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19. AUGUST 1939 KLiNISCHE WOCHENSCH andere Komponenten in Betracht, n/imlich die Muskel- adenyls~iure, die Ribose und die Phosphors~iure. Tierversuche mit Adenyls~iure hinsichtlich ihres Einflusses auf die Co- Zymasebildung sind hier in Aussicht genommen. Sicher- gestellt ist bereits durch unsere Versuche an Ratten (SCHLENK, MALMBERG, HEDMAN), dab Muskeladenylslture eine unent- behrliche Vitamin B-Komponente ist (Bs). Die Kenntnis der Nicotins~ureamidkonzentration in Blur und Ham in normalen Und pathologischen F~llen ist gewiB yon erheblichem klinischen Interesse*. Was aber vom bio- chemischen und physiologischen Standpunkt aus die Frage nach der Co-Zymasebilanz und den Co-Dehydrasegleichgewich- ten besonders anziehend macht, ist der Umstand, dab es sich hier um das reversible Aktivierungsgleichgewicht eines der wichtigsten Biokatalysatoren des Stoffwechsels handelt. Es wird wenig F~lle geben, in welchen wir, wie bier, einen Ein- blick gewinnen k6nnen in die Regulierung des enzymatischen Stoffwechsels durch die reversible Gleichgewichtsverschiebung und Aktivierung eines so viele Reaktionen bedingenden Co- Enzyms wie die Co-Zymase. Literatur : ~ EULER U. RUNEHJELM, Hoppe-Seylers Z. x65, 306 (1927). -- ~ EULER, ALBERS U. SCHLENK, Hoppe-Seylers Z. 237, i (1935). -- ALBERS, SCHLENK U. EULER, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi I2 ]3, Nr 21 (1936). -- 9 EULER, IV[ALMBERG, HEIWINKEL U. SCHLENK, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi x2 B, Nr 39 (1937). -- Siehe auch EULER, Erg. Physiol. 38 (1936) -- Erg. Vitamin- u. Hormonforsch. x, 159 (1938). -- 4 EULER, HEIWINKEL, MALMBERG, ROBEZNIEKS U. SCHLENK, Sv. Vet Akad. Arkiv f. Kemi 12 A, Nr 25 (1937). -- EULER, Angew. Chem. 5 o, 831 (1937). -- ~ EULER U. MALMBERG, Biochem. Z. 284, 455 (1936) 9 -- Siehe hierzu auch 1V[ACRAE U. EDGAR, Biochemic. J. 3 I, 2225 (1937). - - r ELVEHJEI~, MADDEN, STRONG u. WOOLEY, J. amer. chem. Soc. 59, 1767 (1937)- -- NICOLAYSEN u. LALAND, Skand. Arch. Physiol. 79, 299 (1938). 7 CHICK, MACRAE, MARTIN U. MARTIN, Biochemic. J. 32, 2207 (1938). _ 8 EULER, SCHLENK, MELZER U. I-I('JGBERG, Hoppe-Seylers Z. 258, 212 (1939).- 9 EULER U. NILSSON, Hoppe-Seylers Z. 162, 63 (1926). -- 10 SYM, NILSSON U. EULER, Hoppe-Seylers Z. I9 o, 228 (193o) . _ 11 SWAMINATHAN, Nature (Lond.) x4I, 83 ~ (1938). -- 12 SHAW u. MACDONALD, Quart. J. Pharmacy II, 38o (1938). -- 13 KRINGSTAD U. NAESS, Naturwiss. 26, 709 (1938). - - 14 PORJI~, Nord. Med. (Stockh.) 2, 11o8 (1938). -- 15 STRAEFORD, PARRY U. JONES, Analyst. 58, 380 (1933). -- 16 VILTER, SPIESS u. MATTHEWS, J. of biol. Chem. 125, 85 (1938). -- 1~ KARRER U. KELLER, Helvet. chim. Acta 2I, 463, 117o (1938). -- 18 SCHLENK, GONTHER U. EULEE, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi 12 ]3, Nr 56 (1938). -- 19 EULER 11. HEIWlNKEL, Naturwiss. 25, 269 (1937). -- ~0 STEPP-LEHNARTZ, Ernahrungslehre. Berlin: Julius Springer 1939. -- 21 DANDIER U. HALD, Biochemic. J. 33, 264 (1939). RIFT. 18. JAHRGANG. Nr. 33 IIII Die normale AuBengestalt der Blutpl~ttchen innerhalb der str6menden Blutbahn oder kurz nach Verlassen der Ge- fiige wird in weitgehender l)bereinstimmung als eine runde oder ovale Scheibe beschrieben. Der Querschnitt hat die Ge- stalt einer flachen Ellipse, der Rand zeichnet sich scharf und glatt ab, irgendwelche Forts~tze fehlen. Bei Anwendung moderner, lichtoptischer Dunkelfeldtechnik fanden wir im Innern solcher Pl~ttchen stets aufleuchtende Substanzen, die zun~tchst nut aus einer grogen Zahl teink6rniger, schwach aufleuchtender, fast schollig wirkender Gebilde bestehen. Elektronenoptisch erscheinen normale 131ut- pl~ttchen bei starker Os- miumfixation nicht ,,durch- strahlbar"* (Abb.8), i~13t man jedoch nur schwach Osmium- oder auch Degkwitzsche L6sung einwirken, so wird das Pl~ttchen durch die Nach- behandlung mit Aqua dest. aufgelockert, es vergr6Bert sich und kommt bei dem Auftrocknen verdfinnt zur Ausbreitung. Diese Verdfin- Dung erm6glicht eine bessere Durchstrahlung (Abb.9 u. 16). Dabei entsteht ein Kunst- Abb. 8. Normales Blutpl~ittehen. Sofor- produkt, dessen Auswertung tige starke Osmiumfixation. Kein gerin- nungshemmender Zusatz. Seharfer, fort- in der l~bermikroskopie eben- satzfreier Rand. Keine Innenstruktur. Am so zul~ssig ist wie in der oberen Bildrand Tell eines Erythrocyten. Lichtmikroskopie, in der El.opt. 9000: I. solche experimentellen Arte- fakte bewuBt in den Dienst der histologisehen Forschung gestellt werden (ZxmER61). In Abb. 9 wird die Zusammensetzung eines normalen Blutpliittchens aus zwei morphologisch verschiedenen Be- STRUKTURENUNTERSUCHUNGEN ZUR BLUTGERINNUNG. Von C. WOLPERS und H. RUSKA. Aus der I. Medizinischen Universit~itsklinik der Charit4, Berlin (Prof. Dr. R. SIEBECK) und dem Laboratorium ffir Elektronenoptik der Siemens & Halske A,-G., Siemensstadt (Dr. B. v. BORRIES uud Dr. E. RUSKA). (Schlu8.) 5. Der Gestaltwandel der Blutpl~ittchen. Nachdem die Blut- pl~ttchen durch die klassischen Untersuchungen yon BIZZO- ZERO (1882) 11 als regelm~13ige und selbst~ndige Formbestand- teile des menschliehen Blutes festgestellt worden waren, hat es nicht an Bemfihungen gefehlt, den Feinbau und die Funk- tion dieser Elemente weiter zu ergrfinden. Trotzdem gilt auch heute noch die von DEGKWITZ I92419 ge~uBerte Ansieht, dab Untersuchungen fiber die Blutpl~ttchen in das dunkelste Gebiet der H~matologie ffihren. Die Grenzerweiterung der optischen Methode gab uns die M6glichkeit, mehr zu sehen. In Verknfipfung yon Beobachtungen im lichtoptischen Dunkelfeld und im ~)bermikroskop haben wir versucht, strittige Fragen zu kl~ren. * Die Rolle des Nicotins~ureamids ist zun~ehst diejenige einer Co-Dehydrasekomponente. Es kann keineswegs als festgestellt angesehen werden, dab sie nieht aueh als Be- standteil anderer Biokatalysatoren bzw. Co-Enzyme im Tierk6rper fungiert. Ins- besondere sind hier noeh das Nieofins~iureamid-mononueleotid und ein Nieotins~iure- anfid-laetoflavin-dinueleotid in Betraeht zu ziehen. Abb. 9. Aufgelockertes B1utplattchen. Citratblut mit ungenfigender, sofortiger Osmiumfixation. Aufloekerung des Protoplasmas dutch Aqua dest. Protoplasma- gerfistfaden 25-- 3o 111/* breit. Granulationen yon versehiedener Gr6Be. Gleieher Spender wie bei Abb. 8. El.opt. 9ooo : I. standteilen deutlich. Einmal erkennt man eine fein struk- turierte, gerfistartig zusammenh~ngende Masse: das Pl~tt- chenprotoplasma (Cytoplasma) oder das Hyalomer, ferner schattenintensive, kugelige bis st~bchenf6rmige Massen- elemente, die ungeordnet im Protoplasmagerfist verteilt sind: die K6rnermasse oder das Granulomer. * Praktiseh gehen durch die schwarz erseheinenden Objektteile unserer Abbildungen alle Elektronen hindurch. Die Schw~irze entsteht nicht infolge eider Absorption der Elektronen im Objekt, sondern durch Ablenkung der Elektronen aus ihrer urspriing- lichen Richtung. Zur Bildentstehung tragen nur die im wesentlichen unabgelenkt das Objekt durchdringenden Strahlen beP ~. 76*

Strukturenuntersuchungen zur Blutgerinnung

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Page 1: Strukturenuntersuchungen zur Blutgerinnung

19 . AUGUST 1939 K L i N I S C H E W O C H E N S C H

andere K o m p o n e n t e n in Be t rach t , n/imlich die Muskel- adenyls~iure, die Ribose und die Phosphors~iure. T ierversuche mi t Adenyls~iure h ins icht l ich ihres Einf lusses auf die Co- Zymaseb i ldung sind hier in Auss icht g e n o m m e n . Sicher- gestel l t is t berei ts durch unsere Versuche an R a t t e n (SCHLENK, MALMBERG, H E D M A N ) , dab Muskeladenyls l ture eine u n en t - behr l iche Vi tamin B - K o m p o n e n t e ist (Bs).

