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Klima- und Umweltschutz Stadtbahn, Bus und Leihrad sind drei Säulen im Klimaschutz der KVB, ihre Vernetzung im Umweltverbund ist eine vierte Säule (Bild: Stephan Anemüller/KVB). Der Klimaschutz zählt für die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs – neben der Luftreinhaltung und weiteren Themen des Umweltschutzes – nach wie vor zu den Daueraufgaben. Hierbei sind Busse und Bahnen Teil der Lösung, nicht aber Verursacher des Problems. Die Bürger wollen funktionierende Dienstleistungen nutzen, um sich klimafreundlich zu verhal- ten. Dabei steht das Bedürfnis voranzukommen sicherlich an erster Stelle. Die Bereitschaft, sich klima- und umwelt- freundlich zu bewegen, folgt darauf. Es ist wie das Spiel mit dem Hemd und der Jacke. Das Hemd „Mobilität“ liegt den Menschen näher an, als die Jacke „nachhaltiges Verhalten“. Für die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind dies seit Jahrzehnten gute Gründe, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern den Klima- und Umweltvorteil des ÖPNV auszubau- en. Dabei versteht sich das Unternehmen mit zwölf Stadtbahn- und über 40 Bus-Linien als ein aktiver Partner der Stadt Köln im Klima- und Umweltschutz. Für die hierbei verfolgte „Strategie der soliden Schritte“ wurde die KVB im November 2018 für den NUMBR#1 Award nominiert. Mit ihrem E-Bus-Projekt, einer der Strategie der soliden Schritte KVB verzichtet beim Klimaschutz auf reine Marketingblasen Säulen der Gesamtstrategie, wurde das Unternehmen im Gleichen Wettbewerb sogar als Sieger ausgezeichnet. Was kennzeichnet die „Strategie der soliden Schritte“? Strategie der Soliden Schritte Kernelement der Strategie ist die Übereinkunft, dass alle Maßnahmen des Klimaschutzes aus Technik-, Wirtschafts- sowie Kundensicht funktionieren und langfristig Bestand haben müssen. Dabei können nicht alle Veränderungen auf einmal geschaffen werden, es bestünde sonst die Gefahr des Verstolperns. Reine „Marketingblasen“, mit denen lediglich Leitthema: Moderner ÖPNV für lebenswerte Städte Die Reduzierung des Pkw-Verkehrs ist ein wesentliches Ziel kommunalen Klimaschutzes (Bild: Christoph Seelbach/KVB).

Strategie der soliden Schritte - KVB · werden dürfen jedoch die Bereiche, die für die Kunden nicht direkt erlebbar sind, wie etwa Werkstätten, Verwaltung usw. Entstehen der Strategie

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Page 1: Strategie der soliden Schritte - KVB · werden dürfen jedoch die Bereiche, die für die Kunden nicht direkt erlebbar sind, wie etwa Werkstätten, Verwaltung usw. Entstehen der Strategie

Klima- und Umweltschutz

Stadtbahn, Bus und Leihrad sind drei Säulen im Klimaschutz der KVB, ihre Vernetzung im Umweltverbund ist eine vierte Säule (Bild: Stephan Anemüller/KVB).

Der Klimaschutz zählt für die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs – neben der Luftreinhaltung und weiteren Themen des Umweltschutzes – nach wie vor zu den Daueraufgaben. Hierbei sind Busse und Bahnen Teil der Lösung, nicht aber Verursacher des Problems. Die Bürger wollen funktionierende Dienstleistungen nutzen, um sich klimafreundlich zu verhal-ten. Dabei steht das Bedürfnis voranzukommen sicherlich an erster Stelle. Die Bereitschaft, sich klima- und umwelt-freundlich zu bewegen, folgt darauf. Es ist wie das Spiel mit dem Hemd und der Jacke. Das Hemd „Mobilität“ liegt den Menschen näher an, als die Jacke „nachhaltiges Verhalten“.

Für die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind dies seit Jahrzehnten gute Gründe, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern den Klima- und Umweltvorteil des ÖPNV auszubau-en. Dabei versteht sich das Unternehmen mit zwölf Stadtbahn- und über 40 Bus-Linien als ein aktiver Partner der Stadt Köln im Klima- und Umweltschutz. Für die hierbei verfolgte „Strategie der soliden Schritte“ wurde die KVB im November 2018 für den NUMBR#1 Award nominiert. Mit ihrem E-Bus-Projekt, einer der

Strategie der soliden Schritte

KVB verzichtet beim Klimaschutz auf reine Marketingblasen

Säulen der Gesamtstrategie, wurde das Unternehmen im Gleichen Wettbewerb sogar als Sieger ausgezeichnet. Was kennzeichnet die „Strategie der soliden Schritte“?

