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STANDARDFinanzinformationen
- Einfach einen Tick besser -
Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5428
10. Jahrgang - Ausgabe 04 (23.01.2015)Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 2 von 19
Inhalt
01. Info-Kicker: Peng - Startschuss für die Rallye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
02. So tickt die Börse: Club-Med setzt Weichwährungs-Euro durch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
03. Sentiment: Die verkannte Kursrallye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Euwax-Sentiment deutet ebenfalls auf steigende Kurse hin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Fazit: Wir befinden uns noch ganz am Anfang einer Euphoriephase! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Top Analystenziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
RWE und E.On völlig ausgebombt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Xing ist nicht mit LinkedIn vergleichbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
04. Ausblick: Detailanalyse zu deutschem Maschinenbauer mit 70% Umsatzanteil in Asien . . . . . 8
05. Wunschanalyse: Heidelberger Druckmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Heidelberger Druckmaschinen: Auf Rettung folgt Umstrukturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Auf Rettung folgt Umstrukturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Gut gerüstet für Zukunft, doch ohne Vision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Unverhoffter Segen: Der schwache Euro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Zahlen machen Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Fantasie liegt im Rückenwind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Kursverlauf durch Leerverkäufer geprägt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Fazit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
06. Top-Aktie der Top-Trader: Daimler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Daimler: Nachholbedarf in China stützt Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Unternehmensprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Jede Krise birgt Chancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Aufholjagd in China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Share Economy – Problem oder Chance für Daimler? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Umsatz- und Ergebnisentwicklung zuletzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Umsatz- und Gewinnschätzungen bis 2017e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Aktuelle Bewertung: fundamental fairer Wert, mein Kursziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Charttechnik: DAX und Daimler mit charttechnischem Ausbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
07. Update beobachteter Werte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Gazprom spekulativ kaufen, Merkel schlägt Entspannungspolitik an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Manz als Wachstumswert kaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Vermeintlich enttäuschende Zahlen drücken Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Verkaufen über 3,85 EUR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
36% in 3 Monaten, Teilverkauf über 15€ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Positionsgröße anpassen, Teilverkauf über 94,50 EUR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
08. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
10. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
01. Info-Kicker:
Peng - Startschuss für die
Rallye
Liebe Börsenfreunde,
Der Knall war weltweit zu hören: EZB-Chef
Mario Draghi hat die Bazooka aus dem Keller
geholt und schießt nun mehr Liquidität in die
Märkte, als sich das irgendjemand vorgestellt
hatte. Der DAX stürmt von Allzeithoch zu All
zeithoch, die Stimmung steigt, und weltweit
wird die konjunkturfreundliche Entscheidung
der EZB gelobt.
Konjunkturfreundlich? Was hat die EZB mit der
Konjunktur zu tun? Nun, wir Deutschen haben
so unsere Bedenken, und ich habe in Kapitel
02 eine Formulierung gefunden, mit der sich
unsere Bedenken recht treffend beschreiben
lassen. Der kurzfristige Segen des billigen Gel
des wird langfristig unserer Wettbewerbsfä
higkeit schaden.
Das Sentiment ist überraschenderweise noch
nicht euphorisch, im Gegenteil. Anleger halten
sich bewußt zurück, und insbesondere institu
tionelle Anleger setzen inzwischen verstärkt
auf eine baldige Korrektur. Das sind eigentlich
weiterhin günstige Voraussetzungen für eine
Fortsetzung der Rallye. Die Einzelheiten dazu
lesen Sie in Kapitel 03.
Heute früh habe ich einen Hersteller von Ferti
gungsanlagen zum Kauf empfohlen, der 70%
seines Umsatzes in China und Taiwan erwirt
schaftet. Die Empfehlung lesen Sie unter den
Updates, eine Detailanalyse habe ich in Kapitel
04 für Sie ausgearbeitet.
Am Mittwoch der Woche habe ich eine
Wunschanalyse zu Heidelberger Druckma
schinen geschrieben. Mein Fazit: Als Speku
lation geeignet, doch für ein langfristiges
Investment fehlt mir eine Vision. Mehr dazu in
Kapitel 05.
Im Rahmen unserer Top-Aktie der Top-Trader
hat Sascha Huber heute Daimler detailliert
betrachtet. Daimler profitiert überproportional
vom Geschäft in China, wo die Wettbewerber
derzeit Anteile an Daimler verlieren. Der
Grund: Daimler hat China erst zu spät
erschlossen. Was dies nun für die Aktie bedeu
tet lesen Sie in Kapitel 06.
Wie immer gibt es eine Reihe von Updates in
Kapitel 07. Wir haben die Woche genutzt, um
einige Positionen zu verkleinern bzw. aufzulö
sen. Neben dem Maschinenbauer haben wir
heute auch noch einen spekulativen Wert ins
Portfolio geholt, der von dem sich stabilisie
renden Ölpreis profitieren könnte.
Wie immer gibt es die tabellarische Übersicht
über unser Portfolio in Kapitel 07.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
02. So tickt die Börse:
Club-Med setzt
Weichwährungs-Euro durch
Das Beste das ich der gestrigen EZB-Ent
scheidung abgewinnen kann, ist, dass Draghi
nun endlich Fakten geschaffen hat und die Dis
kussion hoffentlich aufhören wird. Die Fakten
gefallen mir nicht, das wissen Sie, aber als
Europäer müssen wir die Entscheidung
akzeptieren. Lassen Sie mich daher abschlie
ßend ein paar Worte dazu sagen, und ich den
ke, dass dieses leidige Thema damit für ein
paar Jahre ad acta gelegt werden kann.
Deutschland ist Exportweltweister, weil
Deutschland die komplexesten Maschinen gün
stiger anbieten kann als irgendjemand sonst
auf der Welt. Ein wesentlicher Bestandteil der
Produktivitätsfortschritte in Deutschland waren
nicht nur Gewerkschaften, die für höhere
Löhne und damit einen sozialen Frieden
gesorgt haben. Nicht nur eine verlässliche und
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 3 von 19
wirtschaftsfreundliche Politik, die deutsche
Unternehmen nicht unnötig stark belastete.
Sondern auch die starke D-Mark. Über Jahr
zehnte haben wir gelernt, den Nachteil einer
starken Währung durch Produktivitätsfort
schritte aufzufangen. So blieben deutsche
Maschinen international wettbewerbsfähig.
In den Club-Med Ländern, bitte verzeihen Sie
mir die Pauschalisierung, aber es geht mir hier
um den grundsätzlich unterschiedlichen Ansatz
der verschiedenen Kulturen, in den Club-Med
Ländern hat man gelernt, dass im Falle von
international wettbewerbsunfähigen Produkten
die Notenbank zu Hilfe kommt. Nicht die Politik
musste aktiv werden, nicht das Lohnniveau
musste angefasst werden. Sondern über den
Wechselkurs wurde die Wettbewerbsfähigkeit
wieder hergestellt. Kurzfristig. Bis dann die
nächste Abwertung der Währung fällig war.
So müssen wir hier in Deutschland uns nun
geschlagen geben: Unsere Vorstellung von
Zusammenspiel zwischen Politik, Notenbank
und Gesellschaft funktioniert in Club-Med Län
dern nicht. Wir haben nun eine EZB, die mit
den Grundsätzen der Bundesbank gebrochen
hat und meiner Einschätzung nach aktive Wirt
schaftspolitik betreibt (auch wenn sie das
stets vehement abstreitet).
In den kommenden zwei bis drei Jahren wird
Deutschland stark von dieser Politik profitieren.
Deutschland ist weltweit (noch) wettbewerbs
fähig, und unsere Exportunternehmen werden
ein starkes Gewinnwachstum ausweisen. Es ist
Erntezeit. Ich glaube aber nicht, dass die deut
sche Wirtschaft in fünf Jahren weltweit noch so
gut dastehen wird wie heute.