Die Ke n n t n i s der Nico t ins~ureamidkonzen t ra t ion in Blur und H a m in no rma len Und pa thologischen F~llen ist gewiB yon e rhebl ichem klinischen In teresse*. Was aber v o m bio- chemischen und phys io logischen S t a n d p u n k t aus die F rage nach der Co-Zymasebi lanz und den Co-Dehydrasegle ichgewich- t en besonders anz iehend macht , ist der U m s t a n d , dab es sich hier um das revers ib le Akt iv ie rungsg le ichgewich t eines der wicht igs ten B ioka ta lysa to ren des Stoffwechsels hande l t . Es wird wenig F~lle geben, in welchen wir, wie bier, e inen Ein- blick gewinnen k6nnen in die Regul ie rung des enzyma t i s chen Stoffwechsels durch die revers ib le Gle ichgewichtsverschiebung und Akt iv ie rung eines so viele Reak t ionen bed ingenden Co- E n z y m s wie die Co-Zymase.

L i t e r a t u r : ~ EULER U. RUNEHJELM, Hoppe-Seylers Z. x65, 306 (1927). - - ~ EULER, ALBERS U. SCHLENK, Hoppe-Seylers Z. 237, i (1935). - - ALBERS, SCHLENK U. EULER, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi I2 ]3, Nr 21 (1936). -- 9 EULER, IV[ALMBERG, HEIWINKEL U. SCHLENK, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi x2 B, Nr 39 (1937). -- Siehe auch EULER, Erg. Physiol. 38 (1936) -- Erg. Vitamin- u. Hormonforsch. x, 159 (1938). -- 4 EULER, HEIWINKEL, MALMBERG, ROBEZNIEKS U. SCHLENK, Sv. Vet Akad. Arkiv f. Kemi 12 A, Nr 25 (1937). - - EULER, Angew. Chem. 5 o, 831 (1937). - - ~ EULER U. MALMBERG, Biochem. Z. 284, 455 (1936) �9 -- Siehe hierzu auch 1V[ACRAE U. EDGAR, Biochemic. J. 3 I, 2225 (1937). - - r ELVEHJEI~, MADDEN, STRONG u. WOOLEY, J. amer. chem. Soc. 59, 1767 (1937)- - - NICOLAYSEN u. LALAND, Skand. Arch. Physiol. 79, 299 (1938). 7 CHICK, MACRAE, MARTIN U. MARTIN, B i o c h e m i c . J . 32, 2207 (1938). _ 8 EULER, SCHLENK, MELZER U. I-I('JGBERG, H o p p e - S e y l e r s Z. 258, 212 ( 1 9 3 9 ) . - 9 EULER U. NILSSON, H o p p e - S e y l e r s Z. 162, 63 (1926). - - 10 SYM, NILSSON U. EULER, H o p p e - S e y l e r s Z. I 9 o, 228 (193o) . _ 11 SWAMINATHAN, Nature (Lond.) x4I, 83 ~ (1938). -- 12 SHAW u. MACDONALD, Quart. J. Pharmacy II , 38o (1938). - - 13 KRINGSTAD U. NAESS, Naturwiss. 26, 709 (1938). - - 14 PORJI~, Nord. Med. (Stockh.) 2, 11o8 (1938). - - 15 STRAEFORD, PARRY U. JONES, Analyst. 58, 380 (1933). - - 16 VILTER, SPIESS u. MATTHEWS, J. of biol. Chem. 125, 85 (1938). -- 1~ KARRER U. KELLER, Helvet. chim. Acta 2I, 463, 117o (1938). -- 18 SCHLENK, GONTHER U. EULEE, Sv. Vet. Akad. Arkiv f. Kemi 12 ]3, Nr 56 (1938). - - 19 EULER 11. HEIWlNKEL, Naturwiss. 25, 269 (1937). -- ~0 STEPP-LEHNARTZ, Ernahrungslehre. Berlin: Julius Springer 1939. -- 21 DANDIER U. HALD, Biochemic. J. 33, 264 (1939).

R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 33 I I I I

Die normale AuBenges ta l t der B lu tp l~ t t chen inne rha lb der s t r 6 m e n d e n B l u t b a h n oder kurz nach Ver lassen der Ge- fiige wird in we i tgehende r l ) b e r e i n s t i m m u n g als eine r u n d e oder ovale Scheibe beschr ieben. Der Querschn i t t h a t die Ge- s ta l t e iner f lachen Ellipse, der R a n d ze ichne t sich schar f und g la t t ab, i rgendwelche For t s~ tze fehlen. Bei A n w e n d u n g moderner , l i ch topt i scher Dunke l f e ld t echn ik fanden wir im In n e rn solcher P l~ t t chen s te t s auf leuch tende Subs tanzen , die zun~tchst n u t aus einer grogen Zahl te ink6rniger , schwach auf leuch tender , fas t schollig wi rkender Gebilde bes tehen . E l ek t ro n en o p t i s ch erscheinen normale 131ut- p l~ t t chen bei s t a rke r Os- miumf ixa t ion n ich t , ,durch- s t r a h l b a r " * (Abb.8), i~13t m a n jedoch nur schwach Osmium- oder auch Degkwi tzsche L6sung einwirken, so wird das P l~ t t chen durch die Nach- behand lung mi t Aqua dest . aufgelockert , es vergr6Ber t sich und k o m m t bei dem Auf t rocknen ve rd f inn t zur Ausbre i tung . Diese Verdfin- Dung erm6gl ich t eine bessere D u rch s t r ah l u n g (Abb.9 u. 16). Dabei e n t s t e h t ein K u n s t - Abb. 8. Normales Blutpl~ittehen. Sofor- p rodukt , dessen Auswer tung tige starke Osmiumfixation. Kein gerin-

nungshemmender Zusatz. Seharfer, fort- i n d e r l ~ b e r m i k r o s k o p i e e b e n - satzfreier Rand. Keine Innenstruktur. Am so zul~ssig ist wie in der oberen Bildrand Tell eines Erythrocyten. L ich tmikroskopie , in der El.opt. 9000: I. solche exper imen te l l en Ar te - fakte bewuBt in den Diens t der his tologisehen Fo r schung gestel l t werden (ZxmER61).

In Abb. 9 wird die Z u s a m m e n s e t z u n g eines no rma len Blu tp l i i t t chens aus zwei morphologisch ve r sch iedenen Be-

STRUKTURENUNTERSUCHUNGEN ZUR BLUTGERINNUNG.

V o n

C. WOLPERS u n d H. RUSKA. Aus der I. Medizinischen Universit~itsklinik der Charit4, Berlin (Prof. Dr. R. SIEBECK) und dem Laboratorium ffir Elektronenoptik der Siemens & Halske A,-G., Siemensstadt

(Dr. B. v. BORRIES uud Dr. E. RUSKA).

(Schlu8.)

5. Der Gestaltwandel der Blutpl~ittchen. N a c h d e m die Blut- p l~ t t chen durch die klassischen U n t e r s u c h u n g e n yon BIZZO- ZERO (1882) 11 als regelm~13ige und selbst~ndige F o r m b e s t a n d - tei le des mensch l i ehen Blutes fes tges te l l t worden waren , h a t es n ich t an Bemf ihungen gefehl t , den Fe inbau und die F u n k - t ion dieser E l e m e n t e wei te r zu ergrf inden. T r o t z d e m gilt auch heu te noch die von DEGKWITZ I92419 ge~uBerte Ansieht , dab U n t e r s u c h u n g e n fiber die B lu tp l~ t t chen in das dunke l s te Gebiet der H~mato logie ffihren. Die Grenze rwe i t e rung der op t i schen Methode gab uns die M6glichkeit , m e h r zu sehen. In Verknf ip fung yon B e o b a c h t u n g e n im l i ch top t i schen Dunkel fe ld und im ~)bermikroskop h a b e n wir versucht , s t r i t t ige F r a g en zu kl~ren.

* Die Rolle des Nicotins~ureamids ist zun~ehst diejenige einer Co-Dehydrasekomponente. Es kann keineswegs als festgestellt angesehen werden, dab sie nieht aueh als Be- standteil anderer Biokatalysatoren bzw. Co-Enzyme im Tierk6rper fungiert. Ins- besondere sind hier noeh das Nieofins~iureamid-mononueleotid und ein Nieotins~iure- anfid-laetoflavin-dinueleotid in Betraeht zu ziehen.

Abb. 9. Aufgelockertes B1utplattchen. Citratblut mit ungenfigender, sofortiger Osmiumfixation. Aufloekerung des Protoplasmas dutch Aqua dest. Protoplasma- gerfistfaden 25-- 3o 111/* breit. Granulationen yon versehiedener Gr6Be. Gleieher Spender

wie bei Abb. 8. El.opt. 9ooo : I.

s t and te i l en deut l ich. E inma l e r k e n n t m a n eine fein s t ruk- tur ie r te , gerf is tar t ig zu s ammen h ~n g en d e Masse: das P l~ t t - ch en p ro t o p l a s ma (Cytoplasma) oder das Hyalomer, f e rne r s cha t t en in t ens ive , kugelige bis s t~bchenf6rmige Massen- e lemente , d i e u n g e o r d n e t im Pro top lasmager f i s t ve r te i l t s ind: die K 6 r n e r m a s s e oder das Granulomer.

* Praktiseh gehen durch die schwarz erseheinenden Objektteile unserer Abbildungen alle Elektronen hindurch. Die Schw~irze entsteht nicht infolge eider Absorption der Elektronen im Objekt, sondern durch Ablenkung der Elektronen aus ihrer urspriing- lichen Richtung. Zur Bildentstehung tragen nur die im wesentlichen unabgelenkt das Objekt durchdringenden Strahlen beP ~.

