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Sachverständigenbüro Dr. Manfred Berndt Strategiepapier zur prozessorientierten Entwicklung einer „Nachhaltigkeitsstrategie für den Produktionsgartenbau Hamburg“ 15. August 2016 Dr. Marianne Altmann Dr. Manfred Berndt CO CONCEPT Sachverständigenbüro 17, Rue Glesener Alte Stöckener Str. 74 L 1631 Luxemburg 30419 Hannover Tel.: +352 295235 Tel.: 0511-97939491 [email protected] [email protected]

Strategiepapier zur prozessorientierten Entwicklung einer ... · Da eine solche Strategie fach- und ressortübergreifende Handlungsweisen und Lö- sungsansätze erfordert, ist ihre

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Strategiepapier zur prozessorientierten Entwicklung einer

„Nachhaltigkeitsstrategie für den Produktionsgartenbau Hamburg“

15. August 2016

Dr. Marianne Altmann Dr. Manfred Berndt CO CONCEPT Sachverständigenbüro 17, Rue Glesener Alte Stöckener Str. 74 L – 1631 Luxemburg 30419 Hannover Tel.: +352 295235 Tel.: 0511-97939491 [email protected] [email protected]

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Inhalt Abkürzungsverzeichnis 1. Ausgangslage .............................................................................................................. 1

2. Zielsetzung .................................................................................................................. 1

3. Vorgehensweise .......................................................................................................... 1

4. Allgemeine Zukunftstrends im urbanen Raum ............................................................. 2

5. Rahmenbedingungen des Produktionsgartenbaus in Hamburg .................................. 3

6. Spartenübergreifende Aspekte für den Produktionsgartenbau in Hamburg................. 8

7. Situation und Perspektive in den Wertschöpfungsketten ........................................... 12

7.1 Zierpflanzenbau ................................................................................................... 12

7.2 Gemüsebau ......................................................................................................... 17

7.3 Obstbau ............................................................................................................... 21

7.4 Baumschulen ....................................................................................................... 24

8. Strategische Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung ................................................. 27

9. Aktionsplan und Empfehlungen ................................................................................. 46

9.1 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für den Gartenbau insgesamt .............................................................................................................. 47

9.2 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die Wertschöpfungskette Zierpflanzenbau .................................................................. 66

9.3 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die Wertschöpfungskette Gemüsebau ........................................................................ 72

9.4 Zeit-, Akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die Wertschöpfungskette Obstbau .............................................................................. 76

9.5 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die Wertschöpfungskette Baumschulen ...................................................................... 80

9.6 Empfehlungen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie ................................ 85

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Abkürzungsverzeichnis:

B+B Beet-und Balkonpflanzen

B2B Business to Business

B2C Business to Consumer

BauGB Baugesetzbuch

BdB Bund Deutscher Baumschulen e.V.

BDLA Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e.V.

BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V.

BGM Blumengroßmarkt

BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

BUE Behörde für Umwelt und Energie

BUND Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.

BV Bauernverband, speziell BVHH (Bauernverband Hamburg)

BWVI Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation

CO2 Kohlenstoffdioxid

DEHOGA Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V. DGGL

Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.

EIP Europäische Innovationspartnerschaft

EO Erzeugerorganisation

Erfa-Gruppe Erfahrungsaustauschgruppe

EZG Erzeugergemeinschaft Obst, Gemüse und Blumen eG, Hamburg

FDF Fachverband Deutscher Floristen e.V. FGL S.-H.

Fachverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein e.V.

FHH Freie und Hansestadt Hamburg

GaLaBau Garten-Landschafts-Bau

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GB Gartenbau

GH Großhandel

GVN Gartenbauverband Nord e.V.

GVO genetisch veränderter Organismus

ha Hektar

HBauO Hamburger Bauordnung

HH Hansestadt Hamburg

HS Hochschule

KMU Klein- und mittelständische Unternehmen

LEH Lebensmitteleinzelhandel

LWK Landwirtschaftskammer

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MRH Metropolregion Hamburg

MV Mecklenburg-Vorpommern

NAP Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz

NGO Nichtregierungsorganisation

NI Niedersachsen

öko ökologisch

PRAG projektbegleitende Arbeitsgruppe

PS Pflanzenschutz

PSA Pflanzenschutzamt

PSD Pflanzenschutzdienst QS

Stufenübergreifendes Qualitätssicherungssystem für Obst und Gemüse durch QS GmbH

SH Schleswig-Holstein

WHG Wasserhaushaltsgesetz

WSK Wertschöpfungskette

ZINEG Zukunftsinitiative Niedrigenergiegewächshaus

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1. Ausgangslage Entsprechend dem Agrarpolitischen Konzept 2020 der Freien und Hansestadt Hamburg soll neben weiteren Schwerpunktthemen eine Nachhaltigkeitsstrategie für den Produkti-onsgartenbau in Hamburg entwickelt werden. Der geplante Prozess soll insbesondere die speziellen Rahmenbedingungen des Gartenbaus im urbanen Raum wie einge-schränkte Flächenverfügbarkeit und Flächenkonkurrenz, Produktionseinschränkungen und öffentliches sowie mediales Interesse, berücksichtigen.

2. Zielsetzung Oberstes Ziel des Projektes ist die nachhaltige Stärkung und Zukunftssicherung aller vier Sparten des Produktionsgartenbaus (Zierpflanzen-, Gemüse- und Obstbau sowie Baumschulwirtschaft) in Hamburg. Die Strategie soll unter Einbezug aktueller wissen-schaftlichen Erkenntnisse und insbesondere von Erfahrungen aus der Praxis verläss-liche Rahmenbedingungen und Entwicklungsperspektiven über das Jahr 2020 hinaus aufzeigen und konkrete Handlungsstrategien und Maßnahmenvorschläge beinhalten. Sie bezieht ökologische, ökonomische und soziale Aspekte ein. Mit der fachlichen Leitung und Koordination des Strategieprozesses wurden CO CONCEPT Marketingberatung, Luxemburg und das Sachverständigenbüro für den Gartenbau Dr. Manfred Berndt beauftragt.

3. Vorgehensweise Da eine solche Strategie fach- und ressortübergreifende Handlungsweisen und Lö-sungsansätze erfordert, ist ihre Erarbeitung als ein gemeinschaftlicher Prozess ange-legt, in dem die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) mit ihren Part-nern zusammenarbeitet. Partner im Strategieprozess sind die Landwirtschaftskammer Hamburg, insbesondere die Gartenbauberatung, das Kompetenzzentrum Pflanzen-schutz, Brennerhof und das ESTEBURG – Obstbauzentrum Jork. Der Prozess kann nur gemeinsam mit den berufsständischen Verbänden, dem Gartenbauverband Nord e.V., Bauernverband Hamburg e.V., Fachverband Deutscher Floristen, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V., Landesverband Hamburg e.V. und Lan-desverband Hamburg im Bund deutscher Baumschulen e.V. zum Erfolg geführt werden. Der Projektablauf gliedert sich in vier Schritte:

a) Bestandsaufnahme und Bewertung der Struktur des Hamburger Produktionsgar-tenbaus

b) Herausarbeiten zukünftiger Entwicklungen c) Gemeinschaftliche Erarbeitung von Handlungsstrategien und -maßnahmen d) Ergebnisdokumentation

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Für eine realistische Bewertung der Ist-Situation wurden alle verfügbaren Studien und Statistiken ausgewertet sowie 67 Gruppen- oder Einzelbefragungen auf Produktions-, Groß- und Einzelhandelsstufe sowie mit der Beratung durchgeführt. Auf interdisziplinä-ren, stufen- und spartenübergreifenden Workshops wurden gemeinsam Strategien und Maßnahmen entwickelt, die dem Gartenbau Hamburgs nachhaltigen Erfolg bringen sol-len. Alle im Prozess generierten Ergebnisse wurden intensiv mit einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PRAG) diskutiert, ergänzt und im Konsens verabschiedet. Der PRAG gehören Vertreter der Verbände, der Kompetenzzentren, der Landwirtschaftskammer und der Behörden sowie Wirtschaftsakteure der vier Sparten des Gartenbaus an.

4. Allgemeine Zukunftstrends im urbanen Raum Zukunftstrends entstehen im urbanen Lebensraum, treten dort vermehrt auf und prägen ihn. Zum großen Teil stehen sie untereinander in wechselseitiger Wirkung. Sie nehmen Einfluss auf den Produktionsgartenbau und andere Branchen in Hamburg. Es entstehen dadurch neue Herausforderungen und gleichzeitig neue Chancen für die Gartenbaube-triebe. Für den urbanen Raum Hamburg werden fünf Trends identifiziert, die einen direkten Be-zug zum Gartenbau haben und Potential für eine nachhaltige Stärkung bieten:

a) Boomtown Hamburg Da Hamburg bzw. der urbane Raum ein attraktiver Wirtschafts- und Wohnstand-ort ist, wachsen die Stadt und stadtnahen Kreise. Insbesondere junge Leute zie-hen zu (=günstigere Demografie, Diversifizierung, neue Verbrauchs- und Kon-summuster, hohe Kaufkraft).

b) Regionalität und Relokalisierung Die wirtschaftlichen Strukturen in Hamburg und das Verbraucherverhalten seiner Bürgerinnen und Bürger werden in Zukunft noch stärker durch das Einhergehen von Regionalität, Nachhaltigkeit, Lokalität und Globalisierung geprägt. Durch ver-stärkte Kooperationen und Netzwerkbildungen von lokalen Akteuren mit Wirt-schaft und Politik, wird die regionale Identität wachsen. Regionale Identität und regionale Bezüge prägen die Synthese von urbaner Lebensweise und dem Be-wusstsein für das Regionale und seine Eigenheiten. Der Trend geht zur Indivi-dualität im vereinheitlichten globalisierten Markt. Es wird immer wichtiger, dass Produkte als regional in allen Stufen der Wertschöpfungskette erkannt werden. Für Hamburg bedeutet dies insbesondere die enge Einbindung des Umlandes und die Kooperation mit Nachbarregionen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

c) Gesundheitsbewusstsein Die alternde Gesellschaft wird immer empfänglicher für gesundheitsunterstützen-de Produkte. Auch für junge Menschen spielen „gesunde“ Lebensmittel und Pro-

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dukte eine immer größere Rolle. Aus diesem Bewusstsein heraus wird auch die Lebensqualität in den Städten bewertet (Erholungswert, Grünflächen etc.). Über ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse bis hin zu Bewegungsförderung, Teilhabe und soziale Integration in Gemeinschaftsgärten, bieten sich dem Gar-tenbau für die Zukunft vielseitige Potentiale den Gesundheitstrend aufzugreifen und mit zu gestalten.

d) Urban Gardening

Neben einer Vielzahl an öffentlichen Urban Gardening Initiativen, in denen die Bewohner der Stadt gemeinsam Pflanzen kultivieren, gibt es kommerzielle Pro-jekte (Flächen von Gartenbaubetrieben mieten, bzw. mit Hilfe von Betrieben be-wirtschaften) und Projekte, die von Seiten der Stadt Hamburg bzw. Bezirke unter-stützt werden. In der Weiterentwicklung der Angebote werden zukünftig vermehrt kommerzielle Indoor- und Outdoor-Projekte realisiert, die eine nachhaltige Nah-rungsmittelversorgung, effiziente Kreislaufsysteme und die Nutzung von Pflanzen in der Stadt zum Ziel haben. Bei den kommunalen Projekten werden sich engere Abstimmungsprozesse zwischen Bürgern, Politik und der Gartenbaubranche er-geben. Das Marktpotential für den Gartenbau ist unstrittig, wurde aber bisher noch nicht ermittelt. Bei künftigen Kommunikationskampagnen kann sich die Gar-tenbaubranche dem Zeitgeist entsprechend als „Urban Gardeners“ bzw. „Urbane Gärtner für die Stadt“ profilieren. Mit dem Eingehen auf den Trend „Urban Garde-ning“ können insbesondere junge Konsumenten erreicht und als Kunden entwi-ckelt werden. Durch das eigene Tun wachsen Interesse, Wertschätzung für die gartenbaulichen Erzeugnisse und das diesbezügliche Wissen. All dies ist förder-lich für den Gartenbau.

e) Digitalisierung Akzeptanz und Nutzung von Internet, Apps, sozialen Netzwerken und online-Technologien werden in allen Bevölkerungskreisen und allen Altersklassen in den nächsten Jahren weiter zunehmen und sich auf das Verbraucherverhalten aus-wirken (z.B. Online – Ein- und Verkauf). Durch den leichteren Zugang zu Informa-tionen entwickeln sich zunehmend kritische Kunden. Das Warenprofil muss im-mer stärker mit dem Zielpersonenprofil übereinstimmen. Die Online-Portale und -Unternehmen werden sich weiter ausbauen und ihre Produktpalette vergrößern. Darauf muss sich der Hamburger Gartenbau einstellen.

5. Rahmenbedingungen des Produktionsgartenbaus in Hamburg Neben den allgemeinen Trends werden die Wertschöpfungsketten des Produktionsgar-tenbaus von unterschiedlichen Rahmenbedingungen beeinflusst (siehe Abb. 1). Der An-bau gartenbaulicher Produkte unterliegt in Hamburg in einigen Bereichen schwierigeren Bedingungen als im übrigen Bundesgebiet. Sie werden nachfolgend kurz skizziert.

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Abb.1 Modell der Wertschöpfungskette (nach Bokelmann) Klima und Klimawandel Der Gartenbau steht vor erheblichen Anpassungsnotwendigkeiten an den Klimawandel. Die meisten Klimaszenarien/-modelle gehen von vermehrten Extremwetterereignissen (Sturm, Regen, Hagel, Hitze und Trockenheit) und ansteigenden Temperaturen aus. Es besteht Anpassungsdruck zum Beispiel bei Sortenauswahl, Anbauverfahren und -technik. Signifikante Veränderungen werden sich z.B. bei Schädlings- und Pathogenpo-pulationen und Anforderungen an Stadtbäume, Straßen- und Landschaftsgehölze erge-ben. Im Vergleich zum Produktionsgebiet Niederrhein ist Hamburg im Frühjahr klimatisch et-was benachteiligt, gegenüber weiten Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins jedoch im Vorteil. Der Obstbau im Alten Land profitiert mit seinem angepassten Sortenspektrum von dem etwas raueren Klima hinsichtlich Ausfärbung und Geschmacksausprägung. Die Anbau-flächen in Elbnähe profitieren durch geringere Spätfrostbelastung. Der in den Vier- und Marschlanden vorherrschende schwere Marschboden birgt eine hohe natürliche Bodenfruchtbarkeit. Er erwärmt sich aber relativ spät, ist relativ schwer zu bearbeiten und kann nach Niederschlägen erst spät wieder befahren werden. Politisch-rechtlicher Rahmen Weiter zunehmende Regulierung der Gesetzgebung und Verordnungen durch die Euro-päische Union und der stärker werdende Verbraucherschutz führen zu steigenden Pro-

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duktionseinschränkungen und Dokumentationspflichten im Gartenbau. Nach Experten-meinung wird der Gartenbau auch in Zukunft staatliche Förderungen benötigen und er-halten. Der ökologische Anbau soll in Hamburg besonders gefördert werden. In Bezug auf Natur- und Wasserschutz wird die Flächeninanspruchnahme für den Na-turschutz, insbesondere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Großbauvorhaben und Hafenausbau die Flächenknappheit verschärfen. Dadurch stehen Betrieben immer we-niger Wechsel- oder Erweiterungsflächen zur Verfügung. Gewässerrandstreifen wurden mit 7,5 m um 50 % breiter verankert als vom WHG für das Bundesgebiet mit 5 m vorgeschrieben ist. Durch die Ausweisung weiterer umfangreicher Überschwemmungsgebiete kann es zu Bauverboten und Nutzungseinschränkungen kommen. Für die Bearbeitung von Bauanträgen sind die verschiedenen Bezirksämter im Stadt-gebiet zuständig. Neben der unterschiedlichen, zum Teil geringen Sachkenntnis über Belange des Gartenbaues, weichen die Handhabungen von Bauanträgen deutlich von-einander ab. Es fehlt an einheitlichen Anforderungskatalogen für Bauanträge. Drei Jahre von der Antragstellung bis zur Genehmigung, endgültigen Ablehnung oder Aufgabe des Vorhabens sind kein Einzelfall. Die Landwirtschaftsverwaltung ist in Hamburg auf verschiedene Institutionen verteilt. Aus Sicht der Unternehmer erscheint die Situation unproblematisch. Ihre Ansprech-partner finden die Unternehmer je nach Themenstellung bei der Landwirtschaftskammer (u.a. Anbau- und Technikberatung sowie Betriebswirtschaft) und im Kompetenzzentrum Pflanzenschutz (Pflanzenschutz und Nützlingseinsatz), beides am Standort Brennerhof. Obstbauunternehmer haben in erster Linie ihre Ansprechpartner im ESTEBURG- Obst-bauzentrum Jork, die durch eine länderübergreifende Vereinbarung auch für die Obst-baubetriebe auf Hamburger Gebiet (etwa Dritte Meile des Alten Landes) zuständig sind. Die BWVI ist als Fachbehörde zuständig für die Ausgestaltung der Hamburger Agrarpoli-tik. Die Ausrichtung ist im Agrarpolitischen Konzept 2020 des Senats festgelegt. Daraus abgeleitet wurde das Hamburger Agrarförderprogramm 2015 - 2020. Die BWVI fördert u.a. einzelbetriebliche investive Maßnahmen, verschiedene Agrarumweltmaßnahmen und Maßnahmen zur Förderung des Ländlichen Raumes. Hier fungiert die BWVI als Zuwendungsbehörde und führt auch die notwendigen Kontrollen durch. Die Administra-tion der Direktzahlungen aus der I. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wird auf Grundlage eines Staatsvertrages durch das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein durchgeführt. Andere Fördermaßnahmen, z.B. Vertragsnaturschutz und was-serwirtschaftliche Maßnahmen, werden von der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) angeboten. Die BUE beeinflusst gartenbauliche Betriebe zudem auch über ihre Zustän-digkeit für Natur-, Gewässer- und Bodenschutz.

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Neben den genannten Institutionen sind an vielen Regelungen und Entscheidungen für den Gartenbau außerdem die örtlich zuständigen Bezirksämter (örtliche Landschafts-entwicklungsplanung und Bearbeitung von Bauanträgen) beteiligt. Volkswirtschaft und sozio-ökonomische Entwicklung Der Produktionsgartenbau in Hamburg wird wie an anderen Standorten Deutschlands von einem wachsenden Fachkräftemangel, einer notwendigen Anpassung des Lohnni-veaus an die gewerbliche Wirtschaft sowie günstigen Finanzierungsbedingungen beein-flusst. Im Gegensatz zum Bundesgebiet gibt es im Obstbau (Altes Land) vergleichswei-se viele Auszubildende und Meisterschüler (Clustereffekt). Die Energiekosten haben sich zurzeit stabilisiert; ihre weitere Entwicklung ist nicht prog-nostizierbar. Der Einsatz regenerativer Energien ist von Politik und Konsumenten ge-wollt. Die steigende Bedeutung von Carbon-Foot-Prints kann Verbraucherpräferenzen für regional erzeugte Gartenbauprodukte stärken. Der Hafen und die davon ausgehende Wirtschaftskraft bestimmen einen Großteil des Geschehens in Hamburgs Wirtschaft und Gesellschaft. Hamburg ist ein attraktiver Wohnort für Mitarbeiter aller Ebenen. Hamburgs Bevölkerung hat in großen Teilen eine hohe Kaufkraft mit hohen Ansprüchen an Qualität und Zuverlässigkeit. Hierdurch bieten sich gute Absatzchancen auch für hochwertige gärtnerische Produkte und Dienstleis-tungen. Der Gartenbau kann die Wertigkeit seiner verbrauchernah erzeugten Produkte zur Geltung bringen.

Aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt stellen besondere Herausforderungen für die Gartenbauunternehmen dar. Hinsichtlich Flexibilisierung, Teilzeitmodellen und Integrati-on von Quereinsteigern, gibt es bereits langjährige Praxiserfahrungen. Anpassungsbe-darf besteht in Bezug auf Entgeltniveau, Arbeitgeberleistungen und Maßnahmen zur Verminderung körperlicher Belastungen durch die Arbeitsausübung. Dies gilt ebenso für die Präsenz in den digitalen Medien. In der Bevölkerung nehmen Kenntnisse und Erfah-rungen zu gärtnerischer Erzeugung und Leistung ab. Die gesellschaftliche Mobilität nimmt zu. Hamburg verfügt über eine stärker ausgeprägte Pluralität (hoher Anteil von Personen mit Migrationshintergrund und unterschiedliche Lebensstile) als die angrenzenden Bun-desländer.

Verbraucher und Nachfrageentwicklung Verschiedene individuelle Lebensstile bestimmen das Verbraucherverhalten und bedin-gen verschiedene Verbrauchertypen. Die Nachfrage wird differenzierter. Garten-bauunternehmen werden sich mit ihrem Leistungsprofil auf ein verändertes Verbrau-cherverhalten ausrichten müssen. Die Notwendigkeit von Profilbildung steigt. Verbraucher bekommen durch öffentlichen Erfahrungsaustausch und Internetnutzung einen besseren Marktüberblick und eine größere Marktmacht. Die digitale Kommunikati-on zwischen Verbrauchern und Gartenbauunternehmen wird zunehmen.

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Neue Sorten und andere Produktinnovationen spielen für die großstätische Bevölkerung eine große Rolle. Die Nachfrage nach Schnittblumen ist im urbanen Raum höher als im Bundesdurchschnitt. Die Zielgruppe der Verbraucher mit Regionalpräferenz ist aufgrund der Demografie in Hamburg vergleichsweise groß. Dies gilt ebenso für die Zielgruppe der Urban Gardener in Bezug auf Balkongemüse und -obst.

Nationaler und internationaler Wettbewerb Die zunehmende Globalisierung wird den Strukturwandel im Gartenbau weiter voran-treiben. Dabei wird Nachhaltigkeit zu einem wettbewerbsrelevanten Bewertungsmaß-stab für unternehmerisches Handeln. Der Trend zur Regionalität eröffnet für den ver-brauchernahen Anbau zusätzliche Entwicklungspotenziale. Stimmige Regionalkonzepte, ggf. in Form betriebsübergreifender Kooperationen, können eine Antwort sein. Die Metropolregion Hamburg ist ein attraktiver Markt und zieht auch überregionale Wa-renströme an. Moderne Kommunikations- und Logistikkonzepte vereinfachen die euro-paweite Belieferung der Metropolregion. Dieser zunehmende Wettbewerb erschwert den Aufbau neuer regionaler Wertschöpfungsketten.

Qualifizierung Nachwuchsqualifizierung, Aus- und Weiterbildung müssen essentielle Bestandteile der Unternehmenskultur im Gartenbau werden, ebenso die Personalentwicklung als gelebte Lern- und Weiterbildungskultur. Die Notwendigkeit von geeigneten Qualifizierungs-programmen für Quereinsteiger nimmt zu. Die Berufsschulen in Hamburg bieten wenig spartenspezifischen Unterricht an. Dagegen ist die überbetriebliche Ausbildungsstätte der Landwirtschaftskammer am Brennerhof für den Produktionsgartenbau vorbildlich. Den Betrieben wird ein regelmäßiges Angebot von Seminaren zur beruflichen Weiterbildung geboten.

Technischer Fortschritt Der Einfluss des technischen Fortschritts auf die gartenbauliche Wertschöpfungskette zeigt sich in fünf wichtigen Kategorien. Die demografische Entwicklung wird Rationalisierung und Automation erzwingen. Diese werden den Gartenbau weiter verändern und den Strukturwandel beschleunigen. Die Anforderungen der Handelspartner und der Verbraucher führen zum „Präzisionsgar-tenbau“. Soweit noch die gebietstypischen langen, schmalen Grundstücke und Ge-wächshäuser bestehen, erschwert bzw. verhindert dies den Einsatz vieler moderner Ra-tionalisierungsmaßnahmen. Verbraucherakzeptanz erfordert Energieeffizienz und insbesondere geringeren Einsatz fossiler Energieträger. Die Europäische Forderung nach nationalen Aktionsplänen, um die Risiken und die An-wendung von Pflanzenschutzmittel weiter zu reduzieren, bedingt neue Lösungen im Pflanzenschutz. Dazu gehören beispielhaft eine Weiterentwicklung des „Präzisionsgar-

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tenbaus“, die Notwendigkeit innovativer Pflanzenschutzkonzepte, intelligente präventive Kulturmaßnahmen und die Züchtung widerstandsfähiger und resistenter Sorten. Der integrierte Pflanzenschutz gilt als weltweites Leitbild für einen nachhaltigen Pflanzen-schutz zur Sicherung von Ertrag und Qualität. Trotzdem zwingt der Systemhandel Pro-duzenten zur strikten, über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Einhaltung von Pflanzenschutzauflagen, um Rückstände in Lebensmitteln und auch in Zierpflanzen weiter zu reduzieren. Die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Umwelt und die Lebensmittelgesundheit stehen in der öffentlichen Diskussion. Neben der staatlichen Beratung und dem staatlichen Versuchswesen werden sich private Beratungsstrukturen etablieren. In der heutigen Lebensmittel- und Prozesstechnologie zeigt sich verstärkt die Ent-wicklung funktioneller Lebensmittel und Einbeziehung pflanzenbasierter Rohstoffe. Es wird zum Einsatz neuer diagnostischer, möglichst nicht-destruktiver Schnellbestim-mungsmethoden in der Qualitätssicherung kommen und zu einer Weiterentwicklung ab-gestimmter Qualitätssicherungssysteme über die gesamten Wertschöpfungsketten hin-weg. Neue Kommunikationstechnologien verändern Verhalten und in Folge Strukturen. Die Kommunikation wird durchgängiger bis zur konsequenten Einbindung aller Akteure der Wertschöpfungskette. Die Online-Kommunikation wird vorherrschen. Dafür werden die Unternehmer vermehrt professionelle Unterstützung benötigen. Der direkte Kontakt zwi-schen Verbraucher und Produzent wird zunehmen und die Wertschöpfungsketten ver-ändern ggf. verkürzen.

