wachstums, des Stadtneubaus und der Stadterweiterun-gen treten heute der Stadtumbau und die Stadterneuerung wieder vermehrt ins Blick-feld der städtebaulichen Diskussion. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Die Einwohnerzahl vieler vor allem ehemals industriell geprägter Städte und Stadtteile ist rückläufig oder stagniert zumindest. Die Bevölkerung ’schrumpft’, wird insge-samt älter und wer jünger ist, wandert in prosperierende Regionen ab.

Dabei fallen durch wirtschaftlichen Wandel und gesellschaftliche Segregation ältere [und unattraktivere] Teile der Städte aus der Nutzung und aus der ökonomischen Verwertung. Folglich unterbleiben erforder- liche Investitionen in den Gebäude-bestand und die Infrastruktur. Zugleich konzentrieren sich häufig gerade in diesen Stadtteilen soziale ’Problemlagen’ und schwächere Bevölkerungsteile.

Da diese Entwicklungen heute in vielen [westdeutschen] Städten anzutreffen sind, hat die Bundesregierung im Jahr 2002 das Stadtumbauprogramm West ins Lebengerufen. Ziel ist eine nachhaltige, d.h. wirtschaftliche, soziale und ökologische Erneuerung der betroffenen Stadtteile.

Gerade weil in absehbarer Zeit kein städtischer Wachstumsschub [in der BRD]erwartet wird, sollen dadurch verfügbare Entwicklungspotentiale gezielt in Bestands-strukturen gelenkt und diese optimiert werden.

Planungsaufgabe

Im Kontext des Stadtumbaus NRW hat die Stadt Werdohl im Jahr 2008 ein Städte-bauliches Entwicklungskonzept erarbeitet und darin drei Kernbereiche des Stadtum-baus definiert. Der Betrachtungsbereich des hier dokumentierten kombinierten Semesterprojekts im Bereich Städtebau und Energieeffizientes Bauen konzentrierte sich auf einen Teilbereich im StadtteilÜtterlingsen.

Dieser westlich der Innenstadt gelegene, topographisch bewegte Stadtteil mit Wohnlagen im Tal und am Hang der Lenne ist vorwiegend in der Nachkriegszeit entstanden. Große Teile sind im Besitz der Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH.In den letzten Jahren wurden von dieserbereits verschiedene Maßnahmen zur Erneuerung und zum Umbau des Stadtteils in Angriff genommen. Ergänzend hierzu sind Erneuerungen städtischer Gebäude geplant. Trotzdem zeigt der Stadtteil ver-schiedenste Defizite. U. a. ist die Zukunft von bis zu 100 [überalterten] Wohneinhei-ten, einem katholischen Gemeindezentrum und einer Grundschule in oberer Hanglage noch unklar.

Im Rahmen des kombinierten Semester-projekts wurden Fragen des demografisch-en Wandels und des Klimaschutzes sowohl im Maßstab des Stadtquartiers als auch auf Gebäudeebene thematisiert. Hierdurch ergibt sich die Chance, die Interdependenz zwischen Städtebau und Gebäudeplanung beispielhaft zu erörtern und aufzuzeigen.

Dabei stellten sich Bearbeiter und Betreuer folgende Fragen:

02

Einleitung

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Einleitung 03

Was sind die Themen des ’demografischen Wandels’, des Klimaschutzes und der Ressourcenoptimierung im vorliegenden Stadtumbauquartier?

Was sind mögliche Leitbilder und Leitlinien des Umbaus des Stadtteils? Nach welchen Kriterien sollten Gebäude erneuert, er-gänzt, entfernt oder ausgetauscht werden? Welche Chancen birgt der geplante Abriss?

Welche Stärken, Schwächen und Poten-tiale sind im bereits erfolgten Stadtum-bau erkennbar. Was wäre jenseits dessen denkbar? Welche Gemeinschaften sind im Stadtteil angesiedelt und welche [neuen] Bewohner kommen dazu?

Kann der Stadtteil zukünftig ökologisch, ökonomisch und sozial ’produktiver’ werden und mit den verfügbaren Ressourcen effizienter umgehen?

Welche Stärken, Schwächen und Potentiale weisen die Bestandsgebäude [Zeilenbau-ten/Punkthäuser] auf? Welche Frage-stellungen ergeben sich aus den Themen des ’demografischen Wandels’ und der Ressourcenoptimierung für deren zweiten Lebenszyklus?

Was sind mögliche Leitbilder und Leit-linien des Umbaus der zu betrachtenden Gebäude? Nach welchen Kriterien sollten Gebäude weiter [um]genutzt, erneuert, um-, an- oder zurückgebaut werden?

Welche Chancen bergen Neuprogram-mierung, Grundrissänderungen sowie die Erneuerung der Gebäudehülle und der Ge-bäudetechnik [Sanitär / Wärmeversorgung].

Welche Stärken, Schwächen und Potentiale sind bei den bereits erfolgten Umbaumaß-nahmen erkennbar? Was wäre jenseits dessen denkbar? Wer bewohnt die Gebäude z. Z. und zukünftig? Welche Chancen bietet eine integrierte, ökologische, ökonomische und soziale Erneuerung der Gebäude?

Dabei sollen [auch radikale/visionäre] Konzepte der nachhaltigen, ressourcen- und umweltbezogenen Erneuerung des sich demografisch wandelnden Stadtteils er-probt und getestet werden.

Folgende Ansätze und Handlungsfelder haben sich dabei in den beiden Bereichen Stadt[um]bau und Gebäude[um]planung herauskristallisiert:

- neue Stadt-Landschaftsbeziehungen- Strategien des Entdichtens [Abriss] und des qualitativen [Nach-]Verdichtens- Diversifizierung und Differenzierung [von Nutzung, Gebäude und Freiraum]- Energetische Erneuerung und Strategien der nachhaltigen, Energieversorgung - universal / life time design als ‚altersgerechter‘ [Um]Bau

Wir hoffen, dass die hier dokumentierten Arbeiten die Diskussion um die weitere Entwicklung des Stadtteils befruchten und bereichern werden. Zugleich möchten wir uns an dieser Stelle für die ungewöhnlich offene und konstruktive Zusammenarbeit mit der Wohnungsgesellschaft Werdohl und den Menschen im Stadtteil bedanken.

Prof. Dipl. Ing. Swen GeissDipl. Ing. LA Ulrike Platz

Dezember 2010

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06 Bestandsaufnahme

18 Analyse Zeilenbauten

22 Analyse Punkthaus

26 Entwurf Stadtraum I Filip Voß 34 Entwurf Zeilenbauten I Filip Voß 38 Entwurf Stadtraum II Anna-Lena Hänel 44 Entwurf Zeilenbauten II Anna-Lena Hänel 50 Entwurf Stadtraum III Andrej Menze 58 Entwurf Zeilenbauten III Andrej Menze 64 Entwurf Stadtraum IV Maren Brixius & Benjamin M. Bauske 72 Vorstudie Punkthaus Maren Brixius & Benjamin M. Bauske 80 Leitidee Soziokulturelles Altenwohnen Maren Brixius & Benjamin M. Bauske 82 Entwurf Punkthaus Maren Brixius & Benjamin M. Bauske

88 Leitidee Universal Design Maren Brixius & Benjamin M. Bauske

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Inhalt

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Köln

Arnsberg

Eine persönliche Beschreibung ...

Im Sauerland, in den Tälern der Lenne und Verse, liegt die Stadt Werdohl. Entstandenvor etwa 900 Jahren, befindet sie sich an der ‘Königsstraße’ von Köln nach Arns-berg. Ehemals ein kleines Kirchdorf, war Werdohl bis vor 150 Jahren von der Land-wirtschaft geprägt. Als die Stadt 1865 mit dem Schienennetz verbunden wurde, zog mit der Bahn auch die Industrie in Werdohl ein. Eisen- und Metallverarbeitung stärkten die Region und ließen die Einwohnerzahlen der Gemeinde steigen. Aus dem Dorf wurde eine Stadt. Nach dem zweiten Weltkrieg herrschten Wohnungsmangel und Arbeits-losigkeit und die wirtschaftlich starken Orte [wie Werdohl] erfuhren Zuzüge.

So entstand in den 50er Jahren im Stadt-teil Ütterlingsen ein groß angelegter Sied-lungsbau. Der folgende wirtschaftliche Aufschwung ließ den Stadtteil wachsen und es kamen in den 60er Jahren sogar ein evangelischer und katholischer Kirchenbau sowie ein Jugendraum hinzu. In den 90er Jahren stieg die Einwohnerzahl durch die Wiedervereinigung und die Öffnung des Ostblocks nochmals an. Da zwischen-zeitlich verschiedene Großkonzerne Werdohl verlassen haben, ging mit dem

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Bestandsaufnahme

Lage in NRW

Arbeitsplatzverlust auch eine Reduzierung der Einwohnerzahl einher.In der ehemaligen ev. Kirche im unteren Teil Ütterlingsens befindet sich inzwis-chen ein Fitnessstudio. Die kath. Kirche im oberen Teil, in dem sich auch die nicht mehr zeitgemäßen Mietshäuser befinden, wird seit längerem nicht mehr für Gottes-dienste genutzt. Neben alteingesessenen Deutschen leben hier auch Menschen mit Migrationshintergrund. Letztere sind wich-tige Mieter für die Wohnungsgesellschaft, denn sie akzeptieren den einfacheren Ge-bäudebestand mit günstigem Mietpreis. Zudem lassen sich Wohnungen gut zusam-menlegen, wodurch auch Familien mit mehreren Kindern ein Zuhause finden.