Finanzminister Schäuble hat es heute in einer
Diskussionsrunde gesagt: Strukturreformen
sollen in der Theorie immer dann durchgesetzt
werden, wenn es einem gut geht. Dann kann
man sie besser verkraften. Die Realität sieht
jedoch anders aus: Es gab in der Geschichte
niemals grundlegende Strukturreformen ohne
eine Notsituation. Diese Aussage im Kontext
mit der Wechselkursdiskussion würde also
bedeuten: Deutschland hat dank der starken D-
Mark gelernt, kontinuierlich schmerzhafte
Strukturreformen umzusetzen.
Fehlt dieser kontinuierliche Druck seitens einer
starken Währung, so ist es nur eine Frage der
Zeit, bis die Wettbewerbsfähigkeit leidet.
In meinen Augen fraglich ist die Begründung
der EZB für die Liquiditätsschwemme: Deflation
drohe. Die EZB ist verantwortlich für die Inflati
onserwartung, die langfristig betrachtet "etwa
bei aber nicht über 2%" liegen soll. Heute früh
wurden entsprechende Zahlen von der EZB
veröffentlicht: Die langfristige Inflationser
wartung (für 2019) in der Eurozone liegt bei
1,8%.
Okay, für 2015 wird eine Inflationsrate von nur
0,3% erwartet. Aber bereits 2016 soll diese
wieder auf 1,1% ansteigen, 2017 auf 1,5%.
Das ist der Effekt des Ölpreis- und gesamten
Rohstoffmarkteinbruchs, der sich in den kurz
fristigen Zahlen widerspiegelt. Der rückläufige
Ölpreis hat im Vergleich zum Vorjahr zu deut
lich rückläufigen Preisen in vielen Bereichen
geführt, sodass wir natürlich und ungeachtet
der Konjunkturentwicklung im laufenden Jahr
2015 zu deutlich niedrigeren, teilweise auch
negativen Inflationszahlen kommen. Aber das
ist positiv, denn diese Entwicklung ist nicht das
Resultat eines Nachfrageeinbruchs sondern
eines Angebotsüberschusses.
Auch ohne die Liquiditätsschwemme von Mario
Draghi wird die Inflationsrate in einem Jahr
wieder deutlich ansteigen, allein schon wenn
der Ölpreis aufhört zu fallen. Stabilisiert sich
der Ölpreis zwischen 40 und 50 USD/Fass, so
wird in einem Jahr die Inflationsrate nicht mehr
durch den Ölpreis in den Keller gezogen.
Draghi wird eine anziehende Inflationsrate
natürlich als seinen Verdienst beanspruchen,
doch in meinen Augen ist die Entscheidung für
QE eine kulturelle Entscheidung, bei der
Deutschland verloren hat, und nicht eine Öko
nomische.
So, das soll's nun gewesen sein. Lassen Sie
uns die nächsten zwei bis drei Jahre am Erfolg
deutscher Exportunternehmen partizipieren.
Ich habe heute früh zum Kauf eines deutschen
Maschinenbauers mit hohem Exportanteil gera
ten und werde diesen in Kapitel 04 detailliert
vorstellen.
Es war klar, dass Draghi ein deutliches Signal
setzen würde. Doch die nunmehr verkündeten
60 Mrd. Euro pro Monat übertreffen die kühn
sten Vorstellungen selbst der Club-Med Län
der, und der DAX hat seine Rallye nach dem
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 4 von 19
Überwinden des Allzeithochs nochmals
beschleunigt. Schauen wir uns einmal die Ent
wicklung der wichtigsten Indizes im Wochen
vergleich an:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES 22.1.15 Woche Δ
Dow Jones 17.814 2,8%
DAX 10.436 4,0%
Nikkei 17.512 3,8%
Euro/US-Dollar 1,13 -2,6%
Euro/Yen 134,05 -1,3%
10-Jahres-US-Anleihe 1,90% 0,12
Umlaufrendite Dt 0,44% 0,06
Feinunze Gold $1.296 3,0%
Fass Brent Öl $49,63 1,7%
Kupfer 5.637 -0,5%
Baltic Dry Shipping 751 0,3%
Der DAX als Hauptprofiteur der EZB-Entschei
dung führt die Liste mit +4% an, gefolgt vom
Nikkei (+3,8%) und dem Gold (+3%). Der
Wechselkursverlust von -2,6% des Euros
gegenüber dem US-Dollar führt zu einem
Großteil des Goldpreisanstiegs. Ich schließe
daraus, dass insbesondere Europäer diese
Woche Euros in Gold getauscht haben, was
dem gelben Metall zu dem überproportionalen
Plus verholfen hat.
Während der DAX von Allzeithoch zu Allzeit
thoch springt, liegt der Dow Jones auch nach
der gestrigen Rallye noch 1,5% darunter. Die
Rallye im DAX hat der Dow Jones nicht mitge
macht, im Gegenteil, vor wenigen Tagen noch
lag der Dow Jones 4,3% unter dem Allzeit
hoch. Wenn wir also hier in Deutschland schon
eine Überhitzung befürchten, so zeigt der Blick
über den Teich, dass man dort gerade mal aus
einer Konsolidierungsphase kommt. Von Über
hitzung ist dort noch nichts zu sehen.
Es könnte also sein, dass die US-Börse den
DAX in den kommenden Tagen noch ein wenig
weiter in die Höhe zieht.
Eine direkte Folge der gestrigen EZB-Ent
scheidung war der Ausverkauf von deutschen
Staatsanleihen. Die Rendite sprang um 6
Basispunkte (0,06 Prozentpunkte) von 0,39%
auf 0,44%. Es ist der Beweis dafür, dass zuvor
viele europäische Investoren auf der Suche
nach Sicherheit nur Deutschland zum Ziel
haben konnten. Da nun die EZB jedoch mit
monatlich 60 Mrd. Euro für Sicherheit in ganz
Europa sorgt, gibt es wieder Alternativen zu
Deutschland, und entsprechend wird nicht
mehr so viel nach Deutschland geleitet. Das
Zinsniveau in Deutschland steigt.
Und wir wollen die Erholung am Ölmarkt nicht
vergessen. Zunächst endete der Ausverkauf,
und der Ölpreis stabilisierte sich. Nun werden
Meldungen als Grund für einen Ölpreisanstieg
über die Titelseiten gejagt: Zum Beispiel der
Tod des Königs Abdullah von Saudi Arabien,
der für die westlich orientierte Ölpolitik seines
Landes als Garant stand. Sein Nachfolger
beeilt sich zu versichern, diese Linie beizube
halten. Doch jeder Wechsel birgt Unsicherheit,
und Unsicherheit setzt sich stets in Form stei
gender Preise, diesmal beim Öl, nieder. Auch
für einen weiter steigenden Ölpreis habe ich
heute früh eine Spekulationsidee an die
Express-Kunden des Heibel-Tickers geschickt,
Sie können die Spekulation in Kapitel 07 nach
lesen.
Turbulente Zeiten. Die hohe Schlagzahl, mit
der seit Jahresbeginn Dogmen gebrochen wer
den, hält an. Schauen wir uns also einmal an,
wie sich die Stimmung unter den Anlegern ent
wickelt.
03. Sentiment:
Die verkannte Kursrallye
Letzte Woche schrieben wir an dieser Stelle als
Fazit: Hohe Skepsis geht langsamer zurück,
als es auf den ersten Blick scheint, sodass wei
ter steigende Kurse zu erwarten sind. So kam
es denn auch, und nachdem nun die Katze aus
dem Sack ist, müssen wir beurteilen, ob aus
Sentimentsicht noch weiter Raum für positive
Überraschungen ist, die eine Fortsetzung der
Rallye ermöglichen.