6. Spartenübergreifende Aspekte für den Produktionsgartenbau in Hamburg Der Hamburger Produktionsgartenbau ist durch einige Aspekte gekennzeichnet, die für die meisten Sparten zutreffen. Um Wiederholungen in den einzelnen Spartenprofilen zu vermeiden, werden diese Aspekte vorangestellt: Produktionsmittelbeschaffung Produktionsbetriebe des Gartenbaus sind auf den Zukauf von Produktionsmitteln (Kul-turmaterial, Jungpflanzen) angewiesen. Zur Bedarfsdeckung stehen ihnen in Hamburg regionale und überregionale Versorgungsquellen zur Verfügung. Die Betriebsinhaber bewerten die Beschaffung von Produktionsmitteln als unproblematisch. Allerdings stel-len Zierpflanzen- und Gemüseproduzenten fest, dass kleinere Betriebe in den Vier- und Marschlanden von den Lieferanten nicht mehr direkt angefahren werden. Mehrfach wur-de die Sorge um die Verfügbarkeit von Torf bzw. geeigneten Ersatzstoffen und ver-schiedenen Pflanzenschutzmitteln mit unterschiedlichen Wirkstoffen angesprochen.

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Gender Mit wenigen Ausnahmen sind die Betriebsinhaber im Zierpflanzen- und Gemüsebau Männer. Als Arbeitskräfte sind sowohl Frauen als auch Männer eingestellt. Es werden etwa zu gleichen Teilen Männer und Frauen ausgebildet. Die Bezahlung erfolgt nach Betriebszugehörigkeit, Verantwortungsbereich und körperliche Beanspruchung der Tä-tigkeit. Laut Auskunft werden Männer und Frauen gleich bezahlt, werden aber aufgrund der körperlichen Belastung mit unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten eingesetzt. In den Baumschulbetrieben ist der Frauenanteil in der Belegschaft hoch. Energieeinsatz Die Produktionsbetriebe des Gartenbaus in Hamburg sind kostenbewusst und um einen ressourcenschonenden Einsatz von Energie bemüht. So gut wie alle Betriebsleiter ha-ben in den letzten Jahren energiesparende Maßnahmen umgesetzt und die Kultur- und Heizstrategien angepasst. Neue Heizstrategien könnten die Produktivität erhöhen. In vielen Obstbaubetrieben findet ein erheblicher Energieverbrauch in den Kühllagern statt. Dort ist noch Einsparpotenzial gegeben. Mit dem sog. „Fitnessprogramm „Energie“ sol-len die Ziele des „Agrarpolitischen Konzeptes 2020“ zum Themenkomplex „Energie“ umgesetzt werden. Mit dem bereits laufenden Forschungsvorhaben „Verbesserung der Energieeffizienz im Unterglasgartenbau“ der Hochschule Osnabrück werden praxisori-entierte Lösungsansätze für den Zierpflanzen- und Gemüsebau entwickelt. Die Verfüg-barkeit der genutzten fossilen Energieträger wird von den Betriebsinhabern nicht als problematisch eingeschätzt. Durch einen Umstieg auf erneuerbare Energien erwarten sie zurzeit keine ökonomischen Vorteile, da z.B. auch die Preise von Holzpellets ange-stiegen sind und bereits umfassende Einsparmaßnahmen realisiert wurden. Arbeitskräfte Die Produktionsbetriebe werden überwiegend von ausgebildeten Gärtnern, meistens Gärtnermeistern, geführt, einige auch von qualifizierten Quereinsteigern. Circa die Hälfte der beschäftigten Arbeitskräfte sind Familienmitglieder. Als Fremdarbeitskräfte werden überwiegend im Betrieb angelernte Saisonarbeitskräfte beschäftigt, oftmals mit langjäh-riger Bindung. Saisonarbeitskräfte anzuwerben, stellt derzeit für die Unternehmen keine besondere Schwierigkeit dar. Die kleinteilige Betriebsstruktur erfordert einen erhöhten Einsatz an Arbeitskräften. Die Familienunternehmen sind in ihren Arbeitskapazitäten beschränkt. Einige Betriebsinhaber im Gemüsebau geben an, ihre Betriebe nicht zu er-weitern, um nicht mit zusätzlichen Arbeitskräften die Betriebsstrukturen ändern zu müs-sen. In Baumschulen werden dagegen aufgrund der großen Sortimentsbreite und -tiefe überwiegend qualifizierte Arbeitskräfte beschäftigt. Das Anwerben neuer Arbeitskräfte wird als problematisch empfunden. Für die Zukunft gehen alle Sparten davon aus, dass der Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften spürbar erschwert sein wird. Mindestlohngesetz Die gezahlten Löhne liegen aufgrund der Großstadtnähe bereits über diesem Niveau des Mindestlohns. Jedoch wird der bürokratische Aufwand für die kleinen Familienbe-triebe eine Belastung (zusätzliche Auflagen und Aufzeichnungspflichten durch das Min-destlohngesetz). Für die Arbeitskräfte, die z.B. aus Polen für die Saisonarbeit anreisen, machen die zeitlichen Begrenzungen der wöchentlichen Arbeitszeit die Arbeitsstellen

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weniger attraktiv. Sie stehen dem Anliegen der Arbeitskräfte entgegen, in der kurzen Saison so viel Geld wie möglich zu verdienen. Es gibt Betriebe, die durch die neue Re-gelung – nur um den Arbeitsaufwand im Betriebsablauf zu reduzieren – das Sortiment angepasst haben. Nachfolgesituation Die Übergabe gartenbaulicher Betriebe erfolgt traditionell in der eigenen Familie. Häufig arbeiten die Nachfolger bereits über einen langen Zeitraum im Familienunternehmen mit; ebenso wie die Generation der „Übergeber“ noch nach der Hofübergabe. Die Nach-folgesituation gestaltet sich insbesondere im Zierpflanzen- und Gemüsebau zunehmend schwierig. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands bei vergleichsweise geringem Ein-kommen und der fehlenden Perspektive schwindet die Attraktivität für Betriebsübernah-men. Die Elterngeneration betont oftmals, ihren Kindern freie Berufswahl einzuräumen. Anders stellt sich die Situation in der Sparte Obstbau dar. Dort ist die Nachfolgesituation in den meisten Betrieben geregelt. Beteiligung, Interesse an Kooperationen In allen Sparten zeigt sich eine geringe Kooperationsbereitschaft. Zusammenarbeit fin-det eher informell unter befreundeten Betriebsinhaberfamilien statt. Die Akteure der Wertschöpfungskette erkennen zwar die Vorteile von Kooperationen in einer Verbesse-rung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und einer wettbewerbsfähigen Perspektive. Gerade Kooperationen im Absatz werden von den Betriebsleitern als „theoretisch“ wir-kungsvoll eingeschätzt. Dennoch führen diese Überlegungen nicht zu einem verstärkten Kooperationsinteresse. Zu schwer wiegen Befürchtungen eines Eingriffs in die unter-nehmerische Freiheit oder mangelndes Vertrauen, ob eine Kooperation gelingen kann. Hinzu kommen einzelne Erfahrungen aus gescheiterten Kooperationsvorhaben. Ausnahmen zeigen sich im ökologischen Obstanbau und bei indirekt absetzenden Topf-pflanzenproduzenten. Die Initiative "Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V." stößt in der Branche insbesondere durch ihren stufenübergreifenden Kooperationsansatz auf Interesse. Es bedarf jedoch noch einer verstärkten Kommunikation, um eine größere Teilnahmebe-reitschaft zu erzielen. Großhandelsstufen aller Sparten begrüßen grundsätzlich koopera-tive Initiativen, wie zum Beispiel die „Hamburger Bauerngarten GmbH“, „nah:türlich ge-nießen e.V.“ oder die „Vierländer Frische e.V.“. Teilweise hat der Großhandel selbst Konzepte initiiert, z.B. „Ich bin von HIER! “ oder „Essbare Landschaften Holstein GmbH“. Einkommensdiversifizierung Mit Ausnahme der Baumschulsparte beziehen die wenigsten Inhaberfamilien ihr Ein-kommen ausschließlich aus der Produktion gartenbaulicher Erzeugnisse. Insbesondere Topfpflanzenbetriebe betreiben häufig zusätzlich ein Groß- oder Einzelhandelsunter-nehmen. Im Gemüsebau arbeiten die Partner der Betriebsinhaber oft nicht im eigenen Betrieb. Sie erwirtschaften ein Einkommen in einem eigenen Beruf außerhalb des Un-ternehmens. Inhaber nehmen vereinzelt auch einen Nebenjob außerhalb der Saison wahr oder gründen Nebenbetriebe. Im Obstbau bilden der Agrotourismus, Ferienwoh-

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nungen, Vermietung von Arbeiterwohnungen (z.B. an Monteure) oder Arbeitsmöglichkei-ten außerhalb des Sektors zusätzliche Einkommensquellen. Marketing, Einsatz neuer Medien Die persönliche Kundenansprache wird als wichtigstes Kommunikationsmittel angese-hen. Eine Mehrheit der befragten Betriebsleiter hält den Einsatz neuer Medien für zu zeitaufwändig. Lediglich Baumschulen setzen in ihrem einzelbetrieblichen Marketing bereits verschiedenste Kommunikationsmittel ein. In allen Sparten wächst bei Betriebs-inhabern das Bewusstsein, wie wichtig heutzutage eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist, um Konsumenten zu erreichen. Urban Gardening und ökologische Produktionsweise Aktuell sieht die Mehrheit der Produzenten weder ein Potenzial im „Urban Gardening“ noch in der ökologischen Produktionsweise. Gleichwohl sind diese Bereiche zukünftig entwicklungsfähig, wenn es gelingt, eine Verbindung zum kommerziellen Gartenbau herzustellen. Positiv nimmt die Branche den Trend wahr, dass sich Stadtbewohner durch den verstärkten Trend zu Grün in der Stadt und Mietgärten wieder mehr mit Pflan-zen befassen, sie selbst gärtnern möchten und dadurch wieder mehr Bezug zum „grü-nen“ Bereich bekommen. Beratung durch die Landwirtschaftskammer und die Kompetenzzentren, Informa-tionsbeschaffung Die Betriebsinhaber im Zierpflanzen- und Gemüsebau nehmen das Beratungsangebot der Landwirtschaftskammer und des Pflanzenschutzdienstes der BWVI wahr. Sie sehen es als wichtig an, dass die Beratung vor Ort aufrechterhalten und weiterentwickelt wird. Der Beratungsbedarf vor allem im Bereich der neuen Auflagen, Verordnungen und der Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln ist stark gestiegen. Sehr kritisch merken Betriebsleiter an, dass die Berater seltener in die Betriebe kommen und mit anderen Aufgaben befasst sind. Unternehmen der Sparten Baumschule und Obstbau nehmen überwiegend die Beratung der Kompetenzzentren in Schleswig-Holstein (Ellerhoop-Thiensen) und Niedersachsen (ESTEBURG- Obstbauzentrum Jork) in Anspruch. Dies ist möglich, durch die Vereinbarung zur länderübergreifenden Zusammenarbeit im Gar-tenbau, die 2004 vertraglich vereinbart wurde und die Erhaltung eines leistungsfähigen und effizienten Versuchs- und Beratungswesens zum Ziel hat. Derzeit besteht die Ko-operation aus einem Netzwerk von acht spezialisierten Kompetenzzentren in sechs be-teiligten Bundesländern. Förderung Die einzelbetriebliche Förderung erfolgt im Rahmen der Vorgaben der Gemeinschafts-aufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" und wird demgemäß in Hamburg umgesetzt. Bienenschutz In den Befragungen wurde das Thema Bienenschutz als weitgehend „erledigtes“ Prob-lem angesehen, jedenfalls soweit es um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht. Dieser Bereich ist durch die aktuellen Pflanzenschutzmittel-Zulassungen geregelt und

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gesichert. Vor dem Hintergrund der angespannten Situation vieler Bienenvölker und den zunehmenden Bemühungen auch auf Bundesebene die Lebensbedingungen von Bienen zu verbessern, hat das Thema aber weiterhin hohe Bedeutung. „Frei von Gentechnik“ Das Thema „Gentechnik“ sahen die Betriebsinhaber/innen in den Befragungen als nicht relevant für sich an. Die Fortschritte in der Züchtungsarbeit an gentechnisch veränderten Organismen (GVO) für den Einsatz im Gartenbau erhöhen jedoch die Wahrscheinlich-keit, dass der Themenkomplex auch für Gartenbau zunehmend relevant wird. Allerdings wird dieser Bereich maßgeblich durch gesetzliche Vorgaben („Opt-Out-Regelung) ge-steuert, sodass der Anbau von GVO in Deutschland in absehbarer Zeit unwahrschein-lich bleibt.

7. Situation und Perspektive in den Wertschöpfungsketten

7.1 Zierpflanzenbau Im Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg gibt es 191 spezialisierte Unterglasbe-triebe mit zusammen 323 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 17 spezialisierte Frei-landbetriebe mit 68 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. In Hamburg überwiegt der Schnittblumenanbau. Der Topfpflanzenanbau umfasst im Schwerpunkt Beet- und Bal-konpflanzenkulturen. Bei den Schnittblumenkulturen unter Glas belegen Rosen die größte Fläche. Die Produktion ist insbesondere bei Schnittblumen im Vergleich zu ande-ren Produktionsstandorten im Bundesgebiet marktorientiert breit gefächert. Die Anzahl der Produzenten hat sich durch das Ausscheiden überwiegend kleinerer Be-triebe in den letzten zehn Jahren auf weniger als die Hälfte reduziert. Die Grundfläche der Produktion hat allerdings lediglich um 20 % abgenommen. Diese Abnahme betrifft vor allem Gewächshausflächen. Flächen im Freiland haben sich nur wenig verändert. Tendenzen zur Ausweiterung der Produktion zeigen sich aufgrund betrieblicher Situatio-nen, aber auch fehlender Impulse oder Perspektiven aktuell kaum. Dies geht einher mit mangelnder Investitionsbereitschaft. Die Gewächshausfläche ist meist auf mehrere einzeln stehende Häuser verteilt. Nur wenige Betriebsinhaber haben nach 2000 in Neubauten investiert. Überalterte, nicht mehr genutzte Gewächshäuser aufgegebener Betriebe bleiben teilweise als „Ruinen“ erhalten. Sie beeinträchtigen den Gesamteindruck des Gartenbaus. Auf die städtische Bevölkerung wirkt dies imageschädigend. Die Klimasteuerung erfolgt in den befragten Betrieben bis auf wenige Ausnahmen zent-ral über Klimacomputer. In Betrieben, in denen dies nicht der Fall ist, ist die Installation aufgrund der kleinteiligen Betriebsstruktur zu teuer. Nahezu alle Betriebsleiter haben in den letzten Jahren heizkostensenkende und auch energiesparende Maßnahmen umge-setzt. Mit Ausnahme von Gerbera und Freesien - diese werden im Winter warm durch-geheizt - werden die Gewächshäuser überwiegend nur frostfrei gehalten. Rosen werden

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über den Winter nur noch nahe frostfrei gehalten und dann ab Februar gestaffelt ange-heizt. Der sparsame Einsatz von Produktionsmitteln und Pflanzenschutzmitteln ist für die Be-triebsinhaber schon aus Kostengründen wichtig, oftmals aber auch ein persönliches An-liegen. Die Betriebsleiter führen meist integrierten Pflanzenschutz mit möglichst gerin-gem Pflanzenschutzmitteleinsatz durch. Häufig werden Nützlinge eingesetzt. Die Situa-tion im Pflanzenschutz wird von den Betriebsleitern insgesamt als kritisch eingeschätzt, vor allem aufgrund der Gefahr von Resistenzen und einer durch gesetzliche Vorgaben zunehmend eingeschränkten Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln. Wenn Nützlinge eingesetzt werden, erfordert dies einen hohen Beratungseinsatz. Die Produzenten setzen ihre Ware fast ausschließlich an Wiederverkäufer ab. Es domi-nieren langjährige Beziehungen zu Stammkunden. Dreh- und Angelpunkt für die Ver-marktung von regionalen Zierpflanzen, insbesondere Schnittblumen, ist der Blumen-großmarkt Hamburg (BGM). Topfpflanzen, insbesondere Beet- und Balkonpflanzen, werden in erster Linie direkt über Großhändler und andere Wiederverkäufer, aber auch direkt an Gartencenter und Wochenmarkthändler abgesetzt. Der BGM spielt für Beet- und Balkonware kaum eine Rolle. Im Jahr 2014 gehörten der Marktgemeinschaft Blumengroßmarkt Hamburg e.G. 177 aktive Mitglieder mit gemieteten Flächen an. Der BGM hat rund 2.100 registrierte Kun-den. 70 % davon kommen aus einem Umkreis von ca. 50 km. Kennzeichnend für die Vermarktung von Blumen und Zierpflanzen aus Hamburger Produktion sind feste, ge-wachsene Anbieter-Abnehmer-Beziehungen. Das große Angebot an Schnittblumen mit vielen Besonderheiten ist nach wie vor die Stärke des BGM. Der Angebotszeitraum re-gionaler Schnittblumen beschränkt sich überwiegend auf März bis Ende September / Anfang Oktober. Ähnlich wie Großmärkte an anderen Standorten kämpft der BGM mit besonderen Her-ausforderungen, die u.a. im Strukturwandel auf Anbieter- und Abnehmerseite sowie ei-nem geänderten Nachfrageverhalten begründet sind. Hierdurch verliert der Blumen-großmarkt tendenziell an Bedeutung. Er wird aufgrund seines vielfältigen Angebots, das auch Raritäten und Nischenprodukte umfasst und aufgrund seiner Anbieterbreite von Branchenkennern und externen Großhändlern weiterhin als beeindruckende Handels-plattform wahrgenommen. Der Fachgroßhandel nutzt die angebotene Produktvielfalt gerne, um sich gegenüber Wettbewerbern zu differenzieren und in anderen Nachfrage-zentren (z.B. Berlin) zu profilieren. Auf der Einzelhandelsebene ist der Floristenfachhandel mit rund 300 im Fachverband Deutscher Floristen e.V. (FDF) registrierten Blumenfachgeschäften aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vertreten. Hinzu kommen zahlreiche Einzelhandelsgärtnereien und über 30 Gartencenter. Ein Teil der Zierpflanzen wird auch über Wochenmärkte direkt an den Endverbraucher abgesetzt. Fachhandel und Erzeuger nehmen eine Wettbewerbszunahme durch branchenfremde Anbieter, z.B. Baumarktket-ten und den Lebensmitteileinzelhandel wahr. Um diesem Wettbewerb wie auch der

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Konkurrenzsituation zwischen Hamburger Produktion und Importware besser begegnen zu können, wurden Kommunikationskonzepte, wie die „Vierländer Frische“ und „Ich bin von HIER“, ins Leben gerufen. Mit der Initiative „Nordfreun.de – auf blühende Nachbar-schaft e.V.“ entwickelten erstmals Vertreter aller Stufen der Wertschöpfungskette ein stufenübergreifendes Zertifizierungs- und Kommunikationskonzept für „glaubwürdig-regionale“ Zierpflanzen. Dieser Regionalinitiative können alle Anbieter von Regional-pflanzen aus der Metropolregion Hamburg und Norddeutschland beitreten. In der im Aufbau befindlichen stufenübergreifenden Zusammenarbeit und der Identifikation regio-naler Ware wird ein Entwicklungspotential für den Hamburger Zierpflanzenbau gesehen, wenn es gelingt, eine ausreichende Marktbedeutung aufzubauen. Bewertung der Sparte Zierpflanzenbau Mit allen gewonnenen Informationen wird die Sparte mit einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse bewertet. Den Stärken der Sparte, wie Angebotsvielfalt - das Schnittblumensortiment ist in der Form einzigartig auf dem deutschen Markt -, Verbrauchernähe, gut entwickelte Absatz-wege, gewachsene Anbieter-Abnehmer-Strukturen und der bedeutenden Vermark-tungseinrichtung BGM stehen Schwächen gegenüber. Sie liegen in hohen Transakti-onskosten für den Absatz, kleinstrukturierten, teilweise veralteten Produktionsanlagen mit geringen Rationalisierungsmöglichkeiten, mangelnder Kooperationsbereitschaft und einer resignativen Stimmung in der Sparte mit wenig Mut zu Investitionen und Innovati-on. Wenn es gelingt, die Absatzwege über Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. und weitere Initiativen wie „Vierländer Frische“ stärker zu differenzieren, z.B. über regionale Ware oder attraktive Nischenprodukte, können die Risiken des Wettbewerbs-drucks und einer mangelnden Angebotsbündelung abgebaut werden. Die lokalen Liefer-ketten müssen gestärkt werden.

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Stärken und Schwächen des Hamburger Zierpflanzenbaus Stärken

Verbrauchernähe zum Absatzmarkt Hamburg.

Blumengroßmarkt als bedeutender Handelsplatz.

Unternehmen der WSK Zierpflanzen genießen am Standort Hamburg eine günstige logistische Lage.

Die Produktion erfolgt überwiegend in Familienbetrieben und damit vergleichsweise stabilen und dauerhaften Unternehmens-formen. Betriebe halten Krisen besser durch.

Robuste, klimaangepasste Qualitäten.

Produktionsbetriebe und die WSK profitieren von der Pflanzen-schutz-Beratung, die mit Fokus auf Nützlingseinsatz einen Wett-bewerbsvorsprung ermöglicht.

Die WSK Zierpflanzen hat eine lange Tradition, so dass im Sek-tor gewachsene Anbieter-Abnehmer-Strukturen bestehen.

Die lange Tradition ermöglicht auch die Anhäufung von Know-how.

spez. Schnittblumen:

Das Schnittblumen-Sortiment ist sehr differenziert und in dieser Form wohl einzigartig für den deutschen Markt.

Für den Absatz von Schnittware bestehen aktuell gut entwickelte Absatzwege.

spez. Topfpflanzen (B+B):

Funktionierende Großhandelsstruktur außerhalb des BGM für den Absatz von Outdoor-Ware (B+B).

Schwächen

Der große Absatzmarkt Hamburg bedingt eine hohe Wettbewerbsintensi-tät auf den Handelsebenen.

Strukturelle Schwächen des BGMs.

Insbesondere die Vermarktung über Groß- und Wochenmarkt ist mit ho-hen Transaktionskosten verbunden.

Die Markttransparenz über das Warenangebot ist nicht umfassend gege-ben.

Familienbetriebe sind in ihren Arbeitskapazitäten beschränkt. Die Arbeits-belastung der Familienarbeitskräfte ist durch Produktion und Vermarktung hoch.

Die Produktion leidet an strukturellen Hindernissen, wie kleinflächigen Produktionsanlagen und geringen Rationalisierungsmöglichkeiten.

Teilweise Investitionsrückstände in den Betrieben, oft verbunden mit ne-gativen Folgen auf die Produktqualität.

Durch teilweise negative, resignative Stimmung im Gebiet, wenig Mut zu Investitionen und Innovation.

spez. Schnittblumen:

Erheblicher Preisdruck durch Ware vom Niederrhein und Importe, beson-ders bei Schnittrosen.

spez. Topfpflanzen (B+B):

Das regionale Topfpflanzensortiment beschränkt sich zumeist auf Stan-dardware.

Das produzierte Sortiment weist heterogene Qualitäten auf und ist für Großabnehmer kaum zu bündeln.

Geringer werdende Angebotsbündelung durch den BGM.

Produzenten leisten sehr hohen Aufwand für die Vermarktung.

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Chancen und Risiken des Hamburger Zierpflanzenbaus

Chancen

Hinwendung von Verbrauchern und Abnehmern zu regionalen Produkten.

Verbrauchernähe bietet Chancen, das gärtnerische Tun in Wert zu setzen.

Potenzial der Nischenprodukte kann weiter ausgeschöpft wer-den.

Das regionale Sortiment ist umfangreich und weist gefragte Be-sonderheiten auf. Chancen liegen in den damit verbundenen Dif-ferenzierungsmöglichkeiten der WSK.

Clustervorteile bieten Chancen durch gemeinschaftliches Han-deln, wie z.B. „Vierländer Frische“.

Die im Aufbau begriffene Initiative Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V., die Partner aller Stufen der WSK zusam-menführt und für glaubwürdig regionale Zierpflanzen eintritt, kann Impulsgeber werden.

spez. Schnittblumen:

Insbesondere Schnittblumenbetriebe weisen eine relativ geringe Verschuldung auf. (Reserve für evtl. kurzfristig erforderliche In-vestitionen aber auch Chance für leichtere Nachfolgeregelung

oder unkomplizierte Betriebsaufgabe)

Risiken

Abnehmende Anzahl an Produzenten.

Produktsicherheit ist durch Probleme im Bereich Pflanzenschutz nicht mehr gewährleistet.

Eine ungünstige Struktur der Produktionsflächen belastet die Arbeitswirt-schaft und steigert weiterhin die Heizkosten der Unterglasbetriebe.

Die Forderung nach zertifizierter (Topf-) Ware wird noch unzureichend erfüllt.

Eine Überlastung durch neue Anforderungen (Mindestlohn mit Dokumen-tationspflicht und begrenzter Arbeitszeit, Düngeverordnung etc.) ist fest-stellbar.