Bedingt durch die Topografie und den in der Nachkriegszeit schnell benötigten Wohnraum, bedürfen mehrere Häuser des oberen Ütterlingser Stadtteils einer Um-gestaltung. Finanzielle Unterstützung durch den ‘Stadtumbau West’ ist von der Wohnungsgesellschaft beantragt. Da sich seit 2008 im unteren Bereich ein Nach-barschaftshilfezentrum mit regen Veranstal-tungsangeboten befindet, wäre nun eine Neukonzeption sowohl des Wohnens als auch des Miteinanders im oberen Stadtteil zeitgemäß und somit wünschenswert!

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Lage im Märkischen Kreis

Blick auf Werdohl Ütterlingsen

Lage in der Region 07

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Stadtumbauquart ier

Standort

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Innenstadt

Standort 09

Page 12: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

180 müber NN (5 m)

214 müber NN (39 m)

232 müber NN (57 m)

175 müber NN (0 m)

Topographie

10 Kontext

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Morgens kommt die Sonne erst spät über den Berg ...

... abends geht sie um sie um so früher unter.

21.06.2010 07:30 Uhr 21.06.2010 12:30 Uhr

21.12.2010 12:30 Uhr21.12.2010 09:45 Uhr

Besonnungsstudie Sommer & Winter

21.06.2010 20:45 Uhr

21.12.2010 15:30 Uhr

Kontext 11

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Wald

Grünflächen

W Waldfläche

Halböffentliche GrünflächePrivate Grünfläche

12 Kontext

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Erschließung

EinbahnstraßeBushaltestelleBahntrasseStichstraßeB 236Hangerschließung

Kontext 13

Freiflächen

SpielplatzÖffentliche Platzfläche

Page 16: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Baualtersklassen

Wohnzonen

Woge vorwiegend unsaniertWoge vorwiegend saniertPrivateigentümer Siedlunggehobener StandardWohnen an der Lenne

Vor 19001950er1960er1980erNicht bekannt

14 Infrastruktur

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Standort 15

Markante Punkte & Bereiche

SteinbruchFreibad / TennisplatzNachbarschaftshilfezentrumSchulePunkthausleerstehende Kirche, Jugendheim, Schule und Kindergarten

Page 18: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Ressourcenpotentiale

Ver- und Entsorgung

Elekt

Klära

Ruhr

Kläranlage

Elektrizität

Ruhrgas Gasfernleitung

16 Ressourcen

Nationale Ressourcen

Regionale Ressourcen

Lokale Ressourcen

Wald

Kläranlage

Wasserkraft

SolarthermiePhotovoltaik

Geothermie

Windkraft

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Die Grafiken zeigen die räumliche Verteilung der Globalstrahlungssumme in NRW. Der Märkische Kreis (MK) und Werdohl sind hier im unteren Drittel der Skala angesiedelt. Damit liegt das solare Potential aber nur knapp 10 % unter dem der ‘solar bevorzugten’ Landesteile im Westen.

Bezogen auf den konkreten Standort istjedoch festzuhalten, dass die Wärme- und Stromgewinnung mittels Solaranlagen für den vorhandenen Gebäudebestand in Ütterlingsen aufgrund der Topografie und den damit verbundenen Verschattungen, aber auch aufgrund der Ausrichtung der Dachflächen, nur bedingt in Frage kommt.

Auch die Nutzung passiver solarer Gewinne zur Erwärmung der Innenräume durch süd-orientierte Fenster ist nur eingeschränkt möglich, da sich die Fassadenöffnungen im Bestand vorwiegend nach Osten und Westen orientieren. Lediglich das Punkthaus an der Leipziger Straße ist eindeutig nach Süden ausgerichtet und durch seine exponierte Lage bezüglich [direkter] Besonnung begünstigt.

Jahressumme

Sommerhalbjahr (April bis Sept.)

Die Grafik zeigt die im Stadtgebiet forst-wirtschaftlich nutzbaren Flächen [1.953 ha]. Sie könnten eine klimaschonende, CO2-neutrale Energieversorgung auf Basis nachwachsender Brennstoffe sicherstellen.

Im Falle der Nutzung der o. g. Flächen als Energiewald ergäbe sich überschläglich folgendes Energiepotential:

19.530.000 qm [Energiewald] x 4,5 kWh/m2a [Brennstoffernte] = ca. 88.000.000 KWh/a.

Dies entspricht dem Brennwert von ca. 880.000 l fossilem Erdöl pro Jahr.

Solare Potentiale

Forstflächen

Kernstadt Werdohl

Quelle: Solaratlas NRW

Ressourcen 17

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Die Zeilenbauten der Wohnungsbaugesell-schaft Werdohl stammen vorwiegend aus den 50er Jahren. Sie verfügen über einen eigenen, der Entstehungszeit entsprechenden, ‚spröden‘ Charme der jedoch in mehr als 50 Jahren Nutzung verblasste. Die Erstellung in Hanglage führte zudem zu einer ungewöhn-lichen inneren Aufteilung. Betritt man den Hauseingang, so befindet man sich in einigen Gebäuden im Kellergeschoss und die hier an-geordneten Räume verfügen [talseitig] über eine ‚normale‘ Befensterung. Über dem Kellergeschoss sind auf zwei Etagen jeweils drei kleine Wohnungen angeordnet. Das Dach-geschoss beherbergt drei weitere Kleinwoh-nungen, sodass pro Haus insgesamt neun Wohnungen zur Verfügung stehen.

DGUG

Analyse Zeilenbauten

18

OG

Die als Dreispänner angelegten Gebäude werden über ein gemeinsames Treppenhaus erschlossen. In der Regel wurden zwei dieser zuvor beschriebenen Gebäudetypen als Doppelhäuser nebeneinander errichtet.

Die darin befindlichen 18 Wohneinheiten werden durch eine gemeinsame, in den 90er Jahren eingebaute Heizungsanlage versorgt. Daneben erhielten die Gebäude auch neue Kunststofffenster mit Doppelverglasung.Eine energetische Sanierung der Gebäude-hülle im Bereich Dach und Fassade unter-blieb bisher, eine Erneuerung imInneren fand nur im Einzelfall statt.

Größe, Zuschnitt und Aufteilung der Wohnungen entsprechen nicht mehr heutigen Vorstellungen. Die Regelwohnung im Bestand bietet 2 Zimmer, Küche, Diele und Bad auf ca. 46qm. Dieser Grundriss spiegelt nur sehr bedingt die Vielzahl heutiger Wohn- und Lebensentwürfe wider. Eine weitere Ein-schränkung der Wohnungen ergibt sich aus der Tageslichtsituation.

Durch die Lage am Hang erhalten die bergseitigen Wohnräume nur wenig direktes Sonnenlicht und die verhältnismäßig klein-maßstäbliche Befensterung unterstreicht zusätzlich diesen Innenraumcharakter. Die unsanierten Wohnungen erscheinen für verschiedene Nutzergruppen weniger attraktiv und konkurrieren [bei niedrigem Mietzins] mit heute im Neubau üblichen Standards.

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Belichtung

Durch die Hanglage und die vorhandene Befensterung der Gebäude ergibt sich eine spezifische Tageslichtsituation mit einer helleren und zugleich aussichtsreichen Raumzone zum Tal und einer weniger gut belichteten Raumzone auf der Hangseite.

Tragwerk

Das Tragwerk der Gebäude besteht aus Mauerwerkwänden {d=24cm] und Stahl-betondecken. Die dünneren Raumtrenn-wände [d=11,5cm] haben vermutlichkeine statische Funktion.

m

m

m

m

m

m

m

Wohneinheiten

Die Gebäude werden über ein mittig liegendes Treppenhaus erschlossen. Jedes Wohngeschoss verfügt über drei annähernd gleichgroße Wohnungen. Sie unterscheiden sich jedoch in Ausrichtung und Aussicht.

Wohnungseinteilung

Jede Wohneinheit verfügt über zwei Wohnräume, eine Wohnküche, ein kleines Bad und eine kleine Diele.

tragende Wandaussteifende WandWände ohne statische Funktion

BadezimmerKücheWohnräume

Übersicht 19

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SchnittAnsicht Talseite

Ansicht Hangseite / Straße

20 Analyse

Page 23: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Konstruktion

DachZiegel-Kaltdach ohne Zwischensparrendämmung

Wandaufbau2,5 cm Kalk-Zementkratzputz24-30 cm Ziegelmauerwerk1 cm Innenputz U-Wert: 1,753 W/m²k *

Kellerdecke14 cm Eisenbeton, ungedämmt, U-Wert: 4,331 W/m²k *

* Hierbei handelt es sich um geschätzte Werte

Mindestanforderung nach EnEV 2009 [Bestand]Dach U = 0,24 W/m²KAußenwand U = 0,24 W/m²KKellerdecke U = 0,50 W/m²K

Konstruktion 21

Page 24: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Das Punkthaus an der Leiziger Straße wurde in einer zweiten Bauphase [der Verdichtung Ütterlingsens] in den 1960er Jahren im Sinne einer städtebaulichen Dominante errichtet. Das Gebäude stellt einen für die Entstehungszeit charakteris-tischen Bautypus dar. Ziel war die effiziente Erstellung guter Wohnungen [knapp unter der Hochhausgrenze]. Die damit verbundene städtebauliche ‚Philosophie‘ zielte auf ‚Urbanität durch Dichte‘.

