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Steffen Krüger DAS UNBEHAGEN IN DER KARIKATUR

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Steffen Krüger

DAS UNBEHAGEN IN DER KARIKATUR

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Ernst Kris, 1954

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Steffen Krüger

DAS UNBEHAGENIN DER KARIKATUR

Kunst, Propaganda und persuasive Kommunikationim Theoriewerk Ernst Kris’

Wilhelm Fink

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Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Umschlagabbildung:David Low: „Hitler’s forelock and moustache“, als Teil der Serie „Tabs of Identity“,

in ders.: Ye madde Designer, London 1935, S. 18.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

D 188

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung ein-zelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es

nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten.

© 2011 Wilhelm Fink Verlag, München(Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn)

Internet: www.fink.de

Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, MünchenSatz: Christoph Rosenthal, Berlin

Printed in GermanyHerstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn

E-Book ISBN 978-3-8467-5242-5ISBN der Printausgabe 978-3-7705-5242-9

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung: Das Unbehagen in der Biografie .................................. 13„Propaganda by pictures“............................................................................. 16Von Brüchen und Kontinuitäten ................................................................. 19Die „humanistische Wende“ ........................................................................20„Heute wird alles Bekenntnis“ – Wissenschaft als Religion .........................23Das Unbehagen in der Karikatur – Einführung .......................................... 32Zum Aufbau der Arbeit ............................................................................... 39Stand der Forschung zu Ernst Kris ..............................................................42Das Unbehagen in der Biografie – Ergänzungen zum biografischen Ansatz ...................................................... 45

Kap. 1: „Wahlverwandtschaften des Geistes“ (Kris, 1926) – Kunstwissenschaft und Kulturkampf zwischen den Kriegen ..................................................................... 51 Der „Urschüler“ Kris ................................................................................... 51Manierismus als Krise der Kunst ................................................................. 55

Teil I – Manierismus zwischen Natur und Antike – Der Stil „Rustique“ ............ 57Die naturalistische Groteske .......................................................................... 61Die psychologische Wende in der Darstellung der Natur ............................64Die rustikale Emanzipation von der Antike .................................................66

Teil II – Das empirische Fundament der Kreativität ........................................... 67Vom Realistischen zum Komischen ............................................................. 67Von der Empirie zur Fantasie – Das ästhetische Programm des Stil „Rustique“ .............................................68Palissys methodische Darlegung des wissenschaftlichen Weltbilds ..................... 69Die Nachahmung im Dienste der kontrollierten Regression ....................... 70

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6 INHALTSVERZEICHNIS

Teil III – „Wahlverwandtschaften des Geistes“ .................................................... 73Goethes Die Wahlverwandtschaften ............................................................. 73Goethe und die Läuterung der Manier ........................................................ 75

Teil IV – „Erfassen des Gewesenen“ und „Erleben der Gegenwart“ – Die Naturalistik als kulturpolitische Läuterung des frühen 20. Jahrhunderts ...................................................................... 78„Vom Schauen zum Glauben“ ...................................................................... 81„Michelangelo Bohnrodt“ ............................................................................82Strzygowskis Nordkunst als „Ausdruck der Innenwelt des Menschen“ ........ 85Nachahmung „der niedrigsten Natur“ .........................................................87Das derb-komische Prinzip der Spätrenaissance ..........................................90

Kap. 2: ‚Der Führer und das fantasieren‘ – Kunst- und Künst-lerpsychologie im Werk F. X. Messerschmidts vor dem Hintergrund des deutschen Nationalismus ......................... 93

„[A] psychological point of view“ ................................................................. 93Von der Psychopathologie zur Psychologie des Schaffensvorgangs ...............94

Teil I – ‚Der Künstler und das Fantasieren‘ – Messerschmidts rätselhafte Büstenserie ..................................................... 98Biografie Messerschmidts ............................................................................98Messerschmidts Œuvre bis hin zu den „Charakterköpfen“ ........................ 100Die „Charakterköpfe“ als „physiognomische Gesichtskunde“ .................... 102Konstellationen des Mimischen ................................................................. 105Nicolais Geistergeschichte ......................................................................... 108Psycho-ikonografische Deutung ................................................................ 109Die Geister der Proportion ........................................................................ 111Sexualökonomie der Darstellung ............................................................... 112

Teil II – ‚Der Kunstgeschichtler und das Fantasieren‘? – Kritik an Kris’ Messerschmidt-Deutung ..................................................113Das Unverständlichkeitsparadigma ............................................................115Das „Opfer der Sinnlichkeit“ ..................................................................... 117Messerschmidt „and the Study of Creative Imagination“........................... 118Eine an Keuschheit erkrankte Kunst ......................................................... 121

Teil III – ‚Der Führer und das Fantasieren‘ – die Ethik der Messerschmidt-Büsten im Kontext des frühen 20. Jahrhunderts ......... 126

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7INHALTSVERZEICHNIS

„[Z]ur Ideologie des verkannten Genies“ ...................................................126Die Wucht des Pessimismus ......................................................................128Die „Aggressivierung“ der Kunstliteratur .................................................. 130„Ich (ein Mann) liebe ihn (einen Mann)“ .................................................. 133„[E]ighty million Germans can‘t be wrong“ ............................................... 135

Teil IV – Nicolai Revisited .................................................................................. 139„Ein durchschnittlich begüterter und eingerichteter Haushalt“ ................. 141„Karrikaturen menschlicher Gesichter“ ..................................................... 142„Vom Wesen des Künstlers“ ....................................................................... 144

Kap. 3: ‚Im Reich der Tagträumer‘ – Familienroman und Massenpsychologie anhand von Ernst Kris’ Texten zur Künstlerlegende ......................................................147

Teil I – Zum politischen Kontext der Legende vom Künstler ...............................147„Der Staatsmann ist auch ein Künstler“ ....................................................... 147„Der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg gewidmet“ ................ 152Die Legende vom Künstler als ‚Bekennerschreiben‘...................................... 156„Der Familienroman der Neurotiker“........................................................ 159Freuds Mythoskonzeption ......................................................................... 163Nicht Opium, Väter fürs Volk! .................................................................. 166

Teil II – Zum Inhalt der Legende vom Künstler .................................................. 168Die Heldensage in der antiken Künstleranekdote ...................................... 168Die neuzeitliche Überformung der antiken Anekdotik .............................. 169Der antike Argwohn gegenüber dem bildenden Künstler .......................... 171Die geniereligiöse Verehrung des Künstlers der Neuzeit ............................ 172Der Künstler als Gott der Neuzeit ............................................................. 173Die mythische Verklärung der schöpferischen Tätigkeit ............................ 174Der volkstümliche Hang zum Regressiven ................................................ 176Das Verlassen der ästhetischen Sphäre ....................................................... 177

Teil III – Die Legende vom Künstler als Propagandastrategie .......................... 179Die „Flucht vor dem Leben“ ...................................................................... 179Vergleich der Legende vom Künstler mit Eckhard Neumanns Künstlermythen .......................................................... 181Die ‚Legende vom Führer‘ – der Hitler-Mythos nach Langer, Kris et al. 1942/43 .................................. 184Hitlers Familienroman im Urteil der jüngeren Forschung ......................... 187

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8 INHALTSVERZEICHNIS

Teil IV – Ein Träumer unter Träumern? – Hitlers Persönlichkeitsbild in psychoanalytischer Perspektive ................191„[A]n hysteric bordering on schizophrenia“ ................................................ 192Beurteilung der psychoanalytischen Hitler-Studie ..................................... 195Eine typisch deutsche Kindheit? ................................................................ 195

Kap. 4: Das Unbehagen in der Karikatur – Komik als persuasive Kommunikation .................................... 199

Teil I – ‚Triumph des Widerwillens‘? – Die psychoanalytische Witztheorie als Gegenpropaganda ..................... 199„Ich denke, dass das Schicksal seinen Lauf ins Braune nehmen wird“ ....... 199„[A] mild form of aggression“ ....................................................................200Kris’ Texte zu Komik und Karikatur und die Legende vom Flüsterwitz .... 201„[A] demand for the demagog“ ..................................................................204Die Ambivalenz des Volkes ........................................................................205Die Beziehung des Witzes zum Unbewussten............................................209„Ferien vom Über-Ich“ .............................................................................. 212„Deutschland über alles – Alles über Deutschland“ (sog. „Flüsterwitz“ im Nationalsozialismus) – Die Beziehung des Komischen zur totalitären Propaganda ........................ 214Vom „kindlichen Mitteilungsdrang“ zur „Massenbildung im Lachen“ ...... 216Das „Prinzip der ästhetischen Hilfe“ ......................................................... 219„Entfremdungserlebnisse in kleinsten Mengen“ ......................................... 221Der „Triumph des Ich“ ..............................................................................223

Teil II – Und bist du nicht willig … – Die nationalsozialistische Vereinnahmung des Komischen .............................................................. 224Der Flüsterwitz als „Zeichen der Zuneigung“ ............................................227„Die Förderung des Vaters“........................................................................228Das Symptom des „typischen Clowns“ ......................................................230„Die Kanalisierung von Emotionen“ ......................................................... 231Von modernen Schandbildern ...................................................................234Tummelplätze des Ästhetischen .................................................................236Im Jenseits des Lustprinzips .......................................................................237Kampf um das wahre Gesicht des Komischen ........................................... 239

Teil III – Das Unbehagen in der Karikatur........................................................ 241Das „Spiel mit dem Wesen selbst“ ............................................................. 241Ähnlichkeit als „Einstellung auf die Wiedergabe der Wirklichkeit“ ..........244

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9INHALTSVERZEICHNIS

‚Das Unbehagen in der Karikatur‘ ............................................................. 249„Wahrer als die Wirklichkeit“ .................................................................... 252

Teil IV – Die Karikatur – Kris’ und Gombrichs unveröffentlichtes Manuskript ................................................................. 255„[T]he attitude of scholars in this country“ – Das deutsche Bildungsideal im Exil ........................................................... 259Gliederung des Manuskripts ......................................................................263Die Läuterung des Unbewussten in der Karikatur.....................................264Das II. Kapitel: „Die komische Kunst und die Voraussetzungen der Karikatur“ ................................................... 265Das III. Kapitel. „Das Satirische Bild“....................................................... 271Das IV. Kapitel: „Karikatur im neuen Sinn“ .............................................. 275„Alle Sehnsucht ist in England“ ................................................................ 276„‚Charakter‘ und ‚Karikatur‘“ – Die fröhliche Massentheorie der komischen Kunst ....................................277„Der Karikaturstil“ .................................................................................... 281„Mach so und so“ – Die Karikatur als Anleitung zum Selbermachen ........282