Stellenrückgang und starke Belastung durch administrative Aufgaben mindern die Verfügbarkeit für die eigentliche gartenbaulichen Beratung.

Es bestehen nur wenige Kooperationen, die Kooperationsbereitschaft ist gering.

Steigender Preisdruck durch inländische Produkte und Importware bei gleichzeitig höheren Produktionskosten

Kunden und Abnehmer ändern ihr Verhalten in einer Weise, die zu Ab-satznachteilen für den Zierpflanzenbau führt, d.h. weniger Nachfragevo-lumen.

Entfremdung der Verbraucher von der Landwirtschaft, d.h. wenig Ver-ständnis für Kulturerfordernisse.

Eine mangelnde Dynamik behindert die Weiterentwicklung des Zierpflan-zenbaus und riskiert Einschränkungen im Marktzugang.

Die geringe Verschuldung geht ggf. mit einem Investitionsstau einher.

Gewächshausruinen, Pflanzenschutzanwendungen, Verkehrslärm, Ge-wächshäuser, Landschaftsbildbeeinträchtigung u.a. in unmittelbarer Ver-brauchernähe beeinträchtigen das Image und den sozialen Frieden.

Spürbarer Rückgang der Zahl der Auszubildenden im Zierpflanzenbau und der Floristik, zudem ist sinkende Vorqualifikation feststellbar.

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7.2 Gemüsebau Insgesamt gab es in 2014 rund 105 gemüseproduzierende Betriebe mit einer Anbauflä-che von 443 ha im Freiland und 46 ha im geschützten Anbau. Produziert wird eine große Vielfalt von Arten und Sorten, die regelmäßig an die Erfor-dernisse des Marktes angepasst wird. Der Schwerpunkt des Sortiments liegt im Freiland auf dem Anbau von Salaten in großer Vielfalt von Arten und Sorten. Regionstypisch er-gänzen im Frühjahr oft Stiefmütterchen und Beet- und Balkonpflanzen das Anbaupro-gramm. Die Betriebe sind im Vergleich zum Bundesdurchschnitt relativ klein strukturiert. Das

bedingt u.a. einen höheren Arbeitseinsatz je ha. Flächenerweiterungen haben die Be-

triebe überwiegend nicht geplant. Diese würden zu Veränderungen der Betriebsstruktur

führen, die mit einer zwingenden Erhöhung der Anzahl weiterer Arbeitskräfte verbunden

wäre. Im Fokus stehen Investitionen in die maschinelle Ausstattung zur Verbesserung

der Qualität und Rationalisierung im Betrieb.

Die Produktionsflächen in Gewächshäusern verteilen sich in der Regel auf mehrere Ein-

zelhäuser, die Ende der 1960er bis Ende der 90er Jahre gebaut wurden. Die Häuser

werden im Winter nicht geheizt bzw. höchstens frostfrei gehalten. Da der Heizenergie-

bedarf relativ gering ist, wird immer noch überwiegend mit Heizöl, daneben mit Gas, ge-

heizt. Eine Umstellung auf andere Energieträger wird momentan nicht als lohnend an-

gesehen. In den Energiekosten sehen die Betriebe derzeit keine vorrangige Belastung.

Der sparsame Einsatz von Produktionsmitteln und Pflanzenschutzmitteln ist für die Be-

triebsinhaber schon aus Kostengründen wichtig. Es werden überwiegend konventionelle

Pflanzenschutzmaßnahmen angewandt. Dies ist der „Null-Toleranz“ der Abnehmerseite

bei Schädlingsbefall geschuldet. Im Pflanzenschutz setzen die Betriebsleiter auf gezielte

vorbeugende Maßnahmen, die insgesamt geringere Aufwendungen an chemischen

Wirkstoffen erfordern als rein kurativer Einsatz. Es wird angemerkt, dass durch die Ein-

haltung einer Fruchtfolge der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert wer-

den kann. Die aufgrund gesetzlicher Regelungen eingeschränkte Verfügbarkeit von

Pflanzenschutzmitteln wird in einigen Kulturen als kritisch eingeschätzt, jedoch nicht im

gleichen Ausmaß als Problem wie im Zierpflanzenbau. Der Markt für regionales Gemüse

ist vorhanden und kann weitere Mengen aufnehmen. Die Voraussetzung ist eine Markto-

rientierung in der Produktion, d.h. eine auf die Bedürfnisse und Anforderungen und auf

bestimmte Absatzwege ausgerichtete Produktion.

Der Absatz erfolgt überwiegend an Wiederverkäufer über eigene Stände auf dem

Großmarkt, über Großhändler oder über Erzeugerorganisationen.

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Auf der Großhandelsebene übernimmt die EZG - Erzeugergemeinschaft Obst, Gemüse

und Blumen eG, Hamburg für ihre rund 110 Mitglieder eine wichtige Bündlerfunktion. Sie

bildet eine kommunikative und physische Plattform. Gleichzeitig verliert die Großmarkt-

fläche für den Warenabsatz stetig an Bedeutung, da sich Abnehmerstrukturen verän-

dern und andere Absatzwege bedient werden. Auf der Großhandelsebene sind Liefer-

beziehungen zu spezialisierten Großhändlern etabliert, wenige größere Gemüsebetriebe

beliefern den Lebensmitteleinzelhandel direkt. Das Hamburger Gemüse wird überwie-

gend von langjährigen Stammkunden gekauft (Gastronomie, Wochenmarkthändler und

kleinere Supermärkte).

Mit über 80 städtischen und privat organisierten Wochen- und Spezialitätenmärkten in

Hamburg, besitzt dieser Absatzweg noch eine vergleichsweise hohe Bedeutung.

Regionalität ist auf allen Absatzwegen gefragt und wird als Verkaufsargument genutzt.

Es gelingt jedoch bisher nur unvollständig, ein höheres Preisniveau für regionales Ge-

müse durchzusetzen. Allerdings hat die Bewerbung der Regionalität der Ware zu mehr

Verkaufssicherheit und somit auch zu höheren Erlösen der Betriebe geführt. Neue Regi-

onalvermarktungskonzepte und Regionalinitiativen, wie „Essbare Landschaften Schles-

wig-Holstein“ und „nah:türlich genießen e.V.“ binden diese Regionalprodukte mit ein.

Ebenso werden in der zukünftigen Aufbereitung regionaler Produkte als Fresh-Cut-Ware

neue Vermarktungschancen gesehen.

Bewertung der Sparte Gemüsebau Mit allen gewonnenen Informationen wird die Sparte mit einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse bewertet. Stärken der Sparte liegen in der Verbrauchernähe und der guten logistischen Lage, die kurze Lieferketten erlaubt. Zugleich sind leistungsfähige Vermarkter vor Ort. Diese Stär-ken werden aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft nicht ausreichend genutzt. Folge ist ein Preiswettbewerb auch innerhalb der Regionalware bei zugleich heteroge-nen Qualitäten. Weitere Schwächen liegen in den Produktionsbedingungen, d.h. in klei-nen Produktionseinheiten und sehr geringer Ganzjahresproduktion. Durch das Wegbre-chen von Teilen der Abnehmerschaft läuft der Gemüsebau Gefahr, den Marktzugang zu verlieren. Chancen liegen in den gewachsenen Kundenbeziehungen und ausbaufähigen Marktpartnerschaften, für die das breite Sortiment der Produktion attraktiv ist. Die Marktpartnerschaften sind zu stärken.

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Stärken-Schwächen des Hamburger Gemüsebaus

Stärken Nähe zum Absatzmarkt Hamburg.

Nähe zum Großmarkt als bedeutendem Handelsplatz.

Unternehmen der WSK Gemüsebau genießen am Standort Hamburg eine günstige logistische Lage.

Verkürzung der Lieferketten (Absatz über Wochenmarkt und Lebensmitteleinzelhandel ermöglicht teilweise höhere Er-zeugererlöse, die hohe Stückkosten kompensieren).

Die Produktion erfolgt überwiegend in Familienbetrieben und damit vergleichsweise stabilen und dauerhaften Unter-nehmensformen.

Produktionsbetriebe und die WSK profitieren von der Pflan-zenschutzberatung, die mit Fokus auf Nützlingseinsatz ei-nen Mehrwert ermöglicht (i.W. bei Fruchtgemüse).

Schwere Böden ermöglichen Anbau mit hoher Ertragskraft.

Die EZG-Erzeugergemeinschaft Obst, Gemüse und Blumen eG nimmt wesentliche Bündlerfunktionen bei Meinungsbil-dung, Kommunikation, Interessensvertretung usw. war.

Es existieren schlagkräftige, teilweise innovative Vermark-ter.

Schwächen Die Nähe zu Hamburg bedingt eine hohe Wettbewerbsintensität auf den

Handelsebenen.

Wenig Kooperationsbereitschaft bei Betrieben und Partnern der Wert-schöpfungskette.

Der Großmarkt begünstigt einen internen Preiswettbewerb im Regio-nalsortiment.

Insbesondere die Vermarktung über Groß- und Wochenmarkt ist mit hohen Transaktionskosten verbunden.

Heterogene Qualitäten insbesondere aufgrund von Kleinstmengen.

Fehlen einer ganzjährigen Marktpräsenz durch geringe Gewächshaus-produktion.

Schwere Böden erschweren die Bearbeitung bei Nässe und ihr Wärme-verhältnis ermöglicht erst einen späten Anbau.

Familienbetriebe sind in ihren Arbeitskapazitäten beschränkt. Die Ar-beitsbelastung ist hoch.

Kleinstrukturierte Produktionsflächen belasten die Arbeitswirtschaft und schränken Rationalisierungsmöglichkeiten ein (hohe Stückkosten).

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Chancen-Risiken des Hamburger Gemüsebaus

Chancen

Die Sortimentsbreite der Hamburger Gemüseproduktion ist attraktiv für die Handelsstufen.

Die Flexibilität des Produktionsprogrammes ermöglicht es, Marktnischen aktiv zu nutzen.

Zahlreiche Gemüsebaubetriebe weisen eine relativ geringe Verschuldung auf.

Es bestehen langjährige, stabile Anbieter-Abnehmer-Beziehungen.

Marktpartnerschaften sind teilweise horizontal, vertikal und branchenübergreifend initiiert und können ausgebaut wer-den.

Es bestehen Vermarktungskonzepte mit zusätzlichem Ab-satzpotenzial (z.B. Hamburger Bauerngarten GmbH, Essba-re Landschaften, nah:türlich genießen e.V., FEINHEIMISCH Genuss aus Schleswig-Holstein e. V.).

Verbrauchernähe bietet Chancen, das gärtnerische Tun in Wert zu setzen.

Hinwendung von Verbrauchern und Abnehmern zu regiona-len Produkten.

Risiken Eine Überlastung durch neue Anforderungen (Mindestlohn, Düngever-

ordnung etc.) ist feststellbar.

Es bestehen nur wenige Kooperationen z.B. mit Blick auf das Anbau-programm, die Kooperationsbereitschaft fällt gering aus.

Stellenrückgang der gartenbaulichen Beratung bei Zunahme der Anfor-derung und des Bedarfs.

Spürbarer Rückgang der Zahl der Auszubildenden im Gemüsebau

Teile der Abnehmer (Wochenmarkthändler und Fachgeschäfte) sind von einem Strukturwandel betroffen, so dass Abnehmerbeziehungen wegbrechen.

Entfremdung der Verbraucher von der Landwirtschaft und Pflanzen-/Nahrungsmittelerzeugung.

Hamburger Verkehrssituation erschwert die Großmarktbelieferung und insbesondere die Kundenbesuche.

Die geringe Verschuldung geht ggf. mit einem Investitionsstau einher.

Mangelnde Flächenverfügbarkeit für Betriebe, die eine Ausweitung der Produktion anstreben.

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7.3 Obstbau Das Hamburger Obstbaugebiet ist Teil des traditionellen Obstanbaues im ‚Alten Land‘, und nimmt dort in etwa die sogenannte Dritte Meile ein. Im Jahr 2012 produzierten im Hamburger Teil des Alten Landes 111 obsterzeugende Betriebe auf einer Fläche von rund 1.200 ha Kernobst. Davon werden auf 1.093 ha Äp-fel angebaut. Neben Äpfeln erfolgt auf rund 100 ha Produktionsfläche vor allem der An-bau von Birnen, Pflaumen / Zwetschen und Süßkirschen. Rund die Hälfte der Betriebe bewirtschaftet drei Viertel der Gesamtfläche (900 ha). Da-neben existiert ein großer Anteil kleinerer Betriebe, die kleine Flächen und oft Brachflä-chen bewirtschaften. Vor allem die Entstehung von Krankheitsherden auf Brachflächen wird durch die Übernahme dieser Flächen von kleinen Betrieben verhindert. Seit dem Jahr 2007 hat sich die Anzahl der Betriebe um 28 verringert, die bewirtschafte-te Fläche ist jedoch um runde 100 ha gewachsen. Der Strukturwandel schreitet im Obstbau langsamer voran als in den anderen Sparten. Ungeachtet davon besteht eine hohe Wettbewerbsintensität. Insgesamt ist für den Obstbau weniger Fläche verfügbar als nachgefragt wird. Neben der begrenzten Fläche des Hamburger Raums an sich, kommt es zu Flächenkonkurrenz durch andere Branchen sowie durch die Einschränkung nutzbarer Flächen aufgrund rechtlicher Auflagen und umfangreicher Infrastrukturmaßnahmen. Wenngleich Auflagen im Umwelt- und Naturschutz steigen, scheint die langfristige Exis-tenz des Obstbaus gegeben. Die Sondergebiets-Verordnung für den Obstbau im Alten Land und der Einbezug von Naturschutzverbänden eröffnen neue Wege, die obstbau-wirtschaftliche Nutzbarkeit der Flächen zu sichern. Die Betriebe im Obstbau sind wettbewerbsfähig und verfügen über ein hohes Know-how. Diese Eigenschaften sind auf herausragende Forschung und Beratung im Obst-baucluster zurückzuführen, zu dem die Betriebe Zugang haben. Dennoch bleiben mit Blick auf das Gesamtsortiment heterogene Qualitäten gerade in ertragsstarken Erntejah-ren festzuhalten. Im Bemühen, die Attraktivität der Sortimente zu steigern, zeigen sich erste Ansätze, wie bspw. naturnahe Produktionsweisen („Ökologisierung des integrier-ten Anbaus“) oder die Einführung von Clubsorten. Mit ihrem Anbau geht zugleich eine Stärkung der Qualitäts- und Lieferdisziplin einher. Die Absatzstrukturen für Obsterzeugnisse aus Hamburger Produktion zeigen sich diffe-renziert. Der überwiegende Anteil regionaler Erzeugnisse aus integriertem Anbau wird im indirekten Absatz über die Erzeugerorganisationen „Marktgemeinschaft Altes Land“ und „Elbe Obst“ mit Sitz in Niedersachsen vermarktet. Über diese Absatzmittler erfolgt eine europaweite Vermarktung. Für die Vermarktung von Obst aus ökologischem Anbau sind separate Absatzwege etabliert. Aufgrund der Verbrauchernähe haben sich viele Erzeuger auf die Direktvermarktung, entweder ab Hof oder auf dem Wochenmarkt, spe-zialisiert. Teilweise ergänzt der Onlineverkauf die Direktvermarktung. Andere Obstbau-betriebe vermarkten ihre Erzeugung teilweise vollständig an einen oder mehrere Fach-

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großhändler, die wiederrum unterschiedliche Abnehmergruppen (Lebensmitteleinzel-handel, Großverbraucher, Gastronomie, Fachgeschäfte) bedienen. Bewertung der Sparte Obstbau Mit allen gewonnenen Informationen wird die Sparte mit einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse bewertet. Der Obstbau in der Region ist gekennzeichnet durch wettbewerbsfähige Betriebe mit großem Know-how, die Anbindung an schlagkräftige Erzeugerorganisationen und den Zugang zum Obstbaucluster „Altes Land“. Mit der Anwendung neuer umweltschonender Produktionsweisen, dem Herausstellen von Regionalware und verbraucherorientierter Kommunikation ist es möglich, einen Mehrwert zu schaffen und die Wertschöpfung zu erhöhen. Risiken für den regionalen Obstbau liegen in einer Ausweitung der Flächenein-schränkung, in einer geringen Differenzierung im indirekten Absatz und in regionalen Eigenmarkenprogrammen des LEH, deren Mehrwert nicht umfänglich in der Lieferkette weitergegeben wird.

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Stärken und Schwächen des Hamburger Obstbaus

Stärken

Erzeugerbetriebe verfügen über ein hohes Produktionswissen, das sich u.a. in ihrer Wettbewerbsfähigkeit, in der ökologischen Anbauweise wie auch im Anbau von Club-Sorten zeigt.

Die Nachfolge in den Obstbaubetrieben ist überwiegend gere-gelt.

Mit ‚Elbe-Obst‘ und ‚Marktgemeinschaft Altes Land‘ bestehen schlagkräftige Erzeugerorganisationen.

Gute Kooperation in der Hamburger Bauerngarten GmbH.

Es sind vielfältige Absatzmöglichkeiten gegeben (internationa-le, nationale, regionale Märkte, Direktvermarktung, spezifische Absatzwege für ökologische Erzeugnisse).

Einheitliches Auftreten der Obstbausparte.

Schwächen

Zu geringe Flächenverfügbarkeit.

Zunehmende Flächenkonkurrenz durch infrastrukturelle Ein-griffe sowie Ausweisung von Naturschutz- und Ausgleichsflä-chen.

Heterogenität der Wirtschaftlichkeit der Produktionsbetriebe.

Teilweise besteht nur ein geringer Kooperationswille.

Im Massenmarkt im indirekten Absatz besteht ein hoher Wett-bewerb.

Im indirekten Absatz wird das Wertschöpfungspotenzial durch Marktnähe nicht ausgenutzt.

Fehlen strategischer Allianzen und Konzepte in der Vermark-tung und Kommunikation regionaler Ware.

Chancen

In der umweltschonenden Produktionsweise haben die Betrie-be in Hamburg und im Alten Land Vorbildcharakter (Sonderge-biet).

Innovative Vermarktungskonzepte.

Eine Ausweitung der Sortimentsvielfalt führt zur Differenzierung und Herausstellung regionaler Ware.

Realisierung von Mehrwert durch Marktorientierung, Kommuni-kation und Wertschöpfung durch Verbrauchernähe.

Verbrauchernähe bietet Chancen, das gärtnerische Tun in Wert zu setzen.

Marktnähe begünstigt ein Angebot von Obst mit höchster Ge-schmacksreife. Die Produktion von (genussreifem) Qualitäts-obst stellt eine Marktlücke dar.

Hinwendung von Verbrauchern und Abnehmern zu regionalen Produkten.

Wachsende Nachfrage nach naturnaher Erzeugung.

Risiken

Ausweitung der Flächenbeschränkungen.

Unbewirtschaftete Brachflächen bilden Krankheitsherde.

Geringe Differenzierung der Lieferketten (gleiche Lieferketten für unterschiedliche Zielmärkte) erhöhen den Wettbewerbs-druck.

Der Markt für ökologische Erzeugnisse folgt den Marktbedin-gungen für konventionelle Ware (z.B. Preis-Kopplung, Markt-einstieg von Discountern).

Eigenmarken des LEH können in Konkurrenz zu Regional-marken der Produzenten treten.

Der Wandel vom Angebots- zum Käufermarkt bei ökologi-scher Ware belastet bestehende Kooperationen.

Imageprobleme durch Negativpresse (Obstbau als Verhinde-rer des Fortschritts).

Ausweitung des internationalen Wettbewerbs.

Krisenabhängigkeiten großer EOs.

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7.4 Baumschulen Im Jahr 2012 produzierten in Hamburg 10 Betriebe Baumschulgehölze vor allem im qua-litativ höherwertigen Sortimentsbereich. Rohware hierfür wird aus den Baumschul-clustern Ammerland und Pinneberg bezogen. Von hier stammt auch ein Großteil des Sortimentes. Hamburg verfügt durch enge Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein und dem Kompetenzzentrum Baumschule in Ellerhoop-Thiensen über einen starken Baum-schulsektor. Die Produktionsflächen je Betrieb sind - bei einer Ausnahme - mit mehrheitlich maximal 5 ha relativ klein im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt, wobei die Flächenent-wicklung in den letzten 10 Jahren stabil geblieben ist. Die Verfügbarkeit von Produkti-onsflächen ist eingeschränkt. Der Flächenbedarf der Baumschulen konkurriert mit der Ausweitung von Naturschutzgebieten, Gewerbegebieten, Energie-Bauern und auch Gemüseproduzenten. Die Boden- und Pachtpreise sind in den letzten Jahren stark an-gestiegen. Die Produktion der Ziergehölze findet in Hamburg größtenteils im gewachsenen Boden statt; zum Teil werden auch Gehölze im Container angezogen. Tunnel und / oder Ge-wächshäuser zur Überwinterung empfindlicher Gehölze sind ebenfalls vorhanden. Die Bewässerung erfolgt mit Regnern, Tropfschläuchen oder Tröpfchenbewässerung. Für den Handel mit Baumschulware bestehen eigene Vermarktungswege, die teilweise über die nahegelegenen Baumschulcluster bedient werden. Eine in Europa führende Produktionsbaumschule hat ihren Sitz in Hamburg. Sie verfügt über ein eigenes, welt-weites Absatzsystem mit den Zielgruppen Kommunen, Straßenbauämter sowie an-spruchsvolle Landschaftsplaner und -gärtner. Der Markt für den Absatz an Wiederverkäufer ist eng, es herrscht ein hoher Preisdruck. Zurzeit schaffen es die Produzenten daher nicht, sich ausreichend gegen die mittlere Ebene der Wertschöpfungskette (Garten-Landschaftsbauunternehmer, Architekten etc.) durchzusetzen, die entsprechende Margen für sich erzielen wollen. Die Baumschulen setzen ihre Erzeugnisse überwiegend direkt über eigene Gartencenter an den Endverbraucher sowie an Garten- und Landschaftsbauunternehmen ab. Der Ab-satz erfolgt größtenteils zu den Pflanzzeiten von Gehölzen im Herbst und Frühjahr. Auf-grund ihrer Einzelhandelsfunktion spiegeln Fläche und Anzahl der Betriebe allein die Bedeutung der Baumschulen in Hamburg nicht wider. Vielmehr sind die Verkaufsstätten wichtige „Schaufenster“ der Baumschulwirtschaft und Botschafter für Grün für die städti-sche Bevölkerung. Bewertung der Sparte Baumschulen Mit allen gewonnenen Informationen wird die Sparte mit einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse bewertet. Die Nähe zum Baumschulcluster in Schleswig-Holstein, die hohe Kaufkraft in der Metro-polregion und die gut entwickelten Absatzmärkte sind Stärken bzw. Chancen. Einge-

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schränkte Produktionsflächen, der hohe Wettbewerb und Preisdruck sowie die abneh-mende Bedeutung von Pflanzen in Privatgärten sind Risiken. In dieser Situation wirken sich fehlende regionale Wertschöpfungsketten und mangelnde regionale Kennzeich-nung als Schwächen aus. Weitere Chancen liegen in der aktiven Partizipation an wach-senden Trends (u.a. Stadtgrün, Klimabäume und Urban Gardening). Hierbei nehmen Kooperationen mit dem Garten- und Landschaftsbau eine Schlüsselfunktion ein.

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Stärken und Schwächen der Hamburger Baumschulen

Stärken

Verbrauchernähe im Absatzmarkt Hamburg.

Die hohe Kaufkraft in der Metropolregion ist günstig für Einzelhan-delsbaumschulen.

Nähe zu starken Baumschulclustern für Angebotsergänzung (Vielfalt und Qualität), keine Beschaffungsprobleme.

Baumschulen am Standort Hamburg genießen eine günstige logisti-sche Lage.

Gute Einzelhandelsbaumschulen.

Starke Garten- und Landschaftsbauunternehmen.

Internationale Kunden kommen eher nach HH als in ländliche Regio-nen wie z.B. Ammerland (HH als Schaufenster, Repräsentations-standort).

Schwächen

Wettbewerb auf der Produktionsebene durch Nähe zu Baumschulclustern.

Hamburgs attraktiver Nachfragemarkt bedingt eine hohe Wettbewerbsintensität auf der Einzelhandelsebene, da auswärtige Anbieter den Markt bedienen wollen.

Fehlende regionale Wertschöpfungsketten und -konzepte (z. B. fehlende starke Allianzen mit Galabau-Betrieben und Planern).

Produktionsbetriebe haben es im Gegensatz zu Einzel-handelsbaumschulen in HH schwer.

Chancen

Hinwendung von Verbrauchern und Abnehmern zu regionalen Pro-dukten.

Verbrauchernähe bietet Chancen, das gärtnerische Tun in Wert zu setzen.

Trend zum Urban Gardening lenkt Aufmerksamkeit auf Pflanzen, Gehölze und Grün in der Stadt.

Wachsende Bedeutung von Stadtgrün.

Zunehmender Wunsch nach einem „Fertiggarten“.

Kommunikationskonzepte zur regionalen Auslobung.

Risiken

Baumschulwaren verlieren in Privatgärten an Bedeutung.

Entfremdung der Verbraucher von der Pflanzenerzeugung.

Preisdruck auf indirekten Absatzwegen durch europawei-tem Wettbewerb und preisbasierte Ausschreibungen.

Flächenverfügbarkeit verringert sich durch die Ausweisung von Naturschutz-, Verkehrs- oder Infrastrukturflächen.

Auflagen aus dem Baurecht schränken betriebliche Wei-terentwicklung ein.

Stärkere Vorgaben an die Herkünfte heimischer Gehölze aufgrund des Bundesnaturschutzgesetzes.