Die Überschrift ist durchaus zweideutig zu ver
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 5 von 19
stehen. Zum einen erscheint es wirklich
nahezu unglaublich, wie der DAX zurzeit durch
die Decke geht. Zum anderen, und das ist aus
Sicht des Sentiments viel entscheidender, glau
ben derzeit nur wenige Marktteilnehmer an
eine Fortsetzung dieser Kursrallye.
So zeigen die Daten von Cognitrend, die das
Sentiment im Auftrag der Deutschen Börse AG
ermitteln, einen minimalen Rückgang des Opti
mismus bei den Profis sowie einen leichten
Anstieg auf Seiten der Privatanleger. Damit
weitet sich jedoch die Divergenz in der Erwar
tungshaltung zwischen Profis und Privatan
legern, die zuletzt etwas geschrumpft war,
wieder ein wenig aus. Wie bereits in der jün
geren Vergangenheit, scheinen jedoch die Pri
vatanleger besser zu liegen als die Profis.
Doch woran liegt das?
Nun, die Erklärung ist eigentlich ziemlich banal.
Zum einen hatten die Profis viel mehr Angst vor
der Entscheidung des EZB-Rats bzgl. der
geplanten Anleihekäufe. Zum anderen haben
die Profis, die ja täglich am Markt agieren, in
den vergangenen Jahren gelernt, dass sich
langfristige Investitionen an der Börse heutzu
tage oft nicht mehr auszahlen und sie daher
besser schnell ihre Gewinne mitnehmen. Diese
Nähe zum Markt hat die Institutionellen also
regelrecht darauf konditioniert, immer mehr die
Gefahren als die Chancen im Hinterkopf zu
haben.
Viele Privatanleger, insbesondere jene die
dabei noch relativ neu an der Börse sind,
gehen da natürlich viel unbedarfter an die
Sache heran. So feiern sie die aktuellen Kurs
gewinne und werden langsam euphorisch.
Grundsätzlich ist dies eigentlich tendenziell
eher schlecht, denn bekanntlich sterben Bul
lenmärkte in Euphorie. Aber noch tritt diese
euphorische Haltung nur vereinzelt auf und
wird eben von den institutionellen Anlegern
nicht geteilt. Insofern steht noch genügend fri
sches Geld am Rand, das nur auf einen Rück
setzer wartet, um in die Börse hineinfließen zu
können.
Alles in allem stehen wir daher zurzeit wohl am
Anfang einer sehr, sehr schönen Börsenphase.
Denn der Beginn einer Euphoriephase an der
Börse kennzeichnet in der Regel den Beginn
einer Spekulationsblase. Und so schlecht Spe
kulationsblasen sind, wenn sie platzen, so
schön sind sie in ihrer Entstehung. Denn nie
mals können Sie an der Börse leichter
Gewinne einfahren als zu eben dieser Zeit.
Schauen wir uns abschließend daher nun noch
die Daten von sharewise an, um zu eruieren,
wie euphorisch die Privatanleger zurzeit schon
sind.
Sentimentdaten
Privatanleger
1. KW: 52% Bullen (111 Stimmen)
2. KW: 59% Bullen (111 Stimmen)
3. KW: 52% Bullen (126 Stimmen)
Kaufempfehlungen der Privatanleger
Celgene, Nordex, FXCM
Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
EMS-Chemie, Sharp, Qualcomm
Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
02.01.- 09.01. (196): 49% / 18%
09.01.- 16.01. (380): 52% / 13%
16.01.- 23.01. (367): 50% / 13%
Kaufempfehlungen der Analysten
SAP, ASML Hldg., Wirecard
Verkaufsempfehlungen der Analysten
ABB, Hannover Rück, ENI S.P.A.
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammen
arbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel
Zuerst einmal ist festzuhalten, dass immer
mehr Privatanleger zur Börse zurückkehren.
Angesichts der ultralockeren Geldpolitik der
EZB ist dies jedoch nicht verwunderlich, zumal
inzwischen auch die Feiertage zum Jahres
wechsel hinter uns liegen. Zugleich ging
jedoch der Optimismus der sharewise Nutzer
zuletzt sogar deutlich zurück, was im Wider
spruch zum Ergebnis von Cognitrend steht.
Nichtsdestotrotz zeigt weder die Erhebungen
von Cognitrend noch die Erhebung von share
wise eine zu große Euphorie auf Seiten der Pri
vatanleger an.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 6 von 19
Euwax-Sentiment deutet ebenfalls auf
steigende Kurse hin
Zu guter Letzt ergibt auch ein Blick auf das
Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart ein ähn
liches Bild. Das Euwax-Sentiment spiegelt
dabei das Verhalten von Privatanlegern wider
und basiert auf marktnahen Orders von Hebel
produkten durch Privatanleger auf Basiswerte
wie den DAX. Ein positives Euwax-Sentiment
bedeutet dabei, dass die Mehrheit der Anleger
auf steigende Kurse setzt und ein negatives
Euwax-Sentiment, dass die Mehrheit der Anle
ger auf fallende Kurse setzt. Das Euwax-Senti
ment, das beispielsweise Mitte Dezember noch
bei +15 lag, verzeichnet inzwischen Werte von
-14.
Fazit: Wir befinden uns noch ganz am Anfang
einer Euphoriephase!
Obwohl wir aktuell 415 Punkte oder gut +4%
höher notieren als vor einer Woche und der
DAX schon am vergangenen Freitag ein neues
Allzeithoch markiert hatte, sehen wir nach wie
vor keinerlei Anzeichen von Euphorie im Markt.
Die Privatanleger sind „bullish”, ja. Aber dafür
gibt es auch gute Gründe, nicht zuletzt die Ent
scheidungen des EZB-Rates vom gestrigen
Donnerstag. Obwohl die Kleinanleger daher
grundsätzlich optimistisch gestimmt sind, blei
ben sie dabei immer noch vorsichtig und es
gibt nur vereinzelt Anzeichen von Euphorie.
Überhaupt nicht euphorisch gestimmt sind
dagegen weiterhin die institutionellen Markt
teilnehmer. Diese wurden vom Markt in jah
relanger Kleinarbeit regelrecht darauf kondi
tioniert, dass sie nur kurzfristiges Trading
betreiben sollten und haben dies umgesetzt.
Nun stehen Sie, nach entsprechenden Gewinn
mitnahmen zu Jahresbeginn, mit viel Geld an
der Seite und warten auf einen Rücksetzer, um
wieder einzusteigen. Doch der DAX tut ihnen
diesen Gefallen einfach nicht mehr und sprintet
von Hoch zu Hoch.