Teil V – Die Vorbildfunktion des demokratischen Führers .............................. 283„Die Geburt der Kritik“ ............................................................................ 285Die „Gesetze der Nachahmung“ ................................................................287

Kap. 5: Der ‚BBC Caricaturing Service‘ – Kris’ Karikaturtheorie im Krieg gegen Nazideutschland ................................................................ 291

Teil I – Von Wien nach London – Kris’ ästhetische Erziehung des Menschen .............................................. 291Die „drohende Gefahr des Bonapartismus“ ............................................... 291„Kämpferischer Pessimismus“ ....................................................................294Die Mechanismen des Vermeidens und Verleugnens .................................296Die „Kehrseiten der Kunst“ zeigen ............................................................296Die Ausweitung der karikierenden Praxis ..................................................299„Ich-Psychologie und Anpassungsproblem“ ............................................... 301Die „Suche nach einer geeigneten Umwelt“ ...............................................304

Teil II – Von London nach New York – Der ‚BBC Caricaturing Service‘ ........ 308„Change of Address“ .................................................................................308„Peace in our time“ ....................................................................................309

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10 INHALTSVERZEICHNIS

„Since September 1938“ ............................................................................ 311„[A] research carried out mainly on practical lines“ ................................... 312Der BBC Monitoring Service .................................................................... 314Das Wort als Bild – „the illusion of immediacy and concreteness“ ............ 315Vom Ganzen ausgehen .............................................................................. 316Die ‚Karikaturmaschine‘............................................................................ 318Ein italienischer Tagtraum ........................................................................ 320Der „Gemütscharakter“ der Achsenpropaganda ....................................... 321Kritik am Konzept des „Gemütscharakters“ .............................................. 322Die Karikatur als ‚Zeitgestalt‘ .................................................................... 323Die Plastizität der Aggression .................................................................... 325Totale Realitätsbeherrschung? ................................................................... 327Kris’ „Arbeit am Mythos“ .......................................................................... 329„The ‚Danger‘ of Propaganda“ .................................................................... 332Kris’ zweites Exil als „Zusammentreffen vieler Antriebe“ .......................... 335Wissenschaft als „Schaufensterdekoration für andere Absichten“ .............. 337Die amerikanischen Neutrality Acts .......................................................... 337Eine Gastprofessur an der New School for Social Research ....................... 339

Teil III – Über Kanada nach New York – Propaganda für England ................. 342„[W]ork of a confidential nature in the United States“ .............................. 345„[E]xcellent pep stuff“ ...............................................................................347Das Research Project on Totalitarian Communication – Kris’ eigener Nachrichtendienst .................................................................348„[M]y salesmanship was quite up to the standards“ .................................. 351„But of course I’m a propagandist“ ............................................................ 353„[S]ecuring influence and training people“ ................................................ 354„History in the Making“ ........................................................................... 356„This country needs to be told what this is all about“ ................................ 358Kris’ Interesse am Großbritannien-Bild der Vereinigten Staaten ............... 358„[T]he British and the democratic case is identical“ .................................. 359„Business as usual“ ....................................................................................362A „lame duck […] bare of all interest“ .......................................................363„[N]o better opportunity […] for closely examining the Nazi mentality“ ..366Die historische Methode der Propagandaanalyse ....................................... 367„Zwischen Beobachtung und Einfall“ – Das Relativismusproblem ........... 370„Look at me“ – die Vorbildfunktion im Kontext der US-Propagandaforschung .................................................................... 374Die Rückkehr der Ähnlichkeit – Niedergang der NS-Propaganda ............ 376

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11INHALTSVERZEICHNIS

Kap. 6: „Freud Wars“ ................................................................................... 379

Teil I – 135 Central Park West, NY 23 – Endstation Amerika ......................... 379„The race for competition“ – Stationen der psa. Karriere in den USA ........382„[T]he race between the growth of the manuscript and physical decay“ – Das Ende des Karikaturprojekts ................................................................384„Picking up the threads“ – Gombrichs Antritt des Kris’schen Erbes ..........389Die „Ernst Kris Lecture“ ...........................................................................390Von den „private[n] Nöten in der Kunst“ – Kris’ und Gombrichs Auseinandersetzung ums Emotionale ...................... 391

Teil II – Die Lehren des Krieges: Von der Propagandaanalyse zur Propaganda für die Analyse ............................................................... 395Verlust des geistigen Zentrums .................................................................. 395„[M]an wird Analytiker wie man Chirurg wird“ – Psychoanalyse in den USA ......................................................................... 397„Freud’s Theory […] in American Textbooks“ ...........................................400Der Mythos Sigmund Freud ......................................................................403„Schöpfer und Schöpfung sind untrennbar verbunden“ .............................404Freud Wars ................................................................................................406„[A]dding epicycles to metapsychology“ ....................................................408Die „Synchronisation“ der Freud’schen Theorie .........................................409Der „Herr […] im eigenen Hause“ ............................................................. 411

Teil III – Die Lehren des Krieges: Die Karikatur in der analytischen Praxis ... 413„Die behutsamste Phänomenologie“ .......................................................... 413„Fresh Brains“ ............................................................................................ 415„Die Erschütterungs- oder Überraschungstechnik“ ................................... 416Das Problem der Realitätserziehung .......................................................... 419„Ça ne se fait pas!“ – Lacans Einspruch .....................................................420„Komplettierungshilfe“ .............................................................................. 421„[T]o predict the past“ ...............................................................................422‚Das Ornament des Patienten‘ ...................................................................423„Stimulus-Response“ .................................................................................424„[A]norexie mentale“ .................................................................................. 425

Schlussbemerkung: Realität als Strukturproblem ..................... 427Anpassung und der „American way of life“ ...............................................429

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12 INHALTSVERZEICHNIS

Danksagung .................................................................................................... 431

Verzeichnis der genutzten Archive .................................................. 433

Literaturverzeichnis ................................................................................ 435

Bibliografie der Schriften Ernst Kris’ ........................................... 449

Bildverzeichnis ............................................................................................ 465

Index .................................................................................................................. 469

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EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

„A well-documented biography of Ernst Kris would surely make for absorbing reading“,1 schrieb Ernst H. Gombrich (1909–2001) in einem 1967 verfassten biografi-schen Essay über seinen Freund und Kollegen. In der Tat hatte Ernst Kris (1900, Wien – 1957, New York), als er im Alter von nur knapp 57 Jahren in New York starb, eine außergewöhnliche Karriere in drei Wissenschaften absolviert. Er war Kunsthistoriker und Psychoanalytiker gewesen, renommiert in beiden Bereichen, und, für die Zeit des Zweiten Weltkriegs, Propagandaforscher an vorderster Front der Entwicklung der Kommunikationswissenschaft. „I was thinking what a Festschrift for you would have to look like, with contributions from Planiscig and Lasswell, Hildburgh and Hart-mann, and Kurz and me“,2 schwärmte Gombrich im April 1950 anlässlich Kris’ 50. Geburtstags3 und brachte mit dem imaginären Festschriftpersonal Größen aus allen drei Wirkbereichen zusammen.4 Dabei war Kris’ Multidisziplinarität halb freiwillig und halb erzwungen.

1 Gombrich, E. H.: „The Study of Art and the Study of Man – Reminiscences of Collaboration with Ernst Kris (1900–1957)“, in ders.: Tributes – Interpreters of our cultural tradition, New York 1984, S. 221–34: S. 221.

2 Gombrich, E. H., an Kris, E., Brief vom 22.4.1950, Ernst Kris Papers, Library of Congress, Washing-ton D.C. (im Folgenden: LOC).

3 Während des Krieges war Englisch in Briefen zwischen Großbritannien und den USA aufgrund der Zensur Pflicht. Zusätzlich hatten es sich Kris und Gombrich zur Tugend gemacht, sich ihrer neuen Heimat so schnell und so gut wie möglich anzupassen und dem Deutschen den Rücken zu kehren. Dies wird beispielsweise deutlich, wenn Kris von seinem Gefühl der Isolation in New York schreibt: „One is desperately lonely over here. I know literally thousands of people, I have not one friend amongst them. The Jews, especially the refugees, live in a ghetto. They talk German to their children and the whole place is as outside America as Bloomsbury is outside Britain; or even more so“: Kris an Salt, J. (BBC Monitoring Service), Brief vom 24.11.1940, Ernst Kris Papers, LOC. Gombrich wiederum zeigte sich entnervt, als er beispielsweise nach dem Krieg für ein paar Tage auf eine deutsche Schreibmaschinen-tastatur ausweichen musste: Gombrich an Kris, Brief vom 6.8.1952, Ernst Kris Papers, LOC: „I can hardly type on this German machine I got loaned while my own is being overhauled, all my resent-ment against the Germans which I felt in Holland now comes out in my unwillingness to adapt myself to the German keyboard.“

4 „Planiscig“: Leo Planiscig, österreichischer Kunsthistoriker (1887–1952); „Lasswell“: Harold D. Lass-well, amerikanischer Kommunikationswissenschaftler (1902–1978); „Hildburgh“: Leo Hildburgh, amerikanischer Kunstsammler (1876–1955); „Hartmann“: Heinz Hartmann, österreichischer Psy-choanalytiker (1894–1970); „Kurz“: Otto Kurz, österreichischer Kunsthistoriker (1908–1975). Ernst Gombrich selbst avancierte zu einem der bedeutendsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts.

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14 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

Bereits in frühem Jugendalter hatte sich der jüngere von zwei Söhnen einer öster-reichisch-jüdischen Bürgerfamilie der Kunst zugewandt. Eine rheumatische Erkran-kung, die Kris im Alter von acht Jahren für mehrere Monate nahezu bewegungsun-fähig machte und ihn mit einer Herzschwäche zurückließ, hatte ihn früh auf geistige Tätigkeiten verwiesen.5 Die Kunsthistorikerin Betty Kurth, Ernsts Tante, und deren Mann Paul hatten sich seiner seit dieser Zeit angenommen und sein Interesse für die bildende Kunst genährt. Als während des Ersten Weltkriegs die Schulen aufgrund von Kohleknappheit in Schichten unterrichten mussten, so eine Anekdote Gombrichs, gab sich Kris an freien Vormittagen als Student aus, um an der Wiener Universität kunst-historische Vorträge und Seminare zu besuchen.6 Mit 22 Jahren war er ein promovier-ter Kunsthistoriker mit Posten am Kunsthistorischen Museum in Wien.