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Page 2: Strukturenuntersuchungen zur Blutgerinnung

iiI~ K L i N i s c t t E W O C H E N S C H R I F T . 18. j A t l R G A N G . N r . 33 :~9. AUGUST 1939

Die n o r m a l e n B l u t p l g t t c h e n m a c h e n regehn~13ig e inen Ge- s t a l t w a n d e l du tch , w e n n ih re Oberf l~che i rgendwie gesch~dig t wird. Diese E r s c h e i n u n g i s t als , ,Zerfall der B l u t p l ~ t t c h e n " schon h~uf ig be s c h r i eben worden , ohne dab m a n j edoch b i she r die morpho log i sch ve r sch i edenen S tad ien schar f v o n e i n a n d e r a b g r e n z e n k o n n t e oder die ]Bedeuiung dieses Vorgangs Iiir die B l u t g e r i n n u n g genaue r ber~lcksicht igte . Die hochgrad ige E m p f i n d l i c h k e i t de r p r o t o p l a s m a t i s c h e n S u b s t a n z menseh- l icher B l u t p l ~ t t c h e n gegen die ve r sch i edens t en Einflfisse n n d die K l e i n h e i t dieser ze l lar t igen Gebi lde h a t h ier das E i n d r i n g e n in die Morphologie e r schwer t . Obwohl im l i ch top t i s chen Dunke l f e ld der sub l i eh t m i k r os kop i s che F e i n b a u n i c h t s i c h t b a r wird, i s t m i t dieser M e t h o d e der Ablau/ des Ges t a l twande l s a m B l u t p l ~ t t c h e n gu t zu verfolgen. Den f ibe rmik roskop i schen B e f u n d e n set d a h e r das E r g e b n i s IInserer ausgedehn te i i l ieht - op t i s chen D u n k e l f e l d u n t e r s u c h u n g e n vorausgesch ick t .

B e t r a c h t e t m a n das I n n e r e eines m e n s c h l i c h e n Blu t - p l ~ t t c h e n s im l i ch top t i s chen Dunkel fe ld , so f inde r m a n als Ze ichen des b e g i n n e n d e n Ges t a l twande l s das A u f t r e t e n s t a r k l euch tende r , g r6ger w i r k e n d e r K6rne r , die l angsame ]Be- wegungen zeigen u n d sich i m m e r m e h r ane inande r l egen , so d a b schlieBlich ein ke r na r t i ge s Gebi lde an e iner Stel le im Blu t - p l ~ t t c h e n e n t s t e h t . W ~ h r e n d dieser U m l a g e r u n g v e r ~ n d e r t s ich auch die A u B e n k o n t u r des P l~ t t chens . Sie wi rd unregel- m/~13ig, gezackt , es b i lden s ich lforts~itze. I n de r U m g e b u n g der K 6 r n e r m a s s e g renzen sieh l i ch top t i seh leere, dunk le S te l l en ab, werden l angs am gr6Ber u n d kre i s f6rmig . Es en t - s t e h e n Valcuolen. W g h r e n d dieses Ges t a l iwande l s h a t s ich das g e s a m t e V o l u m e n des PlSt t tchens ve rg rSger t , die Sche iben- fo rm n ~ h e r t s ich i n s g e s a m t m e h r e iner Kugel form. I m wei te- r en Ver lau f w e r d e n die Fo r t s~ t ze gr6Btente i l s gleichfatls zu V a k u o l e n u m g e w a n d e l t . Diese V a k u o l e n k 6 n n e n sich yon der P l ~ t t c h e n m a s s e ab l6sen u n d s ind d a n n n o c h einige Zei t in d e m u m g e b e n d e n P l a s m a zu verfo lgen. I n z w i s c h e n werden (lie e r s t en F i b r i n f a s e r n s i ch tba r , die m i t der z u s a m m e n - geba l l t en K 6 r n e r m a s s e V e r b i n d u n g a u f n e h m e n .

Bet der Untersuchung menschlicher Blutplgt tchen im licht- optisehen Dunkelfeld ist zu beachten, daft dieser Gestaltwandel der BlutplXttchen durch verschiedene Faktoren s ta rk beeinflugt werden kann. Festliegende, am Glas haftende Pl~t tchen zeigen im Gegensatz zu freischwebenden ein gering entwickeltes For~satz- und ein s tark entwickeltes Vakuolenstadium. Ist der capillare Spalt zwischen Deckglas und Objekttr~tger sehr eng, wodurch die opti- scheu VerhMtnisse besonders gfinstig werden, so beeinflussen diese unphysiologischen Bedingungen die Gestalt und den In- hal t der Pli~ttchenvakuolen. Die Granulat ionen k6nnen sich nicht vollst~ndig zusammenballen, sie t reien als tanzende I(6rner im Inneren der Vakuolen auf. voN NEEROAARD ~L~z ha t diese k6rnerhalt igen Vakuolen als KOrnchenringe und die zerfallen- den Blutpl~t tchen im Stadium der Vakuolenbildung als Nester yon KOrnchenringen bezeichnet und so abgebildet, dab nachtrXglich eine kritische Beurteilung m6glich ist. E r h~lt sie aber nicht fflr ]31utpl~tttchen im Zerfall, sondern vermute t in ihnen obligate, parasitXre Bildungen. Bet sehr engem Spalt im Dunkelfeldpr~parat k6nnen die Vakuolen festhaftender BlutplXttchen zu abenteuerlich gestalteten Schl~uehen auswachsen, wie sie gleichfalls yon v. N ~ - GAARD~, 4S abgebildet worden sind. Abkfihlung unter -~ IO ~ ver- ]angsamt die Gesehwindigkeit des Geslaliwandels, auBerdem wird das For tsa tzs tadium nur gering ausgebildet. Hochtouriges Zentri- fugieren (1600o Touren -- 6oMinuten) lxi3t gleichfalls nut ein geringfiigig entwickeltes For tsa tzs tadium entstehen. Allgemein is t die Ansicht verbreitet , dab durch den Zusatz einer gerinnungs- hemmenden Substanz die Gestalt menschlicher ]31utplXttchen erhalten bleibt. Dies tr iff t nicht zu, jedoch haben alle yon uns durchgeprtiften Substanzen die Eigenschaft, den Gestaltwandel mehr oder weniger s tark zu verlangsamen. Dutch Oxalat und Citrat wird das For tsa tzs tad ium s tark flbertrieben, das Vakuolen- s tadium dagegen stXrker als bet Heparin und Hirudin unterdrt~ckt. Die Degkwitzsche ~ s LOsung (NaPO~ o,4; NaC1 o,4 ; Formalin [4 ~ % ] 3,o; Aqua dest. ioo,o) sofort zugesetzt verhindert weitgehend die Fortsatzbi ldung, lXf3t aber auch das Yakuolenstadium sich kaum entwickeln. Im Gegensatz zu den reinen ger innungshemmenden Mitteln schreitet der Gestaltwandel ill seiner Gesamtheit, auf Grund der Wirkung des Fixaiionsmittels , hier nicht fort. ]3ei dem Zusatz yon Osmiumtetroxyd werden die Stadien der Um- tagerung und der For tsa tzbi ldung wenig beeinfluBt, im Stadium der Vakuolenbildung kommt es zu St6rnngen. Einzelne Vakuolen verschwinden, andere t re ten plOtzlich neu auf, sehr schnelI hOrt

aber jede weitere VerXnderung auf und die einmal erreichte Gestalt bleibt bestXndig erhalten.

t~ei der B e t r a c h t u n g des Ges ta l twai ide l s mensch l i che r Blu tp lS . t tchen im l ] b e r m i k r o s k o p i s t zu beach ten , dab wir diesen n i c h t s t e t ig a m gle ichen B l n t p l g t t c h e n verfolgei i k6i inen, s o n d e r n wi t mflssen uns d u r c h das Ane ina i i de r r e ihen zei t l ich ve r sch iedene r Z u s t a n d s b i l d e r des gle ichen P l i i t t chenp la smas e inen ~)berbl ick iJber den Yer lau f verschaf fen . Auf die An- w e n d u n g g e r i n n u n g s h e m m e n d e r u n d f ix ie render S u b s t a n z e n war n i c h t zu ve rz i ch t en . Da wi t n u r f re i schwebend f ix ier te PlSt t tchen u n t e r s u c h t e n , k a m e n die I < u n s t p r o d u k t e de r fib- l ichen, l i ch top t i s chen D u n k e l f e l d t e c h n i k (Wi rkung des capil- l a ren Spal tes , H a f f e n a m Glas) in For t fa l l . Da abe r die B l u t - p l g t t c h e n sich n i c h t n u t d u r c h U n t e r s c h i e d e in i h r e r Gr613e, s o n d e r n a u c h d u t c h zei t l iche Di f fe renzen bet dem Ges ta l t wande l ausze ichnen , wa r zur G e w i n n u n g eines ~ b e r b l i c k s s t e t s die A n f e r t i g u n g u n d U n t e r s u c h u n g einer 1Reihe yon f~bermikroskopischen P r ~ p a r a t e n aus de r gle ichen P l ~ t i c h e n - suspens ion er forder l ich .

