12
1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik, Universität Duisburg-Essen Sprecher des Fachbereichs „Informatik und Ausbildung/Didaktik der Informatik“ der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) 1 Vorbemerkungen Es ist sehr zu begrüßen, dass sich die KMK angesichts der digitalen Transformation von Gesellschaft, Kultur und Arbeit dem Thema „Bildung in der digitalen Welt“ und den daraus resultierenden Konse- quenzen für das nationale Bildungssystem in einem Strategiepapier widmet und dieses bereits in Fachgesprächen mit Fachvertreter/-innen in Berlin diskutierte. Durch die Strukturierung des Strate- giepapiers entlang sechs Handlungsfeldern werden alle wesentlichen Gestaltungsbereiche angespro- chen. Dabei lässt das Dokument an verschiedenen Stellen allerdings einen stark auf die Nutzung von digitalen Medien reduzierten Bildungsbegriff erkennen, der wesentliche Bildungserfordernisse einer durch Digitalisierung geprägten Welt leider völlig ausblendet. Die nachfolgende Stellungnahme adressiert diese Problemstellen, sie bezieht sich im Wesentlichen auf die Punkte 1.1, 1.2, 2.1 sowie Anlage 1b. 1. Begrifflichkeit und eingeschränkte Sichtweise auf die „digitale Welt“ a.) Die Verwendung von Begriffen wie „digitale Welt, „digitale Gesellschaft“ oder „digitale Bildung“ vermittelt fälschlicherweise den Eindruck, die Welt, Gesellschaft bzw. Bildung sei nun digital zu betrachten. Empfehlung: Wenn ein Begriff als Eigenname, z. B. zur Beschreibung der Welt unter dem Einfluss fortschreitender Digitalisierung, verwendet wird, sollte er kurz definiert werden, um Missver- ständnisse zu vermeiden. b.) Die im Papier verwendete Beschreibung der „digitalen Welt“ fokussiert auf die Verwendung von digitalen Medien im privaten und beruflichen Bereich. Genannt werden Smartphones, Anwen- dungssoftware, Internetzugang, Kommunikationsplattformen etc. Obwohl die genannten Syste- me und deren Nutzung konkrete Ausprägungen einer „digitalen Welt“ sind, adressiert deren Be- trachtung jedoch nur einen sehr begrenzten Ausschnitt. Schon das Spektrum der persönlichen Geräte umfasst zahlreiche weitere Kategorien, wie E-Book-Reader, Media-Player oder Spiele- Konsole, Smart Watches, Fitness-Tracker, VR-Brillen oder Smart Wear mit integrierten Sensoren oder Anzeigen. All diese Systeme basieren mit vielfältigen jeweils angebotenen Anwendungen und Apps auf darunterliegenden Betriebssystemen unterschiedlicher Hersteller. Hinzu kommen zahlreiche weitere Systeme, denen wir im Alltag – entweder schon jetzt oder in naher Zukunft – begegnen, wie z. B. digitales Geld, digitale Anzeigen, Internet, eingebettete Systeme, autonome Systeme/Roboter, Smart Mobility/selbstfahrende Autos, Malware, Big Data, digitale Steuerun- gen, mit Techniken der Computergrafik geschaffene Welten in Kinofilmen, digitale Akten, Smart Care, Smart Homes/Houses, Smart Cities und vieles mehr. Der durch diese Technologien ermög- lichte Wandel durchdringt auch andere Fachdisziplinen und führt dort zu Innovationen. So er- möglichen bspw. Erkenntnisse aus der Mustererkennung die systematische Analyse von Ge- nomsequenzen in der Biologie mit dem Ziel, den menschlichen Körper besser zu verstehen und Krankheiten heilen zu können, für die es heute noch keine Behandlungen gibt; Erkenntnisse der Spieltheorie werden genutzt, um ökonomische Entscheidungen zu treffen; Erkenntnisse aus dem Bereich der Computergrafik und der Mustererkennung unterstützen medizinische Diagnosen und Eingriffe; komplexe Simulationsmodelle dienen z. B. im Bereich der Strömungsmechanik dazu, 1 Der Text wurde im Leitungsgremium des Fachbereichs „Informatik und Ausbildung/Didaktik der Informatik“ der Gesell- schaft für Informatik e.V. (GI) abgestimmt.

Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

1

StellungnahmezumKMK-Strategiepapier

„BildunginderdigitalenWelt“Prof.Dr.TorstenBrinda,DidaktikderInformatik,UniversitätDuisburg-Essen

SprecherdesFachbereichs„InformatikundAusbildung/DidaktikderInformatik“derGesellschaftfürInformatike.V.(GI)1

VorbemerkungenEsistsehrzubegrüßen,dasssichdieKMKangesichtsderdigitalenTransformationvonGesellschaft,KulturundArbeitdemThema„Bildung inderdigitalenWelt“unddendarausresultierendenKonse-quenzen für das nationale Bildungssystem in einem Strategiepapier widmet und dieses bereits inFachgesprächenmit Fachvertreter/-innen in Berlin diskutierte. Durch die Strukturierung des Strate-giepapiersentlangsechsHandlungsfeldernwerdenallewesentlichenGestaltungsbereicheangespro-chen.DabeilässtdasDokumentanverschiedenenStellenallerdingseinenstarkaufdieNutzungvondigitalenMedien reduzierten Bildungsbegriff erkennen, derwesentliche Bildungserfordernisse einerdurch Digitalisierung geprägten Welt leider völlig ausblendet. Die nachfolgende Stellungnahmeadressiert dieseProblemstellen, sie bezieht sich imWesentlichenaufdiePunkte1.1, 1.2, 2.1 sowieAnlage1b.1. BegrifflichkeitundeingeschränkteSichtweiseaufdie„digitaleWelt“a.) DieVerwendungvonBegriffenwie„digitaleWelt,„digitaleGesellschaft“oder„digitaleBildung“

vermittelt fälschlicherweisedenEindruck,dieWelt,Gesellschaftbzw.Bildungseinundigital zubetrachten.Empfehlung:WenneinBegriffalsEigenname,z.B.zurBeschreibungderWeltunterdemEinflussfortschreitender Digitalisierung, verwendet wird, sollte er kurz definiert werden, um Missver-ständnissezuvermeiden.

b.) DieimPapierverwendeteBeschreibungder„digitalenWelt“fokussiertaufdieVerwendungvondigitalenMedien imprivaten und beruflichen Bereich.Genanntwerden Smartphones, Anwen-dungssoftware, Internetzugang,Kommunikationsplattformenetc.ObwohldiegenanntenSyste-meundderenNutzungkonkreteAusprägungeneiner„digitalenWelt“sind,adressiertderenBe-trachtung jedochnur einen sehr begrenzten Ausschnitt. Schondas SpektrumderpersönlichenGeräte umfasst zahlreiche weitere Kategorien, wie E-Book-Reader, Media-Player oder Spiele-Konsole,SmartWatches,Fitness-Tracker,VR-BrillenoderSmartWearmitintegriertenSensorenoder Anzeigen. All diese Systeme basierenmit vielfältigen jeweils angebotenen AnwendungenundAppsaufdarunterliegendenBetriebssystemenunterschiedlicherHersteller.HinzukommenzahlreicheweitereSysteme,denenwirimAlltag–entwederschonjetztoderinnaherZukunft–begegnen,wiez.B.digitalesGeld,digitaleAnzeigen,Internet,eingebetteteSysteme,autonomeSysteme/Roboter, SmartMobility/selbstfahrende Autos,Malware, Big Data, digitale Steuerun-gen,mitTechnikenderComputergrafikgeschaffeneWelteninKinofilmen,digitaleAkten,SmartCare,SmartHomes/Houses,SmartCitiesundvielesmehr.DerdurchdieseTechnologienermög-lichteWandel durchdringt auch andere Fachdisziplinen und führt dort zu Innovationen. So er-möglichen bspw. Erkenntnisse aus der Mustererkennung die systematische Analyse von Ge-nomsequenzeninderBiologiemitdemZiel,denmenschlichenKörperbesserzuverstehenundKrankheitenheilenzukönnen,fürdieesheutenochkeineBehandlungengibt;ErkenntnissederSpieltheoriewerdengenutzt,umökonomischeEntscheidungenzutreffen;ErkenntnisseausdemBereichderComputergrafikundderMustererkennungunterstützenmedizinischeDiagnosenundEingriffe; komplexe Simulationsmodelle dienen z. B. im Bereich der Strömungsmechanik dazu,

1DerTextwurdeimLeitungsgremiumdesFachbereichs„InformatikundAusbildung/DidaktikderInformatik“derGesell-schaftfürInformatike.V.(GI)abgestimmt.

