11
der spiegel 30/1999 115 X. D AS J AHRHUNDERT DES KOMMUNISMUS: 1. Lenin und die Oktoberrevolution (29/1999); 2. Stalin und der Gulag-Staat (30/1999); 3. Das Sowjetimperium (31/1999); 4. Gorbatschow und das Ende des Kommunismus (32/1999) Das Jahrhundert des Kommunismus Stalin und der Gulag-Staat Unter seiner fast 30jährigen Herrschaft stieg die Sowjetunion zur Weltmacht auf. Sein eigenes Volk versklavte der Diktator Stalin und ließ es im Namen des Sozialismus grausam bluten: Allein in der Ukraine starben in einem Jahr Millionen Menschen. Stalin (1935); Rotarmist auf dem Berliner Reichstag (1945); aufgebahrter Stalin (1953); Stalin mit Truman und Churchill in Potsdam (1945) FOTOS: NOVOSTI / SIPA PRESS (l. o.); BALTERMANN / VOLLER ERNST (l. u.); NOVOSTI (r. o.); CHALDEJ / VOLLER ERNST (r. u.)

Stalin und der Gulag-Staat - DER SPIEGEL

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Stalin (1935); Rotarmist auf dem Berliner Reichstag (1945); aufgebahrter Stalin (1953); Stalin mit Truman und Churchill in Potsdam (1945)

F

Das Jahrhundert des Kommunismus

Stalin und der Gulag-Staat

Unter seiner fast 30jährigen Herrschaft stieg die Sowjetunion zur Weltmacht auf. Sein eigenes Volk versklavte der Diktator Stalin

und ließ es im Namen des Sozialismus grausam bluten:Allein in der Ukraine starben in einem Jahr Millionen Menschen.

X. DAS JAHRHUNDERT DES KOMMUNISMUS: 1. Lenin und die Oktoberrevolution (29/1999); 2. Stalin und der Gulag-Staat (30/1999); 3. Das Sowjetimperium (31/1999);

4. Gorbatschow und das Ende des Kommunismus (32/1999)

OTO

S:

NO

VO

STI

/ S

IPA P

RES

S (

l. o

.);

BALT

ER

MAN

N /

VO

LLER

ER

NS

T (

l. u

.);

NO

VO

STI

(r.

o.)

; C

HALD

EJ

/ V

OLLER

ER

NS

T (

r. u

.)

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9 115

116

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

Terror gegen die MassenVon Stéphane Courtois

Zwangsarbeiter beim Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals (1932): Ausweitung eines umfassenden

Kein Politiker der Welt hat das 20.Jahrhundert mehr geprägt als JosefStalin. Churchill und Lenin haben

nur fünf Jahre lang die Weltpolitik beein-flußt, Hitler und Roosevelt zwölf Jahrelang, de Gaulle, Gandhi oder Mao habenvor allem die Geschicke ihres eigenen Lan-des bestimmt. Stalin hingegen war von 1924bis zu seinem Tode 1953 an der Macht.

Er stieg auf zum absoluten Herrscherüber die UdSSR, er hat sein Land in denRang einer Supermacht gehoben und zumZentrum eines weltumspannenden kom-munistischen Systems gemacht.

Er hat sein Regime, das auf der Ab-schaffung des seiner Produktionsmittel be-raubten Privateigentums, auf Staatspla-nung, Terror und der Lüge errichtet war,der gesamten kommunistischen Welt auf-gezwungen; es ging erst unter mit dem Zu-sammenbruch im Jahr 1991.

Das Verständnis Stalins – und man mußihn verstehen – war lange vernebelt: zuseinen Lebzeiten durch den unwahr-scheinlichen Kult, der in der ganzen Weltund oft von erlesenen Geistern um ihn ent-fesselt worden war; nach seinem Tod vorallem durch Nikita Chruschtschow, der aufdem 20. Kongreß der KommunistischenPartei der Sowjetunion im Februar 1956 inseinem berühmten Geheimbericht der Weltenthüllt hat, was für ein Tyrann und Mör-der Stalin gewesen war.

Da es sich dabei um eine politische undideologische Operation Chruschtschowshandelte, die gleichzeitig das Gesicht desRegimes retten und die hartgesottenstenStalinisten im Kampf um die Macht imKreml schwächen sollte, war die Marsch-route klar: Der gute Wladimir Lenin hattedas Regime geschaffen, um der Mensch-heit das ewige Glück zu bescheren, derböse Stalin hatte die Lehren des guten Le-nin verraten.

An diese Fabel zu glauben heißt indes,nichts von einem äußerst komplexenKapitel der Geschichte zu verstehen. DennStalin bleibt ein Rätsel. Wie sollte mansonst verstehen, daß dieser außerge-wöhnliche Politiker gleichzeitig der größ-te Verbrecher dieses Jahrhunderts war,der mit Entschlossenheit und nie wan-kendem persönlichen Engagement übereinen langen Zeitraum hinweg Massen-mord verübte. Weder Shakespeare nochDostojewski hätten eine so blutrünstigeund perverse Persönlichkeit ersinnen kön-nen. Die Realität hat die Vorstellungskraftübertroffen.

Der 1878 (und nicht ein Jahr später, wiemeist angegeben) in Gori, Georgien, gebo-rene Josef Dschugaschwili war schon frühein professioneller Revolutionär, Mitgliedder bolschewistischen Strömung der Sozial-demokratischen Partei Rußlands. Als sol-cher lernte er Verhaftungen, die Gefängnis-se des Zaren und das innere Exil kennen. Erkämpfte im Untergrund, organisierte Ar-beiteraufmärsche, die brutal unterdrücktwurden, und auch Überfälle auf Banken undGeldtransporte, um mit der Beute die Par-teikasse zu füllen. Von Lenin angeworben,war er von 1912 an dem Zentralkomitee derbolschewistischen Partei „kooptiert“, dasdamals nur acht Mitglieder zählte.

Um die romantische Phase seines revo-lutionären Kampfes zum Abschluß zu brin-gen, legte Dschugaschwili sein Pseudonym„Koba“, ein Held aus dem georgischenEpos „Vatermörder“, ab und nannte sichStalin, der „Stählerne“ – Indiz für seineEntschlossenheit, seine politischen Über-zeugungen bis zur letzten Konsequenz inTaten umzusetzen.

Im März 1917 – Lenin war noch nichtnach Rußland zurückgekehrt, und Leo

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

Trotzki trat der Partei erst im Juli bei –war Stalin bereits ein führender Bolsche-wik in Petrograd, dem Zentrum der Revo-lution. 1919 war er der einzige, der gleich-zeitig dem Politbüro und dem Organisa-tionsbüro des Zentralkomitees, den beidenhöchsten Parteigremien, sowie dem Ratder Volkskommissare angehörte. Am 3.April 1922 wurde Stalin Generalsekretärdes Sekretariats des Zentralkomitees.