Schon wenig später in den 1920er-Jahren jedoch begegnete Kris Sigmund Freud – eine Begegnung, die für seinen weiteren Karriereverlauf von größter Bedeutung war. Über seine spätere Frau, Marianne Rie, deren Vater, Oskar Rie, Kinderarzt der Familie Freud war, lernte Kris den Patriarchen der Psychoanalyse kennen, und Freuds Sammlung von Kunstobjekten bildete die erste Brücke zwischen dem Frühzwanziger und dem Endsechziger. Für geplante Neuanschaffungen zog Freud nun stets Kris zurate.7

Als Marianne sich dann mit dem Wunsch an Freud wandte, Psychoanalytikerin zu werden, knüpfte dieser seinen Segen an die Bedingung, dass sich auch Ernst analy-sieren lasse, um Beziehungskonflikten vorzubeugen.8 1924 begann Ernst seine Lehr-analyse bei Helene Deutsch in Wien, während Marianne die ihre zwischen 1925 und 1927 in Berlin bei Franz Alexander absolvierte.9 Durch diese Verkettung von Zufäl-len fand Kris zur Psychoanalyse und entfernte sich zunehmend von der klassischen Kunstgeschichte.

Als er sich Anfang der 1930er-Jahre aber ganz von seiner kunstgeschichtlichen Tä-tigkeit abwenden und Medizin studieren wollte, intervenierte Freud: Er überredete Kris, seine Stelle am Museum zu behalten und übertrug ihm den Redakteursposten der Imago, der Zeitschrift zur Anwendung der Psychoanalyse auf Phänomene der Kul-tur- und Geisteswissenschaft,10 den Kris sich mit Robert Wälder teilen sollte.11 In die-

5 Ritvo, S.; Ritvo, L. B.: „Ernst Kris 1900–1957. Twentieth Century Uomo Universale“, in Alexander, F.; Eisenstein, A.; Grotjahn, M. (Hrsg.): Psychoanalytic Pioneers, New York 1966, S. 484–500: S. 485.

6 Gombrich, E. H., 1984a, S. 221.7 MacGregor, J. M.: The Discovery of the Art of the Insane, Princeton 1989, S. 251.8 „Oral History Program of the New York Psychoanalytic Institute, 1st Interview with Dr. Marianne

Kris, 15.11.1972, interviewer: Dr. Robert Grayson“, New York Psychoanalytic Institute Archive, S. 9. (Im Folgenden: NYPI, Marianne Kris, 1. Interview).

9 Ritvo, S.; Ritvo, L. B., 1966, S. 487; siehe auch NYPI, Marianne Kris, 1. Interview, S. 3.10 Der Originaltitel der Zeitschrift lautete unter Kris’ redaktioneller Leitung: Imago – Zeitschrift für

psychoanalytische Psychologie, ihre Grenzgebiete und Anwendungen: vgl. bspw. Kris an Saxl, F.: Brief vom 7.12.1934, Titelblatt, The Warburg Institute Archive, General Correspondence, The Warburg Institute, University of London, Woburn Square, London WC1H 0AB (im Folgenden: WIA, GC).

11 Ritvo; Ritvo, 1966, S. 488.

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15EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

ser Phase entstanden seine wissenschaftlich fruchtbarsten und interessantesten Arbei-ten, die sich zwischen Psychoanalyse und Kunstwissenschaft auf die psychologischen Bedingungen des Kunstschaffens konzentrierten. Ausgehend von zwei Studien zum Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt (1932 + 1933a)12 verfasste Kris Arbeiten zur Künstlerbiografik (1934a + 1935), zur Psychologie von Komik und Karikatur (1934b + 1934/38 + 1936b + 1936d + 1938a), zur Mimik und zum Lachen (1939b) sowie der Bildnerei „Geisteskranker“ und zur Inspiration (1936a + 1939a).

In die Jahre 1934 bis 1937 fällt auch das gemeinsam mit Ernst H. Gombrich durch-geführte Projekt zur Karikatur, das neben kleineren Veröffentlichungen in Englisch (1938b + 1940a) ein 250-seitiges deutschsprachiges Manuskript zu Geschichte und Psychologie der Kunstgattung hervorbrachte (1934–37), das jedoch aufgrund des he-rannahenden Krieges unveröffentlicht blieb. Sowohl dieses Manuskript als auch wei-tere unpublizierte Schriften aus der Zeit der Propagandaforschung, zahlreiche Briefe und Aufzeichnungen aus Kris’ Nachlass in der Library of Congress sowie anderen Archiven Europas und den USA hat die vorliegende Studie verarbeitet.13

In einem Brief an Edward Warburg, einen Neffen des Kunst- und Kulturwissen-schaftlers Aby M. Warburg, warb Kris für sein Vorhaben, sich durch Einzelstudien allmählich einer „psychoanalytische[n] Aesthetik der bildenden Kunst“ anzunähern.14 Mit Beginn seines psychoanalytischen Interesses hatte Kris verstärkt den Kontakt zur Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg gesucht und sich eine enge Ko-operation zwischen diesem und der Psychoanalyse erhofft, die von talentierten Nach-wuchswissenschaftlern als Mittelsmänner getragen werden sollte. Otto Kurz und Ernst Gombrich sollten unter der Schirmherrschaft des Warburg Instituts arbeiten, zugleich jedoch Rechercheaufgaben für Kris’ psychoanalytische Studien übernehmen, so Kris’ Vorschlag an Fritz Saxl.15 Die Publikationsliste dieser Schaffensphase und die anschließenden wissenschaftlichen Karrieren Gombrichs und Kurz‘16 deuten an, wie außerordentlich Erfolg versprechend dieses Vorhaben war und welche Früchte es getragen hätte, wäre es nicht durch den Einmarsch deutscher Truppen im Frühjahr 1938 jäh beendet worden.

So zwang Kris die Annektierung Österreichs durch Nazideutschland im Frühjahr 1938 zunächst ins englische Exil, dann weiter in die USA.17 In London ließ er seine kunstpsychologischen Arbeiten ruhen und stellte seine Dienste in den Propaganda-

12 Kris’ wissenschaftliche Texte werden mit Klammern im Text zitiert, alles andere in Fußnoten. Eine vollständige Bibliografie von Kris’ Schriften befindet sich am Ende dieser Arbeit.

13 Der Dank des Autors gebührt Leonie Gombrich, der Enkelin Ernst Gombrichs, die ihm Zugang zu diesem Manuskript, das sich im Nachlass ihres Großvaters befindet, gewährt hat. Mittlerweile ist es der Obhut des Warburg Archivs in London übergeben worden. Mehr zur Materiallage von Kris’ und Gombrichs Karikaturprojekt im vierten Kapitel dieser Arbeit, S. 258.

14 Kris an Warburg, E., Brief vom 8.1.1935, WIA, GC.15 Tatsächlich war Kris mit seiner Bitte um ein Stipendium für Otto Kurz bei Edward Warburg erfolg-

reich. Kurz bekam 600 $ für ein Jahr: Warburg, E. an Kris, Brief vom 4.3.1935, WIA, GC.16 Kurz war über viele Jahre Bibliothekar am Warburg Institut.17 zu diesem Abschnitt siehe Ritvo, S.; Ritvo, L. B., 1966, S. 489; Gombrich, E. H., 1984a, S. 230ff.

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16 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

Abwehrkampf gegen Nazideutschland: Zu Kriegsbeginn richtete er in London für den BBC Monitoring Service eine Abteilung zur Analyse der Achsenpropaganda ein. Schon wenige Monate später, im Juni 1940, zog die Familie Kris jedoch weiter nach New York, wo Ernst zusammen mit dem Soziologen Hans Speier ein von der Rocke-feller Foundation finanziertes Projekt zur Erforschung totalitärer Kommunikation, das Research Project on Totalitarian Communication, leitete.

Nach dem Krieg ließ sich Kris in New York nieder, verlagerte sein Interesse ganz auf die psychoanalytische Ich-Psychologie und kehrte nur noch sporadisch und in bilanzierender Absicht zu seinen Kunststudien zurück.18 Die Essaysammlung Psycho-analytic Explorations in Art (1952), die, seit sie 1952 zum ersten Mal erschien, in den USA regelmäßig wiederaufgelegt wurde, ist das Ergebnis dieser Bilanznahme und das Werk, welches bis heute Kris’ Ruhm im angelsächsischen Raum begründet.19

„Propaganda by pictures“ (Kris, 1939)

Wie für viele andere, so schien es, führten das erzwungene Exil und der Zweite Welt-krieg auch bei Ernst Kris zum großen Bruch, der durch die persönliche Biografie und wissenschaftliche Karriere ging. Hatte Freuds Angebot des Redakteurpostens bei der Imago Anfang der 1930er-Jahre Kris’ divergierende Interessen noch miteinander versöhnen können, zerstörte die Vertreibung aus der Heimat diese Synthese nun an-scheinend unwiderruflich. Bei seinem Gang ins Londoner Exil, so Gombrich, habe Kris sein Interesse für die Kunstgeschichte in Wien zurückgelassen:

„Thus when Kris finally emigrated and moved to London in 1938 he came as a psycho-analyst […]. The history of art, at that time, held little attraction for him. […] When the war broke out he had already made contact with like-minded people interested in propaganda and psychological warfare“.20

Diese Darstellung Gombrichs deckt sich jedoch nicht mit Kris’ eigener Sicht, die aus Dokumenten der Exilzeit hervorgeht. Anhand eines Auszugs aus dem Lebenslauf beispielsweise, den Kris 1938 für die britische Exil-Hilfsorganisation Society for the

18 zu diesem Karriereabschnitt siehe besonders Hartmann, H.: „Ernst Kris (1900–1957)“, in Psychoana-lytic Study of the Child, 12, 1957, S. 9–15; Hoffer, W.: „Obituary: Ernst Kris 1900–1957“, in Interna-tional Journal of Psychoanalysis, 38, 1957, S. 359–62; Löwenstein, R. M.: In Memoriam Ernst Kris, Ph.D. 1900–1957“, in Journal of the American Psychoanalytic Association, Bd. 5, Nr. 4, Oct. 1957, S. 741–3.