Keine frühzeitige Sortimentsanpassung in Anbetracht des

Klimawandels und den damit veränderten Anforderungen

an Stadt-, Alleebäume und Landschaftsgehölze. Aus-

schreibungsanforderungen steigen in Bezug auf Natur-

und Sozialstandards.

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8. Strategische Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung Eine wichtige Grundlage für die Strategieentwicklung sind die Ergebnisse eines interdis-ziplinären und stufenübergreifenden Workshops mit Vertretern aus allen Bereichen des Gartenbaus im Juni 2015. Sie sind in einem „Erkenntnisbaum“ verdichtet und wie folgt zusammengefasst: Die zentrale Erkenntnis: Durch das eigene Tun kann der Hamburger Produktionsgarten-bau seine nachhaltige und zukunftsorientierte Ausrichtung wesentlich beeinflussen. Die mit dem Projekt begonnene Intensivierung des Austauschs zwischen Verwaltung, Beratung und der Praxis ist gewinnbringend. Diese Kommunikation soll fortgeführt wer-den. Damit diese Gespräche wie auch die weitere Projektumsetzung ergebnisorientiert erfolgen, ist die Moderation von außen eine wertvolle Unterstützung. Der Gartenbau in Hamburg muss sich seiner kollektiven Stärke bewusst werden. Ge-meinsam ein Handlungskonzept zu erarbeiten und den Prozess fortzuführen, ist eine zentrale Forderung. Eine große Bedeutung kommt in diesen Veränderungsprozessen der Beratung zu, da sie hierzu benötigte Informationen bereitstellt, die Wissensvermittlung in die Unterneh-men übernimmt und Hilfestellung bei der Umsetzung bietet. Gemeinsame Visionen – richtungsweisende Vorstellungsbilder – müssen für den Gar-tenbau in Hamburg entwickelt werden. Hierzu sind ein in die Zukunft gerichtetes Den-ken, ein Erkennen von und eine Orientierung an (langfristigen) Trends erforderlich. Für den Hamburger Produktionsgartenbau wurden zwei Erfolgspfeiler identifiziert: die Grüne Stadt und die Regionalität. Die Grüne Stadt bietet in erster Linie den Profilie-rungsraum und die Absatzpotenziale für Baumschulen und Zierpflanzenbaubetriebe so-wie für die Leistungen des Garten- und Landschaftsbaus. Regionalität ist die nicht ko-pierbare Stärke aller gartenbaulichen Erzeugnisse aus Hamburg und der Metropolregi-on. Insbesondere für den urbanen Gartenbau ist Regionalität das Bindeglied zwischen Produktion, Verbrauchern und Gesellschaft. Sie bildet ein gutes Fundament, die Bedeu-tung der Betriebe für die Kulturlandschaften zu veranschaulichen, für deren Erhalt und Funktionsfähigkeit einzutreten und dazu den Rückhalt in der Gesellschaft zu bekommen. Wenn es gelingt, diese Erfolgspfeiler in Politik und Gesellschaft zu verankern, sind die Produkte und Leistungen des Gartenbaus in der städtischen Bevölkerung in Wert ge-setzt. Exemplarisch ist das Netzwerk der Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. an-zuführen, um gemeinsame Visionen zu realisieren und sich der Zielvorstellung anzunä-hern. Durch den Zusammenschluss und das Eintreten für glaubwürdig regionale Zier-

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pflanzen erfolgt eine gemeinsame Marktbearbeitung, die einen Mehrwert für alle Betei-ligten der Wertschöpfungskette bietet. Allen Beteiligten ist es wichtig, die gesellschaftliche und politische Wertschätzung für den Gartenbau vor Ort mit seinen Produkten und Leistungen zu erhöhen und hierzu das „In-Wert-Setzen“ für ein verbessertes Image voranzutreiben.

Strategieentwicklung Neben den Ergebnissen des Workshops hat sich zudem durch die Erhebungen bei Praktikern zu Beginn des Prozesses, durch die Diskussion in den Sitzungen der PRAG, durch die eingebrachten Stellungnahmen der Prozessbeteiligten sowie die fachliche Ex-pertise des Forscherteams herauskristallisiert, dass auch Impulse im Bereich der Pro-duktionsentwicklung, der Flächenverfügbarkeit und in Bezug auf die Innovations- und Investitionsbereitschaft der Betriebe notwendig sind und bei der Strategieentwicklung zu berücksichtigen sind. Aus allen gewonnenen Informationen aus dem Prozess hat das Forscherteam in Anleh-nung an die „Zukunftsstrategie Deutscher Gartenbau“ aus dem Jahr 2013, die im Auf-

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trag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fertiggestellt wurde, Strategien für die nachhaltige Entwicklung des Gartenbaus in Hamburg erarbei-tet. Diese Strategien sind in Schaubildern visualisiert und bilden die Grundlage für kon-krete Maßnahmen zur Stärkung des Gartenbaus in Hamburg. Die nachhaltige Stärkung des hamburgischen Gartenbaus fußt auf drei Strategien: a) „In-Wert-Setzen“, Eine Grundvoraussetzung, um die Produkte und Leistungen des Gartenbaus stärker in Wert zu setzen, ist das Handlungsfeld „Stärkung des Branchenbewusstseins“. Hierzu müssen regelmäßige Gesprächsrunden fest installiert und die PRAG als Begleitgremium unter Federführung der BWVI beibehalten werden. Der regelmäßige Austausch zwi-schen den Produzenten, ihrer Beratung und ihren Verbänden schafft Transparenz, ver-bindet die unterschiedlichen Aktivitäten und stärkt das Gewicht des Gartenbaus gegen-über der Politik, der Verwaltung und übergeordneten Gremien, wie bspw. die Koordinie-rungsstelle Metropolregion Hamburg („mit einer Stimme sprechen“). Eine Unterstützung durch externe Moderation dieser Austausche ist hierbei hilfreich. Es wird die Einrichtung von „aktuellen Gärtnerstunden“ vorgeschlagen, die den stufenübergreifenden Austausch zwischen den Behörden mit der Branche fördern sollen. Unter den aktuellen Gärtner-stunden sind sowohl Termine in der Behörde als auch in den Anbaugebieten geplant. Der Einbezug von Partnern der jeweiligen Wertschöpfungsketten verbessert die Ge-schäftsbeziehungen, fördert die Marktorientierung der Produktion und die regionalen Absatzwege mit den entsprechenden Regionalkonzepten. Gemeinsame, regelmäßige Events und die Installierung spartenspezifischer runder Tische stärken das Wir-Gefühl. Zur Strategie des „In-Wert-Setzens“ gehören auch Kommunikationskampagnen, die auf die Hamburger Gesellschaft ausgerichtet sind. Hierzu zählen reine Informations-kampagnen, die die Vorteile der urbanen Produktion der Bevölkerung näher bringen (Kulturgut und -landschaft), und auch Konzepte für die Förderung des Absatzes, die konkret den Abverkauf der Produkte unterstützen. Hierbei könnten sich auch alle Pro-duktionsgärtner als „Urban Gardeners“ / Stadtgärtner dem Zeitgeist entsprechend profi-lieren werden. Zur Absatzförderung gibt es schon viele Aktivitäten, die gebündelt oder stärker aufeinander abgestimmt eine verbesserte Durchschlagskraft haben werden. Die Informationskampagnen können auch als Nachwuchskampagnen genutzt werden, wenn sie die Attraktivität des Gartenbaus als Arbeitsplatz, Berufsfeld und Karrierechance her-ausstellen. Für alle Kommunikationsmaßnahmen wird eine zentrale Koordinierungsstelle empfohlen, die steuert und die Einzelaktivitäten koordiniert. Hier sind die Wirtschaftsbe-teiligten und die LWK gefordert. Die bei der LWK Hamburg entstandene Stabsstelle „Regionale Vermarktung“ soll in dieser Aufgabe tätig werden. Sie soll jedoch nicht nur als Informationsstelle dienen, sondern beispielsweise auch Fragen der Absatzförderung und zum Aufbau von Wertschöpfungsketten bearbeiten. Positives Image und Absatzförderung greifen nur, wenn das Produkt stimmt, d.h. den Erwartungen der Käufer entspricht. Aus diesem Grund ist Produktoptimierung anhand von systematischer Marktbeobachtung, Produkte mit Zusatznutzen eine wichtige Akti-

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vität des Inwertsetzens. Regionale, vielfältige Premiumsortimente sind gefordert, deren Qualität über die gesamte Lieferkette hinweg gesichert ist. Öko-Produkte sind nach wie vor im Trend. Eine Ausweitung des Öko-Anbaus trägt ebenfalls zur Produktoptimierung bei. Diese Aktivitäten sind von den Produzenten (zusammen mit der Beratung) und den Partnern der Wertschöpfungsketten sowie der BWVI und den Kompetenzzentren anzu-gehen, deren Mitwirkung ist durch den agrarpolitischen Auftrag des Hamburger Senats begründet Dieser verfolgt den Öko-Schwerpunkt als zentrales und programmatisches Ziel des agrarpolitischen Konzeptes. Der letzte Baustein für das Inwertsetzen ist die Verbesserung der Vertriebsform, die die Konsumenten dort abholen muss, wo sie stehen. Der Facheinzelhandel und auch der Garten- und Landschaftsbau sind an vorderster Front und im direkten Kontakt zum Endverbraucher. Sie sind verantwortlich für die Verkaufsgespräche, den Service und das Angebot, mit denen die Kunden von dem Wert der gartenbaulichen Produktion überzeugt werden können. Hier ist ein gutes einzelbetriebliches Marketing erforderlich, das unter anderem Formen von Erlebniseinkauf und Online-Shops einbezieht. Gleiches gilt für die Verkaufsaktivitäten gegenüber Großverbrauchern. Auch hier ist direkte Über-zeugungsarbeit zu leisten. b) „Effizienz steigern“, Hierzu zählen der Einsatz neuer Technologien, eine stärkere Zusammenarbeit, d.h. Ko-operationen und eine Professionalisierung im Absatz. Erforderlich sind ebenso gute Rahmenbedingungen, die eine Erhöhung der Effizienz auch zulassen. Das Handlungsfeld „Neue Technologie“ umfasst Aktivitäten zu innovativen Pflanzen-schutzkonzepten und neuen Züchtungen inkl. Sortentestung. Ebenso umfasst es Aktivi-täten zur Verbesserung der Energieeffizienz und CO2-Reduktion (s. „Fitnessprogramm Energie“ mit dem Forschungsvorhaben der Hochschule Osnabrück „Verbesserung der Energieeffizienz im Unterglasgartenbau“ und Fachsymposien sowie seit dem 01.01.2016 das Bundesprogramm Energieeffizienz). Die Wirtschaft wird angehalten, die Fördermittel des neuen Bundesprogramms zu nutzen. Die BWVI übernimmt eine bera-tende Begleitung und kommuniziert die „Hamburger Erfahrungen“ gegenüber der Bun-desanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bzw. dem BMEL. Die Beteiligten des Forschungsprojektes werden die gewonnenen Erkenntnisse in stetem Abgleich zum Bundesprogramm bearbeiten. Darüber hinaus bedarf es der Optimierung von Betriebs-ablauf und Arbeitswirtschaft (Fitnessprogramm Betriebsabläufe und Management, Fit-nessprogramm Arbeitswirtschaft). Hierzu zählt auch die Entwicklung neuer Manage-mentmodelle, die auch Antworten auf die Nachfolgesituation in den Betrieben geben müssen. Geeignete Beratungsangebote sind hier als Hilfestellung für die Betriebe zu entwickeln. Es besteht Bedarf an Forschung und Beratung zur Verfahrensoptimierung unter den speziellen Produktionsbedingungen der Hamburger Betriebe. Teil dieses Handlungsfeldes ist zudem die Ausweitung von Ökoprodukten. Ein gezieltes Ökokonzept der BWVI, Kompetenzzentren, LWK, Verbände und Unternehmen kann hier zur Effizienzsteigerung beitragen.

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Eine bessere Effizienz kann auch durch eine stärkere Kooperation erzielt werden. Ko-operation ist auf verschiedene Weise möglich, sei es durch den gezielten und weiteren Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten (z.B. die Aktivitäten des Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. oder der Hamburger Bauerngarten GmbH), durch Zu-sammenarbeit der Produzenten untereinander (wie z.B. Vierländer Frische e.V., Pro-duktclubs, Erfa-Gruppen oder Formen der Arbeitsteilung im Betriebsablauf) und durch die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Initiativen (z.B. Bundesverband der Regio-nalbewegung e.V., BUND). Der Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten liegt in der zentralen Verantwortung der Wirtschaft und damit in der Zuständigkeit primär der jewei-ligen Unternehmen. Erfahrungen zeigen, dass hier auch die beratende Beglei-tung/Unterstützung der Behörde, Kompetenzzentren und Beratung erforderlich ist. Zur Kooperation zählt auch die Einbettung in die überregionalen Verbünde der Freien und Hansestadt Hamburg, Metropolregion Hamburg (MRH) und der angrenzenden Bundes-länder. Eine effiziente, kostengünstige und professionelle Verteilung der produzierten Pflanzen trägt mehr denn je zum Unternehmenserfolg bzw. dem Erfolg / Misserfolg von Wert-schöpfungsketten bei. Insbesondere bei den meist kleinstrukturierten Unternehmen in peripheren ländlichen Räumen kommt dem Thema „Logistik/logistische Dienstleistun-gen“ eine besondere Schlüsselposition zu. Der Gartenbau kann hier von bereits in Hamburg bzw. der MRH bestehenden Logistik-Initiativen lernen. An erster Stelle ist die etablierte und renommierte „Logistik-Initiative Hamburg“ zu nennen. Die BWVI unter-stützt die Verantwortlichen der Wertschöpfungsketten bei der Kontaktaufnahme zur Lo-gistik-Initiative Hamburg. Dies wird in enger Zusammenarbeit mit der LWK erfolgen. Die Professionalisierung im Absatz bezieht sich nicht nur auf die Erhöhung der eige-nen Verkaufskompetenz zur besseren Ausnutzung der Preisspielräume und auf die Er-höhung der Produktpreise durch Preisdifferenzierung, sondern auch auf die Lieferket-tenkompetenz. Das heißt, der Produzent muss vor Kulturbeginn wissen, für welche Ab-satzwege und letztlich für welchen Konsumenten er welche Produkte erzeugt, und die Anforderungen seiner Absatzpartner von Beginn an mit einbeziehen. Die Hamburger Produzenten brauchen eine stärkere Angebotsbündelung und die Kunden eine bessere Transparenz über die regionale Produktion. Den Abnehmern muss der Bezug von Regi-onsware erleichtert werden. Hier sind die „zentralen Player“ gefordert, wie BGM, EZG, die EOs und die privaten Großhändler, die regionale Konzepte am Markt auf unter-schiedlichen Absatzwegen durchsetzen müssen (Motto: „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Gemeinsam sind wir gut“). Die Voraussetzung für die Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz sind gute Rah-menbedingungen für den Produktionsgartenbau. Hierzu zählen die Flächensicherung und -verfügbarkeit für die gärtnerische Nutzung sowie eine Harmonisierung der Bauver-fahren, die stärker den Anforderungen der gärtnerischen Produktion anzupassen sind. In Bezug auf Flächensicherung und Flächenverfügbarkeit ist eine entsprechende einver-nehmliche Anpassung der Verpachtungsgrundsätze der Stadt Hamburg an die hier an-gestrebte Entwicklung des Gartenbaus in Hamburg, die mit den Verbänden und der LWK abgestimmt sind und sich gut bewährt haben, eine wichtige Voraussetzung, um die

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expansionsbereiten Gartenbaubetriebe besser unterstützen zu können. Darüber hinaus ist angesichts des hohen Anteils der im Privateigentum befindlichen landwirtschaftlich und insbesondere gartenbaulich genutzten Flächen ein geeignetes Instrument erforder-lich, um eine Übergabe von Nutzflächen auf entwicklungsfähige und flächensuchende Gartenbau- und Landwirtschaftsbetriebe zu fördern. Betriebserweiterung und Sicherung von Flächen für die gärtnerische Produktion erfordern dementsprechend eine agrar-strukturverträgliche Bereitstellung geeigneter ackerbaulich nutzbarer stadteigener Flä-chenpotenziale sowie die Etablierung einer freiwilligen Flächen- und Hofbörse bei der LWK zur Förderung der privaten Flächenübergabe von aufgebenden an andere Garten-baubetriebe. Eine Inanspruchnahme dieser knappen und wertvollen Flächen für Natur-schutzmaßnahmen ist vor diesen Hintergründen so weit wie irgend möglich zu vermei-den. Dazu ist das im Agrarpolitischen Konzept des Senats verankerte Clearingverfahren sowohl bei einer geplanten Inanspruchnahme stadteigener, als auch privater Flächen, für Naturschutzmaßnahmen anzuwenden. Die LWK hat ihre strategische Ausrichtung im Jahr 2015 mit dem Beratungs- und Infor-mationskonzept festgelegt. In diesem Zusammenhang ist der Zugang zu den erforderli-chen Beratungsangeboten sichergestellt. Dies bedeutet neben dem Erhalt und ggf. Ausbau der heutigen Beratungskapazitäten auch eine Ausweitung und Neugewichtung der jetzigen Leistungen. Der Ausbau könnte durch eine stärkere regionale und auch überregionale Kooperation der Beratungsstellen erfolgen oder auch als Beratungspool organisiert sein, in dem Beratung von außerhalb koordiniert für bestimmte Fragestellungen zugekauft wird. Das Themenfeld „Pool exter-ner Berater“ wird bereits innerhalb der Gremien des Netzwerkes der norddt. Kompe-tenzzentren erörtert. Möglichkeiten einer Poollösung sollen auch im Hinblick auf den Öko-Gartenbau geprüft werden. Zur Umsetzung der strategischen Maßnahmen in Hamburg muss der Berufsstand sog. „Veränderungsagenten“ bestimmen, die den Prozess weiter befeuern und begleiten. Im Bereich der Pflanzenschutzberatung wird das Themenfeld „Erhalt, Ausbau der Bera-tungs- und Forschungskapazitäten und regionale und überregionale Kooperationen“ von der BWVI getragen. Die vorhandenen Kapazitäten sind auf den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) ausgerichtet. Ebenso ist der Erhalt der Ausbildungsqualität in Kooperation zwischen Betrieben und Regionen eine wichtige Rahmenbedingung. c) einen „großen Beitrag des Gartenbaus für mehr Lebensqualität in der Gesell-schaft“ leisten, Der Gartenbau leistet einen hohen Beitrag für die Lebensqualität der Hamburger Bevöl-kerung. Dieser Beitrag ist zukünftig noch auszubauen, insbesondere aber sichtbar zu machen. Zur Lebensqualität trägt der Gartenbau in drei Handlungsfeldern bei. Er verbessert das Lebensumfeld der Bevölkerung mit seinem Beitrag zum körperli-chen und seelischen Wohlbefinden. Hierzu müssen das städtische Grün ausgebaut werden, die Versorgung mit gesundem regionalem Obst und Gemüse gewährleistet sein

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und Angebote für eigenes Gärtnern gemacht werden. Der Beitrag des Gartenbaus für mehr Umweltschutz ist auszubauen; hierzu müssen Pflanzenschutzkonzepte und ein besseres Wasser- und Energiemanagement sowie Maßnahmen zur Bienenförderung umgesetzt werden („Tue Gutes und rede drüber“). Die BWVI wirkt im Sinne der durch den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) zu ergreifende Maßnahmen indirekt auf das Lebensumfeld der Bevölkerung ein. Ziel des NAP ist es, die Risiken und Auswir-kungen der Anwendung von Pflanzenschutzmittel auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Naturhaushalt zu minimieren. Auch die Funktionen durch Ausbau des Grüns in der Stadt zählen hierzu, wie Feinstaubbindung, Mikroklimaverbesserung etc.. Letztlich trägt der Gartenbau auch zum Erhalt von KMUs bei, die einen wichtigen Beitrag zur Inklusi-on von Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund liefern. Mit dem Agrarpoli-tischen Konzept bekennt sich der Senat zu diesem Wirtschaftszweig. Er stärkt die Wett-bewerbsfähigkeit der Betriebe, sichert Hamburg als Standort einer vielfältigen und nach-haltigen Agrarproduktion und trägt zum Erhalt kleiner und mittlerer Betriebe (KMU) bei. Die BWVI hat in diesem Jahr die „Richtlinie zur Umsetzung von Maßnahmen der Ländli-chen Entwicklung“ erlassen. Dabei können Projekte gefördert werden, die z.B. Struktu-ren zur touristischen Information oder kulturhistorische Infrastruktur etc. stärken. Dar-über hinaus ist es durch diese Richtlinie möglich, auch Routenkonzepte im Touris-mussektor und Kooperationsprojekte zur Einkommensdiversifizierung zu unterstützen. Die LWK wird durch ihre neu eingerichtete „Koordinierungsstelle Ländliche Räume“ po-tentielle Antragsteller beraten und der Zuwendungsbehörde entsprechende Empfehlun-gen geben. Während zur Umsetzung der obigen Maßnahmen alle gefordert sind, liegt die Verant-wortung der folgenden Maßnahmen bei den Unternehmern und Unternehmerinnen. Die Attraktivität der Arbeitsplätze muss erhöht werden. Das bedeutet nicht nur eine Erhö-hung der Lohngefüge, sondern eine attraktive Lernkultur und attraktive Arbeitszeitmodel-le, die Familie und Beruf gut vereinbaren lassen. Die Unternehmen müssen ihren Mitar-beiter/innen gute Qualifizierungsangebote machen, sodass sie gerne bleiben und sich gerne weiterbilden. Jedes Gartenbauunternehmen muss sich als „Botschafter für Grün und/oder gesunde Ernährung“ im regionalen Umfeld engagieren und in einen intensiven Dialog mit der Be-völkerung seines Einzugsgebietes treten. Die Einzelmaßnahmen dazu reichen von ein-zelbetrieblichen Veranstaltungen bis hin zu Beiträgen zu Großveranstaltungen und Themenfeldern der Stadt Hamburg bzw. der Metropolregion Hamburg. Eine starke Ein-bindung in Stadtteilinitiativen oder in die Arbeit und in die Gremien der Stadt, Koordinie-rungsstelle MRH mit ihren Leitprojekten und der Aktivitäten der angrenzenden Bundes-länder wird die Verankerung jedes Einzelunternehmens und auch der Branche stärken. Diese Aktivitäten sind vom einzelnen Gartenbaubetrieb und seinen Verbänden zu leis-ten. BWVI bzw. die anderen Beteiligten des Entwicklungsprozesses könnten im Rahmen ihrer bzw. der von der Stadt oder in der Metropolregion geplanten regiona-len/überregionalen Ereignisse beraten und begleiten.

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Die nachfolgenden Schaubilder zeigen den Zusammenhang zwischen dem Ziel und den dazu gehörigen Strategien mit ihren Maßnahmen/Themenfeldern.

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Die spartenübergreifenden Strategien werden ergänzt durch spartenspezifische Strate-gien. Sie berücksichtigen die Besonderheiten der jeweiligen Sparte und setzen eigene Schwerpunkte. Strategien für die Wertschöpfungskette Zierpflanzenbau Die spezifischen Aktivitäten im Zierpflanzenbau beziehen sich insbesondere auf den weiteren Ausbau von Wertschöpfungsketten für die regionale Produktion. Dafür werden zwei wesentliche Leistungsträger identifiziert: der Verein „Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V.“ und der Blumengroßmarkt (BGM). Nordfreun.de - auf blühende Nachbarschaft e.V. hat die Basis für die Zertifizierung der regionalen Zierpflanzen gelegt, einen Kriterienkatalog entwickelt und eine Her-kunftskontrolle ermöglicht. In dem Verein wird ein stufenübergreifender Dialog herge-stellt. Diese Aktivität muss weiter ausgebaut und gestärkt werden. In Hinblick auf die strategisch geforderten Regionalsortimente ist das Zertifizierungssystem auf die regio-nale Produktion anzuwenden. Der Verbraucher erhält ein glaubwürdiges Produkt. Der BGM ist als „Angebotsbündler“ von zentraler Bedeutung und in seiner Funktion zu stärken. Er ist auch heute noch die wichtigste Beschaffungsquelle für den Fach-einzelhandel, auch wenn Umsatz und Kundenanzahl rückläufig sind. Neben seiner klas-sischen Funktion wird der BGM in Zukunft als Veränderungsagent im Zierpflanzenbau viele der strategischen Maßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie koordinieren und um-setzen müssen. Hierzu zählen u.a. neue Formen der Angebotstransparenz (Internet-plattform) für die Abnehmer, Wissensvermittlung und die Erschließung neuer Kundenpo-tenziale (Öffentliche Hand, Garten- und Landschaftsbau, Friedhofsgärtner, Großver-braucher). Er sollte neue Wege der Absatzförderung erschließen, z.B. mit den Popup-Shops sowie zusätzliche Kaufanlässe wie beispielsweise „Mitternachtsshopping“ etablie-ren. Das Frischepartnerkonzept mit der Kennzeichnung „Ich bin von HIER!“ ist stärker auszubauen. Alle Maßnahmen müssen in enger Zusammenarbeit mit dem Verein nord-freun.de- auf blühende Nachbarschaft e.V., den Produzenten und dem FDF erfolgen. Neben diesen Kernaufgaben sind flankierende Maßnahmen umzusetzen, die die Wert-schätzung von Blumen und Pflanzen in der Bevölkerung erhöhen. Speziell für den Zier-pflanzenbau heißt das, eine stärkere Präsenz im Stadtbild zu erreichen. Zum einen sind die Grünflächenämter dafür mit standortangepassten Pflanzen zu überzeugen, eine intensivere Wechselbepflanzung in den Grünanlagen vorzunehmen. Dazu gehört es auch, die Sachbearbeiter an den entsprechenden Stellen mit hinreichend Fachwissen auszustatten und sie bei ihrer „Problemlösung“ konzeptionell zu unterstützen. Dieser damit verbundene Handlungsbedarf ist von den Verbänden zu leisten. Daneben sind die Potenziale der gewerblichen Nachfrage, u.a. in Zusammenarbeit mit dem BGL, besser zu erschließen. Die stärkere Präsenz im Stadtbild bedeutet aber auch

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die Kommunikation „Hamburger Erzeugnisse“ auf Hinweisschildern, Bekanntmachung durch Berichte und Info-Clips im Regionalfernsehen und Hörfunk. Zum anderen können die Produktionsbetriebe die Initiativen des „Urban Gardening“ der Bevölkerung unterstützen, beispielsweise mit der Bereitstellung von Know-how oder standortangepassten Pflanzen und innovativen Fertig-Arrangements wie z.B. Balkon-kästen mit „Naschpflanzen“, fruchtende Tomaten als Kübelpflanzen oder die „TomTof-fel“. Die Aufwendungen dazu können z.B. aus einem Fonds gedeckt werden, der von den Gartenbauunternehmen und der Stadt Hamburg gespeist werden kann. Speziell für die private Nachfrage nach Zierpflanzen in Hamburg sollen neue Angebots-konzepte entwickelt werden, die die urbanen Trends aufgreifen und damit neue Absatz-möglichkeiten schaffen, z.B. Ideen für grüne Wände, die Einbeziehung der Indoor- und Outdoorpflanzen in Haus, Balkon und Garten. Die Vier- und Marschlande sollen als Kulturgut herausgestellt werden. Neben der PR-Kampagne und Einbindung in die Tourismuskonzepte der Stadt Hamburg ist dafür Sor-ge zu tragen, dass das Erscheinungsbild dieser Region auch attraktiv ist und die Ge-wächshausruinen anders genutzt oder abgerissen werden. Hierbei handelt es sich um eine komplexere Fragestellung, da sich die Gewächshausruinen oftmals auf Privatflä-chen befinden und keine maßgeschneiderten Instrumente vorhanden sind. Daher sollten weitere Ansätze fach- und ressortübergreifend vorbereitet werden. Neben den Verbän-den und Bezirksämtern und BWVI sind hier die BUE und LWK zu nennen. Im Nahrungsmittelbereich haben ökologisch produzierte Erzeugnisse bereits große Be-deutung erreichen können. Wegen des geringer entwickelten Marktes für ökologische Zierpflanzen wären zusätzliche Informationen über das Marktpotenzial sowie die konkre-ten Potenziale zur Verbesserung der Wertschöpfung hilfreich.