Page 2: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

2

OberflächenformenvonFahr-undFlugzeugensozugestalten,dassderTreibstoffverbrauchmi-nimiertwird.Empfehlung:Die imStrategiepapierverwendeteBeschreibungdesBegriffs„digitaleWelt“ istzueingeschränktundwirdderRealität,inderdieseEntwicklungstetigvoranschreitet,nichtgerecht.AusgangspunktsolltediegesamteBandbreiteanKategorienvonPhänomenen,Situationen,Arte-faktenundSystemensein,denenSchülerinnenundSchülerimAlltagpersönlichoderindenMedi-enbegegnen(könnenoderwerden)undzudenensiedamitauchselbstkonstruierteVorstellungenentwickeln (vgl. z.B.Terjung2016),denenSchulesichdann imSinneeinerdidaktischenRekon-struktion(vgl.Diethelmetal.2012)widmensollte.EineFokussierungaufpersönlicheoderinderSchulevorhandeneSystemeundderenzielgerichteteAnwendungistzueingeschränkt.

2. ZieleeinerBildunginder„digitalenWelt“DerimDokumentverwendeteBildungsbegriffführtinderArgumentationdesStrategiepapierszuderKernforderung,digitaleMedien indenUnterrichtsprozessenallerFächerzuverorten.DieserForde-rung kann – ebensowie der nach einer grundlegenden Transformation von Schulen im Lichte derfortschreitenden Digitalisierung – zwar grundsätzlich zugestimmt werden, allerdings ist sie nichtweitreichendgenugundbereitetLernendedamitunzureichendaufdieHerausforderungender„digi-talenWelt“vor.DerdigitaleWandel,derunseregesamteGesellschaft,KulturundWirtschaftbetrifft,wirdmaßgeb-lichvonPersonengestaltet,dieinformatischqualifiziertsind,Personen,dieentwedereineFachaus-bildungimBereichderInformatikodereinHochschul-oderUniversitätsstudiumderInformatikabge-schlossen haben oder sich entsprechende Kompetenzen autodidaktisch angeeignet haben. DieserPersonenkreis entwickelt neue Geräte und Gerätekategorien, zugehörige Betriebssysteme sowieAnwendungenundAppsfürvielfältigeZweckenichtnurdespersönlichenBedarfs.DurchdieBereit-stellung von AppStores durch die Entwickler großer Betriebssysteme (wie Windows, macOS, iOS,Android,Linux)wurdenInfrastrukturenundVertriebswegegeschaffen,dieesheuteimPrinzipjedemEinzelnenermöglichen,Software-LösungenzuProblemenjedwederArtzuimplementierenunddar-über verfüg- und sichtbar zumachen.Die IKT2-Wirtschaft, die diesenWandel durchDigitalisierungmaßgeblichprägtunddamitgesellschaftliche,wieaucharbeitsbezogeneProzessemaßgeblichmitge-staltet,beklagtseitJahreninternationaleinenMangelanentsprechendenFachkräften–lautProgno-sen könnte dieser Mangel national bis zum Jahr 2030 auf 120.000 fehlende Akademiker/-innenangestiegensein3.DieEntwicklungendervergangenenJahrehabendabeigezeigt,dassessichbeiderfortschreitendenDigitalisierung und Automatisierung keinesfalls um eine kurzfristige Erscheinung handelt, sonderndassdieser Prozess stetig voranschreitet unddabei immerwiederneueGerätekategorien,Anwen-dungenundEinsatzszenarioshervorgebrachtwerden.AuchwennderzeitderBegriff„Digitalisierung“dieBeschreibungundDiskussiondiesbezüglicherPhänomeneundArtefaktedominiertunddamitdenEindruckvonNeuigkeitvermittelt,warenentsprechendeInnovationenunddiesichdarausergeben-denKonsequenzenauchschonzuvorals„NeueMedien“,„ModerneInformations-undKommunika-tionstechnologien“oderweitergefasst,alsInformatiksysteme,inBetrachtung.EinEndedieserInno-vationenundtechnologischenEntwicklungen istnicht inSicht.DiekonkretenSysteme(Anwendun-gen undGeräte) sind dabei einem stetigenWandel (insbesondere durch neue Software-Versionenmit veränderten Benutzungsschnittstellen) unterworfen, wohingegen die zugrundeliegenden Fach-konzepteder Informatik zeitbeständig sind.VielederobengenanntenSystemeundAnwendungenkönnenzwargrundsätzlichalsUnterrichtsmedienzurVermittlungbestimmterfachlicherZusammen-hängeeingesetztwerden,abernichtalle.AlledieseSystemebasierenaberinihrerjeweiligenImple-mentierungaufbestimmtenPrinzipienundGrundideenderInformatik,dieBegriffewieAlgorithmen,DatenstrukturenundProgrammierungzwareinschließen,überdieseaberdeutlichhinausgehen.2IKT:Informations-undKommunikationstechnologien3http://www.it-business.de/fachkraeftemangel-spitzt-sich-zu-a-541910/

Page 3: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

3

BezüglichdergenerellenZielevonschulischerBildungbestehtdabeiweitgehendeEinigkeit.Entspre-chende Dokumente stellen in unterschiedlichen Akzentuierungen Ziele wie Identitätsbildung, All-tagsbewältigung,Ausbildungsreife,gesellschaftlicheTeilhabe,WeltverständnisundähnlicheKatego-rien indenVordergrund (z.B.GFDo.J.). InErgänzungzudenFragenundGestaltungsbereichen, zudenensichdasKMK-Strategie-Papierpositioniert,istallerdingsanzumerken,dassesaußerordentlichüberraschend ist,dassdieVerfasser/-innendesDokumentsoffenbarderAuffassungsind,dass„In-formatik“indiesemZusammenhangkeineerwähnenswerteRollespielt.Andersistesnichtzuerklä-ren,dassdieInformatik,diediesedigitaleTransformationinGanggesetzthatundmaßgeblichgestal-tetunddieaufverschiedenenpolitischenEbenenzudigitalenStrategien,digitalenAgendenundna-tionalenIT-Gipfelngeführthat,derartunbedeutendfüreineBildunginder„digitalenWelt“ist,dasssieimgesamtenStrategiepapierkeinerweiterenErwähnungbedurfte.EsmussdaherandieserStellebetontundinErinnerunggerufenwerden,dass

1. dieKMKdasFach InformatikalsallgemeinbildendesFachansieht, ländergemeinsameAn-forderungenaneineInformatiklehrerbildunginderSek.IundIIdefiniert(KMK2015,S.32ff)unddurchdiedortdokumentiertenfachlichenAnforderungenauchdeninhaltlichenRahmenfürdasentsprechendeSchulfachakzeptierthat,

2. dasFachInformatikinfastallenBundesländernzumindestalsWahl-oderWahlpflichtfachindenSekundarstufenIundIIverortet ist, ineinzelnenBundesländern,wieBayernundSach-senauchmitPflichtkomponenten(vgl.Starruß2010)undzudem

3. eineReihewissenschaftlicher Arbeiten existieren, die denallgemeinbildenden Wert infor-matischerKompetenzenanhandvonetabliertenBildungsbegriffenwiedenobigenargumen-tativnachgewiesenhaben(z.B.Witten2003,Schulte2013).