19 Die deutsche Ausgabe dieses Werkes, die in den 1970er-Jahren von Suhrkamp herausgegeben wur-de – Kris, E.: Die Ästhetische Illusion, Frankfurt a. M. 1977 –, ist vergriffen und stellt zudem nur eine verschlankte und unvollständige Version des englischen Originals da, die darüber hinaus mit schwerwiegenden Übersetzungsmängeln belastet ist. Eine überarbeitete, kommentierte Neuauflage wäre wünschenswert.

20 Gombrich, E. H., 1984a, S. 231.

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17EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

Protection of Science and Learning (SPSL) verfasste, lässt sich erkennen, dass er seine Arbeit als Propagandaanalytiker durchaus als logische Anknüpfung an seine kunst-psychologischen Forschungen betrachtete:

„Propaganda by pictures is of special interest to me and I have devoted many years of research to it. I have in the last months been consulted by the London Press Exchange, in connection with questions on propaganda. […] I want to take this opportunity of expressing the wish, that if possible, I should like to join the Territorial Army“.21

Viele Jahre habe er bereits auf die Erforschung von Bildpropaganda verwendet: Damit konnte Kris nur die Arbeiten meinen, die im Spannungsfeld zwischen Psychoanalyse und Kunstgeschichte entstanden waren, mit denen zur Karikatur als offensichtlichste Anknüpfungspunkte. – Doch wie hatte man sich diese Verbindung zwischen Kunst und Propaganda vorzustellen? In der spärlichen Korrespondenz, die vor Kris’ Gang nach New York, seiner letzten Lebensstätte, erhalten ist, finden sich praktisch keine direkten Anhaltspunkte. In einem weiteren Lebenslauf aus dem Jahre 1940 jedoch, den Kris für die Rockefeller Foundation verfasste, ging er zumindest kurz auf das ein, was er als die gemeinsame wissenschaftliche Grundlage von Kunst, Psychologie und Propaganda ansah: „Though my field of work – the history od [sic] art and psychology – seem little connected I have never experienced the diversity of subjects, the common problem being that of man’s reaction to the appeal of symbolic stimuli“.22

Dieses gemeinsame Problem: die menschliche Reaktion auf symbolische Stimuli, welches dem Kunstpsychologen als Vehikel diente, seine Disziplinen zusammenzu-führen, hatte in der Kommunikationswissenschaft eine Leitdisziplin gefunden, die sich zur Zeit, da Kris in Kontakt mit der Rockefeller Foundation trat, gerade in die entscheidende Phase ihrer Gründung ging. Während des Ersten Weltkriegs hatte die Sozialforschung das ungeheure Potenzial der öffentlichen Meinung entdeckt sowie die Wichtigkeit, diese Meinung in Krisenzeiten zu beeinflussen und zu kontrollieren.23 Propaganda, persuasive Kommunikation und die Massenmedien erhielten die Bedeu-tung einer Waffe, mit der man den modernen, von Traditionen und Gemeinschaften weitestgehend entbundenen Massenmenschen zur Gefolgschaft bringen konnte. Aus einem explosiven Gemisch aus Propagandahysterie und -euphorie, aus Angst vor Be-einflussung auf der einen, Macht- und Steuerungsfantasien auf der anderen Seite wur-de die Kommunikationswissenschaft geboren, und die Rockefeller Foundation spielte

21 Lebenslauf Ernst Kris für die Society for the Protection of Science and Learning (SPSL), ohne Zeitan-gabe, ca. 1939, The Personal Case Files, File 189/2, S. 177. Bodleian Library, Oxford. Department of Western Manuscripts (im Folgenden: SPSL, Bodleian Library).

22 Kris’ Lebenslauf für die Rockefeller Foundation, ca. Ende 1940, Rockefeller Archive Center, Sleepy Hollow, New York (im Folgenden: RAC), Box 260, Folder 3098.

23 hierzu Ewen, S.: PR! – A Social History of Spin, New York 1996, S. 131ff; Gary, B.: The Nervous Liberals. Propaganda Anxieties from World War I to the Cold War, New York 1999, S. 23ff; Sproule, M. J.: Propaganda and Democracy, Cambridge (UK)/New York/Melbourne 1997, besonders S. 62ff.

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18 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

eine entscheidende Rolle dabei, der jungen Disziplin in Amerika Leben einzuhauchen und ihr eine konkrete Struktur und Richtung zu geben.

Mit großzügigen Finanzspritzen für einzelne Forschungsprojekte trieb John Mar-shall, der Kodirektor der Humanities Division der Stiftung, den Aufbau des Feldes voran.24 Zusammen mit Harold D. Lasswell, der mit seiner Studie zu den Propagan-datechniken im Ersten Weltkrieg den Grundstein der Wissenschaft gelegt hatte,25 richtete Marshall das sog. „Communication Seminar“ ein, in dem sich das Who is Who der auf Massenkommunikation spezialisierten Sozialforschung zusammenfand. Neben Lasswell selbst waren dort etwa Paul Felix Lazarsfeld, Douglas Waples und Hadley Cantril vertreten. Viele der Mitglieder übernahmen die Leitung von Projek-ten, die, von Rockefeller finanziert, Amerika im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs gegen propagandistische An- und Übergriffe wappnen sollten.

Zu diesem Seminar stieß Kris im Jahr 1940 mit seiner ganz eigenen Vorstellung von ‚sozialwissenschaftlicher Expertise‘ hinzu. Zugegebenermaßen: Die Ingredienzi-en aus Kunstgeschichte und Psychoanalyse, die er anzubieten hatte, waren exotisch. Das, was etwa für Lazarsfeld die Studie über Die Arbeitslosen von Marienthal war,26 das schien Kris mit einer Schrift wie Die Legende vom Künstler abdecken zu wollen; und mit viel Wohlwollen und Fantasie konnte man Aspekte von Walter Lippmanns Konzept des „Stereotyps“27 mit Kris’ Karikaturtheorie in Verbindung bringen.

Als Beleg für seine kommunikationswissenschaftliche Eignung stattete Kris Mar-shall mit Nachdrucken einiger seiner Essays aus: „Psychology of Caricature“ (1934b), „Ego Development and the Comic“ (1938a) und „Principles of Caricature“ (1938b).28 Und obwohl er durchaus einzuräumen bereit war, dass der Zusammenhang zur deut-schen Propaganda weit hergeholt schien, beharrte er doch auf dessen Existenz: „[A] few patients I continue to see and one course of lectures is all which connects my present and my peace-time work“, schrieb er im Juni 1941, als sein Rockefeller Pro-jekt bereits im Gange war, von New York aus an Fritz Saxl, den Leiter des exilierten Warburg Instituts nach London: „It is, however, noteworthy, that the wartime as-pect is built upon that psychological inquiry which grew up under so totally different conditions“.29

24 Gary, B., 1999, S. 85.25 Lasswell, H. D.: Propaganda Technique in the World War, London 1927.26 Lazarsfeld, P. F.; Jahoda, M.; Zeisel, H.: Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Ver-

such über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit, zuerst Leipzig 1933, hier Frankfurt a. M. 1975.

27 in Lippmann, W.: Public Opinion, zuerst New York 1922, hier 2004, S. 43ff.28 Kris an Marshall, J., Brief vom 4.3.1941, RAC, Box 260, Folder 3099.29 Kris, E. an Saxl, F., Brief vom 1.6.1941, WIA, GC.

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19EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

Von Brüchen und Kontinuitäten

So dargestellt erscheint Kris’ kommunikationswissenschaftliches Intermezzo weniger als radikaler Bruch mit der Vergangenheit denn als folgerichtiger Schritt in einer Entwicklung, die dem Kunstpsychologen zwar durch die zivilisatorische Krise auf-gezwungen wurde, der er jedoch mit Kalkül und Weitsicht begegnete. Aus einem bloßen Reagieren auf die äußeren Ereignisse wird ein kriegsstrategisches Agieren, aus der Rolle des passiven Opfers die des aktiven Regimegegners. Ziel der vorliegen-den Arbeit ist es, dieser von Ernst Kris selbst vertretenen Sichtweise zu folgen und dem propaganda- und kommunikationswissenschaftlichen Interesse seiner Schriften nachzugehen. Dieses Interesse, so meine – sowie Kris’ eigene – These, erstreckt sich über einen sehr viel weiteren Teil seiner Arbeiten als nur über die unmittelbar wäh-rend des Krieges verfassten Propagandastudien. Besonders die kunstpsychologischen Schriften der 1930er-Jahre durchzieht eine zusammenhängende Dimension indirek-ter theoretischer Bezüge und Auseinandersetzungen mit der NS-deutschen Kommu-nikation sowie mit Propaganda im Allgemeinen. Es ist diese Dimension, die Kris’ Schriften ihre zeitpolitische Grundierung und seinem Gesamtwerk Kontinuität und Kohärenz verleiht.

Der kommunikationswissenschaftliche Aspekt, der bisher als der am schlechtesten integrierte im Kris’schen Werk angesehen wurde,30 wird somit zu dessen zentralem Bindeglied. Dass diese Perspektivierung für Kenner von Kris’ Werk, die normalerwei-se aus Kunstgeschichte und Psychoanalyse kommen, mindestens ebenso befremdend erscheinen muss wie dem kommunikationswissenschaftlich Interessierten der Um-stand, dass weite Teile des hier zu besprechenden Materials deutlich außerhalb der Disziplingrenzen liegen, ist dabei unvermeidlich, muss aber weder für die eine noch die andere Seite zum Nachteil gereichen: Dient die kommunikationswissenschaftli-che Perspektive einerseits dem Aufzeigen unerwarteter Zusammenhänge zwischen verschiedenen Werkphasen, eröffnet andererseits Kris’ Zugang zur Kommunikati-onswissenschaft – der wohl ungewöhnlichste in der Geschichte der Disziplin – eine verblüffende und ungemein stimulierende Sicht auf das wissenschaftliche Feld selbst. „Aufgabe einer Kommunikationsgeschichte als einer Geschichte von Kommunika-tionstheorien […] könnte es […] sein, den wissenssoziologischen bzw. auch den wis-senschaftssoziologischen Umraum des Entstehens derartiger Erklärungssysteme zu

30 Ritvo und Ritvo beispielsweise, die sonst über alle Aspekte von Kris’ Karriere gut unterrichtet zu sein scheinen, haben zur Phase der Kommunikationsforschung geradezu lachhaft Unerhellendes beizu-tragen: Während seiner Zeit beim BBC habe Kris sein Englisch perfektioniert, und das Totalitarian Communication Research Project habe seinen Abschluss in dem „umfassenden und beeindruckenden Band German War Propaganda“ gefunden (1944f): Ritvo, S.; Ritvo, L. B., 1966, S. 490 + 496.