Lenin täuschte sich nicht, als er in sei-nem „Testament“, das er Ende 1922/Anfang1923 verfaßt hatte, Stalin neben Trotzki als den „herausragenden Führer“ der Par-tei bezeichnete. Und so ist Stalin beim Toddes Parteigründers am 21. Januar 1924 al-les andere als ein undurchschaubarer Ap-paratschik. In über sechs Jahren Revolutionund Bürgerkrieg, beim täglichen Kontaktmit Lenin im Kreml – ihre Büros lagen ne-beneinander – hatte er hinreichend Zeit,sich mit dem Denken und den Praktikendes Meisters vertraut zu machen.

Im Kampf um dessen Nachfolge scheintStalin über keine Trümpfe zu verfügen. Erist 1,62 Meter klein, sein linker Arm ver-krüppelt, das Gesicht wie durch einen

System

(in Gorki, 1922): 1,62 Meter Kaltblütigkeit und W

Schrotschuß von kleinenPockennarben übersät. Erspricht Russisch mit star-kem georgischen Akzent,Schreibstil und rednerischesTalent sind miserabel, seineFähigkeiten als Theoretikerdürftig. Kümmerlich auchdie Bildung – abgebroche-nes Studium am Priesterse-minar. Und außerhalb Ruß-lands war Stalin selten ge-wesen.

Aber er kann sich auf an-dere Gaben stützen: unge-wöhnliche Kaltblütigkeitund Willenskraft, Selbst-kontrolle in schwierigstenSituationen, unerschütterli-che Festigkeit seiner Ent-schlüsse sowie eine furcht-erregende Energie bei derUmsetzung dieser Ent-schlüsse in die Tat. Hinzukommen ein bemerkens-wertes Gedächtnis, prakti-scher Verstand und organi-satorisches Talent.

Stalin lebt recht einfach, klebt nicht amLuxus und verfügt, obwohl er viel raucht,über eine eiserne Gesundheit. Üblemenschliche Eigenschaften erweisen sichim kommunistischen System als von höch-stem Nutzen – Verschlagenheit und List,Begabung für die Intrige, ein immensesMißtrauen gegen jedermann,Verbohrtheitund die Geduld, auf den richtigen Moment

Lenin, Stalin

s von Zwangs- und Arbeitslagern

für Rache zu warten. Skrupel und Sensibi-lität im Umgang mit Menschen sind Stalinunbekannt; er ist grobschlächtig und bru-tal, unnachsichtig mit seinen Feinden.

Einzelgänger und einsilbig, hegt er Ver-achtung für Menschen und Menschenle-ben, seine eigene Familie inbegriffen. BeimTod Lenins taucht Stalin „lautlos und ohneEklat aus einer obskuren Vergangenheit

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

und einer banalen Gegen-wart auf“, so beschrieb esder französische Kommu-nist Boris Souvarine: Stalinbegreift, daß sich ihm dieeinzigartige Chance zur Er-greifung der Macht bietet,und er geht methodisch dar-an, sie zu erobern.

Bei Lenins Begräbnis hälter die berühmte Rede:

Genossen! Wir Kommuni-sten sind Menschen von be-sonderem Schlag. Wir sindaus besonderem Materialgeformt. Wir sind diejenigen,die die Armee des großenproletarischen Strategen bil-den, die Armee des Genos-sen Lenin. Es gibt nichtsHöheres als die Ehre, dieserArmee anzugehören. AlsGenosse Lenin von unsschied, hinterließ er uns dasVermächtnis, die Einheitunserer Partei wie unse-ren Augapfel zu hüten. Wir

schwören dir, Genosse Lenin, daß wir auchdieses dein Gebot in Ehren erfüllen werden! Als Genosse Lenin von uns schied, hinter-ließ er uns das Vermächtnis, die Diktaturdes Proletariats zu schützen und zu festi-gen. Wir schwören dir, Genosse Lenin, daßwir unsere Kräfte nicht schonen werden,um auch dieses dein Gebot in Ehren zu er-füllen! Als Genosse Lenin von uns schied,

illenskraft

UPI

/ C

OR

BIS

-BETTM

AN

N

117

AG

EN

CE V

U

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

hinterließ er uns das Vermächtnis, dieUnion der Republiken zu festigen und zuerweitern. Wir schwören dir, GenosseLenin, daß wir auch dieses dein Gebot inEhren erfüllen werden!

Ein einziger Stil, ein einziges Programm.Stalins Feinde der ersten Stunde for-

mieren sich in drei Strömungen: zunächstum Leo Trotzki, dann um Grigorij Si-nowjew und Lew Kamenew, schließlich umNikolai Bucharin, Michail Tomski und Alexej Rykow. Mit taktischem Geschickwird Stalin sich abwechselnd mit den einenverbünden, um die anderen auszuschalten.

Als ersten nimmt er Trotzki aufs Korn.Schon im März 1918, während der Ausein-andersetzung um den Frieden von Brest-Litowsk, hat Stalin sich durch seinen brutalen Realismus hervorgetan. Mit „An-passung an das Schlagwort vom revolu-tionären Krieg“, so stellt er fest, „spielenwir das Spiel des Imperialismus. Die Posi-tion des Genossen Trotzki ist keine Posi-tion. Es gibt im Westen keine revolutionä-re Bewegung, es gibt keine Tatsachen, esgibt lediglich ein Potential, und auf ein Potential können wir nicht zählen.“

Im August 1923, als die Komintern einenAufstand in Deutschland vorbereitet, rech-net Stalin die Erfolgschancen durch undkommt zu dem Schluß, daß ein Scheiternunvermeidlich sei. Schon früh hat er dieStrategie der Bolschewisten angezweifelt,

118

Landwirtschaftskollektiv in der Nähe von Moska

wonach die Revolution in Europa die so-wjetische Revolution retten würde.

Stalin ist weder Träumer noch Schwär-mer, sondern ein fanatischer Realist, derdie Kräfteverhältnisse genau abwägt undsich erst festlegt, wenn er sich seiner Sachesicher ist. Das Scheitern der deutschenKommunisten im Oktober 1923, danachder chinesischen Genossen 1927 überzeu-gen ihn endgültig, daß es nur einen Weg zurWeltrevolution gibt: die Stärkung der So-wjetunion mit allen Mitteln.

Trotzkis Theorie von der „permanentenRevolution“ und Lenins pragmatischemKleinkapitalismus zur wirtschaftlichen Er-holung stellt er seine Idee vom „Aufbaudes Sozialismus in einem Land“ entgegen.Diese Option dient ihm als Vorwand fürseine Politik der beschleunigten Industria-lisierung und der gewaltsamen Kollekti-vierung der Landwirtschaft, der Errichtungeiner modernen Armee und Kontrolle allerGesellschaftsschichten. Das Monopol derParteibürokratie auf Macht und Privilegienwar gesichert.

Um Trotzki zur Strecke zu bringen, prä-sentiert sich Stalin als der Wahrer der ideo-logischen Reinheit, der sich auf leninisti-sche Legitimität beruft; hatte doch der Mei-ster 1921 Fraktionsbildungen verboten undDebatten nur parteiintern zugelassen.

Stalin intensiviert weiter den Mythosvon der Einheit der Partei und stellt sichselbst als deren bescheidener Sprecher dar.