Alles in allem erscheint der deutsche Leitindex
somit nach unten hin bestens unterstützt, die
Risiken nach unten sind derzeit also über
schaubar. Nach oben hin sind die Chancen
nach dem charttechnischen Ausbruch auf ein
neues Allzeithoch am vergangenen Freitag hin
gegen gigantisch. Nachdem die erste Ziel
marke von 10.500 Punkten bereits abgearbei
tet wurde, liegen die nächsten kurzfristigen
Zielmarken bei 10.800 Punkten, 11.000 Punk
ten, 11.200 Punkten sowie letztlich sogar
12.000 Punkten.
Sie wollen wissen, was die Analysten im Ein
zelnen für Aussagen treffen und wo sie die
größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine
Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurs
zielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz ein
fach an, wo das aktuelle Kursziel des Analy
sten prozentual am meisten über dem aktuel
len Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen
Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienre
search/Top-Aktien
Top Analystenziele
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E.ON AG 21.1 13,45 € 19,00 € 41,26%
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SAP AG 22.1 56,58 € 73,00 € 29,02%
Es handelt sich um Analysen aus dieser
Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit
Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein
Eigeninteresse des Analysten für eine rosa
Brille sorgen kann, weshalb Analystenein
schätzungen tendenziell optimistischer aus
fallen, als es die Realität anschließend erlau
ben würde (Sellside-Analysen). Aber die Über
sicht gibt einen Eindruck darüber, wo die
Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am wei
testen auseinander liegen. Wer letztlich Recht
haben wird, der Analyst oder die Anleger, die
den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall indivi
duell zu beurteilen.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 7 von 19
RWE und E.On völlig ausgebombt
Die Analystin Deborah Wilkens von Goldman
Sachs hat die Aktien der beiden deutschen
Versorger E.ON und RWE im Laufe dieser
Woche im Rahmen einer Branchenstudie
genauer unter die Lupe genommen. Dabei
bestätigte sie E.ON auf der "Conviction Buy
List”, senkte aber ihr Kursziel von 20 auf 19
Euro. Auch ihre Einschätzung zu RWE bestä
tigte sie mit "Buy”, senkte jedoch auch hier ihr
Kursziel von 41 auf 37 Euro. Als Grund für die
leicht gesenkten Kursziele gab sie eine Sen
kung ihrer kurzfristigen Gewinnschätzungen für
die Stromerzeugung sowie die Öl- und Gasför
derung aufgrund der zuletzt gesunkenen Roh
stoffpreise an.
Ich kann sowohl die Senkung dieser Progno
sen als auch die Bestätigung ihrer Kaufemp
fehlungen dabei absolut nachvollziehen.
E.ON und RWE leiden aktuell sowohl unter der
völlig verkorksten deutschen Energiewende als
auch unter den stark gesunkenen Rohstoff
preisen. Allerdings halte auch ich beide Aktien
für so ausgebombt, dass sie kaum noch tiefer
fallen können. Dies gilt erst Recht vor dem Hin
tergrund des aktuell sehr positiven Marktum
feldes. Anders als die meisten Analysten wie
auch Deborah Wilkens, bevorzuge ich persön
lich jedoch RWE und nicht E.ON. Richtig ist
zwar, dass E.ON zurzeit einen Tick besser
dasteht als RWE, genau hierin liegt aber m.E.
die Phantasie. Denn wenn RWE den Konzer
numbau endlich auch mal richtig in Angriff
nimmt, winken hier sehr schnell deutlich
höhere Kurse.
Xing ist nicht mit LinkedIn vergleichbar
Der Analyst Marcus Silbe von Oddo Seydler
hat hingegen nach einem Interview mit Finanz
chef Ingo Chu die Aktie des Karriere-Netz
werks XING auf "Buy” mit einem Kursziel in
Höhe von 140 Euro bestätigt. Als Grund führt
er eine Unterbewertung von XING im Vergleich
mit dem amerikanischen Wettbewerber (Linke
dIn) an. Ja, Xing ist deutlich niedriger bewertet
als sein US-Wettbewerber. Allerdings hat der
Bewertungsabschlag bei XING auch seinen
guten Grund. Denn während die amerikanische
Konkurrenz längst sehr erfolgreich international
operiert, ist XING diese Expansion ins Ausland
nie gelungen. Auf längere Sicht steht daher zu
befürchten, dass LinkedIn seinen deutschen
Konkurrenten auch auf dem Heimatmarkt
attackieren und überholen dürfte, getreu dem
Internetmotto: "The winner takes it all”. Daher
halte ich das genannte Kursziel in Höhe von
140 Euro für zu hoch, es sei denn LinkedIn
würde sich doch noch zu einem Übernahme
angebot durchringen.
04. Ausblick:
Detailanalyse zu deutschem
Maschinenbauer mit 70%
Umsatzanteil in Asien
Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten
des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte
haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine
kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst
nicht aufrecht erhalten.
Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie
überwiegend vergangenheitsbezogene Erklä
rungen von mir. Detaillierte Analysen und Ein
schätzungen über die künftige Börsenent
wicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Hei
bel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlen
den Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS
baue ich kontinuierlich weiter aus und komme
dabei insbesondere den Wünschen meiner
Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-
Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 8 von 19
INTERNET: Kundenbereich
- täglich aktuelle Einschätzungen zu den Mel
dungen, die unsere offenen Positionen betref
fen
- einen Chart für jede offene Position, um die
Kurssituation schneller zu erfassen
- die Möglichkeit, nur die 10 neuesten Kom
mentare zu den offenen Positionen anzeigen
zu lassen.
- Sie können sich aus den empfohlenen Werten
Ihr eigenes Musterportfolio zusammenstellen,
um gezielter und schneller die für Sie relevan
ten Neuigkeiten zu sehen.
Weiterhin erhalten meine Kunden eine über
sichtliche Tabelle über alle offenen Positionen
mit der jeweiligen Wochenperformance sowie
Performance seit Empfehlung und mit einer
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Stopp Loss nachziehen oder verkaufen bzw.
kaufen.
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biete ich an, die unterwöchigen Updates direkt
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richtige Sie im Falle von Aktionsempfehlungen
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05. Wunschanalyse:
Heidelberger
Druckmaschinen
Heidelberger Druckmaschinen
Auf Rettung folgt Umstrukturierung
Mi, 21. Januar um 22:21 Uhr
Gerettet, umstrukturiert, doch wohin soll’s als
nächstes gehen? Heidelberger Druckmaschi
nen wurde in den vergangenen zwei Jahren
grundlegend umstrukturiert, die Bilanz ist
gesundet. Doch eine Vision für die Zukunft hat
CEO Linzbach noch nicht ausgeben können.
Die Druckindustrie kämpft zu sehr mit rückläu
figen Umsätzen und neuem Preisdruck. Die
Aktie von Heidelberger Druckmaschinen ist
jedoch inzwischen fair bewertet, und die Q3-
Zahlen am 4. Februar dürften für eine positive
Überraschung sorgen, auf die ich spekulieren
würde.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 9 von 19
Auf Rettung folgt Umstrukturierung
Gerade einmal anderthalb Jahre hat CEO Dr.
Gerold Linzbach benötigt, um Heidelberger
Druckmaschinen wieder auf eigene Füße zu
stellen. Der Konzern hatte zuvor weltweit die
besten Druckmaschinen ausgeliefert, das Digi
talisierungsgeschäft nur halbherzig ange
gangen und schließlich verkauft und wunderte
sich vor drei Jahren, warum der Umsatz sowie
der Gewinn einbrachen.
Die Antwort war einfach: Zum einen laufen Hei
delberger Druckmaschinen nicht selten jahr
zehntelang, warum also eine neue Maschine
kaufen. Selbst der Boom in den Schwellen
ländern führte lediglich dazu, dass die Maschi
nen gebraucht gekauft wurden.
Und gebrauchte, überflüssige Maschinen gibt
es viele in unserer Industriegesellschaft, die mit
zunehmender Geschwindigkeit Zeitschriften,
Tagesmeldungen und auch sogar Bücher in
digitaler Form konsumiert. Die Explosion an
Informationen führte zu einer Explosion an
Festplatten, nicht jedoch an bedrucktem
Papier.
Mit der Digitalisierung der häufig ästhetischen
Prozesse der Druckindustrie war Heidelberger
Druckmaschinen zunächst überfordert. Da
möchte man einen Hochglanzprospekt
drucken, dessen Vorlage man als PDF bei
spielsweise in aufwändigen Prozessen unter
nehmensintern vorbereitet hat, und der einfa
che Ausdruck warf Probleme über die Seiten
ränder, die Art der Buchbindung und daraus
resultierende Verschiebung der Texte bis hin zu
Problemen mit den unendlich vielen Sonder
zeichen auf. Ich selbst habe mich vor fünfzehn
Jahren häufiger mit solchen Dingen herumge
schlagen.