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20 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

durchleuchten“, so Roland Burkarts Anregung,31 die sich diese Arbeit zu eigen ma-chen will. Und der Soziologe Robert K. Merton schrieb im gleichen Tenor:

„Für die Wissenschaftsgeschichte ist der Versuch grundlegend, ein Verständnis davon zu erlangen, wie sich die Dinge zu dem entwickelten, was sie in einer bestimmten Wissen-schaft oder einer Gruppe von Wissenschaften sind, und nicht bloß Zusammenfassungen einer wissenschaftlichen Theorie in eine chronologische Ordnung zu bringen“.32

Insofern also die Vergangenheit die Sicht auf die Gegenwart zu beeinflussen vermag, soll der Disziplingeschichte Kris’ höchst idiosynkratischer Weg in die Kommunikati-onsforschung als alternative, zur Reflexion anregende Erzählung zugeeignet werden.33 Daran knüpft sich die Hoffnung, das Interesse an Fragen der Kommunikationsästhe-tik, an geschichtlichen Perspektiven und ganz besonders den vergessenen und gänz-lich aus der Mode gekommenen Bezug auf die Psychoanalyse innerhalb des Faches revitalisieren zu können.

Die „humanistische Wende“ (Hartung; Schiller, 2006)

Die biografisch gestützte Deutung von Kris’ Werk folgt einer Forschungstradition, die in Deutschland in jüngerer Vergangenheit von den Kulturwissenschaftlern Ge-rald Hartung und Kay Schiller entscheidende Impulse erhielt und die jenseits aller „Ismen“ – jenseits der Debatten um Historismus, Relativismus, Positivismus etc. – „das wissenschaftliche Werk in einem signifikanten Maß als Antwort auf die je eige-ne Lebenssituation und als Produkt einer anhaltenden Suche nach emblematischen Denkmodellen für die Bewältigung existenzieller Fragen“ zu verstehen sucht.34 Ein wissenschaftliches Werk soll im Kontext seiner Entstehung verstanden werden, und erst ein solches Verständnis, so darf man mit Roland Burkart sagen (s.o.), lässt die Auseinandersetzung mit einer Theorie sinnvoll erscheinen und macht eine solche The-orie exemplarisch oder gar vorbildlich. Die Besonderheit der Schriften vieler exilierter Wissenschaftler ist, dass ihr Gang ins Exil diese Auseinandersetzung zu einem gewis-

31 Burhart, R.: „Zur Zukunft der Kommunikationsgeschichte“, in Duchkowitsch, W. (Hrsg.): Medien-geschichte. Forschung und Praxis. Festgabe für Marianne Lunzer-Lindhausen zum 65. Geburtstag, Köln/Wien 1985, S. 51–9: S. 55.

32 Merton, R. K.: „Zur Geschichte und Systematik der soziologischen Theorie“, in Lepenies, W. (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Studien zur kognitiven, sozialen und historischen Identität einer Disziplin, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1981, S. 15–74: S. 17.

33 Detaillierteres zum Selbstverständnis der vorliegenden Studie in Haarmann, H.: „Pleite glotzt Euch an. Restlos“, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 22ff.

34 Hartung, G.; Schiller, K.: Weltoffener Humanismus. Philosophie, Philologie und Geschichte in der deutsch-jüdischen Emigration, Bielefeld 2006, S. 7.

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21EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

sen Teil bereits beförderte: In der Seinsentbundenheit des Exils tritt die Seinsgebun-denheit des Werkes deutlicher hervor.

Diese Seinsgebundenheit, d.h. die Art, in der sich das Leben in das wissenschaft-liche Werk einschreibt, zeige im „Schrifttum deutsch-jüdischer Humanisten in der Emigration“ gewisse „Grundmuster der Krisenbewältigung“, so Hartung und Schil-ler, wobei die sogenannte „humanistische Wende“ das wichtigste dieser Muster dar-stelle. „Damit ist u.a. der Rekurs auf eine humanistische Konzeption der Bildung im Sinne Humboldts sowie die Wiederentdeckung der griechischen Antike und der italienischen Renaissance als bevorzugte Referenzmodelle gemeint“.35

Eine Bewandtnis in Fragen klassischer humanistischer Bildung, so Marthe Robert in ihrer biografischen Studie zu Sigmund Freud, habe dem assimilierten jüdischen Bürgertum nicht nur äußerlich als Zeichen der Emanzipation, der gesellschaftlichen Zugehörigkeit und einer gehobenen Stellung gegolten, sondern vielmehr auch int-rospektiv als spirituelle Grundlage ihres Selbstbildes.36 Zu dieser hochassimilierten Bürgerschicht zählten Ernst Kris und Ernst H. Gombrich. Deren Selbstverständnis wurde durch den Umstand verstärkt, dass ein sicherer Zugriff auf die humanistische Tradition in der Kunstgeschichte noch einmal selbstverständlicher war. Die Histo-riker des beginnenden 20. Jahrhunderts standen mit ihrem Kunstverständnis noch in der Tradition der Goethezeit, die sich über „Plastik und Malerei des Mittelalters und der gesamten Neuzeit“ erstreckte37. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-derts wandelte sich dieses Verständnis radikal. So erklärte Gombrich beispielsweise in seinem Erinnerungsband A Lifelong Interest mit Blick auf seine frühen literarischen Interessen: „[I]f one chose German literature, it meant Goethe above all. And Goethe had a multiplicity of interests: he was interested in science and he aimed to be a uni-versal man“.38

35 ebd., S. 8–9.36 vgl. hierzu auch Robert, M.: Sigmund Freud – zwischen Moses und Ödipus. Die jüdischen Wurzeln

der Psychoanalyse, München, 1975, S. 56ff: „Dieser Kult der Antike nimmt zwar bei Freud ungewohn-te Dimensionen an, ist aber für seine Zeit keine Ausnahmeerscheinung, sondern bei den Deutschen ebenso weit verbreitet wie bei den assimilierten Juden, die hier eine seltene Gelegenheit finden, ihrem Wirtsvolk auf neutralem Boden zu begegnen (auch Goethe bietet eine solche Gelegenheit, ebenso Bismarck, wenn auch eine weit gefährlichere)“. Weiterhin: Mosse, G. L.: Jüdische Intellektuelle in Deutschland. Zwischen Religion und Nationalismus, Frankfurt a. M./New York 1992, S. 73: „Je hef-tiger das ältere Bildungsprinzip angegriffen wurde, desto leichter ließ es sich als ureigenster jüdischer Wesensgehalt annehmen. Zu einer Zeit, da viele Deutsche im Nationalismus eine weltliche Religion entdeckten, fanden die meisten mittelständischen Juden einen weltlichen Glauben – an das ältere, auf Individualität und Rationalität basierende Bildungsprinzip“.

37 Forssman, E.: Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil. Goethes kunstgeschichtliche Grundbe-griffe, Freiburg im Breisgau 2005, S. 7.

38 Gombrich, E. H.; Eribon, J.: A Lifelong Interest. Conversations on Art and Science, New York 1993, S. 15–6. Die deutsche Übersetzung von Gombrichs englischem Originaltext lautet: „Wiederum war, wenn man Deutsch wählte, der Mittelpunkt der Bildung Goethe. Und Goethe hatte ja sehr vielfältige Interessen – er befaßte sich mit den Naturwissenschaften und hatte den Drang zum Universalen“: dieselben: Die Kunst, Bilder zum Sprechen zu bringen. Ein Gespräch mit Didier Eribon, Stuttgart 1993, S. 20.

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22 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

In dem von ihm verfassten Nachruf in der Londoner Times machte Gombrich dieses Kompliment des uomo universale bezeichnenderweise auch seinem Freund Ernst Kris: „For here was a man who came closer to the ideal of the uomo universale than is given to most in this age of specialization“.39 In seinem biografischen Essay zu Kris wiede-rum, in dem dieser richtiggehend zum Ideal eines Bürgers der „Gelehrtenrepublik“40 gemacht wird, findet man die humanistische Bildungsidee in nahezu jeder Zeile bestä-tigt: Passioniert und hingebungsvoll, aber doch vorsichtig und respektvoll gegenüber seinem Forschungsgegenstand, loyal und bescheiden gegenüber den Kollegen wurde Kris hier präsentiert.41 Dass diese Charakterisierung durchaus mit Kris’ gewünschtem Selbstbild übereinstimmte, darauf deuten die zahlreichen Verweise auf Goethe in des-sen eigenem frühen kunstgeschichtlichen Werk hin, mit dem sich hauptsächlich das erste Kapitel dieser Arbeit befassen wird. Auch das geradezu märtyrerhafte Verhältnis zur geistigen Arbeit, das sowohl in Gombrichs Erinnerungen zu Kris dokumentiert ist,42 als auch in zahlreichen brieflichen Selbstzeugnissen – Kris sprach wiederholt von einem 16-stündigen Arbeitstag43 –, scheint sich aus einer bis ins Selbstschädigende gesteigerten Idee des humanistischen Schriftgelehrten gespeist zu haben. Bereits die oben erwähnte Anekdote Gombrichs, die davon berichtet, wie sich Kris in die Uni-versität hinein schlich anstatt aus ihr heraus, wie es sich für die pikareske Tradition, der sich diese Anekdote verdankt, gehört, deutet an, wie zutiefst ernst und höchst emotional besetzt der Begriff der Bildung in Kris’ Kreisen war.