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

u (beim Zählappell, 1931): Die bäuerliche Ma

Meisterhaft manipuliert er die Parteima-schinerie – zuerst wird Trotzki isoliert,nacheinander aus der Regierung, dem Po-litbüro und schließlich aus der Partei aus-geschlossen. Durch gezielte Neuberufun-gen neutralisiert Stalin die Trotzkisten undformt aus seinen Anhängern um Molotow,Ordschonikidse, Kaganowitsch, Kirow undWoroschilow einen wahren Clan.

Kaum ist Trotzki abgelöst, wendet sichStalin gegen seine Verbündeten von ge-stern, Sinowjew und Kamenew. Nach dem14. Parteitag im Dezember 1925 – die De-legierten hat Stalin sorgfältig ausgesucht –werden beide Mitglieder der alten bol-schewistischen Garde aus dem Politbüroausgeschlossen und in Leningrad durch denGetreuen Sergej Kirow ersetzt.

Die UdSSR verharrt nun in einer Phasedes Abwartens. Ihre Führer sind uneinszwischen der Absicht, die Bauernschaft mit der Ankurbelung des Handels neueKräfte sammeln zu lassen, und dem Willen,weiter in Richtung Sozialismus zu mar-schieren. 1929 entscheidet Stalin mit demersten Fünfjahresplan brutal zugunsten eines industriellen Aufbruchs.

Wirtschaft und Gesellschaft werden to-tal einem einzigen Ziel unterworfen: Schaf-fung einer politisch und ideologisch mo-nolithischen Macht. Aber Stalin stößt aufWiderstand bei seinen „rechten“ Verbün-deten, Bucharin und Tomski. Seit 1925 willBucharin die Bauern zu mehr Wohlstand

cht erbarmungslos zerschlagen

Stahlwerk in Magnitogorsk (im Bau, 1932): Brutaler industrieller Aufbruch

UPI

/ C

OR

BIS

-BETTM

AN

N

führen, um die Industrie über mehr Kon-sum und höhere Steuereinnahmen inSchwung zu bringen. Tomski, Gewerk-schaftsboß im „Vaterland der Arbeiter“,hingegen macht sich Forderungen der pro-letarischen Basis zu eigen.

Da schlägt Stalin zu: Er schließt beideaus dem Politbüro aus, Bucharin im No-vember 1929, Tomski im Juli 1930. Neben-bei weist er im Januar 1929 Trotzki aus derSowjetunion aus. Stalin weiß jedoch, daßseine Politik auf weitaus härteren Wider-stand treffen wird. Und deswegen muß erseine Macht noch weiter festigen.

In einem persönlichen Brief an Molo-tow vom 22. September 1930 schlägt er vor,Rykow, Lenins Nachfolger an der Spitzedes Rates der Volkskommissare, also der ei-gentlichen Regierung, abzusetzen: „Das istunerläßlich. Sonst gibt es einen Bruch zwi-schen der Führung des Sowjetstaates undder Partei. Bei dieser Kombination aberwerden wir eine vollkommene Einheit vonStaats- und Parteispitze haben, was zwei-fellos unsere Kräfte verdoppeln wird.“

Die perfekte Einheit, das ist der Traumjeder totalitären Macht, die den Staat alsMittler zwischen dem Volk und der ideo-logischen Macht ausschalten will – in die-sem Fall zwischen der Proletarierklasseund der Partei mit ihrem Generalsekretär.

Am 19. Dezember 1930 wird Rykow vonder Regierungsspitze entfernt, dort ersetztihn Molotow, der die Fusion zwischen Par-tei- und Staatsapparat vorantreibt. Der kom-munistische Totalitarismus, für den Lenindie Fundamente gelegt hatte, wird zur Rea-lität – er heißt Stalinismus. Gleichzeitig be-ginnt Stalin mit den großen Säuberungen.

Von Ende 1929 bis 1931 werden mehr als250000 Kommunisten aus der Partei aus-geschlossen. Stalins persönliches Macht-

instrument, die politische GeheimpolizeiOGPU, beginnt ihr Terrorwerk mit sichhäufenden Drohungen und Einschüchte-rungen gegen selbst die geringste Kritikam Generalsekretär. Die politischen Geg-ner sind geschwächt, und Stalin kann, am 7. November 1929, in der „Prawda“ das„Jahr der großen Wende“ ankündigen –die allgemeine Kollektivierung.

Die drängt sich aus zwei Erkenntnissenauf. Zum einen erscheinen die Bauern wie-der stark auf dem Markt.Wie zu Zeiten desBürgerkriegs, der weitgehend ein Kampfzwischen Bauern und der bolschewisti-schen Macht war, drohen sie sich jeder wei-teren Verstaatlichung von Land zu wider-setzen. Nachdem Adel, Bourgeoisie undUnternehmer bereits von 1918 bis 1922 li-quidiert worden sind, ist die Bauernschaftdas einzige Hindernis für die Durchset-zung der kommunistischen Doktrin.

Zum anderen impliziert eine beschleu-nigte Industrialisierung aus marxistischerSicht eine „Akkumulation“ des Kapitals,die nur durch eine Ausbeutung der Arbei-ter zustande kommen kann, und vor allemdurch die Beschlagnahme allen bäuerli-chen Reichtums.

Nach Marx ist die Bauernschaft ein di-rekt vom Mittelalter in die Neuzeit ver-pflanztes Hindernis für die Modernisierungund somit für die Verwirklichung des So-zialismus. Nach kommunistischer Ausle-gung müssen die Bauern deshalb in Arbei-ter umgewandelt werden, als Lohnemp-fänger in Kolchosen einziehen. Sie müssenden Gesetzen der Industrie unterworfenund von zentralen Ausleihstationen vonLandmaschinen abhängig gemacht werden,die ihrerseits direkt der Parteikontrolle unterworfen sind. Vor allem muß diesebäuerliche Macht schon wegen ihrer poli-

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

tischen Unkontrollierbarkeit erbarmungs-los und für immer zerschlagen werden.

Stalin mochte auch geglaubt haben, daßer einen wesentlichen Punkt aus Marx’ undEngels’ Kommunistischem Manifest um-setzen würde, daß nämlich Landenteig-nung und die „Verbesserung der Länderei-en nach einem gemeinschaftlichen Plan“die Organisation industrieller Armeen, ins-besondere „die Vereinigung des Betriebsvon Ackerbau und Industrie“, den „Ge-gensatz von Stadt und Land allmählich“beseitigen würden.

Der Fünfjahresplan mit der Kollektivie-rung bedeutete in der Tat die Umsetzungeiner Doktrin, die Lenin schon 1921 be-schrieben hatte:

Wenn in Deutschland die Revolution nichtvorankommt, ist es unsere Aufgabe, denStaatskapitalismus der Deutschen zu er-lernen, ihn aus aller Kraft zu übernehmen,keine diktatorischen Methoden zu scheu-en, um diese Übertragung der westlichenKultur auf das barbarische Rußland zu be-schleunigen, ohne dabei vor barbarischenMethoden des Kampfes gegen die Barbareizurückzuscheuen.