Vor diesem Hintergrund ist die Informatik unstrittig ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach unddies ist auch die Sichtweise der KMK. Digitalisierung wird, wie oben dargelegt, maßgeblich durchPersonenmitInformatikkompetenzgestaltetundesexistiertbereitseinvonderKMKalsallgemein-bildendangesehenesUnterrichtsfachInformatik,dessenUnterrichtsgegenstanddietechnologischenGrundlagenderDigitalisierungdarstellen.DarausergibtsicheinWiderspruch:dasbestehendeFachistalsallgemeinbildendakzeptiert,esthematisiertGegenstände,die inhaltlich indenGegenstands-bereichdesStrategiepapiersgehören,darinwirdesabernichteinbezogen,weil–wiebeidenFach-gesprächenvonden jeweiligenSitzungsleiterngeäußert–mankeineÄnderungenamFächerkanonwünsche. Die Vermeidung schulorganisatorischer Herausforderungen durch Erweiterung desPflichtfachkanonswirddamitüberBildungsanforderungenauseinersichmassivgewandeltenundsichstetigundrasantweiterveränderndenLebens-undArbeitsweltgestellt.InderDagstuhl-Erklärungzur„Bildung inderdigitalenvernetztenWelt“ (Brindaetal.2016)wurdeargumentiert, dass eine umfassend ausgerichtete Bildung die Phänomene, Artefakte, SystemeundSituationender„digitalenWelt“,denenSchülerinnenundSchülerbegegnen,auseineranwendungs-bezogenen, einer gesellschaftlich-kulturellen und einer technologischen Perspektive in den Blicknehmenmuss. Der Ansatz wertschätzt bestehende Sichtweisen wie Benutzerschulung,Medienbil-dung und Informatikunterricht und hat das Anliegen, diese Sichtweisen in einem kohärenten Ge-samtkonzeptzuintegrieren.Umdieo.g.Erscheinungsformender„digitalenWelt“Lernendenumfas-sendzuerschließenbzw.zuverstehenunddamiteinenBeitragzumWeltverständnisderLernendenin Bezug auf die „digitaleWelt“ zu leisten, bedarf es damit einer entsprechenden Einnahme allergenanntenPerspektiven.AusanwendungsbezogenerPerspektivewirddabeihinterfragt,wieundwobestimmteSystemezuwelchenZweckenangewendetwerden,ingesellschaftlich-kulturellerPerspek-tivewerdenWirkungenundWechselwirkungenzwischenSystem/-en,IndividuumundGesellschaftindenBlickgenommenunddieBetrachtungvonSystemen„voninnen“austechnologischerPerspektivegibtEinblick,wietypischeSysteme(prinzipiell) internstrukturiertsindunddamitfunktionieren.UmLernendeweiterhinzugesellschaftlicherTeilhabeinder„digitalenWelt“unddamitzuraktivenMit-gestaltung zu befähigen, sollten die genannten Perspektiven erneut und zwar aus gestalterischerSichteingenommenwerden.AusanwendungsbezogenerPerspektivekanndannhinterfragtwerden,wie Aufgaben oder Probleme des Alltags unter Verwendung vorhandener Systeme gelöst werden

Page 4: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

4

können.Ausgesellschaftlich-kulturellerPerspektivewirdbetrachtet,wieInteraktionenzwischenSys-temen,IndividuenundderGesellschaftgestaltetwerdenkönnenundschließlichaustechnologischerPerspektivewirduntersucht,wieSystemezurLösungvonProblemenentwickelt,d.h.systematischgeplantundanschließendprogrammiert,werdenkönnen.Diese Sichtweise schließt die Anwendung von Informatiksystemen als Unterrichtsmittel in allenFächern explizit ein, geht aber durch dieEinbeziehung informatischer Kompetenzen, die im SinnedergesellschaftlichenTeilhabeeineaktiveMitgestaltung (auchaus technischerSicht)ermöglichen,deutlichdarüberhinaus.Abbildung1fasstdieseverschiedenenSichtweisen,dieeinGesamtkonzeptderdigitalenBildungermöglichen,zusammen:

Abbildung1:HausderdigitalenBildung4

ÖffentlicheDiskussionenzumStellenwertundzurEinbeziehung informatischerKompetenzen indieBildungzeigen,dasswortführendeAkteureeinweitgefächertes,zumTeilvondenwissenschaftlichenDefinitionenerheblichabweichendesVerständnisderTerminologiehaben.Sowirdbspw.derBegriffInformatikvonmanchenAkteurenauchfürdieVerwendungdigitalerMedien inBildungsprozesseneingesetzt,ebensowiefürFragestellungenderAnwenderqualifizierungbzgl.Standardsoftware.Wie-derandereassoziierendamitFragestellungenderRechneradministrationoderderProgrammierung.AuchwennhierbeijeweilscomputerbasierteSystemebeteiligtsind,handeltessichbeiderInforma-tik in Abgrenzung um einewissenschaftliche Disziplin. Handelnde Akteure fordern gelegentlich inKonzeptpapierenauch,dass„Algorithmen“oder„Datenstrukturen“indieSchulezuintegrierenseienundverwendendieseBegriffescheinbaralsRepräsentantenderDisziplin.Auchwenndiedahinterlie-gendenFachkonzeptezweifelsfrei innerhalbderDisziplingroßeBedeutungbesitzen,sindsiejedochkaumisoliertsobetrachtbar,dassdamitaucheinsystematischerAufbauinformatischerKompeten-zenmöglichwäre.VergleichbarwäredasAnliegen, inderMathematikdenFunktions-oder –odersogarnur–denMengenbegriffzuthematisieren.BeideFachkonzeptesinddisziplinärzentral–esgibtjedochweiterewichtigeKonzeptewiez.B.dasKonzeptderWahrscheinlichkeit,dasauchwiederumaufdieBegriffeFunktionundMengezurückgreift.Die Informatik istdie„WissenschaftdersystematischenVerarbeitungvon Informationen, insb.derautomatischenVerarbeitungmitHilfevonDigitalrechnern“5.SiebefasstsichmitPrinzipienundVer-

4DieAbbildungbasiertaufeinemArbeitsdokumentderAutorinnenundAutorenderDagstuhl-Erklärung,indemeineer-gänzteLangfassungalsEmpfehlungverschiedenerFachgesellschaftenerarbeitetwird.5https://de.wikipedia.org/wiki/Informatik