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Strategien für die Wertschöpfungskette Gemüsebau Die Struktur der Gemüsebaubetriebe ist sehr heterogen und je nach Produktions-volumen sind sie unterschiedlichen Absatzmittlern angeschlossen. Ein einheitliches stra-tegisches Vorgehen gibt es nicht. Die wichtigste strategische Maßnahme im Gemüsebau betrifft den Auf- und Ausbau der regionalen Wertschöpfungsketten. Der Regionalvorteil „vom Feld frisch auf den Tisch“ wird nicht effizient genug zur Absatzförderung genutzt. Als Bündler sind die EZG mit Hamburger Bauerngarten, die EO Godeland und leis-tungsstarke Großhändler aktiv. Sie verfügen über unterschiedliche Angebotsvolumina und haben dementsprechend unterschiedliche Abnehmergruppen. Eine gemeinsame Kommunikationskampagne und Auslobung der Regionswaren kann alle Beteiligten in ihren Absatzaktivitäten stärken. Hierzu ist eine Zertifizierung der glaubhaften Herkunfts-garantie erforderlich (angelehnt an das Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. Konzept). Eine Kopplung an die für den indirekten Absatz erforderliche QS- Zertifizie-rung wäre sinnvoll. Die EZG bietet mit dem Konzept Hamburger Bauerngarten bereits eine gute Plattform, über die die Mitglieder weitere Absatzwege und Kundengruppen erschließen können, wie z.B. die erfolgreiche strategische Allianz mit einem Großhandelsbetrieb zum Absatz an Großverbraucher. Diese Aktivitäten sind weiter auszubauen. Ebenso sind die ande-ren Absatzmittler ihren Regionalkonzepten zu unterstützen bzw. gemeinsam neue Kon-zepte zu entwickeln. Eine wichtige strategische Maßnahme liegt in der Entwicklung eines regionalen Gemü-sesortiments, das in Vielfalt und Besonderheit auszubauen ist. Der Hamburger Gemü-sebau hat wenig Wettbewerbsvorteil in der Produktion von Massen- oder Standardpro-dukten. Hierzu wird die Bildung eines Interessenverbundes angeregt, in dem die Gärtner und Vermarkter zusammen mit der Beratung und dem Versuchswesen interessante Sor-timente entwickeln. Die Gemüsebaubetriebe müssen mit intensiver Anbauberatung in die Lage versetzt werden, die geforderte Premiumqualität zu produzieren. Sofern durch die vorgenannten Ansätze Wachstumsimpulse erreicht werden, wird das Thema Flächenverfügbarkeit zunehmende Relevanz gewinnen.

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Strategien für die Wertschöpfungskette Obstbau Die strategischen Hauptmaßnahmen beziehen sich auf das Teilsegment des regionalen Obstsortiments und den Aufbau kurzer Absatzwege dafür. Das derzeitige Sortiment umfasst überwiegend Kernobst. Ausweitungen auf andere Arten, z.B. das Projekt Bee-renobst, können das regionale Sortiment attraktiv erweitern. Diese Sortimente sollen zusammen mit der Beratung und dem Versuchswesen entwickelt werden. Für die Sor-tentestung im Kernobstbereich besteht schon eine Zusammenarbeit der beiden Erzeu-gerorganisationen (EOs) mit der Versuchsanstalt Jork. Eine große Verbesserung im Obstangebot wäre mit der Ernte und Vermarktung von ge-nussreifem Obst zu erzielen, soweit es Art und Sorte zulassen. Dies ist eine Chance, die nur eine marktnahe Produktion hat. Hierzu sind adäquate kurze Absatzwege erforder-lich. Die weitere strategische Maßnahme ist der Aufbau von regionalen Wertschöpfungs-ketten. Die Erzeugerorganisationen und die privaten Großhandelsunternehmen sollten ihre Vermarktungsschienen in Bezug auf Regionsware differenzieren, d.h. eine separate Sortierung und Verpackung mit regionaler Kennzeichnung einführen. Alle anderen Lie-ferketten, z.B. für Öko-Obst und der Hamburger Bauerngarten sind in ihren Regional-konzepten zu stärken. Hierzu ist intensive strategische Beratung und eine individuelle und gemeinschaftliche Absatzförderung erforderlich. Die Absatzförderung für Obst muss vom Imagetransfer „Altes Land“ profitieren. Die Kulturlandschaft „Altes Land“ ist touristisch gut etabliert. Eine starke Vernetzung der Hamburger Obstbaubetriebe mit den dortigen Aktivitäten wird empfohlen. Insgesamt muss das Ziel der Kommunikationskampagnen sein, die Wahrnehmung des regionalen Obstes in der Bevölkerung zu steigern. Dazu gehört Wissen, Bekanntheit der Unter-nehmen und die Verfügbarkeit der Regionsware im Supermarkt, auf den Wochenmärk-ten und ab Hof. Eine Voraussetzung für die Partner der Wertschöpfungsketten ist die Transparenz, was an Produkten wo verfügbar ist.

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Strategien für die Wertschöpfungskette Baumschulen Als strategische Hauptmaßnahme zeigt sich, ähnlich wie im Zierpflanzenbau, die stärke-re Präsenz und Nutzung der Hamburger Baumschulware im Stadtgrün Hamburgs („Bäume aus Hamburg/der Metropolregion Hamburg für Hamburg“). Das Ziel ist es, an das Stadtklima angepasste Gehölze einzusetzen. Hierfür ist eine intensive Aufklärung zur Gehölzeignung in den Grünämtern und bei den gewerblichen Kunden nötig – eine Gemeinschaftsaufgabe von GVN/BdB und Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V. zusammen mit dem BDLA, Landesverband Hamburg e.V. und auch DGGL, Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein e.V.. Dafür sind auch die Vorschriften anzupassen, die den Grünflächenämtern bisher die Verwendung heimi-scher Gehölze vorschreiben, die aber den zukünftig durch den Klimawandel geänderten Anforderungen nicht genügen werden. Außerdem sollte die langfristige Finanzierung der Pflege des öffentlichen Grüns sichergestellt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Projekt „Klimawandelbäume“ des EIP Schleswig-Holstein wird empfohlen. Die Erkenntnisse und Versuche aus diesem Projekt sind auch für die Einzelhandelsbaumschulen in Hamburg nutzbar. Sie können mit „stadtklimataug-lichen Zukunftsbäumen“ ihre Privatkunden überzeugen. Durch die intensive Zusammenarbeit der Verbände ergeben sich neue Absatzwege über den Wertschöpfungspartner Garten- und Landschaftsbau. Die Partner dieser Wert-schöpfungskette werden sich auch mit dem Themenkomplex „Exportstrategie für Ham-burger Baumschulware in Regionen mit erhöhtem Bedarf an deutschen Baumschuler-zeugnissen“ befassen. Aufgrund der Struktur der Hamburger Baumschulwirtschaft kommt dem Einzelhandels-marketing eine besondere Bedeutung zu. Die Einzelhandelsbaumschulen müssen pro-fessionelles Marketing betreiben, die neuen Trends ähnlich wie der Zierpflanzenbau mit in ihre Angebotspalette aufnehmen und sich noch stärker an der urbanen Nachfrage orientieren. Hilfestellung muss hierzu die Beratung liefern (z.B. Erfa-Gruppen). Ein Dienstleistungsangebot gehört in einer urbanen Gesellschaft zum Baumschul-produkt dazu. Die Einzelhandelsbaumschulen, die keinen eigenen Pflanzservice bieten, können diese Lücke durch Kooperation mit einem Garten- und Landschaftsbauun-ternehmen schließen. Die Einzelhandelsbaumschulen können ihr Sortiment aus der Hamburger Produktion und dem Pinneberger Raum bequem und nah komplettieren. Ob Einkaufs-kooperationen die Effizienz in der Warenbeschaffung erhöhen können, ist zu prüfen. Wichtig ist die Qualitätssicherung durch die gute Auswahl der Lieferanten. Als Plattform für den Warenaustausch, die Warenverteilung und die Transparenz des Angebots kann der BGM dienen, sofern es Bedarf an einem physischen Marktplatz gibt. Hierdurch wäre der BGM auch für die Baumschulwirtschaft wieder von Interesse. Die große Produktionsbaumschule unternimmt viele Maßnahmen, um die ökologische Nachhaltigkeit der Produktion zu steigern. Dies sollte in Kommunikationskampagnen der Baumschulwirtschaft einfließen.

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Intensive Überzeugungsarbeit ist zusammen mit der Produktionsbaumschule und den ortsansässigen Garten- und Landschaftsbauunternehmen zu leisten, um den Einsatz von für den Standort ‚Stadt‘ geeigneter Pflanzen in öffentlichen und gewerblichen Flä-chen zu steigern. Hierzu ist eine starke Vernetzung in allen regionalen und angrenzen-den Initiativen, Behörden und anderen Multiplikatoren erforderlich, u.a. zählen hierzu die gesellschaftlichen Bewegungen, die Koordinierungsstelle MRH, das Citymarketing.

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9. Aktionsplan und Empfehlungen Die nachfolgend tabellarisch aufgeführten Maßnahmen stellen eine Zusammenfassung der Maßnahmen dar, die von den Prozessbeteiligten im Rahmen des 18-monatigen Entwicklungsprozesses - d.h. in unterschiedlichen Diskussionsrunden, Abstimmungs-runden zu schriftlichen Stellungnahmen, einem Experten-Workshop und während der Sitzungen der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PRAG) - erarbeitet wurden. Die Be-darfs- und Maßnahmenvorschläge wurden durch Empfehlungen des Forscherteams er-gänzt. Aus den nachfolgenden Tabellen - jeweils zugeordnet den Kategorien „Gartenbau ins-gesamt“ und „Sparten“ (d.h. Zierpflanzen-, Baumschule, Gemüse- und Obstbau) - gehen die Maßnahmenbeschreibung, Empfehlung zur Vorgehensweise, die verantwortlichen und beteiligten Akteure sowie der empfohlene Zeitraum für die Maßnahmenumsetzung hervor. Die Maßnahmen werden auf der Grundlage der Schaubilder - entsprechend den strategischen Handlungsfeldern für die Branche bzw. Sparten - abgebildet. Dadurch, dass der gesamte Prozess der Nachhaltigkeitsstrategie am zeitlichen Horizont des „Agrarpolitischen Konzeptes 2020“ des Senats ausgerichtet ist, erstreckt sich der Planungszeitraum bis 2020.

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9.1 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für den Gartenbau insgesamt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchen- bewusstseins in Politik und Gesell-schaft

Nächstes Treffen im Oktober 2016

BWVI (Federführung), bisherige PRAG-Mitglieder

Regelmäßige Ge-sprächsrunden -Fortführung PRAG

Das sparten- und verbandsübergreifende Gre-mium nimmt seine Steuerungs- und Vernet-zungsfunktion im Umsetzungsprozess der Nachhaltigkeitsstrategie weiter wahr. Die Tref-fen finden mindestens zweimal jährlich statt. Durch den gegenseitigen Austausch wird eine koordinierte Vorgehensweise sichergestellt und neue gemeinsame Projekte entwickelt. (Was machen die Sparten? Was einzelne Akteure? Wie werden die gemeinsamen Maßnahmen spartenübergreifend umgesetzt? Was wollen wir zukünftig tun?).

Stärkung des Branchenbewusst-seins in Politik und Gesellschaft

Erste aktuelle Gärtnerstunde in 2016

BWVI (Federführung), Vertreter anderer be-hördlicher Einrichtun-gen, Akteure des Gartenbaus

Regelmäßige Ge-sprächsrunden -„Aktuelle Gärtner-stunde“ und Berei-sungen

Die aktuelle Gärtnerstunde dient dem Aus-tausch zwischen Gartenbauakteuren und der Verwaltung (BWVI und andere behördliche Einrichtungen). Ziel ist der gegenseitige Aus-tausch über die Umsetzung von politischen und gesetzlichen Vorgaben und damit zur Ausge-staltung der Rahmenbedingungen für den Gar-tenbau. Je nach konkretem Thema können die Gärt-nerstunden entweder in einer behördlichen Einrichtung oder an anderen Standorten (Un-ternehmen, Produktionsanlagen, Flurstücke…) stattfinden, die von einem Verwaltungsakt in besonderer Weise betroffen sind. In der Einfüh-rungsphase wird die Durchführung im Halbjah-resintervall empfohlen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins in Politik und Gesellschaft

Terminierung nach der nächsten PRAG, im Oktober 2016

Berufsständische Ver-bände

Regelmäßige Ge-sprächsrunden – Regelmäßige Spitzen-treffen aller Verbände

Als wichtigste Aktivität zur Stärkung des Bran-chenbewusstseins und auch zur weiteren Be-gleitung des Strategieprozesses wird die enge-re und auch überregionale Zusammenarbeit der Verbände gesehen. Durch regelmäßige Spitzentreffen aller Verbände sollten sich die gartenbaulichen Berufsverbände (GVN, BdB, FDF, BV, FGL S.-H. und den Landesvertretun-gen von BDLA und DGGL) stärker zu einem „grünen Dach“ vernetzen (Motto: „Mit einer Stimme sprechen“). Eine weitere Öffnung für andere Branchenverbände und für Vertreter aus der Verwaltung als Förderer und Unterstüt-zer könnte den Hamburger Produktionsgarten-bau stärken und mehr Präsenz in der Öffent-lichkeit für seine Belange erzeugen. Hier sind beispielsweise DEHOGA, Innenarchitekten, Architekten, Behörden und Bezirksämter zu nennen. Ebenso produktiv kann sich der enge Kontakt der Verbände mit anderen Ressorts (z.B. Citymanagement) und anderen Kammern auswirken.

Stärkung des Branchenbewusst-seins in Politik und Gesellschaft

Ab 2017 Berufsständische Ver-bände (Federführung), Senat

Regelmäßige Ge-sprächsrunden – Jährliche Gipfeltreffen

Ein politisches Spitzengespräch zwischen Ver-tretern der berufsständischen Verbände und der Politik wird empfohlen. Neben richtungs-weisenden Fragestellungen für den urbanen Gartenbau dient das Treffen der Verankerung der Branche im politischen und gesellschaftli-chen Bewusstsein. Das Gipfeltreffen sollte nach Möglichkeit einmal im Jahr stattfinden.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins in Politik und Gesellschaft

Ab 2016 Berufsständische Ver-bände, Akteure der WSK, BWVI, LWK, Kompetenzzen-tren

Regelmäßige Ge-sprächsrunden – Instal-lierung „Runde Ti-sche“ für die Wert-schöpfungsketten in den vier Sparten

Die Installierung von spartenspezifischen „Runden Tischen“ stellen die Grundlage für den Aufbau von Wertschöpfungsketten der Sparten Zierpflanzen-, Gemüse- und Obstbau sowie Baumschule dar. Unterstützung in Organisation, Durchfüh-rung/Prozessbegleitung durch externe Modera-tion.

Stärkung des Branchen- bewusstseins in Politik und Gesell-schaft

Ab 2017 in regel-mäßigen Interval-len

LWK (Federführung) Unternehmen des Gar-tenbaus und der Land-wirtschaft

Gemeinsame Events –„Tag des offenen Ho-fes“

Diese Maßnahme zielt darauf, Verbraucher-innen und Verbraucher in die Produk-tionsstätten einzuladen und umfassend über die Leistungen des urbanen Gartenbaus zu informieren. An der durch die LWK koordinier-ten Veranstaltung nehmen Unternehmen spar-tenübergreifend teil.

Stärkung des Branchen- bewusstseins in Politik und Gesell-schaft

Ab 2017 LWK in Zusammenarbeit mit BWVI, Unternehmen des Gar-tenbaus

Gemeinsame Events – Verankerung einer „Grünen Grundbil-dung“ an allgemein-bildenden Schulen und in Kindergärten

Mit der „Grünen Grundbildung“ sollen für Kinder und Jugendliche frühzeitig Berührungspunkte zum Gartenbau geschaffen werden. Gartenbau wird in den Schulen und im Rahmen von Ex-kursionen praktisch erfahrbar. Ein Klima der Wertschätzung wird bereits in jungen Lebens-jahren aufgebaut. Über die Zielgruppe wird mittelbar auch das familiäre Umfeld erreicht.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Kommunikations-kampagnen „Wer ist der GB? Was ist der GB? Was leistet er?“

Umsetzung ab 2016

BWVI, BUE Bezirksämter, Kompe-tenzzentren, Verbände, Akteure der Wertschöp-fungskette „Baumschu-le“

Informationskampagne Gartenbau – Öffentli-ches Grün – gut ge-pflegt, vielerorts er-lebbar und finanzier-bar machen

Die für die Metropole Hamburg bedeutenden Themenkomplexe „Stadtklima“, „Grün in der Stadt“ und „öffentliches Grün“ stehen in direk-tem Zusammenhang zum Produktionsgarten-bau. Die für das Stadtgrün erforderlichen Ge-hölze und Stauden sowie Beet- und Balkon-pflanzen und Kräuter werden von den Garten-bauunternehmen produziert. Die BWVI wird gemeinsam mit BUE, Bezirks-ämtern, Kompetenzzentren und Verbänden die konkreten Potenziale und den konkreten Hand-lungsbedarf zu „innovativen Ansätzen im Be-reich Produktion von Stadtgrün“ ermitteln. Dies ist Teilaspekt des von BWVI geplanten Modell-vorhabens „Urbane Agrikultur/Urbaner Garten-bau“.

Kommunikations-kampagne – „Wer ist der GB? Was ist der GB? Was leistet er?“

Ab 2016 LWK, (BWVI)

Informationskampagne und Förderung des Absatzes: Einrichtung einer Ko-ordinierungsstelle bei der LWK

Für die Konzipierung und Koordinierung der Informationskampagne wurde eine zentrale Stelle bei der LWK eingerichtet. Sie soll die ideelle und wirtschaftliche Ebene (Fragen der Absatzförderung und zum Aufbau von Wert-schöpfungsketten) abdecken und neutral und unabhängig sein. Die Koordinierungsstelle als „kompetente Informationsstelle Gartenbau“, leistet eine umfassende Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit für den Gartenbau im urbanen Raum und die durch ihn geprägten Kultur-landschaften.

Kommunikations-kampagnen: „Wer ist der GB? Was ist der GB? Was leistet er?“

Start der Öffent-lichkeitsarbeit: 2017

Koordinierungsstelle bei der LWK in Abstimmung mit der BWVI (Absatzförde-rung), Unternehmen des Gartenbaus,

Informationskampagne „Gartenbau“ und Konzepte für die Förde-rung des Absatzes: Konzepterstellung und Koordinierung

Die Informationskampagne soll verschiedene Zielgruppen (Bevölkerung, Wirtschaftsakteure, Schulabgänger usw.) zielgerichtet und neutral über die Bedeutung und den Wert stadtnaher gartenbaulicher Produktion informieren (ideelle Förderung, Imagepflege).

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Akteure der Wertschöp-fungsketten

Die Koordinierungsstelle konzipiert eine Spar-ten übergreifende Informations- und Absatz-kampagne. Sie begleitet deren Umsetzung und bezieht die Vertreter der Sparten mit ein. Das Projekt wird mit der BWVI abgestimmt und nach Möglichkeit im Rahmen des Absatzförde-rungskonzepts unterstützt.

Kommunikations-kampagnen: „Wer ist der GB? Was ist der GB? Was leistet er?“

2017/18 Berufsstand, berufs-ständische Verbände, Akteure der WSK

Informationskampagne Gartenbau – „Geschul-te Kommunikatoren”

Ferner ist es im Sinne einer glaubwürdigen und umfassenden Information der Bevölkerung (im Bedarfsfall auch in Krisensituationen) not-wendig, die Sprachfähigkeit der Branche aus-zubauen. Branchenvertreter werden für den Umgang mit Medienvertretern qualifiziert und sind anschließend als „Geschulte Kommunika-toren“ Ansprechpartner für Presseanfragen, Interviews, Medienauftritte usw. Hierbei sind die Verbände in der Pflicht, sich zusammen mit den Akteuren der WSK fit zu machen.

Produktoptimierung Konzeption 2016 Umsetzung ab 2017

„Runde Tische“ der Sparten“ (Federführung), PRAG, LWK, Kompetenzzentren, BGM, EZG, BWVI Akteure der WSK

Regionale Sortimen-te/Premiumprodukte – Vielfältige, regionale Sortimente erhalten, bündeln und mit Mehr-wert vermarkten – spar-tenspez. und sparten-übergreifende Sorti-mente – von Pilotpro-jekten zur Praxisreife

Die zentrale Stärke des Gartenbaus, die Vielfalt der regionalen Sortimente, muss erhalten, wei-ter ausgebaut und mit Mehrwert vermarktet werden (vielfältige Premiumsortimente). Ge-fragt ist ein koordiniertes Vorgehen, zunächst innerhalb der Sparten und jeweiligen Wert-schöpfungsketten (Wer kultiviert was? In wel-cher Menge und Qualität? Wo liegen Marktchancen? Wie lassen sie sich gemeinsam nutzen?). Dieses ist in Pilotprojek-ten bis zur Praxisreife zu entwickeln. Hier be-steht Forschungs- und Beratungsbedarf.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

In einem zweiten Schritt können spartenüber-greifende Sortimente zusammengestellt werden (z.B. der „Hamburger Bauerngarten zum selber pflanzen“: Obstgehölze, Kräuter, Gemüse und Zierpflanzen). Die Planung und Koordinierung muss über die „Runden Tische“ der Sparten und die PRAG erfolgen. Unterstützt werden die Pilotprojekte durch die Beratung, norddt. Kompetenzzentren und ggf. BWVI.

Produktoptimierung Umsetzung ab 2017

PRAG (Federführung), BWVI, LWK, Kompetenzzen-tren, „Runde Tische“ der Sparten

Ausweitung Ökoproduk-te – Modellvorhaben in den Sparten Obst/Beerenobst, Gemüse und Zier-pflanzen

Die Ausweitung des ökologischen Anbaus ist zentrales und programmatisches Ziel des „Ag-rarpolitischen Konzeptes 2020“ des Senats. Bei der weiteren Bearbeitung wird an bereits laufen-de Projekte und das Ökokonzept der BWVI an-geknüpft. Potentiale bestehen neben dem Obst-bau insbesondere im Gemüse- und Zierpflan-zenbau. Die Möglichkeiten zur Positionierung der ökolo-gisch erzeugten Produkte als Premiumprodukte sollten erfasst werden. Inwieweit „Beraterpool-Lösungen“ dabei unter-stützen können Beratungsbedarfe zu decken, ist zu prüfen.

Optimierung der Vertriebsformen im Einzelhandel und Dienstleistung

2017/18 LWK, evtl. externe Berater aus dem „Berater-Pool“

Eventshopping, Online-Shops, Endverbrau-chermarketing – Bera-tung zum einzelbe-trieblichen Marketing

Der Facheinzelhandel und auch die Unterneh-men des Garten-, Landschafts- und Sportplatz-baus stehen in direktem Kontakt zum Endver-braucher. Sie sind verantwortlich für die Ver-kaufsgespräche, den Service und das Angebot, mit denen die Kunden vom Wert der gartenbauli-chen Produktion überzeugt werden können. Der gärtnerische Einzelhandel ist somit ein wichtiger Absatzmittler für die regionale Produktion und ein Imagebildner für die Konsumenten.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Einzelhandelsgärtnereien und Einzelhandels-baumschulen müssen sich über Events und Online-Präsenz den modernen Ansprüchen der Verbraucher - auch Großverbraucher - besser anpassen. Hierbei sollte die Beratung, auch in Form von Erfa-Gruppen, unterstützen.