Lenin hatte lediglich übersehen, daß esin Rußland weder Kapitalismus – den hat-ten die Bolschewisten von 1918 an zer-schlagen – noch einen Staat im Sinne einerInstitution gab, die Konflikte zwischen denGesellschaftsgruppen regelt. Es fehlte auchdie für eine Modernisierung unerläßlicheoberste Schicht von Intellektuellen.

Denn auch die Intelligenzija war von Le-nin verjagt worden. Der Zusammenstoßkam frontal und brachial. Die kommuni-stische Macht erklärte den Bauern regel-recht den Krieg, und Stalin formulierte seinberüchtigtes Schlagwort von der „Liqui-dierung des Kulakentums als Klasse“.Trotzmehr als 1200 Bauernaufständen allein 1929und etwa 14 000 Revolten und Massen-kundgebungen im Jahr darauf wurde derBauernstand zermalmt. 1930/31 deportier-ten die Bolschewisten rund 1,8 MillionenBauern nebst Familien, eine Million flohaus den Dörfern, zwei Millionen suchtenZuflucht in anderen Regionen.

Als Folge entstand ein gewaltiges Chaosin der Agrarproduktion. Die meisten derstalinistischen Führer waren ohne jedefachliche Kompetenz. Stalin selbst hattesein politisches Leben innerhalb der Parteiverbracht. Seine Visionen von Staat, Ge-sellschaft,Wirtschaft und Kultur waren dieeines professionellen Revolutionärs – ei-nes Machtmenschen, der bevorzugt in derRealität einer Partei lebte, einer kleinenSekte von Verschwörern.

Alles, was zum Erfolg hätte führen kön-nen, wurde ins Maßlose übersteigert. Derextreme politische Voluntarismus, das Vor-

„Daß Stalin alles recht mache, besagt: daß Stalin alles Recht macht.“André Gide, französischer Schriftsteller, 1936

119

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

BPK

(kl.

)

Stalin-Gegner Bucharin (M., im Kaukasus, 1934), Trotzki (1940): Mehr Wohlstand, mehr K

wärtsstürmen führten zum Terror gegendie Massen, zur totalen Kontrolle über dieGesellschaft und der Mißachtung all des-sen, was der Verwirklichung der Zielehinderlich sein konnte: wissenschaftlicheGesetze, ökonomische Mechanismen, de-mokratische Prinzipien und vor allem dieAchtung vor dem menschlichen Leben.

Die ökonomische Inkompetenz, welchedie kommunistischen Führer durch ge-fälschte Statistiken zu verbergen suchten,

120

Verhaftung durch den NKWD (1937)Totale Polizeimacht

DAVID

KIN

G /

VO

LLER

ER

NS

T

ließ den Lebensstandard rasch abstürzen.Zwischen 1928 und 1934 sank das Einkom-men der Arbeiter um die Hälfte, das derBauern noch mehr. Für die Werktätigenwurde zur Kontrolle das Arbeitsbuch wiedereingeführt, die Bauern durften dieKolchosen nicht mehr verlassen.

Seit dem 7. August 1932 wurde per De-kret für den geringsten Diebstahl die To-desstrafe verhängt.

Über alldem wachte eine totale Polizei-macht. Begleitet wurde die „große Wende“von der Ausweitung eines Systems vonZwangs- und Arbeitslagern. Die Geheim-polizei baute den Gulag auf, der durchAlexander Solschenizyn zu makabremRuhm gelangen sollte und in dem durchBeschluß des Politbüros vom 27. Juni 1929„sozial gefährliche Elemente“ isoliert wur-den. Der Stalinsche Terror stieß bei Ver-antwortlichen auf Kritik – also verschärf-te der Diktator die „Säuberungen“. Schon1933 wurden 450000 Kommunisten aus derdamals 3,5 Millionen Mitglieder und An-wärter zählenden Partei ausgeschlossen.

Die Offensive gegen Arbeiter und Bau-ern wurde begleitet von einer Propagan-dakampagne, wie sie die Welt noch nichterlebt hatte. Zunächst verkündete man mitgewaltigem Getöse ökonomische Trium-phe – sie waren erfunden. Dann aufge-bauschte Berichte über die Entdeckungvon Saboteuren – damit wurden nicht zu

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

vertuschende regionale Pannenerklärt.

Gleichzeitig lieferten sie denVorwand, den immer hyste-rischeren Kampf gegen den„Klassenfeind“ auf die Spitzezu treiben. Um die Mär von derSabotage glaubhaft zu machen,ließ Stalin durch die Geheimpo-lizei erste Schauprozesse mitunter Folter erpreßten Geständ-nissen inszenieren. Diese Pro-zesse terrorisierten die techni-sche Elite, deren Aufgabe es ge-wesen wäre, sich den Verrückt-heiten der Industrialisierungentgegenzustellen.

Wer es trotzdemaus professionellerKenntnis tat, wur-de der Sabotageoder des Terroris-mus beschuldigt.Bucharin hat in ei-nem Brief an Sta-lin vom 14. Okto-ber 1930 diesesgrausame Katz-und-Maus-Spiel ge-brandmarkt als

„niedrige, finstere und diabolische Provo-kation, an die Du nicht nur glaubst, son-dern die Du zum Fundament Deiner Politikgemacht hast … Mein Gott! In welcher in-fernalischen Welt leben wir heute! … Wahr-scheinlich, weil ich niemandem den Arschlecke, bin ich zum ‚Terroristen‘ erklärt wor-den.“ Noch hat das Politbüro die Todes-strafe für Parteimitglieder nicht abgesegnet.

Dann lief die Mobilisierung gegen dasAusland.Vorwand: „Imperialistische Mäch-te“ bereiteten den Angriff auf die UdSSRvor – ebenfalls ein reines Hirngespinst.Denunziation wird zu einer der hervor-ragendsten Eigenschaften des jungen Kommunisten. Pawlik Morosow, ganze 13 Jahre alt, hat seinen Vater als Kulakendenunziert, wird von seinem Großvaterund Cousin erschlagen und dafür zum Nationalhelden erhoben, Vorbild für einefanatisierte und indoktrinierte Jugend, aufdie Stalin sich stützen wird.

Stalins im Dezember 1929 gefeierter 50.Geburtstag ist der Anlaß, den Kult um den„woschd“, den „Führer“, den höchstenRetter und unfehlbaren „großen Steuer-mann“, ins Delirium zu treiben. Mit demPersonenkult geht eine gigantische Propa-gandakampagne über die demokratischenund humanen Erfolge des stalinistischenRegimes einher.

1935 wird der Mythos vom BergarbeiterAlexej Stachanow, dem Superarbeiter und

onsum

„Ich kann den alten Joe Stalin ganz gut leiden.Er ist ein braver Kerl, aber ein Gefangener des Politbüros.“

US-Präsident Harry S. Truman, 1948

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-Staat

FO

TO

S:

DAVID

KIN

G /

VO

LLER

ER

NS

T

Spie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

Originalfoto von Stalin mit Gehilfen (1938)*, Fälschung (1940): Den Geheimdienstchef wegretuschiert

sozialistischen „neuen Menschen“, kreiert,der angeblich in einer einzigen Schicht14mal soviel förderte, wie es die Norm vor-schrieb. 1936 folgt der Mythos von der „de-mokratischsten Verfassung der Welt“.