W i t h a t t e n gesehen, dab s ich die B l u t p l ~ t t c h e n bet IBe- g inn des Ges t a l twande l s in zwei, morpho log i sch v o n e i n a n d e r ve r sch iedene Teile d i f ferenzieren . Es e n t s t e h t ein kOrner- ha l t iger , e n t o p l a s m a t i s c h e r u n d ein k6rnerf re ier , e k t o p l a s m a - f i scher (W. J. SCHMIDT~) A b s c h n i t t . B e t r a c h t e n wir zun~tchst den k S r n e r h a l t i g e n t3es tandtei l , das Granulomer. I m fiber- mik roskop i schen Bi ld f lbe r rasch t i m m e r wieder die groBe Zah l der G r a n u l a t i o n e n . W ~ h r e n d m a n im l i ch tmik roskop i - schen Dunke l fe ld n e b e n der schol l ig -k6rn igen Masse n u r 3 bis 8 g r6ger wirkende , s t a r k l e u c h t e n d e KOrner sieht, s ind im ge- w 6 h n l i c h e n ge f~ rb ten B l u t a u s s t r i c h of t IO- -3o K 6 r n c h e n aus- zuzS.hlen. 1 )be rmikroskop i sch fa i iden wi t d u r c h s c h n i t t l i c h 6 o - - 1 2 o K 6 r n e r in e inem Blutpl~i t tchen. P15,ttchen ohne G r a n u l a t i o n e n sahen wi t n ich t . Gebi lde m i t n u r 2o K 6 r n e r n w a r e n im B l u t gesui ider Menschen sehr sel ten. Diese Dif- fe renz gegenflber der l i ch top t i sch fe s t s t e l lba ren K 6 r n e r z a h l wi rd d u t c h die E igenscha f t der G r a n u l a t i o n e n , s ich zu HSmfchen z u s a m m e n z u l a g e r n , e rk l~ rba r . L i e h t o p t i s c h k a n n m a n vorwie- gend e r s t K 6 r n e r h a u f e n e r k e n n e n uiid h~l t sie ftir e inzelne Gra- nula . Je wet te r der G e s t a l t w a n d e l fo r t sch re i t e t , u m so sch/ irfer t r e n n t sich das G r a n u l o m e r von dem Hya lomer , u m so s t a r k e r wird die Z u s a m m e n b a l l u n g de r K6rne r . Die z u s a m m e n - geba l l t e a u f g e i r o c k n e t e K 6 r n e r m a s s e is i m i t E l e k t r o n e n der v e r w e n d e t e n B e s c h l e u n i g u n g s s p a n n u n g yon e twa 7o kV n i c h t m e h r d u r c h s t r a h l b a r , es e n t s t e h t eine in tens ive , kern- a r t ige Verscha t tm~g (Abb. 4, 5, 8, l O - - I 3 , ~5, I9 - -26 ) , j edoeh n i ema l s ein , , K e r n " . I s t die Z u s a m m e n l a g e r u n g noch n i c h t beei idet , so k o m m e n noch eii izelne K 6 r n e r u n d K 6 r i i e r h a u f e n zur Da r s t e l l ung (Abb. 14), wird eine an die z u s a m m e n g e b a l l t e K 6 r n e r m a s s e ange lage r t e F ib r i n f a se r zufMlig losgerissen, so k a n n sie dabe i einzeliie K 6 r n e r aus dem K 6 r n e r h a u f e n heraus - zupfen (Abb. 5)- Die wechse lnde Gr613e und F o r m der ein- ze lnen K 6 r n e r is t bemerkenswer t . Das in Abb. 9 r ech t s u n t e n gelegene grol3e K o r n h a t e inen D u r c h m e s s e r voii 44 ~ w ~ h r e n d die m i t t l e r e Durchmessergr613e 2 x o m ~ u n d die k le ins te I I o m # betrAgt .

Das kSrne r f re i e E k t o p l a s m a de r B t u t p l g t t c h e n is t be- sonders im S t a d i u m der F o r t s a i z b i l d u n g e l e k t r o n e n o p t i s c h l e i ch t zu u n i e r s u c h e n , da w i r e s inamer d u r e h s t r a h l b a r Ianden, j edoch is t dieses P l ~ t t c h e n p r o t o p l a s m a in se iner Ges t a l t s chon ( lurch geringfflgige Einfl i isse de r p r ~ p a r a t i v e n Techn ik zu v e r ~ n d e r n .

Wi t haben zu einem Heparinp]~t tchenplasma 3 ~ Minuten naeh der Blu ten tnahme eine best immte Menge physiologischer Koch- salzlOsung (PH 5,2) zugeseizt. Nach weiteren izo Minuten wurde dieses Heparin-Kochsalzpl~t tchenplasma mit Osmiumtetroxyd (P~I 5,6) fixiert. Abb. io zeigt zwei Blutpla t tchen aus diesem Pr~- parat . Man finder relat iv plumpe, spitzendigende Forts~tze. Unter sonst ganz gleichen Bedingungen wurde s t a t t Kochsalz eine hypo- tonische ~/a00-NaOH-LOsung (P~t 9,4) zugegeben. In Abb. I I sieht man, dab in diesem alkalischen und hypotonischen Milieu das Pl~t tchenprotoplasma zu langen f~digen FortsXtzen, die zum Tell knopfart ig eiiden, ausgezogen ist. Gibt man zu einem Citrat- p l~t tchenplasma einige Tropfen einer Ioproz. CaC12-L6sung, so wird aus einem aufgelockerten Protoplasma mit lappigen Aus- stt i lpungen ein kompakteres, zu diinnen Forts~tzen ausgezogenes

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zg. AUGUST 1939 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . ,8. J A H R G A N G . N r . 33 III 3

HyMomer (Abb. 12 und I3). Mit diesen beiden t3eispielen m6ge die Empfindlichkeit des Pl~ttchenprotoplasmas angedeutet sein.

Abb. 14 zeigt den Beginn des Gesta l twandels , das S tad ium der Umlagerung . Die F ix ie rung is t bier n ich t vol lkommen. Die Granula t ionen liegen aufgelocker t im zen t ra len Tell, das P ro top la sma lXl3t nach un ten berei ts kurze For t s~ tze er- kennen , Vakuolen sind n ich t s ichtbar . B lu tp l~ t t chen im S t ad ium der Fo r t sa t zb i ldung ohne Zusatz einer ger innungs- h e m m e n d e n Subs tanz s ind in der l i ch top t i schen Mikroskopie oft b e o b a c h t e t und yon I~opsciI '36 (I9OI, Abb. 3) e indeut ig abgebil- d e t worden . D u t c h die Salz- w i rkung yon Oxalat und Ci t ra t e n t s t e h e n besonders lange Tor t - stttze, die oft ohne fJbergang in Vakuolen nach e inem ver- schieden langen Ze i t r aum ab- b rechen k6nnen und als selb- s tgndige Gebilde im P la sma zu verfolgen sind. SC~AEFF~R 4s ha t das Abbrechen der For tsRtze yon Citratpl~it tchen bere i t s be- schr ieben. Langsame Bewe- gungsvorggnge dieser Fo r t sg t ze k o n n t e n auch wir bei festgekleb- t en P l g t t c h e n verfolgen. Fiir die D e n t u n g unserer e lek t ronen- op t i schen Bilder is t der Zeit- p u n k t der F ixa t ion entschei - dend . Sofor t iger Zusa tz yon Oxala t n n d Osmium lttl3t nur kurze For t sg tze e n t s t e h e n (Abb. z 4 und z5), w g h ren d die Degkwi tzsche L6sung auch diese ve rh inde rn kann (Abb. 16). Das P ro top l a sma wird hier jedoch aufgelocker t und b i lde t ghnl ich netz ige S t r u k t u r e n wie bei nngeni igender Osmiumfix ie rung . Abb. z 7 und 18 zeigen B l n t p l g t t ch en - fortsS~tze aus e inem Ci t ra tp lasma mehre r e S tunden nach der B l u t e n t n a h m e Iixiert , w~hrend das Pl~ittchen in Abb. 19 aus e inem P lasma s t a m m t , bei dem die Ger innung d u t c h eine le icht hypo ton i sche Oxala t l6sung g e h e m m t worden war . Die F ix ie rung erfolgte zo Minuten nach der ]31utentnahme. Hier is t die gesamte p ro top lasma- t i sche Subs tanz des B lu tp lg t t chens zu e inem langen F o r t s a t z ausgezogen. Die Zahl und Lgnge der Fo r t sg t ze h g n g t yon der Menge der p ro top la sma t i s chen Subs tanz ab. E in groBer Tell dieser Fo r t sg t ze ist so zart, dab m a n sie n ich t im L ich tmik roskop e rkennen kann.

Gelegentlich wurden diese Fortsgtze mit angelagertem Fibrin verwechselt, so hat SCttlLLING 49 I918 um das kern- artige Zentrum oines Teiles seiner nach DOMINICI fixierten Blutplgttchen eine ,,Spitzenkragenfigur" beschrieben und auch abgebildet. Er gugerte die Ansicht, dab unsichtbare Fibrinnadeln dieses , ,Gerinnnngshautchen" verursacht haben. Nit der yon ihm angegebenen Methode ~~ gelang es uns, diese Spitzenkragen zu sehen, es handelt sich nicht um Fibrin, sondern um die protoplasmatische Substanz der Blutplgtt- chen. JoHnsoN aa, mit Untersuchnngen fiber die t~ntstehung der Plgt tchenthromben besehgftigt, land bei seinen Strom- bahnversuchen ]31utplgttchen mit feinen Fortsatzen, die er fflr die ersten Fibrinfasern hielt. Seine Mikrophotogramme (193 z, Abb. i a und Ib) erlauben noch nachtraglich eine kritische Benrteilung. "VVir sind zu der Ansicht gekommen, dab es sich bei den Praparaten JouNsoNs nicht um Fibrin, sondern gleichfalls um 13Iutplgttchenfortsgtze handelt. Abb. 2o zeigt deutlich den Unterschied der feinsten, lichtoptisch unsicht- bar bleibenden Fibrinmicelle gegeniiber dem hier relativ kurzen, plumpen Fortsatz des Protoplasmas, dem noch feineres Fibrin anliegt.

