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38 · Unternehmer · Nr. 10 · 16. März 2012 Steirische Wirtschaſt Österreichs erste Crowd- Investing-Plattform ver- bindet innovative Klein- und Mittelbetriebe mit potenziellen Geldgebern. V P M .@. Was die „Masse“ durch Vernet- zung im Internet auf die Beine stellen kann, zeigen politische Umbrüche in Arabien genauso wie die freie Enzyklopädie Wikipedia, die Wissen jedermann zugänglich macht. Die Gemeinsamkeit von all dem: das Internet bringt eine große Anzahl von Menschen und Ideen zusammen, die einander sonst nie begegnet wären. Und genau diesen Effekt möchte Reinhard Willfort, Geschäſtsführer der ISN (Innovation Service Net- work GmbH), mit seiner Crowd- Investing-Initiative „1000x1000“ nutzen: „Viele Klein- und Mittel- betriebe in Österreich haben gute Ideen, sind kreativ und dynamisch, scheitern aber letztendlich oſt an der Finanzierung“, weiß Willfort. Die angespannte Wirtschaſtslage und Basel III hätten die Situation noch verschärſt. „Auf der anderen Seite gibt es die, die das notwendi- ge Kapital besitzen, aber nicht wis- sen, wie und wo sie es vernünſtig investieren können.“ Mikroinvestitionen Zwei Jahre lang hat Willfort gemeinsam mit Rechtsanwälten und Steuerberatern an seinem Konzept getüſtelt: „Nicht ein Investor setzt sein gesamtes Kapital auf ein Projekt, sondern viele sogenannte Mikroinvesto- ren stellen kleinere Geldbeträge für unterschiedliche Projekte bereit“, erklärt er. „Das Ergebnis ist ein Portfolio an Investitions- projekten, welches das Risiko des Einzelnen minimiert.“ Das Schlüsselwort der Initiative ist Transparenz – denn im Web ist die direkte Kommunikation zwi- schen Geldgebern und Umsetzern möglich. Und genau die sollen sich nun auf der Plattform treffen. Die Strukturen des Internet zu nutzen, um Kapital für Unter- nehmen oder einzelne Projekte aufzustellen, ist nicht neu, in Ös- terreich stecken derartige Ideen – im Gegensatz zu den USA – aber noch in den Kinderschuhen. Auch in Deutschland gibt es schon erste Crowd-Investing-Plattformen. In einer ersten Rollout-Phase sollen sich nun 100 Personen finden, die als Mitdenker und Investoren bei „1000x1000“ mitmachen. Das erste Beteiligungsangebot ist die Innovationsplattform Neurovati- on.net, eine Ideen-Plattform, die Willfort aus einem Forschungs- projekt heraus im Jahr 2007 gegründet hat. Ziel ist es, bis zu 100.000 Euro zu akquirieren und gemeinsam Erfahrungen mit dem neuen Modell zu sammeln. Ohne das nötige Kleingeld für die Umsetzung bleibt die beste Idee auf der Strecke. www.1000x1000.at soll dies nun ändern. Beim Crowd-Investing geht es um die Bereitstel- lung von Fremdkapital für Projekte oder Geschäſts- ideen durch Kapitalanlagen von vielen Klein-Inves- toren, die sich damit am Erfolg beteiligen. Beim Crowdfunding hingegen wurde bisher kaum ein Gegenwert angeboten, es hatte eher Spendencha- rakter und wurde v. a. in der Kreativszene genutzt, um einzelne Projekte zu finanzieren. C-I Kleine Investition – große Wirkung Fotos: Fotolia Szenarien für Pistenbedingungen Der Klimawandel setzt dem Skibetrieb zu, Naturschnee wird zur Mangelware. For- scher der Uni Graz und der Uni Innsbruck entwickelten nun gemeinsam Modelle, die Simulationen zukünſtiger Schnee- und Pistenbedingun- gen ermöglichen. Weitere Informationen zum Projekt: www.cc-snow.at Neuordnung bei Krankenhäusern Das Gesundheitswesen ist ein Fass ohne Boden. In der Stei- ermark sorgt zusätzlich die 2014 fällig werdende Rück- zahlung der Kages-Anleihe für Druck. Die nun angedachte Privatisierung des LKH West soll ein erster Schritt zu einer strukturellen Neuordnung in der Betreiberlandschaſt sein. Kursziel für Andritz erhöht Die Analysten von Goldman Sachs erhöhten ihr Kursziel für Aktien des steirischen An- lagenbauers von 100 auf 110 Euro. Das Top-Kaufvotum wird beibehalten. Prominenter Besuch in Schladming Schladming ist für die WM 2013 gerüstet. Davon über- zeugte sich jetzt auch promi- nenter Besuch: Zum Auſtakt des Weltcupfinales der al- pinen Skifahrer in Schlad- ming konnte die Landesspitze Franz Voves und Hermann Schützenhöfer den chinesi- schen Botschaſter in Öster- reich, Mingde Shi, begrüßen. I K Voves, Mingde Shi und Schüt- zenhöfer beim Schirennen (v.l.) Foto: Land Steiermark/GEPA

Steirische Wirtscha˜ Kleine Investition I K – große Wirkung · 2016. 5. 31. · Crowd-Investing-Plattformen. In einer ersten Rollout-Phase sollen sich nun 100 Personen fi nden,

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Page 1: Steirische Wirtscha˜ Kleine Investition I K – große Wirkung · 2016. 5. 31. · Crowd-Investing-Plattformen. In einer ersten Rollout-Phase sollen sich nun 100 Personen fi nden,

38 · Unternehmer · Nr. 10 · 16. März 2012Steirische Wirtscha�

Österreichs erste Crowd-Investing-Plattform ver-bindet innovative Klein- und Mittelbetriebe mit potenziellen Geldgebern.