Ungezügelte Gewalt und schamloses Lü-gen werden zu Stützen des Regimes. Siebleiben es bis zum Ende der Sowjetunion1991 – auch wenn nach dem Tod des Dik-tators die Intensität nachließ, mit der siebetrieben wurden.

Stalin hat nichts erfunden. Er hat dievon Lenin eingeführten Methoden syste-matisiert und intensiviert. Die UdSSR lebtin einem raffiniert kultivierten Klima desHasses gegen den inneren und äußerenFeind. Der Begriff des „Feindes“, schonunter Lenin zentrales Schlagwort, wird biszur Hysterie ausgereizt.

Die „Liquidation der Kulaken als Klas-se“ ist nicht mehr eine Allegorie, sondernschauerliche Wirklichkeit. In seinemberühmten Buch „Die Erntedes Todes“ beschreibt der bri-tische Historiker Robert Con-quest den Leidensweg derukrainischen Bauern, die imWinter 1932/33 durch die Be-schlagnahme der Nahrung injedem Bauernhaushalt einerschrecklichen Hungersnotausgeliefert wurden.

In einem Jahr starben fastacht Millionen Menschen, dar-unter drei Millionen Kinder.Stalin beging nicht nur ein un-geheures Verbrechen gegendie Menschlichkeit, sondernauch einen „Klassengenozid“,denn er wollte gleichzeitig dieukrainische Nation wie auchihr soziales ländliches Fun-

* 2. v. l.: Wjatscheslaw Molotow; r.: Nikolai Jeschow, der 1940 erschossenwurde.

Der ner, SDergmenlese nachsich des Asonnunmben,pe KRachsche

LiScha

122

dament zerstören. Der 17. Parteitag, der„Parteitag der Sieger“ im Jahre 1934, bringtdem Land, das seit 1929 unter heftigem politischem Druck lebt, eine kurze Pau-se. Man reintegriert Oppositionelle, be-schränkt offiziell die Macht der Geheim-polizei.

Über 115000 „unkorrekte“ Verurteilun-gen werden überprüft. Im Dezember 1935erklärt Stalin großmütig, daß „der Sohnnicht für die Handlungen des Vaters ver-antwortlich“ sei. Damit ermöglicht er Millionen Kindern von Deportierten undanderen „Volksfeinden“, denen alle Zivil-rechte und das Recht auf freien Schulbe-such genommen worden waren, sich wie-der in die Gemeinschaft zu integrieren.

Schon 1933 werden dem ausgeblutetenBauernstand Konzessionen gemacht, vorallem das Recht, bis zu zwei Morgen Landfür sich selbst zu bebauen. Auf dem wer-den von 1937 an immerhin 52 Prozent der

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

gesamten Kartoffel- und Gemüseernte der UdSSR erwirtschaftet, 56 Prozent desObstes, 71 Prozent der Milch und 71 Pro-zent des Fleisches. Stalin will den Wider-stand der sozialen Schichten neutrali-sieren, die er jahrelang grausam terrori-siert hat.

Gleichzeitig verstärkt er seine Macht mitHilfe des geheimen „Sondersektors“, einerArt technischen Sekretariats des Politbü-ros, das bis 1952 von einem seiner unter-würfigsten Anhänger, Alexander Poskrjo-byschew, geleitet wird. Stalin herrscht mitMolotow und Kaganowitsch, das Politbüroführt nur ihre Entscheidungen aus.

Die politische Ruhepause findet am 1. Dezember 1934 mit der Ermordung Kirows, Parteichef von Leningrad, ein jähesEnde. Man hat lange Zeit geglaubt, daßStalin den Mord veranlaßt habe. Dochneuere Archivmaterialien scheinen auf dieHandlung eines Verrückten hinzuweisen.

Wie es auch gewesen seinmag, Stalin begreift sofort,daß er aus dem VerbrechenVorteile für sich schlagenkann. Er suchte sowieso einenVorwand, seine Gegner des„Terrorismus“ anzuklagen.

Noch am Tag des Mordeserläßt er ein Dekret, das beieiner Anklage wegen „Terro-rismus“ jedes Recht auf Ver-teidigung aufhebt und als ein-zige Strafe den Tod vorsieht.Der russische Historiker OlegChlewnjuk schreibt: „DiesesGesetz bedeutete den end-gültigen Bruch mit den Regelnder Rechtsverfahren und derKontrolle der Todesurteile,die zuvor eingeführt wordenwaren. Die Richtlinien vom 1. Dezember waren das idea-le Instrument, um den Mas-senterror zu organisieren.“ Es

eg-r …deran

linserekensichannha-um- einali-

r37“

„Gescheiter Mann“on Feuchtwanger über Stalin und die Moskaueuprozesse in seinem Reisebericht „Moskau 19

Grund (für die Prozesse) ist, behaupten die Gtalins wüste Despotie, seine Freude am Terroleichen Geschwätz beweist Unkenntnis

schlichen Seele und Mangel an Urteilskraft. Mein beliebiges Buch, eine beliebige Rede Sta, betrachte ein beliebiges Bild von ihm, erinneiner beliebigen Maßnahme, die er zu Zwecufbaus getroffen hat. Sogleich dann ergibt

enhell: Dieser gescheite, überlegene Mann köglich die ungeheure Dummheit begangen mit Hilfe zahlloser Mitwirkender eine so plomödie aufzuführen lediglich zu dem Zweck,efest, die Demütigung der Gegner, bei beng

r Beleuchtung zu feiern.

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

Kinderfreund Stalin (1936)Die Eltern umgebracht

DAVID

KIN

G C

OLLEC

TIO

N

folgten Tausende von Hinrichtungen ohneVerurteilung.

Der Mord an Kirow eröffnet ein neuesKapitel der Massenverbrechen, gipfelnd inder „Großen Tschistka“ (Säuberung) von1936/38. Innerhalb der Partei hat es Sta-lin auf seine alten Gegner abgesehen.Der Druck wird so unerträglich, daß sichdie Selbstmorde häufen: Der georgischeKampfgefährte Wissarion Lominadsenimmt sich im Januar 1935 das Leben, Mi-chail Tomski im August 1936, Sergo Or-dschonikidse im Februar 1937.

Viele sind durch die ideologische Bear-beitung, die bereits Millionen von Un-schuldigen das Leben gekostet hat, sobetäubt, daß sie ihr Martyrium hinnehmen.In seinem Abschiedsbrief schreibt Lomi-nadse: „Trotz meiner Fehler habe ich meinLeben bewußt dem Kommunismus ge-weiht, der Sache der Partei… Ich sterbe imGlauben an den Sieg ihrer Sache.“

Im April 1935 entscheidet das Politbüro,daß die Todesstrafe ab dem 12. Lebensjahrverhängt werden darf. Im August 1936 fin-det der erste der großen „Moskauer Pro-zesse“ statt, makabre Inszenierungen, beidenen die Angeklagten – an der Spitze Sinowjew und Kamenew – öffentlich ihreunter Folter erzwungenen Geständnissewiederholen. 16 Angeklagte werden zumTode verurteilt und erschossen.