Als Gombrich beispielsweise in seiner Funktion als Supervisor beim BBC Monito-ring Service – eine Anstellung, die er durch Kris’ Vermittlung erhalten hatte – einen Hörposten dabei ertappte, wie er die berühmte Passage aus Goethes Faust, „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche“, als Wetterbericht deutete, „The Reich is free of ice“, riss er dem arglosen Angestellten wutschnaubend das Papier aus der Maschine.44

In Kris’ Nachlass in der Library of Congress in Washington D.C. findet sich ein Memorandum vom Juni 1945, in dem Kris auf Bitten Max Horkheimers und Leo Löwenthals einige Studien zur antisemitischen Propaganda in den USA rezensiert: „Instead of speaking of fascist and reactionary propaganda without specific definition

39 Gombrich, E. H.: „Dr. Ernst Kris: A Mind of Distinction“, in The (London) Times, Sa., 23.3.1957.40 Der Begriff „Gelehrtenrepublik“, den Gombrich in seinen späteren Schriften übernahm, geht zurück

auf Otto Neurath (1882–1945), ein Mitglied des Wiener Kreises. Der Popper-Biograf Malachi Haco-hen weist darauf hin, dass Neurath in den 1930er-Jahren die Diaspora des Kreises als „cosmopolitan triumph“ erträumte: „the utopian […] response of a marginal intellegentsia to the ethnonationalism that condemned it to extinction“: Hacohen, M. H.: Karl Popper – The Formative Years, 1902–1945: Politics and Philosophy in Interwar Vienna, Cambridge 2000, S. 287.

41 vgl. Gombrich, E. H., 1984a, S. 221–33.42 vgl. Gombrich, E. H., 1984a, S. 226: „I learned that he had two patients in the morning before going

off to his office in the Museum. He also saw patients in the evening. His capacity for work was astoun-ding.“

43 vgl. bspw. Kris an Saxl, F., Brief vom 7.12.1934, WIA, GC.44 Renier, O.; Rubinstein, V.: Assigned to Listen. The Evesham Experience 1939–1943, 1986 (BBC Ex-

ternal Services, ohne Ortsangabe), S. 93.

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23EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

of those terms, I should suggest that the study start out with an analysis of the leading principles of demagogic rhetorics“, setzte Kris mit seiner Kritik der Arbeiten an, um dem hinzuzufügen: „Such a study would have to go back to Cicero and Quintillian and derive from these authors a set of categories“.45 – So wie sich Goethe nach seiner Sturm-und-Drang-Phase der antiken Klassik verschrieben hatte, so suchte auch Kris in den Stürmen seiner Zeit nach Halt bei den Alten der Geschichte.

„Heute wird alles Bekenntnis“ (Kris, 1934) – Wissenschaft als Religion

„Für viele deutsche Juden war das […] Ideal der Bildung in den leeren Raum zwischen christlicher und jüdischer Tradition und Offenbarung getreten. Bildung wurde für sie zur maßgeblichen weltlichen Religion“, stellt Kay Schiller in seiner Studie Gelehrte Gegenwelten fest.46 Angesichts der oben angeführten Beispiele von Kris’ Beziehung zu Humanismus und Bildungskultur ahnt man, dass diese auch für ihn einen quasi-religiösen Stellenwert einnahmen. Dabei erscheinen die spirituellen Neigungen und Loyalitäten in seinem Fall jedoch keineswegs so eindeutig, wie hier von Kay Schiller dargestellt. Erst allmählich, in einem geistigen Entwicklungsprozess, der über die ge-samte Spanne der ersten österreichischen Republik von 1918 bis 1934 und noch bis hinein in die Zeit des Austrofaschismus 1934 bis 1938 zu verfolgen ist, löste sich Kris’ humanistischer Weltzugang von den Referenzgrößen der Monarchie und des Katho-lizismus und fand in Psychoanalyse, Wissenschaftskultur und Republikanismus eine neue geistige Heimat. Diese Entwicklung soll im Folgenden nachgezeichnet werden.

Wie viele assimilierte jüdische Bürger um die Jahrhundertwende lebte Familie Kris verhältnismäßig gut im Habsburger Kaiserreich. Im Jahre 1869 waren in Österreich-Ungarn per Dekret die letzten formalen Hindernisse zur Gleichstellung der Juden aus dem Weg geräumt worden. Königshaus und Kirche garantierten die Beständigkeit dieser Ordnung, und Ernst wuchs in einem der Monarchie und dem Katholizismus durchaus zugeneigten Klima auf. Anton Kris, Ernsts Sohn, erinnert sich, dass sei-ne Eltern sich später stets über die unechten Uniformen des Empfangspersonals der New Yorker Nobelhotels lustig machten; ihre Vorliebe für authentischen ‚Kaiser-‘ und ‚Kirchenpomp‘ sei einem ernsthaften und tief sitzenden Treuegefühl zur Monarchie entsprungen.47

Kris’ Vater Leo war aus Galizien ins kulturelle und gesellschaftliche Zentrum Wien gezogen und dort ein erfolgreicher Anwalt geworden. Nach dem Krieg war ihm ein Richterposten angeboten worden, den er jedoch aus finanziellen Gründen ablehnen

45 Kris: Memorandum an Horkheimer, M.; Löwenthal, L., 14.6.1945, Ernst Kris Papers, LOC.46 Schiller, Kay: Gelehrte Gegenwelten. Über humanistische Leitbilder im 20. Jahrhundert, Frank-

furt a. M. 2000, S. 13.47 Anton Kris und Anna K. Wolff im Gespräch mit dem Autor, 28.4.2006, Boston, Mass.

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24 EINLEITUNG: DAS UNBEHAGEN IN DER BIOGRAFIE

musste.48 Seine Söhne wuchsen ohne Konfession auf, fanden aber in ihrem Vater einen offenen und intelligenten Diskussionspartner in Religionsfragen. Im Alter von ca. 16 Jahren nahm Ernst auf Leos Ermutigungen hin sogar den katholischen Glauben an,49 und dieses Glaubensbekenntnis, das den Prozess der Assimilation abschließen und besiegeln sollte, schien nicht zuletzt im Zusammenhang mit Ernsts kunstge-schichtlichem Interesse gestanden zu haben sowie mit den Vergünstigungen, die er vonseiten der katholischen Kirche empfing, Studienreisen nach Italien inklusive.50

Loyalität zum Kaiser, kirchlicher Glauben und kunstgeschichtliches Studium bildeten somit ein einheitliches, geschlossenes und durchaus komfortables Weltbild, wenn auch eines, dem bereits etwas unwiederbringlich Gestriges anhaftete – ein Gestriges, das jedoch erst mit dem Weltkrieg und dem Sturz des Kaisers 1918 sein tatsächliches Ende fand.51 Nur zwei Jahre nachdem Kris der katholischen Kirche bei-getreten war und damit seine Identität als Staatsbeamter im Dienst von Gott und Kaiser komplettiert hatte, war ihm über Nacht der Bezugsrahmen dieser Identität abhanden gekommen. So mochten schon den Studenten Kris stille Zweifel bezüg-lich seines kulturellen Selbstverständnisses geplagt haben. Wenn seine Lehrer Max Dvořák (1874–1921) und Julius von Schlosser (1866–1938) in ihren Seminaren an der Wiener Universität, an der sich Kris 1919 eingeschrieben hatte, vom Manierismus als Krisen- und Schwellenepoche sprachen, mussten ihm die Anklänge an die eigene Zeit unüberhörbar gewesen sein.52

Der Historiker Detlev Peukert unterscheidet in seinem politischen Generationenmo-dell der Weimarer Republik zwischen einer „Frontgeneration“, die im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, und einer Generation, die noch zu jung für den Kriegsdienst gewesen war und die, mit nur geringen Berufschancen ausgestattet, von ihm als „überflüssige“ Generation bezeichnet wird.53 Während die erste aufgrund ihrer Kriegserfahrungen

48 vgl. Rose, L.: Psychology, Art, and Antifascism. Ernst Kris, E. H. Gombrich, and the Caricature Project, unveröffentlichtes Manuskript, Stand: Nov. 2007, S. 48ff. Ich bin Louis Rose zutiefst zu Dank verpflichtet, dass er mir das Manuskript seines noch unveröffentlichten Buches zu Kris’ und Gom-brichs Karikaturprojekt zur Einsicht überlassen hat.

49 ebd.50 Anton Kris und Anna K. Wolff im Gespräch mit dem Autor, 28.4.2006, Boston, Mass.51 Einen guten Eindruck dieser Epoche vermittelt Thomas Medicus‘ Nachwort zu Schlosser, J. v.: Tote

Blicke. Geschichte der Portraitbildnerei in Wachs. Ein Versuch, zuerst 1911, hier Berlin 1993, S. 123ff. Bei Gombrich erfährt man über die Bedeutung von Kris’ religiösen Neigungen nichts. Einzig in einer Passage über Max Dvořák, dem Professor für Kunstgeschichte, bei dem Kris während der Schulzeit seine ersten Seminare besuchte, heißt es: „Though Kris, in his youth, might have found Dvořák’s bias for the Counter-Reformation acceptable, he soon distanced himself from this current“: Gombrich, E. H., 1984a, S. 221.

52 vgl. Lachnit, E.: Die Wiener Schule der Kunstgeschichte und die Kunst ihrer Zeit: Zum Verhältnis von Methode und Forschungsgegenstand am Beginn der Moderne, Wien/Köln/Weimar 2005; Lach-nit, E.: „Julius von Schlosser (1866–1938)“, in Dilly, H. (Hrsg.): Altmeister der Kunstgeschichte, Berlin 1990, S. 151–62.

53 Peukert, D. J. K.: Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt a. M. 1987, S. 91–4; zitiert nach Schiller, K., 2000, S. 10.

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in der Weimarer Zeit mehr dem konservativen, republikfeindlichen Lager zuneigte, habe die zweite entschieden häufiger zur Sozialdemokratie tendiert. Auf Kris’ Fall be-zogen ist dieses Modell wertvoll, gerade weil es nicht auf ihn passt. Er befand sich mit seinen kulturellen und politischen Affiliationen genau im Zwischenraum beider Iden-titätsmuster: Zwar war er noch nicht alt genug für den Wehrdienst gewesen und wäre aufgrund seiner schweren Erkrankung im Kindesalter auch nicht als wehrtauglich befunden worden, dennoch hatte er sich durch sein kulturelles Engagement frühzei-tig mit dem konservativen Lager identifiziert. Welche Wurzeln diese Identifikationen auch immer bei Kris getrieben hatten – die kulturpolitischen und sozialen Entwick-lungen nach Kriegsende machten ein Umdenken und eine radikale Neuorientierung erforderlich und kultivierten in Kris eine geradezu tektonische Sensibilität für die politischen und sozialen Entwicklungen. Diese Sensibilität führte dazu, dass sich der junge Kaisertreue nach und nach dem republikanischen Lager annäherte.

In dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Umfeld sieht der Kulturhistoriker Louis Rose den fundamentalen Unterschied in den Weltbildern der beiden Freunde und Kollegen Ernst Kris und Ernst H. Gombrich begründet. Als 18-Jähriger mit ungewöhnlich ausgeprägten Loyalitäten erlebte Kris den Zusammen-bruch des Kaiserreiches als tiefgreifenden persönlichen Einschnitt, während der erst neunjährige Gombrich kaum eine klare Vorstellung von der Bedeutung dieses Ereig-nisses gehabt zu haben scheint:

„[A] historical divide existed between Kris and Gombrich – one far wider than the nine years in age that separated Kris from his younger colleague. Born in 1900, Kris carried with him strong memories and influences from imperial Vienna. The collapse of the Habsburg monarchy […] and the creation of the Austrian First Republic in 1918 regis-tered more deeply with Kris […] than with Gombrich. And when the republic entered its own death throes in the 1930s, he foresaw the consequences more quickly and clearly than did the younger scholar“.54

So durchlitt Kris mit Deutschland und Österreich ab 1918 gleich eine ganze Reihe von Modernitätsschocks: Der erste Krieg mit moderner Waffentechnik hatte ein nie zuvor gesehenes Ausmaß an Zerstörung gezeitigt und dadurch ganz unmissverständ-lich eine neue Epoche eingeläutet. Hungersnot und Elend, die bürgerkriegsähnlichen Aufstände, die in Deutschland wie in Österreich das Kriegsende begleiteten, sowie die Inflation, die ihm folgte, bereiteten beiden Republiken einen denkbar schweren Start und einen Boden, auf dem Verschwörungstheorien zu sprießen begannen.55

54 Rose, L.: „Daumier in Vienna: Ernst Kris, E. H. Gombrich, and the Politics of Caricature“, in Visual Resources, Vol. 23, Nr. 1–2, März–Juni 2007, S. 39–64: S. 41; siehe auch ders., 2007, unveröffentlicht, S. 47–8.

55 vgl. etwa Vocelka, K.: Österreichische Geschichte, München 2005, S. 96ff.

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Als Zweifel in Person war Kris Gombrich erschienen, als der ihm gute zehn Jah-re später zum ersten Male begegnete. An die pessimistischen Kommentare, mit de-nen der renommierte Kunsthistoriker sein eigenes Fach bedachte und mit denen er Gombrich vom Kunstgeschichtsstudium abbringen wollte, konnte sich dieser noch im hohen Alter erinnern. Kurz nach diesem ersten Treffen persiflierte Gombrich sei-nen älteren Kollegen in der jährlichen Universitätskomödie, in der er Kris nun als Personifikation des Zweifels darstellte.56 Kris, der der Aufführung beiwohnte, nahm seine Charakterisierung mit Humor und gutem Willen entgegen; Grund, seinen Pes-simismus abzustreifen, gab es für ihn allerdings nicht – ganz im Gegenteil: Kris hatte es sich zur Pflicht gemacht, regelmäßig den Völkischen Beobachter, das Parteiorgan der NSDAP, zu lesen und machte sich keine Illusionen über die Zukunft Österreichs.57 Als er fünf Jahre später, im Oktober 1936, vom englischen Academic Assistance Council, einer Hilfsorganisation für jüdische deutsche Wissenschaftler, gebeten wurde, einen Bericht zur Lage Österreichs zu verfassen, schrieb er mit Blick zurück auf die 1920er-Jahre, der Antisemitismus habe sich „in den letzten 12 Jahren derart verstärkt, dass man von einer systematischen Ausschaltung der Juden aus allen akademischen und wissenschaftlichen Stellen sprechen kann“.58

Damit rekurrierte Kris nicht zuletzt auf die eigenen Erfahrungen. Zwar hatte er als Protegé der katholischen Kirche und durch die Fürsprache Julius von Schlossers eine Anstellung am Kunsthistorischen Museum erhalten,59 doch war er sich sowohl der Besonderheit, die diese Anstellung für einen Mann jüdischer Herkunft darstellte, als auch der hoffnungslosen Situation seiner jüngeren Kollegen stets bewusst.

So begannen die kulturpolitischen Entwicklungen nach dem Krieg, Kris seiner Hei-mat zu entfremden. Das Datum, das er in seinem späteren Bericht als Schwellenjahr für diese Entfremdung angab, fiel – von 1936 zwölf Jahre zurückgerechnet – auf 1924 und damit, ob zufällig oder nicht, just in die Zeit seiner vertieften Bekanntschaft mit Sigmund Freud und dem Beginn seiner Karriere als Psychoanalytiker.60 In der analytischen Bewegung fand Kris, als seine alte Welt allmählich aus den Fugen ge-

56 Gombrich, E. H., 1984a, S. 224.57 ebd., S. 227.58 Kris, Nachforschungen für den A.A.C., Brief an Saxl, F. vom 22.10.1936, WIA, GC.59 vgl. Beamtenzeugnis Ernst Kris, Archiv des Kunsthistorischen Museums Wien (im Folgenden KHM):

„Anderer Dienst vor Eintritt in das der Dienstpragmatik unterliegende Staatsdienstverhältnis: Hos-pitant am kunsthist. Museum vom 1. August 1922 bis 30. November 1922; Volontär am kunsthist. Museum vom 1. Dezember 1922 bis 31. März 1927; Vertragsangestellter am kh. Museum vom 1. April 1927 bis 31. März 1929“. Nächster Abschnitt: „Laufbahn in dem der Dienstpragmatik unterliegen-dem Staatsdienstverhältnisse: 1. Juni 1929 Beamtenanwärter wissensch. Dienst“. Und schließlich: „29.6.1929 Den Diensteid abgelegt.“ Hierzu auch Wendland, U.: „Ernst Kris“, in: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil, Bd. 2, München 1998, S. 387–92: S. 388: „1922–27 unbesoldeter wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Kunsthistorischen Museum in Wien […]. Hilfsarbeiten aller Art, Aufstellungsarbeit, Katalogisierung der Sammlung, Führungen. Verdienst des Lebensunterhalts nebenbei durch wissenschaftliche Arbeiten, Vorträge etc.“

60 vgl. Ritvo, S.; Ritvo, L. B., 1966, S. 487.

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riet, eine neue geistige Heimat – eine Heimat, die mit Sigmund Freud eine schillernd charismatische Vaterfigur hatte, die wie keine zweite die Werte klassischer deutscher Bildungskultur verkörperte und deren Gegenstand – das Unbewusste – dem Projekt der Aufklärung einen neuen, auf die Probleme der Moderne bestens ausgerichteten Referenzrahmen gegeben hatte.

Mit seiner sprichwörtlich gewordenen Rede von der „dritten Kränkung“, welche die Psychoanalyse dem Selbst- und Weltbild des Menschen zugefügt habe,61 hatte sich Freud in die Tradition der großen Aufklärer der westlichen Tradition eingeschrieben, und man mag sich vorstellen, wie diese Haltung und ihr Inhalt auf den jungen Ernst Kris gewirkt haben mussten, dessen Welt- und Selbstbild doch selbst auf empfind-lichste Weise ihre Mitte verloren hatten. Die Großen dieser Tradition: Schriftstel-ler wie Shakespeare, Goethe, Heine und die antiken Klassiker konturierten Freuds gesamtes Denken. Die römischen und griechischen Gelehrten, so Marthe Robert, seien ihm derart vertraut gewesen, „daß Zitate […] ihm ganz selbstverständlich in die Feder“62 flossen.

Dies taten sie gerade dann, wenn es galt, sich gegen Angriffe zu verteidigen. Als 1929 mit Freuds tragischer Komplex von Charles Maylan63 der erste Versuch publiziert wurde, Freud mit den Mitteln der Psychoanalyse selbst zu diskreditieren, antwortete dieser dem Autor lakonisch mit einer Stelle aus Shakespeares Der Sturm: „Ihr lehrtet Sprache mir, und mein Gewinn / Ist, daß ich weiß zu fluchen“.64 An einer solchen Reaktion lässt sich der außerordentlich praktische Bezug erkennen, den die Bildungs-kultur auch für Freud hatte. „Es handelt sich […] nicht um eine bloß theoretische Bewusstseinsstellung, sondern um eine Praxis der Theorie“, erläutern Hartung und Schiller zur Nutzung der humanistischen Bildung als „Verhaltenslehre im Angesicht der Krisensymptomatik der modernen Kulturwelt“.65

Mehr noch: Wenn Freud beispielsweise in seiner Deutung von Jensens Gradiva erklärte, dass die Dichter „[i]n der Seelenkunde […] uns Alltagsmenschen weit voraus“ seien, „weil sie da aus Quellen schöpfen, welche wir noch nicht für die Wissenschaft

61 siehe u.a. Freud, S.: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, zuerst Wien 1916–1917, hier als ders.: Gesammelte Werke, Bd. 11, Frankfurt a. M. 1999, S. 294–5: „Die dritte und empfindlichste Kränkung aber soll die menschliche Größensucht durch die heutige psychologische Forschung er-fahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht einmal Herr ist im eigenen Hause, sondern auf kärgliche Nachrichten angewiesen bleibt von dem, was unbewusst in seinem Seelenleben vorgeht.“

62 Robert, M., 1975, S. 52.63 Maylan, C.: Freuds tragischer Komplex. Eine Analyse der Psychoanalyse, München 1929.64 zitiert aus Shakespeare, W.: Der Sturm, engl. Original 1623 (uraufgeführt: 1611), deutsche Überset-

zung von August Wilhelm Schlegel, hier Stuttgart 1976/2000, S. 17. /in Yerushalmi, J. H.: Freuds Moses. Endliches und unendliches Judentum, engl. Original 1991, hier Frankfurt a. M. 1999, S. 90ff; Zitat: S. 93. Die deutsche Ausgabe der Yerushalmi-Studie bringt das Zitat in englischer Sprache, und auch Marthe Robert schreibt, dass Freud solche Zitate zumeist in der Originalsprache parat hatte (wie Fußnote 62), die Psychoanalysehistorikerin Ulrike May macht jedoch darauf aufmerksam, dass Freud „aus Shakespeare […] natürlich nicht auf englisch [sic] zitiert, sondern auf deutsch [sic]“: Brief vom 10.1.2010 an den Autor der vorliegenden Studie.