V P M.@.

Was die „Masse“ durch Vernet-zung im Internet auf die Beine stellen kann, zeigen politische Umbrüche in Arabien genauso wie die freie Enzyklopädie Wikipedia, die Wissen jedermann zugänglich macht. Die Gemeinsamkeit von all dem: das Internet bringt eine große Anzahl von Menschen und Ideen zusammen, die einander sonst nie begegnet wären.

Und genau diesen Eff ekt möchte Reinhard Willfort, Geschä� sführer der ISN (Innovation Service Net-work GmbH), mit seiner Crowd-Investing-Initiative „1000x1000“ nutzen: „Viele Klein- und Mittel-betriebe in Österreich haben gute Ideen, sind kreativ und dynamisch, scheitern aber letztendlich o� an der Finanzierung“, weiß Willfort. Die angespannte Wirtscha� slage und Basel III hätten die Situation noch verschär� . „Auf der anderen Seite gibt es die, die das notwendi-ge Kapital besitzen, aber nicht wis-sen, wie und wo sie es vernün� ig investieren können.“

Mikroinvestitionen

Zwei Jahre lang hat Willfort gemeinsam mit Rechtsanwälten und Steuerberatern an seinem Konzept getü� elt: „Nicht ein Investor setzt sein gesamtes Kapital auf ein Projekt, sondern viele sogenannte Mikroinvesto-ren stellen kleinere Geldbeträge für unterschiedliche Projekte bereit“, erklärt er. „Das Ergebnis ist ein Portfolio an Investitions-projekten, welches das Risiko des Einzelnen minimiert.“ Das Schlüsselwort der Initiative ist Transparenz – denn im Web ist die direkte Kommunikation zwi-schen Geldgebern und Umsetzern

möglich. Und genau die sollen sich nun auf der Plattform treff en.

Die Strukturen des Internet zu nutzen, um Kapital für Unter-nehmen oder einzelne Projekte aufzustellen, ist nicht neu, in Ös-terreich stecken derartige Ideen – im Gegensatz zu den USA – aber noch in den Kinderschuhen. Auch in Deutschland gibt es schon erste Crowd-Investing-Plattformen. In einer ersten Rollout-Phase sollen

sich nun 100 Personen fi nden, die als Mitdenker und Investoren bei „1000x1000“ mitmachen. Das erste Beteiligungsangebot ist die Innovationsplattform Neurovati-on.net, eine Ideen-Plattform, die Willfort aus einem Forschungs-projekt heraus im Jahr 2007 gegründet hat. Ziel ist es, bis zu 100.000 Euro zu akquirieren und gemeinsam Erfahrungen mit dem neuen Modell zu sammeln. ■

Ohne das nötige Kleingeld für die Umsetzung bleibt die beste Idee auf der Strecke. www.1000x1000.at soll dies nun ändern.

Beim Crowd-Investing geht es um die Bereitstel-lung von Fremdkapital für Projekte oder Geschä� s-ideen durch Kapitalanlagen von vielen Klein-Inves-toren, die sich damit am Erfolg beteiligen. Beim Crowdfunding hingegen wurde bisher kaum ein Gegenwert angeboten, es hatte eher Spendencha-rakter und wurde v. a. in der Kreativszene genutzt, um einzelne Projekte zu fi nanzieren.

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Kleine Investition – große Wirkung

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Szenarien für Pistenbedingungen Der Klimawandel setzt dem Skibetrieb zu, Naturschnee wird zur Mangelware. For-scher der Uni Graz und der Uni Innsbruck entwickelten nun gemeinsam Modelle, die Simulationen zukün� iger Schnee- und Pistenbedingun-gen ermöglichen. Weitere Informationen zum Projekt: www.cc-snow.at

Neuordnung bei KrankenhäusernDas Gesundheitswesen ist ein Fass ohne Boden. In der Stei-ermark sorgt zusätzlich die 2014 fällig werdende Rück-zahlung der Kages-Anleihe für Druck. Die nun angedachte Privatisierung des LKH West soll ein erster Schritt zu einer strukturellen Neuordnung in der Betreiberlandscha� sein.

Kursziel für Andritz erhöhtDie Analysten von Goldman Sachs erhöhten ihr Kursziel für Aktien des steirischen An-lagenbauers von 100 auf 110 Euro. Das Top-Kaufvotum wird beibehalten.

Prominenter Besuch in SchladmingSchladming ist für die WM 2013 gerüstet. Davon über-zeugte sich jetzt auch promi-nenter Besuch: Zum Au� akt des Weltcupfi nales der al-pinen Skifahrer in Schlad-ming konnte die Landesspitze Franz Voves und Hermann Schützenhöfer den chinesi-schen Botscha� er in Öster-reich, Mingde Shi, begrüßen.

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Voves, Mingde Shi und Schüt-zenhöfer beim Schirennen (v.l.)

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EPA