Im Januar 1937 läuft der zweite großeProzeß ab: 13 Angeklagte werden hinge-

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9124

32

richtet. Beim dritten Prozeß im März 1938werden 18 von 21 Angeklagten erschossen,darunter Bucharin und Rykow.

Von Juni 1937 an erfaßt die Säuberungauch die Armee: Die Führungskräfte wer-den stark reduziert, etwa 35000 Offiziereumgebracht, ein Fünftel des Bestandes. Un-ter ihnen befand sich auch Marschall Mi-chail Tuchatschewski: maßgeblich am Siegder Bolschewiki im Bürgerkrieg beteiligtund hoch angesehen in Partei und Öffent-lichkeit. Zwischen 1937 und 1938 haben Sta-lin und seine Politbürogenossen mindestens383 Listen von „Volksfeinden“ abgezeich-net, die zur Erschießung bestimmt sind –mehr als 44000 Namen, darunter am 12.Dezember 1937 eine Liste von 3167 Todes-kandidaten. Über 39000 wurden getötet.

Der ehemalige sowjetische DissidentWladimir Bukowski hat in den Archivenein von Stalin unterzeichnetes Manuskriptentdeckt, eine Anordnung, nur wenige Zei-len lang, auf Schreibpapier ohne Briefkopf:Für 6600 Menschen bedeutet sie den Tod.

Die Hinrichtungsmaschine bedient Gen-rich Jagoda, Chef der GeheimpolizeiNKWD, nach dessen Ablösung im Sep-tember 1936 Nikolai Jeschow, daherstammt der Ausdruck „Jeschowschtschi-na“ für diese Periode.

Im Juli 1937 erfaßt die Manie, alles zu organisieren, auch den Terror. Das Polit-büro befiehlt dem NKWD, einen Plan zurEliminierung für alle „antisowjetischen

P O R T R Ä T S

Isaak Babel und Semjon BudjonnyDer Jude und der KosakeFreiwillig zog ein lebenshungriger Jour-nalist mit der 1. Reiterarmee gegen Po-len in den Krieg. Isaak Babels scharf-sinnige Berichte über die mordendenTruppen des Kosaken-KommandeursSemjon Budjonny im Spätsommer 1920trugen ihm frühen Ruhm ein – und führ-ten ihn später in den Tod.

Heftig beschwerte sich der RostowerHaudegen Budjonny bei Maxim Gorki,dem Mentor Babels, überLügen, die dieser mit spitzerFeder über die Armee unddamit über den jungen So-wjetstaat geschrieben habe.Dabei hatte der in Odessageborene Babel wie vieleJuden zunächst an die Idea-le der Revolution geglaubt.Doch die von Bolschewistenauch gegen Juden begange-nen Greueltaten in Galizien Babel (19

verunsicherten ihn: „Wie wir die Frei-heit bringen – schrecklich.“

Budjonny hatte zunächst unter demZaren gekämpft, bevor er in der RotenArmee diente und durch sein Draufgän-gertum im Kampf gegen die Antibol-schewisten zur Heldengestalt der so-wjetischen Kavallerie wurde. Oft als An-alphabet verhöhnt, genoß er Stalins Ver-trauen und überlebte als einer der weni-gen Marschälle die sogenannten GroßenSäuberungen in den dreißiger Jahren.

Nicht so Babel, dem Verschwörungund Spionage zur Last gelegt wurden.

Die Partei vermißte in sei-nen Geschichten positiveHelden. In seinem Werk„Reiterarmee“ wagte es Ba-bel gar, die Vorgeschichte derNiederlage der Roten Armeegegen Polen – das von denPolen gefeierte „Wunder an der Weichsel“ – zu be-schreiben. Zu dem Sowjet-Debakel hatte auch Front-kommissar Stalin durch ei-)

JOH

AN

NES

LAN

G V

ER

LAG

genmächtiges Han-deln beigetragen.

Babel kannte denGeheimdienstchefGenrich Jagoda gut,der hatte ihm gera-ten, nach einer Ver-haftung „auf jedenFall alles zu vernei-nen“. Erst kurz vordem Ende der So-wjetunion, 1989, alsan Budjonny schon 16Jahre lang eine Büste in bester Lage an der Kremlmauer erinnerte, erfuhrdie Welt die wahren Todesumstände des wohl bedeutendsten sowjetischenSchriftstellers, der auch Theaterstückeund Filmdrehbücher geschrieben hat-te: Am 27. Januar 1940 wurde der45jährige erschossen, seine Leiche im Gemeinschaftsgrab Nr. 1 auf demFriedhof des Donskoi-Klosters in Mos-kau verscharrt. 18 seiner Notizblöckeund 15 Manuskriptmappen sind ver-schollen. Reinhard Krumm

Budjonny (1935)

JEW

ZER

ICH

IN /

VO

LLER

ER

NS

T

Elemente“ vorzulegen. Jede Republik mußnun Erschießungsquoten erfüllen.

Dieser Plan bezieht Parteiapparat, Staatund Armee ein, ferner alle nationalen Min-derheiten, vor allem jene in den Grenzge-bieten: Polen, Letten, Esten, Finnen, Grie-chen, Bulgaren, Mazedonier, Rumänen, Ira-ner, Chinesen, Koreaner und Deutsche.Rund 1000 deutsche Antifaschisten, die vorden Nazis nach Moskau geflohen waren,werden Hitler von Herbst 1937 an „über-stellt“.Auf das Konto der „Großen Tschist-ka“ gehen in 14 Monaten – so dokumen-tieren es sowjetische Geheimdienstakten– fast 682000 Menschenleben. Tatsächlichwaren es wohl mindestens eine Million.

Am 20. August 1940 wird Trotzki in Me-xiko von einem NKWD-Agenten so schwerverletzt, daß er am nächsten Tag stirbt. Sta-lin hat sein Ziel erreicht: Von den sechsMitgliedern, die das Politbüro nach demTod Lenins zählte, ist er allein übrig.

Stalin-Deuter haben diesen Drang zumMorden mit panischer Angst vor jedem Wi-derstand erklärt, die in einer Paranoia ge-gipfelt habe. Mir scheint jedoch, daß Stalinniemals Angst hatte. Sein Arm, sein Kopfund seinen Nerven haben niemals gezit-tert. Im Gegenteil. Bei ihm spürt man einenunbändigen Trieb zu vernichten.

Im Gegensatz zu Hitler jedoch greift derBolschewistenchef persönlich ein und läßtsich über jedes Detail informieren. Stalinwar darin weder ein Amateur noch ein Di-lettant. Er legte großen Wert darauf, diekleinsten Einzelheiten wichtiger Angele-genheiten selbst zu überprüfen, angefan-gen mit dem Terror, der unter seinem di-rekten Befehl ausgeübt wurde.