Strategie der Soliden SchritteKernelement der Strategie ist die Übereinkunft, dass alle

Maßnahmen des Klimaschutzes aus Technik-, Wirtschafts- sowie Kundensicht funktionieren und langfristig Bestand haben müssen. Dabei können nicht alle Veränderungen auf einmal geschaffen werden, es bestünde sonst die Gefahr des Verstolperns. Reine „Marketingblasen“, mit denen lediglich

Leitthema: Moderner ÖPNV für lebenswerte Städte

Die Reduzierung des Pkw-Verkehrs ist ein wesentliches Ziel kommunalen Klimaschutzes

(Bild: Christoph Seelbach/KVB).

Page 2: Strategie der soliden Schritte - KVB · werden dürfen jedoch die Bereiche, die für die Kunden nicht direkt erlebbar sind, wie etwa Werkstätten, Verwaltung usw. Entstehen der Strategie

Klima- und UmweltschutzLeitthema: Moderner ÖPNV für lebenswerte Städte

Seit fast 120 Jahren elektrisch und seit 2016 komplett mit Ökostrom betrieben: Die Stadtbahnen ermöglichen schnelles Vorankommen und praktizierten Klimaschutz (Bild: Stephan Anemüller/KVB).

eine gute Ansicht geschaffen werden kann, lehnt die KVB ab. Bei einem täglich „erfahrbaren“ und zugleich kritisch hinterfragten öffentlicher Verkehr, werden solche reinen Imageaktivitäten sehr schnell aufgedeckt und schaden dann dem jeweiligen Unternehmen. Die KVB geht also schrittweise vor und bleibt dabei auf solidem Weg.

Die Schritte der jüngeren Zeit waren: Einsatz von Ökostrom im Stadtbahnbetrieb, Ausbau des Stadtbahnnetzes, Einfüh-rung der E-Mobilität im Busbetrieb, Ausbau des Busnetzes, Einführung und Etablierung des Leihradangebotes KVB-Rad, Ausbau des Umweltverbundes durch neue KVB-App und Wei-terentwicklung des VRS-Chiptickets zu Moilcard.

Zu den nächsten Schritten gehören: Ausbau des Angebotes KVB-Rad, Ausbau der E-Mobilität im Busbetrieb, Stärkung der Verknüpfung im Umweltverbund durch neue App und Etablierung von Mobilitätsstationen, Erweiterung und Attrak-tivitätssteigerung des Park & Ride-Angebotes.

Hierbei sind Stadtbahn, Bus und Leihrad drei zentrale Säulen in der Strategie, die Verknüpfung der Verkehrsmittel im Umweltverbund – also zuzüglich CarSharing, Taxi, weiteren Leihradangeboten etc. – ist eine vierte Säule. Nicht vergessen werden dürfen jedoch die Bereiche, die für die Kunden nicht direkt erlebbar sind, wie etwa Werkstätten, Verwaltung usw.

Entstehen der StrategieDie „Strategie der soliden Schritte“ ist „buttom-up“

entstanden. Im Unternehmenshandeln hat es immer die Überzeugung gegeben, dass betrieblich-technische Lösungen funktionieren müssen. Anderenfalls entstehen sehr schnell Störungen im dichten Linienverkehr der Großstadt, die dem Image des Unternehmens nicht zuträglich sind. Dabei wurden auch immer die beiden Grundsätze beachtet, nach denen zum einen der Fahrgast sicher, schnell und komfortabel voran-kommen will und zum anderen das Unternehmen Angebot und Wirtschaftlichkeit in der Waage halten muss.

Förderlich war sicherlich auch, dass der ÖPNV durch seine bündelnde Wirkung (viele Fahrgäste „teilen“ sich die Emissi-onen) hinsichtlich Klima- und Umweltschutz gegenüber dem Pkw-Verkehr stets im Vorteil war. ÖPNV-Unternehmen können sich selbst treiben, müssen auch Anforderungen „von außen“ erfüllen, werden aber selten auf breiter Front zu klima- und umweltfreundlichem Verhalten getrieben.

Im Ergebnis entstanden singulär zahlreiche solide Lösungen, deren Investitionen in den Wirtschaftsplänen abgebildet werden konnten, die für den Betrieb und Fahrgast funktionieren und somit auch nicht nach einer gewissen Zeit in sich zusammenbrachen. Der Vergleich des Handelns auf verschiedenen Themengebieten führte zur Charakterisierung der Klimaschutzstrategie in der beschriebenen Weise. Die PR- und Marketingkommunikation folgt der fachlichen Leistung, wird aber nicht unabhängig parallel geleistet.