Page 5: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

5

fahren,diedemVerständnisundderModellierungautomatischerInformationsverarbeitungzugrun-deliegenundderenAnwendungbeiderEntwicklungvonComputersystemen(vgl.GI2005),undisteine akademische Disziplin (CASWG 2012, S.3). Im anglo-amerikanischen Sprachraumwird die zu-grundeliegendeundzuvermittelndeDenkweiseals„ComputationalThinking“(Wing2006)bezeich-net, eine Denkweise, die über Hard- und Software hinausgeht und einen Rahmen bereitstellt, umSystemeundProblemezubetrachten6.BegriffewieInformatik,Informatics,ComputerScience,Com-puting, InformationTechnology,DigitalLiteracyetc.werdennichtnurnational,sondernauchinter-nationalteilweisemiterheblichunterschiedlicherSemantikverwendet,teilweisewerdenbestimmteBegriffealsOberbegriffefürandereverwendet(CASWG2012,S.3).EineAnalysevonumfangfangrei-chenLänderfallstudienergab,dassbestimmteBegriffspaare(wiez.B.InformaticsundICT)inunter-schiedlichenNationen teilweise sogarmitkomplementäremBegriffsverständnisverwendetwerden(vgl.Hubwieseretal.2015).Die Vermittlung informatischer Kompetenzen und die im KMK-Strategiepapier fokussierteBildungbzgl.digitalerMedien sindalso imWesentlicheneinanderergänzendeFelder,die imSinneobigenModellswesentlichvoneinanderprofitierenkönnen.Währenddie InformatikdasAnliegenverfolgt,LernendendieWirkprinzipiender„digitalenWelt“zuerschließenundihnenMöglichkeitenzuderenaktiverMitgestaltungzueröffnen,verfolgtdieMedienbildungimKerndasZiel,Lernendezukompe-tentenundreflektiertenAnwendernbestehenderInformatiksystemezumachen(CASWG2012,S.4).Beide Aspekte sind für eine Bildung in der „digitalen Welt“ wichtig und zentral. Auch wenn dieWerbungpropagiert, dass es „für alles eineApp gibt“,müssenwir jungeMenschen auf eineWeltvorbereiten,dienochnichtexistiert,unterEinbeziehungvonTechnologien,dienochnichterfundenwurden,unddie technischeundethischeHerausforderungenmit sichbringen,dererwirunsnochnichtbewusstsind(CASWG2012,S.3).EineumfassendeBildunginder„digitalenWelt“mussdaherDigitalisierung auch aus informatischer Perspektive als Unterrichtsgegenstand in den Blick neh-men.IndiesemZusammenhangwirdgelegentlichdieFragegestellt,warumKenntnisseausderInformatikerforderlich seien,wenn das Ziel doch „nur“ die kompetenteNutzung von Informatiksystemen seiund keine entsprechende berufliche Laufbahn im Bereich der Informatik angestrebt werde. DieseFrage ließe sich völlig analogauf alleübrigenSchulfächerübertragen, z.B.:WarummussmanGe-dichte interpretieren können,wennman keinGermanistwerdenwill?WarummussmanGeradenmit Ebenen in derMathematik schneiden können,wennman keineMathematikerinwerdenwill?WarummussmandasRechnenvonHandlernen,wennmanspätereinenTaschenrechnerbenutzenkann?Warummussman singen können,wennman keinMusikerwerdenwill?Warummussmanden Körperbau von Tieren im Detail analysieren,wennman keine Tierärztinwerdenwill?Warummussman Reaktionen von Phosphor undWasser untersuchen, wennman kein Chemiker werdenwill?WarummussmaneinezweiteFremdspracheerlernen,wennmandiepersönlicheZukunft imeigenenLandsieht?Warummussmanwissen,wiedieFranzösischeRevolutionverlaufen ist,wennmankeineHistorikerinwerdenmöchte?WarummussmandiehistorischeEntwicklungvonStädtenanhand von Stadtplänen nachvollziehen können, wenn man die Stadt nur besuchen und keinStadtgeographwerdenmöchte?usw.InBezugaufdasFachDeutschkönntemanfernerargumentie-ren,dassesdochausreichendsei,sichmündlichartikulierenundeinfacheTexter-undverfassenzukönnen.DennochsetztsichderFachunterrichtanalytischmitverdecktenAbsichtenvonVerfassernauseinander, werden komplexe Texte verschiedenster Kategorien geplant und erstellt. Dies, umSchülerinnenundSchülerndiedeutscheSpracheunddiedamitverbundenenGestaltungsmöglichkei-ten in vollerBreite zuerschließen, gleichwohlwissend,dassdiemeistenSchülerinnenundSchülernachihremAbschlusskeineKarriereimBereichderGermanistikanstreben.Esgehtalsodarum,dieWeltzuverstehenunddiejeweilsfachlichenGrundlagenfüreineMitgestaltungderWeltzulegen.DurchdasjeweilsfachspezifischeGestaltenergibtsichjeweilseineigenerZugangzurjeweiligenDis-

6csta.acm.org/Curriculum/sub/CurrFiles/CompThinkingFlyer.pdf

Page 6: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

6

ziplin.AlleobigenFragenließensichdaherbspw.mitBezugnahmeaufübergeordneteBildungszielewiez.B.„gesellschaftlicheTeilhabe“und/oder„Weltverständnis“beantworten.Für die aus Sichtweise der Informatik im Zusammenhang einer umfassendenBildung für eine vonInformatiksystemen geprägte Welt zu erwerbenden Kompetenzen, die im Sinne der Dagstuhl-Erklärung(Brindaetal.2016)imWesentlichendertechnologischenPerspektivezuzuordnenwären,habenArbeitsgruppenderGesellschaftfürInformatike.V.unterMitwirkungzahlreicherInformatik-didaktiker/-innen und Informatiklehrkräfte in jeweils mehrjährigen und partizipativen ProzessenEmpfehlungenfürBildungsstandards InformatikfürdieSekundarstufenIundIIerarbeitet (GI2008,2016).EinentsprechendesDokumentfürdiePrimarstufeistderzeitinArbeit.DievonLernendenzuerwerbendenKompetenzenwerdendarinineinemzweidimensionalenModellmitInhalts-undPro-zessdimension strukturiert,wobei sich die Inhaltsbereiche aus dem Prozess der automatischen In-formationsverarbeitungergebenunddieProzessbereicheausdemsystematischenProblemlösungs-prozess(vgl.GI2008,S.11f).ImErgebnisführtedieszudemStrukturmodell,dassAbb.2zeigt.

Abbildung2:Inhalts-undProzessbereichederBildungsstandardsInformatik(GI2008,2016)Diese Struktur der Bildungsstandards Informatik wurde bei der Novellierung von Informatik-LehrplänenderBundesländerseit2008aufgegriffen,sodasssieinentsprechendenWahl-undWahl-pflichtfächernverbreitetverankertwurde.DieVorstellungbzgl.der im Informatikunterrichtzuver-mittelnden Kompetenzen geht damit deutlich über die Ansätze in denAnfängen in den 70er- und80er-Jahren hinaus, in denen man zunächst Hardwarefragen, Algorithmen, Anwendungen isoliertbetrachtethatte(Cyraneketal.1997).ModerneAnsätzegehenvonProblemenderLebensweltausunderschließendarandiedahinterliegendenfachlichenKonzepte(vgl.Hubwieser2007,Magenheim2001,Koubeko.J.).Empfehlung:Eszeigtsichalso,dassesimSinneeinerBildunginder„digitalenWelt“relevanteKom-petenzenausdemBereichder Informatikgibt,die imbisherigenStrategiepapier fehlen.Bzgl.derenKonkretisierungseiaufdieBildungsstandardsInformatikfürdieSekundarstufenIundIIverwiesen(GI2008, 2016). Diese Kompetenzen sollten daher die im Strategiepapier bereits verorteten in einemausgewogenenVerhältnisergänzenundebenfallsverbindlichgemachtwerden.VerortungundVerbindlichkeitDas Strategiepapier beschränkt sich in der diesbezüglichenBetrachtung auf einen integrativenAn-satz,indemdigitaleMedieninallenUnterrichtsfächerneingesetztwerden.UnterderAnnahmederRelevanzauchinformatischerKompetenzenzumErfüllendesBildungsauftragsvonSchuleinder„di-gitalenWelt“stelltsichdieFragenachderenVerortung.DieDagstuhl-Erklärung(Brindaetal.2016)fordertedazu,eine Integration inalleFächerundeinen„eigenständigenLernbereich“zukombinie-ren,wobeidieKompetenzenindenFächernunddemeigenständigenLernbereichspiraligüberalleJahrgangsstufenhinwegerfolgen sollten (ebd.).Auchwennder „eigenständige Lernbereich“ inderDagstuhl-Erklärung organisatorisch nicht näher definiertwurde, ist klarzustellen, dass damit etwas