Das Gebäude unterscheidet sich deutlich von den zuvor beschriebenen Zeilenbauten. Eindeutig nach Süden & Westen ausgerichtet bietet es großzügigere Wohnungen, durchgend mit Balkon. Das als Zweispänner angelegte Gebäude verfügt zudem über ein Aufzug.

Schnitt

Ansicht Westen Ansicht SüdenAnsicht Osten

Analyse Punkthaus

22

Page 25: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Grundriss Regelgeschoss

WE I WE II

FlurSchlafenKinderBad/WCWohnen/Kochen

Übersicht 23

Page 26: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Konventionelle Massivbauweise mit tragenden Innen- und Außenwänden und Wändstärken von 24 cm in den Wohngeschossen und 30 cm im Kellerbereich

Tragwerk

Tragende WandNicht tragende Wand

Haustechnik

Heizung über Gaszentralheizung [2003],Warmwasserbereitung über Durchlauferhitzer, Sanitäranlagen z.T. noch aus den 60er Jahren, Aufzuganlage aus den 60er Jahren.

24 Haustechnik

Page 27: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

DachZiegel-Kaltdach oberste Geschossdecke gedämmt U-Wert: 0,30-0,60 W/m²k *

WandaufbauFaserzementbekleidung 24-30 cm Ziegelmauerwerk 1 cm Innenputz U-Wert: 1,46 W/m²k *

Kellerdecke20 cm Stahlbeton, ungedämmt, U-Wert: 3,89 W/m²k *

Konstruktion

Konstruktion 25

* Hierbei handelt es sich um geschätzte Werte

Mindestanforderung nach EnEV 2009 [Bestand]Dach U = 0,24 W/m²KAußenwand U = 0,24 W/m²KKellerdecke U = 0,50 W/m²K

Page 28: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Bestandsanalyse

- geschwächte Quartiersgemeinschaft- fehlender Kontakt- in Teilbereichen verbesserungsbedürftige Wohnbedingungen

+ geschlossenes Quartier+ Topographie (Aussicht, Leben am Hang)

Maßnahmen

1. Wohnungsangebot verbessern und topografisch angepasste Typologien mit neuen Wohnformen entwickeln

2. Stärkung der Quartiersgemeinschaft durch Gestaltung gemeinschaftlicher Außenräumeund Vernetzung der Bewohnerschaft

Entwurf Stadtraum IFilip Voß

26

BetrachtungsbereichBestand

Page 29: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Städtebauliche Punkte & Potentiale

A_KirchenbauPotential: Veranstaltungsort für Feste

B_SchulePotential: Bildung, Treffpunkt, Herz

C_PunkthausPotential: exponierte Lage, Fixpunkt, Abschluss

D_Punkthaus, Tankstelle und KindergartenPotential: Quartierseinfahrt, Geschäfte

E_NachbarschaftshilfezentrumPotential: Betreutes Wohnen, Kontakt, Nachbarschaftspflege, Arbeitsplätze

Sichtachsen/Fixpunkte

Zwei städtebauliche Dominanten verdeutlichen die Ortsgrenzen. Das untere Punkthaus bildet eine Quartierseinfahrt. Das zweite Punkthaus - am höchsten Punkt der Ortschaft - schließt das Stadtbild ab. Beide Objekte könnten eine Sicht-achse bilden und Bewohner oder Besuchern eine Orientierung geben.

A

B

C

D

E

Sichtachsen 27

B

A

E

C D

Page 30: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Gründe für den Abriss

- Bestandsgebäude ohne Bezug zur Topografie - Architektur wenig erhaltenswert- Bausubstanz deutlich erneuerungsbedürftig

+ gute Lage im Stadtteil+ ruhige Straßen+ grünes Umfeld+ hangseitige Besonnung

28 Abriss

A Infrastruktur

Die vorhandene Erschließung bleibt bestehen. Eine neue Allee bildet eine klare Raumkante entlang der neu zu errichtenden Gebäude.

A B

B Neubauten

Die Neubauten rücken im Vergleich zum vorherigen Bestand zurück und bilden einen großzügigeren öffentlichen Raum.

Abriss [Vorschlag]Bestand

Page 31: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Gestaltungsplan

Entwurf 29

Page 32: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Freiflächengestaltung

Die Platzgestaltung könnte mit den Bewohnern geplant und gebaut werden. Besonders zwischen den Neubauten kann Raum für Gemeinschaft entstehen.

Fragen zur Quartiersgemeinschaft

Gehört der Bewohner zum Bestand?

Wie bindet man Bewohner in die Planung mit ein?

Wodurch bindet sich ein Mieter langfristig an ein Quartier?

Welche Ideen haben die Bewohner für die Zukunft ihres Quartiers?

Maßnahmen

- Aufbau eines Quartierforums- Nutzung der ‘unendlichen’ Ressourcen der digitalen Welt des Internets

Heute ersetzt die digitale Welt des world wide web viele städtebauliche Räume und existiert als paralleles Universum neben der realen, analogen Welt.

30 Forum

Kinder und Jugendliche werden als “digital natives” groß und verstehen den Umgang mit den neuen Medien alsselbstverständlich. Freundschaften, Kontakte und Berufliches werden in der Zukunft noch stärker über die digitale Vernetzung kultiviert.

Doch sollte diese Entwicklung als Chance genutzt werden und die Chancen und Möglichkeiten des Internets auch zum Neubau des Quartiers genutzt werden. Der Mensch ist die Schnittmenge zwi-schen der analogen und der digitalen Welt.

Vorschlag

Aufbau eines digitalen und analogen Forums, das sich in der realen Welt wiederfindet und eine erlebbare [archi-tektonische] Schnittmenge bildet.

Page 33: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Freiraum 31

I Phase

Injektion des Forums ins Quartier. Ankündung der Umbauvorhaben Einbindung der Bewohner in die Gestaltung der Freiflächen.

II Phase

Durch die Vernetzung im Quartier entsteht eine Gemeinschaft, die Entscheidungen treffen kann. Die Begleitung der Umbau-maßnahme stärkt die Eigenverantwortung der Bewohner für ihr Quartier.

III Phase

Mit der Vernetzung des Quartiers und der neuen architektonischen Hinterlassen-schaft kann die temporäre Architektur abgebaut werden und weiterziehen.

Lösungsweg

Eine temporäre Architektur könnte die Vernetzung der Gemeinschaft stärken und ein Zentrum für die Bewohner während der Umbauphasen bilden. Hier werden Fragen beantwortet und Vorschläge und Kritik angenommen. Bewohner werden so in die Neugestaltung des Quartiers einbezogen.

Bewohner, die sich als aktive Mitglieder der Umgestaltung wahrnehmen, entwickeln eine neue ‘lokale Identität’ und damit einen neuen Bezug zum Quartier.

In Ütterlingsen könnten so individuelle Platzgestaltungen entstehen, die auf den Ort und die Bewohner zugeschnitten sind.

Ablauf Forum

Page 34: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Analoges Forum

Als neuer Magnetpunkt und erlebbare Schnittmenge zum digitalen Forum soll eine temporäre Architektur die Quartiersgemeinschaft stärken. Beim analogen Forum handelt es sich um einen Ort, an dem Ideen vorgestellt und Diskussionen geführt werden. Dieser erhält eine Architektur, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht und den Bewohnern einen Treffpunkt bietet. Zugleich reflektiert die ungewöhnliche Architektur die Wertschätzung, die die Bewohner in ihrer Bereitschaft zur Mitwirkung erfahren.

Analoges Forum:

- Persönlicher Kontakt- Austausch & Konflikt- Moderation- Sensibilisierung für das Quartier- Offene Diskussion- Gemeinschaft

Digitales Forum

Die Idee des Digitalen Forums ist es, die Bewohner zu Hause am Rechner ‘abzuholen’. Dabei soll das Potential der digitalen Welt des Internet genutzt und auf weitere Aktionsfelder, z.B. der Architektur, angewandt werden. Die Schnelllebigkeit unserer heutigen Lebensart spiegelt sich in der digitalen Welt beispielhaft wider, Internetauftritte können zu jeder Zeit und fast an jedem Ort aktualisiert und geändert werden, Kommentare geschrieben und Informationen vervielfältigt werden. Das Internet funktioniert in diesem Fall als eine Art kollektives Gedächtnis.

Digitales Forum:

- Anonymer Kontakt- Schriftlicher Austausch- Interaktive Medien- Dokumentation- Links- Informationensammlung- Kalender/Fahrplan- Gemeinschaftliches Gedächtnis

32 Forum

Page 35: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Schnitt AmöbeBesprechungstisch

und Stauraum

(Internetanschluss und Energie)

Sitzgelegenheiten

(Sitzsäcke und kleine Tische)

Forum 33

Temporäre Architektur

Der gestalterische Gedanke der temporären Architektur ist das Bild einer Amöbe. Die Amöbe ist ein einzelliges Lebewesen, Zellteilung ist ihre Form der Vermehrung. Die Bilder der anfänglichen Einheit und die Teilung, um etwas Neues entstehen zu lassen, entspricht dem Konzept, eine Gemeinschaft dazu zu bringen, etwas selber zu entwickeln. Jeder hinterlässt einen Teil seiner Ideen. Nach der „Zellteilung“ soll die Architektur abgebaut werden und an einem anderen Ort ein anderes Quartier vernetzen.