Er erfand ein System der „chirurgischenEingriffe“, das genau definierten politischenZielen entsprach – gleich, ob es sich dabeium ein nicht folgsames Mitglied des Polit-büros oder um ein ganzes Volk handelte.Ihm und seiner politischen Polizei gelang es,die Gesellschaft zu teilen. Jede Gruppe –von den Philatelisten bis zu den Esperan-toanhängern –, die nicht in sein Denksche-ma paßte oder sich seiner Kontrolle ent-ziehen wollte, wurde als „Feind“ gewertetund vernichtet. Das ist Totalitarismus pur.

Als die Arbeit beendet ist, entledigt Sta-lin sich auch Jeschows und ersetzt ihndurch Berija. Zur gleichen Zeit sorgt er inder Führung für die Beförderung jungerPolitiker wie Malenkow, Schdanow,Chruschtschow und schwächt die „alten“,die noch am Leben sind, wie Kagano-witsch, Molotow und Mikojan.

1938 wird sein Triumph in der „Ge-schichte der Kommunistischen Partei (Bol-schewiki), Kurzer Lehrgang“ gewisser-maßen abgesegnet. Sie wird zur „Bibel“der Kommunisten in der ganzen Welt. DasBuch schreibt die Geschichte der bolsche-wistischen Partei völlig neu. Deren Held istStalin – diesmal weniger aus egozentri-scher Megalomanie als aus der Notwen-digkeit heraus, die Gefolgschaft durch ei-

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

owjetbürger (auf der Halbinsel Kertsch, 1942): Von Deutschen ermordet

PAN

IN-B

ALT

ER

MAN

Z /

VO

LLER

ER

NS

T

Molotow, Chef Stalin (1939)* Eine Partie Lügenpoker

DAVID

KIN

G C

OLLEC

TIO

N

nen mit Fälschungen versehenen Kate-chismus zusammenzuhalten und um sie fürkünftige Kämpfe zu fanatisieren.

Durch Massenterror und abenteuerlicheLügen gelingt es Stalin, das Bild eines mo-nolithischen und stabilen Regimes auf-rechtzuerhalten. Am 6. Mai 1941 läßt sichder Generalsekretär der Partei zum Vor-sitzenden des Rats der Volkskommissare,also zum Regierungschef, ernennen.

Stalin hat seine Position so gefestigt, daßer sich 1939 an eine Partie Lügenpoker mitHitler und den westlichen Demokratienwagt. Durch das geheime Zusatzabkom-men zum überraschend abgeschlossenendeutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktvom 23. August 1939 trägt er wieHitler die Schuld am ZweitenWeltkrieg. Sein Spiel war hinter-hältig und zynisch, gleichzeitigaber realistisch und pragmatisch.

Der politische Erfolg aber istbeispiellos: Ohne Gewehrschußverleibt Stalin der Sowjetunionzwischen September 1939 undAugust 1940 die Hälfte Polens so-wie Estland, Litauen, Lettland,Bessarabien und die Nordbuko-wina ein. Er sowjetisiert dieseLänder durch Massenterror. DerMord an über 21000 polnischenOffizieren und Intellektuellen inKatyn und anderswo vom Märzbis Mai 1940 ist eine der bedeu-tendsten Episoden. Stalin ver-folgt seine „Klassenpolitik“: sy-stematische Zerstörung aller po-tentiellen Gegner.

Das sowjetische Spiel wirddurch einen unvorhersehbarenUnfall gestört: die Niederlage

* Mit Hitlers Außenminister Joachim vonRibbentrop (l.) bei Unterzeichnung desdeutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts inMoskau. Tote S

126

Frankreichs gegen Hitler-Deutschland 1940in nur sechs Wochen. Die Hoffnung auf ei-nen langen Krieg nach dem Modell von1914 bis 1918, in dem sich die „imperiali-stischen Mächte“ erschöpften, während So-wjet-Rußland immer stärker würde, ist miteinem Schlag dahin.

Stalin mußte nun Zeit gewinnen. Docher, der Listige, läßt sich von Hitler einlul-len. Er war von Erfolg zu Erfolg geeilt, da-durch in Euphorie geraten und selbst blindgeworden. Er ist davon überzeugt, daßDeutschland die Sowjetunion 1941 nichtangreifen werde. Erst am 22. Juni fällt dieWehrmacht über den Osten her. Diese Ver-spätung, die zweifelsohne die EinnahmeMoskaus verhindert hat, trägt entscheidendzur Niederlage Hitlers bei.

Man hat viel über Stalins „geistige Ab-wesenheit“ nach dem 22. Juni spekuliert.Wie in seinem Terminkalender vermerktist, arbeitete er rund um die Uhr. Er schick-te Molotow vor, die Öffentlichkeit überden Beginn des Krieges zu informieren.Doch am 3. Juli ist Stalin wieder voll da:Aber nur wenige hören ihn, als er um sechsUhr morgens im Rundfunk zum ersten-und letztenmal seine Untertanen mit „Brü-der und Schwestern“ anredet und die Tak-tik der verbrannten Erde ankündigt.

Vom ersten Tag an erlitt die UdSSR ge-waltige militärische Niederlagen. Stalinhatte seine Armee nicht auf Defensive ein-gestellt, und die Säuberungen hatten Tau-sende fähige Offiziere gekostet. Eine großeArmee kann aber nicht von zweitklassigenOffizieren kommandiert werden.

Um der neuen Situation zu begegnen,wendet sich Stalin Engländern und Ameri-kanern zu. Ende Juli 1941 empfängt er den

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

persönlichen Beauftragten des US-Präsi-denten Roosevelt, Harry Hopkins. Stalinüberzeugt ihn durch seine Offenheit. Somacht er kein Hehl aus seiner militärischenKatastrophe – und aus seiner eisernen Ent-schlossenheit, den Kampf durchzustehen.

Er beeindruckt durch Pragmatismus:Seinem Gast legt er lange Listen mit For-derungen nach Kriegsmaterial vor. In denentscheidenden Phasen zwischen 1942 und1943 spielten diese Lieferungen eine wich-tige Rolle. Die Alliierten schickten derUdSSR für über elf Milliarden Dollar fast22000 Flugzeuge, Tausende von Panzern,Lastwagen, Jeeps, Lokomotiven, Kraftstoff,Motoren, Panzerplatten und andereskriegswichtiges Material.

Die Wende durch den russischen Ge-genangriff macht Stalin zum Helden derwestlichen Alliierten, vor allem nach densowjetischen Siegen von Stalingrad undKursk. Blindheit und Leichtgläubigkeit derWestmächte grenzen an Schwachsinn undermutigen Stalin zu abenteuerlichen Pro-paganda-Lügen.

Der Krieg hat den Sowjet-Völkern un-ermeßliche Opfer abverlangt – sie hätteneine Ruhepause gebraucht. Stalin denktnicht daran. Selbst während der heftigstenKämpfe geht der Terror weiter. Der Dikta-tor läßt 1943/44 Krim-Tataren, Inguschenund Tschetschenen, Kalmücken, Balkaren,Karatschaier und Meßcheten nach Sibirienund Asien deportieren. Nach dem Kriegwerden Hunderttausende aus Deutschlandrepatriierte sowjetische Kriegsgefangenezum Tod wegen Fahnenflucht verurteiltoder in den Gulag verfrachtet.