65 Hartung, G.; Schiller, K., 2006, S. 9.

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erschlossen haben“,66 steckte darin nicht zuletzt die Einsicht, dass diese Quellen als Vergleichsgrößen und Korrektive der aktuellen Wissenschaftskultur dienstbar ge-macht werden konnten: „[S]triking is the extent to which his wide reading in humane literature served to liberate him from the medical traditions of his time, which other-wise might have stifled his originality“, gab Kris in einer Gesprächssitzung bei der Rockefeller Foundation zu Freud zu Protokoll.67

Er selbst machte es sich später im amerikanischen Exil zur Aufgabe, die introspek-tive Methode, welche die Dichter und Denker auszeichnete, in der Psychoanalyse so weit zu objektivieren, dass sie Anspruch auf einen wissenschaftlichen Standard erhe-ben konnte. Noch in seinem Artikel „Freud in the History of Science“ von 1956 er-neuerte Kris diesen Anspruch anlässlich des 100. Geburtstags des Patriarchen: Wenn Freud auch von dem Eindruck geplagt gewesen sei, dass sich seine Fallberichte wie Kurzgeschichten läsen, bedeute seine Selbstanalyse doch den entscheidenden Schritt über ein poetologisches Verfahren hinaus: „It has been said that Freud’s self-analysis embodies one of his greatest achievements. It made possible the transfer of all his inner forces to his work, made his discoveries part of his experience, and his experience part of his work“ (1956: 633).

Wie andere intellektuelle Zirkel der 1920er- und 1930er-Jahre bildete die Psychoana-lytische Gesellschaft in Wien ein kleines alternatives Universum, ein Bollwerk und eine Gegenwelt zu den kulturellen Tendenzen, die sich in zunehmend deutlicheren Formen um sie herum manifestierten. Die Analytikerin Jeanne Lampl-de Groot, die nach der Wahl Hitlers zusammen mit ihrem Mann von Berlin nach Wien gezogen war, beschrieb die Stimmung dieses Zirkels in den letzten Jahren seines Bestehens folgendermaßen:

„I always had the feeling when Hitler is in Germany he will come to Austria too. But it was then, at the time, that the analysis was so wonderful because then there were the Hartmanns, Bibrings, Wälders, Deutsches, the Krises, Mänchen, so we decided to go to Vienna. And that was the nicest time there analytically, you see … Of course, politically it was terrible“.68

Das wichtigste Gut, mit dem sich die psychoanalytische Gemeinschaft nach außen hin abgrenzte und das es nach allen Seiten zu verteidigen galt, war das einer unein-geschränkten und unkompromittierten Wissenschaftlichkeit. Bereits in den 1910er-

66 Freud, S.: Der Wahn und die Träume in W. Jensens „Gradiva“, zuerst als Heft 1 der „Schriften zur an-gewandten Seelenkunde“, Wien 1907, hier in ders.: Gesammelte Werke, Bd. 7, Frankfurt a. M. 1999, S. 29–125: S. 33.

67 Interviewprotokoll: John Marshall und Ernst Kris, 26.9.1946, RAC, Box 335, Folder 2270.68 zitiert nach Mühlleitner, E.; Reichmayr, J.: „The Exodus of Psychoanalysts from Vienna“, in Weibel,

P.; Stadler, F. (Hrsg.): Vertreibung der Vernunft. The Cultural Exodus from Austria, Wien 1993, S. 108–26.

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Jahren hatte Freud selbst Gelegenheit gehabt, in einem Brief auf Wert und Bedeutung dieses freien Forschergeistes angesichts einer in rassische und nationalistische Fantasi-en abdriftenden Majorität einzugehen:

„Zum Semitism: Es gebe gewiß große Unterschiede vom arischen Geist. Wir überzeug-ten uns alle Tage davon. Daher werde es sicherlich hier und dort verschiedene Weltan-schauungen und Kunst geben. Besondere arische oder jüdische Wissenschaft dürfe es aber nicht geben. Diese Resultate müßten identische sein und nur die Darstellung könn-te variieren. […] Gingen diese Differenzen in die Auffassung objektiver Verhältnisse in der Wissenschaft, so sei etwas nicht in Ordnung“.69

An anderer Stelle, in einem Brief an Karl Abraham von 1908, ließ Freud gar durchbli-cken, dass er eine jüdische Herkunft als der objektiv-wissenschaftlichen Einstellung, welcher die Psychoanalyse bedurfte, förderlicher erachtete als eine christliche. So ver-mittelte er zwischen Karl Abraham und Carl Gustav Jung folgendermaßen:

„Seien Sie tolerant und vergessen Sie nicht, daß Sie es eigentlich leichter als Jung haben, meinen Gedanken zu folgen, denn erstens sind Sie völlig unabhängig, und dann stehen Sie meiner intellektuellen Konstitution durch Rassenverwandtschaft näher, während er als Christ und Pastorssohn nur gegen sehr große Widerstände den Weg zu mir findet“.70

Im Laufe der 1910er-Jahre sollte Freud einsehen müssen, dass diese Widerstände bei Jung zu groß waren. Als dann ein gutes Jahrzehnt später, 1924, dem Jahr, in dem Kris zur Psychoanalyse fand, mit Otto Rank ein weiterer namhafter Analytiker aus dem Freud’schen Kreis ausgeschlossen wurde, geschah dies ebenfalls mit der Begründung, Rank sei mit seiner Theorie vom „Geburtstrauma“71 vom sicheren Boden wissen-schaftlicher Überprüfbarkeit abgerückt. „[H]e had not played by the rules of science. […] [N]o one could test his theories“, beschreibt George Makari „Rank’s most serious failing“ in seiner umfassenden Studie zur Entwicklung der Psychoanalyse.72

Empirismus, Sachlichkeit und Realitätssinn wurden somit zu den zentralen Prüf-steinen, welche die Psychoanalyse als Identitätsmarker nach außen und nach innen aufgerichtet hatte. Und wenn sich Ernst Kris jemals auf seine jüdischen Wurzeln be-

69 Freud an Ferenczi, S., Brief vom 8.6.1913, zitiert nach Jones, E.: Das Leben und Werk von Sigmund Freud, 3 Bd., engl. Original 1953–57, dt. Ausg. Bern 1960–62, S. 187.

70 Freud an Abraham, K., Brief vom 3.5.1908, zitiert nach Abraham, H. C.; Freud, E. L. (Hrsg.): Sig-mund Freud und Karl Abraham. Briefe 1907–1926, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1980, S. 47.

71 Rank, O.: Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse,  zuerst 1924, hier Gießen 2007.

72 Makari, G.: Revolution in Mind. The Creation of Psychoanalysis, New York 2008, S. 362–3.

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sann, dann gewiss nur im Rahmen des Freud’schen Verständnisses eines „gottlosen“73 Judentums, das sich in seiner Säkularisiertheit einen spirituell bereinigten, analyti-schen – der Nationalsozialismus würde sagen: ‚zersetzenden‘ – Blick auf die Welt er-möglicht hatte. Dieser kompromisslos sachliche Geist sprach etwa aus Kris, wenn er den jüngeren Gombrich vom Kunstgeschichtsstudium abzubringen versuchte: „If your interest is intellectual“, so Gombrichs Rekonstruktion des Kris’schen Wortlauts, „you must realize that you have chosen the wrong field. We really know too little about art to make any valid statements“.74

Was derart bei Kris und der Psychoanalyse als Forschergeist zur Geltung kam, wur-de von all jenen Trägern der – zumeist außeruniversitären – Wiener Wissenschafts-kultur geteilt – einer Kultur, die zunehmend in Widerspruch mit den mystischen Tendenzen der institutionalisierten Kreise geriet: „Unklare Begeisterung hat Sorgfalt, Rechtlichkeit und Pflichterfüllung der Missachtung preisgegeben. […] Philosophie und Wissenschaft scheint in Gefahr vor den Schwärmern“, warnte etwa der Wiener Philosoph Edgar Zilsel, von dem später noch ausführlicher die Rede sein wird.75

Je drastischer sich jedoch die panreligiöse Durchdringung des allgemeinen geisti-gen Lebens offenbarte, desto mehr erhielt die Idee der wissenschaftlichen Redlichkeit selbst einen religiösen Unterton. „Heute wird alles Bekenntnis“, bekräftigte Kris just diesen Zusammenhang in einem Brief an Fritz Saxl vom Warburg Institut.76 Und gerade in der Psychoanalyse, die schon lange vor der nationalsozialistischen Bedro-hung als Outsiderdisziplin geächtet worden war, wurde diese Tendenz spürbar, und zwar umso deutlicher, je heikler die äußeren Bedingungen ihrer Existenz wurden. Auf dem Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Paris 1938, dem letzten vor dem Krieg, ließ Freud seine Tochter Anna einen Auszug aus seiner Schrift Der Mann Moses und die monotheistische Religion verlesen, der mit „Der Fortschritt in der Geistigkeit“ übertitelt war:

„Wir wissen, dass Moses den Juden das Hochgefühl vermittelt hatte, ein auserwähltes Volk zu sein […]. Die Juden behielten die Richtung auf geistige Interessen bei, das po-litische Unglück der Nation lehrte sie, den einzigen Besitz, der ihnen geblieben war, ihr Schrifttum, seinem Werte nach einzuschätzen. Unmittelbar nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch Titus erbat sich Rabbi Jachonan ben Sakkai die Erlaubnis,

73 Freud, S. an Pfister, O., Brief vom 9.10.1918, in Freud, E. L.; Meng, H. (Hrsg.): Sigmund Freud – Oskar Pfister. Briefe 1909–1939, Frankfurt a. M. 1963, S. 64: „Ganz nebenbei, warum hat keiner von all den Frommen die Psychoanalyse geschaffen, warum mußte man da auf einen ganz gottlosen Juden warten?“

74 vgl. Gombrich, E. H., 1984a, S. 224.75 Zilsel, E.: Die Geniereligion. Ein kritischer Versuch über das moderne Persönlichkeitsideal, mit einer

historischen Begründung, zuerst 1918, hier Frankfurt a. M. 1990, S. 54.76 Kris an Saxl, Brief vom 23.4.1934, WIA, GC.