Die Dars te l lung des Vakuo lens tad iums im {Tbermikroskop m a c h t Schwier igkei ten. Es wurde schon yon H , Y e ~ "s beob- achte t , spg te r aber i m m e r wieder , ,neu" en tdeck t und ab- gebi ldet (]ROSIN und BIBERGEIL la, G~SPXR ~6, TAIT und ]3URKE~6). VON NEERGAARD 4e ha t das Vakuo lens t ad ium durch l ichtopt ische D u n k e l a u f n a h m e n am sch6ns ten fest- geha l ten (i938 , Tafel z, Abb. 2c, 3 a, I6). Da die ger innungs- h e m m e n d e n Subs tanzen dieses S t ad ium oft unterdr i icken ,

Abb. io. Blutpl~ttchen. tteparinplasma mit physiolo- gischer KochsalzI/Ssung verdi~nnt, in Osmium fixiert. Plumpe, spitz endigende Forts~tze. Vgl. Abb. iI. El.opt.

ioooo : i .

war es im ~lbermikroskop yon uns sel ten zu beobach ten . Auch ist zu beri~cksichtigen, dab der fliissige Vakno len inha l t t ro tz der F ixa t ion der Vakuolenhfi l le ausgewaschen wird. Dabei ist wegen der Differenz des osmot i schen Drucks mi t e inem Pla tzen der zar ten, f ix ier ten Vakuolenhii l le zu rechnen . Abb. o~i zeigt BlutplXt tchen aus e inem Ci t ra tp lasma, sofor t w i t Osmimn fixiert . Neben den kurzen Forts~ttzen sind in der p ro top la sma t i schen Subs tanz an einigen Stel len (medialer

Abb. i~. Blutplttttchen. Gleiches Heparinplasma wie Abb. io mit r~/zooNatronlauge verdfim~t, in Osmium fixiert. Langausgezogene,

dflnne Protoplasmaforts~itze. El.opt. ioooo : z.

R a n d des Blutpl~it tchens am r ech t en Bildrand) runde oder ovale Vakuolen fes tzustel len. Vielfach s ieht m a n auch, dab die Forts~itze nur die res t l ichen Umhfl l lnngen dieser Vakuolen sind. Abb. 22 l~tBt grSBere Fo r t sg t ze neben den Vakuolen erkenllen, und in Abb. 23 sind die Vakuolen in jener Gr6Be dargestel l t , wie sie auch l ich topt i sch im Dunkel fe ld zur Beob- a ch t u n g kommeu .

Wie ist dieser regelm~gige, d u t c h ~uBere F a k t o r e n le icht

Abb. I2. Blutpl~ittchen. Citratplasma, Osmiumfixa- Abb. I3. Blutpl~ittchen. Citratplasma tion 54 Stunden nach 131utentnahme. Lockcres Proto- wit bei Abb. 12. 12 Min. lange CaCI a- plasma nlit plumpen, Iappigen Forts;itzen. VgI.Abb.I3, Wirkung. Osmiumfixation. Protoplas-

El.opt. 9ooo : z. ma ietzt langf~idiger. Forts~itze teil- weise mit knopfartiger Spitze. Vgl.

auch Abb. 20. El.opt. 9ooo : I.

beeinflul3bare Ges ta l twande l der B lu tp l~ t t chen nach der morpholog ischen Seite zu ve r s t ehen und welche physiologische 33edeutung dar f m a n ihm fiir den Ger innungsvorgang zu- schre iben? Wir sahen, dab die Granu la t ionen der Blut - p lg t t chen sich zent ra l zusammenh~ufen . Die K 6 r n e r h a u f e n werden ers t wieder nach dem A u f t r e t e n des F ibr ins fiir das F ibr ingerf i s t yon 13edeutung. ZunXchst sei nur die k6rner - freie p ro top lasmat i sche Subs tanz der Blutpl~it tchen beach t e t . Auf Grund des Ilfissig e r sche inenden Aggrega t zus t andes pf lanzl ichen und t ie r i schen P ro top la smas h a t m a n lunge Zeit angenommen , dab dem P r o t o p l a s m a kein s t r uk tu r i e r t e r Auf-

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bau zukommt. Auf den Ergebnissen moderner Protoplasma- forschung fuBend, vertr i t t FREY-WYSSLING ~3'24 die Anschau- ung, dab das Protoplasma einen molekiilgerastartigen Aufbau

seitig scharf abgegrenzte Membran, wie sie sich im ~ber- mikroskop bei roten Blutk6rperchen nachweisen l~Bt, konnten wir nicht feststellen. Man stellt sich vor, dab die Begrenzung

Abb. 14. Blutpl~ittchen. Stadium der Umlage- rung. OxMatplasma, sofortige, ungenfigende Osmiumfixation. Granulomer bei der Zusam- menbMlung. Hyalomer aufgelockert, mit klei-

hen Forts~itzen. El.opt. ioooo : i .

Abb. 15. Blutpl~ittchen im Stadium der Umlagerung und Fort- satzbildung. Oxalatplasma, sofertige, ausreichende Osmium- fixation. Das mittlere Blutpl~ttchen zeigt keine Forts~itze.

El.opt. 4ooo : i .

Abb. 16. Blutpl~ittehen. Gerinnungshemmung und Fixierung durch Dekgwitzsche L6sung. Allgemeine

Auflockerung. El.opt. IiOOO : I.

Abb. 17. Blutpl~ttchenforts~itze. Citratplasma. 3 Std, 45 Min. nach Blutentnahme fixiert. Schlinggew~chsartige Form mit knopfartig endigender Spitze. Die feinen K6rnchen in der Umgebung der Fortsatze sind EiweiBbestandteile des Blutplasmas. El.opt. 9o0o : I.

hat, bei dem die Polypeptidmolekfile die Strukturelemente des Geriistes darstellen. Dieses Gerfist wird vorwiegend durch Verbindungen zwischen den Seitenketten der Polypeptid- molektile an sog. , ,Haftpunkten" zusammengehalten, Durch L6sung der Haftpunkte erkl~rt FREY-WYssLING 1)berg~nge des Protoplasmas aus festen in mehr fliissige Zustiinde. Die bisher als lichtoptisch homogen bezeichnete Struktur des Pl~ttchenprotoplasmas ist in unseren Bildern optisch welter

Abb. 18. Elutpl~tttehenfortsatz. Citratplasma 36 Stunden 45 Minuten nach Blutentnahme fixiert. Keulenform, mit kugelartig abgerundeter Spitze. Gerfiststruktur des Protoplasma-

fortsatzes wahrscheinlich. El.opt. ilOOO : I.

einer Protoplasmamasse nach auf3en dutch ein feines Plasma- hiiutchen aus molekularen ]3austeinen (Plasmalemma oder Pellicula) ausgetibt wird. Ohne scharfe Grenze soll dieses

Abb. 19. Blutpl~ittchen im Stadium der Fortsatzbildung. Leicht hypotonisches Oxalat- plasma. Osmiuinfixafion io Minuten nach Blutentnahme. Kernartiges Granulolner;

einseitiger, Iangausgezogener~ spitz endigender Fortsatz. El.opt. 500o : i .

aufgelSst. Wir fanden stets einen gerfistartigen Anfbau, je- doch yon iabermolekularer Dimension. In Abb. 9 und teil- weise ill Abb. 5 und 16 ist dieses Gerast aufgelockert, w~hrend ein Tell der tibrigen Pl~ttchenabbildungen eine wesentlich kompaktere Struktur erkennen l~Bt (Abb. 12, 14, 18).

Auf Grund der Tatsache, dab die Blutpl~ttchenoberfl~tche ftir Ionen besser durchg~ngig ist als die Oberfl~che der Ery- throcyten (ENDERS und HERGETal), darf man bei ersteren mit einer sehr empfindlichen AuBenfiS, che rechnen. Eine doppel-

Abb. 20. BlutpI~ittchen mit Protoplasmafortsatz und angelagerten Fibrinmicellen. Citrat- plasma. Recalcifizierung mit CaCI~. Nach 18 Minuten oslniumfixiert. VgI. Abb. 12 u. 13. Man beachte den plumpen Fortsatz und die feinen, angelagerten Fibrimnicelle mit Ei-

weiBniederschl~igen. El.opt. 9oo0 : i.

H~utchen in das Cytoplasma fibergehen, die Einlagerung yon Lipoiden in dieser feinen, kompakteren Aul3enschicht soll die osmotische Widerstandskraft regulieren. Auch bei den

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19, AITGUbT 1939 I K L I N 1 S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . Nr. 33

menschlichen Btutpl~ttchen dflrfen wir eine ~hnlich auf- gebaute, hier besonders empfindliche Grenzschicht vermuten. Bei der Ausl6sung des Gestaltwandels wird diese Grenz- schicht von einer chemischen (z. B. Gewebssaft) oder physi- kalischen (z. B. Kontakt mit rauher Oberfl/iche) Sch~digung getroffen. Es kommt zu einer Veriindernng der Durchl~tssig- keit. Aus dem umgebenden Plasma dringen Iliissige ]3e- standteile in das Pl~ittchenprotoplasma ein, wodurch der Gertistbau aufgelockert wird. Die Granulationen werden beweglicher und k6nnen sich jetzt zusammenlagern. Unter st~indiger Volumenvergr6f3erung dutch die von augen ein- dringenden Fliissigkeitsmengen kommt es im Innern des Blut- pl~ttchens zu Spannungen. Durch Ausschleudern oder Ausstfilpen leichter modellierbar gewordener Protoplasma- teile an nachgiebiger Stelle der Grenzschicht treten Fort- s~ttze aus. Inzwischen schreitet der Quellungsprozel3 weiter, das Gerfist wird immer mehr aufgelockert, und die ein- gedrungene Fliissigkeit kommt schlieBlich innerhalb des Protoplasmas in Form von Vakuolen wieder zur Abscheidung. Zum Tell werden die Vakuolen mit ihrer protoplasmatischen Hiille in das umgebende /31utplasma abgegeben, teilweise reiBt die zarte Hfllle ein, teilweise verkleinern sich die Vakuolen wieder langsam. Der Inhal t scheint durch die Hiille in das Blutplasma auszutreten. Mit der restlosen Aufl6sung des k6rnerfreien Protoplasmas menschlicher Blutpl~ttchen ist schliel31ich der Zerfall abgeschlossen. Der k6rnige Anteil bleibt flbrig.