Von 1946 an eröffnet Stalin gegen denWesten den ideologischen Krieg, mit des-

Das Jahrhundert des Kommunismus: Stalin und der Gulag-StaatSpie

gel des 2

0. Ja

hrh

undert

s

*: Panische Angst vor Widerstand

D.

SC

HIL

KE

sen Führung er seinen Ge-nossen Andrej Schdanow be-auftragt. 1947 zwingt er dieosteuropäischen Länder, denMarshall-Plan abzulehnen.Im September beginnt er mitder Schaffung der Komin-form – sie umfaßt die kom-munistischen Parteien derSowjetunion, der LänderOsteuropas, Frankreichs undItaliens – den Kalten Kriegund zieht diese Parteien inden ideologischen Konfliktmit dem Westen hinein.

Wie Lenin glaubt Stalin aneine in zwei Lager geteilteWelt, in der ein Endkampfzwischen Kommunismus undKapitalismus (oder „Impe-rialismus“) unausweichlichsein wird. Er hält den End-sieg und damit die Herrschaftdes Kommunismus über dieWelt für sicher.

Stalins Sieg im ZweitenWeltkrieg prägt die Nach-kriegszeit. Sein politischerWeitblick ist nicht zu be-streiten. Bereits in den drei-ßiger Jahren hatte er die absolute Stalinisierung derkommunistischen Parteienaußerhalb der Sowjetunionbegonnen. So verfügte erzwischen 1944 und 1945 überzuverlässige autochthoneGruppen in allen durch dieRote Armee „befreiten“ – also besetzten –osteuropäischen Ländern.

Nur Jugoslawien entzieht sich 1948 sei-ner Kontrolle: Tito, ein schrecklicher Stali-nist, übernimmt die Methoden seines altenMeisters, säubert seine eigene Partei vonSowjetanhängern und rettet dadurchgleichzeitig seine Macht und sein Leben.

Nun wendet Stalin den Terror gegen diekommunistischen Parteien seines Herr-schaftsgebiets, den Vorwand bietet ein neu-es Feindbild: der Titoismus. In Osteuropafinden „Moskauer Prozesse“ statt, die derStaatssicherheitsgeneral Fjodor Bjelkinund zum Teil Stalin selbst inszenieren.

Gleichzeitig läßt Stalin außerhalb Ost-europas Dutzende kommunistischer Par-teien kontrollieren. Die wurden durch ihre Zugehörigkeit zum sowjetischen Zen-tralapparat nicht nur moralisch und poli-

Stalin-Kult

128

tisch zu Komplizen der stalinistischenVerbrechen, sie sind Embryos totalitärerSysteme in bisher demokratischen Staats-gebilden.

Am 21. Dezember 1949 feiern Kommu-nisten in der ganzen Welt Stalins 70. Ge-burtstag in einem wahren Delirium. Nach32 Jahren ununterbrochenen Kämpfenkann der Diktator zufrieden sein. Daskommunistische System ist fest etabliertund erhält die Unterstützung des Riesen-reichs China unter Mao Tse-tung. Stalinbereitet sich ruhig auf den entscheidendenKampf gegen den Kapitalismus vor, viel-leicht durch einen dritten Weltkrieg, dessenAusgangspunkt Korea hätte sein können.Hatte Lenin nicht vorausgesagt, daß ausKrieg die Revolution hervorgehen würde?

* Propagandaplakat von Gustav Kluzis, 1935.

d e r s p i e g e l 3 0 / 1 9 9 9

Stalin war – auf seine Art –der linientreueste und be-gabteste Mann einer sekten-ähnlichen Partei, die bean-spruchte, traditionelle Elitenzu ersetzen und die Gesell-schaft durch ein bis dahin niegesehenes wirtschaftliches,soziales und politisches Ge-waltregime zu verändern: die Diktatur des Proletariats.Dieses System fiel vor zehnJahren in sich zusammen,und die Bilanz ist tragischund katastrophal.

Daß es in sich selbst, ohneGewalt von außen, einstürz-te, beweist seine Inkompe-tenz sowie die Selbstgefäl-ligkeit seiner geistigen Väterund deren Erben. Das kom-munistische System hat den-noch Narben bei allen Völ-kern hinterlassen, die es er-leiden mußten; vor allem inder ehemaligen Sowjetunion,die den Zauberlehrlingen 74 Jahre lang als Laborato-rium diente.

„Die Wirklichkeit dringtnicht in die Welt des Glau-bens“, schrieb Marcel Proust.Lenin und Stalin waren über-zeugt, daß Lehren stärker sei-en als die Wirklichkeit, undlange nach ihnen gibt es imWesten noch viele, die sodenken.

„Tatsachen sind hartnäckig“, sagte Le-nin gern.Am Ende des 20. Jahrhunderts ha-ben Tatsachen den Zusammenbruch dermarxistisch-leninistischen Ideologie be-wirkt, einer Ideologie, die Stalin in eineunvergleichliche Macht umgesetzt hatte.

DAVID

KIN

G C

OLLEC

TIO

N

Der AutorStéphane Courtois, 51, ehemals militan-ter Maoist, Professorfür Politik an derUniversität Nanterrebei Paris, gab 1997 das „Schwarzbuch des

Kommunismus“ mit heraus, in dem er die Kommunismus-Opfer auf weltweitfast 100 Millionen Tote beziffert.

L I T E R A T U RSwetlana Allilujewa: „20 Briefe an einen Freund“.

Molden Verlag, Wien 1967; 344 Seiten – Die Memoi-ren der Stalin-Tochter, vom SPIEGEL seinerzeit als„Buch des Jahrhunderts“ gewertet.

Alan Bullock: „Hitler und Stalin. Parallele Leben“.Goldmann Verlag, München 1998; 1280 Seiten – Ver-gleich der Diktatoren und der politischen Systemebeider Länder.

Wolfgang Leonhard: „Die Revolution entläßt ihreKinder“. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987; 508 Sei-

ten – Der in Moskau ausgebildete deutsche Kommu-nist, der 1949 mit dem Stalinismus brach, berichtetaus seinem ungewöhnlichen Leben.

Gerd Koenen: „Utopie der Säuberung. Was war der Kommunismus?“ Alexander Fest Verlag, Berlin1999; 456 Seiten – Überlegungen zum gescheitertenVersuch, eine kommunistische Gesellschaft amReißbrett zu schaffen.

Arthur Koestler: „Sonnenfinsternis“. Europa Ver-lag, München, Wien 1998; 272 Seiten – Berühm-teste Erzählung des ehemaligen Kommunisten

über die absurde Logik der stalinistischen Säube-rungen.

Manes Sperber: „Wie eine Träne im Ozean“. Deut-scher Taschenbuch Verlag, München 1997; 1040 Sei-ten – Erschütternder Roman über die inneren Kon-flikte von Kommunisten mit der Komintern.

Dimitri Wolkogonow: „Stalin. Triumph und Tra-gödie“. Econ Verlag, Düsseldorf 1993; 832 Seiten –Kritische Stalin-Biographie, geschrieben von einemPhilosophieprofessor und ehemaligen Generaloberstder sowjetischen Armee.