Analoges Forum

Page 36: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entwurf Ersatz der Zeilenbauten IFilip Voß

34

Licht

Optimaler Lichteinfall durch Terrassenbau

Wasser

Sanitärräume und Küchenanschlüsse konzentrieren sich an der Nordostseite der Gebäude und halten so die Süd- und Westseiten für die Hauptwohnräume frei.

Familien / WG

Singels / Päärchen

Garagen / Keller

Erschließung

Die Wohnungen werden von außen liegenden Treppen erschlossen. Dies reduziert das beheizte Volumen und somit den spezifischen Energieverbrauch der Gebäude.

Stauraum

Auf der Ebene der öffentlichen Erschließung [im untersten Geschoss] befinden sich Garagen. Diese bieten zugleich Stauraum [z.B. für Wertstoffbehälter].

Page 37: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

EG

OG 02

OG 01

OG 03

Grundrisse 35

Page 38: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

36 Modell

Page 39: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Schnitt

Skizze Ansicht

Schnitt 37

Page 40: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

‚Lebendiges Ütterlingsen‘ ist zugleich Leitbild und Ziel des Entwurfs. Themen und Handlungsfelder sind dabei die Begegnungs- und Rück-zugsorte der Bewohner, Wege im Quartier und die einzigartige Aus-sicht. Darauf aufbauend entstand die Idee, das Wechselspiel von Begegnung und Rückzug sowohl in den Gebäudegrundrissen als auch in der Gestaltung der Außenräume des Stadtteils zu thematisieren.

Vor diesem Hintergrund werden die Zwischenräume der Häuserzeilen zukünftig von verschiedenen kleinen Wegen und Treppen durchzogen, die sich wie Finger über Ütterlingsen ausbreiten und sich, vom oberen Teil kommend, zum Tal hin weiter auffächern. Hierdurch entstehen für Fußgänger neue Möglichkeiten Wege abzukürzen, statt den langen Serpentinen der Erschließungsstraße folgen zu müssen.

Diese öffentlichen Räume werden von den privaten Bereichen zwischen den Wohngebäuden eindeutig getrennt. Hierzu werden Letztere dicht mit Chinaschilf [Miscanthus] bepflanzt. Bewohner können sich im dichten Bewuchs ‚Frei-Räume‘ herausschneiden und sich somit die Flächen aneignen, nutzen und pflegen. Im Falle der Nichtaneignung erfordern die Flächen nur geringe Pflege.

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Entwurf Stadtraum IIAnna-Lena Hänel

Page 41: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Abriss

Idee

Neue und reaktivierte Wege durchziehen das Quartier, kürzen Wege ab und laden zugleich zum Verweilen ein. Wie Finger spreizen sie sich vom Hang hinunter zur Lenne auf. Um die vorhandene Topografie zu überwinden, kommen dabei auch Treppen zum Einsatz.

Umgebung 39

Neue WegeBestand

Abriss [Vorschlag]Bestand

Page 42: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Begegnungsfläche

Chinaschilf

mögliche Lauben

amorphe Sitzmöbel

40 Stadtraum

Freiraum

Die vorgesehenen Rückzugsflächen auf den Terrassen zwischen den Gebäuden werden mit Chinaschilf bepflanzt. Hier bietet sich den Bewohnern die Möglichkeit, in Eigenleistung ‚Lauben‘ einzurichten, um sich ungestört und geschützt vor fremden Blicken im Außen-bereich aufhalten zu können.

Die Begegnungsflächen hingegen orientieren sich auf den Ausblick ins Tal und bilden [konzeptionell] das Gegenstück zu den introvertierten Chinaschilfflächen. Die hier angeordneten amorphen, farbigen Sitzgelegenheiten stülpen sich [im Gegensatz zu den Lauben] räumlich nach außen und prägen die Atmosphäre der kommunikativen Außenbereiche.

Page 43: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

LageplanGestaltungsplan

Entwurf 41

Page 44: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Liebes Tagebuch,

... ich habe schon lange nicht mehr geschrie-ben. Das hat auch einen Grund. Gestern war nämlich unser Stadtfest in Ütterlingsen. An-gefangen hat alles am Morgen in der Schule. Wir haben uns getroffen und statt Mathe zu lernen haben wir gebacken. Die Mutter von Alena war da und wir haben gemeinsam süße, türkische Spezialitäten hergestellt. Wir durf-ten sogar naschen! Danach haben wir ganz viele Gläser mit buntem Papier beklebt und auf den Treppen im Stadtteil verteilt. Unsere Lehrerin hat gesagt, da würden dann Kerzen hineingestellt werden und danach leuchtet der ganze Berg. Jede Klasse hat mitgemacht. Um vier Uhr ging das Fest los. Die Straßen wurden gesperrt und an vielen Stellen wurdenTische aufgestellt. Die meisten waren aber auf dem Platz über der Schule, weil da der Ausblick über Ütterlingsen so schön ist. Auch das Café von Frau Öztürk war offen. Dort konnte man Baklawa und dazu den leckeren türkischen Apfeltee kaufen. Außerdem gab es Stände mit Würstchen, Döner und russischemKuchen. Der ist auch ziemlich süß und schmeckt total gut. Meine Klasse hatte die Aufgabe, sich um die älteren Menschen zu kümmern. Die sind aus den Häusern auf den Platz gekommen und wir haben gekellnert. Darüber haben sie sich gefreut. Sogar der Stänkeropa war nett und hat mir eine Tafel Schokolade geschenkt. Als es dunkel wurde,sind wir mit Laternen durch die Straßengegangen und haben die Kerzen angezündet. Zurück auf dem Platz, standen auf der Platz-treppe ein paar Sänger. Sie haben Lieder aus der ganzen Welt gesungen; das war wirklichschön. Dann haben ein paar Leute sogarangefangen zu tanzen. Meine Eltern auch. Voll peinlich! Weil es schon so spät war, hat Lara mich nach Hause gebracht. Sie wohnt in dem Haus mit den vielen kleinen Wohnungenund macht eine Ausbildung als Kauffrau im Büro vom Drahtwerk. Als wir in unserer Wohnung angekommen waren, haben wir uns ins Wohnzimmerfenster gesetzt und Lara hat mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Danach bin ich ganz schnell eingeschlafen. Heute Morgen haben wir dann die Kerzen eingesammelt und in den Häusern verteilt. Jedes Haus hat eine bekommen. Die Großen sogar zwei oder mehr. Jetzt gehe ich schnell raus, denn Melissa hat mich schon gerufen. Wir wollen im Schilfdschungel eine neue Höhle bauen. Bis bald Deine Johanna

42 Lebendige Stadträume

Page 45: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Umgebung 43

Sitzmöbel

Page 46: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Das Leitbild „Lebendiges Ütterlingsen“ entstand aus der Auseinandersetzung mit den Qualitäten und den Potentialen der Bestandsgebäude und möglichen Ideen zu deren Umbau. Insofern entwickelte sich der Entwurf für den Stadtraum aus der [Umbau-]Konzeption der Gebäude. Dabei soll das ursprüngliche ‚Bild‘ der Gebäude weitgehend erhalten bleiben.

In der Weiterentwicklung der Grundrisse fand die Differenzierung zwischen den Gemeinschaftsflächen und Räumen des Rückzugs sowie das Potential der talsei-tigen Aussicht besonderes Augenmerk. Aus dieser Betrachtung entwickelten sich vier verschiedene Wohnungstypen, die unterschiedliche ‚Bewohnerprofile‘ und

44

Entwurf Zeilenbauten IIAnna-Lena Hänel

unterschiedliche ‚Wohnentwürfe‘ in den Bindungen und Bedingungen der Bestands-gebäude reflektieren.

Die Weiterentwicklung der Gebäudehülle fokussiert auf das Potential der Aussicht. Die talseitigen Fensteröffnungen werden vergrößert und die vorhandene Brüstung bis auf 50 cm abgesenkt. Im Rahmen der erforderlichen Fassadendämmung werden die [neuen] Fenster in der Dämmebene angeordnet, wodurch die Leibungstiefe auf der Innenseite deutlich zunimmt. Dies ermöglicht wiederum tiefere Fensterbänke, die nun auch als Sitzgelegenheit genutzt werden können. So kommt das bisher in den Wohninnenräumen wenig beachtete Potential der Aussicht voll zur Geltung.

Page 47: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Ausblicke

Neue Ausblicke 45

Page 48: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Die [türkische] Großfamilie

Die Familie lebt nun seit drei Jahren in Werdohl. Der Vater und seine Söhne arbeiten im Drahtwerk, während sich die Frauen der Familie gemeinsam um die Großmutter, die Kinder und den Haushalt kümmern. Sie hätten gerne eine größere Wohnung, damit die Großmutter ein eigenes Zimmer bekommt.

Die [junge] Familie

Die Familie möchte in ein freundlicheres Umfeld ziehen. Noch reicht das Ersparte nicht für ein eigenes Haus in der Neubausiedlung. Deshalb suchen sie eine schöne, moderne Wohnung mit grünem Umfeld, in dem ihr Kind geschützt aufwachsen kann.

Die [achtzehnjärige] Auszubildende

Sie zieht in ihre erste eigene Wohnung. Ein Appartement würde schon ausreichen, aber eine kleine Zweizimmerwohnung wäre ihr lieber.