Man suchte das Heil in der Flucht nach vorne,
verkaufte das junge Digitalgeschäft und ver
sprach sich von den Schwellenländern die Ret
tung. Doch die blieb aus oben genannten
Gründen aus.
So musste Mitte 2012 ein nüchterner Zahlen
mensch ans Ruder von Heidelberger Druck
maschinen. Dr. Linzbach hat sein Handwerk
bei der Aufspaltung des Hoechst-Konzerns
Mitte der 90er Jahre gelernt. Binnen weniger
Monate trimmte er Heidelberger Druckma
schinen auf profitable Geschäftsbereiche (d.h.:
Es wurden eine Reihe unprofitabler Unterneh
menszweige verkauft oder dicht gemacht).
Zudem unternahm er einen neuen Anlauf in die
Digitalisierungstechnik.
Die Bilanz gesundete schnell, im Geschäftsjahr
2013/2014 wurde erstmals seit langem wieder
ein Gewinn ausgewiesen. Die Aktie honorierte
diese Entwicklung mit einer Verdreifachung von
eins auf drei Euro. Heidelberger Druckma
schinen ist gerettet.
Doch zukunftsfähig ist das Unternehmen in
meinen Augen noch nicht. Neue Geschäftsbe
reiche wie der Digitalisierungsdruck steuern
noch wenig zum Unternehmensgewinn bei.
Das Vorzeigeprojekt, 3D-Druck am Beispiel
des Bedruckens eines Fußballs, ist nach wie
vor ein Pilotprojekt, bislang wurden zwei sol
cher Drucker verkauft. Lediglich im Bereich des
Verpackungsdrucks profitiert das Unternehmen
bereits von einem Wachstumsmarkt.
Die Belegschaft ist im vergangenen Jahr um
5% auf knapp über 12.000 geschrumpft.
Zuletzt hat auch Heidelberger Druckmaschinen
unter den geopolitischen Spannungen gelitten:
Die Beziehungen zu Russland haben sich
durch die Ukraine-Krise abgekühlt, und in Bra
silien wird seit Jahren eine wirtschaftsfeindli
che Politik betrieben. Es müssen weiter Kosten
eingespart werden.
Gut gerüstet für Zukunft, doch ohne Vision
Damit hat CEO Dr. Linzbach Schritt eins, die
Gesundung des Konzerns bzw. das Gesund
schrumpfen, erfolgreich abgeschlossen. Hei
delberger Druckmaschinen wird auch in die
sem Geschäftsjahr (endet am 31.3.2015) aller
Voraussicht nach einen Gewinn ausweisen.
Die Verschuldung ist gering, sodass Linzbach
sogar gezielt einkaufen könnte, um neue
Geschäftsfelder zu entwickeln.
Derzeit jedoch konzentriert sich Linzbach auf
Kooperationen. So wird der Digitaldruck mit
Ricoh Japan weiterentwickelt. Maschinen für
die Weiterverarbeitung werden künftig in
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 10 von 19
Kooperation mit dem chinesischen Unterneh
men Masterwork Machinery in China weiter
entwickelt und gebaut. Dieser Kooperation ist
der Standort Leipzig mit 190 Mitarbeitern zum
Opfer gefallen.
Doch all das sind nach wie vor strukturelle
Maßnahmen, die eine weitere Profitabili
tätssteigerung durch Gesundschrumpfen zur
Folge haben. Entsprechend ist der Umsatz im
laufenden Geschäftsjahr aller voraussicht nach
rückläufig. Und auch für 2015/2016 sieht es
nicht anders aus.
Verbrauchmaterialien möchte Heidelberger
Druckmaschinen verkaufen und Dienstlei
stungen für laufende Druckmaschinen. Das
sind wiederkehrende Umsätze mit hohen Mar
gen und daher bereits heute ein wesentlicher
Bestandteil des jüngsten Erfolges von Heidel
berger Druckmaschinen.
Doch wohin soll die Reise gehen? Digitaldruck
und 3D-Druck sind nicht wirklich Wachstums
märkte. Im Bereich des Digitaldrucks ist Hei
delberger Druckmaschinen zu spät auf den
Markt gekommen und könnte sich heute nur
durch den Kauf von Wettbewerbern eine bes
sere Wettbewerbsposition verschaffen. Doch
das ist teuer.
Unverhoffter Segen: Der schwache Euro
Über 60% des Umsatzes werden außerhalb
von Eurloand erwirtschaftet. 30% Asien, 15%
Nordamerika, 4% Südamerika und 12% in Ost
europa. Der Euro hat in den vergangenen
Monaten stark Federn gelassen, und die
Maschinen, die ins Ausland geliefert werden,
werden in ausländischen Währungen, meist
US-Dollar, beglichen. Bei der Umrechnung der
Einnahmen wird es schon im laufenden Quartal
einen ordentlichen Wechselkursgewinn geben.
Das gilt jedoch nicht nur für die Druckmaschi
nen, sondern auch für die Verbrauchsmate
rialien. Diese sind häufig chemische Produk
te, für die Öl und andere Flüssigkeiten einge
kauft und verarbeitet werden müssen. Der
Wertverfall des Euros ging einher mit einem
extrem schwachen Rohstoffmarkt, sodass die
Einkaufspreise für diese Einsatzmaterialien in
Euro gerechnet stabil blieben. Es bleibt also
der positive Wechselkurseffekt beim Verkauf
ins Ausland.
Dienstleistungen hingegen führen parallel zu
den Wechselkursgewinnen auch zu höheren
Kosten für die Erbringung der Dienstleistung
vor Ort. Dort dürfte der Effekt vernachlässigbar
sein.
Im ersen Halbjahr des laufenden Geschäfts
jahres hat Heidelberger Druckmaschinen 42
Mio. Euro Gewinn im Bereich der Dienstlei
stungen erwirtschaftet (Vorjahr 38 Mio. Euro).
Der Verlust beim Verkauf der Maschinen war
im ersten Halbjahr bereits von -49 auf -27 Mio.
Euro geschrumpft, ich erwarte jedoch bereits
für Q3 keine weiteren Verluste in diesem
Bereich und ggfls. in Q4 einen ordentlichen
Gewinnbeitrag.
Zahlen machen Hoffnung
Für das kommende Geschäftsjahr hat CEO
Linzbach eine Gewinnmarge (EBITDA) von 8%
als Ziel ausgegeben, bei einem leicht rückläu
figen Umsatz. In seiner Prognose legt er Wert
darauf, die niedrige Verschuldung nicht zu
erhöhen. In meinen Augen eine sinnvolle Ent
scheidung für ein Geschäft, das kaum Wachs
tumsaussichten hat. Für das laufende
Geschäftsjahr erwarte ich eine Gewinnmarge
von 6%, eine Steigerung auf 8% im kommen
den Jahr erscheint mir durchaus möglich.
Lassen Sie uns also einmal ein wenig rechnen:
Der Umsatzrückgang der vergangenen Jahre
hat sich verlangsamt, bei derzeit 2,3 Mrd. Euro
scheint ein Boden gefunden zu sein. Mit einer
Gewinnmarge von 8% ergibt sich ein progno
stizierter Gewinn von 184 Mio. Euro für 2015.
Eine Dividende wird nicht gezahlt, also halte
ich ein einstelliges KGV für angemessen. Auf
Basis obiger Erwartung ergibt sich ein KGV
2015e von 9. Die Aktie ist auf dem aktuellen
Niveau fair bewertet.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 11 von 19
Fantasie liegt im Rückenwind
Die Entwicklung im vergangenen ersten Halb
jahr ist wohl der Hauptgrund für das aktuelle
Bewertungsniveau. Die Russlandkrise, Pro
bleme in Brasilien, der zuvor noch starke Euro
und der hohe Ölpreis bzw. hohe Rohstoffkosten
haben in den Gewinn von Heidelberger Druck
maschinen geschnitten. Die Prognose, auf
die ich mich in dieser Analyse beziehe, stammt
vom November letzten Jahres und baut auf
Zahlen auf, die bis September erwirtschaftet
wurden. Da stand der Euro noch bei durch
schnittlich 1,32 USD/EUR.