Page 7: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

7

vonFächerintegrationUnterscheidbaresgemeintwar,welcheseparatausgeführtwurde.DamitsolltezumAusdruckgebrachtwerden,dassanbestimmtenKompetenzeninangemessenerWeisefächerin-tegriertgearbeitetwerdenkann,insbesonderedort,wodasjeweiligefachspezifischeLernenimVor-dergrundsteht,dassesaberandererseitsKompetenzengibt,die(vermutlich)nichtfächerintegriertinangemessenerWeiseerworbenwerdenkönnen,dieeineüberdasLernenimjeweiligenanderenFachhinausreichendeAuseinandersetzungundStrukturierungfachlicherZusammenhängemiteige-nerdisziplinärerSystematikerfordern.HierbeiwurdeimKernanentsprechendeKonzepteausdemBereichderMedienbildungundderInformatikgedacht.Bemerkung:Während andere Stellungnehmende sicher diemedienbildnerische Perspektive im Hin-blickaufeineVerortungindenBlicknehmenwerden,solleshier–ergänzend(!)–umeineBetrach-tungzuinformatischenKompetenzengehen.Grundsätzlich kommen dazu Modelle wie Fächerintegration, eigenes (Pflicht-)Fach, Projekte/AGs,außerschulischeAngeboteinBetracht.1. FächerintegrationBeiderIntegrationneuerKompetenzzieleinbestehendeUnterrichtsfächerbeigleichbleibenderUn-terrichtszeit stellen sicheineReihevonFragen.Die Lehrendendes jeweiligenFachesmüssendazubereitsein,entsprechendeKompetenzenzuintegrierenoderextrinsischdazumotiviertwerdenkön-nen.WeiterhinmüssensiedazuinderLagesein,sichselbstodermitHilfedieentsprechendenKom-petenzen ineinerWeisederartanzueignen,dass sie sicherdazueigenenUnterrichtgestaltenkön-nen.Großangelegte internationale Studien zur IntegrationderArbeitmit digitalenMedien in allenUnterrichtsfächernbelegen,dassdieserAnsatzinderBreitebislangnichtgelang(Plompetal.2009,Bos et al. 2014). Es bleibt damit in diesemBereichdemZufall überlassen,wasbei den Lernendenankommt,was imSinnederSicherungderChancengleichheit füralleLernendenproblematisch ist.DieVerbindlichkeitfächerintegrierterKompetenzenließesichdurchNutzungderoutput-bezogenenSteuerungsmöglichkeitendesjeweiligenLandes(z.B.entsprechendeStandards,zentraleLernstands-erhebungen, zentrale Prüfungen) erhöhen. Fehlentwicklungen könnte so entgegengewirktwerden.DadieeinzelneSchulebeizentralenLernstandserhebungen i.d.R.nur imAbstandmehrerer Jahreerreicht wird, sind nachweisliche Veränderungen – auch gegen denWillen einzelner Lehrkräfte –allerdingseinlangwierigerProzess.ImFalleeinerFächerintegrationmüsstendannkonsequenterweisemedialeundinformatischeKom-petenzen auf diesemWegeüberprüftwerden, diese Kompetenzen berücksichtigendeund stets zuaktualisierendeschulinterneCurriculazwecksStandardisierunggestaltetwerden.WasfürdenEinsatzvondigitalenMedienbislangoffenbarschoneinenichtinderBreitezumeisterndeHerausforderungdarstellte,dürfte imFalleder Integrationvon Informatikkonzepten trotzeinzubeziehenderOutput-Steuerungnahezuaussichtslossein.WährenddieIntegrationvondigitalenMedien„nur“derenver-ständige und didaktisch reflektierte Anwendung aus der jeweiligen Fachperspektive erfordert undinsofern„nur“eineErweiterungderzurVermittlungbestimmterKompetenzenzurAuswahlstehen-denUnterrichtsmitteldarstellt,esaberimmernochumdasLehrenundLernenimjeweiligenUnter-richtsfachgeht,erforderteineEinbeziehungvonInformatikkonzepteneinevölligneue,fachfremdePerspektive.Umeine fürdie SchuleeinigermaßenvollständigeSichtweiseaufdie Informatik zuerhalten, ist imRahmenderLehrerausbildungderBesuchvonUniversitäts-LehrveranstaltungenausdenBereichenProgrammierung,AlgorithmenundDatenstrukturen,Modellierung,SoftwareEngineering,Datenban-ken,Rechnernetze,Betriebssysteme,Rechnerarchitektur,FormaleSprachenundAutomaten,Informa-tikundGesellschaft,Fachdidaktik Informatik (vgl.KMK2015,S.32ff)etc.erforderlich–kurzumeinvollständiges Informatiklehramtsstudium, das als zusätzliches drittes Fach studiertwerdenmüsste.Eine reduzierte Auswahl einzelner Veranstaltungen griffe jeweils einzelne Teilaspekte heraus, dieWirkprinzipienunddieGestaltungvonInformatiksystemen,derenWechselwirkungenmitderGesell-schaftunddieVermittlungentsprechenderKonzepteerschließensichjedocherstinderVollständig-

Page 8: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

8

keit. Ansätze,wie sie an derUniversitätWuppertal existieren,wo alle Lehramtsstudierenden allerFächer eine Basisausbildung in Informatik erhalten, sind als Ergänzung des fächerübergreifendenBereichs zubegrüßen, könnenaber aufgrunddes geringenUmfangs (4 SWS) kein vollständiges In-formatikstudium ersetzen. Das Erreichen der in den Bildungsstandards Informatik (GI 2008/2016)definiertenKompetenzziele istdadurchnicht zugewährleisten,allerdingskannes LehrkräftenallerFächerdieMöglichkeitgeben,Bezugspunktedes jeweiligenFachszurakademischenDisziplin Infor-matikzuerkennenundunterrichtlich,ggfs.gemeinsammitInformatiklehrkräften,aufzugreifen.DieEinbeziehungneuerKompetenzen ineinbestehendesFachbeigleichbleibenderUnterrichtszeitwirft zudemzwangsläufigauchdieFrageauf,welcheanderen Inhaltedafür reduziertwerdensoll-ten.WährenddieEinbeziehungdigitalerMedien„nur“eineanderemedialeAufbereitungdesLehr-Lern-Prozesses bedeutenwürde, zöge die Einbeziehung informatischer Kompetenzen im Sinne derBildungsstandards tatsächlichdieAuseinandersetzungmit fachfremden Inhaltennachsich, fürwel-chePlatzgeschaffenwerdenmüsste,wasdieBereitschaft sicherlichminderndürfte. InsofernstelltsichhierdieselbeFrage,dieauchbeieinemPflichtfachzubeantwortenwäre.2. Eigenes(Pflicht-)FachDieGründe füreineigenesPflichtfachsind imWesentlichengesellschaftlicher,kulturellerundöko-nomischer Natur (vgl. Webb et al 2015). Aus gesellschaftlicher Sicht ist es wünschenswert, jungeMenschenzuraktivenMitgestaltungderGesellschaftauchaustechnologischerPerspektivezubefä-higen und sie nicht nur zu passiven Konsumenten von Technologie zumachen. Die Befähigung zuaktiverMitgestaltungermöglichtdieEinnahmevonFührungspositionenunddamitdieMitgestaltungund Innovation der Gesellschaft. Alle so Qualifizierten können als gut informierte Bürger-/innenselbstentscheiden,welcheRollesieinderGesellschafteinnehmenmöchten.AuskulturellerPerspek-tivegehtesdarum,Menschendazuzubefähigen,denkulturellenWandelaktivmitzugestaltenunddiesennichteinfachalsgegebenhinzunehmenunddasLebenentsprechendauszurichtenzumüssen.InökonomischerHinsicht besteht im IKT-Bereich in Deutschlandwie auch international ein großerBedarfanFachkräften.DamitdasLand internationalwettbewerbsfähigbleibt ineinerWelt,diezu-nehmenddurchInformatiker/-innengeprägtwird(vgl.WGIE2013,CASWG2012),isteserforderlich,jungenMenschenmehr als bisher auch berufliche Laufbahnen in diesemBereich zu eröffnen.Daserfordert,dassmehrSchülerinnenundSchüleralsbislangauchimBereichderInformatikKompeten-zenerwerben,dieDisziplininAnalogiezuandereninderSchulevertretenenkennenlernenunddies-bezügliches Interesse und Selbstvertrauen entwickeln können. Da grundsätzliche Fachaffinitätenbereits inderGrundschuleund inKindertagesstättenangelegtwerden,mussentsprechendfrüh imCurriculumbegonnenwerden.DieinternationaleBetrachtungzeigt,dassentsprechendeFachkompe-tenzen in immer mehr Ländern verpflichtend verortet werden (vgl. McCartney et al. 2014, 2015,Hubwieseretal.2015).Weiterhin bietet ein eigenes Fach dieMöglichkeit, die fachlichen Konzepte zu systematisieren, zustrukturierenundzuvernetzenunddamitineinGesamtbildeinzuordnen.Lehrkräfte,dieInformatiknichtalseigenesFachstudierthaben,könnendiesnichtleisten,dasie–selbstwennsieeineBasis-qualifikationinInformatikerhaltenhabensollten–nureinensehreingeschränktenBlickaufdiedis-ziplinärenZusammenhängehabenkönnen.DiesefachlicheEinordnungundStrukturierungergibtsichkeinesfalls vonalleineunddiebeidenFachgesprächen inBerlinverwendeteMetaphervonFolien,diefachspezifischeAnknüpfungenenthaltenunddiedann„übereinandergelegt“werden,umsoein„Gesamtbild“zuermöglichen,versagtschonimBildselbst,dader„Durchblick“schonnachwenigenübereinandergelegtenFolienbehindertwirdundder„Überblick“vollendsverlorengeht.In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal der Vergleich zum FachDeutsch gezogen, das imFächerkanon etabliert ist, obwohl in allen Fächern (bis auf den Fremdsprachen) Deutsch auch diejeweiligeUnterrichtsspracheistundentsprechendeSachtexteinunterschiedlichenErscheinungsfor-meneineRolle spielen.Dennochwerden imFachDeutschdiedeutscheSpracheansichundTextevielfältigerKategoriennichtnuranalysiert,sondernauchproduziert,umebennichtnur„Konsument“deutscher Sprachartefakte zu sein, sondern solcheauch selbsterstellen zukönnen.DieseAnalogielässtsichaufdiehiergeführteArgumentationgutübertragen.EntsprechendsollteesdasZielsein,Fächerintegration und eigenes Fachmiteinander zu kombinieren, umden jeweiligenAnwendungs-