46 Nutzer

Page 49: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Option 1 - Außenorientierung

Bezug nehmend auf die Hanglage der Gebäude und die damit verbundene Tagesbelichtung als auch die Ausblicke, werden die Gebäude zwischen Tal- und Hangseite zoniert und diesen geeignete Nutzungen zugeordnet.

1 2

3 4 Option 2 - Innenorientierung

Bezug nehmend auf die funktionale Differenzierung der Wohnung werden die öffentlicheren Bereiche in der Nähe des Treppenhauses konzentriert. Sie bilden zugleich den [wärmeren] Kern der Wohnung. Die [temporär beheizten] Privaträume liegen eher peripher und verfügen so über die erforderliche Ruhe.

Umgebung 47

Abriss ‚Rohbau‘ Ergänzungen DämmungBestand

WohnenIndividualräumeErschließung

WohnenIndividualräumeErschließung

Page 50: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

m m

m

m m

Typ 1

Dieser Wohnungstyp eignet sich für junge Familien oder Wohngemeinschaften. Durch Zusammenlegung ergeben sich zwei Wohneinheiten [mit je 70 qm] pro Etage.Die Individualräume erhalten durch ihre Ausrichtung zum Tal Wohnraumcharakter. Die nach Osten orientierten Gemeinschafts-räume verfügen am Morgen über direktes Sonnenlicht.

m

m

m

m

Typ 2

Dieser Wohnungstyp ist vor allem für gemeinschaftliche Wohnformen geeignet. Durch Zusammenlegung ergeben sich zwei Wohneinheiten [mit je 70 qm] pro Etage. Wohnraum und Küche öffnen sich zum Tal, zum Licht und zur Aussicht. Im Kontrast dazu stehen die hangseitigen Individualräume, deren introvertierter Charakter durch die [kleineren] Bestands[Fenster]öffnungen unterstrichen werden.

48 Haustypen

Westansicht Berghaus

WohnenIndividualräumeSanitär

WohnenIndividualräumeSanitär

Page 51: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Typ 3

Dieser Wohnungstyp ist speziell für Groß-familien bzw. Großhaushalte ausgelegt. Durch Zusammenlegung ergibt sich eine Wohneinheit [mit je 140 qm] pro Etage. Die Gemeinschaftsräume bilden einen ‚lebhaften‘ Kern um das Treppenhaus. Die Privaträume hingegen organisieren sich am Rand der Wohnung und bieten Rückzugs-möglichkeiten für einzelen Bewohner.

m

m

m m

m

m

m

m

m m

m

m

m

m m

m

m

Typ 4

Dieses [neue] Wohnungsangebot richtet sich an junge Singles und Pendler. Durch Teilung ergeben sich vier Appartements pro Etage. Jede Einheit verfügt über eine Wohnfläche von je 32 bis 38 qm. Die Wohnräume konzentrieren sich im Innern und ein zentraler Versorgungskern [mit Bad & Küche] trennt den Wohnbereich vom Schlafbereich.

Haustypen 49

Ostansicht Berghaus

WohnenIndividualräumeSanitär

WohnenIndividualräumeSanitär

Page 52: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entwurf Stadtraum IIIAndrej Menze

Projektansatz

- Teilabriss zur Auflockerung des Stadtbildes - Ausweitung der Begegnungsräume im Freien- Neugestaltung vorhandener Freiräume - Umbau der Bestandsgebäude zu multikulturellen Mehrgenerationenhäusern- Kleingewerbe stärken und neu ansiedeln

Es sollen breite, vielfältige Nutzergruppen angesprochen werden: Junge, Alte, Behinderte, deutsche und ausländische Mitbürger, mit oder ohne Familie und unterschiedlichen finanziellen Mitteln.

Multikulturelle Mehrgenerationenhäuser bieten je nach Lebenssituation und Betreuungsbedarf die richtige Wohnung.

Ziele

- Steigerung der Lebensqualität - Verbesserung des Gemeinschaftslebens- Stärkung der Identifikation der Bewohner mit dem Stadtteil- Aufwertung des Images des Stadtteils

50

Bestand

Page 53: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Plätze & Grünflächen

Eigentumsverhältnisse

Woge WerdohlÖffentliche GebäudeKirchePrivat/Gewerbe

Kontext 51

GrünflächenBestandsgebäudeFußwege

Page 54: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

52 Konzept

AbrissBestandsgebäude

Neue FreiflächenBestandsgebäude

Abriss

Abriss je einer Gebäudehälfte der unsanierten Doppelhäuser mit hangseitiger Erschließung. Die Häuser mit bergseitiger Erschließung bleiben aufgrund der barrierearmen Erschließung der Erdgeschosse bestehen. Die beiden südlichsten Gebäude an der Leipziger Straße bleiben unangetastet.

Neue Freiflächen

Die durch den Abriss gewonnenen Freiflächen zwischen den Gebäuden dienen der Schaffung neuer [halb-]öffentlicher Begegnungsräume. Aufgrund der gegebenen Struktur bietet sich die Möglichkeit kleinteiliger, differenzierter Freiflächen wie Pocketparks, Bewohnergärten [oder auch Stellplätze, wo erforderlich].

Page 55: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Barrierefreiheit [im Bestand]

Gebäudeerschließung

Konzept 53

barrierearme Wohnungen im EGbereits barrierefreibarrierefreier Umbau empfehlenswert

Hang-Häuser mit hangseitiger ErschließungTal-Häuser mit bergseitiger ErschließungPunkthaus mit Aufzug

Page 56: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

54 Nutzungsmischung

Option II - Nutzungsmischung im Quartier

Häusergruppen werden spezifisch für eine Nutzergruppe umgebaut. So entstehenden kleinere, homogene Nachbarschaften. Das größere Gemeinleben und Integration werden so gegebenenfalls aber erschwert.

Option I - Nutzungsmischung in der Straße

Je ein Haus wird für eine Nutzergruppe spezifisch umgebaut. Die [monofunktionalen] Häuser werden ungeordnet [bunt] im Sinne eines Mosaiks in der Straße gemischt.

Page 57: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Nutzungsmischung 55

Option III - Nutzungsmischung im Gebäude

Wohnungen für unterschiedliche Nutzer- gruppen in einem Gebäude bieten Flexibilität und Varianz im kleinsten Planungsmaßstab.

Jedoch bieten nicht alle Gebäude die gleichen Potentiale. Insofern kann nicht jedes Gebäude für ‚jede‘ Nutzergruppe und deren Anforde-rungen umgebaut werden.

Fazit / Vorschlag

Verschiedene Wohnungsgrundrisse in jedem Haus entsprechend der gegebenen Potentiale.

- Talhäuser [mit Altenwohnen] - Hanghäuser [mit Wohnflächenvarianz]- Punkthaus [mit Altenwohnen]

Page 58: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

heute ...

... und nach dem Stadtumbau

56 Entwurf

Page 59: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Gestaltungsplan

Entwurf 57

Page 60: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Der Entwurf behandelt den im Quartier mehrheitlich vorhandenen Gebäudetypus mit hangseitiger Erschließung. Aufbauend auf dem städtebaulichen Konzept der Entdich-tung und Nutzungsdifferenzierung ergibt sich für die verbleibenden Gebäudehälften folgende Entwicklungsstrategie:

Die Gebäude orientieren sich zum Tal [Aussicht] sowie nach Süden zu den neugewonnen Freibereichen. Alle Haupt-wohnräume sind entlang dieser beiden Fassaden angeordnet, zum Berg und nach Norden hingegen verhalten sich die Gebäude geschlossener. Hier werden die privaten Bereiche [Bäder & Schlafräume] angeordnet.

Entwurf Zeilenbauten IIIAndrej Menze

58

Die bisherige Gebäudetrennwand wird im Rahmen des Abrisses ebenfalls entfernt. Darüber hinaus werden alle nichttragenden Innenwände entfernt. So können die neuen Grundrisse offener gestaltet werden.

Das Kellergeschoss beherbergt weiterhin die Mieterkeller. Im Bereich der neuen Freiräume wird hier ein Gemeinschaftsraum mit Ausgang ins Freie angeordnet. Das erste Wohngeschoss bietet zwei Wohneinheiten. Eine kleinere im nördlichen Teil sowie eine größere mit [vorgestelltem] Balkon an der verglasten Südfassade. Diese Teilung wird im 2. Ober-geschoss und Dachgeschoss in Form von Maisonetten fortgeführt.

Page 61: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Konzept 59

MieterkellerGemeinschaftsraum

Wohnung A 67 m²Wohnung B 81 m²

UG EG OG DG

Maisonette C 124 m²Maisonette D 151 m²

Bestand Abriss ‘Rohbau’ Ergänzung

A

B

C

D

C

D

MaisonetteEingeschossige WohnungGemeinschaftsraum

TalStraße

BergTal

Straße

Norden

Süden / Garten

Osten / BergWesten Tal / Straße

Page 62: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

60 Hanghaus

Wohnküche, 30 m²Bad, 10 m²Schlafzimmer, 18 m²Sonstiges, 8 m²Treppenhaus

Wohnung I 66 m²

Wohnung II 80 m²

Wohnküche, 46 m²Bad, 9 m²Schlafzimmer, 17 m²Sonstiges, 8 m²TreppenhausBalkon, 17 m²

Page 63: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Förderung 61

KfW-Förderung ‚altengerechtes Umbauen‘

Die KfW [Kreditanstalt für Wiederaufbau] fördert den ‚altengerechten Umbau‘ von Wohngebäuden im Bestand mit zinsgünstigen Krediten. Dabei werden verschiedene Förderbausteine definiert. Diese sind sowohl einzeln als auch in Kombination anwendbar. Die mit diesen Maßnahmen verbundenen Kosten einschließlich Nebenkosten [Architekt, Beratung etc.] werden bis zu einer Kreditsumme von 50.000 EUR pro Wohn-einheit finanziert. [Bemessungsgrundlage ist die Anzahl der Wohn-einheiten vor der Modernisierung].