Gute Rahmenbe-dingungen

2018/2019 BWVI, in Zusammenarbeit mit LWK, berufsständische Ver-bände, Unternehmen des Gartenbaus, Akteure der WSK

Flächensicherung für den Gartenbau

Um ein Maximum an „Flächensicherheit“ zu er-reichen, bleibt der Weg, Eigentum zu erwerben. Diese Aufgabe liegt naturgemäß bei den Betrie-ben. Darüber hinaus ist für den hohen Anteil der im Privateigentum befindlichen landwirtschaftlichen und insbesondere gartenbaulichen genutzten Flächen ein geeignetes Instrument erforderlich, um eine Übergabe von Nutzflächen auf entwick-lungsfähige und flächensuchende Gartenbau- und Landwirtschaftsbetriebe zu fördern. Zur Sicherung der Produktionsflächen ist auch auf den Erhalt und die Bereitstellung geeigneter Flächen aus dem Verfügungsbereich der FHH zu achten, Nutzungsrechte sind sorgfältig abzuwä-gen. Entsprechend der agrarpolitischen Zielset-zung wird sich die BWVI in den planerischen Abwägungsprozessen bemühen, die Betriebe positiv zu begleiten. Die durch das Agrarpolitische Konzept 2020 initiierten agrarstrukturellen Wachstumsimpulse werden zu einer Steigerung der regionalen Pro-duktion durch die Gartenbauunternehmen füh-ren. Eine Anpassung der Verpachtungsgrundsätze, sofern diese durch LWK und die Verbände mit-getragen wird, könnte expansionsbereite Gar-tenbaubetriebe (aber auch landwirtschaftliche Betriebe) unterstützen.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Daher sind im Themenfeld Betriebserweiterung und Sicherung von Flächen für die gärtnerische Produktion erforderlich: Etablierung einer freiwilligen Flächen- und

Hofbörse bei der LWK (s. nachfolgende Maßnahmenbeschreibung)

Agrarstrukturverträgliche Bereitstellung ge-eigneter ackerbaulich nutzbarer FHH-eigener Flächenpotentiale für die Förde-rung des Gartenbaus (BWVI/LWK/Verbände)

Gute Rahmenbe-dingungen

2017 LWK, Verbände, Unternehmen

Flächenverfügbarkeit – Etablierung einer frei-willigen Flächen- und Hofbörse bei der LWK

Die Etablierung einer freiwilligen Flächen- und Hofbörse bei der LWK soll zur Förderung der privaten Flächenübergabe von aufgebenden Betrieben zum Erhalt und der Entwicklung von zukunftsfähigen Betrieben der Landwirtschaft und des Gartenbaus beitragen. Durch erhöhte Markttransparenz durch zusätz-liche Informationen für die Wirtschaftsbeteilig-ten kann die Flächenübergabe und damit die agrarstrukturelle Entwicklung signifikant geför-dert werden. Vor dem Hintergrund des im Jahr 2015 be-schlossenen Beratungskonzeptes wird die LWK die weitere Vorgehensweise abstimmen. Es wird angestrebt, dass die Wirtschaft mit der LWK eine gemeinsame Lösung umsetzt.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Gute Rahmenbe-dingungen

2016/2017 Berufsständische Ver-bände, BWVI, Bezirksämter

Betriebliche Förderpro-gramme u. gesetzliche Vorschriften – Harmonisierung der Anwendung des Bau-rechts (insb. BauGB, HBauO) u. zentrale kompetente Stelle, Bürokratieabbau

Konkret sind Gespräche zur Harmonisierung der Bauverfahren und der Anwendung des Baurechts anzustoßen. „Aktuelle Gärtnerstun-de“ mit den Bezirksämtern können den nötige Einstiegsimpuls setzen. Sie sollten durch weite-re Gespräche zwischen den Bezirksämtern und der BWVI ergänzt werden, um das Verständnis von Ermessenspielräumen sowie die konkreten Verfahren zu vereinheitlichen und fachliche Aspekte des Gartenbaus qualifiziert und ange-messen zu berücksichtigen.

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2018 LWK (Federführung), berufs-ständische Verbände, in Abstimmung mit BWVI

Betriebswirtschaft-, Kultur- und Technikbe-ratung – Erhalt, Ausbau und Zusatzqualifizierung der ökonomischen u. pflanzenbaulichen Beratungskapazitäten

Die Maßnahme setzt bei der Weiterentwicklung der LWK im Sinne des vorliegenden Bera-tungskonzepts an. Die Beratungsangebote müssen aktuellen Anforderungen an die Be-triebsführung und einer damit einhergehenden notwendigen Spezialisierung Rechnung tragen und insbesondere die strategische Weiterent-wicklung der Gartenbauunternehmen fördern. Um den Zugang der Betriebe zu Spezialwissen zu sichern und die Kapazitäten der LWK zu ergänzen, sollten weitere anerkannte externe Berater hinzu gezogen werden. Die Qualitätssicherung kann durch eine formel-le Registrierung und kommunikativen Aus-tausch erfolgen (Pool-Lösung).

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2017 LWK, Kompetenzzentren

Betriebswirtschafts-, Kultur- und Technikbe-ratung – Pool externer Berater

Bei spez. Fragestellungen, die im Rahmen des Beratungsangebots der LWK nicht abgedeckt werden, könnten temporär aus dem Pool spe-zialisierter Berater von außerhalb hinzugezo-gen werden.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Das Themenfeld „Pool externer Berater” wird bereits innerhalb des Länderrates der nord-deutschen Kooperation erörtert. Die Möglichkeit einer Poollösung sollte auch im Hinblick auf den Öko-Gartenbau geprüft wer-den.

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2017 Unternehmen des Gar-tenbaus, berufsständische Ver-bände, LWK, Berater

Betriebswirtschafts-, Kultur- und Technikbe-ratung – Benennung von „Ver-änderungsagenten”

Zur Umsetzung der strategischen Maßnahmen, müssen Berufsstand und LWK sog. „Verände-rungsagenten“ bestimmen, die den Prozess weiter befeuern und begleiten.

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2016 BWVI

Pflanzenschutzberatung – Erhalt und Ausbau der Beratungs- und Forschungskapazitä-ten und regionaler und überregionaler Kooperationen

Der Themenkomplex „Erhalt und Ausbau der Beratungs- und Forschungskapazitäten und regionale und überregionale Kooperationen“ ist auch in Zukunft auf den NAP-Nationaler Akti-onsplan Pflanzenschutz auszurichten.

Gute Rahmenbe-dingungen

2018/2019 Berufsständische Ver-bände (Federführung) Überbetriebliche Ausbil-dungsstelle, Berufsschu-len, LWK, Ausbildungsbetriebe

Ausbildung – Erhalt der Ausbildungsqualität durch Kooperation zwischen Betrieben und Regio-nen/Verbund-ausbildung

Um ein umfangreiches Kultur- und Tätig-keitsspektrum während der Ausbildung zu er-möglichen und zugleich die Ausbildungs-betriebe zu entlasten, wird die Kooperation von Ausbildungsbetrieben angeregt. Die Kooperati-onsmodelle können von zeitlich befristeten Praktika in verschiedenen Unternehmen bis hin zu einer strukturierten „Verbundausbildung“ ausgestaltet werden. Um das Angebot an spartenspezifischem Un-terricht in den Berufsschulen zu vergrößern, ist auch die Kooperation der Ausbildungsstätten (ggf. länderübergreifend) zu prüfen.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Neue Technologie, Produktions-, Energie- und Ma-nagementkonzepte

Ab 2016 BWVI, Kompetenzzen-tren, Beratung, Unternehmen

Innovative Pflanzen-schutzkonzepte – NAP, integrierter, ökologi-scher Pflanzenschutz, Nützlingseinsatz, Bie-nenschutz, Stadtklima

Die damit verbundenen Themenfelder „inte-grierter Pflanzenschutz, ökologischer Pflanzen-schutz, Nützlingseinsatz, Bienenschutz, Stadt-klima” werden in fortlaufendem Abgleich zum NAP-Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz bearbeitet. Sie stehen in engem Zusammen-hang zum Themenkomplex „Stadtklima“. Der konkrete Handlungsbedarf sollte gemein-sam mit BUE, Bezirksämtern, Kompetenzzen-tren und Berufsstand ermittelt werden.

Neue Technologie, Produktions-, Energie- und Ma-nagementkonzepte

Laufzeit: 2015 -2018

BWVI, Hochschule Osnabrück, LWK, Unternehmen des Gar-tenbaus

Energieeinsparung und CO2-Reduktion – „Fit-nessprogramm Ener-gie“ mit Forschungs-vorhaben „Energie-effizienz im Unter-glasgartenbau“ und Fachsymposium

Das bereits im Rahmen des „Fitnesspro- gramms Energie“ in Bearbeitung befindliche Forschungsvorhaben „Verbesserung der Ener-gieeffizienz im Unterglasgartenbau“ der Hoch-schule Osnabrück und das gemäß „Agrarpoliti-schen Konzept 2020“ zu realisierende Fachsym-posium zielen darauf, die Energieeffizienz in den Gartenbauunternehmen zu erhöhen. Gartenbau-liche Erkenntnisse, wie sie z.B. durch das BMEL-geförderte ZINEG-Projekt vorliegen, werden auf die konkreten Bedingungen des Produktionsgar-tenbaus in Hamburg adaptiert, zur Praxisreife entwickelt und können so von weiteren Unter-nehmen umgesetzt werden (u.a. Klimacheck und Prüfung von Automatisierungsmöglichkeiten). Dabei gibt es begleitende Untersuchungen an der Hochschule Osnabrück. Das Forschungsvorhaben soll einen Beitrag zur verstärkten Inanspruchnahme des Bundes-programmes Energieeffizienz durch die hambur-gischen Unternehmen leisten. Die Beteiligten des Forschungsprojektes werden die gewonne-nen Erkenntnisse in stetem Abgleich mit den Erfahrungen zum Bundesprogramm bearbeiten.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Bei geplanten Investitionen und Ausweitung des Pilotprojekts auf andere Sparten muss auch das Bundesförderprogramm Energieeffi-zienz Beachtung finden. Die BWVI übernimmt eine beratende Begleitung und kommuniziert die Erfahrungen aus Hamburg gegenüber dem BMEL bzw. der BLE. Zur Verbreitung von „Best-Practice-Beispielen“ trägt insbesondere das geplante Fachsymposi-um bei.

Neue Technologie, Produktions-, Energie- und Ma-nagementkonzepte

Konzepterstellung 2017

LWK (Federführung), ggf. externe Berater, BWVI, Unternehmen des Gar-tenbaus

Optimierung von Ar-beitswirtschaft und Be-triebsorganisation – Fitnessprogramme Arbeitswirtschaft und Management

Die Ergebnisse der Analysephase zeigen, dass arbeitswirtschaftliche Veränderungen Freiräu-me für die Weiterentwicklung der Betriebe schaffen können. Anpassungen in den Ma-nagementkonzepten begünstigen Nachfolgere-gelungen und entlasten Familienarbeitskräfte. Daher sollte analog zu Fragen der Energie ein „Fitness-Programm Management, neue Ma-nagementkonzepte“ aufgelegt und umgesetzt werden.

Kooperationen

Ab 2016 LWK (Federführung Gemüse-bau), Unternehmen des Gar-tenbaus, Akteure der Wertschöp-fungsketten, BWVI, Kompetenzzen-tren, Berater

Auf- und Ausbau von regionalen Wert-schöpfungsketten – innerhalb der Sparten Zierpflanzen-, Baum-schule, Obst- und Gemüsebau sowie spartenübergreifend (WSK)

Kooperationen sind wichtig, damit die Garten-bauproduktion den notwendigen Marktzugang behält. Hierzu müssen „Wertepartnerschaften“ innerhalb der Lieferkette auf- und ausgebaut werden. Nach dem Vorbild des vom BMEL mit dem „Deutschen Innovationspreis Gartenbau 2015“ ausgezeichneten, länderübergreifenden Zier-pflanzennetzwerkes Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V. soll der Aufbau von Wertschöpfungsketten in den anderen Sparten und auch spartenübergreifend initiiert werden.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Speziell Wertschöp-fungskette Sparte Zier-pflanzen: Verein Nord-freun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. und Blumengroßmarkt (BGM)

Der erfolgreiche Aufbau der Wertschöpfungsket-te Zierpflanzen - „Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V.“ hat Modellcharakter für die anderen Sparten. Aus dem Austausch innerhalb des PRAG-Gremiums können Pilotprojekte entwickelt wer-den. Eine Unterstützung im Rahmen des Absatz-förderungskonzeptes der BWVI ist zu prüfen.

Kooperationen Ab 2016 BGM, Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V., Akteure der WSK

Auf- und Ausbau von regionalen Wertschöp-fungsketten – Stär-kung/strategische Neuausrichtung des Blumengroßmarktes

Der BGM ist neben dem Verein Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. der Leistungs-träger im Bereich der Wertschöpfungskette Zier-pflanzen. Die Stärkung des BGM gehört zu den Kernaufgaben im Bereich Zierpflanzenbau. Die Gremien des BGM werden konkreten Hand-lungsbedarf und konkrete Umsetzungsschritte benennen.

Kooperationen Ab 2017 Berufsständische Ver-bände, LWK, BWVI

Einbindung anderer Initiativen und Institu-tionen

Die Position des Gartenbaus in Wirtschaft und Gesellschaft lässt sich durch seine aktive Betei-ligung in größeren Netzwerken stärken. So lassen sich z.B. bei der Beteiligung an Regi-onalbewegungen Synergien für die regionale Produktion, die Kommunikation und die Ver-marktung regionaler Produkte nutzen. Die Identi-fikation solcher Synergien in der MRH und dar-über hinaus sowie die Vernetzung der Branche sind ein Entwicklungsschritt für den Gartenbau. Die Einbettung in die überregionalen Verbünde der FHH, MRH und der angrenzenden Bundes-länder ist für den weiteren Entwicklungsprozess von großer Bedeutung. Der Gartenbau soll als Leitprojekt der Metropol-region Hamburg anerkannt und entsprechend eingebunden werden.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Kooperationen Kontaktaufnahme zur Logistik-Initiative Hamburg 2016 Ausarbeitung und Umsetzung der Modellprojekte ab 2017

BGM, Akteure der WSK, Nordfreun.de- auf blü-hende Nachbarschaft e.V., BWVI, LWK

Innovative Logistikkon-zepte – Modellvorha-ben WS-Ketten Zier-pflanzen- und Gemü-sebau

Eine effiziente, kostengünstige und professionel-le Verteilung der erzeugten Produkte trägt mehr denn je zum Unternehmenserfolg bzw. dem Erfolg/Misserfolg von Wertschöpfungsketten bei. Dies gilt für alle Sparten des Gartenbaus. Der Gartenbau kann von bereits in HH bzw. der MRH bestehenden Logistik-Initiativen lernen. Die BWVI unterstützt die Verantwortlichen der Wert-schöpfungsketten bei der Kontaktaufnahme zur Logistik-Initiative Hamburg. Dies wird in enger Zusammenarbeit mit der LWK erfolgen. Zielsetzung: Benennung von konkreten Möglich-keiten der Unterstützung und Zusammenarbeit. Besonders im Zierpflanzen- und Gemüsebau werden hinsichtlich des Absatzes über den Großmarkt die Möglichkeiten einer schlanken Logistik bisher nicht ausgenutzt. Der teilweise Wandel vom Abholer- zum Liefermarkt muss in vielen Bereichen des Gartenbaus erst noch nachvollzogen werden. In dieser Situation ist es erforderlich, Partner und Unterstützer zu finden, die mit innovativen Lo-gistikkonzepten vertraut sind und deren Einfüh-rung begleiten. Die Erarbeitung von Modellpro-jekten für den Gartenbau in Zusammenarbeit mit der Logistik-Initiative Hamburg ist daher eine Maßnahme im Rahmen der Nachhaltigkeitsstra-tegie. Der BGM sollte gemeinsam mit den Akteuren der Wertschöpfungsketten ein Pilotprojekt konzi-pieren und im Rahmen seiner neuen strategi-schen Ausrichtung neue Logistikkonzepte entwi-ckeln und einführen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Professionalisie-rung im Absatz

2018/2019 BGM, EZG, Akteure der WSK

Stärkere Angebotsbün-delung und Differenzie-rung in den Absatzwe-gen – BGM, EZG, EO, GH mit Angebotstransparenz, Beschaffungs-optimierung, Regio-nalkonzepte

Die Hamburger Produktion muss den Marktzu-gang behalten, unterschiedliche Abnehmer-gruppen bedienen können und sichtbar für die Verbraucher werden. Hierzu ist eine stärkere „Lieferkettenkompetenz“, Angebotsbündelung und „Transparenz des Angebots“ erforderlich. Die Bündler, u.a. EZG und BGM müssen den Warenfluss stärker steuern und die Marktkanä-le bedienen, die den Mehrwert der regionalen Produkte honorieren (Motto: „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Gemeinsam sind wir gut“). Hierbei sind die Wirtschaftsunternehmen in der Pflicht, neue Erfassungs- und Absatzstrategien zu entwickeln.

Lebensumfeld der Bevölkerung

Ab 2017 BWVI (Federführung) BUE, Bezirksämter, Akteure der WSK Baumschule - Berufsständische Ver-bände, Wirtschaftsunterneh-men, FGL S.-H., LWK, Hochschulen

Beitrag zum körperli-chen und seelischen Wohlbefinden – Aus-bau und Erhalt des städtischen Grüns, Vielfalt

Die Metropole Hamburg profitiert bereits heute von der Präsenz des Stadtgrüns, insbesondere des Baumbestands, der neben den physischen und psychologischen Nutzen auch zum Image der Stadt bei Bewohnern und Touristen bei-trägt. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwi-schen „Stadtgrün“ und „Gartenbauproduktion“. Das Stadtgrün macht die Vielfalt der Garten-bauprodukte sichtbar. Der Einsatz von Stadt-grün aus regionaler Produktion ist auszubauen. Hierbei ist eine starke Zusammenarbeit zwi-schen den Baumschul-, Stauden- und Zier-pflanzenbetrieben und den Unternehmen des GaLaBaus erforderlich.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Das Thema „Stadtgrün“ ist thematisch einge-bunden in das Trendthema „Urbaner Garten-bau/Urbane Agrikultur“. Es handelt sich um ein Querschnittsthema mit unterschiedlichen Zu-ständigkeiten innerhalb der FHH. Eine ressort-übergreifende Abstimmung ist erforderlich, um Synergieeffekte optimal nutzen zu können. Bei dem geplanten Modellvorhaben „Urbaner Gar-tenbau/Urbane Agrikultur“ ist auch die Zusam-menarbeit mit den bereits in Hamburg zum Thema „Stadtklima“ bestehenden Aktivitäten herzustellen. Begleitende Informationsarbeit fördert die ge-sellschaftliche Anerkennung des Gartenbaus und setzt Impulse für die Nachahmung durch die Bewohner.

Lebensumfeld der Bevölkerung

Projektentwicklung: 2016 Umsetzung bis 2020

BWVI (Federführung) BUE, Bezirksämter, LWK, Akteure der Wertschöp-fungsketten ggf. Hochschulen, Unternehmen des Gar-tenbaus

Beitrag zum körperli-chen und seelischen Wohlbefinden – Versorgung mit regio-nalem Obst, Gemüse und regionalen Zier-pflanzen – Angebote zum eigenen Gärtnern

Aktive Teilhabe erzielt Bewusstsein und Ver-ständnis auch für den Profi/Erwerbsgartenbau in den Kulturlandschaften. Dieses soll auch im Zusammenhang mit dem Modellprojekt „Urba-ner Gartenbau/Urbane Agrikultur“ angestoßen und umgesetzt werden. Es soll die vielfältigen Verbindungen zwischen Gartenbau, (Kultur-) Landschaft, Umwelt, Versorgung und nachhal-tiges Wirtschaften an praktischen, erlebbaren Beispielen aufzeigen. In der Umsetzung sollen nicht nur Aspekte des „eigenen Gärtnerns“ der Stadtbevölkerung und des Bienenschutzes einbezogen werden, sondern die Bedeutung der regionalen Gartenbaubetriebe als „Urbane Gärtner“ herausgestellt werden.

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Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Lebensumfeld der Bevölkerung

Ab 2016 BWVI, PSA, Kompetenzzent-rum Pflanzenschutz

Beitrag zum Umwelt-schutz – Pflanzen-schutz, Wasser, Ener-gie, Bienenförderung, Feinstaub, Mikroklima

Der Beitrag des Gartenbaus für mehr Umwelt-schutz ist auszubauen und darzustellen („Tue Gutes und rede darüber“). Dies umfasst Pflan-zenschutzkonzepte, Wasser- und Energiema-nagement und Maßnahmen zur Bienenförde-rung. Im Bereich Pflanzenschutz sind die Schnittstel-len zum NAP-Nationaler Aktionsplan Pflanzen-schutz Teilbereich Aufklärung Bevölkerung zu nutzen. Die dort zu ergreifenden Maßnahmen wirken indirekt auf das Lebensumfeld der Be-völkerung ein. Ziel des NAP ist es, die Risiken und Auswirkungen der Anwendung von Pflan-zenschutzmittel auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Naturhaushalt zu minimieren.

Arbeitsplatzgestal-tung in den Gar-tenbauunter-nehmen

Ab 2017 Berufsständische Ver-bände, Unternehmen

Steigerung der Arbeits-platzattraktivität, An-passung Entlohnung, Lernkultur – Flexible Arbeitszeitmodelle, Work-Life-Balance, Familienfreundlich-keit, neue Management-konzepte, Qualifizie-rungsmöglichkeiten

Diese Maßnahme liegt in der Verantwortung der Unternehmer und Unternehmerinnen. Die Attraktivität der Arbeitsplätze muss erhöht wer-den. Das bedeutet nicht nur eine Anpassung des Lohngefüges, sondern eine attraktive Lernkultur und attraktive Arbeitszeitmodelle, die Familie und Beruf gut vereinbaren lassen. Die Unternehmen müssen ihren Mitarbei-ter/innen gute Qualifizierungsangebote ma-chen, so dass sie gerne bleiben und sich gerne weiterbilden.

Regionale Veran-kerung der Unter-nehmen

Ab 2016 LWK, BWVI

Einrichtung „Koordi-nierungsstelle Ländli-che Räume”

Die „Richtlinie zur Umsetzung von Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung“ ermöglicht die Förderung von Investitionen in Projekten zur Stärkung der Strukturen zur touristischen In-formation und Unterstützung von Routenkon-zepten im Tourismussektor und Kooperations-projekten zur Einkommensdiversifizierung.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Für die neutrale und unabhängige Beratung der potentiellen Antragsteller von Projekten ist die Einrichtung einer „Koordinierungsstelle Ländliche Räume“ bei der LWK vorgesehen. Ihr kommt eine große Bedeutung bei der regio-nalen Verankerung der Unternehmen zu.

Regionale Veran-kerung der Unter-nehmen

Ab 2017 Koordinierungsstellen für Absatzförderung und Ländliche Räume bei LWK, „Runde Tische“, Berufsständische Ver-bände, BWVI, Citymanagement, Gremien MRH, Unternehmen des Gar-tenbaus

Botschafter für Grün und gesunde Ernäh-rung, regionales En-gagement, Einbindung des Gartenbaus in regionale und überre-gionale Ereignisse

Die Maßnahme richtet sich in erster Linie konk-ret an die Unternehmen, die sich an ihrem Standort als regionale Partner in lokale Belan-ge (z.B. Vereinsarbeit und Ehrenamt, Lokalpoli-tik, Stadteilinitiativen usw.) einbringen sollen. Sie weiten hierdurch ihre Netzwerke aus, treten als Botschafter für die Branche auf und können ihr öffentliches Ansehen steigern. Viele Themen des Gartenbaus können nur noch länderübergreifend bewegt werden (Obstbau, Gemüsebau-Bauerngarten, Zier-pflanzenbau – Nordfreun.de-auf blühende Nachbarschaft e.V., Baumschule – Klimabäu-me). Der Gartenbau braucht hierbei auch die Unterstützung der Gremien der MRH. Diese kann er nur dann erhalten, wenn er offizielles Leitprojekt der MRH ist. Die BWVI wird hierzu Kontakt zur Geschäftsstelle der MRH aufneh-men und die weitere Vorgehensweise erörtern.