Rückenwind seitens des Wechselkurses gab
es in den bis dato vorliegenden Q-Zahlen also
noch kaum. Das werden wir erstmals in den
am 4. Februar zu erwartenden Q3-Zahlen
sehen. Wie groß dieser Effekt sein könnte,
lässt sich aus den mir vorliegenden Zahlen lei
der nicht errechnen. Meiner Schätzung zufolge
könnte es einen positiven Wechselkurseffekt in
Höhe von 7-12 Mio. Euro geben, was bei
einem erwarteten Quartalsgewinn von 30 Mio.
Euro durchaus eine nennenswerte positive
Überraschung wäre.
Kursverlauf durch Leerverkäufer geprägt
Die Geschäftsaussichten sind nicht rosig, CEO
Linzbach erzielt Verbesserungen hauptsächlich
durch Umstrukturierung, Kooperationen und
Effizienzsteigerungen. Da ist es leicht nach
vollziehbar, dass Hedgefonds in Heidelberger
Druckmaschinen eine Aktie sehen, die man
parallel zur rückläufigen Umsatzentwicklung in
den Keller drücken kann. 5% der ausstehen
den Aktien sind Short.
Zudem befindet sich die Aktie eindeutig in
einem Abwärtstrend, der vor genau einem Jahr
bei 3 Euro begann und derzeit bei 1,84 Euro
einen Boden hat. Hält dieser Boden nicht, so
sind schon bald auch Kurse um 1,50 Euro
möglich.
Ich halte die Shortspekulationen für gefährlich,
denn zum einen ist aus charttechnischer Sicht
der Boden bei 1,84 Euro ziemlich stabil. Zum
anderen hat die Aktie ein Bewertungsniveau
erreicht, das ich als fair bezeichnen würde. Ein
weiterer Ausverkauf würde schon bald wieder
Käufer auf den Plan rufen. Und zum Dritten
besteht aus Sicht der Leerverkäufer die Gefahr,
dass Heidelberger Druckmaschinen aufgrund
positiver Wechselkurseffekte am 4. Februar
überraschend gute Quartalszahlen berichtet.
Die Wahrscheinlichkeit einer positiven Überra
schung ist zumindest aus meiner Sicht derzeit
größer als die einer negativen Überraschung.
Fazit:
Damit ist Heidelberger Druckmaschinen keine
Aktie, die Sie langfristig in Ihr Depot legen soll
ten. Zu ungewiß ist die Geschäftsentwicklung,
zu frisch sind die neuen Geschäftsideen.
Immerhin brauchen Sie auf dem aktuellen
Niveau nicht mehr panisch verkaufen, denn die
Umstellung auf mehr Dienstleistungen hat zu
einem verlässlichen Cashflow geführt, die
Bilanz wurde durch Verkäufe von Geschäfts
teilen gesundet.
Für eine Spekulation können Sie die Aktie
jedoch zu Kursen unter 2 Euro gerne einsam
meln. Und wenn’s nur das Ausbleiben einer
weiteren Hiobsbotschaft am 4. Februar bei der
Veröffentlichung der Q3-Zahlen ist, das dürfte
nach den Kursverlusten der vergangenen
Monate bereits für einen positiven Kurssprung
reichen. Als Kursziel würde ich 2,20 Euro ins
Auge fassen. Ein Stopp Loss für diese Speku
lation würde ich unter 1,84 Euro platzieren.
Vielleicht spielt uns ja noch EZB-Chef Mario
Draghi in die Hände und sorgt für Gewinnmit
nahmen im DAX, die dann auch die Aktie von
Heidelberger Druckmaschinen nochmals in die
niedrigen 1,90er Eurozone drücken könnten.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 12 von 19
06. Top-Aktie der Top-Trader:
Daimler
Daimler
Nachholbedarf in China stützt Wachstum
Fr, 23. Januar um 16:25 Uhr
Im Zuge des Zusammenschlusses des share
wise Börsenbriefs mit dem Heibel-Ticker Bör
rsenbrief erscheint an dieser Stelle alle zwei
Wochen eine Aktienvorstellung, die nach dem
Prinzip der "Weisheit der Vielen” von share
wise-Nutzern ausgesucht wird. Wir greifen
dafür auf die Aktien zu, die von den erfolg
reichsten sharewise-Kunden empfohlen wer
den. Dabei handelt es sich heute um die Aktie
des deutschen Automobilkonzerns Daimler AG,
die von Sascha Huber analysiert wird:
Die Daimler AG gehört zu den größten Unter
nehmen Deutschlands und der Welt. Nach
Beendigung des Chrysler-Abenteuers sowie
dem Beginn der Aufholjagd in China, scheint
Daimler heute besser aufgestellt als jemals
zuvor. Die Aktie ist daher aus unserer Sicht ein
relativ risikoarmer Bluechip mit einem ansehn
lichen Kurspotenzial und einer attraktiven Divi
dende. Das erste Kursziel sehe ich bei 85
Euro, danach würde schon das bisherige All
zeithoch aus dem Jahr 1998 im Bereich von
102 Euro rufen. Daimler hat gegenwärtig BMW
und Volkswagen nicht nur ein-, sondern sogar
überholt und ist für mich die attraktivste deut
sche Automobilaktie sowie ein Top Pick im
DAX.
Unternehmensprofil
Die in Stuttgart ansässige Daimler AG gehört
zu den größten Automobilkonzernen der Welt
und somit natürlich zugleich zu den größten
Unternehmen Deutschlands. Dabei setzt der
schwäbische Traditionskonzern auf die Pro
duktion und Vermarktung von hochwertigen
Limousinen sowie zuverlässigen Nutzfahrzeu
gen. Das Portfolio reicht dabei vom Kleinstwa
gen Smart bis hin zur weltbekannten Premium-
Marke Mercedes-Benz.
Nachdem das Unternehmen, geschwächt
durch das fehlgeschlagene Chrysler-Abenteu
er, zunächst den Boom auf dem chinesischen
Markt verschlafen hatte, setzt man inzwischen
voll auf Asien und Lateinamerika. Seit dem
Jahr 2009 unterteilt der von CEO Dr. Dieter
Zetsche geführte Konzern sein Geschäft in die
fünf Segmente: Mercedes-Benz Cars (Um
satzanteil: 52%), Mercedes-Benz Vans (8%),
Daimler Buses (3%), Daimler Trucks (25%)
sowie Daimler Financial Services (12%). Das
Unternehmen betreibt derzeit eigene Fabriken
in 19 Ländern. Ferner verfügt der Konzern über
ca. 8.000 Vertriebsstandorte in der ganzen
Welt.
Im letzten vollständigen Geschäftsjahr 2013
trugen dabei alle fünf Segmente wieder positiv
zum Konzerngewinn bei, wobei sich die
Gewinne (EBIT) in den Segmenten Mercedes-
Benz Cars (-9%), Daimler Trucks (-3%) und
Daimler Financial Services (-2%) rückläufig
zeigten. Im Gegensatz dazu konnten die
Gewinne im Segment Mercedes-Benz Vans
(+16%) jedoch deutlich gesteigert werden, und
das Segment Daimler Buses schaffte den Turn-
Around (von einem EBIT in Höhe von -221 Mio.
Euro auf ein EBIT von +124 Mio. Euro).