Förderbausteine Wohnung

Flure in der Wohnung (8)- Bewegungsflächen vor Wohnungstüren 150 cm x 150 cm- Flurbreite min 120 cmAnpassung der Wohn- und Schlafräume sowie Küchen (9)- umgebaute Wohn- und Schlafräume müssen 14 m² groß sein- neue Küchen müssen mit einer 120 cm tiefen Bewegungsfläche entlang der Küchenmöblierung geplant werden

Türen (10)- Durchgangsbreite neue Türen > 80 cm- Türdrücker in 85 cm - 105 cm üOKFFB

Fenster (11)- neue Fenster müssen mit geringem Kraftaufwand zu öffnen sein

Bedienelemente (16)- sollen visuell kontrastreich und tastbar sein, - müssen in 80-110 cm ÜOKFFB montiert werden- Steckdosen min. 40 cm üOKFFB, Abstand von Raumecken min. 25 cm

Förderbausteine Sanitärräume

Bewegungsflächen und Raumgeometrie (13)- Sanitärräume müssen min. 180 cm x 220 cm sein- Bewegungsfläche mittig vor Sanitärobjekten min. 90 cm x 120 cm- Abstand zwischen Sanitärobjekten & zur seitlichen Wand min. 25 cm

Sanitärobjekte (14)- Waschtische min. 50 cm tief- Duschplätze niveaugleich zum angrenzenden Bodenbereich - Einstiegshöhe Badewanne max. 50 cm üOKFFB

Sicherheitssysteme und -vorkehrungen (15)- Wandkonstruktionen tragfähig für Nachrüstung ausbilden- Sicherheitssysteme [Stütz- und Haltegriffe, bewegliche Stützklappgriffe usw.] zur Nutzung der Sanitärobjekte sind förderfähig

13

14W

8

9

109

9

8

19 m²

19 m²

W

Page 64: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

62 Förderung

KfW-Förderung ‚Energieeffizient Sanieren‘

Kreditförderung- Die KfW [Kreditanstalt für Wiederaufbau] vergibt Förderungen in Form von zinsvergünstigten Krediten- kombinierte Maßnahmen wie Dämmen von Wänden, Dach und Geschossdecken, Erneuerung von Fenstern, Einbau von Lüftungsanlagen und Austausch der Heizung ist i.d.R. förderfähg- 100% der förderfähigen Kosten, max. 50.000 bis 75.000 EUR pro Wohneinheit [Bemessungsgrundlage ist die Anzahl WE vor Sanierung]

Sonderförderung- Für die Baubegleitung durch einen qualifizierten Sachverständigen kann ein Zuschuss von bis zu 2.000 EUR beantragt werden.- Bei einem KfW-Energieeffizienzhaus 55 ist ein Sachverständiger zwingend notwendig.

Beispiel Aussenwand

- Bestand: 24er Mauerwerk - U = 1,5 W/m²K

- Nach EnEV 2009 zu erreichender Wert: U = 0,24 W/m²K

KfW-Energie-effizienzhaus

KfW 55(70%)

KfW 70(85%)

KfW 85(100%)

U-Wertin W/m²K

0,168

0,204

0,240

Benötigte Dämmstärke

ca 20cm

ca 17cm

ca 15cm

ca 25cm

ca 20cm

ca 17,5cm

in Styropor in Kokos

Beispiel Außenwand

Page 65: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Bad

Küche

Bad

Küche

Bad

Küche

Energiestandards 63

Option II Niedrigenergiehaus

- Heizwärmebedarf < 70 kWh/(m²a)- wärmebrückenfreie Konstruktionsdetails- erhöhte Luftdichtigkeit [mit blower-door-test]- verbesserte Wärmeschutzverglasung- Einsatz regenerativer Energien- verbesserte Fördermöglichkeiten- i.d.R. umfangreichere Sanierungsmaßnahmen- Option dachintegrierter Solartechnik ist zu prüfen- [erhöhte] Sanierungskosten bei gutem Kosten/Nutzen-Verhältnis

Option I EnEV - Haus

- [Standard]Dämmung der Gebäudehülle- Heizung optimieren- Fensterlüftung als Regelfall- begrenzte Förderungsmöglichkeiten- Standards vermutlich zeitnah wieder ‚überholt‘

Option III Passivhaus

- Heizwärmebedarf < 15 kWh/ (m²a)- Primärenergiebedarf < 40 kWh (m²a)- extrem gedämmte Gebäudehülle- Dreifach-Wärmeschutzverglasung mit einem U-Wert von < 0,80 W / (m²K)- Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung [min. 80%]- nur durch aufwendige Umbaumaßnahmen zu realisieren- vorhandene Gebäudeausrichtung bedingt geeignet- sehr hohe Sanierungskosten- sehr gute Fördermöglichkeiten- trotzdem schlechteres Kosten/Nutzen-Verhältnis- aber langfristig nachhaltig

Fazit

- Sanierung zum Passivhaus weniger sinnvoll [Ausrichtung problematisch, hohe Kosten]- um Kosten gering zu halten, aber dennoch nachhaltig zu sanieren, sollte der EnEV-Standard unterschritten werden- gute Dämmung der Außenwände und des Daches- Wärmeschutzverglasung- eventuell Einsatz regenerativer Energien- Umstellung der Warmwasseraufbereitung- optional dachintegrierte Solartechnik- zur passiven Solarnutzung und zur Steigerung der Wohnqualität sollten Fensteröffnungen zu den Sonnenseiten [hier Süden und Westen] vergrößert bzw. ergänzt werden.

Page 66: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entwurf Stadtraum IVMaren Brixius und Benjamin M. Bauske

64

Basierend auf der städtebaulichen Einordnung, entstanden erste Ideen zum Teilabriss, Umnutzungen und ergänzenden Neubauten. In Rahmen eines zweiten Besuchs im Quartier wurden die damit verbundenen Leitideen und Leitbilder

- Universal Design und- Soziokulturelles Altenwohnen

vor Ort überprüft. Aus der folgenden Diskussion ergaben sich verschiedene neue Denkanstöße. Besonders wichtig: Die vorhandene Grundschule bleibt bestehen und erhält eine neue Freifläche. Als Herzstück des Quartiers stellt sie einen erneuerten Bezugspunkt dar.

Verschiedene Modellstudien unter Beachtung unterschiedlicher Ansätze und wünschenswerter Maßnahmen führten schließlich zum hier dokumentierten, stadträumlichen Entwurf.

Blick auf das Nachbarschaftshilfezentrum

Page 67: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

soziale Kontrolle

Erschließung

Abriss

Querung

Strategie 65

Modellfoto

Das städtebauliche Konzept basiert auf vier, aus der Analyse der Bestandsituation abgeleiteten Handlungsfeldern und Teil-strategien. Diese betreffen die Bereiche der Erschließung, Möglichkeiten der Querung, den Gebäudeabriss und Optionen der sozialen Kontrolle.

Ziel war es, den Planungsbereich mit neuen, differenzierten Freiraumangeboten zu ergänzen, die vorhandene Gebäudestruktur in Teilen zu erneuern und durch Ersatz- undZusatzbauten zu ergänzen und somit das Quartier auf Basis vorhandener Potentiale und Eigenarten weiterzuentwickeln.

Page 68: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

„Freitreppe“„Platz im Hang“

„Platz-Wege“

Saniertes Wohnhochhaus mit Ergänzungsbau ‘Zur schönen Aussicht’

„Hangwege“

„Plateau-Treppe“

66 Entwurfsvarianten

Page 69: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Skizze ... nach der Umgestaltung

Entwurfsvarianten 67

Geländeschnitt

Page 70: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Infrastruktur

Ein Schwachpunkt des Standorts ist die fehlende Infrastruktur im Bereich der Nahversorgung / Einzelhandel. Um der neuen Zielgruppe Generation 65+ einen komfortablen Anschluss an die innerstädtische Infrastruktur Werdohls zu gewährleisten, wäre ein z.B. vom Pflegedienst initiierter Bringdienst denkbar. Dieser Service könnte mehrmals wöchentlich oder auf Abruf angeboten werden.

High + Low

High + Low beschreibt unterschiedliche Bauformen und energetische Konzepte. Es werden bungalow-artige Gebäude mit einem Vollgeschoss vorgesehen. Im Kontrast hierzu wird das 7-geschossige ‘Hochhaus’ energetisch saniert und bietet attraktiven, barrierefreien Wohnraum für die Generation 65+

Sanierung/Umbaueingeschossige Bungalows

Abriss

68 Entwurfsansätze

Page 71: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entwurfsansätze 69

Hang-Erschließung

Die fußläufige Ost-West-Erschließung könnte über barrierearme Treppen-anlagen erfolgen. Zur Erschließung des Wohnhochhauses kann der beste-hende Weg verbreitert werden, um auch größeren Fahrzeugen ausreichend Platz zu bieten.