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Aus Sicht des Forscherteams haben sich die Prozessbeteiligten für einen guten und ausgewogenen Maßnahmenmix entschieden, der es ermöglicht, alle drei Strategien („In Wert setzen“, „Effizienz steigern“, „Zur Lebensqualität in der Gesellschaft beitragen“) zu verfolgen. In dieser Zusammenstel-lung kommt drei Maßnahmen eine zentrale Bedeutung für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie zu.

a) Die Umsetzung kann nur gelingen und koordiniert erfolgen, wenn der sparten- und ressortübergreifende Prozess fortgeführt wird. Das Gremi-um hierzu ist die PRAG. Daher sind regelmäßige PRAG-Treffen weiterhin erforderlich.

b) Der Gartenbau im urbanen Raum ist u.a. durch seine unmittelbare Nähe zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern und damit zur Gesell-

schaft gekennzeichnet. Zugleich nimmt der Bezug der Bevölkerung gerade in urbanen Wohnräumen zu den landwirtschaftlichen Produktions-verfahren ab. Um ein Klima des Miteinanders und gegenseitigen Verständnisses zu fördern, bedarf es der „Vermittlung“ realistischer Vorstel-lungen zwischen beiden Gruppen. Hier liegt der Ansatzpunkt für die „Informationskampagne Gartenbau“ und das Modellvorhaben „Urbaner Gartenbau/Urbane Agrikultur“.

c) Mit der Nachhaltigkeitsstrategie ist ein Veränderungsprozess für und in der Branche angestoßen worden. Um diesen erfolgreich zu verwirkli-

chen, auf aktuelle Anforderungen eingehen und bestehenden Nachholbedarf (z.B. Onlinehandel, digitale Kommunikation, teamorientiere Ma-nagementkonzepte, technischer Fortschritt) decken zu können, bedarf es der dazu nötigen Kompetenzen. Diese müssen nach und nach von den Unternehmen durch entsprechend qualifizierten Personen erworben werden. Hier kommen der LWK und dem PSD besondere Bedeu-tung zu. Sie müssen sich entsprechend diesen Beratungsanforderungen weiterentwickeln und die Unternehmen beratend begleiten. Daher haben Erhalt, Ausbau und Zusatzqualifizierung vorhandener Beratungskapazitäten wesentlichen Einfluss auf den Erfolg der Nachhaltigkeits-strategie.

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9.2 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die WSK Zierpflanzenbau

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins

Das erste Treffen fand am 30. März 2016 statt, Folgetreffen für drittes Quartal 2016 geplant, danach fortlaufend

GVN (Federführung), Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V. und BGM, FDF, Akteure der WSK

Regelmäßige Ge-sprächsrunde – Installierung „Runder Tisch“

Gründung eines „Runden Tisches“ für die Stär-kung und Weiterentwicklung der Wertschöpfungs-kette Zierpflanzenbau Leistungsträger: Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. und Blumengroßmarkt Ham-burg. Neben der Planung und Umsetzung Sparten spe-zifischer Maßnahmen geht es um einen Aus-tausch der Akteure in dieser WSK zu aktuellen Belangen und die Stärkung des Wir-Gefühls in der Sparte. In Hinblick auf die strategisch geforderten Regio-nalsortimente ist das Zertifizierungssystem des Vereins auf die regionale Produktion anzuwen-den. Dies lässt sich nur über regelmäßige Treffen er-reichen.

Kommunikations-kampagnen: „Wer ist der Zier-pflanzenbau? Was ist er? Was leistet er?“

Konzeption 2016, ab 2017 Umset-zung

BGM (Federführung) Nordfreun.de- auf blü-hende Nachbarschaft e.V., GVN, LWK, BWVI

Informationskampag-nen und Konzepte für die Förderung des Absatzes

Ein produktbezogenes Marketing nach außen ist für die Zielgruppen der Abnehmer (B2B) und Ver-braucher (B2C) zu entwickeln („Tue Gutes und rede darüber“). Es wird empfohlen, bspw. eine aktive Sortimentsgestaltung (s. übergeordnete Strategie), optimierte Vertriebswege (vgl. Pilotpro-jekt mit Logistik-Initiative Hamburg) mit kommuni-kativen Maßnahmen (Öffentlichkeitsarbeit, Wer-bung und Verkaufsförderung) für den Absatz von (zertifizierten) Regionalprodukten zu kombinieren. Der Verein Nordfreun.de – auf blühende Nach-barschaft e.V. tritt in Zusammenarbeit mit dem BGM für eine Verbesserung der Kommunikation ein. Unterstützung erfolgt durch LWK, GVN und Akteure der WSK.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Der BGM ist als „Angebotsbündler“ von zentraler Bedeutung und in seiner Funktion zu stärken. Der BGM ist bereit, als „Veränderungsagent“ Trends zu erkennen, Maßnahmen zu koordinieren und umzu-setzen. Teilbereiche der Informationskampagne und des Konzeptes zur Förderung des Absatzes werden im Rahmen der Weiterentwicklung der länderübergrei-fenden Initiative Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. erbracht. Eine Unterstützung im Rahmen des Konzepts Absatzförderung der BWVI ist zu prüfen.

Produktoptimierung

Ab 2017 GVN (Federführung) LWK Unternehmen, BGM (BWVI)

Ausweitung Ökoproduk-te – Prüfung des Marktpotenzials für ökologische Zierpflan-zen

Die gewünschte Ausweitung der Öko-Produktion muss gezielt und entsprechend den Marktbedin-gungen (insb. Nachfrage) erfolgen, um das betrieb-liche Anbaurisiko der Produzenten so gering wie möglich zu halten. Wegen des zurzeit noch geringer entwickelten Marktes für ökologische Zierpflanzen wären zusätzliche Informationen über das Marktpo-tential sowie die konkreten Potentiale zur Verbesse-rung der Wertschöpfung hilfreich. Daher ist vor einer aktiven Ausweitung in einer Marktstudie das Nachfrage- und Preispotenzial für ökologische Zier-pflanzen in Hamburg zu analysieren.

Optimierung der Vertriebsformen im Einzelhandel und Dienstleistung

Konzeptentwick-lung in 2016, Ab 2017 Umset-zung

BGM, Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V., „Vierländer Frische“, BWVI

Stärkung des BGM, u.a. Eventshopping, Endverbrauchermarke-ting, Online-Shops

Ein verändertes Nachfrageverhalten und strukturel-le Veränderungen bei den Abnehmern von Blumen und Zierpflanzen werden die Position des BGM schwächen, wenn er nicht neue Maßnahmen er-greift und diese Entwicklung proaktiv auffängt. Im Rahmen des Strategieworkshops hat sich der BGM die „Erschließung neuer Absatzwege und Gewin-nung neuer Zielgruppen“ zur Aufgabe gemacht.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Hierzu gehören neue Formen der Angebotstranspa-renz und Erschließung neuer Kundenpotentiale. Neue Wege der strukturellen Absatzförderung soll-ten erschlossen werden (z.B. Popup-Shops, Mitter-nachtsshopping). Online-Vermarktung kann als ein Element der strukturellen Absatzverbesserung im Rahmen eines Pilotprojektes geprüft werden. Teil des Pilotprojekts ist die Identifikation der kunden-gruppenspezifischen Anforderungen, eine Ange-botsplattform der regionalen Ware und der Aufbau eines optimierten Logistiksystems. Alle Maßnahmen sollten in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Nordfreun.de - auf blühende Nach-barschaft e.V., den Produzenten und dem FDF erfolgen. Eine Unterstützung im Rahmen des Absatzför-derungskonzeptes der BWVI für die Schaffung neuer Absatzmöglichkeiten ist zu prüfen, wie auch eine Einbindung in die Logistik-Initiative Hamburg.

Neue Technologie, Produktions-, Energie- und Ma-nagementkonzepte

Ab 2017, danach fortlaufend

LWK, Unternehmen des Gar-tenbaus, Verbände

Innovative Pflanzen-schutz-Konzepte, Energieeinsparung und CO2 –Reduktion, Neue Züchtun-gen/Sortentestung für regionale Sortimente, Arbeitswirtschaft, Be-triebsorganisation, Ausweitung Ökopro-dukte Kurz: Anpassung der Produk-tion an gesellschaftliche Anforderungen

Zur Integration gesellschaftlicher Anforderungen in die Kulturführung für Zierpflanzen und in die Sorti-mente, wurden in den Workshops und den PRAG-Sitzungen u.a. Öko-Zierpflanzen, Energieeinspa-rung, Umwelt- und Gewässerschutz, CO2-Bilanzen oder verlässliche regionale Herkunft diskutiert. Die LWK wurde als kompetente Stelle für entsprechen-de Transferleistungen benannt. Sie soll gesell-schaftliche Anforderungen identifizieren, praktikable Anpassungen in der Kulturführung erproben und die Beratung zur Adaption in den Betrieben leisten.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Kooperation

2016, danach fort-laufend

Nordfreun.de- auf blü-hende Nachbarschaft e.V., BGM, BWVI, Berufsständische Ver-bände, LWK, Akteure der WSK

Auf- und Ausbau regio-naler Wertschöpfungs-ketten – hier: WSK-Zierpflanzen- Nord-freun.de – auf blühen-de Nachbarschaft e.V.

Mit dem Verein Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. hat die Sparte des Zierpflan-zenbaus beispielgebend einen stufenübergreifen-den Handlungsansatz für die Vermarktung glaub-würdiger regionaler Zierpflanzen geschaffen. Es empfiehlt sich, diese vom BMEL ausgezeichnete, länderübergreifende Regionalinitiative weiter auf-zubauen und zu etablieren. Ebenso verbindet der BGM als zentraler Absatzmittler für Zierpflanzen („Drehkreuz“) die Akteure unterschiedlicher Stufen der WSK. Beide Organisationen bieten daher gute Ansätze für den Aufbau der regionalen Wert-schöpfungskette Zierpflanzen. Sie sollten daher die Federführung für entsprechende Pilotvorha-ben (gezielte Produktion und gesicherter Absatz über die regionale Kette) übernehmen.

Kooperationen Kontaktaufnahme zur Logistik-Initiative Hamburg 2016, Ausarbeitung und Umsetzung der Modellprojekte ab 2017

Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V., BGM, Akteure der WSK, BWVI, LWK

Innovative Logistikkon-zepte – Modellvorha-ben Logistik WSK-Zierpflanzen

s. Ausführungen zum Maßnahmenplan - sparten-übergreifend

Lebensumfeld der Bevölkerung

Ab 2017 Berufsständische Ver-bände, Akteure der WSK, LWK

Beitrag zum körperli-chen und seelischen Wohlbefinden – Ausbau und Erhalt des städti-schen Grüns mit Zier-pflanzen

Die Wertschätzung von Blumen und Pflanzen in der Bevölkerung ist zu erhöhen. Speziell für den Zierpflanzenbau heißt das, eine stärkere Präsenz im Stadtbild zu erreichen. Dies kann nur mit öf-fentlicher und gewerblicher Nachfrage gelingen. Der Dialog zu den Grünflächenämtern, dem Fach-verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V. und dem DGGL-Landesverband HH/SH ist aufzubauen. Beispielhaft könnte eine intensivere Wechselbepflanzung in den Grünan-lagen die regionale Vielfalt sichtbar machen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Die stärkere Präsenz im Stadtbild bedeutet auch die Kommunikation „Hamburger Erzeugnisse“ auf Hinweisschildern, Bekanntmachung durch Berich-te und Info-Clips im Regionalfernsehen und Hör-funk.

Lebensumfeld der Bevölkerung

Ab 2017 Berufsständische Ver-bände, Bezirksämter, BWVI, BUE, LWK

Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft – Vier- und Marschlande als Kulturgut herausstel-len, Verschönerung des Erscheinungsbil-des, Abbau der Ge-wächshausruinen

Die Vier- und Marschlande sollen als Kulturgut herausgestellt werden. Neben der empfohlenen Informationskampagne wird auch eine Einbindung in die Tourismuskonzepte der Stadt Hamburg empfohlen. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass das äußere Erscheinungsbild dieser Region auch attraktiv ist. Hierzu wird empfohlen, dass die „Gewächshaus-ruinen“ entweder umgenutzt oder abgerissen werden. Beim Thema „Gewächshausruinen“ han-delt es sich um eine komplexe Fragestellung, die dadurch geprägt ist, dass es sich bei den Ge-wächshausruinen um ehemalige gartenbauliche Anlagen auf Privatflächen handelt, für die die Eigentümer verantwortlich sind und keine um-setzbaren maßgeschneiderten Instrumente vor-handen sind. Daher sollten weitere Ansätze durch Verbände und Bezirkspolitik vorbereitet werden. Lösungsansätze können nur fach- und ressort-übergreifend gelingen.

Regionale Veran-kerung der Unter-nehmen

Ab 2016 Unternehmen des Gar-tenbaus, Verbände, Koordinierungsstelle Förderung des Absatzes

Botschafter für Grün und gesunde Ernährung - gemeinsames Tun: „Ur-ban Gardening mit Profi Know-How“ / gläserne Produktion, intensiver Dialog mit der Bevölkerung

Die Produktionsbetriebe können die Initiativen des „Urban Gardening“ der Bevölkerung in den Stadt-teilen unterstützen. Sei es mit der Bereitstellung von Know-How oder standortangepasster Pflan-zen. Die Aufwendungen dazu könnten z.B. aus einem „Fonds“ gedeckt werden, der von der Gar-tenbauunternehmen und weiteren Partnern - wie z.B. der öffentlichen Seite - gespeist werden kann.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Speziell für die private Nachfrage nach Zierpflan-zen in Hamburg sollen neue Angebotskonzepte entwickelt werden, die die urbanen Trends auf-greifen und damit neue Absatzmöglichkeiten schaffen, z.B. Ideen für grüne Wände, die Einbe-ziehung der Indoor- und Outdoorpflanzen in Haus, Balkon und Garten.

Aus Sichtweise des Forscherteams liegt der zentrale Ansatzpunkt für die nachhaltige Stärkung des Zierpflanzenbaus in der strukturellen Verbesse-rung des Absatzes. Eine spürbare Umsatzsteigerung setzt Impulse und forciert die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen in den Betrieben. Die zentrale Gestaltungsverantwortung hierfür wird beim BGM zusammen mit der länderübergreifenden Regionalinitiative Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. gesehen. Eine zukunftsfähige Ausrichtung der Absatzstruktur und der langfristige Marktzugang für die regionale Ware sind nur mit der Umsetzung der zwei Maßnahmen zu erzielen:

a) Auf- und Ausbau der regionalen Wertschöpfungskette Zierpflanzen (ausgehend vom vielfältigen, glaubwürdigen Sortiment regionaler Zierpflanzen und einer klaren Ausrichtung auf die verschiedenen Vermark-tungskanäle; Stärkung der länderübergreifenden Initiative Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. – im Sinne der Auszeichnung des BMEL mit dem „Deutschen Innovationspreises Gartenbau 2015“).

b) Erschließung neuer Absatzwege und die Gewinnung neuer Zielgruppen durch den BGM in Kooperation mit Nordfreun.de – auf blühende

Nachbarschaft e.V.

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9.3 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die WSK Gemüsebau

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins Gemüsebau in Politik und Ge-sellschaft

2016 Konkretisierung drittes Quartal 2016

Bauernverband (Federführung) EZG Akteure der WSK

Regelmäßige Ge-sprächsrunden / Infor-mationsaustausch – Installierung „Runder Tisch“ Gemüse

Die Struktur der Gemüsebaubetriebe ist heterogen und je nach Produktionsvolumen sind sie unter-schiedlichen Absatzmittlern angeschlossen. Ein einheitliches strategisches Vorgehen gibt es nicht. Die wichtigste strategische Maßnahme im Gemüse-bau betrifft den Auf- und Ausbau der regionalen Wertschöpfungskette. Den ersten Schritt stellt die Gründung eines „Runden Tisches Gemüse“ dar. Der Regionalvorteil „vom Feld frisch auf den Tisch“ wird bisher nicht effizient genug genutzt. Neben der Planung und Umsetzung spartenspezifischer Maß-nahmen geht es um einen Austausch der Partner in der Wertschöpfungskette zu aktuellen Belangen und die Stärkung des „Wir-Gefühls“ in der Branche. Dies lässt sich nur über regelmäßige Treffen erreichen.

Kommunikations-kampagnen „Wer ist Gemüse-bau? Was ist Gemüse-bau? Was leistet er?“

2016/2017: Konzeptentwick-lung Ab 2018: Umset-zung

LWK (Federführung) Koordinierungsstelle Unternehmen, EZG, Akteure der WSK, BWVI

Informationskampagne regionaler Gartenbau – Gemüse-produktion erlebbar und finanzierbar ma-chen, vorhandene Ak-tivitäten nutzen, z.B. Nah:türlich genießen e.V., Foodmarket

Eine gemeinsame Kommunikationskampagne und Kennzeichnung der Regionswaren kann alle Betei-ligten der Wertschöpfungskette in ihren Informa-tions- und Absatzaktivitäten stärken. Hierzu ist eine Zertifizierung der glaubhaften Herkunftsgarantie (angelehnt an Nordfreun.de - auf blühende Nach-barschaft e.V.) und Unterstützung im Sinne von „Fit für den Lebensmitteleinzelhandel“ erforderlich. Eine Kopplung an die für den indirekten Absatz erforder-liche QS- Zertifizierung ist sinnvoll.

Produktoptimierung Kooperationen

Ab 2016 fortlau-fend

LWK (Federführung), BVHH, Kompetenzzentren, Unternehmer, BWVI

Regionale Sortimen-te/Premiumprodukte – Produktdifferenzier-ung in Sorten u. Ar-ten/Produkte mit Zu-satznutzen

Der Regionalvorteil „vom Feld frisch auf den Tisch“ wird nicht effizient genug genutzt. Eine wichtige strategische Maßnahme liegt in der Entwicklung eines regionalen Gemüsesortiments, das in Vielfalt und Besonderheit auszubauen ist.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Der Hamburger Gemüsebau hat wenig Wettbe-werbsvorteil in der Produktion von Massen- oder Standardprodukten. Hierzu wird die Bildung eines Interessenverbundes („Fachlicher Stammtisch- Erfa Gruppe“) angeregt, in dem die Gärtner, die Vermarkter zusammen mit der Beratung und dem Versuchswesen interessante Sortimente entwi-ckeln.

Produktoptimierung

Ab 2017 LWK PSD Interessierte Akteure der WSK

Ausweitung Ökoproduk-te

Ausgangspunkt für eine Ausweitung des ökolo-gischen Anbaus muss die Identifikation geeigneter Vermarktungskonzepte – d.h. Ausweitung des Angebots ökologischer Gemüse, Salate und Kräu-ter – sein , die einen Rückfluss des geschaffenen Mehrwertes langfristig in die Produktionsbetriebe sicherstellen. Danach kann die Produktion gezielt ausgerichtet und ausgeweitet werden, wobei die LWK beratend für Fragen der betrieblichen Aus-richtung und der Kulturführung den Betrieben zur Seite steht. Der PSD ist Ansprechpartner im öko-logischen Pflanzenschutz.

Gute Rahmen-bedingungen

Dauerhafte Aufga-be

Arbeitskreis Bauernver-band, Flächenmanage-ment in der BWVI

Flächensicherung, Flächenverfügbarkeit, Möglichkeit zur Be-triebserweiterung und Sicherung der Flächen für gärtneri-sche Nutzung

Gemüsebau bedeutet: Flächenintensive Produkti-on. Es stehen nicht mehr genügend Produktions- u. Wechselflächen zur Verfügung. Die Flächen-nachfrage nimmt weiter zu. Der Bauernverband hat bereits einen Arbeitskreis für Fragen der Flä-chensicherung eingerichtet („AG Pacht“). Dieser soll in seiner Arbeit gestärkt werden. Dies betrifft den Transfer der aktuellen Erkenntnisse über den Ist-Zustand aus der Nachhaltigkeitsstrategie ge-nauso wie die personelle Stärkung durch Unter-nehmerinnen und Unternehmer des Gartenbaus.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Der Dialog mit der BWVI (vgl. Maßnahme zur Sicherung von aktiv genutzten Produktionsflächen für den Gartenbau) und der LWK (Hofbörse) wird angeregt.

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2016 fortlau-fend

LWK, Kompetenzzentren Ge-müsebau und Pflanzen-schutz, Unternehmer des Gar-tenbaus, Verbände

Betriebswirtschafts-, Kultur- und Technikbe-ratung, Pflanzenschutz-beratung, Erhalt der Beratungs- und Forschungskapa-zitäten

Die Gemüsebaubetriebe müssen mit intensiver Anbauberatung in die Lage versetzt werden, die geforderte Premiumqualität zu produzieren.

Kooperation

2017, danach fort-laufend

EZG, LWK, BWVI, Unternehmen des Gar-tenbaus, Akteure der WSK

Auf- und Ausbau regio-naler Wert-schöpfungsketten, Stär-kung von EZG, EO und GH mit Regionalstra-tegie

Aktuell erfüllt die EZG wichtige Bündlerfunktion, auch wenn die Ware nur teilweise gemein-schaftlich vermarktet wird. Die EZG ist mit ihrem Beziehungsnetzwerk der zentrale Akteur für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Sie muss in dieser Funktion gestärkt und über Wei-terqualifizierung zum „Kümmerer“ für die Schnitt-stellen in regionalen Wertschöpfungsketten entwi-ckelt werden.

Kooperationen

Ab 2016 LWK als Initiator Junge Unternehmer im Gemüsebau

Bildung eines Interes-senverbundes – Verzahnung von Pro-duktion, Vermarktung, Beratung und Versuchswesen zum regionalen Angebot

Die LWK klärt die Idee „Vom Knoblauchsland lernen“ (Zielsetzung, Inhalte, Vorgehen…) in Be-zug auf die Beteiligungsbereitschaft. Sofern sie gegeben ist, regt sie den Austausch mit Jungun-ternehmern im Knoblauchsland an und organisiert eine Exkursion (Kontaktaufnahme, Organisation). Damit sollen junge Unternehmer motiviert und zusammengebracht werden.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Professionalisie-rung im Absatz

Prüfung der Idee und Entscheidung über Angebot: 2016 Ggf. erster Grup-pentermin im 2. Halbjahr 2016

LWK Erhöhung der Verkaufs- und Lierferkettenkompe-tenz – Schulung Perso-nal – hier: Weiterbildung Jungun-ternehmer

Management-, Organisations- und Kommuni-kationsfähigkeiten sind Schlüsselqualifikationen für systematische Lieferbeziehungen. Die Kennt-nis funktionierender, innovativer Absatzsysteme und der Kontakt zu führenden Vermarktern und Großverbrauchern tragen ebenso dazu bei, Be-reitschaft und Möglichkeiten für die Professionali-sierung des Absatzes zu schaffen. Das Angebot einer Gruppenberatung „Fachlicher Stammtisch / Erfa-Gruppe” richtet sich an Jungunternehmer und wird durch die LWK fachlich und organisato-risch begleitet: Weiterbildung Jungunternehmer in Führungs-

fragen Betriebs- und Wertschöpfungsketten übergrei-

fende Kooperation und Außenwirkung

Die Situation im Gemüsebau zeigt Ähnlichkeiten mit der des Zierpflanzenbaus. Aus der Perspektive des Forscherteams haben folgende Maßnahmen Vorrang:

a) Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten über die Weiterqualifizierung der EZG und speziell der Jungunternehmer sowie unter Ein-bezug ansässiger, leistungsstarker Partner im Großhandel und bei den Großverbrauchern.

b) Professionalisierung im Absatz, um die Lieferketten- und Absatzkompetenz der produzierenden Unternehmen zu stärken.

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Dr. Manfred Berndt

9.4 Zeit-, Akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die WSK Obstbau

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins Obstbau in Politik und Gesell-schaft

Konkretisierung bis Ende 2016, danach fortlaufend Umsetzung

ESTEBURG- Obstbau-zentrum Jork (Federführung) Bauernverband, Erzeugerorganisationen „Marktgemeinschaft Altes Land“ und „Elbe-Obst“ , Großhändler, Akteure der WSK BWVI

Regelmäßige Ge-sprächsrunden, Informa-tionsaustausch – Instal-lierung „Runder Tisch Obstbau“

Gründung eines „Runden Tisches“ zum Aufbau einer „Wertschöpfungskette Obstbau“ mit Erzeu-gern, Erzeugerorganisationen, Großhandelsun-ternehmen, ESTEBURG- Obstbauzentrum Jork und BWVI. Neben der Planung und Umsetzung spartenspezifischer Maßnahmen geht es um ei-nen Austausch der Partner in der Wertschöp-fungskette zu aktuellen Belangen und die Stär-kung des Wir-Gefühls in der Branche. Dies lässt sich nur über regelmäßige Treffen erreichen.

Kommunikations-kampagnen „Was ist der Obst-bau? Wer ist der Obst-bau? Wo ist der Obst-bau?“

2018/2019 Erzeugerorganisationen in Zusammenarbeit mit privaten Großhändlern und Akteure der WSK BWVI

Informations- und Ab-satzförderungskampag-nen

Die Informations- und Absatzförderungskampag-nen für Obst müssen vom Imagetransfer „Altes Land“ profitieren. Die Kulturlandschaft „Altes Land“ ist touristisch gut etabliert. Eine starke Ver-netzung der Hamburger Obstbaubetriebe mit den dortigen Aktivitäten wird empfohlen. Es muss Ziel der Kommunikationskampagnen sein, die Wahr-nehmung des regionalen Obstes in der Bevölke-rung zu steigern. Zur Unterstützung der Sichtbarkeit des Hambur-ger Obstbaus in der Gesellschaft soll eine Infor-mationskampagne entwickelt werden. Eine Unter-stützung im Rahmen des Absatzförderungskon-zepts der BWVI ist zu prüfen.

Stärkung des Branchenbewusst-seins

2016 Projektmanagement „Regionale Manage-mentsysteme” in Nie-dersachsen ESTE-BURG- Obstbauzentrum Jork, BWVI, Landkreise,

Regelmäßige Gesprächsrunden – Regionale Manage-mentsysteme

Aktuell prüft das ESTEBURG- Obstbauzentrum Jork die Übertragbarkeit von Regionalmanage-mentkonzepten anderer Regionen auf das Alte Land. Beabsichtigt ist, eine Verbindung verschie-dener Wirtschaftsakteure im Wirtschaftsraum Altes Land (Obstbau, Tourismus, Handwerk etc.) zu organisieren.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Obstbau in Politik und Gesellschaft

Bezirke, BUE, Verbände

Eine Verbindung zum Prozess der Nachhaltig-keitsstrategie erscheint sinnvoll und sollte herge-stellt werden. In einem folgenden Schritt sollen die Wirtschaftsakteure unter sich an der Vorbereitung der Informationskampagne arbeiten. Die Kam-pagne soll zunächst nach innen wirken und die Bedeutung des Gartenbaus für übergeordnete Bereiche aufzeigen („Wofür sind wir überall wich-tig?“).