Page 9: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

9

kontext im bestehenden Fach sowie die Systematik im eigenen Fach zu ermöglichen. Ansätze, dieeinseitigaufFächerintegrationodereinseparatesFachfokussieren,greifendsbzgl.zukurz.Gegen einWahlfach spricht, dass derenWahl stark abhängig ist von lokalen Kontexten und darinstattfindendenBeratungen.DurchWahl-/WahlpflichtfächeristeinsystematischerKompetenzaufbaufür alle Schülerinnen und Schüler nichtmöglich. Fortgeschrittene Angebote sind dahermit einemgroßen Spektrum an fachspezifischen Kompetenzen konfrontiert, was die Binnendifferenzierungerheblicherschwertunddazuführt,dassentsprechendeKurseschnellwiederabgewähltwerden.Bei einer verpflichtendenVerortung kommt immerwiederdie Frageauf,woherdenndieStundendafür kommen sollen.Modelle, diehierbei diskutiertwerden, sindeinemöglicheReduzierung vonErgänzungsstundeninderSek.I,dieAusweitungderStundentafel,dieReduktionmehrererFächeringeringemUmfang,dasStreicheneinesanderenUnterrichtsfachs.DaalleetabliertenFächerausgu-tem Grunde im Fächerkanon verortet wurden, ist das vollständige Streichen eines Faches derzeitkeine vertretbare Option. Dort, wo internationale Schulleistungsstudien signifikante Defizite deut-scherSchülerinnenundSchülerdiagnostizierthaben,sindReduktionensicherauchnichtzuvertre-ten,wobeiesUnterschiedezwischendenBundesländerngibt,sodassLösungenjeweilsdieRahmen-bedingungendesBundeslandesberücksichtigenmüssen.EinezudenRahmenbedingungendesjewei-ligenLandespassendeMischformderübrigenAlternativenwäreaushiesigerSichtvertretbar.NachfolgendseinochaufeinigesichstetswiederholendeDiskussionspunkteeingegangen:● KritikerdesFachansatzesführenan,dassauchFächerfür„Glück“,„Frieden“u.a.gefordertwür-

denundeineAblehnungneuerFächerschonaufgrundderVielzahlsolcherAnfragengebotensei.Demistzuentgegnen,dassdieInformatikimGegensatzzudeno.g.Konzepteneineeigenständi-geakademischeDisziplin istundsiedarüberhinaus–ebenfalls imGegensatz–zudenmeistenentsprechenden Konzepten bereits im Schulcurriculum verankert und als allgemeinbildendesFachakzeptiertist(vgl.KMK2015).Dasbelegt,dassdemFachoffenbarbereitseinandererStel-lenwertzugestandenwurde.

● Weiterhin wird befürchtet, dass Lehrkräfte anderer Fächer dann die Auseinandersetzung mitdigitalenMedienaneinsolchesFachdelegierenunddenentsprechendenWandeldamitselbstvermeidenkönnten.Dazuistzusagen,dassjederLehrendebeijedemeinzelnenfachlichenVer-mittlungsanliegen auch zukünftig vor demHintergrund übergeordneter Bildungsziele dieMög-lichkeit habenmuss, aus allen zur Verfügung stehendenUnterrichtsmitteln einschließlich allennicht-digitalen dasjenige oder diejenigen auszuwählen, die fachdidaktisch am geeignetsten er-scheinen.Hierbeidarfeskein„PrimatdesDigitalen“geben,sonderndasfachlicheLernenmussimVordergrundstehen.Darüberhinaus istdurchdieEinbeziehunginfachspezifischeStandardsund Lehrpläne und deren output-orientierte Überprüfung festzustellen, inwieweit fachspezifi-scheUmsetzungenerfolgen.

● Ein eigenständiges Fach bietet zudem den Vorteil einer darauf abgestimmten Lehrerbildung.Hierbeiwirdargumentiert,einPflichtfachseiausgeschlossen,weilesnichtgenügendvielequali-fizierteLehrkräftegebe.UmgekehrtwirddasFachInformatikinderLehrerbildungbislangdeut-lichunterdurchschnittlichoftgewählt,weileskeinPflichtfachinderSchulegibt.FürdiesesProb-lemgibtesjedocherprobteunddokumentierteLösungen.Bspw.wurdenimBundeslandBayernmehrereHundertLehrkräftemitStaatsexamenzunächstinzweijährigen,späterauchinaufbiszuvierJahrestreckbarenNachqualifikationsprogrammenaufdieStaatsprüfunginInformatikvorbe-reitet,umeineausreichendeVersorgungderSchulenmitLehrkräftensicherzustellen(vgl.Spoh-rer2009). InderAnfangsphaseerfolgtedazueineteilweiseFreistellungderLehrkräftezurTeil-nahmeanentsprechendgeblocktenUniversitätslehrveranstaltungen,andereTeilewurdenalsE-Learning gestaltet. Später erfolgte im Wesentlichen eine Umsetzung per E-Learning. Entspre-chendausgearbeiteteModuleliegenvor.DiebeteiligtenUniversitätenwurdenjeweilsdurcheineLehrerabordnungzurKoordination,BegleitungundDurchführungvonPräsenztagenunterstützt.EswurdendamitLehrkräftedesgesamtenAltersspektrumserreicht,umsicherzustellen,dassdersich durch altersbedingtes Ausscheiden aus demBerufsleben ergebende Personalbedarf durchStudienabsolventengedecktwerdenkann.UnterstütztwurdediesdurchQuereinstiegsmaßnah-

Page 10: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

10

men,indenenPersonenmitInformatikstudienabschlussdirektineineentsprechendpädagogischvertiefteReferendariatsausbildungeinsteigenkonnten.

● Weiterhinwird behauptet, eineFächerdiskussion führe in die Zeit vor der Kompetenzorientie-rungzurück,seidamiteinpädagogischerRückschritt.DieKernforderungdieserStellungnahmelautet, die bestehende Strategie zur „Bildung in der digitalenWelt“ um die Kompetenzen ausdemBereichderInformatikzuerweitern,diedieGI indenBildungsstandardsInformatik(2008,2016)beschreibt.Darausresultiertzwangsläufig,dassdieentsprechendenKompetenzenimUn-terrichtangeeigneterStelleerworbenwerdenkönnenmüssenundzwarvonallenSchülerinnenundSchülern.DieschulischeUmsetzungkann imPrinzipergebnisoffengeführtwerden,die Im-plikationendereinzelnenOptionenwerdenbeidenjeweiligenVariantennäherausgeführt.