Wir versuchen uns im folgenden die t3edeutung dieses Vorganges ffir die Blutgerinnung vorzustellen. Es erscheint jetzt sicher, dab die strukturellen Grundelemente normaler menschlicher BlutplXttchen verschiedene Aufgaben bei der Blutgerinnung zu erffillen haben. Im Stadium der Um- lagerung erfolgt die Trennung der beiden 13estandteile in Granulomer und Hyalomer. Unter normalen Bedingungen beteiligen sich die Granulationen nicht an dem Zerfall, auf ihre Aufgaben sei sparer eingegangen. MORAWlTZ 4~ SCHYr- TENHELM und BODONG 52 U.a. konnten in Blutpl~ttchen aus gerinnungsgehemmten Plasmen sowohl Thrombokinase wie auch Prothrombin (Thrombogen) nachweisen. Da mit Thrombokinase heute jede gerinnungsaktive Zellsubstanz bezeichnet wird, ist der Gehalt der BlutplS.ttchen an dieser Substanz sicher. Weiterhin ist die bei dem Gestalt- wandel stets zu beobachtende Votumenvergr6Berung der Blutplgttchen nur durch das Eindringen einer Flflssigkeit aus dem Blutplasma in das Pl~ttchenprotoplasma zu erkl~ren. Allgemein wird angenommen, dab Profhrombin, die Vorstufe des Gerinnungsfermentes, ein st~ndiger t3estandteil des menschlichen Blutes ist. Man darf vermuten, dab der Ge- staltwandel der Blutplgttchen, dessen Eint r i t t ein Quellungs- vorgang ist, von dem Eindringen des Protbrombins in das Pl~tttchenprotoplasma begleitet wird, haben doch die oben- genannten Autoren, nach unseren heutigen Kenntnissen lediglich schon in Zerfall begriffene Blutplgttchen unter- sucht. Das aufgelockerte Pl~ttchenprotoplasma als Quelle der Thrombokinase und die eindringende prothrombinhaltige Blutplasmaflfissigkeit mischen sich und bilden den Inhal t der Vakuolen. Unter Abgabe dieser Mischung, in Gegenwart yon Calciumionen, entsteht dann das Fibrinferment (Thrombin). Weitere gerinnungsphysiologische Untersuchungen mflssen jedoch diese Vorstellungen noch ausbauen.

6. Die Blutpldittchen irn Fibringeri~st. Wir hat ten gesehen, dab die aus Fibrinmolekiilen zusammengesetzteu Fibrin- micelle sich in 15mgsparalleler Richtung aneinanderlagern und dab hierdurch Micellbflndel, Fibrinfasern und Gerfiste entstehen. Bei der in vitro-Gerinnung des menschlichen Blutes zeigt das micellare Fibringerfist eine gesetzm~iBig auf- tretende strukturelle ]3esonderheit, die in dem Einbau der ]3lutplgttchen besteht (Abb. 4, 5, 6, 24, 26). Vor dem licht- optischen Sichtbarwerden der ersten Fibrinfasern haben die Blutplgttchen ihren Zerfall gr6Btenteils durchgemacht und dabei ihre k6rnerfreie, protoplasmatische Substanz weitgehend verloren. Diese Pl~tttchenreste und die inzwischen ent- standenen Fibrinmicelle schweben im Plasma frei beweglich. Wghrend jedoch Fibrinmicelle nur bei lgngsparalleler Be-

I l i 5

rflhrung aneinander haftenbleiben, kommt es bei einem Zu- sammenstol3 zwischen einem Fibrinmicell und einem seiner intakten Oberfl~tche beraubten Blutpl~ttchen in jeder be- liebigen Berfihrungsrichtnng zu einem Haften (Abb. 2o, 25). Die Tatsache, dab die Fibrinmicelle in jeder 1Richtung struk-

Abb. 21. Blutpl~ittchen nfit Forts~tzen und Vakuolen. Citratplasma. Sofortige Os- miumfixation. El.opt. 8ooo : i .

turelle Verbindungen mit dem Granulomer eingehen, l~il3t die Blutpl/~ttchen zu bevorzugten Orten des Fibringerflstbaues werden. An anderen corpusculXreu Blutelementen mit intakter Oberfl/~che bleiben die Fibrinmicelle nicht haften.

Abb. 22. Blutplfittchen mit Eorts~itzen und Vakuolen. Plasma mit versp~tetem Hepa- rinzusatz. 6 Stunden naeh der 131utentnahme mit Osmium fixiert. Gleiehes Plasma wie

Abb. 2--6, 24, 26. Deutlich siehtbare Vakuolen. El.opt. 7000 : I.

I~lutplXttchen, deren Oberfl~tche durch den Zerfall der protoplasmatischen Substanz noch nicht zerst6rt ist, werden den Micellen gleichfalls keine Anlagerungsm6glichkeiten bieten. Verz6gert sich bei einem Pl~ttchen der Zerfall, schreitet

Abb. 23. Blutplfittchen init starker Vakuolenbildung. Oxalatplasnla, 26 Stunden nach Blutentnahme fixiert. El.opt. ioooo : I.

aber die Micellbildung und die Micellbiindelung fort, so werden erst die bereits gebtindelten Micelle anl Pliittchenrest haftenbleiben (Abb. 5). Alle in das Fibringerflst eingebauten Blutplgttchen zeichnen sich durch eine relativ geringe Menge protoplasmatischer Substanz aus (Abb. 4, 5, 6, 24, 26). Das Fibrin haftet nicht an den Protoplasmaresten, son-

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d e r n a n d e n z u s a m m e n g e b a l l t e n G r a n u l a t i o n e n (Abb . 2o, 24), d e r e n B e d e u t u n g ffir d e n G e r i i s t b a u d a m i t e r w i e s e n i s t .

M a n k a n n d a s P l g t t e h e n g r a n u l o m e r d n r c h v611ig b l u t - f r e m d e , e o r p u s c u l ~ r e E l e m e n t e e r s e t z e n . So h a t F u c I ~ s es n a c h g e w i e s e n , d a b C a l c i u m o x a l a t n i e d e r s c h l ~ g e g l e i c M a l l s in

Abb. 24. Anlagerung des Fibrins an das Biutpl~ttchengranulomer. Vgl. Abb. 2c. Ge- rim~sel aus HeparinplSttchenplasma. Das nach links gelegene Blutpl~tttchen zeigt unten eincn Rest protoplasmatischer Substanz. Das Fibrin setzt mn Granulomer an. Nach

unten frei endigendes Micell. EI.opt. 9ooo:I.

alas e n t s t e h e n d e F i b r i n g e r t i s t e i n g e b a u t w e r d e n a n d d e n P l a t z d e r B l u t p l ~ t t c h e n e i n n e h m e n k 6 n n e n , j e d o c h s t e l l t d e r z u s a l u n l e n g e b a l l t e K 6 r n e r h a u f e n d e r ]31u tp lXt t chen n a e h Ve r - f l f i s s i g u n g a n d A b s t o l 3 u n g de s P r o t o p l a s m a s d ie p h y s i o l o g i s c h e n

Abb. 25. Blutpl~ittchen mit angelagertem Fibrinndcell. Hirudinplasma mit ungenfigen- dem Zusatz yon Hirudin in Substanz. I5 IVlinuten nach Blutentnahme mit Osmium

fixiert. El.opt. 7ooo : I.

A n l a g e r u n g s s t e l l e n fiir d a s F i b r i n da r . W i r b e z e i c h n e n d i e se g r a n u l o m e r e n R e s t p l S . t t c h e n o d e r d ie b l u t f r e m d e n T e i l c h e n als ,,]ibrinjremde HaJtkdrper". D i e A g g l u t i n a t i o n u n d V e r - s c h m e l z u n g d e r B l u t p l ~ t t c h e n s t e l l t e i ne V e r g r 6 B e r u n g de r

Abb. 26. Blutplattchen als Gerinnungszentrum. Anlagerung yon FibrinmicelIen und Micellb/indeln. Heparinpl~ittchenplasma 72 Stunden nach der Blutentnahme fixiert.

Gleiches Plasma wie bei Abb. 2--6, 22, 24. El.opt. 9ooo : i.

H a f f k 6 r p e r da r . D a s b e v o r z u g t e H a i t e n des F i b r i n s a n t i b r i n - f r e m d e n H a f t k 6 r p e r n e rk l f i r t d ie r a d i a t e L a g e r u n g de s F i b r i n s m n d ie R e s t p l X t t c h e n (Abb . 26).

]3ei d e r h e r e d i t ~ r e n h S ~ m o r r h a g i s c h e n T h r o m b a s t h e n i e , e i n e m s e l t e n e n K r a n k h e i t s b i l d , d a s vot~ GLANZMANN 27 a b -

g e g r e n z t w u r d e , g i l t n e b e n a n d e r e m a ls w i c h t i g s t e s d i f f e r e n t i a l - d i a g n o s t i s c h e s Z e i c h e n d ie T a t s a c h e , d a b t r o t z n o r m a l e r B l u t p l ~ t t c h e n z a h l d ie R e t r a k t i o n a u s b l e i b t . GLA~ZM.a~N f a n d , d a b d ie B l u t p l S . t t c h e n a u f f a l l e n d g r a n u l a t i o n s a r m w a r e n . S o l c h e n K r a n k e n f e h l e n n a c h u n s e r e r A n s c h a u u n g g e e i g n e t e H a f t k S r p e r . W a r u m b l e i b t a b e t d ie R e t r a k t i o n d e s B l u t - k u c h e n s a u s ?