Im laufenden Geschäftsjahr 2014 dürfte der
Gewinn (EBIT) gemäß den Prognosen des
Konzerns deutlich gesteigert werden, wobei in
den ersten neun Monaten hier ein Plus von
+3% erzielt werden konnte. Zugleich stieg der
Gewinn je Aktie in den ersten neun Monaten
überproportional um +13% auf 5,48 Euro je
Aktie. Dabei trugen alle Segmente zum Wachs
tum bei, mit Ausnahme von Mercedes-Benz
Vans. Dieses Segment zeigte sich aber zumin
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 13 von 19
dest stabil.
Jede Krise birgt Chancen
Beflügelt vom zuletzt stark gefallenen Ölpreis
sowie geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen
in zahlreichen Ländern wie China, Indien oder
Japan verzeichnete Daimler zuletzt das erwar
tet ordentliche Wachstum. So legte der Auto
mobilabsatz in Brasilien um +34%, in China
um +15%, in Indien um +27% und in Japan um
+22% zu. Ferner verzeichnete der Konzern ein
Absatzwachstum von +3% im kriselnden
Europa sowie einen neuen Absatzrekord in den
USA.
Die weitere geldpolitische Lockerung, die die
EZB kürzlich beschlossen hat, sollte über kurz
oder lang auch das Absatzwachstum in Europa
wieder anfeuern. Wichtiger jedoch erscheint
mir die aktuelle Situation in China.
Denn dort strömten zuletzt die Kleinanleger in
Massen an die Börse, was auch noch dadurch
unterstützt wurde, dass die chinesischen
Behörden entsprechende Zugangsbeschrän
kungen lockerten. So wurden teilweise fast
400.000 neue Wertpapierdepots pro Tag eröff
net, was schon fast an den New Economy-
Hype um den Jahrtausendwechsel herum erin
nerte.
Wenngleich es zuletzt auch Maßnahmen der
Regierung in Peking gab, die diese Aktieneu
phorie etwas begrenzen sollten, dürfte somit
die geldpolitische Lockerung insbesondere in
China sehr positiv wirken. Denn durch die geld
politischen Lockerungsmaßnahmen der Peo
ple's Bank of China (PBoC) sollte Geld in die
Aktienmärkte fließen und diese befeuern.
Dadurch aber fühlen sich die chinesischen
Aktionäre immer reicher und beginnen zuneh
mend zu investieren. So kommt letztlich der
gewünschte Wirtschaftskreislauf in Gang, was
sehr positiv zu bewerten ist.
Eine starke Konjunkturentwicklung in den USA,
eine sich abzeichnende Erholung in Emerging
Markets wie China sowie eine sich dank der
EZB aufhellende Lage in Europa, das hört sich
doch alles gar nicht so schlecht an. Oder?
Aufholjagd in China
Nun ist es so, dass Daimler den ersten Auto
mobilboom in China ein wenig verpasst hat.
Grund hierfür war der seinerzeit als "Hochzeit
im Himmel” bezeichnete Zusammenschluss mit
Chrysler, der letztlich in einem Fiasko mündete.
Am Beispiel Daimler kann man daher sehr gut
sehen, wie sehr sich Managementfehler auch
langfristig selbst auf einen so großen Konzern
auswirken können. Nicht umsonst zogen BMW
und Volkswagen seinerzeit den Stuttgartern
davon, sowohl geschäftlich als auch in Sachen
Aktienkursentwicklung.
Insbesondere aufgrund der unterdurchschnitt
lichen Kursentwicklung der Aktie machten
jedoch die Großaktionäre von Daimler irgend
wann Druck auf CEO Dieter Zetsche. Und
unter dem Druck der Aktionäre reagierte dieser
– spät, aber nicht zu spät – und organisierte
den Angriff Daimlers auf dem chinesischen
Markt. Ausgerechnet in den letzten Monaten,
als die chinesische Volkswirtschaft zunehmend
unter Druck geriet, zeigten sich dann die
Erfolge der neuen Strategie. Während BMW
und Volkswagen (VW) im Zuge der sich
abschwächenden Konjunktur unter Druck
gerieten, feierte Daimler erste Erfolge und
gewann Marktanteile hinzu. Insofern war das
Absatzwachstum in Höhe von +15% gar nicht
so schlecht.
Wenn sich nun aber die chinesische Volkswirt
schaft, angefeuert von der lockeren Geldpolitik
der Notenbank, tatsächlich erholt, dürfte Daim
ler einer der größten Profiteure hiervon sein.
Insofern verwundert es uns auch nicht, dass
die Aktie sich zuletzt deutlich stabiler zeigte als
die Aktien der beiden ebenfalls im DAX notier
ten innerdeutschen Konkurrenten.
Allerdings stellt sich die Frage, wie Daimler im
Vergleich mit neuartigen Konkurrenten wie dem
US-amerikanischen Elektroautopionier Tesla
Motors aufgestellt ist?
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 14 von 19
Share Economy – Problem oder Chance für
Daimler?
Lassen Sie mich hierzu einige Sätze verlieren.
Erstens war Daimler bis vor wenigen Wochen
noch an Tesla Motors beteiligt und kooperiert
bis zum heutigen Tage mit dem Unternehmen
von Elon Musk. Zum anderen sind Elektroautos
bis zum heutigen Tage noch immer nicht mas
sentauglich, wie zuletzt gemeldete Absatz
probleme von Tesla in China und Deutschland
beweisen. Sollte sich dies jedoch noch ändern,
so dürfte es Daimler angesichts des Einblicks
in Tesla nicht besonders schwer fallen, kurzfri
stig ebenfalls ein modernes Elektroauto auf
den Markt zu bringen.
Ein längerfristiges Problem für den Konzern
stellt jedoch die neue, sogenannte Share Eco
nomy dar. Denn wenn Menschen sich zukünftig
verstärkt Autos teilen (Stichwörter: Carsharing,
Uber), so werden insgesamt immer weniger
Autos verkauft und damit auch weniger Autos
aus dem Hause Daimler. Allerdings hat sich
das Unternehmen hier durchaus gut positio
niert, zum einen mit der Kooperation mit Tesla
Motors und zum anderen durch Carsharing-
Angebote sowie die Übernahme der Hambur
ger MyTaxi.
Umsatz- und Ergebnisentwicklung zuletzt
Bevor wir unseren Blick jedoch in die Zukunft
richten, schauen wir uns mal kurz den Status
Quo an. Wie entwickelten sich Umsatz und
Gewinn der Daimler AG zuletzt?
Im Geschäftsjahr 2013 stieg der Jahresumsatz
um +3,2% auf 118,0 Mrd. Euro sowie der
Gewinn je Aktie um +21,9% auf 6,40 Euro.
Auch fuhren die Schwaben nun einen positiven
Cash Flow von 3,07 Euro je Aktie ein, sodass
auch die Dividende leicht auf 2,25 Euro je Aktie
erhöht werden konnte. Hierbei muss allerdings
berücksichtigt werden, dass dem Unternehmen
mehr als 2 Mrd. Euro aus dem Verkauf von
Anteilen an Airbus (vormals: EADS) zugeflos
sen sind.
Die konkreten Zahlen für das Geschäftsjahr
2014 liegen derzeit zwar noch nicht vor, auf
Basis der bisher vorgelegten Quartalszahlen
sollte jedoch am Ende ein Jahresumsatz in
Höhe von knapp 130 Mrd. Euro sowie ein
Gewinn je Aktie von erneut 6,40 Euro in den
Büchern stehen. Dabei soll der Cash Flow auf
10,76 Euro je Aktie steigen, sodass eine wei
tere Dividendenerhöhung wahrscheinlich
erscheint. Analysten rechnen bisher im Durch
schnitt mit einer Erhöhung um gut +5% auf
2,37 Euro je Aktie, ich gehe jedoch von einer
Erhöhung um gut +11% auf 2,50 Euro je Aktie
aus. Damit läge die Dividendenrendite bei
knapp 3,4%.