Beispiel StadtbahnIn Köln sind der Ausbau und die Erhaltung des Stadtbahn-

netzes auf hohem Niveau die bedeutendsten Maßnahmen des Klimaschutzes im ÖPNV. Mit einem möglichst störungsarmen Stadtbahnbetrieb und der Erweiterung der Verkehrsangebote

werden neue Fahrgäste gewonnen und langjährige Kunden gebunden.

Die übervollen Fahrzeuge in den Verkehrsspitzen sprechen dafür, dass bei der starken Nachfrage die Angebote ausgeweitet werden müssen, um die not-wendige Verkehrswende zu unterstützen. Dabei ist in vielen Kölner Stadtteilen nichts einfacher, als in die Stadtbahn einzusteigen und schnell in die City und durch die Stadt zu gelangen. Gelingt es nun, weitere (teils neue) Stadtteile anzubinden, können weitere Bürger aktiven Klimaschutz in ihrer Mobilität betrei-ben. Durch den Einsatz von Ökostrom im gesamten

Autor:

Stephan Anemüller,Mediensprecher und

Koordinator Nachhaltigkeit,

Kölner Verkehrs-Betriebe

E-Mail: [email protected]

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Die ersten E-Busse präsentierten sich schnell als funktionierende Technik und faszinieren die

Fahrgäste (Bild: Stephan Anemüller/KVB).

Stadtbahnbetrieb seit 2016 fahren die Menschen dabei komplett CO2-frei. Über das gesamte Stadtbahnnetz vermeidet die KVB die Emission von Tonnen 57.000 Tonnen CO2 jährlich. Der Ausbau des Stadtbahnnetzes gelingt dabei nur schrittweise. Insgesamt neun Ausbau- bzw. Neu-baumaßnahmen wurden 2015 durch die Stadt Köln und die KVB für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen angemeldet.

Beispiel BusDie Etablierung und der Ausbau der E-Mobilität im Busver-

kehr sichert die Zukunft dieses Verkehrsangebotes genauso wie es ein Vorbild für die Verkehrsentwicklung insgesamt ist. Auch wenn der Anteil des Busverkehrs in Köln (KVB und andere) nur bei drei bis sechs Prozent des gesamten Straßenverkehrs liegt, fahren die Busse des ÖPNV doch über weite Teile des Tages. In einem solchen technischen Sektor zu zeigen, dass E-Mobilität funktioniert, bedeutet eine Vor-bildwirkung für andere Bereiche des Verkehrs und trägt damit insgesamt zum Klimaschutz bei.

Bereits im Dezember 2016 wurde mit der Linie 133 die erste Buslinie der KVB auf Elektrobusse umgestellt. Hiermit wird die Emission von 520 Tonnen CO2 jährlich vermieden. Bis 2021 folgt die Umstellung der nächsten sechs Buslini-en. Bis 2030 soll der gesamte Busbetrieb auf E-Mobilität umgestellt werden. Im Hintergrund läuft die Umrüstung eines Betriebshofes und die Neugründung eines weiteren Betriebshofes, um E-Busse im großen Umfang betreuen zu können (die Nahverkehrs-praxis hat in mehreren Beiträgen hierüber berichtet).

Beispiel KVB-AppDas Handy mit entsprechender App ist der Zündschlüssel

im neuen Umweltverbund. Früher griffen viele zum Auto- schlüssel und stiegen standardmäßig in das Auto vor der Haustür. Eine gute App und vernetzte Nutzungsmöglich-keiten (Info, Reservierung, Zugang und Bezahlung) auf dem Handy ersetzen bei vielen Menschen nach Kennenlernen und Gewöhnung den alten etablierten Schlüssel.

Die Vernetzung im Umweltverbund erreicht einen weit grö-ßeren Anteil des gesamten Personenverkehrs, als dies mit Bus und Bahn alleine geschafft werden kann. Im Ergebnis werden vor allem Pkw-Fahrten vermieden. ÖPNV-Apps sind dabei ein Enzym der Vernetzung. Die KVB hat deshalb im Januar dieses Jahres ihre neue, wesentlich verbesserte, KVB-App präsen-tiert. Innerhalb der ersten vier Wochen haben rund 90.000

Kunden die KVB-App heruntergeladen. Mit der Vorgänger-App konnten innerhalb weniger Jahre etwa 240.000 Kunden zu deren Nutzung gewonnen werden. In ihrer verkehrspolitischen Strategie „Köln mobil 2025“ hat sich die Stadt Köln, unter Beteiligung der KVB und anderer, das Ziel gesetzt, bis 2025 etwa 66 % des innerstädtischen Personenverkehrs durch Verkehrs-mittel des Umweltverbundes stattfinden zu lassen. Es scheint, dass durch ein vielfältiges Maßnahmentableau dieses Ziel tatsächlich erreicht werden kann.

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