Verbesserte PKW-Erschließungbarrierearme Füßgänger-Erschließung

Page 72: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Baustruktur

Nutzungsverteilung

70 Entwurf

NeubauEnergetische Sanierung

SeniorenMehrgenerationenhausPflege-InfozentrumRestaurant Heimatblick

Freiraumtypologien

Erschließung

Vertikale ErschließungHorizontale Erschließung

SeniorengartenErschließungsgrünPrivatgärten EinfamilienhäuserGemeinschaftsgrünBewohnergarten

Page 73: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entwurf 71

Gestaltungsplan

Page 74: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Förderbausteine:

Förderbaustein Erschließung: schwellen- und stufenloser Zugang ggf. mit Hilfe von Rampen & Aufzügen

Förderbaustein Gebäudezugang: Durchgangsbreite min. 90 cm

Förderbaustein Aufzugsanlagen:Grundfläche min. 100 cm x 125 cmbesser 110 cm x 140 cm

Förderbaustein Türen:lichte Breite Innentüren min. 80 cm

Förderbaustein Wohn- und Schlafräume:Bewegungsflächen min. 120 cm x 120 cmbesser 150 cm x 150 cm / 140 cm x 170 cm

Förderbaustein Küche:Tiefe der Bewegungsfläche entlang der Küchenmöblierung min. 120 cmVerschärfung für rollstuhlgerechten Umbau

Ausgangspunkt:

Bei der Untersuchung der vorhandenen Wohn- einheiten wurden in einem ersten Schritt vier Kriterien entwickelt, die zu einer Verbesserung der Wohnqualität [im Sinne barrierearmen Wohnens] beitragen können:

- größere Bäder - offene Wohnküchen- größere Schlafräume- größere Balkone

Im zweiten Schritt wurden diese Maßnahmen auf ihre Förderfähigkeit im Rahmen des KfW- Programms ‘Altersgerecht Umbauen’ geprüft. Dabei wurden u. a. die erforderlichen Bewegungsflächen betrachtet. Die Teilergebnisse dieser Untersuchungen wurden abschließend in einen Entwurf für den Umbau des Gebäudes überführt.

Vorstudie PunkthausMaren Brixius und Benjamin M. Bauske

72

Förderbaustein Erschließung Freisitze:schwellenlose ErreichbarkeitBrüstung mit Durchsicht ab 60 cm üOKFFB

Förderbaustein Bewegungsflächen Sanitärraum:Raumabmessung min. 180 cm x 220 cm Bewegungsflächen mittig vor Sanitärobjekten 90 cm x 120 cm, [darf bei bodengleichem Duschplatz diesen überlagern]

Abstand zwischen Sanitärobjekten und zur Wand min. 25 cmRaumtüren nach außen öffnend

Förderbaustein Sanitärobjekte: Waschtisch mind. 50 cm tiefDuschplatz niveaugleich zum BodenraumVerschärfung für rollstuhlgerechten Umbau!

Page 75: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

öffentlichhalböffentlichprivat

Bestand

Option 1

Option 2

PaareWGApartmentsPflegezimmer

1 Wohnungseinheit

Optionen der Kombinationen

Zonierung/Orientierung

Nutzungseinheiten

Gebäudeanalyse 73

1

2

1

2

43

1

2

3

4

1

44

2 3

6

Page 76: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Offene Küchen

Die hier getesteten Küchenvarianten zeigen ein Spektrum an potenziellen Möglichkeiten für Umgestaltungsmaßnahmen, basierend auf dem Gedanken der offenen Wohnküche.

Ausgangspunkt ist die Bestandssituation.Die Unterschiede ergeben sich durch das Ausmaß des baulichen Aufwands.

Küche

Bestand

Vergrößerung

Verlagerung

Größere Bäder

Die hier getesteten Bad- & WC-Varianten zeigen ein Spektrum an Möglichkeiten der Umgestaltungsmaßnahmen, basierend auf dem Gedanken der [barrierearmen] Vergrößerung der Sanitärbereiche.

Ausgangspunkt ist die Bestandssituation.Die Unterschiede ergeben sich durch das Aus-maß des baulichen Aufwands.

Bestand

Bad/WCVergrößerung

Verlagerung

74 Gebäudeanalyse

Page 77: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Größere Schlafräume

Die hier getesteten Schlafraum-Varianten zeigen ein Spektrum an potenziellen Möglich-keiten für Umgestaltungsmaßnahmen, basierend auf dem Gedanken des Zusammenschließens bzw. der Vergrößerung.

Ausgangspunkt ist die Bestandssituation.Die Unterschiede ergeben sich durch das Ausmaß des baulichen Aufwands.

Schlafen

Bestand

Vergrößerung

Verlagerung

Größere Balkone

Die hier getesteten Balkon-Varianten zeigen ein Spektrum an potenziellen Möglichkeiten für Umgestaltungsmaßnahmen, basierend auf dem Gedanken der Vergrößerung [und der thermischen Trennung der Geschossdecke].

Ausgangspunkt ist die Bestandssituation.Die Unterschiede ergeben sich durch das Ausmaß des baulichen Aufwands.

Balkon

Bestand

Vergrößerung

Verlagerung

Gebäudeanalyse 75

Page 78: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Barrierearme Erschließung

Die hier getesteten Erschließungskonzepte basieren auf dem Gedanken der barrierefreien Zugangsmöglichkeit aller Geschosse.

Ausgangspunkt ist die Bestandssituation.Die Unterschiede ergeben sich durch das Ausmaß des baulichen Aufwands.

Erweiterung

Maximum Erweiterung

Erschließung

Bestand

76 Gebäudeanalyse

Paare 5 WE à ca. 103qmWG 4 WE à ca. 30qmApartments 4 WE à ca. 45qmPflege 6 WE à ca. 23qm

Gemeinschaft ca. 280qm Keller ca. 154qm

Vorschlag zur Nutzungsmischung

Die hier dargestellte Variante basiert auf der vorangegangenen Abwägung von Aufwand und Ergebnis und zeigt u. E. eine funktionsfähige Weiterentwicklung des Gebäudes.

Je nach Nachfrage am lokalen Wohnungs-markt ist auch eine andere Gewichtung und damit eine andere Kombination denkbar.

Page 79: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Medium

Maximum

Minimum

BadWohnkücheSchlafenBalkonErschließungkeine [minimale] Umnutzung möglich

Paarwohnen

BadWohnkücheSchlafenBalkon

1 Wohnungseinheitkein oder nur geringes Potenzial für die angestrebte Nutzung

WG

1 2

Apartment

1

2

3

Pflegezimmer

1

2

4

3

5

Weitere Varianten

Nutzungsvarianten 77

Page 80: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

5 Prinzipien des energiegerechten Entwerfens

Kompaktheit

Orientierung und [Temperatur]Zonierung

hoher Dämmstandard und wärmebrückenfreie Konstruktion

kontrollierte Lüftung [ggf. mit WRG], erhöhte Luftdichtigkeit

effiziente Haustechnik

Primärenergiebedarf

Bestand - > 153 KWh/(m²a)

EnEV - > 60-120 KWh/(m²a)

KfW Effizienzhaus 70 - > 60 KWh/(m²a) [Niedrigenergiehaus]

KfW Effizienzhaus 55 - > 40 KWh/(m²a) [Passivhaus]

Dämmung

Fenster

Photovoltaik

Solarthermie

Pelletkessel

Abluftanlage

Thermische Trennung Balkone

Maßnahme Erläuterung

Holzwolle-Leichtbauplatte 20cmWärmeleitzahl = 0,093 W/KmU Wert = 0,14 W/m²K

Stahlfenster mit WärmeschutzverglasungU-Wert = 1,0 W/m²K

ca. 170qm nach Süden bzw. Westen ausgerichtete vertikale PV Module

Trinkwassererwärmung für ca. 30 Personen, Pultdach 15 ° , 185 qm unverschattete Fläche

Solarfocus Pelletplus, in Kombination mit Solarthermie

reduziert Lüftungswärmeverluste und Bauschäden durch Schimmelbildung

Schöck Isokorb KST [für energetische Nachrüstung]

IST SOLL [EnEV Neubau]

HT = 0,5 W/m²K

A/V = 1665m²/ 4000m³ = 0,42

Dach U = 0,3 -0,6 W/m²K

Auß

enw

and

U =

1,4

6 W

/m²K

Fens

ter

U =

1,4

W/m

²K

Kellerdecke U = 3,89 W/m²K

Dach U= 0,2 W/m²K

Auß

enw

and

U =

0,2

8 W

/m²K

Fens

ter

U =

1,3

W/m

²K

Kellerdecke U = 0,35 W/m²K

78 Energetische Sanierung

Page 81: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Entscheidungsoptionen

Wohnraum barrierearm umbauen

Barrierefreies Wohnen

Energetische Sanierung

1

4

5

2

3

Kombinationsmöglichkeiten

Die hier beschriebenen Maßnahmen zeigen ein Spektrum an potentiellen Kombinationen. Deren Umsetzung ist u.a. abhängig vom Ausmaß der [KfW] Förderung und der damit verbundenen Anforderungen.

Kombinationen der genannten Maßnah-men sollten in Absprache mit der Woge entsprechend strategischer Überlegung weiterentwickelt werden.

Umsetzung 79

Page 82: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Der Fokus der Umgestaltung des Punkthauses fokussiert die Nutzer[Alters]gruppe 65+. Ütterlingsen soll barierreärmer werden, sowohl im Außenraum als auch in den Gebäuden.