Umsatz- und Gewinnschätzungen bis 2017e
In den kommenden drei Geschäftsjahren
2015e, 2016e und 2017e erwarten Analysten
einen weiteren stetigen Zuwachs bei Umsatz
und Gewinn je Aktie. So dürfte der Jahresum
satz um durchschnittlich gut 4% p.a. sowie der
Gewinn je Aktie um durchschnittlich minde
stens 8% p.a. zulegen.
Daraus ergibt sich ein Jahresumsatz in Höhe
von 135,2 Mrd. Euro für 2015e (+4%), ein Jah
resumsatz in Höhe von 140,8 Mrd. Euro für
2016e (+4,1%) sowie ein Jahresumsatz in
Höhe von 147,5 Mrd. Euro für 2017e (+4,8%).
Der Gewinn je Aktie dürfte hingegen bei 6,68
Euro für 2015e (+4,4%), bei 7,34 Euro für
2016e (+9,9%) sowie bei 8,10 Euro für 2017e
(+10,4%) liegen. Dabei dürfte auch der Cash
Flow beständig weiter zulegen und 2017e
knapp 17,50 Euro je Aktie betragen.
Somit besteht natürlich auch weiterhin Spiel
raum für Dividendenerhöhungen, der wohl
genutzt wird. Dementsprechend rechne ich
schon für 2015e mit einer Dividende von 2,75
Euro je Aktie, für 2016e mit einer Dividende
von 3,00 Euro je Aktie sowie für 2017e mit
einer Dividende von 3,25 Euro je Aktie. Wer die
Aktie daher gegenwärtig zu Kursen von knapp
unter 75 Euro kauft, erhielte dann eine persön
liche Dividendenrendite von immerhin knapp
4,4%.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 15 von 19
Aktuelle Bewertung: fundamental fairer Wert,
mein Kursziel
Aktuell weist die Aktie ein KUV 2014e von 0,62
sowie ein KGV 2014e von 11,7 auf. Dies
scheint zunächst einmal im Peer-Group Ver
gleich zu BMW (KGV 9,3) und Volkswagen
(KGV 7,6) nicht gerade günstig zu sein. Aller
dings befinden sich die beiden Konkurrenten
inzwischen auch wieder in einem zyklischen
Abwärtstrend, wohingegen Daimler zur Aufhol
jagd ansetzt. Insofern erscheint eine etwas
höhere Bewertung der Daimler Aktie durchaus
angemessen.
Daher würde ich zur Berechnung des funda
mental fairen Wertes bzw. Kursziels ebenfalls
ein KGV von 11,7 ansetzen. Allerdings dient als
Basis zur Berechnung dabei nicht der Gewinn
je Aktie des Jahres 2014, sondern jener des
Jahres 2016. Schließlich gilt unser Kursziel auf
Sicht eines Jahres und das Jahr 2015 hat
bereits begonnen. Demnach liegt der funda
mental faire Wert bei 11,7x 7,34 Euro und
somit bei 85,88 Euro. Hier runde ich jedoch ein
klein wenig ab und setze das Kursziel somit bei
85,00 Euro.
Charttechnik: DAX und Daimler mit
charttechnischem Ausbruch
Am vergangenen Freitag, dem 16. Januar
2015, sind sowohl der deutsche Leitindex DAX
(über das bisherige Allzeithoch von 10.093
Punkten) als auch die Daimler Aktie (über den
Widerstand bei 70 Euro) charttechnisch nach
oben ausgebrochen. Damit wurde beim DAX
ein Kaufsignal mit Kurszielen bei 10.500 sowie
10.800 Punkten und bei Daimler ein Kaufsignal
mit Kursziel 85 Euro generiert. Ja, Sie lesen
richtig, 85 Euro. Genau jenes Kursziel, das sich
auch als Ergebnis der fundamentalen Analyse
herauskristallisiert hat.
07. Update beobachteter
Werte
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich
auf meiner Internetseite unter www.heibel-
ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit
meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.
Dieses Kapitel bleibt den Heibel-Ticker PLUS-
Abonnenten vorbehalten.
In Deutschland gibt es kaum einen anderen,
der die Hintergründe der Aktienmärkte so mes
serscharf von dem täglichen Medienrummel
trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers
Stephan Heibel.
Von seinen Fähigkeiten, komplizierte Zusam
menhänge verständlich darzustellen, können
Sie sich mit diesem Heibel-Ticker Standard
überzeugen. Wenn Sie allerdings seine
Schlussfolgerungen und Empfehlungen erfah
ren möchten, dann sollten Sie sich einmal um
den Heibel-Ticker PLUS kümmern.
Für eine Jahresgebühr von 150 Euro erhalten
Sie ein Jahresabonnement sowie einen Vor
zugspreis auf sämtliche Sonderanalysen, die
in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht
werden. Viele Sonderanalysen stellen wir den
Heibel-Ticker PLUS Kunden sogar kostenfrei
zur Verfügung.
Falls Ihnen ein Jahr zu lang erscheint, dann
können Sie den Heibel-Ticker PLUS auch
zunächst für ein halbes- oder viertel Jahr
bestellen. Oder bestellen Sie einfach das
Schnupperabo zu 20 € für 6 Wochen.
Geben Sie bitte den folgenden Link in Ihren
Browser ein und bestellen Sie unter
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23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 16 von 19
08. Übersicht HT-Portfolio
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort
finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im
Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Auf
nahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
K – bei Gelegenheit Kaufen,
NK – Nachkaufen
H – Halten,
V – bei Gelegenheit Verkaufen,
TV – Teilverkauf, also nicht die ganze Position
VL – Verkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden
SL – Stopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden
TS – Trailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird
Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie
bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt
wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll
investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach
kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die
folgenden Schritte:
Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,
Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und
ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist
in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht
aufrecht erhalten.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 17 von 19
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In Deutschland gibt es kaum einen anderen, der die Hintergründe der Aktienmärkte so messerscharf von
dem täglichen Medienrummel trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers Stephan Heibel.
Von seinen Fähigkeiten, komplizierte Zusammenhänge verständlich darzustellen, können Sie sich mit
diesem Heibel-Ticker Standard überzeugen. Wenn Sie allerdings seine Schlussfolgerungen und Emp
fehlungen erfahren möchten, dann sollten Sie sich einmal um den Heibel-Ticker PLUS kümmern.
Für eine Jahresgebühr von 150 Euro erhalten Sie ein Jahresabonnement sowie einen Vorzugspreis auf
sämtliche Sonderanalysen, die in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht werden. Viele Sonderana
analysen stellen wir den Heibel-Ticker PLUS Kunden sogar kostenfrei zur Verfügung.
Falls Ihnen ein Jahr zu lang erscheint, dann können Sie den Heibel-Ticker PLUS auch zunächst für ein
halbes- oder viertel Jahr bestellen. Oder bestellen Sie einfach das Schnupperabo zu 20 € für 6
Wochen.
Geben Sie bitte den folgenden Link in Ihren Browser ein und bestellen Sie unter
http://www.heibel-ticker.de/bestellung.php
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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
www.heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachge
machte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit
Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas
für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen
Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abge
segnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwen
dung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar
keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anle
gern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tief
greifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die
eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der
Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 18 von 19
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von
finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt
ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betref
fenden Unternehmen
10. An-/Ab-/Ummeldung
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ticker.de und „stornieren“ Sie Ihre E-Mail Adresse im rechten Bereich „Newsletter Abo“.
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23. Jan. 2015 Heibel-Ticker Standard #4 Seite 19 von 19