D i e Z u s a m m e n z i e h u n g d e s F i b r i n g e r i i s t e s n a c h A b l a u f des B l u t v e r f e s t i g u n g s v o r g a n g e s w i r d a l s R e t r a k t i o n b e z e i c h n e t . D i e A b h ~ n g i g k e i t d i e se s R e t r a k t i o n s v o r g a n g e s v o n d e r G e g e n - w a r t d e r B l u t p l ~ t t c h e 1 1 o d e r a n d e r e r H a f t k 6 r p e r i s t i m m e r w i e d e r n a c h g e w i e s e n w o r d e n , j e d o c h i s t d ie E r k l ~ r u n g d i e ses P r o z e s s e s n o c h n i c h t e n t s c h i e d e n . ]~in T e i l d e r U n t e r s u c h e r v e r t r i t t d i e A n s e h a u u n g , d a b es s i c h h i e r n m e in e b e s o n d e r e F u n k t i o n d e r B l u t p l S . t t c h e n h a n d e l t (FoZSlO 21, OPITZ u n d SCHOBER 43, GLANZMANN 27 U. a.) , w M l r e n d a n d e r e U n t e r s u c h e r zu d e r A n s i c h t n e i g e n , d a b h i e r e ine S y n a e r e s e v o r l i e g t (LAM- t'ERrI: 37, FUCHS 25 u . a .) . E s b l e i b t d a b e i o f t en , w a r u m d i e se S y n a e r e s e n u r be i A n w e s e n h e i t y o n B l u t p l X t t c h e n o d e r a n d e - r e n H a f t k 6 r p e r n e i n t r i t t . W i r g l a u b e n , d a b de r R e t r a k t i o n s - v o r g a n g n i c h t a l s e in r e i n f e r m e n t c h e m i s c h e s u n d n i c h t a l s r e i n k o l l o i d c h e m i s c h e s P r o b l e m g e s e h e n w e r d e n da r f , s o n d e r n e ine F r a g e de r S t r u k t u r b i l d u n g ist , d e r n o c h w e i t e r e r U n t e r - s u c h u n g e n b e d a r f .

7. Zusammen/assung. D i e ~ b e r m i k r o s k o p i e e r m 6 g l i c h t e i ne G r e n z e r w e i t e r u n g d e r m o r p h o l o g i s c h e n M e t h o d i k . E s w u r d e m i t i h r e r H i l f e , a m B e i s p i e l d e r B l u t g e r i n n u n g d e r s u b l i c h t m i k r o s k o p i s c h e B a u b i o l o g i s c h e r S t r u k t u r e n d a r - ge s t e l l t . D i e g e w o n n e n e n E r g e b n i s s e b r a c h t e n g r o B e n t e i l s e i n e !Bes tSot igung d e r s e i t h e r a u i i n d i r e k t e M e t h o d e n ge- s t i i t z t e n V o r s t e l l u n g e n .

E s g e l a n g d a b e i d e r d i r e k t e N a c h w e i s des m i c e l l a r e n F i b r i n a u f b a u e s .

D u r e h v e r g l e i c h e n d e B e o b a c h t u n g e n i m l i c h t o p t i s c h e n D u n k e l f e t d u n d i m l ~ l b e r m i k r o s k o p w u r d e d e r i m V e r l a u f d e r O e r i n n u n g e i n t r e t e n d e f u n k t i o n e l l e G e s t a l t w a n d e l d e r B l u t - p l ~ t t e h e n u n t e r s u e h t .

E s k o m m t in d e n B l u t p l ~ t t c h e n zu e i n e r U m l a g e r u n g , be i de r s i c h H y a l o m e r u n d G r a n u l o m e r a u s b i l d e n . D a s H y a - l o m e r z e r f M l t d u r e h F l t i s s i g k e i t s e i n b r u e h u n t e r F o r t s a t z - u n d V a k u o l e n b i l d u n g , d e r e n g e r i n n u n g s p h y s i o l o g i s c h e B e d e u t u n g e r S r t e r t w u r d e . D ie G e r t i s t s t r u k t u r y o n t i x i e r t e m B l u t p l X t t - c h e n p r o t o p l a s m a w u r d e d a r g e s t e l l t .

D a s v e r b l e i b e n d e G r a n u l o m e r w i r d a l s H a f t k S r p e r in d a s F i b r i n g e r i i s t e i n g e b a u t . W a h r s c h e i n l i c h i s t a n s d e n B e s o n d e r - h e i t e n d i e se s E i n b a u e s d e r R e t r a k t i o n s v o r g a n g d e s F i b r i n - g e r i n n s e l s a ls e i ne E r s c h e i n u n g de r S t r u k t u r b i l d u n g zu v e r - s t e h e n .

L i t e r a t u r : 1 I<. APITZ, Z. exper . Med. l o l , 552 (1937). -- 2 K. APITZ, Z. exper . Med. lO2, 202 (i937). -- a I(. APITZ, Z. exper . Med. lO 5, 89 (1939). -- ~ K. APITZ, Kolloid-Z. 85, 196 (1938). -- 5 M. AYNAUD, Ann. Ins t . P a s t e u r 25, 56 (19II). -- 6 j . O . W . BARRAT, Biochemic . J. 14, 188 (I92O). - 7 ]~. I3ENEKE, in KREIaL- MARCHANO, H a n d b u c h der Al lgemeinen Pa tho log ie 2/2, 136 (I913). _ s M. BERGMANN U. C. NIa~IANN, J. of biol. Chem. 115, 77 (1936). _ .9 M. BERGMANN U. C. NI~MANN, J. Of biol. Chem. 118, 3Ol (1937). _ 10 M. BEI~MANN U. C. NIEMANN, J. of biol. Chem. 122, 577 (1938). _ 11 j . BlZZOZERO, Virchows Arch. 9 o, 261 (~882). -- r~ G. Bo~sHM u. R. SINGER, Klin. Wsch r . I932, 599. -- la (i. ]-)OEHM, Biochem. Z. 294, 323 (1937). -- it B. YON BORRIES U. E. RUSKA, Wiss . Ver6ff. S i emens 17, 99 (1938). - - 15 B. YON BORI~IES U. E. RUSKA, N a t u r - wiss. 27, 28 i (1939)- - - za B. YON BORRI~S u. E. RUSKa, Z. t echn . Phys . 2o, 226 (I939). - - tv G. CESANA, Arch. di Fisiol. 5, 18o (19o8). - - is R. DEGKWlTZ, FO1. h a e m a t . (Lpz.) 25, 153 (192o). -- ,9 R. DEGKWlTZ, in ABDERHALDENS I f a n d b u c h der biologischen A r b e i t s m e t h o d e n Abt . 4, T1.3, 393 (1924). -- 20 M. voI~ DUNGERN, Z. Biol. 98 , 136 (1937). -- 21 G. ENDERS U. L. IfERGET, Z. Biol. 88, 451 (1929). -- 2~ A. FONIO, H a n d b u c h der n o r m a l e n u n d p a t h o - log ischen Physio logie 6/I , 3o 7 (i928). - - 28 i . FREY-WYSSLING, Submik roskop i sche Morphologie des P r o t o p l a s m a s u n d seiner Der iva te . Ber l in 1938. - - 2~ A. FREY-WYSSLING, Kolloid-Z. 85, 148 (1938) . _ 25 If . J. FueHs , Z. exper . Med. 79, 76 (1931)- - - z~ ST. Gs163 Frankf . Z. Pa th . 34, 46o (1926). -- 2~ E. GLANZMANN, Jb . Kinderhe i lk . 88, I (1918). -- 2s G. IfAYEM, Arch. de Physio logie 6, 2Ol (1879). -- ~ E. HE~Ma, B iochem. Z. 77, 273 (1916)- -- all E . HEKMA, Biochem. Z. I99, 333 (1928). -- a~ IZ. HERZOO u. W. JANKE, Na turwiss . 9, 320 (1921). - - ~z W. IX. IfOWELL, Amer . J .

Page 7: Strukturenuntersuchungen zur Blutgerinnung

~9. AUGUST ~939 t i L I N I S C I I I ; W O C I I I , ; N S C H R I F T . ~8. J A H R G A N G . N r . 33 I ~ 7

Phys io l . 35, 143 (1914). aa R. V~ T. JOHNSON, FoI. h a e m a t . (Lpz.) 48 , 413 (1932). -- a4 j . R. K~_TZ, u. A. DE RooY, Rec. T ray . ch im. P a y s - B a s et Belg. (Amsterd. ) 5 e, 742 (I933). -- a5 G. A. KAUSCHE, g . PFANKUCH U. U. RUSKA, Na tu rwis s . e7, 292 (I939). -- a6 1 v. I(oPscH, Ana t . Anz. xg, 541 (I9OI). -- 37 H. LAMPERT, in LICHT- WITZ-LIESEGANG-SPIRO, Mediz in ische Kolloidlehre, S. 435- Dres- den -Le ipz ig 1935. -- a8 MANGOLD, Kl in . Wschr . 19e4, 65 ~ . -- a9 A. MAYER, C. r. Soc. Biol. Pa r i s 63, 658 (19o7). -- 40 p. MORAWITZ, D t seh . Arch. klin. Med. 79, 215 (19~ - - 4~ K. voN NEERGAARD, Z. exper . Med. 9 I, 729 (I933). -- 4~ K. YON NEERGAARD, Fol. h a e m a t . (Lpz.) 59, 77 (1938). - - 43 H. OPiTz u. W. SCHOBER, Jb. K i n d e r - heilk. ~o3, ~89 (1923). -- 4~ REED, Amer . J. Phys io l . 77, 658 (1926). _ 4~ H. ROS~N u. E. BIB~ROEIL, Z. klin. Med. 54, 197 (19o4) . -- 4~ E. RUSK& Z. P h y s i k 87, 58o (~934). -- ~ H. RUSKA, Na tu rwi s s . aT, ~87 (1939). -- ~s E. SCHAEFFER, Fol. h a e m a t . (Lpz.) 6~, 139 (1938). -- ~9 V. SCltILL~NG, Dt sch . med . Wschr . 1918, 1356. -- 50 V. SCHILLING, Dt sch . reed. W sch r . ~92~, 861. -- ~ C. SeHIMMZL- BUSCH, Virchows Arch. Io~, ~oI (1885). -- ~ A. SCHI~T~NHELM U. A. BODONG, N a u n y n - S c h m i e d e b e r g s Arch. 54, !17 (I9O6). -- ~a W. J. SCHMIDT, Die D o p p e l b r e c h u n g yon K a r y o p l a s m a , Cyto- p l a s m a u n d M e t a p l a s m a . Ber l in 1937. - - ~ H. STOBEL, Pfli igers Arch . 156, 361 (1914). -- ~ H. STOBEL, Pflfigers Arch. I8~, 285 (I92O). -- ~6 J. TAI~ u. H. E. BURKE, Quar t . J. exper . Phys io l . I6, 1~9 (~927). -- ~ E. W6HLISCH, lErg. Phys io l . e8, 443 (19z9). -- 58 ]g. WOHLISCH, Na tu rwi s s . 24, 513 (I936). -- 59 ]~. W{fHLISCH, Kolloid-Z. 85, 179 (1938). -- 6o E. WOHLISCH U. B. B~LONOSCHKIN, B iochem. Z. 284, 353 (1936) . -- *~ t( . ZEIGER, P h y s i k o c h e m i s c h e G r u n d l a g e n der h i s to log i schen Methodik . Dresden u. Leipzig 1938. -- ~ G. ZIMM~RMANN, Virchows Arch. 18, 221 (186o)