Produktoptimierung

2016/2017 ESTEBURG- Obstbau-zentrum Jork in Zu-sammenarbeit mit Hochschule Osnabrück und BWVI Akteure der WSK

Regionale Sortimente, Premiumprodukte, Ausweitung Ökopro-dukte hier: Themenfeld Beeren-früchte

Die Nachfrage nach Beerenfrüchten steigt und die EU verfolgt das Ziel, ihren Anbau auszuweiten. Die Kenntnisse über den (ökologischen) Beeren-anbau nehmen aufgrund des Versuchswesens zu. Damit ist der Zeitpunkt für eine Ausweitung des Anbaus in der Praxis gekommen. Ein Modellpro-jekt zur Ausweitung des Anbaus von (ökologi-schen) Beerenfrüchten kann interessierte Betriebe überzeugen und an die Produktion heranführen. Dabei sind auch die Potentiale einer „Folgenut-zung unter Glas“ zu erfassen.

Gute Rahmenbe-dingungen

Ab 2016 Bauernverband ESTEBURG- Obstbau-zentrum Jork, BWVI

Flächensicherung, Flächenverfügbarkeit – Flächenmanagement

Die Produktionsflächen sollen als feste Bestand-teile der Region, des urbanen Raumes gesichert und nicht an den Rand der Metropolregion Ham-burg verlagert werden. Die Unternehmen möchten in Stadtnähe bleiben und auf Flächen im Be-triebseigentum produzieren. Der Bauernverband Hamburg hat bereits einen Arbeitskreis für Fragen der Flächensicherung eingerichtet. Dieser soll in seiner Arbeit gestärkt werden. Diese betrifft den Transfer der aktuellen Erkenntnisse über den Diskussionsstand aus der Nachhaltigkeitsstrategie genauso wie die personelle Stärkung durch Un-ternehmer des Obstbaus.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Gute Rahmenbe-dingungen

Laufender Prozess ab 2016

ESTEBURG- Obstbau-zentrum Jork (Federfüh-rung), LWK

Betriebswirtschafts-, Kultur- und Technikberatung – Erhalt der Beratungs- und Forschungskapa-zitäten

Bei der Gesamtkonzeption zur Ausrichtung der künftigen Beratung im Gartenbau ist verstärkt darauf zu achten, dass die Bedürfnisse des Obst-baus hinreichend berücksichtigt werden. Hier könnte mittelfristig auch eine Poollösung interes-sant sein. In einer Abstimmung des strategischen Vor-gehens zwischen ESTEBURG- Obstbauzentrum Jork, LWK HH und BWVI sollte insbesondere der Beratungsbedarf, der sich vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsstrategie und des Agrarpoliti-schen Konzeptes 2020 ergibt, thematisiert wer-den.

Gute Rahmenbe-dingungen

Bericht im Oktober zu aktuellem Stand in der Dauer-aufgabe

BWVI, Behörden, LWK, Berater des ESTE-BURG-Obstbauzentrums Jork, Partner der WSK

Betriebliche Förderpro-gramme und gesetzliche Vorschriften – Verbes-serung des Informati-onsflusses zu Förder-maßnahmen zwischen Beratung und Unter-nehmern

Ein Problem in der Wertschöpfungskette „Obst“ stellt bisweilen die Unkenntnis oder auch Unsi-cherheit der Unternehmer in Bezug auf Förder-möglichkeiten, die Auslegung von Förderrichtli-nien und Begrifflichkeiten dar. Der Wissens- und Informationstransfer und die Transparenz zwi-schen Verwaltung, LWK, Beratung und Unter-nehmen müsste in diesem Bereich verbessert werden. Die Berater können aus zeitlichen Grün-den nur begrenzt unterstützen. Die Unternehmen brauchen „Dolmetscher“. Sie würde sehr unter-stützen, wenn über aktuelle Fördermöglichkeiten aus verschiedenen Bereichen informiert bzw. aufgeklärt werden könnte. Die Initiative dieser Maßnahme sollte vom ESTEBURG- Obstbauzent-rum Jork in Abstimmung mit der BWVI ausgehen. Dabei sollten einerseits die Erschließung von Fördermöglichkeiten und andererseits das Infor-mationsverhalten der Betriebe berücksichtigt wer-den.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

neue Technologie, Produktions-, Energie- und Managementkon-zepte

ab 2016 ESTEBURG- Obstbau-zentrum Jork in Zu-sammenarbeit mit BWVI

Ausweitung Ökoproduk-te, Modellregion Bioobst

Etablierung einer Modellregion Bio- Obst mit Vor-zeigecharakter in Kooperation mit dem Kompe-tenzzentrum für den norddeutschen Obstbau, das ESTEBURG- Obstbauzentrum Jork. Neben Fort- und Neuentwicklung marktgerechter Produktions-formen beinhaltet dies u.a. die Durchführung von Hoftagen, Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsar-beit sowie eine starke Berücksichtigung der As-pekte der Biodiversität und Grabenstruktur bzw. Anforderungen an das Sondergebiet. Dies ist eine Maßnahme im Rahmen der Vertiefung des Öko-schwerpunktes des Agrarpolitischen Konzeptes 2020.

Professionalisie-rung im Absatz

2017/2018, danach fortlaufend

Vermarktungseinrich-tungen Akteure der WSK

Differenzierung der Ab-satzwege Erhöhung der Ver-kaufs- und Lieferket-tenkompetenz

Die Erzeugerorganisationen und die privaten Großhandelsunternehmen sollten ihre Absatzakti-vitäten in Bezug auf „regionale Produkte“ verstär-ken. Möglichkeiten von der Regionalinitiative „Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. zu lernen, sind zu prüfen. Alle anderen Lieferket-ten, z.B. für Öko-Obst und der Hamburger Bau-erngarten, sind in ihren Regionalkonzepten zu unterstützen. Hierzu ist intensive strategische Beratung und ggf. eine individuelle und gemein-schaftliche Absatzförderung erforderlich.

Die Schwerpunkte für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Ausrichtung des Obstbaus sollten nach Einschätzung des Forscherteams auf folgende Maßnahmen gelegt werden.

a) Aufbau eines „Runden Tisches“ als Grundlage für den Aufbau einer „Wertschöpfungskette Obstbau“.

b) Regionale In-Wert-Setzung durch Etablierung eines länderübergreifenden regionalen Managementsystems für das Alte Land.

c) Differenzierung des Sortiments, z.B. durch hochwertige Beerenfrüchte, genussreifes Obst, Produktvielfalt aus ökologischem Anbau, d.h. regi-onale Sortimente, Premiumprodukte und Ausweitung Ökoprodukte.

d) Differenzierung der Vermarktungsschienen in Bezug auf regionale Ware, so dass der Mehrwert erhalten bleibt.

e) Differenzierung in der werblichen Ansprache durch Absatzförderungskampagnen, die die Vorzüge der marktnahen Produktion deutlich her-vorheben.

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9.5 Zeit-, akteur- und maßnahmenbezogener Handlungsplan für die WSK Baumschulen

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Stärkung des Branchenbewusst-seins Baumschule in Politik und Ge-sellschaft

2016, danach fort-laufend

BdB-Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg, Akteure der WSK, und den Landesvertretungen von DGGL und BDLA

Regelmäßige Ge-sprächsrunden – Installierung „Runder Tisch“

Gründung eines „Runden Tisches“ für den Aufbau einer Wertschöpfungskette Baumschule. Neben der Planung und Umsetzung spartenspezifischer Maß-nahmen geht es um einen Austausch der Akteure in der Wertschöpfungskette zu aktuellen Belangen und die Stärkung des „Wir-Gefühls“ in der Sparte. Dies lässt sich nur über regelmäßige Treffen errei-chen. Aus der engeren Zusammenarbeit der Baum-schulen mit den Unternehmen des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V. werden sich neue gemeinsame Projekte gene-rieren.

Produktoptimierung 2017 und parallel zum Auf- und Aus-bau der Wert-schöpfungsketten

BdB-Landesverband (ggf. unterstützt von Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V.), Akteure der Wertschöp-fungskette

Regionale Sortimente und Trends – Qualitäts-sicherung in der Liefer-kette

Ansätze einer verbesserten Wertschöpfung liegen auch für die Baumschulen in glaubwürdigen Regio-nalprodukten. Damit sind in diesem Zusammen-hang weniger autochthone Gehölze gemeint als viel mehr Gehölze aus regionaler Produktion, die den zukünftigen Standortbedingungen in der Regi-on angepasst sind. In Anlehnung an die Nord-freun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V. sollte ein stufenübergreifender Ansatz zur Kennzeich-nung und Herausstellung solcher regionaler Quali-tätsprodukte erarbeitet bzw. die Ausweitung der Zertifizierungskriterien des Nordfreun.de – auf blü-hende Nachbarschaft e.V. auf Baumschulware geprüft werden. Eine Unterstützung im Rahmen des Absatzför-derungskonzepts der BWVI für Verbraucherinfor-mation und Zusammenbringen von Akteuren ist zu prüfen. In Bezug auf das zu verbessernde Einzelhandels-marketing bietet sich eine gemeinsame Schulung in Erfa-Gruppen zusammen mit den Einzel-handelsgärtnereien an.

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Dr. Manfred Berndt

Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Optimierung der Vertriebsformen im Einzelhandel und Dienstleistung

Ab 2017 Unternehmen Endverbrauchermarke-ting, Erlebniseinkauf, Wa-renpräsentation, Verwendungsbei-spiele, Trendangebote

Aufgrund der Struktur der Hamburger Baum-schulwirtschaft kommt dem Einzelhandelsmarke-ting eine besondere Bedeutung zu. Die Einzel-handelsbaumschulen müssen professionelles Marketing betreiben, die neuen Trends ähnlich wie der Zierpflanzenbau mit in ihre Angebotspalet-te aufnehmen und sich noch stärker an der urba-nen Nachfrage orientieren. Hilfestellung muss hierzu die Beratung liefern.

Neue Technologie, Produktions-, Energie- und Ma-nagementkonzepte

Ab 2016 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, BUE, Bezirksämter, BWVI

Neue Züchtun-gen/Sortentestung/An-passung an den Klima-wandel- Klimabäume, Klima-pflanzen, u.a. Verzah-nung zu EIP in SH

Eine enge Zusammenarbeit mit dem Projekt „Kli-mawandelbäume“ des EIP SH wird empfohlen. Die Erkenntnisse und Versuche aus diesem Pro-jekt sind auch für Einzelhandelsbaumschulen in Hamburg nutzbar. Sie können mit auch in Zukunft stadtklimataugliche Bäumen ihre Privatkunden überzeugen.

Kooperationen

Ab 2016 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Unternehmen

Beschaffungskoopera-tionen – gemeinsame Einkaufsorganisation der Einzelhandels-baumschulen

Die Einzelhandelsbaumschulen können ihr Sorti-ment aus der Hamburger Produktion und dem Pinneberger Raum komplettieren. Ob Einkaufs-kooperationen die Effizienz in der Warenbeschaf-fung erhöhen können, ist zu prüfen. Wichtig ist die Qualitätsauswahl durch Auswahl geeigneter Liefe-ranten.

Kooperationen

Ab 2016, danach fortlaufend

BdB – Landesverband, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg, Kompetenzzentrum Baumschule, Akteure der WSK,

Starke Zusammenarbeit mit dem GaLaBau und Landschaftsplanern – gemeinsame Markter-schließung

Wertschöpfungsketten können nur bei gegen-seitigem Interesse und bei Kenntnis der möglich-en Akteure aufgebaut werden. Daher dient eine intensive Zusammenarbeit insbesondere zwi-schen BdB – Landesverband und Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Ham-burg der Schaffung eines kooperativen Klimas unter möglichen Partnerunternehmen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

BWVI, BUE, Bezirksämter, Landesvertretung DGGL

Ein Dienstleistungsangebot gehört in einer urba-nen Gesellschaft zum Baumschulprodukt dazu. Im Rahmen von Modellprojekten zur Lösung einzel-ner Fragestellungen (z.B. optimierte Logistik oder „Klimawandelbäume“) lassen sich Grundsteine für eine regionale WSK legen. Die berufsständischen Vertreter können diese Vorhaben unterstützend begleiten, die Umsetzung muss durch die Akteure der WSK erfolgen.

Kooperationen

Ab 2017, dann fortlaufend

Unternehmen, Verbände, BGM

Innovative Logistikkon-zepte – Modellvorha-ben

Als Plattform für den Warenaustausch, die Wa-renverteilung und die Transparenz des Angebots, kann der BGM dienen, sofern es Bedarf an einem physischen Marktplatz gibt. Hierdurch wäre der BGM auch für die Akteure der WSK Baumschule wieder von Interesse.

Professionalisie-rung im Absatz

2018/2019 Unternehmen, BdB – Landesverband, BWVI

Differenzierung der Ab-satzwege – Exportstra-tegie

Für die Hamburger Produktionsbaumschule bietet sich eine Zusammenarbeit mit ähnlich gelagerten Baumschulen aus SH oder NI an. Der Bund un-terstützt die Exportförderung von Agrarprodukten. Auf Grundlage dieser Programme sollten gemein-same Exportaktivitäten entwickelt werden. Parallel dazu werden sich auch die Akteure der Wertschöpfungskette Baumschule mit dem The-menkomplex „Exportstrategie für Hamburger Baumschulware in Regionen mit erhöhtem Bedarf an deutschen Baumschulerzeugnissen“ befassen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Lebensumfeld Bevölkerung

Ab 2017 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg, Partner der WSK, Landesvertretungen von DGGL und BDLA

Beitrag zum körper-lichen und seelischen Wohlbefinden – Ausbau und Erhalt des städti-schen Grüns, Vielfalt

Analog zum Zierpflanzenbau zeigt sich auch für die Sparte Baumschule die stärkere Präsenz und Nutzung der regionalen Baumschulware im Stadt-grün (Bäume aus der Region/MRH für Hamburg). Ziel ist es, an das Stadtklima angepasste Gehölze einzusetzen. Durch Grün in der Stadt wird Ge-sundheitsbewusstsein geprägt und das Stadtbild attraktiver. Hierfür ist eine intensive Aufklärung zur Gehölzeignung und zum „Mehrwert“ von Ge-hölzen („Mehr als Investitionskosten“) in den Grünflächenämtern und bei den gewerblichen Kunden nötig – eine Gemeinschaftsaufgabe von BdB insbesondere mit Fachverband GaLaBau, Kompetenzzentrum Baumschule und DGGL. Hierfür sich auch die Vorschriften anzupassen, die bisher die Verwendung heimischer Gehölze vor-schreiben, die aber den zukünftig auch den Kli-mawandel geänderten Anforderungen nicht genü-gen werden. Außerdem sollte die langfristige Finanzierung der Pflege des öffentlichen Grüns sichergestellt wer-den.

Lebensumfeld Bevölkerung

Ab 2017 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg, Akteure der WSK, BWVI, Landesvertretungen von DGGL und BDLA

Beitrag zum Umwelt-schutz – Pflanzen-schutz, Wasser, Ener-gie, CO2-Bindung, Bienenförderung, Stadtklima, NAP, Fein-staub, Klimawandel

Die in HH ansässige große Produktionsbaum-schule unternimmt viele Maßnahmen, um die Nachhaltigkeit der Produktion zu steigern. Dieses sollte in die Kommunikationsmaßnahmen der Baumschulwirtschaft einfließen.

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Strategisches Handlungsfeld

Zeitraum Zuständigkeit, Beteiligte

Maßnahme Erläuterung und Vorgehen

Lebensumfeld Bevölkerung

Ab 2017 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg e.V., Akteure der WSK, DGGL-Landesverband HH/SH, BDLA Landesgruppe Hamburg, BWVI

Aktivierung der Begeis-terung für Stadtgrün in der Bevölkerung – Ko-operation mit Urban Gardening Projekten

S. hierzu die Ausführungen zum Modellvorhaben „Urbaner Gartenbau/Urbane Agrikultur“

Regionale Veran-kerung der Unter-nehmen

Ab 2017 BdB – Landesverband, Kompetenzzentrum Baumschule, Fachverband Garten-, Landschafts- und Sport-platzbau Hamburg e.V., Akteure der WSK, DGGL-Landesverband HH/SH, BDLA Landesgruppe Hamburg, BWVI

Einbindung des Garten-baus in regiona-le/überregionale Ereig-nisse –Themenfelder FHH, Tourismus, Standortmarketing MRH, SH; MV und NI, Citymanagement, Kie-keberg Agrarium

Intensive Überzeugungsarbeit ist zusammen mit den HH-Baumschulbetrieben und den GaLaBau-Unternehmen zu leisten, um die Leistungen von „Grün“ für die Lebensqualität in der Stadt und den Einsatz von für den Standort „Stadt“ geeigneten Pflanzen in öffentlichen und gewerblichen Flächen zu steigern. Auch hierzu ist eine starke Vernetzung in allen regionalen und angrenzenden Initiativen, Behör-den und anderen Multiplikatoren erforderlich; u.a. zählen hierzu die gesellschaftlichen Bewegungen, die Koordinierungsstelle MRH, die Quartiersma-nager und das Citymanagement der FHH.

Die Anzahl der Baumschulunternehmen in Hamburg ist relativ klein. Daher tragen alle in besonderer Weise Verantwortung dafür, das Profil des urba-nen Gartenbaus um ihre Sparte zu ergänzen. Die Schlagkraft hierfür wie auch für weitere Maßnahmen zur nachhaltigen Ausrichtung wird durch einen gegenseitigen Austausch spürbar erhöht. Daher bewertet das Forscherteam den spartenbezogenen Austausch in der Wertschöpfungskette als vor-rangige Maßnahme in der Sparte.

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9.6 Empfehlungen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie Was ist zu tun, damit der Prozess weiterläuft und sich kurzfristige Erfolge bis 2020 ein-stellen? Aus Sicht des Forscherteams ist „Kommunikation“ das wichtigste Mittel zur Prozessbe-feuerung. Für die Kontinuität im Dialog ist Sorge zu tragen. Anderenfalls wird der Pro-zess ins Stocken geraten. Die Investition in den Anschub des Entwicklungsprozesses zur Nachhaltigkeitsstrategie wäre verloren. Eine gute und umfassende Koordination ist ebenfalls erforderlich. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass sich die einzelnen Projekte nicht in ihrer Wirkung neutralisieren, sondern im Gegenteil, Synergieeffekte optimal genutzt werden und die Effizienz maxi-miert wird. Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen in Verbindung mit den nachfolgenden neun Eckpfeilern wird es gelingen, den Entwicklungsprozess weiter erfolgreich aufzu-bauen und zu etablieren. Das Forscherteam empfiehlt folgende neun Eckpfeiler für die Umsetzungsphase: 1) Prozessbegleitung Damit der Prozess nicht ins Stocken gerät, wird eine intensive Prozessbegleitung emp-fohlen. Im Rahmen dieser Begleitung sind einzelne Projekte bis zur Umsetzungsreife weiter zu entwickeln. Ein enger Rhythmus der PRAG-Sitzungen kann den Prozess der Umsetzung beschleunigen. 2) Externe Moderation Die Beteiligten haben den Gewinn aus den Arbeitssitzungen für sich gesehen. Alle Spar-ten wollen sich mit ihren Akteuren treffen, um gemeinsame Projekte zu konkretisieren. Für diese Zusammenkünfte sollte eine externe Moderation zu Verfügung gestellt werden. Die Branche kann das weder im Haupt-, noch im Nebenamt leisten. 3) Koordination Die Anzahl und Vielfalt der avisierten Projekte ist groß. Eine gute Koordination ist erfor-derlich, um Synergien zu heben und etwaige gegenläufige Aktivitäten der einzelnen Ak-teure zu vermeiden. Der gewünschte „Kümmerer“ und die „Veränderungsagenten“ sind für die strategische Umsetzung erforderlich. 4) Unterstützung Neben der ideellen Unterstützung der Branche in Form von Ermutigung, den Umset-zungsprozess zu gehen, ist in einigen Projekten auch fachliche Unterstützung erforder-lich. Die Branche verfügt nicht über die ausreichenden Marketingkenntnisse und Erfah-rungen im Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten. Diese für die Projektdetaillie-rung notwendigen Kenntnisse sollten den einzelnen Akteursgruppen zur Verfügung ge-stellt werden.

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5) Kompetenz durch Beratung Die Beratung ist wesentlicher Bestandteil für den Erfolg des Produktionsgartenbaus. Die Beratung sollte den Strategieprozess als „Veränderungsagent“ begleiten. Das im Früh-jahr 2015 beschlossene und publizierte Beratungs- und Informationskonzept der Land-wirtschaftskammer Hamburg sieht auch eine auf strategische Unternehmensziele, Kon-zeptionen und betriebswirtschaftliche Fragestellungen gerichtete Beratung (sog. „Unter-nehmensberatung“) vor. Neue und umfassende Geschäftsmodelle sollen erarbeitet und dabei insbesondere Gartenbaubetriebe im Gemüse- und Zierpflanzenbau anhand von Bilanzanalysen und Marktbewertungen zielgereichtet unterstützt werden. Darüber hin-aus könnten Berater-Pools und die Kompetenzzentren über die Landesgrenzen hinweg einen wertvollen Beitrag insbesondere für die spezifische Produktionsberatung leisten. Für das Kompetenzzentrum für den Pflanzenschutz „Brennerhof“ wird eine weitere Profi-lierung mit dem Trendthema „Gartenbau im urbanen Raum“ empfohlen. 6) Forschung und Versuchswesen Eine Hauptaktivität der Nachhaltigkeitsstrategie liegt in der Entwicklung der regionalen Sortimente. Dieses für alle Sparten wichtige Thema muss in einer engen Zusammenar-beit u.a. mit Züchtern und einem guten Versuchswesen umgesetzt werden. Es ist spezi-elle Forschung und Beratung für die Entwicklung und Verbreitung von Produktionsver-fahren unter den besonderen Bedingungen der Hamburg Betriebe erforderlich, z.B. in Form praxisnaher „betriebsbegleitender Untersuchungen“. 7) Starke berufsständische Vertretung Als wichtigste Aktivität zur Stärkung des Branchenbewusstseins und auch zur weiteren Begleitung des Strategieprozesses wird die engere und auch überregionale Zusammen-arbeit der Verbände gesehen. Die gartenbaulichen Berufsverbände (GVN, BdB, FDF, BV, Landesvertretungen von BGL, BDLA und DGGL) sollten sich stärker zu einem „grü-nen Dach“ vernetzen (Motto: „Mit einer Stimme sprechen“; s.a. Maßnahmenbeschrei-bung „Spitzentreffen der Verbände“). 8) Politik und Verwaltung Vor allem für die Planungssicherheit der Betriebe müssen Rahmenbedingungen langfris-tig gesichert sein und konstant bleiben. Im Laufe des Prozesses zeigte sich dahin ge-hend Unsicherheit bei den Gartenbauunternehmen. Durch aktuelle Entwicklungen stel-len sich die Gärtner oft die Frage: „Ist der Gartenbau in Hamburg eigentlich gewollt?“. Politische Zielsetzungen, die die Rahmenbedingungen des Produktionsgartenbaus mit-gestalten, sollten daher aus Sicht der Praxis weit über den Zeitraum einer Legislaturpe-riode hinausgehen. Das klare Signal der BWVI, dass der Prozess der Nachhaltigkeits-strategie auf Grundlage des „Agrarpolitischen Konzeptes 2020“ des Senats entwickelt wird und somit fester Bestandteil ihres Handelns ist, stellt ein Zeichen der Ernsthaftigkeit und Wertschätzung dar. Dieser politische Auftrag ist die zentrale gartenbaupolitische Arbeitsgrundlage des weiteren Prozesses. 9) Länderübergreifende Vernetzung und Zusammenarbeit Der Motor des Strategieprozesses ist die starke Vernetzung der Branche untereinander,

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mit den Marktpartnern und insbesondere auch mit den politischen Entscheidungsträgern. Die Vernetzungen umfassen regional das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg, das Gebiet der Metropolregion Hamburg und im weitesten Sinne die Region Nord-deutschland. Ein länderübergreifender Informationsaustausch schafft Transparenz über die unterschiedlichen Aktivitäten und zeigt Synergien auf, die sich aus einer stärkeren Zusammenarbeit ergeben. Beispiele hierzu sind die Einbindung der Hamburger Baum-schulwirtschaft und des Bezirksamtes HH-Mitte in das EIP-Projekt „Klimawandelbäu-me“ des Kompetenzzentrums Baumschule, Ellerhoop-Thiensen, Schleswig-Holstein, das länderübergreifende Netzwerk Nordfreun.de – auf blühende Nachbarschaft e.V., die länderübergreifende Zusammenarbeit im Obstbau sowie gemeinsame Seminar- und Fortbildungsangebote. Es wird empfohlen, den bereits in der Projektlaufzeit vom For-scherteam organisierten Informationsaustausch zwischen der Verwaltungsebene HH und SH und dem Gartenbauverband Nord e.V. fest zu installieren. Eine zentrale Koordinierung würde helfen, die unterschiedlichen Maßnahmen zu steuern, aufeinander abzustimmen und sie in ihrer Einzelwirkung zu stärken sowie Doppelarbeit zu vermeiden. Die Metropolregion Hamburg könnte eine Koordinierungsfunktion über-nehmen. Hier ist der urbane Gartenbau bzw. der Gartenbau aus der Metropolregion Hamburg noch zu wenig vertreten.