● Darüberhinauswirdangeführt,dassFächerdiskussionenauchdeshalbrückschrittigzubewertenseien, weil sich das Fächerkonzept generell überholt habe und die Fächerstrukturen generellaufzulösen seien.Auchwenntatsächlicheiniges füreinesolcheumfassendeReformdesSchul-systemsspricht,zeigtdieErfahrung,dassselbstdeutlichniederschwelligereInnovationen,wiez.B. die Einbeziehung digitalerMedien in alle Unterrichtsfächer, erheblichen Zeitaufwand erfor-dern,insoferneinederartumfassendeReformzumgegenwärtigenZeitpunktinnähererZukunftpraktischkaumvorstellbarist.MitderNegierungderEinführbarkeitaufgrunddergenerellenRe-formbedürftigkeitdesSchulsystemswirddieEinbeziehungentsprechenderKompetenzenineineferneZukunftverschobenbzw.vertagtundwerdensichjetztimBildungssystemaufgrundderDi-gitalisierung stellende Fragen nicht beantwortet. Um entsprechenden Stillstand zu vermeiden,mussaber jetzteineLösungfürdieEinbeziehungentsprechenderFachkompetenzenindenUn-terrichtgefundenwerden,bevorsichdasBildungssystem imFalleeinergrundlegendenReformvermutlichaufJahremitdenresultierendenImplikationenbefasst.

3. SchulischeArbeitsgemeinschaften/ProjekteSchulische Arbeitsgemeinschaften oder Projekte ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern,individuellenInteressennachzugehenundsichindiesenBereichenzuvertiefen.Dasistgrundsätzlichbegrüßenswertundeinwertvolles InstrumentderGestaltungvonLernprozessen inderSchule.FürdieArbeitanKompetenzen,diealleSchülerinnenundSchüleringleicherQualitätentwickelnsollen,ist dieser Weg jedoch ungeeignet, da die Voraussetzung ein flächendeckendes Angebot entspre-chenderAGs/ProjektewäreundderKompetenzerwerbsystematischermöglichtunderfasstwerdenmüsste.DaskämeorganisatorischeinemeigenenSchulfachgleich.4. AußerschulischeAngeboteAußerschulischeAngebote,wiez.B.SchülerlaboreInformatik(vgl.Bergner2015,Brinda/vandeWa-ter 2009) ermöglichen Schülerinnenund Schülern ausgewählte Ideender Informatik in zeitlich be-grenztenWorkshopskennenzulernen.AufgrundderzeitlichenBegrenzungundderlokalunterschied-lichen Verfügbarkeiten entsprechender Angebote kann damit weder ein systematischer Kompe-tenzaufbau in einem Umfang erfolgen, wie ihn die GI-Standards spezifizieren (vgl. GI 2008/2016)nochwirddadurchChancengleichheitfüralleLernendenerreicht,dawederüberallAngeboteexistie-ren, noch sind diese vergleichbar oder standardisiert. Hinzu kommt, dass typische Bezeichnungen,wieHackerSpacesetc.dazubeitragen,negativkonnotierteStereotypenzuperpetuieren.Empfehlung1: Es zeigt sich, dass informatischeKompetenzen,wie sie eineumfassendeBildung füreine„digitaleWelt“erfordernwürde,kaumindergefordertenTiefefächerintegrierterwerbenlassenwürden,weilesaufderSeitederLehrendenentsprechenderFachexpertisebedarfunddieeinzelnenFachlehrplänebereitsgutgefülltsind.

• Da Fachaffinitäten bereits sehr früh im Alter von KiTa und Grundschule angelegt werden,müssenauchinformatischeKompetenzenfrühzeitigundinangemessenemUmfangbereitsimSachunterrichtinderGrundschule(invergleichbaremUmfang,wieBasisangeboteandererimSachunterrichtvertretenerDisziplinen)vorgesehenwerden.

Page 11: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

11

• DieForderungnacheinemPflichtangebot (das imSinnederDagstuhl-Erklärungnicht integ-rierbare Inhalte aufnehmen und darüber hinaus vernetzend und strukturierendwirken soll)betrifftimWesentlichendieSekundarstufeI.DieStandardsderGIfürdieSek.IwurdenfüreinSzenario gestaltet, das in den Jahrgangsstufe 5 bis 10 durchschnittlich jeweils eine Unter-richtsstundeproWochedafürvorsieht,alsoinsg.5WochenstundenindergesamtenSek.I.

• EineverpflichtendeVerortungderInformatikinderSek.IIwirdexplizitnichtgefordert,wohlaber,dassdasFachinjedwederHinsichtdennaturwissenschaftlichenFächernbzgl.derWer-tigkeitundWählbarkeitalsGrund-oderLeistungsfachinderAbiturprüfunggleichgestelltwird(vgl.GI2015).

Empfehlung2:DadieweiterobenausgeführtenFachperspektiven inGänzerelevantsind, istzufor-dern,dasssieauchalleimCurriculumderSchuleverankertwerden.

• Da inderanwendungsbezogenenPerspektivedasAnwendendigitalerUnterrichtsmittel (alsErweiterungzumtraditionellenLehrenundLernen)imjeweiligenFachimVordergrundstehensoll,istdieseentsprechendfächerintegrierteinzunehmen.AuchwennesbeiderAuswahlvonUnterrichtsmitteln imEinzelfallkein„PrimatdesDigitalen“gebendarf,solltendennochent-sprechendeKompetenzen in fachspezifischenBildungsstandardsverankert sein,umdieVer-bindlichkeitindenFächernsicherzustellen.

• Ingesellschaftlich-kulturellerPerspektivesolltesichjedesFachmitderFrageauseinanderset-zen,wiesichdiejeweiligeDisziplinunterdemEinflussdigitalerTechnologienändert(z.B.hin-sichtlich Information, Interaktion, Kommunikation, Produktion) undwelche zukünftigenGe-staltungensichbereitsabzeichnen.ImeigenenSchulfachsolltendiesbezüglichdurchAbstim-mung mit den Curricula der anderen Fächer Zusammenhänge und Vernetzung hergestelltwerdenz.B.unterBezugnahmeaufModelle,dieWirkungenderdigitalenTransformationaufIndividuumundGesellschaft beschreibenund einordnen.Weiterhin sollte dort systematischderFragenachgegangenwerden,wiesichInteraktionmitdigitalenSystemengestaltenlässt.

• IntechnologischerPerspektivekönnenFächer,beidenenessichthematischanbietet,BezügezufachrelevanteninformatischeGrundlagenherstellen(z.B.einfacheCaesar-VerschlüsselungimFachDeutsch,MP3-GrundlagenimFachMusik,Algorithmenbegriff imFachMathematik,GrafikformateimFachKunstetc.).ImeigenenFachwirdsystematischdieFragebeantwortet,wietypischeSystemkategorienprinzipiellfunktionieren,welcheinformatischenIdeen,Model-le, Konzepte, Prinzipien diesen zugrunde liegen, werden Fachbezüge aufgegriffen, vernetztundstrukturiertundschließlichdieGestaltungvonSystemen,diedieBearbeitungvonAufga-benautomatisierenoderProblemelösen,betrachtet.

Literatur(Bergner2015)Bergner, N.: Konzeption eines Informatik-Schülerlabors und Erforschung dessen Effekte auf das Bild der

Informatik bei Kindern und Jugendlichen. Dissertation, RWTH Aachen, 2016, URL: https://publications.rwth-aachen.de/record/561683?ln=de

(Bosetal.2014)Bos,Wilfried,etal.ICILS2013.Computer-undinformationsbezogeneKompetenzenvonSchülerinnenundSchülerninder8.JahrgangsstufeiminternationalenVergleich.Münsteru.a.,Waxmann,2014.

(Brindaetal.2016)Brinda,T.;Diethelm,I.;Gemulla,R.;Romeike,R.;Schöning,J.;Schulte,C.;etal.:Bildunginderdigitalenvernetzten Welt, Dagstuhl Erklärung, 2016, URL: https://www.gi.de/aktuelles/meldungen/detailansicht/article/dagstuhl-erklaerung-bildung-in-der-digitalen-vernetzten-welt.html

(Brinda/vandeWater2009)Brinda,T.;VandeWater,D.:WiegewinntmanSchülerinnenundSchüler fürein Informatik-studium? –Maßnahmen deutscher Hochschulen. In: GI (Hrsg.): Tagungsband zur GI-Fachtagung "Informatik undSchule2009(INFOS2009)".Köllen,Bonn,2009,S.157-168.