entzi~ndlichen Er sche inungen , In f i l t ra te u n d h y p e r k e r a t o t i s c h e n S c h u p p e n g ingen in wen igen T a g e n zurfick, und a u c h die Teleangiek- t a s ien b i lde ten sich ba ld zurfick*. Sub jek t iv wurde fiber e in Ver- s chwinden des Juckreizes , B r e n n e n s u n d Hitzegef i ih ls be r i ch te t (Abb. 1 u. 2). A u c h gaben die P a t i e n t e n an, dab das Pr f tpa ra t auI ihr Al lgemeinbef inden gfinstJg e ingewirk t habe . Bei u n se r en bis- her igen E r f a h r u n g e n f~llt zunt ichs t die rasche W i r k u n g des Nicot in- s~iureamids auf.

G e r a d e b e i m L u p u s e r y t h e m a t o d e s h a n d e l t es s i ch in d e n m e i s t e n F g l l e n u m e i n e n i i b e r a u s t o r p i d e v e r l a u f e n d e n Prozel3

Abb. x. Lupus erythematodes vor Behandlung.

T H E R A P I E D E S L U P U S E R Y T H E M A T O D E S

M I T N I C O T I N S A U R E A M I D .

Von

WOLFRAM W . K/ JHNAU. Aus der Dermatologischen Universit~itsklinik Bonn (Direktor: Prof. Dr. GRfJTZ),

A n H a n d d e r F r a g e s t e l l u n g , ob d e m N i c o t i n s / i u r e a m i d b e i m P o r p h y r i n s t o f f w e c h s e l e i ne d i r e k t e R o l l e z u k o m m t , w u r d e v o m V e r f a s s e r s o w o h l be i U n t e r s u c h u n g e n a m M e n s c h e n a ls a u c h i m T i e r e x p e r i m e n t d ie F e s t s t e l l u n g g e m a c h t , d a b d a s N i e o t i n s ~ t u r e a m i d be i d e m V e r m 6 g e n d e r H a u t , s i ch g e g e n S t r a h l e n e i n w i r k u n g zu s c h i i t z e n , o f f e n b a r e in w e s e n t l i c h e r F a k t o r is t , w o b e i d e r W i r k u n g s m e c h a n i s m u s i m ein z e l n e n n o c h u n g e k l g r t i s t . I m m e r h i n k o n n t e a u s d i e s e n U n t e r s u c h u n g e n g e s c h l o s s e u w e r d e n , d a b t h e r a p e u t i s c h e V e r s u c h e m i t d e m W i r k s t o f f be i H a u t e r k r a n k u n g e n m i t L i c h t e m p f i n d l i c h k e i t A u s s i c h t a u f E r f o l g b i e t e n w t i r d e n . D i e V o r s t e l l u n g , d a b d e n V i t a m i n e n auf3er e i n e r v o r b e u g e n d e n o d e r r e g e l r e c h t e n He i l - w i r k u n g be i e e h t e n M a n g e l k r a n k h e i t e n a u c h be i a n d e r e n E r - k r a n k u n g e n , d i e n u r s y m p t o m a t i s c h , n i c h t a b e r ~t t iologisch, G e m e i n s a m k e i t e n m i t A v i t a m i n o s e n b e s i t z e n , h e i l e n d e E i g e n - s c h a f t e n z u k o m m e n k 6 n n e n (STEPP), h a t in d e r m o d e r n e n T h e r a p i e g r 6 B t e n A n k l a n g g e f u n d e n u n d d u t c h z a h l r e i c h e t h e r a p e u t i s c h e E r f o l g e in i h r e r R i c h t i g k e i t b e s t ~ t i g t w e r d e n k 6 n n e n . E i u K r a n k h e i t s b i l d , f iber d e s s e n ~ , t io log ie b is h e u t e n o e h k e i n e r e s t l o s e K l a r h e i t h e r r s c h t u n d in d e s s e n S y m p t o - m~t to logie L i c h t e m p f i n d l i c h k e i t e i ne b e m e r k e n s w e r t e E i g e n - t f i m l i c h k e i t d a r s t e l l t , i s t d e r L u p u s e r y t h e m a t o d e s . LUDY u n d CORSON f a n d e n P o r p h y r i n v e r m e h r u n g i m H a r n b e i m L u p u 3 e r y t h e m a t o d e s . E b e n s o b e r i c h t e n McFARLAN~) u n d S]'RAIN f iber v e r m e h r t e P o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g be i e i n e m L. e. d i s s e m i n a t u s , w~ ih rend BRUNSTIN~, BRUGSCH u n d O ' L E ~ R u a u f i h r e B e f u n d e , d ie n o r m a l e P o r p h y r i n a u s s c h e i - d u n g be i L . e. ( d i s s e m i n i e r t e r u n d d i s c o i d e r T y p ) e r g a b e n , h i n - w e i s e n u n d a n H a n d y o n L i t e r a t u r a n g a b e n d a r a u f a u f m e r k - s a m m a c h e n , d a b P o r p h y r i n u r i e u n d L i c h t e m p f i n d l i c h k e i t w e i t g e h e n d u n a b h ~ n g i g v o n e i n a n d e r s e i n k 6 n n e n . G e i a d e w e g e n s e i n e r L i e h t e m p f i n d l i c h k e i t e r s c h i e n u n s d e r L u p u s e r y e h e m a t o ~ l e s a l s g e e i g n e t e s O b j e k t z u r E r p r o b u u g d e s N i c o t i n s ~ i u r e a m i d s , d a s w i t z u r Z e i t l a u f e n d be i v e r s c h i e d e n e n in F r a g e k o m m e n d e n D e r m a t o s e n a n w e n d e n .

Bei u n se r e n P a t i e n t e n wurde das Pr~iparat ,,Nicotins~ureamid" Merck en twede r in T a b l e t t e n f o r m (o,2 g) oder in F o r m y o n sub- c u t a n e n oder i n t r a m u s k u l a r e n I n j e k t i o n e n (o,i g) verabfolg t . Der Erfo lg war be i m L u p u s e r y t h e m a t o d e s oft ein f iber raschender : die

- - w e n n m a n y o n d e m s e l t e n e n f o u d r o y a n t v e r l a u f e n d e n sog . L u p u s e r y t h e m a t o d e s a c u t u s a b s i e h t , d e r o f t in k u r z e r Z e i t z u m T o d e I t i h r t u n d y o n d e m i m v o r l i e g e n d e n B e r i c h t n i c h t d ie R e d e i s t - - , d e r a u f t h e r a p e u t i s c h e M a g n a h m e n s o n s t , w e n n i i b e r h a u p t , d a n n n u r i iu l3ers t l a n g s a m a n s p r i c h t . D i e b i s h e r g e b r t t u c h l i c h s t e n ] 3 e h a n d l u n g s m e t h o d e n b e s t a n d e n n e b e n l o k a l e r A n w e n d u n g v o n K o h l e n s ~ i u r e s c h n e e in I n j e k - t i o n e n y o n Go ld - o d e r W i s m u t p r ~ i p a r a t e n , be i d e n e n i m m e r d ie G e f a h r y o n U n v e r t r g g l i c h k e i t s e r s c h e i n u n g e n b e s i e h t , u n d

Abb. 2. Die gleiehe Patientin nach 6t[tgiger Behandlung mit Nicotins~mreamid.

d i e i n s o f e r n n i c h t a l s i n d i f f e r e n t e M e d i k a m e n t e a n g e s e h e n w e r d e n k 6 n n e n . U m so w i c h t i g e r i s t es, w e n n n u u m e h r e fn e n e u e t : l e h a n d l u n g s m e t h o d e g e f u n d e n w e r d e n k o n u t e , d i e m i t e i n e m k 6 r p e r e i g e n e n ~vVirkstoff zu a z b e i t e n g e s t a t t e t . W e g e n d e r g r u n d s g t z l i c h e n ~VVichtigkeit so l i h i e r i m R a t i i n e n e i n e r v o r l ~ u f i g e n M i t t e i l u n g a u f d i e s e n e u e t h e r a p e u t i s c h e A n w e n - d u n g s m 6 g l i c h k e i t d e s N i c o t i n s / i u r e a m i d s a u f m e r k s a m ge- m a e h t w e r d e n , f iber d i e a u s f f i h r l i e h s p g t e r a n a n d e r e r S te l l e b e r i c h t e t w e r d e n w i r d .

N a c h D r u c k l e g u n g dieser Ver6 f fen t l i chung erschien eine Mit- t e i lung fiber e inen Be r i eh t y o n t(I~INING (Derm. Wsehr . i939, 491), der ebenfal ls t h e r a p e u t i s c h e lErfolge be im E r y t h e m a t o d e s m i t N ico t i n s~u reamid sah.

* Giinstige Erfolge mit dem Pr;iparat bei Erythema exsudativum multiforme und Rosacea lasseu an eine Capillarwirkung denken.