Auf den Freiflächen können attraktive Wander- und Spazierwege entstehen, zudem wären neue Möglichkeiten und Angebote der Freizeitgestaltung [z.B. Veranstaltungsräume für VHS] denkbar.

Zur besseren Versorgung der Einwohner mit Produkten des täglichen Bedarfs wären Liefer-angebote und fahrende Geschäfte hilfreich.

Das Punkthaus könnte dazu barrierearm umgebaut werden. Sämtliche Grundrisse würden dafür an zeitgemäße Standards angepasst und der Aufzug ebenerdig ange-bunden. Zusätzlich könnte eine Pflegestation angebaut und eine breitere Zufahrt mit neuen Parkmöglichkeiten geschaffen werden.

5.Obergeschoss

4.Obergeschoss

3.Obergeschoss

2.Obergeschoss

4 WE Senioren-Apartments

2 WE Senioren-WG

2 WE Seniorenpaare

2-6 WE für Pflegebedürftige

Erschließung

* Balkenlänge = Wohnflächenverhältnis

*Gesamt ca.120 qm

*Gesamt ca.85 qm

*Gesamt ca.165 qm

*Gesamt ca.165 qm

*Gesamt ca.75 qm

Leitidee Soziokulturelles AltenwohnenMaren Brixius und Benjamin M. Bauske

80

Page 83: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Nutzergruppen

Ehepaar Müller, 65 und 70 JahreEr ist gehbehindert, aber seine Frau ist noch fit genug, um den Hund Gassi zu führen und kleinere Besorgungen zu erledigen. Beide haben den Wunsch nach einer festen Bleibe in vertrauter Umgebung.

Frau Akim, 81 JahreFrau Akim hat Altersparkinson. Sie muss stationär betreut werden, doch ihr Mann besucht sie täglich. Im Garten gehen sie zusammen spazieren ... so wie früher.

Herr Schröder, 80 JahreHerr Schröder lebt seit 2 Monaten alleine, weil seine Frau in der stationären Pflege besser behandelt werden kann. Die Familie lebt in Hagen, doch er ist nicht allein, weil er seine Frau in der Station täglich besuchen kann und dabei im Gemeinschaftsbereich mit anderen zu Mittag isst.

Gerda Weber, Olga Komarow, 75 und 72 Jahre Die alten Damen kennen sich schon ewig und haben ihre Männer überlebt. Sie sind im Grunde beide noch fit, möchten aber nicht [mehr] alleine leben. In einer barrierearmen ‘Senioren-WG’ finden sie Privatsphäre und Gesellschaft.

Ehepaar Yilmaz, 66 und 68 JahreIm Aufschwung nach Deutschland immigriert, haben sie sich einLeben in Werdohl aufgebaut. Nachdem nun alle Kinder aus dem Haus sind, will das Ehepaar seinen Lebensabend zu zweit und mit einem schönen Ausblick genießen.

Ehepaar Alexejew, 65 und 70 JahreHerr Alexejew hat sein Leben lang hart gearbeitet. Der Traum vom kleinen Haus geht für das Ehepaar nun endlich in Erfüllung. Der kleine Passivhaus-Bungalow ist zudem barrierefrei und die regelmäßigen Energiekosten sind gering.

Nutzer 81

Page 84: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Die hier vorgestellte Variante zeigt die höchste Ausbaustufe im Rahmen der zuvor dokumentierten Optionen zur Sanierung des Punkthauses. Um die damit verbundenen Möglichkeiten aufzuzeigen, entschieden wir uns für eine tiefgreifende Umbaumaßnahme: die das Haus nicht nur im ‘klassischen Sinne’ saniert, sondern den Gebäudetypus von Grund auf neu interpretiert.

Besonders interessant erscheint dabei die Anpassung der Wohnungsgrundrisse und die zukunftsfähige, energieeffiziente und klima-schützende Sanierung der Gebäudehülle. Zum Süden schützt diese nicht nur vor dem sauerländischen Regen, sondern läßt das Gebäude an sonnigen Tagen vom Energie-verbraucher zum Energieproduzenten wechseln und wird zum ‘Solar High Rise’.

Perspektive des Wohnhochhauses nach der Sanierung

Entwurf PunkthausMaren Brixius und Benjamin M. Bauske

82

Page 85: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Paarwohnen

Minimum

AbrissAnbauEntfällt

Grundrissvarianten 83

Medium

AbrissAnbauEntfällt

Maximum „Solar High Rise“

AbrissAnbauEntfällt

Page 86: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Ansicht Süden

84 Ansichten

Ansicht Norden

Page 87: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Ansicht Westen

Ansicht Osten

Ansichten 85

Page 88: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

B B

A

A

Schnitt A_A

Schnitt B_B

86 Schnitte

Page 89: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

... vorher

... nachher

Innenraum 87

Page 90: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Der Stadtteil Werdohl Ütterlingsen soll altengerecht umgebaut werden, sich aber dennoch der Jugend nicht verschließen. Um dies zu erreichen, sind verschiedene Projekte und Maßnahmen denkbar.

- Mehrgenerationen Wohnen

- Umbau der leerstehenden Schule zu einer zentralen Begegnungsstätte

- Einrichtung einer Pflegeeinrichtung mit Infozentrum als Anlaufstelle für alte und / oder kranke Menschen

- VHS als interkultureller Treffpunkt und Weiterbildungsinstitution

- Auf- / Ausbau eines [zentralen] Spielplatzes

Leitidee Universal DesignMaren Brixius und Benjamin M. Bauske

88

Page 91: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Ehepaar Müller, 65 und 70 JahreEr ist gehbehindert, aber seine Frau ist noch fit genug, um den Hund Gassi zu führen und kleinere Besorgungen zu erledigen. Beide haben den Wunsch nach einer festen Bleibe in vertrauter Umgebung.

Herr Meier, 47 Jahre, Herr Meier ist Fachingenieur und hat Familie [in Köln]. Er muss mindestens zweimal in der Woche in Werdohl übernachten, möchte aber [noch] nicht mit seiner Familie umziehen. Sie haben sich an eine Wohnung mit gehobenem Standard in Köln-Lindenthal gewöhnt und möchten auf diese nicht verzichten.

Fabian, 17 JahreFabian hat einen Ausbildungsplatz als Pfleger in Werdohl bekommen. Er möchte unter der Woche dort wohnen, weil es keine akzeptable ÖPNV-Anbindung zu seinem Heimatort gibt und das Pendeln sehr aufwendig wäre. Er hat ein kleines Gehalt, möchte aber trotzdem nicht zur Untermiete wohnen. Eine gute Anbindung an den ÖPNV ist für ihn wichtig, zudem möchte er mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen.

Familie Schmidt, Vater 41 Jahre, Mutter 39 Jahre, Kind 5 JahreDie Familie hat ein Kind und muss nach Werdohl ziehen, weil Herr Schmidt einen neuen Arbeitsplatz im Pflegedienst angenommen hat. Frau Schmidt ist Hausfrau und kümmert sich um Kind und Wohnung.

Großfamilie Özdemir:Die Familie hat 2 Kinder und pflegt Oma und Opa. Die beiden sind zwar noch geistig fit, kommen aber im Alltag nicht mehr ohne Hilfe zurecht. Herr Özdemir hat Arbeit in der Region gefunden und Frau Özdemir ist froh, jetzt nur noch eine Etage nach unten zu ihren Schwiegereltern gehen zu müssen.

Bewohner 89

Nutzergruppen

Page 92: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

2 WE mit gehobenem Standard

1 WE familiengerecht

2 WE barrierefrei

2 WE mit einfachem Standard

Mieterkeller

Erschließung

* Balkenlänge = Wohnflächenverhältnis

*Gesamt ca.120 qm

*Gesamt ca.85 qm

*Gesamt ca.120 qm

*Gesamt ca.85 qm

*Gesamt ca.120 qm

90 Wohnkonzepte

Konzept I

Das „Universal-Haus“ bietet ein gemischtes Wohnungsangebot. Hier finden Familien, Senioren, Paare und Singles [in unterschiedlichen Mietpreis- kategorien] ihren Platz.

Dachgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Kellergeschoss

AbrissUniversalhäuser

Page 93: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Konzept II

Das „Mono-Haus“ hingegen bietet ein homogenes Wohnprogramm. Grundlage für dieses Wohnkonzept ist eine Nutzer- bzw. Mietergemeinschaft mit ähnlichen Ansprüchen und Bedürfnissen. Es wären somit Häuser denkbar, deren innere [und äußere] Gestalt zielgruppenspezifisch ausgebildet und angepasst werden.

7-10 WE je nach Nutzergruppe

Mieterkeller

Erschließung

* Balkenlänge = Wohnflächenverhältnis

*Gesamt ca.400 qm

* Gesamt ca.120 qm

Wohnkonzepte 91

Dachgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Kellergeschoss

AbrissMonohäuser

Page 94: Stadtumbau Werdohl-Ütterlingsen

Herausgeber:

Alanus Hochschule für

Kunst und Gesellschaft gGmbH

FB Architektur

LG Architektur und Ressourcen

Prof. Swen Geiss

Villestr. 9

53347 Alfter

http://www.alanus.edu

in Kooperation mit:

Wohnungsgesellschaft

Werdohl GmbH

Ingo Wöste - Geschäftsführer

Dammstraße 11

58791 Werdohl

http://www.woge-werdohl.de

Redaktion:

Prof. Swen Geiss

Ole Küpers

Konzeption/Layout:

Ole Küpers

Autoren:

Studenten des Fachbereichs