(CASWG2012) Computing at School Working Group: Computer Science – A curriculum for schools, 2012, URL:https://www.computingatschool.org.uk/data/uploads/ComputingCurric.pdf

(Cyraneketal.1997) Cyranek, G.; Forneck, H. J.; Goorhuis, H.: Beiträge zur Didaktik der Informatik, DiesterwegMoritz,1997.

(Diethelmetal.2012) Diethelm, I.;Hubwieser,P.;Klaus,R.:Students, teachersandphenomena:educational reconstruc-tionforcomputerscienceeducation.In:Proceedingsofthe12thKoliCallingInternationalConferenceonComputingEducation Research (Koli Calling '12). ACM, New York, NY, USA, pp. 164-173, URL: http://dx.doi.org/10.1145/2401796.2401823

Page 12: Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier 'Bildung in …...1 Stellungnahme zum KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ Prof. Dr. Torsten Brinda, Didaktik der Informatik,

12

(GFDo.J.)Gesellschaft für Fachdidaktik (Hrsg.): Mindeststandards am Ende der Pflichtschulzeit. Positionspapier, URL:http://www.dgff.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Sonstiges/Mindeststandards_GFD-final.pdf

(GI2005)Gesellschaft für Informatik e.V. (Hrsg.): Was ist Informatik? Positionspapier, 2005, URL: https://www.gi.de/themen/was-ist-informatik.html

(GI2008)GesellschaftfürInformatike.V.(Hrsg.):GrundsätzeundStandardsfürdieInformatikinderSchule.Bildungsstan-dardsInformatikfürdieSek.I.2008,URL:http://www.informatikstandards.de/docs/bildungsstandards_2008.pdf

(GI2015)GI (Hrsg.): 3. Dagstuhl-Erklärung zur Informatischen Bildung in der Schule, 2015, URL: https://www.gi.de/fileadmin/redaktion/Download/Dagstuhl-Erklaerung_zur_Schulinformatik2015.pdf

(GI2016)Gesellschaft für Informatik e.V. (Hrsg.): Bildungsstandards Informatik für die Sek. II. 2016, URL:http://www.informatikstandards.de/docs/Bildungsstandards_SII.pdf

(GIDDIo.J.)Gesellschaft für Informatik e.V., Fachgruppe „Didaktik der Informatik“ (Hrsg.): Informatikdidaktik-Wiki, o.J.,URL:https://wiki.informatikdidaktik.de

(Hubwieser2007) Hubwieser, P.: Didaktik der Informatik: Grundlagen, Konzepte, Beispiele. 3. Auflage, Springer, BerlinHeidelberg,2007

(Hubwieser2012)Hubwieser,P.:ComputerScienceEducationinSecondarySchools-TheIntroductionofaNewCompulso-rySubject.TransactionsonComputingEducation12(4),16:1-16:41(2012).

(Hubwieseretal.2011)Hubwieser,P.;Armoni,M.;Brinda,T.;Dagiene,V.;Diethelm,I.;Giannakos,M.N.;Knobelsdorf,M.;Magenheim, J.;Mittermeir, R. T.; Schubert, S. E.: Computer science/informatics in secondary education. In: Pro-ceedingsof the 16th annual conference reports on Innovation andTechnology in Computer Science Education–WorkingGroupReports.ITiCSE-WGR'11.ACM,NewYork,NY,USA,2011,pp.19-38.

(Hubwieseretal.2015) Hubwieser,P.;Giannakos,M.N.;Berges,M.;Brinda,T.;Diethelm,I.;Magenheim,J.;Pal,Y.;Jack-ova, J.; Jasute,E.:AGlobalSnapshotofComputerScienceEducation inK-12Schools. In:Proceedingsof the2015ITiCSE on Working Group Reports (ITICSE-WGR '15). ACM, New York, NY, USA, 2015, pp. 65-83. URL:http://dx.doi.org/10.1145/2858796.2858799

(KMK2015)SekretariatderStändigenKonferenzderKultusministerderLänderinderBundesrepublikDeutschland(Hrsg.):LändergemeinsameinhaltlicheAnforderungenfürdieFachwissenschaftenundFachdidaktikeninderLehrerbildung,Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.10.2008 i. d. F. vom 10.09.2015, URL: http://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2008/2008_10_16-Fachprofile-Lehrerbildung.pdf

(Koubeko.J.)Koubek,J.(Hrsg.):InformatikimKontext,URL:http://www.informatik-im-kontext.de(Magenheim2001)Magenheim,J.:InformatiksystemundDekonstruktionalsdidaktischeKategorien-TheoretischeAspekte

undunterrichtspraktischeImplikationeneinersystemorientiertenDidaktikderInformatik.In:informaticadidactica,Zeitschrift für fachdidaktische Grundlagen der Informatik, (ISSN 1615-177) http://www.informatica-didactica.de/Ausgabe3,2001

(McCartneyetal.2014)McCartney,R.,Tenenberg, J.,Hubwieser,P.,Armoni,M.,Giannakos,M.N.,andMittermeir,R.T.2014.SpecialIssueonComputingEducationin(K-12)Schools.Trans.Comput.Educ14,2.

(McCartneyetal.2015)McCartney,R.,Tenenberg,J.,Hubwieser,P.,Armoni,M.,andGiannakos,M.2015.SpecialIssueIIonComputerScienceEducationinK-12Schools.Trans.Comput.Educ.15,2.

(Plompetal.2009)Plomp, T., Anderson, R.E., Law, N.; Quale, A. (Eds.): Cross-National Information and CommunicationTechnology:PoliciesandPracticesinEducation.InformationAgePublishing,Charlotte,USA,2009.

(Schulte2013)Schulte,S.:Reflectionsontheroleofprogramminginprimaryandsecondarycomputingeducation.InPro-ceedingsofthe8thWorkshopinPrimaryandSecondaryComputingEducation(WiPSCE '13).ACM,NewYork,NY,USA,2013,pp.17-24,URL:http://doi.acm.org/10.1145/2532748.2532754

(Spohrer2009)Spohrer,M.: KonzeptionundAnalyseneuerMaßnahmen inder Fort- undWeiterbildung von Informatik-lehrkräften.Dissertation, TUMünchen, 2009,URL: https://www.ddi.edu.tum.de/en/publikationen/dissertationen-habilitationen/dissertationen/spohrer-m-konzeption-und-analyse-neuer-massnahmen-in-der-fort-und-weiterbildung-von-informatiklehrkraeften-2009/

(Starruß2010)Starruß,I.:SynopsezumInformatikunterrichtinDeutschland.AnalysederinformatischenBildunganallge-meinbildendenSchulenaufderBasisderimJahr2010gültigenLehrpläneundRichtlinien.Bachelorarbeit,TUDres-den,2010.

(Terjung2016)Terjung, T. Schülervorstellungen zu relationalenDatenbanken.Master-Arbeit, Universität Duisburg-Essen,InstitutfürInformatikundWirtschaftsinformatik,2016.

(Webbetal.2015)Webb,M.;Fluck,A.;Cox,M.;Angeli-Valanides,C.;Malyn-Smith,J.;Voogt,J.;Zagami,J.:ThematicWork-ingGroup9–Curriculum–AdvancingUnderstandingoftheRolesofComputerScience/InformaticsintheCurricu-lum. Summary Report and Action Agenda. In: Lai, K.-W. (Ed.): Technology advanced quality learning for all.EDUsummIT 2015 Summary Report, Bangkok, Thailand, 2015, pp. 61-70, URL: http://www.curtin.edu.au/edusummit/edusummit2015-ebook.pdf

(WGIE 2013) Joint Informatics Europe & ACM EuropeWorking Group on Informatics Education: Informatics education:Europecannotaffordtomisstheboat,Report,2013,URL:http://europe.acm.org/iereport/ACMandIEreport.pdf

(Witten2003)Witten,H.:Allgemeinbildender Informatikunterricht?EinneuerBlickaufH.W.HeymannsAufgabenallge-meinbildenderSchulen.In:TagungsbandzurGI-Fachtagung„InformatikundSchule-INFOS2003“,Köllen,Bonn,S.59-75,URL:http://subs.emis.de/LNI/Proceedings/Proceedings32/GI-Proceedings.32-7.pdf